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So also sollt ihr beten…
Gottesdienst am Frauensonntag
über das Vaterunser, Matthäus 6, 9-13
22. September 2013
Einleitung 1
Übersetzung 2
Gottesdienstablauf 2
Gottesdienstentwurf 3-11
Geschichten zum Vaterunser 12-14
Weitere Texte 15
Körpergebet 16
Vaterunser in verschiedenen Sprachen 16-19
Brotrezepte 19-20
Zum Herunterladen stehen außerdem zur Verfügung
- Liederzettel mit Titelbild - Lieder mit Noten - Vaterunser mit
Gesten
Einleitung
So also sollt ihr beten – das Vaterunser ist den meisten von uns
vertraut.
Wir können es auswendig. Wo und wie haben wir es eigentlich
gelernt?
Wer hat es uns beigebracht? Es lohnt sich darüber
nachzudenken.
( s. Murmelgruppen im Gottesdienst).
Das Vaterunser wird in zahlreichen Sprachen und Mundarten
gebetet
(s.17). Jesus sprach aramäisch. Hörprobe
(http://tinyurl.com/dx4yssb).
Die Übersetzung aus dem griechischen Neuen Testament klingt
ungewohnt. Sie lädt uns ein, Vertrautes neu zu hören,
Selbstverständ-
liches zu hinterfragen und im Fremden Entdeckungen zu machen.
Sie
lädt auch dazu ein, eigene Gebetsanliegen zu formulieren,
eigene
Geschichten zu erzählen (s.12). Das Vaterunser kann gehört,
gesprochen, gesungen oder als Körpergebet mit Gesten gebetet
werden
(s.Anhang). Uns hat die Arbeitshilfe zum Frauensonntag aus
Hannover
begleitet. Zu beziehen über: www.frauenwerk-hannover.de,
Frauenwerk im Haus kirchlicher Dienste, Archivstraße 3,
30169
Hannover, 0511-1241-547, 2€.
Wir Frauen aus der Propstei Goslar möchten unsere intensiven
Vorbereitungstreffen nicht missen und hatten viel Freude
beim
Werkstattgottesdienst am 2. Juni in Liebenburg. Hilfreiche
Anregungen
von den Gottesdienstbesucher_innen sind in diesen Entwurf
eingeflossen. Wir wünschen Ihnen und Euch viele gute Einfälle
bei der
Gottesdienstplanung, einen kreativen Umgang mit unseren
Vorschlägen
und Gottes heiligen Segen für den Gottesdienst am
Frauensonntag.
Ulla Baensch, Manuela Glufke, Kirstin Müller, Irmtraut Reese,
Dorothea
Schünemann, Angela Steinmetz, Anna v. Veltheim, Edelgard
Wesemann
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Übersetzung von Matthäus 6, 9-13
(9) So also sollt ihr beten:
Unser Vater in den Himmeln
Dein Name werde geheiligt,
(10) Deine Königsherrschaft komme
Dein Wille geschehe
wie im Himmel so auf der Erde.
(11) Unser Brot, das wir brauchen, gib uns heute.
(12) Und erlasse uns unsere Schulden
wie auch wir unseren Schuldnerinnen und Schuldnern erlassen
haben.
(13) Und führe uns nicht in harte
Prüfung/Anfechtung/Versuchung
hinein,
sondern beschütze/bewahre/rette uns vor dem Bösen.
(Matthäus und Lukas 11, 1-4 enden hier. Erst später wurde der
Vers
unten angefügt. Wahrscheinlich war hier Raum für eigene
Bitten)
Denn Dein ist die Königsherrschaft und die Kraft und der
Lichtglanz in
Ewigkeit. Amen.
Gottesdienstablauf
Einige Orgeltöne erklingen.
Das Vaterunser wird in unterschiedlichen Sprachen von
verschiedenen
Frauen im Kirchraum gesprochen ( Vorschläge siehe Seite
16-17)
Beim Orgelvorspiel ziehen die Frauen in den Altarraum ein.
Begrüßung mit Vorstellung
Lied: Lobet den Herren, EG 447 oder: dieselbe Melodie: Lobe die
Eine
Psalmwechselgebet 146 nach Uwe Seidel: oder Psalm 104/ EG
743
Ehr sei dem Vater und dem Sohn…
Erweitertes Kyrie mit Kyrie von Brigitte Millon, WGT-Ordnung
aus
Frankreich, S. 8, oder EG 178.12
Gloria (canon) aus: Die Gesänge aus Taizé. Nr 25 oder EG 179
Gebet
Lied: Wir strecken uns nach Dir (LW = Lebensweisen Nr.33,
Liederheft-
Ev. Kirchentag 2005)
Murmelgruppen zur eigenen Vaterunsergeschichte
Das Vaterunser wird gelesen (eigene Übersetzung, s. Seite 2)
Lied: Vaterunser EG 188 oder: Wohl denen die da wandeln EG
295
Vaterunser im Gespräch
Lied: Wo Menschen sich vergessen, LW 85 oder Suchet zuerst … EG
182
Glaubensbekenntnis
Abkündigung und Bitte um Kollekte für die Gruppe Lichtblick
Lied: Wenn das Brot, dass wir teilen, als Rose blüht, LW 69 oder
Kommt,
sagt es allen weiter EG 225,
Brotteilen
Fürbitte und Vaterunser
Lied: Das Erde und Himmel Dir blühen mit Gesten ( s. Anhang)
oder:
Gott gab uns Atem EG432
Segen
Orgelnachspiel und Auszug
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Gottesdienstentwurf
So also sollt ihr beten - Gottesdienst zum Frauensonntag über
das
Vaterunser, Matthäus 6, 9-13
Der Altar ist mit Rosen und einem duftenden Brot geschmückt.
Brotkörbe stehen bereit. 5 Kerzen stehen unangezündet für
das
Kyriegebet bereit. Die mitwirkenden Frauen tragen, wenn möglich,
die
Schals vom WeltGebetsTag aus Frankreich (Sind in vielen
Frauenhilfen
vorhanden. Es lohnt sich, in der Region zu fragen.)
ANKOMMEN
Nach dem Glockenläuten erklingen einige Töne von der Orgel.
Einzelne
Vaterunserbitten werden in unterschiedlichen
Sprachen/Übersetzungen
von verschiedenen Plätzen gesprochen. Plattdeutsch hat sich
bewährt.
Das Orgelvorspiel endet danach.
Die Frauen ziehen in den Altarraum ein.
BEGRÜßUNG
So also sollt ihr beten – willkommen zum Gottesdienst am
Frauensonntag 2013. Im Mittelpunkt steht das VATERUNSER.
