GN · 50. Jg. · September 2015 · Heft 281 322 HÄFEN AUF MÜNZEN DER RÖMISCHEN KAISERZEIT. EINE IKONOGRAFISCHE ANALYSE 1 TORSTEN BENDSCHUS – STEFAN FEUSER EINLEITUNG Das Mittelmeer war in antiker Zeit der wichtigste Ver- kehrs- und Kommunikationsraum. Hafenstädte stellten darin die zentralen Schnittstellen zwischen Land und Wasser dar. Häfen und einzelne Bauten der Hafenar- chitektur wurden dementsprechend auch auf Münzen der römischen Kaiserzeit abgebildet, allerdings in An- betracht ihrer historischen und wirtschaftlichen Be- deutung insgesamt selten. Neben Hafenbecken aus der Vogelperspektive sind immer wieder auch Leuchttürme – einzeln stehend oder mit Wasserfahrzeugen – als ver- kürzte Wiedergabe einer Hafenstadt verwendet wor- den. Ebenso treten Personifikationen von Hafenstädten sowie Darstellungen sonstiger Hafenarchitektur, z. B. von Schiffshäusern, auf. Im Folgenden soll die Ikonografie derjenigen Münz- bilder untersucht werden, die Hafenbecken mit oder ohne anschließender Bebauung abbilden. Dabei wer- den sowohl die Reichsprägungen als auch provinzia- le und städtische Prägungen berücksichtigt. Unserer Untersuchung liegt die Fragestellung zugrunde, wel- che Bauten in den Darstellungen abgebildet worden sind und welche Funktionen – merkantil, militärisch, religiös – jeweils herausgestellt wurden. Ebenso wird auf die möglichen Prägeanlässe einzugehen sein. Wir verstehen die Darstellungen auf den Münzen als in- tentionelle Bildwerke, die ein bestimmtes Bild bzw. eine bestimmte Vorstellung eines Hafens vermitteln sollten, und nicht a priori als realistische Wiedergaben gedeutet werden können. Vor der Beschäftigung mit den Münzbildern der rö- mischen Kaiserzeit soll zunächst ein Blick auf Hafen- darstellungen in griechischer und republikanischer Zeit geworfen werden. Dies soll dazu dienen, den Blick zu weiten und mögliche (Dis-)Kontinuitäten zu erkennen. VORKAISERZEITLICHE MÜNZEN Vor der römischen Kaiserzeit sind Darstellungen von Hafenbecken oder damit verbundener Architektur überaus selten. Die ältesten Hafendarstellungen auf Münzen könnten auf archaischen Drachmen aus Zankle, dem späteren Messina auf Sizilien, abgebildet sein (M 31–35). Sie wurden 1895 durch einen Schatzfund mit Silbermünzen aus Zankle und Naxos beim Bau einer Straßenbahnlinie bekannt 2 . Gemäß der traditionellen Chronologie nach Gielow datieren sie zwischen 515 und 493 v. Chr. Dabei unterscheidet sie vier chronolo- gisch aufeinanderfolgende Gruppen der Silberprägung sowie eine fünfte Gruppe diverser kleinerer Nominale (Obol, Litra, Hemilitron). Gruppe 1 zeigt im Avers die Aufschrift ΔΑΝΚΛΕ und einen Delphin nach links, um- geben von einer nach unten rechts offenen sichelförmi- gen Leiste 3 . Der Revers trägt das gleiche Motiv, jedoch negativ vertieft und mit Delphin nach rechts. In den weiteren Gruppen wird das Reversmotiv durch ein Qua- dratum incusum mit Kammmuschel im Mittelfeld ersetzt und die Legende teilweise zu ΔΑΝΚ oder ΔΑΝ verkürzt 4 . Die sichelförmige Leiste dieser Münzen ist wahrschein- lich als stilisierte Darstellung der Bucht von Zankle zu deuten, die als Hafenbecken diente 5 . Die sichelförmige Bucht hat der Stadt Zankle ihren Namen verliehen. (zan- klon / ζάγκλον) 6 . Hervorzuheben sind vier rechteckige Erhebungen auf der Sichelleiste der Averse der Gruppe 3, die als Aufmauerungen oder Türme interpretiert wer- den (Abb. 1) 7 . Auch wenn eine genaue Identifizierung dieser Objekte kaum möglich ist, so zeigen sie doch, dass die sichelförmige Hafenbucht in der einen oder an- deren Form architektonisch ausgebaut worden ist und dies im Münzbild dargestellt werden sollte 8 . Auf Silbermünzen eines unbekannten Königs vom An- fang des 4. Jhs. v. Chr. aus Sidon ist Architektur als städ- tische Fortifikation zur See hin abgebildet 9 (M 49–51; Abb. 2). Im Abschnitt zeigt das Münzbild heraldisch an-
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Häfen auf Münzen der Römischen Kaiserzeit. Eine ikonografische Analyse
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GN · 50. Jg. · September 2015 · Heft 281322
HÄFEN AUF MÜNZEN DER RÖMISCHEN KAISERZEIT. EINE IKONOGRAFISCHE ANALYSE1
TORSTEN BENDSCHUS – STEFAN FEUSER
EINLEITUNG
Das Mittelmeer war in antiker Zeit der wichtigste Ver-
kehrs- und Kommunikationsraum. Hafenstädte stellten
darin die zentralen Schnittstellen zwischen Land und
Wasser dar. Häfen und einzelne Bauten der Hafenar-
chitektur wurden dementsprechend auch auf Münzen
der römischen Kaiserzeit abgebildet, allerdings in An-
betracht ihrer historischen und wirtschaftlichen Be-
deutung insgesamt selten. Neben Hafenbecken aus der
Vogelperspektive sind immer wieder auch Leuchttürme
– einzeln stehend oder mit Wasserfahrzeugen – als ver-
kürzte Wiedergabe einer Hafenstadt verwendet wor-
den. Ebenso treten Personifikationen von Hafenstädten
sowie Darstellungen sonstiger Hafenarchitektur, z. B.
von Schiffshäusern, auf.
