Hausarbeit Masterstudiengang „Bildung und Medien- eEducation“ Modul 7 „Gesellschaftliche Rahmenbedingungen“ SS 2011 Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften der FernUniversität in Hagen Inklusion und Medienbildung als Schnittstelle zur e-Inklusion Betreuer: Dr. Rainer Jansen Florentina Sauerbach Themenstellung: 14.07 2011 Abgabetermin: 16.09.2011 1
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Hausarbeit
Masterstudiengang „Bildung und Medien- eEducation“
Modul 7 „Gesellschaftliche Rahmenbedingungen“
SS 2011
Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften
der FernUniversität in Hagen
Inklusion und Medienbildung als Schnittstelle zur e-Inklusion
Betreuer:
Dr. Rainer Jansen
Florentina Sauerbach
Themenstellung: 14.07 2011
Abgabetermin: 16.09.2011
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Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 32 Von der sozialen zur digitalen Benachteiligung 43 Von der Integration zur Inklusion 64 Lernkompetenz in der Wissensgesellschaft als Indikator für Lernerfolg
85 Neue Medien im inklusiven Unterricht – Potenzial und Grenzen 106 Entwurf eines exemplarischen Unterrichtsszenarios 15
7 Ausblick und Fazit 21 Literaturverzeichnis 24 Abbildungsverzeichnis 29Tabellenverzeichnis 29 Erklärung 30 Im Rahmen dieser Arbeit findet ausschließlich die männliche Form Verwendung, um die Lesbarkeit
zu vereinfachen. Es sind dabei aber stets beide Geschlechter angesprochen, sofern dies nicht
ausdrücklich anders erwähnt wird.
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EinleitungDer Begriff der Inklusion ist heute in der öffentlichen und wissenschaftlichen
Diskussion allgegenwärtig. Diese öffentliche, politische und wissenschaftliche
Debatte ist nicht neu, erhielt aber diese breite Aufmerksamkeit erst durch
die 2009 in Deutschland in Kraft getretene UN-Konvention zu Rechten von
Menschen mit Behinderung, insbesondere durch den Inhalt des Artikels 24:
„(…) dass keine Person aufgrund von Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden darf, dass Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven, hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen und weiterführenden Schulen haben sollen und dass angemessene Vorkehrungen im Einzelfall getroffen werden müssen.“ (Deutsches Institut für Menschenrechte, 2011, S. 2)
Mit der Unterzeichnung stellt sich Deutschland der Herausforderung ein
inklusives Bildungssystem zu verwirklichen. Inklusive Bildung für alle bedeutet,
qualitativ hochwertige Bildung für alle Lernenden zu ermöglichen und die
Entwicklung einer inklusiven Gesellschaft zu fördern (Deutsche UNESCO
Kommission, 2009, S. 4).
Inklusive Bildung für alle Lernenden bedeutet darüber hinaus auch gleiche
Bildung, unabhängig von Geschlecht, Herkunft und Schichtzugehörigkeit zu
ermöglichen (Prengel, 2006, S. 11). Spätestens seit den PISA-Studien ist
bekannt, dass das deutsche Bildungswesen stark durch soziale Ungleichheit
geprägt ist. In keinem anderen Land besteht solch ein enger Zusammenhang
zwischen Bildungserfolg und sozialer Herkunft, auch wenn dieser in den letzten
Jahren kontinuierlich abgenommen hat – er besteht weiterhin (Prenzel, Artelt,
Baumert, Blum, Hammann, Klieme & Pekrun, 2006, S. 11 ff.).
Dabei hat sich die deutsche Arbeitsmarktstruktur verändert – die
Anforderungen an eine erfolgreiche berufliche Tätigkeit nehmen stetig
zu. Computerisierung, Automatisierung, Internationalisierung sind hier die
Stichworte. Qualifikationsanforderungen steigen (Spitz, 2003, S. 13 ff.) und
Handlungskompetenzen wie Problemlösefähigkeit, kooperative Kompetenz
oder Selbstlernkompetenz werden zunehmend notwendiger (Levy & Murnane,
2004, S. 6 ff.). Damit einhergehend wachsen auch die Anforderungen an
die individuelle Lebensbewältigung der Jugendlichen. Die Möglichkeiten zur
Selbstentfaltung haben sich enorm vergrößert, verlangen dadurch ebenfalls eine
erhöhte Selbstlernkompetenz, um an den mannigfaltigen Möglichkeiten nicht zu
scheitern (Quenzel & Hurrelmann, 2010, S. 17).
