Staatsanzeiger · Freitag, 28. April 2017 · Nr. 16 Bauen im Land 31 läutert ein Sprecher von Vermögen und Bau Amt Mannheim und Hei- delberg. Die Renovierung war für die Ver- antwortlichen von Vermögen und Bau Baden-Württemberg zum Teil eine Herausforderung: „Es gibt un- zählige Quellen am Schlosshang“, sagt Amtsleiter Bernd Müller. Damit kein Wasser in die ehemalige Sattel- kammer eindringen kann, ist ein Drainagesystem und eine ausrei- chende Lüftung entwickelt und in- stalliert worden. Schloss Heidelberg Aus Sattelkammer wird Besucherbistro Nach dem Umbau zum Besu- cherbistro ist die historische Sat- telkammer des Schlosses Hei- delberg wieder in ihrer ur- sprünglichen Dimension erleb- bar. In der vergangenen Woche wurde sie eingeweiht. Von Ulrike Raab-Nicolai HEIDELBERG. In unmittelbarer Nachbarschaft zum 2012 eröffneten neuen Besucherzentrum hat der Ar- chitekt Max Dudler aus Berlin im Auftrag des Landes Baden-Würt- temberg mit dem Umbau der Sattel- kammer zum Gastronomiebereich einen weiteren Baustein des En- sembles am Eingang zu Schloss Heidelberg und seinem Garten fer- tiggestellt. Die Projektentwicklung und Projektleitung lag in den Hän- den von Vermögen und Bau Baden- Württemberg Amt Mannheim und Heidelberg. Mit seinem architektonischen Konzept für das den Eingangsweg flankierende Ensemble aus Sattel- kammer, Besucherzentrum und Gärtnerhaus hatte Dudler das Aus- wahlverfahren 2009 gewonnen. Zwischen September 2014 und April 2017 entstand das Bistro in der ehemaligen Sattelkammer auf einer Fläche von 250 Quadratmetern. Die Kosten belaufen sich auf 2,2 Millio- nen Euro inklusive Außenanlagen. Sattelkammergebäude ist an eine Stützmauer angebaut Als „präzise passenden Baustein im Angebot für unsere Gäste im Schloss“ bezeichnete Andreas Falz, Geschäftsführer der Staatli- chen Schlösser und Gärten Baden- Württemberg, den Gastronomie- bereich. „Wir setzen damit konse- quent fort, was wir mit dem hoch- karätigen Empfang im neuen Be- sucherzentrum begonnen haben“, erläutert Falz. Die Sattelkammer wurde unter Kurfürst Friedrich V. an eine aus dem 13. Jahrhundert stammende Stützmauer des Schlossgartens (Hortus Palatinus) gebaut. Bemer- kenswert an dem alten Gebäude mit seinen über zwei Meter dicken Sandsteinmauern und den großen Fensteröffnungen sind nach Anga- ben der Staatlichen Schlösser und Gärten seine Größe – der Innen- raum ist 27 Meter lang, zwölf Meter breit und neun Metern hoch – und seine prominente Lage am Eingang. Das Gebäude liegt auf einer Achse mit dem Torhaus, durch das der Be- sucher den Schlosshof betritt. Das Dach wurde durch ein drei- teiliges, zinkgedecktes ersetzt, das die historische Dreiteilung des Ge- bäudes aufnimmt. Um die Höhe des Innenraums von acht Metern wie- der erlebbar zu machen, wurden sämtliche Einbauten aus neuerer Zeit entfernt und die drei Torbögen großflächig verglast. Quellen im Schlosshang waren eine Herausforderung „Max Dudlers Intervention betont nun wieder die Dimensionen und die Ausrichtung des Gebäudes. Nach dem denkmalgerechten Um- bau ist die Großzügigkeit des Rau- mes wieder in Gänze erlebbar“, er- Die ehemalige Sattelkammer ist Teil des Eingangsensembles von Schloss Heidelberg. Die Gäste aus aller Welt sollen angemessen empfangen werden. FOTOS: STEFAN MÜLLER, BERLIN Das neue Bistro in der renovierten ehemaligen Sattelkammer wird von der Höhe des Raums, von den Sandsteinwänden und den schlichten Möbeln geprägt. „Größe des Raums ist wieder freigelegt“ Innenraum der Gastronomie ist ein Gesamtkonzept HEIDELBERG. Die Zeiten haben sich geändert: Bei der Einweihung des Bistros in der vergangenen Wo- che erinnerte sich Andreas Falz, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten, die das Schloss und alle seine Gebäude nutzen, an den Zustand der Sattel- kammer vor dem Umbau als eine „dunkle Tropfsteinhöhle“. Der Bauherr ist mit dem Bauergebnis zufrieden: „Max Dudler hat mit sei- nem zurückhaltenden Eingriff die Größe des Raums wieder freigelegt und einen würdigen Vorraum zum Schloss geschaffen“, heißt es von- seiten von Vermögen