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Sockelvorlesung BA-AIS, LMU Mnchen (SoSe 11)
Grundzge der Sprachwissenschaft
Prof. Dr. Wolfgang Schulze 2011
- Materialien [unkorrigierte Version] -
Inhalt:
Teil I Was ist Sprache? 1 Teil II Geschichte der
Sprachwissenschaft und die 'Objekte' sprachwissenschaftlicher
Forschung bis zur Renaissance 9
Teil III Geschichte der Sprachwissenschaft 1500-1820 und die
Entdeckung der Sprachvielfalt
22
Teil IV Geschichte der Sprachwissenschaft 1800-1900 -
Historismus und die 'Wiederentdeckung des Signifiant'
35
Teil V Phonologie und die sprachliche Fixierung der
Konzeptualisierung 57 Teil VI Die Erfassung der Signifi-Ebene
('Semantik') - Eine erste Annherung 64 Teil VII Grammatik, oder:
das Netzwerk sprachlicher Zeichen (1) 72 Teil VIII Grammatik, oder:
das Netzwerk sprachlicher Zeichen (2) 93 Teil IX Grammatik, oder:
das Netzwerk sprachlicher Zeichen (3) 100 Teil X Grammatik, oder:
das Netzwerk sprachlicher Zeichen (4) 119 Anhang Sprachfamilien der
Welt 152 INDEX 155
Teil I: Was ist Sprache?
Einige (nicht notwendigerweise zutreffende!) Zitate
"Das Menschlichste, was wir haben, ist doch die Sprache, und wir
haben sie, um zu sprechen-
Theodor Fontane, Unwiederbringlich (Romane und Erzhlungen,
hrsgg. von Peter Goldammer,
Gotthard Erler, Anita Golz und Jrgen Jahn, 2. Auflage, Berlin
und Weimar: Aufbau, 1973. Band 6,
Kap. 13 [p.99])
"Schon als Tier hat der Mensch Sprache. Alle heftigen, und die
heftigsten unter den heftigen, die
schmerzhaften Empfindungen seines Krpers, alle starke
Leidenschaften seiner Seele uern sich
unmittelbar in Geschrei, in Tne, in wilde, unartikulierte
Laute."- Johann Gottfried von Herder,
Abhandlung ber den Ursprung der Sprache, 1772, 1. Teil, 1.
Abschnitt [p.127]).
"In a sense, language is conception, and conception is the frame
of perception" ["In gewissem Sinne
ist Sprache Vorstellung und die Vorstellung der Rahmen der
Wahrnehmung."] - Susanne K. Langer,
Philosophy in a New Key - A Study in the Symbolism of Reason,
Rite, and Art. 1942 [third ed. 1957],
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p.126. [Deutsch: "Philosophie auf neuem Wege. Das Symbol im
Denken, im Ritus und in der Kunst",
Frankfurt am Main (Fischer Taschenbuch) 1984].
"Aber die Sprache um ein Wort rmer machen heit das Denken der
Nation um einen Begriff rmer
machen." - Arthur Schopenhauer [Zrcher Ausgabe]. Werke in zehn
Bnden. Band 1, Zrich 1977.
Die Welt als Wille und Vorstellung. Zweiter Band, Ergnzungen zum
ersten Buch, zweite Hlfte,
Kapitel 12. [p.147].
"Je hher die Kultur, desto reicher die Sprache." - Anton
Tschechow, Brief an A.S. Suvorin (12.
Oktober 1892).
"Si ea investigemus quae plurimis linguis communia sunt, ad
linguam aliquam universalem
deducemur" (Johann Heuman, Meditatio de grammatica universali.
In: Opuscula quibus varia iuris
germanici itemque historica et philologica argumenta
explicantur. Nrnberg: Lochner 1747:472).
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Vier Ebenen der Definitionen von Sprache (die vier Kausalitten
des Aristoteles, Physik II 3)
Woher kommt Wozu dient
Sprache? Sprache?
efficiens finalis
CAUSA
formalis materialis
Wie ist Sprache Woraus besteht
strukturiert? Sprache?
Dazu: Wie funktioniert Sprache?
ndert sich Sprache oder ndern sich Sprachen?
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Zuordnungen (stark vereinfacht):
causa efficiens: Sprache ist, wie sie ist, weil:
a. etwas anderes sie (stndig) bewirkt
b. etwas in der Evolution 'passiert' ist, auf dass Sprache
entstanden ist.
causa finalis: Sprache ist, wie sie ist, weil:
die Wesen diese fr bestimmte, schon vorhandene Zwecke
entwickelt/ausgeprgt haben (e.g. Kommunikation).
causa materialis: Sprache ist, wie sie ist, weil:
sie eine bestimmte, ihr eigenen Form hat (e.g.
Artikulation).
causa formalis: Sprache ist, wie sie ist, weil:
ber eine spezifische interne, spezifische (!) Struktur verfgt
(e.g. Syntax).
Beobachtungen:
a. Alle Menschen 'haben' Sprache, die sich im 2. Lebensjahr
auszuprgen beginnt (es sei denn,
diese Ausprgung ist durch pathologische oder soziale Faktoren
gestrt/behindert).
b. Sprache ist kein vitales Moment: Menschen leben auch ohne
Sprache.
c. Das, was wir 'Sprache' nennen, kann verschieden aufscheinen (
Sprachen), ist aber
dasselbe, nur anders, da in Bezug auf 'etwas' grtenteils
'bersetzbar'.
d. Jeder Mensch kann eine Sprache fr sich entwickeln.
e. Einzelne Sprachen werden gelernt, nicht aber die
Sprechfhigkeit.
f. Sprechen erlaubt den Menschen, sich zu sozialisieren. Dabei
ist Sprache aber nicht die
Voraussetzung der Sozialisierung. Sozialisierung bedeutet die
(variante) Adaption (Imitation)
gegebener Verhaltens- und Handlungsmuster.
g. Sprechen ist eine Verhaltens-/Handlungsform von Individuen.
Dieser 'Ausdruck' ist von
anderen Individuen wahrnehmbar, d.h. in irgendeiner Form
substantiell.
h. Sprechen bedeutet primr nicht kommunizieren! Ob etwas
kommuniziert wird, hngt vom
'Wahrnehmenden' ab.
i. Wie jede andere Verhaltens-/Handlungsform kann Sprechen
sekundr fixiert werden, e.g.
ber 'Schrift'.
j. Sprache ist kein 'Ding an sich', sondern ein 'System (?) von
'Zeichen' fr 'etwas' anderes.
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Spezifikationen:
- Das sprachliche Zeichen (hier stark vereinfacht): Wenn
'Sprache' wahrgenommen wird,
dann wird im Wahrnehmenden 'etwas' ausgelst, was anders ist als
das Wahrgenommene.
- X steht fr Y.
Ergo: Sprache ist zunchst ein deiktisches (Appell-)System, das
den Wahrnehmenden 'auf
etwas anderes' hinweist.Sprache ist dann ein Wissenssystem, wenn
der Wahrnehmende
wei, was das 'andere' ist, auf dass das Wahrgenommene
hinweist.
'das Andere' Deiktisch
das 'Eine' (Wahrgenommene)
Grundlage: Verhaltensmuster bei Tieren (Schwanzwedeln, Knurren
usw.)
Extrapolation von Sinnes'eindrcken' (e.g. riechen, Spuren sehen
usw.)
Frage: Was ist das 'eine', was ist das 'andere'?
Das Eine: Causa formalis: Sprache hat eine bestimmte Form, die
sie von anderen
Verhaltensformen unterscheidet.
Sinnes'eindruck' (Sensoriktypen)
Global
Gustativ
Olfaktorisch
Taktil
Visuell
Auditiv
L1 L2 L3 L4 L5 L6
Stark rezeptiv Rezeptiv/Produktiv
Gestik Artikulation
'Zeichensprache' 'gesprochene Sprache'
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Unterschiede zwischen Zeichen'sprache' und gesprochener
'Sprache' (stark vereinfacht):
Zeichensprache Gesprochene Sprache
Produktion Gestik ~ Mimik Atmungsbasierte Artikulation
Rezeption Primr visuell basiert Primr auditiv basiert
Basierung Nicht vitales System Vitales System
Festlegung: das 'Eine' der 'Sprache' (zu: sprechen) ist ein
geregeltes System der Atmungshemmung
und Atmungsmanipulation (Motorik) Formseite der Sprache.
Steuerungsfaktoren: Atmung
Muskulre Aktivitten im Bereich der Atmung (Lunge Lippe/Nase)
Ergo: Sprechen ist 'etwas verlauten' ( Phonetik, als
'geregeltes' System: Phonologie)
Das 'Andere': Sprachliche uerungen sind nicht Abbildungen etc.
von realen Vorgngen in der
Welt, sondern die symbolisch fixierte Kopplung von
Artikulationsmustern (Sprechen) und ber
Wahrnehmung/ Erfahrung erstellten Bildern (der Welt).
GANZ VEREINFACHT:
Etwas passiert in der Welt
ich nehme es nach Magabe (und im Abgleich mit) meiner Erfahrung
wahr
ich konstruierte ein (stark vereinfachtes, aber mit Wissen
beladenes) Bild hiervon
Ich konstruiere das Bild als Ereignis (recte:
Ereignisvorstellung)
*NB: BILD hier nicht als statische Abbildung, sondern als
Abfolge von Bildern oder dynamisches Bild+.
Ergo: Ein Geschehen in der Welt wird zum (vorgestellten)
Ereignis, wenn ich das Geschehen
wahrnehme ( Sinneswahrnehmung) oder imaginiere [etwa in
Erzhlungen].
Grundlage: uerungen sind das 'nach Auen bringen' der 'Abdrcke'
von 'Eindrcken', d.h. ein Bild
dessen, was 'nach Innen gebracht wird' (Wahrnehmung):
Abdruck Eindruck
[e:zl]
Ausdruck
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Sprachliches Zeichen:
Abdruck Eindruck
SIGNIFI
[e:zl]
Ausdruck SIGNIFIANT
Das 'Andere' ist also ein 'Bild' von Auenreizen, das mit einem
gelernten Artikulationsmuster korreliert werden kann.
Beziehungstypen:
Ikonisch (gr. "Ebenbild, bildliche Darstellung, Bild"): Die Form
bildet Teile der Inhaltsseite
direkt ab (etwa Kukuck). Die Form/Inhalts-Beziehung ist also
motiviert.
Symbolisch (Gr. "ich fge zusammen")
Ursprnglich: In zwei Teile geteilter Gegenstand (e.g. Knochen),
der an zwei Parteien oder Menschen
verteilt wurde, um sich so wieder zu erkennen (>
Zusammenfgung).
Daraus bei Aristoteles (de interpretatione):
Zusammenfgung von "Vorgngen in der Seele" (= Kognition) und
sprachlichen Ausdrcken
als das "zur Sprache Gekommene".
(Charles Peirce): Symbole als konventionalisierte Beziehung
zwischen Form und Inhalt (nicht
motiviert).
Indexal / Deiktisch / Symptomatisch: Eine Form weist auf etwas
anderes hin ohne mit diesem unmittelbar verbunden zu sein. Etwa:
[da:] = Hinweis auf etwas anderes, was die Vorstellung eines
Baumes, Autos, Menschen etc. sein kann.
Da Sprachen unterschiedliche Artikulationsroutinen zeigen und
diese erlernt werden mssen, sind Sprachen groteils (!), aber nicht
(!) durchgngig symbolische Zeichensysteme.
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Grundstzlich gilt also:
(Basales) Sprachliches Zeichen (SZ) [auch: Konstruktion]
Signifi = Bedeutetes/ Funktion
Sprachliches Zeichen
Signifiant = Form /Artikulation
Vgl. Edward Sapir (1884-1939):
Language is a purely human and non-instinctive method of
communicating ideas, emotions, and
desires by means of a system of voluntarily produced symbols.
These symbols are, in the first
instance, auditory and they are produced by the so-called organs
of speech. *Sapir 1921. Language.
An Introduction to the Study of Speech. San Diego / New York /
London: Harcourt Brace & Company,
S. 8]
Literatur (Asuwahl!):
Bloomfield, Leonard 1933. Language. New York: Henry Holt &
Company. Borsche, Tilman (Hrsg.) 1996. Klassiker der
Sprachphilosophie: von Platon bis Noam Chomsky. Mnchen: C. H. Beck.
Chomsky, Noam 1986. Language and Mind. New York: Harcourt Brace
& World. Collinge, N. E. (ed.) 1990. An Encyclopedia of
Language. London / New York: Routledge. Coseriu, Eugenio 1988.
Einfhrung in die Allgemeine Sprachwissenschaft. Tbingen: Francke.
Hoffmann, Ludger (Hrsg.) 1996. Sprachwissenschaft. Ein Reader.
Berlin / New York: Walter de Gruyter. Linke, Angelika, Markus
Nussbaumer, Paul R. Portmann 19963. Studienbuch Linguistik.
