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NACHRICHTENBLATT DER DEUTSCHEN LIMESKOMMISSION NACHRICHTENBLATT DER DEUTSCHEN LIMESKOMMISSION 8. JAHRGANG · 2014 · HEFT 2 Privates Geschirr des Reiters Mercator · Ein Holzturm am vorderen Taunuslimes · Regionale Ausprägung römischer Militaria · Faszination Welterbe und Aben- teuer Geocaching · Forschungen am Dakischen Ost- limes · Die Wachttürme am Raetischen Limes · Bilder vom Rande des Imperiums
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Forschungen am Dakischen Ostlimes zwischen Brâncovenești und Sărăţeni

Feb 21, 2023

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Page 1: Forschungen am Dakischen Ostlimes zwischen Brâncovenești und Sărăţeni

NACHRICHTENBLATT DER DEUTSCHEN LIMESKOMMISSIONNACHRICHTENBLATT DER DEUTSCHEN LIMESKOMMISSION

8. JAHRGANG · 2014 · HEFT 2

Privates Geschirr des Reiters Mercator · Ein Holzturm

am vorderen Taunuslimes · Regionale Ausprägung

römischer Militaria · Faszination Welterbe und Aben-

teuer Geocaching · Forschungen am Dakischen Ost-

limes · Die Wachttürme am Raetischen Limes · Bilder

vom Rande des Imperiums

Page 2: Forschungen am Dakischen Ostlimes zwischen Brâncovenești und Sărăţeni

02 SE

ITE

Der Limes 8 / 2014 Heft 2INHALT/ IMPRESSUM

INHALT PRIVATES GESCHIRR DES REITERS MERCATOR AUS DEM LAGERDORF DES LIMESKASTELLS BAD EMS Seite 04

GEOPHYSIK MIT ÜBERRASCHUNGEN – EIN HOLZTURM AM VORDEREN TAUNUSLIMES Seite 08

REGIONALE AUSPRÄGUNG RÖMISCHER MILITARIA RECHTS UND LINKS DES RHEINS Seite 12

FASZINATION WELTERBE UND ABENTEUER GEOCACHING Seite 16

ARCHAEOSKOPE AUF DEM LIMESWACHT - TURM VON OSTERBURKEN Seite 19

FORSCHUNGEN AM DAKISCHEN OSTLIMES ZWISCHEN BRÂNCOVENESTI UND SARA ENI Seite 23

WE ARE WATCHING YOU! DIE WACHTTÜRME AM RAETISCHEN LIMES Seite 28

BILDER VOM RANDE DES IMPERIUMS – DER LIMES VIRTUELL Seite 32

BUCHTIPPS Seite 38

Herausgeber: Deutsche Limeskommission, Römerkastell Saalburg, 61350 Bad Homburg ViSdP: Dr. Peter Henrich, Geschäftsführerin Dr. Suzana Matešic, www.deutsche-limeskommission.deRedaktion: Karen Schmitt, Stuttgart, www.lexis-lektorat.de Gestaltung: Christian Hölzl, Kareen Klug; HUND B. communication, München, www.hundb.com Druck: reprodukt digital GmbH, München, www.reprodukt-digital.de

