Globalisierung und ihre Bedeutung für die Regional- und Kommunalentwicklung - aus Schweizer Sicht Thomas Egger Direktor Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB) Seilertrasse 4 3001 Bern
Globalisierung und ihre Bedeutung für die Regional- und Kommunalentwicklung
- aus Schweizer Sicht
Thomas EggerDirektor
Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB)Seilertrasse 4
3001 Bern
1. Innensicht und Aussensicht der Berggebiete
2. Globalisierung als Herausforderung und Reaktionsstrategien auf Ebene der Regionen
3. Handlungsachsen auf Ebene des Bundes
4. Die Schweiz ist keine Insel
5. Fazit
Aufbau
Wer ist die SAB?
Die wichtigsten Aufgaben der SAB: 1. Politische Interessensvertretung für die Berggebiete und
ländlichen Räume in der Schweiz
2. Dienstleistungen für die Berggebiete und ländlichen Räume
3. Information der Öffentlichkeit über die Anliegen der Berggebiete und ländlichen Räume
Mitglieder der SAB sind: - 23 Kantone- rund 700 Gemeinden- die meisten Bergregionen- rund 30 Tourismusregionen- rund 100 Landwirtschafts- und Gewerbeorganisationen- über 500 Einzelmitglieder
1. Innensicht versus Aussensicht
Die Aussensicht
• Alpen als Turngerät• Kaum wirtschaftliches Potenzial• Subventionsempfänger• „Alpine Brache“
• Heidi-Image• Mythos Alpen• Wunsch nach starkem Umweltschutz, damit Alpen in natürlichem Zustand erhalten werden können
-> Rückwärtsorientiert
Die Aussensicht
Die alpine Brache in der Vision der ETH
Urbane Potentiale_© ETH Studio Basel 2005
Innensicht
• Urbaner Lebensstil• Mit Internet global vernetzt• Urlaubsreisen nach Thailand, Südafrika, Australien usw.
• Tourismus als Wachstumsmotor• Starke Präsenz der Industrie• HighTech wie z.B. in The Ark• Usw.
Hinweis: Berggebiet erwirtschaftet 87% des BIP selber (zum Vergleich: im Mittelland sind es 91%)
-> Vorwärtsorientiert
Die Innensicht
Steter Wandel
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3. Sektor
2. Sektor
1. Sektor
Fortschreitender Tertiarisierungsprozess
Veränderung der Sektoralstruktur gemessen an denBeschäftigen pro Sektor im Berggebiet (IHG-Perimeter)
Und der Weg in Zukunft?
Entwicklungsrichtungen?
- „Silicon Valais“ - Standortunabhängige Produktionsformen dank IKT
- Neue Dienstleistungen im Tourismus (vgl. z.B. Klimawandel)- Labelregion (z.B. UNESCO JAB)
- (...)
- Abgeltungen für Ressourcennutzung- Bewirtschaftung Landschaft als Ressource
- Abwanderung / Vorrang Natur
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3. Sektor
2. Sektor
1. Sektor
2. Globalisierung als Herausforderung und
Reaktionsstrategien auf Ebene der Regionen
Zunehmende Herausforderungen
Die Berggebiete sind bereits heute in sozialer Hinsicht globalisiert. Doch ist auch unsere Wirtschaft nationalund international konkurrenzfähig?
Zunehmende Herausforderungen: • Internationaler wirtschaftlicher Konkurrenzdruck (Globalisierung)• Demographischer Wandel• Klimawandel• Erreichbarkeit• Sicherstellung der Grundversorgung• Energieversorgung• usw.
Herausforderung Globalisierung
Welches sind die Konsequenzen der Globalisierung?- Hohe Mobilität des Kapitals -> Bsp.: Chemiekonzern Lonza steht im Standortwettbewerb mit Malaysia, China u.a.
- Internationaler Wettbewerb -> Bsp.: Skiferien im Wallis oder Badeferien auf den Malediven?
- Abbau von Monopolbereichen Bsp.: Telekom, Post, Armee
- (...)
