7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.6 Juni 1932
1/24
Gasschutz und Luftschutz
Zeitschrift fr das gesamte Gebiet des Gas- und Luftschutzes der Zivilbevlkerung
Mitteilungsblatt amtlicher Nachrichten
-------- ------------
---------------------------------------------
Schriftleitung: Dr. Rudolf Hanslian und Prsident Heinrich
Pae
tsch in Berlin
Mit Untersttzung von
Dr
. Abegg,
Staatssekretr
im Preu. Ministerium des
Inn
ern; Dr. Adler,
Stadtbaurat
beim Magistrat Berlin; von
Altrock, Genera lle
utnant a.
D., Berlin; Dr. Barck, Ministerialrat im
Badischen Minist
erium des Inncrn; Bleidorn,
Ge
ner
al
der
Art
illerie
a.
D., Berlin; Dr. Brandenburg, Min
Dir
ektor im Reichsverkehrsministerium; Dr. jur. Bruns,
Univ Prof.. Berlin; Delvendahl, Oberpostrat
im
Reichspostministerium; Dr. Drger , Lb eck; von Dring, Reichs.
verband der Industrie; Dr. EbeIing, Reichsbahndirektor bei der Hauptverwaltung der Deutschen Reichs.
hahngesellschaft; Dr . Flury, Univ.J>rof., Wrzburg; Dr. Forstmann, Leiter der HauptsteIle fr das Grubenrettungs .
wesen, Essen: Gempp,
Oberbranddirciktor
von Berlin;
Grokreutz, Reichsarchivrat;
Dr.
h. c.
von
HaeHen, Prsi.
dent
des Reichsarchivs; Dr.
Hamei,
Geh
Rat,
Prsident des
Reichsgesundheitsamtes; Hampe
, Leiter des Gas .
sch
ut
zes der Technischen Nothilfe
e.
V., Berlin; Heinrichs,
Oberregierungsrat,
Reichspatentamt; Krner, Beige.
ord
neter des Deutschen Stdtetages; Dr. Kottenberg, Beigeordneter des Reich
sstdtebundes;
Dr.
Kremer,
Min .Rat
im
Preu. Ministerium fr
Handel
und Gewerbe; Kretsc'hmar, Vorsitzendcr des
Arbeiter.5amariterbundes;
Lum.
mitzsch, Vorstand der Technischen NothiHe; Dr . Menzel, Min Dircktor im Reichsrministerium des Innern; Dr.
Nernst, Geh Rat, Univ
Prof., Berlin;
Neubrand, Direktor,
Magistrat Berlin ; Dr. Quasebart, Prof., Berlin; Dr.
Riepert,
Baurat,
Berlin ; Ronde, Min
Rat
im R
eichswirtschaftsministerium;
Rumpf,
Brandoberin
genieur, Knigs.
berg
(Ostpr.);
Dr. Rth, Prof.
an
der
Technischen Hochschule
Dresden; Sachsenberg, MdR.,
Dessau;
Dr. Scbopohl,
Min
Direktor
im Ministerium fr VoLkswohlfahrt; von Seeckt,
Generaloberst a.
D., Berlin; Sperr, Min
Direktor,
Stellv. BevoLlmcht
ig
ter Bayerns zum Reichsrat;
Dr
.
T
bb en,
BeJ. igrat,
Prof.
an
der Technischen Hochschule
Char
.
lott
enburg;
Wag
ner, Min
Rat im Reichsminist erium des Innern; W eineck, Gene ral
stabsarzt a.
D., Deutsches Rotes
Kreuz, Berlin; Dr .
Wi dh,
Prof. an der Technischen Hochsch
ul
e Charlottenburg; Woltersdorf, Prof.
an
der
Tech
.
nischen Hochschule Breslau,
her
ausgegeben von
Dr
. August SchrimpH in Mnchen
g u n ~
Di
ese Zeitschrift erscheint monatlich
einmal.
Bezugspreis pro
MOGat:
Inland
RM. 1.50,
Ausland
RM.
2. .
Zahlungen
erfolgen an die
Dr
. August Schrimp lf G. m. h . H., Berlin , Friedrich.trae 166.
Bankkonto:
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DiskontoGesell
schaft Berlin. Stadtzentraie B oder Postscheckkonto Berlin Nr. 158022. Anzeigen werden
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aul
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Bei
Z a h l u n ~ s v e r z u g oder Konkursen
fllt der
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Obers etzung der
Aufstze
sind
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mit Genehmigung der
Schriftleitung
gestattet. Zusendungen sind zu
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Fr
die Schriftleitung: an die Schriftleitung
der
Zeit6chrilt "Gasschutz
und Luftschutz
, Berlin W 8, Friedrichstrae
166/lII,
fr
den Bezug
und
die Anzeigen an den Verlag
Dr.
August
Schrimplf, G. m. b. H., Berlin W 8,
Friedrichstrae
I66/III , Telegramm -
Adresse
"Aerochem -
Berlin". Fernsprecher
: A I Jger 5883.
NR.6
BERLIN
, IM J U NI 1
932
2. JAH R G A
NG
Vereinheitlichung der Fachausdrcke im Gasschutz
und
in der chemischen Kriegfhrung Dr. Drgcr:
Luftschutz und Stdtebau
Dr
. Kottenberg: Zum Luftschutzproblem in Mittel, und Kleinstdten A. Giesler:
Der zivile Luftschutz im Ausland E. Hamp e: Die Alarmierung freiwill iger Helfer Flugmelde. und
Warnbung
der
Nordsee im
Mai
1932 Auslandsnachrichten Gasgefahren
des tglichen Lebens
Technik
des
Gasschutz
es
Zuschriften
aus dem
Leserkreis
Personalnoti-zen
Patente
und
Gebrauchsmuster.
Vereinheitlichung der achausdrcke
im
Gasschutzund in der
hemis hen
Kriegfhrung
V o r
W
r t de r S
ch
r i f t l
ei
t un g.
Nachstehende grundlegenden Errterungen aus be
rufener Feder stellen wir ihrer Bedeutung
gem an
die
Spitze dieses Heftes. Bei der wachsenden
Zah
l gas
technischer Autoren, bei dem Eindringen der Lehre
vom Gasschutz, als Teil des Luftschutzes, in die ver
schiedenartigsten Behrden,
Verbnde und
Vereine und
nicht zu letzt unter dem Gesichtspunkte der Forderung
nach einheitlichen Richtlin ien fr Gasschutzunterricht
und Volksaufk lrung ist die Schaffung allgemein ge
bduchlicher, e in
d e u
t i
ger
gastechnischer Fachaus
drcke ein unbedingtes Erfordernis zur Vermeidung von
Irrtmern und zur Erleichterung d
es
Verstndnisses.
Es sei bemerkt, da d ie vom Verfasser erwhnten gas
technischen bersetzungsschwierigkeiten bereits auf den
internationa len Gasschutzkonferenzen eine Rolle spielten
und eine auf der Rom-Konferenz allseiti g begr te An
regung von de
ut
scher Seite zu einem gastechnischen
Wrterbuch
in
fnf Weltsprachen
zei tigte.
Voraus
setzung hierzu w;ire, da jede Landessprache eindeutige
Fachausdrcke
auf
diesem
Sonder
gebiete besitzt, so wie
sie hier
wenn
auch zun chst in
begrenzter Auswahl
vom
Verfasser vorgeschlagen werden.
Die
Sd1Ciftlei
tun
g
erklrt ihr
restloses
Einverstndnis mit
den nach
stehenden Formulierungen
und empfiehlt den Herren
Autoren auf
gastechnischem Gebiete
und Mitarbeitern
an
Gassd1Utz
und Luftschutz"
genau este Beachtung
und
knfti
ge
Benutzun
g
der
g
ewhlten Fadlausdrcke auf
das wrmste.
Die
Schriftleitung.
Viele Aufstze in Tageszeitungen und Fachzeitschrif
ten aller
Art
ber Fragen des Gasschutzes wie auch der
dlemischen Kriegf hrung werden hufig fr die All
gemeinheit dadurch schwer verstndlich,
da
die ein
zelnen Verfasser fr gleiche Vorgnge
oder
Begriffe
verschiedene Ausdrcke verwenden. Dies ist besonders
bedauerlich, weil die Mehrzahl dieser Aufstze ja gc-
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2/24
rade der Aufklrung breiter Volkskreise, also von
Nichtfachleuten, ber ein Gebiet dienen soll, dessen
Bedeutung fr das ganze Volk
in
letzter Zeit
zwar
mehr und mehr erkannt wird, dessen inneres Wesen
aber dem Verstndnis und Vorstellungsvermgen der
Allgemeinheit doch etwas
entfernt
liegt. Darin ist
es
begrndet, da solche Abhandlungen stets erhhte An
forderungen an den Leser oder
Hrer
stellen,
worauf
man fglich Rcksicht nehmen sollte.
Neben den zahlreichen Ausdrcken, die sich durch
bersetzungen aus den verschiedensten Fremdsprachen
eingeschlichen haben, veranlat wahrscheinlich das Be
wutsein, ber weniger bekannte Din
ge
zu sd1feiben,
und das Bestreben, recht deutlich zu werden, dazu,
Vergleiche aus anderen allgemein bekannteren Gebieten
zu ziehen .
Da
diese Vergleiche aber nicht immer ein
wandfrei sind, so bringen sie in ihrer Gesamtheit die
groe Gefahr mit sich, unkundige Leser zu verwirren
und von der Beschftigung mit einem scheinbar so un
geklrten
und
schwierigen Gebiet abzuschrecken.
Daher wird hier angeregt, gewisse Ausdrcke bahn
brechender Fhrer (wie z. B Prof. Dr. F ur y) als
Fachbezeichnungen festzulegen, einheitlich zu verwenden
und
sich einer klaren, eindeutigen, m g
ichs
t
dem
d e u t s ch e n S p r a
ch gu t
e n t n
0
m m e n e n und
daher allen verstndlichen Sprache zu bedienen . Weg
bereiter sind vorhanden. Wir brauchen uns nur an
anzusdllieen.
I
Zunchst sollen
ell11ge
Beispiele die
Notwendigkeit
dieser "Sprachreinigung"
dartun:
I
Immer wieder liest man von einer Ver g a -
s u n g" von Stdten, Fabriken oder sonstigen lebens
wichtigen Anlagen durch feindliche Flieger. Dabei ist
nach allen nher geschilderten Einzelheiten ganz zweifel
los kein
Gas
gemeint, sondern eine Flssigkeit wie
Gelbkreuz oder Lewisit, also ein sehafter (ehern.)
Kampfstoff.
Der
unbefangene Leser wird sich aber
unter
Gas
ganz richtigerweise niemals eine lige,
nur
langsam verdampfende Flssigkeit vorstellen.
Das
kleine Wrtchen
Gas hat
seine Vorstellung in vllig
falsche Bahnen gelenkt, und dadurch wird vieles
fr
ihn ganz unverstndlich.