Tbingen: Max Niemeyer Verlag. Lyons, John 1981. Language and
Lingusitics. An Introduction. Cambridge: Cambridge University
Press. Sapir, Edward 1949 [1921]. Language. An Introduction to the
Study of Speech. London / New York / San Diego: Harcourt Brace
& Company. (dt. 1972 [1961]. Die Sprache. Eine Einfhrung in das
Wesen der Sprache. Mnchen: Max Hueber) Pinker, Steven 1996. Der
Sprachinstinkt Wie der Geist die Sprache bildet. Mnchen: Kindler.
Saussure, Ferdinand de 19313. Course de Linguistique Gnrale. Paris
: Payot. (dt. 1931. Grundfragen der Allgemeinen Sprachwissenschaft.
Berlin / Leipzig: Walter de Gruyter) Schulze, Wolfgang 2010.
Reduktionismus in den Sprachwissenschaften. Slowakische Zeitschrift
fr Germanistik 10 (in Druck).
http://www.lrz-muenchen.de/~wschulze/redling.pdf
-
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Lexika: Asher, R. E. (ed.) 1993. The Encyclopedia of Language
and Linguistics. 10. Vols. Oxford: Pergamon Press. Bright, William
(ed.) 1992. International Encyclopedia of Linguistics. New York /
Oxford: Oxford University Press. Bumann, Hadumod 19902. Lexikon der
Sprachwissenschaft. Suttgart: Krner (eng. 1996. Routledge
Dictionary of Language and Linguistics. London / New York:
Routledge) Crystal, D. 19913. A Dictionary of Linguistics and
Phonetics. Oxford UK / Cambridge MA: Basil Blackwell. Glck, Helmut
(Hrsg.) 1993. Metzler Lexikon Sprache. Stuttgart / Weimar: Metzler.
Kluge, Friedrich 199923. Etymologisches Wrterbuch der deutschen
Sprache. bearb. v. Elmar Seebold. Berlin / New York: Walter de
Gruyter. Lewandowski, Theodor 19905. Linguistisches Wrterbuch.
Heidelberg / Wiesbaden: Quelle & Meyer, UTB. Price, G. (ed.)
2000. Encyclopedia of the Languages of Europe. Oxford UK / Malden
MA: Blackwell. Trask, R. L. 1993. A Dictionary of Grammatical Terms
in Linguistics. London / New York: Routledge.
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Teil II
Geschichte der Sprachwissenschaft und
die 'Objekte' sprachwissenschaftlicher Forschung bis zur
Renaissance
Ausgangspunkt: Thales von Milet (geb. um 624 v. Chr. in Milet,
Kleinasien; gest. um 546 v. Chr.) [Vorsokratiker, Vertreter der
sog. Ionischen (Natur-)Philosophie] URSTOFF Eigentliches vs.
Uneigentliches Unvernderlich Vernderlich Substanz Instanz
Nota: Sub-stanz (was darunter liegt, gr. hypo-keimenon) [vgl.
Tiefenstruktur] [Mythos der Tiefe und des Grundes] Schon bei Thales
vermutlich bertragung:
Wann etwas als Wasser ist, muss jede Vernderung mit Hilfe der
Gesetze, die fr Wasser gelten und beobachtbar sind, erklrt werden
knnen.
Da Wasser beobachtbar und mithin real ist, ist sein Verhalten
nicht mythisch, mithin ist nichts mythisch. Alles im Universum ist
erklrbar, innerhalb des Erfahrungshorizonts. {Hinter dem Horizont
beginnt der Mythos} Zusammengenommen: Zwei Entwrfe der Ontologie
(hier bertragen auf Sprache) a) Diesseits des Horizonts
(Logos-bezogen, erfahrungsbasiert, immanent) b) Jenseits des
Horizonts (Mythos-bezogen, transzendental) Dabei Beziehung
praktisch: Verschiebung des Horizonts verschiebt Transzendenz, lst
sie aber nicht auf. D.h. Mythos bleibt stets als Option, auf den
zurckgegriffen wird, wenn das Beobachtbare innerhalb eines mobilen
Horizonts nicht vollstndig in Bezug gesetzt werden kann. Dabei
wichtig: Horizontverschiebung ergibt sich durch Bewegung (des
Beobachters), ist also Teil einer praktischen Phnomenologie
(gleichzeitig Grundmotiv der Vernderungshypothese).
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>>> Analog: Sprache ist (UG), Varianz/Wandel/Gebrauch
ist Schein (und nicht Sprache). Drei Ebenen: Phsis Lgos Nmos Natur
Denken Konvention Wirklichkeit Denken Sprache Vorsokratiker: Name
und Sache ist dasselbe. Ab Mitte 5.Jh.: Name (onomzetai) >
Benennung (kalomen bei Xenophanes) Bedingt durch Zuwachs an Empirie
Empedokles von Akragas (Sizilien) Anaxagoras aus Klazomenai (bei
Izmir) Schon Demokrit aus Abdera in Thrakien (~460-370):
Sprache ist im wesentlichen Nomos Neologismen: Polysemie (>
heute Homonymie) Isorropie (isrropon) > Synonymie Annymon
(Namenslosigkeit, Ableitungen) metnymon (Bezeichnunsgwandel)
SOPHISTEN (Nomos-bezogen; Nicht-aristokratische 'Lehrer',
Rhetoriker) Erste Sprachursprungshypothesen (tchne: des Menschen)
DAZU nach Pythagoreer (Schule in Sditalien, ~ 450 vor) Benannt nach
Pythagoras von Samos (~569 - ~475) Vermutlich beeinflusst von
Thales und Anaximander von Milet Beeinflusst von gyptischer
Tradition (Priester in Diospolos) Mit Magiern in Babylon (als
Gefangener des Kambyses) Spter nach Italien (Croton) >
mathematiko Wichtig: Statt 2 Schiffe + 2 Schiffe = 4 Schiffe > 2
+ 2 = 4 (Abstraktion und Generalisierung, d.h. Numeralia erhalten
Eigengestalt und Objekteigenschaft) Zahl hatte Eigenschaften
(mask., fem., perfekt, unvollstndig, schn, hsslich) Beste Zahl
10:
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1 + 2 + 3 + 4 = 10
.
. .
. . .
. . . .
Substanz nicht materiell, sondern strukturell (Natur geht in
Mathematik auf) e.g. Harmonielehre in Musik affin zu Mathematik
Satz des Pythagoras (a + b = c) [Dreieck] gilt auch fr materielle
Dinge Kreisbahnen der Sterne gehorchen mathematischen Verfahren.
Gegen Sophisten: Aristokratische Bildung; Oratorik als wahrbezogen
gegen Rhetorik als wirkungsbezogen, e.g. Platon (~427-347) :
Politeia-bezogene Philosophie, attisch-intern [Einheit der
hellenistischen Nation+; Welt-abgewandt *vermutlich Sokrates-Trauma
(399)], gegen staatlichen Verfall (bes. der Sophisten,
Relativismus, Skepsis etc.] Experten-Tradition: Akademie, nach
Halbgott Akademos, dem der Hain geweiht war, wo die Schule lag,
gerndet 388. Wahrnehmung erkennt nichts Dauerhaftes, nur tuschende
Meining (Hhlengleichnis: Erfahrungswelt als Schatten der Auenwelt)
Nur Begriffe, einmal richtig gebildet, sind stets unvernderlich,
bilden wirkliches Wissen ab. Der Begriff muss ein Objekt haben,
worauf er sich bezieht. Dieses Objekt kann nicht identisch sein mit
dem Objekt der sinnlichen Wahrnehmung (da dieses nur Schatten), es
muss ein bersinnliches Objekt sein (Idee). Begriffe sind Abbilder
der Ideen. Erkenntnis ist Anamnese (Wiedererinnerung) der Ideen
durch die Seele. => Sprachreflexionen im Kratylos (eigentlich
Lehrer des Platon, Anhnger von Heraklit; Gesprchspartner: Sokrates,
Kratylos und Hermogenes, letztere geben Positionen vor, Sokrates
ist Schiedsrichter) Um die Richtigkeit der Namen (orthts tn
onomtn): Nicht Sprache als Gegenstand selbst, sondern praxis, Rede
(lgos) und reden (lgein). Reden ist Gegenstnde benennen (benamen):
dnamis tn onomtn (vis verborum > Bedeutung) (vgl. noch Kraft der
Worte)
Wie kann ein Name zeigen, was die Sache ist, die er bezeichnet?
> Etymologie ist falscher Weg, wird von Platon spielerisch
gezeigt (mit vielen Vorschlgen): Problem: ber Etymologie gelangt
man von Wort zu Wort, aber nicht zum Gegenstand:
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"Wenn man aber wieder jeden nach Belieben Buchstaben
hineinsetzen lsst in die Namen und herausnehmen, so muss es wohl
leicht sein, jeden Namen jeder Sache anzupassen." Daher Annahme,
dass Etymologie zu ersten Namen (prta onmata) fhren muss, die nicht
weiter rckfhrbar sind (Atomismus!). Statt natrliche Richtigkeit von
Namen Natrliche Richtigkeit der ersten Namen. >>> Wie
mssen erste Namen beschaffen sein, dass sie ihren Zweck erfllen?
>>> Form: Er muss der Sache hnlich sein. Muss die Sache
nachahmen, wie ein Bild eine Sache nachahmt. Aber: Erste Name ahmt
nicht uere Gestalt nach, sondern ihr Wesen (ousia). >>>
Nachahmung geschieht durch Stimme mittels Laute und Silben.
>>> Lautsymbolik: Rho = Bewegung, hart, i = Dnnes Feines,
a = Groes, E = Langes, d/t = Ruhe und Bindung, O = Rundes. [bei
Platon spekulativ, wie er betont+ Problem e.g. sklrts Hrte mit
hartem rho und weichen lambda. >>> Abtrennung der
Sprachreflexion von einer Erkenntnistheorie. Ausdehnung der
Fragstellung auf Rede' (= Satz?) im Sptwerk Sophistes Wie es
Buchstabenfolgen gibt, die nichts benennen, gibt es Wortfolgen, die
nichts bedeuten. Wie erste Namen gibt es erste Rede (= Satz)
(verknpft onoma und rhEma, mit onoma = Benennung von etwas, rhEma =
was ber onoma etwas sagt). Empirische Klassifikation: Aristoteles
von Stageira (384-322) Vater war Arzt am makedonischen Hof. Schler
von Platon (mit 17/18 Jahren, 20 Jahre lang, bis Platons Tod 347)
Grundlage: Erfahrung von Vielfalt (vermutl. Biologimus des Vaters)
Wirkungsmchtigster aller Philosophen >>> Klassifikation
der Erfahrung als Modus der Erkenntnis. Voraussetzung Kontakt mit
Barbarei = Erfahrung von Varianz
Gegen idealistischen Rationalismus Platons Stattdessen eine Art
Common-Sense-Philosophie Statt utopisch begrndeter Sprachkritik:
Deskriptiv (als Voraussetzung, das bestmgliche aufzuspren)
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Wichtig: Abstrakta bestehen nur in der erfahrungsbasierten
Abstraktion von Eigenschaften aus einer Klasse von Substanzen,
nicht per se. Daraus abgeleitet: Wesentliche vs. unwesentliche
Eigenschaften Wesentliche Eigenschaften konstituieren eine Klasse
fr die Substanz! >> Gattungsbegriff Pferd: Sugetier, Hufe
etc. Frage: Wer bestimmt Wesentliches? Substanz: selbstndige
Existenz Eigenschaft: relative Existenz Dabei Trennung von Form und
Materie Beispiel: Ton und Tpferware: beides gleiche Materie, andere
Form Wichtig: Um eine Phnomen zu verstehen, mssen wir es in seiner
Urschlichkeit erfahren! Genauer zur Sprachtheorie: Zwei Bereiche:
a) Semiotisch, b) physikalisch/physiologisch ein psphos (Laut) muss
a) artikuliert von einem Lebewesen sein und b) eine bestimmte
Bedeutung haben, um eine phon (stimmlicher Laut) zu werden.