So also sollt ihr beten – Sie haben das Vaterunser schon in
unterschiedlichen Sprachen gehört. Eine Einladung, das
Vertraute
aufmerksam zu hören, neu zu hören und etwas zu entdecken.
Für mich heute.
Die Mitwirkenden stellen sich mit ihrer Vaterunser Entdeckung
vor:
Ich bin___________ aus ____________ und meine
Vaterunserentdeckung ist das WORT____________ .
So also sollt ihr beten!
Hinweis auf den Liederzettel.
In Gottes Namen sind wir zusammen.
Gott segne unser Singen und beten, unser Sprechen und hören
mit
heiliger Geistkraft - durch Jesus Christus. Amen.
Lied: Lobet die Eine nach EG 447 oder Lobet den Herren
PSALM 146 nach Uwe Seidel als WECHSELGEBET
oder Psalm 104/ EG 743
(Mitwirkende und Gemeinde sprechen im Wechsel)
Ich will bei Dir bleiben, Gott,
solange ich bin.
Du hilfst mir,
wie Du den Gottesmännern und Frauen
in alten Zeiten geholfen hast.
Ich setze meine Hoffnung auf Dich, Gott,
solange ich atme.
Du hast Himmel und Erde gemacht
und mich nicht aus den Augen verloren.
Du schaffst denen Recht,
die Unrecht leiden.
Du speist die hungrigen Seelen
und füllst die hungrigen Mägen.
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Du befreist die Gefangenen
Und machst die Blinden sehend.
Du richtest die Niedergeschlagenen wieder auf
und behütest die Fremdlinge im Land.
Du liebst die Gerechtigkeit über alles.
So sind wir Deine Hände und Füße,
Deine Sinne sind wir,
um Deinen Namen groß zu schreiben
an den Himmel und auf der Erde: GOTT.
Darum will ich bei Dir bleiben, Gott,
solange ich bin.
Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie es
war im
Anfang, jetzt und immerdar. Und von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.
Bitte um Gottes Erbarmen: erweitertes Kyrie.
Darin gesungen das Kyrie vom Weltgebetstag aus Frankreich
oder
EG 178.12
Eine zündet nach und nach die Kerzen an
Eine Kerze auf dem Altar wird hell, Eine spricht: Gott, Du
Quelle des Lebens,
manchmal fehlen uns die Worte, um Dich anzurufen,
und unser Gebet verstummt schon am Anfang.
Manchmal geht uns Dein schöner Name VATER nicht über die
Lippen,
angesichts vieler unheiliger Väter und schmerzhafter
Vatererfahrungen
auf Erden.
Dennoch wollen wir nicht aufhören zu glauben, was die Mütter
und
Väter glaubten, als sie Dich Vater nannten:
Dass du für uns da bist, treu, verlässlich, fürsorglich und
liebevoll.
Hülle uns ein in Dein Erbarmen: Kyrie eleison
Eine Kerze wird hell, Eine spricht:
Gott, Du Quelle der Hoffnung,
manchmal entfernen wir uns von Dir, weil wir nicht sehen
können,
dass Dein Reich der Gerechtigkeit kommt.
Manchmal sind wir zu ungeduldig, vertrauen unseren eigenen
Wünschen und Wegen mehr als Dir und verlieren Dich aus den
Augen.
Dennoch wollen wir nicht aufhören zu glauben, was die Mütter
und
Väter glaubten, dass Dein Reich kommt!
Hülle uns ein in Dein Erbarmen: Kyrie eleison
Eine Kerze wird hell, Eine spricht:
Gott, Du Quelle der Liebe,
manchmal fühlen wir uns hungrig und kraftlos, wir haben Angst,
dass
wir nicht genug haben. Das macht uns unzufrieden und ungerecht
und
wir verletzen anderen, die wir liebhaben, die uns
nahestehen.
Dennoch wollen wir nicht aufhören zu glauben, was die Mütter
und
Väter glaubten,
dass genug Liebe da ist für uns, dass Du uns stärkst an Körper
und Geist,
mit dem Brot, dass wir brauchen, dem Brot des Lebens.
Hülle uns ein in Dein Erbarmen: Kyrie eleison
Eine Kerze wird hell, Eine spricht:
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Gott, Du Quelle der Gnade,
manchmal sind wir so verletzt und unversöhnlich, dass uns Herz
eng und
ängstlich wird. Wir können nicht vergebe, werden einsam und
hart.
Dennoch wollen wir nicht aufhören zu glauben, was die Mütter
und
Väter glaubten,
dass Du uns vergibst und hilfst, uns und anderen zu
vergeben.
Hülle uns ein in Dein Erbarmen: Kyrie eleison
GLORIA
Eine Kerze wird hell: Gott, Du Quelle der Freude,
Du sorgst wunderbar für uns.
Du beschenkst uns mit dem Reichtum der Natur
und richtest uns immer neu auf.
So danken wir wie unsere Mütter und Väter und singen
Deinem heiligen Namen unser Loblied:
Gloria, Gloria in excelsis deo.
oder: Allein Gott in der Höh sei Ehr …. EG 179,1
GEBET
Gott, Du Quelle des Lebens,
wo Du bist, können wir aufatmen,
du lässt unsere Augen leuchten
und machst unsere Schritte leicht.
Darum strecken wir uns aus nach Dir
Und bitten:
Berühre uns mit Deiner heiligen Geistkraft,
sei mitten unter uns
Und erfülle uns mit Deinem Segen. Amen.
Lied: im Stehen: Wir strecken uns nach Dir,
MURMELGRUPPEN
Über das Vaterunser ca. 4 min lang mit der Nachbarin, dem
Nachbarn in
der Kirchenbank eigene Erfahrungen austauschen
Einleitung:
So also sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel….
Kennen Sie dieses Gebet auswendig?
Wenn ja, von wem haben Sie es gelernt? Erinnern Sie sich an
eine
Situation, in der Sie das Vaterunser gebetet haben?
Wenn Sie es nicht kennen, was hören Sie in diesen Worten?
Wenn Sie mögen, tauschen Sie sich darüber aus. Schauen Sie mal,
ob Sie
sich zu einer/einem setzen, die/den Sie nicht so gut kennen.
Die Frauen werden nach 3-4 Minuten mit Musik wieder
„eingesammelt“
LESUNG
Hören Sie nun das Vaterunser in wörtlicher Übersetzung aus
dem
Matthäusevangelium. Hören Sie genau hin:
Was klingt vertraut, was klingt fremd? Worüber stolpern Sie
beim
Hören?