Im Folgenden soll die Ikonografie derjenigen Münz-
bilder untersucht werden, die Hafenbecken mit oder
ohne anschließender Bebauung abbilden. Dabei wer-
den sowohl die Reichsprägungen als auch provinzia-
le und städtische Prägungen berücksichtigt. Unserer
Untersuchung liegt die Fragestellung zugrunde, wel-
che Bauten in den Darstellungen abgebildet worden
sind und welche Funktionen – merkantil, militärisch,
religiös – jeweils herausgestellt wurden. Ebenso wird
auf die möglichen Prägeanlässe einzugehen sein. Wir
verstehen die Darstellungen auf den Münzen als in-
tentionelle Bildwerke, die ein bestimmtes Bild bzw.
eine bestimmte Vorstellung eines Hafens vermitteln
sollten, und nicht a priori als realistische Wiedergaben
gedeutet werden können.
Vor der Beschäftigung mit den Münzbildern der rö-
mischen Kaiserzeit soll zunächst ein Blick auf Hafen-
darstellungen in griechischer und republikanischer
Zeit geworfen werden. Dies soll dazu dienen, den
Blick zu weiten und mögliche (Dis-)Kontinuitäten zu
erkennen.
VORKAISERZEITLICHE MÜNZEN
Vor der römischen Kaiserzeit sind Darstellungen
von Hafenbecken oder damit verbundener Architektur
überaus selten. Die ältesten Hafendarstellungen auf
Münzen könnten auf archaischen Drachmen aus Zankle,
dem späteren Messina auf Sizilien, abgebildet sein (M
31–35). Sie wurden 1895 durch einen Schatzfund mit
Silbermünzen aus Zankle und Naxos beim Bau einer
Straßenbahnlinie bekannt2. Gemäß der traditionellen
Chronologie nach Gielow datieren sie zwischen 515
und 493 v. Chr. Dabei unterscheidet sie vier chronolo-
gisch aufeinanderfolgende Gruppen der Silberprägung
sowie eine fünfte Gruppe diverser kleinerer Nominale
(Obol, Litra, Hemilitron). Gruppe 1 zeigt im Avers die
Aufschrift ΔΑΝΚΛΕ und einen Delphin nach links, um-
geben von einer nach unten rechts offenen sichelförmi-
gen Leiste3. Der Revers trägt das gleiche Motiv, jedoch
negativ vertieft und mit Delphin nach rechts. In den
weiteren Gruppen wird das Reversmotiv durch ein Qua-
dratum incusum mit Kammmuschel im Mittelfeld ersetzt
und die Legende teilweise zu ΔΑΝΚ oder ΔΑΝ verkürzt4.
Die sichelförmige Leiste dieser Münzen ist wahrschein-
lich als stilisierte Darstellung der Bucht von Zankle zu
deuten, die als Hafenbecken diente5. Die sichelförmige
Bucht hat der Stadt Zankle ihren Namen verliehen. (zan-
klon / ζάγκλον)6. Hervorzuheben sind vier rechteckige
Erhebungen auf der Sichelleiste der Averse der Gruppe
3, die als Aufmauerungen oder Türme interpretiert wer-
den (Abb. 1)7. Auch wenn eine genaue Identifizierung
dieser Objekte kaum möglich ist, so zeigen sie doch,
dass die sichelförmige Hafenbucht in der einen oder an-
deren Form architektonisch ausgebaut worden ist und
dies im Münzbild dargestellt werden sollte8.
Auf Silbermünzen eines unbekannten Königs vom An-
fang des 4. Jhs. v. Chr. aus Sidon ist Architektur als städ-
tische Fortifikation zur See hin abgebildet9 (M 49–51;
Abb. 2). Im Abschnitt zeigt das Münzbild heraldisch an-
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geordnete Löwen, darüber eine Galeere im Vordergrund
und im Hintergrund durch Mauern verbundene Türme.
Dieses Aversmotiv erscheint mit jeweils unterschiedli-
chen Reversabbildungen in drei Nominalen. Dabei vari-
iert die Anzahl der Türme entsprechend der Wertigkeit:
fünf Türme auf den Zweischekelstücken, vier Türme auf
dem Halbschekel und drei Türme auf dem Sechszehntel-
schekel. Insofern die Darstellung also überhaupt Reali-
tätsgehalt für die phönikische Hafenstadt beansprucht,
ist davon auszugehen, dass analog zum Durchmesser
und zur Wertigkeit der Münzen ein jeweils größerer Aus-
schnitt aus der zum Meer gerichteten Stadtmauer abge-
bildet wurde10. Da die Galeere nicht fahrend im Wasser
dargestellt ist und mit dem Heck deutlich höher liegt
als mit dem Bug, ist auf der Münze ein Schiff dargestellt,
dass an Land liegend oder gerade zu Wasser gelassen
wird. Zusammen mit den Mauern symbolisiert das Schiff
die maritime Wehrhaftigkeit Sidons, worauf auch die Lö-
wen im unteren Register verweisen.
Aus Republikanischer Zeit sind in Rom nur wenige
Hafenbezüge auf Münzen zu finden: zwei Asse des C.
Marcius Censorinus (um 88 v. Chr.) verfügen mit dem
gestaffelten Doppelporträt seiner Vorfahren Ancus Mar-
cius und Numa Pompilius über das gleiche Aversmotiv
(M 68 und 74). Im Revers erscheinen zur Legende C.
CENSO – ROMA zwei Bögen von Schiffshäusern mit ei-
ner Prora11 bzw. zwei sich kreuzende Schiffe (Abb. 3 und
4)12. Censorinus stellt hier die Leistung seines Vorfah-
ren Ancus Marcius heraus, der für die Errichtung des Ha-
fens von Ostia verantwortlich sein soll13. Das hinter den
sich kreuzenden Schiffen aufragende Säulenmonument
mit Victoria-Statue (Abb. 4) verweist wahrscheinlich auf
den von ihm unterstützten Marius, der in Ostia seinen
siegreichen Marsch auf Rom gegen Sulla begann. Da
dieses Monument auch im linken Schiffshaus des ande-
ren Revers zu finden ist (Abb. 3), dürfte es sich nicht um
ein real gebautes Monument im Hafen Ostias handeln,
sondern ist als allegorisches Siegeszeichen zu deuten.
