» GRUNDLEGENDES FÜR GYMNASTIK UND TANZ IN DER SCHULE « 2015 WWW.KNSU.DE Seite 1 GRUNDLEGENDES FÜR GYMNASTIK UND TANZ IN DER SCHULE Autor: Anne Brucker Creative-Commons-Lizenz Namensnennung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0)
This document is posted to help you gain knowledge. Please leave a comment to let me know what you think about it! Share it to your friends and learn new things together.
Transcript
» GRUNDLEGENDES FÜR GYMNASTIK UND TANZ IN DER SCHULE «
2015 WWW.KNSU.DE Seite 1
GRUNDLEGENDES FÜR GYMNASTIK UND TANZ IN DER SCHULE
Autor: Anne Brucker
Creative-Commons-Lizenz Namensnennung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0)
» GRUNDLEGENDES FÜR GYMNASTIK UND TANZ IN DER SCHULE «
2015 WWW.KNSU.DE Seite 9
Wünsche der Kinder
• Vorstellungen und Ideen der Schüler in die Unterrichtsplanung aufnehmen
• Musikgeschmack der Schüler berücksichtigen (CDs mitbringen lassen)
alle Wünsche gleichermaßen berücksichtigen 12
Arbeit mit Bildern und Vorstellungen
• abhängig vom Alter der Schüler unterstützen kleine Geschichten und Bilder die
Vermittlung von Bewegungen („Die Beine sind der stabile Baumstamm und die
Hände reichen als Äste weit in den Himmel!“)
• komplexe Zusammenhänge werden verständlicher und einprägsamer
• steigert die Qualität der Bewegungen
Interesse der Jungen für das Tanzen wecken
• Begriff „Tanz“ zu Anfang der Unterrichtseinheit vermeiden
• Lieblingsmusik mitbringen lassen
• kraftbetonte Bewegungen und szenische Elemente anstelle von ballettähnliche
Ausführungen
• Vorstellungen / Bilder wählen, mit denen sich Jungen identifizieren können (Ro-
boter, Flugzeug)
• bei Paar- und Gruppenbildungen Jungen und Mädchen mischen
• männliche Vorbilder in Breakdance und HipHop wirken motivierend
Räumliche Organisation
Bewegungsbegleitung
Generell ist unter Bewegungsbegleitung das Zusammenspiel von Klang und Bewe-
gung zu verstehen. Die Musik kann dabei als Basis dienen, d.h. der Tanzende richtet
sich nach dem was er hört („Zeige, was du hörst!“) oder die Musik untermalt die Be-
wegung der Tänzer („Spiele, was du siehst!“).
Die Bewegungsbegleitung hat im Bereich der Gymnastik und des Tanzes einen ho-
hen Stellenwert.
Die Bewegungsbegleitung
o gibt der Bewegung Ausdruck und Struktur
o unterstützt das Erlernen und Einprägen neuer Bewegungen
o gibt Anregungen zur selbstständigen Gestaltung
o motiviert und steigert die Ausdauer
o trägt zu mehr Abwechslung im Unterricht bei
Es gibt verschiedene Möglichkeiten Bewegungen zu begleiten. Die Auswahl der Be-
wegungsbegleitung ist vom jeweiligen Schwerpunkt bzw. Eignung für die jeweiligen
Übungen abhängig.
