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Recherches Archéologiques à Begram, Chantier n° 2 by J. R. Hackin; J. Hackin Review by: Richard Hadl Artibus Asiae, Vol. 9, No. 1/3 (1946), pp. 238-247 Published by: Artibus Asiae Publishers Stable URL: http://www.jstor.org/stable/3247966 . Accessed: 18/06/2014 20:57 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Artibus Asiae Publishers is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Artibus Asiae. http://www.jstor.org This content downloaded from 185.44.77.82 on Wed, 18 Jun 2014 20:57:34 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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Hadl Rev Recherches Archaeologiques à Begram AA 9 1946

Apr 06, 2016

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Heinrich Pöll

First post-WWII publication on Begram after French excavation

Artibus Asiae 9 1946
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Page 1: Hadl Rev Recherches Archaeologiques à Begram AA 9 1946

Recherches Archéologiques à Begram, Chantier n° 2 by J. R. Hackin; J. HackinReview by: Richard HadlArtibus Asiae, Vol. 9, No. 1/3 (1946), pp. 238-247Published by: Artibus Asiae PublishersStable URL: http://www.jstor.org/stable/3247966 .

Accessed: 18/06/2014 20:57

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lich gebildet, ganz abgesehen von der Raumanord-

nung, die durchaus europaisch bleibt und nur wenig, am meisten noch im ersten und zweiten Holzschnitt

(Verkiindigung und Heimsuchung) vom Vorbild nach

der von D'Elia behaupteten Richtung abweicht.

Das andere Ziel seiner Publikation jedoch, namlich

nachzuweisen, dass das ganze katholische Dogma, also

auch die Leiden und der Tod Jesu, den Chinesen von

den Jesuitenmissionaren zur Kenntnis gebracht wurde, wird vom Autor restlos erreicht und ohne jede Ein-

schrankung bewiesen. Richard Hadl

J. Hackin: Recherches Archeologiques a Begram, Chan-

tier n? 2 (1937) avec la collaboration de Madame J. R.

Hackin. Paris I939. Les Editions d'Art et d'Histoire. =

Memoires de la Delegation Archeologique Franfaise en

Afghanistan, tome IX fo. Tome I (Texte): 137 pp., 3 cartes, I plan, 8 ill.

Tome 2 (Planches): LXVIII planches avec 238 fig. Einen schweren Verlust erlitt die archaologische Wis-

senschaft durch den Tod des Ehepaars Hackin nach

seiner Riickkehr aus Afghanistan auf einer noch-

maligen Reise nach dem Osten, um die Arbeiten in

Begram fortzusetzen. Somit ist der vorliegende Be-

richt Hackins fiber die Funde in Begram der Schluss-

stein einer fruchtbaren Forschungstitigkeit geworden, die auf tragische Weise vorzeitig wohl abgebrochen, deren Auswirkungen aber nicht zerstdrt werden

konnen.

Im Zuge der Explorationen der Franz6sischen Archao-

logischen Delegation, die sich vom September 1936 bis August 1937 iiber z. T. weit auseinanderliegende Gebiete erstreckten, wurden vorerst einerseits im

Herbst 1936 Bodensondierungen und Grabungen im

Raum von Chakansur im afghanischen Teil von Sei-

stan vorgenommen, wahrend andererseits Hackin und

seine Frau mit J. Carl und J. Meunie sich der Erfor-

schung der alten Stadt Sar-o-Tar, nordlich des Flusses

lich gebildet, ganz abgesehen von der Raumanord-

nung, die durchaus europaisch bleibt und nur wenig, am meisten noch im ersten und zweiten Holzschnitt

(Verkiindigung und Heimsuchung) vom Vorbild nach

der von D'Elia behaupteten Richtung abweicht.

Das andere Ziel seiner Publikation jedoch, namlich

nachzuweisen, dass das ganze katholische Dogma, also

auch die Leiden und der Tod Jesu, den Chinesen von

den Jesuitenmissionaren zur Kenntnis gebracht wurde, wird vom Autor restlos erreicht und ohne jede Ein-

schrankung bewiesen. Richard Hadl

J. Hackin: Recherches Archeologiques a Begram, Chan-

tier n? 2 (1937) avec la collaboration de Madame J. R.

Hackin. Paris I939. Les Editions d'Art et d'Histoire. =

Memoires de la Delegation Archeologique Franfaise en

Afghanistan, tome IX fo. Tome I (Texte): 137 pp., 3 cartes, I plan, 8 ill.

Tome 2 (Planches): LXVIII planches avec 238 fig. Einen schweren Verlust erlitt die archaologische Wis-

senschaft durch den Tod des Ehepaars Hackin nach

seiner Riickkehr aus Afghanistan auf einer noch-

maligen Reise nach dem Osten, um die Arbeiten in

Begram fortzusetzen. Somit ist der vorliegende Be-

richt Hackins fiber die Funde in Begram der Schluss-

stein einer fruchtbaren Forschungstitigkeit geworden, die auf tragische Weise vorzeitig wohl abgebrochen, deren Auswirkungen aber nicht zerstdrt werden

konnen.

Im Zuge der Explorationen der Franz6sischen Archao-

logischen Delegation, die sich vom September 1936 bis August 1937 iiber z. T. weit auseinanderliegende Gebiete erstreckten, wurden vorerst einerseits im

Herbst 1936 Bodensondierungen und Grabungen im

Raum von Chakansur im afghanischen Teil von Sei-

stan vorgenommen, wahrend andererseits Hackin und

seine Frau mit J. Carl und J. Meunie sich der Erfor-

schung der alten Stadt Sar-o-Tar, nordlich des Flusses

Helmand, zuwandten. Im Jahre 1937 unternahm

Hackin im Norden von Afghanistan Untersuchungen auf altem baktrischem Boden, wo sich Funde buddhi-

stischer Objekte gezeigt hatten. Die bedeutendsten

Ergebnisse erbrachten jedoch die darauffolgenden

Grabungen auf dem Gebiet der alten Kapisi, dem

heutigen Begram, durch die Eroffnung des Arbeits-

platzes 2 am 17. April 1937 unter der Leitung von

Mme Hackin, die hier bis zum August desselben Jah- res arbeitete. Dieser Platz liegt etwa 60 km n6rdlich

von Kabul auf dem hochgelegenen Schwemmland

fiber dem rechten Ufer des Panchir, nach seinem Zu-

sammenfluss mit dem Ghorbend.

Schon der englische Reisende Ch. Masson 1 zog die

Aufmerksamkeit auf diesen Platz in K6histan. Er fand

hier einige Stfpen und sammelte alte indo-griechische und indo-skythische Miinzen. Dass es sich hier um

das arianische Nikaa handle, wurde schon von A. Fou-

cher 2 erkannt an Hand des Berichtes des chinesischen

Pilgers Hsiian-tsang, der auf seiner Reise 629-645 von

Bamiyan kommend Kapisi beriihrte und die bud-

dhistischen Bauten erwahnte, die Foucher feststellen

konnte: einen n6rdlich der Stadt, den anderen ostlich

am Fusse des Koh-i-Pahlavan. Zwischen den Ruinen

der Kloster, die sich auf der nach Norden gerichteten

B6schung am rechten Ufer des Flusses aufstaffeln und

den Qberresten der Klosterbauten des Koh-i-Pahla-

van erhebt sich eine viereckige Bastion, der Burdj-i- 'Abdullah, in dem Foucher die alte K6nigsstadt zu er-

kennen glaubte; diese sei spater 500 m mehr nach Siu-

den in ein bedeutend gr6sseres Viereck verlegt und

mit starken Mauern aus ungebrannten Ziegeln mit

1 Ch. Masson, Memoir on the Ancient Coins found at Beghram, in the Kohistan of Kabul, J. A. S. B., 1834 und Second Me-

moir, J. A. S. B., 1836. 2 A. Foucher, Notes sur l'itineraire de Hiuan-Tsang in Afgha- nistan, Paris 1925, I, pp. 259-266; ferner A. Foucher, De

KapiS, d Pushkaravati, Bull. of the School of Or. Stud. VI, PP. 341-348.

