Geschäftsbericht 2011
Geschäftsbericht 2011
statt. Diesem unkoordinierten Wildwuchs an
Wasserkraftwerken entgegen zu wirken, war
eines der zentralen Themen von EuroNatur im
Jahr 2011, und ich bin sicher, dass uns dieser
Brennpunkt noch sehr lange fordern wird.
Der europäische Garten braucht viel Pflege,
deshalb haben wir unsere kontinuierliche
und beharrliche Arbeit für eine bessere
Agrarpolitik in Europa fortgesetzt. Und
gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort
konnten wir den Schutz von Wölfen, Bären,
Luchsen, Zugvögeln und ihren Lebensräumen
weiter vorantreiben. Dabei haben wir über
Grenzen hinweg erfolgreich die Idee vom
solidarischen Handeln praktiziert – häufig
entgegen den politischen und ökonomischen
Kräfteverhältnissen.
Ein wesentlicher Motor war bei allen Beteiligten
der starke Wille, die Schönheit und Vielfalt
europäischer Landschaften zu erhalten. Da-
bei schließe ich auch Sie mit ein! Ohne die
Unterstützung unserer Spender, Förderer und
Sponsoren könnten wir viele Projekte nicht
umsetzen. Ihnen allen möchte ich an dieser
Stelle herzlich danken.
Gleichzeitig bitte ich Sie, EuroNatur auch
weiterhin treu zu bleiben! Es ist unsere
gesamteuropäische Verantwortung, den
Reichtum der Lebensräume zu erhalten – für
ein lebenswertes Europa!
Eine spannende Lektüre wünscht Ihnen
Christel SchroederEuroNatur-Präsidentin
Editorial
Liebe Freundinnen und Freunde von EuroNatur,
das „europäische Haus“ wächst. Im Juni 2011
erhielt nun auch Kroatien grünes Licht für
den Beitritt zur Europäischen Union. Wenn
alles nach Plan läuft, soll der Beitritt des
Landes zum 1. Juli 2013 erfolgen. Die euro-
päische Integration ist richtig! Gerade eine
Beitrittsperspektive für alle jugoslawischen
Folgestaaten ist für Frieden und Stabilität
in der Region unverzichtbar. Doch was ist
ein großes Haus ohne blühenden Garten?
Durch den Beitritt Kroatiens gewinnt die
Europäische Union zwar einzigartige Natur-
und Kulturlandschaften hinzu, wie sie sonst
in Mitteleuropa kaum noch zu finden sind,
doch genau diese wertvolle Mitgift ist in
Gefahr: Kurz vor dem geplanten EU-Beitritt
des Landes versucht sich die kroatische Was-
serwirtschaft lukrative Aufträge zu sichern.
So sollen über 500 Kilometer natürlicher
Flussabschnitte entlang Donau, Drau, Mur,
Save und Neretva kanalisiert werden. Diese
Eingriffe bedrohen nicht nur einzigartige
Feuchtgebiete, sondern auch Europas größte
und am besten erhaltene Auwälder. Zum Teil
hat die Zerstörung der Flusslandschaften
bereits begonnen - Regulierungsmaßnah-
men mit denen Kroatien die Ziele der EU
offensichtlich und massiv unterläuft. Der
Verlust der Biodiversität in Europa lässt sich
so sicherlich nicht stoppen. Leider ist das
Beispiel Kroatien symptomatisch für weitere
Beitrittskandidaten wie etwa Montenegro
oder Mazedonien. Zerstörerische Zugriffe
auf Natur und Landschaft nehmen dort in
bedenklicher Weise zu. Investitionsströme
folgen in der Regel den Renditen und nicht
den Zielen für eine lebenswerte Umwelt.
Momentan findet unter dem Deckmäntel-
chen der „grünen Energiegewinnung“ ein
Generalangriff auf die Flüsse in Südosteuropa
Geschäftsbericht 20112
3Geschäftsbericht 2011
Warum gibt es EuroNatur?
Was nützt es, wenn wir den Kiebitz in Deutschland schützen, er dann aber auf seinem Zugweg
zwischen Sommer- und Winterquartieren abgeschossen wird? Die Zugvögel in Europa nicht
nur in ihren Brutgebieten zu schützen, sondern auch ihre Überwinterungs- und Rastplätze
zu sichern war das wichtigste Ziel bei der Gründung von EuroNatur. Wie kaum eine andere
Organisation konzentrieren wir uns in unseren Projektaktivitäten auf den grenzüberschreitenden
Naturschutz in Europa. Als international tätige Naturschutzstiftung haben wir es uns zur
Aufgabe gemacht, das europäische Naturerbe in seiner Vielfalt zu erhalten.
Naturschutz mit Blick über den Tellerrand. EuroNatur steht für:Naturschutz mit Blick über den Tellerrand. EuroNatur steht für:den grenzüberschreitenden Schutz von Wildtieren wie Wolf, Bär, Luchs, Mönchsrobbe,
Zugvögeln und ihren Lebensräumen in Europa.
die Sicherung großräumig intakter Naturlandschaften und ökologisch wertvoller Kulturland-
schaften in Europa.
langfristig angelegte Projekte.
eine starke Präsenz auf politischer Ebene. Wir kämpfen für eine ökonomisch und ökologisch
sinnvolle Ausrichtung der Agrarpolitik in Europa sowie für eine Naturschutzpolitik, die
Zukunftsperspektiven schafft – für Menschen und Natur.
Einsatz in der Praxis. Wir fördern die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums. Vom
Bauern bis zum Verbraucher arbeiten wir mit allen Beteiligten eng zusammen.
Hilfe zur Selbsthilfe: Wir unterstützen die Menschen in den EuroNatur-Projektgebieten mit
unserer Erfahrung sowie unserem Fachwissen. Wir bilden Partner vor Ort aus, damit sie ihre
Natur selbst wirksam schützen können.
Perspektiven schaffen für Menschen und Natur. Indem wir die Menschen in den EuroNatur-
Projektgebieten als Partner für unsere Ziele gewinnen, schaffen wir die Grundlage für einen
nachhaltigen Erfolg unserer Bemühungen.
Netzwerke knüpfen - Kräfte und Wissen bündeln: Wir bringen grenzübergreifend Wissen-
schaftler, Naturschutzpartner, Landwirte, Politiker und Unternehmer zusammen. Damit schafft
EuroNatur Verständigung über Landesgrenzen hinweg.
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Kantabrisches Gebirge
Senne
Brandenburg
Narew
Drau-Mur
Save-Auen
Livanjsko Polje
Neretva-Delta
Bojana-Buna-Delta und Skutari-See
Albanische Alpen
Korab-Gebirge & Mavrovo-Nationalpark
Jablanica-Shebenik-Gebirge
Illinska-Plakenska-Gebirge
Shar-Gebirge
Dragoman
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Kotel-Berge
Sakar-Hügelland
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Grünes Band Europa
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Auswahl wichtiger EuroNatur-Projektgebiete auf einen Blick
5Geschäftsbericht 2011
Grünes Band Europa – Grenzen trennen, Natur verbindet
Wo einst der Eiserne Vorhang verfeindete Staaten trennte, schlängelt sich heute ein Band wertvoller Lebensräume auf einer Länge von über 12.500 Kilometern quer durch Europa. Der ehemalige Todesstreifen hat sich zu einem wichtigen Refugium für viele bedrohte Tiere und Pflanzen entwickelt. Gemeinsam mit seinen Partnern setzt sich EuroNatur dafür ein, das Grüne Band Europa als größten grenzüberschreitenden Biotopverbund Europas zu sichern.
Ein Netzwerk für den BalkanEin Netzwerk für den BalkanSeit 2004 ist EuroNatur offizieller Koordina-
tor der Naturschutzaktivitäten am Grünen
Band Balkan, dem südlichsten Teilstück des
Grünen Bandes Europa. Hier reihen sich
dichte Wälder und artenreiche Kulturland-
schaften sowie wilde Gebirgs- und Fluss-
landschaften aneinander, wie sie in Europa
sonst kaum noch zu finden sind. Doch diese
Naturschätze geraten zunehmend in Gefahr.
Große Infrastrukturprojekte wie Staudäm-
me, Skigebiete, Windparks und Fernstraßen
drohen die wertvollen Lebensräume zu
zerstören. Dank der beharrlichen Arbeit von
EuroNatur und seinen Partnern genießen
zwar einige Abschnitte des Grünen Bandes
Balkan bereits formalen Schutz. Bis zu einem
zusammenhängenden Biotopverbund, der die
ganze Balkan-Halbinsel vernetzt, gilt es aber
noch viele Hürden zu nehmen. 2011 gelang
es EuroNatur, diesem Ziel ein weiteres Stück
näher zu kommen (lesen Sie hierzu auch die
Kapitel „Wildes Europa“ und „Zugvögel").
Grünes Band Balkan: Gemeinsam sind Grünes Band Balkan: Gemeinsam sind wir starkwir starkEin wichtiger Schritt in diese Richtung war
die „3. Balkan Green Belt-Konferenz“, die
vom 16.-19. November 2011 in Ulcinj (Mon-
tenegro) stattfand. Organisiert von EuroNatur
tagten dort mehr als 50 Experten, um über
die Zukunft des Grünen Bandes im Südosten
Europas zu diskutieren. Darunter Vertreter
von Ministerien und Nichtregierungsorga-
nisationen aus 15 Ländern Europas. Ziel der
Veranstaltung war es, den Schutz und die
nachhaltige Regionalentwicklung des Grü-
nen Bandes auf der Balkanhalbinsel weiter
zu gestalten. Als besonders problematisch
werteten die Tagungsteilnehmer, dass die
Ziele der Schutzgebiete selbst in bestehenden
Nationalparken und strikten Naturreservaten
bislang nur unzureichend verfolgt und die Ent-
wicklung der Naturräume nur unbefriedigend
vorangetrieben wird. Sie appellierten daher an
alle Regierungen der Länder am Grünen Band
Balkan, diese wichtigen Teile des europäischen
Naturerbes langfristig zu sichern.
Förderung: Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln
des Bundesumweltministeriums
Shar-Gebirge: Bald riesiges Schutzgebiet Shar-Gebirge: Bald riesiges Schutzgebiet in Europa?in Europa?Im Dreiländereck Albanien, Kosovo und Maze-
donien könnte das Grüne Band Balkan schon
bald gestärkt werden: Auf einer trinationalen
Konferenz im November 2011 verkündete
der mazedonische Umweltminister, dass der
mazedonische Teil des Shar-Gebirges im Jahr
2012 als Nationalpark ausgewiesen werden
soll (Karte S. 4, Nr. 14). Der Nationalpark soll
Teil eines 2.000 Quadratkilometer großen und
grenzüberschreitenden Schutzgebiets werden,
das neben dem bereits bestehenden Shar-Na-
tionalpark im Kosovo und dem Mavrovo- Nati-
onalpark in Mazedonien auch das bereits 2011
als Naturpark ausgewiesene Korab-Gebiet in
Albanien (Karte S. 4, Nr. 11) umfassen wird.
EuroNatur unterstützt die Pläne für eines der
größten zusammenhängenden Schutzgebiete
in Südosteuropa mit Nachdruck.
Damit das Schutzgebiet auch in der Öffent-
lichkeit eine breite Akzeptanz findet, ist es
notwendig, die lokale Bevölkerung mit ins Boot
zu holen. Um dies zu erreichen, hat EuroNatur
gemeinsam mit seinen Partnern im Sommer 2011
ein Projekt zur nachhaltigen Entwicklung der
Region angestoßen. Ziel ist es, wirtschaftliche
Perspektiven für die lokale Bevölkerung zu schaf-
fen, die naturverträglich sind. Dafür wurden alle
Interessenten aufgefordert, bis zum 30.12.2011
Vorschläge für Kleinprojekte einzureichen.
Partner: Macedonian Ecological Society (MES)Förderung: Deutsche Bundesstiftung Umwelt, EuroNatur-Spender und -Paten
Natur und Geschichte wandernd erlebenNatur und Geschichte wandernd erlebenAm Grünen Band Balkan sind Natur und Ge-
schichte eng miteinander verbunden. Durch
die Grenzbarrieren des sogenannten Eisernen
Vorhangs abgeschirmt, konnten sich hier
ungestört wertvolle Biotope mit einer ein-
zigartigen Tier- und Pflanzenwelt entwickeln.
Heute können Urlauber auf den ehemaligen
Wegen der Grenzpolizisten wandern und
diese Naturschätze hautnah erleben – so
auch im Jablanica-Shebenik-Gebirge (Karte
S. 4, Nr. 12) im albanisch-mazedonischen
Grenzgebiet. Dort haben in den letzten drei
Jahren die mazedonischen und albanischen
Naturschutzorganisationen MES und PPNEA
in Zusammenarbeit mit EuroNatur acht
Wanderwege von insgesamt 190 Kilometern
Länge angelegt. Der albanische Teil des
Streckennetzes wurde bereits im Sommer
2010 fertiggestellt. Seit dem vergangenen
Jahr ist auch der mazedonische Teil offiziell
freigegeben.