Daher
sollte man das
Wort
G
a
s (K
a m p f
gas) nur
gebrauchen, wenn
es
sich
tatschlich um Gase oder
Dmrfe
handelt. Das
Wort
Gas
als
Sam
m e I
beg
r i f fr alle chemischen
Kampfstoffe sollte verschwinden.
2. Nach
einem solchen Fliegerangriff
wird
das be
troffene Gelnde hufig als ver s euch t bezeichnet.
Dabei will der Verfasser aber bestimmt nicht sagen,
da
dort
nun Krankheitskeime oder Seuchenerreger
verbreitet seien, wie z. B von Pest, Cholera, Typhus
usw. Der Uneingeweihte
kann
aber diesen Irrtmern
um so leichter verfallen, als der sogenannte "Seuchen
krieg" (bakteriologische Krieg) z. B im franzsischen
Fach-Schrifttum immer wieder erwhnt wird.
VOll
einer "Seuche" im Sinne der rztlichen oder tierrzt
lichen Wissenschaft kann aber als Folge eines Kampf
stoffangriffs nicht die Rede sein. Demnach gibt
es
auch n i c h t ~ zu
e
n t
se
u
ch
e n". Auch hier mssen
also beim Unkundigen ganz unrichtige Vorstellungen
Platz
greifen.
Dagegen wird man z. B eine Gasmaske beim Wechsel
des
Trgers oder wenn er selbst an einer ansteckenden
Krankheit gelitten hat (z. B an Bartflechte) "entseu
chen", d. h. vorhandene Krankheitskeime abtten, um
jede Ansteckungsmglichkeit mit dieser Maske zu ver
hten. Nach dem erwhnten Fliegerangriff mit se
haften Kampfstoffen aber
wird
man das Gelnde
22
e
n t g i f t e n", d. h den
Kampfstoff
fr Mensch und
Tier unschdlich machen.
3 Hufig liest man,
da
Kampfstoffe
ve r -
n e
bel
t
werden, und versteht fachmnnisch
dar
unter die
Art
und Weise, feste oder flssige
Kampf-
'
stoffe so zu verschwelen, zu verstuben oder zu ver
sprhen,
da
sie lngere Zeit in feinster Verteilung als
Rauch, feinste Staubte chen oder Flssigkeitstrpfchen
in der
Luft
schweben bleiben. Durch ein solches
Ver
fahren konnte man bekanntlich whrend des K r i e g ~ s
die Gasmasken lterer
Art
durchschlagen (Blaukreuz ).
Das WOrt vernebeln erweckt aber erfahrungsgem
beim Nichtfachmann die Vorstellung, da diese
Kampf
stoffe n e bel f r m i g" se ien - auch dieser Aus
druck ist recht hufig - da sie also hnlich dem
natrlichen Nebel die freie Sicht stark beeintrchtigen.
Gewi kann das bei starken "Kampfstoff-Anreicherun
gen der Luft vorkommen; ebenso sicher ist aber, da
der Ausdruck vernebelter Kampfstoff ber die Er
scheinungsform des Kampfstoffs fr das Auge (optisch)
keine Aussage machen will, sondern nur den physi
kalischen Zustand bei seiner Anwendung kennzeichnen
soll. Daher verzichtet man in Abhandlungen, die a l l ~ e -
meinverstndlich sein sollen, besser
auf
diesen mi
verstndlichen Vergleich
und
bezeichnet solche in der
Luft schwebenden festen oder flssigen kleinsten
Kampfstoff eile als das, was sie wirklich sind, nmlich
als "S eh web (e) s t 0 f f e".
4.
Das Wort
P end e a t m u n g zur Bezeich
nung der
E
i n weg - A t m u n g" von Gasmasken
j ~ t
gleichfalls wenig glcklich.
Das
Bild ist schlecht ge
whlt, denn ein Luftgemenge kann nicht pendeln :
auerdem htte dieses Pendel die fr den Vergleidl
immerhin auffallende Eigensdlaft, sich stndig zu n
dern, denn die eingeatmete Luft ist ja von der aus
geatmeten recht verschieden.
5 Die Z w e i weg - A t m I n g" wird hufig
auch
ve
n
t i
I g
es
te
u e r
te
A t m u n
g
genannt.
Dies
kann
den Eindruck erwecken, als ob die Ein- und
Ausatemventile "gesteuert" wrden, wie
z B
die Ven
tile eines Explosionsmotors. Dies ist nicht der Fall. Die-
Ventile sind bekanntlich dazu bestimmt, die
Luft nur
in einer Richtung durchstrmen zu lassen, entweder
beim Einatmen oder beim Ausatmen, und zwar ffnen
sie sich
dann selbstttig mit der Bewegung des Atems,
also ohne irgendwelche "Steuerung". In der Gegen
richtung schlieen sie stets dicht. Daher wird die Be
zeichnung "ventilgesteuert" besser vermieden.
6
Unter
der aufgesetzten Gasmaske entwickelt
sich das sogenannte
M
a s k e n - K I i m a .
Darunter
wird meist die Wrme-
und
Feuchtigkeits-Stauung ver
standen, die sich infolge des Abschlusses des
e s i c h t ~
von der Auenluft durch die Atmung und durch die
Krperwrme bildet.
Im
allgemeinen Sprachgebrauch
bezeichnet das
Wort Klima
die durchschnittlichen
Witterungsverhltnisse, die einer Gegend oder einem
bestimmten Ort
auf Grund
ihrer erdrumlichen Lage
eigentmlich sind. Man drckt
damit
also eine be
stimmte, gleidlbleibende
Gre
aus. Die Wrme- und
Feuchtigkeitsstauung unter einer Gasmaske ist aber bei
dem gleichen
Trger
je nach der Wrme und Feuchtig
keit der
Auenluft
und je nach der Arbeitsleistung des
Trgers schon in krzester
Zeit
vllig verschieden. Sie
ist also gerade eine sehr schwankende Erscheinung.
Daher ist auch die Bezeichnung
Klima
hierfr recht
abwegig, ganz abgesehen davon, da ein
Unkundiger
sie nicht versteht. Kann man sich wirklich
nimt klar
ausdrcken, wenn man die Dinge allgemeinverstndlich
so bezeimnet, wie sie gemeint sind?
II
Die folgenden Zeilen sollen zu beweisen verSUme l,
da man bei dem groen Ausdruc:ksreichtum unserer
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Sprache die wichtigsten Vorgnge des Chem. Krieges
und des G;lsschutzes auch ohne schiefe Vergleiche allge
meinverstndlich darstellen kann. Sachlich wollen sie
nichts Neues bringen; sie sollen nur Vorschlge
und
Anregungen sein. Ausdrcklich sei wiederholt, da fast
alle Ausdrcke den Sduiften fhrender Mnner des
Gasschutzes entnommen sind, ferner sei zugegeben,
daiS
fr
Fachleute bestimmte, rein wissenschaftliche Ab
handlungen selbstverstndlich mit den bemessenen Aus
drcken dieses Aufsatzes nicht auskommen knnen.
Die
C
h e m i s
ehe
W a
f f e" ("Gaswaffe") ist
trot
z aller Versuche frherer Zeiten, mit Rauch- oder
unertrglich stinkenden Stoffen
auf
den Feind zu wir
ken, ein Kind des Weltkrieges, und
zwar
des Stellung::
krieges. Die Verwendung der
C
h e m i s ch e n
Kam p f s t
0
f f e" in der Kriegfhrun
g,
der soge
nannte
C he
m i s eh e
K r
i e g" (auch "Gaskrieg",
Gaskampf genannt) ist heute
zwar
durch das Genfer
Protokoll vom
17.
Juni
1925
verboten, trotzdem aber
kann nach unzhlbaren Auslandsnachrichten kein Zwei
fel darber bestehen, da auerhalb unseres Vaterlandes
Vorbereitungen
fr
die kriegsmige Verwendung von
chemischen
Kampf
stoffen getroffen werden. Die
C
h e
m i
s eh e n
Kam
p f
mit te l
(chem. Waffen,
Gert, Munition
und
Kampfstoffe) sollen
offenbar
auch
von besonderen
C
h em i s ch e n T
ru
p p e
n
("Gas
truppen") einge.etzt werden. Diese Chemischen Trup
pen sollen anscheinend die verschiedenen
C
h e m i -
s
ch
e n
Kam
p f s t
0
f f e" (in diesem Sinne des Sam
melbegriffs bitte nicht:
Gaskampfstoffe ) aU3-
schlielich
zur Wirkung
bringen, also neben den bri
gen hierzu geeigneten Waffen wie z. B. Minenwerfern,
Fliegern, Artillerie. Sie haben hierfr besondere Ge
rte wie chemische Mrser, Gaswerfer, Blas- oder
Sprhgerte.
Die (chemischen) Kampfstoffe sollen durch ihre
ch e m i s ch e Einwirkung Menschen,
Tiere
oder Sachen
(z. B. Lebensmittel, Waffen [Rost ]
u.
a. m.) schdigen,
dagegen fallen alle Stoffe, die
zwar
auch chemisch
wirken, aber durch diese chemische Wirkung nicht
schdigen sollen, wie z. B. der harmlose knstliche
Nebel, ni ch t unter die chemisdlen Kampfstoffe .
Solche
Nebelstoffe sind daher auch dem deutschen Reichsheer
durch das Versailler Diktat nicht verboten, im Gegen
satz z. B. zum
G
i f t n e bel oder
G
i f t r a u ch",
der im Auslandsschrifttum immer wieder behandelt
wird.
Je nach der Wirkungsweise
auf
den menschlichen
Krper unterscheidet man :
R e iz s to f f e ,
und
zwar: A u g e n r e i z
s t
0
f f e" (Trnenstoffe) , wie man sie z. B zum
Prfen des Sitzes der Gasmasken im
Gasraum
H
ver
wendet, oder N
ase
n - j n d R a ch e n r e i z -
S
t
0
f f
eH,
wie z.
B.
unser frheres Blaukreuz,
E r s t ick end e Kam p f s t
0
f f e", wie z. B.
Phosgen oder unser frheres Grnkreuz,
A
t
zen
d e Kam p f s t
0
f f e", wie
z.
B. Lewisir
oder unser frheres Gelbkreuz,
S 0
n s
t i
g e s ch d
1
ch e S
t o f f
e", wie Blau
sure, Kohlenoxyd usw.
Diese Einteilung soll nur die besonders hervor
stechenden Eigenschaften der Kampfstoffe erfassen.
Manche Stoffe, wie z. B. Lewisit oder Adamsit, ver
einigen Eigensd1aften mehrerer
Gruppen
in sich.
Die Kampfstoffe sind ihrem physikalischen Zustand
nach entweder
Gase (Dmpfe) oder
Flssigkeiten oder
feste Stoffe.
