MITTEILUNGEN DER ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN 07_08 2 0 1 3 P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien, Erscheinungsort Wien, Zul.-Nr. GZ 02Z032618 M Postaufgabenummer: 07 KAMMERTAG Nabelschau statt Beschlussfassung VORSORGE Neue App plant Impfungen POLITIK Angriffe aus der Wirtschaftskammer FRANZ BITTNER IST NEUER PATIENTENOMBUDSMANN Wien hat einen neuen Patientenombudsmann: Franz Bittner konnte sich bei der österreichweiten SMS-Wahl durchsetzen. Ab 1. September 2013 wird er der neuen unabhängigen Anlaufstelle vorstehen.
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FRANZ BITTNER IST NEUER … · BRIEF DES PRÄSIDENTEN IN ... Körperschaft des öffentlichen Rechts, vertreten durch den Präsidenten ... Service/Ordnungsfunktion: Wer kennt nicht
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Transcript
M I T T E I L U N G E N D E R Ä R Z T E K A M M E R F Ü R W I E N 07_08 2 0 1 3
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KAMMERTAG Nabelschau statt
Beschlussfassung
VORSORGENeue App plant
Impfungen
POLITIKAngriffe aus der
Wirtschaftskammer
FRANZ BITTNER IST NEUER PATIENTENOMBUDSMANNWien hat einen neuen Patientenombudsmann: Franz Bittner konnte sich
bei der österreichweiten SMS-Wahl durchsetzen. Ab 1. September 2013
wird er der neuen unabhängigen Anlaufstelle vorstehen.
Als „Mind-Maker“ haben Sie im Rahmen kleiner Umfragen mehrmals im Jahr die Möglichkeit, Ihre Meinung zu relevanten gesundheitspolitischen und gesundheitsökonomischen Themen sowie Therapien zu äußern.
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Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!
Erfolge der ÄrztekammerErlauben sie mir, diesmal über einige Erfolge zu berichten, die wir für Sie in den letzten Wochen erreichen konnten.
Senkung der Kammerumlage auf 1,7 ProzentMein Antrag auf Senkung der Kammerumlage um weitere 10 Prozent wurde in der letzten Vollversammlung einstimmig beschlossen. Ermöglicht werden konnte dies nicht zuletzt durch das budgetär erfolgreichste Jahr 2012.Im vergangenen Jahr konnte die Ärztekammer mehr als vier Millionen Euro Überschuss aus Ihren Beiträgen in den Kampf- und Aktionsfonds und in Rückstellungen überführen. Mein Dank gilt der Finanzabteilung und den Funktionären, die diesen Erfolg ermöglicht haben.Die Kammerumlage wurde somit in den vergangenen Jahren um insgesamt 20 Prozent auf nunmehr 1,7 Prozent gesenkt.
Einigung über SonderklassehonorareNach monatelangen Verhandlungen mit den Privatkrankenversicherungen ist es gelungen, eine signifikante Erhöhung der Honorare zu erreichen – nachdem die Privatkrankenversiche-rungen ursprünglich die Honorare sogar senken wollten.Die Honorarerhöhung ersetzt zwar nicht die Inflation komplett, aber bei den bettenführen-den Abteilungen wird es aufgrund von Umschichtungen aus nicht bettenführenden Fächern zumindest zu einer Inflationsabgeltung kommen. Die nicht bettenführenden Fächer erhalten dafür die Zusage, künftig, was ihr Liquidationsrecht betrifft, nicht infrage gestellt zu werden. Dabei muss festgestellt werden, dass die Honorare in Wien weit höher liegen als in allen anderen Bundesländern und ein vertragsloser Zustand mit Risiken, die insbesondere die Kolleginnen und Kollegen der nicht bettenführenden Fächer vermeiden wollten, verbunden gewesen wäre.Auch dieser Beschluss wurde im Vorstand einstimmig getroffen. Hier danke ich dem Verhand-lungsteam unter Leitung von Kollegen Stefan Felke ganz besonders.
KAAZG-Betriebsvereinbarung an der MedUni WienAn der Medizinischen Universität Wien konnte eine neue Betriebsvereinbarung zwischen Rektorat und Betriebsrat unterschrieben werden.Nachdem es lange Zeit so ausgesehen hat, dass eine Einigung nicht möglich ist, konnte sich der Betriebsrat mit dem Rektorat dann aber doch noch einigen – und das mit tatkräftiger Unterstützung seitens der Ärztekammer. Wir haben sowohl Rechtshilfe als auch finanzielle Hilfe zur Verfügung gestellt und freuen uns, dass nunmehr eine Vereinbarung unterschrie-ben werden konnte, die den Kolleginnen und Kollegen keine finanziellen Verluste bringen wird. Auch die Möglichkeit der Abgeltung von Journaldienst durch Freizeit besteht weiter, genauso wie die Option, am Wochenende im Stück Journaldienst zu versehen.Vorgesehen ist weiters die Möglichkeit, die Zahl der Journaldienste bei über 50-jährigen Kolleginnen und Kollegen zu reduzieren. Und auch die Betreuung von Kindern während der Nachtstunden beziehungsweise die Überzahlung der Journaldienste bei teilzeitbeschäftigten Kolleginnen und Kollegen sind nun festgeschrieben.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen sehr schönen und erholsamen Sommer.
Herzlichst,Ihr Thomas Szekeres
„Mein Antrag auf Senkung der Kammerumlage um
weitere 10 Prozent wurde in der letzten Vollversammlung ein-
stimmig beschlossen. Ermöglicht werden konnte dies
nicht zuletzt durch das budgetär erfolgreichste Jahr 2012.“
BRIEF DES PRÄSIDENTEN IN EIGENER SACHE
07_08_2013 doktor in wien 3
STYRIAGERIATRICA
Graz, 13. bis 14. September 2013
ALTE UNIVERSITÄT GRAZHofgasse 14, 8010 Graz
ALTER MENSCH – NEUE WEGE IN DER MEDIZIN
VERANSTALTER: Medizinische Universität Graz
WISSENSCHAFTLICHE LEITUNG: Univ.-Prof.in Dr.in Regina Roller-Wirnsberger, MMEPrim. Dr. Christian JagschUniv.-Prof. Dr. Gerhard Wirnsberger
Die Veranstaltung ist mit zwölf DFP-Punkten für das Fach Innere Medizin anrechenbar.
THEMEN: MANAGEMENT V N MULTIM R IDEN ARDI VAS ULÄREN PATIENTEN ST FFWECHSELST RUNGEN IM ALTER TUM RER RAN UNGEN IM ALTER EHANDLUNGS PTI NEN NACH SCHLAGANFALL GERIATRISCHES PATIENTENMANAGEMENT ALTERN IN DER M DERNEN GESELLSCHAFT RECHTLICHE UND S ZI N MISCHE ASPE TE EINER PFLEGEVERSICHERUNG IN STERREICH
ORGANISATION UND ANMELDUNG: Medizin Akademie, Mag.a Andrea [email protected], Tel. 01/546 00-550, www.medizin-akademie.at
07_08_2013 doktor in wien 5
EditorialDer Weg ist nicht das Ziel
Einmal mehr scheint
Qualtingers „Wilder“
mit seinem Leitspruch
„Wir wissen zwar
nicht immer, wo wir
hinfahren, aber dafür
samma schneller durt“
auf wunderbare Weise
die österreichische
Gesundheitspolitik zu charakterisieren: viele
wunderbare und ambitionierte Pläne und
Strategien, Konzepte und Leitlinien, Agenden
und Reformvorhaben – aber kein Ziel vor
den Augen. Da meldet mit stolzgeschwellter
Brust vor Kurzem die Niederösterreichische
Gebietskrankenkasse einen Gewinn von
22,5 Millionen Euro, und fast zeitgleich
muss eines der vier Wiener Unfallkranken-
häuser aus Kostengründen den nächtlichen
Ambulanzdienst einstellen. Da soll in Ober-
österreich eine medizinische Universität aus
dem Boden gestampft werden, derweil die
Leistungen der Strahlentherapie im Wiener
AKH drastisch gekürzt werden. Da bleiben
Turnusstellen unbesetzt, Kassenverträge will
keiner haben, derweil Bund und Länder den
wesentlichen Schritt aus der Krise – nämlich
eine umfassende Ausbildungsreform – auf
die lange Bank schieben.
Den Patienten wird mit dem Hinweis, ohne-
hin vom besten Gesundheitssystem der Welt
betreut zu werden, jede Kritik an den cha-
otischen Zuständen als Nestbeschmutzung
verübelt. Dabei kann nur ihre geballte Kraft,
insbesondere an der Wahlurne, für wirkliche
Veränderungen sorgen. Eine Chance dafür
bieten die kommenden Wahlen im Herbst.
Wir Ärztinnen und Ärzte sind aufgefordert,
uns rechtzeitig vor diesen Wahlen unserer
Verantwortung zu stellen, Fragen an die
politischen Parteien zu richten und verbind-
liche Antworten einzufordern. Tun wir dies
nicht, rückt ein gemeinsames Ziel, etwa das
von der WHO 1948 formulierte Paradigma
von Gesundheitspolitik, in weite Ferne.
Kommen werden hoch profitable Kranken-
kassen in einem desolaten Versorgungs-
system, ein Höchstmaß an Verknappung
materieller und menschlicher Ressourcen,
letztlich die Unterordnung menschlicher
Bedürfnisse unter das Gewinnstreben
Einzelner. Dem entgegenzutreten sollte als
unser gemeinsames Anliegen außer Streit
stehen.
Wir wünschen alle Kolleginnen und Kollegen
einen erholsamen Sommer und freuen uns
auf einen politisch heißen Herbst.
Herzlichst, Ihr
Franz Mayrhofer
IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: Ärztekammer für Wien, Körperschaft des öffentlichen Rechts, vertreten durch den
Präsidenten, 1010 Wien, Weihburggasse 10–12, T 01/515 01, F 01/515 01-1289, Mail: [email protected]. Redaktionsvorsitz: Priv.-Doz. Dr: Fahmy Aboul-Enein. Stellvertreter: Dr. Franz Mayrhofer. Redaktion: Dr. Hans-Peter Petutschnig (Chef vom Dienst),
Der neue „ImpfManager“ von vielgesundheit.at ermöglicht eine zeitgemäße evidenzbasierte Information und Planung der Impfungen am eigenen Smartphone. Am 20. Juni 2013 wurde er von der Ärztekammer präsentiert.
9 Ausschreibungen
10 News
Die Begehrlichkeit der Wirtschaft, am wachsenden Markt des Gesundheitswesens teilzuhaben, ist immer schon groß gewesen. Dennoch überrascht es, dass sich Gewerbetreibende bei der Erschließung neuer Einnahmequellen bewusst über bestehende Gesetze hinwegsetzen wollen.
13 Meret Oppenheim: Exklusiv für Ärztinnen und Ärzte
14 News
Die Zeiten für bürokratische Spielwiesen mit gesteigerter „Nabelbeschau“ sollten eigentlich schon vorbei sein. Der vergangene 127. Österreichische Kammertag am 20. und 21. Juni 2013 hat uns eines besseren belehrt.
16 Kammerbereich
Coverstory
20 Franz Bittner ist neuer Patientenombudsmann Wien hat einen neuen Patientenombudsmann. Franz Bittner konnte sich bei der österreich-
weiten SMS-Wahl durchsetzen. Ab 1. September 2013 wird Bittner der neuen unabhängigen Anlaufstelle vorstehen. doktorinwien stellt den neuen Patientenombudsmann vor.
Service
24 Fortbildung Vorträge, Tagungen, Symposien
26 Medizin
32 Chronik
34 Steuer Vor einigen Jahren wurden die einschlägigen Bestimmungen der Bundesabgabenordnung verschärft. Das hat auch Auswirkungen auf die Vorlage sämtlicher EDV-Daten, die in einer Ordination gespeichert und verwaltet werden.
35 Bücher
36 Diensthabende Fachärzte für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
38 Kleinanzeigen
EDITORIAL INHALT
Herwig Kollaritsch vom Institut für Spezifische Prophylaxe und
Tropenmedizin der Medizinischen Universität Wien sieht in der App ei-nen wesentlichen Beitrag zur Förde-rung der individuellen Impfgewohn-heiten: „Impfen stellt nach wie vor die wichtigste prophylaktische Maßnahme zur spezifischen Aktivierung der biolo-gischen Abwehrkräfte und der damit
Vorsorge
Neue App für bessere Impfplanung
verbundenen Infektabwehr unseres Körpers dar.“Zudem hätten Impfungen auch eine „volksgesundheitliche“ Bedeutung. „Ne - ben dem Schutz des Einzelnen exi-stiert nämlich auch der Schutz der Umgebung. Ziel muss daher eine hohe Durchimpfungsrate sein, denn nur so können der individuelle und kollektive Schutz gewährleistet sowie Epidemien verhindert werden.“ Zudem gäbe ei-ne positive Kosten-Nutzen- Relation. Kollaritsch: „Impfungen bringen ei-ne Reduktion von Therapiekosten, Hospitalisierungsraten und Krank-heitsprävalenz und -inzidenz sowie eine Steigerung der Anzahl an geret-teten Lebensjahren und gewonnenen Arbeitstagen.“ Mit dem „ImpfManager“ hat nun jeder Patient nicht nur seine Imp-fungen auf einen Blick immer griffbe-reit, sondern auch, wenn gewünscht, die seiner Familien angehörigen und erhält zudem umfassende evi-denzbasierte Informationen zu den einzelnen Impfungen – laut Natio-nalem Impfplan 2013 sowie zu den Reiseimpfungen. Rudolf Schmitz-berger, Impfreferent der niederge-
lassenen Ärzte der Ärztekammer für Wien: „Der Informationsfluss findet heutzutage in überwiegender Form via Internet und Smartphone statt. Apps sind ein viel benutztes Instru-mentarium, um schnell und zielbe-wusst zu aktuellen Gesundheitsinfor-mationen zu gelangen.“
Niedrigschwellige Unterstützung
Mit dem „ImpfManager“ bekommen Nutzer eine Übersicht der empfohle-nen anstehenden Impfungen sowie ei-ne Erinnerung nach dem Ampelsystem zwei Wochen vor der Fälligkeit.„Der Finder, mit dem nationale Impf-stellen via Postleitzahl oder GPS ge-funden werden können, ermöglicht, zusammen mit der integrierten Arzt-suche, den Patienten nun einen leich-teren Zugang zu diesen relevanten In-formationen“, betont Schmitzberger. Die App stelle damit ein zeitgemäßes Informations- und Erinnerungstool für Impfungen dar, welches auch Jugendli-che und „junge Erwachsene“ in geeig-neter Form anspreche, ist Schmitzber-ger überzeugt. Der niederösterreichische Patienten- und Pflegeanwalt Gerald Bachinger
Der neue „ImpfManager“ von vielgesundheit.at ermöglicht eine zeitgemäße evidenzbasierte Information und Planung der Impfungen am eigenen Smart-phone. Am 20. Juni 2013 wurde er von der Ärztekammer präsentiert.
Kostenfreier DownloadUm die kostenlose Impf-App herunterzuladen, scannen
Sie bitte den entsprechenden QR-Code mit Ihrem Smart-
phone ein (dazu wird eine QR-Code-Reader-App benö-
tigt). Alternativ können Sie die App direkt im App Store
beziehungsweise im Google Play Store suchen, indem Sie
den Suchbegriff „ImpfManager“ eingeben.
Niederschwellige
und effiziente
Unterstützung:
Gerald Bachinger,
Herwig Kollaritsch
und Rudolf Schmitz-
berger (v.li.n.re.)
QR-Code Android QR-Code iPhone
INTERN NEWS
6 doktor in wien 07_08_2013
sieht im „ImpfManager“ wiederum ein Angebot für Bürger, um die Gesund-heitsmündigkeit zu steigern. Niedrig-schwellige und effiziente Unterstützung für Patienten, um ihre Gesundheitsan-gelegenheiten selbst besser managen zu können, seien „ein Gebot der Stunde“. Die neu entwickelte Impf-App befrie-dige dieses Bedürfnis und sei, aus Sicht Bachingers, aus drei Hauptgründen sehr zu begrüßen:1. Service/Ordnungsfunktion: Wer kennt nicht den Umstand, dass in einer Schublade eine Vielzahl von Impfpässen „herumkugelt“ und, wenn sie dann gebraucht werden, nicht zur Hand sind. Abhilfe schafft der neue „ImpfManager“, der am Smartphone integriert ist und so für die Patienten die Impfungen immer sofort greifbar und parat hält; besonders zu betonen ist dabei die Erinnerungsfunktion.
2. Informationsfunktion: Patienten er-halten eine grundlegende, zusammen-gefasste und evidenzbasierte Informa-tion über die wichtigsten Impfungen; besonders zu betonen ist, dass diese Informationen aus dem akkordierten Nationalen Impfplan entnommen sind.3. Patientensicherheit/Qualität: Für weiterführende Behandlungen eines Arztes wäre es oftmals wichtig, eine Zusammenstellung der erhaltenen Impfungen griffbereit zu haben; der „ImpfManager“ gibt diese Information dem Fachpersonal und sorgt damit für eine Verbesserung der Patientensicher-heit/Qualität.„Der ‚ImpfManager‘ ist ein Beratungs-angebot und hat nicht das Ziel, ir-gendjemanden davon zu überzeugen, unreflektiert alle angebotenen Imp-fungen durchführen zu lassen“, betont Bachinger.
Die einzelnen Features der App im ÜberblickImpfpass:
Übersicht über empfohlene anstehende Impfungen
Erinnerungen nach dem Ampelsystem zwei
Wochen vor Fälligkeit
Eintragung von bereits durchgeführten Impfungen
Weitere Profile anlegen und Impfungen der
gesamten Familie verwalten
Informationen:
Wissenswertes zu den einzelnen Impfungen
laut Nationalem Impfplan 2013 sowie zu
Reiseimpfungen
Finder:
Ermittlung von nationalen Impfstellen via Postleitzahlsuche oder GPS plus
Ärztesuche
FAQ, Abkürzungen und Fachausdrücke rund um Impfungen
Impfpass: So funktioniert´s
Anhand des Geburtsdatums werden die laut Nationalem Impfplan 2013 alters-
entsprechenden anstehenden Impfungen errechnet und in der Rubrik „Fällige
Impfungen“ angezeigt. Unter „Erledigte Impfungen“ können User ihre bisherige
Impfhistorie eintragen beziehungsweise aus ihrem Impfpass in Papierform übertra-
gen. Diese finden dann in der Berechnung der fälligen Impfungen Berücksichtigung.
Erinnerungen nach dem Ampelsystem
Sind die Erinnerungen aktiviert, erhalten User zwei Wochen vor Fälligkeit einer
Impfung eine Benachrichtigung auf ihr Smartphone. Ab diesem Zeitpunkt ist die
Impfung in der Rubrik „Fällige Impfungen“ grün angezeigt. Vier Wochen nach Ab-
lauf der Fälligkeit erscheint sie gelb und sechs Monate danach wird sie rot. Somit
haben User rasch einen Überblick der dringend anfallenden Impfungen.
Die Erinnerung per Benachrichtigung auf das Smartphone wird wöchentlich
wiederholt, bis die User die Impfung als erledigt markieren oder die Erinnerung
für diese Impfung deaktivieren.
