Niedersächsisches Kultusministerium Gemeinsam von Anfang an Inklusion in Kindertagesstätten für Kinder im Alter unter 3 Jahren Fachtagung am 13.11.2010 in Lüneburg Gemeinsamer Frühstart erlaubt: Inklusive Pädagogik in Kindertageseinrichtungen Unterlagen zu Forum 1
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Gemeinsam von Anfang an - MKNiedersachsen...Niedersächsisches Kultusministerium Gemeinsam von Anfang an Inklusion in Kindertagesstätten für Kinder im Alter unter 3 Jahren Fachtagung
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Niedersächsisches Kultusministerium
Gemeinsam von Anfang anInklusion in Kindertagesstätten für Kinder im Alter unter 3 Jahren
“In der Zeit vorher habe ich ihn als sehr zurückhaltend erlebt, sehr bei sich und hab dann erlebt, dass er offener wurde, dass er Selbstvertrauen gewann und dass er auch auf Menschen anders zuging, dass er auch auf mich anders zuging, dass er Möglichkeiten gefunden hat sich zu äußern. Irgendwelche mimischen, gestischen, mit Händen und Füßen, plötzlich anfing zu reden, was vorher nicht da war. […] und da hatte er Spielmaterialien, war Mittelpunkt in der Gruppe“(Frühförderkraft)
Interviewbeispiel
2. Forschungsprojekt
Prof. Dr. Simone Seitz Lüneburg, November 2010
„würde ich sofort sagen, bis jetzt, gefällt es uns gut, nehmt das einfach mal an und guckt, was daraus wird. Und das ist für die Gruppe ein Gewinn.“(eine Gruppenleitung)
“feste Strukturen, Aufmerksamkeit, Liebe, warmes Mittagessen –ich bin froh, dass manche Kinder den ganzen Tag bei uns sind“(eine Gruppenleitung)
• Beratung und Kooperation• Eltern / Bezugspersonen• multiprofessionell (Frühförderkräfte etc.)
2. Forschungsprojekt
Prof. Dr. Simone Seitz Lüneburg, November 2010
Sechs zentrale Qualitätsindikatoren
Die pädagogischen Fachkräfte …
• unterstützen durch Kooperation die Bedingungen für Partizipation und Entwicklung aller Kinder.
• treten vor der Aufnahme eines Kindes und in der Eingewöhnungsphase in engen Austausch mit Bezugspersonen und Fachleuten (z. B. Erschließung der Kommunikationsweisen).
2. Forschungsprojekt
Prof. Dr. Simone Seitz Lüneburg, November 2010
Sechs zentrale QualitätsindikatorenDie pädagogischen Fachkräfte …
• sorgen für verlässliche zeitliche und räumliche Strukturen und Abläufe, sicher erreichbare (verlässliche) Bezugspersonen und wiederkehrende Kontakte mit anderen Kindern.
• initiieren und unterstützen Kommunikation und Interaktion zwischen den Kindern.
2. Forschungsprojekt
Prof. Dr. Simone Seitz Lüneburg, November 2010
Sechs zentrale QualitätsindikatorenDie pädagogischen Fachkräfte …
• beobachten und dokumentieren kontinuierlich die Entwicklung der Kinder und entwickeln individuelle Entwicklungspläne.
• kennen und nutzen Beratungssysteme in Bezug auf: Sicherstellung der Partizipation aller Kinder am Kita-Alltag und spezifische Hilfen (z. B. Hilfsmittel).
Bedingungslose Zustimmung zu Inklusion -bei „Integrationsfähigkeit“ des Kindes
Integrationsfähige Kinder
Integrationsunfähige Kinder
„es gibt Behinderungen, da geht es auf Grund des
personellen und pflegerischen, /eh/, geht es dann (..), ja geht es dann
einfach nicht.“
2. Forschungsprojekt
„Ganz ganz früh […] ich finde, es müsste
Normalität sein. “
Prof. Dr. Simone Seitz Lüneburg, November 2010
Frühe Diagnose = frühe Hilfe, aber …gut für Kind und Einrichtung
je früher, desto besser
Diagnose = flexibel Diagnose = fix?
Diagnose = nicht spürbar
2. Forschungsprojekt
Eltern als Problem …?
