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suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1876
Hegels Phänomenologie des Geistes
Ein kooperativer Kommentar zu einem Schlüsselwerk der
Moderne
Bearbeitet vonWolfgang Welsch, Klaus Vieweg
Originalausgabe 2008. Taschenbuch. 690 S. PaperbackISBN 978 3
518 29476 5
Format (B x L): 10,8 x 17,7 cmGewicht: 414 g
Weitere Fachgebiete > Philosophie, Wissenschaftstheorie,
Informationswissenschaft >Philosophie: Allgemeines >
Westliche Philosophie: Deutscher Idealismus
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Leseprobe
Vieweg, Klaus / Welsch, WolfgangHegels Phänomenologie des
Geistes
Ein kooperativer Kommentar zu einem Schlüsselwerk der Moderne
Herausgegeben von Klaus Vieweg und Wolfgang Welsch
© Suhrkamp Verlagsuhrkamp taschenbuch wissenschaft 1876
978-3-518-29476-5
Suhrkamp Verlag
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suhrkamp taschenbuchwissenschaft 1876
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Vor 200 Jahren erschien Hegels Phänomenologie des Geistes, die
zu einemSchlüsseltext der modernen Philosophie wurde. Im Anschluß
an Hegel, dersein Jenaer Hauptwerk als eine Entdeckungsreise ins
Wissen verstandenhat, würdigt der Band den Gang der Phänomenologie
des Geistes in seinerGesamtheit und legt einen kooperativen
Kommentar zu diesem Jahrtau-sendwerk vor, mit dem Ziel, Hegels
Entdeckungsreise in ihren entscheiden-den Wegstrecken
nachzuzeichnen und ihre Bedeutung für die zeitgenössi-sche
Philosophie herauszuarbeiten. Die Beiträge international
ausgewiese-ner Hegel-Experten widmen sich dabei dem Gang der
Argumentation inder Phänomenologie, umspannen aber auch das gesamte
Spektrum des He-gelschen Denkens im Lichte aktueller
philosophischer Debatten. Entstan-den ist ein umfassender
Kommentarband, der insbesondere für Studierendeein unverzichtbares
Hilfsmittel bei der Erschließung dieses Werks und derPhilosophie
Hegels überhaupt sein wird.
Klaus Vieweg ist Professor für klassische deutsche Philosophie
an der Fried-rich-Schiller-Universität Jena.Wolfgang Welsch ist
Professor für Theoretische Philosophie an der
Fried-rich-Schiller-Universität Jena. Im Suhrkamp Verlag ist
zuletzt von ihmerschienen: Vernunft. Die zeitgenössische
Vernunftkritik und das Konzept dertransversalen Vernunft (stw
1238).
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Hegels Phänomenologiedes Geistes
Ein kooperativer Kommentarzu einem Schlüsselwerk
der Moderne
Herausgegeben von Klaus Viewegund Wolfgang Welsch
Suhrkamp
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Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie
Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte
bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.d-nb.de abrufbar.
suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1876Erste Auflage 2008
© Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2008Alle Rechte vorbehalten,
insbesondere das der Übersetzung,
des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragungdurch Rundfunk
und Fernsehen, auch einzelner Teile.
Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form(durch Fotografie,
Mikrofilm oder andere Verfahren)
ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziertoder
unter Verwendung elektronischer Systemeverarbeitet, vervielfältigt
oder verbreitet werden.
Umschlag nach Entwürfenvon Willy Fleckhaus und Rolf StaudtSatz:
TypoForum GmbH, Seelbach
Druck: Druckhaus Nomos, SinzheimPrinted in Germany
ISBN 978-3-518-29476-5
1 2 3 4 5 6 – 13 12 11 10 09 08
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Vorwort
Die Phänomenologie des Geistes ist Hegels frühes,
epochemachendesWerk. Einem zeitgenössischen Bericht zufolge im
Oktober 1806 un-ter dem Kanonendonner der Schlacht bei Jena
vollendet, hat diesesBuch zweihundert Jahre lang breiter gewirkt
als die in Nürnberg ent-standene Logik oder die Heidelberg-Berliner
Enzyklopädie. Die Phä-nomenologie des Geistes hat Hegels Ruhm in
der philosophischen Weltbegründet. Ursprünglich als »Wissenschaft
der Erfahrung des Be-wußtseins« angelegt, im Verlauf der
Ausarbeitung aber zu einer »Phä-nomenologie des Geistes«
umgestaltet, bietet das Werk ein Kompen-dium sämtlicher Formen des
Bewußtseins in systematischer Reihungund zugleich einen Durchgang
durch die Formen der Kultur undGeschichte. Die große Konkretion,
mit der die philosophische Refle-xion hier verbunden ist, hat
bewirkt, daß das Werk bis heute über diePhilosophie hinaus ungemein
anziehend ist: für Geistes- und Kultur-wissenschaftler jeder
Richtung sowie für jeden, der nach umfassenderBildung sucht.
