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erschienen in Produktion Ausgabe 7/2017, Seite 16 Technik und Wirtschaft für die deutsche Industrie PRODUKTION NR. 07, 2017 SCHWENDI-HöRENHAUSEN (TBö). Wenn es um die Produkti- on von anspruchsvollen Einzel- teilen und Kleinserien geht, ist Gaden Konstruktion und Proto- typenbau eine gute Adresse. Das Unternehmen verarbeitet nahezu alle zerspanbaren Materialien und hat jetzt den Prozess des trochoi- dalen Fräsens für sich entdeckt. Neben der Bearbeitungsstrategie ist ein neuentwickeltes Vollhart- metall-Werkzeug von HAM-Hart- metallwerkzeugfabrik Andreas Maier der Schlüssel des Erfolgs. Der fünfschneidige VHM-Schaft- fräser vom Typ 40-5091 ermöglicht es, bei deutlich längeren Stand- zeiten die Schnittwerte um 65 % zu erhöhen. „Unsere Kunden erwarten stän- dig kürzere Lieferzeiten und das verstärkt den Druck auf die Pro- duktivität“, sagt Harald Gaden. Der Diplom-Ingenieur hat das Unternehmen 2006 gegründet und vor drei Jahren im baden-würt- tembergischen Vöhrenbach eine neue Halle gebaut. Mit seinen Mitarbeitern konstruiert und be- arbeitet er Bauteile aus Stahl, Messing, Aluminium und Titan. Seine Kunden sind Automobilzu- lieferer, Medizintechniker, die Optikbranche und die Luft- und Raumfahrt. „Weil wir ein großes Material-Spektrum bearbeiten, sind wir auf multifunktionale Werkzeuge angewiesen.“ Kopfzerbrechen bereitete ihm und seinen Mitarbeitern das Frä- Fräser schafft mit ruhigem Lauf Vorschübe von 6 500 mm/min HAM hat einen fünfschneidigen VHM-Schaftfräser speziell für das Trochoidal- und Hochgeschwindigkeitsfräsen entwickelt sen eines Bauteils aus Werkzeug- stahl 1.2842 für eine Spritzguss- anlage. Der bisher eingesetzte Fräser brachte in Anbetracht der Bearbeitungszeit und der Ober- flächenqualität nur unbefriedi- gende Resultate. „Das hat einfach zu lange gedauert“, sagt er. Cle- mens Weiss, Technischer Ver- kaufsberater bei HAM, und sein Kollege Mike Schirk, Technische Beratung und Verkauf, nahmen sich des Problems an. Mit Mark Gilly holte man sich einen CAD/ CAM-Spezialisten von SolidCAM ins Boot. Das Software-Haus hat das Modul ‚iMachining‘ entwi- ckelt, das unter Berücksichtigung des zu bearbeitenden Materials, des verwendeten Fräswerkzeugs und den Profilkonturen des Bau- teils die idealen Fräsbahnen für die zeitlich optimierte, dynami- sche trochoidale Bearbeitung er- rechnet. Die Projektpartner fuh- ren erste Versuche mit dem VHM- Schaftfräser im HAM-Technolo- giezentrum am Standort Schwen- di-Hörenhausen. HAM hat den fünfschneidigen Fräser speziell für das Trochoidal- und Hochgeschwindigkeitsfräsen entwickelt. Die besondere Geo- metrie mit ungleicher Drallstei- gung sorgt für eine sehr gute Spanabfuhr und leitet die bei der Fräsbearbeitung entstehende Wärme gezielt in den Span ab. Beim Schruppen und Schlichten erzielt der Fräser ein hohes Zeit- spanvolumen und überzeugt durch ruhigen Lauf und eine sehr gute Oberflächenqualität. Beim Umfang- und Konturenfräsen er- zielt das Werkzeug zudem hohe Kontur- und Profilgenauigkeiten. HAM bietet den Fräser in Durch- messern von 6 bis 20 mm an. Nach den erfolgreichen Fräsver- suchen im HAM-Technologiezen- trum wurde das Werkzeug von allen Projektbeteiligten an der CNC-Maschine vor Ort eingefah- ren. Da der VHM-Schaftfräser von HAM die Bearbeitungswärme ge- zielt über den Span ableitet, fertigt man bei Gaden das Bauteil nun in der Trockenbearbeitung und ver- zichtet auf den Einsatz von Emul- sionen. „Das bringt enorme Vor- teile, Emulsion ist teuer und muss mehrmals im Jahr entsorgt wer- den, zudem steht dann die Pro- duktion“, berichtet Harald Gaden über den Zusatznutzen. „Selbst Bauteile aus Edelstahl habe ich bereits mehrmals trocken bear- beitet. Mich hat das Werkzeug vollkommen überzeugt“, sagt Ju- niorchef Patrick Gaden. Das neue VHM-Fräswerkzeug von HAM arbeitet mit Schnittge- schwindigkeiten von 331 m/min und ist damit 65 % schneller als die frühere Lösung. Vorschübe von 4 890 bis 6 500 mm/min und seit- liche Zustellungen von 1,47 mm bei einer Schnitttiefe von 32 mm und 3,2 mm bei einer Frästiefe von 6 mm waren mit dem bisherigen Werkzeug undenkbar. Durch die Optimierung des Bearbeitungs- prozesses mit SolidCAM reduzier- te sich der Umschlingungswinkel von bis zu 180 Grad auf Werte zwischen 15 und 35,3 Grad. www.ham-tools.com Gaden Konstruktion und Prototypenbau bearbeitet mit dem HAM-Fräser 40-5091 ein Bauteil aus Werkzeugstahl. Neuentwicklung von HAM: Die Vollhartme- tall (VHM)-Schaftfräser 40-5091 eignen sich speziell zum Trochoi- dal- und Hochge- schwindigkeitsfräsen. Bilder: HAM
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Fräser schafft mit ruhigem Lauf Vorschübe von 6500 mm/min€¦ · das Modul ‚iMachining‘ entwi ckelt, das unter Berücksichtigung des zu bearbeitenden Materials, des verwendeten