Auf einen Seesieg spielt auch ein Denar des Sextus
Pompeius, Praefectus classis et orae maritimae in der
Schlacht beim Kap Scyllaeum (42 v. Chr.)14, an (M 54)
(Abb. 5): Einer Darstellung der Skylla im Revers ist auf
der Vorderseite der zylindrische Leuchtturm von Mes-
sana15 mit dreistufigem Sockel, zwei Bogenfenstern,
runder Kuppel und Neptun-Statue16 gegenübergestellt.
Im Vordergrund fährt eine Galeere mit Zepter, Dreizack
und Legionsadler. Die Münze erinnert sowohl an den
Seesieg des Pompeius gegen Octavian als auch an die
sichere Zuflucht, die er während eines Unwetters am
Tag nach der Schlacht im Hafen von Messana fand.
HAFENDARSTELLUNGEN AUF MÜNZEN DER RÖMISCHEN KAISERZEIT IN DER REICHSPRÄGUNG
Der Rückblick in griechische und republikanische Zeit
macht deutlich, dass sich erst in der Kaiserzeit der Dar-
stellungstypus „Hafenanlage“ mit einer Ansicht des Ha-
fenbeckens aus der Vogelperspektive etablierte. Weitere
Elemente wie Leuchttürme, Statuen oder funktionale
sowie repräsentative Bauten können Hinweise auf das
Erscheinungsbild der jeweiligen Häfen geben.
Die ersten Beispiele stammen mit den berühmten
Portus-Münzen des Nero und Trajan aus dem 1. und
frühen 2. Jh. n. Chr. Die zwischen 64 und 67 geprägten
Sesterzen des Nero (Abb. 6) zeigen auf der Vorderseite
die bekränzte Büste des Kaisers nach rechts bzw. nach
links. Der Revers mit den Legenden AVGVSTI – S POR
OST C oder S C PORT AVG zeigt das 54 n. Chr. entweder
noch unter Claudius oder erst unter Nero fertiggestell-
te Hafenbecken des Portus unmittelbar nördlich von
Ostia17. Insgesamt sind mindestens 15 verschiedene
Stempelvarianten für die Rückseite dieses Münztypus
bekannt (M 11–26), der sowohl in Rom als auch in Lug-
dunum geprägt wurde. Die Bauten des Hafens sind da-
Abb. 1
Abb. 2Abb. 3
Abb. 4Abb. 5
Abb. 6
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bei weitgehend einheitlich und variieren bei den ein-
zelnen Stempeln nur wenig. Auf der linken Seite sind
auf einer halbmondförmigen Grundlinie eine Portikus
und ein tempelartiger Bau zu erkennen. Die rechte Seite
wird von einer ebenfalls halbmondförmigen Baustruk-
tur eingenommen, die an eine Reihe von Tonnenge-
wölben erinnert. Die Schiffe in der Mitte verdeutlichen,
dass es sich um die Begrenzung des Hafenbeckens han-
delt. Während die Bauten auf der linken Seite als Mole
mit Kai, Säulenhalle und Tempel gedeutet werden kön-
nen, ist die Ansprache der Struktur auf der rechten Sei-
te ungleich schwieriger. Da eine Grundlinie bzw. eine
Begrenzung zum Hafenbecken hin fehlt, scheint die
Struktur in das Wasser hinein zu verlaufen. Dass es sich
hierbei um eine aus der Aufsicht wiedergegebene Mole
mit senkrecht zum Hafenbecken verlaufenden Piers
handelt, ist unwahrscheinlich, da Portikus und Tempel
auf der linken Seite in Seitenansicht zu sehen sind. Ma-
gazinbauten wiederum müssten durch eine Grundlinie
vom Hafenbecken abgegrenzt sein. Da die Bauten aber
in das Wasser hinein verlaufen, dürfte es sich vielmehr
um eine Mole auf bogenförmigen Substruktionen oder
um Schiffshäuser handeln. Bei letzterem würde man
allerdings zumindest in einigen der Gewölbe die Prora
eines Kriegsschiffes erwarten. Das Militärfahrzeug oben
rechts könnte ein Hinweis darauf sein, dass dieses Bau-
werk in einem militärischen Kontext steht.
Am oberen Rand der Münze befindet sich einheitlich
eine männliche Statue mit Zepter auf einer hohen Ba-
sis, die als gedrängte Wiedergabe eines zweistufigen
Leuchtturms interpretiert werden kann. Eine große
bärtige Figur, deren Benennung als „Tiber“, „Oceanus“,
„Deus Ostiensis“ oder „Hafengott“ umstritten ist, lagert
samt Delfin und Steuerruder im Abschnitt18. Auf man-
chen Exemplaren aus Rom ist am Ende der Baustruktur
auf der rechten Seite eine weitere Gestalt zu erken-
nen19. Die Anzahl der Schiffe und Boote im Hafenbecken
variiert bei den unterschiedlichen Stempeln zwischen
7 und 13. Bei allen Varianten ist in der Mitte ein großes
Handelsschiff mit gerafftem Segel abgebildet, neben
dem zwei oder drei nahezu identische, aber etwas klei-
nere Handelsschiffe ankern. Ebenfalls einheitlich fah-
ren oberhalb davon auf der linken Seite ein Kriegsschiff
aus dem Hafenbecken und rechts ein Handelsschiff mit
geblähtem Segel herein. Unterschiedlich ist die Anzahl
der kleineren Beiboote, die zwischen den Handelsschif-
fen angegeben sind.
Die Gewichtung innerhalb des Münzbildes zwischen
der an den Rand gedrängten Architektur und den pro-
minent in der Bildmitte platzierten Schiffen zeigt, dass
die schützende Funktion des Hafenbeckens für den ru-
henden Schiffsverkehr betont werden sollte. Dass das
große Hafenbecken des Portus in der Realität allerdings
nicht immer ein sicherer Ankerplatz war, verdeutlicht
der Bericht des Tacitus, dass im Jahr 62 n. Chr. ungefähr
200 Schiffe der Getreideflotte in einem Sturm im Ha-
fenbecken gesunken sind20.
