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Gesellschaftsform und Denkform:
Eigenart, Entstehung und Grenzen
okzidentaler Rationalittoder:
Von intuitiver, konkret-metaphorischer knstlerischer zu
rationaler, abstrakt-
gesetzesfrmiger wissenschaftlicher Wahrnehmung: Eigenarten und
praktische
Entstehung abstrakt-allgemeinen, formal-deduktiven Denkens und
westlicher
Rationalitt aus den praktischen Interessen der ersten freien
Grundeigentmer.
Eine Untersuchung zum Verhltnis von Allgemeinem und Besonderem
und zur
Funktion von Theorien in den Kultur- und
Sozialwissenschaften.
Expos fr eine Dissertation zur Erlangung der Doktorwrde durch
den
Promotionsausschu Dr. phil. der Universitt Bremen
vorgelegt von:
Wolfgang Theil
Ringstrae 12
D-72411 Bodelshausen
Tel. (07471) 74 14 59, Handy (0177) 8 63 74 73
E-mail: [email protected]
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Abstract: Ich untersuche konkret-metaphorisches
("knstlerisches") und abstrakt-gesetzesfrmiges
("rationales") Denken und Wahrnehmen vergleichend im Hinblick
auf ihre logisch-epistemische Struktur -
speziell im Hinblick auf die Rolle, die Abstraktionsprozesse in
beiden Formen spielen. Ausgehend von den
Ergebnissen dieser Untersuchung entwickle und prfe ich auf der
Basis von G. Heinsohns
sozialtheoretisch-hypothetischer Rekonstruktion der Entstehung
der antiken griechischen Polis neue
Hypothesen zum handlungspraktischen Ursprung und zur
ursprnglichen sozialen Funktion abstrakt-
gesetzesfrmigen Denkens. Daraus ergibt sich eine differenzierte
Sicht des Verhltnisses der beiden
grundlegend verschiedenen Denk- und Wahrnehmungsformen, die es
jenseits dualistischer Konzeptionen
von Sozialwissenschaft (Erklren vs. Verstehen, qualitativ vs.
quantitativ, Grotheorie vs. Mini-
/Bereichstheorie, Aufklrung und Vernunft vs. Rationalittskritik
und Irrationalismus etc.) erlaubt, fr
beide jeweils sinnvolle Anwendungsbereiche zu benennen. Daraus
lt sich eine klare methodische
Konzeption fr sozialwissenschaftliches Forschen und kreatives,
praktisch vernderndes Handeln
entwickeln.
BERSICHT:
1) Problemstellung: Zwei Denkkulturen
2) Relevanz: Sozialwissenschaftlicher Methodendualismus und das
Verallgemeinerungsproblem
3) Fragestellung und Methode: Eigenart und Ursprung
abstrakt-gesetzesfrmigen Denkens
a) Vergleichende Analyse
b) Historische Rekonstruktion
4) Verwendete theoretische Konzepte
a) Conceptual Blending
b) Eigentumskonomik
5) Forschungsstand
6) Hypothesen
7) Plan
a) Vorarbeiten
b) Gliederung
c) Literaturverzeichnis
d) Zeitplan
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1. Problemstellung: Zwei Denkkulturen
Man kann zwei grundlegende Formen des Denkens und Wahrnehmens
unterscheiden, die ich hier in erster
Annherung konkret-metaphorisch und abstrakt-gesetzesfrmig nennen
mchte. Wer konkret-
metaphorisch wahrnimmt und denkt, konstruiert mithilfe einer
meist konkret-metaphorisch strukturierten
Sprache Geschichten und plausible historische Beschreibungen von
Ereignissen. Wir finden diese Form
des Denkens heute vor allem in der Literatur und den Knsten, und
in informellen Gesprchen im Alltag.
Konkret-metaphorisches Denken ist historisch weitaus
ursprnglicher als abstrakt-gesetzesfrmiges
Denken. Die mythischen Weltbilder und Realittsvorstellungen der
meisten Jger- und Sammlerkulturen
zeigen eine metaphorische Struktur und werden mndlich und im
Rahmen religiser Rituale an die nchste
Generation weitergegeben. Auch die religis legitimierten
Feudalsysteme der ersten Hochkulturen in
Mesopotamien, im Industal, dem mykenischen Griechenland und dem
vor-achsenzeitlichen China scheinen
noch weitaus berwiegend vom konkret-metaphorischen Denkmodus
geprgt gewesen zu sein.
Konkret-metaphorische Fhigkeiten entwickeln bei Kindern frh und
auf natrliche Weise, whrend die fr
abstrakt-gesetzesfrmiges Denken notwendigen abstrakt-logischen
Fhigkeiten erst durch systematische
Erziehung entstehen. Die Unterschiede zwischen beiden Formen des
Denkens sind sehr tiefgreifend und
gehen bis zu unterschiedlichen Definitionen des
zugrundeliegenden Begriffs von Wahrheit.
Zwei entscheidende Phnomene scheinen historisch betrachtet - in
primr konkret-metaphorisch
denkenden, narrativ-mythischen Kulturen fast ganz zu fehlen.
Diese Phnomene sind routinemiger
Schriftgebrauch und abstrakt-allgemeines, gesetzesfrmiges
theoretisches Denken. Theoretisches Denken
umfat (unter anderem) formale Argumente, systematische
Taxonomien und abstrakte Typologien,
Induktion, Deduktion, syllogistisches Schlieen, und die Idee der
Wahrheitssuche durch Argumentation
und theoretische Streitgesprche. Erklrtes Ziel
theoretisch-analytischen, abstrakt-gesetzesfrmigen
Denkens sind formale Theorien: Systeme logisch-deduktiv
aufeinander bezogener Aussagen verschiedenen
Allgemeinheitsgrades, die Phnomene in einem bestimmten
Gegenstandsbereich erklren und
vorhersagbar machen sollen.
Die Praxis theoretisch-analytischen Denkens bricht mit dem
metaphorischen Stil der
Bedeutungskonstruktion der narrativ-mythischen Kultur. Anstatt
Ereignisse in Analogie zu menschlichem
Handeln als Ergebnis absichtsvoller Handlungen von Naturgttern
zuzuschreiben und sie per Analogie zu
verknpfen, werden Ereignisse hier zerlegt, analysiert, abstrakt
klassifiziert und ohne den Rckgriff auf
personale Krafttrger aus allgemeinen Gesetzen erklrt. Man knnte
vielleicht sogar sagen, da der erste
Schritt der Entwicklung einer neuen Theorie immer antimythisch
ist: Dinge und Ereignisse mssen zuerst
von ihrer mythischen Bedeutung befreit werden, bevor sie
"objektiv" und theoretisch analysiert werden
knnen. In gewissem Sinn bedeutet "Objektivitt" eben dies:
Entmythologisierung.
Dieser bergang von einem berwiegend narrativ-mythischen zu einem
theoretisch-analytischen Denkstil
scheint eine umfassende kulturelle Transformation
vorauszusetzen.
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4
Abstrakt-gesetzesfrmiges bzw. theoretisch-analytisches Denken
gilt als ein definierendes Kernmerkmal
der abendlndisch-westlichen Zivilisation und hat seinen Ursprung
im antiken Griechenland der
Achsenzeit (Jaspers 1949). Die genauen Umstnde der Entstehung
der griechischen Stadtstaaten mit
freiem Grundeigenum, Vertrgen und bald auch Geld gelten bis
heute als unbekannt und rtselhaft (siehe
z.B. van Creveld 1999, 32 und Wesel 2006, 116). Doch im 8.
Jahrhundert v. Chr. enstehen dort
Stadtstaaten, in denen die Frsten beseitigt sind. Der Adel hat
die Macht bernommen, es gibt
Privateigentum an Grund und Boden, freie Mnner, bald wird auch
Geld geprgt. Um 640 wird Thales
von Milet geboren, Kaufmann, Staatsmann und Naturforscher. Die
griechischen Philosophen Thales,
Anaximander und Anaximenes beginnen damit, die Natur nicht mehr
mythisch-metaphorisch als das
Ergebnis der Handlungen von Gttern, sondern als Ergebnis des
Wirkens abstrakter Prinzipien zu
erklren. Um 594 schafft Solon die Schuldknechtschaft
(Darlehensvertrge mit Verpfndung des
Schuldners) ab, etwa um 580 wird Pythagoras geboren.
384 schlielich wird Aristoteles geboren, der als frher Gigant
theoretisch-analytischen Denkens gelten
kann. Er legt mit seiner Kategorienlehre die Grundlagen der
deduktiven Logik, der definierenden Methode
abendlndischen abstrakt-gesetzesfrmigen Denkens. Fr Aristoteles
war die mimetisch-metaphorische
Denkweise, die die der antiken Polis vorhergende, feudal
strukturierte mykenische Kultur bestimmt hatte,
bereits sekundr und gehrte in den Teilbereich der Knste. Seine
berlegungen zum metaphorischen
Denk- und Wahrnehmungsmodus in der "Poetik" machen nur einen
kleinen Teil seines Gesamtwerks aus.
Seine Schrift zur Komdie, also auch seine Analyse des Phnomens
"Humor", ist verlorengegangen.
sthetik spielte in der Geschichte der abendlndischen
Zivilisation da, wo sie berhaupt diskutiert wurde,
durchgehend bestenfalls eine untergeordnete Nebenrolle.
Zu den entscheidenden Phnomenen, die in der
theoretisch-analytischen Denkkultur der
Sozialwissenschaften und der Psychologie bisher kaum
befriedigend untersucht wurden , sondern in den
vermeintlich rein "subjektiven" Bereich der Knste verwiesen
wurden, zhlen metaphorische Modi des
Denkens und Wahrnehmens, Kreativitt und Innovation, Phantasie
und Humor. Fr die beiden letzteren
hat etwa die von H.J. Sandkhler herausgegebene Europische
Enzyklopdie zu Philosophie und
Wissenschaften nicht einmal eigene Eintrge.
Wie lt sich das gegenstzliche Verhltnis der beiden Denkkulturen
erklren wo genau liegen die
entscheidenden Gemeinsamkeiten und Unterschiede? Wie lt sich die
Entstehung abstrakt-
gesetzesfrmigen Denkens und das Zurckdrngen
konkret-metaphorischen Denkens historisch erklren?