Reaktion: Nur wer auf dem Markt bestehen kann und„sichtbar“ ist, kann erfolgreich sein.
Antwort auf Globalisierung: WS-Systeme
Aufbau respektive Stärkung marktorientierter Wertschöpfungssysteme
Bsp. Tourismus
Falsch: Richtig:9 Destinationen im „Berner Oberland Ferien“Berner Oberland
89 VV in Graubünden Graubünden Ferien mit5 - 6 Destinationen
Beispiel Holz
Antwort auf Globalisierung: WS-Systeme
Waldbesitzer
1. Verarb-eitungsstufe
AuslandFertigprodukte
Markt
Rohstoffe
Konsequenz: Aussenhandels-bilanzdefizit
2,9 Mrd. Fr.
Waldbesitzer
Export
Markt
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Regionale Zusammenarbeit und Markt
Region x
Waldwirtschaft
Landwirtschaft
Tourismus
Industrie/Gewerbe
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Politik: regionale Sichtweise / integrale ProjekteEinflussnahme auf Rahmenbedingungen
2004 IDT-HSG, nach Rüegg-Stürm 2002
Vision +Ziele
Um-setzung
StrategieAgenda-Setting
Ressourcen
Wirtschaft
Normen und Werte
Anliegen und Interessen
Natur
Gesellschaft
Unternehmen
Organisierte Interessen
Bewertung + Korrektur
Sinn machen
Handlungen fördern
Ressourcen freisetzen
Informationen
Einwohner +Politik
Kommunen
Touristen
Technologie
Managementmodell für Regionen
3. Handlungsachsen auf der Ebene des Bundes
Hilfestellung des Bundes für Zusammenarbeit
Abkehr von der Einzelobjektbetrachtung und vom Kirchturmdenkenhin zu einer regionalen Sichtweise
Neue Instrumente des Bundes sinnvoll nutzen: - Neue Regionalpolitik- Modellvorhaben Siedlungsentwicklung (ARE)- Modellvorhaben ländlicher Raum- Agglomerationsprogramme- Regionale Projektinitiativen (LWG Art. 93, Abs. 1, Bst. c)- Regionale Naturpärke- etc.
Wichtige Elemente beachten: - Unternehmertum, Innovation, Initiative aus den Regionen- Abkehr von Umverteilung zu Leistungsvereinbarung
--> Die politischen Weichen sind zu Gunsten der Bergregionen gestellt. Nun sind die Regionen gefordert.
Komplementäre Instrumente
Finanzausgleich: Disparitätenabbau
Regionalpolitik: Wettbewerbsfähigkeit
Sektoralpolitiken: Sektorielle Ziele
Grundversorgung: Chancengleichheit
Die Neue Regionalpolitik des Bundes
Bundesversammlung: Mehrjahresprogramm und Kreditrahmen(8 Jahre)
Kantone: Umsetzungsprogramme
Regionale Akteure: Eigene Entwicklungsprogrammeund Projekte
Bundesrat: Legt räumlichen Wirkungsbereich fest
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Ziele: - Unternehmertum- Innovation- Wertschöpfungssysteme
Mittel: Ca. 70 Mio. CHF p.a.
In Kraft seit 1.1.2008
Finanzausgleich - Abbau von Disparitäten
NFA - Neue Aufgabenteilung
Die fünf Instrumente der NFA
• Aufgabenentflechtung
• Verbundaufgaben mit neuen Zusammenarbeitsformen (Programmvereinbarungen)
• Besonderer Lastenausgleich für Berggebiets- und Stadtkantone
• Interkantonale Zusammenarbeit mit Lastenausgleich
• Ressourcenausgleich
-> Fazit: Kantone haben mehr Handlungsspielraum aber auch mehr Verantwortung!
Neuer Finanzausgleich - Finanzströme
Bund
Kantone
Ressourcenstarke Kantone
RessourcenschwacheKantone
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Horizontaler Ressourcenausgleich
+/- 1‘259 Mio. Fr.
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Interk. Lastenausgleich+ / -
©Thomas Egger, 6.7.2007
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Härteausgleich Kantonsanteil122 Mio. Fr.
