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Germanistisches Seminar Wintersemester 2019/20 (Stand
01.09.2019)
BACHELOR
Erstes Studienjahr
Modul 1 B-SPR
Geschichte der deutschen Sprache
050233 Mi 8.15-9.45 M. Hundt
Die Vorlesung gibt einen Überblick über die Geschichte der
hochdeutschen und niederdeutschen
Sprache von den Anfängen bis zur Gegenwart. Als Begleitlektüre
wird empfohlen: Wilhelm
Schmidt, Geschichte der deutschen Sprache, 11., verb. und erw.
Aufl., hrsg. von Elisabeth Berner
und Norbert Richard Wolf, Stuttgart 2013, sowie für das
Niederdeutsche: Willy Sanders,
Sachsensprache – Hansesprache – Plattdeutsch, Göttingen
1982.
Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft
050360 Do 10.15-11.45 M. Elmentaler
Die Vorlesung gibt einen Überblick über Gegenstände, Begriffe
und Methoden der
Sprachwissenschaft sowie einen ersten Einblick in ausgewählte
Arbeitsgebiete der Linguistik.
Folgende Themenbereiche werden behandelt: Grundlagen
sprachlicher Kommunikation,
Funktionen von Sprache, Zeichentheorie, Semantik, Phonetik,
Phonologie, Morphologie, Syntax,
Text und Gespräch, Schrift und Orthographie. Die Folien zur
Vorlesung werden zum
Herunterladen auf OLAT zur Verfügung gestellt. Alle
Seminarteilnehmer müssen sich in der
entsprechenden OLAT-Lerngruppe anmelden.
Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft
050170 Do 8.30-10.00 T. Hoffmeister
050747 Fr 8.15-9.45 T. Hoffmeister
050168 Mi 18.00-19.30 A. Horn
050304 Mi 10.15-11.45 S. Kleindienst
050166 Mi 12.15-13.45 B. Luxner
050614 Mi 14.15-15.45 B. Luxner
050003 Di 8.30-10.00 D. Neiß
050172 Di 10.15-11.45 D. Neiß
050173 Fr 10.15-11.45 A.-K. Nöhren
050167 Mo 10.15-11.45 S. Schröder
050479 Di 14.15-15.45 S. Schröder
In dem Proseminar findet zunächst eine Auseinandersetzung mit
den allgemeinen Grundbegriffen
der Erfassung und Beschreibung sprachlicher Kommunikation statt.
Danach wird die Anwendung
der linguistischen Methoden in den Bereichen Semiotik,
Phonetik/Phonologie, Morphologie,
Syntax, Semantik und Graphematik/Orthographie praktisch geübt.
Der Besuch der Vorlesung
"Einführung in die germanistische Sprachwissenschaft" wird für
die Seminardiskussion
vorausgesetzt.
Vorlesung
Seminar
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Die Materialien werden im Internet zur Verfügung gestellt (
http://www.deutsche-
sprachwissenschaft.uni-kiel.de/de/studium-lehre/materialien-fuer-die-aktuellen-
lehrveranstaltungen/materialien ). Alle Teilnehmer des Seminars
werden gebeten, sich die
Materialien vor Beginn der Veranstaltung herunterzuladen.
Grammatisches Repetitorium / Einführung in die deutsche
Sprachwissenschaft
051331 Do 12.15-13.45 N. Simon
051402 Di 8.30-10.00 M.-I. Suel
051403 Mi 16.15-17.45 M.-I. Suel
Das Tutorium findet begleitend zum Proseminar Einführung in die
deutsche Sprachwissenschaft
des Moduls 1 B-SPR statt. Im Tutorium werden die in der
Vorlesung und dem Proseminar
behandelten Themen vertieft und anhand von Aufgaben praktisch
geübt. Zu den
Themenbereichen zählen: Semiotik, Phonetik und Phonologie,
Graphematik, Morphologie, Syntax
und Semantik. Das Tutorium richtet sich in erster Linie an
Studienanfänger der Germanistik, aber
auch Fortgeschrittene sind herzlich willkommen.
Sprachwissenschaftliches Propädeutikum (Vorkurs)
050798 7.-10.10. 9-14 Uhr S. Grafelmann
050590 7.-10.10. 12-17 Uhr M. Münster
050591 14., 15., 17., 18.10. 12-17 Uhr M. Münster
051344 7-.10.10. 9-14 Uhr N. Simon
051343 14.-18.10. 9-13 Uhr N. Simon
051436 7.-10.10. 12-17 Uhr M. Sörensen
051342 7.-11.10. 14-18 Uhr M.-I. Suel
051544 14.-18.10. 9-13 Uhr M.-I. Suel
Modul 1 B-ÄDL
Einführung in die Ältere Deutsche Literatur: Held(in), Ritter,
Heilige(r) – Bewährung und
Erwählung in der Literatur des Mittelalters
050198 Do 14.15-15.45 J. Weitbrecht
Die Vorlesung führt in zentrale Texte und Gattungen der
mittelalterlichen Literatur ein und
untersucht dabei Figurenkonzepte, die von einem
Spannungsverhältnis zwischen
Vorherbestimmung und Anerkennung durch eigene Leistung bestimmt
sind. Dies betrifft positive
Identifikationsfiguren (wie den Gralsritter, Heilsbringer, die
Amazonenkönigin oder heilige
Jungfrauen) ebenso wie tragische oder ambivalente Figuren (die
Selbstmörderin Dido, den
Verräter Genelûn). Der Versuch der Bewährung kann fehlschlagen,
umgekehrt kann Erwählung
auch dämonisch konnotiert sein (etwa in den Geburtsmythen um
Alexander des Großen). Die
Fragestellung beschränkt sich daher nicht auf die Protagonisten
mittelalterlicher Texte, sondern
nimmt auch Nebenfiguren in den Blick, um nach für
mittelalterliches Erzählen spezifischen
Figurenkonstellationen zwischen Bewährung und Erwählung zu
fragen.
Tutorium
Vorlesung
http://www.deutsche-sprachwissenschaft.uni-kiel.de/de/studium-lehre/materialien-fuer-die-aktuellen-lehrveranstaltungen/materialienhttp://www.deutsche-sprachwissenschaft.uni-kiel.de/de/studium-lehre/materialien-fuer-die-aktuellen-lehrveranstaltungen/materialienhttp://www.deutsche-sprachwissenschaft.uni-kiel.de/de/studium-lehre/materialien-fuer-die-aktuellen-lehrveranstaltungen/materialien
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Einführung in das Mittelhochdeutsche
050183 Do 18.15-19.45 M. Dahm-Kruse
050185 Fr 10.15-11.45 R. Diebel
050187 Do 16.15-17.45 M. Kotetzki
050592 Do 10.15-11.45 M. B. Martin
050195 Mi 10.15-11.45 H. Rieger
050188 Fr 08.30-10.00 L. Schiwek
050375 Di 16.15-17-45 R. F. Schulz
050196 Mi 14.15-15.45 R. F. Schulz
050465 Mi 16.15-17.45 R. F. Schulz
050155 Mo 08.30-10.00 L. Schwanitz
050184 Mo 10.15-11.45 A. Sczesny
050197 Mo 12.15-13.45 A. Sczesny
050034 Mo 14.15-15.45 A. Sczesny
050186 Di 14.15-15.45 M. Valkema
In diesem Proseminar soll die Fähigkeit erworben werden,
mittelhochdeutsche Texte angemessen
in das Neuhochdeutsche zu übersetzen. Dazu ist das Laut- und
Formensystem des
Mittelhochdeutschen in seinen Grundlagen zu erarbeiten, daneben
wird in Auseinandersetzung
mit Problemen des Satzbaus und der Wortbedeutung die Benutzung
der wichtigsten
wissenschaftlichen Hilfsmittel eingeübt. Das Seminar schafft
damit die Voraussetzungen für eine
wissenschaftliche Beschäftigung mit der mittelhochdeutschen
Literatur.
Empfohlene Literatur:
Klaus Peter Wegera/Simone Schultz-Balluff/Nina Bartsch:
Mittelhochdeutsch als fremde Sprache.
Eine Einführung für das Studium der germanistischen Mediävistik.
3., durchgesehene und
erweiterte Auflage. Berlin 2016.
Einführung in das Mittelniederdeutsche
050145 Mo 8.30-10.00 M. Wolf
Anhand von ausgewählten Texten werden die Grundzüge der
mittelniederdeutschen Grammatik
behandelt. Ausführliche Lese- und Übersetzungsübungen vertiefen
das Gelernte. Auf diese Weise
wird die Grundlage für eine weitere Beschäftigung mit der
Literatur der mittleren Sprachstufe (ca.
1225-1650) des Niederdeutschen gelegt. Zu Beginn dieser Epoche
löste das Mittelniederdeutsche
nicht nur das Latein als wichtigste Schriftsprache in
Norddeutschland ab, sondern stieg auch zur
Handels- und Verkehrssprache im Nord- und Ostseeraum auf. Eine
Beschäftigung mit den
historischen Quellen dieses Raumes erfordert deshalb
Mittelniederdeutsch-Kenntnisse. Aufgrund
der starken Stellung zu dieser Zeit ist aber auch eine Vielzahl
mittelniederdeutscher Wörter in die
skandinavischen Sprachen, insbesondere das Schwedische,
übernommen worden. Die
Lehrveranstaltung kann deshalb insbesondere auch Studenten mit
entsprechendem Zweitfach -
Historikern und Nordisten - empfohlen werden. Auszüge aus den
wichtigsten Textzeugen des
Mittelniederdeutschen werden im Seminar zur Verfügung gestellt
(Sachsenspiegel, Reynke de
vos, Redentiner Osterspiel u.a.m.). Die Auswahl kann auf Wunsch
geändert oder ergänzt werden.
Die erfolgreiche Teilnahme wird durch eine Abschlussklausur
nachgewiesen. Nach den
Studienordnungen kann das Mittelniederdeutsche anstelle des
Mittelhochdeutschen erlernt
werden.
Empfohlene Literatur:
Seminar 1
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Peters, R.: Mittelniederdeutsche Sprache. In: Goossens, J.
(Hg.): Niederdeutsch. Sprache und
Literatur. Bd. 1. 2. Aufl. Neumünster 1983, S. 66-115.
Einführung in die literaturwissenschaftliche Mediävistik
050182 Do 16.15-17.45 M. Dahm-Kruse
Ziel des Seminars ist es, die mittelalterlichen Texte
hinsichtlich ihrer Spezifik zu erfassen, um sie
vor dem Hintergrund ihrer historischen Entstehungssituation
angemessen interpretieren zu
können. Zu diesem Zweck wird im Seminar der
kulturwissenschaftliche Hintergrund erhellt, die
Literaturproduktion steht dabei ebenso im Zentrum wie die
christliche Hermeneutik oder antike
Traditionen, die sich in den Texten fassen lassen.
Empfohlene Literatur:
Die benötigten Texte werden auf OLAT eingestellt, zusätzlich
wird eine gemeinsame
Seminarlektüre exemplarisch aufzeigen, wie das Gelernte
umsetzbar ist.
Einführung in das Mittelhochdeutsche
051289 Di 8.30-10.00 S. Alsbach
050395 Mo 8.30-10.00 F. Engelhard
051290 Mi 16.15-17.45 E. Göttle
051508 Mo 16.15-17.45 S. Scheffel
051082 Do 12.15-13.45 W.K. Witt
051512 Do 16.15-17.45 W.K. Witt
Zweites Studienjahr
Modul 2 V-SPR/2 K-SPR
Synchrone Beschreibung der deutschen Sprache
050837 Mo 10.15-11.45 L. Andresen
051353 Mo 14.15-15.45 L. Andresen
050405 Do 12.15-13.45 P. Beuge
051167 Do 14.15-15.45 P. Beuge
051129 Mi 10.15-11.45 A. Horn
050014 Mi 16.15-17.45 A. Horn
050388 Do 8.30-10.00 A. Horn
050387 Mi 14.15-15.45 V. Sauer
050385 Do 10.15-11.45 V. Sauer
Voraussetzung für den Erwerb eines Leistungsnachweises ist das
Bestehen einer
Abschlussklausur (Teilklausur).
Das Proseminar schließt an die Lehrinhalte des Proseminars
„Einführung in die deutsche
Sprachwissenschaft“ an und ergänzt sie durch wichtige
Teilgebiete der Linguistik anhand der
hochdeutschen Gegenwartssprache: Funktionale Satzanalyse,
Semantik, Pragmatik, Text- und
Gesprächsanalyse und Soziolinguistik/Varietätenlinguistik.