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2. Relevanz: Sozialwissenschaftlicher Methodendualismus und das
Verallgemeinerungsproblem
Wissenschaftliches Denken zielt auf formale, allgemeine
Gesetzesaussagen. Dies gilt auch fr den grten
Teil der Sozialwissenschaften1. Whrend nun aber dieses der
griechischen Philosophie entstammende
Erkenntnisprogramm in den modernen Naturwissenschaften und
technischen Anwendungen bis hin zur
Kybernetik auerordentliche Erfolge gefeiert hat, war sein Nutzen
in den Sozialwissenschaften weniger
klar und Gegenstand eines langen, bis heute andauernden
Methodenstreits. Ob und in welcher Form
allgemeine Gesetzesaussagen in den Sozialwissenschaften mglich
und sinnvoll sind, in welcher Hinsicht
und in Bezug auf welche Erkenntnisbereiche sie als sinnvoll und
praxisrelevant zu betrachten sind oder
nicht , und mit welchen Methoden man ggf. solche Aussagen
produzieren knne und solle, blieb bis heute
heftig umstritten (Beckermann 1985, Schwemmer 1987).
Die Diskussion ber das Verhltnis von konkret-metaphorischem und
theoretisch-analytischem
Denkmodus zieht sich durch die gesamte Geschichte der Sozial-
und Kulturwissenschaften, der
Psychologie und der Pdagogik. Denn diese Wissenschaften haben
das Ziel, analytische Theorien zu
entwickeln, bekommen es dabei aber innerhalb ihres
Gegenstandsbereichs permanent auch dem konkret-
metaphorischen, narrativ-mythischen Denkmodus zu tun, der bis
heute groe Teile der Alltagspraxis
bestimmt und mit dem abstrakt-analytischen, theoretischen
Denkstil nicht ohne weiteres kompatibel ist.
Die dabei auftauchenden Probleme haben zu verschiedenen
Diskussionen darber gefhrt, welche Ziele
Sozialwissenschaftler verfolgen und welche Methoden sie dabei
verwenden sollten. Die Erklren-
Verstehen-Kontroverse, der Werturteilsstreit, der
Positivismusstreit und zuletzt der Streit um postmoderne
Vernunftkritik waren vielleicht die wichtigsten dieser
Diskussionen, die bisher zu keinem Konsens in den
Sozialwissenschaften gefhrt haben. Einige der wichtigsten
Probleme, die bis heute kontrovers geblieben
sind, ist das sogenannte Verallgemeinerungsproblem, das
Theorie-Praxis-Problem und das
Relevanzproblem. Das Verallgemeinerungsproblem besteht in der
Frage, ob es in den
Kulturwissenschaften mglich und sinnvoll ist, allgemeine
Theorien zu formulieren, oder ob man sich nicht
auf "dichte Beschreibungen" (Clifford Geertz) individueller
Einzelheiten zu beschrnken habe.
Doch selbst da, wo Wissenschaftstheoretiker der
Sozialwissenschaften durchaus breit angelegte
Untersuchungen und differenzierte, pluralistische Ansichten zur
Methodologie der Sozialwissenschaften
vertreten (z.B. Schwemmer 1987) oder gar einen radikalen
Pluralismus vertreten (Feyerabend 1975, 1995)
wird die Frage nach dem epistemologischen Verhltnis
wissenschaftlicher Formen der Erkenntnis zu
anderen Formen der Erkenntnis wie etwa knstlerischen oder
humorvollen Formen der
Einsichtsgewinnung kaum gestellt. Und ebenso unterbleibt meist
die Frage nach dem historischen
1 Selbst dort, wo beispielsweise im Rahmen der objektiven
Hermeneutik - verstehend gearbeitet wird, besteht das Ziel der
Erkenntnis darin, die hinter den Erscheinungen operierenden
Gesetzmigkeiten ans Licht zu bringen (Oevermann 2002, 1);
ironischerweise beschreibt Oevermann dieses Ziel selbst auf
unreflektierte Weise in metaphorischer Form ("hinter den
Erscheinungen" ist eine rumliche Metapher, "ans Licht bringen"
eine visuelle Metapher)
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Ursprung des wissenschaftlichen Ideals der bewuten Formulierung
abstrakter Gesetzeszusammenhnge
als Knigsweg der Erkenntnis.
Selbst dort, wo nach diesem Verhltnis gefragt wird und der
Versuch unternommen wird,
philosophiekritisch das Phnomen der Metapher ins Zentrum der
Aufmerksamkeit und einer
Kognitionstheorie zu rcken und diese zur sthetik hin zu ffnen,
ohne dabei postmodernem Relativismus
zu verfallen (Lakoff/Johnson 1999, Johnson 2007), oder wo
versucht wird, der direkten Erfahrung wieder
ihr Recht zu verschaffen wie in den Traditionen des
amerikanischen Pragmatismus (John Dewey, William
James), der Phnomenologie Merleau-Pontys oder der Psychologie
der Sehens in der Tradition der
Gestaltpsychologie (Arnheim 1974) unterbleibt die Frage nach dem
historischen und sozialen Ursprung
der abstrakt-allgemeinen, abendlndischen Denkform und ihrer
sozialen Funktion und vor allem die Frage
nach dem historischen Ursprung der Aufspaltung in die beiden
Formen des Denkens, die sich weitgehend
"feindlich" einander gegenberzustehen scheinen.
Nach wie vor gibt es daher zwei einander widersprechende "Camps"
von "Grotheoretikern" und
"Postmodernen" sowie "Ethnologen", die jeweils eigene, aber
allgemeingltige Erkenntnismethoden fr
sich beanspruchen.
Eine Klrung des epistemischen Verhltnisses zwischen dem
narrativ-mythischen und dem theoretisch-
analytischen Denkmodus htte also eine zentrale
Orientierungsfunktion fr Sozialwissenschaftler. Sie
wrde es ermglichen, bewut und rational entscheiden, fr welche
Gegenstandsbereiche und
Forschungsziele welche Methoden und Denkformen
gegenstandsangemessen sind.Ein abstrakter
Methodendualismus wre berflssig.
Relevant ist die hier angestrebte Klrung aber auch fr Theorien
des Geistes also fr die
Kognitionsforschung und die Psychologie. Denn auch dort wurden
lange Denk- und
Wahrnehmungsformen, die nicht dem Muster des
deduktiv-gesetzesfrmigen Denkens folgten,
marginalisiert und reduzierte Geistesmodelle konstruiert, die
nicht in der Lage waren, der Flle
menschlicher Erfahrung gerecht zu werden, geschweige denn
Alltagsphnomene wie Kreativitt und
Humor auch nur ansatzweise befriedigend zu modellieren.
Dieser Zustand der Sozialwissenschaften rechtfertigt eine
allgemeinere epistemologische und
kulturhistorische Untersuchung wissenschaftlicher
(abstrakt-deduktiver) Rationalitt als historisch
spezifische (abendlndische) Form abstrakt-allgemeiner
Weltwahrnehmung und sozialer Praxis mit dem
Ziel, przise festzustellen, in welchen Bereichen der
Sozialwissenschaften und Psychologie diese Form des
Denkens ntzliche Dienste leisten kann und in welchen Bereichen
ein grundstzlich anderer Zugang zum
Forschungsgegenstand sinnvoll sein mag.
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3. Fragestellung und Methoden: Eigenart und Ursprung
abstrakt-gesetzesfrmigen Denkens
Um das epistemologische Verhltnis wissenschaftlich-analytischen
und knstlerisch-metaphorischen
Wahrnehmens und Denkens genauer zu klren, werde ich es aus zwei
unterschiedlichen Perspektiven
analysieren: aus der Perspektive einer vergleichenden Analyse
der logischen Struktur beider Denktypen,
und aus der Perspektive einer historischen Rekonstruktion der
praktischen Erfindung des theoretisch-
analytischen Denkmodus und seinen sozialen Funktionen im antiken
Griechenland.
Im Rahmen der vergleichenden Analyse wird vor allem der
Charakter und die Rolle formal-deduktiver
Argumentation sowie die Rolle, die die dabei verwendeten
Abstraktionen spielen, herauszuarbeiten sein.
Diese Rolle wird mit der Rolle von Abstraktionsprozessen in der
visuellen Wahrnehmung, in Metaphern,
Ritualen, kreativen Problemlsungsakten etc. zu vergleichen
sein.
Im Rahmen der historischen Rekonstruktion des Ursprungs des
theoretisch-analytischen Denkmodus
werden wird vor allem nach den praktischen Anlssen und Problemen
zu fragen sein, die die Erfindung
abstrakten Denkens notwendig erscheinen lieen. Ein Blick auf die
frhen sozialen Funktionen abstrakten
Denkens drften auch ein neues Licht auf die ablehnende Haltung
der antiken griechischen Philosophen
gegenber dem vorhergehenden metaphorisch-mythischen Denktyp
werfen.
Wir werden auf der Basis unserer Untersuchungsergebnisse zu
klren haben, fr welche Fragestellungen,
Gegenstandsbereiche und Ziele wir in den Sozialwissenschaften
eine "Grotheorie" und eine dieser
entsprechende Methodik brauchen, und fr welche Fragestellungen,
Gegenstandsbereiche und Ziele
Grotheorien a) nicht ausreichen oder sogar b) dysfunktional und
fehlplatziert sind und daher durch
andere z.B. "anthropologische" (vgl. Schwemmer 1987, 178-198) -
Methoden und Gegenstandszugnge
zu ergnzen oder zu ersetzen sind2.
4. Verwendete theoretische Konzepte
Ich greife fr diese die Untersuchung des
systematisch-vergleichenden und des historischen Aspekts des
Problems auf zwei verschiedene theoretische Konzeptionen
zurck.