So llen sie durch ihre in der Luft befindlichen Teile
wirken, also als Gase, Dmpfe
oder
als feinste Staub
oder Flssigkeits-(Nebel-)Teilchen, so spricht man von
L u f t - K a m p f s t o f fe n .
Sollen sie vor allem
durch die auf dem Boden, im Gelnde
und
seiner Be
deckun g haftenden flssi gen oder festen Teile schdi
gen, so nennt man sie G e n d e - Kam p f -
S
t
0
f f e", Ein Luft-Kampfstoff mu also
f
d1
-
t i g sein, d.
h.
er soll sich leicht mit der Luft ver
mengen
und
in stehender Luft lang halten, er soll also
von ihr ge tragen werden - in ihr schweben. Diese
Voraussetzung ist bei Gasen
und
Dmpfen ohne wei
teres gegeben. Flssigkeiten und feste Stoffe dagegen
bedrfen erst einer besonderen feinsten Verteilung,
einer oft schwierigen Versprhung oder Verstubun
g,
ehe sie sog. S
ch web
s t
0
f f e" bilden . Die
f
I eh
t i
g
en
Kampfstoffe ziehen naturgem mit der Luft
bewegung ab
und
entwickeln im Freien auch bei Wind
stille nur eine beschrnkte Wirkungsdauer. Deshalb
eignen sie sich besonders
zur
Verwendung im AngriH:
ihre Flchtigkeit erlaubt es meist, ein beschossenes Ge
lnde bald nachher ohne Maskenschutz zu betreten
Die Luft-Kampfstoffe wirken
vor
allem
auf
die
Augen
und
Atmun
gs
organe,
und
zwar um
so
rascher
und
strker, je grer der
K
a m p f s t
0
f f
geh
a l t
der
Lu f tU ist (Fremdwort: Konzentration), je mehr
die
Luft
also mit Kampfstoffen
a
n
ge
r
eie her t
ist.
Man kann
dann a
uch
von einer hohen "B e g a -
s u n g s s t r k e" sprechen. (Nicht
Ver
gasungs
strke", denn ein Wald
kann zwar be
gast sein, wh
rend Benzin
z. B. im
"Vergaser"
v e r
gast (eigentlich
verdampft)
wird;
in diesem Sinne auch nicht "Gas
dichte", denn das
Wort
"Dichte" (eines Stoffes)
hat
in
der Physik eine ganz bestimmte an dere Bedeutung.)
(Spezif. Gewicht.)
Die
G
e I n d e -
K a m
p f s t
0
f f e" sollen mglichst
lange haften, sie mssen also "s e h a f
t
sein. (Bitte
nicht "bestndig"
und
noch weniger "sd1wer flchtig".
denn ein b e s t
nd
i
ger
Kampfstoff ist im chemi
schen Sinne "bestndig", d.
h.
er setzt den zerstrenden
Einflssen
des
Wetters, der
Detonation des
Geschosses,
der Wrmeentwicklung beim Abschu usw. erheblichen
Widerst
and entgegen ; Gelbkreuz ist z.
B.
sehr viel be
stndiger als Lewisit, beide aber sind
: , s e ~ a f t e
Kampf.:
stoffe".) Die "sehaften a m p f s t o f f ~ Wird der
F C 1 I ~ a
kaum
in einem Gelnde verwenden,
111
dem er selbst
111
nchster Zeit vordringen will, wohl aber in R umen,
die er uns sperren oder aus denen er uns vertreibcn,
die er
fr
uns unhaltbar machen will. Sehafte Kampf
stoffe sind daher
fr
die Abwehr besonders geeignet.
Fast alle sehaften Kampfstoffe sollen durch ihre Be
rhrung wirken, sie sollen die
Haut
angreifen, ve:
tzen und Blasen hervorrufen, so da der Soldat
fur
mglichst lange Zeit
kampfunfhig
wird. Selbst,,:er
stndlich greifen auerdem auch die
D
m p f e" (mcht
S ch w a d e n , letztere sind dem Auge stets mehr
oder weniger erkennbar, whrend die Dmpfe der
tzenden
Kampfstoffe
meist unsichtbar sind) solcher
Stoffe, wie z. B. des Gelbkreuzes, die Atmungsorgane
und die Augen an . Wenn man sich aber durch eine
gute Gasmaske schtzt, so vermgen diese Dmpfe die
Haut des Krpers erst nach verhltnismig lange r
Einwirkung zu schdigen, so da diese Wirkung gegen
ber jener durch die Berhrung ganz in den Hinter
grund
tritt. Einige sehafte Kampfstoffe, z. B. Augcn
reizstoffe, wirken
auf
den brigen Krper kaum be
merkbar. Sie belstigen nur die Augen.
Liegt ein
t z end
e r sehafter Kampfstoff (z. .
Gelbkreuz oder Lewisit) in greren Mengen
f l s ~ i
oder fest im Gelnde verteilt,
so
spricht man von eincr
G
e
nd
e
ver
g i f t un g" . (Durch Einsatz eines
sehaften R e i z stoffes erzielt man dagegen k e in
Gelndevergiftung.) Das Gelnde
kann
durch chemisdle
Truppen,
durch "Vergiftungssd1ieen" oder Fliegeran
griffe vergiftet werden. Macht man den Gelnde
Kampfstoff unschdlich, so e n t g i f t e t man das
23
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4/24
Gelnde. (Bitte nicht ver
ge l
ben , ver g i 1
ben und e n t
gel
ben , denn
es
sind weder die
Kampfstoffe gelb, noch werden das Gelnde und sein
Pflanzenwuchs vergilbt , wie
z B
beim Abblasen von
Chlor oder nach einer kalten Herbstnacht das Laub
der Bume.) Leider sind diese Kampfstoffe auch von
sehr geschulten Augen nur schwer wahrzunehmen .
Eine Gelnde-Vergiftung ist um
so
gefhrlicher, je
dichter die K a m p f s t
0
f f bel e gun g ist (je
hher der
K
a m p f s t 0 f f geh al t des Gel n -
des
oder die
Ver
g i f
tun
g s s t r k e
is
t).
Kamp f s t o f f -Sp e r r en
sind daher meist
durch Gelndekampfstoffe mit tzender Wirkung ge-
legt und
nur
ausnahmsweise
in
besonders gnstigem
Gelnde - etwa in einem Wald, in einer Ortschaft,
in
einer Schlucht, in einem tiefen schmalen
Tal
- mit flch
tigen Kampfstoffen im D aue r f e u e r durch Artillerie
fr eng beschrnkte Zeit geschossen und unterhalten.
Nur
dann knnte man sie auch
G
ass
pe r ren
nennen.
Diesen Ausdruck vermeidet man daher besser. Will
man Kampfstoff-Sperren nher bezeichnen,
so
nennt
man sie am besten beim Namen, also
G
e
1
b k r e u z -
S per r e oder B u n t kr e u z - S per r e usw.
Neuzeitliche Gasmasken sch tzen gegen alle Luft
Kampfstoffe. Entweder haben sie einen
FJ 1
e r e i n
s atz in das Mundstck der Maske eIngeschraubt,
oder eine F i I t
e rb
ch
se in einer Tragetasche
die durch den Atemschlauch mit dem Mundstck ver
bunden ist. (Auch die
Wrter
Einsatzfilter und
Bchsen filter werden gebraucht.)
Beide Filter besitzen drei oder mehr bereinander
gelagerte Filterschichten , durch die die kampfstoff
haltige Auenluft durchstreichen mu, ehe sie gereinigt
und atembar in die Maske gelangt. Zunchst werden
ihr in dem durch eine Filz-,
Watte-
oder Zellulose
schicht gebildeten S ch web s t 0 f f i 1 e r alle
Schwebstoffe entzogen. Die
Kampf
g
ase
und
,,- d m p f e gelangen weiter in das
G
a s f i
1
er ,
das die Kohleschicht (aus ak tiver Kohle)
und
eine oder mehrere kleine chemische Schichten ent
hlt. Diese bestehen aus Lagen kleinkrnigen, saug
fhigen und mit bestimmten Chemikalien getrnkten
Minerals (z.
B
Diatomit)
und
haben die Aufgabe, die
letzten Reste von Kampfgasen und Dmpfen, die von
der aktiven Kohle nicht festgehalten ( adsorbiert ,
nicht absorbiert ) wurden, durch eine chemische Um
setzung unschdlich zu mad1en. Die ch e m i s eh e
Schi ch t , die dem Mund des Trgers am nchsten
liegt, wird auch Mundschicht genannt.
Gegen die Berhrungsschden durch Gelndekampf
stoffe sd1tzen nur G ass
t i
e f e
1
und
G
a s -
h a n d s d1 U h e , meist aus Gummi, sowie besondere
G
a san z g e aus gummiertem, undurchlssigem
Stoff.
Die kurze Bezeichnung
G
a s in Wortverbindung
ist selbstverstndlich berall da berechtigt, wo falsche
Vorstellungen nicht erweckt werden knnen; also z
B
stets dann, wenn
es
sich um Abwehr von chemischen
a m p f ~ t o f f e n h a n ~ e l t denn alle derartigen Manahmen
und Mittel sollen Ja auch gegen Kampf-Gase schtzen,
also z B
Gasschutz (mit smtlichen Verbindungen wie . . Raum,
-Dienst, -Offizier usw.),
Gasmaske, Gasanzug, Gasalarm, Gasgefahr, Gasabwehr,
Gasbereitsd1aft, Gassprer, Gaserkennungsdienst
u a. m.
Ferner berall da, wo der Gegensatz zu anderen
Begriffen klargestellt werden soll, z. B.:
Gasberfall (im Gegensatz zum Feuerberfall) .
Gasmunition (im Gegensatz zu Brisanz-Munition).
Gas-Schieen (im Gegensatz zu Brisanzschieen).
Gastruppe (im Gegensatz zu anderen Waffengattungen).
Dieser kleine Ausschnitt aus einem recht umfang
reichen Gebiet hat seinen Zweck erfllt, wenn er davon
zu berzeugen vermag,
da
eine gewisse
Normung
der Ausdrucksweise manche Miverstndnisse ausschal
ten und damit besonders der breiten ffentlichkeit das
Eindringen in die Fragen des Gassd1utzes und der
chemischen Kriegfhrung erleichtern kann. Und darauf
hat
diese ein Anrecht. Darbe r hinaus ersd1eint
es
aber
vielleicht mglich,
da
auch die reine Fachwissensd1aft
sim in hherem Mae auf eindeutige und dem Nicht
fammann verstndlime deutsme Begriffsbezeimnungen
einigt und
so
allen Wissensdurstigen das Eindringen
in
ihre Arbeiten erleichtert, ja hufig berhaupt erst er
mglicht.
uftschutz und Stdtebau
Dr. Heinr. D r ger Lbeck
Es herrscht weitgehende bereinstimmung darber,
da
die Schutzausrstung durch Gasschutzgerte aller
Art unter den verschiedenen Luftschutzmanahmen nicht
allein betont werden darf:
es
gibt andere, mindestens
ebenso wid1tige Schutzmaregeln. Hierzu gehren un
ter anderem Manahmen, die auf dem Gebiet des Bau
wesens liegen. Eine sehr umfangreiche Literatur ist be
r e i t ~
darber entstanden, wie im Zentrum der Gro
stdte die Einrichtung von absolut sicheren U n t e r -
s t n den am zweckmigsten geschieht. Auch die
Frage, wie in vorhandenen W o h
nun
gen am besten
sichere Sd1Utzrume hergerichtet werden, wurde in der
Literatur bereits sehr ausfhrlich behandelt .