Prof. Dr. Simone Seitz Lüneburg, November 2010
Diagnose = nicht spürbar
? Eltern = wollen nicht sehen
„Mensch, es ist nicht in Ordnung und wir sehen die Kinder im
Vergleich.“
„Und das finde ich eigentlich sehr schön,
dass der Stempel eigentlich gar nicht
so prägnant ist“
„als Erzieherin kann man sich da ganz gut von lösen,ich denke, das ist eher dann das Problem der Eltern“
„Für die Eltern ist [das] dann so endgültig“
2. Forschungsprojekt
Frühe Diagnose = frühe Hilfe, aber …
Prof. Dr. Simone Seitz Lüneburg, November 2010
Erkennbar wird
zum einen …
Behinderung ist entweder
a) umweltbedingt und veränderlich oder b) „Eigenschaft“ des Kindes und unveränderlich –
„Zwei-Gruppen-Vorstellung“ soziales Modell
zum anderen …
Etikettierungs-Ressourcen-Dilemma: Eltern werden als Problem wahrgenommen
2. Forschungsprojekt
Prof. Dr. Simone Seitz Lüneburg, November 2010
Übersicht1. Einführung
2. Einblicke in Forschungsprojekt
3. Empfehlungen
(Foto: LWL)
Prof. Dr. Simone Seitz Lüneburg, November 2010
Auf dem Weg zur inklusiven Kita(Abb. modifiziert nach Booth/Ainscow/Kingston 2006, S. 20)
Inklusive Strukturen• Leitbild entwickeln• Unterstützung von
Vielfalt
Inklusive Kulturen:• Werte verankern
• Gemeinschaft bilden
Inklusive Praxis:• Spielen und
Lernen gestalten• Teamarbeit
3. Empfehlungen
Prof. Dr. Simone Seitz Lüneburg, November 2010
1. Konzeptionelle Entwicklungen in Richtung von inklusiver Qualität und zur Öffnung (auch) für Kinder bis zu drei Jahren im Verbund angehen.
Umgang mit Heterogenität / Bildungsgerechtigkeit
nicht konkurrierende Herausforderungen, sondern übergreifende Innovationschance
3. Empfehlungen
Prof. Dr. Simone Seitz Lüneburg, November 2010
2. Den Blick auf verschiedene Formen von Ausgrenzung richten (nicht allein auf „behinderte“ Kinder bis zu drei Jahren).
Ambivalenz kindbezogener Diagnosen reflektieren- soziales Modell
Übergreifender Blick: Risiken für Exklusion und Marginalisierung
Konzepte mit vorurteilsbewusster, milieusensibler und geschlechtersensibler Erziehung gedanklich zusammenführen
3. Empfehlungen
Prof. Dr. Simone Seitz Lüneburg, November 2010
3. Über Ausgrenzungsprozesse in der Einrichtung kritisch nachdenken.
Koppelung von sozial schwacher Ausgangslage und der Zuschreibung von Eingliederungshilfe bzw. Förderbedarf reflektieren
bewusst für alle sozialen Milieus öffnen, soziale Ungleichheit und Diskriminierung thematisieren
3. Empfehlungen
Prof. Dr. Simone Seitz Lüneburg, November 2010
4. Individuelle Entwicklungsplanung zum Teil des Gesamtkonzepts der Einrichtung machen und für alle Kinder nutzen.
Entwicklungsbeobachtung und -dokumentation mit allen Kindern
Frühförderung als Teil der Entwicklungs- und Bildungsbegleitung
langfristig: Ressourcen systemisch verteilen
3. Empfehlungen
Prof. Dr. Simone Seitz Lüneburg, November 2010
5. Bildungs- und Entwicklungsbegleitung in sozialer Eingebundenheit gestalten.
„Wenn Aktivitäten so ausgerichtet sind, dass sie die Partizipation aller Kinder fördern, verringert sich der Bedarf an individueller Unterstützung“ (Booth et al. 2006, S. 19)
Motivationsfaktor: Zusammensein mit anderen Kindern unterschiedlicher Kompetenzniveaus
soziale Interaktionen anregen und begleiten, alle Kinder in peer-group-bezogener Kompetenz unterstützen
Frühförderung integriert umsetzen
3. Empfehlungen
Prof. Dr. Simone Seitz Lüneburg, November 2010
6. Für Bindungssicherheit sorgen (Basis für Exploration) und diese mit der sozialen Eingebundenheit in der Kindergruppe verbinden.