12 vgl. Fischer 2008, S. 15ff
Abb. 7: Bewegungsbegleitung
» GRUNDLEGENDES FÜR GYMNASTIK UND TANZ IN DER SCHULE «
2015 WWW.KNSU.DE Seite 10
Sprech- und Singstimme
• die vokale Begleitung bezeichnet, was man tut und wie man es tut (Sprache als
Hilfstext)
• Rhythmus, Artikulation und Stimmlage finden sich in der Bewegung wieder; ein-
zelne Worte und Silben werden zeitgleich mitgesprochen und unterschiedlich be-
tont
I I I I I
Schritt – Schritt – Seit - ga – lopp…
Klanggesten
• (umfasst alle Geräusche und Klänge, die mit dem Körper erzeugt werden kön-
nen)
• Schrittgeräusche zum Erlernen von Schrittverbindungen
• Klatschen zur Untermauerung des Rhythmus
Elementare Instrumente
• eignen sich besonders zur Rhythmusschulung z.B. Schlagwerk (Pauke, Hand-
trommel, Rasseln)
• Einsatz, Übergänge und Ende durch bestimmte Worte festlegen („Achtung los
geht´s“)
Musikanlagen
• Lehrer kann selbst vormachen, mitmachen und korrigieren
• geeignete Musik wählen (klar strukturiert, deutlich Wahrnehmbares, konstantes
Tempo, dem Alter der Kinder entsprechend) 13
Handgeräte und Materialien
Als Handgeräte des Gymnastik- und Tanz-Unterrichts kommen nicht nur die typi-
schen Geräte der rhythmischen Sportgymnastik in Frage. Gerade für jüngere Schüler
sind alternative Geräte (Tücher, größere Bälle, Stäbe etc.) oder gar Alltagsmateria-
lien (Stühle, Schirme, Hüte, Masken) besser geeignet, da sie eine vielfältigere Hand-
habung erlauben und die Kreativität der Schüler anregen. So können die konventio-
nellen Übungen der rhythmischen Sportgymnastik (s. Tabelle 14) durch zusätzliche
Handhabungen oder gar Entfremdungen erweitert werden.
13 vgl. Fischer 2008, S. 11ff
14 Technische Universität München 2010, S. 38
» GRUNDLEGENDES FÜR GYMNASTIK UND TANZ IN DER SCHULE «
2015 WWW.KNSU.DE Seite 11
Aufbau einer Unterrichtsstunde
Einstieg
Motivation / Einstimmung passend zur Thematik
• bewegungsanregende Spiele helfen Energien abzubauen und Spannung aufzu-
bauen
• Dehn- und Lockerungsübungen
• Übungen zu verschiedenen Themenkomplexen (Bewegungsformen, Raumwege,
Formationen, Tempo)
Körperbildung und Tanztechnik oder Improvisationsaufgaben
Sammeln vielfältiger Bewegungserfahrungen
• offene Bewegungsaufgaben zur Kreativitätsförderung
• Entwickeln der Improvisationsfähigkeit
Lernprozess steht im Mittelpunkt bzw. das erlernen einzelner Schwerpunkte
• gezielte Übungen zum Entdecken einzelner Körperteile, Gelenke und deren Be-
wegungsmöglichkeiten
Improvisation und Gestaltung
Anwendung oder Fortführung des Gelernten
• Üben einzelner Gestaltungselemente
• gemeinsame Erarbeitung einer Choreografie
• Improvisation, gegenseitiges Beobachten, Entwickeln von Bewegungsabläufen
Abschluss
• Abschlussgestaltung / Präsentation als Unterrichtsergebnis
• Entspannungsübungen; auch mit bekanntem Tanz 15
15 vgl. Fischer 2008, S. 20
Ball Band Keule Reifen Seil
Schwingen
Werfen und Fangen
Führen
Rollen am Boden
Rollen am Körper
Drehen, Zwirbeln
Handkreisen
Schlangen
Spiralen
Rotieren
Prellen
Schlagen
Laufen mit Durchschlag
Springen mit Durchschlag
» GRUNDLEGENDES FÜR GYMNASTIK UND TANZ IN DER SCHULE «
2015 WWW.KNSU.DE Seite 12
Entwickeln von Choreografien
Ziel des Gymnastik und Tanz-Unterrichts ist meist die Präsentation des zuvor Erar-
beiteten. Es dient nicht nur der Ergebnissicherung, sondern steigert auch die Motiva-
tion der Gruppe. Die Präsentation kann dabei schon aus kleineren Sequenzen be-
stehen. So kann nach fast jeder Unterrichtsstunde eine kleine Vorführung stattfinden.
