geographie heute 317 | 2014 26 Günther Scheefer Von der orientalischen Stadt zur globalen Metropole Kurzlebige Wüstenblüten oder Städte mit Zukunft? Einige der heute global bedeutenden arabischen Städte wie Riad oder Abu Dhabi sind ursprünglich als kleine Oasen- oder Fischersiedlungen aus dem Nichts der Wüste entstanden, wären aber einfache, kleine Orte ge- blieben, hätte nicht das Öl sie zu Metropolen gemacht. Mit der typischen orientalischen Stadt haben diese Städte aber nur noch wenig zu tun. Sachanalyse Die arabischen Städte Riad (Saudi-Ara- bien) und Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) sind Paradebeispiele für soge- nannte Oil Cities und damit für viele mo- derne arabische Städte in der Golfregion. Ganz anders als historisch gewachsene Städte wie Aleppo und Damaskus in Syrien oder Sanaa im Jemen sind Riad und Abu Dhabi (s. Abb. 1) vergleichsweise junge Städte. Typische Merkmale der orientali- schen Stadt (z. B. zentrale Moschee, Souk im Stadtzentrum, ringförmige Stadtmauer mit Palastanlagen und Friedhöfen oder sackgassenartiger Grundriss im Stadtkern) sind in Riad nur noch teilweise und in Abu Dhabi gar nicht zu finden. Beide Städte be- sitzen auch keinen antiken Kern wie bei- spielsweise Kairo (Ägypten) oder Damas- kus. Riad und Abu Dhabi verdanken ihren Aufschwung zur Metropole vor allem dem Rohstoff Öl. Wirtschaftlich haben die Oil Cities, zu denen auch Doha (Katar) oder Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) ge- zählt werden können, die traditionellen Me- tropolen im arabischen Raum mittlerweile überholt. Metropole ist in diesem Zusam- menhang als wichtige Großstadt im regio- nalen Kontext zu verstehen und nicht als Global City. Traditionelle Metropolen im arabischen Raum sind beispielsweise Da- maskus, Aleppo oder Kairo. Riad und Abu Dhabi Während Abu Dhabi bis 1960 lediglich ein Fischerdorf war, kann Riad eine Stadtent- wicklung seit Mitte des 19. Jahrhunderts vorweisen und somit auch einige typische Merkmale der orientalischen Stadt: Das ty- pische sackgassenartige Stadtbild ist im Al-Batha-Viertel zu finden. Dort lässt sich auch die Nähe von Moschee und Souk noch nachvollziehen. Rund um das Al-Ba- tha-Viertel hat sich seit dem Ölboom eine schachbrettartig angelegte Stadt nach amerikanischem Vorbild entwickelt. Ein Beispiel ist der Al-Olaya-Distrikt, ein Ban- kenviertel mit monumentalen Gebäuden wie dem Kingdom Center (s. Abb. 2). Vor allem im Bereich der Finanzdienst- leistungen hat sich Riad in den vergange- nen Jahren stark entwickelt. Im Gegensatz dazu spielt der Wirtschafts- und Entwick- lungsfaktor Tourismus nur eine marginale Rolle: Die sehr strenge Auslegung der wa- habitischen Staatsreligion und die Ferne zu den Küsten sind für eine wirtschaftliche Zu- kunft im Bereich des Tourismus eher kon- traproduktiv. Deshalb versucht Riad seine wirtschaftlichen Schwerpunkte neben dem Öl auf die Standbeine Finanzbranche und Informatik auszudehnen. Abu Dhabi setzt indes stark auf die Sektoren Tourismus und neue Energien. Mit ständigen Neuerungen und Attraktio- nen vor allem im Bereich des Luxustouris- mus (z. B. Formel-1-Rennen, kulturelle In- frastrukturprojekte wie beispielsweise die Museumsinsel Saadiyyat, Luxushotels) und mit der ambitionierten Anlage einer öko- logischen Stadt (Masdar City, s. Abb. 3) versuchen die Stadtplaner Abu Dhabi für die Zeit nach dem Öl wettbewerbsfähig zu machen. Im Zuge all dieser Neuerungen entdeckt man in Abu Dhabi auch die ori- entalische Stadt als Werbemöglichkeit wie- der: Man erbaut traditionelle Gebäude neu oder lässt eine Art orientalisches Freilicht- museum in der westlich geprägten Stadt entstehen. Steigende Einwohnerzahlen in Riad und Abu Dhabi Mit der ständig steigenden Einwohner- zahl geht man in den beiden Metropolen Klassenstufe: ab 8 Zeitbedarf: 3 – 4 Unterrichtsstunden geförderte Kompetenzen: Fachwissen, Beurteilung/Bewertung Materialheft S. 16 – 22 Arbeitsblatt 1: Riad – die Hauptstadt Saudi-Arabiens Arbeitsblatt 2: Abu Dhabi – Boomtown am Persischen Golf Arbeitsblatt 3: Lebensliniendiagramme für Riad und Abu Dhabi Arbeitsblatt 4: Vergangenheit und Zukunft – ein Vergleich
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geographie heute 317 | 201426
Günther Scheefer
Von der orientalischen Stadt zur globalen Metropole
Kurzlebige Wüstenblüten oder Städte mit Zukunft?
Einige der heute global bedeutenden arabischen Städte wie Riad oder Abu Dhabi sind ursprünglich als kleine Oasen- oder Fischersiedlungen aus dem Nichts der Wüste entstanden, wären aber einfache, kleine Orte ge-blieben, hätte nicht das Öl sie zu Metropolen gemacht. Mit der typischen orientalischen Stadt haben diese Städte aber nur noch wenig zu tun.
Sachanalyse
Die arabischen Städte Riad (Saudi-Ara-bien) und Abu Dhabi (Vereinigte ArabischeEmirate) sind Paradebeispiele für soge-nannte Oil Cities und damit für viele mo-derne arabische Städte in der Golfregion. Ganz anders als historisch gewachsene Städte wie Aleppo und Damaskus in Syrien oder Sanaa im Jemen sind Riad und Abu Dhabi (s. Abb. 1) vergleichsweise jungeStädte. Ty pische Merkmale der orientali-schen Stadt (z. B. zentrale Moschee, Souk im Stadtzentrum, ringförmige Stadtmauer mit Palastanlagen und Friedhöfen oder sackgassen artiger Grundriss im Stadtkern) sind in Riad nur noch teilweise und in Abu Dhabi gar nicht zu finden. Beide Städte be-sitzen auch keinen antiken Kern wie bei-spielsweise Kairo (Ägypten) oder Damas-kus. Riad und Abu Dhabi verdanken ihren Aufschwung zur Metropole vor allem dem Rohstoff Öl. Wirtschaftlich haben die Oil
Cities, zu denen auch Doha (Katar) oder Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) ge-zählt werden können, die traditionellen Me-tropolen im arabischen Raum mittlerweile überholt. Metropole ist in diesem Zusam-menhang als wichtige Großstadt im regio-nalen Kontext zu verstehen und nicht als Global City. Traditionelle Metropolen im arabischen Raum sind beispielsweise Da-maskus, Aleppo oder Kairo.