Das Studium dieser Litera
tur
fhrt zu folgendem
Ergebnis : Eine wirklich befriedigende Lsung, um didlt
zusammengedrngt wohnende Bevlkerungsmassen ge
gen alle Gefahren aus der Luft wirksam zu schtzen,
ist nur unter
berwindung
groer Schwierigkeiten er
reimbar. Bedeutend erleichtert wird die Sicherung der
Wohnungen dann, wenn, auf die Einheit der Flche
gerechnet, die Anzahl der untergebrachten Mensd1en
nur klein ist. Je geringer die Besiedlungsdichte, desto
geringer die Wahrscheinlichkeit des Treffens und der
24
Brandausbreitung, und um
so
geringer auch die Wahr
sd1einlichkeit,
da
sich
irgendwo in Kellern Massen zu
sammendrngen und Panik entsteht. Hinweise darauf,
da
es
notwendig ist, bei der Aufstellung von B e -
bau
u n g s p 1 n n auf diese Gesichtspunkte Rck
sicht zu nehmen, sind in der Literatur vorhanden.
Eine Vorstellung davon, wie unsere Grostd te aus
sehen mten, wenn aud1 die schon bestehenden Stadt
anlagen den Anforderungen des Luftsmutzes mehr als
bisher entsprechen sollen, geben die Bilder I und 2.
Bild 3 zeigt Adelaide in Australien, eine Grostadt
von
etwa
2 5 0 0 0 Einwohnern.
Der Erbauung von Adelaide lag ein Plan zugrunde,
der mit dem Stdteplan der Bilder
I und 2
sehr weit
gehend bereinstimmt. Die Gesdlftsstadt Adelaide
ist umgeben
von
einer Wohnstadt, die Gartenstadt
Charakter hat.
Geschftsstadt und Wohnstadt sind von vornherein
bei der Anlage als zwei grundverschiedene Dinge be
handelt worden. Sie sind voneinander getrennt durch
einen Grtel von Parkanlagen, der um die Geschfts
stadt herumgelegt worden ist. Mietskasernen sind In
der Wohnstadt nicht zu finden.
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.6 Juni 1932
5/24
Autor:
vcnd old l
n Bcrlin. Bild
1.
Stadt
der Zukunft:
Auseinandergezogene BalrWeise Flachbauten und Grnpltze Industrieviertel gesondert im Hintergrund.
Ano-esichts der un geheuren Mittel die erforderlid1
sein ;
rden
um unsere Grostdte baulich entsprechend
den forderungen des Luftschutzes um zuwande ln ist
nicht sehr wahrscheinlich da im Hinblick auf den
Luftschut z allein sich
der
Staat
zu
derartigen Gro-
arbeiten entschlieen wrde. Hier
kommt
den Freunden
tatkrfti ger Luftschutzfrderung ein bisher noch we1llg
beachteter Umstand zu Hilfe: die stdtebaulichen Luft-
schu tzforderungcn
in
bezug auf Anderung der Besied
lun
gs
dichte lassen sid1 sehr weitgehend so for-
mulieren da sie vllig bereinstimmen mIt drei
a n d e r e n
Fo r d e r u ng e n un
s e r e r
Ze i t
d ie g e r a d e h e u te noch we i t meh r
1111
Vo r d e r g r u n d
des f f e n t l i c h en I n t e r -
Auto
r : Sv
end Noldan
crlin.
Bild 2
Grundplan
der Zukunlhstadt
nach
Bild I :
Vorgesch
0
bene Rand
s
iedlungen
hinter
einem
Grngrtel.
25
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.6 Juni 1932
6/24
e s
ses
s t
ehe
n
a l s
er L u f t s c h u t z. iese
3 Forderungen sind:
r. S
ch
a f f t g
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u n d e
W
0
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v e r
h
I
t n i ss c.
2 . S
ch
a f f t W o h
n u n
g
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I n
d e r
e n N h e
G a r t e n l a n d i s t , d a m i t d i e B e w o h
n e r , s o f e r n
s ie K u r z a r b e i t e r
o d e r
E r w e r b s l o s e s i n d , G e l e g e n h e i t h a -
ben , i h r e A r b e i t s k r a f t i r g e n d w i e
n u t 7. b r i n g en d z u
v e r
w e r t e n .
Aus Be rI.
111.
Zeilun
g
, Nr . 46, 193 1.
vielen in Deutschland brachliegenden
Produktionsmittel
und
Arbeitskrfte sachgem tr die groen, ihrer L-
sun g noch harrenden Aufgaben
nutzbar
zu machen
2
.
scheint im deutschen Charakter zu liegen, da
regelmig erst
unter dem
Druck einer ungehcuren Not
- gewissermaen in
zwlfter
Stunde - die Fhig-
keit erwacht, or ganisatorische Umstellungen grten
Stils, die die Gefamtheit umfassen, durchzufhren. So
drfte
auch
jetzt unter
dem
Druck der un geheuren Not
der
Zeitpunkt
nicht mehr so unendlich fern sein, in d-:m
Bild
3.
Adelaide
in AustraUcn:
Auseinandergezogene
Bauweise mit Grngrtel nach e inh
ei
tlichem Grundplan.
3. S c h a f f t A r b e i t , z u e r en A u s f h -
ru n
g e in m g l i c h s t g e r i n g e r A n t e i l
a u s I n dis
ch
e r R o h s t 0 f f e n
t i g i s t .
Der sattsam bekannte
Einwand wird ent
gegengehalten
werden: Die Ausfhrung dieser Arbeiten wre schon
ganz erwnscht, a b e r w 0 her d a s G e l d d a z u
ne h m e n?" Da dieser
Einwand
im
Grunde
genom
men nicht stichhaltig ist,
erkennt
man,
wenn man
ihn
so
formuliert: "Woher
die
M i t
t e l
zur Ausfhrun
g
der
vorgeschlagenen stdtebaulichen
Groarbeiten
nehmen?"
Man
bedenke,
da
eine
Einfuhr von Bauholz
au s
Ruland
an gesichts der Bereitwilligkeit
Rulands
, wie
der dementspredlend
mehr
deutsche
Waren
abzunehmen,
keine Schwierigkeiten
bereitet. Die Hauptmasse der
brigen Rohstoffe, wie sie
fr Wohnun
gen
der
in
Frage kommenden
Bauart
bentigt werden, lt sich
durch deutsdle
Arbeitskraft
in Deutschland gewinnen.
Es ist also im wesentlichen deutsche
Arbeitskraft und
immer wieder deutsche
Arbeitskraft,
die letzten
Ende
s
a.ls Mittel
f ~ r
die Ausfhrung
der
fraglichen
stdtebau-
ltd1en Arbeiten
gebraucht wird,
D i e
b e n t i g t e n M i t te l , nml i ch in -
l n d i
s
che
A r b e i t s k r f t e
u n d
A n l a g e n ,
zu
i h r e r V e r w e r t u n g s i n d n u n
dod l
z w e i f e l l o s
in
g e r a d e z u p h a n t a s t i schem
b e r m a e
v o r h a n d e n ; wer k a n n d a
noch be
h a u
p t e n : es
f eh
I e an M i t t e l n I).
Da
s einzige,
was ohne
weiteres zugegebell
werden
mu, ist fol gende Tatsache:
es sind
ungeheure Schwie
rigkeiteI:
rein
organisatorischer Art vorhanden, um die
126
s
plt
z lich
und
berrasdlenderweise dodl m glich sein
drfte, die re I n 0 r g a n i s a
t o r
i s
ch
e n Schwie-
1) In d e r Ze Itsc hrift Gass c hutz und Luftsc hut
z"
193 1, Se it e 47,
find en w ir im Ansc bb an de n Artik e l
"E n
gla nd: Luftwa ffe
und
Ar b
e ilslos igk e it ' fol ge
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e No ti z: De r
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Hi nwe
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Is l f r Deul sc hland , da s k e ine Luftw a
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Hie r se lz l W eige rl .i ch na ch Anga b e d e r Ze il sc
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Kr edilschpfung i n ~ e t r sind . D. Ver .
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.6 Juni 1932
7/24
rigkeiten zu berwinden, die sich der sachgemen
ganzen oder auch
nur
teilweisen Nutzbarmachung von
Millionen brachliegender Arbeitskrfte in den Weg
stellen.
Wenn es einmal dazu kommen sollte, da die Plne
aufgestellt werden, nach denen durch neu in den Pro
duktionsproze eingereihte Arbeitskrfte volkswirtschaft
li he Groarbeiten
ausgefhrt werden,
so wird man gut
tun , sich auch der vielen Aufgaben zu erinnern, die in
b e z u auf
Luftschutz
und
insbesondere in stdtebaulicher
Hin
sicht bisher
unerledigt
bleiben muten.
Es
werden
dann in jeder Beziehung ganz andere
M
glidlkeiten wie heute
vorhanden
sein, um
Ma
-
nahmen in bezug auf Luftschutz, die behrdlich als
richtig
anerkannt
sind, zu verwirklichen. Das Vor
handensein dieser Zukunftsaussichten ist ein
GrunJ
mehr, sich schon jetzt intensiv mit allen
Fragen
des
Luftschutzes zu beschftigen, auch wenn
es
unvermeid
lich ist, da zunchst vieles nur als allseitig
anerkannte
Forderung auf
dem
Papier stehen bleibt.
Um mitzuhelfen
an
den Vorbereitun ge n
f r d i e -
sen k o m m e n d e n o h n e Lcken in
d ie
T a t
u m g e s e t z t e n d e u t s d l e n
L u f t s c h u t z
lassen
wir
vorn Drgerwerk
in Krze
eine Broschre
D
r
ge r
- L u f t s
ch
u t
z
hinausgehen, in
der
auch
vorstehender
Artikel Aufnahme
gefunden
ha t
.
Zum Luftschutzproblem
n
Mittel-
und leinstdten
Dr. K t K o t t e n b e rg Beigeordneter des Reichsstdtebundes, Berlin
Die Erkenntnis von
der Bedeutung des zivilen
Luft
schutzes fr unser
Vaterland dringt
-
unabhngig
von
politisdlen
und
weltanschaulichen
Trennungslinien
-
mehr
und mehr
in alle Kreise des Deutschen Volkes .