Der hier vorgelegte kooperative Kommentar geht auf eine von
denHerausgebern im Oktober 2006 in Jena organisierte Tagung
zu-rück, die es sich zur Aufgabe machte, die Phänomenologie des
GeistesKapitel für Kapitel zu analysieren und gemeinsam zu
diskutieren.Das Augenmerk galt sowohl der Stringenz der einzelnen
Kapitel wieder Schlüssigkeit der Gesamtkonzeption. Dementsprechend
enthältder Kommentar Darstellungen sämtlicher Kapitel des Werkes
undzusätzlich einige Beiträge, die sich der Gesamtkonzeption
widmen.Ziel ist die Erschließung dieses Hauptwerks der modernen
Philoso-phie für Leser von innerhalb wie außerhalb der Philosophie.
Es galteinerseits, das Reflexionsniveau des heutigen
Philosophierens einzu-bringen und sich von bloßer Hegelei
fernzuhalten, andererseits aberauch nicht zeitgenössische
Auffassungen einfach zum Maß dessen zumachen, was an Hegel richtig
sein kann und was nicht, sondern sichgegebenenfalls durch Hegel
auch belehren und korrigieren zu lassen.
Die Herausgeber danken etlichen Institutionen und Personen
da-für, daß sie die Tagung sowie die Publikation der Erträge
ermöglichthaben: der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Istituto
Italia-no per gli Studi Filosofici, der Stiftung für Technologie,
Innovationund Forschung Thüringen, Herrn Prof. Dr. Klaus Dicke und
Herrn
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Dr. Klaus Kübel als Rektor bzw. Kanzler der Universität Jena,
sowievielen inspirativen und hilfreichen Geistern: allen voran Dr.
RalfBeuthan, dem Leiter des Organisationsteams, ferner Dr.
TommasoPierini, Katja Grundig de Vazquez, Claudia Miloschewski,
Chri-stian Oertel, Sascha Pahl, Michael Raschke, Katja Weber,
ClaudiaWirsing, Björn Vinx und Folko Zander. Unser ganz
besondererDank gilt den Beiträgern, die eine Woche lang intensiv
miteinanderdiskutiert und die Ergebnisse der gemeinsamen
Auseinandersetzungin ihre Beiträge aufgenommen haben.
Wir hoffen, daß der so entstandene Kommentar für viele –
fürNovizen wie Experten – ein hilfreicher Begleiter bei der Lektüre
die-ses Schlüsselwerks des modernen Denkens sein wird.
Jena, im Mai 2008Klaus Vieweg und Wolfgang Welsch
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Inhalt
Zur Gesamtkonzeption des Werkes
Robert PippinEine Logik der Erfahrung? Über Hegels
Phänomenologie des Geistes . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . 1 3Eckart FörsterHegels Entdeckungsreisen. Entstehung
und Aufbau der
Phänomenologie des Geistes . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . 37Rolf-Peter HorstmannHegels Phänomenologie des Geistes
als Argument für eine
monistische Ontologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . 58Ralf BeuthanHegels phänomenologischer
Erfahrungsbegriff . . . . . . . . . . . 79Sally SedgwickErkennen
als ein Mittel. Hegels Kant-Kritik
in der Einleitung zur Phänomenologie . . . . . . . . . . . . . .
. . . 95
Abschnitt A. Bewußtsein
Ryosuke OhashiDie Tragweite des Sinnlichen . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . 1 1 5Anton Friedrich KochSinnliche
Gewißheit und Wahrnehmung. Die beiden ersten
Kapitel der Phänomenologie des Geistes . . . . . . . . . . . . .
. . . 1 3 5Brady BowmanKraft und Verstand. Hegels Übergang zum
Selbstbewußtsein
in der Phänomenologie des Geistes . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . 1 5 3
Abschnitt B. Selbstbewußtsein
Christian KlotzKritik und Transformation der Philosophie
der Subjektivität in Hegels Darstellung der Erfahrungdes
Selbstbewußtseins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . 17 1
Axel HonnethVon der Begierde zur Anerkennung. Hegels
Begründung
von Selbstbewußtsein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . 1 87
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Pirmin Stekeler-WeithoferWer ist der Herr, wer ist der Knecht?