Seminar 2
Tutorium
Seminar 1
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Die Materialien werden im Internet zur Verfügung gestellt (
http://germa.germsem.uni-
kiel.de/hundt/stud-material.shtml ). Alle Teilnehmer des
Seminars werden gebeten, sich die
Materialien vor Beginn der Veranstaltung herunterzuladen.
Diachrone Beschreibung der deutschen Sprache
050382 Mo 10.15-11.45 S. Schröder
050383 Mo 14.15-15.45 S. Schröder
050384 Mo 16.15-17.45 S. Schröder
050002 Di 18.15-19.45 R. F. Schulz
Voraussetzung für die Teilnahme sind der erfolgreiche Abschluss
von "Einführung in die deutsche
Sprachwissenschaft" (1 B-SPR/Modul A1), da an die
Grundkenntnisse über die synchrone
Sprachbeschreibung angeknüpft wird, und der erfolgreiche
Abschluss der Einführung in das
Mittelhochdeutsche bzw. das Mittelniederdeutsche (1 B-ÄDL PS
1/Modul B1), da Teilsysteme der
deutschen Grammatik historisch-kontrastiv betrachtet und
Entwicklungs-tendenzen der
deutschen Sprache aufgezeigt werden sollen. Die erfolgreiche
Teilnahme an der Veranstaltung
wird durch eine Abschlussklausur (Teilklausur) nachgewiesen.
Gegenstand ist die diachrone Sprachwissenschaft, entwickelt am
Beispiel der deutschen Sprache.
Die Besonderheiten der deutschen Laut- und Formenlehre werden
durch die Erarbeitung der
wichtigsten Fakten der Sprachgeschichte erklärt, wobei die
Methoden der diachronen
Sprachwissenschaft vorgeführt werden.
Die Materialien werden im Internet zur Verfügung gestellt (
http://germa.germsem.uni-
kiel.de/hundt/stud-material.shtml ). Alle Teilnehmer des
Seminars werden gebeten, sich die
Materialien vor Beginn der Veranstaltung herunterzuladen.
Diachrone Beschreibung der deutschen Sprache (Ndt.
Sprachgeschichte)
050427 Fr 10.15-11.45 L. Andresen
051162 Fr 14.15-15.45 L. Andresen
Voraussetzung für die Teilnahme sind der erfolgreiche Abschluss
von "Einführung in die deutsche
Sprachwissenschaft" (1 B-SPR/Modul A1), da an die
Grundkenntnisse über die synchrone
Sprachbeschreibung angeknüpft wird, und der erfolgreiche
Abschluss der Einführung in das
Mittelhochdeutsche bzw. das Mittelniederdeutsche (1 B-ÄDL PS
1/Modul B1), da Teilsysteme der
deutschen Grammatik historisch-kontrastiv betrachtet und
Entwicklungstendenzen der
deutschen Sprache aufgezeigt werden sollen.
Die Sprachgeschichte des Deutschen wird mit einem Schwerpunkt
auf der Sprachgeschichte des
niederdeutschen Raums thematisiert. Von einer Sprachgeschichte
des Deutschen ist eine
Sprachgeschichte des Niederdeutschen grundsätzlich zu
unterscheiden. Spätestens seit dem
Schreibsprachenwechsel vom Niederdeutschen zum Hochdeutschen im
16. und 17. Jahrhundert
sind die hochdeutsche und die niederdeutscher Sprachentwicklung
eng miteinander verknüpft
und als gemeinsame Sprachgeschichte beschreibbar. Für die
vorangegangenen Jahrhunderten seit
dem Beginn der schriftlichen Überlieferung im nieder- und im
hochdeutschen Raum um 800 gilt
ein enger Sprachkontakt. Die daraus resultierenden Abgrenzungen
und Gemeinsamkeiten
zwischen dem Hochdeutschen und dem Niederdeutschen in der
sprachgeschichtlichen
Entwicklung werden kontrastiv herausgearbeitet und Kenntnisse
zur Sprachgeschichte des
norddeutschen Raums erweitert. Die älteren Sprachstufen den
Niederdeutschen, das
Altsächsische und das Mittelniederdeutsche werden ebenso
thematisiert wie das
Frühneuniederdeutsche und die Entwicklung des Neuniederdeutschen
bis in die Gegenwart. In
Seminar 2
http://germa.germsem.uni-kiel.de/hundt/stud-material.shtmlhttp://germa.germsem.uni-kiel.de/hundt/stud-material.shtmlhttp://germa.germsem.uni-kiel.de/hundt/stud-material.shtmlhttp://germa.germsem.uni-kiel.de/hundt/stud-material.shtml
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Abgrenzung dazu werden auch die verschiedenen Sprachstufen des
Hochdeutschen
(Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch, Frühneuhochdeutsch,
Neuhochdeutsch) in ihrer
Entwicklung nachgezeichnet. Allgemeine Aspekte von Sprachwandel
und Sprachwechsel werden
begleitend thematisiert. Abschließend werden
varietätenlinguistische Fragestellungen diskutiert,
die besonders der Erfassung des Gegenwartsniederdeutschen und
der regionalsprachlichen
Verhältnisse in Norddeutschland gelten.
Das Seminar wird durch eine Klausur abgeschlossen.
Tutorium zur synchronen Beschreibung der deutschen Sprache
050839 Di 12.15-13.45 J. Jöhnk
Tutorium zur diachronen Beschreibung der deutschen Sprache
050854 Do 16.15-17.45 L. Peters
Modul 2 V-ÄDL/2 K-ÄDL
Lyrische Formen im 12. und 13. Jahrhundert
050677 Do 16.15-17.45 T. Felber
Die deutschsprachige Lyrik ist eine Erfindung des
Hochmittelalters. Sie nimmt ihren Ausgang von
der Rezeption romanischer Lyrik. Die Liebe und die eigene
Haltung gegenüber dem geliebten
Anderen werden im 12. Jahrhundert zum ersten Mal ein
darstellenswertes Thema der
deutschsprachigen Literatur, das in der gesungenen Lyrik
(Minnesang) alle anderen Themen
überschattet. Das Seminar führt in die unterschiedlichen Formen
der lyrischen Liebesdichtung
dar, gibt einen Überblick über die bedeutendsten Autoren dieser
Epoche sowie die
literaturgeschichtliche Entwicklung und diskutiert die
unterschiedlichen Überlegungen der
Forschung zur kulturellen Funktion des Minnesangs.
Ein Reader wird in der ersten Seminarsitzung zur Verfügung
gestellt.
Als einführende Lektüre ist empfehlenswert: Günther Schweikle:
Minnesang, Stuttgart 1995.
Die „Klage“ Hartmanns von Aue
050569 Di 14.15-17.45 (22.10.-17.12.) I. Hess
Was uns von Hartmann von Aue überliefert ist, sind zwei
Artusromane (‘Erec’ und ‘Iwein'), zwei
heldenepische Texte (‘Gregorius’ und ‘Armer Heinrich’) und
einige Lieder. Mit diesen Dichtungen
gehört Hartmann zu den Klassikern der hochmittelalterlichen
Literatur. Weitgehend unbekannt
und unbeachtet ist indes ein weiterer Text Hartmanns, die
‘Klage’. In ihr treten ‘herze’ und ‘lîp’
eines jungen Mannes in den Dialog über den Minnedienst. Dabei
bewegt sich der knapp 2000
Verse umfassende Text in Inhalt und Form zwischen den Gattungen
und erscheint als literarisches
Experiment. Um Hartmanns Dichtung und die Dichtung seiner Zeit
besser zu verstehen, lohnt sich
ein näherer Blick auf die ‘Klage’.
Neben der Lektüre wollen wir uns gemeinsam Schwerpunkte
erarbeiten wie Gestaltung und
Überlieferung, Bedeutung von ‘herze’, ‘lîp’ und ’sêle’,
Minneprogrammatik.
Empfohlene Literatur
Bitte schaffen Sie vor dem Seminar die folgende Textausgabe
an:
Hartmann von Aue, Die Klage, hg. v. Kurt Gärtner, Berlin /
München / Boston 2015 (Aktdeutsche
Textbibliothek 123).
Tutorium
Seminar
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Mittelniederdeutsche Novellendichtung
050678 Di 14.15-15.45 R. Langhanke
Der Sammelbegriff mittelniederdeutsche Novellendichtung
beschreibt eine heterogene Gruppe
kürzerer erzählender Texte, die in der Regel als Beispiele des
Transfers von Stoffen in den
norddeutschen Raum gelten dürfen. Es lassen sich verschiedene
Überlieferungsstränge
unterscheiden. In einem engeren Sinne lassen sich zum einen
handschriftlich oder vereinzelt auch
in Frühdrucken überlieferte Verserzählungen aufführen.
Vornehmlich sind diese Texte über
Sammelhandschriften wie Het Hartebok , die Wolfenbütteler
Handschrift und die Stockholmer
Handschrift überliefert, die jeweils als Edition vorliegen. Zum
anderen lässt sich eine in älterer
Forschung als sogenannte Volksbücher, später als frühe
Erzählprosa (Menke 1979)
charakterisierte Gruppe niederdeutscher Drucke isolieren, die
zahlreiche teilweise europaweit
verbreitete Erzählstoffe in mittelniederdeutscher Übertragung
bietet. Nur ein kleiner Teil dieser
Texte wurde bisher ediert; sie haben in der Regel eher wenig
Beachtung gefunden und wurden
ungerechtfertigt als weniger bedeutender Überlieferungsstrang
gesehen. Die thematische Vielfalt
der überlieferten Text ist breit und bedarf der
Detailbeobachtung.
Das Seminar erarbeitet ausgewählte Stoffe und diskutiert die
sprachliche und inhaltliche
Verfasstheit unterschiedlicher mittelniederdeutscher
Erzählungen. Über das Stichwort
‚Novellendichtung‘ soll zudem ein literarhistorischer
Gattungsdiskurs nachverfolgt und auf den
zeitgenössischen niederdeutschen Textbestand, der für diesen
Diskurs oft nicht näher
herangezogen wurde, bezogen werden.
Die ausgewählten Primärtexte werden in einem Reader zur
Verfügung gestellt. Neben die
Bereitschaft zur regelmäßigen Textlektüre tritt die Übernahme
einer kleinen Referatsleistung.
Über eine Hausarbeit kann eine Modulprüfung abgelegt werden.
Erste Literaturhinweise
Chinca, Mark/Reuvekamp-Felber, Timo/Young, Christopher (Hrsg.):
Mittelalterliche Novellistik
im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven.
Berlin 2006 (Beihefte zur
Zeitschrift für deutsche Philologie. Bd. 13).
Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine
Geschichte der europäischen
Novellistik im Mittelalter. Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen
2006.
Menke, Hubertus, „Kurtzweilige historien und andere bücher in
allerley künsten / teutsch und
sässisch“. Zur Überlieferung, Gebrauchsweise und Wirkung der
frühen Erzählprosa im
niederdeutschen Sprachgebiet. In: Niederdeutsches Jahrbuch 102
(1979), S. 91–161.
Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet
050684 Mo 8.30-10.00 M. B. Martin
Nachdem sein tyrannischer Vater von den eigenen Untertanen
umgebracht wurde, wird Lanzelet
auf einer wunderschönen Insel im Reich einer Meerfee von 10.000
Jungfrauen im Singen, Tanzen
und höfischen Umgangsformen unterrichtet. Mit 15 beschließt er
dann, außerhalb des
Feenreiches das Ritterhandwerk zu erlernen und sich auf die
Suche nach seiner wahren Identität
zu machen, da die Meerfee ihm erst dann seinen Namen verraten
kann, wenn er ihren ärgsten
Feind besiegt hat. Der namenlose Ritter macht sich schon bald
durch zahlreiche Taten einen
Namen unter den Artusrittern, heiratet viermal und tritt
schließlich nicht nur das Erbe seines
Vaters an, sondern herrscht auch über die drei Reiche seiner
dritten Frau Iblis.