Weitere Informationen: www.impfmanager.at
Handy an Schulen: Ärzte-kammer sieht sich in ihren Bedenken bestätigt
„Die Forderung der Ärztekammer nach handyfreien Zonen hat viel positive Resonanz erfahren und bereits interna-tionale Nachahmer gefunden“, betont der Referent für Umweltmedizin der Ärztekammer für Wien, Piero Lercher. So sei nicht nur das Gymnasium Gainfarn in Bad Vöslau die erste handyfreie Schule in Österreich, sondern auch die Europäische Schule in Uccle/Brüssel beispielsweise sei bereits komplett handyfrei.„Mittlerweile folgen bundesweit viele andere Schulen diesem Beispiel nach. Auch im Tourismusbereich wurde die Idee bereits als Verkaufsschlager erkannt, und immer mehr Regionen denken über eine Implementierung handyfrei-er Zonen nach“, so Lercher. Verständlich sei für ihn aber auch, dass nicht jeder mit der neu gewonnen Handyfreiheit einverstanden sei.Lercher: „Es ist bei dieser Debatte wichtig, dass es der Ärzte-kammer nicht um ein absolutes Handyverbot oder gar einer Verbannung des Mobilfunks geht, sondern vielmehr um die Motivation zu einem bewussten und risikoarmen Umgang.“Es sei unbestritten, dass in einzelnen Unterrichtseinheiten die Mobilfunktechnologie, beispielsweise spezielle Smart-phones, als didaktische Mittel eingesetzt werden können. „Eine Verwendung des Handys als Weltkarte, Taschenrech-ner oder digitales Vokabelheft ist durchaus nachvollziehbar“, so Lercher. Tatsache sei aber auch, dass komplexe Rechen-operationen nur mit speziellen Taschenrechnern berech-net werden könnten. Und der Blick in den Atlas oder das Wörterbuch bedeute „keinerlei didaktische Nachteile“.Dass ansonsten während des Unterrichts kein Handy benutzt werden sollte, stehe ohnehin „außer Zweifel“. Zur Pausengestaltung solle man sich spezielle Bewegungs- und Entspannungsprogramme für die Schüler überlegen und darüber hinaus auch die dafür notwendige Infrastruktur schaffen, „dann erledigt sich das Problem der exzessiven Handy- und Spielkonsolenverwendung von selbst“.Keinesfalls dürfe jedoch ein Eingriff in die Schulautonomie erfolgen. „Der Bewusstseinsprozess darf auch eine längere Latenzzeit in Anspruch nehmen“, meint der Umweltreferent. Verordnete Verbote von „oben herab“ hätten eher konträre Effekte. „Doch wenn eine Schule und damit Schüler, Lehrer und Eltern einmal die Handyfreiheit erlebt und genossen haben, wird sie keiner mehr missen wollen“, so Lercher.Die Ärztekammer hat bereits 2006 mit den „10 medizi-nischen Handy-Regeln“ Pionierarbeit geleistet. „Seit der Herausgabe vor nunmehr fast sieben Jahren haben diese Regeln nichts an ihrer Aktualität verloren“, ist Lercher überzeugt.
Service: Die Plakate „Strahlende Informationen: 10 medizi-nische Handy-Regeln“ können in der Pressestelle der Ärzte-kammer für Wien kostenlos unter Tel.: 515 01/1223 DW, E-Mail: [email protected], bestellt werden; Plakat-Download auf der Homepage der Ärztekammer für Wien: www.aekwien.at/media/Plakat_Handy.pdf.
NEWS INTERN
07_08_2013 doktor in wien 7
8 doktor in wien 07_08_2013
INTERN NEWS
Die Fachgruppe für physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation der Ärztekammer für Wien hat am 20. Juni 2013 zum ersten Mal die „Lange Nacht der physikalischen Medizin“ ver-anstaltet. Alle Ordinationen für physikalische Medizin in Wien waren an diesem Tag von 19.00 bis 22.00 Uhr geöffnet. Im Rahmen von Führungen durch die Ordinationen erfuhren die Besucher, wie physikalische Medizin und Therapie bei Schmerzen und Beschwerden des Bewegungsapparats hilft, und lernten durch Demonstrationen die unterschiedlichen The-rapiemöglichkeiten kennen.„Noch immer gibt es viele Patienten, die nicht wissen, was physikalische Medizin leisten kann“, erklärt Friedrich Hartl, Obmann der Fachgruppe physikalische Medizin und all-gemeine Rehabilitation in der Ärztekammer. „Wir wollten den Wienern zeigen, wie die phy-sikalische Medizin und Therapie bei Nacken-, Kreuz- und Schulterschmerzen, Bandschei-benvorfall, Kopfschmerzen, Skoliose und der Rehabilitation nach Operationen helfen kann.“Beschwerden des Bewegungsapparats sind stark im Zunehmen. Laut Statistik haben in den Jahren 2011 und 2012 in etwa 20 Prozent aller Wiener eine physikalische Therapie in Anspruch genommen.„Die physikalische Medizin ist wirksam, kosten günstig, nahezu schmerzfrei und hat kaum Nebenwirkungen“, so Hartl. Die Be - handlung mit physikalischen Therapiemetho-den wie Elektrotherapie, Ultraschall, Packun-gen mit Moor oder Munari, Rotlicht, Massage und Heilgymnastik stellten für viele Menschen eine unverzichtbare Hilfe bei Schmerzen und Beschwerden des Bewegungsapparats dar.
Ein voller Erfolg war die erstmals vom Referat für arbeitslose Ärzte und Jungmediziner der Ärztekammer für Wien unter Leitung von Lothar Ponhold veranstaltete Berufsmesse für junge Kolleginnen und Kollegen am 15. Juni 2013 in der Wiener Ärztekammer. Teilnehmende Spitalsbetreiber waren die Vorarlberger Krankenhaus-BetriebsgesmbH, die DDr. Wagner Gesundheit & Pflege, die Kardinal Schwarzenberg’sche Krankenhaus Betr.gmbH, die KABEG LKA-Betriebsgesell-schaft Klagenfurt, das A.ö.Krankenhaus des Deutschen Ordens Friesach GmbH, die Oö. Gesundheits- und Spitals AG – GESPAG, das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Eisenstadt, die KRAGES Eisenstadt, die NÖ Landeskliniken Holding, das Evangelische Krankenhaus Wien sowie die Medizinische Universität Wien und Going international.Destin Bope, Referent für Lehrpraxis und Arztprüfung der Ärztekammer für Wien, war ebenfalls anwesend, um aus seiner Sicht zu informieren. Ziel der Veranstaltung war es, den jungen Kolleginnen und Kollegen einen mög-lichst raschen Start in das ärztliche Berufsleben zu ermöglichen – trotz der Tatsache, dass sich in Österreich ein relativer Mangel an Turnus-ärzten aufgrund der demografischen Entwick-lung und der bevorstehenden Pensionierungen einstellen dürfte. „Was wir wollen“, so Ponhold, „ist, dass nach absolvierter bund finanzierter Medizinausbildung die Arbeitskräfte in Österreich belassen bleiben, um so eine optimale medizinische Versorgung in Öster-reich auch für die Zukunft zu gewährleisten“.Im Rahmen der Jobmesse war es möglich,
Lange Nacht der physikalischen Medizin
Erfolgreiche Jobmesse in der Wiener Ärztekammer
direkt mit den personalverantwortlichen Mitarbeitern der Spitalsbetreiber zu sprechen und Wünsche mitzuteilen. Denn gerade die letzte Evaluierung der Turnusarztausbildung hat gezeigt, dass es, bezugnehmend auf die Ausbildungsqualität, regionale Unterschiede gibt. Diesbezüglich gab es von einigen Spi-talsbetreibern nach Massenkündigungen auch prompte Reaktionen. Besonders auffallend war der Messestand der Vorarlberger Krankenhaus-BetriebsgesmbH, die im „Western“-Stil nach dem Motto „WANTED“ Turnusärzte gesucht hat. Mittlerweile versuchen auch deutsche Spitäler, über Berufsmessen Kolleginnen und Kollegen aus den Universitätsstädten Innsbruck, Graz und Wien nach Deutschland abzuwerben.
Service: Das Referat für arbeitslose Ärzte und Jungmediziner der Ärztekammer für Wien wird weiterhin Jobmessen veranstalten. Dank des Sponsorings der Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG können die Kosten für die Veran-staltungen auf ein Minimum reduziert werden.
Parkpickerl: Ärzte fordern AusnahmeregelungenDie Ärztekammer fordert, niedergelassene Ärztinnen und Ärzten in Wien von der Kurzparkrege-
lung auszunehmen. Arztordinationen sollten den Gewerbebetrieben gleichgestellt werden, meint
die Vizepräsidentin der Ärztekammer für Wien, Eva Raunig.
Es genüge nicht, auf das Arzt-im-Dienst-Schild bei Visitentätigkeiten zu verweisen. Raunig:
„Niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte benötigen die Ausnahmeregelung auch für ihren Ordina-
tionsstandort.“ Schließlich müssten sie ihr Auto jederzeit für dringende Visiten am Ordinations-
standort zur Verfügung haben.
Hausbesuche seien „Aufgaben, die für Hausärzte zeitraubend und finanziell nicht wirklich kosten-
deckend sind“. Die Vizepräsidentin befürchtet, dass in Zukunft immer weniger Hausbesuche von
den Hausärzten durchgeführt würden, sollten sie kein Auto vor ihrer Ordination zur Verfügung
haben. Und: „Wenn Ärztinnen und Ärzte sogar Wirtschaftsbetrieben gegenüber schlechter gestellt
sind und die Kassenärzte kein Parkpickerl zu Anrainerbedingungen erhalten, werden die Kosten für
Rettungseinsätze, oft nicht notwendige Spitalsambulanzbesuche und Spitalsaufenthalte steigen.“
07_08_2013 doktor in wien 9
NEWS INTERN
Ausschreibung von VertragsarztstellenDie Wiener § 2-Krankenversicherungs-
träger schreiben gemäß § 7 der Richtlinie
für die Auswahl und Invertragnahme von
Vertragsärzten für Allgemeinmedizin und
Vertragsfachärzten iVm § 6 Abs. 1 Gesamt-
vertrag vom 1. Jänner 2011 gemeinsam mit
der Versicherungsanstalt öffentlich Bedien-
steter (BVA), der Versicherungsanstalt für
Eisenbahnen und Bergbau (VAEB), der So-
zialversicherungsanstalt der gewerblichen
Wirtschaft (SVA) sowie der Krankenfür-
sorgeanstalt der Stadt Wien (KFA Wien)
im Einvernehmen mit der Ärztekammer für
Wien folgende Vertragsarztstellen aus:
Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin Berufssitz in Wien 3. (Stelle nach Dr.
Helmut Kasper)
Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin Berufssitz in Wien 3. (Stelle nach MR Dr.
Werner Zimmer)
Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin Berufssitz in Wien 11. (Stelle nach MR Dr.
Johann Eisenkölbl)
Facharzt/Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde Berufssitz in Wien 12. (Stelle nach Dr.
Reinhard Mitter)
Bewerbungen sind bis zum 31. Juli 2013 zu richten an:
Die Ärztekammer wehrt sich gegen den zuletzt in den Medien kolportierten Vorwurf einer mangelhaften ärztlichen Versorgung in den Rand- und Wochenendzeiten in Wien. Tat-sächlich würden im Rahmen des Ärztefunk-dienstes täglich nachts sowie an Samstagen, Sonn- und Feiertagen 24 Stunden hindurch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte Visiten fahren, betonte die Vizepräsidentin der Ärzte-kammer für Wien, Eva Raunig.Zusätzlich gebe es auch noch eine offene Ordination in der Pillergasse 20 in Wien 15. „Somit sind unsere Patienten in Wien im extramuralen Bereich 24 Stunden hin-durch medizinisch bestens versorgt“, betonte Raunig, die auch darauf verweist, dass in der Bundeshauptstadt jährlich ungefähr 500.000 Hausbesuche von Allgemeinmedizinern sowie Urologen, Kinderärzten, Internisten, Neurolo-gen und Dermatologen durchgeführt werden – zusätzlich zu den sowieso schon überdurch-schnittlich langen Arbeitszeiten im Kranken-haus und/oder Ordination.Allerdings verhehlt die Vizepräsidentin nicht, dass es immer schwieriger werde, genügend Ärztinnen und Ärzte für die zusätzliche Tätig-keit im Ärztefunkdienst zu finden, denn: „Ein alleine fahrender Arzt im Privat-PKW erhält pro Hausbesuch 26,39 Euro brutto.“ Werde mit dem Ärztefunkdienst eigenen Wagen und zusätzlichem Fahrer gefahren, gelangt ein Stundenlohn von 37,90 Euro brutto zur Aus-zahlung. Raunig: „Das steht in keiner Relation zu dem, was normalerweise für Notdienste in der Nacht und an Wochenenden, beispiels-weise für Installateure oder Schlüsseldienste, zu bezahlen ist.“Nicht jeder Arzt könne es sich daher leisten, für diesen Bruttolohn, von dem Unkosten und dann noch Steuern zu bezahlen sind, im Ärztefunkdienst zu fahren. „In dieser Zeit müssen ja auch eventuell Angehörige, wie beispielsweise Kinder, versorgt werden“, gibt Raunig zu bedenken. Dabei würde eine bessere finanzielle Ausstat-tung des Ärztefunkdienstes – abgesehen von den medizinischen Vorteilen – auf lange Sicht auch helfen, Kosten im Wiener Gesundheits-wesen zu sparen. Raunig: „Wären die Wiener Gebietskrankenkasse und die Stadt Wien bereit, etwas mehr in den Ärztefunkdienst zu investieren, dann würden sich die oftmals nicht notwendigen Spitalsambulanzbesuche erübrigen.“
Ärztefunkdienst ga-rantiert 24-Stunden-Versorgung in Wien
Anfang dieses Jahres erreichte die Fachgruppe Augenheilkunde
und Optometrie der Ärztekammer für Wien zufällig der Entwurf einer Ände-rung der Gewerbeordnung. Betrieben wurde diese Gesetzesnovelle von der Fachgruppe Gesundheitsberufe der Wirtschaftskammer Österreich. Nichts weniger als ein neuer Beruf soll dabei durch eine unauffällige Einfügung in die bestehenden ungefähr 380 Paragrafen der Gewerbeordnung geschaffen wer-den: Der „akademische Optometrist“.Gemäß dem vorliegenden Entwurf soll der akademische Optometrist künftig „für das Auffinden und Erkennen von Auffälligkeiten des visuellen Systems sowie die Durchführung von Maß-nahmen für die Aufrechterhaltung und Verbesserung des Sehvermögens“ ver-antwortlich sein.Selbstverständlich soll in dessen Tätig-keitsbereich auch „die Verordnung von Heilmitteln und die Verwendung opto-metrischer Pharmaka“ fallen. Welche Heilmittel darunter zu verstehen sind, wird ebenso wenig erläutert wie der neu geschaffene Kunstbegriff „optome-trische Pharmaka“.Offenbar interessiert es die Verantwort-lichen der Wirtschaftskammer herzlich wenig, dass es hierzu eine eindeutige Gesetzeslage gibt: Gemäß § 2 Abs. 2 Ärztegesetz umfasst die Ausübung des
Ärztevorbehalt
Angriffe aus der Wirtschaftskammer
ärztlichen Berufs jede auf medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnissen be-gründete Tätigkeit, die unmittelbar am Menschen oder mittelbar für den Men-schen ausgeführt wird, insbesondere die Untersuchung auf das Vorliegen oder Nichtvorliegen von körperlichen und psychischen Krankheiten oder Stö-rungen, von Behinderungen oder Miss-bildungen und Anomalien, die krank-hafter Natur sind. Die selbstständige Ausübung des ärztlichen Berufs ist da-mit gemäß § 3 Ärztegesetz ausschließ-lich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten. Beschönigende Umbenennungen wie „Screening und Test“ dienen nur zur Verschleierung, dass es sich um eine medizinische Untersuchung handelt und dadurch die Schranke des Ärzte-vorbehalts durchbrochen wird.
Gute Geschäfte
Tatsächlich existiert für Optiker der Wirtschaftskammer bereits eine Ar-beitsrichtlinie, welche ohne Vorliegen einer gesetzlichen Grundlage verwen-det wird und die das Eindringen der Gewerbetreibenden in ärztliche Tätig-keit unterstützt.In diesen Arbeitsrichtlinien wird allen Augenoptikern, und nicht nur dem neu geschaffenen akademischen Optome-tristen, empfohlen, „Screening-Unter-suchungen zum Erkennen von unbe-merkten Erkrankungen und Defekten“ durchzuführen – natürlich auch Un-tersuchungen, die mit Lokalanästhesie beziehungsweise einer Eindellung der Hornhaut, die sogenannte Applanati-onstonometrie, verbunden sind. Dass Lokalanästhetika nur von Ärz-tinnen und Ärzten verordnet bezie-hungsweise nur nach ärztlicher Verord-nung abgegeben werden dürfen, ist den Rechtskundigen der Wirtschaftskam-mer entweder nicht bekannt oder eben-
so egal wie auch die Tatsache, dass durch diese Arbeitsrichtlinien sowohl gegen das Ärzte- als auch gegen das MTD- Gesetz (Beruf beziehungsweise Berufs-bild des Orthoptisten) verstoßen wird, weil der neu zu schaffende akademische Optometrist in die gesetzlich geschütz-ten Berufsbefugnisse des Gesundheits-berufs „Orthoptist“ eindringt und dieses Berufsbild mit seiner ausgezeichneten Ausbildung zu unterlaufen droht.Und schon bisher sind vor allem Kin-deraugen für manche Optometristen ein besonders begehrtes Betätigungs-feld gewesen. Ohne, dass es gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse für die Sinnhaftigkeit gibt, werden mit Vorlie-be Computer-Trainingsprogramme zur Behandlung von Teilleistungsschwä-chen und Prismenbrillen verkauft und mit der Sorge von Eltern vor mangeln-dem Schulerfolg ihrer Kinder gute Ge-schäfte gemacht.Interessant für jeden, der die Niede-rungen des medizinischen Studiums und zusätzlich eine sechsjährige Fach-arztausbildung absolviert hat, ist somit die Frage nach der Qualität der Aus-bildung des akademischen Optome-tristen. Nur: Diese ist kaum nachvoll-ziehbar, da sie zum Teil gar nicht in Österreich angeboten beziehungsweise durchgeführt wird. Basisvoraussetzung ist eine absolvierte Lehre sowie die Optikermeisterprü-fung. Eine Matura ist nicht erforder-lich. Nach einem nicht näher defi-nierten Aufnahmeverfahren folgen ein Bachelor- sowie ein Masterstudium von der Dauer von etwa drei Jahren. Praktischerweise werden die erforder-lichen Kurse berufsbegleitend in Form von Wochenendkursen in Zusammen-arbeit mit einer ausländischen Privat-universität abgehalten. Nach unserer Berechnung ergibt dies in Summe le-
Die Begehrlichkeit der Wirtschaft, am wachsenden Markt des Gesundheitswesens teilzuhaben, ist bekanntermaßen immer schon sehr groß gewesen. Dennoch überrascht es, dass sich Gewerbe-treibende bei der Erschließung neuer Einnahmequellen bewusst über bestehende Gesetze hinwegsetzen wollen und dabei auch von der Wirtschaftspolitik tatkräftig unterstützt werden.
Von Gabriela Seher
Seher: „Steht die
Vernunft auf der
Tagesordnung der
Politik, darf der
Ärztevorbehalt nicht
durch andere Gesetze
unterwandert
werden“
INTERN NEWS
Strenge Regelungen,
denen Ärztinnen und Ärzte
unterliegen, sucht man in
der Novelle der Gewer-beordnung
sowie in den Arbeitsricht-
linien der Wirtschafts-
kammer vergeblich.
diglich ungefähr drei Monate Gesamt-ausbildungsdauer (unter Heranziehen einer 40 Stundenwoche) innerhalb dieser drei Jahre. Die genaue Stunden-aufteilung sowie die Inhalte – und hier interessiert Augenärzte und Orthop-tisten natürlich speziell die praktische Ausbildung – werden öffentlich leider nicht bekannt gegeben.