Partner: Preservation and Protection of Natural Envi-ronment in Albania (PPNEA), Macedonian Ecological Society (MES)Förderung: Mava-Stiftung, European Outdoor Con-servation Association, EuroNatur-Spender und -Paten
Auswahl wichtiger EuroNatur-Projektgebiete auf einen Blick
Geschäftsbericht 20116
Sakar: Hilfe für Bulgariens KaiserSakar: Hilfe für Bulgariens KaiserEine der Naturperlen am Grünen Band Balkan
ist das Hügelland von Sakar (Karte S. 4, Nr. 18)
an der bulgarisch-türkischen Grenze. In dem
Mosaik aus Wiesen, Gehölzen und Feldern
findet der bedrohte Kaiseradler eines seiner
letzten Rückzugsgebiete. Seit Jahren arbeiten
EuroNatur und seine bulgarische Partneror-
ganisation Green Balkans gemeinsam für den
Schutz der seltenen Adlerart. Neben der In-
tensivierung der Landwirtschaft bedroht auch
die Aufgabe der traditionellen Beweidung den
Lebensraum des eleganten Greifvogels. Denn
dort, wo die Wiesen nicht mehr mit Schafen
oder Pferden beweidet werden, wachsen
sie langsam zu. Um der Verbuschung der
Landschaft entgegenzuwirken, unterstützten
EuroNatur und Green Balkans die örtlichen
Landwirte im Jahr 2011 mit finanziellen Bei-
hilfen, so dass diese Geräte und Tiere kaufen
und damit die Bewirtschaftung der Weiden
in Sakar ausweiten konnten. Mithilfe dieser
Maßnahmen konnte die Fläche der nachhaltig
genutzten Wiesen und Weiden um 60 Hektar
auf 260 Hektar vergrößert und somit wertvol-
ler Lebensraum für den Kaiseradler gesichert
werden. Durch eine großzügige private Spende
konnte EuroNatur zudem seinen Partner Fund
for Wild Flora and Fauna (FWFF) beim Erwerb
eines Schafstalls im Hügelland von Sakar nahe
der Ortschaft Levka unterstützen. Der FWFF
besitzt eine Herde mit 250 Schafen, die unter
anderem auch in Sakar die wertvollen Wiesen
und Weiden offenhalten. Mit dem Stall konn-
ten die Tiere im Winter 2011/2012 zum ersten
Mal vor Ort untergebracht werden.
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Das Hügelland von Sakar ist eines der letzten und wichtigsten Rückzugsgebiete für den Kaiseradler.
Grünes Band
7Geschäftsbericht 2011
Wesentlicher Bestandteil der Arbeit zum
Schutz der Kaiseradler ist es außerdem, eine
dauerhafte Beobachtung der Nester zu ge-
währleisten. Dank einer großzügigen Spende
des Optikherstellers Minox können die Mitar-
beiter von Green Balkans dieser Aufgabe künf-
tig noch besser nachkommen. Minox stellte der
EuroNatur-Partnerorganisation drei BV 8x42
Ferngläser sowie ein Exemplar des Hochleis-
tungsfernglases BL 15x56 einschließlich Stativ
zur Verfügung. So können Störungen der Kai-
seradler früher erkannt und das Verhalten der
Art noch genauer beobachtet werden.
Partner: Green Balkans, Fund for Wild Flora and Fauna (FWFF)Förderung: Minox, EuroNatur-Spender und -Paten
Smolyan: Artenreiche Wälder nützen Smolyan: Artenreiche Wälder nützen und schützenund schützenEtwa einhundert Kilometer westlich von Sakar
liegt die Gemeinde Smolyan (Karte S. 4, Nr. 16):
Die an der Grenze zu Griechenland gelegene
Region besticht durch ihre abwechslungs-
reiche Landschaft aus ökologisch wertvollen
Waldgesellschaften und seltenen Grasland-
typen. Nicht umsonst sind im Bereich der
Region Smolyan sechs Natura 2000-Gebiete
gemeldet. Neben der seltenen Balkan-Gämse
streifen hier auch Wölfe durch die Landschaft.
Außerdem spielt Smolyan eine Schlüsselrolle
für den grenzüberschreitenden Schutz der bul-
garisch-griechischen Braunbärenpopulation.
Doch diese Vielfalt ist in Gefahr: Durch in-
tensive Forstwirtschaft drohen die wertvollen
Lebensräume geschädigt zu werden. Um das zu
verhindern hat EuroNatur gemeinsam mit dem
bulgarischen Projektpartner Green Balkans im
September ein Projekt gestartet, das nachhal-
tige Wege der Waldnutzung aufzeigen soll. In
enger Zusammenarbeit mit sämtlichen lokalen
und regionalen Interessensvertretern erarbei-
ten EuroNatur und Green Balkans beispielhaft
Managementpläne für zwei der Natura 2000-
Gebiete in Smolyan. Diese sollen zeigen, wie
sich eine nachhaltige Bewirtschaftung von
Wäldern umsetzen lässt.
Partner: Green BalkansFörderung: Bundesumweltministerium, Bundes-amt für Naturschutz, Umweltbundesamt
DragomanDragomanMit dem Dragoman-Moor (Karte S. 4, Nr. 15)
an der Grenze zu Serbien liegt in Bulgarien ein
weiteres bedeutendes Naturerbe am Grünen
Band Balkan. Hier bietet ein buntes Mosaik
aus Feuchtwiesen, Sumpf und Karsthügeln
zahlreichen bedrohten Tier- und Pflanzenar-
ten einen idealen Lebensraum. Doch seit ein
paar Jahren ist dieses Juwel durch den Eintrag
von Nährstoffen aus bislang ungeklärten
Haushaltsabwässern der angrenzenden
Gemeinde Dragoman zunehmend gefährdet.
EuroNatur setzt sich seit Oktober 2009
dafür ein, das Dragoman-Moor und seine
östlich angrenzenden Feuchtwiesen besser zu
schützen und nachhaltig zu entwickeln. Um
dies zu erreichen, ist es zwingend notwendig,
den Eintrag durch die Abwässer zu stoppen.
Diesem Ziel sind EuroNatur und seine Partner
einen großen Schritt nähergekommen: Im
Sommer 2011 wurde die Planung für eine
Kläranlage in Dragoman abgeschlossen und
bis Ende des Jahres gelang es der Gemeinde,
alle dafür notwendigen Flächen zu erwerben.
Nach Einschätzung von EuroNatur-Partner
Balkani Wildlife Society (BWS) kann der Bau
der Anlage Mitte 2012 beginnen. EuroNatur
und die BWS standen der Gemeinde Dragoman
von Anfang an beratend zur Seite und werden
den Prozess auch weiterhin begleiten.
Partner: Balkani Wildlife Society (BWS), Bulgarian Biodiversity Foundation (BBF)Förderung: Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Euro-Natur-Spender und -Paten
Mur-Drau-Donau: Schutz für Europas Mur-Drau-Donau: Schutz für Europas Amazonas? Amazonas? Im Grenzgebiet zwischen Österreich, Slowe-
nien, Ungarn, Kroatien und Serbien liegt eine
der letzten intakten dynamischen Flussland-
schaften Europas. Weitgehend unreguliert
fließen Donau, Drau und Mur durch ausge-
dehnte Bruch- und Auwälder und bilden einen
einmaligen Biotopverbund (Karte S. 4, Nr. 5).
Bereits vor über 15 Jahren hatte EuroNatur
gemeinsam mit dem WWF, der Drau-Liga und
zahlreichen anderen Organisationen die Vision
entwickelt, diesen einmaligen Naturschatz
durch ein länderübergreifendes Biosphären-
reservat dauerhaft zu schützen. Anfang des
Jahres 2011 ernteten wir die ersten Früchte
der langjährigen Überzeugungsarbeit: Am 25.
März unterzeichneten die Umweltminister
der fünf Länder eine gemeinsame Absichts-
erklärung. Darin verankert war das Ziel, das
weltweit erste UNESCO-Biosphärenreservat zu
schaffen, das über fünf Ländergrenzen hinweg
reicht. Gleichzeitig hielt Kroatien aber an dem
Vorhaben fest, drei große Flussregulierungs-
projekte im Grenzgebiet mit Ungarn und Ser-
bien durchzusetzen (lesen Sie dazu S. 11).
Partner: WWF Österreich, Drau-LigaFörderung: Mava-Stiftung, EuroNatur-Spender und -Paten
Grünes Band
Geschäftsbericht 20118
Natürliches Ufer der Save in Kroatien.
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9Geschäftsbericht 2011
Europas Flusslandschaften in Gefahr
In Europa sind sie heute zu einem seltenen Anblick geworden, vor allem auf der Balkanhalbinsel gibt es sie noch: Ungezähmte Flussläufe, von Bienenfressern besiedelte Steilufer und ausgedehnte, urige Auwälder. Diese Landschaften gehören zu den artenreichsten Lebensräumen des Kontinents. Doch die Wasserbaulobby streckt ihre Finger gierig danach aus.
Europas Blaues HerzEuropas Blaues HerzNirgendwo sonst in Europa gibt es eine ver-
gleichbare Vielzahl und Vielfalt natürlicher
und unzerstörter Flusslandschaften wie auf
dem Balkan. Knapp ein Drittel dieser Le-
bensadern sind noch in einem ursprünglichen
Zustand und von Menschen so gut wie nicht
verändert. Zum Vergleich: In Deutschland
gelten nur noch zehn Prozent der Flüsse als
naturnah, 60 Prozent sind dagegen stark re-
guliert. Noch zählt das „Blaue Herz Europas“
zu den Hotspots der biologischen Vielfalt
unseres Kontinents. Bisher war dieser Natur-
schatz selbst Experten unbekannt. EuroNatur
und die österreichische Naturschutzorgani-
sation ECA Watch haben im Jahr 2011 zwei
Studien in Auftrag gegeben, die erstmals
den großen ökologischen Wert der Flüsse
auf dem Balkan untersuchten und belegten
– eine dringend nötige Grundlage für deren
Schutz. Denn auch das brachte die Studie
ans Licht: Genau dieser einzigartigen Vielfalt
droht ein Generalangriff der Wasserbaulobby.
Nahezu alle Balkan-Flüsse sollen für die Was-
serkraftnutzung ausgebaut werden. Selbst
hochrangige Schutzgebiete bleiben von den
Plänen nicht verschont. Nach Recherchen
von EuroNatur und ECA Watch sind weit über
500 große Wasserkraftwerke geplant. Hinzu
kommt ein Netz aus unzähligen kleineren
Anlagen. EuroNatur startete intensive Bemü-
hungen, diesen unkoordinierten Wildwuchs
an Wasserkraftwerken zu stoppen.
Einer der Brennpunkte im Jahr 2011 war der
geplante Staudammbau im Mavrovo-
Nationalpark (Karte S. 4, Nr. 11). So wurden
im Oktober 2011 Pläne der Europäischen Bank
für Wiederaufbau und Entwicklung (engl.:
EBRD) bekannt, mitten im zweitältesten und
größten Nationalpark Mazedoniens den Bau
eines großen Staudamms zur Stromgewinnung
zu fördern. Im Rahmen der Aktion „Rettet
Mavrovo“ reagierte EuroNatur gemeinsam mit
sechs Naturschutzpartnern in Mazedonien so-
fort. Abgesehen davon, dass das Projekt „Boskov
Most“ den Nationalpark ad absurdum führen
würde, ist die Umweltverträglichkeitsprüfung
zum Bau des Staudamms nach EuroNatur vor-
liegenden Informationen fachlich angreifbar.
Genau hier setzte EuroNatur an und machte
sowohl die internationale Naturschutzszene
als auch die Öffentlichkeit auf diesen Skandal
aufmerksam. Parallel wandte sich die Stiftung
direkt an die Verantwortlichen bei der EBRD
sowie an die mazedonische Regierung und
forderte einen sofortigen Stopp des Projektes.
Partner: ECA Watch
Förderung: Mava-Stiftung, EuroNatur-Spender
Kein Korsett für die Save!Kein Korsett für die Save!Umfangreiche Pläne für Flussregulierungen stan-
den 2011 in Kroatien auf dem Programm. Kurz vor
dem geplanten EU-Beitritt des Landes versuchte
sich die kroatische Wasserwirtschaft entspre-
chende Aufträge zu sichern. Über 500 Kilometer
natürlicher Flussabschnitte entlang Donau, Drau,
Mur, Save und Neretva sollen kanalisiert werden.
Diese Eingriffe bedrohen nicht nur einzigartige
Feuchtgebiete, sondern auch Europas größte und
am besten erhaltene Auwälder.
Bereits 2010 hatte das Büro der Kroatischen
Wasserwirtschaft (VPB) Pläne auf den Tisch
gebracht, die ursprüngliche Flusslandschaft
der Save zwischen Sisak und Belgrad in eine
eintönige Schifffahrtsstraße zu verwandeln.
Um das in der EU-Wasserrahmenrichtlinie
vorgeschriebene Verschlechterungsverbot zu
unterlaufen, versuchte die Wasserbau- und
Schifffahrtslobby die Save als künstliches,
stark verändertes Gewässer zu deklarieren. Die
Umweltverträglichkeitsprüfung bescheinigte
dem Projekt – trotz der zu erwartenden ökolo-
gischen Schäden – keine negativen Einflüsse.
Bereits im Sommer 2010 startete EuroNa-
tur deshalb die Aktion „Rettet die Save“.
Gemeinsam mit dem WWF Österreich und
sechs kroatischen Naturschutzorganisationen
reichte EuroNatur am Weltfeuchtgebietstag
am 2. Februar 2011 bei der EU-Delegation in
Zagreb eine Beschwerde gegen den geplanten
Save-Ausbau und weitere Fluss-Ausbaupläne
in Kroatien ein. Ein Meilenstein war die Save-
Konferenz im Goethe-Institut in Zagreb, bei
der EuroNatur im April 2011 Vertreter un-
terschiedlicher Interessensgruppen an einen
Tisch brachte. Ziel war es, gemeinsam nach
Lösungen zu suchen, die Schifffahrt auf der
Save naturverträglich zu gestalten.
Parallel war im Jahr 2011 die Beobachtungs-
plattform „Vodomar“ regelmäßig im Einsatz. Mit
Hilfe des Bootes präsentierte die Schutzgebiets-
verwaltung des Naturparks Lonjsko Polje (Karte
S. 4, Nr. 6) einem breiten Publikum eindrücklich
die Zusammenhänge des dynamischen Lebens-
raums der Save. EuroNatur arbeitete an der
Erstellung der Lehrmaterialien und der natur-
pädagogischen Ausbildung von sechs Rangern
mit. Auch im Vorfeld der Save-Konferenz
Geschäftsbericht 201110
Naturpark Kopacki Rit an der Grenze zwischen Kroatien und Serbien.
