Handpuppentheater und Handpuppenspieler Wolgenti,. Mim» üeuter familie am KHmgiwt K**r1**-Kat?erH Theater. Puppt* *<;m Cmi Füchm Mein Künstlerkasperlitheater Es mag niflit jedermann bekannt min, dftC ein LfäriönottenthutÜf kein K»«p«rthc8t««r ixt, trotu Poesis be- kannton KaHper - Komödien. Das merkt man gewöhnlich an der Ver- blüffung, die man hervorruft, wenn man erklärt, daß die meinte n Kaipcrl- Komödicn de« Grafen Poeci, weil «io mit Papa Schmidt« Münchner Mario- netten-Theater 7.iifiamrnenhfinp"n, Ann keine Handptippnmpielc «in I. Man er- innere «ich nur an Poeci 4 dgeoo Verse: einen nUAn '<;( «lenk!, daß allen wm pcm! ; <;M, Ton oben wird gelenkt." Dan Von-Obnn-Oelmktwcrden be- richt »ich »Bf die Führung der Mario- netten-Puppe, die jii hekniiiillich durch Fäden von obim her gtütchieht. Und hier liegt der grundlegende Unter- whied r.ur TTandf>;nppe, die von unten gelenkt oder bewter gofilhrt wird, und /.war direkt mit der Hund dett Poppen- spielfTH, die. «ich in einem SpielHack, dem Kleid der Puppe befindet. Der Puppenspieler Hcllmt nit/.l oder stellt hinter einer Wand, einer Abwhirmung, die ihn dem Publikum Dniiohtbai macht, und dirigiert al.HO von unten her die l'iippe. Daher auch der Name: Hand puppentheater. VertniiHchen wir nun aW diesen Megriff mit einem lindern und priigen ausdrücklich <;Ibh Wort theater", darin itollon wich neue Ver- wirrungen ein. Wir denken dann laHt zwangHlitufig an JaliriniirktH- und Chilbiriimrnel. Wenn wir wegen dcH kreischenden .liilirrniirktlilrin.s nlohtl hören konnten in der dortigen Kn.M- perliude, was gebrochen wurde, hlieli nun doch einen haften, diiU KaHperli ein richtiger l'riigcllii'ld war und un- ter Minou jeweiligen SpielgeiioHHun hchrccklicli aui'riiiiinte, bU lille Figu- ren alH Pupponlolohon libor die Splol« leiHto kopfUbor horuntorbaumolton, Dhh iiIso ist (Ins KiiHperlthciiter, win wir Mf in Kriniicriiiig liitlien. Kh gibt nun MeiiHclien, und deren .sind nicht wenige, hei denen, Holiidd .it! vom Kiisperlitlieiitei' hören, Asio- /.iatioueu entMtehi'ii, wie otwit tiv« VolkskuiiHt", ,|RUpoUpiolo"j igen .1 iiliiiiui rk iHgotiiu". Und da getichichl otwaa MurkwUrdi- ge«: Der Ka«perspie!er verkriedit lieh Tor dem anntändigen Urteil der entrüsteten Beobachter und bleibt dann meint«» witlebenn ein rrrachteter Va- gant. Rein Tnn aber wird nur noch am Jahrmarkt beachtet. Diese Situ- ation hat manchen KaMpi-rnpielen ver- anlaßt, den KaHper kurzerhand m entlasnen. «ollte dies nicht angehen", no argumentiert man, doch Kanpernpiel elien gleich Hand- puppenspiel. A\m>; fort mit diesem der- bkii. Praufgiingor und Totnchliiger, und /.wa.' Engnnston den Handpuppen- spiel"!. Man nähert« «ich durch lleber- riKhnie von Märchenstoffen und Mi- diTi) Spielen der ganz, andern gearteten Marionette an, und begünstigte no eigentlich den Zerfall d«H Kasper- s-*~?y Tierfigur von WaUvr Hauber theatern. Dien int dann nnrh der Mo- ment, in dem der Kasperspieler ruhmlos ausscheidet und als Volks- künstler sein Spiel und Heine Kunst- gattung preisgibt. Ist dies aber nicht eine bodauornawerto Entwicklung Ich sehe die Ding« no: Ursprüng- lich lobt jedes Spiel 7.11 innerst von der Sprache und der Bewegung, das Handpuppenspiel im besonderen. Kk ist eigentlich im Wesen eine groteske Zwiesprache von zwei flippen (das bildlinfte Klement spiel t dabei gar keine Holle, wenigstens keine wesent- liche). Hitmlpiippcnthcatcr ist in sei- nem Wesen aber nichts linderes als Kaspertheater. Wer also den Kasper als /.ii volkstümlich oder 7,11 derb vor die TUre stellt, der wird mit der Zeit mich unweigerlich du* Handpuppen- spiel verwässern. Denn wenn unser Si'licllentor in Pocei's Komödien auf der Marionettenbühne erscheint, dann werden eben die kleinen und grollen Kinder dem kiisperloseii llnndpiip- poniplul