Der Kampf zwischen
Denken und Handeln als Grundformjedes Selbstbewußtseins . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205
Remo BodeiAn den Wurzeln des Verhältnisses von Herrschaft
und
Knechtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . 238Jindrich KarásekDas Andere seiner selbst. Zur
Logik der
Anerkennungstheorie in der Phänomenologie des Geistes . . . 25
3Ella CsikósZu Hegels Interpretation des Skeptizismus . . . . . .
. . . . . . . . 270Italo TestaSelbstbewußtsein und zweite Natur . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . 286
Abschnitt C. (AA) Vernunft
Tommaso PieriniDie Beobachtung der Natur . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . 3 1 1Michael Quante›Die Vernunft
unvernünftig aufgefaßt‹. Hegels Kritik der
beobachtenden Vernunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . 325Marco Aurélio WerleLiteratur und Individualität. Zur
Verwirklichung des
Selbstbewußtseins durch sich selbst . . . . . . . . . . . . . .
. . . . 3 50John McDowellZur Deutung von Hegels
Handlungstheorie
im Vernunftkapitel der Phänomenologie des Geistes . . . . . . .
369Michael ForsterDas geistige Tierreich . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . 394
Abschnitt C. (BB) Der Geist
Ludwig SiepMoralischer und sittlicher Geist in Hegels
Phänomenologie . . 41 5Ulrich SchlösserHandlung, Sprache, Geist . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 439
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Erzsébet RózsaHegels Antigone-Deutung – Zum Status der
praktischen
Individualität in der Phänomenologie des Geistes . . . . . . . .
. 45 5Oscar Daniel BrauerHegels Aufklärung der Aufklärung . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . 474Christoph HalbigDie Wahrheit des
Gewissens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
489Allen SpeightWas ist das Schöne an der schönen Seele? Hegel und
die
ästhetischen Implikationen der letzten Entwicklungsstufedes
Geistes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . 504
Abschnitt C. (CC) Die Religion
Felix DuqueDas Innere der Natur – Hegel über die natürliche
Religion
in der Phänomenologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . 523Terry PinkardAutorität und Kunst-Religion . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 540Francesca MenegoniDie
offenbare Religion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . 562
Abschnitt C. (DD) Das absolute Wissen
Klaus ViewegReligion und absolutes Wissen. Der Übergang von
der
Vorstellung zum Begriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . 58 1Hans Friedrich FuldaDas erscheinende absolute
Wissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 601
Ausblick
Vittorio HösleNach dem absoluten Wissen . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . 627Wolfgang WelschAbsoluter Idealismus
und Evolutionsdenken . . . . . . . . . . . . . 65 5
Autorenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . 689
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Hinweis zur Zitierweise
Hegels Werke werden soweit möglich nach der
Theorie-Werkausgabe(TWA), hg. v. Karl-Markus Michel/Eva
Moldenhauer, Frankfurt amMain 1986 ff., zitiert. Dort nicht
enthaltene Schriften werden nachden Gesammelten Werken (GW), hg.
v.d. Rheinisch-WestfälischenAkademie der Wissenschaften, Hamburg
1968 ff., zitiert.
Alle in Klammern stehenden Seitenzahlen ohne nähere
Angabeentstammen der Phänomenologie des Geistes nach der TWA. Die
bei-den letzten Texte dieses Bandes beschäftigen sich mit Hegels
ge-samtem Werk und sind deshalb von der letztgenannten
Regelungausgenommen.
Weitere Abkürzungen, die den gesamten Band hindurch in
denAnmerkungen benutzt werden, sind PhG für die Phänomenologie
desGeistes, Enz für die Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaftenim Grundrisse sowie WL für die Wissenschaft der
Logik.
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Zur Gesamtkonzeptiondes Werkes
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Robert B. PippinEine Logik der Erfahrung ?
Über Hegels Phänomenologie des Geistes
I
Hegels Charakterisierungen der neuen, von ihm entwickelten
philo-sophischen Form, der Phänomenologie des Geistes, stellen vor
allemdeswegen ein Problem dar, weil sie so zahlreich sind. Bei
einigenhandelt es sich um klar erkennbare Reformulierungen oder
Spezifi-zierungen anderer, in vielen Fällen aber scheinen die
Beschreibun-gen inkonsistent zu sein oder unterschiedliche Perioden
in HegelsDenken widerzuspiegeln, das sich während der Jenaer Zeit
zwischen1802 und 1806 rasch entwickelte. Ursprünglich war eine
Phänome-nologie eine »Wissenschaft der Erfahrung des Bewußtseins«.