Die Konsequenz dieser neuen Anforderungen ist ein Neudenken des Systems
Schule, um Bildungsbenachteiligungen entgegen wirken zu können.
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Ziel dieser Arbeit ist es an Hand einer exemplarischen Unterrichtsreihe
aufzuzeigen, wie inklusiver Unterricht gestaltet sein sollte, um sowohl der
sozialen als auch digitalen Kluft entgegen zu wirken. Dazu wird im Folgenden
der Zusammenhang von sozialer und digitaler Benachteiligung aufgezeigt
(Kap. 2), um daran anschließend die Weiterführung des Integrationsansatzes
zur Debatte um inklusive Bildung vorzustellen (Kap. 3). Ein wichtiger Indikator
für den Lernerfolg in der Wissensgesellschaft ist die Lernkompetenz (Kap. 4),
welche auch grundlegend für den Einsatz neuer Medien im Unterricht ist (Kap.
5). Aufbauend auf dieser theoretischen Verortung wird ein Unterrichtsszenario
entworfen und seine Effekte für den Lernerfolg diskutiert (Kap. 6). Die Arbeit
schließt mit einem Ausblick und einem Fazit (Kapitel 7).
Von der sozialen zur digitalen Benachteiligung Soziale Herkunft, Migration, Geschlecht, Behinderung – all dies sind
Faktoren, welche den Bildungserfolg beeinträchtigen können und somit zu
einer sozialen Benachteiligung führen (Prenzel et al., 2006; Prengel, 2006;
Wichtig in diesem Zusammenhang ist es, den Bildungsplanbezug, aus welchem
die Grob- und Feinziele abgeleitet werden können, herzustellen. Auch in den
Bildungsstandardsformulierungen der KMK für das Fach Deutsch (2004, S.
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8) findet man, neben fachlichen Kompetenzen, die Lernkompetenz wieder -
Methoden- und Arbeitstechniken werden explizit aufführt.
Die Grobzielsetzung der Unterrichtsreihe umfasst demnach neben fachlichen
Inhalten die Vertiefung von Lernkompetenz in Form von selbstgesteuertem
Lernen, Medienkompetenz und Kooperationskompetenz. Die Feinziele müssen
individualisiert für den Einzelschüler erfasst werden. Sinnvoll ist es in diesem
Zusammenhang mit einem Kompetenzraster zu arbeiten, welches auch dem
Lernenden den eigenen Lernfortschritt visualisieren kann. Auch in dem hier
dargestellten Unterrichtssetting wird ein Kompetenzraster eingesetzt, denn
bereits in Klasse 5 hat sich dieses für die Visualisierung des Lernerfolgs
bewährt1. Auf Grund des begrenzten Rahmens dieser Arbeit wird hier
jedoch davon abgesehen, näher auf das Potential von Kompetenzrastern im
mediengestützten Unterricht einzugehen.
Zudem wurde eine Matrix entworfen, die zu erwartende Schwierigkeiten bei der
Arbeit mit dem Wiki erfasst und präventive Strategien zur Verhinderung bzw.
Lösung dieser Problematiken umfasst.
Kompetenzbereich
Problem Lösungsansatz
Selbststeuerungskompetenz
Autoritäten suche (verstärkt durch die flachen Wiki-Hierarchien)
● Bei Bedarf Hilfe anbieten● zeitlich begrenzt Moderatoren einsetzen● zeitnahes Feedback geben um soziale
Präsenz zu zeigen Verunsicherung (neue
Lernerfahrung)● enge Begleitung in der Einstiegsphase● Unterstützungsleistung durch Lehrer
und Peers jederzeit gewährleisten● Selbststeuerungskompetenz schon im
Vorfeld gezielt trainieren Cognitive Overload
(Wiki ist zu komplex und Schüler verlieren den Überblick, verbringen zu viel Zeit mit der Lösung von Peripherie-problemen, verlieren eigentliche Lernaufgabe aus dem Auge)
● Startseite des Wikis wird durch den Lehrer administriert
● Doppelte Einträge löschen/zusammenführen
● Tote Links entfernt● In der Einstiegsphase wird der
Themenumfang begrenzt gehalten● In der Durchführung werden immer
wieder Hilfestellungen gegeben, um zur Aufgangsproblematik zurückzuleiten, sofern dies nötig ist
….. ● ….