Helmand, zuwandten. Im Jahre 1937 unternahm

Hackin im Norden von Afghanistan Untersuchungen auf altem baktrischem Boden, wo sich Funde buddhi-

stischer Objekte gezeigt hatten. Die bedeutendsten

Ergebnisse erbrachten jedoch die darauffolgenden

Grabungen auf dem Gebiet der alten Kapisi, dem

heutigen Begram, durch die Eroffnung des Arbeits-

platzes 2 am 17. April 1937 unter der Leitung von

Mme Hackin, die hier bis zum August desselben Jah- res arbeitete. Dieser Platz liegt etwa 60 km n6rdlich

von Kabul auf dem hochgelegenen Schwemmland

fiber dem rechten Ufer des Panchir, nach seinem Zu-

sammenfluss mit dem Ghorbend.

Schon der englische Reisende Ch. Masson 1 zog die

Aufmerksamkeit auf diesen Platz in K6histan. Er fand

hier einige Stfpen und sammelte alte indo-griechische und indo-skythische Miinzen. Dass es sich hier um

das arianische Nikaa handle, wurde schon von A. Fou-

cher 2 erkannt an Hand des Berichtes des chinesischen

Pilgers Hsiian-tsang, der auf seiner Reise 629-645 von

Bamiyan kommend Kapisi beriihrte und die bud-

dhistischen Bauten erwahnte, die Foucher feststellen

konnte: einen n6rdlich der Stadt, den anderen ostlich

am Fusse des Koh-i-Pahlavan. Zwischen den Ruinen

der Kloster, die sich auf der nach Norden gerichteten

B6schung am rechten Ufer des Flusses aufstaffeln und

den Qberresten der Klosterbauten des Koh-i-Pahla-

van erhebt sich eine viereckige Bastion, der Burdj-i- 'Abdullah, in dem Foucher die alte K6nigsstadt zu er-

kennen glaubte; diese sei spater 500 m mehr nach Siu-

den in ein bedeutend gr6sseres Viereck verlegt und

mit starken Mauern aus ungebrannten Ziegeln mit

1 Ch. Masson, Memoir on the Ancient Coins found at Beghram, in the Kohistan of Kabul, J. A. S. B., 1834 und Second Me-

moir, J. A. S. B., 1836. 2 A. Foucher, Notes sur l'itineraire de Hiuan-Tsang in Afgha- nistan, Paris 1925, I, pp. 259-266; ferner A. Foucher, De

KapiS, d Pushkaravati, Bull. of the School of Or. Stud. VI, PP. 341-348.

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dem alten K6nigspalast verbundenworden zum Schutz

des dazwischenliegenden Raumes, in dem sich die

Bazare befunden hatten, wahrend ausserhalb der etwa

2 km sich hinziehenden Umwallung das geringere Volk lebte, die Friedhofe mit ihren Graburnen ge- wesen waren und die noch heute erkennbaren Stfpen am Rande des Steilufers. So aussert sich Foucher

a. a. O. 1. Barthoux unternahm I925 2 einige Sondie-

rungen auf dem Boden der ?Neuen K6nigsstadt>, und

im April 1936 er6ffneten die Herren Carl und Meunie

den Arbeitsplatz i im gleichen Teil der Stadt. Es

wurden hier Gebrauchst6pfereien ans Licht gebracht, auch Miinzen aus Billon des I.-3. Jahrhunderts n. Chr.

verschiedener Kusana-Herrscher, Gegenstande aus

Bronze und aus Eisen, wie Kannen, Roste u. dgl., aber nur ein einziges Stuck aus Bein, das Fragment eines Kammes mit einem eingravierten Vogel auf bei-

den Seitenflachen. Diese Arbeiten, die auch I937

fortgesetzt wurden, folgten einer nord-siidlich verlau-

fenden Senkung, die einer von Laden flankierten gros- sen Seitenstrasse entsprach. In einer Entfernung von

200 m von hier wurde der Arbeitsplatz 2 angelegt, der

die reichen Ergebnisse brachte, denen die vorliegende Publikation Hackins gewidmet ist. Carl begab sich in

dieser Zeit, zusammen mit Aziz Khan, denen sich nach

Abschluss seiner Arbeiten in Shotorak J. Meunie an-

schloss, nach Fondukistan, ca. 4,5 km siidlich von

Siyahgird am Ghorbend, halbwegs zwischen Kabul

und Bamiyan, einer Stelle, wo der englische Reisende

Ch. Masson schon vor 1836 Ruinen und Miinzen ge- funden hatte 3. Vber die Ergebnisse der Ausgrabun-

1 Vgl. auch A. Foucher, La vieille Route de l'Inde de Bactres a Taxila, Paris 1942, p. 140 ff. und Taf. XXIX. 2 Siehe J. Hackin, La sculpture indienne et tibetaine au Musee Guimet, Paris I931, p. 8, P1. XI, wo H. eines der von Barthoux 1925 ausserhalb der Mauer von Begram ge- fundenen Reliefs ver6ffentlichte. Ebenso Sten Konow, Karosthi Inscription on a Begram Bas-relief in Epigraphia Indica I, 1933, pp. I-14. 3 Vgl. J. A. S. B., V (1836).

gen hier, die von Mai bis August I937 erfolgten, schiebe ich hier folgendes ein:

Die Bautenreste befinden sich auf der H6he eines das

Tal beherrschenden Hiigels und betreffen ein bud-

dhistisches Kloster. Die Grabungen ergaben eine

grosse Halle von fast quadratischem Grundriss, deren

eingestiirzte Deckenwolbung die Einginge und die

tiefen Mauemischen der Halle blockierten. Die Mitte

der Bauten ist von einem Stipa der klassischen Type

eingenommen. Die gewolbten Nischen waren aussen

mit Blattspiralen in Bogen, die aufPfeilern ruhten, de-

koriert, und Fresken bedeckten die Zwischenraume

zwischen diesen Pfeilern und den Nischen6ffnungen der Mauern und die Hinterwande der tiefen Mauer-

nischen. Eine dieser Fresken stellt Maitreya mit einer

blauen Lotusbliite in der Rechten und einem Am-

brosiaflischchen in der Linken dar, ein Werk in der

Art der buddhistischen, indischen Malereien des 6.