Ich lese aus dem Matthäusevangelium im 6. Kapitel:
So also sollt ihr beten:
Unser Vater in den Himmeln
Dein Name werde geheiligt,
Deine Königsherrschaft komme
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Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf der Erde.
Unser Brot, das wir brauchen, gib uns heute.
Und erlasse uns unsere Schulden
wie auch wir unseren Schuldnerinnen und Schuldnern erlassen
haben.
Und führe uns nicht in harte Prüfung/Anfechtung/Versuchung
hinein,
sondern beschütze uns vor dem Bösen.
Denn Dein ist die Königsherrschaft und die Kraft und der
Lichtglanz in
Ewigkeit.
Amen.
Lied: Vaterunser EG 188 oder Wohl denen die da wandeln EG
295
VATERUNSER IM GESPRÄCH
Die Gnade Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft
im
Heiligen Geist sei mit uns allen. Amen.
Erste Sprecherin
In den Evangelien lesen wir immer wieder, dass Jesus sich zum
Beten
zurückzog. Die Jüngerinnen und Jünger beobachteten das und
spürten
seine enge Verbundenheit mit Gott und seine Vollmacht im Umgang
mit
Menschen. Deshalb die Bitte „Lehre uns beten“.
Zweite Sprecherin
Und Jesus lehrte uns beten: So also sollt ihr beten heißt es
bei
Matthäus: Vater unser im Himmel… Die meisten von uns kennen
dieses
Gebet auswendig. Wir sprechen es allein oder gemeinsam, im
Gottesdienst, bei Taufen, wenn ein Kind geboren wurde, bei
Hochzeiten, wenn zwei um den Segen für ihr gemeinsames Leben
bitten
und bei Beerdigungen, am Grab, wenn wir uns von einem
geliebten
Menschen verabschieden.
Wir haben es in verschiedenen Sprachen in diesem Gottesdienst
gehört,
gesungen und uns in den Murmelgruppen unsere Vaterunser-
geschichten erzählt.
Erste Sprecherin
Es ist uns sehr vertraut.
Wir neigen dazu, es als liebe Gewohnheit oder als fromme
Pflichtübung
zu sprechen. Aber dieses Gebet ist mehr als das. Es fordert uns
heraus,
eine Beziehung aufzunehmen zu Gott.
Zweite Sprecherin
Dabei lässt uns das Vaterunser viel Raum, Gottes Nähe zu suchen
und
zu finden, Fragen zu stellen und im Vertrauten Neues zu
entdecken, das
Vertraute neu zu hören. Sich festzudenken: An der Anrede: Vater!
An den zwei Du-Bitten: Dein Reich komme, Dein Wille geschehe. An
den drei Wir-Bitten: Gib uns das Brot, das wir brauchen, vergib uns
unsere Schuld, führe uns nicht in Versuchung. Und am Schluss, wenn
der Himmel mit Glanz und Herrlichkeit in Ewigkeit ganz weit
wird.
Erste Sprecherin
Himmel ist in Jesu Sinn kein festgelegter Ort, eher ein Raum für
Fragen
und Klagen, Gottesraum, heilig und unbegreiflich, den wir
voller
Ehrfurcht betreten. Himmel. In der Urfassung steht dort die
Mehrzahl:
Unser Vater in den Himmeln… Aktuelle Bilder vom Raumteleskop
Hubble (eines ist vorn auf dem Liederzettel abgedruckt) lassen
uns die
unbeschreibliche Weite der Himmel erahnen.
Zweite Sprecherin
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Unser Vater in den Himmeln ist eine Möglichkeit, Gott sehr groß
zu
denken – trotz aller Schmerzen, die Menschen durch Väter
erfahren
haben. Trotz der Fehler, die Väter und auch Mütter in den
Familien
gemacht haben. Trotz der Irrtümer, die unsere Väter und Mütter
im
Glauben begangen haben.
Himmel - Gottes heiliger, unendlich weiter Raum hat Platz für
Schmerz
und Freude, für Fragen, Trost und Vergebung.
Erste Sprecherin
Der weite Himmelsraum schafft Platz, Gottes Namen zu heiligen:
Dein
Name werde geheiligt. Wir heiligen Gottes Namen, indem wir
Gottes
Nähe suchen, sein Wort lesen und versuchen, auf Gott zu hören
und in
Gottes Sinn zu leben und zu handeln. Wir heiligen Gottes
Namen,
indem wir Gott zutrauen, dass er uns schützt und hilft.
Zweite Sprecherin
Deine Königsherrschaft komme, dein Reich komme!
Wir sehnen uns nach Frieden und Gerechtigkeit auf Erden, denn
so
stellen wir uns Gottes Reich vor: Friedlich und gerecht. Ein
Ort, an dem
alle Menschen gut leben können. Das Vaterunsergebet fordert uns
auf,
diese Sehnsucht zu leben, Gottes Reich zu wollen, wirklich in
der Welt zu wollen.
Das Vaterunsergebet fragt uns: Was kann ich tun und was sollte
ich
lassen, damit Gottes Reich, Gottes Königsherrschaft in dieser
Welt groß
wird.
Erste Sprecherin
Was ich für Gottes Königsherrschaft tun kann ist zu glauben,
dass Gottes
Wille geschieht!
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden.
Ich glaube, dass Gottes Wille, der größer ist als unsere
Vernunft, dass
dieser unendliche Wille auf Erden geschehen kann.
Wenn ich mich Gott öffne, wie wir es im Gebet ja tun, und
darauf
vertraue, dass Gott etwas für mich und durch mich auf Erden
WILL.
Meine Begabungen, mein Leben, mein Lebensstil können für Gott
sein.
Selbst wenn ich mich irre und Fehler mache: Durch Gottes Willen
bin ich
auf Erden. Ich gehöre in Gottes Willensbereich hinein. Das macht
Mut,
auf Gott in meinem Leben zu vertrauen.
Zweite Sprecherin
Das macht Mut, nach eigenen Geschichten zu suchen. Nach
Geschichten
aus unserem Leben, in denen wir erfahren haben, wie es ist, sich
Gott
anzuvertrauen.
Erste Sprecherin
Das Brot, das wir brauchen, gib uns heute….
Hier kann eine eigene Brotgeschichte erzählt werden ( Beispiel
Seite 12)
Oder:
Das Brot, das ich brauche ist Nahrung für meinen Körper. Aber
nicht
nur. Es ist auch das, wonach ich sonst in meinem Leben hungere:
Liebe,
Anerkennung, Achtung, Gesehenwerden, Gehörtwerden,
Gebrauchtwerden…
An einem guten Tag habe ich genug davon bekommen und gehe
dankbar zu Bett.