und Bau Ba- den-Württemberg Amt Mannheim und Heidelberg. Verkleidete Nische nimmt Nebenräume auf Das Innere der ehemaligen Sattel- kammer ließen die Architekten von Einbauten aus den 1980er-Jahren völlig befreien. Nun gibt es 40 Sitz- plätze für die Gäste. Die Nebenräu- me der Gastronomie brachten die Planer in dem turmartigen Anbau und in einer Nische in der rückwär- tigen Mauer unter. Dort befinden sich auch die Toilettenräume sowie die Lüftungsanlage. Verkleidet ist diese Nische mit ei- ner raumhohen Akustikwand. Sie ist – wie auch alle Türen – aus Kirschholz. „Die Lamellenkon- struktion gibt sich als zeitgenössi- scher Eingriff zu erkennen, ebenso wie die neue Akustikdecke“, so die Experten von Vermögen und Bau. Für den Boden wählte Architekt Dudler einen Terrazzobelag. Die Reduktion auf wenige Materialien – Sandsteinmauerwerk, Holz, Terraz- zo – soll die würdevolle Einfachheit des rechteckigen Raumes betonen. Im Sommer gibt es im Freien 40 Sitzplätze zusätzlich Die lose Möblierung – Tische, Stüh- le und Theke – wurde ebenfalls von Max Dudler entwickelt. Das Inte- rieur ist für Dudler nach eigenen Angaben ein Teil des Entwurfs, das dem Gesamtkonzept dient. Das Mobiliar stammt aus den Deut- schen Werkstätten in Hellerau. Es ist ebenfalls aus Kirschbaum. Die Stühle sind auf der Sitzfläche und an der Rückenlehne mit schwar- zem Leder bezogen. Die Tischplat- ten sind mit schwarzem Linoleum ausgestattet. Eines der großen historischen Fenster kann im Sommer für den Straßenverkauf geöffnet werden. Dann gibt es zusätzlich 40 Sitzplät- ze im Freien. Der ebenfalls mit Ti- schen ausgestattete Außenbereich wurde von Landschaftsarchitekten gestaltet. Der kleine Platz zwischen Sattelkammer und Besucherzen- trum soll die beiden Häuser gestal- terisch und funktional zusammen- binden. (raab) Blick auf den Eingangsbereich von Schlossanlage und Garten in Heidelberg: Die ehemalige Sattelkammer ist an den großen Fenstern zu erkennen. Eines der prächtigsten Schlösser Europas Glanzzeit war im 16. und 17. Jahrhundert HEIDELBERG. Schloss Heidelberg zählt zu den bedeutendsten Bau- werken der Renaissance nördlich der Alpen. Mit über einer Million Be- suchern im Jahr gehört es zu den be- liebtesten Zielen von Touristen in Deutschland und prägt das Deutschlandbild vieler Reisender. Im 16. und 17. Jahrhundert war das aus rotem Sandstein errichtete Schloss eines der prächtigsten Eu- ropas. Es thront über der Altstadt von Heidelberg. Um 1800 wurde es, inzwischen durch Krieg und ver- nachlässigung zur Ruine verfallen, für viele Künstler zum Sinnbild der Romantik. Im 19. Jahrhundert ent- schied man sich, die Ruine zu erhal- ten und nur den Friedrichsbau wie- derherzustellen. (raab) MEHR ZUM THEMA Informationen über Schloss Heidelberg unter: www.schloss-heidelberg.de Daten und Fakten Maßnahme: Umbau der ehemaligen Sattelkammer zum Besucherbistro, Schloss Heidelberg Bauherr: Land Baden-Württemberg vertreten durch Vermögen und Bau Baden-Württemberg Amt Mannheim und Heidelberg Architekt: Max Dudler, Berlin Baukosten: 2,2 Millionen Euro Bauzeit: 9/2014 bis 4/2017 Fläche: 250 Quadratmeter Lacher Großküchen GmbH Hilpertstr.14 64295 Darmstadt Tel. +49 6151 9801-0 Objekteinrichtungen Großküchentechnik Gastronomiebedarf Besuchen Sie unseren neuen Onlineshop für die professionelle Gastronomie www.gastro4you.de • Elektroinstallationen • Antennenanlagen SAT und BK • Beleuchtungsanlagen • Solaranlagen • Videosprechanlagen • Industriemontagen • EDV-Netzwerke • Reparatur- und Wartungsdienst Mierendorffstraße 29 · 69469 Weinheim Tel. 0 62 01-99 10-0 · Fax 0 62 01-18 29 96 e-mail: [email protected] net: www.elektro-steidl.de · Dipl.-Ing. (FH) Armin Gehrig Ingenieurbüro für Elektrotechnik Hirtenweg 1· 74855 Haßmersheim-Hochhausen Telefon (0 62 61) 9198 38 · Fax (0 62 61) 93 74 42 E-Mail [email protected] · www.ib-gehrig.de Mitglied der Ingenieurkammer Baden-Württemberg A G · Beratung · Planung · Projektierung · Bauleitung Planung und Projektierung Brandmeldeanlagen Gezielt im Blick. Die Verwaltung des Landes. www.staatsanzeiger.de