Fallen beim Publizieren: predatory publishing Fake journals, predatory conferences & Co MMag. Karin Lackner UB | Informationsdienste Open Access & Publikationsservices Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz. Ausgenommen von der Lizenz sind Abbildungen, Screenshots und Logos.
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Fallen beim Publizieren: predatory publishing · Unbekanntes, aber seriöses Journal mit niedrigem (falschem) Impact Factor Journals aus nicht-englischsprachigen Ländern bevorzugt
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Fallen beim Publizieren: predatory publishing Fake journals, predatory conferences & Co
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.Ausgenommen von der Lizenz sind Abbildungen, Screenshots und Logos.
Verlage, Zeitschriften oder Veranstaltungen bzw. Tagungen, die Geld für Leistungen berechnen, die sie nicht oder nur in minderer Qualität erbringen.
Was ist „predatory publishing“?
Seriöse Verlage/Journals: Geld (APCs, Subskriptionsgebühren) gegen Leistung: redaktionelle Abläufe, Layout, Marketing, Qualitätskontrolle durch Auswahlverfahren wie Peer Review
Unseriöse Verlage/Journals:Geld gegen mangelhafte oder nicht vorhandene Leistung; nutzen Open-Access-Bewegung aus und schaden dieser massiv
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Predatory Publishing | Mag. Karin Lackner
Unethische Geschäftspraktiken
Eine Zeitschrift ist nicht „predatory“, weil sie Open Access ist oder die Qualität
der Artikel schlecht ist, sondern weil unethische Geschäftspraktiken verfolgt
werden.
Beispiele unethischer Geschäftspraktiken:
Vorrangiges Ziel: Geldverdienen, z.T. mit dubiosen Verrechnungsmodellen
Qualität egal
Fehlende Leistungen
Falsche Aussagen (z.B. falscher Impact Factor)
Standards und Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis werden nicht
beachtet.
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Risiken beim Publizieren in einem predatory journal (fake journal)
Risiken:
Schlechtes oder nicht vorhandenes Peer Review
Keine langfristige Verfügbarkeit der Artikel gewährleistet
Geringe Sichtbarkeit und Auffindbarkeit der Artikel
Wissenschaftliche Reputation leidet
Gefahr für die Wissenschaft
Eingereichte Artikel können i.d.R. nicht zurückgezogen werden!
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Randerscheinung oder echtes Problem?
Untersuchung 2015:
Quelle: Cenyu Shen, Bo-Christer Björk, ‘Predatory’ open access: a longitudinal study of article volumes and market characteristics. BMC Medicine (2015) 13:230, DOI 10.1186/s12916-015-0469-2
„Sind die Leute alle zu dumm, um predatory journals zu erkennen?!“ -> Nein!
Gründe:
Publikationen für den Lebenslauf notwendig
Artikel wurde bei den renommierten Fachzeitschriften abgelehnt, man
möchte ihn aber dennoch publizieren
V.a. Wissenschaftler aus afrikanischen und asiatischen Staaten kommen in
„westliche“ Journals schwer hinein(Quelle: Omobowale A, Akanle A, Adeniran I, Olayinka K. Peripheral scholarship and the context of foreign paid publishing in Nigeria. Current Sociol.
2014;62:666 – 84. doi:10.1177/0011392113508127)
win-win: Unternehmer bekommen die APCs, AutorInnen die Publikationen
Seit 2008. Sitz: Hyderabad, Indien. Schwerpunkte: Nawi, Technik, Medizin.
2015: bereits über 700 Journals, rund die Hälfte davon inaktiv
2016: Federal Trade Commission (USA) reicht Klage ein
Geheimhaltung der hohen Publikationskosten
kein Peer-Review
Mitglieder des editorial boards haben dem Beitritt nicht zugestimmt
angepriesener „hoher Impact Factor“ ist eigene Berechnung
2011 aus PubMed Central genommen, 2017 viele Journals aus Scopus
2016: Jahresgewinn etwa 1,2 Mio $
Quellen: Federal Trade Commission (2016) FTC Charges Academic Journal Publisher OMICS Group Deceived Researchers. Press Release August 26, 2016Esmé E Deprez, Caroline Chen (2017) Medical Journals have a fake news problem. Bloomberg Businessweek 29. August 2017Hagar Cohen (2015) Predatory publishers criticised for 'unethical, unprincipled' tactics. Australian Broadcasting Corporation. 11 November 2015.