Die Frage nach der Qualität
In Grundzügen handelt es sich jedenfalls um ein wechselseitiges Anrechnen von theoretischen Ausbildungsinhalten für Studiengänge, welche in der EU (Irland) beziehungsweise den USA angeboten werden. Diese Praxis darf in Hinblick auf die nicht unerheblichen Auswir-kungen auf die Gesundheit der Pati-enten durchaus kritisch hinterfragt wer-den, da in der jüngeren Vergangenheit bei Privatuniversitäten mit ähnlichen internationalen Anrechnungssystemen durchaus Unregelmäßigkeiten medial bekannt geworden sind, was sogar in der Schließung beziehungsweise Aberken-nung akademischer Grade gipfelte.Auch die angeblich existierenden bezie-hungsweise bereits verfassten Masterar-beiten der bisherigen Absolventen sind öffentlich nicht zugänglich. Es konnte auf Anfragen auch keine Einsicht in diese genommen werden. Da dies im akademischen Lehrbetrieb unüblich ist, darf getrost die Frage nach deren Quali-tät gestellt werden. Denn Diplomarbei-ten und Dissertationen müssen an der National- sowie der zuständigen Fach-bibliothek der allgemeinen Öffentlich-keit zugänglich gemacht werden.In Zukunft soll die Ausbildung zum akademischen Optometristen dann in Österreich selbst erfolgen. Die Ausbil-dungsinhalte bleiben jedoch unklar, die der Ärztekammer vorgelegten Entwürfe sind, gelinde gesagt, dürftig. Das alles lässt den Schluss zu, dass mit einer intransparenten Ausbildung der neu geschaffene akademische Opto-metrist gesunde von kranken Augen unterscheiden und Screening-Unter-suchungen durchführen soll. Unter-stützt werden diese Anliegen von der Wirtschaftskammer und dieser nahe stehenden Politikern.
Brisante Rechtslage
Strenge Regelungen, denen Ärztinnen und Ärzte unterliegen, sucht man verständlicherweise – weil offenbar
geschäftshinderlich – in der Novelle der Gewerbeordnung sowie in den Ar-beitsrichtlinien der Wirtschaftskam-mer vergeblich. Zum Beispiel: Welche Hygienerichtlinien gelten beim Op-tiker beziehungsweise akademischen Optometristen? Wie und in welcher Höhe haftet derjenige, der im Rahmen seiner Screening-Untersuchungen Krankheiten nicht erkennt oder fehl-beurteilt? Oder wird er in diesem Fall doch lieber darauf verwiesen, dass er ja immerhin kein Arzt und dies für den Untersuchten ja auch erkennbar gewesen sei? Und wer sorgt für die entsprechende „unmissverständliche Etikettierung“?Ärztegesetz und Gewerbeordnung sind gleichrangige Gesetze. Die Umsetzung des vorliegenden Entwurfs zur Ände-rung der Gewerbeordnung ist grund-sätzlich möglich, da in der österreichi-schen Rechtsordnung Widersprüche in Materiengesetzen nicht rechtswidrig sind. Aus rechtlicher Sicht ist die Situ-ation aber brisant, und viele Experten schätzen den Angriff der Wirtschafts-kammer auf den Ärztevorbehalt durch-aus als gefährlich ein, denn: Ist der Ärztevorbehalt einmal ausgehöhlt, wird es ein Leichtes sein, diese Vorgangs-weise auch auf andere medizinische Disziplinen auszuweiten (HNO-Ärzte – Hörgeräteakustiker, Orthopäden – Bandagisten, Allgemeinmediziner – Heilpraktiker, Zahnärzte – Zahntech-niker, et cetera).Als wirksame Gegenmaßnahme wur-de nun ein berufskundliches Gutach-ten zur Ausbildung der akademischen Optometristen eingeholt und privat fi-nanziert. Zusätzlich wurden juristisch
Internationaler Tag der Sehbehinderung: Regelmäßig zur Augenvorsorge„Die Vorsorgeuntersuchung beim Augenarzt ist eine der wichtigsten Gesundheitschecks überhaupt.
Denn ist im Auge einmal etwas zerstört, dann ist es meist irreversibel.“ Das betonte Helga Azem,
Obfrau der Bundesfachgruppe Augenheilkunde und Optometrie der Österreichischen Ärztekammer,
anlässlich des Internationalen Tags der Sehbehinderung am 5. Juni 2013.
Erkrankungen der Augen sind keine Seltenheit: Jeder Zweite hat Probleme mit den Augen, 10 Prozent
leiden am trockenen Auge. Augenerkrankungen sind in sehr vielen Fällen nicht harmlos. 80.000 Men-
schen in Österreich sind von einem Glaukom betroffen, 35.000 davon sind bereits schwer sehbehindert.
„Nur eine frühe Diagnose und Therapie von Augenerkrankungen können dafür sorgen, dass Beein-
trächtigungen rechtzeitig erkannt und therapiert wird, um die Sehfähigkeit zu erhalten“, sagt Azem.
Das Tückische daran: Augenerkrankungen machen lange Zeit keine Beschwerden. Wenn die Sehver-
schlechterung dann aber bemerkt wird, ist die Schädigung meist schon sehr weit fortgeschritten und
das Sehvermögen nicht wieder herstellbar.
und medizinisch fundierte Stellung-nahmen zum Gesetzesentwurf und zu den Arbeitsrichtlinien verfasst und, vom Präsidenten der Österreichischen Ärztekammer Artur Wechselberger unterzeichnet, an Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und die Wirt-schaftskammer gesandt. Zwei Tage spä-ter zog Wechselberger das Schreiben aber wieder zurück – aus politischen Gründen, um Gespräche zwischen Ärztinnen und Ärzten sowie Augenop-tikern anzuregen. Zwei Gesprächsrunden haben bereits stattgefunden, eine weitere ist anbe-raumt. Parallel dazu hat die Wiener Ärztekammer ein Rechtsgutachten zur verfassungs- und verwaltungsrecht-lichen Klärung der Kollisionen der Gesetzesnovelle mit dem bestehenden Ärztegesetz in Auftrag gegeben, um den medizinischen Standpunkt rechtlich zu untermauern.Steht die Vernunft auf der Tagesord-nung der Politik, darf der Ärztevorbe-halt nicht durch andere Gesetze un-terwandert werden. Zu hoffen bleibt, dass es gelingt, die gewählten und von der Bevölkerung finanzierten Politiker zu überzeugen, dass Gesetze, die gegen andere Gesetze verstoßen, in Österrei-ch nicht beschlossen werden sollten.
Gabriela Seher ist stellvertretende Obfrau der Fachgruppe Augenheilkunde und
Optometrie der Ärztekammer für Wien.
NEWS INTERN
12 doktor in wien 07_08_2013
INTERN NEWS
Der Vorstand der Ärztekammer für Wien hat am 18. Juni 2013 einstimmig einem neuen Vertrag mit den Privatkrankenversi-cherungen zugestimmt. Damit ist die Gefahr eines vertragslosen Zustands abgewendet. Der neue, unter der Führung vom Referenten für Sonderklasse, Stefan Felke, ausverhan-delte Vertrag mit den privaten Krankenversi-cherungen beginnt am 1. Juli 2013 und endet mit 31. März 2018. In den bettenführenden Fächern konnten spürbare Honorarsteige-rungen erzielt werden.Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres zeigte sich in einer ersten Stellungnahme erleichtert über die Einigung: „Im Sinne der Patienten war es uns ein Anliegen, eine mög-lichst lange Vertragsdauer zu erzielen. Das ist uns gelungen. Patienten haben nun wei-tere fünf Jahre Rechtssicherheit hinsichtlich
PKV-Einigung und Senkung der Kammerumlagen
des bewährten Direktverrechnungssystems von ärztlichen Leistungen mit den privaten Krankenversicherern.“In der an den Vorstand anschließenden Vollversammlung wurde dann auf Antrag des Ärztekammerpräsidenten in einem einstimmigen Beschluss die Senkung der Kammerumlage von 1,9 auf 1,7 Prozent fi-xiert. Ermöglicht wurde dies durch den „seit einigen Jahren eingeschlagenen und von mir sehr forcierten Sparkurs in der Ärztekam-mer“, so Szekeres in der Begründung.Es ist die bereits zweite Beitragssenkung in-nerhalb von kurzer Zeit: Bereits 2011 wurde die Kammerumlage von 2,1 auf 1,9 Prozent gesenkt. Damit ergibt sich für alle Wiener Ärztinnen und Ärzte eine Beitragsreduktion von exakt 19,05 Prozent innerhalb von nur zwei Jahren.
Lehrpraxen auf internationalem Niveau gefordertIn der Debatte rund um die neue Regelung zur ärztlichen Ausbildung fordert die Ärztekam-mer eine Lehrpraxisausbildung auf interna-tionalem Niveau sowie eine Förderung von Lehrpraxen auch für Facharztordinationen. „Es ist höchste Zeit, dass nach Jahrzenten ministerialer Lethargie zum Thema Lehrpraxis endlich Bewegung in die Diskussion kommt“,
so Gerald Radner, Vorstandsmitglied der Ärztekammer für Wien.
Die Lehrpraxis sei als Ausbildungsmodell gerade für die
Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin ein international anerkanntes, bedeutendes und im Ausland oftmals hoch gefördertes Mo-dell. „In Österreich sieht die Situation aktuell leider ganz anders, nämlich viel schlechter, aus“, kritisiert Radner.Seit Einführung der Lehrpraxis sei die Zahl der Förderungen kein einziges Mal dem tatsäch-lichen Bedarf angepasst worden. Auch die Hö-he der Lehrpraxisförderung ist seit Bestehen nie valorisiert worden.Damit eine qualitativ hochstehende Ausbil-dung für Allgemeinmediziner auf internati-
onalem Niveau garantiert werden könne, sei ein öffentlich finanziertes zwölf-
monatiges Lehrpraxismodell jedenfalls unumgänglich. „Wir fordern von
Gesundheitsminister Alois Stöger die Umsetzung eines solchen Ausbil-
dungsmodells beim niedergelas-senen Hausarzt“, so Radner. Es sei evident, dass die Lehrtätigkeit in den Ordinationen nicht durch eine Tätigkeit in Spitalsambu-lanzen ersetzt werden könne, so wie dies Stöger vorgeschla-gen habe.Radner führt zudem aus, dass die Lehrpraxis auch beim
niedergelassenen Facharzt für die Fach-arztausbildung eine sehr wichtige Aufgabe übernehmen könnte und müsste. Für ihn ist es daher unverständlich, warum Lehrpraxen im Facharztbereich vom Förderungsmodell gänzlich ausgenommen sind. Denn auch Turnusärzte in Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin würden immer häufiger die Möglichkeit nutzen, eine Ausbildung beim niedergelassenen Facharzt zusätzlich in Anspruch zu nehmen.Radner: „Hier wird auch die Tatsache verges-sen, dass Spitäler oftmals nicht mehr in der Lage sind, alleine eine vollständige ärztliche Ausbildung anzubieten.“ Gerade im Bereich der sogenannten Mangelfächer komme es da-her immer wieder zu Ausbildungsengpässen. „Die Folgen sind ungewollte Verlängerungen der Ausbildungszeit“, schildert Radner die aktuelle Situation in den Spitälern.Die Ausbildung beim niedergelassenen Facharzt biete hier einerseits den Vorteil, diese Ausbildungsengpässe in Spitälern abzudämp-fen, andererseits werde dadurch aber auch die Zusammenarbeit zwischen dem intra- und extramuralen Bereich gefördert. Für Radner ist das ein weiteres Argument, die fachärztliche Lehrpraxis in das öffentliche Fördermodell aufzunehmen.
Gesagt – und was die Zahlen belegenDie Aussage: „Wir stellen sicher, dass jedes
Jahr mehr Geld für die Patientinnen und
Patienten zur Verfügung steht und darüber
hinaus die Behandlung modernisiert und
verbessert wird und die Leistungen für
die Menschen auch in Zukunft ausgebaut
werden.“ Gesundheitsminister Alois Stöger
zu den Herausforderungen der hohen
Kostensteigerungen der vergangenen Jahre
im Gesundheitsbereich (Pressekonferenz
Bundeszielsteuerungsvertrag 2013, 26. Juni
2013).
Die Realität: Laut der aktuellen OECD-
Gesundheitsdaten 2013 sind die Gesund-
heitsausgaben in Österreich in den Jahren
2000 bis 2009 nur um jährlich 2,7 Prozent
gestiegen – im Durchschnitt der OECD-
Staaten waren es immerhin 4,8 Prozent. In
den Jahren 2009 bis 2011 lag der Anstieg
der Gesundheitsausgaben in Österreich
überhaupt nur noch bei 0,5 Prozent – und
damit unter der Inflationsrate.
07_08_2013 doktor in wien 13
SOCIETY INTERN
Meret Oppenheim
Exklusiv für Ärztinnen und Ärzte1
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Am 27. Mai 2013 lud die Wiener Ärzte-kammer zu einer exklusiven Führung ins
Bank Austria Kunstforum. Gezeigt wurden Werke von Meret Oppenheim (1913–1985), die zu den bedeutendsten und eigenwilligsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts zählt. Mit „Frühstück im Pelz“, einer in Pelz geklei-deten Tasse, wurde die skandalumwitterte Muse bereits in jungen Jahren zur Legende und wichtigsten Vertreterin des französischen Surrealismus. Ihr vielfältiges und unabhängi-ges Œuvre umfasst Malerei, Skulptur, Dich-tung und Design und entzieht sich stilistischen Einordnungen und stringenten Entwicklungs-linien. Oppenheims Interesse gilt der Verwandlung zwischen den Geschlechtern, zwischen Mensch und Tier, Natur und Kultur, Traum und Wirk-lichkeit. Mythen, Spiele und Träume dienen ihr ebenso als Ausgangspunkt wie literarische Vor-lagen und die Schriften C.G. Jungs. Das Bank Austria Kunstforum präsentiert an-lässlich Oppenheims 100-jährigen Geburts-tags die erste posthume Retrospektive die-ser faszinierenden Künstlerpersönlichkeit in Österreich. Anschließend wird die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau in Berlin gezeigt.
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4 5
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1_Mit viel Muße und ohne
Gedränge Kunst genießen: Die von
der Ärztekammer organisierten
Ärzteführungen im Bank Austria
Kunstforum sind fixer Bestandteil
des Eventprogramms.
2,3_Mehr als 150 Kolleginnen und
Kollegen konnte Ärztekammerprä-
sident Thomas Szekeres diesmal
bei der Schau begrüßen.
4,5_Kleine Besuchergruppen:
Kunstvermittlerinnen informieren
über die einzelnen Werke.
6_Mit einer in Pelz gekleideten
Tasse wurde Meret Oppenheim
bereits in jungen Jahren zur
Legende.
9_Auch das hat Tradition im Bank
Austria Kunstforum: Ausklang bei
Imbiss und einem Glas Wein.
Das gemeinsame Ziel der Ärzte-kammern Wien, Niederösterrei-
ch und Kärnten war es einerseits, die Be-schlüsse der drei Landesärztekammern auch auf Ebene der Österreichischen Ärztekammer umzusetzen. Anderer-seits sollte aber auch gewährleistet wer-den, dass die wirtschaftliche Gebarung der Österreichischen Ärztekammer ei-ne „gesunde“ Entwicklung nimmt und spürbare Beitragsreduktionen möglich werden.
Ausbildung Allgemeinmedizin
Zu Beginn der Sitzung lehnte die Voll-versammlung unseren Antrag auf Auf-nahme dieses Tagesordnungspunkts unverständlicherweise ab. Da ÖÄK-Präsident Artur Wechselberger je-doch in seinem Bericht dieses Thema anriss, war es möglich, einen Antrag einzubringen, der zwischen den Ärzte-kammern Wien, Niederösterreich und Kärnten akkordiert war und nur mini-male Abweichungen zu den Vorschlä-gen der einzelnen Landesärztekam-mern zeigte.Der Antrag fand leider nicht die erfor-derliche Zweidrittelmehrheit und wur-de entgegen den Beschlüssen der Kurie angestellte Ärzte abgelehnt.Wir werden auch in Zukunft am Thema bleiben.
Rechnungsabschluss abgelehnt
Erstmals in der Geschichte der Öster-reichischen Ärztekammer fand der Rechnungsabschluss 2012 nicht die er forderliche Zweidrittelmehrheit. Be-reits im Vorfeld hatte ich mich sehr intensiv mit den Finanzen der Öster-reichischen Ärztekammer und insbe-sondere deren Gesellschaften ausein-andergesetzt.Die Struktur sei zunächst kurz erklärt, um die gestellten Anträge verstehen zu können:
Österreichischer Kammertag
„Jeder möge sich ein Bild machen“
Beteiligungsholding GmbHDiese Holding wurde gegründet, um Gewinne/Verluste der einzelnen Ge-sellschaften ausgleichen zu können und die Bilanz der Österreichischen Ärzte-kammer steuerlich zu optimieren. Ein Businessplan liegt nicht vor. Es fehlt der Anreiz, positiv zu bilanzieren, da die Verluste in der Regel von der Österrei-chischen Ärztekammer abgedeckt wer-den. Ein Steuerungs- und Gestaltungs-wille konnte nicht erkannt werden. Hier mangelt es auch am fehlenden Auftrag, der durch die verantwortlichen Funktionäre nicht erteilt wurde.Aus meiner Sicht besteht hier drin-gender Handlungsbedarf, der Beteili-gungsholding GmbH mehr Spielraum einzuräumen. Die einzelnen Gesell-schaften handeln völlig unkoordiniert, was dem Ziel einer Holding mit Gestal-tungswillen diametral entgegen läuft.
Verlagshaus der Ärzte GmbHDie Gesellschaft ist meines Erachtens gut geführt. Mit fast zwei Millionen Eu-ro Bankguthaben ist das Unternehmen jedoch überkapitalisiert. Es wäre genug Potenzial vorhanden, um die Verluste der Beteiligungsholding GmbH im Jahr 2012 auszugleichen. Strategische Her-ausforderungen wurden zwar erkannt, es liegt jedoch kein Zukunftskonzept in Form eines Businessplans vor. Das Ver-lagshaus ist die einzige Gesellschaft, die Gewinne erwirtschaftet.
österreichische akademie der ärzte Erst im letzten Jahr erfolgte die Ein-gliederung in die Beteiligungsholding GmbH und Umwandlung von einem Verein in eine GmbH. Auch hier fehlt ein Businessplan für die nächsten Jahre. Die erwarteten Verluste weisen eine stei-gende Tendenz auf (Verlust 2011: 224.322 Euro, Verlust 2012: 304.317 Euro).
Österreichische Gesellschaft für Quali-tätssicherung & Qualitätsmanagement in der Medizin GmbHAuch hier fehlt ein Businessplan. Frei-willige Zusatzangebote, wie Befra-gungen und Zertifizierungen, sind auf ihre wirtschaftlichen Ergebnisse hin kritisch zu hinterfragen. Als Vorgriff sind teure Resourcen aufgebaut wor-den. Die entsprechenden (Personal-)Kosten sind schon angefallen. Die Erlö-se lassen auf sich warten.
Peering Point Betriebs GmbH Es besteht eine hohe Abhängigkeit von den Kunden (= Ärztinnen und Ärzte) und der A 1 als Dienstleister. Deshalb ist wenig bis gar kein Gestaltungsspiel-raum vorhanden. ELGA (also ein Pro-dukt, dem wir Ärztinnen und Ärzte sehr kritisch gegenüberstehen) wäre eine Option für die Zukunft. Ein Business-plan fehlt auch hier.
Die Zeiten für bürokratische Spielwiesen mit gesteigerter „Nabelbeschau“ sollten eigentlich schon vorbei sein. Der vergangene 127. Österreichische Kammertag am 20. und 21. Juni 2013 hat uns eines besseren belehrt.
Von Christoph Reisner
Reisner: „Ich
verstehe mich als
Kontrollorgan und
nicht als jemand, der
‚Schönwetterent-
scheidungen‘ einfach
so mitträgt“
Ministerprojekt realitätsfernScharfe Kritik übte der Obmann der Bundeskurie nieder-
gelassene Ärzte und Vizepräsident der Österreichischen
Ärztekammer, Johannes Steinhart, an der von Gesund-
der Kurienobmann. Eine Ambulanz sei viel zu spezialisiert.
Weder das Patientenaufkommen noch die zu behandeln-
den gesundheitlichen Probleme seien mit den Anforderun-
gen einer allgemeinmedizinischen Ordination vergleichbar.