Die berzeugung,
da ohne
eine leider kaum zu er
wartende grundstzliche Beseitigun g
der
Luft g
e
f a h r
g
erade fr
Deutschland die praktische
Vorbereitung
eines
Luft
s
ch
u t z
es auf
breitester Basis ("psychologisch,
technisch und
or
ganisatorisch") Gebot der Stunde ist,
wird
langsam Gemeingut aller unbefangen
Denkenden.
Die nach langen Hemmungen jetzt unter Initiative
von Reich
und
Lndern eingeleiteten V o r b e r e i -
t u n g s m a n a h me n bringen eine Flle neuer
Probleme und
Fragen mit sich. Das ist kein Wunder,
ist doch der zivile Luftschutz ohne die aktive Luf t- und
Erdabwehr, die uns im Kriege zur Verfgung stand,
und bei der vorgesd1rittenen Ausbildung der
Luft
waffen
bei unseren
Nachbarn
in weitestem
Umfan
ge
eu
la n d, auf
dem
jeder Schritt vor neue Fragen
stellt.
Die
Luft
gefhrdung der deutschen G
r o
s t d t e
und damit die Wichtig
keit
eines wirksamen Schutzes
ihrer
groen
Menschenzusammenballungen, ihrer be
deutsamen Industrieanlagen und Verkehrsknotenpunkte
bedarf keiner Betonung. Aber nicht auf die Grostdte
allein besdunkt sich heute die Luftgefahr, auch
zahl
reiche M i t
t e l
- u n d K
l e i
n s t d t
e
ersdleinen
in hohem Grade luftgefhrdet. Machen wir uns klar,
da
in
mittleren und
kleinen
Stdten von
2 0 0 0
bis
1 0 0 0 0 0 Einwohnern
in Deutschland rund
2 2
Millionen
Menschen, d. h. 35,4
% der
Gesamtbevlkerung wohnen,
und
bedenken
wir
weiter,
da
ein sehr
groer Teil
die
se
r St
dte
in den besonders luftg
efhrdeten
Gebieten
des Westens und Ostens liegt - wenn man
sol he be
sonders
gefhrdeten
Gebiete bei dem heuti
ge
n, ga nz
Deutsc
hland berschneidenden Aktionsradius der
Luft
flotten unserer Gegner im Westen und
Osten
berhaupt
noch anerkennen will.
Unter
den Mittel- und Klein
stdten
sind zahlreiche
Stdte,
die Sitz wichtiger B e -
h r den
sind;
es
sind darunter H a f e n stdte,
Stdte
mit
groen I n
du
s t r i
e
anlagen und - wie
ein Blid{
auf
die
Karte
z
ei
gt - zahlreiche
Orte, in
denen als V e r k
eh r
s k
no t e
n p u n k t
e
viele wich
tige
Fernstraen und
Bahnlinien zusammenmnden .
i ~
alles sind
Umstnde,
die in den meisten
Fllen
die
Luft
g
efahr
wesentlich e r h h
e
n.
Die bisherige Errterung des zivilen Luftschutzes
stellt vorwiegend auf die g
r o
s t d t i s
ch e
n Ver
hltnisse ab.
Das
ist angesichts
der
besonders hohen
Gefhrdung unserer meisten Grostdte durchaus ver
stndlich. Leider aber ist dabei die Betrachtung
der
auch fr die Vorbereitung des zivilen Luftschutzes und
fr seine Durchfhrung besonderen Verhltnisse der
Mittel- und Kleinstdte
bisher etwas zu
kurz
gekom
men. Man kann die Bedingungen und Voraussetzungen
dieser Stdte
fr
den Luftschutz nicht
mit
den Ver
hltni
ssen
der Grost
dte
ber einen
Kamm
scheren.
Fr
den Verfasser als
Verwaltungsmann
liegt
es
nahe,
auf einige besondere ve rwaltungsmige Bedingungen
fr die Arbeit des zivilen
Luftsch
ut zes
in
den
Mittel
und
Kleinst
dten
kurz
hinzuweisen
mit
dem Ziele da
mit
einen Beitrag fr eine wirksamere und reibun
g.
losere Vorbereitung
und
im Ernstfalle erfolgreiche
~ u r l h r u n
des zivilen Luftschutzes zu geben. e ch
nIsche Fragen des
Luft
schutzes sollen dabei n ich t er
rtert
werden, wenngleich der Verfasser berzeugt ist,
da auch auf diesem Gebiete manche Besonderheiten
der Mittel- und Kleinstdte nicht ohne
Nut
zen fr den
Luftschutz fadlmnnisdl
errtert
werden knnten. Viel
leicht geben diese Zeilen da zu Anla, audl andere Luft
s
chutzfra
gen einmal
unter
dem gleichen Gesichtspunkte
zu betrach ten.
'Um erfolgreich
arbeiten
zu knnen, mu sich die rt
li he Arbeit fr den zivilen u f t ~ c h u t z auf zwei Sulen
der Verwaltung aufbauen: auf der r t i
ch
e n P o -
l i z
e
i
v e r
w a l t u n g und der
Sei
b s t
v e r
w a l -
t un g. Die erstere hat die Aufgabe, die Brgerschaft
gegen unmittelbare Gefahren fr Leib und Leben ".u
schtzen und damit richtigerweise
audl
die Fhrung
fr den rein passiven Katastrophenschutz gegen Luft
gefa
hr
(vgl. hierzu die Ausfhrun gen bei Paetsch
in
dieser Zeitschrift Nr. 1 1932). Dementspredlend ist
auch in den bisher ergan o nen Reidls- und Landesricht
linien zum zivi len
Luftsd;utz
die
Durchfhrun
g
der rt
lichen Schutz
man
ahmen in erster Linie den rtlichen
Poli zeive
rwaltern bertra
gen worden.
Neben
die
Poli
zeiv
erwaltun
g
tritt
die
Sei
b s t
v e r -
wal
t u n
g (stdtische
Selbstverwaltun
g).
In ihr
sam
melt sich der lebendige
Wille
der Brgerschaft zu
S e l b
schutz
und
Selbsthilfe,
sie
stellt die wichtigen Einrichtun
gen
und
Or
gane zur Verfgung, ohne die ein Luftschutz
nicht mglidl ist (Feuerwehr,
Strungs trupps, sanitre
Anlagen u
sw
.); sie
bildet
die
Verbindun
g zu
den pri
vaten
Or
ganisationen, deren
Mithilfe
wesentlich ist;
ihre
Mitwirkun
g endlich sichert dem Luftsd1Utz
Re
sonanz und Interesse bei
der
P r e s s e und der B r -
ge
r s c h a f t.
Es ist hiernach
klar,
d
a fr
den
Aufbau
und das
erfolgreiche
Funktionieren
des ziv len L.uftschutzes
d ~ e
reibun
gs
lose
Zu
s am m e n a r be l t
ZWischen
den bel
den
Haupttr
gern (Polizei- und Selbstverwaltung) von
entscheidender Bedeutung ist.
Hier
erg
ibt
sich nun schon
ein wesentlicher, durchaus nicht blo uerlicher U n -
te r s
ch i e
d zwischen der Arbeit in den Grostdten
und der berwiegenden Zahl der
Mittel- und Klein
stdte.
Whrend
in der groen
Mehrzahl
der ersteren
27
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.6 Juni 1932
8/24
die Polizeiverwaltung von s ta a t I i ch e n Organen
Polizeiprsidien, Polizeidirektionen) gefhrt wird, ist
sie in der groen Mehrzahl der Mittel- und Kleinstdte,
nicht nur in Preuen, dem B r g e r m e is t e r als
kom m u n a le n Polizeiverwalter bertragen. Er
fhrt
die Ortspolizeiverwaltung zwar vllig unabhngig von
den
Gemeindeverwaltun
gsgeschften und ohne j e d ~ n
Einflu der Selbstverwaltung. Aber es ist ohne weiteres
klar, da die V e r b in dun g bei der Funktionen, der
Selbstverwaltung und der Polizei in e in er Hand,
wesentliche Ursachen fr Schwierigkeiten, Zustndig
keitsfragen, Prestigekonflikte usw.
von
vornherein nicht
aufkommen lt, wie sie bei
Trennung
der Gewalten
vielfach unvermeidlich gegeben sind.
Darber
hinaus
ist weiter verstndlich, da beide Arbeitsgebiete in
ihrer
sachlichen Erledigung in der Hauptsache durch die
Ver
einigung in einer
Hand
nur gewinnen knnen. Dies gilt
auch
dann,
wenn, wie in Preuen teilweise zugelassen,
die Polizeigeschfte nicht von dem Brgermeister,
s -
dern
von einem anderen Mitglied des Ma gistratskolle
giums auftragsweise gefhrt werden, da der Zusammen
hang mit der Selbstverwaltun g auch dann gewahrt bleibt.
Nadl
dem Gesagten wrde
es
besonders bedauerlich
sein, wenn der Vorteil, den der Zusammenhang zwischen
Selbstverwaltung
und
Ortspolizeiverwaltung gerade in
den Mittel-
und
Kleinstdten
fr die Durchfhrung des
zivilen Luftschutzes bietet, durch unangebrachte
Ein
schaltung anderer Stellen beeintrchtigt wrde. Dies
gilt insbesondere fr k r eis a n ge h r i g e Stdte, bei
denen die Einschaltung der Kreispolizeibehrden leicllt U
Schwierigkeiten
fhrt.
Andererseits ersclleint das
Ein
greifen der Kr e i s polizeibehrden (Landrat) berall da
no t wen
d i
g wo
- in vorwiegend lndlichen Gebieten
- aus besonderen rtlichen Grnden z. B. Vorhanden
sein eines Groindustriewerkes oder
Knotenpunktes)
ein Luftschutz geboten erscheint, ohne
da
eine lei
stungsfhige Ortspolizeibehrde vorhanden ist.
Unan
gebracht aber erscheint
es
wenn in einem Landkreise
mit
kreisangehrigen
Stdten und
leistungsfhigen
Ortspolizeiverwaltungen
die Landrte in die rtlichen
Angelegenheiten des zivilen Luftschutzes sich einschaHen
wrden
unter
Beiseiteschiebung oder gar Ausschaltung
der
zustndigen Ortspolizeibehrden. Denn die Kreis
polizeibehrde steht nicht
nur
allen rtlichen Fragen,
um die es hier in erster Linie geht, naturgem viel
ferner als die Ortspolizeibehrde, sondern es wren
auch - was vielleicht
am
schwersten wiegt - durch eine
solche Einschaltung die oben angedeuteten Vorteile
der
rtlichen Zusammenarbeit zwischen Polizei- und Selbst
verwaltung
zum Nachteil des Luftschutzes von
vorn
herein beseitigt oder gestrt. Dies gilt besonders fr
die Bildung der Luftschutzbeirte, die
so
nach dem
klaren
Wortlaut
der
preuischen Richtlinien) eine
durchaus r t I i
ch
e A n
gel
e gen h e i t sind und sein
mssen, wenn sie eine a r be i t
5
f h i g e Zusammen
fassung
der
wichtigsten am zivilen Luftschutz
inter
essierten
Krfte
bilden sollen.