Um den narrativ-mythischen und den theroetisch-analytischen
Denkmodus in Bezug auf ihre
epistemologische Struktur vergleichen zu knnen, bentige ich ein
als epistemologisches Rahmenkonzept
eine Meta-Theorie, in deren Rahmen sich beide Formen des Denkens
als Formen eines einheitlichen
geistigen Grundprozesses erklren lassen. Auf der Basis dieser
grundlegenden Gemeinsamkeiten lassen
sich dann die relevanten Unterschiede przise beschreiben. Dafr
verwende ich die Theorie des
conceptual blending bzw. der conceptual integration
(Fauconnier/Turner 2002), die u.a. auf von dem von
2 Auch im Hinblick auf dieses Problem verfolgen Heinsohn/Steiger
ohne dies gesondert zu diskutieren - bemerkenswerte
und zukunftsweisende methodische Anstze, wohl vor allem aufgrund
des Einflusses von Marx und Freud; vgl. Heinsohn/Steiger
1996, Einleitung und Heinsohn 1997
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Arthur Koestler (1964) entwickelten, aber bei Koestler noch vage
gebliebenen Vorluferkonzept der
"Bisoziation" beruht (Fauconnier/Turner 2002, 37), sowie
Hintergrundberlegungen eines Anthropologen
und Epistemologen, dessen Arbeiten bisher in den
Sozialwissenschaften nur wenig systematisch rezipiert
wurden: Gregory Bateson (Bateson 1979, 1987).
Um die historische Entstehung und die sozialen Funktionen des
spezifisch abendlndischen, theoretisch-
analytischen Denkmodus aufhellen zu knnen, greife ich auf
Ergebnisse des von Heinsohn und Steiger
entwickelten Forschungsprogramms der Eigentumskonomik zurck.
a) Conceptual Blending
Conceptual Blending ist ein neueres Modell aus der
angloamerikanischen Tradition der kognitiven
Linguistik, das seit Mitte der 90er Jahre von Mark Turner und
Gilles Fauconnier entwickelt wurde (Turner
1996, Fauconnier 1997, Fauconnier/Turner 2001 und ausfhrlich
Fauconnier/Turner 2002). Es stellt eine
Weiterentwicklung der conceptual metaphor theory (Lakoff/Johnson
1981; Lakoff 1990; Lakoff/Johnson
1999) dar, die mittlerweile zum Kernbestand der kognitiven
Linguistik zhlt.
Im wesentlichen handelt es sich dabei um ein generelles Modell
der Konstruktion von Bedeutung,
innerhalb dessen sich eine breite Vielzahl unterschiedlicher
kognitiver Phnomene, die bisher in relativer
Isolation voneinander untersucht wurden, innerhalb eines
gemeinsamen Rahmenkonzepts analysieren und
verstehen lassen. Zu diesen Phnomenen gehren grundlegende
Aspekte menschlichen Wahrnehmens und
Denkens wie sinnliche Wahrnehmungsprozesse, Intentionalitt,
Intersubjektivitt, Abstraktion und
Kategorisierung, Analogien, Metaphern, verschiedene Formen des
Lernens, Projektion, Fehlhandlungen,
Kreativitt und Design in Kunst, Humor, Mathematik und
Wissenschaft, Prozesse literarischen Verstehens
von Geschichten und Gedichten, Parabeln, Rituale, die Entstehung
phantastischer mythischer Figuren, etc.
(Fauconnier/Turner 2002, 37; 90) Das Konzept wurde zwar bisher
in der Sozialforschung noch wenig
verwendet (siehe aber Hutchins 1996, 2007; Pascual 2002), bietet
sich aber aufgrund seines breiten
Geltungsbereichs dafr an (s.a. Turner 2001). Seine Soliditt und
Fruchbarkeit fr verschiedene
kulturwissenschaftliche Themenbereiche zeigt sich auch daran, da
innerhalb einer relativ kurzen Zeit
grundlegende Studien zu den Themen musikalischen Verstehens
(Zbikowski 2001), Magie (Sorensen 2006)
und chinesischer Philosophie (Slingerland 2004) erschienen sind,
die das Konzept nutzen. Es wurde auch
in der AI-Forschung frh aufgegriffen (Veale 1997, 2003, 2004),
wo jetzt bereits an Algorithmen fr
Kreativitt und Humor gearbeitet wird (allerdings bisher nur in
sehr rudimentrer Form); und tatschlich
drfte die Verwissenschaftlichung der Phnomene Kreativitt und
Humor zu den interessantesten
zuknftigen Forschungsfeldern auf diesem Gebiet gehren.
Im deutschen Sprachraum steht eine breite Rezeption dieses
Modells bisher noch aus (vgl. aber Panther
2003). Daher werde ich hier ausschlielich englischsprachige
Literatur verarbeiten und dabei wenn ntig
ins Deutsche bertragen.
Dieses Modell werde ich als theoretische Grundlage des
Vergleichs der epistemologischen Grundstruktur
der beiden Denkformen nutzen, denn sie lassen sich als
verschiedene Formen desselben kognitiven
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9
Grundprozesses des conceptual blending bzw. der conceptual
integration analysieren. Dabei wird sich
zeigen, worin die entscheidenden Spezifika des
abstrakt-gesetzesformigen, abendlndischen Denkmodus
liegen. Wir werden przise sehen, welchen Teil grundlegender
menschlicher Prozesse der
Bedeutungskonstruktion bei diesem Abstraktionsmodell
notwendigerweise komplett unbewut bleiben
mssen, soda Kreativitt und Humor, Metapher und Einfhlung,
Intentionalitt und Intersubjektivitt,
Projektion und Fehlhandlungen, Phantasie und Planungsprozesse
etc. per definitionem aus dem
Gegenstandsbereich solchen Denkens ausgeschlossen bleiben mssen
und in seinem Rahmen nicht
systematisch erforscht werden knnen (im Rahmen des Blending aber
systematischer Forschung
zugnglich werden).
b) Eigentumskonomik
Ausgehend von Marx Kritik der politischen konomie, dem
Keynesschen Entwurf einer Theorie der
Geldwirtschaft, der freudschen Psychoanalyse und Immanuel
Velikovskys katastrophistischer Version der
antiken Geschichte haben Gunnar Heinsohn und Otto Steiger ein
umfassendes sozialtheoretisches
Forschungsprogramm entwickelt.
Das Hauptziel dieses Programms besteht darin, "... die
familialen Formen der Fotpflanzung zur Sicherung
der biologisch-sozialen Reproduktion (Arbeitskrfte), sowie die
Produktion von Gtern, also die
Sicherstellung des konomisch-sozialen berlebens ... " zu
erklren, also "Bevlkerung und Wirtschaft in
den unterschiedlichen Gesellschaftsstrukturen der
Menschheitsgeschichte zu erklren und den bergang
von der einen zur anderen durchsichtig zu machen ..."
(Heinsohn/Steiger 1990, 8)
Heinsohn/Steigers haben dazu bereits ein schlssiges allgemeines
Modell moderner geldwirtschaftlicher
Wirtschafts- und Bevlkerungsdynamik entwickelt
(Heinsohn/Knieper/Steiger 1979; Heinsohn/Steiger
1996, 2006). Zum Gesamtauftrag der Sozialwissenschaften rechnen
Heinsohn und Steiger aber auch ein
Verstndnis heilsorientierter Bewegungen also eine Theorie der
Religion (Heinsohn/Steiger 1990, 9;
Heinsohn 1997).
Will man nun den Forschungsauftrag der Sozialwissenschaften noch
etwas weiter fassen, dann knnte man
neben der materiellen und biologischen Reproduktion auch die
ideelle oder kognitive Reproduktion der
Gesellschaft also die fr eine Gesellschaft charakteristischen
und bestimmenden Denkformen als
integralen Bestandteil der sozialen Reproduktion analysieren.
Die bisher bereits von Heinsohn
untersuchten Ursprnge und auch die Wiederabschaffung
heilsorientierter Vorstellungen Erfindung und
Wiederabschaffung des Opfers (Heinsohn 1997) knnte man als
Teilgebiet dieses dritten Aspekts der
sozialen Reproduktion fassen. Tatschlich stellt die Erfindung
des Opfers und der Religion fr Heinsohn
den entscheidenden Aspekt der Entstehung der ersten Stufe und
ihre Wiederabschaffung einen
entscheidenden Teil der zweiten Stufe der Hochkultur dar.
Als bisher weitgehend ungeklrte Frage auf dem Gebiet der
ideellen Reproduktion wird man aber die
Frage nach den konkreten historischen Umstnden der Entstehung
des "europischen Geistes" zu
bezeichnen haben: die Entstehung von abstrakt-allgemeinem,
theoretischem Denken in Philosophie,
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Mathematik, Wissenschaft, Recht und Wirtschaft im antiken
Griechenland, die oftmals auch analog der
modernen Aufklrung als antike Aufklrung (vom Mythos zum Logos)
bezeichnet wird.
Normalerweise wird dabei Thales als erster Philosoph gesehen,
und als Meilenstein der Entwicklung
abstrakten Denkens in klassischer Zeit knnen wir hier den
aristotelischen Syllogismus festhalten, dessen
deduktiver Schlu die Logik begrndete und bis heute als Herzstck
rationalen Denkens und
Argumentierens gilt.
Diese fr das Selbstverstndnis der abendlndischen Philosophie und
Wissenschaften zentrale
Entwicklung haben Heinsohn und Steiger bisher nur kurz gestreift
(Heinsohn 1984, Kap. 3), aber nicht
ausfhrlich untersucht. Stattdessen haben sie sich ausgehend von
ungelsten Problemen des Marxschen
Forschungsprogramms einer Kritik der Politischen konomie -
darauf konzentriert, den konomischen
Aspekt dieser Gesellschaftsform zu analysieren.
Gegenber materialistischen Anstzen gelang es Heinsohn/Steiger
mit ihrer Eigentumstheorie von Zins
und Geld, entgegen Marx materialistischer Annahme plausibel zu
machen, da die Rechtssphre in
Form des zivilen Vertragsrechts nicht ebenso wie das Geld
automatisch und allmhlich aus dem Tausch
entstand, sondern durch 1) die pltzliche Zerstrung vorgngiger
stammesgesellschaftlicher Solidar- und
feudaler Befehlsbeziehungen und 2) einen darauffolgenden bewuten
rechtsetzenden Akt (Heinsohn 1984).