© 2014 by Deutsche Limeskommission

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Deutschen Limeskommission unzulässig. Titel: GDKE Rhld.-Pfalz, Dir. Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz, M. Neumann. – 5: GDKE Rhld.-Pfalz, Dir. Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz, C. A. Jost. – 6 o, 6 Mitte, 7: GDKE Rhld.-Pfalz, Dir. Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz, M. Neumann. – 6 u li: J. Eigenbrod, Bad Ems. – 6 u re: GDKE Rhld.-Pfalz, Dir. Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz. – 8: hessenArchäologie, Th. Becker. – 9: hessenArchäologie, B. Steinbring. – 10: Posselt & Zickgraf Prospektionen GbR, Marburg. – 13, 14 o: M. Höflinger, Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf. – 14 u li, 14 u re: K. Göbel, ZBSA. – 17 o: Kartengrundlage G. Preuß, Wachenheim/Bearb. A. Weiher-Oschatz, cliffhouse Grafik Design, Wiesbaden/Graf. Umsetzung hessenArchäologie, Th. Becker. – 17 Mitte: hessenArchäologie, Th. Becker. – 17 u: S. Räuber. – 18: R. Sandner. – 20, 21: D. Rothacher, archaeoskop, Freiburg. – 24, 26: S.-P. Pánczél/C. Höpken/M. Fiedler/G. Döhner/M. Szabó/L. Lenkey/N. Man. – 25 li: DAI Rom, Neg. D-DAI-ROM-89.573A. – 25 re: Wikipedia, Wikimedia (CC BY 3.0 license, Juan Francisco Adame Lorite). – 27: DAI Rom, Neg. DAI-Z-NL-RZW-2067. – 29, 30 o: Archiv RLK. – 30 u: aus ORL A 7, Taf. 2. – 32, 34 u, 35: Faber Courtial, Darmstadt. – 33: RGK, Limesarchiv. – 34 o li, 36 Mitte: Ch. Flügel, München. – 34 o re, 36 u, 37: ArcTron 3D, Altenthann. – 36 o: M. Pausch, LIMESEUM Ruffenhofen.

Titelbild (Ausschnitt): Bad Ems. Terra-sigillata-Napf mit

Besitzer inschrift des Reitersoldaten Mercator.

Page 3: Forschungen am Dakischen Ostlimes zwischen Brâncovenești und Sărăţeni

Der Limes 8 / 2014 Heft 2 SE

ITE 03EDITORIAL

mit Einblicken in den Alltag eines Reiters am Limes

und neuen Erkenntnissen zu den Wachttürmen

starten wir diese Ausgabe des Nachrichtenblattes.

Studien zu den wechselseitigen Beeinflussungen

von römischen und germanischen Waffen,

Forschungen am Dakischen Ostlimes, Beiträge zu

Multimediaproduktionen in der Denkmalvermitt-

lung sowie zum Geocaching runden das Spektrum

ab. Im Innenteil finden Sie Bilder der virtuellen

Limes-Rekonstruktionen bei Osterburken.

Mit diesem Heft möchte ich mich von allen Lese -

r innen und Lesern verabschieden. Ich werde die

Leitung der Außenstelle Koblenz der Direktion

Landesarchäologie in Rheinland-Pfalz übernehmen

und dort auch für den Limes zuständig sein. Der

Abschied ist auch ein Anlass, all denen zu danken,

deren hervorragende Zusammenarbeit der Garant

für den erfolgreichen Relaunch der Zeitschrift

2009 und deren positive Weiterentwicklung war.

Neben den zahlreichen Kolleginnen und Kollegen,

die mit spannenden Artikeln die Zeitschrift mit

Leben gefüllt haben, gilt mein besonderer Dank

dem Grafikbüro Hund B. communication sowie

Karen Schmitt, die die redaktionelle Bearbeitung

übernahm. Diese erfolgreiche Teamarbeit wurde

2013 mit immerhin zwei renommierten Auszeich-

nungen gewürdigt. Schließlich möchte ich mich

auch bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, für Ihr

Interesse und die zahlreichen Rückmeldungen

bedanken.

Dr. Peter Henrich

auch von meiner Seite gilt es zu danken.

Dr. Peter Henrich hat in den vergangenen Jahren

die Geschäftsstelle der Deutschen Limeskommis-

sion in hervorragender Weise geführt, war in allen

Fragen zum Limes ein kompetenter Ansprechpart-

ner und hat unserer Arbeit und der Zeitschrift

„Der Limes“ neue Impulse gegeben. Hierfür bin

ich als Vorsitzender und sind wir als DLK wie als

„Limesgemeinde“ sehr dankbar. Für seine neue

Tätigkeit als Leiter der Außenstelle Koblenz der

Direktion Landesarchäologie Rheinland-

Pfalz wünsche ich ihm alles Gute.

Die meisten Abschiede bedeuten auch einen

Neuanfang. Und so freue ich mich, Ihnen Frau

Dr. Suzana Matešic als die neue Geschäftsführerin

ab dem 1. September vorstellen zu können.