Verstrkung des Konventionaliserungsaspekts bei Aristoteles: Ein
noma (nomen, oder Wort) ist eine Lautgestalt, die Bedeutung hat kat
syntkn Spter bei Boethius (~480-524 AD) > secundum placitum nach
Vereinbarung Scholastisch ad placitum [damit unterscheidet sich
Lautung der Humana von Tieren] Isolierung von Wrtern in Rede (bei
Aristoteles mr ts lxes Teile der Rede) in Poetica (cap. 20,1): ' ,
, , , , ,
, , . "Der Ausdruck im Ganzen hat folgende Teile: Buchstaben,
Silben, Verbindungswort, Zeitwort, Artikel, Beugung, Satz" >
stoikheion unteilbarer Laut > syllab Silbe (terminus?) >
sndesmos Zusammenbinder (spter Konjunktion) > rthron verbunden
(spter Artikel)
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> semoi Partikel ? (auch Prposition, amph, per etc.) Nomina:
ohne weitere Semantik, Verben: mit weiterer Semantik (Zeit)
prossEmanei (mit-) [in: de Interpretatione] > Ptsis (fallend) ~
Flexionsnderung Stoa: Philosophie in drei Teile: Physik: Welt des
Wahrgenommenen Logik: Welt der Erkenntnis (und Vermittlung von E.),
Rhetorik, Dialektik Ethik: Einbringen von Physis und Logos in
naturgeme Lebensfhrung Fnf Wortarten: Trennung von Name (noma) und
Nomen (prosgora) (Hier besonders Diogenes von Babylon) Dazu:
sndesmos (Bindemittel), rthron (Artikel), Verb (katgrmon)
Unterklasse von sndesmos ist prthesis = Prposition (syntaktisch
definiert) Unterklasse von rthron indefinit (aoristd) > Artikel
i.e.S.d.W. definit (hrismnon) > Pronomen Daraus kanonisches
Schema Acht Wortarten (mr tou lgou): Nomen noma Verb rhma Partizip
metokh Artikel rthron Pronomen antnuma Prposition prthesis Adverb
epirrhma Konjunktion sndesmos Basis (Pseudo-)Dionysios Thrax,
weiter begrndet von Apollonius, Latein revidiert: nomen, pronomen
verbum, adverbium, participium, coniuctio, praepositio, interiectio
Fehlt: Artikel (wg. Latein), stattdessen interiectio (als
nicht-Adverb)
Dialektik von sprachlichem Ausdruck (smainonta) und sprachlicher
Bedeutung (smainomena) dient der Erfassung von Erkenntnisprozessen.
>>> fnf Kasus mit semantischer Lesart Nominativ
(onomastikE) Akkusativ (aitiatikE, ursachenbezogen, wg. aita = a)
Ursache ~ b) Anklage > Akkusativ, vgl. dt. Ur-Sache, aus
Rechtsterminologie wie katEgorEma und axioma!) Genitiv genikE ('zum
Geschlecht gehrig' geniks)
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Dativ dotikE (Geben) Vokativ (?) *unsicher+ (kletikE Anredefall,
kalein rufen) Nota: Vokativ = Nominativ der Zweiten Person, also
Einbeziehung von diskurspragmatischen Grnden. Vokativ = An-Nennung
(Anrede) Daraus ergibt sich Konzept: Pragmatische Kasus ICH >
*Lokutiv DU > Vokativ nSAP > Nominativ So auch Dionysios
Thrax in den Scholia: Man muss wissen, dass auch der Vokativ eine
Rede zusammenbringt, so wie der Nominativ, *z.B.+ lies, Mensch!;
potentiell ist also auch er ein Nominativ. Das Besondere des
Nominativs ist jedoch die dritte Person, whrend sich der Vokativ
auf die zweite Person bezieht. Also ist er kein Nominativ. (Frag
788/791). Aus mittlerer Stoa leitet sich Tradition der tkhn
grammatik ab (Alexandrinische Schule) Aristarch von Samotrake (~
217 - 145 BC): t.gr. des Griechischen Dionysios Thrax (der Thraker)
~ 100 BC Autor der zweiten (?) griechischen Grammatik, aus
Alexandria, Schler des Aristarch (mglichweise Pseudo, da eventuell
Produkt eines collegium oecomenicum, gegrndet von Konstantin dem
Groen (existierte bis 730). Apollonios Dyskolos (2 Jh. AD) Remmius
Palaemon (=-50) erste Gram. des Lateinischen (verloren), basierend
auf lteren Autoren, etwa Scaurus und Cominianus. Spter Aelius
Donatus (Mitte 350 AD), ars grammatica ars minor (de partibus
orationis), Frage und Antwortkatalog ber die acht Wortarten, =
mittlerer Teil der ars maior, eine Art Elementargrammatik oder
Fibel fr Kinder. ars maior: Ausfhrliche, lehrbuchartige Ausfhrung
der ars minor, mit zustzlichen Kapiteln wie de voce, de littera, de
syllaba, de pedibus, de tonis etc.. Zusammen die ars duplex. Die
Ausprgung der Bildungs- und Sprachtraditionen im frhen europischen
Mittelalter (Grob schematisch) Zeitraum Zentrum
Ost Sprachen Peripherie
Ost Sprachen Zentrum West Sprachen Peripherie West Sprachen
400-500 Neuplato-nische
Griechisch, Latein
Mnchs-tum,
Griechisch, Syrisch,
Residuen der rm.
Frhromanisch, Latein
Residuen der rm.
Westgermanisch, Brit. Romanisch,
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Tradition,
Eremiten-Tradition (sing. Gelehrte)
Armenisch, Georgisch, Koptisch, Kauk.Albanisch
Schultradition Germanische Residuen (Gotisch, Vandalisch)
Frnkisch
Schultradition Inselkeltisch (bes. Q), Latein
500-600 Verstaat-lichung der Bildung
Griechisch, Latein
Mnchs-tum, Eremiten-Tradition (sing. Gelehrte), Anstze von
Klosterorg.
Griechisch, Syrisch, Armenisch, Georgisch, Koptisch,
Kauk.Albanisch
Residuen der rm. Schultradition, Anstze klst. Schulen
Latein, Frhromanisch, Frnkisch
Mnchstum, Eremiten-Tradition (sing. Gelehrte), Anstze von
Klosterorg.
Westgermanisch, Q-Keltisch, Latein
600-700 Verstaat-lichung der Bildung
Griechisch Mnchs-tum, Eremiten-Tradition (sing. Gelehrte),
Klster
Griechisch, Syrisch, Armenisch, Georgisch, Koptisch,
Kauk.Albanisch
Landschulen (Pfarren), Klosterschulen, Anstze zentrl.
Bischofs-schulen
Latein, Frhromanisch Frnkisch
Mnchstum, Eremiten, Klster, Anstze der Verstaatlichung
Angelschsisch Alt-Irisch, Latein, [Althochdeutsch]
700-800 Verstaat-lichung der Bildung
Griechisch Mnchs-tum, Eremiten-Tradition (sing. Gelehrte),
Klster
Griechisch, Syrisch, Armenisch, Georgisch, Arabisch
Landschulen, Klosterschulen Bischofs-schulen, Zentr. in
Frankreich
Latein, Frhromanisch Frnkisch
Mnchstum, Eremiten, Klster, Bischofsschulen, Anstze der
Verstaatlichung
Angelschsisch, Alt-Irisch, Althochdeutsch Latein Griechisch
Karolingische Renaissance / fortgefhrt ab Otto dem Gr. Tradition
der Grammatik-Lehrer Mit logica nova (aristoteles): Unterwerfung
der Grammatik unter die strikte Dialektik.
Dialektik als neu-gefundene ars liberalis
Interpratationsverfahren der auctores statt simpler schulischer
Paradigmatik ( la Stoa).
Primat der Dialektik >>> Logik Dialectica: docet
discernere ad probandum vel improbandum (lehrt zu unterscheiden um
zu beweisen oder zu widerlegen) Grammatica: docet recte scribere et
loqui ad intelligendum (lehrt richtig zu schreiben und zu sprechen
um zu verstehen) Rhetorica: docet loqui ad persuadendum (lehrt zu
sprechen um zu berzeugen)
Hhere Bildung:
Septem artes liberales Theorica Ethica Logica Mechanica
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Grammatica Rhetorica Dialectica scientia loquendi sine vitio
(ohne Fehler) > ratio disserendi (Diskussionskunst) > Zeigen
der Gewissheit > Zeigen der Wahrscheinlichkeit > Zeigen der
falsche Philosophie (Fehler, Trugschlsse) Dialectica disputatio
acuta Rhetorica disciplina ad persuadendum quoque idonea (auch fr
Disp. geeignet) Logica > modi disputandi > Beurteilung von
wahr/falsch > Wort/Konzept Lectio: littera congrua ordinatio
dictionum (kohrente Reihung der Wrter) sensus facilis quaedam et
aperta significatio (eine einfache und offene Bedeutung) sententia
profundior intelligentia quae nisi expositione vel interpretatione
non invenitur (tieferes Verstehen, das nur durch die Exposition und
Interpretation des Textes erlangt wird) BASIS fr ALLE: LATEIN als
Metasprache Grammatica: Immer = Grammatik des Latein, genauer des
Latein als Metasprache Basis: LATEIN als globale
Wissenschaftssprache, vgl. Englisch. Pointierung der Logik als
Mutter der Grammatik nach Fixierung des Aristoteles-Korpus im 13.
Jh., dazu Paralleltraditionen der (Neu-)Platoniker (bes. Chartres
gegen Paris/Oxford (arist.). Untersttzt durch Rezeption jdischer
argumentativer Traditionen (bes. Dominicus Gundissalinus) >
Latein als Sprache der 'logischen Erkenntnis' > Formalisierung
des Latein als Metasprache, vgl. spter Erasmus von Rotterdam
(Humanist): mirum vero si authoribus quis quid Latine dicat, cum
ipsi nihil non barbare locuti sint 'Man sollte sich fragen, ob man
mit Autoren wie diesen irgendetwas in Latein sagen knnte, denn sie
sprachen nichts als barbarisch.'
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18
Daneben verstrkte Beschftigung mit dem Griechischen, etwa Robert
Grosseteste. Trennung von 'Elementargrammatiken' vs. 'exegetischen
Grammatiken' Elementargrammatiken: In der Tradition der ars minor
von Donatus Wortartenbezogene Exemplifizierung Pardigmata und
Wortlisten (christl. Vokalbular) Prsentation von Daten zur Didaktik
(Auswendiglernen) Praktisch kommentarlos Declinationes nominum
(angelschsische Quelle, ab Ende 7.Jh.) Ars grammatica des Tatuinus
(Erzbischof von Canterbury, 734) Basis u.a. ars major des Donatus
(!); Institutio de nomine et pronomine et verbo (Priscian) Ars
ambianesis (Anonym, ~ 8. Jh. irisch?) Ars Bernensis (Angelschsisch
? Ende 8. Jh. ?) Ars Bonifacii (Bonifacius ~ Vynfreth; Anfang 8.
Jh.) Relativ isoliert, kaum eingebettet in zeitgen. Tradition,
wenig wahrnommen Exegetisch Grammatiken: In der Tradition der ars
major von Donatus Textexegese (besonders biblisch); meist
(vor-)karolingisch; Angelschsisch Bereitet Grammatica Speculativa
des 14. Jh. vor (s.u.) Allgemeine Definition Debatte der Definition
ber Fragen/Antworten (cur, quare, interogandum est, requirendum
est, quaeritur usw.) Basierend e.g. auf Donatus (nomen quod est );
hier > disputatio Erklrung linguistischer Phnomene ber die
Religion: tres persona sunt in verno quia res divina amplius non
sinet nisi tres personas esse: sicut in trinitate tres persona sunt
ita et genus humanum (anon. Quae sunt quae,~ 9. Jh.) 'Es gibt drei
Personen im Verb, weil gttliches Gesetz nicht mehr als drei
Personen zulsst; da drei Personen in der Trinitt sind, sind es
(auch drei) in der menschlichen Art.' Zielsetzung der frhen
Scholastik: Erkennen, wie Sprache Wirklichkeit erschliet. Die
Tatsache an sich wird nicht in Frage gestellt. scientia
sermocinalis ist als Wissenschaft von der Sprache =
Erkenntnistheorie Frage: Wie drckt man/erkennt man Wahrheit, indem
man Stze bildet. Denken ist Sprache ber Sprache wird urteilend der
Zugang zur Welt erstellt. Jede Sprache besteht aus Wrtern
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19
Daher keine gesonderte Formalsprache Objektsprache =
Metasprache: Jede Aussage ber eine uerung muss auch fr die Aussage
selbst gelten. Alle Erkenntnis geht von der Sache aus und erfolgt
mittels der Sprache Sprachliche Varianz ist gleich einer
zunehmenden Konkretisierung der Welt und damit Distanzierung von
universellen Ideen. Modisten (Schulische Tradition zwischen 1260
und 1350 Grammatik ist das in allen Sprachen Gemeinsame.