Sie istauch eine »Wissenschaft der Phänomenologie des Geistes«. Sie
stellteine Einführung in das wissenschaftliche System dar und
bildetzugleich den ersten Teil eines solchen Systems. Die
Enzyklopädiebezeichnet die Phänomenologie des Geistes als »die
wissenschaftlicheGeschichte des Bewußtseins«. Im Hauptteil nennt
Hegel das Werkden »Weg der Seele, welche die Reihe ihrer
Gestaltungen, als durchihre Natur ihr vorgesteckter Stationen,
durchwandert, daß sie sichzum Geiste läutere, indem sie durch die
vollständige Erfahrung ihrerselbst zur Kenntnis desjenigen gelangt,
was sie an sich selbst ist«(72). Berühmt ist seine Bezeichnung der
Phänomenologie als »Wegdes Zweifels«, ja, als »Weg der
Verzweiflung« (72), und als »ausführ-liche Geschichte der Bildung
des Bewußtseins selbst zur Wissen-schaft« (73).
Und das ist nur der Anfang. Gleich auf den ersten Seiten der
»Ein-leitung« und in der »Vorrede« erhalten wir nicht nur eine
Einfüh-rung, werden wir nicht nur mit dem ersten Teil des Systems,
seinerSelbstreinigung, der Selbsterkenntnis des Geistes und der
»Ge-schichte« der Bildung des natürlichen Bewußtseins bekannt
ge-macht, sondern auch mit der »Einsicht des Geistes in das, was
Wis-sen ist« (33), mit der »Leiter« zum Standpunkt der
Wissenschaft, miteiner Darstellung, wie der Geist »[. . .] dem
Negativen ins Angesichtschaut« und »bei ihm verweilt« (36), und wie
man zu einem Ver-
13
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ständnis des »Wahren« als »des bacchantischen Taumels«
gelangt,»an dem kein Glied nicht trunken ist; [. . .] weil jedes,
indem es sichabsondert, ebenso unmittelbar [sich] auflöst« (46),
und dies alles imbeständigen Kampf mit dem Zweifel und der
Verzweiflung. In ei-nem etwas prosaischeren Bild der »Vorrede«,
einem Bild, das Hegelseinzigartigen, schöpferischen Beitrag zur
Philosophie in eindeutigerWeise kennzeichnet, bemerkt Hegel, daß
die Phänomenologie desGeistes einem Bedürfnis dient, das für unser
Zeitalter typisch ist:»[. . .] das Allgemeine zu verwirklichen und
zu begeistern.« Sie er-reicht das »[. . .] durch das Aufheben der
festen bestimmten Gedan-ken«, d.h., indem sie »die festen Gedanken
in Flüssigkeit« bringtund auf diese Weise die »reinen Gedanken« zu
»Begriffen«, nämlich»geistigen Wesenheiten« macht (37).
Außerdem muß sich jeder ernsthafte Leser mit einer Anzahl
alterund relativ ungelöster philologischer Fragen
auseinandersetzen. Dagibt es zum einen das berühmte Problem der
alternativen, auf ihreHauptlinien zurückgeführten Version der
»Phänomenologie« in derEnzyklopädie und zum anderen Hegels eigene
Zusammenfassungder Phänomenologie des Geistes – als »Propädeutikum«
– für seineNürnberger Studenten. In beiden Zusammenfassungen
schließt dasWerk mit dem Vernunft-Kapitel, was endlose Fragen im
Hinblickauf zwei berühmte Problemkreise aufwirft: Fragen zur Rolle
derBehandlung des historischen Geistes und der Religion im
veröffent-lichten Werk und Fragen nach dem systematischen Ort der
Phäno-menologie; entweder, auf der einen Seite, als Einführung oder
Pro-pädeutikum, oder, auf der anderen Seite, als zweites Moment
einerPhilosophie des subjektiven Geistes. Auch hinsichtlich der
vermeint-lichen Einheit oder Unvollständigkeit des Textes (manches
sprichtfür ein Palimpsest) und den, so scheint es, häufigen
Sinnesänderun-gen Hegels in bezug auf sein System und seine
Einleitung ergebensich komplizierte Fragen.