Da
im brigen bei unangebrachter Ausschaltung
der
stdtischen Ortspolizeibehrden auch die freudige und
selbstverantwortliche
Mitarbeit
der stdtisdlen Selbst
verwaltung
zum Schaden des
Ganzen
leiden mte,
wre
eine weitere voraussehbare Folge solcher Fehl
organisation.
Es ist
daher im
Interesse reibungsloser
Durdlfhrung
des zivilen Luftschutzes besonders zu begren,
da der
Preuische Minister des
Innern
durch einen
Runderla
vom
2.
April
1932 die
Ober- und Re
gierun
gs
prsiden
ten ausdrcklich angewiesen hat,
mit der Durchfhrung
der
Organisation
des Luftschutzes im Landkreise die
Landrte,
in kreisangehrigen S t d t e n
aber
die
P o
-
I i z e
iv
e r
w a l
t e r zu beauftragen.
Abweichend
von
den Verhltnissen in der Grostadt
wird sich vielfach auch die p s y c
ho l
0 gis
ch
e Vorbe
reitung des zivilen Luftschutzes in der Klein- und Mittel-
28
stadt gestalten. Sie
wird
in mancher Beziehung leichter
sein, schon weil die wirksame Interessierung aller willigen
und braucllbaren Krfte in den bersichtlichen Verhlt
nissen der kleineren Stadt besser durchzufhren ist als
bei den strker auseinanderstrebenden Tendenzen der
Grostadt. Stellt sich der Brgermeister in seiner dop
pelten Eigenschaft als Leiter der Selbstverwaltung und
Polizeichef an die Spitze der Luftschutzarbeit, so
wird
ihm die Interessierung der Brgerschaft, die Gewinnung
der geeigneten
Or
ganisationen, Vereine und Persnlich
keiten
nidlt
schwerfallen.
Der
-
oft
als lstig emp
fundene - vielfach
traditionelle
K 0 n n
ex
zwiscllen
Brgermeister
und
Vereinsleben in kleinen und mittleren
Stdten kann hier eine auerordentlich ntzliche Aus
wirkung finden.
Auch die Mitarbeit und rtliche Resonanz der p r i -
va t e n
Or
ganisationen, welche die Frderung des zivi
len Luftschutzes zum Ziele haben, so
i n s b ~ s o n d e r e
des
durcll Zusammensclllu von Luftschutz E. V. und
Luft
schutz Li
ga
entstandenen
Luftschutzverbandes wird
in
kleinen
und mittleren
Stdten strker von
der
Ein
stellung der Stadtverwaltung abhngig sein als in den
Grostdten. Es
wird
sich
darum
handeln, diese Organi
sation bei ihrer in diesen Wochen in allen in Frage
kommenden Stdten einsetzenden
u f k l r u n g s a r b ~ i t
seitens der Selbstverwaltung nicht nur ideell zu
unter
sttzen, sondern, wo dies rtlicll mglich und nach der
Gre
der
Luftgefahr fr die
betreffende Stadt
berech
tigt erscheint, auch finanziell
zu
untersttzen. Denn
ber eins
mu Klarheit
sein:
d ie ps
y cll0 log i s
ch
e
V o r b e r e i t u n g
d e r B e v l k e r u n g a u f den
z i v i l e n
L u f t s c h u t z f r welche
d i e s e
pr i -
v a t e n K r f t e den
B o d e n b e r e i t e n w o l -
l e n i s t
nicht wich t ig
g e n u g e i n z u -
sc l l tzen
u n d w i r d durch k e i n e r l e i
tech-
nische u n d o r g a n i s a t o r i s c h e
V o r b e r e . i -
t u n g e n b e h r d l i m e r s e i t s
b e r f l s s l g
ge m
a m t
.
Dabei
zeigt schon die bisherige
Erfahrung
die . be
merkenswerte Tatsame,
da
das Interesse
ffenthmer
und
privater
Stellen an Luftsmutzfragen in kleineren
Stdten teilweise l eb h a f t e r ist als in
Grostdten.
Dies
erklrt
sidl
wohl
im wesentlichen daraus,
da
die
Fragen der
Selbstverteidigung
und
des Selbstschutzes -
um die es
ja
smlielich beim zivilen
Luftsmutz
geht -
in der weniger
komplizierten
geistigen
Atmosphre der
kleineren Stdte noch einheitlicher
und rimtiger
in
ihrer
wirklimen
Bedeutung gesehen werden als in
der
Gro
stadt .
Dem Hauptmittel
psychologismer Massenbeeinflus
sung,
der P r
e s se
kommt
fr den zivilen Luftsmutz
aum
in
der
Klein- und
Mittelstadt
besondere Bedeutung
zu.
Die
geringere
parteipolitisme Aufspaltung
der klein
stdtischen Presse gibt
ihrer Heranziehung
bei
der In
formation der Brgersmaft und der Mitarbeit am Luft
schutz eine
andere
Bedeutung als
der
hastigen, von
einer
Stunde zur anderen
sich berholenden Grostadt
presse.
Die
in der kleinen
Stadt
regelmig guten, viel
fam engen Beziehungen zwischen Stadtverwaltung bzw.
Polizeichef
und
Ortspresse bieten leicllter die Mglich
keit,
durm
sachlime
Vortrge
und
Informations
besprechungen
mit der
Presse diese
audl
ber den bloen
l\iachrimtendienst hinaus positiv
frdernd
in den Dienst
des
Luftsmutzgedankens
zu stellen.
Der Bekmpfung
von
Smauermrdlen und
unrichtigen Auffassung
en
insbe
sondere ber die temnischen Voraussetzun
ge
n
und
Mg
limkeiten der
Luftgefahr
und
des Luftschutzes, wie sie
in der Presse nicht nur der kleineren Stdte sich viel
fam schon eingeschlichen haben, kann auch durm soldle
offene Aussprachen am leichtesten entgegengearbeitd
werden.
Insbesondere die Bildung der rtlichen
Lu
f t s
ch
u t z
bei r t e - in denen der Ortspolizei verwalter alle
zur Mitwirkung am rtlichen Luftschutz beteiligten
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.6 Juni 1932
9/24
Stellen
(Stadtverwaltung mit
allen in Frage kommen
den Zweigen, Reimsbahn, Reimspost, Rotes Kreuz,
Arztesmaft,
Temnisme
Nothilfe usw.)
z u s m m e n f s s ~ n
soll - ist in der Klein-
und
Mittelstadt r e i b u n g
5 -
los e r zu ges talten als in der
Grostadt. Nimt
nur
kennt der Polizeiverwalter
vielfam
besser die Einstel
lung
und
Arbeitsweise der betreffenden Organisationen,
sondern
es
wird ihm aum, soweit er als Brgermeister
zugleim die stdtisme Selbstverwaltung
fhrt,
psymo
logism die Zusammenarbeit mit diesen polizeilimem
Einflusse
leimt
widerstrebenden
Krften
erleimtert.
Hin zu kommt, da die Zusammenarbeit mit der Haupt
gruppe, der Stadtverwaltung selbst,
mit
ihren unent
behrlichen Verwaltungszweigen nam dem Obengesagten
natrlim wesentlim leimter ist, als wenn Polizeiprsi
dent und Oberbrgermeister nebeneinander her wirke:l.
Auf 0 r g a n i sa
t o r
i s m e m Gebiete wird sim die
notwendige Fhlungnahme und Zusammenarbeit mit
den anderen fr den rtlimen Luftsmutz wimtigen
Stellen: mit Reidlsbahn, Reimspost,
Industrie
usw. in
den kleinen und mittleren
Stdten
in der Regel leimter
bersehen und reibungsloser ges talten lassen als in der
Grostadt, wo zu viel durmeinanderflieende
Fden
und eigenwillige
Tendenzen
die Arbeit
leimt
ersmweren.
And
ererseits
wird
sim
in
manmer
Klein-
und
Mittel
stadt die Organisation des zivi len Luftschutzes eher
dan3.m bestimmen,
da
die berragende Bedeutung einer
e in ze in
e n Anlage (Versmiebebahnhof,
Knotenpunkt
oder Groindustrieanlage) die eigentlime
Ursame
der
rtlichen
Luftgefahr
ist. Danam wird sim vielfach eine
besondere K 0 n zen
t r i
e
run
g der Vorbereitungs
arbeit und die
Notwendigkeit
besonders enger Fhlung
mit der fr diese Anlage zustndigen Stelle fr die
Stadtverwaltung
ergeben, was nicht immer gerade eine
Vereinfachunp der Arbeit bedeuten wird. Im brigen
wird
die in der Regel - nicht immer - aufgesmlos;,c
nere
und
niedere
B au
w
eis
e der kleinen
und
mitt
leren
Stdte
(vielfam von G r t e n durmsetzt) eine
v: esentlime
Milderung der
Luftgefahr
bedeuten, ebenso
wie der geringere
und
dadurd1 be r s eh b a r e Um
fan g des gefhrdeten Gebiets sowohl die Einteilung bei
der Vorbereitung wie die bersimtlimkeit und Smnel
ligkeit des Einsatz
es
im Ernstfalle erleimtert. Anderer-
seits ist
nimt
zu verkennen, da die vielfam 1 t e
r en
Bau w e r
k e gerade der kleineren
Stdte
(hlzerne
Damkonstruktion )
ebenso wie das bei ihnen
z u m i ~ t
strkere Hervortreten des wid1tigen Stadtkerns und der
f f e n t 1 i m e n G e b u d e und wimtiger I n d u -
S
t r i
e a n 1 a gen im Gesamtbild eine strkere
Gefhr
dung dieser Bauwerke und Anlagen
zur
Folge haben
knnen, als z.
B
in dem ausgedehnten Raume einc:r
Grostadt,
in welmem einzelne Bauwerke und Anlagen
als besonders gefhrdet eher zurcktreten.