Der Anlass für die Prägung der Münzen war nicht die
Einweihung des Hafens von Portus, die 54 n. Chr erfolg-
te. Wie bereits A. A. Boyce ausführte, ist die Darstellung
mit den stilisierten Hafenbauten und den zahlreichen
Schiffen vielmehr im Zusammenhang mit den zeitglei-
chen Annona-Prägungen zu sehen, in denen der Kaiser
seine Fürsorge für die Getreideversorgung der Haupt-
stadt ins Bild zu setzen versuchte21. Es ist gut möglich,
dass Nero mit den Portus-Münzen auf den für die Versor-
gungssicherheit der Hauptstadt gefährlichen Untergang
von Schiffen der Getreideflotte im Hafenbecken 62 n.
Chr. Bezug genommen hat und durch die Bilder nun den
schützenden Charakter des Hafens propagierte.
Unter Trajan wurde der Portus durch ein zusätzliches
Becken in charakteristischer hexagonaler Form ergänzt.
Diese Bautätigkeit dokumentierte der Kaiser mit um
113 n. Chr. geprägten Sesterzen samt Reverslegende
PORTVM TRAIANI S C (M 27)22. Die Darstellung zeigt um
ein hexagonales Becken die Fassaden unterschiedli-
cher, zum Teil zweigeschossiger Gebäude (Abb. 7). Die
schmale Einfahrt in das Becken befindet sich am un-
teren Rand der Münze; sie wird auf beiden Seiten von
jeweils einem Gebäude begrenzt, das drei kleine Öff-
nungen auf den Langseiten und eine große Öffnung an
den Schmalseiten aufweist, die von Bögen überspannt
werden. Auf dem Satteldach steht jeweils ein konischer
Gegenstand. Auf der rechten Seite des Hafenbeckens
schließen sich zwei große, zweigeschossige basilikale
Gebäuden an, die im Erdgeschoss eine Säulenstellung
und darüber quadratische Fenster aufweisen. Die Stirn-
seite des Beckens wird von einem ebenfalls zweige-
schossigen Gebäude eingenommen, das in seinem Auf-
bau an die weiter rechts befindlichen Bauten erinnert,
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bei dem aber der mittlere Eingang durch einen kleinen
Giebel über dem Erdgeschoss betont ist. Auf der linken
Seite schließt eine kleinteilige Bebauung an das Becken
an. Dort sind jeweils zwei tempelartige Bauten mit drei-
eckigem Giebel und zwei mit halbrundem Giebel abge-
bildet, jeweils sind einmal die Front und einmal wech-
selansichtig Front und Langseite zu erkennen.
Meiggs geht davon aus, dass links der „imperial pala-
ce“ des Trajan gegenüber Warenhäusern auf der rech-
ten Seite abgebildet sein könnte23. Die Bauten auf der
linken Seite erinnern allerdings stärker an Tempel und
weniger an einen Palast. Die Einfahrt am unteren Bild-
rand sowie mindestens zwei Ecken des Hafenbeckens
sind mit Statuen dekoriert. Im Gegensatz zu den Nero-
Münzen sind im Becken lediglich drei Handelsschiffe
mit gerafften Segeln abgebildet.
Ein Vergleich mit den Münzbildern des Nero zeigt nun,
dass der Fokus bei den Portus-Darstellungen des Trajan
nicht so sehr auf der Schutzfunktion des Hafens lag,
sondern auf der bemerkenswerten architektonischen
Form und baulichen Einfassung des Beckens. Zwar an-
kern auch bei dem Münzbild des Trajan Handelsschiffe
im Becken; diese treten allerdings gegenüber der grö-
ßeren und detailreicher wiedergegebenen Architektur
deutlich zurück. Neben der außergewöhnlichen Form
des Hafenbeckens bestimmen die zum Teil individuell
gestalteten Gebäude die Darstellung. Trajan ging es
demnach weniger darum, sein Hafenbecken als sicheren
Endpunkt für die Getreideversorgung Roms herauszu-
stellen. Es sollte vielmehr die besondere Meisterschaft
der architektonischen Gestaltung des Hafens heraus-
gestellt werden, die an das Aussehen von Platzanlagen
und weniger an die von Hafenbecken erinnert. Mit den
Portus-Münzen des Trajan liegt uns die detailreichste
Wiedergabe eines antiken Hafens vor, die für einzelne
Gebäude sicherlich ein hohes Maß an Authentizität be-
anspruchen kann.
HAFENDARSTELLUNGEN AUF MÜNZEN DER RÖMISCHEN KAISERZEIT IN DER PROVINZIALPRÄGUNG
Nach Trajan sind Gesamtansichten von Hafenbecken
aus der Vogelperspektive nicht mehr in der Reichsprä-
gung anzutreffen. Stattdessen erscheinen sie in der
provinzialen und städtischen Prägung und bilden da-
bei vermutlich den Hafen des jeweiligen Prägeortes
ab. Die Darstellungen erreichen allerdings nicht mehr
die künstlerische Qualität und den Detailreichtum der
Portus-Münzen.
Auf Bronzestücken des Maximinus Thrax ist ein si-
chelförmiges Hafenbecken abgebildet, bei dem es sich
um dasjenige des pamphylischen Side handeln dürfte
(M 29). Es besteht aus einer Mole, auf der sich eine Ko-
lonnade samt Rundbögen erhebt (Abb. 8), wobei nicht
eindeutig ist, ob eine eingeschossige Säulenhalle oder
eine Reihe von Anlegestellen gemeint ist24. Die Hafen-
einfahrt auf der linken Seite wird von einer nicht iden-
tifizierbaren Statue flankiert. Im Hafenbecken liegen
vier Handelsschiffe mit gerafften Segeln vor Anker, et-
was unterhalb davon befindet sich ein Boot mit einem
Fischer. Ein fünftes Handelsschiff fährt mit geblähtem
Segel aus dem Hafen, ein sechstes hat am oberen Ende
der Mole angelegt und wird über eine Planke von einer
Person betreten. Die Schiffe in dem stilisierten Becken
symbolisieren die grundlegenden zivilen Funktionen
des Hafens von Side: den Schutz des ruhenden Schiffs-
verkehrs, das Be- und Entladen von Schiffen, sowie die
Ausbeutung der Nahrungsvorräte im Meer.