und 7. Jahrhunderts, solcher Art, wie sie auch aus

gleichem Ursprung die friihe tibetische Kunst zeigt. Andere Malereien weisen klar auf iranische Einfluisse

hin, wie u. a. die beiden Figuren des Sonnen- und des

Mondgottes, die erstere mit roter Scheibe als Gloriole, die zweite mit bleichem Antlitz und den vollen und

zunehmenden Mond kombinierender Gloriole 1. Die

innere Ausschmiickung der Nischen zeigt eine plan- volle Zusammenfiihrung von Plastik und Malerei in

sehr geschickter Verbindung: devatds heben sich mit dem schlanken Oberk6rper von den Hiiften aufwarts

aus der Wand heraus, ebenso ndgardjds, anderswo fii-

gen sich wieder von der Malerei sich schwer unter- scheidende reliefierte Figuren in die Malerei ein. Auf dem Boden einer Nische fanden sich die sitzenden

Skulpturen eines weltlichen Paares: die mannliche Fi-

gur in Haltung und Kleidung, die an iranische und zentralasiatische Darstellungen erinnern, die weib-

1 Vgl. hierzu J. Hackin et J. Carl, Recherches arch. au Col de Khair Khaneh, p. 12, Fig. B.

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liche ganz in indischer Formengebung voll Grazie und

mit Juwelen geschmiickt. Der linke Arm des Mannes

und der rechte der Frau, deren beider Hdnde sich be-

riihren, stiitzen sich auf einen zwischen ihnen aufge- bauten Kissenstapel. Unter diesen Statuen wurde eine

Aschenurne gefunden und ausser der Asche Miinzen, darunter eine Drachme mit dem Bild des sasanidi-

schen K6nigs Khusrav II. (590-627 n. Chr.) und meh-

rere Kupfermiinzen der Napkit-Type vom 5.-6. Jahr- hundert. Technik und Material der Skulpturen sind

ahnlich denen aus Zentralasien bekannten: Tonmodel-

lierung in Verbindung mit Stroh, Haar, Wolle, Schniire. Die Wichtigkeit der Funde ergibt sich dar-

aus, dass sie Beispiele einer spaten buddhistischen

Kunst (7. Jahrhundert) darstellen, die charakterisiert

ist durch den Abstieg des iranischen und ein starkes

Ansteigen des indischen Einflusses 1.

In geringer Entfernung der siidlichen Umfassungs- mauer der (Neuen K6nigsstadt>) von Kapigi, nahe der

ostlichen Wendung der Mauer nach Norden, in der

Senkung, in der sich unweit davon weiter westlich der

Arbeitsplatz i befindet, wurden die Grabungen des

Arbeitsplatzes 2 vorgenommen. Sie fiihrten zur Auf-

deckung von 13 Raumen in starker Mauerung, die H.

in der Mauertechnik als der von Taxila und Gandhara

entsprechend bezeichnet und in der Kusana-Periode

vervollkommnet, auch bei den Stiipen von Kabul und

Jelalabad angewandt wurde. Die Innenflachen der

Haupt- und die Zwischenmauern (bei beiden: Steine

am unteren Teil, Stampf weiter oben) waren mit

Stampferde oder Gips verstrichen und mit Kalk-

tiinche bedeckt; hier und da fanden sich Spuren einer

roten und griinen Bemalung, iiber die H. leider nichts

1 Vgl. hierzu auch Joseph Hackin, The Work of the French

Archaeol. Mission in Afghanistan, September, 1936, to August,

I937, in Ind. Arts and Letters, XII (1938), No. I, pp. 47-49 und Fig. 5-8; ferner J. Ph. V[ogel], Explorations by the

French Mission in Afghanistan, in Ann. Bibl. of Ind. Arch.

XII (1939), pp. 32/33 und Taf. XI.

Naheres berichtet. Im grossten der freigelegten Raume (Nr. io des Plans) wurden die interessantesten

der bisherigen Funde gemacht. Vorerst Glasobjekte aus den in der Antike hochgeschatzten ph6nikischen Glaswerkstatten, die gr6sstenteils mit den bereits be-

kannten und datierten Stiicken dieser Art iiberein-

stimmen und dem I.-3. Jahrhundert entstammen, darunter auch mit figiirlichen Darstellungen bemalte

Stiicke von grosser Sch6nheit, fischformige Gefasse

u. a. m. Dann eine Patera mit Henkel und ein olvoxo'7

von Alabaster, getreu den Formen der vielen Bronze-

gegenstande in den europaischen Museen, namentlich

in Neapel und Pompeji. Ferner Gewichte aus Bronze

(Nr. 240 [94]: ein jugendlicher Mars[ ?]-Kopf, Nr. 24I

[95]: die Biiste der Athene, das erste 9 cm, das zweite

ii cm hoch) und Bronzeschiisseln, gleich denen von

Pompeji. Die Gewichte und Schiisseln, mit denen sich

eine Kaniska-Bronzemiinze und zwei Miinzen der

Kusana fanden, k6nnten aus dem 2., moglicherweise aus dem 3.Jahrhundert n. Chr. sein, wie H. annimmt, wahrend die Gesamtheit der aus dem r6mischen

Orient stammenden Funde zwischen das I. und den

Anfang des 4. Jahrhunderts zu setzen ware. Daraus

ware wohl zu schliessen, dass die zeitweilig im i. und

2. Jahrhundert n. Chr. sehr lebhaften Beziehungen

zwischen Nordindien und Rom auch noch im 4. Jahr- hundert bestanden hatten. Demnach wiirden die

Kiinstler Kapigas auch nicht den Kontakt mit der

grfco-buddhistischen Kunst verloren haben.

Die wichtigsten Funde aus den Grabungen von

Raum io und somit der ganzen Grabungskampagne waren die Plaketten und Leisten aus Elfenbein und

Knochen, denen auch der gr6sste Teil der Ausfuhrun-

gen und Aufnahmen Hackins zugewandt ist. Sie bil-

deten einst die Bekleidung von Holzkastchen und wur-

den am Boden von der Mitte bis zur Siidwand des

Raumes gefunden. Ausser diesen wurden hier auch

gr6ssere Platten (von 45 x 26 cm) mit yaksZ und Fluss-

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gotterfiguren gefunden, die aber unter der Feuchtig- keit gelitten hatten. Das holzerne Geriist der Kiistchen

selbst war ganz zerfallen und konnte nicht geborgen

werden, doch wurde, soweit dies m6glich war, ver-

sucht, die zusammengeh6renden Knochenbekleidun-

gen zusammenzustellen. Der Rauminhalt der Kast-

chen war sehr gering, ebenso das Ausmass der Platt-

chen und Leisten oder der kleinen Saulchen des Kist-

chens IX, Nr. 329 [I83]. Die aussere Bekleidung der

Kastchen aus Plittchen und Leisten besteht nur bei

dem Kastchen IX, Nr. 329, aus Elfenbein, bei den

anderen sind Elfenbeinstiicke zusammen mit solchen

aus Bein verwendet worden. Auf dem Kastchen IX

ruhten zwei gr6ssere Platten (Fragmente I83a und b), die augenscheinlich den Deckel bekleideten. Der gra- vierte wie der skulptierte Dekor der Plattchen und Lei-

sten lasst keinen Zweifel ilber dessen indischen Ur-

sprung, wenn auch Hackin zur Bestimmung der ge- naueren Herkunft und Datierung als Vergleichs-

objekte nur Steinskulpturen heranziehen konnte, da

die Grabungen in Indien bis jetzt nur ganz wenige El-

fenbeinstiicke ergaben und keines dieser indischen

Beinobjekte Vergleichselemente zu Begram bietet, ab-

gesehen eine unlangst in Pompeji gefundene Elfen-

beinskulptur indischer Herkunft 1, an die einige De-

tails der Fragmente 173 (Nr. 319) und 174 (Nr. 320) erinnern. Beide sind Hochreliefs aus Elfenbein, die

eine yaksi, auf einem makara stehend, darstellen, 56cm das erste, 45 cm das zweite Stuck. Nach den Angaben des Verfs. ist die mittlere Starke der Leisten 2 mm,

bei einigen gravierten Platten 8 mm und bei denHoch-

reliefs I I-I2 mm, d. h. nur von denjenigen, die an den

Kastchen angebracht waren, also ausschliesslich der

grossen skulptierten Einzelplatten.