Zweite Sprecherin
Wer Brot des Lebens geschmeckt hat, wer spürt, dass sie oder er
an
Leib und Seele satt und wohlversorgt ist, kann sich der Schuld,
den
großen und kleinen Fehlern im Leben stellen: Und erlasse uns
unsere
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Schulden - wie auch wir unseren Schuldnerinnen und
Schuldnern
erlassen haben. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir
vergeben
unseren Schuldigern.
Schuld und Schulden hängen zusammen. Große Fehler und kleine
Verfehlungen, die im täglichen Allerlei entstehen. Denn es
beginnt ja
schon im Kleinen.
Erste Sprecherin
Hier kann eine eigene Schuldgeschichte erzählt werden.(Beispiel
S.13)
Oder:
Es beginnt im Kleinen. Mit dem Gruß auf der Straße: Guten Tag,
wie
geht es Dir? Mir geht es gut! Dabei geht es mir gar nicht gut,
aber ich
will jetzt nicht erzählen. Mit der Notlüge: Ich komme zu spät,
weil ich im
Stau gestanden habe. Mit dem Versprechen: Ich werde alles für
Dich
tun. Dabei kann ich das gar nicht! Jeden Tag flüchte ich in
kleine Lügen
und bleibe anderen etwas schuldig.
Zweite Sprecherin
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren
Schuldigern…..
Hier erschrecke ich immer beim Vaterunser. Wer kann wirklich
Schuld
vergeben? Kann ich das? Anderen wirklich vergeben? Und mir
selbst,
wenn ich wieder etwas falsch gemacht habe? Wir werden es nicht
aus
eigenen Kräften schaffen, schuldfrei zu leben!
Erste Sprecherin
Aber wir können uns trauen, das anzunehmen und mutig zu sagen:
Ich
kann es nicht. Darum: Vergib mir. Vergib Du mir, Gott!
Und uns so in den weiten Raum von Gottes Vergebung zu
stellen.
Denn dort und vielleicht nur dort werden wir aufgerichtet und
können
lernen zu sagen:
Ich war gar nicht im Stau, ich habe getrödelt.
Ich werde nicht alles für dich tun können.
Mir geht es nicht so gut, aber ich möchte jetzt nicht darüber
reden.
Gott ist gnädig und vergibt. Und ermutigt uns dadurch, auch
gnädig und
versöhnlich zu sein. In Gottes weitem Raum der Vergebung werden
wir
aufgerichtet, durch eine leise Stimme, die zu uns sagt: Dir ist
vergeben.
Du kannst es auch.
(Hier sollten sich alle einmal aufrichten! – So stehen wir im
Vaterunser
vor Gott!)
Zweite Sprecherin
Und führe uns nicht in harte Prüfung/Anfechtung/Versuchung
hinein,
sondern beschütze uns vor dem Bösen.
Möge Gott uns schützen auf unseren Lebenswegen,
uns in Gefahrenzeiten bewahren und uns in jedem Gebet daran
erinnern, dass wir den Weg der Nächstenliebe …, des Friedens …,
der
Gerechtigkeit … gehen können. In unserem eigenen Tempo, mit
unserer
eigenen Geschichte und mit dem, was unsere Lebenskraft
hergibt.
Erste Sprecherin
Wir sprechen das Vaterunser mit, leiern es herunter, beten es
voller
Inbrunst, stolpern über Formulierungen, fragen, hören es neu –
dazu
hat es uns Jesus gelehrt, in den Mund und ans Herz gelegt.
Und so vertrauen wir uns immer neu Gott an: Laut oder leise,
fröhlich
oder traurig, vertrauensvoll oder zweifelnd, gemeinsam oder
einsam
und geben Gottes himmlischem Reich auf Erden Raum.
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Denn dein ist die Königsherrschaft und die Kraft und der
Lichtglanz in
Ewigkeit. So soll es sein. So wird es sein.
Zweite Sprecherin
Amen.
Lied: Wo Menschen sich vergessen, LW 85 oder Suchet zuerst … EG
182
Bekenntnis:
Ich glaube an Gott, der die Liebe ist
und der die Erde allen Menschen geschenkt hat.
Ich glaube nicht an das Recht des Stärkeren,
an die Stärke der Waffen,
an die Macht der Unterdrückung.
Ich glaube an Jesus Christus,
der gekommen ist, uns zu heilen
und der uns aus allen tödlichen Abhängigkeiten befreit.
Ich glaube nicht, dass Kriege unvermeidbar sind,
dass Friede unerreichbar ist.
Ich glaube nicht, dass Leiden umsonst sein muss,
dass der Tod das Ende ist,
dass Gott die Zerstörung der Erde gewollt hat.
Ich glaube, dass Gott für die Welt eine Ordnung will,
die auf Gerechtigkeit und Liebe gründet,
und dass alle Männer und Frauen
gleichberechtigte Menschen sind.
Ich glaube an Gottes Verheißung
eines neuen Himmels und einer neuen Erde,
wo Gerechtigkeit und Frieden sich küssen.
Ich glaube an die Schönheit des Einfachen,
an die Liebe mit offenen Händen,
an den Frieden auf Erden. Amen.
Ökumenische Weltversammlung 1990 in Seoul
ABKÜNDIGUNG
Kollektenzweck: Die heutige Kollekte ist bestimmt für die
Frauenerwerbslosenarbeit und die Erwerbslosengruppe „Lichtblick“.
Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich immer mehr. Die
Zahl
der Frauen und der Alleinerziehenden, die auf Grund von
Erwerbslosigkeit von Arbeitslosengeld II (Hartz IV) leben
müssen, wächst
ständig an. Erwerbslosigkeit und Armut wirken sich auf alle
Bereiche des
Lebens aus, auch auf die Lebenssituation der Kinder.
Der erste „Lichtblick“ in solch einer Situation zeigt sich oft
im
Zusammentreffen mit Menschen, die das gleiche Schicksal erleiden
wie
man selbst.
Zu monatlichen Treffen versammeln sich erwerbslose Frauen aller
Alters- und Bildungsstufen, um ihre Lebenssituation zu erörtern und
gemeinsam nach Auswegen zu suchen. Im Kontakt mit den
Schicksalsgenossinnen eröffnen sich zuweilen ganz neue Perspektiven
im persönlichen und beruflichen Bereich. Die Erwerbslosenarbeit
umfasst:
- Beratung - Unterstützung - Gruppenarbeit - Politischer Einsatz
- Entschädigung ehrenamtlicher Arbeit
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Bankverbindung: Landeskirchenkasse WF
EKK Hannover BLZ 52060410 Kto. 6505
HHSt: 1321.2210 (Frauenarbeit)
Ansagen aus der Gemeinde.
