Grundlagenpapier „Wandern & Bergsteigen“ Das Thema „Wandern & Bergsteigen“ ist ein wichtiges Reisemotiv für unsere Gäste und Südtirol hat sehr gute Voraussetzungen dafür, wie dies auch Umfragen bestätigen. Der Wunsch nach Bewegung in der Natur, Landschaft genießen, frei sein, nimmt an Wichtigkeit zu und all diese Aspekte sind gerade für Städter ein oft unbekanntes Umfeld, das sie erst kennenlernen müssen. Dieses Grundlagenpapier ist eine Guideline für Südtirol-Partner aus der Touristik, den Unterkunftsbetrieben und Interessierte, die offen für neue Ideen in der Produktentwicklung sind.
27
Embed
Grundlagenpapier Wandern & Bergsteigen - idm-suedtirol.com · 2017-12-15 · Grundlagenpapier „Wandern & Bergsteigen“ Das Thema „Wandern & Bergsteigen“ ist ein wichtiges Reisemotiv
This document is posted to help you gain knowledge. Please leave a comment to let me know what you think about it! Share it to your friends and learn new things together.
Transcript
Grundlagenpapier „Wandern & Bergsteigen“
Das Thema „Wandern & Bergsteigen“ ist ein wichtiges Reisemotiv für unsere Gäste und Südtirol hat sehr gute Voraussetzungen dafür, wie dies auch Umfragen bestätigen. Der Wunsch nach Bewegung in der Natur, Landschaft genießen, frei sein, nimmt an Wichtigkeit zu und all diese Aspekte sind gerade für Städter ein oft unbekanntes Umfeld, das sie erst kennenlernen müssen. Dieses Grundlagenpapier ist eine Guideline für Südtirol-Partner aus der Touristik, den Unterkunftsbetrieben und Interessierte, die offen für neue Ideen in der Produktentwicklung sind.
2
Impressum Herausgeber: IDM Südtirol – Alto Adige Key Account Tourismusmarketing; Strategy, Market & Trend Research Pfarrplatz 11 39100 Bozen Verfasser Alexandra Mair – Key Account Tourismusmarketing Rita Geson – Strategy, Market & Trend Research Stand Februar 2017 Foto S. 1 IDM Südtirol/Helmuth Rier; S. 3 IDM Südtirol/Alex Filz; S. 3 Verlag Athesia Tappeiner/Alex Filz Haftungsausschluss Der Inhalt der vorliegenden Publikation wurde von IDM Südtirol – Alto Adige mit größter Sorgfalt recherchiert und dokumentiert. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität kann jedoch keine Gewähr übernommen werden.
3
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung: Reisethemen und Grundlagenpapiere (S. 4-5)
2. Ausgangslage: Ergebnisse der Markt-und Trendforschung
a. Marktforschungen (S. 6–10)
b. Trendforschungen (S. 11–17)
3. Workshop-Ergebnisse
a. Grundvoraussetzungen: Aktuelle Erwartungen der Gäste (S. 18-21)
b. Faktoren, die in Zukunft zum Thema „Wandern & Bergsteigen“ wichtiger werden
(S. 22-26)
4
1. Einleitung
Reisethemen und Grundlagenpapiere
Südtirol hat sechs Reisethemen definiert, die in den nächsten Jahren eine verstärkte Rolle in der
Produktentwicklung und in der Kommunikation einnehmen werden.
Die Auswahl der sechs Reisethemen ist auf Basis von Südtirols Themenkompetenz, Ergebnissen von
Marktbefragungen und Erfahrungswerten der Tourismustreibenden getroffen worden.
Im Laufe des Jahres 2016/2017 werden Grundlagenpapiere zu jedem der 6 Reisethemen erarbeitet.
Die Grundlagenpapiere sollen eine Guideline bei der Entwicklung von neuen Produkten für Südtirol-
Partner aus der Touristik, den Unterkunftsbetrieben oder andere Interessierte sein.