Oct 18, 2020

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erschienen in Produktion Ausgabe 7/2017, Seite 16

Technik und Wirtschaft für die deutsche Industrie

16 · Praxis · Produktion · 15. Februar 2017 · Nr. 07

Produktion nr. 07, 2017

S c h w e n d i - h ö r e n h a u S e n (tbö). Wenn es um die Produkti­on von anspruchsvollen Einzel­teilen und Kleinserien geht, ist Gaden Konstruktion und Proto­typenbau eine gute Adresse. Das Unternehmen verarbeitet nahezu alle zerspanbaren Materialien und hat jetzt den Prozess des trochoi­dalen Fräsens für sich entdeckt. Neben der Bearbeitungsstrategie ist ein neuentwickeltes Vollhart­metall­Werkzeug von HAM­Hart­metallwerkzeugfabrik Andreas Maier der Schlüssel des Erfolgs. Der fünfschneidige VHM­Schaft­fräser vom Typ 40­5091 ermöglicht es, bei deutlich längeren Stand­zeiten die Schnittwerte um 65 % zu erhöhen.

„Unsere Kunden erwarten stän­dig kürzere Lieferzeiten und das verstärkt den Druck auf die Pro­duktivität“, sagt Harald Gaden. Der Diplom­Ingenieur hat das Unternehmen 2006 gegründet und vor drei Jahren im baden­würt­tembergischen Vöhrenbach eine neue Halle gebaut. Mit seinen Mitarbeitern konstruiert und be­arbeitet er Bauteile aus Stahl, Messing, Aluminium und Titan. Seine Kunden sind Automobilzu­lieferer, Medizintechniker, die Optikbranche und die Luft­ und Raumfahrt. „Weil wir ein großes Material­Spektrum bearbeiten, sind wir auf multifunktionale Werkzeuge angewiesen.“