Der Lancelot-Stoff – von dem Ulrichs Lanzelet eine sehr eigene
Variante darstellt – war im
Mittelalter sehr beliebt. Zu den bekanntesten Texten zählen
Chrétiens de Troyes Le Chevalier de
Charrette (zwischen 1177-1180), der anonyme Prosaroman Lancelot
propre (um 1215/40), der
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seinerseits eine deutsche Übersetzung im sog. Prosa-Lancelot
(nach 1250) erhielt. Aber auch
Ulrichs Roman erfreute sich großer Beliebtheit: Z.B. nennt
Rudolf von Ems (1235) Ulrich in
Dichterkatalogen in einem Atemzug mit Heinrich von Veldeke,
Hartmann von Aue, Wolfram von
Eschenbach und Gottfried von Straßburg. Eine Miniatur des Codex
Manesse zitiert sogar ersten
Vers des Romans (Cod. Pal. Germ. 848, 311r).
Über den Verfasser des Lanzelet wissen wir allerdings wenig: Er
nennt sich im Text von
Zatzichoven Uolrich (V. 9344; 9444) und ist vermutlich identisch
mit jenem Uolricus de
Cecinchovin, den eine Urkunde vom 29. März 1217 bezeugt. Seinen
Gönner nennt er uns nicht.
Entstanden ist der Roman wahrscheinlich bald nach 1194, nach der
Gefangennahme Richards
Löwenherz (V. 9326ff.). Der englische König konnte sich nur
durch fürstliche Geiseln auslösen:
Eine von ihnen war Hugh von Morville, in dessen Besitz sich die
– heute verlorene – Vorlage
befunden haben soll (V. 9338-9341).
In diesem Seminar werden wir uns unter literaturhistorischen und
gattungsgeschichtlichen
Perspektiven mit dem Artus- und Lancelot-Stoff befassen. Wir
werden uns die Handschriften und
Fragmente des Lanzelets ansehen und die Editionsgeschichte
nachzeichnen. Wichtige
Gesichtspunkte für die Interpretation des Romans werden die
Themen Identitätsfindung, Minne,
Frauenbilder und Geschlechterrollen, Erzählverfahren und die
zeitgenössische Rezeption dieses
zentralen Werkes mittelhochdeutscher Artusepik bilden.
Textgrundlage: Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Text –
Übersetzung – Kommentar.
Studienausgabe. 2., revidierte Auflage. Herausgegeben von
Florian Kragl, Berlin/Boston 2013.
Die Legenden Konrads von Würzburg (Silvester, Alexius,
Pantaleon)
050676 15.11. & 10.01. 14.00-19.00 P. Nehr
16.11. & 11.01. 9.00-15.00
In der älteren Forschung wurden die drei Verslegenden Konrads
von Würzburg – die vermutlich
in den 1270er Jahren entstanden – negativ beurteilt. Man
kritisierte die deutliche Nähe Konrads
an den lateinischen Vorlagen und die mangelnde poetische
Ausgestaltung der Texte. Bisweilen
findet sich eine solche Einschätzung nach wie vor in der
Forschung. Das Seminar möchte sich von
einer solchen Herangehensweise lösen und die Texte in ihrem
medialen Zusammenhang
untersuchen, sprich im Zusammenwirken von Produktion und
Rezeption der Texte: Das Ziel
lautet, sozial- wie kulturgeschichtliche Fragestellungen der
germanistischen Mediävistik in Dialog
zu bringen: Wie wird Heiligkeit in den Texten konstituiert?
Welche Bedeutung nimmt die Stadt
als Ort der Literaturproduktion und -rezeption ein? Wie kann man
sich dem Zusammenhang von
Auftraggeber/Gönner und Autor über die Texte nähern? Das Seminar
möchte somit eine
Einführung in die Gattung der Legende bieten und zugleich
grundlegende Fragestellungen und
Methoden der germanistischen Mediävistik (z. B. Historische
Narratologie, Historische Semantik)
einüben.
Anschaffung verpflichtend:
Konrad von Würzburg: Pantaleon. Bereinigter diplomatischer
Abdruck und Übersetzung. Hrsg.
von Thomas Neukirchen. Berlin 2008 (Texte des späten
Mittelalters und der frühen Neuzeit 45).
Literatur zur Einführung:
Hartmut Bleumer: 'Historische Narratologie'? Metalegendarisches
Erzählen im „Silvester“
Konrads von Würzburg. In: Harald Haferland/Matthias Meyer (Hg.):
Historische
Narratologie. Mediävistische Perspektiven. Berlin [u.a.] 2010
(Trends in Medieval
Philology 19), S. 231-261.
Edith Feistner: Historische Typologie der deutschen
Heiligenlegende des Mittelalters von
der Mitte des 12. Jahrhunderts bis zur Reformation. Wiesbaden
1995 (Wissensliteratur im
Mittelalter 20).
-
Peter Strohschneider: Textheiligung. Geltungsstrategien
legendarischen Erzählens im
Mittelalter am Beispiel Konrads von Würzburg „Alexius“. In: Gert
Melville/Hans Vorländer
(Hg.): Geltungsgeschichten. Über die Stabilisierung und
Legitimierung institutioneller
Ordnungen. Köln/Weimar/Wien 2002, S. 109-147.
Julia Weitbrecht: Imitatio und Imitabilität. Zur Medialität von
Legende und Legendenspiel.
In: PBB 134 (2012), S. 204-219.
Weltbilder in Texten des Mittelalters
050675 Mi 14.15-15.45 H. Rieger
Die Frage, wie sich die mittelalterlichen Menschen die Welt
vorgestellt haben, was sie über ihre
Form bzw. die darauf befindlichen Kontinente und deren belebte
Natur wussten, gehört zu den
meistgestellten Fragen der populärwissenschaftlichen
Beschäftigung mit dem Mittelalter. Es
besteht also ein offenkundiges Interesse an der Frage, wie man
sich z.B. vor der Entdeckung
Amerikas und der Durchsetzung eines heliozentrischen Weltbilds
den eigenen Lebensraum
vorgestellt hat.
Das Seminar möchte diesen Fragen nachgehen und sich u.a. mit
Weltkarten des Mittelalters
beschäftigen, die nie nur die Lage und Größe der Kontinente
verzeichnen, sondern die Welt mit
Bedeutungen aufladen. Die bekannte Welt wird auf diesen Karten
tatsächlich nicht nur abgebildet,
sondern in der Anordnung der Kontinente und in der Bebilderung
einzelner geografischer Räume
als ein zu lesender Text bereitgestellt. Was man in diesen
Texten lesen kann, soll das Seminar
ergründen, bevor es sich literarischen Texten des Mittelalters
zuwendet.
Die Darstellung der Welt in literarischen Werken ist nicht
zwingend an das in der Realität
Vorfindliche gebunden. In literarischen Texten können
geografische Räume, Länder und Städte
erdacht werden, die nichts mit der Welt zu tun haben, in der
sich die Produktion und Rezeption
mittelalterlicher Literatur bewegte, oder mit den Erkenntnissen,
die über die geografische
Ordnung tatsächlich in Umlauf waren. Dennoch ist es lohnend,
sich literarische Weltentwürfe und
ihre Funktionalisierung anzuschauen. Wir werden uns im Seminar
mit Texten beschäftigen, die
ihre Protagonisten auf eine Reise durch die Welt schicken, die
einen Entwurf wagen, welche
Wunderwesen wohl an anderen Orten auf der Welt leben bzw. welche
Verheißungen von fernen
Orten ausgehen. Anhand von Ausschnitten soll so ein relativ
breites Spektrum an Textsorten in
den Blick genommen werden und einerseits auf Reflexe der realen
Annahmen über die Welt,
andererseits auf ihre literarische Funktionalisierung hin
überprüft werden.
Eine Exkursion nach Schleswig zum Gottorfer Globus ist
vorgesehen.
Wolfram von Eschenbach: Willehalm
050679 Mi 8.30-10.00 R. F. Schulz
Die französischen Chansons de geste im 12. Jahrhundert
thematisieren den Krieg Karls des
Großen und seiner Erben gegen die Andersgläubigen. Wie auch bei
dem deutschen Vertreter der
Chanson de geste, Konrads „Rolandslied“, gibt es, bis auf wenige
Ausnahmen, nur negativ
charakterisierte Heiden und positiv heroisierte Christen. Dieses
einseitige Bild ändert sich in
Wolframs „Willehalm“, in dem neue Akzente gesetzt werden, die
jedoch noch nicht optimistisch
mit dem Begriff der Toleranz etikettiert werden sollten. Der
heidnische Großkönig Terramer will
Rache nehmen, da der Markgraf Willehalm seine Tochter Arabel,
die sich taufen ließ und nun
Gyburg heißt, zur Frau nahm. Da Willehalm seine Stadt Oransche
nicht mehr allein verteidigen
kann, sucht er Hilfe am Königshof. Dort trifft er den Riesen
Rennewart…
Im Seminar werden wir ausgehend von der Gattung „Chanson de
geste“ hinterfragen, wie Wolfram
den Stoff bearbeitet und transformiert. Der Text wird unter
verschiedenen Gesichtspunkten
anhand aktueller literaturwissenschaftlicher Ansätze betrachtet,
besonders intensiv werden wir
-
uns mit den Themen Fremdwahrnehmung/Andersartigkeit,
Geschlechterrollen und Heiligkeit
auseinandersetzen.
Empfohlene Literatur
Wolfram von Eschenbach: Willehalm. Text und Kommentar.
Herausgegeben von Joachim Heinzle
(Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch; 39). Frankfurt am
Main: Deutscher Klassiker Verlag,
2009.
Faust und Mephisto zwischen Mittelalter und Gegenwart
050613 Do 10.15-11.45 + Blocktermin R. F. Schulz / T. Homm
(13.12., 14.12., 11.01.)
Da das Seminar 4 SWS umfasst und wir bei unserer Beschäftigung
mit dem Faust- und
Teufelspaktstoff im 10. Jahrhundert beginnen und im 20. enden,
kann das Seminar gleichzeitig
sowohl als ÄDL- als auch als NDL-Seminar belegt werden. Damit
das Seminar in beiden Modulen
angerechnet werden kann, müssen entsprechend zwei voneinander
getrennte
Prüfungsleistungen abgelegt werden. Zu beachten bei der
individuellen Planung ist außerdem,
dass das Seminar aufgrund der jeweiligen Modulstruktur im
Bereich der ÄDL für das 2. und 3.
Studienjahr freigegeben ist, im Bereich der NDL aber
ausschließlich für das 2. Studienjahr
angerechnet werden kann.
2 SWS werden regulär in wöchentlichen Sitzungen abgehalten, die
restlichen 2 SWS in
Blockveranstaltungen (am Freitag, 13.12.2019, am Samstag,
14.12.2019, und am Samstag,
11.01.2020). Eine große Lektürebereitschaft wird
vorausgesetzt.
Inhalt
Seit dem Frühmittelalter ist das Thema des Teufelspaktes in der
Literatur präsent. Ausgehend von
der Theophiluslegende, die vom Pakt eines Geistlichen mit dem
Teufel berichtet, der nach dem
unrechtmäßigen Verlust seines Amtes in der kirchlichen
Hierarchie wiederaufzusteigen strebt,
findet der Stoff in der Literatur und (Kirchen-)Kunst in ganz
Europa Verbreitung. Abgelöst wird
diese Thematik schließlich durch den Fauststoff im 16.
Jahrhundert, der sich nicht zuletzt durch
die prominente Bearbeitung Goethes als äußerst rezeptionsstark
in der neueren Literatur
behauptet. Dabei erfährt das ursprüngliche Paktmotiv einige
Transformationen, im 19. und 20.
Jahrhundert schließlich bezeichnet der Begriff des „Faustischen“
einen unermüdlich nach Wissen
und Macht strebenden Menschen, der in seinem Streben nach dem
Höchsten auch vor höllischen
Taten nicht zurückschreckt. Über dieses Ideal des sogenannten
„Tatmenschen“, das Goethe in
seinem Faust angeblich entworfen habe, fand das „deutscheste
aller Dramen“ so Einzug in die
Ideologie der Nationalsozialisten. Entsprechend kommt es auch im
Schreiben gegen den
Nationalsozialismus immer wieder zu einer Beschäftigung mit dem
Faust-Stoff, gewissermaßen
in einem Streit um das kulturelle Erbe.
Thematisch ließe sich das Seminar in drei Abschnitte
gliedern:
1. Die Teufelspaktlegende in Mittelalter und früher Neuzeit
Hrotsvit von Gandersheim: Theophiluslegende (10. Jahrhundert);
Reader
Das mittelniederdeutsche Theophilusspiel (15. Jahrhundert);
Reader
Historia von D. Johann Fausten (16. Jahrhundert)
2. Goethe
J. W. Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil (1808)
J. W. Goethe. Faust. Der Tragödie zweiter Teil (1832)
3. Wider die Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten
Karl Kraus: Dritte Walpurgisnacht (1933); Ausschnitte im
Reader
Klaus Mann: Mephisto (1936)
Else Lasker-Schüler (1941)
-
Empfohlene Literatur
Folgende Literatur ist anzuschaffen und nach Möglichkeit bereits
vor Semesterbeginn zu lesen!