Reisethemen
5
Faktoren,
die in Zukunft zum
Thema
„Wandern & Bergsteigen“
wichtiger werden: (ab S. 22)
Grundvoraussetzungen:
Erwartungen der Gäste
(ab S. 18)
Die Sicht
des Gastes:
Markt-und Trendforschung
(ab S. 6)
Das Grundlagenpapier „Wandern & Bergsteigen“ ist nach folgender Systematik erarbeitet worden:
Basis sind die Trend-und Marktforschungen zum jeweiligen Thema.
Im Rahmen von Workshops mit Touristikern und Experten zum Thema wurde überlegt, was heute aus
Gästesicht Grundvoraussetzungen sind und welche Faktoren für die Gäste in Zukunft wichtiger
werden.
Dieser Blick in die Zukunft soll Anstoß für die Schaffung von neuen Produkten und Dienstleistungen
bzw. Verbesserungen von bestehenden Produkten sein.
Systematik des Grundlagenpapiers
6
2. Ausgangslage: Ergebnisse der Markt- und Trendforschung
a. Marktforschungen
Ein wichtiger Bereich in der Marktforschung sind Ergebnisse von quantitativen und qualitativen
Befragungen. In der Folge sind Auszüge aus Marktforschungsergebnissen beschrieben, die zentrale
Aussagen zum Thema „Wandern & Bergsteigen“ beinhalten.
Die drei Begriffe sind im weiteren Sinn Synonyme und werden nach Wikipedia folgendermaßen
definiert:
Spazieren gehen: Ein Spaziergang ist das Gehen zum Zeitvertreib und zur Erbauung. Man kann z. B. im
Wald, in Parks oder den Deich entlang, aber auch in Geschäftsvierteln der Stadt als Flaneur oder zum
Schaufensterbummel spazieren.
Wandern: Wandern ist eine Form weiten Gehens von mehreren Stunden. Früher eine häufige Art des
Reisens, stellt es heute vorwiegend eine Freizeitbeschäftigung dar. Wandern ist eine mit Naturerleben
verbundene, gemäßigte Sportart.
Bergsteigen: Das Bergsteigen ist eine Form des Bergsports und umfasst verschiedene Aktivitäten in
Fels, Firn und Eis bzw. eine Kombination dessen. Im erweiterten Sinn wird Bergsteigen auch als
Alpinismus bezeichnet und umfasst Tätigkeiten wie Bergwandern, Alpinwandern und Trekking etc…
umfasst alle alpinen Aktivitäten.
In der Folge wird hauptsächlich die Aktivität „Wandern“ beleuchtet. Viele Aspekte sind jedoch auf die
Aktivität des „Bergsteigens“ übertragbar, wobei der Begriff „Bergsteigen“ im oben beschriebenen
erweiterten Sinn gemeint ist.
„Wandern ist die vollkommenste Art der Fortbewegung, wenn man das wahre Leben entdecken will. Es
ist der Weg in die Freiheit.“ (E. v. Arnim)
„Der Sinn des Reisens ist, an ein Ziel zu kommen, der Sinn des Wanderns, unterwegs zu sein.“ (T. Heuss)
Historisch wird das Wandern auf das Pilgern zurückgeführt. Auch Kaufleute, Händler und Handwerker
machten sich seit dem Mittelalter zu Fuß auf den Weg. Wandern als Freizeitaktivität entwickelte sich
Spazieren gehen Wandern Bergsteigen
7
aber erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts mit wachsender Mobilität, die das Reisen mit der Eisenbahn
ermöglichte. Überall entstanden Gebirgs- und Wandervereine. Nach dem Zweiten Weltkrieg haftete
z.B. in Deutschland dem Wandern lange Zeit ein verstaubtes Image an. Heute ist es wieder eine der
69% sind aktive Wanderer im Urlaub und in der Freizeit
31% sind während ihres Urlaubs in den letzten 3 Jahren gewandert
Aktive Wanderer in allen Altersgruppen
Jüngere Wanderer zeigen erhöhte Wanderbereitschaft (wandern meist seltener als die ältere
Generation)