Einleitung des Brotteilens, um uns gegenseitig zu stärken.
Die Körbe werden durch die Reihen gereicht: Brot des Lebens für
Dich.
Lied: Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht LW 69
(alternativ EG 225 Komm, sag es allen weiter)
EINLEITUNG
Die Bitte um Brot, das wir brauchen, finden wir an zentraler
Stelle im
Vaterunser, am Übergang von den „Du“-Bitten zu den
„Wir“-Bitten.
So steht es auch jetzt im Zentrum unserer
Vaterunser-Betrachtung.
Und so wollen wir gleich das Brot miteinander teilen, um uns
gegenseitig zu stärken.
BETRACHTUNG
Wir Menschen brauchen Brot - lebensnotwendig.
So verschieden die Menschen sind,
so verschieden ist das Brot, das sie backen.
Es bedeutet uns aber dasselbe:
Wir leben vom Brot. Es ist kostbar.
Gott gibt uns das Brot, das wir zum Leben brauchen.
Wir teilen heute miteinander ein Brot aus vielen Körnern.
Welch eine Fülle ist uns geschenkt!
So wie die vielen Körner zu diesem Brot geworden sind,
so sammeln wir uns, um eins zu werden an Gottes Tisch.
Davon träumen wir, das hoffen wir.
Heute verbinden wir uns mit den vielen Frauen, Männern und
Kindern
auf unserer Erde.
Auch sie brauchen wie wir das tägliche Brot zum Leben.
Brot ist mehr als Nahrung für unsere Körper,
sondern auch Nahrung und Stärkung für unsere Seele.
Wir alle leben aus der Vergebung.
Wir alle brauchen dieses Brot der Vergebung als Stärkung,
um den täglichen Versuchungen zum Unrecht in dieser Welt
widerstehen zu können.
Wir denken besonders an die, die um ihr Brot bangen.
Lasst uns beten:
Gott, Grund unseres Lebens,
wir haben Brot. Das scheint so selbstverständlich zu sein.
Aber das ist es nicht.
Wir danken dir für das Brot, das du uns schenkst.
Wir danken dir für deinen Sohn Jesus Christus.
Er schenkt sich uns: Das Brot des Lebens.
Wie glücklich sind Menschen, die Brot haben.
Sie können jubeln und dich preisen, weil du die Samenkörner
gedeihen
lässt.
GEMEINSAMES BROTTEILEN
Die Brotkörbe werden durch die Reihen gereicht: Brot des Leben
für
Dich.
DANKGEBET UND FÜRBITTE
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Jesus Christus,
du bist das Brot des Lebens.
Du bist uns nahe gekommen.
Wir danken dir.
Du hast uns gestärkt und uns erfüllt mit deiner Kraft.
Hilf uns, dass wir aus dieser Kraft leben,
aufrecht und aufrichtig.
Eine: Wir bitten um den Anbruch des Reiches Gottes in unserer
Welt.
Weil Jesus uns gelehrt hat, Dir, Gott, in allem zu vertrauen,
halten wir
uns an sein Wort und teilen seine Bitte:
Alle: Dein Reich komme, dein Wille geschehe.
Eine: Wo Nationen für den Krieg wirtschaften, spricht Christus:
Stecke Dein Schwert ein!
Alle: Dein Reich komme, dein Wille geschehe.
Eine: Wo Länder Lebensmittel vergeuden und vernichten, wo wir
fahrlässig wirtschaften, spricht Christus:
Ich war hungrig…. Ich war nackt…..
Alle: Dein Reich komme, dein Wille geschehe.
Eine: Wo Menschen in Gottes Namen ausgegrenzt werden, spricht
Christus: Ich war fremd, ihr habt mich aufgenommen
Alle: Dein Reich komme, dein Wille geschehe.
Eine: Wo Frauen und Männer sich abmühen, hart zu erscheinen,
weil sie Angst haben, schwach und zärtlich zu sein, spricht
Christus.
Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.
Alle: Dein Reich komme, dein Wille geschehe.
Eine: Wo wir unsere Sicherheit über alles stellen, spricht
Christus:
Werdet wie die Kinder, denn ihnen gehört das Himmelreich.
Alle: Dein Reich komme, dein Wille geschehe.
Eine: Wo unsere Versuche, die Nächsten zu lieben scheitern,
spricht Christus: Liebe deine Nächsten wie Dich selbst
Alle: Dein Reich komme, dein Wille geschehe.
Eine: Wo unsere Gebete stocken, unser Vertrauen schwindet und
wir gar nicht mehr versuchen, Deinen heiligen Namen zu loben,
spricht Christus:
So also sollt ihr beten:
Vaterunser im Himmel…….
Lied: Das Erde und Himmel Dir blühen, Kurt Rose T., Herbert
Beuerle M.
Lied: Das Erde und Himmel Dir blühen mit Gesten ( s. Anhang)
oder:
Gott gab uns Atem EG432
Segen:
Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse leuchten sein Angesicht über uns und sei uns
gnädig.
Gott erhebe ihr Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen.
Orgelnachspiel und Auszug
Nachspiel mit Auszug
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Geschichten zu Vaterunserbitten
Unser Brot, das wir brauchen, gib uns heute
Meine Großmutter ist in Schlesien geboren und aufgewachsen. Sie
hat
ihre Heimat sehr geliebt. Mit vier Jahren hat sie ihre Mutter
durch eine
schlimme Krankheit verloren und ist bei einer Stiefmutter
aufgewachsen, mit der sie nie warm geworden ist. Wie viele
andere
Frauen auch, musste sie während des 2. Weltkrieges mit ihren
drei
Kindern, eins im Kinderwagen, eins an der Hand und eins im
Bollerwagen hinter sich, über das Riesengebirge flüchten. Sie
wurde aus
ihrer geliebten Heimat vertrieben. Schlimme Dinge hat sie erlebt
in
dieser Zeit, die sie und ihr Leben geprägt haben. In Deutschland
hatte
ihre Familie zunächst gar nichts, alles musste neu aufgebaut
werden.
Meine Großmutter kenne ich eigentlich nur krank. Durch Arthrose
und
Rheuma hatte sie ständig Schmerzen. Und dennoch war sie eine
sehr
fröhliche Frau, die immer gerne gesungen hat. Ihre Augen und
ihr
ganzes Gesicht haben von innen heraus gestrahlt. Ich habe mich
als Kind
oft gefragt, woher dieses Strahlen und diese Zuversicht kommen,
bei
einer Frau, die so viel Leid und Elend und Grausamkeiten erlebt
hat.