Diese fr die Antike hypothetische Annahme wird plausibel nicht
nur durch die Schlssigkeit der dadurch
erzielten wirtschaftstheoretischen Klrungen in Bezug auf Zins,
Geld, Markt, Akkumulation und Krise, wo
sie eine soziale Handlungstheorie geldwirtschaftlicher
Fortschrittsdynamik an die Stelle des zirkulr
argumentierenden Tauschparadigmas setzt (Theil 1996), sondern
auch durch ihre bereinstimmung mit
allen Beispielen erfolgreicher nachholender Modernisierung. Kein
einziger Staat, der erfolgreich
nachholend modernisiert hat, hat dies ohne einen rechtsetzenden
Akt erreicht, mit dem ein ziviles
Vertragsrecht installiert wurde. Das bedeutet, da -in der
Entstehungsphase einer Eigentumsgesellschaft
sehr wohl "die Rechtssphre die konomische Sphre dominiert" und
da die konomie erst spt, mit
dem bergreifen des Weltmarkts ber die einzelnen Nationalstaaten,
eine dominierenden Rolle bekommt,
ohne dabei allerdings auf Staat und Recht verzichten zu knnen.
Fr die ERSTENTSTEHUNG der Freiheit
aber also freien Grundeigentums nehmen Heinsohn/Steiger eine
Zerstrung der vorgngigen Stammes-
und Feudalstrukturen durch Naturkatastrophen an (Heinsohn 1984,
Kap. 1).
Die Heinsohn/Steigersche Grundlegung einer Theorie der
abendlndischen Zivilisation ermglicht eine
gegenber bisherigen Versuchen, die Entstehung der okzidentalen
Rationalitt durch reine historische
Parallelisierung, per Analogie oder durch relativ willkrliche
logische Verknpfung zu erklren, neuartige
hypothetische Rekonstruktion der Erfindung abstrakt-allgemeinen,
gesetzesfrmig-deduktiven Denkens
direkt aus handlungspraktischen Problemen freier Grundeigentmer
(siehe dazu die Hypothesen unten).
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5. Forschungsstand
Die Aufgabe, die Entstehung abstrakt-allgemeinen Denkens nicht
wie Hegel apriorisch-idealistisch,
sondern aus der gesellschaftlichen Praxis heraus zu erklren,
hatte bereits Karl Marx in seiner
materialistischen Kritik des deutschen Idealismus - vor allem in
den Feuerbachthesen und im
Feuerbachteil der Deutschen Ideologie - formuliert (Marx, MEW 3,
S. 5-77). Er selbst konnte diese
Aufgabe aber nicht mehr lsen. Das "Kapital" blieb bekanntlich
unvollendet; Marx gelang es nicht mehr,
wie er noch 1858 (Grundrisse, 28; 175) geplant hatte, Staat und
Recht in sein Modell der Anatomie der
brgerlichen Gesellschaft zu integrieren.
Nur wenige Forscher haben sich in der Folge mit der
Fragestellung nach der Entstehung der
abendlndischen Rationalitt aus der gesellschaftlichen Praxis
heraus, so wie Marx sie aufgeworfen hat,
im Detail beschftigt. Die Rezeption der Marxschen Theorie
beschrnkte sich auch aus ideologischen
Grnden, die in der Entwicklung des Realsozialismus und des
Systemkonflikts zwischen 1917 und 1989
lagen oft auf Interpretationen der Marxschen Theorie. Kritik und
Weiterentwicklung war selten, und da
sowohl Kapitalismus als auch Sozialismus sich der aufklrerischen
Tradition verpflichtet fhlten und sich
beide wenn auch in unterschiedlicher Weise positiv auf Freiheit,
Gleichheit und Wissenschaft bezogen,
unterblieb eine Untersuchung der Grundlagen und Ursprnge
abendlndischen Denkens weitgehend.
Versuche, ber dieses hinauszudenken, wie etwa der von Nietzsche
oder Freud, wurde meist als
Irrationalismus bzw. inakzeptable Rationalittskritik weitgehend
abgelehnt. Auch Bruno Snells
philologische Studie zur Entstehung des europischen Geistes
(Snell 1946) blieb wenn man von Rudolf
Wolfgang Mller einmal absieht (Mller 1981) weitgehend
unbeachtet.
Die im Zuge der 1968er Marx-Rezeption entstandenen Versuche,
eine marxistische Psychologie zu
entwickeln, die teilweise auf Arbeiten der kulturhistorischen
Schule der sowjetischen Psychologie
(Leontjew, Vygotski), des franzsischen Marxismus (Sve) und auf
die Psychoanalyse Sigmund Freuds
zurckgriffen, sahen dies durchweg berhaupt nicht als Problem.
Anstatt die Entstehung abstrakt-
allgemeinen Denkens historisch und systematisch zu erklren,
setzten sie die Denkform abstrakt-
allgemeinen Denkens allerdings in der modifizierten und in
verschiedener Hinsicht tatschlich ber rein
logisch-deduktives Subsumtionsdenken hinausgehenden Form der
materialistischen Dialektik - als
evolutionr entstandene hchste Form des Denkens voraus und
dachten selbstverstndlich innerhalb
dieser Formen, anstatt sie einer ernstzunehmenden vergleichenden
und historischen Analyse zu
unterziehen (vgl. z.B. die "Grundlegung der Psychologie" meines
akademischen Lehrers Klaus Holzkamp
(Holzkamp 1983), S. 222ff und die Bcher zur Motivationsforschung
von Ute Holzkamp-Osterkamp (H.-
Osterkamp 1975, S. 267-304, insbes. S. 281-288; s.a. Schurig
1976, S. 330). Diese Anstze litten
allerdings auch an einer dogmatisch verkrzten Marx-Rezeption,
die es verhinderte, die in der Marxschen
Theorie ungelsten Probleme herauszuschlen und zu lsen, was erst
Heinsohn und Steiger mit Bezug auf
grundlegende wirtschaftstheoretische Begriffe berzeugend
geleistet haben (Heinsohn/Steiger 1981, 1984,
1996, 2006; Heinsohn 1984).
So wurde das ursprnglich von Marx formulierte Forschungsprogramm
zwar wieder aufgenommen; der
Versuch, typische gesellschaftliche Denkformen
historisch-materialistisch aus der gesellschaftlichen
-
12
Praxis heraus zu erklren, beschrnkte sich jedoch auf historische
Rekonstruktionen der Entstehung
moderner Wissenschaftszweige wie etwa der modernen Psychologie
(Jaeger/Staeuble 1978) oder von
Arbeitswissenschaft und psychologischer Motivationsforschung
(Holzkamp-Osterkamp 1975, 11-41). Die
ursprngliche Entstehung der abendlndischen Zivilisation in Form
der griechischen Polis jedoch blieb
innerhalb der marxistischen Forschungstradition ebenso wie in
der sozialwissenschaftlichen Forschung im
allgemeinen eigentmlich unterbelichtet; und dies gilt nicht nur
fr diejenigen fr diese Zivilisation
spezifischen Grundelemente Eigentum, Freiheit, Gleichheit, Geld,
Demokratie und Rechtsform, sondern
auch und vor allem fr diejenigen epistemologischen Formen
abstrakt-allgemeinen Denkens, die die
philosophisch-ideologischen Grundlagen auch der modernen
abendlndischen Zivilisation bis heute
weitgehend unreflektiert bestimmen.
Innerhalb der von Marx inspirierten Tradition haben vor allem
Georg Lucacs, George Thomson, Alfred
Sohn-Rethel (Sohn-Rethel 1989), die von ihm beeinfluten Max
Horkheimer und Theodor W. Adorno und
Rudolf Wolfgang Mller (Mller 1981) versucht, die von Marx
gestellte Aufgabe zu lsen . Diese Autoren
versuchten, die von Marx aufgeworfene Frage nach den
handlungspraktischen Umstnden der
gesellschaftlich-historischen Entstehung verselbstndigten,
abstrakt-allgemeinen theoretischen Denkens so
zu beantworten, da sie den Ursprung reinen Denkens in der
Warenform und der "Tauschabstraktion"
bzw. dem Geld verorteten und es als "Spiegelung" (Kudascheff
1979, 134ff.) der Warenform und Geldform
deuteten.
Aus meiner Sicht bleiben diese Versuche vor allem aus drei
Grnden unbefriedigend.
Erstens beruhen sie auf einem vagen, selbst noch der
abendlndischen Tradition verhafteten Verstndnis
des Phnomens der Abstraktion, die kulturbergreifend auf allen
Ebenen der Wahrnehmung auch
unabhngig von den sprachlichen Formen der Philosophie am Werk
ist (s.a. Paul 2004). Um die Eigenart
abstrakt-allgemeinen, logisch-deduktiven Denkens klarer umreien
zu knnen, brauchen wir den Vergleich
mit grundstzlich anderen Denkformen den metaphorischen
Denkformen des Mythos und fr diesen
Vergleich brauchen wir ein Metakonzept der Struktur menschlicher
Kognition, das beide gegenstzlichen
Formen des Denkens als Ausprgungen eines gemeinsamen
Grundprozesses zu analysieren erlaubt3.
Diesen Vergleich werde ich daher an den Anfang meiner
Untersuchung stellen.
Zweitens darf sich eine Erklrung des Ursprungs
logisch-deduktiven Denkens nicht auf Analogien
beschrnken, die philosophische Abstraktionen als Spiegelungen
des Geldes erklren. Dies kann
nicht als zureichende Erklrung gelten. Vielmehr mssen wir die
handlungspraktischen Probleme und
konkreten Ziele angeben knnen, die die Erfinder des
theoretischen Denkens mit dieser Erfindung lsen
bzw. erreichen wollten. Auch von anderer Seite wird Sohn-Rethels
Versuch hnlich gesehen: die Intention
und Fragestellung sind wichtig und wertvoll, die vorgeschlagene
Lsung jedoch kann nicht befriedigen
(Kudascheff 1977, 61f und zuletzt Paul 2004). Die neueren Anstze
von Seaford (2004) und Bockelmann
3 Diese analytische Strategie entspricht der von Marx (MEW 13,
615-64 bzw. Grundrisse, 5-31) und in Anlehnung an Marx
auch von Heinsohn/Steiger verwendeten
Begriffsbildungsstrategie.