Sie wird ihre Arbeit auch mit einem spezifisch

„germanischen“ Blickwinkel antreten, hat sie doch

über die römischen Ausrüstungsteile im Thorsber-

ger Moor ihre Dissertation geschrieben – hierüber

berichtet sie schon als Autorin in diesem Heft –

und war zuletzt in Schleswig-Holstein beschäftigt.

Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit

Frau Matešic. Herzlich willkommen in der

Deutschen Limeskommission!

Prof. Dr. C. Sebastian Sommer

Vorsitzender der Deutschen Limeskommission

Liebe Leserin,

lieber Leser,

Liebe

Limesfreunde,

Regionale Ausprägung

römischer Militaria rechts

und links des Rheins

Forschung

Privates Geschirr des Reiters

Mercator aus dem Lagerdorf

des Limeskastells Bad Ems

Grabung

Archaeoskope auf dem Limes-

wachtturm von Osterburken

Denkmalvermittlung

Seite 19

Seite 12

Seite 04

Forschungen am Dakischen

Ostlimes zwischen

Brâncovenesti und Sarat‚eni

Limes international

Seite 23

Page 4: Forschungen am Dakischen Ostlimes zwischen Brâncovenești und Sărăţeni

SE

ITE 23Der Limes 8 / 2014 Heft 2 LIMES INTERNATIONAL

Dakien gehörte von 106 bis ca. 271/272 n. Chr. dem Römischen Reich an. Von den hohen Bergzügen der

Karpaten umgeben, lag das Kerngebiet im heutigen Siebenbürgen. Während der nordwestliche Bereich

des Dakischen Limes als recht gut erforscht gelten kann, ist der Verlauf der Grenzlinie im Nordosten nicht

vollständig geklärt. In dem durch viele Täler gegliederten Karpaten-Abschnitt war die Grenzsicherung vor

besondere topographische Schwierigkeiten gestellt.

VON SZILAMÉR-PÉTER PÁNCZÉL, CONSTANZE HÖPKEN, MANUEL FIEDLER, GREGOR DÖHNER, MÁTÉ SZABÓ,

LÁSZLÓ LENKEY UND NICOLETA MAN

RUMÄNIEN

FORSCHUNGEN AM DAKISCHEN

OSTLIMES ZWISCHEN BRÂNCOVENESTI

UND SARAT‚ ENI

samt im Westen Dakiens – die neuen städtischen Zentren, wie Ulpia Traiana Sarmizegetusa, Apulum,

Potaissa, Napoca und Porolissum (zudem Drobeta an der berühmten Donaubrücke). Sie trugen vorrömi-sche Namen, wurden aber gänzlich neu – und au-genscheinlich kaum mit Beteiligung einheimischer Bevölkerungsanteile – gegründet. Im Osten des Ge-bietes fehlten größere, urbane Zentren. Insgesamt war die militärische Präsenz im Land mit Legionslagern in Apulum und Potaissa, die nahe der Gold- und Salzvorkommen positioniert wurden, sowie Auxiliarkastellen an den Hauptverkehrsach-sen und an den Provinzgrenzen sehr stark.

DIE LIMESLINIE IN DEN OSTKARPATEN: ROMS NEUE AUSSENGRENZE Der parallel zu den Ostkarpaten eingerichtete Li-mes stellte besondere Anforderungen an die Grenzsicherung. Der Gebirgszug, durch viele Hö-hen und Täler gegliedert, bot keine Möglichkeit für eine durchgehende Limeslinie, wie sie an an-deren Grenzabschnitten nachgewiesen ist. Das Nord–Süd verlaufende Bergmassiv bildete als na-