tfber die Technik der Elfenbein- und Beinobjekte

sind die Ausfiihrungen Hackins sehr griindlich und

1 Siehe Amadei Maiuri, Una statuetta eburnea d'arte indiana a Pompei in Le Arti I, 2, 1938, p. III, tav. XLII-XLV.

instruktiv, und es mag die folgende gedrangte Zu-

sammenfassung derselben einen gewissen Einblick in

diese Technik gewahren:

A Einfache Gravierung mittels Stichels: ein-

fachste Technik der Ornamentierung in der Flache

mit Neigung zu leichter Aushohlung einzelner Stel-

len an Blattern und Blumen (z. B.: Fragment i87f,

g vom Kdstchen XIII, Nr. 333 [Perlhuhn (?) in

Profil mit AMokazweig im Schnabel, Gefieder ein-

fach als Rauten]). Variante; Die Umrisse einzelner Teile mensch-

licher Figuren sind in Doppellinien graviert (z. B.:

Fragment I86 m, nl von Kastchen XII, Nr. 332).

B Alle schmucklos gelassenen Flachen sind

vertieft, also ausgeh6hlt, wodurch die verzierten

sich in leichtem Relief herausheben (z. B.: Frag- ment i85 a von Kastchen XI, Nr. 331 [liegender

geflugelter L6we, der an altere mesopotamische

Darstellungen erinnert]).

Variante: Qbergang zwischen rechnik A und

Technik B: neben Gravierung der Zeichnung, Her-

aushebung nicht dekorierter Flachen (z. B.: Frag- ment i87 i von Kistchen XIII, Nr. 333 [Vogel mit

gravierten Details]). Hackin bezeichnet sie als

Technik Ate.

C Kontur stark eingeschnitten, was dem Um-

riss des versenkten Reliefs wie den Figuren hohe

Lebendigkeit gibt und das Abgestufte der Formen

unterstreicht. Die anatomischen Details sind mit

grosser Fertigkeit wiedergegeben (z. B.: Fragment

I83 a von Kastchen IX, Nr. 329 [sitzende weibliche

Figur mit Papagei in ihrer Linken, vor ihr eine sich

ihr nahernde Dienerin mit Fruchtschale; beide

nackt mit tiefsitzenden losen Gurteln. Vgl. die ein-

gehende Beschreibung dieses sehr sch6nen Stiickes

sowie der ubrigen Stiicke dieses Kastchens auf

pp. 87 f. und pls. LIV-LXII, Fig. 153-I84, i86,

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187]; ferner Fragment 183 b desselben Kastchens

[sitzende Frau mit Spiegel, vor ihr knieende Die-

nerin mit Schale; die Umrahmung namentlich gibt ein gutes Beispiel der Technik C]; dann noch die

Fragmente 183 c-j desselben Kastchens [stehende weibliche Figuren] und die Fragmente 183 m-y

al-d1, fl, gl desselben Kastchens [phantastische

Tiere]).

Variante: Kontur tief und unregelmassig gra-

viert, die dekorierten Stellen leicht vertieft mit An-

satz zu einer Modellierung dieser Stellen, Dekor

graviert, also ein 0bergang von A zu B (von Hackin

als Technik Abis bezeichnet) (z. B.: Fragmente

175 t, w, x, y von Kastchen I, Nr. 321 [je eine

sitzende weibliche nackte Figur], Fragment i88 a, Nr. 334 [schreitende nackte Frau, die Rechte er-

hoben mit Blumen, rechts eine Gans mit zurBlume

erhobenem Kopf]).

Die Technik der Modellierung ist bei vielen Stiicken

so weiterentwickelt, dass Plittchen in vollkommenem

Hochrelief entstanden sind wie die Fragmente 104-107

(Nrn. 250-253), 113 (Nr. 259), 114 (Nr. 260): jedes

mit zwei weiblichen nackten und auch bekleideten Fi-

guren, von denen Fragment I04 (Nr. 250) besonders

reizvoll und dessen Patina sch6n erhalten ist.

Das Vertiefen des Untergrunds ist an vielen Stiicken

bis zu seiner v6lligen Entfernung (d jour) entwickelt

worden (z. B. in Technik B: Fragment i82a von

Kistchen VIII, Nr. 328 [umrahmte Plakette mit einem

zweigeschwanzten Triton en face, der die Arme um

die aufrechten Schwanze von zwei makaras, die die

Beine des Tritons verschlingen, legt 1]; Fragment 87 von Kastchen XIII, Nr. 333 [Leiste mit einem Fries

von fliegenden Enten mit einem Zweig im Schnabel

1 Hackin erscheint diese Darstellung als Weiterentwicklung der Tritonen in Mathura und Sarnath, die ihre beiden symmetrischen Schwiinze an sich driicken (vgl. auch J. Ph. Vogel, La sculpture de Mathura, pl. LIX d).

<die Randbordiire erinnert an Mathur >]. Ferner in

Technik C: die Fragmente I86 k-m von Kastchen

XII, Nr. 332 [mit je zwei stehenden weiblichen Fi-

guren]). Die Plattchen und Leisten zeigten vielfach Spuren einer Bemalung in Rot und Schwarz, wobei Rot vor-

herrscht. Pflanzlicher und zoomorpher Dekor heben

sich aus dem lebhaft-roten Untergrund gut heraus.

Die Umrisse menschlicher Figuren waren oft schwarz

gefirbt, ebenso die Haare, und die Augen schwarz um-

randert (z. B.: das sch6ne Plattchen Fragment 183 a

des Deckels des Kastchens IX, Nr. 329). Im weiteren Verlauf der Darlegungen der Ergebnisse seiner Untersuchungen der Bein- und Elfenbeinstiicke

von Begram zieht Hackin Vergleichsmaterial aus an-

deren Fundstatten heran. Es sind Hinweise, denen

grosser Wert beizumessen ist. Siaici wiirde zunachst

manches derartiges Material geben: Themen der alten

indischen Schule, wie sie sich finden im Dekor des

Osttores und des Westtores des Grossen Stuipas einer-

seits und eines Pfeilers der Umzaunung des Stupas II

(ca. I. Jahrhundert v. Chr. bzw. 2. Jahrhundert v. Chr.). Er meint hier die langen Lotusstengel in regelmassigen

Maanderwindungen des Innenteils des Osttores, die

Bordiiren des Nordtores und der Tiirpfosten (torana), die diese Zugange zum Grossen Stupa iiberziehen, wie

auch einige Zaunpfeiler von Stupa II. Aus dem Lo-

tus-Hauptstiel entfalten sich da Blatter, Knospen und

Bliiten, hier und da belebt durch dieser Pflanzenwelt

angepasste Tiere, wie es die vorkommenden Enten

sind, in charakteristischen Haltungen, sowohl einzeln

als auch zu zweit, mitunter sich nach ihren Gefahrten

umwendend. Die Variante des sich umwendenden

Tieres fand sich nur auf Stiicken in Technik A (z. B.:

Fragment i86 x von Kistchen XII, Nr. 332), nie aber

auf solchen in durchbrochenem Dekor. Von den Lei-

sten in durchbrochener Arbeit sagt H., dass sie (inter-

prdtations souples et libres d'un theme classique de

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l'art ancien de 1'Inde ) seien, was demnach dessen Wei-

terentwicklung bedeuten wiirde, denn die Ranken-

maander sind in Begram abgerundeter, die Anordnung des pflanzlichen und zoomorphen Dekors symmetri- scher (z. B.: Fragment 192 a, b von Nr. 338). Im iibri-

gen ergibt es sich, dass kein Kompositionselement der

durchbrochenen Leisten nicht sein Gegenstiick in

Saici finde. Auch das Motiv der sich iibereinander-

legenden Lotusbliiten und Blatter (z. B.: Fragment i86e2 und y von Kistchen XII, Nr. 332) findet sich

in Sianc, ebenso die L6wengreifen (z. B.: 178 a, b von

Kastchen IV, Nr. 324), wo sie sehr hiufig sind, wie

auf der Vorderseite des oberen Architravs des West-

tors vom Grossen Stipa, dem jiingsten der Tore (ca. Ende des I. Jahrhunderts v. Chr.). Dass Mathura Vergleichsmaterial aus den Bestanden

des Curzon Museum of Archeology in Muttra und des

Museums von Lucknow bietet, ist durch seine Be-

deutung als Kunstzentrum wihrend der Herrschaft

der Kusana-Kaiser gegeben. Durch Mathura gelang- ten diese barbarischen Kaiser in Beriihrung mit der

indischen Welt, wihrend Gandhara, KapiSa und Bak-

trien ihnen einige Aspekte der grico-romanischen Kunst geboten hatten, sagt Hackin p. 15 und fiigt hier hinzu, dass die graco-romanische Kunst und die

Kunst Indiens sich so auf einem neutralen Boden be-

riihrt hitten oder besser, dass die Personen, die hier

indische und grico-romanische Objekte zusammen-

brachten, ihnen keinerlei eigene kiinstlerischen For-

meln aufprigen konnten. Es erscheint mir folgerich-

tig, was H. weiter meint, dass aus solchen Feststellun-

gen das Problem der Entstehung der grdco-buddhisti- schen Kunst einst seine Erhellung erfahren k6nnte.

Vergleichselemente zu Mathura geben die weiblichen

Figuren von Begram mit ihren iippigen erbliihten

Korperformen, ihrem Ausdruck einer schwerbliitigen

Sinnlichkeit, der leichtgebogenen Nase, den Falten

um die Mundwinkel, der Haartracht u. a. n., Charak-

teristiken, die sie unter die Werke der Kusana-Epoche einreihen. Aber noch viele andere Gemeinsamkeiten

zeigen sich zwischen den Objekten von Begram und

solchen aus Mathura und Samrnth. Der Triton des

oben beschriebenen Plattchens, Fragment 182 a von

Kastchen VIII, Nr. 328, ist eigentlich nur eine ge-

ringe Weiterbildung des Tritonen von Mathura 1 und

Sarnath, denn die Stellung des Tritonen ist nicht ver-

indert, wenn auch in Mathura und Sarnath das Meer-

ungeheuer seine eigenen symmetrisch angeordneten Schweife umfasst, wahrend er in Begram die sich auf-

baumenden Schweife der beiden makaras an sich

driickt, die die Schweife des Tritonen verschlingen

(vgl. auch Fragment I68 von Nr. 314 und i86 a von

Kastchen XII, Nr. 332 2). Diese Haltung des Tri-

tonen, der zwei ihn angreifende makaras zur Abwehr

umschlingt und an sich presst, kommt sehr nahe der

Haltung einer Person, die zwei Lowengreifen im Ab-

wehrkampf mit den Armen an sich presst auf Frag- ment I8I h von Kistchen VII, Nr. 327, und aufFrag- ment I80 a von Kistchen VI, Nr. 326 3, die H. in den

1 Hackin in Fig. A reproduziert den Triton aus G. Gombaz, L'Inde et l'Orient classique, pl. 86. 2 Die Darstellung auf diesem Stuck aus Bein in durch- brochener Arbeit variiert in bedeutsamer Weise das Motiv: die die beiden Schweife des Tritonen verschlingenden ma- karas werden von den Armen des Meerwesens nicht bei ihren Schweifen an sich gepresst; seine Arme sind wohl in einer der anderen Darstellung ihnlichen Haltung erhoben, die Hande aber in kirperlichem Schmerz zu Fausten ge- ballt, wie auch das Gesicht schmerzvoll verzerrt ist. Der Schwanz der makaras ist blattfdrmig (stachelig?) gebildet. Ein Riemen kreuzt sich auf seiner Brust, bildet den Giirtel und lauft beidseitig von seinen Schultern im Bogen um die makaras abwarts zu deren Rachen (Motiv des harpunieren- den Fischers ?). Das Thema scheint demnach das des unter- liegenden Tritonen zu sein. a Bei beiden Darstellungen konnte die Haltung der die beiden L6wengreifen umfassenden Person auch als Geste von Schutz und Angriff der von ihnen gebildeten Gruppe zu Dritt gegen die anderen auf dem Plittchen noch dar- gestellten Personen gedeutet werden. Formal stehen sie dessen ungeachtet den Triton-makara-Darstellungen nahe.

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Page 8: Hadl Rev Recherches Archaeologiques à Begram AA 9 1946

Anfang der Kusana-Epoche setzt. H. glaubt eine ge- wisse Ahnlichkeit zwischen dem letztgenannten Frag- ment I80 a und einem Siegelabdruck von Farah 1 so-

wie einern sumerischen Zylinder 2 zu sehen; die Dar-

stellung in Begram zeigt unleugbar eine gewisse Ahn-

lichkeit mit diesem alten sumerischen Motiv - wie-

viel Zwischenglieder miissten aber geschaffen worden

sein in jener langen Zeit bis Begram und Nordindien, bis zur Umwandlung der archaischen Stilisierung dort

zur realistischen Auffassung hier, um die Erhaltung des Motivs zu erm6glichen ? In die Kusana-Epoche sind auch die fliegenden Ganse und Enten der Friese

in Begram einzureihen, die in jener Zeit sehr beliebt

waren (z. B.: Fragment 187c von Kastchen XIII, Nr. 333, und Fragment I82C von Kastchen VIII, Nr. 328) und auch bis auf geringe Kleinigkeiten den

Gansen auf dem Randfries des in Shfih-j-ki dheri ge- fundenen Reliquienkastchens von Kaniska gleichen, worauf H. nachdriicklich hinweist.