Partikulares z.B. Artikel in Griechisch funktioniert wie Genus
an Nomina im Latein Aber: Grammatik stellt keine absolute
Notwendigkeit dar, sondern ist extern bedingt und nur intern in
ihrer Struktur notwendig. Daraus abgeleitet: Grammatik ist
eingebettet in superordiniertes Verfahren (Metaphysik, Mathematik,
Physik), hat aber ihr eigenes Regelsystem. Damit methodisch sowohl
Apriorisch (von (externen) Ursachen zu (internen) Wirkungen)
Aposteriorisch (von (internen) Wirkungen zu (externen) Ursachen)
Grundlage: Syntax (constructio): Sprache definiert sich als
adamistisch basiertes Kommunikationsmittel orationes congruae et
perfectae Syntax als universelle 'Matrix' aller Sprachen (so schon
Jordanus de Saxonia (~ 1210)) Wiederbelebung des Augustinischen
Zeichenbegriffs: Augustinus (354-430): Definition des Zeichens:
signum est enim res praeter speciem quam ingerit sensibus alius
aliquid ex se faciens in cogitationem venire. 'Das Zeichen ist
etwas, das abgesehen von seinen erfahrbaren Formen, bewirkt, dass
etwas anderes in den Sinn kommt.' signum rememorativum respectu
conceptus (John Duns Scotus) 'Ein Zeichen [ist etwas], das
[jemanden] an ein Konzept erinnert' Sptes Mittealter:
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20
Deskriptives Primat: Basis: Joh 19,19-20: 19: scripsit autem et
titulum Pilatus et posuit super crucem erat autem scriptum Iesus
Nazarenus rex Iudaeorum 20: hunc ergo titulum multi legerunt
Iudaeorum quia prope civitatem erat locus ubi crucifixus est Iesus
et erat scriptum hebraice graece et latine 19 Pilatus lie auch ein
Schild anfertigen und oben am Kreuz befestigen; die Inschrift
lautete: Jesus von Nazaret, der Knig der Juden. 20 Dieses Schild
lasen viele Juden, weil der Platz, wo Jesus gekreuzigt wurde, nahe
bei der Stadt lag. Die Inschrift war hebrisch, lateinisch und
griechisch abgefat. Missionsttigkeit bes. der Dominikaner (e.g.
Tunis) fhrte zur Einreichtung von studia linguarum
(Kathedralenschulen) Griechisch / Latein Hebrisch Arabisch
Orientalische christl. Sprachen Fr lokale Mission traten
'Vernakulare' (einheim. Sprachen) hinzu. Renaissance: Allgemeiner
Prozess: a) Fortsetzung der MA-Tradition b) Kritik an Syntax bes.
zur Verbesserung der pdagogischen Effiziens (Guarino) c)
Neuorientierung in Ausbildung, Abschaffung des MA-Kanons
grammatischer Lehrwerke, massive systematische Kritik (Scaliger,
Ramus) d) Stabilisierungsphase (Spanien, Jesuiten), hier besonders
Francisco Schez de las Brozas (Minvera seu de causis linguae
latinae, 1587) und Manoel Alvares (De institutione grammatica 1572,
mit bersetzung ins Spanische schon 1594): rudimenta, paradigmata,
syntax, metrum. Wirksamkeit der Renaissance-Grammatiken a)
Beginnende Norm-Diskussion zu Vernakularen, besonders in Italien
(Daten als Kontroverse): e.g. Cardinal Bembo (1525): Prose della
volgar lingua (fr archaisierendes Toskanisch) Pier Francesco
Giambullari (1551): Della lingua che si parla e scrive in Firenze
(pro zeitg. Toskanisch) Gian Giorgio Trissino (1528): Castellano
(pro 'pan-Italienisch) 'Sieger': Bembo-Typ: Kodifizierung durch
Leonardi salviati (1584): Degli avvertimenti della lingua sopra 'l
Decamerone.
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21
b) Methodik der Deskription als Kontroverse Sprach-Tradition im
beginnenden 17. Jahrhundert (unsystematisch): 1. Harmonisierung der
MA-Traditionen und der Traditionen des Renaissance-Aufbruchs,
Ausprgung eines deskriptiven Standards (gltig mit Modifikationen
bis ins 19. Jahrhundert) 2. Philosophische Argumentation schwcher
ausgeprgt. 3. Hinwendung zur Praxis der Vernakularen (Abbildung des
Wandels im komm. Habitus) 4. Modernisierung der Sprach-Ausbildung,
massive Verbreitung grammatischer (didaktischer) Werke, daher
Erreichen grerer humaner Ressourcen: Sprache wird zum Gegenstand
des Alltags (und mithin zu einem beschreibbaren Objekt).
Webbe-Brookes-Debatte: Sprachlernen ber Paradigmenlernen (drill)
oder Anwendung von 'Regeln' 5. Missions- und Dolmetscherttigkeiten
fhren zu Mithradetes-Phase (im Einklang mit rationalistischer
'Sammler-Ttigkeit'). 6. Immer strker werdende 'Desemantisierung'
grammatischer Kategorien (als Fortsetzung der modistischen
Tradition), zugunsten der Beschreibung von Strukturbeziehungen
(> Port Royal). Abbildung von ersten groen
Technisierungserfahrungen. 7. Hinwendung zu
Sprachursprungshypothesen (begrndet in humanistischer
Mythos-Orientierung). 8. Abwendung von adamistischen Prinzipien:
Skularisierung der Sprachauffassung 9. Beginnende Opposition:
Deskriptive/normative Sprachbetrachtung (Einzelsprachen) vs.
globale Sprachtheorie (in Port Royal zunchst harmonisiert),
dialektische Reaktion: 'Kultur als Determinante' (Italien),
beginnende 'ethnologische' Sprachbetrachtung.
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Teil III Geschichte der Sprachwissenschaft 1500-1820
und die Entdeckung der Sprachvielfalt
Renaissance (zeitgenssisch: reformatio, ital auch rinscita):
Gekoppelt mit Humanismus-Traditionen seit dem 14. Jh., bes.
neuaufkommende Pflege antiker berlieferung, philologische Tradition
zur Bereitstellung literarischer 'templates' fr zeitgenssische
Literatur. 'Entdeckung' der Natur und ihrer Varianz (>
Sammlungs-/Dokumentationswerke) Vorbild: Antike 'Perspektivische'
Genauigkeit Kritik an transzendentaler Orientierung
('Diesseitigkeit') Externe Motive: 1) Neudefinition der
norditalienischen Staatswesen (contra HRRdN), Orientierung an
Imperium Romanum, verstrkt durch: 2) 'Fall von Konstantinopel' 29.
Mai 1453 [Mehmed II, letzter Basileios Konstantin XII Dragases]
Folge: Ansiedlung griechischer Gelehrtengruppen in Italien,
'Quellenffnung' 3) Wg. Schlieung der 'asiatischen Brcke',
Neurorientierung der Handelssysteme (Seefahrt) Folge: Erweiterung
der geographischen und 'ethnologischen' Perspektive 4) Kritik an
rmisch-katholischen Traditionen artikuliert bes. im marginalen
Bereich des Klerus; Klientel waren besonders monolinguale Laien
Folge: Vernakulare Sprachen als Mittlersprachen der 'Reformation'
5) Mit 3) und 4): Zunehmende (katholische) Missionsttigkeit
(Nordosteuropa, Auereuropa), unter Nutzung von: 6) Einfhrung des
Buchdrucks: Johan [Gensfleisch zum] Gutenberg um 1450 (1453
42-zeilige Bibel) und Nutzung der Papierschpfung (2. Jh. n.Chr.
China, 12. Jh. Valencia (arab.); 1390 erste deutsche Papiermhle in
Nrnberg) 7) Zunahme der Universittsgrndungen (studium generale);
tendenzielle Skularisierung (und Aristokratisierung) der Lehre. 8)
konomisierung und Individuierung der allgemeinen Lebensbereiche
(bes. im Brgertum), beginnende 'Rationalisierung' und
Entmystifikation; 'Deglobalisierung'.
9) Missions- und Dolmetscherttigkeiten fhren zu
Mithradetes-Phase (im Einklang mit rationalistischer
'Sammler-Ttigkeit').
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23
Gessner, Conrad 1555. Mithridates. De diffenrentiis lingvarum
tvm vetervm tum qu hodie apud diuersas nationes in toto orbe terrar
in usu sunt. Tiguri: Froschovervs. Hieronymus Megiser
(1554-1618/19) [Wrterbuch des Slowenischen, Grammatik des
Trkischen, bersetzung von Marco Polos Reiseberichten usw.]
Hieronymus Megiser 1603. Thesaurus Polyglottus: vel,
Dictionarium Multilingue: Ex quadringentis circiter tarn veteris,
quam novi (vel potius antiquis incogniti) Orbis Nationum Linguis,
Dialectis, Idiomatibus & Idiotismis, constans, Frankfurt a.M.
Megiser 1593. Specimen quadraginta diversarum atque inter se
differentium Linguarum el dialectorum. videlicet oratio dominica
totidem linguis expressa. Frankfurt.
Megiser 1603. Specimen quinquaginta diversarum atque inter se
differentium Linguarum et dialectorum. Frankfurt.
Megiser 1603. Prob einer Verdolmetschung in Junfzig
unterschiedlichen Sprachen, darin das heylyg Vater unser, der
Englisch Gru, die zwlf Artikel unsers christlichen Glaubens, die
zehn Gebott, transferiert und in Truch verfertiget worden.
Frankfurt.
Die Kolonialgebiete um 1660 (Putzgers Historischer Schul-Atlas
1905)
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24
Vgl.
Sprachfamilien der Welt (grob schematisch) /
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/68/Sprachen_der_Welt.png
Sprachvielfalt und geographische Rume: Sprachfamilien oder
isolierte Sprachen
Sprachenzahl Davon aktuell
Sprecherzahl Groregion (ohne europ. Globalisierung)
45 470 337 12.162.807 Sdamerika
29 1064 972 4.749.992.722 Eurasien
26 123 63 36.800 Australien
25 211 138 477.550 Nordamerika
19 1.965 1925 296.840.503 Indopazifisch
17 119 85 781.707 Mittelamerika
8 1.964 1885 735.355.200 Afrika und NA
169 5.916 5405 5.795.647.290 Gesamt
Sprachfamilien mit mehr als 100 Sprachen: Sprachfamilien
Sprachenzahl Davon
aktuell Sprecherzahl Region Groregion
Niger-Kongo 1.386 1.364 354 Mio. West-, Zentral- und Sdafrika
Afrika und NA
Austronesisch 1.144 1.119 296 Mio. Philippinen, Malaysia,
Indonesien, Madagaskar, Neuguinea, Ozeanien
Indopazifisch
Trans-Neuguinea 533 530 3,2 Mio. Neuguinea; Timor, Alor,
Pantar
Indopazifisch
Afroasiatisch 354 311 347 Mio. Nordafrika, Naher Osten Afrika
und NA
Sinotibetisch 343 335 1.288 Mio. China, Himalaya-Region,
Sdostasien
Eurasien
Indogermanisch 280 220 2.675 Mio. Europa, Sdwest- und Sdasien;
heute weltweit
Eurasien
Nilosaharanisch 196 188 34 Mio. Afrika: Sd-Sahara-Zone,
Sudan
Afrika und NA
Austroasiatisch 157 156 95 Mio. Nordost-Indien, Sdostasien
Eurasien
Sepik-Ramu 102 102 235.000 Nordwest- u.
Nord-Zentral-Papua-Neuguinea
Indopazifisch
-
25
Sprachfamilien mit Sprecherzahl ber 1 Mio. Sprachfamilien
Sprachenzahl Davon
aktuell Sprecherzahl Region Groregion
Indogermanisch 280 220 2.675 Mio. Europa, Sdwest- und Sdasien;
heute weltweit
Eurasien
Sinotibetisch 343 335 1.288 Mio. China, Himalaya-Region,
Sdostasien
Eurasien
Niger-Kongo 1.386 1.364 354 Mio. West-, Zentral- und
Sdafrika
Afrika und NA
Afroasiatisch 354 311 347 Mio. Nordafrika, Naher Osten Afrika
und NA
Austronesisch 1.144 1.119 296 Mio. Philippinen, Malaysia,
Indonesien, Madagaskar, Neuguinea, Ozeanien
Indopazifisch
Dravidisch 27 27 220 Mio. Sd- und Zentral-Indien; Nord-Indien;
Pakistan
Eurasien
Turkisch 41 37 160 Mio. West- u. Zentralasien, Osteuropa,
Nordost-Sibirien
Eurasien
Japanisch-Ryukyu 4 4 126 Mio. Japan, Okinawa Eurasien
Austroasiatisch 157 156 95 Mio. Nordost-Indien, Sdostasien
Eurasien
Tai-Kadai 69 68 83 Mio. Sd-China, Sdostasien Eurasien
Koreanisch 1 1 78 Mio. Korea Eurasien
Nilosaharanisch 196 188 34 Mio. Afrika: Sd-Sahara-Zone,
Sudan
Afrika und NA
Uralisch 31 28 24 Mio. Nordosteuropa, Ungarn, Ural-Gebiet,
Westsibirien
Eurasien
Quechua 39 38 10 Mio. Peru, Ecuador, Kolumbien, Bolivien,
Argentinien
Sdamerika
Weitere Folgen der ersten Mithridates-Phase: 6. Immer strker
werdende 'Desemantisierung' grammatischer Kategorien (als
Fortsetzung der modistischen Tradition), zugunsten der Beschreibung
von Strukturbeziehungen (> Port Royal). Abbildung von ersten
groen Technisierungserfahrungen. 7. Hinwendung zu
Sprachursprungshypothesen (begrndet in humanistischer
Mythos-Orientierung). 8. Abwendung von adamistischen Prinzipien:
Skularisierung der Sprachauffassung 9. Beginnende Opposition:
Deskriptive/normative Sprachbetrachtung (Einzelsprachen) vs.