DIE EROBERUNG DER PROVINZDakien war bis zu den Feldzügen unter Trajan ein eigenständiges Königreich; stark befestigte Burganlagen in den Karpaten bildeten die Sied-lungszentren. Rom musste ein solch mächtiger Nachbar an der donauländischen Reichsgrenze Probleme bereiten, zumal es immer wieder zu Raubzügen in das römische Gebiet gekommen war. Anfang des 2. Jahrhunderts versuchten die Römer, das Gebiet in zwei blutigen Kriegen zu befrieden. Zweifelsfrei lockten in Dakien vor al-lem reiche Bodenschätze wie Gold und Salz. Nach den Kriegen gehörten die innerkarpati-schen Gebiete Siebenbürgens und die Gegend zwischen den Südkarpaten und der vorherigen Reichsgrenze an der Donau von 106 bis ca. 271/272 n. Chr. zu den Provinzen Dacia Porolissensis, Da-cia superior (später Apulensis) und Dacia inferior (später Malvensis). Die Umgestaltung Dakiens nach 106 n. Chr. war in vielerlei Hinsicht grundlegend: Neue Einwohner wurden in dem durch die Kriege entvölkerten Land angesiedelt. An strategisch und infrastruk-turell günstigen Standorten entstanden – alle-

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ITE

Der Limes 8 / 2014 Heft 2LIMES INTERNATIONAL

Das römische Dakien mit dem Untersu-

chungsgebiet am Dakischen Ostlimes.

Der Dakische Ostlimes an den Ostkarpaten in Rumänien.

Die Wachttürme von Cetatuia Mica und De-

alul Pogor hatten Sichtverbindung unterei-

nander. Cetatuia Mica lag unweit eines

Weges durch die Berge. Von Dealul Pogor

konnten bei Gefahr Signale zum Kastell

Calugareni gesendet werden.

Oberflächenfunde wie Waffen, Werkzeuge,

Schmuck, Schuhnägel und Keramikscherben

verraten die Stationierung von römischen

Soldaten. Die Ankerfibel und der Fingerring

wurden an den Wachttürmen Cetatea

Sacadat und Dealul Tompa gefunden.

Luftbild des Wachtturms Cetatuia Mica.

Dl. Pogor

Cetatuia Mica

Grenzlinie des römischen Dakien

Kurzzeitige Grenze

0 25 50 100 150 200 Untersuchungsgebietam Dakischen Ostlimeskm

0 5 10 15 20 Kastell Wachtturmkm

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SE

ITE 25Der Limes 8 / 2014 Heft 2

türliche Barriere das entscheidende Element der Landesverteidigung. An seinem westlichen Fuß wurde eine Kette von Wachtposten eingerichtet. Die westlich vor den Posten gelegenen Auxiliarkas-telle kontrollierten die in das Landesinnere führen-den Täler.Während die meisten der Kastelle am Ostlimes inzwischen bekannt sein dürften, ist vermutlich nur ein Bruchteil der Wachttürme identifiziert worden; viele der heute meist nicht überbauten Fundstellen bieten Untersuchungsmöglichkeiten durch Luftbildarchäologie, Geophysik, Feldbege-hungen und Grabungen.

DIE SUCHE NACH DEN WACHTTÜRMENBasierend auf Luftbildern und Archivquellen wurden sechs Wachtposten in den Wäldern zwi-schen Brâncovenesti und Sarateni (Kreis Mures) im Gelände verifiziert. Einige der Wachtturm-stellen wurden auf Hügelkuppen oder Kämmen errichtet und hatten untereinander oder zu den nächstgelegenen Kastellen direkte Sichtverbin-dungen, aber kaum Einblick in das gebirgige Vor-gelände (Dealul Pogor bei Chiheru de Jos, Dealul Tompa bei Eremitu). Andere standen nicht unbe-dingt in vorderster Linie, aber ebenfalls auf Hö-hen mit besten Sichtverbindungen ins Umland (La Stânca bei Ideciu de Sus). Wiederum andere, im Gebirge gelegene Türme dienten der Kontrol-le von Wegen und Bergpfaden (Cetatele bei Vatava, Cetatuia Mica bei Ibanesti, Cetatea Sacadat bei Eremitu).

