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KOOTHS | Neoprotektionismus im Windschatten der Corona-Krise
Neoprotektionismus im Windschatten der Corona-KriseWie ein Virus die Freihandelsidee infiziert
Hayek-Club Heidelberg | Kiel, 27. Mai 2020Video-Clubabend
Prof. Dr. Stefan KoothsPrognosezentrum
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Institut für Weltwirtschaft (gegründet: 1914)
Prognosezentrum
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Protektionismus + Industriepolitik
(Merkantilismus)
Interventionismus im Doppelpack
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Protektionismus
„Ökonomische Souveränität“
Alter Wein in neuen Schläuchen
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Ausfuhrverbote
Medizinprodukte
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„Mit den länderspezifischen Empfehlungen, die die EU-
Kommission […] gibt, können wir Impulse setzen, Industriezweig für
Industriezweig.“
Hilfsprogramme als Einfallstor für Industriepolitik
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Thierry BretonEU-Binnenmarkt-KommissarQuelle: F.A.Z., 22. Mai 2020 (Interview: „Alte Zwistigkeiten hintanstellen“)
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Italienische Regierung gibt drei weitere Milliarden Euro für Alitalia als Teil eines neuen Hilfspakets
zur Abfederung der Schäden durch die Corona-
Krise in Italien.
Corona-Krise als Rettung
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Quelle: https://www.airliners.de/italienische-regierung-milliarden-euro-alitalia/55339
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Neomerkantilismus
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Charles MichelEU-Ratspräsident
Quelle: F.A.Z., 18. April 2020 (Interview: „Herausforderung dieser Generation“)
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(Klein-) Geist des Protektionismus: USA vs. EU
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Quelle: F.A.Z., 7. April 2020 („Industrie fordert Zollaufschub “)
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Doha-Runde (seit 2001):
Warten auf das langsamste Kamel in der Karawane.
Krise des Multilateralismus
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Handelskonflikte(insbes. USA)
Strategische Industriepolitik(insbes. China)
Neoprotektionismus vor Corona
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Nicht-tarifäre Handelshemmnisse
Quelle: WTO, World Trade Statistical Review 2016.
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Außenhandel als Nullsummenspiel,
„Außenbeitrag“ als Erfolgsgröße
Außenhandelsmythen
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BIP = C + I + Ex – Im
BIP + Im = C + I + Ex
Keynesianische Hydraulik
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„Außenbeitrag“Außenhandelsüberschuss
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Länder als Unternehmen
Merkantilistischer Grundfehler
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Befriedigung von (gegenwärtigen und zukünftigen)
Konsumbedürfnissen
Finaler Zweck des Wirtschaftens
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Entgangene Konsummöglichkeiten
Konsumenten- statt Unternehmensperspektive
Kostenbegriff
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Wirtschaftsordnung
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▪ Gewinne» Erlöse (Werterschaffung) > Kosten (Wertvernichtung)» netto werden Werte geschaffen
Akteur bleibt im Spiel, Aktivität kann ausgedehnt werden
▪ Verluste» Erlöse < Kosten
» netto werden Werte vernichtet
gelbe Karte (Verwarnung): Aktivität sollte eingeschränkt werden
▪ Konkurs» Erlöse << Kosten
» netto werden in großem Umfang/dauerhaft Werte vernichtet rote Karte (Platzverweis): Aktivität muss eingestellt werden
Das Ampelsystem des Marktes
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Koordinationserfolg (Strukturwandel)
Insolvenzen
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Kaufen (= Tausch)
oder
Selbermachen (= Produktion)
Güterbeschaffung auf friedlichem Wege
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If goods don’t cross borders, soldiers will.
Otto M. MalleryEconomic Union and durable peace (1943)
Autarkie: Ein gefährlicher Weg
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Eintauschen, was andere relativ billiger können
wirkt wie produktivitätssteigernde Erfindung
Spezialisierung
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Opportunity cost at work
▪ 20 minutes per haircut(no progress over 200 years)
▪ Zero productivity gainsin volume terms …
▪ … but substantial growth of barbers’ real incomes
Gains in value productivity due to growing opportunity cost of non-barbers
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Value productivity vs. volume productivityLabor productivity (value-added per hours worked), Germany
– 2,0 – 1,0 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0
Total Economy
Agriculture
Manufacturing (B-E)
Construction
Trade, Transportation, Accomodation (G-I)
Information and Communication
Financial and Insurance Services
Real Estate Activities
Professional Services (M-N)
Public Administration (O-Q)
Other Services (R-U)Value
Volume
Average annual change (1992 to 2018).