-
13
(2004) scheinen ebenfalls hnlich wie Sohn-Rethel und Mller eine
bloe Analogie und historische
Gleichzeitigkeit der Entstehung von Geld und abstraktem Denken
zu beschreiben, aber keine berzeugende
Erklrung der praktischen Handlungsprobleme zu liefern, die die
"Erfindung" theoretischen Denkens ntig
gemacht haben.
Und drittens haben Heinsohn und Steiger gezeigt, da a) der
Tausch gerade ein universelles Merkmal
gesellschaftlicher Reproduktion darstellt, aus dem sich die
Spezifika der abendlndischen Zivilisation
gerade NICHT erklren lassen und da b) Geld eine dem Eigentums-
und Vertragsrecht nachgeordnete
Kategorie darstellt. Insofern stimme ich Heinsohn (1984, Kap.3)
zu, da die Entstehung "reinen", abstrakt-
allgemeinen bzw. theoretisch-gesetzesfrmigen Denkens in Logik,
Philosophie und Mathematik nicht aus
dem Austausch oder dem als Tauschmittel verstandenen Geld erklrt
werden kann (Heinsohn 1984, Kap.
3).
Diese Probleme zu beheben und auf der Basis der Heinsohnschen
Rekonstruktion der Entstehung von
freiem Grundeigentum, Vertragsrecht, Zins und Geld - eine
befriedigendere, schlssigere hypothetische
Erklrung fr die Entstehung der Urformen des "europischen
Geistes" und ihre sozialen Funktionen zu
liefern, ist eins der Kernziele meiner Arbeit. Der praktische
Ursprung soll Licht auf die praktische
Funktion des reinen Denkens werfen und dabei helfen, dafr
sinnvolle Anwendungsbereiche zu finden;
gleichzeitig soll es ein sinnvolles Hintergrundverstndnis fr die
Untersuchung der Grenzen dieses Typs
des Denkens bereitstellen, die den dritten Teil der Arbeit
ausmacht.
6. Hypothesen
A) Epistemologische Grundhypothesen
1) Denken, das den Regeln der deduktiven Logik folgt, ist kein
universelles Merkmal des menschlichen
Geistes, sondern eine historisch und kulturell spezifische Form
des Denkens, die nur im antiken
Griechenland entstanden ist (Aristoteles Syllogismus gilt als
die Geburtsstunde der Logik, der
Knigsdisziplin des abstrakten Denkens). Logisch-deduktives
Denken beruht auf historisch lteren
kognitiven Fhigkeiten, auf denen es einerseits aufbaut, die es
andererseits aber auch sowohl
transzendiert als auch einschrnkt.
2) Folglich lt sich auf der Basis dieser Logik auch kein
allgemeingltiges Modell des Geistes
entwerfen, wie das in der philosophischen und wissenschaftlichen
Denktradition der Psychologie und
der Kognitionswissenschaften oft versucht worden ist um den
Preis des Ausklammerns eines
systematischen Verstndnisses einer Vielzahl zentraler und
alltagsrelevanter geistiger Phnomene wie
Kreativitt, Phantasie, Humor, Projektion, Metapher, Religion,
Ritual und anderer mehr4.
4 Dies wird zwar in der Kognitionsforschung mittlerweile
durchaus gesehen (Lakoff/Johnson 1999, Johnson 2007); trotzdem
unterbleibt die Frage nach praktischen sozialhistorischen
Entstehungsumstnden bisher fast vllig.
-
14
3) Vielmehr brauchen wir ein allgemeines Modell, das die
Leistungen logisch-deduktiven Denkens als
lediglich eine spezielle Ausprgungsform einer allgemeineren
Grundform geistiger Prozesse
erkennbar macht. Dieses Modell mu es ermglichen, neben
"rationalen " auch sogenannte
"nichtrationale" Formen des Denkens und Wahrnehmens wie sie in
Kunst, Religion, Metapher,
Humor, Kreativitt, Traum, Fehlhandlungen und anderen Phnomenen
vorkommen und so basale
Wahrnehmungsfhigkeiten wie visuelle Wahrnehmung, die bereits
hheren Tieren zukommt, als
Formen eines und desselben epistemischen Grundprozesses zu
analysieren.
4) In gewissem Sinn kann die Psychoanalyse als Versuch gelten,
ein solches Modell zu formulieren; ich
betrachte sie bei allen weiterfhrenden Einsichten dabei aber
letztlich doch daran gescheitert, ein
solches allgemeines Modell explizit zu formulieren. Das Modell
des Conceptual Blending bzw. der
Conceptual Integration erbringt dagegen diese
Integrationsleistung im Rahmen eines formalen Meta-
Modells, das auch voranweisende Einsichten der Psychoanalyse -
beispielsweise ber Projektionen,
Rituale, Fehlhandlungen, Trume etc. zu integrieren vermag.
5) Auf der Basis dieses allgemeinen Meta-Modells menschlichen
Wahrnehmens und Denkens lassen sich
rationale, abstrakt-gesetzesfrmige und nichtrationale,
konkret-metaphorisch strukturierte Denk- und
Praxisformen przise im Hinblick auf ihre epistemologische
Struktur vergleichen.
6) Die Ergebnisse der vergleichenden Analyse przisieren, wonach
genau bei der Rekonstruktion der
historischen Entstehung abstrakt-allgemeinen, theoriefrmigen
Denkens zu suchen sein wird.
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15
Sozialhistorische Hypothesen zur Entstehung
abstrakt-gesetzesfrmigen, logisch deduktiven Denkens
... we shall see that epistemology has adopted a number of
the
features of its elder sister, justice, and that the law often
clothes itself in
powers that only science can provide ... perhapts the
anthropologist of
science, having spent so much time hanging around in
laboratories,
will find in the Conseil dEtat those celebrated virtues of
objectivity that
he sought in vain in the laboratory. (Bruno Latour: Scientific
Objects
and Legal Objectivity. In: Pottage, Alain, Martha Mundy:
Law,
Anthropology, and the Constitution of the Social: Making Persons
and
Things. Cambridge: Cambridge University Press 2004, S. 74).
Die folgenden Thesen bauen auf dem Szenario, das Heinsohn (1984)
fr die Entstehung privaten
Grundeigentums und es Phnomens der Freiheit entwickelt hat, auf.
Heinsohns Szenario hat die Form
einer hypothetischen abstrakten Geschichte. Die folgenden Thesen
entwickeln diese hypothetische
abstrakte Geschichte weiter und wird anhand der verfgbaren
Primrquellen zu berprfen sein.
1. Die spezifisch abendlndische, verselbstndigt
abstrakt-allgemeine (legalistische) Denkform, die
nicht nur das Denken von Zivilrechtlern bestimmt, sondern auch
ein generelles abendlndisches
wissenschaftliches und philosophisches Ideal darstellt und im
Kern durch Aristoteles syllogistischer
Form des deduktiven Schlieens als Urzelle der Logik beschrieben
wird, wird nicht wie Sohn-Rethel
und Rudolf Wolfgang Mller annahmen - durch den Austausch
erzwungen. Sondern durch eine
postkatastrophische, revolutionre Landaufteilung freier Mnner
und deren Streben, die einmal
erkmpfte Freiheit von stammesgesellschaftlichen Solidar- und
feudalen Abgabenpflichten zu
garantieren und zu erhalten.
2. Das alles entscheidende Problem, das die ersten freien
Grundeigentmer Griechenlands fr sich ganz
praktisch zu lsen haben, besteht darin, sich ihre einmal
erkmpfte Freiheit zu erhalten, abzusichern
und in der Gesellschaftsstruktur zu verankern und dabei zu
verhindern, da der Adel wiederum die
alten feudalen Verhltnisse herstellt. Hier finden wir ein
zentrales Grundmotiv liberal-
aufklrerischen Denkens.
3. Hierfr erfinden sie nicht nur die von Heinsohn und Steiger
analysierten Phnomene Zins und Geld,
ohne dabei die daraus dann spter erwachsenden Zwnge
(Ausdifferenzierung der Arbeitsteilung,
Liquidittskrisen, Eigentumskonzentration und Polarisierung in
Arme und Reiche) vorausahnen zu
knnen. Sie erfinden dafr auch die Grundlagen des Vertragsrechts
und in diesen ganz praktischen
Gesetzgebungsprozessen finden wir die Wurzeln
abstrakt-allgemeinen Denkens zuerst. Denn beim
-
16
Formulieren von Gesetzen, die die Freiheit und Gleichheit der
freien Mnner sicherstellen sollen,
mssen die freien Mnner wenn sie wirklich frei bleiben und keinen
Herrscher dulden wollen sich
gegenseitig als Gleiche anerkennen (und knnen sich dafr in
gewissem Sinn auf die alten egalitren
Stammesstrukturen positiv und im Namen eines "fordernden
Naturrechts" beziehen, weil es dort ja
keine Feudalherrschaft gab), aber gleichzeitig ihre Freiheit auf
Dauer stellen.
4. Das praktische Problem, dem sich diese freien Mnner
gegenbersehen, besteht also zunchst nicht in
Gesetzeserkenntnis, sondern in Gesetzgebung; und zentral dafr
ist die Erfindung des Vertrags,
inclusive der Haftung, des Zivilprozesses und der Vollstreckung,
die beispielsweise in den ersten drei
Tafeln des (damaligem griechischem Recht nachgebildeten)
rmischen Zwlftafelgesetzes (ca. 451 v.
Chr.) behandelt werden (Wesel 2006, 162).
5. Der Vertrag als freiwillig eingegangene, temporre
wechselseitige Verpflichtung zweier freier
Mnner, die beide Vertragspartner nach Erfllung wieder in die
Freiheit entlt, tritt als
freiheitserhaltende Form der Beziehung an die Stelle der
unauflslichen Solidarbeziehungen des
Stammes und der unauflslichen Abgaben- und Schutzbeziehungen des
feudalen Gutshofs.