Basis: Definitive Ausgleichsbeiträge, Stand Juli 2007
Problemlösung am Beispiel Grundversorgung
Umliegende Gemeinden
Weiterbildungs-massnahmen EDVfür Private und KMU
Verkäufer eBay
Thin Client-Lösungenfür Gemeinden
Marketingplattformen z.B. für Landw. Produkte oder Immobilien (FeWo)
Internet-basierter Bestellservice fürGüter des täglichen Bedarfs
Auslieferung durch Post oder öV-Anbieter
E-Government-Plattform für Gemeinden
Regionales Zentrum
- Logistikbasis- Regionales Dienstleistungs- zentrum
Kooperationen unterden Gemeinden
Weitere
Projektidee von InnoVnet.ch
Problemlösung am Beispiel Grundversorgung
DienstleistungszentrumObergesteln
InnoVnet.ch in Susch (GR):der Dorfladen wird
zum Tourismusbüro
Berggebiete / Ländliche Räume
Waldgesetz
NFARegionalpolitik Agrarpolitik
Raumplanung- Teilrevision- Totalrevision- Lex Koller
Tourismus-Tourismusgesetz-Seilbahngesetz
Energiepolitik- StromVG
Natur- und Landschaftsschutz- Regionale Naturpärke- Konzept Bär / Wolf
Post- Ymago- Postagenturen- Pa. Iv. CVP
Koordination Sektoralpolitiken
Telekom-Privatisierung Swisscom-Breitband in GV-Letzte Meile-RTVG: Gebührensplitting
Verkehr-Infrastrukturfonds-9. Rahmenkredit-Freizeitverkehr
Weitere
Einflussnahme SAB
Raumkonzept Schweiz als Grundlage?
Metropolen
Polyzentrischer Ansatz: Ja, aber....
... bis zum Ende gedacht mit Anbindung der umliegenden Dörfer.
Städtenetz Schweiz
Regionale Zentren und touristische Zentren
Dörfer stärken, aber wie?
Siedlungsentwicklung nach Innen. Dadurch Zentren wieder beleben. -> Bauten erneuern und modernisieren-> Abkehr von falsch verstandenem Heimatschutz
Einkaufszentren als Fluch-> Wochenmärkte-> Dienstleistungszentren, Bsp DIZ Obergesteln oder InnoVnet.ch im Unterengadin
Begegnungszonen schaffen-> Bsp. Chinderwält in Visperterminen
4. Die Schweiz ist keine Insel
Erfahrungsaustausch über die Grenzen hinweg
Auch andere Regionen haben ähnliche Probleme -> interregionale Kooperation
Auch die Berggebiete können sich „Globalisieren“, indem sie eine stärkere Zusammenarbeit pflegen. Bsp.: Euromontana, Allianz in den Alpen,
Konferenz der Regionen, Interreg usw.
Kooperationsprojekte - Bsp. PUSEMOR
4 projects:•Delivery service for every-day needs •“Week of proximity”•Broadband access (wireless), •Network of employers training young people
3 projects:•Multiservice desk for administration•Broadband access (wireless)•Local TV network
3 projects: •Videoconference•Mobile kindergarten•Network of (media)libraries
4 projects:Local concepts / strategies for:•Broadband access•Ageing population•Decreasing population•Provision of daily needs
3 projects:•Broadband access (network- and user-orientated)
3 projects:•Local internet services•Local social services•Youth project
5 projects: •Public E-Points•Local meeting centres•School as IT centre
• Cooperation of local shops
3 projects:•Broadband access (wireless)
5. Fazit
Fazit
1. Die Bergebiete stehen vor vielfältigen Herausforderungen.
2. Die Berggebiete müssen auf die Herausforderungenmit Innovation und mit vereinten Kräften reagieren.
3. Seitens des Bundes stehen neue Instrumente zur Verfügung, welche genutzt werden können.
4. Die SAB setzt sich ein, für gute Rahmenbedingungenund berät bei konkreten Vorhaben.