Angesichts dieser Probleme möchte ich zunächst vier relativ
un-umstrittene Thesen zu dem Buch vortragen, die in ihrer
Gesamtheitunmittelbar zu der Frage führen, die ich untersuchen
möchte. Er-stens, der Hauptgegensatz des Werkes besteht eindeutig
zwischendem ursprünglichen Selbstverständnis in seiner Beziehung
zur Welt,zu den eigenen Handlungen und zu anderen, zwischen dem
also,was Hegel als Bewußtsein oder natürliches Bewußtsein oder
manch-mal auch als den Blickwinkel des Verstandes bezeichnet, und
dem
14
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erreichten Selbstverständnis als Geist. In einer
traditionelleren phi-losophischen Terminologie würde dies eine neue
Theorie der Sub-jektivität bezeichnen: was es heißt, ein
erkennendes und handelndesSubjekt zu sein, sich eine Meinung zu
Fakten und Ereignissen zu bil-den und sich zum Handeln zu
entschließen, eine Theorie, die imGegensatz zur Cartesischen
Wendung nach innen, zum KantischenTranszendentalismus, zum
christlichen Dualismus und zu den Mo-dellen selbstbestimmten
individuellen Handelns wie dem von Kantsteht. Worauf dieser neue
Begriff von Subjektivität hinausläuft undwas der Geist ist, das ist
sicher die zentrale Frage des Buches; derKern von Hegels Anspruch
wird aber zweifellos am Ende der erstendrei Kapitel mitgeteilt, wo
er verkündet: »Hiermit ist schon der Be-griff des Geistes für uns
vorhanden«, und seine berühmte Ausgangs-bestimmung vorträgt: »Ich,
das Wir, und Wir, das Ich ist« (145).
Zweitens, was immer die Phänomenologie des Geistes sonst
seinmag, ihre Logik, die Art und Weise, wie sie ihre Argumentation
vor-trägt, die sie zur letztlich erfolgreichen Selbsterkenntnis und
Gesell-schaftlichkeit des Geistes liefern will, ist, allgemein
gesprochen, ent-wickelnd und nicht deduktiv oder analytisch. Die
späteren Teilegründen oder stützen sich – zumindest soviel kann man
wohl sagen– auf das, was in den früheren Passagen durchscheint,
insbesondereauf die Unangemessenheit oder Partikularität des
Standpunktes, derin einem Teil eingenommen wird, und auf eine
gewisse Verbesse-rung oder Korrektur oder eine umfassendere
Perspektive.
Einige Kommentatoren haben sogar behauptet, diese
Entwick-lungslogik habe in Wirklichkeit einen narrativen Charakter
und ihreLogik oder die Kohärenz ihrer Anordnung stehe der Logik
eines Bil-dungsromans näher als einer logisch immer konsistenteren
Behand-lung von immer selbstbewußteren Voraussetzungen. Das geht
sicherzu weit, denn obwohl die Unklarheit des Anfangs, die man für
eineeher dramatische oder literarische Vorstellung der narrativen
Ent-wicklung anführen könnte, evident ist, weil Hegel auf der
lebendigenund flüssigen Form einer solchen Rationalität besteht,
will Hegel zei-gen, daß die Entwicklung und Selbstverwirklichung
des Geistes einrationaler Prozeß ist.
Drittens, die Maschine, die alles vorantreibt, ist die Negation
ineinem allgemeinen Sinn, genauer gesagt ist es eine Art
Selbst-Nega-tion. Das natürliche Bewußtsein ist, so heißt es, einer
Art von ihmselbst ausgehender Gewalt ausgesetzt. Dem liegt die
Vorstellung ei-
15
-
nes Subjekts zugrunde, das einen Standpunkt, eine
Weltorientierung,ein Selbstverständnis oder eine Praxis verkörpert,
die dadurch ent-steht, daß das Subjekt (offenbar unumgänglich oder
unvermeidlich)allmählich ein gewisses Ungenügen an seinen eigenen
tiefsten Prin-zipien und Verpflichtungen entwickelt. Eine derartige
Unzufrie-denheit, was immer das sein mag, ist nichts, was
demjenigen, derSubjekt der Narration ist, zustößt, sie ist
selbstverursacht. In der »Vor-rede«, wo Hegel fast das ganze Buch
wie in eine Formel gepreßt dar-stellt, kommentiert er »[. . .] die
Vermittlung des Sichanderswerdensmit sich selbst« und bestimmt, wie
er das häufig tut, die wahremenschliche Subjektivität als »die
reine einfache Negativität« (23).Diese beiden Vorstellungen – die
sich entwickelnde Natur des Gei-stes und seine selbst-negierende
Qualität – werden in der Enzyklopä-die in der recht paradoxen und
häufig vorgenommenen Charakteri-sierung des Geistes als eines
»Produktes seiner selbst« verbundenund bilden die Grundlage für die
Behauptung, daß das Absolute»wesentlich Resultat [. . .] ist«
(24).