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Europas Flüsse
11Geschäftsbericht 2011
kam „Vodomar“ zum Einsatz. Im Jahr 2011
wurden damit mehr als 1.200 Teilnehmer in
kleinen Gruppen über den großen ökologi-
schen Wert der Save aufgeklärt.
Dank dieses umfassenden Maßnahmenpakets
und der intensiven Zusammenarbeit mit dem
Naturpark Lonjsko Polje konnte der Ausbau
der Save vorerst gestoppt werden. Jetzt geht
es vor allem darum, einen sinnvollen Ma-
nagementplan für die Save zu erreichen. Zen-
traler Bestandteil des von der Europäischen
Union geförderten Managementplans muss
dringend der Schutz der größten Auwälder
Europas werden. Seit Ende April 2011 ist
EuroNatur Beobachter in der Internationalen
Save-Kommission, welche die internationale
Kooperation entlang des Flusses organisiert.
In dieser Funktion bemühen wir uns intensiv
um Einflussnahme.
Partner: Naturpark Lonjsko PoljeFörderung: Deutsche Bundesstiftung Umwelt, EuroNatur-Spender und -Paten
Europas Amazonas in GefahrEuropas Amazonas in GefahrDie Vision eines Fünf-Länder-Biosphären-
reservats zum Schutz der einmaligen Fluss-
landschaften von Mur, Drau und Donau nahm
im März 2011 konkrete Gestalt an (lesen Sie
dazu. S. 7). Gleichzeitig hielt Kroatien aber
an dem Vorhaben fest, drei große Flussregu-
lierungsprojekte im Grenzgebiet mit Ungarn
und Serbien durchzusetzen. Diese sollten
190 Baumaßnahmen umfassen, die unter
anderem die Entnahme von Kies und Sand aus
dem sensiblen Flusssystem auf einer Länge
von 111 Kilometern vorsahen. Damit würden
ökologisch wertvolle, ursprüngliche Fluss-
landschaften an Donau und Drau zerstört.
Ohne gültige Umweltverträglichkeitsprüfung
haben die Maßnahmen im Jahr 2011 stellen-
weise schon begonnen.
Bereits 2009 zeigten unabhängige EU-Ex-
perten in einer Studie, dass die geplanten
Regulierungsmaßnahmen an der unteren Drau
weder mit internationalen Standards noch mit
geltendem EU-Recht vereinbar sind. In einer
gemeinsamen Erklärung forderten EuroNatur,
der WWF und acht weitere nationale Natur-
schutzorganisationen die Europäische Kom-
mission und die Mitgliedsstaaten im Juni 2011
auf, diese Pläne sowie die bereits laufenden
illegalen Aktivitäten umgehend zu stoppen.
Auf Umweltverträglichkeit geprüft wurde
2011 auch die Regulierung der Donau ent-
lang eines 53 Kilometer langen Abschnitts an
der Grenze zwischen Kroatien und Serbien.
Von den vorgesehenen Maßnahmen würde
auch der Naturpark Kopacki Rit geschädigt.
Dabei war das Naturjuwel im September
2011 erst als Teil der Kernzone des künftigen
Fünf-Länder-Biosphärenreservats ernannt
worden. Durch gezielte Presse- und Öffent-
lichkeitsarbeit gelang es, das Thema mehr-
fach in der deutschen und österreichischen
Presse zu platzieren und damit internationale
Aufmerksamkeit zu erzeugen. Mit diesem
Druck wollen wir die naturzerstörenden
Maßnahmen verhindern.
Partner: WWF, Drau-LigaFörderung: Mava-Stiftung, EuroNatur-Spender und -Paten
Europas Flüsse
Geschäftsbericht 201112
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Braunbär (Ursus arctos).
13Geschäftsbericht 2011
Braunbären in EuropaBraunbären in EuropaLand und Früchte für Spaniens BärenLand und Früchte für Spaniens BärenMit den Braunbären im Kantabrischen Gebir-
ge (Karte S. 4, Nr. 1) geht es weiterhin berg-
auf. Mittlerweile ist der Bestand auf rund 200
Tiere angewachsen. Das sind weit mehr als
doppelt so viele als noch vor gut zehn Jahren.
Die Bären erobern zumindest den Westen des
Gebirges langsam aber sicher wieder zurück.
Heute ziehen Bärinnen auch in Gebieten ihre
Jungen auf, in denen es Jahrzehnte lang
keinen Bärennachwuchs gab. Besonders er-
freulich ist die Entwicklung in den Gemeinden
Proaza und Teverga. In dem sogenannten „Tal
der Bären“ lebten im vergangenen Jahr 45
Bären, davon vermutlich sechs Bärinnen mit
Jungtieren des Jahres 2011. Ebenso positiv
entwickelt sich die Situation im Gebiet von
Somiedo und Belmonte.
Ein wichtiger Grund für die erfreuliche Ent-
wicklung der Bärenpopulation im westlichen
Teil des Kantabrischen Gebirges ist, dass
die Jagd auf Bären hier inzwischen stark
eingedämmt werden konnte. Auch im Jahr
2011 gingen von EuroNatur-Partner Fapas
ausgebildete Bären-Ranger regelmäßig auf
Patrouille. Einen zusätzlich abschreckenden
Effekt haben die Kamerafallen, mit denen es
in den vergangenen Jahren immer wieder
gelang, Wilderer zu überführen. Sie machen
es möglich, selbst abgelegene Gebiete zu
überwachen. Derzeit befinden sich mehr als
60 gut getarnte Kameras im Einsatz.
Neben dem Kampf gegen die Wilderei hat die
Verbesserung des Nahrungsangebotes für die
Bären entscheidend zur positiven Bestandsent-
wicklung im Westen des Kantabrischen Gebirges
beigetragen. Früchte stehen ganz oben auf
dem Speiseplan der Petze. Fapas pachtet
oder kauft deshalb verlassene Flächen, um
dort Obstbäume für die Bären zu pflanzen.
Doch Fincas zu kaufen oder zu pachten allein
reicht nicht. Fapas gewinnt darüber hinaus
Landbesitzer dafür, ihre nicht mehr genutz-
ten Flächen kostenlos mit Gehölzen aus der
Fapas-eigenen Baumschule zu bepflanzen.
Früchte oder Holz können diese anschließend
beliebig verwerten. Für die Bären bleibt
dennoch genug übrig. Mit Unterstützung
von EuroNatur konnte Fapas im Westen der
Kantabrischen Kordilleren so bereits mehrere
Tausend Fruchtbäume pflanzen. Allein im
Jahr 2011 wurden 20.000 Wildobstbäume
und Kastanien gesetzt.
So rosig die Situation im Westen aussieht, so
dramatisch ist sie im Osten des Kantabrischen
Gebirges. Hier leben nur noch sehr wenige
Bären. Vor allem die Wilderei und der Mangel
an Aas in der Landschaft sind daran schuld.
Partner: Fondo para la Protección de los Animales Salvajes (Fapas)Förderung: EuroNatur-Spender und -Paten
Bahn frei für Rumäniens BraunbärenBahn frei für Rumäniens BraunbärenIn den Karpaten lebt eines der größten
Braunbär-Vorkommen Europas. In Rumänien
wird der Bestand derzeit noch auf rund 5.000
Individuen geschätzt. Ihr Lebensraum ist aber
in großer Gefahr: Denn die rumänische Stra-
ßenbauverwaltung plant ein umfassendes
Autobahnnetz für das Land. Diese voraus-
sichtlich stark befahrenen und gezäunten
Fernstraßen drohen die noch bestehenden
Wildtierkorridore und zusammenhängen-
den Bärenlebensräume zu zerschneiden.
Gemeinsam mit seiner Partnerorganisation
arbeitet EuroNatur mit Hochdruck daran,
mit fundierten Daten Vorschläge für den
Bau von Grünbrücken und anderen Querungs-
hilfen zu erarbeiten und diese politisch
durchzusetzen. Milvus startete daher im
vergangenen Jahr eine Untersuchung über
die Braunbären-Vorkommen im Bereich der
geplanten Autobahn von Targu Mures nach
Iasi. Ziel ist es zu zeigen, wie der Eingriff die
Lebensräume der Braunbären verändert und
wie sich die neue Autobahn voraussichtlich
auf die Bären auswirkt. EuroNatur wird
aufbauend auf den Ergebnissen der Studie
ein konkretes Konzept entwickeln, wie der
Verlauf der Trasse verändert werden muss
und wo dringend Grünbrücken gebaut wer-
den müssen, um negative Auswirkungen zu
vermeiden. Mit Unterstützung von EuroNa-
tur setzt sich Milvus intensiv dafür ein, die
Ausweisung wichtiger Bärengebiete als Teil
des europäischen Schutzgebiets-Netzwerks
„Natura 2000“ zu erreichen.
Partner: MilvusFörderung: EuroNatur-Spender und -Paten
Wildes Europa
Der Mensch nimmt mehr und mehr Raum für sich in Anspruch. Das geht auch zu Lasten von großen Wildtieren wie Bär, Wolf und Luchs. EuroNatur setzt sich für den Schutz dieser faszinierenden Großsäuger und ihrer Lebensräume in Europa ein.
Geschäftsbericht 201114
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Wildes EuropaWolf (Canis lupus).
15Geschäftsbericht 2011
Wölfe in EuropaWölfe in EuropaPolens Wölfe auf dem VormarschPolens Wölfe auf dem VormarschDie Ergebnisse des Wolfsmonitorings zeigen
eindeutig, dass sich die hartnäckige Naturschutz-
arbeit für die Wölfe in Polen bewährt. Seit zehn
Jahren steigt die Zahl der grauen Jäger dort stetig
an. Etwa 700 Wölfe leben landesweit. Im Jahr
2011 gab es in Nordost-, Ost- und Südpolen in
sämtlichen Waldgebieten erneut Hinweise auf
die Anwesenheit von Wölfen, in denen solche
auch in den Vorjahren auftauchten. Das heißt,
die Entwicklung geht dort offensichtlich stabil
in eine positive Richtung. Auch den Westen
Polens erobern die Wölfe langsam zurück. Quelle
der Zuwanderung ist Ostpolen, wo mittlerweile
– dank intensiver Schutzmaßnahmen – sämt-
liche Wolfsreviere wieder besetzt sind. Auf der
Suche nach neuen, geeigneten Lebensräumen
müssen die Tiere bis nach Westpolen wandern.
Infolgedessen konnten dort im Jahr 2011 19
Wolfsrudel mit etwa 95 Individuen registriert
werden. Dennoch sind die Wölfe in Westpolen
nach wie vor vom Aussterben bedroht.
Eine besonders große Gefahr stellt die Wilderei
dar. Provoziert wird diese vor allem durch von
Wölfen verursachte Schäden an Viehherden. Ein
Schwerpunkt der Arbeit des polnischen EuroNa-
tur-Partners Wilk lag im Jahr 2011 deshalb auf
der Einführung von Herdenschutzmaßnahmen
wie Flatter- und Elektrozäunen bzw. der Wei-
terbildung und Unterstützung von Tierhaltern
in diesem Themenfeld. Doch es ist nicht allein
die illegale Jagd auf Wölfe, die Grund zur Sorge
bereitet: Für Ostpolen gab es 2011 Bestrebungen,
den Abschuss von Wölfen legal zu ermöglichen.
Da die ostpolnischen Wölfe die Population im
Westen speisen, ist damit auch die Wiederbe-
siedelung von Revieren in Westpolen massiv
gefährdet. Gemeinsam mit anderen Naturschutz-
organisationen hat sich Wilk offiziell gegen diese
Strategie ausgesprochen und wird diese kritische
Haltung auch im Rahmen der vorgesehenen
öffentlichen Anhörungen vertreten.
Eine weitere Baustelle sind nach wie vor die
Wanderkorridore der Wölfe. Intensive Landnut-
zung, Verkehrswege und Besiedelung unter-
brechen ihre Wanderrouten von Ostpolen nach
Westpolen und zerschneiden ihre Lebensräume.
Alle drei polnischen EuroNatur-Projektpartner
arbeiten deshalb intensiv auf verschiedenen
Ebenen daran, die Situation zu verbessern - so
auch 2011. Das Mammal Research Institute
(MRI) in Bialowieza erstellte eine aktualisierte
Karte bestehender Wanderkorridore der Wölfe in
Polen. Auf dieser Grundlage setzten sich Wilk und
die Naturschutzorganisation „Workshop for all
Beings“ mit einer breit aufgestellten Lobbyarbeit
bei den entsprechenden Entscheidungsträgern
dafür ein, dass diese Wanderkorridore erhalten
und Grünbrücken sowie andere Querungshilfen
bereits bei der Planung von Verkehrswegen
vorgesehen werden. Außerdem wurden die Grün-
brücken überwacht und damit belegt, dass diese
negative Auswirkungen von Straßen und Eisen-
bahnlinien auf Wölfe wirksam abschwächen. Mit
Erfolg: Das polnische Umweltministerium zieht
in Erwägung, die ökologischen Korridore offiziell
unter Schutz zu stellen!