Riad und Abu Dhabi
Während Abu Dhabi bis 1960 lediglich ein Fischerdorf war, kann Riad eine Stadtent-wicklung seit Mitte des 19. Jahrhunderts vorweisen und somit auch einige typische Merkmale der orientalischen Stadt: Das ty-pische sackgassenartige Stadtbild ist im Al-Batha-Viertel zu finden. Dort lässt sich auch die Nähe von Moschee und Souk noch nachvollziehen. Rund um das Al-Ba-tha-Viertel hat sich seit dem Ölboom eine
schachbrettartig angelegte Stadt nach amerikanischem Vorbild entwickelt. Ein Beispiel ist der Al-Olaya-Distrikt, ein Ban-kenviertel mit monumentalen Gebäuden wie dem Kingdom Center (s. Abb. 2).
Vor allem im Bereich der Finanzdienst-leistungen hat sich Riad in den vergange-nen Jahren stark entwickelt. Im Gegensatz dazu spielt der Wirtschafts- und Entwick-lungsfaktor Tourismus nur eine marginale Rolle: Die sehr strenge Auslegung der wa-habitischen Staatsreligion und die Ferne zu den Küsten sind für eine wirtschaftliche Zu-kunft im Bereich des Tourismus eher kon-traproduktiv. Deshalb versucht Riad seine wirtschaftlichen Schwerpunkte neben dem Öl auf die Standbeine Finanzbranche und Informatik auszudehnen.
Abu Dhabi setzt indes stark auf die Sektoren Tourismus und neue Energien. Mit ständigen Neuerungen und Attraktio-nen vor allem im Bereich des Luxustouris-mus (z. B. Formel-1-Rennen, kulturelle In-frastrukturprojekte wie beispielsweise die Museumsinsel Saadiyyat, Luxushotels) und mit der ambitionierten Anlage einer öko-logischen Stadt (Masdar City, s. Abb. 3) versuchen die Stadtplaner Abu Dhabi für die Zeit nach dem Öl wettbewerbsfähig zu machen. Im Zuge all dieser Neuerungen entdeckt man in Abu Dhabi auch die ori-entalische Stadt als Werbemöglichkeit wie-der: Man erbaut traditionelle Gebäude neu oder lässt eine Art orientalisches Freilicht-museum in der westlich geprägten Stadt entstehen.
Steigende Einwohnerzahlen in Riad und Abu Dhabi
Mit der ständig steigenden Einwohner-zahl geht man in den beiden Metropolen
Klassenstufe: ab 8 Zeitbedarf: 3 – 4 Unterrichtsstunden
Arbeitsblatt 1: Riad – die Hauptstadt Saudi-Arabiens
Arbeitsblatt 2: Abu Dhabi – Boomtown am Persischen Golf
Arbeitsblatt 3: Lebensliniendiagramme für Riad und Abu Dhabi
Arbeitsblatt 4: Vergangenheit und Zukunft – ein Vergleich
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zum thema
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auf unterschiedliche Art und Weise um. In Riad führt vor allem das hohe Bevölke-rungswachstum in Saudi-Arabien zu einer weiteren Zuwanderung. Die Stadt muss von ca. 6 Mio. Einwohnern im Jahr 2030 ausgehen. Diesem Wachstum versucht man dadurch zu begegnen, dass haupt-sächlich in die weite Fläche der Wüste ge-baut wird. Die Neubauten bleiben nach wie vor ein- bis zweistöckig. Deswegen ist die Bevölkerungsdichte für eine Millionenstadt recht gering.
Die in Abu Dhabi prognostizierte Bevöl-kerungsentwicklung auf ca. 3 Mio. Einwoh-ner im Jahr 2030 basiert überwiegend auf dem extrem starken Zuzug von Arbeitskräf-ten aus dem Ausland. Auch hier sind Pla-nungen, wie man der ständig steigenden Einwohnerzahl begegnen kann, notwendig. In Abu Dhabi ist die Bevölkerungsdichteschon jetzt mehr als dreimal so hoch wie in Riad. Hochhausbauten herrschen vor. Der Bedarf an neuen Flächen ist so groß, dass man sogar künstliche Inseln aufschüttet.
Didaktische Analyse
Eine zentrale Intention des Geographie-unterrichts ist es, Schülerinnen und Schü-lern Ursachen raumwirksamer Entwicklun-gen aufzuzeigen. Das vorliegende Beispiel zweier arabischer Metropolen gibt dazu vielfältige Anlässe: Es stellt sehr anschau-lich die Dynamiken dar, die beispielsweisedurch Rohstofffunde in einem Land entste-hen. Der Umgang mit den sich dadurch ergebenen Veränderungen bietet zahlrei-che Anlässe städte bauliche Entscheidun-gen zu bewerten, Prognosen zu geben und mögliche Probleme, aber auch Lösungs-ansätze zu diskutieren. Hierbei kommt
der Vernetzung eine große Bedeutung zu, um die Schü lerinnen und Schüler zu einer ganzheit lichen Betrachtungsweise zu bringen.
Anhand der konkreten Fallbeispiele Riad (Saudi-Arabien) und Abu Dhabi (Ver-einigte Arabische Emirate) wird jeweils eine vergleichende Analyse vorgenommen, ehe in einem zweiten Schritt Bewertungen und Lösungsperspektiven diskutiert werden.
Die didaktische Herangehensweise über Bilder und die Methode des Lebens-linien-Diagramms (s. Arbeitsblatt 3, Ma-
terialheft S. 20) gibt den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, einen ersten Eindruck von den für sie fremden Städten zu bekommen, aber auch stadtgeschicht-liche Ereignisse kennenzulernen und be-urteilen zu können. Der Schwerpunkt liegt weniger auf der Vermittlung von Wissen zur orientalischen Stadt als vielmehr in der Erkenntnis der Prozesse, die zu städtebau-lichen und stadtgeographischen Dyna-miken führen.