Viertens, und dieser Punkt ist der wichtigste, sagt Hegel
explizit,daß diese Wendung gegen sich selbst nicht zu verwechseln
sei mitdem, was wir unter kritischem Nachdenken verstehen, dem
Versuch,ungeprüfte Annahmen zu überprüfen, nichts als gegeben
hinzuneh-men, selbst zu denken und nicht blind der Führung anderer
zu fol-gen; allgemein gesprochen, darauf zu achten, ob man eine
Normoder ein Prinzip, dem man sich verpflichtet fühlt, reflexiv
verteidi-gen kann. Denn, wie Hegel in der »Einleitung« kurz
erläutert, müs-sen alle Versuche dieser Art genau die Sünde
begehen, gegen diesie auftreten: Jeder bestimmte Versuch einer
solchen Reflexion mußals Maßstab oder Kriterium etwas
Unreflektiertes enthalten, damitman überhaupt voranschreiten kann.
Besonders möchte ich beto-nen, daß Hegel sagt, in der
Phänomenologie des Geistes gehe es nichtum die Geschichte oder
nicht in erster Linie um die Geschichte ei-ner derartigen
Erziehung, als handele es sich um eine SokratischeErweiterung
dessen, was im Leben oder in einer Kultur überprüftwird. In den
wichtigsten Abschnitten der »Einleitung« stellt Hegelzunächst fest,
daß der Zweifel, um den es in diesem Buch geht, nichtder üblichen
Vorstellung vom Zweifel entspricht, den er »ein Rüt-teln an dieser
oder jener vermeinten Wahrheit« nennt. Er sprichtstatt dessen von
»diesem sich vollbringende[n] Skeptizismus« (72)und von einer
Erfahrung des Sich-Verirrens, die so tiefgreifend ist,
16
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daß sie den Verlust seiner selbst einschließt. Dies alles stellt
er expli-zit der Redewendung gegenüber, mit der Kant das praktische
Mottoder Aufklärung definiert hatte: sapere aude. Für manche
Kommenta-toren (wie zum Beispiel Ludwig Siep) entspricht dieser
Unterschiedeinem Unterschied in den Sinngehalten der Erfahrung, auf
die Hegelsich beruft.1
1 Siep, Ludwig, Der Weg der Phänomenologie des Geistes. Ein
einführender Kommentarzu Hegels ›Differenzschrift‹ und
›Phänomenologie des Geistes‹, Frankfurt am Main2000, S. 63 f.
Der kritische, reflexive Sinn bezieht sich bloß auf dieKorrektur
falscher Glaubensvorstellungen und setzt an deren Stellezwar keine
wahren, aber doch durch die Erfahrung besser begrün-dete
Glaubensvorstellungen. Der dramatischere Sinn, den Hegel imAuge zu
haben scheint, befindet sich in größerer Nähe zu einer völli-gen
Umkehrung des Bewußtseins oder einer Konversion, einer
Ver-änderung, bei der wir an religiöse Erfahrungen oder eine
tiefgrei-fende politische Sinnesänderung denken. Ich denke, es
trifft zu, daßHegel eher an die letzte Art von Erfahrung denkt, und
darin liegt dasProblem. Denn diese Form ist genau die Form, von der
wir anneh-men, daß sie mit ziemlicher Sicherheit keinen logos,
keine Rechtferti-gung besitzt. Sie scheint uns zuzustoßen, aus
vielerlei Gründen, unddie Vorstellung, daß wir das in Wirklichkeit
selber ins Werk setzenund es eine Wissenschaft von der Erfahrung in
diesem Sinn, daß eseine Logik in einer solchen Erfahrung als Teil
einer kollektiven ziel-gerichteten Aktivität geben könnte, scheint
allem zu widersprechen,was wir wissen.2
2 Diese beiden Streitfragen – daß eine derartige Erfahrung
selbst gemacht und daß sierational erklärbar ist – sind miteinander
verbunden. Das Verbindungsglied könnteKants Moderne sein: die
Behauptung, daß die Vernunft nur das am besten kennt,was sie macht,
daß die Vernunft nur sich selbst kennt.