Kopfzerbrechen bereitete ihm und seinen Mitarbeitern das Frä­

Fräser schafft mit ruhigem Lauf Vorschübe von 6 500 mm/minHAM hat einen fünfschneidigen VHM­Schaftfräser speziell für das Trochoidal­ und Hochgeschwindigkeitsfräsen entwickelt

sen eines Bauteils aus Werkzeug­stahl 1.2842 für eine Spritzguss­anlage. Der bisher eingesetzte Fräser brachte in Anbetracht der Bearbeitungszeit und der Ober­flächenqualität nur unbefriedi­gende Resultate. „Das hat einfach zu lange gedauert“, sagt er. Cle­mens Weiss, Technischer Ver­kaufsberater bei HAM, und sein Kollege Mike Schirk, Technische Beratung und Verkauf, nahmen sich des Problems an. Mit Mark Gilly holte man sich einen CAD/CAM­Spezialisten von SolidCAM ins Boot. Das Software­Haus hat das Modul ‚iMachining‘ entwi­ckelt, das unter Berücksichtigung des zu bearbeitenden Materials, des verwendeten Fräswerkzeugs und den Profilkonturen des Bau­teils die idealen Fräsbahnen für die zeitlich optimierte, dynami­sche trochoidale Bearbeitung er­rechnet. Die Projektpartner fuh­ren erste Versuche mit dem VHM­Schaftfräser im HAM­Technolo­giezentrum am Standort Schwen­di­Hörenhausen.

HAM hat den fünfschneidigen Fräser speziell für das Trochoidal­ und Hochgeschwindigkeitsfräsen entwickelt. Die besondere Geo­metrie mit ungleicher Drallstei­gung sorgt für eine sehr gute Spanabfuhr und leitet die bei der Fräsbearbeitung entstehende Wärme gezielt in den Span ab. Beim Schruppen und Schlichten erzielt der Fräser ein hohes Zeit­spanvolumen und überzeugt durch ruhigen Lauf und eine sehr gute Oberflächenqualität. Beim

Umfang­ und Konturenfräsen er­zielt das Werkzeug zudem hohe Kontur­ und Profilgenauigkeiten. HAM bietet den Fräser in Durch­messern von 6 bis 20 mm an.

Nach den erfolgreichen Fräsver­suchen im HAM­Technologiezen­trum wurde das Werkzeug von allen Projektbeteiligten an der CNC­Maschine vor Ort eingefah­ren. Da der VHM­Schaftfräser von HAM die Bearbeitungswärme ge­zielt über den Span ableitet, fertigt man bei Gaden das Bauteil nun in der Trockenbearbeitung und ver­zichtet auf den Einsatz von Emul­sionen. „Das bringt enorme Vor­teile, Emulsion ist teuer und muss mehrmals im Jahr entsorgt wer­den, zudem steht dann die Pro­duktion“, berichtet Harald Gaden über den Zusatznutzen. „Selbst

Bauteile aus Edelstahl habe ich bereits mehrmals trocken bear­beitet. Mich hat das Werkzeug vollkommen überzeugt“, sagt Ju­niorchef Patrick Gaden.

Das neue VHM­Fräswerkzeug von HAM arbeitet mit Schnittge­schwindigkeiten von 331 m/min und ist damit 65 % schneller als die frühere Lösung. Vorschübe von 4 890 bis 6 500 mm/min und seit­liche Zustellungen von 1,47 mm bei einer Schnitttiefe von 32 mm und 3,2 mm bei einer Frästiefe von 6 mm waren mit dem bisherigen Werkzeug undenkbar. Durch die Optimierung des Bearbeitungs­prozesses mit SolidCAM reduzier­te sich der Umschlingungswinkel von bis zu 180 Grad auf Werte zwischen 15 und 35,3 Grad.www.ham-tools.com

Gaden Konstruktion und Prototypenbau bearbeitet mit dem HAM-Fräser 40-5091 ein Bauteil aus Werkzeugstahl.

Neuentwicklung von HAM: Die Vollhartme-tall (VHM)-Schaftfräser 40-5091 eignen sich speziell zum Trochoi-dal- und Hochge-schwindigkeitsfräsen. Bilder: HAM

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