Ungnstiger als in der
Grostadt
liegen die
Verhlt
nisse in der Klein- und Mittelstadt vielfam, was die
te c h n i s c h e Vorbereitung und Durmfhrung des zi
vilen Luftsmutzes angeht. Denn einmal wird die Aus
rstung von Feuerwehr,
Nothilfe,
Sanittstrupps, Auf
rumun
gs
-
und
Entgiftungstrupps mit den notwendigen
Hilfswerkzeugen
und
Sd1utzgerten hier smwieriger
sein als in der Grostadt, zumal sie in der Kleinstadt
zumeist eine vllig neue Aufgabe bedeutet. Aber
aum
die bunpsmige
Erprobung
der getroffenen Manah
men
wird
manmen in den besonderen Verhltnissen der
kleineren Stadt gelegenen Schwierigkeiten begegnen, auf
die hier nidlt weiter eingegangen werden soll. Anderer
seits ist nimt zu verkennen, da die leimtere berseh
barkeit
der Verhltnisse in der kleineren
Stadt
und
das
strkere Zusammengehrigkeitsgefhl ihrer Brgersmaft
in
manmer
Beziehung eine strkere zentrale Zusammen
fassung der
rtlimen Luftsmutzmanahmen und
damit
eine schnellere und einfamere Durmfhrung mglid1
mamen. Die preuisme vorlufige Ortsanweisung fr
den Luftsd1Utz der Zivilbevlkerung
trgt
diesem Ge
danken sd10n zutreffend Redmung.
Auf alle hiermit zusammenhngenden Fragen soll
aber, wie oben gesagt, nid1t weiter eingegangen werden.
Sie zu errtern, mag einer besonderen Betrad1tung;
berlassen bleiben.
Hier
sollte in
Krze
angedeutet
werden, wie die Klein- und
Mittelstadt
dem zivilen
Luftsd1utz in psyd1ologisd1er
und
organisatorisd1er
Hill
sid1t eine besondere Aufgabe stellt, wie aber aud1 die
Bercksid1tigung dieser Besonderheiten im Interesse einer
erfolgreichen Gestaltung des zivilen Luftsd1utzes selbst
liegt .
Der zivile Luftschutz im usland
A
G e
s Ie r .
Berlin
Entgegen frherer Jahre sind die Verffentlimungen
im Auslande ber die Arbeiten des zivilen Luftsd1Utzes
in letzter Zeit nid1t mehr so zahlreim; im Hinblick auf
die zurzeit nom tagende Abrstungskonferenz verdient
dies besondere Erwhnung. Die Tatsame lt vermuten,
da in fast allen Staaten die behrdlimen Organe die
Zgel straffer in die Hand genommen haben, um da
durm
zu verhindern, da etwa Unerwnsmtes ver
ffentlimt wird. Unter diesem Gesimtspunkt schei lt
es
daher besonders interessant, einmal zu untersud1en,
was das Ausland auf dem Gebiete des zivilen Luft
smutzes bisher geleistet hat, wobei die Arbeiten der
neuesten Zeit, soweit sie bekanntgeworden sind, be
vorzugt behandelt werden sollen.
In olen ist das ausfhrende Organ fr alle Luft
smutzarbeiten die L i g a f r L u f t - u n d G a s -
ab weh r LOPP. (Liga O
brony
P
owietzony
P austawa),
die, unter immer strengerer behrdlimer Aufsimt
stehend, im letzten Jahre das Smwergewimt
ihrer
Be
ttigung in die westlimen
Grenzbezirke
des Landes
ver
legt ha t . Besonders rhrig ist sie in Pommerellen und
in den an Obersmlesien grenzenden Bezirken gewesen.
Zeitungsnamrid1ten zu folge soll
nam
einer im
Herbst
vongen Jahres stattgefundenen Zhlung ihre Mitglie
derzahl
allein in Pommerellen
auf etwa
5 0 0 0 0
d. h.
also auf das
Doppelte
von 1930 gestiegen sein. Mit
besonderer Sorgfalt nimmt
man
sim neuerdings der
Jugend an. Es werden sogenannte Smulzirkel einge
rimtet,
in denen den Smlern durdl Informationsvor
trge an
Hand
von Modellen und vermittels reid1
halti ger Bibliotheken das Wesen der Fliegerei und des
Luftsdlutzes klargemamt wird. Flugwomen und Aus
stellungen werden in groer Zahl veranstaltet; sie
dienen zur Geldwerbung und dokumentieren nad1 auen
die enge Zusammenarbeit zw ismen Verein und Behr
den. Die
Aufrufe
zu derartigen Veranstaltungen, Flug
bltter der Liga, tr agen im allgemeinen die Untersmrift
hd1ster Regierungsbeamten. Wie in frheren Jahren
wird aum I931
davon
berimtet, da gelegentlim einer
im Juli in ganz Polen stattgefundenen Sammlung fr
die Luft- und Gassmutzliga alle Behrden und alle
Privatunternehmungen
angewiesen wurden, bei
Ein-
und
Auszahlung
von
Geldbetrgen IO% fr die Liga in
Anremnun
g zu bringen. Darber hinaus
bettigt sim
die Polizei gelegentlim von
Flugwomen der
LOPP. an
der
Sammlung von Geldern
fr
die Vereinskasse, die
9
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.6 Juni 1932
10/24
dafr ihrerseits grere Betrge der Sammlungen der
Regierung zur Beschaffung solcher Einrichtungen zur
Verfgung stellt, wofr es dem Staat an Mitteln fehlt.
Um die Weiterentwicklung der Arbeiten der Liga
zu sichern, sind in den letzten Jahren grere Betrge
aus ffentlichen Mitteln
zur
Verfgung gestellt. So
wei
z.
B. die Polska Zachodnia in Kattowitz vom
27. 11. 1931 zu berichten, da Summen bis zu 400000
Zloty den ffentlichen Kassen entnommen wordc:n
sind. Ein wesentlicher Teil der Betrge soll als Beihilfe
fr
den Bau der zivilen Gasschutzschule in Warschau
verwandt werden, fr den vor 2 Jahren die Regierung
bereits Grund und Boden gab.
Behrdlicherseits verwendet man grte Sorgfalt auf
die Ausbildung der Eisenbahner im Luft- und Gasschutz.
Als Grundlage dient hierbei die bereits 1927 erlassene
V 0 r I u f i g e Vor s
ch
r i f t g e gen F I i e g e r
und
Gas ang r i f f e
auf
den L in i e n der
po l ni s cll e n S t a a t sei sen ba h n e n , die 19.28
durch den K a t e ch i s mus f r Eis e n b ahn e r
ergnzt wurde. In 10tgigen Kursen werden
Instruk-
teure des Gasabwehrdienstes bei der Eisenbahn aus
geQildet. Ein am Schlusse des Lehrgangs ausgehndigtes
Diplom berechtigt zur Ausbung der Lehrerttigkeit im
Gasabwehrdienst der Eisenbahn.
In der
Tschechei
galt zunchst die Sorge der
Schaffung einer militrischen Abwehr.
In
verschiedenen
bungen,
deren letzte und grte im
Herbst
1930 in
der
Gegend von
Olm
t z stattgefunden hat, wurde
dieses Instrument der Landesverteidigung erprobt . Die
Ergebnisse waren zufriedenstellend. Gleichzeitig wurde
jedoch von der
Pre
sse betont,
da
der zivile Luftschutz,
der in der Hauptsache der Zivilbevlkerung zufalle,
noch keineswegs befriedigend sei . Die Folge hiervon
ist,
da
Anregungen, die bereits im Mai 1930 vom
National
verteidigungs - Ministerium zur tatkrftigeren
Bettigung aller Kreise
auf
dem Gebiete des zivilen
Luftschutzes gegeben wurden, wieder aufgegriffen
wur-
den. An die Spitze des damals
ge
bildeten Beirates fr
die passive Fliegerabwehr fr die Zivilbevlkerung
tritt
nunmehr der Vorsitzende des Nationalrates. An
einer vor kurzem einberufenen Vollversammlung dieses
Ausschusses nehmen magebende Vertreter aller Be
hrden, insonderheit der Wehrmacht, teil.
Der
Ge
schftsfhrer des Beirates, ein aktiver Oberst, teilt
u. a.
mit,
da
beabsichtigt sei, in allen Stdten Ausschsse
zu bilden, deren Aufgabe in erster Linie die Aufklrung
der Bevlkerung sein soll. Des weiteren sollen diese
Ausscl1sse
an der Erkundung und Bereitstellun g von
Zufluchtsttten sowie der Vorbereitung der Organi
sation des Sam
ar iterdienstes mitarbeiten. Ebenso wie
in Polen finden auch in der Tschechei grozgig auf
gezogene Flugtage statt, deren letzter Zweck die Geld
werbung ist. Solche Veranstaltungen erfreuten sich
~ i s h e r der weitestgehenden Untersttzung der staat
hchen und kommunalen Behrden.
In bau I i
ch
er Beziehung ist man behrdlicl1erseirs
bestrebt, durch Festlegung bestimmter Richtlinien zu er
reichen, da die Kellerrume neugebauter ffentlicher
Gebude
so
eingericl1tet werden, da sie gegebenenfalls
gegen Splitter und gegen Gas Schutz gewhren.
sterreich
hat bisher keine zusammenfassende Luft
schutzorganisation; verschiedene Ministerien, vor allem
das Bundesministerium fr Heerwesen, befassen sich
aufbauend auf berlieferung aus dem Weltkriege
mi,t
dem Schutz des Heimatgebietes gegen Fliegeran
gnffe.
U. a. wurde ein Luftsphdienst der Heimat
organisiert, der durch besonders fr den Flugmeldedienst
b i l d e t e ~ m i l i z a r t i
g ~ s Personal besetzt
wird;
auch
Will
das Mlnlstenum fur Handel und Verkehr
In
Zu
kunft
bei Bahnhofneubauten die Forderungen d e ~ Luft-
schutzes bercksichtigen. In neuester Zeit haben unter
Leitung der Gemischten Kommission fr zivi len Luft-
13
und
Gasschutz in einigen Std ten Gasschutzkurse statt
gefunden; deutsche Ingenieure waren hierbei als Lehrer
magebend beteiligt
1
.
In Ungarn werden die Fragen des Luftschutzes
bei ffentlichen
und
privaten Veranstaltungen leohah
errtert. Es ist dies um
so
bemerkenswerter, als ma l
eigentlich annehmen sollte, da in Ungarn infolge da
aufgelockerten Bauweise im ganzen Lande - das Ge
hftesystem - die Angriffsmglichkeiten wesentlich ge
ringer eingeschtzt we rden, als in anderen Staaten. Der
ungarisd1e Luftschutz
wird
sich somit im wesentlichen
auf
die einzige groe Stadt des Landes, B u d a pes t ,
beschrnken knnen.
Von den Balkanstaaten liegen nicl1t viel Nad1richten
vor. Zum Teil hat dies seinen Grund darin, da in
diefen Lndern,
Rumnien Jugoslawien Bulgarien
Griechenland
bisher
so
gut wie nichts fr den zivilen
Luftschutz getan ist. In der Hauptsache aber mag es
wohl daran liegen, da das wenige, was geschehen ist,
sich auf die militrische Abwehr bezieht, die gerade in
diesen Lndern, infolge der ausgedehnten Spionage,
ngstlich behtet wird. Lediglich aus hin und wieder
in der Tages- und Fachpresse erscheinenden Artikeln ist
zu schlieen,
da
man
si
ch mit den Fragen des Luft-
und
Gasschutzes beschftigt. Erfreulich ist,
da
die
Literatur dieses Gebietes, ursprnglich fast vllig unter
franzsischem Eindruck stehend, neuerdings
aum
deutsche Arbeiten mit aufnimmt.