Später hat meine Großmutter mir oft von früher erzählt. Sie hat
nie mit
ihrem Schicksal gehadert, im Gegenteil, sie hat alles annehmen
können
wie es kam. Und sie hat nie nach Schuld und Schuldigen gesucht.
Meine
Großmutter hatte einen so festen starken Glauben an Gott, der
sie alles
im Leben hat ertragen lassen. Und dieser Glaube wurde auch in
den
schwersten Zeiten ihres Lebens nicht erschüttert. Sie hat immer
gesagt:
„Mädchen, der liebe Gott gibt uns nur so viel Last auf, wie wir
auch
tragen können. Und er geht jeden Weg mit uns mit."
Von meiner Großmutter habe ich beten und glauben gelernt — nicht
so
fest und ohne Zweifel wie sie. In meinem Leben gibt es oft
Momente
und Zeiten, in denen ich zweifele, in denen es mir schwerfällt
zu
glauben, weil ich Gott nicht spüren kann. Aber durch meine
Großmutter
habe ich die Gewissheit, dass Gott uns trägt und begleitet,
wohin unser
Weg uns auch führt und ob wir ihn spüren können in unserem
Alltag
oder nicht. Ich bin meiner Großmutter sehr dankbar für dieses
Geschenk
und bin immer noch von Liebe an sie erfüllt.
Meine Großmutter ist Brot des Lebens für mich!
Und erlasse uns unsere Schulden, wie auch wir unseren
Schuldnerinnen und Schuldnern erlassen haben/ vergib uns
unsere Schuld
Nach dem Tod meines Vaters machte ich mir große Vorwürfe, dass
ich
ihm nicht gerecht geworden war. Er wohnte bei uns und ich
hatte
neben drei Kindern, Haus und Garten zu wenig Zeit für ihn
gehabt.
Ich steigerte mich so in diese Schuldgefühle hinein, dass ich
ganz
unglücklich wurde und meine tägliche Arbeit nicht mehr schaffte.
Mit
einer Freundin sprach ich darüber. Wir beteten zusammen und
ich
bekannte Gott meine Schuld und bat ihn um Vergebung. Im Namen
Jesu
sprach sie mir die Vergebung zu, so wie er es seinen Jüngern
aufgetragen hat.
Ich fühlte mich sehr erleichtert und konnte Gott loben und
danken,
dass er mir diese Last abgenommen und wieder innere Freiheit
geschenkt hat.
Als Wunschkind geboren, fiel doch nach der Geburt meines
jüngeren
Geschwisterchens die Liebe meiner Eltern ausschließlich auf
meinen
wesentlich jüngeren Bruder. Schon frühzeitig musste ich ihn
stets
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mitnehmen, wenn ich zum Spielen ging. Später hatte ich mich auch
auf
die Schulzeit meines Bruders zu konzentrieren, mich um die
Versetzung
in die nächsten Klassen zu kümmern. Entsprach mein Verhalten
in
irgendeiner Weise nicht den Vorstellungen meines Vaters, so
wurde
dies mit Schlägen bestraft. Meine Mutter hielt sich aus allen
Dingen
heraus und hielt zu meinem Vater. Die Liebe, die ich mir von
ihr
wünschte, konnte sie mir nicht geben. Als ich volljährig war,
wohnte ich
allein für mich und hielt lediglich ab und an Kontakt zu meinen
Eltern.
Ein enges, herzliches Verhältnis ergab sich zu meinem Leidwesen
jedoch
nicht. In späteren Jahren wurde meine Mutter sehr krank und
es
bedurfte einiger Jahre einer intensiven ständigen Betreuung
im
Krankenhaus. Mein Vater war stets liebevoll um seine Frau - und
meine
Mutter - bemüht. Ich merkte jedoch, dass altersbedingt die
Kräfte bei
meinen Eltern nachließen. Nach einigen inneren
Auseinandersetzungen
hat Gott mir die Kraft geschenkt, mich um meine Eltern zu
kümmern
und für sie da zu sein. So ergab sich eine gewisse innere
Bindung zu
meinen Eltern, die ich bis dahin stets vermisst hatte. Ganz
intensiv
fühlte ich mich zu meinem Vater hingezogen, als meine Mutter
sehr
plötzlich verstarb. Für meinen Vater war das Leben in gewisser
Weise
beendet, weil er meine Mutter über alles bis zur letzten Stunde
geliebt
hatte. Erstaunlicherweise nahm mein Vater jedoch dann jede
kleine
Geste meinerseits dankbar und glücklich an. Obwohl mein Vater
meiner
Mutter dann ebenso plötzlich nach nur knapp 8 Monaten folgte,
hatten
mein Vater und ich während dieser Zeit ein sehr herzliches
Verhältnis
aufgebaut. Dies war für mich ein großes Geschenk, welches mich
noch
heute mit Dankbarkeit erfüllt. Ich bin dankbar, dass ich noch
zu
Lebzeiten meiner Eltern ihnen vergeben konnte und für sie da
sein
durfte.
Es ist so schwer, ohne Schuld zu bleiben
• Morgens kommt man zu spät ins Büro und benutzt schon die erste
kleine Notlüge: Ich war im Stau!
• Dann schreibt man Rechnungen an Menschen, von denen man
eigentlich weiß, dass sie diese nicht zahlen können.
• Im Eifer des Gefechtes beschimpft man Mitarbeiter mit Worten,
die man später bereut.
• Zum Mittagessen lädt man Personen ein, von denen man sich
geschäftliche Vorteile erhofft.
• Erschöpft zuhause angekommen, verspricht man Dinge, die man
niemals einhalten kann!
So oder ähnlich könnte es fast jedem von uns täglich
ergehen:
wieder mehrfach in die „Schuld-Falle“ getappt!
Man verschuldet sich so durch den Tag! Durch Unüberlegtheit,
mit
Vorsatz, aus Gleichgültigkeit gegenüber unseren christlichen
Gesetzen?
Und abends liegt man im Bett mit seinem Nachtgebet und bittet
Gott
inständig: Bitte, bitte mach alles wieder heil und vergib mir
mein
Unrecht.
Und wenn wir nicht vergeben können?
Meine Mutter und ihre Brüder standen sich immer sehr nahe, bis
es eines
Tages zwischen ihr und einem von ihnen zu einer
Auseinandersetzung in einer
Geldfrage kam.
Mein Onkel hatte schon lange den Traum, für sich und seine
Familie ein Haus
zu bauen und jetzt sollte es so weit sein. Was noch fehlte, war
ein Bürge für
die Bank, die den Hausbau finanzierte, und er bat meine Mutter,
ihm diesen
Gefallen doch zu tun. Aber ihr war nicht wohl bei der Sache, da
sie
befürchtete, mein Onkel würde sich mit dem Hausbau übernehmen.