1 Das Kompetenzraster wurde im Rahmen des Modul 5 entwickelt und am Ende des Schuljahres evaluiert. Für dieses Unterrichtssetting wurde es weiterentwickelt und befindet sich zur Zeit noch in der Erprobungsphase, da das Schuljahr erst begonnen hat. 17
Kooperationskompetenz
Trittbrettfahrer ● Zeitlichen Ablaufplan erstellen lassen, wann Aufgaben verbindlich zu präsentieren sind
● Rotierende Präsentationsrolle, jeder kommt ran
● Gemeinsam erarbeitete Gruppenregeln● Nicht Einhaltung von Gruppenregeln
wird von der Gruppe selber sanktioniert Kommunikationskonflikte ● Wikiquette erarbeiten
● Instruktionale Einführung zur Prinzip Wiki, Wikisyntax,
● Sandkasten einrichten● Unterstützung anbieten
…. ● ….Tabelle 1: Problematiken und Lösungsstrategien zum WIKI-Einsatz im Unterricht. Eigene Darstellung.Die Darstellung erhebt dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit, es handelt
sich um mögliche und zum Teil bereits in der Literatur aufgeführte (Reinmann-
Rothmeier, Mandl, Erlach & Neubauer, 2001) und in der eigenen Praxis des
Unterrichtens an einer Förderschule erlebte, antizipierte Problematiken, die mit
Gewissheit in der Durchführung in Echtzeit noch erweitert werden würde. Sie
kann als zu erweiterbare Checkliste zur Planung und Durchführung Projekte
dieser Art genutzt werde.
Projektdurchführung
Die Schüler durchlaufen im Wikiprojekt die fünf Stufen des Modells von Salmon.
Das Modell der Gruppenentwicklung nach Salmon (2002) gestaltet sich dabei wie
folgt:
Die erste Stufe ist die des Zugangs und der Motivation. Hier gilt es, mögliche
Hemmschwellen zu überwinden und die Schüler zur aktiven Mitarbeit
zu ermutigen, indem sie mit den technischen Voraussetzungen und der
Gruppenarbeit im Wiki selbst vertraut gemacht werden. In dieser Phase lernen
die Schüler das Wiki kennen. Es findet im Rahmen der Vorbereitung der
Klassenfahrt statt. Da die Schüler sich bereits seit einem Schuljahr kennen,
werden sich Gruppenstrukturen schnell etablieren.
In der zweiten Stufe befinden sich die Schüler in der Phase der Online-
Sozialisation. Die ersten Erfahrungen mit dem Wiki werden jetzt gefestigt, noch
unerfahrene Schüler machen hier erste Erfahrungen mit der aktiven Gestaltung
innerhalb von Social Software Technologien. Erfahrenere Schüler unterstützen
sie dabei. Hier werden die Gruppen verbindlich festgelegt. Es befinden sich
immer mindestens ein Experte und ein Novize in einer Gruppe. Um dies zu
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gewährleisten, wird die Gruppenzugehörigkeit von der Lehrkraft zugewiesen.
Dabei sollten soziale Präferenzen möglichst beachtet werden.
Die dritte Stufe ist die Stufe des Informationsaustausches. Hat sich eine
kooperationsfähige Gruppe etabliert, kann mit dem Informationsaustausch in der
Gruppe begonnen werden, indem Informationen zusammengetragen und als ein
Gruppenergebnis präsentiert werden können. Dies kann in den Einzelgruppen
unterschiedlich lange Zeit beanspruchen.
Erst auf der vierten Stufe, der Stufe der gemeinsamen Wissenskonstruktion,
kommt es zu einer inhaltlichen Diskussion der Lerninhalte, und erst hier wird das
bisher Erlernte mit der eigenen Lebenswelt vernetzt.
Die fünfte und abschließende Stufe ist die der Entwicklung und Übergabe der
Moderation an die Schüler – Art der Moderation, Medium und Methodik werden
hier jetzt allmählich an die Schüler übergeben und die Verantwortung für den
Verlauf liegt bei den Schülern und nicht mehr ausschließlich beim Lehrer.
Das Fünf-Stufen-Modell bildet die Basis der didaktischen Überlegungen zum
Wikiprojekt. Konkretisiert bedeutet dies, dass der Einstiegsprozess eng begleitet
wird, um Verunsicherung mit der neuen Lernumgebung schon zu Beginn des
Projektes zu vermeiden. Es ist notwendig Gesprächsregeln, wie sie auch im
normalen Unterrichtsgeschehen greifen, auf die Kommunikation im Wiki zu
übertragen und diese gemeinsam mit den Schülern zu erarbeiten. Dies setzt eine
genaue Vorplanung und Zeitpuffer voraus, wenn Probleme auftauchen.