Steinhart: „Wir sehen in den Papieren zur Gesundheits-
reform nur das x-te Lippenbekenntnis zur Aufwertung
der Hausärzte. Aufwerten, ohne ordentlich auszubilden,
wird aber schlicht nicht funktionieren.“
INTERN NEWS
14 doktor in wien 07_08_2013
Resümee
Aufbauend auf dieser Analyse wur-de von mir bereits mehrere Wochen vor dem Österreichischen Kammer-tag schriftlich kommuniziert, dass ei-ne Zustimmung zum Jahresabschluss 2012 durch die Niederösterreichische Ärztekammer nur dann erfolgen kann, wenn nachfolgende Anträge positiv ab-gestimmt werden, um in Zukunft Män-gel wie fehlende Businesspläne auszu-schließen:
„Ich stelle den Antrag, alle Gesell-schaften zu verpflichten, vor der Herbstvollversammlung 2013 Stra-tegiepläne und Businesspläne für die nächsten drei bis fünf Jahre vor-zulegen.“„Ich stelle den Antrag, vor der Bud-geterstellung 2014 eine Ergebnis-hochrechnung für 2013 auf Basis Q3 2013 zu erstellen und diese im Vor-stand und in der Vollversammlung im Herbst 2013 zu präsentieren.“„Ich stelle den Antrag, die Abschlüs-se der einzelnen Gesellschaften so zu koordinieren, dass die Beteiligungs-holding GmbH jedenfalls ausgegli-chen bilanzieren kann, insbesondere im Hinblick auf die Überkapitalisie-rung des Verlagshauses.“
Überraschenderweise fanden diese Anträge nicht die erforderliche Zwei-drittelmehrheit. Sie wurden von den Präsidenten und Obmännern der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammern Wien, Niederösterreich und Kärnten sowie vom Obmann der Kurie nieder-gelassene Ärzte in Niederösterreich unterstützt.Die gewählten Kontrollorgane haben der gesamten Gebarung ein Lob ausge-sprochen, was aufgrund der dargestell-ten Sachlage völlig unangebracht ist. In der Wirtschaft werden hier schon weit höhere Anforderungen an Kontroll-organe gestellt. Neben der notwendigen Qualifikation ist eine entsprechende zeitliche und inhaltliche Befassung mehr als angezeigt.Jeder möge sich ein Bild machen, wie die Österreichische Ärztekammer mit unseren Mitgliedsbeiträgen umgeht. Ich freue mich über Ihre Rückmeldung an E-Mail: [email protected].
Christoph Reisner ist Mandatar der Vollversammlung der Ärztekammer für Wien sowie Präsident der Nieder-österreichischen Ärztekammer.
Ärzteschaft fortbildungsfreudig
Ärztekammer fordert Rauchverbot
Österreichs Ärztinnen und Ärzte sind nach dem Gesetz zur Fortbildung verpflichtet. Darüber, wie strikt das geregelt sein soll, gibt es eine sprichwörtlich ewige Diskussion mit der Politik. Jedenfalls sind sie offensichtlich fortbildungs-freudig. „Wir haben bereits 22.000 Kolle-ginnen und Kollegen, die für ihre Fortbildungs-aktivitäten E-Konten eingerichtet haben. Sie haben sechs Millionen Fortbildungspunkte gesammelt“, sagte bei den Österreichischen Ärztetagen vom 26. Mai bis 1. Juni 2013 in Grado der Präsident des wissenschaftlichen Beirats der österreichischen akademie der ärzte, Peter Niedermoser.Der Vizepräsident der Österreichischen Ärzte-kammer und Obmann der Bundeskurie ange-stellte Ärzte, Harald Mayer, hatte zuvor bereits auf die kommenden, strikter werdenden Rege-lungen hingewiesen: „Ab 2015 haben wir eine definierte Verpflichtung zu einer ‚strukturieren‘
Fortbildung. Es gibt Leute, die im Gesundheits-ministerium über die Rezertifizierung bei der ärztlichen Berufsberechtigung nachdenken.“Das wäre jedenfalls für die Masse der Berufe – bis auf Spezialbereiche mit wenigen Be-
rufsangehörigen – neu. Niedermoser betonte, er stehe solchen Rezertifi-zierungen nicht generell ablehnend gegenüber: „... aber nicht nur bei uns. (...) Ich habe noch nie Politiker, Ökonomen oder Patientenanwälte bei Fortbildung gesehen – weil es für sie keine gibt.“
Nur theoretisch vorangekommen sei man – so Niedermoser – bei der Verwirklichung der Ausbildungsreform für Ärztinnen und Ärzte. Allgemeinmediziner sollen in Zukunft ein Jahr ihrer Praxisausbildung in Ordinationen in der Form von Lehrpraxen erhalten. Doch für die Finanzierung hätte das Gesundheitsministerium kein Geld. Dabei geht es um jährlich 15 Millio-nen Euro.
Der Präsident der Österreichischen Ärzte-kammer, Artur Wechselberger, hat anlässlich des Weltnichtrauchertags am 31. Mai 2013 die Forderung der Ärzteschaft nach einem umfas-senden Nichtraucherschutz erneuert. Vor allem verlangte er ein flächende-ckendes Rauchverbot insbesondere in der Gastronomie. „Die jetzige Lösung ist unbefriedigend“, betonte Wechselberger in einer Aussendung.Getrennte Bereiche für Raucher und Nichtraucher in der Gastro-nomie seien kein ausreichender Schutz, erklärte Wechselberger. „Wir wissen dank umfangreicher Tests der Medizinischen Universität Wien, dass die Feinstaubbelastung in abgetrennten Nichtrau-cherbereichen fast halb so hoch ist wie in den Raucherbereichen. Von Gesundheitsschutz kann man daher nicht sprechen.“ Die einzig gangbare Lösung sei folglich ein striktes Rauchverbot im öffentlichen Raum, im Speziellen in der Gastro-nomie, wie es in anderen europäischen Ländern längst umgesetzt sei.
Schwerpunkte wünschte sich Wechselberger aber auch in Sachen Prävention. Immerhin rauchen 40 Prozent der 15- bis 29-Jährigen regelmäßig, bei Kindern und Jugendlichen ist
der Raucheranteil nach wie vor erschre-ckend hoch. „Rauchen muss uncool
werden. Hier sind die Erwachse-nen gefordert – sie müssen mit gutem Beispiel vorangehen“, sagte Wechselberger. Mehr Aufklärung und umfassende Therapieangebote beziehungs-
weise Unterstützung für jene, die aufhören wollten, seien eben-
wert, würden die Krankenkassen einen Teil ihrer Überschüsse in diesen Bereich investieren. Man könnte auch einen Teil der Erträge aus der Tabaksteuer – immerhin jährlich ungefähr 1,5 Milliarden Euro – zweckgebunden in Prävention und Therapie fließen lassen.“ Andernfalls könne es sehr schwierig werden, den Anteil der rauchenden Bevölkerung nachhaltig zu senken.
NEWS INTERN
07_08_2013 doktor in wien 15
16 doktor in wien 07_08_2013
INTERN MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH
ERNENNUNGEN
PRAXISERÖFFNUNGEN
Dr. Stephan Domayer, Turnusarzt Privatdozent
Dr. Michael Ertl, Psychiatrie und Neurologie Primarius im SMZ Baumgartner Höhe
Dr. Petra Georg, Strahlentherapie und Radioonkologie Privatdozentin
Dr. Wolfgang Haberler, Innere Medizin Medizinalrat
Dr. Thomas Köffler, Kinder- und Jugendheilkunde Ärztlicher Leiter im Verein Wiener Sozialdienste
Dr. Robert Königsberg, Innere Medizin Privatdozent
Dr. Christine Koska, Psychiatrie und Neurologie Ärztliche Leiterin im Ambulatorium für Kinder- und Jugendheilkunde 1170
Dr. Gregor Lindner, Turnusarzt Privatdozent
MR Dr. Ismail Nawaiseh, Innere Medizin Obermedizinalrat
Dr. Stefan Franz Nemec, Radiologie Privatdozent
OR Dr. Walter Pleyer, Allgemeinmedizin Medizinalrat
Dr. Bernhard Pommer,
Zahnarzt/Facharzt für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Privatdozent
Priv.-Doz. Dr. Alexandra Schosser-Haupt,
Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin Ärztliche Leiterin im Zentrum für Psychosoziale Gesundheit
Dr. Judith Wenisch, Innere Medizin Privatdozentin
Allgemeinmedizin
Dr. Sylvia Bachert 1220, Langobardenstraße 128/7/1
Dr. Eleonora Brandl 1050, Nikolsdorfer Gasse 26-36
Dr. Philip Jesch 1100, Hertha-Firnberg-Straße 10/1/1
Dr. Roman Sarukhanyan 1160, Wurlitzergasse 13/10+11
DDr. Maximilian Seemann 1090, Sobieskigasse 29
Dr. Abdussalam Tayeb 1100, Pernerstorfergasse 38/8
Mag. stom. Mariya Yakimova-Sladkarova
1100, Herzgasse 15-19/1/3
Dr. Gerhard Zehetner 1140, Linzer Straße 383-385/EG 5
(** Zweitpraxis)
NAMENSÄNDERUNGEN
Dr. Sylvia Jäger 1170, Hernalser Hauptstraße 203 Dr. Sylvia Reinhardt
Dr. Stephanie Metzler 1170, Hernalser Hauptstraße 203 Dr. Stephanie Schöftner
Dr. Susan Reading 1220, Colerusgasse 32/5/1 Dr. Susan Traindl
Dr. Sonja Vokaun-Pöhacker 1230, Endresstraße 114 Dr. Sonja Vokaun
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MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH INTERN
Allgemeinmedizin
Dr. Catherine Chaput 1190, Weinberggasse 1/10 1010, Stoß im Himmel 1/17
Dr. Erik Huber 1090, Grünentorgasse 10/3 1200, Engerthstraße 90/Top 8-11
Dr. Lydia Österreicher 1120, Schurzgasse 2 1100, Sapphogasse 14/3
Dr. Julia Rüsch 1090, Währinger Straße 3/6 1090, Währinger Straße 48/1/7
Dr. Bettina Unden 1070, Lerchenfelder Straße 113/3 1090, Spitalgasse 1/3
Dr. Sonja Vokaun 1230, Endresstraße 114 1230, Endresstraße 118
Dr. Chui-Feng Wu 1020, Große Mohrengasse 3B/1/21 1220, Leonard-Bernstein-Straße 4-6/9/2A
Anästhesiologie und Intensivmedizin
Dr. Nidal Moughrabi 1090, Lazarettgasse 16-18 1190, Heiligenstädter Straße 50-52/1/6
Augenheilkunde und Optometrie
Dr. Peter Kramsall 1030, Geusaugasse 9 1230, Perchtoldsdorfer Straße 15-19
Chirurgie
Dr. Christian Stracke 1080, Florianigasse 15/7 1190, Billrothstraße 49A/Top 5
Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
Dr. Wolfgang Kreuzbauer 1010, Börseplatz 6/19 1090, Garnisongasse 7/13
Innere Medizin
Univ.-Doz. Dr. Martin Schillinger 1190, Philippovichgasse 2-4/6/3 1190, Billrothstraße 49A
Dr. Diana Skok 1120, Strohberggasse 14/3 1230, Porschestraße 29/Top 12
Dr. Chui-Feng Wu 1020, Große Mohrengasse 3B/1/21 1220, Leonard-Bernstein-Straße 4-6/9/2A
Kinder- und Jugendpsychiatrie
Dr. Georg Sojka 1230, Kaltenleutgebner Straße 13A/22 1090, Hahngasse 31/7a
Neurochirurgie
Dr. Klaus Novak 1180, Herbeckstraße 88-90 1080, Josefstädter Straße 20/13
Neurologie
Dr. Georg Sojka 1230, Kaltenleutgebner Straße 13A/22 1090, Hahngasse 31/7a
Neurologie und Psychiatrie
Dr. Werner Klöpfer 1080, Alser Straße 43 1090, Sechsschimmelgasse 1/4/19
Orthopädie und orthopädische Chirurgie
Dr. Albert Chavanne 1190, Zahnradbahnstraße 23/14 1190, Billrothstraße 49A
Dr. Rudolf Ganger 1230, Endresstraße 123 1130, Speisinger Straße 104
Dr. Heribert-Ingomar Heuberer 1010, Predigergasse 5 1220, Wagramer Straße 152/3
Plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie
Dr. Andreas Dobrovits 1180, Währinger Straße 145/8 1180, Martinstraße 91/8a
Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin
Dr. Ursula Czink 1080, Josefstädter Straße 20 1090, Wasagasse 25/1-2
Unfallchirurgie
Dr. Georg Prendinger 1230, Endresstraße 123 1130, Speisinger Straße 104
Urologie
Dr. Erik Huber 1090, Grünentorgasse 10/3 1200, Engerthstraße 90/Top 8-11
Zahnärzte/Fachärzte für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
DDr. Karin Assadian 1180, Gersthofer Straße 20/2/5 1180, Gersthofer Straße 20/1/Top B2
PRAXISVERLEGUNGEN
Allgemeinmedizin
Dr. Alexandra Grünberger 1010
Dr. Irmgard Hadolt 1100 **
Dr. Renate Hauswirth 1130 **
Dr. Ramin Karimi 1140
Dr. Harald Koll 1180 **
Dr. Ida Kubik 1220
Dr. Gerrit Loibl, MSc 1070 **
Anästhesiologie und Intensivmedizin
Dr. Ramin Karimi 1140
Dr. Gerrit Loibl, MSc 1070 **
Augenheilkunde und Optometrie
Dr. Martin Riedl 1020
Dr. Karin Schediwy 1120
Chirurgie
Prim. Univ.-Prof. Dr. Alexander Klaus 1060
Dr. Roman Kokoschka 1180
Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Univ.-Doz. Dr. Elisabeth Krampl-Bettelheim
1090 **
Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten
Dr. Ömer Barlas Ergin 1100
MR Dr. Georg König 1040
MR Dr. Werner Sauer 1160
Haut- und Geschlechtskrankheiten
Dr. Josef Seeberger 1010 **
Kinder- und Jugendchirurgie
Dr. Margot Löbl 1080
Medizinische und chemische Labordiagnostik
Dr. Michael Mühl 1020
Neurologie und Psychiatrie
Dr. Rainer Grass 1010
Orthopädie und orthopädische Chirurgie
Dr. Thomas Gangl 1110
Psychiatrie
Dr. Jamileh Karimi 1090
Radiologie
Dr. Asa Niedoba-Waneck 1140
Zahnärzte/Fachärzte für Zahn-, Mund- und
Kieferheilkunde
Prof. Prim. Dr. Wolfgang Jesch 1200
PRAXISABMELDUNGEN
(** Zweitpraxis)
TERMINE 2013
28. Oktober Congress Innsbruck
29. Oktober Messe Graz
30. Oktober Universität Wien
JOBMESSE 2013
„WIR ÜBERSCHREITEN GRENZEN“
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07_08_2013 doktor in wien 19
MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH INTERN
Univ.-Prof. Dr. Eduard Gitsch 03.08.1920 19.05.2013
Dr. Ulrich Hamburger 30.08.1947 22.03.2013
MR Dr. Radim Paul Jetel 30.12.1943 10.03.2012
MR Dr. Georg König 14.11.1922 19.04.2013
Dr. Ruth Krascenics 26.08.1925 03.04.2013
Dr. Sabine Krautschneider 06.07.1955 27.01.2013
Dr. Reinhard Malzer 10.11.1957 13.04.2013
Dr. Hans Roithner 11.02.1940 14.06.2013
MR Dr. Werner Sauer 01.03.1939 05.04.2013
Dr. Helma Schreiber 08.05.1924 20.04.2013
OR Dr. Carl Stellwag-Carion 17.04.1944 28.04.2013
Univ.-Prof. Dr. Rudolf Wenger 04.09.1915 26.04.2013
TODESFÄLLE R.I.P.
Dr. Lilly Damm, Dr. Magdy Darwish, Dr. Reinhard Dörflinger, Dr. Carl Edelbauer, Dir. Dr. Andreas Greslehner, Dr. Helmuth Grohs, Univ.-Prof. Dr. Oskar
Arthur Haas, Dr. Helge Hauk, Dr. Anna Horvat-Sablatnig, Dr. Harald Imb, MR Dr. Norbert Jachimowicz, Dr. Alfred Jany, Dr. Johann Mayr, DDr. Emilia
Nagy, Dr. Susanne Rasoul-Rockenschaub, Dr. Anneliese Rothmund, Dr. Elisabeth Santler, Dr. Norbert Schiller, Dr. Wolfdieter Skodler, Dr. Beatrix
Thunn-Hohenstein, Mag. Dr. Christian Tiefenbacher, Dr. Christine Ufermann, Dr. Elisabeth Wais (alle 60)
Dr. Günther Altmann, Dr. Helmut Ehrmann, Dr. Konrad Jacobs, Univ.-Prof. Dr. Ulrich-Michael Klemen, Dr. Lothar Krenner, Dr. Claudia Naumann, Prim.
DDr. Wolfgang Oberkogler, Dr. Stanislav Oravec CSc., MR Dr. Wolfgang Scheuer, Dr. Maria Schmidt, ObstA Dr. Fritz Sonnleitner, Dr. Lei Sun (alle 65)
MR Dr. Nashat Al-Zubaidi, Dr. Kerstin Altmann, Dr. Gernot Ammann, Dr. Robert Bleyer, Dr. Helmut Euler-Rolle, Brgd. Dr. Hans Frühwald, Dr. Elisabeth
Janda-Moser, Dr. Adib Najib Sultan Kamala, Dr. Sven Leopold, OMR Dr. Helmut Lorenz, MR Dr. Robert März, MR Dr. Nosratollah Momeni-Hosseini,
MR Dr. Elfriede Pekarek, Univ.-Prof. Dr. Peter Placheta, MR Dr. Shakir Rothan, Dr. Fuad Salem, Dr. Walter Spängler, Dr. Sonja Strobl, Mag. Dr. Valentin
Wallisch (alle 70)
Dr. Ahmed Yaser Baradie, Dr. Leonore Gajdosik, MR Dr. Konrad Kindler, MR Dr. Heinrich Latzke, Univ.-Prof. Dr. Helga Rehder, MR Dr. Mohamed Fouad
Tahan (alle 75)
MR Dr. Elisabeth Baudisch, Dr. Theodor Kirschbichler, MR Dr. Zoltan Naszay (alle 80)
MR Dr. Heinz Dechant, OMR Dr. Alfred Hangl, Dr. Otto Kokron, Dr. Ingeborg Quitzow, Dr. Erika Schauer, Prim.a.D. Univ.-Doz. Dr. Kurt Summer, MR Dr.
Walther Trauneck (alle 85)
MR Dr. Gertrude Bretschneider, Dr. Emilie Rotter, MR Dr. Rudolf Überall (alle 90)
Dr. Judith Volkert (91)
w.HR Dr. Reinhard Kaiser, Dr. Herta Lantos, Dr. Margarete Pap, Dr. Christine Paurnfeind, Dr. Hilde Rieder, MR Dr. Eva Stricker-Barolin (alle 92)
OMR Dr. Alfred Leimer (95)
Dr. Gerda Ernstbrunner (96)
Dr. Rainer Balduin, Dr. Liliane Böhm, Dr. Elisabeth Brugger, Dr. Maja Darwish, Dr. Christian Ecker, Grazyna Faszczewski, OMR OR Dr. Wolfgang Fürt-
haler, Dr. Brigitte Heiter, Dr. Helga Klimbacher-Guggi, Univ.-Prof. Dr. Engelbert Knosp, Dr. Mathias Krems, Prim. Dr. Michael Liess, Gen.Dir. Dr. Wilhelm
Marhold, DDr. Vera Masik-Cabak, Univ.-Prof. Dr. Bruno Niederle, Dr. Wolfgang Novak, Dr. Reinhard Roehle, Dr. Johannes Rötzer, Univ.-Prof. Dr.