Anteil von Nicht-Wanderern bis Mitte 40 ist von 2010 bis 2016 von 46% auf 29% gesunken Ausgaben von 7,5 Milliarden Euro bei Tagesausflügen und Wanderurlaub
Ausgaben von 3,7 Milliarden Euro für Ausrüstung
Motive
(Quelle: PROJECT M GMBH 2014)
Das mit Abstand stärkste Motiv für das Wandern ist das Erleben der Natur. Dieses geht Hand in Hand
mit dem Bedürfnis nach Erholung in der Natur, als Gegentrend zum wenig naturnahen Alltagsleben,
zur Urbanisierung. Das Bedürfnis nach physischem Kontakt mit der Natur (Astarea) bewirkt
gleichzeitig ein gesteigertes Interesse für Bewegung und Sport in der Natur: „Die Menschen wollen
8
wieder zurück zu funktionellen Bewegungen, zu Sachen, die man draußen machen kann. Man geht
hinaus, um in der Natur Zirkeltrainings zu machen, man trainiert viel mit Tauen und mit Seilen, viel mit
Laufen, mit Sprinten, mit Klettern, mit Krabbeln, also ohne Fitnessgerät oder mit nur wenig
Fitnessgerät.“ (Quelle: A. Kohlberger)
Im Tourismus äußert sich das ganz stark in der ständig steigenden Nachfrage nach Reisen, die man zu
Fuß absolviert (hauptsächlich Pilgerwege). Diese Nachfrage ist im letzten Jahr um 10% gestiegen und
lässt sich auch gut auf Fernwanderwege umlegen. (Quelle: Astarea, 2017)
Die innenorientierten Motive wie z.B. „Stress abbauen“, „frische Kraft sammeln“ haben sich in den
letzten Jahren besonders stark entwickelt und spielen in der Altersklasse der 30- bis 59-Jährigen eine
große Rolle. Erlebnisorientierte Motive sind bei jüngeren Wanderern bis 29 Jahre von hoher
Bedeutung.
Wandern und…
(Quelle: PROJECT M GMBH 2014)
25% der 30- bis 49-Jährigen wandern möglichst jeden Tag mehr als vier Stunden am Tag. 49%
wandern nicht jeden Tag, sondern ab und zu während des Urlaubs.
Das bedingt einerseits hohe Ansprüche an andere Elemente des Wanderurlaubs: 85% wünschen eine
attraktive Landschaft und 68% Einkehrmöglichkeiten. (Quelle: Reiseanalyse 2016)
Und wird belegt durch andere Aktivitäten mit hoher Nachfrage, die man außer dem Wandern bei
Urlaubsreisen noch macht. Die oben stehende Grafik zeigt die wichtigsten Aktivitäten bei allen
Urlaubsreisen mit der Aktivität Wandern (dunkler Balken) und bei Intensivwanderreisen (heller Balken).
Auch die Intensivwanderreisenden besuchen gerne Sehenswürdigkeiten und genießen landestypische
Speisen und Getränke. (Quelle: Reiseanalyse 2016)
Italien
Ausgewählte Fakten zu Urlaub in den Bergen:
15% bevorzugen im Sommer die Berge, im Winter sind es 35%
9
30% sind „appassionati“, 40% würden nie in die Berge fahren 86% bleiben dafür in Italien. Wichtigste Gründe: Erreichbarkeit, Lebensstil, Sprache Kultur (Weltkulturerbe) und Genuss spielen eine große Rolle Gründe dagegen: kaltes und instabiles Klima, Langeweile, hohe Kosten
(Quelle: Anef 2016)
Wandern in Südtirol
Einer der großen Vorteile Südtirols liegt darin, dass man sowohl in gepflegter und vielfältiger
Kulturlandschaft, als auch in einzigartiger Naturlandschaft wandern kann; zudem ist Südtirol in
Fernwanderwege eingebunden.
Die regionalen Genüsse spielen beim Wandern in der Kulturlandschaft eine große Rolle. Beim
Wandern in der Naturlandschaft schätzt man zunehmend die Stille bzw. Ruhe der Berge. Ein Faktor,
der auch bei den Fernwanderwegen eine große Rolle spielt. Auch die Sehnsucht nach einer neuen
Einfachheit, wie sie Astarea 2017 beschreibt, findet sich hier wieder.