Da in der inklusiven Bildung oftmals Sonderpädagogen den Unterricht
mitgestalten, müssen auch diese die Wikinutzung technisch beherrschen
und das Wikiprojekt als solches befürworten. Hier wird demnach nicht
nur die Schülerkooperation, sondern auch die Kooperation der beteiligten
Lehrkräfte über die Fächer hinaus bis in den sonderpädagogischen Bereich
hinein abverlangt. In diesem Unterrichtssetting sind im Rahmen von
Schulentwicklungsprozessen bereits die Grundlagen für kooperatives Arbeiten
auch unter den Lehrkräften geschaffen worden und Teamstrukturen haben
sich etabliert. Neben Lehrerfortbildungen zum inklusiven Unterricht aus den
im inklusiven Unterricht“, „Umgang mit Störungen“, „Kollegiale Fallberatung“
und „Kooperatives Arbeiten“ wurde die Zusammenarbeit mit dem
Kompetenzzentrum und den eingesetzten Sonderpädagogen des Gemeinsamen
Unterrichts und der Prävention intensiviert. Auch die Sonderpädagogen nahmen
an den Fortbildungen teil.
An Schulen, in denen bisher wenig Basisarbeit in Form von Schul-
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und Unterrichtsenwicklungsprozessen zum Thema Medienbildung und
Inklusion geleistet wurde, kann ein Wikiprojekt dieser Art bereits im Vorfeld
schwerwiegende Probleme aufwerfen und ist nicht zu empfehlen.
Auch für die Schüler ist die Form des kooperative Lernens oftmals eine neue
Lernerfahrung, die zu Irritationen führen kann. Daher gilt es auch, die Schüler
an die neue Methode heranzuführen, bevor fachlich in das Thema eingestiegen
wird. Um dem Ansatz der Inklusion gerecht zu werden sind die Aufgaben, die die
Schüler durch das Projekt begleiten, in der Regel offen gestellt und ermöglichen
Lösungen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden sowie auf unterschiedlichen
Lösungswegen.
Aus der Unterrichtspraxis heraus zeigte es sich, dass eine oft gestellte Frage
in Bezug auf dieses Wikiprojekt ist, wie Schüler mit geringer Schreib- und
Lesekompetenz individuell gefördert und zur Mitarbeit aktiviert werden. Mögliche
Lösungsansätze sind, dass Mitschüler die bereits verfassten Artikelfargmente
vorstellen und präsentieren und den Schüler bereits im Entstehungsprozess
des Artikels aktiv mit einbeziehen. Der Schüler kann darüber hinaus im
Rahmen seiner Möglichkeiten Artefakte erstellen die auditiv oder visuell ins
Wiki eingebunden werden. Dies fördert zudem die Kooperationskompetenz
der Mitschüler, in dem sie selbst kreative Ideen entwickeln müssen, wie
der Schüler in das Arbeitsgeschehen mit einbezogen werden kann. Die
Schüler erhalten somit Verantwortung für ihre Gruppe, alle mit ein zu
beziehen und zu unterstützen (gerade bei schwierigen Schülern kann diese
Unterstützungsrolle gute Effekte haben) und die Leistungsmotivation einen Teil
zum Gruppenergebnis zu liefern, fördert die intrinsische Motivation von lese-
und schreibschwächeren Schülern. Kritisch sei hier anzumerken, dass dies
nicht immer gelingt und auch den Idealfall abbildet. Faktoren wie Klassenklima,
Selbstwirksamkeit des Einzelschülers, Lehrer-Schüler-Beziehung fließen hier mit
ein und beeinflussen den Lernerfolg.
Darüber hinaus darf das Wiki nicht isoliert gesehen werden: die Nutzung des
Wikis wurde als Ergänzung zur Bearbeitung im traditionellen Unterricht und
weiteren Formen des mediengestützen Unterrichts konzeptioniert. Die Vor- und
Nachbereitung der Klassenfahrt findet nicht ausschließlich im Wiki statt. Das
Wiki dient als zusätzliches Werkzeug im Rahmen des inklusiven Unterrichts, und
stellt ein beispielhaftes Unterrichtssetting dar, um aufzuzeigen wie individuelle
Lernpfade mit Medien und Web 2.0 Technologien gestaltet werden können und
in welcher Form sie den individualisierten Unterricht unterstützen können.