Partner: Mammal Research Institute in Bialowieza (MRI), Association for Nature „Wolf“ (Wilk), Natur-schutzorganisation „Workshop for all Beings“Förderung: Elisabeth Seifert-Becker's-Stiftungsfonds zum Wolfschutz in Erinnerung an Viktoria Neumann, Emilie und Franz Seifert, Stiftung Lappat, EuroNatur-Spender und -Paten
Bulgariens Wölfe: Zähes RingenBulgariens Wölfe: Zähes RingenDie Wolfsbestände in Bulgarien stehen stark
unter Druck. Dies haben Analysen in den letzten
Jahren eindeutig gezeigt. Daten zur Wolfsverbrei-
tung und zum Wolfsbestand in Bulgarien sowie
deren Ökologie und Verhalten zu sammeln, wird
jedoch immer schwieriger. So erfreulich es ist,
dass die Staatliche Forstbehörde die Zahlung von
Kopfgeld für abgeschossene Wölfe eingestellt
hat, so ist damit auf der anderen Seite verbunden,
dass die Jäger erlegte Tiere nicht mehr abliefern.
DNA-Analysen, Analysen des Mageninhaltes
und ähnliche Untersuchungen sind damit nicht
mehr so leicht möglich. Um das Wissen über die
Wölfe in Bulgarien dennoch weiter vergrößern
zu können, erarbeitete und verteilte der bulgari-
sche EuroNatur-Partner Balkani Wildlife Society
(BWS) eine Broschüre, die über den Wolfsschutz
in Bulgarien aufklärt und deutlich macht, wie
wichtig die Sammlung weiterer Informationen
ist. Zusätzlich wurden in ganz Bulgarien An-
sprechpartner für die Jäger definiert. Der Erfolg
spricht für sich: Im Jahr 2011 konnten Daten von
insgesamt 30 Wölfen gesammelt werden und
damit nur unwesentlich weniger als in den drei
Vorjahren zusammen. Diese Informationen sind
Grundlage für die Erstellung eines Wolfs-Ma-
nagementplans. Ziel ist es, den legalen Schutz-
status der Wölfe in Bulgarien zu verbessern.
EuroNatur hat gemeinsam mit der BWS im Jahr
2008 den Prozess der Erstellung eines solchen
Plans begonnen. Dabei wurden von Anfang an
sämtliche Interessensgruppen einbezogen. Damit
wollten wir erreichen, dass der Wolfs-Manage-
mentplan nach seiner Verabschiedung mit einer
möglichst breiten Unterstützung aller Beteiligten
realisiert werden kann. Doch die Diskrepanz der
Meinungen blockierten den Prozess massiv. Mit
mehreren Workshops konnten wir aber eine
wertvolle Basis für die weitere Arbeit schaffen.
Partner: Balkani Wildlife Society (BWS)Förderung: EuroNatur-Spender und -Paten
Wildes Europa
Geschäftsbericht 201116
Wildes EuropaBi
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Luchs (Lynx lynx).
17Geschäftsbericht 2011
Luchse in EuropaLuchse in EuropaEin Netzwerk für den BalkanluchsEin Netzwerk für den BalkanluchsDie aktuellen Zahlen zum Balkanluchs sind
dramatisch: Wahrscheinlich weniger als 50 der
scheuen Tiere leben noch im westlichen Maze-
donien und östlichen Albanien. Um die aktuelle
Situation des Balkanluchses besser einschätzen
zu können, führten die EuroNatur-Partner
Macedonian Ecological Society (MES) und Pre-
servation and Protection of Natural Enviroment
in Albania (PPNEA) auch 2011 intensive Feld-
studien durch. In Mazedonien konzentrierte sich
das Projektteam darauf, nach der erfolgreichen
Besenderung von Balkanluchs Marko im März
2010 einen zweiten Luchs zu fangen und mit
einem Sendehalsband zu versehen. Die zahlrei-
chen Versuche blieben jedoch erfolglos.
Erfreuliche Nachrichten gab es dafür aus Albani-
en. Hier gelang es den Luchsexperten von PPNEA
im März 2011 zum ersten Mal, einen Balkanluchs
mit Hilfe einer Kamerafalle abzulichten. Bis dahin
waren Haarbüschel, Spuren im Gelände und Au-
genzeugenberichte die einzigen Hinweise dafür,
dass in Albanien noch Balkanluchse leben.
Die Luchsexperten von PPNEA und MES konn-
ten das Netzwerk zur Überwachung der Luchse
auch 2011 weiter verdichten. In Albanien und
Mazedonien fanden mehrere Vorträge, Work-
shops und Fortbildungen statt. Ziel war es,
wissenschaftlichen Nachwuchs auszubilden
und die Kontakte zu Forst- und Landwirten in
wichtigen Luchsgebieten zu stärken.
Lebensräume sichernLebensräume sichernBesonders wichtig ist es, die Lebensräume der
Luchse zu sichern und so miteinander zu ver-
binden, dass ein Austausch zwischen den ver-
streut liegenden Teilpopulationen stattfinden
kann. Daher hat EuroNatur gemeinsam mit sei-
nen Partnerorganisationen die Vorarbeiten für
die Ausweisung verschiedener Schutzgebiete
auch 2011 mit Nachdruck vorangetrieben. Vor
allem das Korab-Gebirge, das Shar–Gebirge
und das Illinska-Plakenska-Gebirge (s. dazu
Karte S. 4, Nr. 11, 14 und 13) standen 2011 im
Mittelpunkt der Anstrengungen.
Mit Erfolg: Am 21. Dezember 2011 wurde in
Albanien der Naturpark Korab-Koritnik ausge-
wiesen. EuroNatur und seine Partner haben in
enger Zusammenarbeit mit dem albanischen
Umweltministerium die Grundlagen dafür
geschaffen. Gute Nachrichten gab es auch aus
dem im Osten angrenzenden Shar-Gebirge. Ende
2011 verkündete der mazedonische Umweltmi-
nister, dass der mazedonische Teil des Shar-Ge-
birges als Nationalpark ausgewiesen werden soll
(lesen Sie hierzu auch das Kapitel „Grünes Band
Europa“, S. 5). Im Illinska-Plakenska-Gebirge
haben EuroNatur und seine Partner die Daten-
grundlagen zu Fauna und Flora dieses wertvollen
Luchslebensraums weiter vervollständigt.
Die Menschen einbindenDie Menschen einbindenUm die Menschen vor Ort für den Schutz der
Luchse zu gewinnen, hat EuroNatur auch im
Jahr 2011 verschiedene Projekte zur Regio-
nalentwicklung gefördert (lesen Sie hierzu
auch das Kapitel “Grünes Band Europa“, S.
5). So wurden im Illinska-Plakenska-Gebir-
ge und im Shar-Gebirge alle Interessenten
aufgefordert, bis zum 30.12.2011 Vorschlä-
ge für Kleinprojekte einzureichen. Den
Nährboden für den Wettbewerb bereiteten
EuroNatur und die Mitarbeiter der MES
mit einer beharrlichen Aufklärungsarbeit
im Vorfeld. Dementsprechend groß war der
Zuspruch: Im Shar-Gebirge wurden 47 und
im Illinska-Plakenska-Gebirge 37 Projektideen
eingereicht. Darunter waren Projekte zur
Umweltbildung, Umwelterziehung und
naturtouristische Angebote.
Partner: Preservation and Protection of Natural Environment in Albania (PPNEA), Macedonian Eco-logical Society (MES), Koordinierte Forschungsstelle für Großraubtiere in der Schweiz (KORA)Förderung: Mava-Stiftung, Deutsche Bundesstiftung Umwelt, EuroNatur-Spender und -Paten
Lebensraum für Luchse in PolenLebensraum für Luchse in PolenMit Unterstützung von EuroNatur untersucht
das Mammal Research Institute in Bialowieza
seit dem letzten Jahr die Waldbestände Polens
auf ihre Eignung als Habitate für den Luchs.
Dazu wurden unterschiedliche Kenndaten der
einzelnen Waldgebiete gesammelt. Mit com-
putergestützten Methoden werden diese Daten
2012 ausgewertet, um auch ohne aufwendige
Zählungen jene Gebiete definieren zu können,
die als Habitate für die Luchse von großer Be-
deutung sind. Diese Auswertungen sollen in der
Zukunft beispielsweise als Grundlage für die
Erstellung von geeigneten Managementplänen
und für die Ausweisung von Schutzgebieten
dienen. Eine weitere wichtige Wissensgrund-
lage für den effektiven Schutz der Luchse sind
fundierte Kenntnisse ihrer Verbreitungs- und
Bewegungsmuster, sowie Informationen zum
Verhalten potenzieller Beutetiere. Dazu wurden
vier Luchse sowie sechs Rehe und sechs Hirsche
mit Sendehalsbändern ausgestattet. Durch die
Auswertung der Senderdaten steht schon jetzt
fest, dass männliche und weibliche Luchse ein
völlig unterschiedliches Jagdverhalten und
Beuteschema zeigen. Auf dieser Grundlage
lassen sich die Wälder Polens hinsichtlich ihrer
Eignung als Luchshabitate besser bewerten
und Schutzmaßnahmen optimal anpassen.
Partner: Mammal Research Institute in Bialowieza (MRI)Förderung: EuroNatur-Spender und -Paten
Wildes Europa
Geschäftsbericht 201118
Stieglitz (Distelfink - Carduelis carduelis).
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19Geschäftsbericht 2011
Zugvogelschutz an der Zugvogelschutz an der östlichen Adriaöstlichen AdriaAuf dem Balkan finden sich Gebiete von
außergewöhnlicher Artenvielfalt und größter
Bedeutung für den Zugvogelschutz. Sie bieten
Kapazität für über eine Million rastende Wasser-
vögel und zahlreiche rastende Vogelarten. Im
Juni 2011 konnten allein am Skutari-See (s.
Karte S. 4, Nr. 9) 28.000 Vögel gezählt werden,
darunter rund 14.000 Zwergscharben, 4.800
Weißbartseeschwalben und 390 Rallenreiher.
Doch so perfekt ist die Idylle nicht. Besonders
an dem schmalen Küstenstreifen der östlichen
Adria ist ein Großteil der Feuchtgebietsflächen
durch Trockenlegung, intensive Landwirtschaft
und Tourismus bereits stark beeinträchtigt
oder ganz zerstört worden. In den wenigen
intakten Feuchtgebieten entlang der Ad-
ria-Zugroute konzentrieren sich jedes Jahr
Scharen von Vogeljägern. Auch im Jahr 2011
setzte sich EuroNatur dafür ein, wichtige Rast-
und Brutgebiete für Zugvögel in Albanien,
Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Serbien,
Kroatien sowie Slowenien zu sichern.
Brennpunkt der VogeljagdBrennpunkt der VogeljagdEinen wesentlichen Schwerpunkt der Arbeit bilde-
te 2011 - wie bereits in den Vorjahren - der Kampf
gegen die Vogeljagd auf dem Balkan. Dort spielten
sich auch im Berichtsjahr wieder dramatische
Szenen ab. So veranstalteten im Naturpark Hu-
tovo Blato (Neretva-Delta, Bosnien-Herzegowina;
Karte S. 4, Nr. 8) im Herbst 2011 mitten im Jagd-
banngebiet zeitgleich bis zu mehr als 100 Vogel-
jäger Treibjagden auf die rastenden Wasservögel,
darunter geschützte Entenarten wie Kolbenente,
Löffelente oder Moorente. Hutovo Blato ist kein
Einzelfall: Nach Schätzungen von EuroNatur
werden entlang der Adria-Zugroute jährlich weit
über zwei Millionen Vögel geschossen.
Vogelbeobachtung statt VogeljagdVogelbeobachtung statt VogeljagdDie Jagd zu verbieten reicht allein nicht aus.
EuroNatur arbeitete auch 2011 intensiv daran,
das Netzwerk aus internationalen Vogelschüt-
zern auszubauen, die wichtige Rastgebiete
zuverlässig überwachen. Ein vielversprechendes
Mittel, die Vogeljagd nachhaltig einzudämmen
ist es außerdem, den Menschen vor Ort alterna-
tive Perspektiven zu eröffnen. Für die östliche
Adriaküste bietet vor allem der Vogelbeobach-
tungstourismus große Chancen. Im Herbst
etwa befinden sich Hunderttausende von
Zugvögeln, unter anderem Wespenbussarde,
Pirole oder Wiedehopfe, auf der Durchreise in
ihre südlichen Winterquartiere. Bislang nutzen
die Länder entlang der Adria dieses Potenzial
jedoch nicht für sich. Im Sommer 2011 brachte
EuroNatur deshalb den in deutscher und engli-
scher Sprache erschienenen Reiseführer „Adria-
Ostküste – Vögel beobachten und Natur erleben
in historischen Landschaften am Mittelmeer“
heraus. Der EuroNatur-Reiseführer bedeutet
einen ersten, wichtigen Schritt auf dem Weg,
diesen Teil Europas mit seinem großartigen
Kultur- und Naturerbe bekannter zu machen.
Wenn viele Besucher die einzigartige Natur
erleben wollen, dann steigt bei der lokalen
Bevölkerung die Bereitschaft, diese auch zu
schützen. So gehen wirtschaftliche Entwick-
lung und Naturschutz Hand in Hand.
Der EuroNatur-Reiseführer „Adria-Ostküste“
ist im Shop der EuroNatur Service-GmbH
erhältlich.
Gemeinsam gegen die Vogeljagd in Gemeinsam gegen die Vogeljagd in EuropaEuropaDass die Vogeljagd ein europaweites Problem
ist, unterstrich die internationale „Konferenz
gegen den Vogelmord“, die im Juli 2011 in Lar-
naca auf Zypern stattfand. Auch innerhalb der
Europäischen Union besteht der Vogelschutz oft
nur auf dem Papier: Viele Vertragsstaaten setzen
die EU-Vogelschutzrichtlinie nur unzureichend
um. An der vom Europarat organisierten Tagung
nahmen neben Vertretern der Vertragsstaaten
der Berner Konvention und der Europäischen
Kommission auch Vertreter von Naturschutzor-
ganisationen wie EuroNatur, Friends of the Earth
und BirdLife sowie von Jagdverbänden, nationa-
len und lokalen Behörden sowie renommierten
Forschungsinstituten teil. EuroNatur machte
erfolgreich auf das verheerende Ausmaß der
Vogeljagd an der östlichen Adria aufmerksam:
In der „Erklärung von Larnaca“ verurteilten die
Konferenzteilnehmer einstimmig die illegale
Vogeljagd, den illegalen Fang und die Vergif-
tung von Vögeln sowie den internationalen
Schmuggel mit Vögeln. Die Erklärung fordert
ein umfassendes Maßnahmenpaket, das alle
Ursachen des illegalen Tötens von Vögeln in
Europa beseitigt.