So wirft die Frage des Geistes die Frage nach dem Status
derGesellschaftlichkeit (im Gegensatz zu reflektierten Individuen
undselbstbestimmt Handelnden), nach der Natur einer
Entwicklungs-logik oder einer Form rationaler Entwicklung von
lebendigen, sichbewegenden, flüssigen Begriffen und der etwas
masochistischen Vor-stellung der Selbst-Negation auf. Die letzte
Frage ermöglicht meinerMeinung nach den besten Ausblick auf die
anderen: Warum beruftHegel sich hier auf einen selbst auferlegten
Zweifel, der an Verzweif-lung grenzt, um die Natur der
phänomenologischen Entwicklung zubeschreiben, und wenn es nicht der
»Zweifel ist, daß meine Vorstel-
17
-
lungen vielleicht nicht wahr sind« oder der Zweifel, ob »ich
wirklichdas Recht habe, normative Ansprüche zu erheben, wie ich es
tue«,um was für eine Art von Zweifel oder Verzweiflung handelt es
sichdann? Mit einem anderen eindrucksvollen Bild gesprochen,
dasHegel viel später in der Phänomenologie des Geistes verwendet,
umdas Problem zu beschreiben, vor das uns der Geist stellt (das er
ingleicher Allgemeinheit am Anfang seiner Vorlesungen über die
Ästhe-tik wiederholt): Was heißt es, wenn man sagt, daß der Geist
odersogar die menschliche Existenz selbst wie eine Wunde ist, die
man (1)sich selbst zugefügt hat und die (2) der Geist selbst heilen
kann und,noch erstaunlicher, (3) eine, die nach ihrer Heilung keine
Narbenhinterläßt? Anders ausgedrückt: Wittgensteinianer sprechen
manch-mal davon, durch ein Bild gefangengenommen oder ergriffen zu
sein.Hegel scheint sich dagegen der Frage zuzuwenden, was es für
ein»Bild« oder eine Gestalt des Geistes heißt, den Griff zu
lockern,keine Loyalität mehr zu verlangen, in gewisser Weise zu
scheitern,und das alles in einer Art und Weise, die nicht bloß eine
soziologischeoder historische, sondern eine philosophische
Erklärung zuläßt. Hegelscheint tatsächlich anzunehmen, daß die
Heilung dieser Verluster-fahrung, eine so erfolgreiche Heilung, daß
keine Narben zurückblei-ben, genau darin besteht, daß man in einem
solchen Prozeß einenphilosophischen Sinn erkennt. Dazu ist
natürlich eine Antwort aufdie wichtigste Frage nötig: Was heißt es,
»absolutes Wissen« erlangtzu haben, und inwiefern kann man von
diesem sagen, es heile dieWunde der Existenz ohne Narben?
Es liegt auf der Hand, daß uns diese Frage dazu zwingt,
unserAugenmerk auf die überraschend wenigen
»metaphänomenologi-schen« Abschweifungen in der Phänomenologie des
Geistes über diePhänomenologie des Geistes zu richten, und eine
sozusagen demytho-logisierende Arbeit von uns verlangt, eine
Vorgehensweise, bei derdie Begriffe Wunde, selbst zugefügt/selbst
auferlegt, heilen, Narben,Flüssigkeit, dem Tod ins Angesicht sehen
und Gewalt weniger meta-phorisch und mehr prosaisch erscheinen.
Hierbei werde ich im fol-genden kurz verweilen.
18
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II
Vorher muß man jedoch ein Interpretationsproblem ansprechen.
Diehier zitierte Sprache hat einen sehr dramatischen Ton und
scheint aufdas existentielle Scheitern einer Gestalt des Geistes zu
verweisen, dassich vielleicht so auch in der attischen Tragödie
oder der Franzö-sischen Revolution manifestiert. Doch gibt es in
der Phänomenolo-gie des Geistes eine große Anzahl von
Übergangsstadien, die offenbarkeine derartige Vorstellung des
Scheiterns enthalten. In diesem Zu-sammenhang erinnern wir uns an
die ersten drei Kapitel sowie an diezahlreichen Übergangsstadien
des fünften Kapitels. Mit der Er-kenntnis, daß Unterscheidung durch
Erfahrung die aktive Tätigkeitdes Verstandes erfordert, oder mit
der Erkenntnis, daß die Physio-gnomie sich selbst widerlegt,
scheint keine Verzweiflung, kein küh-nes dem Tod ins Angesicht
Schauen, keine Zögerlichkeit gegenüberdem Negativen, keine
religiöse Konversion verbunden.