globale Sprachtheorie (in Port Royal zunchst harmonisiert),
dialektische Reaktion: 'Kultur als Determinante' (Italien),
beginnende 'ethnologische' Sprachbetrachtung. Ausgliederung der
sprachwissenschaftlichen Tradition: Philosophisch Tradition (zum
Teil neo-adamistisch) Deskripitive Tradition (Neo-Donatinisch)
Prskriptive Tradition (Normierung; Edukativ)
Enzyklopdisch-Sammler-Tradition ( la Mithridates) Beginnende
Mechanisierungsdebatte ( Wolfgang von Kempelen 1791: "Mechanismus
der menschliche Sprache nebst Beschreibung einer sprechenden
Maschine")
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26
Semantische/Semiotische Spekulationen (Francis Bacon, Thomas
Hobbes, Berkeley, John Locke), mehr(Locke) oder minder (Bacon)
nominalistisch [universalia post rem statt
(idealistisch(~realistisch): universalia ante rem. Ausprgung von
'universalistischen' Deskriptoren (als universelle Metasprache),
auf der Basis des 'Realismus' (Universalien sind 'gegeben' und
nicht nur benamt), besonders Leibniz, Delgarno (ars signorum 1661),
Wilkins (Essay towards a real character and a philosophical
language 1668). Vgl. Eco "Die Suche nach der vollkommenen Sprache,
Mnchen: Beck 1993). Universelle Objektsprache als Ziel (Leibniz und
viele andere, e.g. Guillaume Postel (1510-1581): Hebrisch als Alpha
und Omega, hnlich Gesner: Gessner: Vermutung, dass mit der
Reduktion der Sprachvielfalt auf Griechisch, Latein und Hebrisch
der 'Sndenfall von Babel' rckgngig gemacht wird, so etwa Conrad
Gessner 1555:1v: Quemadmodum autem magna infelicitatis human pars
fuit sermonis confusio: ita nostris temporibus donem uer diuinum
& prclar felicitatis loco iudicare debemus, totum fer orbem
terrarum tribus illis in cruce consecratis linguis, quas passim
homines studiosi exercent, denu coniungi: atque harum cognitione
non ea modo qu ad hominum commercia, quqe ad sapientiam humanam
pertinent, sed pietatem et Deum innotescere. ["Immerhin, so, wie
die Verwirrung der Sprachen zum groen Teil aufgrund des Unglcks der
Menschen geschah, so mssen wir es auch als ein wirklich gttliches
Geschenk und den Grund fr ein bemerkenswertes Glck ansehen, dass
fast die ganze Welt vereint ist unter den drei auf dem Kreuz
verewigten Sprachen, die gelehrte Menschen berall praktizieren. Und
man erkennt durch das Wissen dieser Sprachen nicht nur das, was die
Beziehungen zwischen den Menschen und das, was die menschliche
Weisheit angeht, sondern auch Frmmigkeit und Gott (...).";
bersetzung: W.S.] Furor etymologicus: "wilde Jagd nach Etymologien"
(Eco), e.g. Claude Duet 1613 (Thrsor de l'histoire des languegs de
cet univers): Einschluss der 'Neusprachen' (linguae novae) in etym.
Spekulation, dabei Rckfhrung auf Hebrisch (Hebrisch habe sich die
Nhe zu den Dingen bewahrt). Vgl. auch Estienne Guichard: L'harmonie
etymologique des langues (1606) mit Versuch, alle Lexeme aller
Sprachen (soweit jeweils bekannt) aus dem Hebrischen abzuleiten)
[Permutationen etc. in kabbalistischer Tradition, analog spter zu
Fabre d'Olivier, Whorf etc.] Athanasuis Kirchner: Turris Babel
1679: Schpfungsgeschichte bis Babylon, dann 'Sprachgeschichte':
Neo-Admaistisch, Kabbalistisch (Rabbi Becchai) Erste
Stammbaum'formate': Hebrisch Fnf Dialekte Chaldisch Samaritanisch
Syrisch Arabisch thipoisch Phnizisch
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Grnde fr Sprachwandel nach Babylon: Verschiedenheit der Vlker
und Mischung (Kreolisierung la Sabir) Migration Kriege und Seuchen
Kolonisierung Klima (!) Dagegen 'Krise des Hebrischen' als lingua
sancta, schon bei Joseph Justus Scaliger (d.J.) in Diatriba de
europaeorum linguis 1599 mit 11 linguae matrices (= Sprachfamilien)
als Ur-Muttersprachen, nur innerhalb, aber nicht miteinander
verwandt. Wichtiger jetzt nicht 'Ursprache' selbst zu fixieren,
sondern Sprachen zu klassifizieren, um das Gemeinsame und
Verschiedene freizulegen. Verschiedenheit der Sprachen notwendig
und Menschwerk, da die Vernunft nicht bei allen Vlkern gleich sei
(Richard Somin, in: Histoire critique du Vieux Testament 1678)
Hebrisch kann nicht Ursprache sein, da alle Sprachen sich
entwickeln, also Hebrisch auch (Mric Casaubon in Dequatuor linguis
commentatio 1650), analog Leibniz. Mit Wiederentdeckung von Lukrez
(< Epikur's Brief an Herodot, nach Diogenes Laertius X 75) De
rerum natura, hier V 1041-1090 beginnende 'biologistische'
sensualistische Sicht von Sprache. Damit verbunden Frage, ob es
pr-adamitische Wesen gab, bes. hypothesisiert fr China und Amerika,
in bernahme arab. Traditionen (e.g. Geograph al-Maqdisi mit Bezug
auf Sura 2,31) Formuliert von Isaac de La Peyre 1655 (Systema
Theologicum ex prae-adamitarum hypothesi): Ausgangspunkt
Paulus-Brief an die Rmer, kap. 5,14 "dennoch herrschte der Tod von
Adam bis Mose auch ber die, welche nicht wie Adam durch bertreten
eines Gebots gesndigt hatten; Adam aber ist die Gestalt, die auf
den Kommenden hinweist." Polygenetische Hypothesen zum
Sprachursprung. Die Grammatik von Port Royal ARNAULD, Antoine
(1612-1994) [Logiker, Philosoph] LANCELOT, Claude (ca. 1615-1695)
[Didaktiker] Arnauld, Antoine & Lancelot, Claude 1660,
Grammaire gnrale et raisonne, contenant les fondements de l'art de
parler, expliquz d'une manire claire et naturelle, les raisons de
ce qui est commun toutes les langues et de leur diffrences
principales et plusieurs remarques nouvelles sur la langue franaise
. Paris: Port-Royal.
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Grundlage: Jansenismus (Kloster von Port Royal) [Bischoff
Cornelius Jansen, 1585-1638]
Im Lehren wird dem Schler 'sichtbar' gemacht, was er wei
(Plato's Mutmaungen ber das Erinnern). Wahrheit ist vorgegeben und
muss ber Introspektion etc. erfahren werden.
Sprachwissen ist vorgegeben und muss im Lernen 'erfahren'
werden. [Universalismus]
Philosophische Grammatiken gegen partikulare
Grammatiken/Sprachbeschreibungen. Vgl. August Friedrich Pott 1863:
"Gewi, es wre gar hbsch, wenn der Sprachphilosoph, mit einer
allgemeinen oder nothwendigen Grammatik bequemsten Taschenformates
in der Hand, und in dem angenehmsten Bewutsein, viele unbehlfliche
Bcher, die nur von blo 'wirklichen' Sprachen reden, ohne groen
Schaden fr sich unbercksichtigt lassen zu knnen, schon wie weiland
As[in]us omnia sua secum portans, den ganzen Sprachkram wenigstens
in sublimierter vergeistigter Gestalt mit sich herum trge! Er htte
dann einiges Recht, auf uns arme geplagte Sprachforscher
gewhnlichen Schlags, die wir uns durch ein unendliches Detail
hindurchwrgen mssen, mit einer gewissen souvernen Verachtung
herabzublicken. Gleichwohl ist es doch gar ein eigen Ding, mit dem,
was ist, also auch mit den unzhligen Sprachidiomen der
Wirklichkeit, gegenber dem, was decretis philosophorum zufolge,
'nothwendig' sein soll, ohne, beim Lichte besehen, in Wahrheit auch
nur immer wirklich, wieviel weniger nothwendig zu seyn." August
Friedrich Pott 1863. Zur Geschichte und Kritik der sogenannten
Allgemeinen Grammatik. In: Zeitschrift fr Philosophie und
philosophische Kritik, N.F. 43,102-141 und 185-245. [Rezension bes.
zu Steinthal, Heymann 1855. Grammatik, Logik und Psychologie. Ihre
Prinzipien und ihr Verhltnis zueinander. Berlin: Dmmler.]
Wiederaufnahme der scholastischen W->D->S-Hypothese (modi
der Abbildung), Zusammenfgung in sog. 'logisch-grammatischer
Parallelismus'.
Graud de Cordemoy: Discours physique de la parole (1677), Teil
des Six discours sur la distinction et l'union du corps et de l'Ame
(1666ff.): Keine mechanistische Erklrung von Sprache und ihrer
Lautung mglich, sondern Inbeziehungsetzung von Ausdruck (Discours)
als 'Krper' zu Semantik als 'Ame' ber generelle Faktoren.
>>> Ausprgung der Phil.Gramm. besonders in Frankreich,
England und Deutschland. Deutschland besonders zwichen 1700 und
1750, etwa 20 Autoren (mindestens), e.g. Philipp Christoph Graf
1769. Versuch einer allgemeinen Sprachlehre. Schwabach Johann
Henrich Tnnies 1775. Grammatica universalis. Hamburg.
Logizismus des Christian Wolff (1679-1754) geprgt, Prof. fr
Mathematik und Philosophie in Marburg und Halle. Fixierung einer
(philosophischen) Wissenschaftssprache Wissenschaft ist conubium
(Ehe) rationis et experientiae
Sprache als Zeichensystem 1703 Breslauer Dissertation
Disquisitio philosophica de loquela (phil.Untersuchung zur
Sprache)
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Grammatikbegriff in deutscher UG-Tradition (1700-1750) noch
relativ traditionell, basierend auf Klassik und Scholastik
(Trivium) = oder ars, e.g. "ars quae rectam linguam formationem
docet" (Jakob Carpov (1699-1768, Lehrer in Weimar) in meditatio
philosophico-critica de lingua .... 1743. [Zerrissen zwischen
Aufklrungstheologie und radikalem Wolffianismus] Sprache ist eine
Fhigkeit (dexteritas), eine "Kunst, wie man recht reden und
schreiben soll" (Israel Gottlieb Canz (1690-1753), Professor
Gottlob Ernst Mller (Vita nahezu unbekannt, ~ 1710- ?) Delineatio
grammaticae philosophicae universalis 1736 Sprache abgeleitet aus
'angeborerem Glcksstreben' > zoon politikon ~ socialiter vivere
Sprache garantiert zoon politikon. loquela = Sprachfhigkeit vox
(sprachl. Zeichen) lingua loqui a) loquela = facultas ideas in
animo conceptas com aliis communicandi b) vox = lingua ex congerie
sufficienti vocum apte compositarum constet (lingua besteht aus
einer hinreichenden Menge von passend verbundenen Zeichen) c) loqui
= konkretes Sprechen Grammatica est scientia vocum et compositionis
earundem [Grammatik als Wissenschaft (meta), nicht mehr ars!]
Aufgabe von Grammatik nicht die Beschreibung eines konkreten
sprachlichen Phnomens oder Befunds, sondern Erklrung der Phnomene
durch Zurckfhrung auf principia indubitata. Prinzipien sind
angelegt in der allgemeinen Funktion der Wrter, Vorstellungen zu
reprsentieren. Vorstellungen bilden Realitt und ihre Ordnung ab.
Sprache illustriert UG, erklrt sie aber nicht! UG ist aprioristisch
im Kantschen Sinne Kant: " allgemeine(n) Grammatik, die nichts
weiter als die bloe Form der Sprache enthlt, ohne Wrter, die zur
Materie der Sprache gehren." (Kant 1982:433f.)
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30
Johann Heumann, 1711-1760, geadelt 1757 > Edler von
Teutschenbrunn Jurist, bibliophiler Sammler, Professor fr
Staatsrecht. Daneben sprachwissenschaftliche Interessen, hier der
Aufsatz: Meditatio de grammatica universali. In: Opuscula quibus
varia iuris germanici itemque historica et philologica argumenta
explicantur. Nrnberg: Lochner 1747: 472-479 Kurzdarstellung auf 5
Seiten in 46 Paragraphen Ziel: Si ea investigemus quae plurimis
linguis communia sunt, ad linguam aliquam universalem deducemur
(p.473) 'Wenn wir untersuchen, was in vielen Sprachen gemeinsam
ist, erfahren wir, was an der Sprache universal ist.'