Im Zentrum der Arbeitsblätter stehen moderat konstruktivistische Verfahren, sodass die Lernenden durch den Entwurf von Diagrammen, die Bewertung von Er-eignissen oder den Umgang mit Satel-litenbildern das notwendige Fachwissen in
situierte Kontexte übertragen können und (didaktisch reduziert) in die Lage versetzt werden, stadtgeographische Prozesse und ihre Auswirkungen auf die zukünftige Ent-wicklung zu bewerten.
Kompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler …Fachwissen▶ beschreiben städtebauliche und
Der Einstieg über verschiedene Bildimpres-sionen (s. Arbeitsblatt 1 ➊ und 2 ➋) soll dazu dienen, einen ersten Überblick über die beiden Städte zu bekommen. Gleich-zeitig soll die Ambivalenz zwischen Wüsteund Parkanlagen, Ödnis und Metropole aufgezeigt werden. Außerdem bieten die Bilder in einem zweiten Schritt die Möglich-keit, städtebauliche Entwicklungen zu dis-kutieren (Riad mit Wachstum in die Fläche; Abu Dhabi vor allem mit einem Wachstum in die Höhe) und mögliche Probleme (z. B. Verkehrsproblematik) zu erkennen.
Riad – die Hauptstadt Saudi-Arabiens 1 | 1824 Riad, das aus der kleinen Wadisiedlung Hajar entstanden ist, wird zum Machtzentrum
der Al-Sauds ernannt. Der Ort ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, zum Beispiel auf
der Route zu den Pilgerorten Medina und Mekka. 2 | 1884 Riad wird von Soldaten des osmanischen Sultans erobert.
Die Al-Sauds werden vertrieben. 3 | 1902 Die Al-Sauds erobern Riad zurück und gründen die Stadt neu.
4 | 1932 Das Königreich Saudi-Arabien wird gegründet und die Stadt Riad (ca. 40 000 Einwohner)
zur Hauptstadt ernannt. 5 | 1938 Das Städtewachstum überschreitet die historische Stadtmauer. Das Wachstum erfolgt
aber weitgehend unkontrolliert und in klassischer Lehmbauweise.
6 | 1955 Der Ölboom in Saudi-Arabien führt zu einem enormen wirtschaftlichen Aufschwung in Ri-
ad. Alte Gebäude weichen modernen Bauwerken, die Infrastruktur wird stark auf das Auto
und auf Lastkraftwagen ausgerichtet. Die alten Stadtmauern werden abgerissen, um neues
Wachstum zu ermöglichen. 7 | 1962 Nach einem bisher vorwiegend konzentrischen Städtewachstum folgt die Stadtentwick-
lung von nun an großen Straßen. Die Stadt wächst dabei enorm in die Fläche. Unter den
160 000 Einwohnern sind viele Gastarbeiter. 8 | 1977 Riad gehört zu den am schnellsten wachsenden Städten der Welt. Jedes Jahr steigt die
Bevölkerungszahl der Stadt um ca. 8 %. Mittlerweile ist die Millionengrenze überschritten.
Um dem Wachstumsboom Herr zu werden, werden erstmals auch Trabantenstädte ange-
legt. 9 | 1981 Viele Gastarbeiter aus Äthiopien, Indien, Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka, Indonesien,
Sudan, Somalia, Kenia, aber auch aus dem Iran, der Türkei und Zentralasien kommen in
die Stadt und tragen zusätzlich zum enormen Wachstum bei. Die Migranten stellen ca.
1/3 der Bevölkerung Riads.10 | 1987 Das 70 000 Zuschauer fassende König-Fahd-Stadion wird fertiggestellt. Die Stadt wächst
nach wie vor in die Fläche, was in Riad zu einer vergleichsweise geringen Bevölkerungs-
dichte führt (2 500 EW/km2). Ein neuer internationaler Flughafen ist im Bau und wird 1990
fertiggestellt. 11 | 1993 Viele Organisationen aus den Bereichen Bildung, Finanzen, Kultur, Technik und Medizin
haben ihre Zentralen in Riad. Die Stadt beherbergt mittlerweile 2 Mio. Einwohner.
12 | 1995 Die Explosion einer Autobombe tötet sieben Menschen.
13 | 2000 Der britische Architekt Sir Norman Foster erbaut den 267 m hohen Al-Feisaliah Tower.
14 | 2002 Das Kingdom Center erstrahlt als neues Wahrzeichen der Stadt, die mittlerweile
mehr als 3 Mio. Einwohner zählt.15 | 2005 In Riad sind 1 000 000 Autos zugelassen. 16 | 2012 Ein Arbeitsmigrant (ein sogenannter Expatriat) wird in Riad von der Religionspolizei verhaf-
tet, weil er zur Feier des neuen Jahres Luftballons verwendet hat. In Saudi-Arabien ist der
Wahabismus (eine strenge Auslegung des Islams) Staatslehre und verbietet beispielsweise
das Autofahren für Frauen, freie Religionsausübung oder Tanzmusik.
17 | 2014 Eine geplante Ringstraße um die Kernstadt von insgesamt 73 km Länge soll dem
Individualverkehr Entlastung bringen und Staus mindern.
18 | 2016 Die erste S-Bahn-Linie (Nord-Süd) soll eröffnet werden. Der Sky Train Riad, eine Einschie-
nenbahn, soll abgeschlossen und das Herzstück des neuen Finanzdistrikts sein.
19 | 2020 Satellitenstädte sollen dem anhaltenden Bevölkerungswachstum Rechnung tragen.
Im Norden soll eine Stadt für 900 000 Einwohner mit einem Schwerpunkt für die Infor-
matikindustrie entstehen, im Osten eine weitere Stadt mit kommerziellem Zentrum.
Riad – die Hauptstadt Saudi-Arabiens 1 | 1824 Riad, das aus der kleinen Wadisiedlung Hajar entstanden ist, wird zum Machtzentrum
der Al-Sauds ernannt. Der Ort ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, zum Beispiel auf
der Route zu den Pilgerorten Medina und Mekka. 2 | 1884 Riad wird von Soldaten des osmanischen Sultans erobert.
Die Al-Sauds werden vertrieben. 3 | 1902 Die Al-Sauds erobern Riad zurück und gründen die Stadt neu.
