54 Samstag/Sonntag, 4./5. Februar 2017 GENERAL-ANZEIGER Flyer helfen bei der Akquise Um Mitarbeitern von großen Firmen und der UN gezielt Immobilien anbieten zu können, setzen Bonner Makler auf direkte Werbung VON AXEL VOGEL Wer für die Vereinten Nationen arbeitet, muss man damit rech- nen, in verschiedenen Ländern eingesetzt zu werden. So stand unlängst auch für einen Deut- schen, der seinen Arbeitsplatz in Finnland hatte, der Umzug an, und zwar nach Bonn. Ein schö- nes Einfamilienhaus in guter La- ge mit einer entsprechenden Umgebung für seine Familie soll- te es sein. Sprich: Der Mann suchte eine Immobilie in der Nä- he von Schulen und Freizeitmög- lichkeiten für die Kinder. Mit ei- ner solchen Profilbeschreibung einer Wunschimmobilie stand der UN-Mitarbeiter keineswegs alleine dar. Wie oft berichtet, kennzeichnet den Bonner Markt eine hohe Käufernachfrage und wenige Angebote. Trotzdem konnte Dirk Kleine, geschäftsführender Gesellschaf- ter der Dirk Kleine Immobilien GmbH, dem Kunden vergleichs- weise zügig helfen: Der altein- gesessene Makler, der sein Büro im Regierungsviertel hat, ver- mittelte ihm innerhalb von rund drei Monaten ein Einfamilien- haus mit Rheinblick, das in ei- nem Vorort von Remagen steht. Kleine hat sich auf jene kaufkräf- tige Klientel spezialisiert, die für internationalen Organisationen oder Großunternehmen arbeitet. Um Objekte zu akquirieren, geht Kleine ungewöhnliche Wege: Statt auf Immobilienbesitzer zu warten, die ihm Immobilien zum Verkauf anbieten, wendet er sich direkt an Eigentümer. Anfang Februar startet Kleine erneut eine Akquiseaktion, mit der er seit Jahren positive Erfah- rungen macht: „Wir haben rund 100 000 Flyer drucken lassen, und die werden direkt an Haus- halte in ausgewählten Lagen ver- teilt.“ Dabei hat Kleine unter- schiedliche Stadtteile und Kom- munen im Blick. Schließlich rät er Kunden „den Radius weiter zu ziehen“. Da Lagen wie Beuel, Südstadt, Plittersdorf und Villen- viertel besonders begehrt sind, rücken attraktive Nachbarkom- munen in den Fokus. „Beispiels- weise Wachtberg mit dem Dra- chenfelser Ländchen wie auch Königswinter mit den Ortslagen Vinxel und Stieldorf“, so Kleine. Auf den Flyern weist der Mak- ler darauf hin, dass sein Büro „dringend“ Wohnraum für lei- tende Mitarbeiter von Großun- ternehmen und der Vereinten Nationen sucht. Und zwar Ein- familienhäuser, Doppel- und Reihenhäuser für Familien mit Kindern. Auch Wohnungen ste- hen auf Kleines Wunschliste. Zielgruppe: kinderlose Ehepaa- re, die voll berufstätig sind. Zu- dem sind Immobilien als Kapi- talanlage willkommen: „Ange- sichts der geringen Zinsen für Kapital ist es weiterhin für viele meiner Kunden interessant, bei- spielsweise in eine Eigentums- wohnung in der Bonner Süd- stadt zu investieren, die eine hö- here Rendite verspricht.“ Und der Rücklauf ist aus Klei- nes Sicht erfreulich: „Zwischen 1,5 bis 2,5 Prozent der Immobi- lienbesitzer, die einen Flyer be- kommen haben, nehmen den Kontakt zu uns auf und lassen sich telefonisch oder bei einem persönlichen Termin beraten“, sagt der Makler. In der Folge er- halte er von einem Großteil der neuen Kunden den entsprechen- den Verkaufsauftrag. Dabei macht es die Wiederholung: „Mancher hat mir schon berich- tet, das er zwei bis drei Mal mei- ne Werbung in den Händen hielt, sich dieses Mal aber entschloss, mich auch anzurufen.“ Für Alexander Geischer, Ge- schäftsführer des Immobilien- verbandes IVD West mit Sitz in Köln, kommt als Verkaufsmotiv noch etwas anderes hinzu: „Vie- le der so angesprochenen Eigen- tümer vertrauen auch auf das IVD-Logo und die Mitgliedschaft des jeweiligen Maklers in unse- rem Verband.“ Auch Dirk Kleine ist IVD-Mitglied und hatte damit auf seinem Flyer geworben. Schließlich wisse der Kunde laut IVD-Geschäftsführer Geischer, „dass es Beschwerdemöglich- keitenbeiunseremVerbandgibt“. Für Geischer ist dieses direkte Werben beim Kunden vor Ort, „Farming“ genannt, „eine durchaus übliche Methode, so- wohl im Einkauf, wie im Ver- kauf“. Vor allem eine, die für Dirk Kleine hilfreich ist, weil er so an Objekte kommt, „die oft nicht auf dem Markt angeboten wurden“. Viele dieser so akquirierten Ob- jekte vermittelt Kleine dann di- rekt weiter an Mitarbeiter von Unternehmen und UN-Organi- sationen, die vor allem auf Emp- fehlung zu ihm gekommen sind: „Diese Kunden machen inzwi- schen rund 60 Prozent meiner Kunden aus“, sagt er. Bleibt die Frage, ob Großun- ternehmen und UN-Institutio- nen mit dem Wohnraumangebot für ihre Mitarbeiter am Standort Bonn zufrieden sind. Aus Sicht der Deutschen Post DHL Group durchaus: „Neue Kollegen fin- den derzeit ausreichend Wohn- raum in Bonn und der Region“, betont Pressesprecher Björn Troll. Insgesamt seien am Stand- ort Bonn rund 8000 Mitarbeiter beschäftigt. „Der Personalbedarf schwankt und liegt üblicherwei- se im niedrigen dreistelligen Be- reich pro Jahr“, so Troll weiter. „Durch die natürliche Fluktuati- on in unserer Belegschaft wird Wohnraum auch wieder frei.“ Die überwiegende Anzahl der Mitarbeiter verändere sich in- nerhalb des Unternehmens am Standort Bonn, was sich nicht auf die Wohnungssituation auswir- ke, so Troll. Letztendlich sei laut Troll für neue Mitarbeiter, „die wir innerhalb Deutschlands rek- rutieren, Wohnungssuche in Bonn kein Hindernis“. Dabei un- terstütze der Konzern insbeson- dere Mitarbeiter, die aus dem Ausland nach Bonn kommen, mit Umzugshilfen. Rund 1000 Mitarbeiter zählt die UN am Standort Bonn, davon ar- beiten rund die Hälfte im Klima- schutzsekretariat, sagt Alice Fišer, Leiterin der Informations- stelle der Vereinten Nationen in Bonn. Was den Bedarf an Wohn- raum angehe, „ist der aber über- schaubar“. Auch stelle die Suche keine Herausforderung dar. Das Klimaschutzsekretariat habe über die vergangenen Jahre hin- weg nur eine Fluktuation von et- wa 20 Mitarbeitern pro Jahr ge- habt. „Professionelle Unterstüt- zung bei der Wohnraumsuche bekommen unsere Mitarbeiter nicht“, stellt Alice Fišer klar. Direkte Werbung: Jede Menge Flyer lässt Makler Dirk Kleine in den Hauhalten verteilen, um Immobilien zu akquirieren FOTO: AXEL VOGEL