Michael Schratter, Dr. Gerhard Stanek, Dr. Karl Heinz Stradal, Univ.-Prof. Dr. Adrian Tanew-Iliitschew, Dr. Josef Veber, Dr. Eva Maria Waclawek,
Univ.-Prof. Dr. Hugo-Axel Wanivenhaus, Dr. Brigitte Wiesenthal (alle 60)
Dr. Michael Adam, DDr. Anton-Dumitru Balta, Dr. Alfred Dietmaier, Dr. Hannah Feichtinger, MR Dr. Maridiana Gabriel, MR Dr. Raphael Glasberg,
Univ.-Doz. Mag. DDr. Bernhard Gmeiner, Dr. Wilhelm Gulz, Dr. Hans Georg Kern, MR Dr. Peter Knechtsberger, Dr. Wilhelm Korab, Dr. Walter König,
OMR Dr. Vladislav Liptak, Dr. Gerhard Moser, Dr. Maria Poschner, Univ.-Prof. Dr. Richard Pötter, Dr. Eduard Rappold, Dr. Alexander Rottmann,
Dr. Walter Sacher, Dr. Hannes Adolf Schaffer, Dr. Guiti Sheriff, Dr. Leonhard Wissgott, Dr. Herwig Wrulich, Dr. Helga Zimmerl (alle 65)
Dr. Peter Bodner, Univ.-Doz. Dr. Martin Endler, Dr. Bruno Fux, Dr. Virve Garcia, MR Dr. Rudolf Werner Haidl, Dr. Brigitte Hauptmann, Dr. Isolde
Hertling, Dr. Hellfried Heyd, Dr. Ursula König-Sechser, Dr. Christiane Lütgendorff-Gyllenstorm, OR MR Dr. Christine Nowotny (alle 70)
Dr. Ingeborg Henzl, Prof. Mag. Dr. Gertrude Kubiena, Dr. Walter Ladisich, MR Dr. Johann Matzenauer, OMR Dr. Huschang Yamuti (alle 75)
MR Dr. Martin Bischof (80)
Dr. Herbert Hatzenberger, OMR Dr. Annemarie Kölbl, MR Dr. Herbert Lamac, Dr. Hildegard Wurnig (alle 85)
Dr. Gertrude Führer, MR Dr. Gertrude Muhar, Stadtphys. MR Dr. Norbert Ortel, Univ.-Prof. Dr. Hellmuth Petsche, Dr. Hildegard Stransky-Stranograd
(alle 90)
Dr. Jutta Fischer, Dr. Wilhelmine Machan, Univ.-Prof. Dr. Barbara Rudas, Dr. Edith Sighart (alle 91)
MR Dr. Oskar Moser, MR Dr. Elisabeth Rollett, MR Dr. Dorothea Rucker (alle 92)
MR Dr. Gerhard Denk, Univ.-Prof. Dr. Eduard Gitsch, Univ.-Prof. DDDr. Ludwig Prokop, MR Dr. Wolfgang Pritz (alle 93)
MR Dr. Hugo-Rene Gutmann, MR Dr. Hans Heinrich, MR Dr. Alfred Raber, HR Dr. Dietrich Stur (alle 94)
GEBURTSTAGE JULI
GEBURTSTAGE AUGUST
Bitte vergessen Sie nicht, folgende Änderungen an die Ärztekammer zu melden: jede Änderung der ärztlichen Tätigkeit (Beginn, Ende, Unterbrechung,
Wien hat einen neuen Patientenombudsmann. Franz Bittner konnte sich bei der österreich-weiten SMS-Wahl durchsetzen. Ab 1. September 2013 wird Bittner der neuen unabhängigen Anlaufstelle vorstehen. stellt den neuen Patientenombudsmann vor.
Franz Bittner ist neuer Patientenombudsmann
Vom 14. bis zum 23. Juni 2013 wurde in Österreich zum ersten
Mal der Wiener Patientenombuds-mann gewählt. Alle Personen, die in Österreich sozialversichert und über 16 Jahre alt sind, konnten per SMS für einen der drei Kandidaten stimmen. Gewonnen hat die Wahl Franz Bittner. Er konnte sich mit 6974 Stimmen (47,03 Prozent) gegen seine Konkurrenten Josef Kandlhofer (6804, 45,88 Prozent) und Andrea Schwarz-Hausmann (1051, 7,09 Prozent) durchsetzen. Insgesamt haben 14.829 Patienten ihre Stimme abgegeben.
Vielfältige Aufgaben
Bittner wird Anfang September dieses Jahres seine Tätigkeit als Patientenom-budsmann aufnehmen. Detaillierte In-
formationen über die Anlaufstelle und die Erreichbarkeit des Ombudsmanns wird es dann auch auf einer eigenen Homepage geben. Die Aufgaben des neuen Patienten-ombudsmanns sind vielfältig. Zum ei-nen wird er Beschwerden von Personen oder deren Angehörigen über Ärztinnen und Ärzte behandeln und Mängel oder Missstände aufklären, insbesondere in Zusammenhang mit der ärztlichen Versorgung der Wiener Bevölkerung. „Wir haben diese neue Anlaufstelle ganz bewusst nicht ausschließlich als Beschwerdestelle eingerichtet. Wir werden in Zukunft damit generell ein starkes und konstruktives Bindeglied zwischen Patienten und Ärzteschaft haben“, erklärt Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres. Bittner wird in die-
sem Sinne auch Auskünfte gegenüber Patienten sowie Ärztinnen und Ärzten erteilen, Anregungen prüfen und Emp-fehlungen, insbesondere gegenüber den Organen der Ärztekammer, abgeben.Es gebe genügend Fälle, wo sich Pati-enten, aus welchen Gründen auch im-mer, im Stich gelassen oder schlecht behandelt fühlten oder einfach nicht mehr weiter wüssten. Genau dafür soll der Patientenombudsmann da sein. „Ich bin überzeugt, dass sich Bitter als Mediator, Vermittler und Mitstreiter für alle Wiener Patienten einsetzen wird“, so Szekeres.
Lücke wird geschlossen
Die Notwendigkeit einer neuen Anlauf-stelle begründet Johannes Steinhart, Obmann der Kurie niedergelassene
Der Pati-entenom-budsmann wird Be-schwerden, Wünsche und Anre-gungen von Patienten prüfen und im Sinne der Patienten handeln.
20 doktor in wien 07_08_2013
Ärzte und Vizepräsident der Ärztekam-mer für Wien, damit, dass dadurch die bestehende Lücke im niedergelassenen Bereich geschlossen werden könne. Denn die bisher existierende Pati-enten- und Pflegeanwaltschaft sei nicht für alle Bereiche zuständig. „Wir haben dann auch im extramuralen Bereich ein starkes und konstruktives Bindeglied zwischen Patienten und Ärzteschaft“, betont Steinhart.Gerade die Patientenanwälte, die pri-mär für den Spitalsbereich zuständig seien, hätten sich in der Vergangen-heit immer wieder über ihre fehlende Durchgriffshoheit im niedergelassenen Bereich beklagt. „Wir als Ärztekammer haben im Gegensatz dazu die Durch-griffshoheit gegenüber unseren nieder-gelassenen Kolleginnen und Kollegen“, erklärt Steinhart. Man dürfe auch nicht vergessen, dass es für Patienten, die sich – und das sei immer noch die Mehrzahl – von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten behandeln ließen, bisher kaum eine zentrale unabhängige Ansprech-stelle mit Gewicht in der Öffentlichkeit gegeben hätte.Patienten können aber auch mit Be-schwerden und Anregungen aus dem Spitalsbereich an den Patientenom-budsmann herantreten. Ausdrücklich gewünscht wird von der Ärztekammer die Zusammenarbeit mit der Wiener Patientenanwaltschaft und weiteren gesetzlichen beruflichen Vertretungen.
Patienten haben entschieden
Patienten hatten in Österreich erstmals die Chance, selbst und direkt einen Pati-entenvertreter zu wählen. Szekeres zeigt sich erfreut über die erfolgreiche Wahl des neuen Patientenombudsmanns so-wie das Interesse in der Bevölkerung an der neuen Position: „Uns war wichtig, dass die Patienten selbst bestimmen können, wer ihre Interessen vertritt.“ Neu an der Wahl war nicht nur die Tatsache, dass die Patienten selbst mit-bestimmen konnten, sondern auch der Wahlmodus. Gewählt wurde der Pa-tientenombudsmann per SMS. „Wir haben uns nach Prüfung verschiedener Varianten und intensiver Diskussion für diesen Wahlmodus entschieden, um so vielen Menschen wie möglich die Chance zu geben, ihre Stimme abzuge-ben“, erklärt Szekeres. Zur Wahl standen drei Kandidaten: Franz Bittner, ehemaliger Obmann der
Wiener Gebietskrankenkasse, Josef Kandlhofer, ehemaliger Generaldirek-tor des Hauptverbands der österreichi-schen Sozialversicherungsträger, und Andrea Schwarz-Hausmann, Juristin und Gesundheitsökonomien in der Pensionsversicherungsanstalt.
Unabhängige Jury
Die Vorauswahl getroffen hatte eine ex-terne Jury unter Vorsitz von Karin Gu-tiérrez Lobos, Vizerektorin für Lehre, Gender & Diversity der Medizinischen Universität Wien. Das Interesse an der Funktion eines Ombudsmanns/-frau war sehr groß. Insgesamt haben sich 36 Personen beworben. „Die Bewer-bungen haben gezeigt, aus welch unter-schiedlichen Bereichen die Kandidaten kommen. Das spiegelt auch das große Interesse an dieser Position wieder“, so Szekeres. Neben der Vorsitzenden Karin Gutiérrez-Lobos waren noch der Medi-zinethiker Ulrich Körtner, die Journa-listen Michael Kerbler und Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum, die Unternehmens-beraterin Karin Schaupp, der Vorsit-zende des Zukunftsfonds der Republik Österreich, Kurt Scholz, TU-Wien- Rektorin Sabine Seidler, Architekt Al-bert Wimmer, der Religions soziologe Paul Zulehner sowie seitens der Ärzte-kammer Thomas Szekeres und Johannes Steinhart in der Jury vertreten.Vielen Personen im Gesundheits-wesen ist Bittner ein Begriff. Mehr als zehn Jahre war er Obmann der Wie-ner Gebietskrankenkasse. Durch seine
langjährige Berufserfahrung ist er ein exzellenter Kenner des österreichischen Gesundheitssystems. „Das österreichische Gesundheitswesen hat bei unserer Bevölkerung, wie auch international, einen sehr guten Ruf. Trotzdem gibt es in der Bevölkerung zwischen Patienten sowie behandeln-den Ärztinnen und Ärzte oft Missver-ständnisse, die für den Einzelnen zu großen Problemen führen können“, so Bittner. Genau für diese Fälle wolle er konkrete Hilfe im Einzelfall geben und Systemfehler aufdecken.
Unabhängige Ombudsstelle
Bittner betonte in einem Gespräch mit der Austria Presse Agentur nach der Wahl, kein Dienstnehmer der Ärzte-kammer zu sein, denn die neue Patien-tenombudsstelle sei unabhängig. Dies müsse auch öffentlich vermittelt wer-den, „damit es zu keinen Irritationen kommt“. Nach Meinung Bittners erwarten Pati-enten im Gesundheitssystem folgende Eckpunkte:
eine individuelle Behandlung ihrer Person,Verständnis,ein Ernstnehmen ihrer körperlichen Beschwerden, eine kontinuierliche Behandlung durch Ärztinnen und Ärzte ihres Ver-trauens,eine Therapie, die sie verstehen und der sie vertrauen können sowieeine Ärztin oder einen Arzt, die oder der sie nicht zwischen den einzelnen Institutionen hin- und herschiebt.
Um diesen Grundbedürfnissen von Pa-tienten zu entsprechen, bedürfe es ein-gespielter Teams von Allgemeinmedi-zinern, Fachärzten und Pflegepersonal. Nicht immer und überall seien diese Voraussetzungen gegeben, und der Pa-tient fühle sich unverstanden, schlecht behandelt und resigniere, meint Bittner.Auch das Zusammenspiel zwischen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten und Spitälern sei manchmal suboptimal: „Die Patienten werden im Kreis weitergereicht, ohne dass sich ih-re gesundheitliche Situation wesentlich verbessert.“ In solchen Fällen würden Kranke, meist durch Systemfehler, zu „Drehtürpatienten“, die dem System viel Geld kosteten. Dieses aber könnte sinnvoller für die Betroffenen einge-setzt werden. >
Knappe Entscheidung14.829 Patienten gaben in den letzten Wochen via SMS
ihre Stimmen ab. 6974 (oder 47,03 Prozent) votierten für
Franz Bittner, 6804 (45,88 Prozent) für Josef Kandlhofer
und 1051 (7,09 Prozent) für Andrea Schwarz-Hausmann.
Die Amtszeit des neuen Patientenombudsmanns beträgt
fünf Jahre. Zu seinen Aufgaben wird die Behandlung von
Beschwerden von Personen oder deren Angehörigen über
Ärztinnen und Ärzte, die Aufklärung von Mängeln oder
Missständen, die Erteilung von Auskünften gegenüber Pa-
tienten sowie Ärztinnen und Ärzten, die Prüfung von Anre-
gungen sowie die Abgabe von Empfehlungen, insbesondere
gegenüber den Organen der Ärztekammer, gehören.
Die Funktionsperiode startet im September. Bis dahin
ist noch die „Anlaufstelle für Beschwerden, Anregungen
Ausdrück-lich ge-wünscht wird von der Ärzte-kammer die Zusammen-arbeit mit der Wiener Patienten-anwalt-schaft und weiteren gesetzlichen beruflichen Vertre-tungen.
COVERSTORY AM PULS
07_08_2013 doktor in wien 21
> Interview
Der Mensch zuerst!… so lautet das Leitmotiv für seine zukünftige Aufgabe als Patientenombudsmann, erzählt Franz Bittner im ersten ausführlichen Interview nach seiner erfolgreich geschlagenen Wahl.
Von Volkmar Weilguni
doktorinwien: Gratulation zur Wahl zum Wiener Patientenombuds-mann. Es war ein Kopf-an-Kopf-Ren-nen mit Josef Kandl- hofer, dem ehema- ligen Generaldirektor des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungs-träger. Warum, mei- nen Sie, haben Ihnen die Wiener letztendlich das größere Vertrauen ausge- sprochen?Bittner: 170 Stimmen beziehungs-weise knapp mehr als 1 Prozent Unter-schied sind nicht viel. Ich denke, dass jene, die abgestimmt haben, ihre Gunst gleichmäßig verteilt haben. Was ich in meine neue Funktion einbringen kann, ist, dass ich viele Jahre positive wie auch negative Erfahrungen in unserem guten Gesundheitswesen sammeln und auch einiges positiv verändern und weiterentwickeln konnte, dabei keine Konfrontationen gescheut und in den meisten Fällen einen Konsens erreicht habe.
doktorinwien: Insgesamt haben 15.000 Menschen ihr Voting abgegeben, das ist für eine beinahe Zwei-Millionen-Stadt nicht ausufernd viel. Interessiert das Thema Patientensicherheit so weni-ge oder nur die, die direkt betroffen sind? Oder fühlten sich die Wiener ohnehin schon bisher gut vertreten?Bittner: Alle in Österreich versicherten Personen ab 16 Jahren konnten wählen, knapp 15.000 haben es auch getan. Das ist zwar nicht berauschend viel, aber in dieser Form einer Wahl erstmalig. Viele ältere Menschen hatten mit äl-teren Mobiltelefonen so ihre Schwie-
rigkeiten. Junge und gesunde Menschen, die das Gesundheits-system noch kaum benötigen, wird diese Wahl eben weniger interessiert haben. Insgesamt benötigt das öffentliche Ge-sundheitssystem 50
Prozent aller Kosten für 6 Prozent aller Ver-
sicherten. Vielleicht er-klärt dies einiges.
doktorinwien: Stichwort Pa-tientensicherheit: Was verstehen Sie
konkret darunter, wo sehen Sie hier die wichtigsten Ansätze und Verbesserungs-potenziale für Ihre Arbeit?Bittner: Unser Gesundheitswesen ist sehr komplex geworden. Daher ist eine bessere Vernetzung der verschie-denen Gesundheitseinrichtungen nö-tiger denn je, um den Patienten eine vermeidbare fehler- und schadensfreie Behandlung zu ermöglichen, wobei die behandelnden Ärztinnen und Ärzte so-wie Pfleger auch die dafür notwendigen Voraussetzungen benötigen. Auch das Thema Gerechtigkeit ist mir ein An-liegen. Nicht jeder Patient hat die glei-chen Voraussetzungen, man denke nur an die nachweisbaren Unterschiede der sozioökonomischen Situation in den Wiener Bezirken.
doktorinwien: Stichwort Patienten-anwälte. Diese hatten die neue Position vehement kritisiert und die Sinnhaftig-keit infrage gestellt. Wie gehen Sie mit dieser Kritik um und wo sehen Sie die Aufgabenfelder der beiden Institutionen, wo Überschneidungen und wo sinnvolle Ergänzungen?Bittner: Die sind halt ein bisserl „ang‘fressen“ auf die Ärztekammer,
„Eine bes-sere Ver-netzung der ver-schiedenen Gesund-heitseinrich-tungen ist nötiger denn je.“
Bittner: „Natürlich gibt es auch Kon-flikte zwischen den behandelnden Ärz-tinnen und Ärzten und ihren Patienten, die der weiteren Therapie abträglich sind und aufgearbeitet werden müs-sen.“ Der neue Patientenombudsmann möchte genau an diesen Stellen anset-zen und seine langjährige Erfahrung dazu nutzen, um Menschen zu helfen und ihnen Gehör zu verschaffen.
Lösungen anbieten und helfen
Der Patientenombudsmann wird ab 1. September 2013 Beschwerden, Wün-sche und Anregungen, die an die Pa-tientenombudsstelle herangetragen werden, rasch prüfen und im Sinne der Patienten handeln. Bittner: „Wir werden die Einzelfälle analysieren und Systemfehler aufdecken. Zudem wer-den wir unsere Erfahrungen den Ver-antwortlichen im Gesundheitswesen mitteilen und Vorschläge zur Beseiti-gung solcher Fehler einbringen.“Aber auch die konstruktive Zusammen-arbeit mit allen Einrichtungen im Ge-sundheitswesen im Sinne der Patienten sei wichtig, und, wenn nötig, würden eventuelle Konflikte für die Patienten geführt. „Ich möchte einfach die Stim-me der Patienten sein“, so Bittner.Wie geht es nun weiter? Zunächst werden jetzt mit der Ärztekammer Ge-spräche über die Umsetzung der neuen Einrichtung geführt. Wobei der künf-tige Ombudsmann hinzufügt: „Ich ha-be da schon meine Vorstellungen.“ Derzeit laufen in der Ärztekammer bereits 700 Beschwerden pro Jahr ein. „Aufgrund der nunmehrigen medialen Resonanz ist davon auszugehen, dass sich diese Zahl erhöhen wird“, sagt Bittner.Er verspricht zudem, mit der Wiener Patientenanwaltschaft eng zusam-menarbeiten zu wollen – genauso wie mit weiteren Ombudsleuten, etwa in den Spitälern. „Ich bin froh, dass es die Patientenanwaltschaft gibt“, ver-sichert Bittner. Die nun geschaffene Patienten ombudsstelle in der Ärzte-kammer sei aber trotzdem nicht über-flüssig. „Sie stärkt die Patientenrechte.“ Denn: Ärztinnen und Ärzte seien zur Zusammenarbeit mit der Ärztekammer verpflichtet. „Ich kann mich in solchen Fällen, wo es nötig erscheint, an die Ärztekammer wenden – die in weiterer Folge, etwa disziplinarrechtlich, Konse-quenzen ziehen kann.“
AM PULS COVERSTORY
22 doktor in wien 07_08_2013
wobei mir bereits vor mehr als 15 Jah-ren der legendäre und von mir äußerst geschätzte Patientenanwalt Victor Pickl forsch erklärte, für ihn gebe es zwei Gegner: die Wiener Ärztekammer und die Krankenkassen. Dieses Verhältnis dürfte systemimmanent sein. Die Zu-sammenarbeit halte ich dennoch für unbedingt notwendig. Die Wiener Pa-tientenanwältin Sigrid Pilz hat ja auch schon erklärt, dass sie mich „einspan-nen“ wird. Wenn es im Sinne der Pati-enten ist und nützt, dann lasse ich mich gerne einspannen.