4 | 1932 Das Königreich Saudi-Arabien wird gegründet und die Stadt Riad (ca. 40 000 Einwohner)
zur Hauptstadt ernannt. 5 | 1938 Das Städtewachstum überschreitet die historische Stadtmauer. Das Wachstum erfolgt
aber weitgehend unkontrolliert und in klassischer Lehmbauweise.
6 | 1955 Der Ölboom in Saudi-Arabien führt zu einem enormen wirtschaftlichen Aufschwung in Ri-
ad. Alte Gebäude weichen modernen Bauwerken, die Infrastruktur wird stark auf das Auto
und auf Lastkraftwagen ausgerichtet. Die alten Stadtmauern werden abgerissen, um neues
Wachstum zu ermöglichen. 7 | 1962 Nach einem bisher vorwiegend konzentrischen Städtewachstum folgt die Stadtentwick-
lung von nun an großen Straßen. Die Stadt wächst dabei enorm in die Fläche. Unter den
160 000 Einwohnern sind viele Gastarbeiter. 8 | 1977 Riad gehört zu den am schnellsten wachsenden Städten der Welt. Jedes Jahr steigt die
Bevölkerungszahl der Stadt um ca. 8 %. Mittlerweile ist die Millionengrenze überschritten.
Um dem Wachstumsboom Herr zu werden, werden erstmals auch Trabantenstädte ange-
legt. 9 | 1981 Viele Gastarbeiter aus Äthiopien, Indien, Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka, Indonesien,
Sudan, Somalia, Kenia, aber auch aus dem Iran, der Türkei und Zentralasien kommen in
die Stadt und tragen zusätzlich zum enormen Wachstum bei. Die Migranten stellen ca.
1/3 der Bevölkerung Riads.10 | 1987 Das 70 000 Zuschauer fassende König-Fahd-Stadion wird fertiggestellt. Die Stadt wächst
nach wie vor in die Fläche, was in Riad zu einer vergleichsweise geringen Bevölkerungs-
dichte führt (2 500 EW/km2). Ein neuer internationaler Flughafen ist im Bau und wird 1990
fertiggestellt. 11 | 1993 Viele Organisationen aus den Bereichen Bildung, Finanzen, Kultur, Technik und Medizin
haben ihre Zentralen in Riad. Die Stadt beherbergt mittlerweile 2 Mio. Einwohner.
12 | 1995 Die Explosion einer Autobombe tötet sieben Menschen.
13 | 2000 Der britische Architekt Sir Norman Foster erbaut den 267 m hohen Al-Feisaliah Tower.
14 | 2002 Das Kingdom Center erstrahlt als neues Wahrzeichen der Stadt, die mittlerweile
mehr als 3 Mio. Einwohner zählt.15 | 2005 In Riad sind 1 000 000 Autos zugelassen. 16 | 2012 Ein Arbeitsmigrant (ein sogenannter Expatriat) wird in Riad von der Religionspolizei verhaf-
tet, weil er zur Feier des neuen Jahres Luftballons verwendet hat. In Saudi-Arabien ist der
Wahabismus (eine strenge Auslegung des Islams) Staatslehre und verbietet beispielsweise
das Autofahren für Frauen, freie Religionsausübung oder Tanzmusik.
17 | 2014 Eine geplante Ringstraße um die Kernstadt von insgesamt 73 km Länge soll dem
Individualverkehr Entlastung bringen und Staus mindern.
18 | 2016 Die erste S-Bahn-Linie (Nord-Süd) soll eröffnet werden. Der Sky Train Riad, eine Einschie-
nenbahn, soll abgeschlossen und das Herzstück des neuen Finanzdistrikts sein.
19 | 2020 Satellitenstädte sollen dem anhaltenden Bevölkerungswachstum Rechnung tragen.
Im Norden soll eine Stadt für 900 000 Einwohner mit einem Schwerpunkt für die Infor-
matikindustrie entstehen, im Osten eine weitere Stadt mit kommerziellem Zentrum.
Riad gehört zu den am schnellsten wachsenden Städten der Welt. Dieses rasante Wachstum bringt viele Vorteile, aber auch zahlreiche Nachteile mit sich.
1. Beschreibe anhand der Bilder (Abb. 1 und 2) charakteristische Merkmale Riads.
2. Erstelle ein Lebenslinien-Diagramm, das die Stimmung aus der Sicht von Hasim, Kamil oder Genna zu den jeweiligen Ereignissen der Stadtentwicklung darstellt. Verwende dazu die Ereignisleiste (Tabelle) und die Vorlage für das Lebenslinien-Diagramm (AB 3).
– Wähle eine Person aus (Hasim, Kamil oder Genna, s. Rollenkarten), aus deren Perspektive du die Bewertung vornehmen möchtest.
– Lies dir das Ereignis 1 durch. Lege fest, wo es im Diagramm positioniert werden muss. – Entscheide, ob das Ereignis für das Lebensgefühl der Person zum jeweiligen Zeitpunkt
positiv oder negativ war. Bewerte das Lebensgefühl mit einem Wert von –5 bis +5. – Trage den jeweiligen Wert in das Diagramm ein. – Wiederhole dieses Vorgehen für alle weiteren Ereignisse der Tabelle (2 – 19). – Verbinde die Kreuze in deinem Diagramm mit einer Linie.
3. Bildet Zweiergruppen. Vergleicht eure Ergebnisse miteinander und diskutiert die Unterschiede.
4. Diskutiert Stärken und Schwächen der Methode „Lebenslinien-Diagramm“.
Hasim (48 Jahre) ist Gewürz-händler in Riad und führt die Tra-dition seiner Familie fort. Er hat drei Söhne und zwei Töchter und einen Laden im Zentrum der Stadt.
Der Schuhputzer Kamil (19 Jah-re) arbeitet im Zentrum der Stadt. Mit seiner Dienstleistung versucht er den Unterhalt für seine kleine Familie, seine Frau und die zwei Töchter, zu gewährleisten.
Genna (27 Jahre) hält ihrem Mann, der als Schreiner sein Geld verdient, den Rücken frei und kümmert sich um den Haus-halt und die fünf Kinder.
Rollenkarten
Abb. 1: King Fahd Road, Riad Abb. 2: King Abdullah Road, Riad
Abu Dhabi gilt als eine der modernsten Städte der Welt. Pausenlos entstehen neue Wolkenkratzer, futuristische Gebäude und neue Attraktionen. Kann die Stadtentwicklung diesem Tempo standhalten?