Sehr bemerkenswert ist, was H. iiber das Motiv der

gefiiigelten Ungeheuer sagt. Ausser denen, die Beriih-

rungspunkte mit Safici und Mathura erkennen lassen, fanden sich in Begram andere, die sehr selten beob-

achtet werden konnten; in gewissen Fillen ruht wohl

ihr Vorderk6rper bei erhobenem Hinterleib (z. B.:

Leistenfragment 179 a-f, s, u von Kastchen V,Nr. 325, in Technik Abis), aber ihr Korper ist ausserordentlich

langgezogen. Diese Ungeheuer mit Menschen-, ma-

1 Hackin reproduziert (Abb. D) nach G. Contenau, Man

d'archdologie orient. II, fig. 4I8, den Siegelabdruck: stehen- der Gott zwischen zwei aufrechten Lowen unter deren Schutz (oder sie angreifend ?), davon rechts und links je ein die Lowen angreifender Gott, die die Lowen am Schwanz

packen. 2 Als Abb. E von Hackin wiedergegeben nach W. Andrae, Die jonische Saule, Fig. 31: stehender Gott, einen nach hinten gebogenen stehenden Lbwen an einer Pranke zu sich

ziehend, mit der anderen Hand den Lowenschwanz haltend, rechtes Bein, dessen Fuss den Lowen ins Kreuz tritt, er- hoben.

kara-, Wolfs- oder Greifenk6pfen erinnern an die

Tierdarstellungen von Amaravati, namentlich an die

beidseitig von einem ,Gefiss der J3berfiillee (punna-

ghata) sich gegeniiberstehenden Lowen mit erhobe-

nem Hinterleib. Die Haltung der scheuen Unterwiir-

figkeit (selten in Amaravati, hiufiger jedoch um das

2. Jahrhundert n. Chr. in Siidindien) ist nicht allein

das Auffalligste an ihnen, jedoch aber die kreis-, kreuz-

und kommaf6rmigen Einschnitte (O - C <) an ihrem

Leib, die wohl die Korpervertiefungen anzeigen sol-

len; sie weisen auf ahnliche Markierungen auf Metall-

plaketten und Schmuckstiicken mit theriomorphem Dekor der skythisierenden Kunst der Steppen, als dem

nahe verwandt sich dieses Begrammotiv ausweisen

wirde, sagt Hackin mit Berechtigung. Er weist auch

auf Zwischenglieder zwischen hier und dort hin und

nennt Armbander im Museum von Peshawar und der

Sammlung Diergardt im Wallraf-Richartz-Museum

in Koln.

Die ausserordentlich sch6ne, bereits erwdhnte, gros- sere Elfenbeinplatte (H6he 29 cm, Breite 46 /2 cm),

Fragment 183 a von Kastchen IX, Nr. 329 in Tech-

nik C, veranlasst H., sich ausfuhrlicher fiber die Be-

handlung der figiirlichen Darstellungen zu iusser

und unsere Aufmerksamkeit auf die technische Voll-

endung dieses Werkes zu lenken, das wohl an Mathura

erinnert, aber in der Eleganz der Formen sich weit

fiber Mathura erhebt. Die nackten Frauenkorper zei-

gen die ganze Grazie und Vornehmheit indischerDar-

stellungen, anatomische Einzelheiten sind realistisch, aber nicht derb. Der breite Rand, der die figiirliche

Komposition dieses Stiickes (der Deckel des Kast-

chens IX) einrahmt, ist ausserdem von hohem Inter-

esse. H. meint, dass die Ranken des den Rahmen fiil-

lenden Ornaments an dekorative r6mische Motive des

i. Jahrhunderts v. Chr. und an die der Schule von

Amarivati erinnern, was auch zutrifft. Diese Bordure

zeigt aber auch eine uns bis jetzt bei keinem alten indi-

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schen Denkmal bekanntgewordene Seltsamkeit: das

Rankengewinde entspringt an den Ecken dem Munde von phantastischen zusammengesetzten Gebilden, als

grylli aus ausserindischen Gemmen bekannt. Die

grylli, aus denen die Ranken entspringen, sind ge- formt aus einer menschlichen Profilmaske, aus deren

verlangertem Schideldach Hals und Kopf eines Pfer- des im Profil herauswachsen und unter dem Kinn der Maske mit Hals und Kopf einer Ente verwachsen ist - so das eine der Gebilde. Das andere ist noch kom-

plizierter: das Schideldach der Maske verlangert sich in Hals und Kopf eines Lowen, der Menschenkopf ist unten verbunden mit einer Taube, deren rechter Flu-

gel sich mit dern Schwanz eines See-Elefanten (ja- lebha) verbindet, dessen Kopf nach rechts gerichtet ist und aus dessen Schulter der Kopf eines nach links

gewandten Elefanten herauswichst; die Taube endet in einem jalebha-Kopf, wahrend der Russel des See- Elefanten in einen Vogelkopf endet. Das erste dieser

grylli zeigt eine grosse Ubereinstimmung mit einer von J. Zykan verbffentlichten Kamee 1, der diesen chi- marischen Gebilden einen esoterischen Sinn gibt. Sie waren im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. im Vorderen Orient sehr verbreitet. Blanchet 2 meint, dass der Ur-

sprung ihrer Komposition in gewissen Skarabien von Tharros (Sardinien) zu suchen sei, mithin den ph6nik.-

karthagischen Vorstellungen entstammt; L. Woolley 3

fand auch geschnittene Steine in Ur mit eingegrabe- nen persischen Figuren aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. mit Darstellungen zusammengesetzter Motive. Die

grylli des Fragments 183, obwohl in ihren Elementen sehr nahe den hellenistischen grylli-Steinschnitten, lassen jedoch trotzdem die Frage offen, ob diese selt- samen Bildungen nicht doch iranischen Ursprungs 1 Vgl. J. Zykan, Der Tierzauber, in Artibus Asiae V, S. 203 bis 212. 2 Vgl. A. Blanchet, Recherches sur les gryllis..., in Revue des Etudes Anciennes XLIII. 8 Vgl. The Illustr. London News, May 7, I932.

seien, glaubt H. sagen zu miissen, einer Ansicht, der ich mich voll anschliesse. Hingegen sind die Motive der yaksa, makara und jalebha am Anfang der Ranken in Nordindien wiihrend der Kusana-Epoche im I. bis

3.Jahrhundert n. Chr. sehr verbreitet gewesen; sie verschwinden jedoch in der Gupta-Periode, und Hackin glaubt, dass alle Plittchen von Kistchen IX in das Ende des 3. oder den Anfang des 4. Jahrhun- derts zu stellen seien. - Dass ein gewisser Zusammen-

hang besteht zwischen den grylli, aus deren Mund die Ranken hervorspriessen, und dem auf einem Bein knieenden etwas fetten yaksa von Fragment 191 c, Nr. 337, in Technik C, aus dessen Mund die Ranke

hervorquillt und mit einer ihrer Windungen einen schreitenden Lowen umschliesst, wie H. p. 91 sagt, ist unleugbar. Dieses Thema der aus dem Munde herauswachsenden Ranken oder Zweige zeigen auch andere Plattchen in Begram (z. B.: Fragment I85 a von Kistchen XI, Nr. 331 [liegender gefligelter Lowe mit Asokazweig im Maul, in Technik B]; Fragment I75 a von Kistchen I, Nr. 321 [ahnlich dem vorigen, in Technik A]). Die Vollendung der Elfenbeintechnik am Ende des