Universalien werden induktiv gewonnen > Sprachvergleich
liefert 'Elemente' die in 'allen' Sprachen vorkommen. Korpus von
Heumann: Latein, Giechisch, Hebrisch, Arabisch, Phnizisch, gyptisch
(!), Dnisch, Deutsch, Englisch, Franzsisch, Italienisch, Spanisch,
Russisch, Armenisch, Chinesisch, Persisch, Ungarisch.
Analog schon Leibniz: "..., da die Gelehrten ebene in der
Walisischen, Biscaischen, Slavnischen, Finnischen, Trkischen,
Persischen, Armenischen, Georgischen und anderen Sprachen
arbeiteten, um deren bereinstimmungen zu entdecken, was (...)
besonders dazu dienen wrde, den Ursprung der Nationen aufzuklren.
(...) Da die die Sprachen im Allgemeinen die ltesten Denkmler der
Vlker noch vor der Schrift und den Knsten sind, so zeigen sie auch
am besten den Ursprung der Verwandtschaft und Wanderungen an"
(Leibniz, Neue Abhandlungen ber den Menschlichen Verstand)
Die Neu-Entdeckung des Exotischen a) thiopisch: Reichshofrat
Hiob Ludolf (oder Leutholf oder Job Ludolph), Geb. 24. Juni 1624 in
Erfurt Medizin und Jura, widmete sich aber bald den verschiedensten
Sprachen, vor allem denen des Orients. 1645 Leiden, um seine
Studien zu vollenden. Er unternahm zahlreiche Reisen, Begrnder der
thiopistik in Europa. Gest. am 8. April 1704 in Frankfurt am Main.
Schler: Johann Michael Wansleben (1635-1679) Lexicon
Aethiopico-Latinum ex omnibus libris impressis, et multis msstis
contextum; accedit index latinus copiosissimus. 1. Aufl. London
1661 (Roycroft), hgg. von Johann M. Wansleben, 3 Teile: Wrterbuch
der klassischen thiopischen Sprache (Ge'ez)
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31
Lexicon Amharico-Latinum cum indice Latino copioso inquirendis
vocabulis Amharicis in hoc opere contentis. Frankfurt am Main 1698
(Zunner). Erste Wrterbuch des Amharischen. b) Sanskrit: Erstmal
nachgewiesen bei baskischem Jesuiten (Missionar in Goa) Francisco
de Yasu y Xavier (1506-1522) [Franciscus Xaverius] Florentiner
Kaufmann Filippo Sassetti (1683-1588 in Indien): Verweist auf
hnlichkeiten der Sanksrit-Zahlwrter mit denen des Italienischen.
Jesuit Johann Ernst Hanxleben (1680-173) (Disctionarium Malabaricum
Samscridamicum Lusitanum), dazu erste europische
Sanksrit-Grammatik. /Jeweils Manuskripte/ Missionar Benjamin
Schultze, vergleicht 1725 Zahlwrter des Sanskrit mit denen des
Lateinischen, Griechischen und Deutschen.
Mnch/Bibliothekar/Antiquar in Berlin Maturin Veyssiere La Croze
(1661-1739), war angeblich der erste, der die Verwandtschaft des
Sanskrit mit dem Persischen andeutete. Jesuit G.L. Coeurdoux, mit
umfangreicher Liste von Wortgleichungen (1767) Sanskrit Griechisch
Latein (in einem Brief an Pariser Acadmie des Inscriptions er
Belles-Lettres, gedruckt erst 1808)). Ursache fr hnlichkeit 'die
ursprngliche Verwandtschaft der Inder, Griechen und Lateiner' (in
Brief) /aber nicht unbedingt gemeint als 'genetische'
Verwandtschaft, eher als Zusammengehen der Sprecher nach
babylonischer Sprachverwirrung (Lehnbeziehungen) Ausgangspunkt fr
Sanksrit-Philologie: Schaffung eines indischen Rechtstextes in
Sanskrit durch Brahmanen (Pandits), gefordert von engl. Besatzung,
erst ins Persische bersetzt, dann von Nathaniel Brassey Halhed
(1751-1830) in Englische bersetzt: "A code of Gentoo laws, or,
Ordinations of the pundits, from a Persian translation. made from
the original, written in the Shanscrit language" (1776) 1778
franzsische und deutsche Versionen Einleitung informiert ber
Sanskrit und ind. Kultur Frdert Interesse an Sanskrit Besonders in
England: Sir Charles Wilkins (1750-1833) Lernt Sanskrit in Benares,
erster Europer, der Sanskrit 'kann' Bhagavadgit Sir William Jones
(1746-1794), 1783 Oberrichter in Kalkutta 'Beherrschte schlielich
28 Sprachen' 2. Februar 1786 Rede vor der von ihm gegrndeten
'Asiatick Sociecy' (> 'Asiatic Society of Bengal' seit 1839): On
the Hindus:
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Sanskrit stammt mit Griechisch und Latein von einer gemeinsamen
Wurzel ab, die vielleicht nicht mehr existiert. Dazu (auch wenn
Evidenz nicht so 'forcible') auch Gotisch und Keltisch ('blended
with a very different idiom'), dazu 'Old Persian'. (1788:422-3)
Kriterium der bereinstimmung: 'the roots of verbs and in the forms
of grammar' Henry Thomas Colebrooke (1765-1837) Richter, spter
'Prof. of the Sanscrit Language' am College von Fort Williams in
Indien U.a. Panini-Rezeption (1803, 1810), dann 1805 'A grammar of
the Sanscrit language' c) Altgyptisch Neben Weiterleben antiker
Lesarten bes. Jesuit Athanasius Kircher (1602-1680), bersetzte ein
Koptisch-Arabisches Vokabular (mitgebracht von Pietro della Valle)
Prodomus Coptus sive Aegytiacus (1636) Koptisch als
wissenschaftlicher Gegenstand Kircher: Weitergehende Versuche der
Deutung von Hieroglyphen Weitere Versuche von Joseph de Guignes
(1721-1800), William Warburton (1698-1779) und Carsten Niebuhr
(1733-1815) 1799: Entdeckung des Steins von Rosetta durch franz:
Soldaten bei Schanzarbeiten in Rosetta
Griechisch/Demotisch/Hieroglyphische Trilingue Nur kleiner Teil des
Hieroglyphischen erhalten Inhalt: Dekret zu Ehren des Knig Ptolemus
Epiphanes (196 v.Chr.) Stein von Rosetta wurde von Englndern
'erobert', Kopie ging in Hnde des franz. Orientalisten Silvestre de
Sacy. Vergebliche Versuche von de Sacy, bergab die Kopie an den
schwedischen Diplomaten kerblad in Paris, orientalistischer
Privatgelehrter. In zwei Monaten schaffte kerblad demotische Namen
und Wrter fr 'Tempel' und 'Griechen' zu identifizieren, hatte aber
'alphabetische Hypothese' (< Koptisch) Publiziert 1802 in
'Lettre Mr. de Sacy' Parallelisierung Demotisch-Hieroglyphisch
durch Thomas Young (Begrnder der Theorie des Lichts) 1814-16.
Konzentrierte sich auf Kartuschen > Knigsnamen Jean Franois
Champollion, geb. 23.12.1790 (Figeac), gest. 4.3.1832 (Paris) Mit
12 Jahren Hebrisch und Arabisch, massiv orientalisierend,
untersttzt von seinem Bruder Jacques Joseph Champollion-Figeac.
Student in Grenoble -> Alte Geschichte, Koptisch etc. Mit 18
Jahren Professor in Grenoble, als Republikaner 19815 entlassen,
1816 Schulmeister in Figeac, 1817-20 wieder in Grenoble
(Bibliothekar); Flucht nach Paris.
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29. September 1822: Vortrag an der Akademie: Lettre M. Dacier
relative l'aphabet des hirogylphes phontiques. 1824: Prcis du
systme hiroglyphique. d) Indianische Sprachen Besonders Lorenzo
Hervs y Panduro (1735-1809) Bis zur Vertreibung der Jesuiten aus
Sdamerika (1767) in Mission, spter Bibliothekar im Quirinal in Rom.
Sammelte Aufzeichnungen anderer Missionare zu Sprachen und Kulturen
Grammatiken und lexikalische Sammlungen 1784: 17. Band einer
21-bndigen Enzyklpdie: Catalogo delle lingue conoscute e notizia
della loro affinit e diversit, daraus 1800-1805 sechsbndige Version
(Spanisch) Catlogo de las lenguas de las naciones conocidas y
numeracin, divisn, y clases de estas segn la diversidad de sus
idiomas y dialectos Grammatiken und lex. Listen von ~ 300 Sprachen
Band I (Indianersprachen) Band II (Indischer und Pazifischer Ozean)
Band III (Asien) Band IV-VI (Europa) Schaffte erste umfassende
Klassifikation der amerinden Sprachen e) Persien/Babylonien (u.a.
Carsten Niebuhr, Georg Friedrich Grotefend (* 9. Juni 1775 in Hann.
Mnden; 15. Dezember 1853 in Hannover): Entzifferer der Keilschrift.
1797 Kollaborator der dortigen Stadtschule 1803 wurde er Prorektor,
spter Konrektor des Gymnasiums in Frankfurt am Main 1821 Direktor
des Lyceums in Hannover f) Indogermanistik Johann Christoph Adelung
(1732-1806), deutscher Grammatiker und Verfasser des Mithridates
oder allgemeine Sprachenkunde mit dem Vater Unser als Sprachprobe
in bey nahe fnfhundert Sprachen und Mundarten (Berlin 1806-1827, 4
Bnde, Band 2-4 von Johann Severin Vater (1771-1826)) Von Leibniz
etc. angeregte Universalglossar-Tradition, Adelung: Schon 1781 eine
Schrift ber den Ursprung der Sprachen und den Bau der Wrter,
besonders des Deutschen Explanativ eine Mlange aus
Sprachkontakt-Erklrungen (E.g. Deutsch-Persisch aus Zeit der
Vlkerwanderung) und Urverwandtschaftshypothesen. Die Etablierung
der historischen Sprachwissenschaft: Die Brder Schlegel etc.
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e) Indogermanisch: Preisfrage der Kniglich Dnischen Gesellschaft
der Wissenschaften (1813): "Mit historischer Kritik zu untersuchen
und mit passenden Beispielen zu erlutern, aus welcher Quelle die
alte skandinavische Sprache am sichersten hergeleitet werden kann;
den Charakter der Sprach und das Verhltnis anzugeben, worin sie
seit den lteren Zeiten und whrend des Mittealters teils zu
nordischen, teils zu germanischen Dialekten gestanden hat; und die
Grundstze genau zu bestimmen, worauf alle Herleitung und
Vergleichung in diesen Sprachen aufgebaut werden muss." Rasmus
Kristian Rask (1787-1832): Undersgelse von det gamle Nordiske eller
Inslandske Sprogs Oprindelse (1814 eingereicht) Erschien erst 1818.
Zwischenzeitlich (1816) erschien in Frankfurt Franz Bopp
(1791-1867): ber das Conjugationssystem der Sanskritsprachen in
Vergleichung mit jenen der griechischen, lateinischen, persischen
und germanischen Sprache. Nebst Episoden des Ramajan und Mahabharat
in genauen metrischen bersetzungen aus dem Originaltexte und
einigen Abschnitten aus den Veda's.
Historisierung der Sprachwissenschaft im Gefolge der
(Frh-)Romantik. Basis: Die 'Entdeckung der Geschichte' Mythisierung
der literarischen/sprachlichen Welt (logos-Mystik /
Sprachhumanismus) Auflsung des regelbasierten Modells sprachlichen
Tuns (Anti-Klassik) Fremde Kulturtraditionen als exotische Modelle
(Indien, Altgypten, Indianisch) Volkssprache als Evidenz (Herder)
Mythos als Ersatz fr christliche Begrndungszusammenhnge Sprache als
'geistiger' Ausdruck eines kollektiven Mythos Sprache ist
apriori-Bedingung fr Erkennen der Welt Nationalisierung der Sprache
(Humboldt) (Vorratshaus-Metapher) Johann Georg Hamann Knigsberg
27.8.1730 Mnster 21.6.1788 Johann Gottfried Herder (seit 1802
'von') Mohrungen 25.8.1744 Weimar 18.12.1803 Friedrich Wilhelm
Christian Karl Ferdinand Freiherr von Humboldt (22.6.1867 (Potsdam)
8.4.1835 (Tegel)
[vgl. dazu ausfhrlicher:
http://www.lrz-muenchen.de/~wschulze/BB/swgbb.pdf , Seiten
109-122].
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Teil IV Geschichte der Sprachwissenschaft 1800-1900
Historismus und die 'Wiederentdeckung des Signifiant'
Grundlage: 'DENKEN' Signifi Signifiant Klassische
Sprachphilosophie: Gegenstandsbereich vor allem die Beziehung von
'Denken' (Kognition) und sprachlichem signifi ('Begriff').
Signifiant nur Hilfsmittel, um diese Beziehung aufzudecken.