doktorinwien: Der Initiator des Pati-entenombudsmanns in Wien, Ärztekam-merpräsident Thomas Szekeres, sieht in der Position einen „wichtigen Beitrag im Verständnis Arzt/Patient“. Was konkret können Sie dazu beitragen? Bittner: Oft ist es eine Zeit- und Kom-munikationsfrage, die das Verhältnis zwischen Patient und Arzt trübt. Nicht immer wird in der gleichen Sprache gesprochen, der Patient fühlt sich unin-formiert. Patienten werden manchmal schlecht vorbereitet zum nächsten Fach-arzt oder in eine Spitalsambulanz wei-tergereicht, wobei sie ihre Diagnose wie auch die Therapie nur ungenügend ver-standen haben – denken sie an die vielen Menschen mit Migrationshintergrund.
doktorinwien: Sie sollen als eine zen-trale Aufgabe Qualitätsmängel vor allem im niedergelassenen Bereich aufspüren und damit insgesamt eine Qualitätsver-besserung erreichen. Wie werden Sie das tun? Werden Sie von sich aus prüfen oder nur auf Beschwerden reagieren und wel-che Befugnisse beziehungsweise Sankti-onsmöglichkeiten haben Sie?Bittner: Qualitätsmängel von Ordi-nationen oder anderer medizinischer Einrichtungen ergeben sich durch ge-häufte Beschwerden der betroffenen Patienten. Diesen wird man nachgehen müssen. Die Befugnisse und Sankti-onsmöglichkeiten der Ombudsstelle muss die Ärztekammer als Selbstver-waltung in ihren Gremien beschließen. Ich werde dem Präsidenten und dem Präsidium dazu raten, dies zu tun.
doktorinwien: Drei konkrete Fragen zu Ihrer persönlichen Einstellung zu aktu-ellen gesundheitspolitischen Themen im Land: Thema Gesundheitsreform – oder das Match „Zahler“ gegen „Leistungsan-
bieter“: Wie beurteilen Sie den aktuellen Stand der Verhandlungen?Bittner: Eine Gesundheitsreform ist nötig, wobei die Schnittstellen zwi-schen intra- und extramuralem Bereich zumindest in den „Nahtstellen“ verbes-sert werden müssen. Hier wäre es nötig, nicht nur gemeinsam zu planen und zu steuern, sondern auch, wenn es nicht anders geht, über gemeinsame Projekte zu finanzieren. In der Dialyse habe ich vorgezeigt, wie es gehen könnte. Ohne Ärztinnen und Ärzte beziehungswei-se medizinisches Personal wird eine Reform nicht gelingen, daher müssen diese über ihre Interessenvertretungen – das sind nicht nur die Ärztekammern – eingebunden werden. Wenn der Ge-setzgeber mehr als drei Milliarden Euro an Kosten bis 2016 dämpfen, die Spitä-ler entlasten und dafür den niederge-lassenen Bereich stärken möchte, dann besteht die Gefahr, dass Leistungen für die Patienten gekürzt werden oder das medizinisch-pflegerische Personal arbeitstechnisch noch stärker unter Druck kommt. Die Reform kann nur dann gelingen, wenn die Dienstleister sich mit den Zielen der Reform identi-fizieren können.
doktorinwien: Thema ELGA: Trotz massiven Widerstands der Ärzte wird ELGA kommen. Welche Chancen und Gefahren sehen Sie darin für die Pati-enten und die Ärzteschaft?Bittner: ELGA ist richtig und notwen-dig und der Nutzen wird die Gefahren deutlich überwiegen. In dieser Frage waren meines Erachtens die Ärztekam-mern schlecht beraten, so zu agieren, wie sie es getan haben – denken Sie nur an die Möglichkeit eines elektronischen Impfpasses. Meine Generation weiß nicht mehr, wann und gegen was sie geimpft worden ist.
doktorinwien: Thema Stärkung des ambulanten/niedergelassenen Bereichs: Alle wollen eine Verlagerungen von Leis-tungen aus den teureren Spitalsbetten in den niedergelassenen Bereich. Die Ärzte kritisieren aber die fehlende Bereitschaft der Krankenkassen, entsprechende Ver-träge und Rahmenbedingungen zu schaf-fen. Wohin soll der Weg im Sinne der Patienten tatsächlich gehen?Bittner: Zuerst wollen wir eine Stär-kung des Hausarztes, der die Kranken durch das Gesundheitssystem leiten soll
– ein politischer Sager aller politischen Parteien in Österreich. Geschehen ist wenig, nicht nur, weil die Kranken-kassen die Honorare nicht so erhöhen können, wie gewünscht, sondern auch durch Leistungsverschiebungen von den Fachärzten zurück zu den Allgemein-medizinern, wobei die Fachärzte dies wiederum nur bedingt akzeptieren wür-den. Jede Gruppe hat ihre Partikular-interessen. Zu wenig, zu viele Kassen-verträge: In meiner Zeit bin ich kritisiert worden, dass es in Wien zu viele Kas-senverträge, zu viele technische Fächer gegeben hätte. Hätte ich gekonnt, wie ich wollte, hätte es weniger Planstellen, dafür aber größere Einheiten gegeben. Es hätte also nicht weniger Dienstlei-ster, sondern effektivere, dem modernen Stand der Technik entsprechende Grup-penpraxen oder Institute gegeben. Den-ken Sie an Oberösterreich: Wenn die oberösterreichische Spitalslandschaft kostengünstiger gemacht werden soll, dann wird man den extramuralen Be-reich verstärken müssen. Das bedeutet aber zugleich, dass die Krankenkassen mehr Geld ausgeben müssen. Hier den Konsens zu erzielen, liegt im Geschick der Verhandler von Land und Kassen.
doktorinwien: Wie wird sich die Zu-sammenarbeit mit Ihrem Auftraggeber gestalten – oder anders gefragt: Wie unabhängig dürfen und werden Sie agieren?Bittner: Das wird sich zeigen, wenn es zu einem Dissens kommt. Ich vertrete in dieser Position die Interessen der Patienten, egal gegen wen und welche Einrichtung. .
Im Porträt: Franz Bittner wurde am 17. November 1953 in Wien geboren. Nach einer Ausbildung zum Lithografen arbei-tete er für die Kurier AG/Mediaprint. Pa-rallel dazu absolvierte Bittner die Sozial-akademie der Arbeiterkammer Wien und wechselte 1993 zum Österreichischen Ge-werkschaftsbund, wo er bis 2009 den Vor-sitz der Gewerkschaft Druck und Papier beziehungsweise bis 2010 den stellver-tretenden Vorsitz der GPA-djp führte. In dieser Zeit war er unter anderem Mitglied im Verwaltungsrat des AMS, Mitglied des Aufsichtsrates im BFI Wien und Kammer-rat in der Arbeiterkammer Wien sowie der Bundesarbeiterkammer. Von Jänner 1997 bis Juni 2009 war Bittner Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse.
„Die Wiener Patientenan-wältin Sigrid Pilz hat erklärt, dass sie mich ‚einspan-nen‘ wird. Wenn es im Sinne der Patienten ist und nützt, dann lasse ich mich gerne ein-spannen.“
COVERSTORY AM PULS
07_08_2013 doktor in wien 23
24 doktor in wien 07_08_2013
SERVICE KONGRESSE
MRT-MDCT Abdomen Workshop, Modul Leber
und Gallenwege
Ort: Radiology Teaching Center, Ebene 06F, Universitätsklinik
für Radiodiagnostik, 1090 Wien, Währinger Gürtel 18-20
Termin: 9.9.2013
Veranstalter: Univ.-Klinik für Radiodiagnostik, 1090 Wien,
Es handelt sich zunächst um ein ausschließliches Forschungs-
projekt: In der sogenannten „Exact“-Studie mit ungefähr 50 Patienten soll am Comprehensive Cancer Center Vi-enna (CCC) der Medizinischen Uni-versität Wien und des AKH erstmals in Österreich ein System zur individuali-sierten Krebsmedizin etabliert werden. Bei der Diagnose von Tumorerkran-kungen verwendete Gewebeproben werden genetisch auf charakteristische Mutationen untersucht. Die medika-mentöse Therapie soll dann ganz genau darauf abgestimmt werden. Die ersten Probanden sind bereits in die Studie
aufgenommen, erklärten die Propo-nenten des Systems gegenüber der Aus-tria Presse Agentur.„Wir wenden die Methode bei Krebs-patienten an, für die wir nach dem der-zeitigen Stand der Medizin keine eta-blierte medikamentöse Therapie mehr haben. Nach ihrer Einverständniserklä-rung wird das Tumormaterial moleku-larbiologisch untersucht. Bösartige Zel-len können an ihrer Oberfläche oder im Zellinneren – von Fall zu Fall verschie-den – ganz bestimmte Merkmale tragen. Dazu passen jeweils modernste Medika-mente der sogenannten zielgerichteten Therapie. Die sollen dann jeweils ganz
Mit dem „Exact“-Projekt der Onkologen der Medizinischen Universität Wien und des Comprehensive Cancer Center soll eine personalisierte Behandlung für jeden einzelnen in das Programm aufgenommenen Patienten ermöglicht werden. Dazu wird ein eigenes Programm vom Erstkontakt mit dem Patienten bis zum Start der Therapie entwickelt.
Onkologie
Personalisierte Krebsmedizin startet in Wien
spezifisch eingesetzt werden“, sagte Ger-ald Prager von der Klinischen Abteilung für Onkologie der Wiener Universitäts-klinik für Innere Medizin I.Das Zukunftsprojekt – noch ist es deut-lich zu früh, dass sich Patienten selbst dafür melden könnten, es geht primär um den Beweis der Machbarkeit – be-darf der Kooperation einer ganzen Rei-he von Spezialisten, wie sie weltweit nur an wenigen Universitätskliniken überhaupt möglich ist: Pathologen, Onkologen, Bioinformatiker, Moleku-larbiologen, et cetera. Im Rahmen des „Exact“-Projekts in Wien wird genau das etabliert.
Der geplante Ablauf des ProgrammsEin geeigneter Patient mit einer Krebserkrankung wird identifiziert. Am Beginn
werden es wohl Krebskranke sein, bei denen die bisherige Standardtherapie
bereits erfolgt ist und nicht mehr genügend Wirkung zeigt.
Der Patient wird aufgeklärt und seine Einwilligung eingeholt.
Es kommt zur Entnahme von Gewebeproben für die Laboruntersuchungen.
Im Labor werden das Tumorgewebe in Krebszellen und sie im Tumor umge-
bende Zellen aufgetrennt sowie eine Zellsuspension hergestellt.
Die Zellen werden nach ihren genetischen Eigenschaften typisiert.
Bösartige Zellen und die sie im Tumor umgebenden Zellen werden auf Merk-
male (Targets) untersucht, welche die Anwendung eines spezifisch auf diese
Charakteristika abzielenden Medikaments nahelegen. Im Labor erfolgt auch
schon die Suche nach passenden und erhältlichen Wirksubstanzen.
Aus den Informationen wird ein Behandlungsplan (Algorithmus) für den einzel-
nen Patienten abgeleitet.
Das Prozedere von der Charakterisierung des Tumors bis zur Auswahl der zielge-
richteten Therapie dürfte (derzeit noch) in etwa zehn Tage dauern. Die tech-
nische Entwicklung ist aber rasant: In Zukunft soll durch wiederholte Biopsien
auch die Entwicklung von Tumoren untersucht werden. Eventuell kann dann
jeweils eine passende Adaptierung der Therapie erfolgen, wenn sich die Cha-
rakteristika unter der Therapie ändern – faktisch, wenn gegen die Medikamente
resistente Tumorzellen vermehrt zu wachsen beginnen.
SERVICE MEDIZIN
26 doktor in wien 07_08_2013
Zielinski: „Wir
wollen belegen, dass
man die Zeit bis zum
Fortschreiten der
Erkrankung um 30
Prozent verlängern
kann“
Prager: „Bislang
wurde der Krebs
mit allen seinen
Erkrankungen mit
vergleichsweise
stumpfen Waffen
bekämpft“
Neue Schmerztherapie durch Bestrahlung bei KnochenmetastasenForscher an der Wiener Universitätsklinik für Nuklearmedizin setzen
große Hoffnung auf eine neue Schmerztherapie durch Bestrahlung bei
Knochenmetastasen. In Kürze startet dazu eine groß angelegte europa-
weite Studie, die erstmals untersucht, inwieweit sogenannte Alpha-
Strahler die Lebensqualität und Lebenserwartung von Menschen mit
Knochenmetastasen erhöhen. Die Medizinische Universität Wien wird
an der Untersuchung teilnehmen.
Die bisherigen Erfahrungen mit ähnlich wirkenden Substanzen seien
vielversprechend, so die Wissenschafter. Vor allem bei Brust-, Pro-
stata- und Lungenkrebs bilden sich häufig Knochenmetastasen, die
vielfach starke Schmerzen verursachen und die Morbidität erhöhen. Zur
Behandlung dieser gefährlichen bösartigen Veränderungen werden in
der klinischen Studie an der Medizinischen Universität Wien demnächst
erstmals diese Alpha-Strahler eingesetzt.
„Vom Einsatz der neuen Alpha-Strahler erwarten wir aufgrund erster
Daten eine noch höhere Wirksamkeit“, sagte Helmut Sinzinger, Vor-
stand der Wiener Universitätsklinik für Nuklearmedizin, über die neue
Generation der nuklearmedizinischen Therapie. „Der Grund ist das ver-
wendete radioaktive Isotop Radium 223. Es scheint noch wirksamer zu
sein als die bisher verwendeten Beta-Strahler und hat zudem geringere
Nebenwirkungen.“
Bei der Studie wird einerseits untersucht, inwieweit sich die Lebens-
wartung für die Patienten durch die neuen Alpha-Strahler gegen -
über den Beta-Strahlern erhöht. Andererseits wird erhoben,
ob sich durch das Isotop Radium 223 die Schmerztherapie bei
Knochenmetastasen weiter verbessern lässt. Bereits bei den bisher
zur Schmerztherapie bei Knochenmetastasen zugelassenen Beta-
Strahlern konnten Forscher der Medizinischen Universität Wien in
breit angelegten Studien erstmals zeigen, dass diese Therapie zusätz-
lich auch die Lebenserwartung und Lebensqualität der betroffenen
Menschen deutlich verbessert.
Nach Angaben von Sinzinger sind durch die Therapie weniger
beziehungsweise keine Schmerzmedikamente nötig. Zusätzlich
werden die Knochenmetastasen stabilisiert, wodurch sich die
Lebenserwartung verbessert. Die Verabreichung sowohl der Alpha-
als auch der Beta-Strahler erfolgt intravenös, die Injektionen werden
im Abstand von mehreren Wochen bis wenigen Monaten wiederholt
verabreicht.
Der Start liegt bei den Pathologen. Friedrich Wrba von der Klinischen Abteilung für Pathologie der Medizi-nischen Universität Wien: „Wir be-kommen zur Diagnose der Art der Tumorerkrankung Gewebeproben. Sie werden in Paraffin eingeschlossen ge-lagert. Im Rahmen der neuen Studie gewinnen wir aus ganz geringen Antei-len dieser Proben die Erbsubstanz aus den Tumorzellen und analysieren sie. Wir sequenzieren Anteile von 48 bis 50 Genen, die für Entstehung, Aufrecht-erhaltung und Wachstum des Tumors verantwortlich sind und wollen dabei die verantwortlichen Mutationen fest-stellen.“Daraus ergibt sich derzeit ein riesiger Datenwust aus ungefähr 780 Einzel-positionen, zum Beispiel auf Muta-tionen im HER2/neu-, K-Ras-, Met/Alk- oder p53-Gen. Ein Team um den Bioinformatiker Arndt von Haessler bekommt die Daten zur weiteren Aus-wertung. Der Wissenschafter: „Wir sollen aus den Daten die wichtigen Fakten herausfiltern. Wir müssen das ‚Grundrauschen‘ beseitigen.“Was für die Therapie des betreffenden Patienten wichtig sein könnte, erhalten dann Stefan Thurner und seine Kol-leginnen und Kollegen vom Institut für Wissenschaft Komplexer Systeme der Medizinischen Universität Wien. Thurner: „Wir entwickeln einen Algo-rithmus, bei dem wir die genetischen
Daten mit den zur Verfügung stehen-den zielgerichteten Medikamenten in Verbindung bringen wollen. Dann kommt ein Vorschlag für die Thera-pie heraus. Das System sollte selbst-lernend sein.“ Man schätzt, dass man nach 5000 bis 10.000 Fällen soweit sein könnte, gleichsam automatisierte Behandlungsvorschläge für jeden ein-zelnen Patienten zu generieren.Die Sache ist keine wissenschaftliche „Spielerei“. Der Vorstand der Wiener Universitätsklinik für Innere Medi-zin I und CCC-Koordinator Christoph Zielinski: „Wir wollen mit dem ‚Exact‘-Projekt belegen, dass man durch ein solches System die Zeit bis zum Fort-schreiten der Erkrankung bei Patienten, für die wir sonst keine etablierten Be-handlungsoptionen mehr haben, um 30 Prozent verlängern kann. Das wäre für diese Patienten schon ein sehr gro-ßer Erfolg.“
Weitreichende Auswirkungen
Die personalisierte Krebstherapie bringt allerdings auch zahlreiche re-gulatorische Fragen mit sich. Es kann nämlich geschehen, dass die Onkologie so genau auf einzelne Patienten ausge-richtet wird, dass man statistisch aus-wertbare Fallzahlen für klinische Studi-en gar nicht mehr erhält. Darauf basiert die erst in den vergangenen Jahren zu einem international bestimmenden Trend gewordene evidenzbasierte
Medizin. Damit dürfte in Zukunft die Anzahl klinischer Studien für neue Me-dikamente kleiner werden, weil die je-weils Behandelten genauer ausgesucht werden können.Dass ein Tumor in einem bestimmten Organ entsteht, ist offenbar nur Zufall. Prager: „Krebs ist nicht eine, sondern das sind viele Erkrankungen – und wir haben sie bisher alle und interna-tional mit vergleichsweise stumpfen Waffen bekämpft.“ Den Beweis dafür bietet beispielsweise die molekular-biologische Untersuchung von Pro-statakarzinomen: Bestimmt man bei neun Proben ihre Charakteristika, stößt man im Grunde auf neun ver-schiedene Karzinome.Das wird auch Auswirkungen auf die Zulassung beziehungsweise Bezahlung von Krebstherapien haben. So kann sich beispielsweise aufgrund der mo-lekularbiologischen Charakteristika herausstellen, dass bei einem Patienten mit einem Prostatakarzinom ein Tumor vorliegt, der die Kennzeichen von Ma-genkarzinomzellen aufweist. Gibt es ein wirksames Medikament, das hier für das Magenkarzinom zugelassen ist, könnte die Notwendigkeit entstehen, es außerhalb des eigentlich genehmigten Verwendungszwecks zu benutzen, eben zur Therapie dieser speziellen Form von Prostatakrebs. Das wirft sehr diffizile Fragen in Sachen Haftung und Finan-zierung auf.
MEDIZIN SERVICE
07_08_2013 doktor in wien 27
28 doktor in wien 07_08_2013
SERVICE MEDIZIN
Wissenschafter der Klinischen Abteilung für Neuroradiologie und muskuloskeletale Radiologie der Wiener Universitätsklinik für Radiodiagnostik entwickeln Techniken, die es mithilfe der Magnetresonanztomografie ermöglichen, bereits im pränatalen Stadium die Hirnentwicklung des Fetus genauer zu untersuchen. „Damit sind wir in der Lage, pathologische Veränderungen der Hirnent-wicklung frühzeitig erkennen zu können“, er-klärte Daniela Prayer, Leiterin der Abteilung, in einer Aussendung der Medizinischen Universität Wien.Die Wissenschafter haben in einer Studie unter anderem festgestellt, dass Ruhenetz-werke (RestingState-Netzwerke) bereits im fetalen Gehirn vorhanden sind und dass die-se mit funktioneller Bildgebung dargestellt werden können. Diese Netzwerke bilden
die Grundlage von Denk- und motorischen Vorgängen und befinden sich in Ruhe in einer Art Bereitschaftszustand. Bei ent-sprechender Stimulation erhöht sich deren Aktivität. Mithilfe von MRT ist es möglich, den Entwicklungsfortschritt von Hirnaktivi-tät im Fetus zu sehen. So können mögliche funktionelle Störungen bereits im Mutterleib erkannt werden.Neben der funktionellen Magnetresonanz-tomografie, die noch nicht als Standard-verfahren etabliert ist, gibt es die bereits im klinischen Einsatz befindliche Diffusions-tensorbildgebung sowie die Magnetreso-nanzspektroskopie. „Empfehlung für die Praxis wäre eine Kombination, also ein kom-binierter Einsatz funktioneller und struktu-reller Daten, modelliert für jede Schwanger-schaftswoche“, so Prayer.