Historia von D. Johann Fausten: Text des Druckes von 1587.
Kritische Ausgabe. Hg. von Stephan
Füssel und Hans Joachim Kreutzer. Stuttgart: Reclam, 1999.
ISBN-13: 978-3150015162
Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Der Tragödie Erster und
Zweiter Teil. Hg. von Albrecht
Schöne. (2 Bd.) Berlin: DKV 2017. ISBN 978-3-618-68052-9
Klaus Mann: Mephisto: Roman einer Karriere. Taschenbuch. Mit
einem Nachwort von Michael
Töteberg. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2019. (erscheint am 17.
Dezember 2019 neu als
Taschenbuch. Ältere Ausgaben des Rowohlt-Verlages dürften noch
günstig gebraucht erhältlich
sein und sind ebenso zugelassen) ISBN-13: 978-349927686 Else
Lasker-Schüler: IchundIch. Hg.
von Karl Jürgen Skrodzki. Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag im
Suhrkamp Verlag, 2009. ISBN-
13: 978-3633542413
Ein Reader mit Texten zur Theophiluslegende und zur Dritten
Walpurgisnacht wird zu Beginn des
Semesters zur Verfügung stehen.
Die Artusromane Hartmanns von Aue
050019 Di 8.30-10.00 L. Schwanitz
König Artus hat viele Geschichten! Zahlreiche Romane, Filme,
Comics und Computerspiele der
europäischen und US-amerikanischen Fantasy- und Popkultur
entwerfen noch heute
Erzählungen, in deren Zentrum diese sagenumwobene Gestalt mit
ihren herrschaftlichen
Accessoires und ihre ebenso faszinierenden Begleiterinnen und
Begleiter stehen. Schon im
ausgehenden 12. und beginnenden 13. Jahrhundert sind die ersten
Artusromane in deutscher
Sprache dabei eingebunden in den Prozess des Wiedererzählens und
Zeugnisse eines
Literaturtransfers. In Rückgriff auf die altfranzösischen
Versromane von Chrétien de Troyes
erzählt Hartmann von Aue im ‚Erec(k)‘ und im ‚Iwein‘, wie die
gleichnamigen Protagonisten vom
Artushof aufbrechen, um als höfische Ritter Minne und
gesellschaftliche Anerkennung zu erlangen
und sich dann als Herrscher und Liebende zu bewähren. Das
richtige Maß zwischen dem Streben
nach Ansehen vor der Gesellschaft und der dieses Streben
begleitenden Gewaltanwendung steht
dabei ebenso zur Diskussion wie das Macht- und
Geschlechterverhältnis zwischen dem Ritter und
seiner Ehefrau.
Im Zentrum des Seminars steht die Analyse des ‚Iwein‘ und
‚Erec(k)‘ unter Zuhilfenahme des
Instrumentariums der historischen Narratologie. Wir werden uns
außerdem den Besonderheiten
der handschriftlichen Überlieferung dieser Werke widmen, um die
Rezeptionssituation der
Versromane und den Stellenwert der Texte innerhalb des
mittelalterlichen Literaturbetriebs
diskutieren zu können. Es schließt sich ein kleinerer Block zur
Rezeption der deutschsprachigen
Artusliteratur in der postmodernen Pop- und Fantasykultur an.
Mit einer Reflexion über die
literaturdidaktischen Perspektive der mittelalterlichen
Artusliteratur werden wir das Seminar
beschließen.
Die Seminarteilnehmenden sind gebeten, zur ersten Sitzung einen
Vorschlag für einen Roman,
Film, Comic o. Ä. vorzustellen, der im Rahmen des zweiten
Sitzungsblocks zur postmodernen
Rezeption der Artusliteratur Diskussionsgrundlage sein könnte.
Neben herzlich willkommenen
eigenen Ideen könnten folgende Rezeptionsprodukte in die Auswahl
einbezogen werden: Walther
Moers: „Rumo und die Wunder im Dunkeln“, Felicitas Hoppe: „Iwein
Löwenritter“, Nancy
Springer: „Ich, Morgan la Fay“; Kevin Crossley Holland: „Artus –
der magische Spiegel“, „Avalon.
Spiel um dein Leben!“ (Film von Kazunori Ito, Mamoru Oshii und
Atsushi Kubo), „Kaamelott“
(Serie von Alexandre Astier), „Die Ritter der Kokosnuss“ (Film
von Monty Python).
Empfohlene Literatur
-
Als Textgrundlage ist anzuschaffen Hartmann von Aue: Iwein. Text
der siebenten Ausgabe von
G.F. Benecke, K. Lachmann und L. Wolff. Übersetzung und Nachwort
von Thomas Cramer. Berlin
/ New York 42001. Textauszüge aus Hartmann von Aue: Ereck.
Textgeschichtliche Ausgabe mit
Abdruck sämtlicher Fragmente und der Bruchstücke des
mitteldeutschen 'Erek'. Hg. von Andreas
Hammer, Victor Millet und Timo Reuvekamp-Felber. Berlin 2017,
werden zu Seminarbeginn
bereitgestellt.
Empfohlene Literatur
Jürgen Wolf: Einführung in das Werk Hartmanns von Aue. Darmstadt
2007.
Gert Hübner: Erzählform im höfischen Roman. Studien zur
Fokalisierung im "Eneas", im
"Iwein" und im "Tristan". Tübingen 2003.
Hartmann von Aue: Ereck. Textgeschichtliche Ausgabe mit Abdruck
sämtlicher Fragmente
und der Bruchstücke des mitteldeutschen 'Erek'. Hg. von Andreas
Hammer, Victor Millet
und Timo Reuvekamp-Felber. Berlin 2017, S. IX-XXVIII.
Mathias Herweg und Sefan Keppler-Tasaki [Hrsg.]:
Rezeptionskulturen. Fünfhundert
Jahre literarischer Mittelalterrezeption zwischen Kanon und
Populärkultur. Berlin 2012.
Nur ein Dichter? Vergil im Mittelalter
050022 Mi 10.15-11.45 A. Sczesny
Drei Werke werden dem römischen Dichter Vergil (70-19 v. Chr.)
heute zugeschrieben: Die
‚Bucolica‘/‚Eclogae‘ (Hirtengedichte), die ‚Georgica‘
(Lehrgedicht über verschiedene Gegenstände
des Landbaus) und die unvollendet gebliebene ‚Aeneis‘, welche
die Flucht des Trojaners Aeneas
nach Italien und seine Rolle als Stammvater der Römer
beschreibt. Im Mittelalter galt Vergil als
einer der bedeutendsten antiken Dichter und wurde als
rhetorisches Vorbild und gelehrte
Autorität in Poetiken (Johannes de Garlandia), naturkundlichen
Lehrwerken (Johannes de
Sacrobosco) und Enzyklopädien (Isidor von Sevilla) zitiert,
seine Werke als Schullektüre genutzt.
Auf der Basis der ‚Bucolica‘ (Ecl. 4) deutete man ihn zudem seit
der Spätantike zum Propheten der
Geburt Christi um und interpretierte dementsprechend die
‚Aeneis‘ als dichterisch verhüllte
Beschreibung des irdischen Lebens- und Seelenwandels aus
christlicher Perspektive. Als
Lehrmeister der Liebe galt Vergil nicht zuletzt aufgrund der
‚Bucolica‘ (vgl. Ecl. 10,69: omnia vincit
amor – ‚Amor besiegt alles‘).
In die deutsche Literatur ging Vergil nicht nur als Dichter ein
(Übersetzungen und Anspielungen),
auch als Gelehrter, Astrologe, Historiker und Prophet wurde er
rezipiert. Daneben entwickelte er
als Figur ein facettenreiches Eigenleben: Mal reist Vergil zum
Magnetberg und zerstört dort ein
Zauberwerk, das die Geburt Christi verhindert, mal erfindet er
neben der Zauberei zahlreiche
Wunderwerke und Automaten, mal rächt er sich bitter für ein
gescheitertes Liebesabenteuer.
Seine in Rom erbauten Wunder werden teils sogar – analog zur
lateinischen Auslegung der
‚Aeneis‘ – als verhüllte Wahrheit interpretiert und u. a. auf
die menschliche Seele ausgelegt.
Das Seminar widmet sich den verschiedenen Rollen Vergils in der
deutschen Lyrik, in höfischen
Romanen, einer Minnerede, Chroniken, Traktaten, geistlicher
Literatur sowie in Fassungen der
‚Sieben weisen Meister‘ (Sindbad-Rezeption). Da die Vergilsagen
teilweise an seine Werke
anknüpfen, wird zudem deren Rezeption mit beleuchtet. Dadurch
erhalten die Teilnehmer einen
breiten Einblick in die mittelalterliche Vergilrezeption und in
verschiedene Gattungen des 12. bis
16. Jahrhunderts, in welchen sich die bunt schillernde und
durchaus auch ambivalent gezeichnete
Vergilfigur entfaltet.
Zu Beginn des Seminars wird ein Reader mit Textexzerpten
bereitgestellt, der ab der zweiten
Sitzung benötigt wird.
-
Frei von Falsch! Konrads von Megenberg „Buch der Natur“
050018 Mi 16.15-17.45 A. Sczesny
Wie entsteht ein Regenbogen? Welche Funktion erfüllt die Milz?
Sind Pilze gesund? Wo wohnen
die Zyklopen? Kann man Löwen mit Panthern und Schafe mit Ziegen
kreuzen? Was passiert bei
einer Mondfinsternis? Welche Heilsteine lindern Augenleiden? Wie
funktioniert ein Bienenstaat?
Sind Delphine Fische? Tragen Träume eine Bedeutung? Worin
gleicht Gott dem Regenwurm? Was
kann man von dem Phönix und dem Einhorn lernen? Wie pflanzen
sich Frösche fort? Welchen
medizinischen Nutzen bieten Alraunen? Wie weckt man Neugier und
Lust am Lernen, und was ist
überhaupt lernenswert?
Um 1350 entstand mit dem „Buch der Natur“ die erste deutsche
Naturkunde. Der Verfasser,
Konrad von Megenberg, studierte an der Sorbonne in Paris, wo er
sich ein breites
Wissensfundament erwarb und einige Jahre als akademischer Lehrer
tätig war. Anschließend
leitete er mit der Stephansschule die Vorläuferin der Wiener
Universität, bis er schließlich
Domherr in Regensburg wurde. Konrad hinterließ ein bemerkenswert
umfangreiches und
vielseitiges Werk; seine lateinischen und deutschen Schriften
zeichnen das Bild eines
eigenwilligen, kritischen Universalgelehrten, der auch
Auseinandersetzungen mit der Kirche
nicht scheute und der es verstand, unterschiedlichste Themen
methodisch zu erschließen und
literarisch auszugestalten.
Mit dem „Buch der Natur“ verschaffte Konrad erstmals einem
breiten Kreis von Laien, die keine
Lateinkenntnisse und keine naturkundliche Vorbildung besaßen,
Zugang zum akademischen
Wissen seiner Zeit. Das Buch war ausgesprochen populär, es zählt
zu den verbreitetsten und
meistgelesenen Büchern des Spätmittelalters und der beginnenden
Neuzeit. Bereits 1475
gelangte es in den Druck und wurde in den folgenden Jahrzehnten
immer wieder neu aufgelegt.
Konrads „Buch der Natur“ stellt alle Bereiche der Natur
systematisch und umfassend dar: den
Menschen, den Himmel und die Planeten nebst meteorologischen
Phänomenen, die Tiere,
Pflanzen, Edelsteine, Talismane und Metalle; der letzte
Abschnitt behandelt Naturwunder
(wunderkräftige Brunnen, Menschen mit Fehlbildungen und
Wundermenschen ferner Länder wie
Kannibalen, Amazonen, Riesen und Zwerge). Zur Naturbeschreibung
tritt immer wieder die
moralische und allegorische Deutung.