DIE KASTELLEIm westlichen Vorfeld der Ostkarpaten wurde die hintere Verteidigungslinie durch die Kastelle Brâncovenesti, Calugareni und Sarateni gebildet. Den nördlichsten Punkt unseres Abschnitts stellte das Alenkastell von Brâncovenesti dar. Es liegt am rechten Ufer des Flusses Mures, einige Kilometer südwestlich eines Passes durch die Karpaten. Auf einem Plateau oberhalb einer Talenge, gegenüber der Einmündung eines Nebentales, beherrschte das Kastell die Passage in das ins Landesinnere zie-hende Murestal. Den mittleren Punkt des Limesabschnitts markiert das Kohortenkastell von Calugareni. Auf einer fla-chen Terrasse am Nirajtal, westlich des Nirajpasses, kontrollierte es die Wege in Richtung Murestal. Zwischen Mures und Niraj liegt das Gurghiutal, an dem ein weiteres, bislang nicht lokalisiertes Kastell existiert haben müsste. Am südlichsten Punkt des Limesabschnittes sicherte das Kohortenkastell von Sarateni an einer Engstelle das in das Landesinnere ziehende Târnava Mica-Tal.

GEOPHYSIKALISCHE UNTERSUCHUNGEN UND GRABUNGEN IN CALUGARENIDie Innenbebauung des Kastells ließ sich nach geophysikalischen Prospektionen rekonstruie-ren, die von der Römisch-Germanischen Kom-mission (Frankfurt a. M.), dem Institut für Ar-chäologie und Kunstgeschichte der Rumänischen Akademie (Cluj-Napoca) und dem Kreismuseum Târgu Mures durchgeführt wurden. In den lau-

DENKMÄLERDie große Bedeutung der dakischen Eroberungen für

Rom führen berühmte Monumente vor Augen: das

Tropaion von Adamclisi, der Ehrenbogen in Benevent

und die Trajanssäule in Rom. Letztere steht auf dem

Trajansforum, das der Kaiser aus der immensen

Kriegsbeute finanziert hatte. Als Grabmal Trajans be-

zeugt die Säule die starke Identifikation des obers-

ten Feldherrn und Kaisers mit der Einnahme Dakiens.

Der anschließende Triumphzug in Rom ist auf dem

Ehrenbogen in Benevent dargestellt.

Die Trajanssäule auf dem Trajansforum in Rom.Die Donaubrücke bei Drobeta, ein Bauwerk des Apollodoros, dargestellt auf der Trajanssäule.

Page 7: Forschungen am Dakischen Ostlimes zwischen Brâncovenești und Sărăţeni

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ITE

Der Limes 8 / 2014 Heft 2LIMES INTERNATIONAL

Dl. Pogor Dl. Tompa

Luftbild von

Brâncovenesti

mit Markierung des

Kastells, oberhalb

des Murestals.

Luftbild von Calugareni mit Mar-

kierung des Kastells, im Hinter-

grund die Wachtturmplätze Dea-

lul Pogor und Dealul Tompa.

Zwischen Kastell und Wachttür-

men bestand Sichtverbindung.

Das Kastellbad von Calugareni mit Überresten

einer Hypokaustenheizung. Ausgrabung im

Sommer 2013.

Calugareni mit Kastell und

vicus im geomagnetischen

Messbild der Eötvös Lóránd

Universität Budapest.

Eingetragen sind die Gra-

bungsstellen am Bad und an

der Querstraße des vicus

sowie in den principia.

Die principia im Kastell von Calugareni,

Fahnenheiligtum (aedes) mit zwei Nach-

barräumen. Ausgrabung im Sommer 2013.