Forscher der Medizinischen Universität Wien haben in einer bisher einmaligen Multicen-ter-Studie nachgewiesen, dass die klinische funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) eine sichere Methode bei chirur-gischen Gehirneingriffen ist. Mithilfe der fMRT kann im Millimeterbereich angezeigt werden, wo funktionskritisches Nervenge-webe liegt, das – etwa bei der Operation von Gehirntumoren – geschont werden muss.„Wir stellen sozusagen mithilfe der funk-tionellen Magnetresonanztomografie das Stoppschild für den Chirurgen auf, damit er weiß, wo nicht geschnitten werden darf, um Schäden zu vermeiden“, erklärte Roland Beisteiner von der Wiener Universitätsklinik für Neurologie. Beisteiners Team konnte in einer wissen-schaftlichen Arbeit in Radiology erstmals zeigen, dass die funktionelle Magnetreso-nanztomografie bei Eingriffen am Gehirn diagnostische Sicherheit bietet – und zwar egal mit welchem Gerät (ob mit einem 7-Tes-la-Magnetresonanztomografen wie in Wien oder auch nur 1,5 Tesla), egal an welchem Ort und auch unabhängig davon, wer es bedient.
Ebenfalls mithilfe der funktionellen Magne-tresonanztomografie untersuchen die Teams von Beisteiner und Tecumseh Fitch (Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien) in einem gemeinsamen Forschungs-cluster von Medizinischer Universität Wien und Universität Wien, ob die strukturelle und syntaktische Verarbeitung von Musik in ähnlichen Hirnregionen stattfindet wie die Verarbeitung von Sprache. Beisteiner: „Es ist nie exakt dasselbe Hirnareal, allerdings kön-nen sich Hirnaktivitäten beim Sprechen und Musizieren überlappen.“ Die Schwerpunkte des Forschungsclusters: die gemeinsam bean-spruchten Areale im Gehirn möglichst genau zu bestimmen und über deren gezielte Akti-vierung neue Therapieansätze zu ent wickeln, etwa für Menschen mit einer Aphasie. Dabei kommt es, so Beisteiner, zum Teil zu ver-blüffenden Ergebnissen: „Menschen, die aufgrund einer Aphasie nicht mehr sprechen konnten, war es möglich, gelernte Texte zur passenden Melodie zu singen.“ Daraus lässt sich folgern, dass es bei der Sprachtherapie sinnvoll erscheint, auch musikalische Fertig-keiten zu trainieren.
Das Gehirn von Ungeborenen im Blickfeld der Radiologen
Funktionelle Magnetresonanz als Hilfe bei Eingriffen am Gehirn
Selbstauflösende Schrau-ben bei Hallux-Operati-onen in Wien eingesetztSchrauben, die sich nach einiger Zeit im
Körper von alleine auflösen, weil sie aus
Milchzucker sind, kommen jetzt neu im
Orthopädischen Spital Speising bei Fuß-
operationen zum Einsatz. Der Hintergrund:
Bei Hallux-valgus-Operationen werden
oftmals Implantate verwendet, die bisher –
wie gemeinhin üblich – mit Metallschrauben
befestigt wurden, hieß es 10. Juni 2013 in
einer Aussendung.
„Das Problem ist aber, dass diese Schrauben
oft unangenehm drücken und daher einige
Zeit nach der Operation wieder entfernt
werden müssen. Nicht so mit den neuen
‚Zuckerschrauben‘, die sich nach einer
gewissen Zeit wieder auflösen“, erklärte
Hans-Jörg Trnka vom Orthopädischen Spital
Speising. „Diese Schrauben sind natürlich von
der Bauart her so konstruiert, dass sie sich
nicht zu früh zersetzen.“
Schmerz ist eine Kombination aus Entzün-dungsreaktionen sowie Prozessen im Zentral-nervensystem. Diese bekannte Tatsache hat ein Wissenschafterteam um Burkhard Gustorff, Leiter der Abteilung für Anästhesie, Intensiv- und Schmerztherapie im Wilhelminenspital, in einem experimentellen Ansatz belegt.Verwendet wurde dabei das sogenannte „Sonnenbrandmodell“. Dabei wurde nach-gewiesen, dass nicht nur der Sonnenbrand selbst Schmerzen verursacht, sondern dass diskrete Reizungen des peripheren Hautge-webes ebenfalls Schmerzen auslösen. Mithilfe eines „künstlichen Sonnenbrands“ durch UVB-Strahlung wurde ein kleines Hautareal schmerzempfindlich gemacht. Nach 24 Stun-den war die Schmerzintensität am (leichten) Sonnenbrand am höchsten, aber auch zum Beispiel durch sanfte Nadelstiche zeigte sich das periphere Gewebe schmerzempfindlich.„Das ist der Nachweis“, so Gustorff, „dass beim Sonnenbrand die Überempfindlichkeit der Haut nicht nur durch die Entzündungs-reaktion ausgelöst, sondern auch durch Erregungsprozesse im Zentralnervensystem gesteuert wird.“
Schmerz als Kombina-tion von Entzündung und Nervenimpulsen
MondayMed
SAVE THE DATEHerbst 2013
MEDMONDAY
Sucht
Zahl der Alkoholkranken wächst
„Wir haben seit langem wieder Zuwachsraten. Die Alkoholkran-
ken werden immer jünger. Vor 20 Jah-ren war das Einstiegsalter für den Alko-holkonsum beim 15. Lebensjahr, jetzt liegt es beim elften bis zwölften Lebens-jahr. Mit 16 Jahren haben schon 85 Pro-zent der Wiener Jugendlichen mehr-fach Alkohol konsumiert und auch schon Rauscherfahrungen gemacht. Österreich ist da im internationalen Vergleich im Spitzenfeld“, sagte der ärztliche Leiter des Anton-Proksch- Instituts, Michael Musalek.Was noch hinzukommt: Es gibt bei der Alkoholabhängigkeit ein starkes Aufho-len der Frauen. Musalek: „Die Frauen legen deutlich zu. Beim Problemkonsum (und in der Folge bei den Abhängigen, Anm.) hatten wir vor 20 Jahren ein Ver-hältnis bei Männern und Frauen von vier zu eins. Derzeit liegen wir bei 3,2 zu eins. In 30 Jahren wird das Verhältnis nach der derzeitigem Datenlage höchst-wahrscheinlich zwei zu eins betragen.“Für alle Drogen gilt laut dem Experten folgende Formel: Entscheidend ist die Verfügbarkeit des Suchtmittels. Hö-here Verfügbarkeit führe zu mehr Ab-hängigen. Musalek: „Und wenn wir Cannabis freigeben, werden wir mehr Abhängige haben. Wenn ich allerdings ein Suchtmittel verbiete und es damit zu einem illegalen mache, werde ich mehr Kriminelle haben. Die Politik hat die Wahl: „‚Produziert‘ sie mehr Abhängige oder mehr Kriminelle, oder geht man einen vernünftigen Mittelweg.“Doch – ganz im Gegenteil zur Meinung vieler Menschen: Der Alkohol stellt bei nicht kontrolliertem Gebrauch eine ganz spezifische Gefahr dar. Musalek: „Alko-hol ist eine Substanz mit relativ gerin-gem Suchtpotenzial. Man muss schon lange und sehr viel trinken, um abhän-gig zu werden. Umgekehrt ist Alkohol das Suchtmittel, das die meisten Organ-schäden verursacht.“ Bei Heroin sei das
umgekehrt – hohes Suchtpotenzial, aber viel weniger organische Schäden.
Möglichst frühe Diagnose
Ebenfalls im Gegensatz zu alten Auf-fassungen der Medizin stehen Erkennt-nisse, wonach die Suchtkrankheit viel eher die Folge anderer psychiatrischer Erkrankungen ist, als dass sie selbst am Beginn psychischer Leiden steht. 36 Prozent der Suchtkranken haben laut einer Studie des Anton-Proksch-Insti-tuts und des Ludwig-Boltzmann-Insti-tuts eine schwere Depression, ebenfalls 36 Prozent eine generalisierte Angststö-rung, 30 Prozent Panikattacken, 24 Pro-zent eine posttraumatische Belastungs-störung und 14 Prozent eine Essstörung. Es gibt natürlich auch Kombinationen.Musalek: „Wir gehen heute davon aus, dass die Suchterkrankung eher eine Er-krankung ist, die sich auf eine andere
psychische oder psychosoziale Krank-heit aufpfropft.“ Die Therapie sollte also beide Phänomene umfassen – zum Bei-spiel eine antidepressive Therapie sowie eine Behandlung der Suchterkrankung.Das alles sollte möglichst früh einset-zen. Der Experte: „Es gibt ein Kontinu-um vom normalen Gebrauch des Al-kohols zum problematischen Konsum bis hin zur Abhängigkeit. Jeder, der Alkohol konsumiert, hat sozusagen die prinzipielle Chance, dass er einmal bei der Suchterkrankung ankommt. Der Einzelne weiß das zumeist recht genau, wenn er die Abhängigkeit erreicht hat.“In allen Fällen kommt es zunehmend darauf an, möglichst individuell zu therapieren. Hier ist neuerdings nicht mehr in allen Stadien der Alkoholkrank-heit völlige Abstinenz das alleinige Ziel. Im Frühstadium, wenn noch der ehe-mals als solcher bezeichnete „proble-matische Konsum“ vorliegt, wird ver-mehrt auf Strategien zur Reduktion des
Trinkens auf ein moderates Niveau gesetzt. Hier gibt es auch ein neues Medikament, das hilft, Alkohol einzuschränken. Auf der anderen Seite, so Musalek: „Wenn die Alko-holkrankheit erst im Spätstadium mit einer bedeutenden körper-lichen Abhängigkeit diagnostiziert wird und/oder auch eine psy-
chische Abhängigkeit gegeben ist, ist Abstinenz als erstes
Teilziel unumgänglich. Das Endziel ist aber, ein wieder möglichst auto-nomes und weit gehend freudvolles Leben zu ermöglichen.“ In jedem Fall sollte man – wie bei allen chronischen Erkrankungen – mög-lichst früh aufmerk-sam werden und Dia-gnose und Therapien anbieten.
Der ehemals „problematische“ Gebrauch von Alkohol wird jetzt als Frühstadium der Alkoholkrankheit angesehen. Das macht es möglich, die Erkrankung frühzeitiger zu diagnostizieren, sagten Experten bei den Ärztetagen vom 26. Mai bis 1. Juni 2013 in Grado.
Musalek: „Jeder, der
Alkohol konsumiert,
hat die prinzipielle
Chance, dass er
einmal bei der
Suchterkrankung
ankommt“
Die Zahl der Abhängigen nimmt nach Jahren mit einer Stabi-lisierung in Österreich zu. 350.000 Menschen sind bereits betroffen.
SERVICE MEDIZIN
30 doktor in wien 07_08_2013
Die Unterschiede beim Gesundheitszu-stand der Bevölkerung zwischen Ost- und Westeuropa sind heute größer als vor 40 Jah-ren. Zu diesem Ergebnis kommt eine wissen-schaftliche Studie, die im Lancet veröffentlicht wurde. Regelungen zum Alkohol- und Tabak-konsum, verbunden mit Fortschritten in der Medizin und der Einführung einer effizienten Gesundheitspolitik, hätten in Westeuropa Er-folge gebracht, heißt es in der Untersuchung.In den Ländern der ehemaligen Sowjetunion sei dieser Fortschritt nicht im selben Maß zu erkennen. Mit Ausnahme der baltischen Staa-ten sei die Lebenserwartung für Neugeborene dort deutlich kürzer als in Westeuropa – zwölf Jahre weniger für Männer und acht Jahre weniger für Frauen. Erst ab dem Jahr 2000 sei überhaupt ein Fortschritt zu erkennen gewesen.„Die politische Geschichte Europas hat tiefe Unterschiede bei der Gesundheit der Bevöl-
kerung hinterlassen“, heißt es weiter in der Studie. Aber auch im Westen des Kontinents sei nicht alles Gold, was glänze. In einigen Ländern seien große Fehler bei der Gesund-heitspolitik gemacht worden, die medizinische Erfolge verzögert hätten. Der Kampf gegen die Folgen von Tabakkonsum sei zum Beispiel in Deutschland, Österreich und Dänemark verspätet aufgenommen worden. In Finnland
und Großbritannien seien Todesfälle in Zu-sammenhang mit Alkoholmissbrauch zu lange ignoriert worden.An der Studie waren Wissenschafter der Universität Rotterdam, der London School of Hygiene and Tropical Medicine und vom Europäischen Überwachungszentrum für Gesundheitssysteme und Gesundheitspolitik der Weltgesundheitsorganisation beteiligt. Der Gesundheitspolitik in der ehemaligen Sowjetunion stellten die Autoren ein besonders schlechtes Zeugnis aus. „Vor dem Zusammen-bruch der Sowjetunion waren viele Bereiche der Gesundheitspolitik ernsthaft unterentwickelt“, heißt es in der Studie. „Es hat fast gar keine Kontrolle des Tabakkonsums stattgefunden.“Auch das Bewusstsein dafür, dass eine Ernäh-rung mit wenig Obst und vielen gesättigten Fettsäuren Gesundheitsprobleme machen kann, sei kaum vorhanden gewesen.
Große Gesundheitsunterschiede in Ost und West
Tabakabhängigkeit und starkes Rauchen sind eine ernst zu nehmende Krankheit, die auch als solche anerkannt und behandelt wer-den muss. Das betonte Michael Kunze vom Institut für Sozialmedizin der Medizinischen Universität Wien. 30 Prozent der ungefähr 2,3 Millionen Raucher in Österreich, also 690.000 Personen, gelten als hochgradig tabakabhängig.„Wir wollen die Raucher nicht diskriminieren, sondern es geht uns als Mediziner um die Reduktion tabakbedingter Ge-sundheitsstörungen“, sagte Kunze. „Zu sagen, rauchen ist ungesund, bringt nichts. Im Grunde wissen die Betroffenen, dass sie sich damit selbst schaden.“ Auf lange Sicht helfe nur ein Imagewandel – „denn wer raucht, ist nicht cool, sondern krank.“ Behandlungsmöglichkeiten wie die Nikotinersatztherapie in Kombination mit psychologischer Beratung sind gut verfügbar.Die möglichen negativen Folgen jahrelangen Tabakkonsums seien objektiv belegbar: „Tabak-konsum ist die
Mehr als die Hälfte der Österreicher hat regel-mäßig RückenschmerzenMehr als die Hälfte der Österreicher hat
regelmäßig Rücken-, Kreuz-, Nacken- oder
Schulterschmerzen. Im Beruf machen vor
allem Zeitdruck, Überbelastung, die körper-
liche Arbeitshaltung sowie Bildschirmarbeit
zu schaffen. Das geht aus einer Umfrage
des Linzer Meinungsforschungsinstituts
market hervor, deren Ergebnisse am 29. Mai
2013 veröffentlicht wurden.
market hat am 7. und 8. Mai 2013 405
repräsentativ für die österreichische Bevöl-
kerung ab 16 Jahren ausgewählte Personen
online befragt. Dabei erklärten 53 Prozent,
dass sie sich gesund – mit vorübergehenden
leichten Beeinträchtigungen – fühlen. 19
Prozent berichteten von geringen Dauer-
defiziten. 4 Prozent sind laut eigenem
Bekunden nicht gesund. 24 Prozent haben
keinerlei Beeinträchtigungen.
Bei 57 Prozent sind im vergangenen halben
Jahr alle paar Wochen, alle paar Tage
oder fast immer Müdigkeit oder Mattheit
aufgetreten. 56 Prozent berichteten von
regelmäßigen Schmerzen an Rücken, Kreuz,
Nacken beziehungsweise Schultern. Auf
den Plätzen folgen Schlafstörungen (38
Prozent), Kopfschmerzen und Nervosität
(jeweils 31 Prozent) sowie Bluthochdruck
beziehungsweise Herz-Kreislauf-Beschwer-
den (25 Prozent).
690.000 Österreicher sind hochgradig tabakabhängig
größte Einzelursache für Erkrankungen und vorzeitige Todesfälle in Europa. Ungefähr 90 Prozent der Todesfälle bei Lungenkrebs werden durch das Rauchen verursacht, dasselbe gilt für 75 Prozent der Todesfälle im Rahmen von chronischer Bronchitis und anderen Atemwegserkrankungen.“ Zudem ist Zigarettenrauchen an der Entstehung von Bauchspeichel-, Nieren- oder Gebärmutter-halskrebs beteiligt.
Als „hochgradig abhängig“ werden Menschen bezeichnet, die auch nachts oder „noch vor dem Zähne-putzen“ oder in der Flugzeugtoilette den Drang verspüren, rauchen zu müssen. Diese Gruppe braucht professionelle Unterstützung bei der Entwöhnung, berichtete Kunze. Das Aufhören zeige schnell posi-tive Ergebnisse: „Schon wenige Ta-ge nach der letzten Zigarette sinkt das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung rapide. Rauchen ist ja
praktisch eine Kohlenmonoxidver-giftung. Wer aufhört, stoppt diese“,
sagte Kunze. Das Krebsrisiko sei allerdings jahrelang weiter-
hin erhöht.
MEDIZIN SERVICE
07_08_2013 doktor in wien 31
„Amazing Models“ gibt es seit Kurzem im Wiener Josephinum zu sehen. Wer jetzt an Castingshows denkt, liegt aber völlig falsch. Die „Amazing Models“ sind historische Ana-tomiemodelle aus Wien, Leiden und Bologna. Die bis 26. Oktober 2013 laufende Ausstel-lung, die von der Medizinischen Universität Wien präsentiert wird, soll zeigen, wie der menschliche Körper in Europa kulturell und wissenschaftlich entdeckt wurde.Auf Packeseln wurden in den Jahren 1784 bis 1786 knapp 1200 kunstvoll gefertigte ana-tomische Wachsmodelle von Florenz nach Wien transportiert. Kaiser Joseph II. hatte sie dort als Lehrmodelle für die Ausbildung in der medizinisch-chirurgischen Militär-akademie – dem „Josephinum“ – in Auftrag gegeben. Heute zählt diese Sammlung zu den medizinhistorischen Juwelen weltweit und bildet das Herzstück des Josephinum, das den Großteil der Sammlungen der Medizinischen Universität Wien beherbergt.Gestaltet wird die Sonderausstellung gemein-sam mit dem Museum Boerhaave in Leiden und dem Museo delle Cere Anatomiche „Luigi Cattaneo“ in Bologna. Wien, Leiden und Bologna waren über viele Jahrhunderte hinweg durch ihre Universitäten Zentren me-dizinischer Exzellenz und standen in einem intensiven wissenschaftlichen Austausch mit-einander und in vielfältigen künstlerischen und wirtschaftlichen Wechselbeziehungen.
Die Schau zeigt auch, dass anatomische Modelle seit Jahrhunderten eine wesentliche Rolle in der Verbreitung von medizinischem Wissen spielen. Sie erzählen von der Angst und Hoffnungslosigkeit kranker Menschen und von der Entdeckung des menschlichen Körpers, der heute wie damals Medizin, Kunst und Wissenschaft gleichermaßen in-teressiert und fasziniert. Gleichzeitig sind sie ein historisch bedeutsamer Berührungspunkt von Wissenschaft und Kunst.Für das Josephinum soll mit der Ausstellung eine neue Ära eingeleitet werden, wie Chris-tiane Druml, Vizerektorin der Medizinischen Universität Wien, erklärte. „Wir wollen die hier befindlichen medizinhistorischen Schätze in Zukunft aktiver und attraktiver als bisher präsentieren und dieses reiche kultu-relle Erbe zum Leben erwecken.“ Neben den anatomischen Wachsmodellen beherbergt das Josephinum beispielsweise Sammlungen medizinischer Instrumente und Bibliotheken mit einem Bestand, der bis ins 15. Jahrhun-dert zurückreicht. Die Ausstellung wird vom Kulturprogramm der EU gefördert.