3. und Anfang des 4. Jahrhunderts, wie das Kastchen IX zeigt, wobei das Relief bei Beschrankung auf ein- fachste Formgebung doch alle Feinheiten zur Ent-

faltung einer von Anmut erfiillten Sinnlichkeit er-

reicht, lassen den Gegensatz zwischen diesen wunder- vollen Plattchen und denen in einfacher Stichelgra- viire sehr fuhlbar werden: die Oberfliche platt und ohne Modellierung, die Frauentypen grob, schwer und unproportioniert, reizlos und weit entfernt von der indischen Auffassung des menschlichen Korpers, wie H. zutreffend die weiblichen Figuren eines solchen Pliittchens charakterisiert (Fragment 170, Nr. 316: zwei stehende weibliche Figuren mit nack- tem Oberkorper, von den Hiiften abwarts mit faltiger durchscheinender dhoti bekleidet, die linke Figur be-

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Page 10: Hadl Rev Recherches Archaeologiques à Begram AA 9 1946

riihrt mit einem Fuss einen Agokabaum). Andere

Plattchen in der Technik A mit Darstellungen von

Tieren zeigen eine bessere Beobachtungsgabe und

eine gr6ssere Handfertigkeit (z. B.: Fragment 82 g von Kdstchen VIII [Ente]; Fragment i82 e desselben

Kastchens [gefliigelter Lowe]). H. stellt hier die

Frage, ohne sie abschliessend zu beantworten, ob

diese Plattchen, die in der Technik die primitivsten der Funde von Begram sind, nicht etwa alter als die

entwickelteren waren; doch meint er richtig, dass der

technische Gesichtspunkt nicht der einzige zur zeit-

lichen Bestimmung eines Werkes zu erwagende ware.

fiber die Plaketten, die ich in der Einteilung der drei

Haupttechniken als Variante zu Technik A bezeichnet

habe, namlich jene, bei denen die Umrisse einzelner

Teile der menschlichen Figuren in Doppellinien gra- viert sind, aussert sich H., dass sie weniger massiv und

grazi6ser als die in Technik A, gewissermassen ent-

wickelter in der Komposition seien und einen beton-

teren Geschmack an einer verfeinerten Formgebung

aufweisen, ohne jedoch eine wirkliche Neuerung in der

Technik selbst darzustellen.

Einige der Plittchen weisen auf der Riickseite Zeichen

in Pinselauftragung oder Graviire auf, die augen- scheinlich zur Erleichterung der richtigen Einfiigung auf den Holzkastchen gedient haben. Es sind drei

Arten von Zeichen: die eine in Buchstaben des Ka-

rosthi-Alphabets, die zweite in Brahmi-Schrift, die

dritte wohl Handwerkerzeichen.

Am Schluss seiner Ausfiihrungen, die die pp. 3-25 des Textbandes fillen und dem Hauptteil desselben, der Katalogisierung der Funde, vorangehen, gelangt Hackin zur Konklusion, dass, ohne mit absoluter Ge-

nauigkeit Zeit und Ort des Ursprungs der kostbaren

Kastchen bestimmen zu k6nnen, er doch darauf be-

stehen m6chte, dass ihre Ausschmiickung zum grossen Teil von Themen, die der Schule von Mathura ver-

traut waren, beeinflusst ist. Aber es sei zu beachten,

und darauf k6nne man nicht genug hinweisen, dass

die durch Begram dargestellten Kunstformen treu der

indischen Kunsttradition geblieben waren zu einer

Zeit, in der die buddhistische Kunst in Mathuri be- reits Neuerungen, die von Nordwesten kamen, auf-

nahm. Die wenigen Spuren eines hellenistischen Ein-

flusses, die H. festzustellen m6glich gewesen waren, hebt er hervor, seien nur nebensachlicher Natur ge- geniiber der Gesamtauffassung, die rein indisch sei.

Er folgert daraus, und das erscheint mir als eine sehr

bedeutsame Feststellung, dass die profane Kunst

Nordindiens sich fremden Einfliissen verschlossen

hatte in der gleichen Zeit, in der die buddhistische

Kunst, von den Eindringlingen offen beschiitzt, sich

ihnen zuganglich zuneigte. Der Widerstand der in-

dischen Kunst gegen diese Einfliisse, die Gandhara

schon beherrschten, sei sehr zu beachten. Diese Fest-

stellungen liessen es leicht begreifbar erscheinen, dass der giinstige Boden, auf dem die sogenannt graco- buddhistische Formel sich entfalten konnte, Bedin-

gungen des Gleichgewichts erforderte, die sich nur auf

einem Indien geniigend entfernten Boden bieten konn-

ten, um den Wirkungen und Gegenwirkungen eines

von einer starken und urspriinglichen Kunsttradition

beherrschten Milieus zu entgehen. Besser noch als

Gandhara erfiillten demnach Baktrien und Kfpisa diese Bedingungen. Die auf diese Konklusion folgenden pp. 27-I 19 ent-

halten die Katalogisierung der 221 Fundstiicke. Den

Massen und Beschreibungen sind weitausholende,

gutgewahlte Vergleichsobjekte aus anderen Fundorten

beigefiigt; die Anregungen, die sich daraus fur den

Forscher ergeben, miissen hoch eingeschatzt werden.

Der Nachtrag enthalt die Legende des Untergangs von Begram in der Version der Tl'djiks von Mohiguir und eine Variante derselben.

Der zweite Band bringt in mustergiiltigen Aufnahmen

einen grossen Teil der Fundstiicke, aus denen ent-

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Page 11: Hadl Rev Recherches Archaeologiques à Begram AA 9 1946

nommen werden kann, wie bedeutend die Ergebnisse dieser einen, letzten Grabung des Forscherpaares war.

Viel mag der Boden dort noch bergen, denn die bis

jetzt vorgenommenen Explorationen auf dem Boden

von Kapi,i betrafen ja nur ein ganz geringes Teilstiick

des archiologischen Gebiets. Die Fundobjekte selbst

wurden aufgeteilt zwischen dem Musee Guimet und

dem Museum in Kabul. Richard Hadl

Heinz Mode: Indische Fruhkulturen und ihre Beziehun-

gen zum Westen. Mit 420 Abb. im Text und 8 Tafeln.

Verlag Benno Schwabe, Basel I944. I81 Seiten.

Als im Jahre 1924 Sir John Marshall den Bericht iiber

die Entdeckung von grossen Stadten im Industal, Mo-

henjo Daro am Indus und Harappa am Ravi, ver-

6ffentlichte 1, ahnte kaum jemand, dass diese Kul-

turen bis in das 4. Jahrtausend zuriickreichen. Diese

Entdeckungen waren ja nur zufillig erfolgt, wahrend

man eigentlich auf der Suche nach den Spuren des

Alexanderzuges war. Nachdem Ernest Mackay als

Fachmann fur vorderasiatische Archaologie hinzu-

gezogen worden war, erkannte man allmihlich den

historischen Wert dieser Kulturen fur die Friih-

geschichte. Im Jahr 934 vermochte V. Gordon Childe

in seinem New Light on the most Ancient East von einer

* Friih-Indus-Kultur des 3. Jahrtausends zu sprechen und diese Kultur mit den Nachbarkulturen in Ver-

bindung zu bringen. Schon Childe konnte einer-

seits Zusammenhange zwischen den Bergvolkern Sy- riens und Irans und andererseits ihre Beziehungen zum Indus nachweisen. Zehn Jahre spiter erst gelang es Heinz Mode unter Benutzung des 1938 erschiene-

nen Prachtwerkes E. Mackays (Die Induskultur), ein

Gesamtbild von der gegenseitigen Durchdringung samtlicher Kulturen, die sich von Indien bis zur

Agdis erstrecken, zu entwerfen. In einer fur alle zu-

1 Annual Report of the Archaeological Survey of India, 1923

bis 1924, S. 52 ff., und 1924/25, S. 6o-8o.

nommen werden kann, wie bedeutend die Ergebnisse dieser einen, letzten Grabung des Forscherpaares war.