Wird wichtigster Zugvogelrastplatz Wird wichtigster Zugvogelrastplatz Bauland?Bauland?Doch nicht nur die Vogeljagd ist ein großes
Problem. So stand im Dezember 2011 die zum
Bojana-Buna-Delta (s. Karte S. 4, Nr. 9) ge-
hörende Saline Ulcinj für 257,8 Millionen Euro
als Bauland für ein neues Tourismusgebiet zur
Auktion. Alles deutete darauf hin, dass Monte-
negro diesen wichtigsten Zugvogel-Rastplatz
an der Adria-Ostküste zerstören und für den
Massentourismus ausbauen wollte.
Zugvögel – Athleten der Lüfte
Zugvögel nicht nur in ihren Brutgebieten zu schützen, sondern auch ihre Überwinterungs- und Rastplätze in Europa zu sichern, ist eines der wichtigsten Ziele von EuroNatur. Einen wesentlichen Brennpunkt der Arbeit bildet die Balkanhalbinsel.
Geschäftsbericht 201120
Möglich machten dieses Vorhaben skandalöse
Änderungen der Vorlage des Raumplans von
Montenegro (2005 – 2020) im Jahr 2007. Ziel
der ursprünglichen Version des Raumplans
war es, Montenegro durch eine nachhaltige
Entwicklung neue wirtschaftliche Perspektiven
zu eröffnen. Doch die Version, die zur Abstim-
mung in das Parlament gelangte, unterschied
sich deutlich von der Fassung, die kurz zuvor
auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft und in
einer öffentlichen Anhörung präsentiert wor-
den war. Damit wurde das global bedeutende
Feuchtgebiet „Saline Ulcinj“ zum potentiellen
Bauland und der finanzielle Spekulationswert
der Firma erhöhte sich um ein Vielfaches.
EuroNatur setzt sich seit 2003 für die Entwick-
lung der Saline Ulcinj als Vogelschutzgebiet
und naturtouristische Attraktion an der Ad-
ria-Zugroute ein. Nachdem das Vorhaben der
montenegrinischen Regierung bekannt wurde,
kam es europaweit zu massiven Protesten, die
von EuroNatur unterstützt und im Lande vom
langjährigen EuroNatur-Projektpartner CZIP
organisiert wurden.
Karstpoljen – Schlüssel für erfolgreichen Karstpoljen – Schlüssel für erfolgreichen ZugvogelschutzZugvogelschutzZu den bedeutenden Vogelrastplätzen entlang
der Adria-Zugroute gehören die Karstpoljen
im Dinarischen Gebirge, darunter das weltweit
größte, regelmäßig überflutete „Livanjsko Polje“
(s. Karte S. 4, Nr. 7). Karstpoljen sind Lebensräu-
me von ausgesprochener Dynamik und Vielfalt
und spielen eine Schlüsselrolle beim Schutz von
Wat- und Zugvögeln. Besonders weit verzweigt
und gut erhalten sind die Karstpoljen in Bosnien-
Fischadler mit Beute (Pandion haliaetus).
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Zugvögel
21Geschäftsbericht 2011
Herzegowina. Noch haben diese einmaligen
Naturparadiese dort aber keinerlei Lobby und
es fehlen offizielle Regelungen, die sie vor
schädlichen Eingriffen schützen. Während in
Kroatien und Slowenien Karstpoljen bereits
Teil des europäischen Schutzgebietsnetz-
werks Natura 2000 sind, fehlt in Bosnien-
Herzegowina jegliches Datenmaterial. Ziel
eines 2011 gestarteten EuroNatur-Projektes
ist es, den Karstpoljen in Bosnien-Herzegowi-
na zu einem angemessenen Schutzstatus zu
verhelfen. Um die entscheidende Grundlage
dafür zu schaffen, begann 2011 die Erfassung
sämtlicher regelmäßig überschwemmter
Karstpoljen in Bosnien-Herzegowina mitsamt
ihrer reichen Tier- und Pflanzenwelt. Die im
Rahmen des Projektes gewonnen Daten wer-
den an zentraler Stelle zugänglich gemacht
und sind die entscheidende Grundlage dafür,
dass wichtige internationale Übereinkommen
wie die Ramsar-Konvention, die Europäische
Vogelschutzrichtlinie und die Europäische
Wasserrahmenrichtlinie greifen können.
Vogelschutzprojekte an der östlichen Adria:
Partner: Dinaric Arc Initiative (DAI); Albanien: Association for Protection of Aquatic Wildlife of Albania (APAWA); Montenegro: Zentrum für Vogel-schutz und Monitoring in Montenegro (CZIP), Saline Ulcinj, Nationalpark Skutari, Naturhistorisches Museum Montenegro; Bosnien-Herzegowina: Naše ptice/ Unsere Vögel, Zentrum für Karstforschung und Nachhaltige Entwicklung, Landesmuseum in Sarajevo; Serbien: Bird Protection and Study Society of Vojvodina (BSPSV); Kroatien: Kroatische Gesell-schaft für Vogel- und Naturschutz (HDZPP); Slowenien: Slowenischer Vogelschutzbund (DOPPS)Förderung: Mava-Stiftung, Lufthansa Umweltför-derung, Ludwig Raue Gedächtnisstiftung, EuroNatur-Spender und -Paten
Save-Auen: Löffler vor der Save-Auen: Löffler vor der Kamera Kamera Eine der größten Löfflerkolonien Mitteleuro-
pas beherbergt der Naturpark Lonjsko Polje
in den kroatischen Save-Auen (s. Karte S. 4,
Nr. 6). Seit mehr als 20 Jahren unterstützt
EuroNatur den Aufbau des Naturparks und
das Management der Löfflerkolonie. Im Jahr
2011 war der Bruterfolg der Löffler im Save-
Altarm Krapje Dol ausgesprochen erfreulich:
Mit durchschnittlich 2,7 Jungen pro Paar lag
das Ergebnis sehr hoch. Gleichzeitig gab es
allerdings vergleichsweise wenig Brutpaare.
Gemessen an der Anzahl der aus der Kolonie
an- und abfliegenden Löffler hätten etwa
150 Paare brüten können. Tatsächlich gab
es im Jahr 2011 aber nur gut 60 Nester.
Schuld daran waren vermutlich ungünstige
Witterungsbedingungen. Dank einer neuen
Methode konnte die Löfflerkolonie im Jahr
2011 besonders gründlich überwacht werden:
Der Naturpark Lonjsko Polje nutzte einen mit
einer Fotokamera ausgestatteten, fernge-
steuerten Minihubschrauber, um Bilder der
Nester, Brutvögel und Jungen aufzunehmen.
Das Ergebnis waren wesentlich genauere An-
gaben als bisher. Vor Einsatz der sogenannten
„Biene“ wurden die Zahlen der Brutvögel
anhand von Flugbewegungen abgeschätzt.
Neben dem Schutz der Löfflerkolonie stand
für EuroNatur auch im Jahr 2011 der Kampf
gegen den Ausbau des Naturflusses Save für
die Schifffahrt an oberster Stelle (lesen Sie
dazu das Kapitel „Europas Flusslandschaften
in Gefahr" ab S. 9).
Partner: Naturpark Lonjsko Polje, Naturschutzamt Kroatien, kroatische Forstgesellschaft, Vogel- und Naturschutzverband KroatienFörderung: Zoo Zürich, EuroNatur-Spender und -Paten
Zugvögel
Fischadler für Spanien Fischadler für Spanien Der Fischadler ist durch intensive mensch-
liche Verfolgung in weiten Teilen Europas
aus seinem ursprünglichen Verbreitungs-
gebiet verschwunden – so auch an der
nordspanischen Atlantikküste. Fischreiche
Flussmündungen und Lagunen bieten den
eleganten Greifvögeln hier zwar attraktive
Lebensräume. Dennoch kommen die Fisch-
adler derzeit nur nach Asturien, um dort
zu überwintern oder auf dem Durchzug zu
rasten. Brütende Tiere sind Fehlanzeige. Mit
Unterstützung von EuroNatur hat Fapas im
Jahr 2011 ein neues Projekt zur Wiederan-
siedlung des Fischadlers gestartet. Dafür
errichteten Mitarbeiter des spanischen
EuroNatur-Partners an der asturischen Küste
an strategisch besonders wichtigen Plätzen
auf hohen Kiefern und Eukalyptusbäumen
insgesamt zehn Kunsthorste, die zum Teil
mit Attrappen brütender Artgenossen be-
stückt waren. Diese sollen Fischadler zum
Brüten bewegen, die auf dem Durchzug an
der spanischen Atlantikküste rasten oder
dort überwintern - darunter Tiere aus dem
Nationalpark Müritz in Ostdeutschland.
Partner: Fondo para la Protección de los Animales Salvajes (Fapas)Förderung: EuroNatur-Spender und -Paten
Geschäftsbericht 201122
Extensiv bewirtschaftete Wiese im Livanjsko Polje (Bosnien-Herzegowina).
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23Geschäftsbericht 2011
Agrarpolitik: Ringen um die Ausrichtung Agrarpolitik: Ringen um die Ausrichtung der Agrarreformder AgrarreformDie Debatte um die Ausgestaltung der künf-
tigen EU-Agrarpolitik ging 2011 in eine neue
Runde. Bereits im November 2010 hatte
die EU-Kommission ihre Vorschläge für die
Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) ab dem Jahr
2014 veröffentlicht und zur Diskussion gestellt.
Darin enthalten waren wichtige Forderungen
der Naturschutz- und Umweltorganisationen
sowie der Vertreter von kleinbäuerlichen Ver-
bänden, die sich bereits im Jahr 2000 zu einer
Verbändeplattform zusammengeschlossen
haben. Koordiniert von EuroNatur und der Ar-
beitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
(AbL), treten sie in dieser Form für eine öko-
logische Neuausrichtung der Agrarpolitik ein.
Der Vorschlag der Europäischen Kommission
ging EuroNatur und den anderen Verbänden
jedoch nicht weit genug. Ein im Juni 2011
veröffentlichtes Positionspapier kritisiert vor
allem die Haltung der EU-Kommission, im Kern
doch weiterhin auf die internationale Wett-
bewerbsfähigkeit der europäischen Landwirt-
schaft zu setzen, anstatt die Voraussetzungen
für eine multifunktionale Landwirtschaft zu
schaffen, die ökologisch und sozial verträglich
ist. Mit intensiver Lobby- und Öffentlichkeits-
arbeit erhöhte EuroNatur gemeinsam mit den
Verbänden im Lauf des Jahres den Druck auf
die politischen Entscheidungsträger. Auch
auf regionaler Ebene erfolgte umfangreiche
Aufklärungsarbeit. So hielt EuroNatur-Agrar-
experte Lutz Ribbe bundesweit zahlreiche
Vorträge zur Agrarreform. Gleichzeitig ver-
suchten die Vertreter von Großbauern und
Agrarindustrie die EU-Kommission in ihrem
Sinn zu beeinflussen. Denn sie profitieren am
meisten vom derzeitigen System und stellten
sich von Anfang an gegen die Reformpläne.
Das gesellschaftliche Ringen zeigte sich auch
im Gesetzesentwurf für die künftige Agrarpo-
litik, den die EU-Kommission im Oktober 2011
vorlegte. Darin blieb diese bei ihrem Vorhaben,
die Direktzahlungen an Landwirte künftig an
Umweltauflagen zu koppeln. EuroNatur und
die Mitglieder der Verbändeplattform sehen
hierin zwar einen wichtigen Paradigmenwech-
sel, den es gegen Angriffe, vor allem einiger
Bauernverbände, zu verteidigen gilt. Doch
die von der EU-Kommission vorgeschlagenen
Maßnahmen werden nach Meinung von
EuroNatur nicht ausreichen, um die Situation
für den Naturschutz dauerhaft und nachhaltig
zu verbessern. Ende 2012 soll die endgül-
tige Fassung der künftigen EU-Agrarpolitik
verabschiedet werden. Bis dahin werden die
Verbände ihren Druck auf die Politik weiter
verstärken, um der GAP eine deutlich ökolo-
gischere Handschrift zu geben.
Partner: Kreisgruppen des Bund für Umwelt und Na-turschutz Deutschland (BUND) und des Bund Natur-schutz (BN), Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Land-wirtschaft (AbL) und weitere Agrarplattformverbände aus Umwelt- und Naturschutz, Landwirtschaft, Entwicklungspolitik, Verbraucher- und Tierschutz Näheres unter: www.die-bessere-agrarpolitik.deFörderung: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, EuroNatur-Spender; Bundesamt für Na-turschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums
EU-Biodiversitätstrategie: EuroNatur EU-Biodiversitätstrategie: EuroNatur fordert Taten!fordert Taten!Im Juni 2011 verabschiedete die Europäische
Kommission ihre Biodiversitätsstrategie,
mit der sie bis zum Jahr 2020 den Verlust
der biologischen Vielfalt eindämmen will. Eu-
roNatur begleitete den Prozess kritisch. Zwar
begrüßte die Stiftung die Tatsache, dass eine
Biodiversitätstrategie aufgelegt wurde. Aller-
dings erwies sich diese bei genauerem Hinsehen
als Mogelpackung. Denn bereits im Jahr 2001
einigten sich die EU-Mitgliedsstaaten darauf,
den Biodiversitätsverlust in Europa bis 2010 zu
stoppen. Doch dieses Ziel wurde meilenweit
verfehlt. EuroNatur kritisierte, dass für die im
vergangenen Jahr neu aufgelegte Strategie
lediglich die nicht erreichten Ziele als neue
verkauft und das Datum für die Zielerreichung
um zehn Jahre nach hinten verschoben wur-
den. Die Stiftung wird sich daher weiterhin mit
Nachdruck dafür einsetzen, dass den Worten
endlich Taten folgen.