Service: „Amazing Models – Anatomische Modelle in europäischen Perspektiven“, Josephinum – Sammlungen der Medizinischen Universität Wien, 1090 Wien, Währingerstraße 25; geöffnet bis 26. Oktober 2013, freitags und samstags von 10.00 bis 18.00 Uhr.
Infektionen mit bestimmten Viren, Bakterien und Parasiten sind eine der größten und ver-meidbaren Ursachen von Krebs weltweit. Jede sechste Krebserkrankung wird von Infekti-onen verursacht, die größtenteils vermeidbar oder behandelbar wären. Dies betrifft vor allem Infektionen durch Humane Papilloma-viren, Bakterien wie Helicobacter pylori oder Hepatitis B- und C-Viren.Die Österreichische Krebshilfe hat nun in Zusammenarbeit mit medizinischen Fachge-sellschaften die Broschüre „Humane Papil-lomaviren“ erstellt, in der evidenzbasierte Informationen für Laien aufbereitet wurden und als Entscheidungsgrundlage für oder ge-gen eine Impfung dienen soll. Weiters hat die Krebshilfe auch Fachinterviews mit Experten aus den verschiedensten Fachdisziplinen ein-geholt, die unter www.krebshilfe.medroom.at
abrufbar sind. Ebenso verfügbar ist eine Podi-umsdiskussion zum Thema „HPV-Impfung“ vom 25. April 2013 im Wiener Institut für Ethik und Recht in der Medizin. Die Impfung gegen HP-Viren – die Ein-führung erfolgte 2006 – ist ein völlig neuer Ansatz zur Vermeidung beziehungsweise Risikoreduzierung von bestimmten Krebs-arten und gilt sowohl unter Behörden als auch Impfexperten als sicher und gut verträglich. Sie wurde bereits weltweit mehr als 100 Mil-lionen Mal verabreicht und ist in mehr als 120 Ländern zugelassen. Die derzeitige Impfemp-fehlung lautet für Mädchen und Frauen ab dem 9. bis 45. Lebensjahr und für Buben und junge Männer ab dem 9. bis 26. Lebensjahr. Die HPV-Impfung wird im österreichischen Impfplan empfohlen. Trotzdem ist Österreich das einzige Land Europas (EU 17), in dem es
bis heute keine österreichweite Regelung zur Übernahme der Finanzierung gibt. Derzeit kostet die Impfung, die dreimal gegeben werden muss, insgesamt 570 Euro. Das dürfte der Hauptgrund dafür sein, dass die Durch-impfungsrate in Österreich bei maximal 5 Prozent liegt – im Vergleich zu Schottland oder Ruanda mit einer Durchimpfungsrate von mehr als 90 Prozent. Krebshilfe-Wien-Präsident Michael Micksch appelliert daher an die politisch Verantwortlichen, hier eine Lösung anzubieten: „Die Gesundheit unserer Kinder und der nächsten Generation muss es uns wert sein.“
Service: Die Broschüre „Humane Papilloma-viren“ kann kostenlos in der Österreichischen Krebshilfe Wien unter Tel.: 402 19 22 bestellt werden.
Historische Anatomiemodelle in Wien ausgestellt
Neue Broschüre informiert über HPV
SERVICE CHRONIK
32 doktor in wien 07_08_2013
Gebündelte und leicht zugängliche Informa-tionen zu den Themen Augengesundheit und Vorsorge für Patienten und deren Angehörige bietet die neue Webplattform www.augen gesundheit.at. Ins Leben gerufen wurde sie von der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs.„Wir informieren über häufige Augenerkran-kungen und Therapien sowie über Augenvor-sorge. Außerdem bringen wir Fachbeiträge zu neuesten medizinischen Entwicklungen, wei-sen auf interessante Veranstaltungen und An-gebote hin und bündeln Adressen hilfreicher Anlaufstellen. Die Website soll dazu beitra-gen, dass Menschen mit Augenproblemen leichter zu den für sie relevanten Informati-onen kommen“, erläutert Geschäftsführerin Irene Vogel die Motivation zur Umsetzung der barrierefreien Webplattform. Wer mit einer Diagnose wie „Trockener AMD“ oder „Glaukom“, konfrontiert wird,
weiß oft gar nicht, was das bedeutet. Manche relevante Fragen fallen den Patienten auch erst nach dem Besuch beim Augenarzt ein. „Informationen können helfen, die Krankheit zu verstehen und anzunehmen. Wer weiß, was ein zunächst fremder Begriff bedeutet, kann sich besser mit Therapiemöglichkeiten und Konsequenzen auseinandersetzen. An-dererseits geht es uns auch um den Hinweis auf die Rechte der Patienten, etwa, was zu tun ist, wenn eine notwendige Therapie von der
Krankenkasse nicht erstattet wird“, so Vogel. Moderne Therapien seien vor allem für Pati-enten abseits der großen Städte nicht immer leicht zu bekommen. Die fehlende Erstattung im niedergelassenen Bereich zwinge die Patienten zu Besuchen in Spitalsambulanzen. „Lange Wartezeiten und teilweise weite Anfahrtswege für sehbehinderte, meist ältere Menschen sind die Folge“, weiß Vogel.Um möglichst viele Menschen für die Not-wendigkeit regelmäßiger Vorsorgeuntersu-chungen beim Augenarzt zu sensibilisieren, wurde bereits 2012 die App „Augenvorsorge: Schau auf dich!“ entwickelt. Sie liefert Infor-mationen über Augenerkrankungen, simuliert die damit verbundene eingeschränkte Wahr-nehmung und hilft dabei, die nächste Augen-arztordination zu finden. Die App kann im App Store kostenlos heruntergeladen werden und wird sowohl für das iPhone als auch für das iPad angeboten.
Neue Webplattform augengesundheit.at
Eine Chemotherapie zur Krebsbekämpfung dauert viele Wochen oder Monate und ist für die Patienten sowohl körperlich als auch psychisch sehr belastend. Eine neue App für iPhone und iPad – „Mein Gesundheitstage-buch“ – soll dabei helfen, Symptome, Thera-piewerte, Einnahmetreue von Medikamenten und Arztbesuche während einer Chemothera-pie besser in den Griff zu bekommen.Angeboten wird das Programm gratis von MSD Österreich, einer Tochter des US-Phar-makonzern Merck, Sharp und Dohme. Das „Gesundheitstagebuch“ ist nicht die erste App dieser Art von MSD. Seit dem vergangenen Sommer gibt es bereits ein Programm für HIV/AIDS-Patienten („Mein positives Tagebuch“) sowie andere Apps, die zum Beispiel krank-heitsspezifisch die Therapie von Rheuma oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen unterstützen. Die meisten davon gibt es für Apples iOS-Betriebssystem und für Android.MSD-Geschäftsführerin Gabriele Grom sieht die Förderung der „health literacy“ von Patienten als eines ihrer zentralen Ziele und setzt dabei auch auf Smartphones und Tablets, „um die Menschen dort zu erreichen, wo sie tatsächlich sind“.
Klassik-Gala der StarsAm Samstag, dem 19. Oktober 2013, findet um 19.00 Uhr im Theater an der Wien die
„Klassik-Gala der Stars“ statt. Auftreten werden Publikumslieblinge der Wiener Oper
wie Alfred Sramek, Janina Baechle, Paul Armin Edelmann, Stefan Cerny, Barbara Payha
und Gerhard Ernst, die Pianisten Madoka Inui und Manfred Schiebel, der ersten
Solocellist der Wiener Philharmoniker, Franz Bartolomey, sowie die Philharmonia
Schrammeln Wien.
Der Reinerlös der Benefizveranstaltung kommt der sozial-karitativen Institution Kunst auf
Rädern zugute. Die Organisation widmet sich der künstlerischen Betreuung alter Menschen in
den österreichischen Senioren-, Kranken- und Pflegeheimen.
Kartenvorverkauf: Wien-Ticket, Tel.: 588 85, Internet: www.wien-ticket.at sowie bei den Vor-
verkaufsstellen der Vereinigten Bühnen Wien.
Orgelkunst Ziersdorf 2013Im Gedenken an den Arzt, Theologen, Philosophen und Organologen Albert Schweitzer finden
heuer europaweit ungefähr 150 Benefizkonzerte zum Jubiläum „100 Jahre Urwaldspital Lam-
barene“ statt. Dieser Initiative schließt sich in Österreich auch die Konzertreihe „Orgelkunst
Ziersdorf“ an.
Elisabeth Ullmann und Florian Birsak, beide Lehrende an der Universität Mozarteum Salzburg,
gestalten am Sonntag, dem 22. September 2013, um 16.00 Uhr in der Pfarrkirche ein ab-
wechslungsreiches Programm solo sowie zu zweit für Orgel und Cembalo. Gerhard Hartmann,
Fotograf und Orgelliebhaber, gibt in diesem Rahmen zu „Leben und Werk Albert Schweitzers“
eine Fotopräsentation.
Das Konzert am Sonntag, dem 6. Oktober 2013, um 16.00 Uhr gestaltet das Ensemble
Salzburger Hofmusik auf Originalinstrumenten unter der Leitung von Wolfgang Brunner und
Johannes Bigenzahn mit Werken von Pleyel, Mozart, Bach und Vierne.
Neue App unterstützt Krebs patienten bei Chemotherapie
CHRONIK SERVICE
07_08_2013 doktor in wien 33
Ordinations-EDV
Hält sie einer Prüfung stand?
Selbstständige Ärztinnen und Ärzte sind verpflichtet, Bücher
oder Aufzeichnungen für Zwecke der Steuererhebung zu führen und diese auch bei Bedarf den Abgabenbehörden offenzulegen. Bei Verwendung einer branchenüblichen Software zur Ordi-nationsverwaltung und (Kassen-)Ab-rechnung dehnt die Finanzverwaltung unter Verweis auf die „Kassenrichtlinie 2012“ den Begriff der Grundaufzeich-nungen freilich zunehmend auf das gesamte Datenmaterial der Ordina-tions-EDV – freilich unter Beachtung der ärztlichen Verschwiegenheits-pflicht – aus. Der logische nächste Schritt besteht darin, dessen Vorlage in anonymisierter Form auf einem Datenträger (zum Beispiel USB-Stick) zu verlangen.
Gesetzliche Vorgaben verschärft
Von der gesetzlichen Vorgabe her soll sichergestellt sein, dass die Aufzeich-nungen der Betriebseinnahmen und der Betriebsausgaben geordnet, voll-ständig und lückenlos erfolgen. Dies kann beispielsweise durch Protokol-lierung der Datenerfassung und nach-träglicher Änderungen erfolgen. Die Überprüfbarkeit der Einrichtung zur Sicherstellung der Ordnungsmäßigkeit durch den Steuerpflichtigen und das Finanzamt ist zu gewährleisten. Die Entstehung und Abwicklung der ein-zelnen Geschäftsvorfälle sollte nach-vollziehbar sein. In diesem Zusammenhang wurden vor einigen Jahren die einschlägigen Be-stimmungen der Bundesabgabenord-nung verschärft: Diese sehen die Vorlage sämtlicher EDV-Daten eines Betriebs, den Nachweis der vollständigen, rich-tigen und lückenlosen Erfassung aller Geschäftsvorfälle, deren Nachvollzie-hung von Entstehung und Abwicklung sowie die Unveränderbarkeit der Daten
beziehungsweise das Erkennen nach-träglicher Änderungen vor.
Zuschätzung bei Nichtvorlage?
Die Nichtvorlage der geforderten Daten kann bei Betriebsprüfungen eine Ein-nahmenzuschätzung, genannt Sicher-heitszuschlag, zur Folge haben.Ob die Finanzämter die „anonymisier-ten“ Grunddaten zu Recht einfordern, ist bisher noch nicht durch alle Instanzen bis zu den Höchstgerichten ausjudiziert. Aus Entscheidungen zweitinstanzlicher Verfahren durch den Unabhängigen Finanzsenat (UFS) lässt sich jedoch ab-leiten, dass dieser die EDV Basisdaten sehr wohl als vorlagepflichtige Grund-aufzeichnungen ansieht.
Senat zieht enge Grenzen
Dem Einwand hinsichtlich systembe-dingter Beschränkungen in der EDV hinsichtlich der Wiedergabe ursprüng-licher Basisdaten begegnete der UFS, in einem Verfahren eines Gewerbe-treibenden, mit dem Hinweis, dass es Sache des Steuerpflichtigen sei, ent-weder eine Speicherung außerhalb des Programms auf Datenträger für Prü-fungszwecke vorzunehmen oder ein den Vorschriften der Bundesabgabenord-
nung entsprechendes EDV-Programm zu verwenden.In diesem Zusammenhang wird von der Rechtsprechung freilich immer wieder auf den alten Grundsatz verwiesen, dass Freiberufler mit gesetzlicher Verschwie-genheitspflicht einer erhöhten Mitwir-kungspflicht im Abgabenverfahren un-terliegen.Die Frage, ob ein Arzt im Rahmen sei-ner erhöhten Mitwirkungspflicht tat-sächlich verpflichtet ist, auf seine Kosten eine Adaptierung und Anpassung der in der Ordination verwendeten Software für steuerliche Prüfungszwecke vorneh-men zu lassen, wird wohl in der Folge ebenfalls erst das Höchstgericht klären müssen.
Die Softwareanbieter reagieren
Aufgrund der neu definierten Anforde-rungen und Kundenanfragen im Zuge von Finanzverfahren begannen diverse Softwarehersteller, ihre Programme zur Verwaltung von Arztpraxen den stren-geren Anforderungen anzupassen. Bei Aktivierung dieser „strikten“ Option soll die Unveränderbarkeit diverser abga-benrechtlich relevanter Daten auf An-wenderebene technisch sichergestellt werden.
Vor einigen Jahren wurden die einschlägigen Bestimmungen der Bundesabgaben-ordnung verschärft. Das hat auch Auswirkungen auf die Vorlage sämtlicher EDV-Daten, die in einer Ordination gespeichert und verwaltet werden.
Leonhart: „Über-
prüfen Sie Ihre
Ordinations-EDV
hinsichtlich der stren-
geren Anforderungen
oder fragen Sie Ihren
Softwarehersteller“
Von Wolfgang Leonhart
Die Nicht-vorlage der geforderten Daten kann bei Betriebs-prüfungen eine Ein-nahmenzu-schätzung, genannt Sicherheits-zuschlag, zur Folge haben.
Wolfgang Leonhart ist Steuerberater in Wien 7.
und Verfasser des im Verlag der Österreichischen Ärztekammer erschienenen Buches „Arzt und Steuern“.
SERVICE STEUER
34 doktor in wien 07_08_2013
BÜCHER SERVICE
Die Heilärzte des kranken Staates„, ... die Heilärzte des kranken Staates.‘ – Die Beteiligung von Medizinern an der Revolution 1848 in Wien“ von Kathrine E. Kogler, Wien. 2012. 256 Seiten. ISBN 978-3-99052-030-7. Verlagshaus der Ärzte, Wien.
Zur Beteiligung von Studenten an der Revolution 1948/49 in Wien sind aus historischer Sicht einige Werke und Aufsätze publiziert worden. Nicht aktuell und präziser untersucht blieb bisher das Engage-ment von Medizinern und Medizinstudenten am revolutionären Geschehen.In der Anfangsphase der Revolution bildete für die Bevölkerung die studentische Jugend oft eine Ein-heit, es wurde kaum differenziert zwischen den angehenden Akademikern, waren es Medizin-, Jus- oder Philosophiestudenten. Mit Andauern des Aufstands änderte sich das, und die Wiener brachten den Medizinern und Medizinstudenten großes Vertrauen entgegen. In einigen zeitgenössischen Ar-tikeln wurde konstatiert, dass Ärzte auf die gesamte Bevölkerung einen besonderen Einfluss ausübten. Dieses Buch stellt die besondere Rolle der Mediziner und Medizinstudenten während der Revolution 1848/49 vor und zeichnet den postrevolutionären Weg der beteiligten Ärzte nach. Unter ihnen finden sich bekannte Persönlichkeiten der Zweiten Wiener Medizinischen Schule, aber auch viele, die trotz der erzwungenen Emigration beruflich erfolgreich waren.
Wahlarzt„[Wahl]Arzt in Österreich – Überlebens-strategien im Gesundheitssystem“ von Christoph Reisner, Neunkirchen, und Mi-chael Dihlmann. Wien. 2006. X, 174 Seiten, 12 Abbildungen. ISBN 978-3-211-33659-5. Springer Verlag, Wien – New York.
Die Kassenpraxis als „geschützte Werk-stätte“ ist passé, Patienten sind zuneh-mend bereit, Geld für Gesundheits-dienstleistungen auszugeben.Erstmals setzt sich ein Buch mit dem Wahlarztsystem auseinander. Als Ar-gumentationsgrundlage dienen Zahlen und Fakten, die teilweise bisher nicht veröffentlicht wurden. Die Erfahrung der Autoren gepaart mit dem Fachwissen externer Berater ma-chen das Buch zu einem unverzicht-baren Leitfaden für alle niedergelas-senen Ärztinnen und Ärzte und solche, die es werden wollen, bietet aber auch dem interessierten Patienten einen Blick hinter die Kulissen des Gesund-heitssystems in Österreich.
Osteopathie„Osteopathie – Wege zur Schmerz- und Stressbewältigung“ von Kerstin und Marcus Lagojannis, Husum (Schleswig-Holstein). 2013. 152 Seiten, zahlreiche Abbildungen. ISBN 978-3-99052-040-6, Verlagshaus der Ärzte, Wien.
Die Osteopathie richtet sich an Men-schen, die sich von Kontrollsucht, Stress und Energieverbrauch sowie von lästigen Rückenschmerzen verabschie-den und ein erfülltes Leben im „Unper-fektionismus“ führen wollen. In Ein-zeltherapien werden Impulse gegeben, um die Selbstregulation des Körpers anzuregen. Informativ und praktisch möchten die Autoren dazu beitragen, die Osteopa-thie als ganzheitliches Verfahren mit solidem Fundament vorzustellen. Ziel ist es, eine eigenständige Dynamik im Menschen zu bewirken, wieder gesünder leben zu wollen, den Weg zum Leben im Gleichgewicht zu er-möglichen.
Rücken„Kursbuch Rücken – Von der Entstehung des Schmerzes zur individuellen Therapie“ von Paul Köstler, Wien. 141 Seiten, zahl-reiche Abbildungen und Übersichtstabel-len. ISBN: 978-3-7088-0499-6. Kneipp-Verlag, Wien.
Die Auslöser für Rückenprobleme kön-nen vielfältig sein: Von Bewegungs-mangel, Stress und dadurch ausgelöster An- und Verspannung bis hin zu orga-nischen Ursachen wie Abnützungser-scheinungen, Bandscheibenvorfällen oder Erkrankungen innerer Organe reicht die Palette.Dieses Buch verfolgt zwei wichtige Ziele: Zum einen soll es Rückenkran-ken und Gesunden einen umfassenden Überblick über die Ursachen und (nicht operativen) Therapiemöglichkeiten von Rückenschmerzen geben. Zum ande-ren möchte es zu einem „bewegteren“ Leben anleiten – mit zahlreichen Tipps im 30-seitigen Praxisteil mit Fotos zu den Übungen.
Dr. Stepper Katharina 815 05 50 12., Steinbauergasse 34
Dr. Eckel Doris 408 69 48 17., Dornerplatz 6
Ambulanz der Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (AKH Wien – Telefon der Notfallaufnahme, Leitstelle 6D,
Tel.: 40 400/1964 oder 3964 DW). Bitte nur in dringenden kieferchirurgischen Fällen auf die Ambulanz verweisen!
38 doktor in wien 07_08_2013
Allgemeine Unfallversicherungsanstalt Landesstelle Wien
Die AUVA sucht für das Unfallkrankenhaus Lorenz Böhler (128 Betten, 68.000 Patient/innen, 435 Mitarbeiter/innen) Bewerber/innen für folgenden Posten:
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