Nicht zu
Unrecht, wie sich später herausstellen sollte.
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Und so lehnte sie, nach reiflicher Überlegung und Gesprächen
auch mit ihren
anderen Brüdern und meinem Vater, ab. Denn sollte die Bürgschaft
fällig
werden, hätte unsere Familie vor dem Ruin gestanden, meine
Eltern hätten
niemals eine solche Summe aufbringen können.
Mein Onkel war tief gekränkt, er verstand nicht, wieso seine
Schwester ihn
nicht dabei unterstützen wollte, seinen Traum zu verwirklichen.
Das konnte er
ihr nicht verzeihen.
Immer wieder versuchte meine Mutter, sich mit ihrem Bruder
auszusprechen-
vergeblich. Über Jahre ging das so, schließlich brach mein Onkel
den Kontakt
zu unserer Familie ganz ab.
Dann starb meine Mutter, und jetzt war jede Chance für eine
Versöhnung
vertan. Und es wurde klar, nicht nur meine Mutter, auch mein
Onkel hatte all
die Jahre unter dieser Situation gelitten. Trotzdem war er nicht
in der Lage
gewesen, auf seine Schwester zuzugehen und mit ihr ins Reine zu
kommen.
Jetzt war es zu spät. Was bleibt, sind Trauer und Schuldgefühle,
die er sich
selbst (noch) nicht verzeihen kann.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit
Osterspaziergang auf einer Nordseeinsel Der Beginn wird zur
Meerseite gewählt. Tief durch- und einatmen ist angesagt. Die Luft
ist zwar noch sehr kalt, aber sie erscheint rein und leicht und
regt zum tiefen Ein- und Ausatmen an; es befreit die Seele. Die
Weite des Meeres erscheint unendlich, denn der anhaltende Ostwind
verhindert die sonst anrollenden Wellen mit ihren Schaumkronen. Die
Möwen schaukeln auf dem Wasser und brauchen keine Sturzflüge zur
Nahrungsaufnahme. Ein
schönes friedliches Bild! Es wird eingerahmt von einem breiten,
kilometerlangen, feinen Sandstrand, auf dem auch schon vereinzelt
ein paar Strandkörbe stehen. Man geht auf festem Strandboden, den
das ablaufende Wasser hinterlässt. Es erleichtert die
Strandwanderung, gibt die Gedanken frei und spornt zum Weitergehen
an; man lässt sich treiben. - Die hohen Dünen schützen vor dem
Ostwind, die Sonnenstrahlen wärmen das Gesicht, und der blaue
Himmel mit den kleinen weißen Wolken spiegelt sich im Wasser. Es
ist Frieden um uns herum; die Begrenzung ist der Horizont. Was
erwartet uns auf der anderen Seite der Insel, der Wattseite? Eine
ganz andere Stimmung! Die weiten Wiesen und Schilfflächen laden
Hunderte von Vögeln, Enten und Gänsen zum Rasten bzw. Brüten ein.
Für alle gibt es einen reich gedeckten Tisch, und es liegt ein
Zwitschern und Jubilieren in der Luft. In abgelegneren Gebieten
hören wir die Lerchen, und die Kiebitze suchen sich emsig ihre
Brutplätze. Auf den Deichen grasen die Schafe mit ihren Lämmern
oder ruhen an windgeschützten Plätzen. - Ein friedliches und
schönes Bild! Es ist ein Stück Königreich!
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Gedichte
Carola Moosbach:
Kein Vaterunser
möchte ich sprechen
und auch nicht vergeben
den Schuldigern
ach käme doch endlich
Dein Reich Gott
geschähe doch endlich Dein Wille
nicht der meines Vaters
das Kind das gequälte
das ich einmal war
braucht Deinen Schrei
und braucht Deinen Zorn
wie das tägliche Brot
das Brot der Gerechtigkeit
bewahre mich Gott
vor der Scham
der täglichen Schweigeversuchung
schütze mich Gott
vor dem Aufgeben
dem Sterben im Leben
Du bist das Ende
der Ohnmacht
der Grund
meiner Hoffnung
ein Windhauch
des Glücks
Unsere Mutter im Himmel,
geheiligt ist uns deine Liebe.
Sei uns nahe und erfülle uns,
wie du Himmel und Erde erfüllst.
Nähre uns täglich mit dem,
was wir bedürfen.
Umarme uns, wenn wir schuldig
Geworden sind, und lehre uns,
auch die zu umarmen,
die uns wehgetan haben.
Wenn wir zu fallen drohen,
fange uns auf und zeige uns
die nächsten Schritte.
Denn du bist die Güte,
die Liebe und das Licht –
ohne Ende. Amen.
Herkunft unbekannt.
In der biblischen Vateranrede steht nicht eine konkrete
Vaterfigur
„Pate“, sondern Beziehungsaspekte wie Erbarmen, Treue,
Verlässlichkeit, Hilfe, Rettung, Liebe, Fürsorge….. ( vgl.
Artikel: Unser
Vater Gott. Grund und Grenzen der Vateranrede an Gott von
Sabine
Bieberstein, in: Gott bin ich und nicht Mann, Perspektiven
weiblicher
Gottesbilder, Alexandra Bauer, Angelika Ernst-Zwosta ( Hg.)
Grünewald-
Verlag 2012, S.83 ff )
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Körpergebet
Heilige Geistkraft Die Arme seitlich nach oben
über den Körper führen
Erfrische mich wie Tau Die Finger dicht am Gesicht
nach
am Morgen unten gleiten lassen, als ob
Tau das Gesicht benetzt.
öffne mich die Hände in der
Körpermitte mit den
Handflächen nach oben wie
eine Schale halten
fülle mich mit den Händen in Höhe der
Körpermitte eine Geste
machen, so als ab ich aus
einem Brunnen Wasser
schöpfe
schütze mich die Arme am Körper
überkreuzen wie eine
Schutzgebärde
bewege mich Arme mit Schwung nach
vorne bewegen
Körpergebet aus der Nordelbischen Landeskirche im Arbeitsbuch
zum
Weltgebetstag 2013 S.119
Vadder Unser (hessisch)
Vadder unser, der wo de biss im Himmel,
geheilischt sei dei Naame,
Dei Reisch kimme,
Dei Will gescheh,
Wie im Himmel, so uff Erde.
Unser däglisches Broot gebb uns heit,
Un vergebb uns unsern Schulde,
Wie aach mir vergebbe unsern Schuldnern.