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Ausblick und Fazit
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass ein inklusives
Bildungssystem für alle Schüler gleichermaßen qualitativ hochwertige
Bildung ermöglichen muss, um somit der sozialen und digitalen Kluft durch
Bildungsbenachteiligung entgegenzuwirken. Medienbildung in der Schule alleine
reicht nicht aus – die soziale Kluft überträgt sich, wie oben beschrieben aus
dem sozialen in den digitalen Raum. Inklusive Bildung ist notwendig, um soziale
Bildungsbenachteiligung zu überwinden. Dies muss losgelöst vom dreigliedrigen
Schulsystem in heterogenen Lerngemeinschaften erfolgen. Dazu muss
Heterogenität akzeptiert und als Chance begriffen werden. Erst die Kombination
von Inklusion und Medienbildung schafft als e-Inklusion eine Schnittmenge, die
allen Schülern die Möglichkeit der Partizipation am gesellschaftlichen Leben
bereitstellt.
Inklusion bedeutet dabei nicht, allen das Gleiche zu lehren, sondern zieldifferent
zu arbeiten und Lernkompetenz aufzubauen, welche die Grundlage für
lebenslanges Lernen darstellt. Die neuen IKT müssen konstruktiv und kritisch
genutzt werden, denn sie sind ein wesentlicher Bestandteil der Lebenswelt aller
Schüler geworden und prägen nicht nur die Lebensgestaltung, sondern auch
die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben. Der kompetente Umgang mit IKT
ist nach Luder nicht nur eine unabdingbare Voraussetzung zur Bewältigung
von Entwicklungsaufgaben, sondern auch eine Vorbereitung auf die berufliche
Zukunft und eine Möglichkeit zur Kompensierung individueller Defizite (Luder,
2003, S. 9 ff.).
Will man IKT in den Unterricht integrieren, muss Unterricht neu gedacht werden –
die neuen IKT können somit zum Motor für Schulentwicklungsprozesse werden.
Wie die Studienergebnisse oben zeigten ist die Integration von neuen Medien
in den Unterricht noch nicht sehr fortgeschritten, zeigt aber bereits breite
Akzeptanz bei den Lehrkräften. Es gilt Best-Practice-Beispiele zu entwickeln, die
die Umsetzung in den Unterricht vereinfachen und unterstützen. Neue Medien
haben ein großes lernförderliches Potential, welches an Förderschulen bereits
erkannt wurde. Jetzt gilt es, dieses auch im Bereich der inklusiven Didaktik zu
implementieren.
Einschränkend sei hier noch zu erwähnen, dass es auch in diesem
Unterrichtssetting lediglich Schüler des Förderbereiches Lernen gab. Das Setting
kann per Definition nicht als echtes „inklusives Unterrichtssetting“ betrachtet
werden, da es sich auf einen Förderbereich beschränkt, diesen zudem auch
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kategorisiert und nicht an einer inklusiven Schule per se durchgeführt wird,
sondern an einer Gesamtschule, welche an ein Kompetenzzentrum angebunden
ist und Gemeinsamen Unterricht und Präventionsarbeit leistet. Trotz alledem
ist es der Weg zur inklusiven Bildung. Es sind erste Schritte in einem langen
Prozess, ähnlich dem der Integration von Medienbildung in der Schule.
Das hier dargestellte mediengestützte inklusive Unterrichtssetting soll nur einen
Ausschnitt der Möglichkeiten liefern, wie Medienbildung konkret im inklusiven
Unterricht umgesetzt werden kann, um e-Inklusion zu fördern. Darüber hinaus
gibt es noch weitere Web 2.0 Tools wie Weblogs, Podcast, Twitter usw., die
je nach Passungsbedarf ins Unterrichtgeschehen integriert werden können.
Oftmals fehlt dazu nur der richtige Anreiz, die Idee, die Unterstützung, um
Projekte dieser Art zu verwirklichen. Haben sie sich jedoch einmal bewährt und
wurde der Mehrwert für Schüler, Lehrer und Eltern deutlich, finden sie auch
weiterhin Anwendung2. Das gleiche gilt für inklusiven Unterricht, sind Ängste
durch Transparenz genommen und Akzeptanz geschaffen, kann Inklusion mit
viel Einsatz und Innovation gelingen.
2 Beispielhaft ist hier ein Podcastingprojekt zu nennen, welches ebenfalls als fächerübergreifendes Projekt in einer Grundschule konzipiert und durchgeführt wurde. Nachdem der erste Podcast eng angeleitet durch meine Person mit dem Klassenlehrer erstellt wurde, verringerte sich die nötige Hilfestellung im zweiten Projekt deutlich. Weitere Podcasts wurde alleine erstellt und auch andere Lehrer dieser Grundschule versuchen sich jetzt im Podcasting. http://podcastingindergrundschule.blogspot.com/ 22
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