Die Erarbeitung einer Choreographie gliedert sich in folgende Bereiche:
Imitativer-reproduktiver Bereich (vergleiche deduktiver Lehrweg)
Die Methode der Imitation bzw. des Nachahmens wird hauptsächlich bei stilgebun-
denen Tänzen (s. Pkt 2) angewandt. Von der Lehrperson als Bewegungsvorbild soll-
ten bestimmte Dinge beachtet werden:
• die Bewegung immer gleich vormachen
• auf kleinschrittiges Vorgehen achten (Tempo langsam erhöhen)
• besondere Aufmerksamkeit auf Bewegungsanfänge und -übergänge richten
• eindeutige Bewegungsvorgaben und -anweisungen
Kreativ-improvisatorischer Bereich (vergleiche induktiver Lehrweg)
Dieser Bereich legt den Schwerpunkt auf die Förderung der individuellen Kreativität.
Die Schüler erhalten Gelegenheit zur Improvisation, Variation und Kombination.
Bei allen drei Methoden sind wichtige Grundsätze zu beachten:
Aufgabenstellungen der Improvisation…
• so formulieren, dass den Schülern klar ist, was sie tun sollen, sie in ihrer Bewe-
gungsfantasie nicht eingeschränkt werden, die Aufgabenstellung aber nicht zu
offen sind
• freier oder geschlossener stellen: „So offen wie möglich, so geschlossen wie nö-
tig!“
• benötigen genügend Zeit zum Bearbeiten
Imitativ-reproduktiver Bereich
• Imitation
• Reproduktion
Kreativ-improvisatorischer Bereich
• Improvisation
• Variation
• Kombination
Produktiv-präsentativer Bereich
• Gestaltung
• Präsentation
Abb. 9: Erarbeitung einer Choreographie
» GRUNDLEGENDES FÜR GYMNASTIK UND TANZ IN DER SCHULE «
2015 WWW.KNSU.DE Seite 13
Bei der Probierphase sollten keine negativen Wertungen vorgenommen werden. Um
Hemmungen abzubauen, sollten Zuschauer nicht zugelassen werden. Improvisati-
onsübungen führen zu einer individuellen Bewegungsvielfalt und Vergrößern das
Bewegungsvokabular.
Bei der Variation sind Bewegungsmotive vorhanden, die im Hinblick auf unterschied-
liche Schwerpunkte verändert werden sollen:
• zeitlich (Tempowechsel)
• räumlich (Raumwege, -richtungen, -formen)
• dynamisch (Intensitätsveränderungen)
• technisch / stilistisch
• sozial (in Partner- oder Gruppenanpassung)
Die Methode der Kombination verbindet verschiedene Bewegungen miteinander.
Übergänge von einer Bewegung in die andere spielen hier eine entscheidende Rolle.
Produktiv-präsentativer Bereich
Kommt es zu einer Darbietung des Erarbeiteten sollten die Schüler zuvor ausrei-
chend Zeit zur Festigung des Tanzstücks erhalten. Vor größeren Auftritten (z.B. an
Schulfesten) sollten die Schüler evtl. vor kleinerem Publikum üben.
Bei jeder Art der Präsentation sollten jedoch bestimmte Aspekte berücksichtigt bzw.
geschult werden:
• Bewegungen werden von Anfang bis Ende durchgehalten
• Bewegungen beginnen aus der Ruhe heraus
• am Ende der Präsentation frieren die Tänzer für einem Moment in ihrer Schluss-
position ein
• Mimik und Gestik spielen eine entscheidende Rolle
• Schüler sollten den Kopf heben und die Augen öffnen 16
16 vgl. Ellermann / Meyerholz 2009, S. 12ff
» GRUNDLEGENDES FÜR GYMNASTIK UND TANZ IN DER SCHULE «
2015 WWW.KNSU.DE Seite 14
Gestalten von Choreografien
Die Gestaltung einer Choreografie für Kinder oder unerfahrene Tänzer sollte zwar
abwechslungsreich, aber an den Leistungsstand der Gruppe angepasst sein. Glei-
ches gilt für die Auswahl der Musik: das Lied sollte nicht monoton sein, eine klare
Struktur sowie einen gut hörbaren Takt aufweisen.