Das Seminar widmet sich der Lektüre und Analyse ausgewählter
Textabschnitte aus dem „Buch
der Natur“ und vermittelt darüber einen Einblick in
zeitgenössisches enzyklopädisches Wissen
und dessen Transfer in die Volkssprache. Ein besonderer Fokus
liegt auf den Ordnungs- und
Argumentationsstrukturen, aber auch die Entstehung des Werkes –
etwa die Frage, ob Konrad
ausschließlich etabliertes Wissen zusammenstellte oder auch
selbst die Natur erforschte – wird
beleuchtet.
Zu Beginn des Seminars wird ein Reader mit Textexzerpten
bereitgestellt, der ab der zweiten
Sitzung benötigt wird.
Drittes Studienjahr
Modul 3 S-SPR/3 K-SPR
Linguistic landscapes
050070 Di 14.15-15.45 L. Andresen
Voraussetzung für eine Teilnahme ist die Bereitschaft zur
Übernahme eines Referates.
Seminar
-
Linguistic landscape ( =sprachliche Landschaft bzw.
Sprachlandschaft) bezeichnet einen noch sehr
jungen Untersuchungsgegenstand der germanistischen
Sprachwissenschaft. Mit semiotischen
und soziolinguistischen sowie pragmatischen Methoden werden
hierbei in der Öffentlichkeit
sichtbare schriftsprachliche (und in gewissem Umfang auch
andere) Zeichen dokumentiert und
analysiert (z.B. Sprache auf Plakaten, in Schaufenstern, auf
Straßenschildern, Informationstafeln,
Aufklebern, Graffitti). Im Fokus steht meist die mehrsprachige
Praxis im öffentlichen urbanen
Raum oder auch ländlichen Gebieten.
Im Seminar wird Mehrsprachigkeit auf das Nebeneinander von
hochdeutschen und
niederdeutschen Varietäten im norddeutschen Raum eingegrenzt.
Nach einer Klärung der
notwendigen theoretischen und methodischen Grundlagen soll das
Erlernte am Beispiel des
öffentlichen Raumes „Christian-Albrechts-Universität zu Kiel“
veranschaulicht und eingeübt
werden.
Sprache und Diskriminierung
050071 Mi 10.15-11.45 P. Beuge
Gesellschaftliche Teilhabe und Sprache – Chancen und Grenzen von
Leichter Sprache
050069 Do 12.15-13.45 D. Canay
Aufgrund der UN-Behindertenrechtskonvention von 2009 sind an
Gesellschaft und Politik
Anforderungen gestellt, die die Frage aufkommen lassen, welche
Faktoren maßgeblich für
gelungene gesellschaftliche Teilhabe sind und überdies, wie
Inklusion gelingen kann. Ein ganz
entscheidender Faktor, der damit verbunden in den letzten Jahren
immer weiter in den Fokus
rückt, ist die Sprache. Eine Varietät, die daran anknüpfend zur
Minderung sprachlicher Barrieren
entstanden ist, ist Leichte Sprache. Mithilfe dieser Varietät
soll Menschen, die aus diversen
Gründen Schwierigkeiten mit der Rezeption von
standardsprachlichen Texten haben,
gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht werden. Jedoch wird der
Einsatz von Leichter Sprache in der
Öffentlichkeit stark kritisiert, was insbesondere mit den
strikten Regeln zusammenhängt, die
teilweise stark von den standardsprachlichen abweichen. Im
Seminar wird es daher vor allem
darum gehen, die Regeln der Leichten Sprache aus linguistischer
und sprachdidaktischer
Perspektive kritisch zu betrachten und die Chancen und Grenzen
dieser Varietät zu bestimmen.
Empfohlene Literatur
BOCK, BETTINA M. / FIX, ULLA / LANGE, DAISY (Hg.) (2017):
„Leichte Sprache“ im Spiegel
theoretischer und angewandter Forschung. Berlin: Frank &
Timme.
BREDEL, URSULA / MAAß, CHRISTIANE (2016): Leichte Sprache.
Theoretische
Grundlagen. Orientierung für die Praxis. Berlin:
Dudenverlag.
MAAß, CHRISTIANE (2015): Leichte Sprache. Das Regelbuch. Berlin:
LIT Verlag. URL:
https://www.uni-
hildesheim.de/media/fb3/uebersetzungswissenschaft/Leichte_Sprache_Seite/Publikati
onen/Regelbuch_komplett.pdf
NETZWERK LEICHTE SPRACHE (2013): Die Regeln für Leichte Sprache.
URL:
https://www.leichte-sprache.org/wp-
content/uploads/2017/11/Regeln_Leichte_Sprache.pdf
Sprache im Urteil der Öffentlichkeit
050072 Fr 10.15-11.45 T. Hoffmeister
Spracheinstellungen wurden von der linguistischen Forschung
lange vernachlässigt. Im
deutschsprachigen Raum gibt es erst seit circa den 1990er Jahren
Bestrebungen, diese Lücke zu
schließen, wenngleich die Forschungsarbeiten zur Alltagstheorie
von Sprache nicht sehr zahlreich
https://www.uni-hildesheim.de/media/fb3/uebersetzungswissenschaft/Leichte_Sprache_Seite/Publikationen/Regelbuch_komplett.pdfhttps://www.uni-hildesheim.de/media/fb3/uebersetzungswissenschaft/Leichte_Sprache_Seite/Publikationen/Regelbuch_komplett.pdfhttps://www.uni-hildesheim.de/media/fb3/uebersetzungswissenschaft/Leichte_Sprache_Seite/Publikationen/Regelbuch_komplett.pdfhttps://www.leichte-sprache.org/wp-content/uploads/2017/11/Regeln_Leichte_Sprache.pdfhttps://www.leichte-sprache.org/wp-content/uploads/2017/11/Regeln_Leichte_Sprache.pdf
-
sind (vgl. z.B. Antos 1996; Feilke 1994; Lehr 2002; Paul 1999;
Spitzmüller 2005; Stickel 1999;
Welte/Rosemann 1990; Wichter 1994). Im Seminar wollen wir uns
mit verschiedenen Aspekten
von Alltagsmeinungen zu und Alltagskonzepten von Sprache in all
ihren Facetten beschäftigen.
Mögliche Themenfelder, die wir gerne gemeinsam zu Beginn des
Seminars ergänzen können, sind:
öffentliche Sprachkritik, Wahrnehmungsdialektologie,
Sprachwissen in der Öffentlichkeit,
Experten-Laien-Kommunikation, Linguistik für Laien […].
In einem ersten Schritt sollen die theoretischen Grundlagen
geklärt werden. Daran anschließend
werden die verschiedenen Anwendungsfelder untersucht.
Als Grundlage dient uns dazu das zum Seminarbeginn erschienene
„Handbuch Sprache im Urteil
der Öffentlichkeit“, Hg. v. Gerd Antos, Thomas Niehr und Jürgen
Spitzmüller (HSW 10). Die Texte
sind entweder online verfügbar oder werden als Reader zur
Verfügung gestellt.
Empfohlene Literatur
Ein einführender Artikel steht mit Spitzmüller, Jürgen (2015):
Sprache im Urteil der
Öffentlichkeit. In: Ekkehard Felder/Andreas Gardt (Hg.) Handbuch
Sprache und Wissen (HSW 1).
Berlin/Boston, 314–331 zur Verfügung (abrufbar aus dem Netz der
Uni Kiel unter
https://www.degruyter.com/downloadpdf/books/9783110295979/9783110295979.314/978
3110295979.314.pdf).
Nachdenken über Sprache. In Alltag, Schule, Wissenschaft
050068 Do 10.15-11.45 A. Horn
Das Nachdenken über Sprache zählt zu den alltäglichen Praktiken
aller Sprachteilnehmer*innen.
Bereits in der Schule sollen Schüler*innen (nicht nur) im
Deutschunterricht zur Sprachreflexion
angeregt werden, um ihr Sprachbewusstsein auszubilden. So sind
Forendiskussionen um einen
angemessenen oder ‚richtigen‘ Sprachgebrauch nur ein Beispiel,
in dem sich das Nachdenken über
Sprache widerspiegelt. Nicht zuletzt in diesen Diskussionen wird
immer wieder auf in der Schule
erworbenes Wissen referiert. Dabei unterscheiden sich die
Urteile öffentlicher Reflexion durchaus
von linguistischen Auffassungen. Ist bspw. der in dieser
Ankündigung verwendete Genderstar
angemessen oder gibt es geeignetere Varianten? Worin diese
divergierenden Auffassungen und
Urteile begründet sind, soll u.a. im Seminar geklärt. Hiermit
zusammen hängt die Frage, was die
Öffentlichkeit an der Sprache interessiert, und welchen
Phänomenen die Sprachwissenschaft
nachgeht.
Literatur:
Arendt, B. / Kiesendahl, J. (Hgg.) (2011): Sprachkritik in der
Schule. Theoretische Grundlagen und
ihre praktische Relevanz. Göttingen.
Gornik, H. (Hgg.) (2014): Sprachreflexion und
Grammatikunterricht. Baltmannsweiler.
Heringer, H. J. / Wimmer, R. (2015): Sprachkritik. Eine
Einführung. Paderborn.
Ingendahl, W. (1999): Sprachreflexion statt Grammatik. Ein
didaktisches Konzept für alle
Schulstufen. Tübingen.
Kilian, J. / Niehr, T. / Schiewe, J. (Hgg) (2013): Sprachkritik
(=Mitteilungen des Deutschen
Germanistenverbandes, H. 4/2013).
Kilian, J. / Niehr, T. / Schiewe, J. (2016): Sprachkritik.
Ansätze und Methoden der kritischen
Sprachbetrachtung. Berlin, New York.
Niehr, T. (Hgg.) (2014): Sprachwissenschaft und Sprachkritik.
Perspektiven ihrer Vermittlung.
Bremen.
https://www.degruyter.com/downloadpdf/books/9783110295979/9783110295979.314/9783110295979.314.pdfhttps://www.degruyter.com/downloadpdf/books/9783110295979/9783110295979.314/9783110295979.314.pdf
-
Wissen im Kopf. Concept Maps als Methode zur Ermittlung
lexikalisch gebundenen Wissens
050069 Do 12.15-13.45 C. Krämer
Concept Maps sind nicht nur als Lehr- und Lerninstrument in
Unterrichtssituationen sinnvoll, um
komplexe Sachverhalte strukturiert darzustellen, sondern dienen
auch als Diagnosemittel in der
Forschung, um den Wissensstand und -aufbau von Lernenden
festzustellen. Ausgehend von der
Annahme, dass Wissen im Gedächtnis als propositionales Netzwerk
organisiert ist, können
Concept Maps als Möglichkeit dienen, sowohl inhaltliche als auch
strukturelle Aspekte von Wissen
zu diagnostizieren. Im Seminar werden wir uns mit verschiedenen
Arten der
Wissensrepräsentation auseinandersetzen und Wege erproben, mit
denen sprachlich gebundenes
Wissen mit Concept Maps erhoben und ausgewertet werden kann.
Die Bereitschaft, bisweilen auch englischsprachige Texte zu
lesen, sollte vorhanden sein.
Empfohlene Literatur
Anderson, John R. / Funke, Joachim (Hrsg.) (2013): Kognitive
Psychologie. 7. Auflage
Berlin, Heidelberg.
Hahn-Laudenberg, Katrin (2016): Konzepte von Demokratie bei
Schülerinnen und
Schülern. Erfassung von Veränderungen politischen Wissens mit
Concept-Maps.
Wiesbaden.
Himangshu, Sumitra / Cassata-Widera, Amy (2010): Beyond
individual classrooms: How
valid are concept maps for large scale assessment? In: Alberto
Cañas / Joseph Novak
(Hrsg.): Concept Maps: Making Learning Meaningful. Proceedings
of the 4th International
Conference on Concept Mapping. Vina del Mar, 58–65.
Kinchin, Ian M. (2001): If concept mapping is so helpful to
learning biology, why aren't we
all doing it? In: International Journal of Science Education 23,
1257–1269.
Mandl, Heinz (1994): Psychologie des Wissenserwerbs. In: Bernd
Weidenmann / Andreas
Krapp (Hrsg.): Pädagogische Psychologie. Ein Lehrbuch. Weinheim,
143–218.
McClure, John R. / Sonak, Brian / Suen, Hoi K. (1999): Concept
map assessment of
classroom learning. Reliability, validity, and logistical
practicality. In: Journal of Research
in Science Teaching 36, 475–492.
Ratcliff, Roger / McKoon, Gail (1978): Priming in item
recognition: Evidence for the
propositional structure of sentences. In: Journal of Verbal
Learning and Verbal Behavior
17, 403–417.
