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Frauenkörper – Männerkörper und vieles „dazwischen“

Nov 21, 2021

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Sozialisation und Sozialisation und GeschlechtGeschlecht

Frauenkörper – Männerkörper und vieles „dazwischen“

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GliederungGliederungI. Einleitung

II. Zum schwierigen Verhältnis von Sozialisations- und Geschlechterforschung

III. Eckpfeiler einer antiessentialistischen Erforschung der geschlechtlichen Sozialisation

IV. Frauenkörper – Männerkörper und vieles „dazwischen“

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I. EinleitungI. Einleitung

These: Forschungen zur geschlechtlichenSozialisation stehen an!

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1. Die Naturalisierung der Geschlechterdifferenz ist konstitutiv für die bürgerliche Geschlechterordnung (Glaubensvorstellung)

Konjukturen soziobiologischer Erklärungen der Geschlechterdifferenzen

2. Erklärung der PersistenzenPersistenzen in den Geschlechterverhältnissen

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Beispiel: Persistenz familialer Arbeitsteilung

Rückgriff auf

„Körpergedächtnis“, Habitualisierung von Alltagspraxen

Aneignung geschlechtsspezifisch unterschiedlicher Normen

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II. Zum schwierigen VerhII. Zum schwierigen Verhäältnis von ltnis von SozialisationsSozialisations-- und Geschlechterforschungund Geschlechterforschung

Zentral ist: Zurückweisung eines essentialistischenVerständnisses von Geschlecht

Zurückweisung von sex genderBiologie ist kein Schicksal

Sex/Gender-Trennung

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Bislang bestand eine Art Tabu die Erklärung vonGeschlechterdifferenzen als AusdruckAusdruck einersozialisatorisch erworbenen Geschlechtsidentität,von Eigenschaften, Kompetenzen, Fähigkeiten etc.

also auch Zurückweisung, dass Sozialisation Schicksal ist

kein Kern, keine vorgängige Geschlechtsidentität

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Damit verbunden: Erklärung der Geschlechterdifferenzen vornehmlich als Effekte

von sozialen Situationen/Interaktionen

und/oder Resultate gesellschaftlicherStrukturen/Institutionen

Geschlecht als Struktur-und Prozesskategorie aber nicht als Existenzkategorie

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Unterschätzung der Macht hegemonialerDisziplinierungs- und Differenzierungsprozesse,der Notwendigkeit, „Mann“ oder „Frau“ zu werden

und als solche zu existieren

Wobei interessanterweise bei Körper eher Materialisierung gedacht wird als bei Eigenschaften/Identität, Psyche

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III. Eckpfeiler einer antiessentialistischen III. Eckpfeiler einer antiessentialistischen Erforschung der Erforschung der

GeschlechtssozialisationGeschlechtssozialisation

Anti-essentialistisches und (de)konstruktivistischesVerständnis von geschlechtlicher Sozialisation

Geschlechtals historisches gesellschaftlich kulturelles Phänomen

als „Tun“ von Individuen und Institutionen

als „Existenzweise“, hegemonialer Modus der Existenz

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Ontoformative Kraft sozialer Praxen

Geschlecht als imaginäres Selbstverhältnis, das materielle Realität besitzt

Inkorporierung/Materialisierung„männliche“/“weibliche“Denk-, Gefühls- und Handlungsweisen

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Die bestehenden Geschlechterordnungen in den westlichen Gesellschaften sind: patriarchal, heteronormativ, strukturell rassistisch und implizieren einen hegemonialen Diskurs qualitativer Geschlechterdifferenz(en)

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Was geschieht?

Aufgabe ist, das Geschlecht des eigenen (biologischen) Körpers zu werden….

Sex Gender Desire

Biolog. Geschlecht Geschlechtsidentität - heterosexuelles Begehren

Prozess der Vereinheitlichung, Vereindeutigung

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Die geschlechtsspezifische Sozialisation beginnt mit der Geburt bzw. bereits in der pränatalen Phase.

Sie ist ein sowohl passiverpassiver als auch aktiveraktiverVorgang; lebenslang lebenslang und nie abgeschlossen.

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Als erstes geschieht eine sofortige Zuordnungzu einem Geschlecht.

Vom ersten Moment an wird ein Kind als JungeJunge oder MMäädchen dchen wahrgenommen und geschlechtsspezifisch unterschiedlich behandelt.