Bezüglich der Gestaltung eines Tanzes gibt es verschiedene Mittel bzw. Gestaltung-
kriterien, um eine Choreografie abwechslungsreich zu gestalten. Im Wesentlichen
können tänzerische Bewegungen in räumlicher, zeitlicher und dynamischer Hinsicht
variiert werden. Die Gestaltung des Tanzes bzw. die Auswahl der Bewegungsele-
mente sollte dabei zur Musik passen (bei Kindertänzen ist die tänzerische stark an
die musikalische Form angepasst), d.h.
• eher ruhigere Bewegungen bei langsamer Musik und umgekehrt
• Höhepunkte nutzen
• Anfangs- und Schlussbild passend auswählen
• Gegensätze einbauen, um Kontraste hervorzuheben
• Idee und Motivation des Tanzes sollte mit Inhalt und Struktur der Musik überein-
stimmen
Übersicht über die Gestaltungskriterien 17
Raum Zeit Dynamik
Raumrichtung: sechs Haupt-richtungen (vor-rück, hoch-tief, rechts-links) und die Diagonalen Körperebenen: frontal, horizon-tal, sagittal Raumebenen: hoch, mittel, tief Geradlinig, kurvig Eng weit Raumformen und Gruppie-rungen: Kreis, Linie, Spirale, Schlange, Gasse, Anordnung in Paaren, Gruppen, vereinzelt...
Tempo: schnell, langsam Accelerando, ritardando (Beschleuni-gung, Verlangsamung) Metrisch (gleichmäßig), ametrisch (un-gleichmäßig), d. h. abhängig bzw. unab-hängig von Takt und gleichbleibendem Grundschlag Rhythmus, d. h. Gestaltung eines zeitli-chen Ablaufs mit Längen, Kürzen, beton-ten und unbetonten Zeiten Bewegungsfluss: fließende und unter-brochene Bewegung (im musikalischen Sinne Artikulation: legato, staccato)
Unterschiedlicher Krafteinsatz: gespannt, gelöst, zunehmend zu und abnehmende Spannung bzw. Akzente
Abb. 10: Gestaltungskriterien
» GRUNDLEGENDES FÜR GYMNASTIK UND TANZ IN DER SCHULE «
2015 WWW.KNSU.DE Seite 15
Die Form eines Tanzes wird bestimmt durch 17
17 ebenda, S. 99
Material Gliederung Inhalt
d.h. dem Umgang mit räumlichen, zeitlichen und dynamischen Fakto-ren (siehe obenstehen-de Tabelle) Dabei tritt im Tanz be-sonders der Faktor Raum als formgebend hervor,
Bezogen auf die Gliederung einzelner Teile; Wiederholung von Motiven und Teilen, Variationen, wiederkehrende Be-wegungsthemen, Einleitung und Schluss, Übergänge, Weiterführung, Steigerung, Auflösung von Motiven, Reihung. Bezogen auf die Gliederung der Ge-samtstruktur: dreiteilige Form (ABA), Bar-form (AAB), Gegenbarform (ABB), Rondo-form (ABACADA...), erzählende Form (bei handlungsorientierten Tänzen), Suiten-form (Zusammenstellung einzelner Tänze zu einer Gesamtform), collagenartige Gestaltung...
Idee oder Motivation des Tanzes, die im Verlauf des Tanzes eine Entwicklung oder unterschiedliche Sichtweise erfährt
Abb. 11: Formen eines Tanzes
» GRUNDLEGENDES FÜR GYMNASTIK UND TANZ IN DER SCHULE «
2015 WWW.KNSU.DE Seite 16
Quellenverzeichnis
Literatur
Abbildung / Fotos
Urheber des Beitrages
Autor Literaturname Erscheinungsort Erscheinungsjahr Verlag
Ellermann & Mexerholz
Tanz und Bewe-gungstheater
Oberhofen 2009 Zytglogge
Fischer Tanzen mit Kindern Spielformen- Tech-nik- Improvisation- Gestaltung