Ruiz-Primo, Maria Araceli (2004): Examining Concept Maps as an
Assessment Tool. In:
Alberto Cañas / Joseph Novak / Fermin Gonzàles (Hrsg.): Concept
Maps: Theory,
Methodology, Technology. Proceedings of the 1st International
Conference on Concept
Mapping. Pamplona.
Ruiz-Primo, Maria Araceli / Shavelson, Richard J. (1996):
Problems and issues in the use
of concept maps in science assessment. In: Journal of Research
in Science Teaching 33,
569–600.
Stock, Wolfgang (2008): Wissensrepräsentation. Informationen
auswerten und
bereitstellen. München.
Historische Lexikographie des Deutschen
050057 Do 8.30-10.00 B. Luxner
In diesem Seminar werden theoretische und praktische Aspekte der
Lexikographie des Deutschen
diskutiert, wobei der Fokus auf der lexikographischen Erfassung
und Beschreibung der
historischen Sprachstufen des Deutschen - Althochdeutsch,
Mittelhochdeutsch und
Frühneuhochdeutsch - liegen wird. Neben der Diskussion von
Aufsätzen zum Thema werden auch
-
konkret Beispielartikel aus den maßgeblichen Wörterbüchern
analysiert und besprochen. Zudem
werden wir uns nicht nur auf das traditionelle Printwörterbuch
beschränken, sondern auch die
Möglichkeiten und Potenziale entsprechender Online-Angebote
erkunden. Neben aktiver
Teilnahme und Interesse am Gegenstand werden der erfolgreiche
Abschluss der Module
„Diachrone Beschreibung der Deutschen Sprache“ sowie „Einführung
in das Mittelhochdeutsche“
vorausgesetzt.
Wahrnehmungsdialektologie
050073 Di 16.15-17.45 V. Sauer
Im Seminar „Wahrnehmungsdialektologie“ steht der linguistische
Laie sowie dessen
Wahrnehmung von Sprache im Raum im Fokus. Es werden
Entwicklungslinien, Methoden und
Projekte vorgestellt, die zur eigenständigen Forschungsarbeit
anregen sollen. Der Schwerpunkt
liegt hier auf der deutschen Sprache bzw. ihren Dialekten.
Literatur:
Anders, C. A. (2010): Wahrnehmungsdialektologie. Das
Obersächsische im
Alltagsverständnis von Laien. De Gruyter.
Anders, C. A./ Hundt, M./Lasch, A. (2010): „Perceptual
dialectology“. Neue Wege der
Dialektologie. De Gruyter.
Hundt, M./Palliwoda, N./Schröder, S. (2017): Der deutsche
Sprachraum aus der Sicht
linguistischer Laien. Ergebnisse des Kieler DFG-Projektes. De
Gruyter.
Sauer, Verena (2018): Dialektgrenzen – Grenzdialekte. Die
Struktur der itzgründischen
Dialektlandschaft an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. De
Gruyter.
Klassiker der Sprachwissenschaft
050067 Di 10.15-11.45 S. Schröder
Im sprachwissenschaftlichen Teil des Deutschstudiums haben Sie
bereits grundlegende Konzepte,
Theorien und Ideen wichtiger Autoren kennengelernt. Dies
erfolgte zumeist jedoch via
Sekundärliteratur und – aufgrund des straffen Curriculums – mit
einem überblicksartigen
Charakter. In diesem Seminar wollen wir uns Ihnen bereits
bekannten, möglicherweise aber auch
unbekannten Autoren über ihre Werke nähern und uns einen
tieferen Einblick in ihre Theorien
verschaffen.
Es sollen möglichst viele verschiedene Disziplinen
berücksichtigt werden, so können Sie sich u.a.
auf ein „Wiederlesen“ mit de Saussure, Grice und Humboldt
freuen. Ihre persönlichen Wünsche
können gern berücksichtigt werden, denn einen exakten Themenplan
werden wir in der ersten
Sitzung gemeinsam ausarbeiten.
Voraussetzung zur Teilnahme ist die Bereitschaft zur Übernahme
eines Kurzreferats (ca. 20
Minuten).
Literatur
Die zu lesende Lektüre wird zu Beginn des Seminars
bekanntgegeben. Um sich vorab einen
Überblick über die möglichen Themen und Autoren zu verschaffen,
seien folgende Werke
empfohlen:
Gardt, Andreas (1999): Geschichte der Sprachwissenschaft in
Deutschland. Berlin, New York: De
Gruyter.
Hoffmann, Ludger (Hrsg.) (2019): Sprachwissenschaft. Ein Reader.
Berlin, New York: De Gruyter.
-
Modul 3 S-ÄDL/3 K-ÄDL
Lyrische Formen im 12. und 13. Jahrhundert
050677 Do 16.15-17.45 T. Felber
Die deutschsprachige Lyrik ist eine Erfindung des
Hochmittelalters. Sie nimmt ihren Ausgang von
der Rezeption romanischer Lyrik. Die Liebe und die eigene
Haltung gegenüber dem geliebten
Anderen werden im 12. Jahrhundert zum ersten Mal ein
darstellenswertes Thema der
deutschsprachigen Literatur, das in der gesungenen Lyrik
(Minnesang) alle anderen Themen
überschattet. Das Seminar führt in die unterschiedlichen Formen
der lyrischen Liebesdichtung
dar, gibt einen Überblick über die bedeutendsten Autoren dieser
Epoche sowie die
literaturgeschichtliche Entwicklung und diskutiert die
unterschiedlichen Überlegungen der
Forschung zur kulturellen Funktion des Minnesangs.
Ein Reader wird in der ersten Seminarsitzung zur Verfügung
gestellt.
Als einführende Lektüre ist empfehlenswert: Günther Schweikle:
Minnesang, Stuttgart 1995.
Die „Klage“ Hartmanns von Aue
050569 Di 14.15-17.45 (22.10.-17.12.) I. Hess
Was uns von Hartmann von Aue überliefert ist, sind zwei
Artusromane (‘Erec’ und ‘Iwein'), zwei
heldenepische Texte (‘Gregorius’ und ‘Armer Heinrich’) und
einige Lieder. Mit diesen Dichtungen
gehört Hartmann zu den Klassikern der hochmittelalterlichen
Literatur. Weitgehend unbekannt
und unbeachtet ist indes ein weiterer Text Hartmanns, die
‘Klage’. In ihr treten ‘herze’ und ‘lîp’
eines jungen Mannes in den Dialog über den Minnedienst. Dabei
bewegt sich der knapp 2000
Verse umfassende Text in Inhalt und Form zwischen den Gattungen
und erscheint als literarisches
Experiment. Um Hartmanns Dichtung und die Dichtung seiner Zeit
besser zu verstehen, lohnt sich
ein näherer Blick auf die ‘Klage’.
Neben der Lektüre wollen wir uns gemeinsam Schwerpunkte
erarbeiten wie Gestaltung und
Überlieferung, Bedeutung von ‘herze’, ‘lîp’ und ’sêle’,
Minneprogrammatik.
Empfohlene Literatur
Bitte schaffen Sie vor dem Seminar die folgende Textausgabe
an:
Hartmann von Aue, Die Klage, hg. v. Kurt Gärtner, Berlin /
München / Boston 2015 (Aktdeutsche
Textbibliothek 123).
Mittelniederdeutsche Novellendichtung
050678 Di 14.15-15.45 R. Langhanke
Der Sammelbegriff mittelniederdeutsche Novellendichtung
beschreibt eine heterogene Gruppe
kürzerer erzählender Texte, die in der Regel als Beispiele des
Transfers von Stoffen in den
norddeutschen Raum gelten dürfen. Es lassen sich verschiedene
Überlieferungsstränge
unterscheiden. In einem engeren Sinne lassen sich zum einen
handschriftlich oder vereinzelt auch
in Frühdrucken überlieferte Verserzählungen aufführen.
Vornehmlich sind diese Texte über
Sammelhandschriften wie Het Hartebok , die Wolfenbütteler
Handschrift und die Stockholmer
Handschrift überliefert, die jeweils als Edition vorliegen. Zum
anderen lässt sich eine in älterer
Forschung als sogenannte Volksbücher, später als frühe
Erzählprosa (Menke 1979)
charakterisierte Gruppe niederdeutscher Drucke isolieren, die
zahlreiche teilweise europaweit
verbreitete Erzählstoffe in mittelniederdeutscher Übertragung
bietet. Nur ein kleiner Teil dieser
Texte wurde bisher ediert; sie haben in der Regel eher wenig
Beachtung gefunden und wurden
ungerechtfertigt als weniger bedeutender Überlieferungsstrang
gesehen. Die thematische Vielfalt
der überlieferten Text ist breit und bedarf der
Detailbeobachtung.
Seminar
-
Das Seminar erarbeitet ausgewählte Stoffe und diskutiert die
sprachliche und inhaltliche
Verfasstheit unterschiedlicher mittelniederdeutscher
Erzählungen. Über das Stichwort
‚Novellendichtung‘ soll zudem ein literarhistorischer
Gattungsdiskurs nachverfolgt und auf den
zeitgenössischen niederdeutschen Textbestand, der für diesen
Diskurs oft nicht näher
herangezogen wurde, bezogen werden.
Die ausgewählten Primärtexte werden in einem Reader zur
Verfügung gestellt. Neben die
Bereitschaft zur regelmäßigen Textlektüre tritt die Übernahme
einer kleinen Referatsleistung.
Über eine Hausarbeit kann eine Modulprüfung abgelegt werden.
Erste Literaturhinweise
Chinca, Mark/Reuvekamp-Felber, Timo/Young, Christopher (Hrsg.):
Mittelalterliche Novellistik
im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven.
Berlin 2006 (Beihefte zur
Zeitschrift für deutsche Philologie. Bd. 13).
Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine
Geschichte der europäischen
Novellistik im Mittelalter. Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen
2006.
Menke, Hubertus, „Kurtzweilige historien und andere bücher in
allerley künsten / teutsch und
sässisch“. Zur Überlieferung, Gebrauchsweise und Wirkung der
frühen Erzählprosa im
niederdeutschen Sprachgebiet. In: Niederdeutsches Jahrbuch 102
(1979), S. 91–161.
Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet
050684 Mo 8.30-10.00 M. B. Martin
Nachdem sein tyrannischer Vater von den eigenen Untertanen
umgebracht wurde, wird Lanzelet
auf einer wunderschönen Insel im Reich einer Meerfee von 10.000
Jungfrauen im Singen, Tanzen
und höfischen Umgangsformen unterrichtet. Mit 15 beschließt er
dann, außerhalb des
Feenreiches das Ritterhandwerk zu erlernen und sich auf die
Suche nach seiner wahren Identität
zu machen, da die Meerfee ihm erst dann seinen Namen verraten
kann, wenn er ihren ärgsten
Feind besiegt hat. Der namenlose Ritter macht sich schon bald
durch zahlreiche Taten einen
Namen unter den Artusrittern, heiratet viermal und tritt
schließlich nicht nur das Erbe seines
Vaters an, sondern herrscht auch über die drei Reiche seiner
dritten Frau Iblis.
Der Lancelot-Stoff – von dem Ulrichs Lanzelet eine sehr eigene
Variante darstellt – war im
Mittelalter sehr beliebt. Zu den bekanntesten Texten zählen
Chrétiens de Troyes Le Chevalier de
Charrette (zwischen 1177-1180), der anonyme Prosaroman Lancelot
propre (um 1215/40), der
seinerseits eine deutsche Übersetzung im sog. Prosa-Lancelot
(nach 1250) erhielt. Aber auch
Ulrichs Roman erfreute sich großer Beliebtheit: Z.B. nennt
Rudolf von Ems (1235) Ulrich in
Dichterkatalogen in einem Atemzug mit Heinrich von Veldeke,
Hartmann von Aue, Wolfram von
Eschenbach und Gottfried von Straßburg. Eine Miniatur des Codex
Manesse zitiert sogar ersten
Vers des Romans (Cod. Pal. Germ. 848, 311r).
Über den Verfasser des Lanzelet wissen wir allerdings wenig: Er
nennt sich im Text von
Zatzichoven Uolrich (V. 9344; 9444) und ist vermutlich identisch
mit jenem Uolricus de
Cecinchovin, den eine Urkunde vom 29. März 1217 bezeugt. Seinen
Gönner nennt er uns nicht.