1. Beschreibe anhand der Bilder (Abb. 1 und 2) charakteristische Merkmale Abu Dhabis.
2. Erstelle ein Lebenslinien-Diagramm, das die Stimmung aus der Sicht von Bassam, Said oder Zain zu den jeweiligen Ereignissen der Stadtentwicklung darstellt. Verwende dazu die Ereignisleiste (Tabelle) und die Vorlage für das Lebenslinien-Diagramm (AB 3).
– Wähle eine Person aus (Bassam, Said oder Zain, s. Rollenkarten), aus deren Perspektive du die Bewertung vornehmen möchtest.
– Lies dir das Ereignis 1 durch. Lege fest, wo es im Diagramm positioniert werden muss. – Entscheide, ob das Ereignis für das Lebensgefühl der Person zum jeweiligen Zeitpunkt
positiv oder negativ war. Bewerte das Lebensgefühl mit einem Wert von –5 bis +5. – Trage den jeweiligen Wert in das Diagramm ein. – Wiederhole dieses Vorgehen für alle weiteren Ereignisse der Tabelle (2 – 19). – Verbinde die Punkte in deinem Diagramm mit einer Linie.
3. Bildet Zweiergruppen. Vergleicht eure Ergebnisse miteinander und diskutiert die Unterschiede.
4. Diskutiert Stärken und Schwächen der Methode „Lebenslinien-Diagramm“.
Bassam, Bauarbeiter Said, Architekt Zain, Hausfrau
Bassam (24 Jahre) ist Bauarbei-ter in Abu Dhabi. Er ist mit Gadi verheiratet. Sie haben zwei Söh-ne und zwei Töchter. Sie leben zusammen in einer Wohnung am Stadtrand.
Der Architekt Said (44 Jahre) ar-beitet im Stadtzentrum. Er ist spezialisiert auf orientalische Architektur und verbindet gern Tradition mit Moderne.
Zain (29 Jahre) ist Hausfrau und dreifache Mutter. Ihr Mann arbeitet als Teppichhändler im Stadtzen-trum. Sie kümmert sich um den Haushalt ihres kleinen Häuschens und um die Erziehung der Kinder.
Rollenkarten
Abb. 1: In Abu Dhabi entstehen neue Hochhäuser Abb. 2: Skyline von Abu Dhabi
Die anschließende Methode des Lebens-linien-Diagramms (s. Arbeitsblatt 3 ➌) ver-folgt die Intention, Perspektiven zu wech-seln und die Argumentations fähigkeit der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Die Bewertung aus einer fremden Perspek tive gekoppelt mit einer stadthistorischen Di-mension stellt für die Schülerinnen und Schüler sicherlich eine große Heraus-forderung dar. Hierbei gibt es kein Richtig oder Falsch, die Qualität der Bewertung liegt in der jeweiligen Begründung. Wichtig sind die intensive Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Ereignis und die Diskus-sion um die Bewertung.
Methodisch sollte diese Phase deshalb dem Leitbild des Kooperativen Lernens folgen. Zuerst bewerten die Schülerinnen und Schüler in Einzelarbeit die Ereignisse, ehe sie in Zweiergruppen ihre Bewertun-gen vergleichen. Sie treten so in eine erste Diskussionsphase ein. Abschließend soll-ten einzelne Ergebnisse der Klasse prä-sentiert werden.
Die Anlage der Arbeitsblätter ermög-licht zudem einen Vergleich der beiden Städte. So könnten auch die unterschied-lichen Entwicklungen thematisiert werden. Außerdem wäre es möglich, die Perspek-tive um die Sichtweise von Gastarbeitern
(z. B. Expatriats) in den jeweiligen Städten zu erweitern.
Satellitenbildanalyse und Textauswer-tung stehen im Mittelpunkt der abschlie-ßenden Aufgaben auf Arbeitsblatt 4 ➍. Diese sollen den Schülerinnen und Schü-lern einen städtebaulichen Vergleich er-möglichen. Die weiterführenden Aufga-ben verfolgen das Ziel, erste konkrete Lö-sungsansätze für exemplarische Probleme der beiden Metropolen kennenzulernen. Ausgehend von diesen realen Maßnah-men können die Schülerinnen und Schü-ler Lösungsmöglichkeiten beurteilen und diskutieren.
Literatur und Internet
Arabisches Stadtentwicklungsinstitut (Hrsg.) (1985): Riad. Stadt der Zukunft
Baron, K. (2012): Arabische Halbinsel. Köln: Komet Verlag
Elsheshtawy, Y. (2004): Planning Middle Eas-tern Cities. An urban kaleidoscope in a glo-balizing world. London: Routledge
Geo.de (2008): Masdar City: Die Null-Emissi-ons-Stadt in der Wüste. In: Geo Magazin Nr. 11/08. Online abrufbar unter: http://www.geo.de/GEO/natur/green-living/masdar-city-die-null-emissions-stadt-in-der-wueste-58619.html (letzter Zugriff: 03. 02. 2014)
Heck, G. (2007): Abu Dhabi. Ostfi ldern:Dumont
Hermann, R. (2011): Die Golfstaaten. Wohin geht das neue Arabien. München: DTV Deutscher Taschenbuch Verlag
Heumann, P. (2008): Großprojekt Masdar City: Grüne Öko-Stadt in der Wüste. Spiegel Online vom 09. 02. 2008. Online abrufbar unter: http://www.spiegel.de/wirtschaft/grossprojekt-masdar-city-gruene-oeko-stadt-in-der-wueste-a-534205.html (letzter Zugriff: 03. 02. 2014)
Neue Zürcher Zeitung (2008): Masdar City wird die Ökostadt in der Wüste. 10. 02. 2008. Online abrufbar unter: http://www.nzz.ch/nachrichten/panorame/masdar-city_wird_die_oeko-stadt_in_der_wueste_1.668973.html (letzter Zugriff: 03. 02. 2014)
Quaile, I. (2013): Masdar City: Ökostadt er-wacht zu neuem Leben. Online abrufbar unter: http://dw.de/p/17ogx (letzter Zugriff: 03. 02. 2014)
Scharfenort, N. (2009): Urbane Visionen am arabischen Golf. Die „Post-Oil-Cities“. Frank-furt: Campus Verlag
Scholz, F. (Hrsg.) (1999): Die kleinen Golfstaa-ten. Stuttgart: Klett
Simmons, M. R. (2005): Wenn der Wüste das Öl ausgeht. München: FinanzBuch Verlag