Wandern in Südtirol aus Sicht der Gäste
Die folgenden Grafiken zeigen Ergebnisse einer repräsentativen (für die urlaubsaffine Bevölkerung)
Studie („Bekanntheit, Image und Potenzial von Südtirol und seinen Orten“), durchgeführt in
Deutschland, Italien, Schweiz, Österreich, Niederlande, Tschechien und Großbritannien im Juni 2015.
10
In Deutschland und Italien wird Südtirol unter den ersten drei Regionen genannt, wenn man an
Urlaubsreisen in den Alpen und dem alpinen Raum mit dem Schwerpunkt Wander- bzw. Bergurlaub
denkt. In der Schweiz und Österreich dominieren die einheimischen Regionen.
(Quelle: Marketmind 2015)
Aspekte zu Landschaft und Natur (Berge/Alpen) werden am häufigsten mit Südtirol assoziiert,
besonders in Italien, Deutschland, Österreich und Großbritannien. Danach folgen diverse Aktivitäten –
und diesbezüglich wird Wandern vor Wintersport genannt. Wandern zählt in Südtirol nicht zu den Top-
Stärken, wie es zum Beispiel bei „Wohlfühlen“ der Fall ist.
11
b. Trendforschung
Neben der Analyse von Daten und Fakten aus der Marktforschung ist es unerlässlich, sich mit dem
gesellschaftlichen Wandel und den zukünftigen Bedürfnissen der Menschen zu beschäftigen.
Faktoren zu erkennen, die in Zukunft wichtiger werden, erlauben Entwicklungen zu antizipieren und
rechtzeitig neue Produkte, neue Dienstleistungen zu entwickeln. Deshalb konsultieren wir Megatrends
und ihre Bedeutung regelmäßig und intensiv.
Megatrends…
(Quelle: Zukunftsinstitut)
Megatrends...
...haben großen und epochalen
Charakter
...die Zeit bis zum Zenit der
Wirksamkeit wird mit 30 oder mehr
Jahren angenommen
...wirken auf Gesellschaft,
Wirtschaft und soziales Leben
...sind nie linear und eindimensional, sonder vielfältig,
komplex und vernetzt
12
Die Megatrend-Map zeigt die zwölf zentralen Megatrends unserer Zeit. Megatrends sind nie linear und
eindimensional, sondern vielfältig, komplex und vernetzt. Die Form der Darstellung zeigt daher nicht
nur die Trends an sich, sondern visualisiert auch die Überschneidungen und Parallelen zwischen den
Megatrends. Die einzelnen Stationen einer Megatrend-Linie wiederum verdeutlichen die
unterschiedlichen Dimensionen, Facetten und Trendaspekte. Sie bilden die Vielschichtigkeit eines
Megatrends und die diversen Einflussfaktoren ab, die im Umfeld eines Megatrends wirken.
13
Drei wichtige Megatrends und ausgewählte Trendaspekte, die das Reisethema „Wandern &
Bergsteigen“ nachhaltig beeinflussen und treiben:
(Quelle: Zukunftsinstitut)
Megatrend Gesundheit
Der Megatrend Gesundheit wandelt sich vom individuellen Gesundheitsmanagement zu einer
Rückbesinnung auf den Körper. Gesundheit wird als Gesamtsystem wahrgenommen.
(Quelle: Zukunftsinstitut)
Ges
un
dh
eit • Lebensenergie
• Detoxing
• SportivityIn
div
idu
alis
ieru
ng • Service
Ökonomie
• Erlebnis
• Multigrafie
Ko
nn
ekti
vitä
t • Real Digital
• Apps
• Self Tracking
Gesundheit als Gesamt-
system
Suche nach Kraft und Lebens-energie
Zusammen-spiel von
Körper und Geist
Seelische Gesund-
heit rückt verstärkt in den Fokus
14
Hinsichtlich der Lebensenergie meint das Zukunftsinstitut: “Die Steigerung von Lebensqualität und
das Behalten oder Erlangen eines möglichst hohen Maßes an Lebensenergie ist eines der Hauptmotive
des Megatrends Gesundheit der nächsten Jahre.” Die nachstehende Aussage eines anerkannten Linzer
Psychiaters bezieht sich auf den Aspekt der seelischen Gesundheit.
„Wandern wäre unbezahlbar, wenn man es als Medikament verkaufen würde.“ (M. Fischl)