flexibles Eingewöhnungskonzept (Bindungstypen, Kommunikationsformen, familiäre oder kulturelle Besonderheiten)
Familien in Risikolagen
3. Empfehlungen
Prof. Dr. Simone Seitz Lüneburg, November 2010
7. Im Team gemeinsam die Verantwortung für alle Kinder übernehmen.
Verteilung von Aufgaben inhaltsbezogen organisieren, nicht kindbezogenRessourcen für inklusionspädagogische
Fachberatung (auch fallbezogen)
Verfügungszeiten für pädagogische Fachkräfte
3. Empfehlungen
Prof. Dr. Simone Seitz Lüneburg, November 2010
8. Sich als Einrichtung im Stadtteil und als Einrichtung für Familien verstehen.
Zusammenführung der Unterstützungssysteme / transdisziplinäres Arbeiten
Verknüpfung mit Konzepten für Familienzentren / Angebote für Familien
3. Empfehlungen
Prof. Dr. Simone Seitz Lüneburg, November 2010
Literaturauswahl der Referentin zum Thema• im Druck: Kinder mit besonderen Bedürfnissen unter drei Jahren in Tageseinrichtungen. Expertise für das Deutsche Jugendinstitut. München• im Druck: Es geht auch früher – inklusive Pädagogik mit Kindern bis zu drei Jahren in Kindertageseinrichtungen. In Vierteljahreszeitschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete. • 2010 (zus. mit Natascha Korff, Anja Thim): Inklusive Pädagogik in Kindertageseinrichtungen mit Kindern unter drei Jahren - Herausforderungen, Erkenntnisse, Perspektiven. in Schildmann, U. (Hg.): Umgang mit Verschiedenheit in der Lebensspanne. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 79-86. • 2009: Mittendrin verschieden sein. Studienbrief, Hochschule Fulda • 2009 (zus. mit Korff, Natascha): Früh einsteigen: Inklusive Pädagogik in Kindertageseinrichtungen mit unter Dreijährigen. in Jerg, Jo et al. (Hg.): Perspektiven auf Entgrenzung. Erfahrungen und Entwicklungsprozesse im Kontext von Inklusion und Integration. Bad Heilbrunn: Klinkhardt Verlag, S. 81-86• 2008: Verschieden und doch gleich: Alle Kinder gehören dazu! in: Malte Mienert et al. (Hg.): Frühkindliche Bildung im Team gestalten und umsetzen. Raabe Verlag, Heft 4, S. 1-16• 2008 (zus. mit Korff, Natascha ): Förderung von Kindern mit Behinderung unter drei Jahren in Kindertageseinrichtungen. Abschlussbericht zur wissenschaftlichen Begleitung. Münster: Landschaftsverband Westfalen-Lippe. •2008 (zus. mit Carle, Ursula): Professionalisierung für inklusive pädagogische Praxis im Elementar- und Primarbereich. in Wenzel, Diana & Ursula Carle (Hg.): Das Kind im Blick. Eine gemeinsame Ausbildung für den Elementarbereich und die Grundschule. Hohengehren: Schneider Verlag, S. 106-123.
Prof. Dr. Simone Seitz Lüneburg, November 2010
Weitere ausgewählte Literatur zum Thema• Booth, Tony; Ainscow, Mel; Kingston, Denise (Hg.) (2006): Index für Inklusion(Tageseinrichtungen für Kinder). Lernen, Partizipation und Spiel in der inklusivenKindertageseinrichtung entwickeln. Dt.-sprachige Ausg. Frankfurt am Main: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (Jugendhilfe und Sozialarbeit).•Heimlich, Ulrich; Behr, Isabel (Hg.) (2009): Inklusion in der frühen Kindheit. Internationale Perspektiven. 1. Aufl. Münster: LIT-Verl.•Jerg, Jo; Schumann, Werner; Thalheim, Stefan (Hg.) (2006): Vielfalt und Unterschiedlichkeit im Bildungsdiskurs. Inklusion in Kindertageseinrichtungen. Reutlingen: Diakonie-Verl.•Kreuzer, Max; Ytterhus, Borgunn (Hg.) (2008): Dabeisein ist nicht alles. Inklusionund Zusammenleben im Kindergarten. 1. Aufl. München: Reinhardt.•Kron, Maria (2006): 25 Jahre Integration im Elementarbereich - ein Blick zurück, ein Blick nach vorn. In: Zeitschrift für Inklusion (Online-Magazin), Jg. 1, H. 1. Online verfügbar unter http:www.inklusion-online.net.•Weiß, Hans (Hg.) (2000): Frühförderung mit Kindern und Familien in Armutslagen. Mit 13 Tabellen. München: Reinhardt (Beiträge zur Frühförderunginterdisziplinär, 7).