Mithridates-Phasen bewirken Wahrnehmung der 'Ausdrucksvarianz'
(signifiant).
Relativismus: Varianz im Ausdruck (signifiant) reflektiert
Varianz im signifi und damit Varianz in der Kognition.
FORMA FORMANS statt FORMA FORMATA 'Energeia' statt 'ergon': sagt
er nmlich: "Sie selbst (die Sprache) ist kein Werk (Ergon), sondern
eine Ttigkeit (Energeia)." W.v. Humboldt, ber die Verschiedenheit
des menschlichen Sprachbaues". Vgl. Percy Bysshe Shelley (17921822)
Nymphe Asia: He [Prometheus] gave man speech, and speech created
thought, Which is the measure of the universe; "Prometheus Unbound:
A Lyrical Drama In Four Acts" 2. Akt, Szene 2,4: 72-73 Die
Entdeckung der 'Geschichte': Geologie
Dnischer Arzt und Naturforscher Niels Stensen (Nicolaus Steno)
(1638 - 1687)
Zeichnete erstes geologische Profil (Toskana) stratigrafische
Prinzip. 'Was unterhalb liegt, ist lter'.
Anordnung im Raum = Abfolge in der Zeit Geologie und
Fossiliensamlung Teil der brgerlichen Allgemeinbildung im 18. Jh.
Kombination von traditionellem Wissen der Bergleute und
theoretischen Modellen. Geologische Kartierung Englands durch den
Vermessungsingenieur und Kanalbauer William Smith (1769 - 1839)
Geschichte als Bestimmung nationaler Identitten. Basierend u.a.
auch Giambattista Vico (1668-1744): Die Ursprnge der Nationen
liegen in einem gttlich-heroischen Zeitalter. Friedrich Schlegel
(1772-1829) [Kulturphilosoph, Philosoph, Kritiker,
Literaturhistoriker und bersetzer+, Bruder von August Wilhelm
Schlegel, Vertreter der Jenaer Frhromantik+: NB: Sanskrit =
Ursprache, von der Griechisch, Lateinisch, Persisch und Gotisch
abstammen sollen (ber die Sprache und Weisheit der Indier, Kln
1808).
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Prgung (?) des Begriffs Historismus (1797) Winckelmann's
Historismus (17171768), deutscher Archologe) Mit der 'Entdeckung'
des Sanskrit (bes. Sir William Jones (1746-1794) und anderer
antiker Sprachen wurden 'ltere Sprachschichten' sichtbar. Dazu:
Auflsung von Kirchengtern infolge des
Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 macht Texte in Klstern
usw. zugnglich(er).
Entdeckung des Mittel- und Althochdeutschen etc. Folge:
'Diachrone Mithridates-Phase' Fr. Schlegel: "Jener entscheidende
Punct aber, den hier alles aufhellen wird, ist die innre Struktur
der Sprachen oder die vergleichende Grammatik, welche uns ganz neue
Aufschlsse ber die Genealogie der Sprachen auf hnliche Weise geben
wird, wie die vergleichende Anatomie ber die hhere Naturgeschichte
Licht verbreitet wird" (1808:28).
Formuliert einige 'Buchstabenbergnge' vom Lateinischen zum
Spanischen bzw. Deutschen = erster Schritt hin zu Lautgesetzen
August Wilhelm Schlegel 1816: ber das Conjugationssystem der
Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griechischen,
lateinischen, persischen und germanischen Sprache. Nebst Episoden
des Ramajan und Mahabharat in genauen metrischen bersetzungen aus
dem Originaltexte un einigen Abschnitten aus den Veda's.
Herausgegeben und mit Vorerinnerungen begleitet von Dr. K. J.
Windischmann. Schon Johann Christoph Adelung (1732-1806)
[Bibliothekar, Germanist] Aelteste Geschichte der Deutschen, ihrer
Sprache und Literatur bis zur Vlkerwanderung. (Leipzig 1806)
Mithridates oder Allgemeine Sprachenkunde. T. 1-4. Mit dem Vater
Unser als Sprachprobe in bey nahe fnfhundert Sprachen und
Mundarten. Fortges. u. bearb. von J. S. Vater. Berlin: Vo
1806-17.
Kurzer Begriff menschlicher Fertigkeiten und Kenntnisse so fern
sie auf Erwerbung des Unterhalts, auf Vergngen, auf Wissenschaft,
und auf Regierung der Gesellschaft abzielen. Fr Realschulen und das
brgerliche Leben, 4 Teile. Leipzig 1778-1781. "Ohne eine genaue
Kenntni des Stufengangs, welchen eine Nation in dem Baue und der
Bildung ihrer Wrter von dem ersten Ursprunge ihrer Sprache an, bis
zu ihrer hchsten Verfeinerung beobachtet hat, wird in keiner
Sprache eine ertrgliche Sprachlehre zustanden kommen." (Bd.
III,p.232). Jacob Grimm (1785-1863): Deutsche Grammatik (1819):
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37
Ziel: Den Beweis zu erbringen, "da und wie alle deutschen
Sprachstmme innigst verwandt und die heutigen Formen unverstndlich
seyen, wo man nicht bis zu den vorigen, alten und ltesten
hinaufsteige, da folglich die gegenwrtige grammatische Structur nur
geschichtlich aufgestellt werden drfe" (Kl.Schriften, 16). Jacob
Grimm in Beilage Nr. 27 zu Kasseler Allgemeinen Zeitung vom 1.
September 1838 zur Kritik an Adelungs Versuch eines vollstndiges
grammatisch-kritischen Wrterbuches der Hochdeutschen Mundart, mit
bestndiger Vergleichung der brigen Mundarten, besonders aber der
oberdeutschen (5 Bd., Leipzig 1774-1786). "Das Wrterbuch Adelungs,
des unter allen Vorgngern allein nennenswerthen, ist weit hinter
der Flle des Materials zurckgeblieben und ruht auf keiner
ausreichenden Grundlage, die, wie sich von selbst versteht, nur
eine historische sein kann". Idealisierung des Berufsbildes des
Ingenieurs, der die Praxis der Theorie symbolisiert. Erneute
'Technisierung der Sprachwissenschaft'
Empirismus (Bacon, Hobbes, Locke, Berkeley, Hume, John Stuart
Mill (1806-1873))
Grundlage der Erkenntnis liegt in der (Sinnes-)Erfahrung von
Gegenstnden und Phnomenen. Richtiger 'Vernunftgebrauch' kann diese
ordnen und kann induktive Schlsse daraus ziehen.
Sprache existiert an sich und fr sich, d.h. ist OBJEKT.
Idealismuskritik nach dem Tod von Hegel (1831) Vgl. Sren
Kierkegaard (1813-1855), patrizischer Privatier: Kritik des
abstrakten Denkens; Prioritt der 'positiven' Existenz der
begrifflichen Essenz (im Wesen) -> Individuierung der Existenz:
"Was ist abstraktes Denken? Es ist das Denken, bei dem es keinen
Denkenden gibt... Was ist das konkrete Denken? Es ist das Denken,
bei dem es einen Denkenden gibt..." Konkretisierung und Bezug zu
Naturwissenschaften: August Friedrich Pott (1802-1887)
Anti-Kaulen: Oder mystische Vorstellungen vom Ursprung der Vlker
und Sprachen, 1863 Bezug: Franz Kaulen (Theologe): Die
Sprachverwirrung zu Babel. Linguistisch-theologische Untersuchungen
ber Gen XI 1-9. Bonn 1861. "Im schroffen Gegensatze zu der
Linguistik neuen Stils" (p,.65) "(...) diese Lautverschiedenheit,
obwohl sie im hheren Sinne von der Theorie als Zuflligkeit
anerkannt werden muss, steht und bildet sich unter
Naturgesetzen,
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vorzglich dem der der physiologischen Lautverwandtschaft" (Pott
1833:XXVI) [Etymologische Forschungen] "(...) selbst im blossen
Buchstaben [herrscht] nicht wie [es] sonst nirgends in der Sprache
der Fall ist [...] die Gesetzlosigkeit frecher Willkr [...],
sondern vernnftige Freiheit, d.h. Einschrnkungen durch
selbsteigene, in der Natur der Laute begrndete Gesetze" (Pott
1833:XII) [Etymologische Forschungen] Verstrkung des Historismus
durch Biologismus und Evolutionstheorie "Die Sprachen sind
Naturorganismen, die ohne vom Willen des Menschen bestimmbar zu
sein, entstunden, nach bestimmten Gesetzen wuchsen, und sich
entwickelten und wiederum altern und absterben." (August
Schleicher, Die Darwinsche Theorie und die Sprachwissenschaft.
Weimar 1863:6) Vgl. Charles Darwin (1809-1882): On the origin of
species by means of natural selection, or the preservation of
favoured races is struggle for life (1859) [Ergebnisse seiner
Bebobachtungen am dem Vermessungsschiff BEAGLE 1831-1836).
Verffentlichung motiviert durch die Publikation von A.R. Wallace
(1823-1913) "ber die Neigung der Varietten unbegrenzt von den
ursprnglichen Typus anzuweichen" (1858)
Morphologische (formale) hnlichkeit wird aus einer historischen
Perspektive erklrt
Deszendenzlehre - Phylogenetik
Abgrenzung von wesentlichen und unwesentlichen Merkmalen Vgl.
dialektische Oppositionslehre Hegels:
Jede These birgt in sich schon ihre Antithese, beide werden in
der Synthese aufgehoben.
Funktionsbegriff, e.g. [bertragen]: Der Laut [b] ist dann /b/,
wenn er in sich schon die Antithese (e.g. [p]) birgt, beide
aufgehoben in /b/ bzw. /p/.).
Hierarchische Systeme der abgestuften hnlichkeit (Bauplne ->
Typen: Organisationstypus = Strukturmodell des Merkmalkomplexes,
der allen Gliedern eines Typs gemeinsam ist). Aber Residuen der
romantischen 'panta rhei-Perspektive': "Auch suche man in Sprachen
keine Gesetze, die festeren Widerstand leisten als die Ufer der
Flsse und Meere" (Bopp 1836:15, in Vocalimus oder
sprachvergleichende Kritiken ber J. Gramm's deutsche Grammatik und
Graff's althochdeutschen Sprachschatz. Berlin)
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Lautwandel nicht 'gesetzlich': "Die Lautverschiebung erfolgt in
der Masse, tut sich aber im einzelnen niemals rein ab; es bleiben
Wrter im Verhltnis der alten Einrichtung stehn, der Strom der
Neuerung ist an ihnen vorbeigeflossen" (Jacob Grimm, Dt.Gram,
p.590) [Angelehnt an Jakob Hornemann Bredsdorff , Germanist
(1790-1841) 1821. [ber die Ursachen der Sprachvernderung]
Nach Grimm Naturalisierung der Sprachwissenschaft (die
Entdeckung des Sprechers und der lebenden Sprachen)
Rudolf von Raumer (1815-1876), Germanist, Phonetiker/Orthograph,
Kritiker von Grimm; 1837: Die Aspiration und die Lautverschiebung.
Eine sprachgeschichtliche Untersuchung.
Gesetzmigkeit des Lautwandels bedingt durch physiologische Natur
der Sprechorgane und ihre Entwicklung (Notwendigkeit der
Systematisierung von 'Lauten')
Lauteigenschaften knnen nicht ber 'tote' sondern nur ber
'lebende' Sprachen erfasst werden.
Andreas Schmeller (1785-1852): Betont Wert der Sprache der
'unteren Schichten', die oft sprachliche Elemente enthalten, die in
der Sprache der hheren Klassen nicht vorhanden sind. 1821: Die
Mundarten Bayerns grammatisch dargestellt. 1827-37: Bayerisches
Wrterbuch August Schleicher (1821-1868) "Dass wir hier unter
Sprachvergleichung nur die wahrhaft vernunftsgemsse historische
Sprachbetrachtung meinen, nicht jene aller
getzmssig-geschichtlichen Entwicklung spottende Wortspielerei,
versteht sich von selbst" (ber den Wert der Sprachvergleichung,
1850). Kulminiert in: "Aller lautwandel, so weit er mechanisch vor
sich geht, vollzieht sich nach ausnahmslosen gesetzen, d.h. die
richtung der lautbewegung ist bei allen angehrigen einer
sprachgenossenschaft, ausser dem fall, dass dialektspaltung
eintritt, stets dieselbe, und alle wrter, in denen der der
lautbewegung unterworfene laut unter gleichen verhltnissen
erscheint, werden ohne ausnahme von der nderung ergriffen. (Hermann
Osthoff und Karl Brugmann, Morphologische Untersuchungen auf dem
Gebiete der indogermanischen Sprachen. 1878-1890:XIII
(Junggrammatisches Manifest). Vgl. Aktualismus in der Geologie
(Charles Lyell (1797-1875): Ursachen der Vernderung auf der
Erdrinde waren in frheren Zeiten die gleichen wie heute: Die Erde
hat ihre heutige Gestalt ber fortlaufende, analoge Prozesse
erhalten. Vertreter der frhen Phonetik (Auswahl):
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Hart, John (c. 1501-1574) Bullokar, William (c. 1531-1609)
Madsen Aarhus, Jacob (1538-1586) Montanus, Petrus (1594/5-1638)
Wilkins, John (1614-1672) Wallis, John (1616-1703) Holder, William
(1616-1698) Dalgarno, George (c. 1619-87) Lodwick, Francis
(1619-1694) Cordemoy, Geraud de (1626-1684) Cooper, Christopher (c.