Ich vermute, daß Hegel in der Phänomenologie des Geistes
zweiunterschiedliche Fragen im Auge hat, Fragen, die getrennt
gestelltwerden müssen, wenn man sowohl verstehen will, warum der
Geistphänomenologisch verstanden werden muß, als auch, was es
heißt,den Geist phänomenologisch zu verstehen; ein Ansatz, der
vomsechsten Kapitel an sehr viel stärker an die historische
Wirklichkeitgebunden erscheint. Es besteht also mit anderen Worten
ein Unter-schied zwischen der Frage nach möglichen Modellen für ein
erken-nendes und handelndes Subjekt oder vermeintlichen
Kandidatenfür einen solchen Status, die eigentlich nicht als
Erfahrungsmodelledienen können, weil sie fragmentarische,
partikulare und daher ent-stellte »Gestalten« eines möglicherweise
erfahrenden Subjekts auf-weisen, und auf der anderen Seite einer
sich selbst auflösenden,wirklichen (wie er sie nennt) Erfahrung im
umfassenden Sinn, erfah-ren durch eine historische Gestalt des
Geistes, die jetzt hinreichendkomplex verstanden wird, um als
vollständiges Subjekt der Erfah-rung zu gelten, von dem man aber
zeigen kann, daß es gerade da-durch seine eigene Zufriedenheit
auflöst. Diese Unterscheidung,zwischen einem Subjekt, das
keinesfalls ein mögliches Erfahrungs-modell sein kann, und einem
tatsächlich erfahrenden Subjekt, vondem man zeigen kann, daß es
seine eigene Unfähigkeit erfährt, Ver-pflichtungen zu erfüllen oder
zu erkennen, ist nicht zweifelsfrei undleicht zu treffen, und an
einigen Stellen wird im Text zugegebener-
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maßen nicht klar, wie Hegel diese Möglichkeiten organisiert.
Manch-mal erscheint die Berufung auf das geistige Leben und die
Flüssig-keit der Begriffe bloß wie eine etwas gezwungene
Personifizierungvon Positionen in der Epistemologie oder den
Freiheitstheorien, inder repräsentative Figuren dafür und dagegen
argumentieren. Ananderen Stellen scheint Hegel sich statt dessen
auf eine Art existen-tieller Logik zu berufen oder eine andere Art
von Unzulänglichkeitoder Versagen zu demonstrieren, wie in der
Darstellung der Franzö-sischen Revolution oder von Rameaus Neffe.
An wieder anderenStellen scheinen beide Strategien im Spiel zu
sein, wie in den Parado-xien der Herrschaft, die sowohl
begrifflicher Art (erzwungene Aner-kennung ist keine Anerkennung)
als auch – in Ermangelung einesbesseren Begriffs – existentieller
Art sind (es liegt etwas Unbefriedi-gendes darin, von jemandem
anerkannt zu werden, den man selbstnicht anerkennt).3
3 An diesem Punkt könnte man meiner Position gegenüber auch
folgenden kritischenEinwand erheben: Wenn Hegel sagen will, daß die
Phänomenologie des Geistes wirk-lich erst mit dem sechsten Kapitel
beginnt, hätte er das mitteilen können. Ich versu-che zu zeigen,
daß er in einem gewissen Sinn genau das behauptet.
Formal ist diese Argumentationsweise Hegel jedoch
keineswegsfremd. In seiner Rechtsphilosophie sind das Abstrakte
Recht und dieMoralität keine unterschiedlichen Erfahrungsstufen,
keine Teilalter-nativen zu dem, was sich als Sittlichkeit erweisen
wird. Das Versagensolcher begrenzter, vermeintlicher Formen
normativer Gesinnungresultiert genau aus dem zum Scheitern
verurteilten Versuch, sie alsunabhängig von der Sittlichkeit und
ihr vorausliegend zu denken.Am Ende des Teils über Moralität
formuliert er im Gegensatz zueiner solchen Auffassung: »Das
Rechtliche und das Moralische kannnicht für sich existieren, und
sie müssen das Sittliche zum Trägerund zur Grundlage haben.«4
4 TWA 7, Grundlinien der Philosophie des Rechts, S. 291, § 141
Zusatz.
Von diesen früheren Stufen kann mannicht sagen, sie wirkten
wirklich erzieherisch oder bildend in derWeise, wie man das über
Erfahrungen in der Familie oder der mo-dernen bürgerlichen
Gesellschaft tatsächlich sagen kann, sie bildetenwirklich einen
reichen, lebendigen Sinn für die Beziehung zwischenIndividualität
und Universalität in einer rationalen Lebensform aus.In § 190 geht
er so weit, bei der Erklärung der Unterschiede zwi-schen den
Abstraktionen Person, Subjekt und den konkreten Aspek-ten der
Sittlichkeit zu behaupten, nur in einer fortgeschritteneren
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