6. Im Konzept der auf dem Wunsch nach Herrschaftsfreiheit
basierender Gleichheit, welches das Herz
der abendlndischen Konzeption von Gerechtigkeit bildet, liegt
der Zwang zur Abstraktion. Denn um
sich gegenseitig als gleiche anzuerkennen, mssen die freien
Mnner von all denjenigen
Eigenschaften, die sie unterscheiden, abstrahieren. Gesetze fr
freie und gleiche Mnner knnen
daher per Definitionem nur abstrakte Gesetze sein, die von allen
konkreten Besonderheiten der
einzelnen freien Mnner abstrahieren. Hier liegt der Ursprung des
Konzepts der PERSON als
SOLCHER und des DINGS bzw. der SACHE als SOLCHER nmlich der
freien und gleichen
Rechtsperson, ein Konzept, das im heutigen brgerlichen Recht
noch immer die zentrale Rolle spielt
(BGB, allgemeiner Teil), und der Sache, die Gegenstand von
Eigentums- und Besitzrechten sein kann
[hierzu common law vergleichen in bezug auf Grundbegriffe:
Person, Sache, Eigentum, Besitz und
Vertrag/Schuldrecht].
7. Philosophische Abstraktionen erfinden die freien Mnner nicht,
weil sich in ihrem Kopf die
Abstraktion des Geldes bewutlos "wiederspiegelt", wie das G.
Thomson, A. Sohn-Rethel, Th. W.
Adorno, R.W. Mller und zuletzt auch Richard Seaford glauben.
Sondern schlicht und einfach
deshalb, weil sie wenn sie ihre Freiheit erhalten wollen - diese
Gleichheit in Form eines
Vertragsrechts, von vollstreckbaren Gesetzen festschreiben und
dafr zunchst auch sprachlich
abstrakt formulieren mssen. Hier liegen die Ursprnge des
abendlndischen Zivilrechts, das im
rmischen Recht mit seinem nahezu perfekt durchgefhrten
Abstraktionsprinzip und einer extrem
strengen Anwendung deduktiver Logik seine am besten
durchsystematisierte Form erhielt.
8. Hegel schreibt ber die 7 Weisen: Dikaiarch bei Diogenes (I,
40) sagt von ihnen, sie seien weder
Weise noch Philosophen, sondern verstndige Mnner und Gesetzgeber
gewesen ... und von Thales
heit es ausdrcklich, er habe erst in der spteren Zeit seines
Lebens dem Philosophieren sich
gewidmet. Politisches Verhltnis war das hufigste. Es waren
praktische Mnner, Geschftsmnner,
-
17
aber nicht in dem Sinne, wie dies bei uns genommen wird, wo die
praktische Ttigkeit einem
besonderen Zweig der Staatsverwaltung, Gewerbe, konomie usw.
sich widmet, sondern sie lebten in
demokratischen Staaten und teilten so die Sorge fr die
allgemeine Staatsverwaltung und Regierung.
Sie waren ... Staatsmnner in einer Zeit, wo es sich um die
Rettung, Feststellung, ganze Anordnung
und Einrichtung, beinahe um die Grndung von Staatsleben,
wenigstens um Grndung gesetzlich
fester Zustnde handelte. So erscheinen besonders Thales und Bias
fr die ionischen Stdte. (G.W.F.
Hegel: Vorlesungen ber die Geschichte der Philosophie I,
Frankfurt/M: Suhrkamp 1993, S. 180f.)
9. Und Bruno Snell: An den Anfang ihrer Philosophiegeschichte
haben die Griechen die sieben
Weisen gestellt, und auch diese Weisen waren in der Hauptsache
noch praktisch Wirkende. Die
meisten von ihnen waren im Staate ttig, als Gesetzgeber,
Herrscher oder Ratgeber: ihre Weisheit
zeigte sich vor allem darin, da sie politische Gegenstze
auszugleichen und, was damals offenbar
etwas Neues war, Vertrge zuwege zu bringen verstanden. Aber
schon bei ihnen beginnt das
Theoretische sich abzuspalten von der praktischen Weisheit.
(Bruno Snell: Die Entdeckung des
Geistes. Studien zur Entstehung des europischen Denkens bei den
Griechen. Hamburg: Claassen
1955, S. 404)
10. Die auf der Freiheit von stammesgesellschaftlichen
Solidarpflichten und feudalen Abgabenpflichten
basierende Unabhngigkeit und die die aus der Ablehnung feudaler
Abgabenpflichten als logische
Folge daraus erwachsende Gleichheit als Abwesenheit einer
bergeordneten herrschenden
Priesterklasse, also Herrschaftsfreiheit, stellen daher
systematisch betrachtet - die Ur-Abstraktionen
allen Rechts, aller Philosophie und aller Wissenschaft dar: um
Gleichheit als notwendiges Folge-
Ideal der Freiheit zu verwirklichen, mu ich bei der Formulierung
der Gesetze, die die Freiheit und
Gleichheit auf Dauer stellen sollen, von konkreten Unterschieden
immer absehen. Hier, im
Gleichheitsideal und dem daraus folgenden Begriff der Identitt
liegt der Ursprung aller
philosophischen Abstraktionen und aller idealistischen
Philosophie - und praktisch verwirklicht
haben die freien Mnner der Antike dies zuerst im
Gesetzgebungsprozess.
11. Spter aber beginnen diese freien Mnner (wie etwa Thales von
Milet), diese Denkweise auch auf das
Gebiet der Natur zu bertragen und erfinden damit die
Naturphilosophie. hnlich wie die Priester
Natur gedeutet hatten, indem sie soziale
(Verwandtschafts-)zusammenhnge in die Natur
hineinprojizierten und die Natur analog zu bekannten sozialen
Zusammenhngen strukturierten
(structure mapping), was auch die sozialen Zusammenhnge
legitimierte und stabilisierte, tun die
Naturphilosophen dies in analoger Weise mit der neuen, durch
Eigentum, Gleichheit, allgemeine
Gesetze (explizite Abstraktion) und Deduktion/Subsumtion (statt
Analogie) gekennzeichneten
Sozialordnung. So entwickelten sie den Begriff des
Naturgesetzes. Das Gesetz herrscht dieser
Vorstellung zufolge also in Natur und Gesellschaft, wobei die
Vorstellung von Naturgesetzen in
Form des Naturrechts wiederum dazu benutzt werden kann, die
sozialen Verhltnisse der Freiheit
und Gleichheit und eines abstrakten Vertragsrechts ideologisch
zu legitimieren.
12. Sie tun dies einerseits, um so neue Erkenntnisse zu gewinnen
und die Leistungsfhigkeit des neu
entdeckten systematisch und bewut abstrahierenden (statt
lediglich per Analogie Muster suchenden
-
18
oder metaphorisch von bekanntem auf unbekanntes zu projizieren
wie in der Vorstellung von
Naturgtterfamilien) Denkens auch in diesem Anwendungsbereich zu
testen, andererseits, um der
berkommenen Religion und ihrer metaphorischen Weltsicht
(Gtter!), die zur Rechtfertigung von
Feudalherrschaft benutzt worden war, eine neue, der
demokratischen Polis angemessene und diese
legitimierende rationale Weltsicht entgegenzusetzen, von der aus
sich die metaphorisch
strukturierte Denkform des Mythos (herrschaftskritisch) als
prinzipiell irrational abqualifizieren
lt; also zur Bekmpfung von Priesterherrschaft zugunsten von
Demokratisierung. Dafr wird
lediglich das hierarchische Abstraktionsmodell fr Wahrheit
genommen, laterales cross-domain-
mapping (wie in Metaphern, Analogien etc.) dagegen zunchst fr
nebenschlich erklrt und in die
Kunst verbannt (Aristoteles Poetik ist nur ein ganz kleiner Teil
seines hauptschlich auf
hierarchischer Abstraktionslogik beruhenden Werks), spter dann
in den Wissenschaften gnzlich an
den Rand gedrngt und ignoriert.
13. Die Erfindung der Naturphilosophie folgt also der Erfindung
des Vertragsrechts in dienender
Funktion nach, und erfllt zunchst vor allem eine ideologische
Funktion: nmlich die, der alten
feudalen Herrschaft ihre ideologische Legitimation zu entziehen,
indem die Vorstellung der "Gtter"
in Zweifel gezogen und nach und nach durch das Konzept des
"Naturgesetzes" ersetzt wird, und
feudale Herrschaft durch demokratische Entscheidungen in
Versammlungen freier Mnner. Die
Naturphilosophie bereitet also durch die Kritik der Vorstellung
von Naturgottheiten die athenische
Demokratie der klassischen Zeit vor; da die Anwendung des
Begriffs des Naturgesetzes in der
Moderne - in Verbindung mit arbeitsteiliger geldwirtschaftlicher
Produktion mit Lohnarbeit - eine
ungeheure Fortschrittsdynamik in Gang setzen sollte, konnten die
antiken Naturphilosophen und
Gesetzgeber dabei berhaupt nicht ahnen. Die antike Philosophie
hatte keinerlei Funktion fr die
Produktion, wie Marxisten aufgrund des Marxschen
Basis-berbau-Dogmas erwarten mssen. Sie
hatte zunchst eine rein ideologische Funktion.
14. Es wre daher zu prfen, ob nicht auch die typische Form des
wissenschaftlichen Diskurses, die ja
eben nicht ein kooperatives Hinarbeiten auf ein gemeinsames
Ziel, sondern einen "Streit um Wahrheit"
darstellt, bei dem "Positionen bezogen", "Positionen mit einem
Argument angegriffen und verteidigt"
werden etc. nicht ihren Ursprung tatschlich in
Gerichtsverhandlungen hatten. Denn whrend diese
Form des Diskurses fr Forschungen, die auf praktische technische
Anwendungen gerichtet sind,
wenig Sinn ergibt, ist sie die typische Form gerichtlicher und
politischer Auseinandersetzung. Hier
lge also die Wurzel unsere "Argument Culture" (D. Tannen) und
des Begriffs der "Kritik".