Kotel-Berge – Paradies für Kaiseradler Kotel-Berge – Paradies für Kaiseradler & Co.& Co.2011 ist es dem Fund for Wild Flora and
Fauna (FWFF) gelungen, weitere Flächen für
den Naturschutz zu erwerben, um sie als
wertvollen Lebensraum für seltene Tierarten
wie den Kaiseradler oder das Ziesel zu sichern.
Mit Unterstützung von EuroNatur und dem
Eeconet Action Fund hat der FWFF bislang
210 Hektar Land gekauft. Hinzu kommen
weitere 80 Hektar, die über einen Zeitraum
von fünf Jahren gepachtet sind. Diese wer-
den nun extensiv beweidet und durch Mahd
offengehalten. Mit dieser Strategie kann der
FWFF die Landnutzung in den Kotel-Bergen
(s. Karte S. 4, Nr. 17) zunehmend beeinflussen
und aktiv zum Erhalt der reichen Biodiversität
beitragen. Denn neben seltenen Vogelarten
wie dem Wachtelkönig und dem Kaiseradler
sind auch viele Pflanzenarten, darunter
zahlreiche Orchideen, auf magere, extensiv
bewirtschaftete Flächen angewiesen.
Partner: Fund for Wild Flora and Fauna (FWFF)Förderung: Eeconet Action Fund, EuroNatur-Spender und -Paten
Menschen und Natur verbinden
EuroNatur exportiert keine Naturschutzkonzepte, sondern entwickelt diese gemeinsam mit den Menschen vor Ort. In vielfältigen Modellprojekten sowie auf politischer Ebene zeigen wir konkrete Perspektiven für Menschen und Natur auf.
Geschäftsbericht 201124
Weißstorch (Ciconia ciconia) auf einem Fischerboot am Uluabat-See bei Eskikaraagac / Europäisches Storchendorf 2011.
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25Geschäftsbericht 2011
Mönchsrobbenschutz am Cap BlancMönchsrobbenschutz am Cap BlancAuch im Jahr 2011 ging es mit dem Be-
stand der Mittelmeer-Mönchsrobben an
der mauretanischen Atlantikküste bergauf.
Zwar zählten die Mitarbeiter von EuroNatur-
Partner CBD Habitat nur 143 Robben (ohne
Jungtiere) und damit zwei weniger als im Jahr
davor. Mit 59 Jungtieren erreichte die Anzahl
der Geburten aber ein neues Maximum seit
Beginn der Erhebungen im Jahr 2000.
Die positive Bestandsentwicklung ist ein Ver-
dienst der langjährigen, beharrlichen Arbeit
von CBD Habitat, unter anderem gefördert
von EuroNatur. Die Robbenschützer haben ein
engmaschiges Schutzprogramm entwickelt,
mit dem sie die Bestände der Meeressäuger
fortlaufend überwachen und weitgehend vor
Störungen schützen.
Insgesamt hielten sich die Störungen durch
Muschelsammler, Angler und Küstenfischer
2011 im Rahmen. Das ist neben den effizi-
enten Kontrollen vor allem auch auf die gute
Zusammenarbeit mit den lokalen Fischern
zurückzuführen: Diese hatten im Jahr 2001
zugestimmt, eine fischfangfreie Zone entlang
des sechs Kilometer langen Küstenabschnitts
einzurichten, an dem die Mönchsrobben ihre
Jungen aufziehen. Die meisten Verstöße
wurden von Fischern begangen, die nicht in
Häfen am Cap Blanc ansässig sind und da-
her nicht mit dem im Reservat bestehenden
Fangverbot vertraut sind.
Während Störungen durch die Küstenfischer
am Cap Blanc selten geworden sind, bedroht
die illegale industrielle Fischerei nahe der
Schutzzone die Mönchsrobbenbestände
nach wie vor massiv. Immer wieder nähern
sich Fisch-Trawler der Küste mehr an als die
erlaubten 12 Seemeilen. Sobald ein solcher
Verstoß entdeckt wird, informiert CBD Ha-
bitat die marokkanischen Fischereibehörden
und fordert, die Kontrollen in dem Gebiet
zu verstärken.
Partner: CBD Habitat, OceanCareFörderung: EuroNatur-Spender und -Paten, OceanCare
Europäische Storchendörfer Europäische Storchendörfer Im Mai 2011 zeichnete EuroNatur das
malerische Eskikaraagac in der Türkei als
insgesamt elftes „Europäisches Storchen-
dorf“ aus. Damit würdigte die Stiftung den
beispielhaften Einsatz des Dorfes für den
Schutz der Weißstörche und der artenrei-
chen Kulturlandschaft am Uluabat-See. Die
dortigen Feuchtwiesen bieten den eleganten
Vögeln einen sicheren Rastplatz mit ausrei-
chend Nahrung, um neue Energie für den
anstrengenden Weiterflug zu tanken. Als
international bedeutsames Feuchtgebiet
steht die Region am Uluabat-See gemäß
der Ramsar-Konvention unter Schutz.
Eskikaraagac ist Mitglied der lokalen Kom-
mission für das Ramsar-Gebiet und macht
sich in dieser Funktion seit vielen Jahren für
den Schutz der Störche stark. Unter anderem
fördert das Dorf die extensive Beweidung der
artenreichen Wiesen und Weiden rund um
den Uluabat-See, um die wertvollen Nah-
rungsgründe der Störche zu erhalten und
zu verbessern. Durch seine landschaftliche
Vielfalt und die große Anzahl an Vogelar-
ten ist das Gebiet um den Uluabat-See ein
Geheimtipp für Natur- und Vogelliebhaber.
So trägt Eskikaraagac mit dem Erhalt der
einzigartigen Natur- und Kulturlandschaft
der Region nicht nur aktiv zum Artenschutz
bei, sondern eröffnet auch den Menschen
vor Ort neue wirtschaftliche Perspektiven.
Die Auszeichnung erfolgte im Rahmen der
8. Jahrestagung der Europäischen Stor-
chendörfer, die vom 28. bis 29. Mai 2011 in
Eskikaraagac stattfand. 40 Teilnehmer aus
acht Ländern waren anwesend.
Pünktlich zum zehnjährigen Jubiläum des
„Europäischen Storchendorfs“ Tykocin im
Nordosten Polens fand im Juli 2011 die
Neueröffnung der Storchengalerie im Guts-
hof Pentowo statt. Mit Unterstützung von
EuroNatur wurde ein bereits vorhandenes,
kleines Informationszentrum zu einer um-
fangreichen Storchengalerie umgebaut. Neben
ausführlichen Informationen zu den Störchen
bietet die Ausstellung hochwertige Fotos von
typischen Pflanzen und Tieren der Narew-
Region (s. Karte S. 4, Nr. 4). Der Gutshof
der Familie Toczylowski liegt am Rande der
Überschwemmungsflächen des Flusses Narew
und ist mittlerweile ein beliebter Ausflugsort
für Naturinteressierte.
Partner: Bürgermeister und Naturschützer in den Storchendörfern, European Stork Village Network Förderung: EuroNatur-Spender und -Paten
Menschen & Natur
Geschäftsbericht 201126
Tierische Landschaftspfleger: Heidschnuckenbeweidung auf dem Truppenübungsplatz Senne - mit Schäfer Max Laabs.
Menschen & NaturBi
ld: F
ranz
Has
se
27Geschäftsbericht 2011
Senne – vielfältige KulturlandschaftSenne – vielfältige KulturlandschaftEine neue Plattform für Vogelfreunde bietet
seit Frühjahr 2011 die Biologische Station Kreis
Paderborn–Senne. Vogelkundler können hier
ihre Vogelbeobachtungen aus dieser Region
melden. Die Plattform wurde durch die neue
Ornithologische Arbeitsgruppe der Biologi-
schen Station initiiert. Sie soll den Austausch
unter den Vogelkundlern fördern und Ent-
wicklungen in der Vogelwelt dokumentieren.
Die historische Kulturlandschaft der Senne (s.
Karte S. 4, Nr. 2) bietet vielen seltenen Pflan-
zen und Tieren einen Lebensraum. EuroNatur
unterstützt die Biologische Station Kreis Pa-
derborn-Senne seit vielen Jahren dabei, dieses
wertvolle Kleinod mit seinem Artenreichtum
zu pflegen und zu erhalten.
Anlässlich des Internationalen Jahres der
Wälder 2011 gestaltete die Biologische
Station Kreis Paderborn-Senne zusammen
mit dem Jugendwaldheim in Büren-Ringel-
stein im Mai 2011 den Internationalen Tag
der biologischen Vielfalt. Unter dem Motto
„Gemeinsam Wandern – Vielfalt in Wäldern
erleben!“ standen unter anderem ornitholo-
gische Exkursionen und die Beobachtung von
Fledermäusen im Ringelsteiner Wald und im
Almetal auf dem Programm. Am Oberlauf der
Alme stoßen die Naturräume Weserbergland
und Sauerland aneinander, viele Pflanzen und
Tierarten haben hier ihr einziges Vorkommen
in Ostwestfalen-Lippe. Die Aktionen dienten
dazu, das Thema Biodiversität in den Fokus
der Öffentlichkeit zu rücken.
Partner: Biologische Station Kreis Paderborn-SenneFörderung: Gelsenwasser AG, Stadtwerke Bielefeld GmbH, Stiftung Wetlands Foundation for Froggy & Friends, EuroNatur-Spender
EuroNatur-Preis 2011: EuroNatur-Preis 2011: Leben mit dem WasserLeben mit dem WasserDen EuroNatur-Preis 2011 verlieh die Stiftung
dem kroatischen Naturschützer und langjäh-
rigen EuroNatur-Projektpartner Goran Gugic.
Im Jahr 2010 wurde Dr. Ernst Paul Dörfler für
sein Engagement zum Schutz der Elbe aus-
gezeichnet. Mit dem EuroNatur-Preis 2011
spannte EuroNatur den europäischen Bogen
zu den Save-Auen in Kroatien - dem mit über
1.200 Quadratkilometern größten Auengebiet
Europas (s. Karte S. 4, Nr. 6). Als Leiter des
Naturparks Lonjsko Polje betreut Goran Gugic
das Herzstück dieser einmaligen Kultur- und
Naturlandschaft seit 1998 unter dem Motto
„Leben mit dem Wasser“ vorbildlich. Er ent-
wickelte ein Bewirtschaftungssystem, das
nicht gegen die Natur arbeitet, sondern die
Natur besonnen nutzt. Seit dem Mittelalter
gibt es hier eine ununterbrochene Weide-
tradition. Die Hutweiden funktionieren als
Rückhaltebecken für die Überschwemmun-
gen des Flusses Save und beherbergen eine
außergewöhnliche Artenvielfalt.
Doch das Engagement von Goran Gugic
reicht weit über den Naturpark Lonjsko
Polje hinaus. Bei seiner Arbeit hat er immer
auch den Naturschutz in ganz Kroatien und
die Naturschutzarbeit über Landesgrenzen
hinweg im Blick. Bereits im Jahr 1993 gab
er die entscheidenden Impulse für die Vision,
die Flusslandschaft von Mur, Drau und Donau
über fünf Ländergrenzen hinweg unter Schutz
zu stellen (lesen Sie dazu S. 7).
Förderung: EuroNatur-Spender
Menschen & Natur
Geschäftsbericht 201128
Mit Medien gegen die VogeljagdMit Medien gegen die VogeljagdIn umfangreichen Beiträgen berichteten
„Die Zeit“ und anschließend das „ARD-
Europamagazin“ im Herbst 2011 über den
organisierten Vogelmord im Naturpark
Hutovo Blato in Bosnien-Herzegowina
(lesen Sie dazu S.19). Die Redakteure
begleiteten EuroNatur-Projektleiter
Dr. Martin Schneider-Jacoby an die öst-
liche Adria und schauten ihm beim Mo-
nitoring der illegalen Vogeljagd über die
Schulter. Der ARD-Bericht „Vogelmord im
Naturpark“ vom 5. November 2011 wurde
von der bosnischen EuroNatur-Partner-
organisation „Nase Ptice“ (Unsere Vögel)
für eine Kampagne an alle zuständigen
Behörden gesandt. Daraufhin wurden bei
mehreren Razzien Gewehre beschlag-
nahmt und Polizei sowie Grenzschutz
führten regelmäßig Kontrollen durch.
Von ARD-Tagesthemen bis SWR-Von ARD-Tagesthemen bis SWR-Piep-ShowPiep-ShowAuch zu den aktuellen Ereignissen in
der EU-Agrarpolitik nahm EuroNatur in
führenden Medien Stellung - unter an-
derem in den ARD-Tagesthemen und im
ARD-Mittagsmagazin. Besondere Wellen
schlug ein Streitgespräch zwischen dem
damaligen Präsidenten des Deutschen
Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner,
und dem naturschutzpolitischen Di-
rektor von EuroNatur, Lutz Ribbe, das
die Süddeutsche Zeitung im Januar
2011 veröffentlichte. Im Juni 2011 ver-
anstaltete EuroNatur gemeinsam mit
dem WWF eine Journalistenreise in das
geplante Fünfländer-Biosphärenreservat
Mur-Drau-Donau (lesen Sie dazu S. 7).