Entstanden ist der Roman wahrscheinlich bald nach 1194, nach der
Gefangennahme Richards
Löwenherz (V. 9326ff.). Der englische König konnte sich nur
durch fürstliche Geiseln auslösen:
Eine von ihnen war Hugh von Morville, in dessen Besitz sich die
– heute verlorene – Vorlage
befunden haben soll (V. 9338-9341).
In diesem Seminar werden wir uns unter literaturhistorischen und
gattungsgeschichtlichen
Perspektiven mit dem Artus- und Lancelot-Stoff befassen. Wir
werden uns die Handschriften und
Fragmente des Lanzelets ansehen und die Editionsgeschichte
nachzeichnen. Wichtige
Gesichtspunkte für die Interpretation des Romans werden die
Themen Identitätsfindung, Minne,
-
Frauenbilder und Geschlechterrollen, Erzählverfahren und die
zeitgenössische Rezeption dieses
zentralen Werkes mittelhochdeutscher Artusepik bilden.
Textgrundlage: Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Text –
Übersetzung – Kommentar.
Studienausgabe. 2., revidierte Auflage. Herausgegeben von
Florian Kragl, Berlin/Boston 2013.
Die Legenden Konrads von Würzburg (Silvester, Alexius,
Pantaleon)
050676 15.11. & 10.01. 14.00-19.00 P. Nehr
16.11. & 11.01. 9.00-15.00
In der älteren Forschung wurden die drei Verslegenden Konrads
von Würzburg – die vermutlich
in den 1270er Jahren entstanden – negativ beurteilt. Man
kritisierte die deutliche Nähe Konrads
an den lateinischen Vorlagen und die mangelnde poetische
Ausgestaltung der Texte. Bisweilen
findet sich eine solche Einschätzung nach wie vor in der
Forschung. Das Seminar möchte sich von
einer solchen Herangehensweise lösen und die Texte in ihrem
medialen Zusammenhang
untersuchen, sprich im Zusammenwirken von Produktion und
Rezeption der Texte: Das Ziel
lautet, sozial- wie kulturgeschichtliche Fragestellungen der
germanistischen Mediävistik in Dialog
zu bringen: Wie wird Heiligkeit in den Texten konstituiert?
Welche Bedeutung nimmt die Stadt
als Ort der Literaturproduktion und -rezeption ein? Wie kann man
sich dem Zusammenhang von
Auftraggeber/Gönner und Autor über die Texte nähern? Das Seminar
möchte somit eine
Einführung in die Gattung der Legende bieten und zugleich
grundlegende Fragestellungen und
Methoden der germanistischen Mediävistik (z. B. Historische
Narratologie, Historische Semantik)
einüben.
Anschaffung verpflichtend:
Konrad von Würzburg: Pantaleon. Bereinigter diplomatischer
Abdruck und Übersetzung. Hrsg.
von Thomas Neukirchen. Berlin 2008 (Texte des späten
Mittelalters und der frühen Neuzeit 45).
Literatur zur Einführung:
Hartmut Bleumer: 'Historische Narratologie'? Metalegendarisches
Erzählen im „Silvester“
Konrads von Würzburg. In: Harald Haferland/Matthias Meyer (Hg.):
Historische
Narratologie. Mediävistische Perspektiven. Berlin [u.a.] 2010
(Trends in Medieval
Philology 19), S. 231-261.
Edith Feistner: Historische Typologie der deutschen
Heiligenlegende des Mittelalters von
der Mitte des 12. Jahrhunderts bis zur Reformation. Wiesbaden
1995 (Wissensliteratur im
Mittelalter 20).
Peter Strohschneider: Textheiligung. Geltungsstrategien
legendarischen Erzählens im
Mittelalter am Beispiel Konrads von Würzburg „Alexius“. In: Gert
Melville/Hans Vorländer
(Hg.): Geltungsgeschichten. Über die Stabilisierung und
Legitimierung institutioneller
Ordnungen. Köln/Weimar/Wien 2002, S. 109-147.
Julia Weitbrecht: Imitatio und Imitabilität. Zur Medialität von
Legende und Legendenspiel.
In: PBB 134 (2012), S. 204-219.
Weltbilder in Texten des Mittelalters
050675 Mi 14.15-15.45 H. Rieger
Die Frage, wie sich die mittelalterlichen Menschen die Welt
vorgestellt haben, was sie über ihre
Form bzw. die darauf befindlichen Kontinente und deren belebte
Natur wussten, gehört zu den
meistgestellten Fragen der populärwissenschaftlichen
Beschäftigung mit dem Mittelalter. Es
besteht also ein offenkundiges Interesse an der Frage, wie man
sich z.B. vor der Entdeckung
Amerikas und der Durchsetzung eines heliozentrischen Weltbilds
den eigenen Lebensraum
vorgestellt hat.
-
Das Seminar möchte diesen Fragen nachgehen und sich u.a. mit
Weltkarten des Mittelalters
beschäftigen, die nie nur die Lage und Größe der Kontinente
verzeichnen, sondern die Welt mit
Bedeutungen aufladen. Die bekannte Welt wird auf diesen Karten
tatsächlich nicht nur abgebildet,
sondern in der Anordnung der Kontinente und in der Bebilderung
einzelner geografischer Räume
als ein zu lesender Text bereitgestellt. Was man in diesen
Texten lesen kann, soll das Seminar
ergründen, bevor es sich literarischen Texten des Mittelalters
zuwendet.
Die Darstellung der Welt in literarischen Werken ist nicht
zwingend an das in der Realität
Vorfindliche gebunden. In literarischen Texten können
geografische Räume, Länder und Städte
erdacht werden, die nichts mit der Welt zu tun haben, in der
sich die Produktion und Rezeption
mittelalterlicher Literatur bewegte, oder mit den Erkenntnissen,
die über die geografische
Ordnung tatsächlich in Umlauf waren. Dennoch ist es lohnend,
sich literarische Weltentwürfe und
ihre Funktionalisierung anzuschauen. Wir werden uns im Seminar
mit Texten beschäftigen, die
ihre Protagonisten auf eine Reise durch die Welt schicken, die
einen Entwurf wagen, welche
Wunderwesen wohl an anderen Orten auf der Welt leben bzw. welche
Verheißungen von fernen
Orten ausgehen. Anhand von Ausschnitten soll so ein relativ
breites Spektrum an Textsorten in
den Blick genommen werden und einerseits auf Reflexe der realen
Annahmen über die Welt,
andererseits auf ihre literarische Funktionalisierung hin
überprüft werden.
Eine Exkursion nach Schleswig zum Gottorfer Globus ist
vorgesehen.
Wolfram von Eschenbach: Willehalm
050679 Mi 8.30-10.00 R. F. Schulz
Die französischen Chansons de geste im 12. Jahrhundert
thematisieren den Krieg Karls des
Großen und seiner Erben gegen die Andersgläubigen. Wie auch bei
dem deutschen Vertreter der
Chanson de geste, Konrads „Rolandslied“, gibt es, bis auf wenige
Ausnahmen, nur negativ
charakterisierte Heiden und positiv heroisierte Christen. Dieses
einseitige Bild ändert sich in
Wolframs „Willehalm“, in dem neue Akzente gesetzt werden, die
jedoch noch nicht optimistisch
mit dem Begriff der Toleranz etikettiert werden sollten. Der
heidnische Großkönig Terramer will
Rache nehmen, da der Markgraf Willehalm seine Tochter Arabel,
die sich taufen ließ und nun
Gyburg heißt, zur Frau nahm. Da Willehalm seine Stadt Oransche
nicht mehr allein verteidigen
kann, sucht er Hilfe am Königshof. Dort trifft er den Riesen
Rennewart…
Im Seminar werden wir ausgehend von der Gattung „Chanson de
geste“ hinterfragen, wie Wolfram
den Stoff bearbeitet und transformiert. Der Text wird unter
verschiedenen Gesichtspunkten
anhand aktueller literaturwissenschaftlicher Ansätze betrachtet,
besonders intensiv werden wir
uns mit den Themen Fremdwahrnehmung/Andersartigkeit,
Geschlechterrollen und Heiligkeit
auseinandersetzen.
Empfohlene Literatur
Wolfram von Eschenbach: Willehalm. Text und Kommentar.
Herausgegeben von Joachim Heinzle
(Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch; 39). Frankfurt am
Main: Deutscher Klassiker Verlag,
2009.
Faust und Mephisto zwischen Mittelalter und Gegenwart
050613 Do 10.15-11.45 + Blocktermin R. F. Schulz / T. Homm
(13.12., 14.12., 11.01.)
Da das Seminar 4 SWS umfasst und wir bei unserer Beschäftigung
mit dem Faust- und
Teufelspaktstoff im 10. Jahrhundert beginnen und im 20. enden,
kann das Seminar gleichzeitig
sowohl als ÄDL- als auch als NDL-Seminar belegt werden. Damit
das Seminar in beiden Modulen
angerechnet werden kann, müssen entsprechend zwei voneinander
getrennte
Prüfungsleistungen abgelegt werden. Zu beachten bei der
individuellen Planung ist außerdem,
-
dass das Seminar aufgrund der jeweiligen Modulstruktur im
Bereich der ÄDL für das 2. und 3.
Studienjahr freigegeben ist, im Bereich der NDL aber
ausschließlich für das 2. Studienjahr
angerechnet werden kann.
2 SWS werden regulär in wöchentlichen Sitzungen abgehalten, die
restlichen 2 SWS in
Blockveranstaltungen (am Freitag, 13.12.2019, am Samstag,
14.12.2019, und am Samstag,
11.01.2020). Eine große Lektürebereitschaft wird
vorausgesetzt.
Inhalt
Seit dem Frühmittelalter ist das Thema des Teufelspaktes in der
Literatur präsent. Ausgehend von
der Theophiluslegende, die vom Pakt eines Geistlichen mit dem
Teufel berichtet, der nach dem
unrechtmäßigen Verlust seines Amtes in der kirchlichen
Hierarchie wiederaufzusteigen strebt,
findet der Stoff in der Literatur und (Kirchen-)Kunst in ganz
Europa Verbreitung. Abgelöst wird
diese Thematik schließlich durch den Fauststoff im 16.
Jahrhundert, der sich nicht zuletzt durch
die prominente Bearbeitung Goethes als äußerst rezeptionsstark
in der neueren Literatur
behauptet. Dabei erfährt das ursprüngliche Paktmotiv einige
Transformationen, im 19. und 20.
Jahrhundert schließlich bezeichnet der Begriff des „Faustischen“
einen unermüdlich nach Wissen
und Macht strebenden Menschen, der in seinem Streben nach dem
Höchsten auch vor höllischen
Taten nicht zurückschreckt. Über dieses Ideal des sogenannten
„Tatmenschen“, das Goethe in
seinem Faust angeblich entworfen habe, fand das „deutscheste
aller Dramen“ so Einzug in die
Ideologie der Nationalsozialisten. Entsprechend kommt es auch im
Schreiben gegen den
Nationalsozialismus immer wieder zu einer Beschäftigung mit dem
Faust-Stoff, gewissermaßen
in einem Streit um das kulturelle Erbe.
Thematisch ließe sich das Seminar in drei Abschnitte
gliedern:
1. Die Teufelspaktlegende in Mittelalter und früher Neuzeit
Hrotsvit von Gandersheim: Theophiluslegende (10. Jahrhundert);
Reader
Das mittelniederdeutsche Theophilusspiel (15. Jahrhundert);
Reader
Historia von D. Johann Fausten (16. Jahrhundert)
2. Goethe
J. W. Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil (1808)
J. W. Goethe. Faust. Der Tragödie zweiter Teil (1832)
3. Wider die Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten
Karl Kraus: Dritte Walpurgisnacht (1933); Ausschnitte im
Reader
Klaus Mann: Mephisto (1936)
Else Lasker-Schüler (1941)
Empfohlene Literatur
Folgende Literatur ist anzuschaffen und nach Möglichkeit bereits
vor Semesterbeginn zu lesen!
Historia von D. Johann Fausten: Text des Druckes von 1587.
Kritische Ausgabe. Hg. von Stephan
Füssel und Hans Joachim Kreutzer. Stuttgart: Reclam, 1999.
ISBN-13: 978-3150015162
Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Der Tragödie Erster und
Zweiter Teil. Hg. von Albrecht
Schöne. (2 Bd.) Berlin: DKV 2017. ISBN 978-3-618-68052-9
Klaus Mann: Mephisto: Roman einer Karriere. Taschenbuch. Mit
einem Nachwort von Michael
Töteberg. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2019. (erscheint am 17.