Sehr ähnlich ist das Hafenbecken von Side auf Mün-
zen des Gallienus nebst Legende CIΔHTΩN NEΩKOPΩN
NAVAPXIC dargestellt (M 30)25. Es fehlt die Statue an
der Hafeneinfahrt und die Anzahl der Rundbögen ist
reduziert, während die Handelsschiffe durch ein gro-
ßes Kriegsschiff samt Ruderern, Rudern, Standarte und
einem aufgerichteten Speer ersetzt wurden (Abb. 9)26.
Dieses Münzbild stellt nun nicht die zivilen Funktionen
des Hafens von Side in den Vordergrund, sondern seine
militärische Nutzung, die im Zusammenhang mit einem
Feldzug gegen die Sassaniden stehen könnte27.
Der Hafen des bithynischen Caesarea Germanica wird
von Pescennius Niger (193/4 n. Chr.) auf einem Bronze-
stück (M 2) nur mit einer sehr dünnen, nahezu kreisrun-
den Hafenmole bzw. einem Kai dargestellt, die nur durch
Abb. 7 Abb. 8
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ein Handelsschiff mit gerafftem Segel im Inneren als sol-
che zu erkennen ist (Abb. 10). In ihrer einfachen Ausfüh-
rung erinnert die Mole bzw. der Kai an die archaischen
Münzen aus Zankle, was aufgrund der geographischen
und chronologischen Entfernung allerdings nur ein Zu-
fall sein kann. Links des Hafenbeckens befindet sich ein
großes Gebäude mit zwei Säulen auf der Schmalseite und
einem Satteldach28. Während die Front des Baus an einen
Tempel erinnert, sprechen das Fehlen einer Kultstatue
und die langgestreckte Form eher für eine Säulenhalle.
Am oberen Ende der Mole steht die Statue einer männ-
lichen Figur mit Patera (Poseidon?) auf einer Basis, ihr
gegenüber befindet sich am unteren Ende der Mole ein
kubisches Objekt, in dem ein Leuchtturm erkannt wur-
de29. Ebenfalls verbreitet ist die Deutung als Altar, über
dem ein Opfertier hängt, evtl. das Rind, das im Abschnitt
des Revers lagert30. Das gleiche Reversmotiv wurde we-
nig später auch von Septimius Severus aufgegriffen31 (M
3). Bei dem im Hafenbecken abgebildeten Schiff handelt
es sich nun aber anscheinend um ein unter Segeln fah-
rendes Kriegsschiff (Abb. 11).
Das gelagerte Rind könnte für einen kultischen Kon-
text der Darstellung im Rahmen eines Opfers sprechen.
Allerdings fehlen dafür weitere ikonographische Hin-
weise wie ein Altar, opfernde Personen oder Kultgerät32.
T. Corsten hat das lagernde Rind auf den Gründungsmy-
thos von Caesarea Germanica bezogen33. Die beiden
Darstellungen des Hafens von Caesarea Germanica wer-
den dazu genutzt, die zivile wie auch die militärische
Funktion herauszustellen34.
Interessante Rückschlüsse auf die Entwicklung der Sta-
tuendekoration lässt eine Serie bronzener Münzen aus
Korinth zu (M 4–6)35. Die unter Antoninus Pius geprägten
Stücke zeigen die halbrunde Mole einer der beiden Hä-
fen Korinths, Kenchreai oder Lechaeum, mit offener Säu-
lenhalle und Kopfbauten am jeweiligen Ende. Im linken
Bau befindet sich eventuell eine Statue, links neben dem
Gebäude könnte ein zusätzliches Bauwerk (Leuchtturm?)
oder eine weitere Skulptur stehen. Im unteren Register
fahren drei Segelschiffe von rechts nach links. Zwei Va-
rianten des Typus zeigen im Hafenbecken eine stehende
Figur mit einem Stab in der linken Hand und wahrschein-
lich einen Delfin in der rechten Hand (Abb. 12 und 13).
Auf einer dritten Variante des Revers ist im Hafenbecken
eine schwer identifizierbare Statuengruppe zu sehen, bei
der sich zumindest eine weibliche Figur erkennen lässt
(Abb. 14)36. Bei der stehenden Figur könnte es sich um
eine Statue des Poseidon handeln. So überliefert Pausa-
nias (2, 2, 3), dass eine bronzene Statue dieses Gotts so-
wohl im Hafen von Kenchreai als auch im Hafen von Le-
chaeum auf einer Mole stand. Bei der Figurengruppe auf
der dritten Münzvariante könnte es sich dann um eine
weitere Statuengruppe in einem der korinthischen Häfen
handeln. Da die Figuren aber mitten im Hafenbecken und
nicht auf der Mole abgebildet sind, ist es wahrscheinli-
cher, dass es sich bei den Figuren um allegorische Dar-
stellungen handelt, die jeweils einem der beiden Häfen
zuzuordnen sind.
Im Münzbild der um 143–145 n. Chr. unter Antoninus
Pius in Pompeiopolis geprägten Münze ist eine Neptun-
Abb. 17Abb. 18 Abb. 19
Abb. 12 Abb. 13
Abb. 14 Abb. 15Abb. 16
Abb. 9 Abb. 10 Abb. 11
oder Kaiser-Statue am oberen Ende einer gebogenen
Hafenmole abgebildet (M 10). Das dem Standbild gegen-
überliegende Molenende trägt die hohe zylindrische Ba-
sis eines Altars oder Leuchtturms (Abb. 15)37. Abermals
begleitet eine lagernde Figur ähnlich einer Flussgottheit
die Darstellung der in diesem Fall zweigeschossigen und
halbrunden Hafenmole38. Während die gelagerte Figur
allegorisch zu deuten ist, war die kleinere Figur am obe-
ren Ende der Mole sicherlich Teil der Statuenausstattung
des Hafens. Ohne Parallele in der bildlichen Umsetzung
auf Münzen sind die krugartigen Gefäße auf dem oberen
Geschoss der Säulenhalle, bei denen es sich um auf dem
schen den letzten beiden Krügen an der oberen Mole er-
scheint zudem ein federartiges Objekt, das wahrschein-
lich ein Segel (als Wetterfahne?) darstellt.