Im Anschluss berichtete unter anderem die
Süddeutsche Zeitung unter der Überschrift
„Angst um Europas Amazonien“ über die
drohenden zerstörerischen Eingriffe in diese
einmalige Flusslandschaft am Grünen Band
Europa (lesen Sie dazu S. 11). Infolge einer
mit Unterstützung der Deutschen Lufthansa
durchgeführten Pressereise in das EuroNa-
tur-Projektgebiet Save-Auen erschienen
unter anderem Beiträge in „Die Zeit“ und
in der Frankfurter Rundschau. Im April 2011
berichteten die ARD-Tagesthemen kritisch
über den geplanten Ausbau der Save für die
Schifffahrt (lesen Sie dazu S. 9 - 11).
Großes Glück hatten die Filmemacher
Cornelia Volk und Jochen Schmoll. Im März
2010 war das Filmteam mit Vertretern des
EuroNatur-Projektpartners MES im Mavro-
vo-Nationalpark in Mazedonien unterwegs.
Die Journalisten wurden erstmals Zeugen,
wie ein Balkanluchs eingefangen, vermessen
und mit einem GPS-Senderhalsband versehen
wurde (lesen Sie dazu S. 17). Die Naturdoku-
mentation „Im Herzen des Balkans – auf der
Suche nach dem Luchs“ wurde im Dezember
2011 auf Arte erstausgestrahlt. Ebenfalls in
der Arte-Sendereihe „Im Herzen des Bal-
kans“ erschien der Film „Die Pelikane vom
Prespa-See“. EuroNatur setzt sich seit 1993
für den Schutz dieser Zauberlandschaft im
Dreiländereck von Mazedonien, Albanien und
Griechenland ein. Im Frühmagazin von SWR4
Bodensee Radio und Radio Tübingen ging im
April 2011 die beliebte „Piep-Show“ in die 15.
Runde. Bereits seit 15 Jahren präsentieren
EuroNatur-Geschäftsführer Gabriel Schwaderer
und Projektleiter Dr. Martin Schneider-Jacoby
zusammen mit SWR4-Moderator Edi Graf
interessante Vogelarten und wecken damit
ohne erhobenen Zeigefinger Interesse für
den Naturschutz.
Neues Terrain: Facebook und EuroNatur-Neues Terrain: Facebook und EuroNatur-NewsletterNewsletterEinen neuen digitalen Infoservice zu Neuig-
keiten aus den EuroNatur-Projekten bietet
seit Januar 2011 der EuroNatur-Newsletter.
Etwa alle zwei Monate fasst er die wichtigs-
ten und interessantesten Meldungen rund
um die Arbeit von EuroNatur zusammen und
liefert über das Newsletter-Editorial einen
besonderen Blickwinkel auf das aktuelle
Geschehen im europäischen Naturschutz.
Der EuroNatur-Newsletter ergänzt den altbe-
währten Zugvogel-Newsletter, der von Monat
zu Monat steigende Beliebtheit erfährt. Seit
Mitte September 2011 ist EuroNatur außer-
dem unter www.facebook.com/euronatur auf Facebook aktiv. Facebook ist das größte
soziale Netzwerk der Welt: In Deutschland
wird es mittlerweile von rund 21 Millionen
Menschen genutzt, weltweit sind es über 700
Millionen. Damit bietet Facebook EuroNatur
die Chance, noch mehr Menschen für den
Naturschutz in Europa zu gewinnen.
EuroNatur in Medien und Öffentlichkeit
Um eine breite Öffentlichkeit auf den Schutzbedarf der Naturschätze Europas aufmerksam zu machen, hat EuroNatur auch im Jahr 2011 intensive Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Dass Medienberichte einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der Naturschutzarbeit leisten können, zeigte sich dabei eindrücklich.
29Geschäftsbericht 2011
Wirtschaftliche Lage
Spender bilden finanzielles Fundament Spender bilden finanzielles Fundament Die Förderkreismitglieder, Paten und Spender
der EuroNatur Stiftung bildeten auch im Jahr
2011 das finanzielle Fundament für unsere
konkrete Naturschutzarbeit in Europa, die po-
litische Lobbyarbeit sowie die Umweltbildung.
EuroNatur hat im Jahr 2011 erneut umfang-
reiche Förderungen privater Stiftungen sowie
der öffentlichen Hand erhalten, insbesondere
von: Bundesministerium für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit, Umweltbundes-
amt, Bundesamt für Naturschutz, Deutsche
Bundesstiftung Umwelt, Mava-Stiftung für
Naturschutz, OceanCare, Ludwig Raue Ge-
dächtnisstiftung und Bund für Umwelt- und
Naturschutz Deutschland (BUND).
Zudem haben ausgewählte Wirtschaftsunter-
nehmen die Arbeit der EuroNatur Stiftung im
Jahr 2011 unterstützt: Deutsche Lufthansa, Gel-
senwasser, Stadtwerke Bielefeld und Cemex.
Die Erlöse der EuroNatur Stiftung sind
gegenüber dem Vorjahr deutlich höher aus-
gefallen. Spenden und Bußgeldzuweisungen
sind geringfügig zurück gegangen. Deutlich
geringer fielen die Zuschüsse von Dritten
aus, etwas höher dagegen die Erlöse aus der
Vermögensverwaltung und die sonstigen
betrieblichen Erträge. Eine außerordentlich
große Steigerung konnten wir bei den Erlösen
aus Erbschaften und Vermächtnissen erzielen.
Ohne eine sehr großzügige Testamentsspende
wäre der Jahresumsatz in 2011 gegenüber
dem Vorjahr deutlich zurück gegangen.
Diese Testamentsspende wirkt sich auch auf
die prozentualen Anteile der verschiedenen
Erlösgruppen aus. Die Erlöse aus Erbschaften
und Vermächtnissen konnten überwiegend
in das Stiftungskapital und in die Ergeb-
nisrücklagen eingestellt werden. Hierdurch
verschieben sich auch die prozentualen
Anteile auf der Aufwandsseite. Die Ausgaben
für Werbung und Verwaltung konnten wir
ungefähr konstant halten. Die Aufwendungen
für Projektausgaben sind jedoch insbesondere
aufgrund der geringeren Zuschüsse von
Dritten nominal zurück gegangen. Prozen-
tual wirkt sich dies aufgrund der Einstellung
eines Großteils der Testamentsspende in das
Stiftungskapital noch deutlicher aus.
Ohne Berücksichtigung der Erlöse aus Erbschaf-
ten und Vermächtnissen hat die EuroNatur
Stiftung mehr als zwei Drittel ihrer Erlöse für
konkrete Naturschutzprojekte aufgewendet.
Geschäftsjahr 2011 erfolgreich Geschäftsjahr 2011 erfolgreich abgeschlossenabgeschlossenDie EuroNatur Stiftung hat das Geschäftsjahr
2011 mit einem deutlichen Jahresüberschuss
in Höhe von 1.029 TEUR abgeschlossen. Aus
den projektbezogenen Rücklagen für den
Flächenschutz in Brandenburg wurden 14
TEUR aufgelöst. Dennoch war es möglich,
293 TEUR aus dem Jahresüberschuss den
Ergebnis-Rücklagen zuzuführen.
Testamente für Europas NaturTestamente für Europas NaturFür die Unabhängigkeit und Leistungsfähig-
keit von EuroNatur als erfolgreichem Anwalt
für Europas Natur ist die weitere Stärkung
der finanziellen Substanz der Stiftung von
großer Bedeutung. Die Erhöhung des Stif-
tungskapitals schafft Planungssicherheit und
Unabhängigkeit. Deshalb sind Zustiftungen
und Testamentsspenden für uns eine sehr
wertvolle Unterstützung und ein großer
Vertrauensbeweis, den wir als besondere Ver-
pflichtung ansehen. Zustiftungen in Höhe von
36 TEUR im Jahr 2011 haben zum weiteren
Aufbau des Stiftungskapitals ebenso beige-
tragen wie ein großer Teil der eingegangen
Testamentsspenden. 750 TEUR der Erlöse aus
Erbschaften und Vermächtnissen haben wir
im Jahr 2011 dem Stiftungskapital zugeführt.
Das Stiftungskapital der EuroNatur Stiftung
beträgt nun mehr als 2,25 Mio. Euro und das
Eigenkapital liegt inzwischen bei mehr als 3
Mio. Euro. Die weitere Stärkung der finanziel-
len Leistungsfähigkeit der EuroNatur Stiftung
hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr be-
reits positiv ausgewirkt. In den Folgejahren
erwarten wir, dass die Erlöse aus der Vermö-
gensverwaltung deutlich steigen.
Erbschaften und Vermächtnisse 2011:Erbschaften und Vermächtnisse 2011:Walter Fiedler, Friedrichshafen
Apollonia Walpurga Ursula Reimann, Villmar
Dr. Rudolf Botho Petersen, Salem
Unselbständige Stiftungen undUnselbständige Stiftungen undNamensfondsNamensfondsEuroNatur betreut, wie bereits in den Vorjahren,
drei unselbständige Stiftungen und einen
zweckgebundenen Namensfonds. Die Erlöse
der unselbständigen Stiftungen kamen auch
im Berichtsjahr überwiegend EuroNatur-
Projekten zugute.
Ludwig Raue Gedächtnisstiftung
Stiftung Lappat
Wetland Foundation for Froggy & Friends–Stif-
tung zum Schutz gefährdeter Feuchtgebiete
Elisabeth Seifert-Becker‘s-Stiftungsfonds
zum Wolfschutz in Erinnerung an Viktoria
Neumann, Emilie und Franz Seifert
In Gründung befand sich im Geschäftsjahr 2011 die Dr. Manfred und Gudrun Keim Stiftung, die ab 2012 als unselbständige Stiftung unter dem Dach der EuroNatur Stiftung verwaltet werden wird.
Gemeinsam für Europas NaturGemeinsam für Europas NaturDie Erfolge, die EuroNatur im Jahr 2011 für
den Naturschutz in Europa erreichen konnte,
waren nur möglich, da wir vielfältige Unter-
stützung von Förderkreismitgliedern, Paten,
Spendern sowie von Zuschussgebern und
Sponsoren erhalten. Hierfür bedanken wir
uns ganz herzlich!
im Geschäftsjahr 2011
Geschäftsbericht 201130
ErlöseErlöse 20112011 2010€ (in Tausend) % € (in Tausend) %
Beiträge und Spenden 818 29 842 34
Projekt-Zuschüsse 678 24 1.308 54
Sponsoring 65 2 66 3
sonstige betriebliche Erträge 90 3 64 3
Bußgelder 18 1 28 1
Erbschaften/Vermächtnisse 1.092 39 41 2
Erträge aus Vermögensverwaltung 60 2 42 2
Aus satzungsm. Rücklagen 14 0 18 1
GesamterlöseGesamterlöse 2.8352.835 100100 2.409 100
AufwendungenAufwendungen 20112011 2010€ (in Tausend) % € (in Tausend) %
Projektausgaben 1.214 43 1.852 77
Werbung und allg. Öffentlichkeitsarbeit 265 9 285 12
Ausgaben für Verwaltung 313 11 259 11
Einstellung ins Stiftungskapital 750 27 13 0
Einstellung in Rücklagen 293 10 0 0
GesamtaufwendungenGesamtaufwendungen 2.8352.835 100100 2.409 100
Bilanzgewinn / Mittelvortrag 0 0
Gewinn-und-Verlust-Rechnung 2011Gewinn-und-Verlust-Rechnung 2011
Initiative Transparente ZivilgesellschaftInitiative Transparente ZivilgesellschaftDie EuroNatur Stiftung ist seit dem Jahr 2010
außerdem Mitglied der Initiative Transpa-
rente Zivilgesellschaft. Unterzeichner der
Initiative verpflichten sich freiwillig, zehn
Informationen über ihre Organisation auf
ihrer Website zu veröffentlichen. Dazu zählen
unter anderem: die Satzung, die Namen der
wesentlichen Entscheidungsträger sowie
Angaben über Mittelherkunft, Mittelverwen-
dung und Personalstruktur.
Vermögensanlage nach ökologisch-Vermögensanlage nach ökologisch-ethischen Kriterienethischen KriterienDie EuroNatur Stiftung verfügt inzwischen
über ein Stiftungskapital von deutlich mehr
als 2 Mio. Euro. Deshalb treten nun auch
Grundsätze für die Vermögensverwaltung
immer mehr in den Vordergrund. Hierbei folgt
die EuroNatur Stiftung ihrer Überzeugung
und legt das Vermögen überwiegend entspre-
chend ökologisch-ethischer Kriterien an.
EuroNatur erneut mit DZI-Siegel ausgeEuroNatur erneut mit DZI-Siegel ausge--zeichnet zeichnet Die EuroNatur Stiftung hat im Jahr 2011 er-
neut das DZI-Spendensiegel erhalten. Dieses
bescheinigt uns eine sparsame Mittelverwen-
dung, seriöse Spendenwerbung und einen
akzeptablen Anteil der Verwaltungskosten.
31Geschäftsbericht 2011
WirtschaftsprüfungWirtschaftsprüfungDie EuroNatur Stiftung hat sich auch im
Jahr 2011 einer freiwilligen Jahresabschluss-
prüfung durch einen Wirtschaftsprüfer
unterzogen. Die Wirtschaftsprüfungsgesell-
schaft Solidaris Revisions-GmbH hat den
Jahresabschluss 2011 der EuroNatur Stiftung
geprüft und mit einem uneingeschränkten
Bestätigungsvermerk versehen.