Dezember 2019 neu als
Taschenbuch. Ältere Ausgaben des Rowohlt-Verlages dürften noch
günstig gebraucht erhältlich
sein und sind ebenso zugelassen) ISBN-13: 978-349927686 Else
Lasker-Schüler: IchundIch. Hg.
von Karl Jürgen Skrodzki. Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag im
Suhrkamp Verlag, 2009. ISBN-
13: 978-3633542413
Ein Reader mit Texten zur Theophiluslegende und zur Dritten
Walpurgisnacht wird zu Beginn des
Semesters zur Verfügung stehen.
-
Die Artusromane Hartmanns von Aue
050019 Di 8.30-10.00 L. Schwanitz
König Artus hat viele Geschichten! Zahlreiche Romane, Filme,
Comics und Computerspiele der
europäischen und US-amerikanischen Fantasy- und Popkultur
entwerfen noch heute
Erzählungen, in deren Zentrum diese sagenumwobene Gestalt mit
ihren herrschaftlichen
Accessoires und ihre ebenso faszinierenden Begleiterinnen und
Begleiter stehen. Schon im
ausgehenden 12. und beginnenden 13. Jahrhundert sind die ersten
Artusromane in deutscher
Sprache dabei eingebunden in den Prozess des Wiedererzählens und
Zeugnisse eines
Literaturtransfers. In Rückgriff auf die altfranzösischen
Versromane von Chrétien de Troyes
erzählt Hartmann von Aue im ‚Erec(k)‘ und im ‚Iwein‘, wie die
gleichnamigen Protagonisten vom
Artushof aufbrechen, um als höfische Ritter Minne und
gesellschaftliche Anerkennung zu erlangen
und sich dann als Herrscher und Liebende zu bewähren. Das
richtige Maß zwischen dem Streben
nach Ansehen vor der Gesellschaft und der dieses Streben
begleitenden Gewaltanwendung steht
dabei ebenso zur Diskussion wie das Macht- und
Geschlechterverhältnis zwischen dem Ritter und
seiner Ehefrau.
Im Zentrum des Seminars steht die Analyse des ‚Iwein‘ und
‚Erec(k)‘ unter Zuhilfenahme des
Instrumentariums der historischen Narratologie. Wir werden uns
außerdem den Besonderheiten
der handschriftlichen Überlieferung dieser Werke widmen, um die
Rezeptionssituation der
Versromane und den Stellenwert der Texte innerhalb des
mittelalterlichen Literaturbetriebs
diskutieren zu können. Es schließt sich ein kleinerer Block zur
Rezeption der deutschsprachigen
Artusliteratur in der postmodernen Pop- und Fantasykultur an.
Mit einer Reflexion über die
literaturdidaktischen Perspektive der mittelalterlichen
Artusliteratur werden wir das Seminar
beschließen.
Die Seminarteilnehmenden sind gebeten, zur ersten Sitzung einen
Vorschlag für einen Roman,
Film, Comic o. Ä. vorzustellen, der im Rahmen des zweiten
Sitzungsblocks zur postmodernen
Rezeption der Artusliteratur Diskussionsgrundlage sein könnte.
Neben herzlich willkommenen
eigenen Ideen könnten folgende Rezeptionsprodukte in die Auswahl
einbezogen werden: Walther
Moers: „Rumo und die Wunder im Dunkeln“, Felicitas Hoppe: „Iwein
Löwenritter“, Nancy
Springer: „Ich, Morgan la Fay“; Kevin Crossley Holland: „Artus –
der magische Spiegel“, „Avalon.
Spiel um dein Leben!“ (Film von Kazunori Ito, Mamoru Oshii und
Atsushi Kubo), „Kaamelott“
(Serie von Alexandre Astier), „Die Ritter der Kokosnuss“ (Film
von Monty Python).
Empfohlene Literatur
Als Textgrundlage ist anzuschaffen Hartmann von Aue: Iwein. Text
der siebenten Ausgabe von
G.F. Benecke, K. Lachmann und L. Wolff. Übersetzung und Nachwort
von Thomas Cramer. Berlin
/ New York 42001. Textauszüge aus Hartmann von Aue: Ereck.
Textgeschichtliche Ausgabe mit
Abdruck sämtlicher Fragmente und der Bruchstücke des
mitteldeutschen 'Erek'. Hg. von Andreas
Hammer, Victor Millet und Timo Reuvekamp-Felber. Berlin 2017,
werden zu Seminarbeginn
bereitgestellt.
Empfohlene Literatur
Jürgen Wolf: Einführung in das Werk Hartmanns von Aue. Darmstadt
2007.
Gert Hübner: Erzählform im höfischen Roman. Studien zur
Fokalisierung im "Eneas", im
"Iwein" und im "Tristan". Tübingen 2003.
Hartmann von Aue: Ereck. Textgeschichtliche Ausgabe mit Abdruck
sämtlicher Fragmente
und der Bruchstücke des mitteldeutschen 'Erek'. Hg. von Andreas
Hammer, Victor Millet
und Timo Reuvekamp-Felber. Berlin 2017, S. IX-XXVIII.
Mathias Herweg und Sefan Keppler-Tasaki [Hrsg.]:
Rezeptionskulturen. Fünfhundert
Jahre literarischer Mittelalterrezeption zwischen Kanon und
Populärkultur. Berlin 2012.
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Nur ein Dichter? Vergil im Mittelalter
050022 Mi 10.15-11.45 A. Sczesny
Drei Werke werden dem römischen Dichter Vergil (70-19 v. Chr.)
heute zugeschrieben: Die
‚Bucolica‘/‚Eclogae‘ (Hirtengedichte), die ‚Georgica‘
(Lehrgedicht über verschiedene Gegenstände
des Landbaus) und die unvollendet gebliebene ‚Aeneis‘, welche
die Flucht des Trojaners Aeneas
nach Italien und seine Rolle als Stammvater der Römer
beschreibt. Im Mittelalter galt Vergil als
einer der bedeutendsten antiken Dichter und wurde als
rhetorisches Vorbild und gelehrte
Autorität in Poetiken (Johannes de Garlandia), naturkundlichen
Lehrwerken (Johannes de
Sacrobosco) und Enzyklopädien (Isidor von Sevilla) zitiert,
seine Werke als Schullektüre genutzt.
Auf der Basis der ‚Bucolica‘ (Ecl. 4) deutete man ihn zudem seit
der Spätantike zum Propheten der
Geburt Christi um und interpretierte dementsprechend die
‚Aeneis‘ als dichterisch verhüllte
Beschreibung des irdischen Lebens- und Seelenwandels aus
christlicher Perspektive. Als
Lehrmeister der Liebe galt Vergil nicht zuletzt aufgrund der
‚Bucolica‘ (vgl. Ecl. 10,69: omnia vincit
amor – ‚Amor besiegt alles‘).
In die deutsche Literatur ging Vergil nicht nur als Dichter ein
(Übersetzungen und Anspielungen),
auch als Gelehrter, Astrologe, Historiker und Prophet wurde er
rezipiert. Daneben entwickelte er
als Figur ein facettenreiches Eigenleben: Mal reist Vergil zum
Magnetberg und zerstört dort ein
Zauberwerk, das die Geburt Christi verhindert, mal erfindet er
neben der Zauberei zahlreiche
Wunderwerke und Automaten, mal rächt er sich bitter für ein
gescheitertes Liebesabenteuer.
Seine in Rom erbauten Wunder werden teils sogar – analog zur
lateinischen Auslegung der
‚Aeneis‘ – als verhüllte Wahrheit interpretiert und u. a. auf
die menschliche Seele ausgelegt.
Das Seminar widmet sich den verschiedenen Rollen Vergils in der
deutschen Lyrik, in höfischen
Romanen, einer Minnerede, Chroniken, Traktaten, geistlicher
Literatur sowie in Fassungen der
‚Sieben weisen Meister‘ (Sindbad-Rezeption). Da die Vergilsagen
teilweise an seine Werke
anknüpfen, wird zudem deren Rezeption mit beleuchtet. Dadurch
erhalten die Teilnehmer einen
breiten Einblick in die mittelalterliche Vergilrezeption und in
verschiedene Gattungen des 12. bis
16. Jahrhunderts, in welchen sich die bunt schillernde und
durchaus auch ambivalent gezeichnete
Vergilfigur entfaltet.
Zu Beginn des Seminars wird ein Reader mit Textexzerpten
bereitgestellt, der ab der zweiten
Sitzung benötigt wird.
Frei von Falsch! Konrads von Megenberg „Buch der Natur“
050018 Mi 16.15-17.45 A. Sczesny
Wie entsteht ein Regenbogen? Welche Funktion erfüllt die Milz?
Sind Pilze gesund? Wo wohnen
die Zyklopen? Kann man Löwen mit Panthern und Schafe mit Ziegen
kreuzen? Was passiert bei
einer Mondfinsternis? Welche Heilsteine lindern Augenleiden? Wie
funktioniert ein Bienenstaat?
Sind Delphine Fische? Tragen Träume eine Bedeutung? Worin
gleicht Gott dem Regenwurm? Was
kann man von dem Phönix und dem Einhorn lernen? Wie pflanzen
sich Frösche fort? Welchen
medizinischen Nutzen bieten Alraunen? Wie weckt man Neugier und
Lust am Lernen, und was ist
überhaupt lernenswert?
Um 1350 entstand mit dem „Buch der Natur“ die erste deutsche
Naturkunde. Der Verfasser,
Konrad von Megenberg, studierte an der Sorbonne in Paris, wo er
sich ein breites
Wissensfundament erwarb und einige Jahre als akademischer Lehrer
tätig war. Anschließend
leitete er mit der Stephansschule die Vorläuferin der Wiener
Universität, bis er schließlich
Domherr in Regensburg wurde. Konrad hinterließ ein bemerkenswert
umfangreiches und
vielseitiges Werk; seine lateinischen und deutschen Schriften
zeichnen das Bild eines
eigenwilligen, kritischen Universalgelehrten, der auch
Auseinandersetzungen mit der Kirche
-
nicht scheute und der es verstand, unterschiedlichste Themen
methodisch zu erschließen und
literarisch auszugestalten.
Mit dem „Buch der Natur“ verschaffte Konrad erstmals einem
breiten Kreis von Laien, die keine
Lateinkenntnisse und keine naturkundliche Vorbildung besaßen,
Zugang zum akademischen
Wissen seiner Zeit. Das Buch war ausgesprochen populär, es zählt
zu den verbreitetsten und
meistgelesenen Büchern des Spätmittelalters und der beginnenden
Neuzeit. Bereits 1475
gelangte es in den Druck und wurde in den folgenden Jahrzehnten
immer wieder neu aufgelegt.
Konrads „Buch der Natur“ stellt alle Bereiche der Natur
systematisch und umfassend dar: den
Menschen, den Himmel und die Planeten nebst meteorologischen
Phänomenen, die Tiere,
Pflanzen, Edelsteine, Talismane und Metalle; der letzte
Abschnitt behandelt Naturwunder
(wunderkräftige Brunnen, Menschen mit Fehlbildungen und
Wundermenschen ferner Länder wie
Kannibalen, Amazonen, Riesen und Zwerge). Zur Naturbeschreibung
tritt immer wieder die
moralische und allegorische Deutung.
Das Seminar widmet sich der Lektüre und Analyse ausgewählter
Textabschnitte aus dem „Buch
der Natur“ und vermittelt darüber einen Einblick in
zeitgenössisches enzyklopädisches Wissen
und dessen Transfer in die Volkssprache. Ein besonderer Fokus
liegt auf den Ordnungs- und
Argumentationsstrukturen, aber auch die Entstehung des Werkes –
etwa die Frage, ob Konrad
ausschließlich etabliertes Wissen zusammenstellte oder auch
selbst die Natur erforschte – wird
beleuchtet.
Zu Beginn des Seminars wird ein Reader mit Textexzerpten
bereitgestellt, der ab der zweiten
Sitzung benötigt wird.
Zwischen kultureller Praxis und Metapher: Jagd in der höfischen
Literatur
050024 Do 8.30-10.00 J. Weitbrecht
Die Jagd spielt in der Adelskultur des Mittelalters eine
wichtige Rolle, sie dient hier weniger dem
Nahrungserwerb als der körperlichen Disziplinierung und
militärischen Erziehung, der
Bewährung vor Gleichgestellten wie auch dem adligen
Zeitvertreib. In diesem Kontext höfischer
Repräsentation wird die Jagd auch zum wic