Das heisst: Eltern und andere Personen verhaltenverhalten sich gegenüber Jungen und Mädchen unterschiedlich, z.B. anderes Anfassen

Auf gleiches Verhalten der Kinder wird unterschiedlich reagiertreagiert, z.B. Reaktion auf Puppenspielen bei einem Mädchen oder einem Jungen

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Ziel ist die Entwicklung einer Geschlechtsidentität/-habitus

• beginnt (spätestens) mit der Geburt

• mit 1Jahr besteht die Vorstellung: Ich bin ein Junge/ein Mädchen

• Lernen identifizierenidentifizieren und darstellendarstellen von Geschlecht

• Übernahme der Geschlechternormen, Verhaltensweisen des eigenen Geschlechts, Orientierung daran Internalisierung Internalisierung und InkorporierungInkorporierung

das umfasst u.a. Körperpraxen, Selbstverhältnisse, Umgang mit Gefühlen, Vorstellungen vom eigenen/anderen Geschlecht

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Das moderne Aufklärungsbuch für Jungs

Ein Mann zu werden ist ganz schön schwer und bringt viele Fragen mit sich. Alles wird anders und irgendwie fremd – aber die Eltern oder die Kumpels zu fragen wäre ziemlich uncool. Deshalb ist diese Gebrauchsanweisung fürs Erwachsenwerden total angesagt. Hier können Jungs von 8–15 alles über Mädchen, Liebe und Sex, Muskeln und Männlichkeit nachlesen und ganz locker bleiben. Im Klartext und nur für Boys.

(Lynda Madaras, Area Madaras, Jung, Junge. Was passiert mit mir und meinem Körper, Goldmann 2003)

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Das moderne Aufklärungsbuch für Mädchen

Die Pubertät ist eine aufregende Zeit, in der es viele „erste Male“ gibt. Damit sich Mädchen nicht allein gelassen fühlen, brauchen sie praktischen Rat. Lyndaund Area Madaras beschreiben ausführlich und detailliert, was mit dem weiblichen Körper passiert, und sprechen offen über Themen wie Menstruation, Liebe, Sex Verhütung. Einfühlsam gehen sie auf Probleme mit dem Aussehen und Gewicht ein und geben nicht nur den jungen Leserinnen wertvolle Tipps, sondern auch den Eltern mehr Sicherheit im Umgang mit ihren Töchtern.(Lynda Madaras, Area Madaras, Mädchen, Mädchen. Was passiert mit meinem Körper für Eltern und Töchter, Goldmann 2003)

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• „Und das war natürlich völlig absurd, was soll denn jetzt -, irgendwie der Bart und so, ist ja eindeutig männlich (lacht), irgendwie was soll das jetzt mit mir als Lesbe so…ich fand das toll, dass ich als Lesbe so männlich sein kann, ohne Mann sein zu müssen.“ (Ebd., 187)

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• „Von daher gab‘s dann doch einige Zeitpunkte, wo ich dann echt überlegt hab‘: Von deinem Inneren bist du ja eigentlich schon‘n Kerl, aber biologisch bist du definitiv ‚ne Frau. Gut, es macht schon ‘nen Unterschied aus, wenn du vom Aussehen her mehr Kerl bist, aber rein innen drinne definitiv all die Sachen hast, die ‚ne Frau nun mal hat, und die Leute in deiner Umgebung dich einfach als Kerl wahrnehmen, weil du willst ja eigentlich als das wahrgenommen werden, was du bist, und du bist eigentlich schon ‚ne Frau. Und dieser Zwiespalt halt einfach immer, ich bin mir nie hundertprozentig sicher, was ich bin, vielleicht bin ich ja auch gar nichts von beidem. (Ebd. 270)

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Entstehung alternativer geschlechtlicher Existenzweisen

Selbstverständlichkeiten der gegenwärtigen heteronormativen Zweigeschlechterordnung werden aufgebrochen

der Wahrnehmung zweier Geschlechter

des Zwangs, das Geschlecht des eigenen biologischen Geschlechts zu werden

der Vorstellung, Geschlechterpraxen, Körperstile, Handlungen, seien Ausdruck einer Geschlechtsidentität

Unterscheidung von tatsächlicher und gespielter Geschlechtlichkeit