Wirth, E. (2000): Die orientalische Stadt im isla-mischen Vorderasien und Nordafrika. Mainz: von Zabern
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Arbe
itsbl
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Name:
Datum:
2008 wurde 30 km östlich von Abu Dhabi mit dem Bau einer Ökostadt namens Masdar City begon-nen. Damit verfolgen die Stadtplaner zum einendas ehrgeizige Ziel eine CO
2-neutrale Stadt der Zukunft zu bauen, zum anderen aber auch die Idee, neue Wissenschaftszweige und Branchen der erneuerbaren Energien nach Abu Dhabi zu locken und traditionelle Bauweisen arabischer Städtemit modernen Technologien zu vereinen. Die Idee ist nicht so neu, weil schon seit den 70er-Jahren in Abu Dhabi auf die „Verbesserung des Erscheinungsbildes der urbanen Bausubstanz durch die Integration traditioneller Elemente isla-misch-arabischer Architektur und durch eine Qua-litätsverbesserung der Bauausführung“ (Hermann 2011, S. 234) Wert gelegt wurde. Zudem versucht Abu Dhabi mit solchen Investitionen, auch sei-nem negativen Image als „Energieverschwender“ entgegenzuwirken: Die Vereinigten Arabischen Emira te hatten 2012 den drittgrößten ökologi-schen Fußabdruck weltweit und haben weltweit den zweithöchsten Pro-Kopf CO
2-Ausstoß. Die Energieversorgung dieser Modellstadt soll aus-schließlich über ein Solarkraftwerk und Windrä-der gesichert, die Wasserversorgung durch solarbe-triebene Entsalzungsanlagen gewährleistet werden. Konsequentes Recycling und Müllvermeidung so-wie ein starker Fokus auf öffentliche Verkehrsmittelsollen zudem dafür sorgen, dass Masdar City em-missions- und müllfrei sein soll.Kein Punkt der Modellstadt, die auf einer Fläche
von 6 km2 ungefähr 50 000 Einwohner beherber-gen soll, wird mehr als 200 m von einer Haltestelleöffentlicher Verkehrsmittel entfernt sein. So und mit dem Bau einer Hochbahn soll das Ziel erreicht werden, dass die Stadt völlig autofrei sein wird. Kern der Stadt soll eine Universität sein, die ihre Schwerpunkte vor allem in den Forschungsberei-chen Ökologie und Umwelttechnologie haben soll.Stadtplanerisch soll die Stadt die Ideen tradi-tioneller arabischer Siedlungen aufgreifen: En-ge, schattenspendende Gassen, klug angelegte Frischluftschneisen und Kühlung durch die Idee der Windtürme. Diese „Modern Wind Towers“ (Windtürme) folgen einer traditionellen Bauweise in orientalischen Städten, wo hohe Gebäude mit seitlichen Öffnungen versehen wurden. So kann Luft oben ins Gebäude einströmen und unten zu einer natürlichen Kühlung führen.Der Fertigstellungstermin 2016 musste mittler-
weile mehrfach revidiert werden. In der Zwi-schenzeit geht man von einer Fertigstellung des Projekts um das Jahr 2025 aus. Das Projekt wird wohl mehr als 25 Mrd. US-Dollar kosten.
Riad ist seit der Unabhängigkeit Saudi-Arabiens im Jahr 1932 die Hauptstadt des Landes. Die Be-vökerungszahl hat sich seit den 1990er-Jahren fast verdoppelt. Sechs Millionen Einwohner leben derzeit auf einer riesigen Fläche von 1 149 km2. Bis zum Jahr 2023 wird die Einwohnerzahl laut Prog nosen auf 8,5 Mio. ansteigen.Zahlreiche Bauten sind in den letzten Jahren in Riad
entstanden. Darunter zum Beispiel der im Jahr 2000 vom britischen Architekten Sir Norman Fos-ter gebaute erste Wolkenkratzer Saudi-Ara biens, der Al-Feisaliah Tower, mit einer Höhe von 267 Metern oder die vom deutschen Architekten Eck-hard Gerber gebaute National bibliothek im Jahr 2013. Das Architekturbüro Gerber baut außerdem zwei Bildungszentren, drei U-Bahn Sta tionen und einen „Schmetterlingsdom“. Der Schmetterlingsdom dient als Ort der Erho-
lung. In tropischem Klima � iegen Schmetterlingein einem Glasbau um die Besucher herum. Über-all in Riad entstehen weitere Gebäude und Hoch-häuser aus Glas. Die ursprüngliche Lehmbau-weise war dem Klima angepasst. Schaute man von oben auf Riad hinab war die Farbe der Stadt Ocker. Durch die Glas- und Neubauten verändert sich das Bild Riads.Im neu entstehenden „King Abdullah Finan cial
District“ sollen auf einer Fläche von 1,6 Mio. m2etwa 100 Wolkenkratzer gebaut werden. Büros für 45 000 Angestellte, Luxuswohnungen für 12 000 Bewohner und 62 000 Parkplätze sind ebenso ge-plant wie Fitnessstudios, Fünf-Sterne-Hotels und eine Moschee. Eckhard Gerber ist einer von 40 internationalen Architekten, die mit dem Bau be-auftragt sind. Ein weiteres Megaprojekt in der saudi-arabischenHauptstadt Riad ist der Bau des U-Bahn-Netzes.Trotz seiner sechs Millionen Einwohner gibt es bisher kein leistungsstarkes System für den öffent lichen Personennahverkehr. Der Individual-verkehr dominiert, was zu zahlreichen Staus und zu Unfällen führt. Mit dem Bau der U-Bahn-Liniesoll sich dies nun ändern. Rund 17 Mrd. Euro sind für den Bau eingeplant. Das U-Bahn-Netz soll aus sechs Linien bestehen und insgesamt eine Länge von 176 km haben. Baubeginn ist Anfang 2014. Die Bauzeit beträgt knapp fünf Jahre. Auf einer der drei vom deutschen Architekten
Gerber geplanten U-Bahn-Stationen, die Olaya Metro Station, wird auf dem Dach ein Park mit Palmen angelegt. Dieser soll laut der Website des Architekturbüros „für die Stadt in diesem Klima eine außerordentliche Bedeutung“ haben.