Un fiehr uns net in Versuchung,
Sonnern erlees uns vonnem Ibbel.
Denn daanes iss des Reisch unne Krafft
Un de Herrlischkaat in Ewwischkaat.
Amen
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Dat Vaderunser (Plattdüütsch)
Unse Vader in‘ Himmel!
Laat hilligt warrn dienen Namen.
Laat kamen dien Riek.
Laat warrn dienen Willen so as in’n Himmel
so ok op de Eerd.
Uns dääglich Brood giff uns vundaag,
Un vergiff uns unse Schuld,
as wi di vergeben hebbt,
de an uns schullig sünd.
Un laat uns nich versöcht warrn.
Mak uns frie vun dat Böse.
Denn dien is dat Riek un de Kraft
Un de Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen
(Dat Niie Testament)
The Lord‘s Prayer
Our father which art in heaven
Hallowed be thy name.
Thy kingdom come.
Thy will be done, in earth as it is in heaven.
Give us this day our daily bread.
And forgive us our trespasses,
As we forgive them that trespass against us.
And lead us not in temptation,
But deliver us from evil:
For thine is the kingdom,
And the power, and the glory,
For ever and ever.
Amen
(Book of Common Prayer)
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Padre Nuestro
Padre nuestro, que estás en el cielo,
santificado sea tu Nombre,
venga nosotros tu reino;
hágase tu voluntad en la tierra como en el cielo.
Danos hoy nuestro pan de cada dia;
perdona nuestras ofensas,
como también nosotros perdonamos a los que nos ofenden;
no nos dejes caer en la tentación,
Y libranos del mal.
(Pues que tuyos son el reino,
el poder y la Gloria
por los siglos de los siglos.)
Amen
Notre Père Notre Père qui es aux cieux ! Que toi nom soit
sanctifié; Que ton règne vienne; Que ta volonté soit faite Sur la
terre comme au ciel. Donne- nous aujourd’hui notre pain de ce jour;
Pardonne-nous nos offenses, Comme nous nous pardonnons aussi À ceux
qui nous ont offenses; Et ne nous soumets pas à la tentation, Mais
délivre-nous du mal. Car c’est a toi qu’appartiennent, Le règne, la
puissance et la gloire Pour les siècles, des siècles . Amen!
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Brotrezepte Kräftiges Roggenbrot (über Nacht!) 50 g fertigen
Sauerteig (Supermarkt oder Reformhaus) 750 g Roggenschrot oder
Roggenmehl (Type 1150-1800) 250 g Weizenmehl (Type 550-1050) ¾ l
lauwarmes Wasser (ggfs. Etwa mehr bereithalten) 2 Tl. Salz 20 g
frische Hefer oder 1 Päckchen (7 g) Trockenhefe 2 Tl. gemahlenes
Brotgewürz (Supermarkt oder Reformhaus) oder 1 Tl. gemahlener
Kümmel Z u b e r e i t u n g : Den Sauerteig mit ½ l von dem Wasser
verrühren. Beide Mehlsorten in einer Schüssel mischen, in der Mitte
eine Kuhle formen und den Sauerteig hineingießen. Den Sauerteig
vorsichtig mit einem Teil des Mehles verrühren. Mit einem Tuch
abgedeckt an einem warmen Ort (Zimmertemperatur) stehen lassen. Am
nächsten Tag die restlichen Zutaten (Salz, Hefe und Gewürz) mit dem
restlichen ¼ l lauwarmen Wasser dazugeben und mit dem Knethaken des
Mixers oder mit den Händen verkneten. Den Teig ca. 60 bis 80 Min.
gut aufgehen lassen. Den Teig gründlich durchkneten und teilen.
Entweder zwei runde, glatte Kugeln formen, auf ein Backblech mit
Backpapier setzen und die Oberfläche des Brotes mit lauwarmem
Wasser einstreichen und erneut 30 bis 40 Min. aufgehen lassen. Oder
aus den beiden Teigstücken längliche Brote formen und in kleinen
Kastenformen 30 bis 40 Min. aufgehen lassen. Beide Varianten währen
d des Gärens ab und zu mit Wasser einstreichen, damit die
Oberfläche nicht austrocknet. Ist das Brot fertig aufgegangen, mit
einem sehr scharfen Messer die Oberfläche einschneiden (am
schönsten sieht ein diagonales Karomuster aus!). Die Brote noch
einmal 5 Min. stehen lassen. Den Backofen auf höchster Stufe
vorheizen. Bevor die Brote in den Backofen gestellt werden, eine
Tasse Wasser auf den Boden
des Backofens gießen. Sofort die Brote hineingeben und den
Backofen auf 180° C herunterschalten. Das Brot ca. 40 bis 50 Min.
backen. Es ist durchgebacken, wenn es hohl klingt, sobald man auf
die Unterseite klopft oder wenn ein Bratthermometer ca. 90° C
zeigt. Olivenbrot 1 kg Mehl 1 El. Salz 40 g Hefe ½ l lauwarmes
Wasser ca. 150 g schwarze, entsteinte Oliven 1 kl. Zwiebel 100 ml
kaltgepreßtes Olivenöl Schwarzer, frisch gemahlener Pfeffer Z u b e
r e i t u n g : Mehl und Salz in einer Schüssel mischen, in die
Mitte eine Mulde machen, die Hefe hineinbröseln und mit lauwarmem
Wasser auflösen. Nach und nach das übrige Wasser einarbeiten und
den Teig so lange kneten, bis er geschmeidig ist und glänzt. Oliven
in kleine Stücke schneiden, Zwiebeln fein hacken. Zusammen mit dem
Pfeffer und der Hälfte des Öls in den Teig einarbeiten. Den Teig in
zwei Hälften teilen, zu flachen Broten formen und auf ein
eingeöltes Backblech legen. Zugedeckt an einem warmen Ort ½ Std.
gehen lassen. Im vorgeheizten Ofen bei 225° (Heißluft 200°) 20 Mi
n. backen. Das Blech herausnehmen, die Brote mit dem restlichen Öll
einpinseln nochmals 10 bis 15 Min. backen.
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Kürbisbrot ½ l Kürbismus 125 g flüssige Butter ¾ Tasse Zucker 1
Schuss Öl ½ Tl. Salz 1 kg Weizenmehl 1 Würfel Hefe Z u b e r e i t
u n g : Alle Zutaten in die Schüssel der Küchenmaschine geben, 6
Min. rühren, dann ½ Std. gehen lassen. Ein Brot formen, auf ein
gefettetes Backblech legen und in den vorgeheizten Backofen
schieben. Auf der unteren Schiene bei 180 bis 200° C ca. 1 St unde
backen.