Ähnlich der korinthischen Münzen ist auch auf einem
Stück des späten 2. / frühen 3. Jahrhunderts n. Chr. aus
Methone (M 7) der Hafen lediglich durch die halbrunde
Mole mit offener Säulenhalle und eine zentrale Statue im
Hafenbecken dargestellt (Abb. 16)40. Ebenso vergleichs-
weise schematisch sind für eine Münze des Elagabal aus
Ptolemais (M 28) eine nahezu kreisrunde Hafenmole
samt Kolonnade, einem Segelschiff und einem Ruder-
boot die einzigen Bildelemente (Abb. 17)41. Oberhalb
eines Schiffes und der halbrunden Enden einer Mole
verfügt das Reversmotiv einer Münze aus Aegina im Na-
men Iulia Domnas (M 1) hingegen zusätzlich über eine
Art Brückenkonstruktion mit schlaufenartigem Rund und
Steg (Abb. 18)42. Ein megarischer Münztyp aus der Zeit
des Septimius Severus (M 9) setzt ein eintoriges Bogen-
monument mit bekrönender Einzelstatue (Neptun?) sehr
prominent fast über die gesamte linke Bildhälfte in Sze-
ne, während eine Bogenmole in Vogelperspektive samt
Ruderboot in Seitenansicht in den Rest des Bildfeldes
gedrungen ist (Abb. 19)43. Als dargestellter Hafen kommt
der der megarischen Hafenstadt Pagai in Frage kommt.
ZUSAMMENFASSUNG
In der römischen Kaiserzeit stellen Errichtung, Pflege
und Ausbau von Häfen wirtschaftlich bedeutende kai-
serliche Bautätigkeiten dar und stehen damit in direk-
ter Verbindung mit der Fürsorge des Kaisers um Handel,
Ökonomie und den Getreidebedarf der Bevölkerung. In
der Reichsprägung stellt dies Nero durch die Münzbil-
der des Portus heraus, in denen die Schutzfunktion des
Hafens als Ankerplatz für die Getreideflotte aus Ägyp-
ten betont wird. Auf den Portus-Münzen des Trajan wird
dagegen die architektonische Bedeutung der Baumaß-
nahme hervorgehoben. Die detailreiche Wiedergabe
des Hafens kann für einzelne Gebäude sicherlich ein
hohes Maß an Authentizität beanspruchen.
Die Darstellungen von Häfen in der Provinzprägung
sind einfacher gestaltet: Halbrunde bzw. runde Molen,
auf denen zumeist Säulenhallen stehen, fassen das Ha-
fenbecken ein. Dabei handelt es sich um eine Darstel-
lungskonvention, die nur wenig mit dem tatsächlichen
Aussehen des jeweiligen Hafens zu tun haben dürfte.
Nur in wenigen Fällen, wie bei dem langgestreckten Bau
der Münzen des Pescennius Niger aus Caesarea Germa-
nica oder bei den „Vasen“ und der Statue am Ende der
Mole im Münzbild von Pompeiopolis, sind individuelle
Bildelemente zu finden, die auf reale Monumente in
den entsprechenden Häfen zurück gehen dürften.
Während die meisten Darstellungen in einem zivilen
Kontext stehen, haben die unter Septimius Severus ge-
prägten Münzen von Caesarea Germanica und die unter
Gallienus geprägten von Side einen militärischen Cha-
rakter. Bei beiden Münzen handelt es sich nun aber nicht
um Abbildungen wichtiger Flottenstützpunkte, sondern
die Anlässe für die Prägungen waren wahrscheinlich
Feldzüge in den Osten, bei denen Truppenverbände
über die jeweiligen Häfen eingeschifft worden sind. Die
Unterscheidung zwischen ziviler und militärischer Nut-
zung erfolgt im Bild über das jeweils abgebildete Was-
serfahrzeug, die maritime Architektur bleibt demgegen-
über unverändert.
Dr. Stefan Feuser arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Heinrich Schliemann-Institut für Altertumswissenschaften an
der Universität Rostock. Er ist Leiter des Projekts „Bilder und
Vorstellungen römischer Hafenanlagen“, das von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Schwerpunkt-
programms (SPP) 1630 „Häfen von der römischen Kaiserzeit bis
ins Mittelalter“ gefördert wird.
Torsten Bendschus, M. A., ist Promotionsstudent der Klassischen
Archäologie am Heinrich Schliemann-Institut für Altertumswis-
senschaften an der Universität Rostock. Er ist zudem Projektmit-
arbeiter im Projekt „Bilder und Vorstellungen römischer Hafen-
anlagen“ unter der Leitung von Dr. Stefan Feuser.
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1 Die Bearbeitung der kaiserzeitlichen Ha-fendarstellungen im Rahmen des Projekts „Bilder und Vorstellungen römischer Hafen-anlagen“ ist möglich durch eine finanzielle Unterstützung der Deutschen Forschungs-gemeinschaft (DFG) im Rahmen des Schwer-punktprogramms (SPP) 1630 „Häfen von der römischen Kaiserzeit bis ins Mittelalter“.Um den Anmerkungsteil zu entlasten, wird im Folgenden zu den besprochenen Bildwer-ken jeweils auf die im Rahmen des Projekts erstellten Katalogeinträge in der Arachne-Objektdatenbank der Universität zu Köln und des Deutschen Archäologischen Insti-tuts verwiesen: http://arachne.uni-koeln.de/drupal/?q=de/node/3702 A. J. Evans, Contributions to Sicilian Nu-mismatics II, NumChron 16, 1896, 101–107.3 Gielow 1931, 3–12 u. 13f., Nr. 1–4 m. Text-fig. 1 und Taf. 1, 2–4.4 Gruppe 2: Gielow 1931, 3-12 u. 15-17, Nr. 5 – 16 m. Taf. 1f., 5–16. Gruppe 3: ebenda, 17 – 20, Nr. 17–24 m. Taf. 2. Gruppe 4: ebenda, 20 – 29, Nr. 25–69 m. Taf. 3–6. Gruppe 5: ebenda, 29–31, Nr. 70–81 m. Taf. 6f. Zu den Zankle-Münzen siehe auch: SNG Ashmolean 1818; SNG Lockett 814; SNG ANS 298–303; SNG Cop 388; Lehmann-Hartleben 21963, 237f.; Boyce 1958, 78 m. pl. 13, 1f.; Vallet 1958, 326–335 m. pl. XVIII, 6–8; Blackman 1982, 80.5 Zweifel an dieser Deutung bei Lehmann-Hartleben 21963, 237f. Im BMC jedoch auch als „harbour of Zankle“ angesprochen.6 Nach dem sikelischen Wort für Sichel: Zanklon – griech. ζάγκλον (H. G. Liddell – R. Scott, A Greek-English lexicon (Oxford 91996), 752, s. v. ζάγκλον).7 Gielow 1931, 17f.8 Eine Deutung als stilisierte Hafendarstel-lung kommt analog zu den Zankle-Münzen auch für kleine spätklassische Bronzemünzen aus Naulochos in Frage, die im Revers einen Delphin in einem Mäander abbilden (M 6), vgl. BMC Ionia 202, 1f.9 BMC Phoenicia, 140–142, no. 4–16 m. pl. XVIII, 1–11; Liegle 1936, 205f. M. Abb. 3a u. 3e; Price – Trell 1977, 53 m. Fig. 93; Pensa 1998, 709f. M. fig. 14.10 Price – Trell (1977, 53) sprechen die Ab-bildung konkret als Stadtmauer von Sidon an. Als „fortress“ mit „battlement wall“ und „pro-jecting towers“ wird die Architektur im BMC (Phoenicia 140, Nr. 4) bezeichnet.11 BMCRR Rome 2419; RRC 346/3; Syden-ham 1952, 112, no. 716. Tameanko (1999, 90) spricht von zwei Bögen eines Aquädukts samt Triumphbogen.