2008 wurde 30 km östlich von Abu Dhabi mit dem Bau einer Ökostadt namens Masdar City begon-nen. Damit verfolgen die Stadtplaner zum einendas ehrgeizige Ziel eine CO
2-neutrale Stadt der Zukunft zu bauen, zum anderen aber auch die Idee, neue Wissenschaftszweige und Branchen der erneuerbaren Energien nach Abu Dhabi zu locken und traditionelle Bauweisen arabischer Städtemit modernen Technologien zu vereinen. Die Idee ist nicht so neu, weil schon seit den 70er-Jahren in Abu Dhabi auf die „Verbesserung des Erscheinungsbildes der urbanen Bausubstanz durch die Integration traditioneller Elemente isla-misch-arabischer Architektur und durch eine Qua-litätsverbesserung der Bauausführung“ (Hermann 2011, S. 234) Wert gelegt wurde. Zudem versucht Abu Dhabi mit solchen Investitionen, auch sei-nem negativen Image als „Energieverschwender“ entgegenzuwirken: Die Vereinigten Arabischen Emira te hatten 2012 den drittgrößten ökologi-schen Fußabdruck weltweit und haben weltweit den zweithöchsten Pro-Kopf CO
2-Ausstoß. Die Energieversorgung dieser Modellstadt soll aus-schließlich über ein Solarkraftwerk und Windrä-der gesichert, die Wasserversorgung durch solarbe-triebene Entsalzungsanlagen gewährleistet werden. Konsequentes Recycling und Müllvermeidung so-wie ein starker Fokus auf öffentliche Verkehrsmittelsollen zudem dafür sorgen, dass Masdar City em-missions- und müllfrei sein soll.Kein Punkt der Modellstadt, die auf einer Fläche
von 6 km2 ungefähr 50 000 Einwohner beherber-gen soll, wird mehr als 200 m von einer Haltestelleöffentlicher Verkehrsmittel entfernt sein. So und mit dem Bau einer Hochbahn soll das Ziel erreicht werden, dass die Stadt völlig autofrei sein wird. Kern der Stadt soll eine Universität sein, die ihre Schwerpunkte vor allem in den Forschungsberei-chen Ökologie und Umwelttechnologie haben soll.Stadtplanerisch soll die Stadt die Ideen tradi-tioneller arabischer Siedlungen aufgreifen: En-ge, schattenspendende Gassen, klug angelegte Frischluftschneisen und Kühlung durch die Idee der Windtürme. Diese „Modern Wind Towers“ (Windtürme) folgen einer traditionellen Bauweise in orientalischen Städten, wo hohe Gebäude mit seitlichen Öffnungen versehen wurden. So kann Luft oben ins Gebäude einströmen und unten zu einer natürlichen Kühlung führen.Der Fertigstellungstermin 2016 musste mittler-
weile mehrfach revidiert werden. In der Zwi-schenzeit geht man von einer Fertigstellung des Projekts um das Jahr 2025 aus. Das Projekt wird wohl mehr als 25 Mrd. US-Dollar kosten.
„Die orientalische Stadt zeichnet sich durch einen sackgassenartigen Stadtgrundriss aus, umgeben von einer ringförmigen Stadtmauer, die Friedhöfe und Palastanlage integriert. Das unmittelbare Ne-beneinander des religiösen und des wirtschaftlichen Zentrums (Moschee und Souk) sind ebenso kennzeichnend wie wenige zentrale Verkehrsachsen, die vom Zentrum nach außen führen.“
1. Arbeite am Beispiel von Damaskus die oben genannten typischen Merkmale einer orientalischen Stadt heraus. Nutze das Satellitenbild (Abbildung) und geeignete Internet-quellen (z. B. Google Earth).
2. Überprüfe anhand der Satellitenbilder von Abu Dhabi und Riad, ob die beiden Städte dem Modell der orientalischen Stadt entsprechen.
Nutze geeignete Satellitenbilder aus dem Internet, z. B. von Google Earth.
3. Arbeite anhand des Satellitenbildes von Riad ältere und neuere Stadtviertel heraus. Begründe deine Entscheidung.
4. Nutze für die Beantwortung der Aufgaben das vorliegende Material: a. Stelle mögliche soziale, ökologische und ökonomische Folgen, die mit der
Stadt entwicklung Riads einhergehen, in einem Wirkungsgefüge dar. b. Stelle mögliche soziale, ökologische und ökonomische Folgen, die mit der bis-
herigen Stadtentwicklung Abu Dhabis einhergehen, in einem Wirkungsgefüge dar.
5. Vergleiche die geplanten Stadtentwicklungsvorhaben von Riad (Text 1) und Abu Dhabi (Text 2) unter dem Aspekt einer nachhaltigen Stadtentwicklung.
6. Beurteile die Chancen Abu Dhabis und Riads zukünftig den Tourismus als zentrale wirtschaftliche Basis zu nutzen.
Verwende für deine Beurteilung u. a. die Websites http://www.abu-dhabi.de und http://www.arriyadh.com/Eng/Tourism/
Riad gehört zu den am schnellsten wachsenden Städten der Welt. Dieses rasante Wachstum bringt viele Vorteile, aber auch zahlreiche Nachteile mit sich.
1. Beschreibe anhand der Bilder (Abb. 1 und 2) charakteristische Merkmale Riads.
2. Erstelle ein Lebenslinien-Diagramm, das die Stimmung aus der Sicht von Hasim, Kamil oder Genna zu den jeweiligen Ereignissen der Stadtentwicklung darstellt. Verwende dazu die Ereignisleiste (Tabelle) und die Vorlage für das Lebenslinien-Diagramm (AB 3).
Abu Dhabi gilt als eine der modernsten Städte der Welt. Pausenlos entstehen neue Wolkenkratzer, futuristische Gebäude und neue Attraktionen. Kann die Stadtentwicklung diesem Tempo standhalten?
1. Beschreibe anhand der Bilder (Abb. 1 und 2) charakteristische Merkmale Abu Dhabis.
2. Erstelle ein Lebenslinien-Diagramm, das die Stimmung aus der Sicht von Bassam, Said oder Zain zu den jeweiligen Ereignissen der Stadtentwicklung darstellt. Verwende dazu die Ereignisleiste (Tabelle) und die Vorlage für das Lebenslinien-Diagramm (AB 3).
„Die orientalische Stadt zeichnet sich durch einen sackgassenartigen Stadtgrundriss aus, umgeben von einer ringförmigen Stadtmauer, die Friedhöfe und Palastanlage integriert. Das unmittelbare Ne-beneinander des religiösen und des wirtschaftlichen Zentrums (Moschee und Souk) sind ebenso kennzeichnend wie wenige zentrale Verkehrsachsen, die vom Zentrum nach außen führen.“
1. Arbeite am Beispiel von Damaskus die oben genannten typischen Merkmale einer orientalischen Stadt heraus. Nutze das Satellitenbild (Abbildung) und geeignete Internet-quellen (z. B. Google Earth).