15. Die legalistische Denkform der abstrakten Allgemeinheit,
zusammenfassend dargestellt im Hempel-
Oppenheim-Schema der deduktiv-nomologischen Erklrung, stellt das
vielleicht einflureichste
epistemologische Grundmuster der abendlndischen Philosophie und
Wissenschaften dar. Es geht
einher mit spezifischen Formen des Wahrnehmens, Denkens und
Handelns, die sich in verschiedenen
Feldern verschieden auswirken, die man aber generell als
Herrschaft des Allgemeinen
charakterisieren kann: als die ontologische Grundberzeugung, da
dem bewut formulierten
Abstrakt-Allgemeinen eine wesentlichere (oder gar "hhere"),
objektivere Realitt zukomme als
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19
dem jeweils konkret-einzelnen, besonderen. Diese legalistische
berzeugung wird dort dysfunktional,
wo sie von ihrer ursprnglichen normativ legalen,
zivilrechtlichen Funktion gelst und auf
"Erkenntnisgegenstnde" in Natur und Gesellschaft angewendet
wird.
16. Dem steht eine Auffassung gegenber, von deren Standpunkt man
abstrakt-allgemeines lediglich als
unselbstndigen Teilaspekt eines Ganzen wahrnimmt: als einen
Teilaspekt, dessen zeitweilige
Heraushebung ntzlich sein mag, dessen Verabsolutierung aber zu
Verzerrungen und Fehlhandlungen
fhren kann, die je nach Kontext dumm, lustig oder tragisch
erscheinen knnen. In dieser Sichtweise
lenken Abstraktionen und Theorien lediglich die Aufmerksamkeit
auf eine bestimmte Kombination von
Gegenstandsmerkmalen, und je nach dem Zweck des Handelnden knnen
verschiedene Abstraktionen
oder theoretische Modelle ntzlich sein.
17. Zurck zur griechischen Naturphilosophie: es ist interessant,
zu beobachten, da sowohl das alte
Naturbild der "Herrschaft von Naturgottheiten" als auch das neue
Naturbild der "Herrschaft von
Naturgesetzen" auf demselben psychischen Muster der Projektion
sozialer Strukturen auf die Natur
stattfindet. Wurden im Bild der Naturgottheiten die aus dem
sozialen Leben bekannten
Verwandtschaftsverhltnisse und die Beobachtung, da menschliche
Handlungen verndernde
Wirkung auf Naturgegenstnde haben, auf die Natur selbst
projiziert, so wurden im Bild der
"Naturgesetze" wiederum neue soziale Verhltnisse auf die Natur
projiziert: nmlich abstrakt-
unpersnliche Gesetze, die die Verhltnisse freier und gleicher
Grundeigentmer so regeln, da diese
sich ihre Freiheit und Gleichheit erhalten knnen5. In beiden
Fllen allerdings ist den Akteuren
lediglich der Inhalt der Projektion bewut, nicht das generelle
Muster der Projektion, das erst Freud
ansatzweise allgemein beschreibt und das im Rahmen des Konzepts
des conceptual blending als
cross domain mapping als allgemeines, auf allen Ebenen
kognitiver Aktivitt stndig genutztes
generelles Grundmuster geistiger Aktivitt erkenn- und allgemein
beschreibbar wird; sowohl dem
mythologischen Identifikationsdenken als auch dem klassischen
Abstraktionsmodell der westlichen
Philosophie und Wissenschaftstheorie bleibt die allgemeine Form
solcher Projektionen unerkennbar6.
5 Eine "Erklrung" mithilfe von "Projektion" ist insofern sehr
problematisch, als da sie eine gewisse Willkr beinhaltet.
Sobald wir ein Set von hnlichkeiten beobachten, knnen wir eine
"Projektion" feststellen und so einen Sachverhalt "erklren"
indem wir ihn in Analogie mit etwas anderem sehen, aber eine
bloe Analogie kann nicht als Erklrung eines Produkts
menschlichen
Handelns gelten. Um dieses zu erklren, mssen wir spezifische
Handlungsziele angeben knnen. Abstrakt-allgemeines,
gesetzesfrmiges Denken ist ein Produkt menschlichen Handelns und
mu daher auch aus konkreten, in der jeweiligen Situation
begrndeten Problemstellungen, Interessen und Zielen erklrt
werden. Dieses Interesse kann hier aber angegeben werden: es
besteht
in der Delegitimierung der alten, durch Naturgottheiten
legitimierten Feudalherrschaft der Knigszeit.
6 Auch Heinsohn (1997, 78ff) beschreibt in seiner Erklrung des
Opfers dieses lediglich in Analogie zu Freuds Bericht eines
spielenden Kindes und daran anschlieenden spieltherapeutischen
Konzeptionen, ohne den Prozess der Projektion von Struktur
abstrakt-allgemein fassen zu knnen oder die Ubiquitt von
kognitiven Prozessen der analogischen Projektion von Struktur aus
einem
(bekannten) Bedeutungskontext auf einen anderen (zu
strukturierenden) Bedeutungskontext beispielsweise beim
Sprachenlernen,
Imitationslernen etc. zu sehen.
-
20
18. Der Prozess der Projektion sozialer Strukturen auf die
Natur, der eben nur vordergrndig dem Zweck
der "Naturerklrung" dient, tatschlich aber ein soziale
Strukturen legitimierendes und
stabilisierendes Naturbild liefern soll, blieb dabei
systematisch unbewut und unreflektiert. An die
Stelle eines anthropomorphen Naturbilds tritt so ein
"legalomorphes".
19. Weil die freien Mnner trotz aller Freiheit nicht auf ein
Gewaltmonopol verzichten knnen, das
allerdings im Interesse aller freien Mnner, also im
"Allgemeininteresse" Streitigkeiten regelt und
dafr sorgt, da alle freien Eigentmer ihre wechselseitig
eingegangenen, temporren
Verpflichtungen auch zuverlssig erfllen, brauchen sie weiterhin
etwas, das aus feudaler Zeit
stammt: den Staat und seine zentralisierte Verwaltungsbrokratie.
Es mag unter den ersten freien
auch bereits Anarchisten gegeben haben, die jegliche
Staatsgewalt ablehnten; aber die Einsicht, da
es etwas braucht, was die Freien eben DOCH irgendwie
zusammenhlt, fhrt zu Gesetzen der
Vollstreckung der Verpflichtungen sumiger Schuldner (in Rom etwa
betreffen die ersten drei Tafeln
des Zwlftafelgesetzes Proze und Vollstreckung, vgl. Wesel 2006,
S. 162 ).
20. Dafr jedoch muten die Freien den Staatsapparat revolutionr
erobern, den Knig entmachten und
die Brokratie fr ihren neuen Zweck der Freiheitssicherung
umfunktionieren.
21. So erfanden sie eben NICHT das Prinzip anarchischer
Herrschaftsfreiheit, sondern das Prinzip der
Volksherrschaft und Demokratie als spezifische, freien Mnnern
angemessene Staats- und
Herrschaftsform: eine Herrschaft abstrakt-allgemeiner Gesetze,
die den Mnnern im konkreten
Handeln weiterhin ihre Freiheit lt und Zwnge nur fr gegenseitige
(vertragliche) Verpflichtungen
einfhrt, die aber wiederum freiwillig eingegangen werden und
nach Erfllung erlschen und die
Vertragspartner wiederum in die diejenige Freiheit und
Unabhngigkeit voneinander entlassen, die
sie sich erhalten wollen.
22. Diese mute allerdings der berkommenen Knigsherrschaft, die
natrlich auch die Erinnerungen und
Gewohnheiten der meisten Menschen noch bestimmte, erst
abgetrotzt werden, und dabei spielte die
Naturphilosophie und ihr Angriff auf die alten religisen
Naturbilder eine zentrale rhetorische Rolle.
Was die Erfahrung der Freiheit erstmals ermglicht hatte und den
Wunsch ihrer Erhaltung nach sich
zog, war dabei dieser hypothetischen (aber m.E. schlssigen)
Rekonstruktion zufolge schlicht die
Zerstrung berkommener sozialer Strukturen und
Sicherungsmechanismen durch Naturkatastrophen
(Heinsohn 1984, Kap. 1 dieses Szenario wre genauer zu
untersuchen und anhand von Quellen
systematisch zu berprfen).
23. Im Wechselspiel zwischen freien Mnnern und den alten
berkommenen feudalen
Herrschaftsstrukturen des Staates, den die freien Mnner
einerseits ablehnen, auf den sie andererseits
aber nicht verzichten knnen und den sie deshalb ideologisch und
praktisch "erobern" und fr den
Zweck der Erhaltung der Freiheit "umfunktionieren" mssen,
entsteht nun die fr die brgerliche
Gesellschaft charakteristische Trennung von Gesellschaft und
Staat. Der Staat - und v.a. sein
Zivilrecht vertritt dabei den Standpunkt der "abstrakten
Allgemeinheit", d.h. den gemeinsamen
Standpunkt der freien Mnner, die sich ihre Freiheit erhalten
wollen und sich dafr selbst allgemeine
-
21
Gesetze geben, die aber lediglich zur Absicherung ihrer privaten
Freiheit dienen. Denn ber ihr
konkretes Handeln knnen die freien Mnner weiterhin frei
entscheiden.
24. Demokratie ist also nicht nur "Herrschaft der Allgemeinheit"
im Sinne von "Volksherrschaft", sondern
auch im begrifflichen Sinn: das Bedrfnis nach Gesetzen, die die
Verhltnisse zwischen freien und
gleichen Grundeigentmern regeln, liefert das praktische Bedrfnis
zur Erfindung "reiner" verbaler
Abstraktionen; der Begriff des abstrakten "Naturgesetzes" folgt
dem nach und wird zunchst nicht fr
technologische, sondern fr ideologisch-politische Zwecke
bentigt.
25. Dieser damit systematisch-theoretisch gefate Prozess wre nun
anhand einer parallelen
Untersuchung der Entwicklung des frhgriechischen Rechts und der
frhgriechischen Philosophie und
analog fr Rom genauer zu untersuchen.
26. Das westliche Verstndnis von Natur und Geist ist also
legalistisch und basiert auf derselben
deduktiven Epistemologie also Vorstellung der Struktur
menschlicher Erfahrung im Verhltnis zur
Welt wie das Zivilrecht; provokativ formuliert knnte man von
legalistischem Totemismus sprechen
oder alternativ in Analogie zu zu Marx Warenfetischismus von
Gesetzesfetischismus.