1655-1698) Amman, Johann Conrad (1669-1730) Kate Hermansz, Lambert
ten (1674-1731) Steele, Joshua (1700-1791) Brosses, Charles de
(1709-1777) Sheridan, Thomas (1719-1788) Kratzenstein, Christian
Gottlieb (1723-1795) Walker, John (1732-1807) Kempelen, Wolfgang
von (1734-1804) Jones, Sir William (1746-1794) Spence, Thomas
(1750-1814) Duponceau, Pierre Etienne (1760-1844) Thelwall, John
(1764-1834) Grimm, Jacob Ludwig Carl (1785-1863) Rask, Rasmus
Kristian (1787-1832) Bredsdorff, Jakob Hornemann (1790-1841)
Lepsius, Carl Richard (1810-1884) Pitman, Sir Isaac (1813-1897)
Ellis, Alexander John n Sharpe) (1814-1890) Raumer, Rudolf von
(1815-1876) Bell, Alexander Melville (1819-1905) Brucke, Ernst
(1819-1891) Armstrong, Lilias Eveline (1822-1937) Storm, Johan
(1836-1920) Bell, Alexander Graham (1847-1922) Boyanus, Simon
Charles (1871-1952)
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41
Die Deskription der basalen Einheiten der signifiant-Ebene
Organik: [Kurzfassung, siehe ausfhrlicher
http://www.lrz-muenchen.de/~wschulzeWS0708/gkphon.pdf]
Alle in speech involvierten Organe sind nicht-spezialisierte
Krperstrukturen, d.h. nur in ihrer (gekoppelten) Ausprgung
sprachrelevant. Wesentlich: Sprachbezogene Organik stellt keinen
life support im engeren Sinne dar. Basiert aber auf life support
des respiratorischen Systems. Basis: Organe und Organbasen: Lunge
Trachea Larynx (Kehlkopf mit Stimmbndern [sowie - funktionell -
Glottis])
Subglottal
Supraglottal Pharynx Uvulum Weicher Gaumen (Velum) Harter Gaumen
(Palatum) Zunge Zhne Lippen Nasenraum Subglottal: Respiratorisches
System (Energiequelle) Supraglottal: Phonetische Spezifikation
(i.d.R.) LARYNX (Kehlkopf) Basisfunktion: Protektion des
Luftrhrentrakts vor Aufnahme von Partikeln etc. (> Ableitung in
den sophagus (Speiserhre)). Larynx ist verbunden mit Lungen ber
Luftrhre (Trachea) (11 cm lang, 2,5 cm ). Larynx besteht aus
Knorpelsystem, wobei die Knorpel sich z.T. zueinander bewegen
knnen. Genauer: Kranialer (kopfbezogener) Teil der Luftrhre mit der
Doppelfunktion Pfrtner der unteren Luftwege Apparat der
Stimmbildung Besteht aus: Gerst von Knorpeln Verbunden durch
Gelenke, Bnder und Membranen (beweglich zueinander)
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42
Stellung der Knorpel und Spannung der Bnder werden durch
quergestellte Kehlkopfmuskeln reguliert. Kehlkopfhhle ist durch
Schleimhaut ausgekleidet zwei Paar sagittal (in Pfeilrichtung)
gestellte Falten Obere Plica vestibularis (Taschenfalte) Untere
Plica vocalis (Stimmfalte) mit Plattenepithel, in der das Stimmband
(ligamentum vocale) und der Musculus vocalis liegen.
Epiglottis (Kehlkopfdeckel) Os hyoideum (Zungenbein) [mit lig.
hyoepiglotticum] Bnder Knorpel (cartilago) Lig. vocale Conus
(Kegel) elasticus Knorpel Kehlkopf (Ausschnitt) Stimmband
(vereinfacht, von oben): Epiglottis Lig.vocale Respirationsstellung
Phonationsstellung Glottis
Glottis: 17-22 mm (males) - 11-16 mm (females); Grenunterschied
prgt sich in Pubertt aus (Teil (!) des Stimmbruchs! Verlngerung des
lig. voc. um 10 mm bei males, um 3-4 mm bei females).
Phonation ("kontrollierte Stimmtonerzeugung durch die im
Kehlkopf befindlichen Stimmlippen") ergibt sich durch das stndige
ffnen/Schlieen der Glottis.
-
43
Laustrke: Qualifiziert durch PSg. Hhe (pitch): Perzpetives
Korrrelat zur Zahl der Vibrationen der Stimmbnder: Relevant: Psg
(moderat); Lnge, Spannung und Masse der Stimmbnder (und ihre
Manipulation); Timbre: Lnge der ffnung pro Zyklus (Zyklus:
Geschlossen - Offen - Geschlossen); Zustzlich bestimmt durch
Geschwindigkeit des Luftstroms; Glottale Modi: Inspiration: Global
weite ffnung Phonation: Durchgngiges ffnen/Schlieen des
Gesamtbereichs Flstern: Durchgngiger Verschlu des oberen Bereichs
der Glottis (keine Vibration), kleiner unterer Bereich bleibt
konstant offen; Breathy: Wie Flstern, aber mit Vibration; Falsetto:
Lngung der Stimmbnder, sonst wie Phonation; Creaky: Verkrzung der
Stimmbnder, sonst wie Phonation. Inspiration Phonation Flstern
Breathy Creaky Falsetto
-
44
PHARYNX (Rachen) - Passive Region / nur durch Aktivitten der
Umgebung modifiziert. Von Muskeln geformter Hohlraum, ungefhr 12 cm
lang. zwischen Glottis und Schdelbasis. Drei funktionale Regionen:
Laryngo-Pharynx Oro-Pharynx Naso-Pharynx Naso-Pharynx
Velo-pharyngale ffnung Oro-Pharynx Laryngo-Pharynx Epiglottis
Glottis
Laryngo-Pharynx (Glottis bis Epiglottis) kann modifiziert werden
durch muskulre Verbindung zwischen Zungenbein und Zungenkrper; dazu
Auf-und-Abbewegungen des Kehlkopfs; Oro-Pharynx (Bereich zwischen
Epiglottis und Uvulum); wesentlich ist Modifikation des Raums
zwischen Epiglottis und Rachenwand (20 mm bei front vowels bis 5-6
mm bei back vowels); Naso-Pharynx: Weicher Gaumen bis Nasenraum:
Modifiziert durch Hebung des weichen Gaumens / Uvulums.
Velum (Segel) Velum = weicher Gaumen: Fortsetzung des Dachs der
Mundhhle, hinter dem Knochenbereich des harten Gaumens
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45
Flexibles Blatt von Bndern und Muskelfasern, das im Uvulum
(Zpfchen) endet.
Velum
Velopharyngaler Zugang
Uvulum
In Anhebung des Uvulums erfolgt ein Abschluss hin zum Nasenraum:
Verschluss des velopharyngalen Zugangs. Drei Muskelaktivitten:
Hebung des Velums (ber den levator palatine, untersttzt vom
Uvularen Muskel) Verbreiterung / Vergrerung des Velums (Streckung)
mittels Palatalem Spanner (Palatal Tensor) [Muskel]: Senkung des
Velums durch Palatoglossus und palatopharyngale Muskeln.
Palatopharyngale Muskeln sind gekoppelt mit Larynx: Wenn Larynx
stabil und Muskel kontrahiert, wird Velum gehoben. Wenn Velum
stabil und Muskel kontrahiert, wird Larynx gehoben.
In der Produktion von Vokalen wird Velum angehoben, um Luftstrom
durch die Mundhhle zu lenken (> oral) Oder: Velum wird gesenkt
Luftstrom geht sowohl durch Nasenhhle als auch Mundhhle (>
nasalisierte Vokale) Nasenraum Typischerweise 10cm lang (von
Pharynx bis Nasenflgel) Vorne geteilt durch das Septum (Zaun,
Schranke = Scheidewand) Komplexe Struktur ohne muskulre Bindung
(Aunahme: Nasenflgel)! Kontrolliert indirekt durch
Velum-Aktivitten.
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Mundhhle:
Nasenhhle Velum Lippen Uvulum Zhne Kiefer Blatt Rcken (Dorsum)
Spitze Zunge Epiglottis Larynx
Funktionaler Grundaspekt: Modifikation der Geometrie der
Mundhhle zur Beeinflussung des Luftstroms. Grenzen: Palatoglossaler
Muskel -> Lippen (horizontal) Zungenboden und Muskeln des
Zungenbeinbereichs -> Palatum Palatum O Lippen V H Palatoglossus
/ Uvulum U Zunge(nboden) / Zungenbein
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Oberer Bereich: Vord.-Palat. Palat. Velum Alveolen Uvulum Lippen
Zahn Lippen (aktiv mobil) [labial] Zhne (immobil) [dental] Alveolen
(Zahndamm) (immobil) [strukturierte Membrane] Palatum (harter
Gaumen) (immobil) [Membrane/Haut], endet mit Ende des
Kieferknochens Velum (weicher Gaumen) mit Uvulum (aktiv mobil)
Seitlich begrenzt durch Backenzhne (immobil) Backen (passiv mobil)
Zunge Wesentlichster Faktor der Varianz in der Mundhhlengeometrie
Muskelkomplex, der am Zungenbein verankert ist. Muskelbewegung
erfolgt a) intrinsisch (ber den Zungenmuskel selbst, aktiv) >
Zungenform b) extrinsisch (ber mit dem Zungenmuskel gekoppelte
Muskeln, passiv). > Lokalisierung / Form
Zunge Palatoglossus
Styloglossus
Genioglossus Hyoglossus
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Zungengliederung: Blade Dorsum Corpus linguae Tip Radix linguae
Apex linguae Zungenbein Intrinsisch vor allem vier Muskeltypen:
Longitudinal superior: Krzung der Zunge, Hebung der vorderen Rnder
Longitudinal inferior: Senkung der Spitze und Krzung der Zunge
Tranversal: Lngung / Verengung der Zunge, Furchung Vertikal:
Flchung und Breitung der Zunge Log. sup. Transvers. Vertik. Log.
inf. Zungenbein Beachte: Zungen- und Lippenbewegung ist nicht
notwendigerweise gespiegelt (kolateral), kann auch unilateral
erfolgen!
Lippen Vordere Begrenzung der Mundhhle Bestehen aus Muskeln,
Membranen und Haut. Funktional eine Einheit, daher sind
Lipennbewegungen oben/unten miteinander gekoppelt. Bewegungstypen:
ffnen Einziehen Schlieen Spreitzen Ein- ziehen Spreitzen Schlieen
Vorstlpen ffnen
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Kiefer Sekundre Funktion: Bei Strung keine relevanten
Einschrnkungen der Artikulation. Doppelfunktion: Verankerung
relevanter Muskelstrnge Manipulation des ffnungsgrads des
Oraltrakts
Artikulationsorte: Generell vs. speziell (Ausschnitt)
Labial Bilabial
Labiodental
Coronal
Apical
Apico-dental
Apico-alveolar
Apico-postalveolar
Apico-palatal
Laminal
Linguo-labial
Interdental
Lamino-dental
Laminal-alveolar
Lamino-postalveolar
Lamino-palatal
Sublaminal Sublamino-palatal
Lateral Lateral
Dorso-palatal
Dorsal Dorso-velar
Dorso-uvular
Radical Pharyngeal
Epiglottal
Laryngeal Glottal
[Coronal = vom Zahnkranz (corona = Kranz) umgeben] Basale
Artikulationsweisen (Auswahl): Approximative Starke Engebildung
Aspirated Grerer (pulmonischer) Luftstrom Breathy voiced Vibration
der Stimmbnder ohne Kontakt (+ Luftstrom) / Murmur /MA Creaky
Vibration der Stimmbnder mit gepreten Ary(tenoid)Knorpel Egressive
Luftstrom nach auen Fortis Starker Psg /Psupragl Fricative Mittlere
Engebildung Ingressive Luftstrom nach innen Lenis Schwacher Psg /
Psupragl Nasal Velarer Verschlu mit nasalem Luftstrom Rhotic
Dynamische Zungenbewegung / Tap / Flap / Thrill Slack voice Geringe
Vibration der Stimmbnder, schwacher Luftstrom
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Stop Verschlubildung Thrill Vibrierendes ffnen/Schlieen (z.T.
approx). Voiced: Regulre Vibration der Stimmbnder Voiceless: Keine
Vibration der Stimmbnder Co-articulation (Auswahl) Labial
Engebildung, Verschlubildung Velar Engebildung, Verschlubildung
Pharyngeal Engebildu