In Rumnien hat
das Heeresministerium Tech
nisdle Instruktionen herausgegeben, in denen neben
grundstzlichen Bestimmungen, Alarmvorschriften -
auch fr Smulen und Kindergrten - sowie Richtlinien
fr den Gassmutz der aktiven. der passiven Bevlke
rung und der Industrie behandelt werden
2
.
Von
Italien
ist bekannt,
da
nach langem
Hin
und Her zwischen den einzelnen Ministerien das Gesetz
vom 18. Februar 1931 Klarheit in die
Or
ganisation des
milizartig
u f g e z o ~ e n e n
Luftschutzes brachte. Dieses
Dekret
bestimmt
n
seinem ersten Artikel,
da
die
territoriale Luftschutzmiliz eine Sondertruppe der
Natio-
nalen freiwilligen Sicherheitsmiliz (Milizia Volontaria
Sicurezza Nationale) sei und als solche
ge
meinsam mjt
den Abwehrformationen der aktiven Streitmacht den
L
uftschutz in Friedenszeiten vorzubereiten und
im
Kriege auszufhren habe .
Hiermit wird
der Schwer
punkt
der Verantwortlichkeit auf die militrische Be
hrde gelegt. Besonders
klar wird
dies in den zum
Gesetz erlassenen Ausfhrungsbestimmungen ausge
drckt.
Hier
heit
es
in Ziffer 6:
Die
Ausarbeitung
der Organisationsplne des Luftschutzes, der syste
matische Ausbau des Verbindungs- und Nachrichten
dienstes sowie alle technischen Materialfragen sind aus
sd1lielich Sache des Groen Generalstabes und der Ge
neralkommandos. Die Gesamdeitung der Luftschutz
or
ganisation liegt in den
Hnden
der hcl1Sten Verteidi
gun gskommission. Lediglich Verwaltung und Personal
ersatz sind Sad1e der MVSN.
Das Personal der Luftschutzmiliz setzt sich zusammen
aus nichtmilitrpflichtigen jungen Leuten; auerdem
knnen nimt mehr Kriegstaugl iche , Aus
gem
usterte und
Inva liden der lteren Jahrgnge (ber 40) einberufen
werden.
Wie in anderen Staaten ist auch in Italien z u n c h ~ t
ein guter Luftbeobachtungsdienst organisiert worden.
Die Flugwachlinien verlaufen entlang der Grenze. Die
Abstnde der Flugwachen voneinander betragen unge
fhr 8 bis 10 km. Auerdem sind alle gr eren und
wichtigeren Stdte mit besonderen Alarmkreisen um
ge ben. Vorlufig sttzt
si
ch dieses Beobachtungsnetz
auf die Leitungen des ffentlichen Verkehrs, jedoch
wird
ein besonderes Flugmeldenetz angestrebt.
) Gass
c
hutz und
Lulh
chutz ', Aprilhelt S.
90
(1932) .
)
Ga.schutz und
Luftschutz ,
Januarhclt S.
15
(1932) .
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1932 Nr.6 Juni 1932
11/24
Auf den vorjhrigen groen Ausstellungen in Rom
und
Mai
I a n d
wurde
durch behrdliche Stellen dem
G ~ b i e t e des Gasschutzes erhhte Aufmerksamkeit ge
~ l 1 d m e t Die Chemieabteilung des Heeres zeigte die
von
Ihr bzw. mit
ihrer
Hilfe entwickelten Gasschutzvor
richtungen fr die Zivilbevlkerung. Es sei
ferner
er
whnt, da man seitens der Regierung das Ziel ver
folgt, einzelne wichtige
Industrien
aus der westlicht 11
~ o m b r d e i in Gegenden sdlich des
Apennin,
d. h. a l
so
In weniger gefhrdete Bezirke, zu verlegen.
In gleichem Mae und mit gleicher Grndlichkeit be
fat sich die neutrale S ch w e i z seit langem sehr ein
gehend mit der Erforschung des Gasschutzproblems. D3s
bemerkenswerteste Ereignis des
letzten
Jahres
auf
die
sem Gebiete
war
die
von
der eidgenssischen Regierung
Anfang Novem ber in Bern einberufene
Gas
s ch u tz -
k
0
n f
e r
e n Z3). An dieser Konferenz, deren Pro
gramm in der Einladung mit den Worten:
Orientie
rung, Aussprache
und
Entgegennahme von Vorschlgen
ber die Organisation des Schutzes der Zivilbevlke
rung gegen den chemischen
Krieg
umrissen war,
nahmen
rund
170
Vertreter
der
verschiedensten Stn de,
Beamte aller Bundesdepartements, Abgeordnete
der kan
tonalen Regierungen und
der
Stdte ber
1 0 0 0 0
Ein
wohner
u. a. m. teil. Aus der fast einstimmig gefaten
Entsd1lieung sei hier
nur
ein Satz
erwhnt
:
Die Kon
ferenz ersucht den Bundesrat, seine
Arbeit zum
Schutz
der Zivilbevlkerung gegen den chemischen Krieg fort
zusetzen und in Verbindung mit den
kantonalen
und
kommunalen
Behrden sowie den in Betrad1t kommen
den
Or
ga n isationen die geeigneten Manahmen unver
zglid1 in die Wege zu leiten. " Auch die Schweizer
Sozialdemokratie untersttzte die Bestrebunge n der
Konferenz.
In
der Begrndung fr diesen Beschlu
heit es: Leider liegt der Entscheid ber Krieg und
Frieden nicht bei unserer kleinen Schweiz . Mit dem
guten Willen allein ist
es
nicht getan.
Wir
mssen
erkennen, da die internationalen Garantien zur Ver
hinderun
g
knftiger
Kriege nicht ausreichen,
da
die
Welt in Waffen steht und da Kriege in Europa durch
aus im Bereich der Mglichkeiten liegen
.
In Frankreich bekennt sich die Regierung durch
ihre Erklrung vom 8. Januar 1931, die letzten Endes
Veranlassung fr die Ernennung Petains
zum
General
inspekteur des Territorialen Luftschutzes gewesen ist,
erneut und mit besonderem Nachdruck fr die
Durch
fhrun g von Luftschu tzmanahmen.
In
dieser von
ver
schiedenen Ministerien gemeinsam verfaten Erklrung
heit es u. a.:
In
Anbetracht
der groen Gefahr, welche
dem Lande im Falle eines Krieges durch das neue
Angriffsmittel, die Luftwaffe, erwchst, ist die Frage
des Luftschutzes
von auerordentlicher
Bedeutunl?' Es
gibt hier se
hr
umfan
gre iche
Arbeit
zu leisten." SeItdem
steht die Luftschutzarbeit, die bis
dahin
durch Re
ss
ort
schwierigkeiten nicht recht weitergekommen war, unter
der
energischen
Fhrung
des franzsischen Marschalls.
Ein festes
Programm, weld1es bis
zum 1 .
Januar 19.>5
durd1gef
hrt
werden soll, ist aufgestellt
worden. Die
Zeitungen berichten von
der
Teilnahme
Petain
s an den
verschiedenen Luftschutzbungen, an Besprechungen
und
Sitzungen
der
gro en
Stdte,
wobei er, a
us
seinen
reichen E rfahrungen schpfend, Richtlinien fr die
zweckmigste Organisation des ihm anvertrauten Ge
bietes gi
bt
.
Durch eine vor kurzem vom Ministerprsidenten
un
terzeichnete
Instruktion
fr die praktische Durch
fhrung
des zivilen Luftsd1Utzes"4)
werden
Verantwor
tung und Arbeitsumfang
der
einzelnen Behrden genau
f e s t ~ e l e g t
Insbesondere sind die Zustndigke iten der
Mihtr-
und Zivilbehrden bestimmt worden.
Organi
satorisch legt die Anweisun g Landesdepartements fest,
in denen die Prfektur fr die Durchfhrung aller
Luftschutzmanahmen zu sorgen
hat.
Hierbei
wird
be
sonderer Wert auf eine einheitliche und sachliche Auf-
klrung der Bevlkerung' gelegt.
Neuesten
Nachrichten
zufolge sollen die Organisationen der Reserveoffiziere
zu
diesen Aufgaben herangezogen werden. Darber
hinaus ist beabsichtigt, auch die Reserveunteroffiziere
an
diesen Arbeiten zu beteiligen. Die Unterweisung der
genannten Organisationen liegt in den Hnden hoher
franzsischer Militrs. Hinsichtlich der Finanzierung
bestimmt die Anweisung, da der Staat die notwendigen
Ausgaben fr die
Verwaltungsbehrden
durch die
groen ffentlichen Einrichtungen deckt, und die
kom
munalen Behrden
fr
solche Ausgaben aufzukommen
haben, die unmittelbar zum Nutzen der Allgemeinheit
sind.
In einer krzlich stattgefundenen
Sitzung
der Com
mission Departementale
de
la Defense de Paris hat
man
sich besonders eingehend mit dem Schutz
der
Hauptstadt beschftigt
und
neue Richtlinien
zu
diesem
Zwed,e aufgestellt. Nach Meldung
der
Pariser Presse
liegt die theoretische
und
praktische Bearbeitung der
Organisation drei
Kommissionen') ob, in denen Ver
treter
aller
Behrden sowie solche der
Feuerwehr
und
des
Roten
Kreuzes sind.
Ebenso wie in Italien
hat
man auch in Frankreich
vordringlich den F
lug
m e Id e
d ie
n s t organisiert.
Die Fhrung der 80 km voneinander entfernt liegenden
Beobad1tungslinien hngt ab von der Bedeutung eines
Gebietes fr die Landesverteidigung, von der wirtschaft
lichen
Struktur
und der Bevlkerungsdichte.
Das
so
entstehende Nad1fichtennetz ist demnach mit bestimmten
Schwerpunkten versehen und unregelmig. Der Ab
st.and der
B e o ~ a c h t u n g s p o s t e n
voneinander b e t r ~ g t
1 0
bIS
13
km. DIe Meldungen
werden
nach MglIchkert
auf eigenen Leitungen an besondere Meldesammel
stellen gegeben, von wo aus sie an die militrischen
Verteidigungsorgane, die zivilen Behrden innerhalb der
Masche, und an benachbarte Meldesammelstellen ge
langen. Fr die Besetzung des Flugmeldedienstes ist
besonders gut ausgebildetes
Personal
vorgesehen.
Neuerdin
gs
wird
in
Frankreich
viel
Propaganda fr
die Ausrstung der gesamten
Zivilbevlkerung
mit Gas
masken betrieben
6
.
Im Daily Telegraf vom 1. 12.
1 931 ist zu lesen, da in einem der stlichen De
partements Gasmasken als schnste W