12 RRC 346/4a; Sydenham 1952, no. 71513 Fuchs 1969, 13–15.14 Cass. Dio XLVIII 19, 1.15 Dies ist die gängige Deutung, vgl. RRC I, no. 511/4a-c m. pl. LXII.3 (Anm. 1: „Pharos of Messana“) u. RRC II, 742; Zancani Montuoro 1979, 20 m. fig. 19f. (Bildunterschrift: „Faro di Messana“); Nauerth 1998, 199, Anm. 38 („Messana”); Giardina 2010, 93 m. pl. 57, fig. 113a. Als „Windturm“ gedeutet von Fuchs 1969, 34f. Vgl. auch ebenda 134, 55f. m. Taf. 4,55f. Zur Münze ferner: Thiersch 1909, 22 m. Abb. 26; BMCRR Sicily 18 m. pl. CXX, 13; Kö-ster 1923, Taf. 55; Liegle 1936, 215 m. Abb. 13a; Sydenham 1952, 1348; RSC 2-2b; Sear 1964, 335; Kent – Overbeck – Stylow 1973, 21 u. 91, Nr. 105 m. Taf. 27.104. 16 Thiersch (1909, 22) hält die Figur für Sex-tus Pompeius als Poseidon.17 Boyce 1966, 66.18 Cohen Nero 33 u. 38 („Tiber“); BMC Emp. I, clxxvi m. Anm. 2 („Neptun“ oder „Tiber“); VanBuren 1911, 194, Anm. 2 („Tiber“); Taylor 1912, 35 („Tiber“); Sydenham 1920, 108 („Ti-ber“); Imhoof-Blumer 1924, 247 („Hafengott“ oder „Oceanus“); RIC I, 157 („Tiber“); LeGall 1953, 222 – 225; Boyce 1958, 71 („Deus Ostiensis“); Meiggs 21973, 55f. u. Text zu pl. XVIII.a („harbour god”); Blackman 1982, 82 („marine deity, perhaps the harbour god”). Zum Münztyp siehe auch: Veitmeyer 1900 m. fig. 8; Lehmann-Hartleben 21963, 187.239; MacDowall 1958, 192f.; Boyce 1966; Suther-land 1978, 169; Giardina 2010, 102f.19 BMC Emp. clxxvi („mermaid“) u. 222, no. 132f. m. pl. 41, 7 („figure seated l. on rock”); Meiggs 21973, Text zu pl. XVIII.a („?Triton“).20 Tac. Ann. 15.18.3. Demnach sind darüber hinaus zeitgleich weitere 100 Schiffe durch ein Feuer zerstört worden, die Waren von Por-tus den Tiber hinauf nach Rom brachten. 21 Boyce 1958, 74f.22 Als Benennung des abgebildeten Hafens ist in der älteren Forschung auch Centumcel-lae (Civitavecchia) zu finden, vgl. Cohen 305f. u. BMC Emp. III, 104 u. 162, no. 770A. Durch Ausgrabungen wurde erst danach die hexa-gonale Form des trajanischen Hafenbeckens von Portus bestätigt. Zum Münztyp siehe auch: Strack II, 212f.; Lehmann-Hartleben 21963, 197 u. 239; RIC II, 631; Boyce 1958, 74; Meiggs 21973, 163f.165.489 u. Text zu pl. XVIII.b; Do-naldson 21966, 338 – 340; Ibrahim – Scranton – Brill 1976, 60; Blackman 1982, 82. Zur akku-sativischen Legende Woytek 2010, 146.23 Meiggs 21973, 163f.24 Ehemals Privatsammlung H. von Aulock
(bis 1980). SNG Aul 4828; Franke 1968, 52, Nr. 218; Tameanko 1999, 87.25 Lehmann-Hartleben 21963, 192 u. 238 m. Münztaf. 9; Liegle 1936, 216 m. Abb. 14d; BMC Lycia 161, 112 m. pl. XXVIII, 19; Donald-son 21966, 341 – 344 m. pl. 91; Price – Trell 1977, fig. 481; Blackman 1982, 82 m. fig. 1E.26 Standarte und Speer werden von Giardina (2010, 70) irrtümlich für einen Leuchtturm gehalten. An der Darstellung ist ferner die kuriose Beobachtung zu machen, dass das Schiff mit Fahrt nach links abgebildet ist, die Ruderstellung aber eine Bewegungsrichtung nach rechts suggeriert.27 Zur militärischen Bedeutung des Hafens von Side im 3. Jh. n. Chr. siehe Nollé 1993, 25f. u. 94. Demnach besaß die Stadt be-reits zu hellenistischer Zeit eine beachtliche Kriegs- und Handelsflotte. In der Kaiserzeit gewann Side besonders im 3. Jh. nach der Zerstörung der kilikischen Küstenstädte als Etappenstadt und Flottenstützpunkt an Be-deutung. Zur Münze auch ebenda, 26 u. Stoll 2000, 221.28 Von Giardina (2010, 75) als Horreum oder Teil der Navalia interpretiert. Şahin – Polat – Zimmermann 2011, 222 gehen ebenfalls von einer profanen Funktion des Gebäudes aus. Zur Münze: RG I, 2, 281f., Nr. 5 m. pl. XLIV, 5; BMC Bithynia 122, 2 m. pl. XXVI, 10; NumGr V, pl. 16.724; Liegle 1936, 216 m. Abb. 14c; Boyce 1958 m. pl. 13.10; Ibrahim – Scranton – Brill 1976, 60; Price – Trell 1977, 40.29 Vgl. RG I, 2, 281f., Nr. 5.30 Boyce 1958, 68 m. Anm. 10.31 RG I, 2, 283, Nr. 12.32 Diese Bildelemente sind zum Beispiel auf Medaillons des Commodus und Diokletian zu finden, die Opfer für die Ankunft von zivilen bzw. militärischen Flottenverbänden feiern (M 78 und 79).33 Corsten 1990, 23, Anm. 14, u. 40. Der Gründungsmythos ist nicht überliefert. Pli-nius d. Ä. (nat. hist. V, 143) überliefert ledig-lich den alternativen Namen Booscoete, der auf βοὸς κοίτη (Lager des Rindes) zurückge-führt wird. In Analogie zu Theben und unter Berücksichtigung der Münzbilder wird über eine Gründungslegende spekuliert, in der Kolonisten mit einem Schiff landeten und gemäß Orakel an der Stelle, wo sich eine Kuh niederlegte, die Stadt gründeten. 