TB/MS 1 Smus / Emus – Harmonische Analyse Mit Lösungsschlüssel Number-one hits by George Frideric Handel 1705 wurde das Queen’s Theatre am Haymarket in London eröffnet. 1712 feierte der 27jährige Händel dort mit RINALDO seinen ersten grossen Erfolg in England. Händel wird im Laufe seines Lebens rund 40 Opern schreiben, die alle dem Typus der opera seria verpflichtet sind: Mythologische oder heroi- sche Stoffe in einer relativ starren Abfolge von (Secco-) Rezitativen und (Da Capo-) Arien. 1719 gründete Händel sein eigenes Opernunter- nehmen am King’s Theatre, die Royal Academy of Music. Dieses leitete er mit dem Schweizer Johann Jacob Heidegger als Verwaltungsdirektor. Um Sän- ger anzuwerben, reiste Händel nach Dresden. Von dort brachte er auch den Kastraten Senesino nach London, welcher als gutbezahlter Superstar seiner Zeit bis zum Zusammenbruch der Akademie im Jahr 1728 Händels Titelpartien sang. In diesen Jah- ren schrieb Händel mit GUILIO CESARE, TAMERLA- NO und RODELINA einige seiner bedeutendsten und heute populärsten Opern. Die Akademie war im Prinzip seit der Gründung unterfinanziert. Händel versuchte dieser perma- nenten Geldknappheit durch die Verpflichtung weiterer Stars wie der Sopranistin Francesca Cuz- zoni und dem Mezzosopran Faustina Bordoni, die spätere Ehefrau des Dresdner Hofkomponisten Johann Adolph Hasse, entgegenzuwirken. Senesino und Bordoni verdienten die unglaublichen Summen von 2000 resp. 2500 Pfund pro Spielzeit – nota bene bei einem Jahresbudget von 9000 bis 12'000 Pfund für den gesamten Opernbetrieb inkl. Händels Honorar à 1000 Pfund pro Oper. Davon schrieb er i.d.R. jährlich zwei! Der Publikumsgeschmack neigte sich zunehmend leichteren Musikdarbietungen zu, die auch poli- tisch-satirische Inhalte boten und v.a. in englischer Sprache gesungen wurden. Die Glanzzeit der opera seria schien definitiv vorbei zu sein. 1728 feierten John Gay und Johann Christoph Pe- pusch mit The Beggar’s Opera rauschende Erfolge. Höhepunkt darin soll eine Parodie auf Händels populären „Kreuzrittermarsch“ aus dessen RINAL- DO gewesen sein. Allerdings treten anstelle der Ritter Bettler, Diebe und Gauner auf. The Beggar’s Opera stand übrigens Modell für DIE DREIGRO- SCHENOPER von Kurt Weill und Bertolt Brecht (UA 1928 in Berlin). Nach Schliessung der ersten Opernakademie grün- dete Händel, inzwischen englischer Staatsbürger, die zweite, nun allerdings mit deutlich bescheide- neren Mitteln. Nach nur mässigem Anfangserfolg wurde erneut Senesino als Aushängeschild ver- pflichtet. Allerdings warb ihn die als Konkurrenzun- ternehmen gegründete Opera of the Nobility mits- amt allen weiteren guten Sängern nach kurzer Zeit ab. Mit dieser Adelsoper, protegiert vom Prinz of Wales, wurde ein Exempel gegen Händel statuiert, welcher die Unterstützung des englischen Königs Georgs II. und insb. seiner Musterschülerin Queen Anne genoss. Der Niedergang von Händels Unter- nehmen war nicht mehr aufzuhalten. In der Folge verlagerte Händel seinen kompositorischen Schwerpunkt auf die Gattung Oratorium. Doch das ist wieder eine andere Geschichte... Aufgabe Beschreiben Sie in den folgenden drei kurzen Arien-Ausschnitten den harmonischen Verlauf mittels Stu- fenanalyse direkt unter dem Notensystem. Bedenken Sie: Die abgedruckten Notate stammen alle aus Arien-Sammlungen des 19. Jahrhunderts. Artikulations- und Dynamikangaben sind i.d.R. nicht original, sondern von den Herausgebern dieser Sammlungen vorgenom- men worden.