2. Überprüfe anhand der Satellitenbilder von Abu Dhabi und Riad, ob die beiden Städte dem Modell der orientalischen Stadt entsprechen.
2008 wurde 30 km östlich von Abu Dhabi mit dem Bau einer Ökostadt namens Masdar City begon-nen. Damit verfolgen die Stadtplaner zum einen das ehrgeizige Ziel eine CO
2-neutrale Stadt der
Zukunft zu bauen, zum anderen aber auch die Idee, neue Wissenschaftszweige und Branchen der erneuerbaren Energien nach Abu Dhabi zu locken und traditionelle Bauweisen arabischer Städte mit modernen Technologien zu vereinen. Die Idee ist nicht so neu, weil schon seit den 70er-Jahren in Abu Dhabi auf die „Verbesserung des Erscheinungsbildes der urbanen Bausubstanz durch die Integration traditioneller Elemente isla-misch-arabischer Architektur und durch eine Qua-litätsverbesserung der Bauausführung“ (Hermann 2011, S. 234) Wert gelegt wurde. Zudem versucht Abu Dhabi mit solchen Investitionen, auch sei-nem negativen Image als „Energieverschwender“ entgegenzuwirken: Die Vereinigten Arabischen Emira te hatten 2012 den drittgrößten ökologi-schen Fußabdruck weltweit und haben weltweit den zweithöchsten Pro-Kopf CO
2-Ausstoß.
Die Energieversorgung dieser Modellstadt soll aus-schließlich über ein Solarkraftwerk und Windrä-der gesichert, die Wasserversorgung durch solarbe-triebene Entsalzungsanlagen gewährleistet werden. Konsequentes Recycling und Müllvermeidung so-wie ein starker Fokus auf öffentliche Verkehrsmittel sollen zudem dafür sorgen, dass Masdar City em-missions- und müllfrei sein soll.Kein Punkt der Modellstadt, die auf einer Fläche von 6 km2 ungefähr 50 000 Einwohner beherber-gen soll, wird mehr als 200 m von einer Haltestelle öffentlicher Verkehrsmittel entfernt sein. So und mit dem Bau einer Hochbahn soll das Ziel erreicht werden, dass die Stadt völlig autofrei sein wird. Kern der Stadt soll eine Universität sein, die ihre Schwerpunkte vor allem in den Forschungsberei-chen Ökologie und Umwelttechnologie haben soll.Stadtplanerisch soll die Stadt die Ideen tradi-tioneller arabischer Siedlungen aufgreifen: En-ge, schattenspendende Gassen, klug angelegte Frischluftschneisen und Kühlung durch die Idee der Windtürme. Diese „Modern Wind Towers“ (Windtürme) folgen einer traditionellen Bauweise in orientalischen Städten, wo hohe Gebäude mit seitlichen Öffnungen versehen wurden. So kann Luft oben ins Gebäude einströmen und unten zu einer natürlichen Kühlung führen.Der Fertigstellungstermin 2016 musste mittler-weile mehrfach revidiert werden. In der Zwi-schenzeit geht man von einer Fertigstellung des Projekts um das Jahr 2025 aus. Das Projekt wird wohl mehr als 25 Mrd. US-Dollar kosten.
Riad ist seit der Unabhängigkeit Saudi-Arabiens im Jahr 1932 die Hauptstadt des Landes. Die Be-vökerungszahl hat sich seit den 1990er-Jahren fast verdoppelt. Sechs Millionen Einwohner leben derzeit auf einer riesigen Fläche von 1 149 km2. Bis zum Jahr 2023 wird die Einwohnerzahl laut Prog nosen auf 8,5 Mio. ansteigen.Zahlreiche Bauten sind in den letzten Jahren in Riad entstanden. Darunter zum Beispiel der im Jahr 2000 vom britischen Architekten Sir Norman Fos-ter gebaute erste Wolkenkratzer Saudi-Ara biens, der Al-Feisaliah Tower, mit einer Höhe von 267 Metern oder die vom deutschen Architekten Eck-hard Gerber gebaute National bibliothek im Jahr 2013. Das Architekturbüro Gerber baut außerdem zwei Bildungszentren, drei U-Bahn Sta tionen und einen „Schmetterlingsdom“. Der Schmetterlingsdom dient als Ort der Erho-lung. In tropischem Klima �iegen Schmetterlinge in einem Glasbau um die Besucher herum. Über-all in Riad entstehen weitere Gebäude und Hoch-häuser aus Glas. Die ursprüngliche Lehmbau-weise war dem Klima angepasst. Schaute man von oben auf Riad hinab war die Farbe der Stadt Ocker. Durch die Glas- und Neubauten verändert sich das Bild Riads.Im neu entstehenden „King Abdullah Finan cial District“ sollen auf einer Fläche von 1,6 Mio. m2 etwa 100 Wolkenkratzer gebaut werden. Büros für 45 000 Angestellte, Luxuswohnungen für 12 000 Bewohner und 62 000 Parkplätze sind ebenso ge-plant wie Fitnessstudios, Fünf-Sterne-Hotels und eine Moschee. Eckhard Gerber ist einer von 40 internationalen Architekten, die mit dem Bau be-auftragt sind. Ein weiteres Megaprojekt in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad ist der Bau des U-Bahn-Netzes. Trotz seiner sechs Millionen Einwohner gibt es bisher kein leistungsstarkes System für den öffent lichen Personennahverkehr. Der Individual-verkehr dominiert, was zu zahlreichen Staus und zu Unfällen führt. Mit dem Bau der U-Bahn-Linie soll sich dies nun ändern. Rund 17 Mrd. Euro sind für den Bau eingeplant. Das U-Bahn-Netz soll aus sechs Linien bestehen und insgesamt eine Länge von 176 km haben. Baubeginn ist Anfang 2014. Die Bauzeit beträgt knapp fünf Jahre. Auf einer der drei vom deutschen Architekten Gerber geplanten U-Bahn-Stationen, die Olaya Metro Station, wird auf dem Dach ein Park mit Palmen angelegt. Dieser soll laut der Website des Architekturbüros „für die Stadt in diesem Klima eine außerordentliche Bedeutung“ haben.