34 Caesarea war nach Verleihung der Stadt-rechte durch Germanicus unter Tiberius (ca. 17–19 n. Chr.) um Daskyleion am Meer erwei-tert worden. Dadurch erhielt die Stadt Zugang zur Propontis. Der Hafen wurde evtl. unter
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Abkürzungen
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Marcus Aurelius im Zuge der Reorganisation der pontischen Flotte ausgebaut, vgl. Corsten 1990, 28f.35 Num. Comm. 17 m. pl. D, 60; Lehmann-Hartleben 21963, 238 m. Münztaf. 10f.; Ed-wards 1933, 32, no. 149; Boyce 1958, fig. 13,4; Hohlfelder 1970, 328, pl. 80a–c; Ibra-him – Scranton – Brill 1976, 60; Blackman 1982, 82 m. fig. 1G.36 Hohlfelder (1970, 328) sieht darin nur eine Statue mit unklaren Attributen. Rich-tig eher bereits Lehmann-Hartleben (21963, 238), der von einer Statuengruppe spricht, unter der sich „eine weibliche Gottheit“ (ebenda, Anm. 2) befindet.
37 Die Datierung richtet sich nach der Jah-resangabe ΘC = 209 auf der Münze. Diese Zählung entspricht der Ära ab Gründung von Pompeiopolis durch Pompeius. Das exakte Jahr dafür ist jedoch umstritten, vgl. Boyce 1958, 68 m. Anm. 6.38 Toynbee (1934, 139) spricht sie als „Ocea-nus“ an, Boyce (1958, 71) hingegen als „Deus Pompeiopolitanus“.39 Boyce 1958, 69 u. Blackman 1982, 82. Zur Münze siehe auch LeGall 1953, 31; Pri-ce – Trell 1977 m. fig. 483; DeMaria 1998 m. fig. 7. Zum Hafen von Pompeiopolis zudem Lehmann-Hartleben 21963, 204f. 40 Num. Comm. 68 m. pl. P.VIII; Boyce 1958,
Text zu fig. 13,5; Price – Trell 1977, fig. 484 m. Bildunterschrift.41 Price – Trell 1977, fig. 480 m. Bildunter-schrift.42 Num. Comm. 45 m. pl. L.I; Boyce 1958 m. fig. 13,3; Price – Trell 1977, 40 m. fig. 59.43 Liegle 1936, 216 m. Abb. 14b; Price – Trell 1977, 220 m.. fig. 482; DeMaria 1998 m. fig. 6; Fähndrich 2005, 47 (M Nr. 48) u. 231f. 234 m. Taf. 15.3.
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Abbildungsverzeichnis
Abb 1: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, 18218139, http://ww2.smb.museum/ikmk/object.php?id=18218139Abb. 2: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, 18200451, http://ww2.smb.museum/ikmk/object.php?id=18200451Abb. 3: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, 18202039, http://ww2.smb.museum/ikmk/object.php?id=18202039Abb. 4: British Museum, AN620456001, Department: Coins & Medals, Registration number: R.8267Abb. 5: AN624966001, Department: Coins & Medals, Registration number: 1853,0104.3Abb. 6: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, 18221052, http://ww2.smb.museum/ikmk/object.php?id=18221052Abb. 7: Numismatica Ars Classica Auktion 64 (17.05.2012), Lot 1164Abb. 8: Gorny & Mosch Giessener Münzhandlung Auktion 142 (10.10.2005), Lot 2001Abb. 9: R. Stoll, Architektur auf römischen Münzen. Kulturgeschichtliches im Spiegel der antiken Numismatik (Trier 2000), 221, Kat.-Nr. 362.Abb. 10: Boyce 1958, Pl. 13.10Abb. 11: Gorny & Mosch Giessener Münzhandlung, Auktion 159 (08.10.2007), Lot 297Abb. 12: Boyce 1958, 13,4Abb. 13: Hohlfelder 1970, pl. 80.cAbb. 14: Hohlfelder 1970, pl. 80.bAbb. 15: Boyce 1958, pl. 10, fig. 1Abb. 16: LHS Numismatik AG, Auktion 96 (8.5.2006), Lot 809Abb. 17: Price – Trell 1977, fig. 480; Durchmesser unbekanntAbb. 18: Boyce 1958, 13,3Abb. 19: Fähndrich 2005, Taf. 15.3
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