Viel mag der Boden dort noch bergen, denn die bis

jetzt vorgenommenen Explorationen auf dem Boden

von Kapi,i betrafen ja nur ein ganz geringes Teilstiick

des archiologischen Gebiets. Die Fundobjekte selbst

wurden aufgeteilt zwischen dem Musee Guimet und

dem Museum in Kabul. Richard Hadl

Heinz Mode: Indische Fruhkulturen und ihre Beziehun-

gen zum Westen. Mit 420 Abb. im Text und 8 Tafeln.

Verlag Benno Schwabe, Basel I944. I81 Seiten.

Als im Jahre 1924 Sir John Marshall den Bericht iiber

die Entdeckung von grossen Stadten im Industal, Mo-

henjo Daro am Indus und Harappa am Ravi, ver-

6ffentlichte 1, ahnte kaum jemand, dass diese Kul-

turen bis in das 4. Jahrtausend zuriickreichen. Diese

Entdeckungen waren ja nur zufillig erfolgt, wahrend

man eigentlich auf der Suche nach den Spuren des

Alexanderzuges war. Nachdem Ernest Mackay als

Fachmann fur vorderasiatische Archaologie hinzu-

gezogen worden war, erkannte man allmihlich den

historischen Wert dieser Kulturen fur die Friih-

geschichte. Im Jahr 934 vermochte V. Gordon Childe

in seinem New Light on the most Ancient East von einer

* Friih-Indus-Kultur des 3. Jahrtausends zu sprechen und diese Kultur mit den Nachbarkulturen in Ver-

bindung zu bringen. Schon Childe konnte einer-

seits Zusammenhange zwischen den Bergvolkern Sy- riens und Irans und andererseits ihre Beziehungen zum Indus nachweisen. Zehn Jahre spiter erst gelang es Heinz Mode unter Benutzung des 1938 erschiene-

nen Prachtwerkes E. Mackays (Die Induskultur), ein

Gesamtbild von der gegenseitigen Durchdringung samtlicher Kulturen, die sich von Indien bis zur

Agdis erstrecken, zu entwerfen. In einer fur alle zu-

1 Annual Report of the Archaeological Survey of India, 1923

bis 1924, S. 52 ff., und 1924/25, S. 6o-8o.

ganglichen fesselnden Darstellung und in kiihnen

Schlussfolgerungen, die durch wissenschaftliche Aus-

einandersetzung in den Anmerkungen begriindet wer-

den, fiihrt uns der Verfasser durch die altesten von der

Archaologie erschlossenen Kulturen der Menschheit.

Er zeigt die Induskultur als ein Glied der sowohl hi-

storisch wie archaologisch erfassten vorderasiatischen

Kulturen und befreit gleichzeitig Kreta aus der bis-

herigen Isolierung. Wie selten jemand war Mode zu

dieser Aufgabe berufen: An der Universitat Colombo

(Ceylon) konnte er seine bedeutenden religions- und

kunstgeschichtlichen Kenntnisse der indonesischen

und asiatischen Kulturen vertiefen, in Indien selbst

die archaologischen Ergebnisse iiberpriifen und

schliesslich in Basel in einer Arbeitsgemeinschaft des

archaologischen Seminars seine umwilzende Arbeit

vollenden.

Im Vorwort gibt der Verfasser den Auszug eines Vor-

trages von Prof. Karl Schefold. Schefold orientiert

iiber die Hauptperioden der vorderasiatischen Friih-

geschichte, iiber die ihnen vorangehenden grossen

Wanderungen, die trefflich als die (<fruchtbarsten

weltgeschichtlichen Krisen bezeichnet werden. Diese

Wanderungen, von den Bergv6lkern Siid-Klein-

asiens ausgehend, tragen iiber Troja und Kreta ein

wichtiges Element zur Entstehung der griechischen Kultur bei. In Kreta iiberwiegt der tanzerische Cha-

rakter und die Beweglichkeit der Kleinplastik wie der

Malerei, was auch fur Indien zutrifft. Auf Kreta und

in Indien finden wir eine ausgesprochene Mutter-

kultur, eine Kultur also, in der die Frau im Kultleben

die wesentliche Rolle spielt. Dieser Umstand vor

allem liess Mode auf einen gemeinsamen Ursprung der Kulturen Kretas und Indiens schliessen.

Nach einer Einleitung zeichnet das erste Kapitel den

chronologischen Ablauf der Kulturen Indiens anhand der Entwicklung der Keramik. Vier Kulturen sind zu

unterscheiden: die Amri-Stufe (4. Jahrtausend v. Chr.),

ganglichen fesselnden Darstellung und in kiihnen

Schlussfolgerungen, die durch wissenschaftliche Aus-

einandersetzung in den Anmerkungen begriindet wer-

den, fiihrt uns der Verfasser durch die altesten von der

Archaologie erschlossenen Kulturen der Menschheit.

Er zeigt die Induskultur als ein Glied der sowohl hi-

storisch wie archaologisch erfassten vorderasiatischen

Kulturen und befreit gleichzeitig Kreta aus der bis-

herigen Isolierung. Wie selten jemand war Mode zu

dieser Aufgabe berufen: An der Universitat Colombo

(Ceylon) konnte er seine bedeutenden religions- und

kunstgeschichtlichen Kenntnisse der indonesischen

und asiatischen Kulturen vertiefen, in Indien selbst

die archaologischen Ergebnisse iiberpriifen und

schliesslich in Basel in einer Arbeitsgemeinschaft des

archaologischen Seminars seine umwilzende Arbeit

vollenden.

Im Vorwort gibt der Verfasser den Auszug eines Vor-

trages von Prof. Karl Schefold. Schefold orientiert

iiber die Hauptperioden der vorderasiatischen Friih-

geschichte, iiber die ihnen vorangehenden grossen

Wanderungen, die trefflich als die (<fruchtbarsten

weltgeschichtlichen Krisen bezeichnet werden. Diese

Wanderungen, von den Bergv6lkern Siid-Klein-

asiens ausgehend, tragen iiber Troja und Kreta ein

wichtiges Element zur Entstehung der griechischen Kultur bei. In Kreta iiberwiegt der tanzerische Cha-

rakter und die Beweglichkeit der Kleinplastik wie der

Malerei, was auch fur Indien zutrifft. Auf Kreta und

in Indien finden wir eine ausgesprochene Mutter-

kultur, eine Kultur also, in der die Frau im Kultleben

die wesentliche Rolle spielt. Dieser Umstand vor

allem liess Mode auf einen gemeinsamen Ursprung der Kulturen Kretas und Indiens schliessen.

Nach einer Einleitung zeichnet das erste Kapitel den

chronologischen Ablauf der Kulturen Indiens anhand der Entwicklung der Keramik. Vier Kulturen sind zu

unterscheiden: die Amri-Stufe (4. Jahrtausend v. Chr.),

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