27. Im letzten Teils der Untersuchung werde ich daher der Frage
nachgehen, in welchen
Gegenstandsbereichen der Sozialwissenschaften
abstrakt-allgemeine Theorien sinnvoll und ntzlich
sind, und in welchen Gegenstandsbereichen andere z.B.
ethnographische oder knstlerische
Methoden gebraucht werden.
7. Plan
a) Gliederung
1) Vergleichende Analyse: Konkret-metaphorischer (analogischer)
und abstrakt-gesetzesfrmiger
(logisch- deduktiver) Denkmodus
a) Das Meta-Konzept: Conceptual Blending
i) Das Grundkonzept: Beispiel-Blend, und das generelle
Zusammenspiel von
Allgemeinem/Besonderem und Identitt/Unterschied im Blending
ii) Grundlegende Blends: visuelle Wahrnehmung, Intentionalitt,
Intersubjektivitt,
Reprsentation, Lernen (an den Beispielen motorischen
Imitationslernens und des
Spracherwerbs)
iii) Phantasie als Blend: Sprechende Tiere, Tagtraum,
Fehlhandlung
iv) Blended Stories: Sprichwort, Parabel, Ritual
v) Kreativitt als Blend: Entdeckung wissenschaftlicher Theorien,
Humor, Kunst.
vi) Blending und Induktion, Deduktion und syllogistischer
Schlu
-
22
b) Der Vergleich: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
i) Deduktives vs. analogisches Denken I: die Rolle allgemeiner
grammatikalischer Regeln beim
Spracherwerb (Chomsky vs. Lakoff)
ii) Deduktives vs. metaphorisches Denken: Syllogism in Barbara
vs. Syllogism in Grass (G.
Bateson)
iii) Deduktives vs. analogisches Denken II: Kategorischer
Imperativ vs. Goldene Regel
iv) Deduktives vs. analogisches Denken III: juristische
Methodenlehre und Zivilprozess vs.
Vermittlung / Mediation
c) Das Rtsel: wie konnte es zur Entstehung abstrakt-allgemeinen,
logisch-deduktiven Denkens
kommen?
2) Historische Rekonstruktion: vom konkret-metaphorischen zum
abstrakt-gesetzesfrmigen Denkmodus
a) Die Entstehung abstrakt-allgemeinen Denkens
i) Historische Parallelen und Analogien: Logik als Geld des
Geistes, Geld und Philosophie
(1) Alfred Sohn-Rethel
(2) Rudolf Wolfgang Mller
(3) Richard Seaford
b) Heinsohns Rekonstruktion der Entstehung der griechischen
Polis
i) Eigentum, Freiheit, Vertrag, Zins, Geld und Markt
ii) Staat und Zivilrecht die Leerstelle im
Heinsohn/Steiger-Modell
c) Hypothesen: vom Eigentum zum Vertragsrecht bers Naturgesetz
zur Demokratie
d) Prfung der Hypothesen anhand einer Parallelisierung der
Frhgeschichte des griechischen
Rechts und der Frhgeschichte der griechischen Philosophie
3) Schlufolgerungen: Anwendungsbereiche und Grenzen
abstrakt-logischen, gesetzesfrmigen Denkens
in den Sozialwissenschaften
a) Folgen der abstrakt-allgemeinen sozialen Grundstruktur des
Zivilrechts
i) juristische Methodenlehre, allgemeine
Betriebswirtschaftslehre und allgemeine
Zivilisationstheorie
ii) Zivilisationstheorie als abstrakte Geschichte bei
Heinsohn/Steiger: jenseits des Streits
zwischen nomothetischer und ideographischer Sozialforschung
b) Vergleichende Methoden,Taxonomien, Typologien (Marx, Weber,
Holzkamp, Heinsohn,
Glaser/Strauss) und ihre Grenzen
-
23
c) Von abstrakter zu konkreter Allgemeinheit: Blending und die
Kunst der Analogie, der Kreativitt,
des Humors und verndernden Handelns.
b) Vorarbeiten
Folgende Vorarbeiten liegen in schriftlicher Form vor:
Wissenschaftliche Verffentlichungen
Theil, Wolfgang: Brgerliches Recht, Geld und zinsinduzierte
Geldknappheit. Ein Beitrag zur
Heinsohn/Steiger-Riese-Kontroverse. Beitrag zum Symposium
"Eigentum, Zins und Geld zum
Forschungsprogramm von Gunnar Heinsohn und Otto Steiger" am FB
Wirtschaftswissenschaft der
Freien Universitt Berlin, Novemer 1996; ursprnglich geplant als
Beitrag fr den Sammelband
von Karl Betz/Tobias Roy: Privateigentum und Geld. Kontroversen
um den Ansatz von Heinsohn
und Steiger. Marburg: Metropolis Verlag 1999; erschienen als
IKSF Discussion Paper Nr. 21,
Universitt Bremen 2000
Theil, Wolfgang: Eigentum und Verpflichtung: Einige juristische
Aspekte. In: Hans Joachim Stadermann,
Otto Steiger: Verpflichtungskonomik. Eigentum, Freiheit und
Haftung in der Geldwirtschaft.
Marburg: Metropolis 2001, S. 175-200.
http://www.eigentumsoekonomik.de/docs/Eigentum_und_Verpflichtung-WT.pdf
(abger. am 7. Juni
2007) und
http://www.metropolis-verlag.de/Eigentum-und-Verpflichtung/10986/book.do
(abger. am
7. Juni 2007)
Unverffentlichte Arbeiten (Auswahl, in chronologischer
Reihenfolge)
Theil, Wolfgang: Die historische Methode der Kritischen
Psychologie. Semesterarbeit am Psychologischen
Institut der Freien Universitt Berlin, Betreuer: Dr. phil. habil
Wolfgang Maiers, Berlin 1993, 44 S.
Theil, Wolfgang: Arbeit und Herrschaft bei Marx und Weber.
Hausarbeit am Psychologischen Institut der
Freien Universitt Berlin, Berlin 1994, 40 S.
Theil, Wolfgang: Antrag auf Frderung eines Projekttutoriums mit
dem Titel Perspektiven der
Marxschen konomiekritik, Freie Universitt Berlin 1995, 16 S.
Theil, Wolfgang, Markus Jensch: Projekttutorium Perspektiven der
Marxschen konomiekritik -
Zwischenbericht ber das Wintersemester 1995/96 undAntrag auf
Verlngerung der Frderung bis
zum 30.9.1997 , Freie Universitt Berlin, 1996, 27 S.
Theil, Wolfgang: Die brgerliche Gesellschaft und ihr Subjekt.
Zur begrndungsanalytischen
Reinterpretation der Marxschen konomiekritik und der
Kritisch-Psychologischen
Kategorialanalyse oder: Eigentum, Freiheit und Gleichheit als
allgemeine Handlungsprmisse.
Diplomarbeit, Psychologisches Institut der Freien Universitt
Berlin 1996, 316 S.
-
24
Theil, Wolfgang, Markus Jensch: Projekttutorium Perspektiven der
Marxschen konomiekritik
Abschlubericht. Freie Universitt Berlin 1997, 52 S.
Theil, Wolfgang: Bericht ber ein Forschungspraktikum:
Durchfhrung des Projekttutoriums
Perspektiven der Marxschen konomiekritik. Psychologisches
Institut der Freien Universitt
Berlin 1997, 32 S.
Theil, Wolfgang: Independence und Interdependence als
gesellschaftliche Wertorientierungen. Hausarbeit
am Psychologischen Institut der Freien Universitt Berlin 1996,
46 S.
Theil, Wolfgang: Sozialhistorisch-psychologische Diagnostik
familienrechtlicher Begutachtung oder:
Warum verabschiedet sich die moderne Familie von der
historischen Bildflche? Hausarbeit am
Psychologischen Institut der Freien Universitt Berlin 1996, 57
S.
Theil, Wolfgang: Harald Schmidt, der postmoderne Showmaster. Zur
Sozialpsychologie postmodernen
Humors. Hausarbeit am Psychologischen Institut der Freien
Universitt Berlin 1997. 26 S.
Theil, Wolfgang: Einige grundstzliche Anmerkungen zum Verhltnis
von Herrschaft und Wirtschaft in
Heinsohn/Steigers Eigentumskonomik. Ms, Tbingen 2007, 12 S.
c) Literaturverzeichnis
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Stadermann, Hans Joachim, Otto Steiger: Verpflichtungskonomik.
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Stadermann, Hans Joachim, Otto Steiger: Allgemeine Theorie der
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Stadermann, Hans Joachim, Otto Steiger: Allgemeine Theorie der
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Tbingen: Mohr Siebeck 2006
b) Familie, staatliche Erziehung und Demographie
Heinsohn, Gunnar, Rolf Knieper: Theorie des Familienrechts.
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1974
Heinsohn, Gunnar, Rolf Knieper, Otto Steiger:
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Heinsohn, Gunnar: Frauen und Mtter im israelischen Kibbutz.
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Heinsohn, Gunnar, Otto Steiger: Die Vernichtung der weisen
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Heinsohn, Gunnar: Shne und Weltmacht. Terror im Aufstieg und
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c) Religion und Achsenzeit
Heinsohn, Gunnar: Was ist Antisemitismus? Der Ursprung von
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Frankfurt/M.: Eichborn 1988
Heinsohn, Gunnar: Warum Auschwitz? Hitlers Plan und die
Ratlosigkeit der Nachwelt. Reinbek: Rohwolt
1995
Heinsohn, Gunnar: Die Erfindung der Gtter. Das Opfer als
Ursprung der Religion. Reinbek: Rohwolt
1997.
Rechtstheorie, Rechtsgeschichte
Bethell, Tom: The Noblest Triumph. Property and Prosperity
through the Ages. New York: St. Martins
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Braun, Johann: Einfhrung in die Rechtswissenschaft. Tbingen:
Mohr Siebeck 1997
Brooks, Peter&Paul Gewirtz: Laws Stories: Narrative and
Rhetoric in the Law. New Haven, CT: Yale
University Press 1998
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32
Brgerliches Gesetzbuch (BGB) Mnchen: C.H. Beck 1991
Chase, Oscar&Jerome S. Bruner: Law, Culture and Ritual:
Disputing Systems in Cross-Cultural Context.
New York: New York University Press 2007
Grasmann,