Page 8: Forschungen am Dakischen Ostlimes zwischen Brâncovenești und Sărăţeni

SE

ITE 27Der Limes 8 / 2014 Heft 2

fenden Projekten steht die funktionale Einheit von Straßen, vicus und Kastell im Mittelpunkt der Forschungen:Das Kastell (163 m × 141 m) war von einer dreifachen Wall- und Grabenanlage umgeben. Westlich befin-det sich der vicus, der, nach den Ergebnissen aus den Oberflächenprospektionen, in seiner Ausdeh-nung fast vollständig erfasst ist. Der moderne Weg deckt sich mit der römischen Straße. Diese führte vom Landesinneren in Richtung Kastell, umlief die-ses im Norden und muss in Richtung der Berge wei-tergezogen sein. Im vicus zweigen von der Hauptstraße drei Quer-straßen nach Nordwesten zum Niraj-Fluss ab. Wäh-rend südlich der Straße, vor dem Kastell, wenige Anomalien zu verzeichnen sind, die auf eine Frei-fläche – ein Übungsplatz vor dem Kastell? – deuten, scheinen sich nördlich der Straße im Messbild lang-rechteckige Gebäude abzuzeichnen. Ob es sich da-bei um Streifenhäuser – ein bislang in Dakien kaum bezeugter Haustyp – handelt, müsste weiter unter-sucht werden. An einer der Querstraßen, im nördlichen Untersu-chungsausschnitt, zeigt die Messung eine starke Anomalie, die 2013 bei archäologischen Ausgra-bungen als Kastellbad identifiziert werden konnte. Unweit der mittleren Straßenkreuzung wurde an-grenzend an zwei langgestreckte, auf die Querstra-ße ausgerichtete Gebäude ein Abschnitt dieser aus faustgroßen Kieseln gesetzten Querstraße archäo-logisch untersucht.Ein Schnitt im westlichen Teil der principia zeigte, dass der Bau – und damit das gesamte Kastell – nach Osten auf die Grenze in den Karpaten orien-tiert war. Von den massiv fundamentierten princi-

pia wurde u. a. das Fahnenheiligtum mit einem erhöhten Fußboden aus einem Mörtelestrich frei-

FORSCHUNGPROJEKTEDer Dakische Limesabschnitt zwischen Brâncovenesti und

Sarateni wird unter der Ägide des Kreismuseums in Târgu Mures

durch zwei miteinander verknüpfte Projekte erforscht:

Der Digitalisierung und Aufarbeitung von Archivalien und Alt-

funden widmet sich das Projekt „Digitizing the Roman Limes.

Sector Brâncovenesti – Sarateni“. Es wird durch den Nationalen

Forschungsförderungsrat (CNCSIS-UEFISCDI) des Bildungsminis-

teriums Rumäniens von 2013 bis 2016 finanziert. Im Rahmen des

internationalen Projektes „The Roman Limes as a European

Cultural Landscape“ in den Jahren 2013 und 2014 fanden Feld-

forschungen in Calugareni, Sarateni, Brâncovenesti und an

Wachtturm-Standorten statt, die als Erasmus-Intensivprogramm

für lebenslanges Lernen von der EU gefördert wurden.

Weitere Informationen: www.rlrc.ro | www.limesdacicus.ro |

www.archaeologie.hu-berlin.de/projekte/dacian-eastern-limesDer Triumphzug Trajans in Rom nach den Dakerkriegen, dargestellt auf dem Ehrenbogen in Benevent.

gelegt. Im Rahmen der Forschungsprojekte wird der Fokus auf den vicus und die principia gelegt; im Anschluss daran plant das Kreismuseum Târgu Mures als langfristiges Ziel, die freigelegten Struk-turen zu konservieren und die Gebäude touristisch zu erschließen.

Drd. Szilamér-Péter Pánczél

Kreismuseum Târgu Mures (Muzeul Judetean Mures), Rumänien

[email protected]

Dr. Constanze Höpken

Kreismuseum Târgu Mures (Muzeul Judetean Mures), Rumänien

bzw. Archäologisches Institut der Universität zu Köln,

Abt. Archäologie der Römischen Provinzen

[email protected]

Dr. Manuel Fiedler

Winckelmann-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin

[email protected]

Gregor Döhner M.A.

Winckelmann-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin

[email protected]

Drd. Máté Szabó

Abteilung Archäologie der Universität Pécs, Ungarn

[email protected]

Dr. László Lenkey

Abteilung für Geophysik und Weltraumforschung, Eötvös Lóránd

Universität Budapest, Ungarn

[email protected]

Dr. Nicoleta Man

Kreismuseum Târgu Mures (Muzeul Judetean Mures), Rumänien

[email protected]