AktivaAktiva20112011
€ (in Tausend)
2010
€ (in Tausend)
A. Anlagevermögen 1.682 1.318
I. Immat. Vermögen + Sachanlagen 97 35
II. Finanzanlagen 1.585 1.283
B. Umlaufvermögen 2.198 1.244
I. Vorräte 12 19
II. Forderungen und sonst. Vermögen 607 154
III. Flüssige Mittel 1.579 1.071
C. Rechnungsabgrenzung 1 0
Summe 3.881 2.562
Bilanz zum 31.12.2011Bilanz zum 31.12.2011
PassivaPassiva20112011
€ (in Tausend)
2010€ (in Tausend)
A. Eigenkapital 3.174 2.109
I. Stiftungskapital 2.251 1.465
Grundstockvermögen 77 77
Zustiftungen 2.174 1.388
II. Ergebnisrücklagen 923 644
B. Rückstellungen 87 108
C. Verbindlichkeiten 620 314
D. Rechnungsabgrenzung 0 31
Summe 3.881 2.562
Geschäftsbericht 201132
Stiftung für Europas NaturStiftung für Europas NaturEuroNatur ist eine gemeinnützige Stiftung,
die im Jahr 1987 vom Bund für Umwelt-
und Naturschutz Deutschland (BUND), dem
Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und
der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegründet
wurde. Sie hat ihren Sitz in Radolfzell und ist
rechtlich, organisatorisch sowie finanziell un-
abhängig, eigenständig und überparteilich.
Präsidium für die strategische AusrichtungPräsidium für die strategische AusrichtungDas Präsidium der EuroNatur Stiftung
bestand im Jahr 2011 aus fünf stimmbe-
rechtigten Mitgliedern, die ehrenamtlich
tätig sind. Zu seinen Aufgaben zählt die
strategische Ausrichtung, die Genehmigung
der Haushaltsplanung sowie der Jahresrech-
nung. Das Präsidium kontrolliert die Arbeit
des Geschäftsführers und des naturschutz-
politischen Direktors.
Kuratorium als BeratungsgremiumKuratorium als BeratungsgremiumDas Kuratorium der EuroNatur Stiftung be-
stand im Jahr 2011 aus 24 Mitgliedern. Die
Mitglieder des Kuratoriums sind ehrenamtlich
tätig und unterstützen die EuroNatur Stiftung
in drei Feldern: fachliche Beratung, insbe-
sondere im Bereich der Mittelerschließung;
Öffentlichkeitsarbeit; gesellschaftliche Ver-
ankerung der Stiftung und ihrer Arbeit. Der
Vorsitzende des Kuratoriums nimmt beratend
an den Präsidiums-Sitzungen teil.
Hauptamtliches Team für die operative Hauptamtliches Team für die operative Umsetzung Umsetzung Das aus Geschäftsführer und naturschutzpoli-
tischem Direktor bestehende Leitungsteam ist
zuständig und verantwortlich für die operative
Arbeit der Stiftung. Die EuroNatur Stiftung
hat in Deutschland zwei Standorte mit insge-
samt 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Die zentralen Funktionen wie Spenderbetreu-
ung, Buchhaltung, allgemeine Verwaltung und
Öffentlichkeitsarbeit sind ebenso in Radolfzell
am Bodensee angesiedelt wie überwiegende
Teile des Projektmanagements. In Rheinbach
bei Bonn befindet sich das Büro der natur-
schutzpolitischen Abteilung.
EuroNatur Service GmbHEuroNatur Service GmbHDie EuroNatur Stiftung hat vor mehr als 15
Jahren eine 100 %-ige Tochtergesellschaft
gegründet: die EuroNatur Service GmbH.
Dieses kleine, aber leistungsfähige Dienstleis-
tungsunternehmen publiziert und vertreibt
Naturkalender und Naturreiseführer in Euro-
Natur-Projektgebiete sowie eine ganze Reihe
weiterer Fachbücher und exklusiver Artikel.
Zudem hat sich die EuroNatur Service GmbH
auf Layout- und Versanddienstleistungen
spezialisiert, die sie der EuroNatur Stiftung
und anderen Kunden anbietet.
Organisation und Struktur
Bild
: Bar
t Hei
rweg
33Geschäftsbericht 2011
Risiken richtig einschätzen und Risiken Risiken richtig einschätzen und Risiken wirksam begegnenwirksam begegnenFür eine gemeinnützige Stiftung ist Euro-
Natur mit einem vergleichsweise geringen
Kapital ausgestattet. Um ihre Aufgaben als
Anwalt für Europas Natur wirksam wahrneh-
men zu können, ist die Stiftung dringend auf
Spenden und Zuschüsse Dritter angewiesen.
Die Weitergabe dieser Zuschüsse und Spen-
denmittel an Partnerorganisationen im Süden
und Osten Europas ist ein sensibles Thema,
das ein sehr gutes Netzwerk mit über Jahre
aufgebauten Kontakten voraussetzt. Zudem
ist ein mehrstufiges Kontrollsystem wichtig,
um Risiken frühzeitig zu erkennen und ihnen
wirksam begegnen zu können.
Mögliche Risiken und unsere MaßnahmenMögliche Risiken und unsere Maßnahmen
Finanz- und Wirtschaftskrisen
Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise,
die 2008 begann und deren Auswirkungen
anhalten, hat erneut gezeigt, dass sich die
Randbedingungen unseres Lebens sehr
schnell und dramatisch ändern können. Die
EuroNatur Stiftung legt das Eigenkapital
risikoarm und überwiegend unter Beach-
tung ethisch-ökologischer Kriterien an.
Zudem werden Rücklagen aufgebaut, um
Schwankungen bei den Erlösen ausgleichen
zu können.
Mangel an kompetenten und vertrauens-würdigen Partnerorganisationen
Die EuroNatur Stiftung setzt nicht auf ein
Europa überspannendes Netz an Geschäfts-
stellen mit hauptamtlichen Mitarbeiterin-
nen und Mitarbeitern. Vielmehr geht es
uns um die Kooperation mit bestehenden
Naturschutzorganisationen, die in ihrem
unmittelbaren Umfeld gut vernetzt sind
und erfolgreich arbeiten. In vielen Län-
dern Süd- und Osteuropas gibt es nur sehr
wenige schlagkräftige, gemeinnützige und
unabhängige Naturschutzorganisationen.
Der Mangel an kompetenten und vertrau-
enswürdigen Partnern schränkt unsere Mög-
lichkeiten ein. EuroNatur investiert deshalb
sehr viel in den systematischen Aufbau der
Zivilgesellschaft im Süden und Osten Europas.
Ausgangspunkt für die Projektarbeit von
EuroNatur ist immer die Zusammenarbeit
mit einer Partnerorganisation vor Ort. Exis-
tiert ein solcher Partner nicht, ist das ein
Grund für EuroNatur, sich in dem entspre-
chenden Gebiet nicht zu engagieren.
Veruntreuung von Mitteln durch Mitarbeiter Wir haben uns selbst sehr strikte Regeln zur
Finanzkontrolle gegeben. Zahlungsanwei-
sungen unterliegen dem Vieraugen-Prinzip.
Monatlich werden Soll-Ist-Vergleiche er-
stellt. Unser Jahresabschluss wird jährlich
von einer unabhängigen Wirtschaftsprü-
fungsgesellschaft geprüft.
Hohe Verwaltungskosten
Wir arbeiten beständig daran, unsere Ver-
waltungskosten so gering wie möglich zu
halten. Allerdings ist eine Stiftung unserer
Größe, die nicht nur fördernd, sondern
auch operativ tätig ist, nicht ohne ein
Mindestmaß an Verwaltungsaufwendungen
effizient zu führen. Dadurch, dass wir ins-
besondere Projekte im europäischen Aus-
land und nicht in Deutschland fördern und
umsetzen, unterliegen wir zudem höheren
Anforderungen an Vertragsgestaltung und
die Prüfung von Verwendungsnachweisen.
Auch hierfür entstehen Verwaltungskosten.
Die EuroNatur Stiftung hat im Jahr 2011
rund 11 % der Gesamtaufwendungen für
Verwaltungskosten aufgewendet. Weitere
9 % haben wir in Werbung und allgemeine
Öffentlichkeitsarbeit investiert.
Ineffizienz und Ineffektivität der Projektarbeit Wir durchleuchten unsere internen Prozesse
regelmäßig und steigern dadurch konti-
nuierlich unsere Effizienz. Wir analysieren
auch die Arbeit unserer Partner und erar-
beiten gemeinsam mit ihnen Lösungen für
die Steigerung ihrer Effizienz. Die Verwen-
dungsnachweise unserer Partner werden
inhaltlich vom zuständigen Projektbetreuer
und finanziell von der Buchhaltung geprüft.
Alle Verwendungsnachweise werden vor
Auszahlung finanzieller Förderungen der
Geschäftsleitung vorgelegt.
Umgang mit Risiken
Geschäftsbericht 20113434
Bild
: Gun
ther
Will
inge
r - K
irsch
blüt
e
Naturschutzpolitik: Naturschutzpolitik: Die Europäische Agrarpolitik steht weiterhin
im Zentrum der naturschutzpolitischen Arbeit
von EuroNatur und soll mit hoher Intensität
fortgeführt werden. Noch stärker als im
vergangenen Jahr wollen wir uns direkt mit
dem Schutz der Biodiversität befassen. Ganz
entscheidend ist, dass wir die Diskussion
über die Europäische Biodiversitäts-Strategie
bis 2020 und ihre nationalen Umsetzungen
weiter kritisch begleiten.
Zentrales Ziel für das Jahr 2012 ist es, gemein-
sam mit unseren lokalen Partnern in den Euro-
Natur-Projektgebieten die am stärksten Natur
zerstörenden Großprojekte zu verhindern.
Dazu gehört vor allem der massive Angriff der
Wasserbaulobby auf die Balkan-Flüsse.
Arten- und Gebietsschutz:Arten- und Gebietsschutz:EuroNatur hat es sich zur Aufgabe gemacht, die
bedeutendsten Natur- und Kulturlandschaften
Europas sowie die am stärksten bedrohten
Arten zu erhalten. Hier haben wir in den ver-
gangenen 25 Jahren bereits viel erreicht.
Im Jahr 2012 wollen wir ein besonderes
Augenmerk darauf legen, angestoßene
und laufende Projekte zur nachhaltigen
Regionalentwicklung in weitere EuroNatur-
Projektgebiete zu übertragen. Ein wesent-
liches Ziel ist es, den Naturtourismus in
ausgewählten Gebieten zu fördern. Diesen
Schritt verstehen wir als wichtigen Baustein
einer ökologischen Regionalentwicklung.
Das Schutzziel verlieren wir dabei niemals
aus den Augen!
Öffentlichkeitsarbeit: Öffentlichkeitsarbeit: Die Öffentlichkeitsarbeit der EuroNatur
Stiftung verfolgt zwei wesentliche Ziele:
Einerseits geht es darum, unsere Spender und
eine breite Öffentlichkeit umfassend über die
Naturschutzarbeit von EuroNatur zu infor-
mieren und andererseits müssen wir dringend
den Bekanntheitsgrad der Stiftung steigern.
Im Jahr 2012 wollen wir dabei verstärkt auch
jüngere Zielgruppen ansprechen.
Verwaltung:Verwaltung:Die Verwaltung ist die Basis für die gesamte
inhaltliche Arbeit der EuroNatur Stiftung.
Grundsätzlich streben wir an, die Verwal-
tungsabläufe beständig zu optimieren und
dadurch die Kosten für die Verwaltung zu
reduzieren.
Ausblick
Während Sie unseren Geschäftsbericht für das Jahr 2011 lesen, sind wir weiterhin mit Hochdruck dabei, uns für den Schutz der Naturschätze Europas einzusetzen. Hier ein Auszug dessen, welche zusätzlichen Schwerpunkte wir uns für das Jahr 2012 vorgenommen haben:
Präsidium:Präsidentin: Christel Schroeder
Präsidiumsmitglieder: Lorenz Graf, Dr. Thomas Griese,
Jörg Nitsch, Prof. Dr. Hubert Weiger
Geschäftsführer: Gabriel Schwaderer, Radolfzell
Naturschutzpolitischer DirektorLutz Ribbe, Rheinbach
Impressum:EuroNaturStiftung Europäisches Naturerbe
Konstanzer Str. 22, 78315 Radolfzell
Fon +49 (0)7732/92 72 0
Fax +49 (0)7732/92 72 22
Internet: www.euronatur.org
E-Mail: [email protected]
www.facebook.com/euronatur
Redaktion:Katharina Grund, Angie Rother, Gabriel Schwaderer
Bildnachweis:
Titel und S. 2 - 3: blickwinkel / J. Fieber - Europ. Laubfrosch (Hyla arborea)
Gestaltung:
Kerstin Sauer; EuroNatur Service GmbH
ISSN 0945-148X
Druck:
Fischer Druck GmbH & Co. KG,
gedruckt auf 100% Recyclingpapier (Recymago)
Naturschutz braucht Taten - und Geld!
Zielgerichtete Strategien, effiziente Methoden, fundiertes
Wissen, reiche Praxiserfahrung und seriöse Partner in den
Projektgebieten sorgen für den Erfolg unserer Arbeit. Doch
erst durch das Engagement unserer Spender kann das vor-
handene Potential auch in konkrete Maßnahmen münden.
Spenden an gemeinnützige Stiftungen wie EuroNatur sind
steuerlich abzugsfähig. Bitte nutzen Sie Ihre Möglichkeiten,
um Europas Natur zu helfen.
Spendenkonto:Konto 8182005
BLZ 370 205 00
Bank für Sozialwirtschaft Köln
IBAN DE42 3702 0500 0008 1820 05
SWIFT/BIC BFSWDE33
Helfen Sie uns, neue Freunde für EuroNatur zu gewinnen!www.euronatur.org
Das DZI-Spendensiegel bescheinigt EuroNatur
einen effektiven und vertrauenswürdigen
Umgang mit Spendengeldern.
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Euskirchener Weg 39