den Hucken kehren. Märchen- spiele aber können wegen ihrou bild- haften Elemente« wohl anf der Mario- nettenbühne stilecht aufgeführt wer- den, ohne den Küper. Im II andpnp- pentheater hingegen wird das kasper- freie Märchenspiel 7.11m bloßen ästhe- tischen Kxperiment, ohne die frische und ursprüngliche Ijiinl, riir um ilrf (Jestalt den Verstoßenen ausgeht. Ann diesem Grunde hnbe ich als Hand- puppenspieler den Kasper nicht ster- ben tamen. Dr. Frit7. Eichler schreibt in seiner interessanten Abhandlung über Wmen den Handpuppen- nnd Mario- nettenspiels": int tief im Volke verwnrr^lt, seine innere Ver- wandtschaft mit ihm int der Qrnnd für aeine unerschütterliche Beliebt- heit... Kanper ist der humorvolle Aenße- ning der Oefülde, die da« Krgelmia der scharfen »nd kritischen Beobachtun- gen den Volken sind ... Rr ist leben- dig, wendig, r.urigcngewandt, nie ver- legen, er hat keine Hemmungen .. . Rr kennt keine wir.ialen Unterschiede, er int von derselben naiven Vorurteils- losigkeit wie das Kind. Durch Kasper als Hauptfigur ist dan Handpuppen- theater seiner ganzen Tendenz nach volkstümlich." Ja, mein Heber Ka- sper, darum habe ich dir anr.h die Pritsche belassen, hal>;e all deine Tra- banten, wie Hexen, Tod und Teufel, nicht in die Verbannung geschickt, denn du wist mit ihnen schon fertig werden wie immer. So lebt denn mein Kasper in allen Märchen wie ane.h in den gewöhnlichen Oenehiehten den All- tags. Und stets ist er nnbe.»chwert'wie (Ins Kind, weil er im Grande dan Kind selbst ist. Und die Erwachsenen? Haben die keine Beziehungen, kein Verhältnis mehr 7.11m fröhlichen Kasperle ihrer Jugendtage? Ich kenne auch diene Seite, Ich hnbe sie während den Krie- ges l>;et den Soldaten kennengelernt, als ich mit meinem Kasten von Klappe zu Etappe zog und Kasperli npielte nach ller/.ensliist. Auch da wurden die ungeschminkten Späßli mit schallen- dem lynchen und herzlichem Beifall quittiert. Und dämm bin ich nicht nur Handpuppen-, sonden» vor allem Ka- sperspieler. Da werde ich mit den Kindern ein Kind nnd vor den Großen bruuche ich mich deswegen nicht r.n schämen, weil sie eigentlich, wenn anch zögernd, gerne wieder einmal Kinder werden, wenn sich der Kasporspicler nicht scheut, es zuvor zu sein. Adalbert Klingler Werdegang meiner Kasperlefiguren Als kleiner Knabe, und dnmit be- gann ed. spielte ich CTiren fünf Rappen Eintrittsgeld mit selbstgemachten Fi- guren Tod nnd Teufel waren die mythischen Figuren, deren Zusammenprall nicht gefahrlos war, denn ich nchoß mir einmal ein klassi- schen lioch in die Hand, aln Kasperli den Teufel mit einer Schreckschnß- pistole auf eine allzu verkürzte Distanz vertreiben wollte. Dann aln Erwachse- ner vergaß ich dan Kanperlinpiel. Aln ich dann eine Tochter hatte, ge- schah das Wunder, daß mir in der Welt meinen Kindes noeh einmal meine eigene Kindheit mit all ihren Märchen und Träumen erstund. Sehr früh fing die Kleine ro zeich- nen an, wobei nie die Fronde am Spiel nnd jeglichen Interesse am Umgang mit anderen Kindern fnst vollständig verlor. Mich erfüllte diesel Umstand mit Besorgnis; wie gerne hätte ich ein- ge~hlagrnfl Fensterscheibe n bf »ah!». ! Was tun ? Mir kam der erlösende Ge- danke! Ich stellte Kasperli figuren au* Papier und Holzresten her. Es war ein nnr.nlHnglichen Material, aber die kleine Wunderwelt kam zustande. Nachbarkinder wurden eingeladen und alle freuten nich an meinem Spiel . Nun Rcliiif ich neue Köpfe, jeden besser aln den andern. Meine Puppen! Tch sträube mich, znr Zunft der Puppenschnitzer zu ge- hören, ja ich will verraten, daß ich das Raffinement der Schnitzkunst gar nicht kenne. Eine Ilnndsäge, ein .Mes- ser nnd einige Feilen, c'est tout. Walter Eauhrr Der vviaaubvrto Jakob Mitlacht crli, t'iyur von Muth Ziirvher. Neue Zürcher Zeitung vom 25.12.1946