Price adjusted (Volume: generic deflator, Value: private consumption deflator).
Source: Statistisches Bundesamt, Fachserie 18, Reihe 1.2; IfW calculations.
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Konsumenten als Globalisierungsgewinner
▪ Kapitalismus: Massenproduktion für breite Konsumentenmassen, nicht für obere Zehntausend
▪ Geringverdiener: Höherer Ausgabenanteil für international gehandelte Güter
▪ Globaler Wettbewerb (effizientere Produktion) macht global gehandelte Güter billiger
Source: Fajgelbaum, P. D., & Khandelwal, A. K. (2014). Measuring the unequal gains from trade. NBER WP 20331
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Wirtschaftsräume (Länder) sind keine Akteure.
Relativpreise können sich anpassen.
Trugbild der nationalen Wettbewerbsfähigkeit
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Exporte als Kosten,
Importe als Erlöse
und Kapitalverkehr als Brücke
Außenwirtschaft in a Nutshell
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▪ Gemachte Ordnung (Taxis)
» Atavistische Instinkte
▪ Solidarität, Altruismus, Allmende
▪ Hierachie, Abwehr von Fremden
Soziale Wärme(stabilisiert Kleingruppen)
» Konstruktivistischer Rationalismus
» Methodologischer Kollektivismus
Sozialistische Gesellschaft(Entwicklungsgesetze, Design)
▪ Spontane Ordnung (Kosmos)
» Abstrakte Regeln
▪ Eigentum, Verträge, Reputation
▪ Wettbewerb, Handel mit Fremden
Soziale Wissensteilung(koordiniert Großgesellschaften)
» Kritischer Rationalismus
» Methodologischer Individualismus
Offene Gesellschaft(Evolution, Selbstorganisation)
Soziale Koordinationssysteme
radikale Vereinfachung Akzeptanz von Komplexität
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Merkantilistischer Atavismus: „Buy German“
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Kapitalprotektionismus “made in Germany”
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Ausverkauf der „deutschen“ Industrie?
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Meistbegünstigung ≠ Freihandel
WTO (Doha-Runde)
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Zähes Reziprozitätsdenken
Marktöffnung als Zugeständnis
Verhandlungen über „Freihandels“-Abkommen
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Reziprozität Retorsion
Blinder Fleck: Politökonomische Aspekte
Optimalzolltheorie
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Liberalismus als Idee der dezentralen Ordnung
Untertanen
Feudalmacht
Wirtschaft
Feudalismus
(Demokratischer) Staat
Verfassung
Wirtschaft
Wettbewerb
liberaleRevolution
Freies Marktsystem(klassischer Liberalismus)
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Interventionismus vs. Neoliberalismus
(Demokratischer) Staat
Verfassung
Wirtschaft
Wettbewerb
Inte
rve
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Ein
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Interventionismus
Schutz
Demokratischer Staat
Verfassung
Wirtschaft
Wettbewerb
Neoliberale Ordnung(Soziale Marktwirtschaft)
Regulierung
Zwangsmittel in Reichweite privater Akteure
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Neuaufguss des Merkantilismus/Autarkiedenkens(„Europäische Champions“/„technologische Souveränität“)
Gefahr der Systemdeformation
Strategische Industriepolitik
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Relevantes Wissen ist nicht zentralisierbar.
Opportunitätskosten sterben nicht aus.
Offene Flanken der Industriepolitik
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Unilateraler Freihandel
Alternative
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▪ Gleichbehandlung aller in- und ausländischen Unternehmen
▪ Abbau der Zollmauern (unabhängig vom Ausland)
▪ Größtmögliche Anerkennung ausländischer Standards
▪ Ausbeuten ausländischer Subventionen
▪ Marktgetriebene Innovationen/Technologien
▪ Globale Umweltgüter: Grenzausgleich
Setzt heimische Wirtschaft unter maximalen Wettbewerbsdruck
Schützt die innere Wettbewerbsordnung (Leistungs- statt Machtrenditen)
Offene Märkte durch unilateralen Freihandel
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www.ifw-kiel.de
Prof. Dr. Stefan KoothsLeiter Prognosezentrum
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