Journal, für das eine gefälschte Website erstellt und dessen Identität (z.B. die ISSN) dafür gestohlen wurde.
2011 erstmals aufgetreten: Archives des Sciences (Schweiz)
gefälschte Websites für Print-Only-Zeitschriften und e-Journals
Selber oder sehr ähnlicher Name der Zeitschrift
Abgelaufene Domain oder ähnlicher Domain-Name
2012 und 2013: 20 Journals, 2016: über 100
Quellen: Bohannon, John (November 19, 2015), "Feature: How to hijack a journal", Science, doi:10.1126/science.aad7463Jalalian, Mehrdad; Mahboobi, Hamidreza (2014). Hijacked Journals and Predatory Publishers. Walailak Journal of Science and Technology. 11 (5): 389–394Dadkhah M et al. (2016), Characteristics of Hijacked Journals and Predatory Publishers. Trends Pharmacol Sci. 37(6):415-8. doi: 10.1016/j.tips.2016.04.002
Unbekanntes, aber seriöses Journal mit niedrigem (falschem) Impact Factor
Journals aus nicht-englischsprachigen Ländern bevorzugt
Print-Journals ohne Website bevorzugt, oder zweite Website wird erstellt
Anonyme Registrierung der Website (Domaincheck: https://www.whois.com)
Vermeiden länderspezifischer Domains, eher .com oder .org
Link zum Datensatz des echten Journals bei Thomson Reuters
Keine oder falsche Kontaktinformationen
Quelle: Bohannon, John (November 19, 2015), "Feature: How to hijack a journal", Science, doi:10.1126/science.aad7463Jalalian, Mehrdad; Mahboobi, Hamidreza (2014). Hijacked Journals and Predatory Publishers. Walailak J. of Science and Technology. 11 (5): 389–394
Oft kein Peer Review, alle eingereichten Beiträge werden angenommen
Oft an exquisiten Orten (5*-Hotels, Palmen und Sandstrand…)
Tagungsräume sehen oft nicht wie seriöse Veranstaltungsräume aus
Extrem volles Programm mit wenigen und sehr kurzen Pausen
oft von predatory publishers organisiert
Qualität der Beiträge kann trotzdem gut sein (Kritikpunkt ist wie bei den
predatory journals die unseriöse Geschäftspraxis)
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Predatory Conferences: Checkliste
Checkliste:
Einladung per Mail: Passt das Thema fachlich überhaupt zu mir?
Sind Leute im Programmkomitee, die fachlich nicht dazupassen?
Sind auf der Website genaue Angaben zu Einreichprozess, Gebühren etc.?
Gibt es einen Review-Prozess?
Werden die Beiträge in einem predatory journal publiziert?
Hat die Tagung eindeutig kommerziellen Schwerpunkt?
Wie ist das Programm organisiert? Sehr straff mit kaum Pausen?
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Predatory Conferences: Beispiele
WASET Conferences (World Academy of Science, Engineering and Technology)
Organisieren pro Jahr mehrere Tausend „wissenschaftliche“ Tagungen
Namen haben große Ähnlichkeit zu echten bekannten Konferenzen
2016: 313 Konferenzen am selben Tag im selben Berliner Hotel
Kein Peer Review
BIT Conferences
Versenden massenhaft Spam Mails (Einladung als Vortragende/r)
Alle Beiträge werden angenommen, wenn die Konferenzgebühr bezahlt wird
Quelle: Seite „World Academy of Science, Engineering and Technology“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. August 2017, 16:01 UTC. (Abgerufen: 17. November 2017)
Quelle: Seite „BIT Life Sciences“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 13. November 2017, 06:50 UTC. (Abgerufen: 17. November 2017)
Veröffentlicht der Verlag zu viele Titel pro Jahr?
Sind die Ladenpreise des Verlags zu hoch?
Wirbt der Verlag mit einem hohen Autorenhonorar?
Wirbt der Verlag mit einer angeblich kostenlosen Veröffentlichung?
Kümmert sich der Verlag um den Vertrieb (Marketing)?
Veröffentlicht der Verlag auch Seminararbeiten?
Können Sie Einfluss auf die Covergestaltung nehmen?
Versendet der Verlag Rezensionsexemplare?
Handelt es sich um einen PrintOnDemand-Verlag?
Wird mit der Ausschüttung von Tantiemen der Verwertungsgesellschaft
(Ö: Literar Mechana, D: VG Wort) geworben?
Quellen: Tectum Wissenschaftsverlag Marburg, Die häufigsten Fehler bei der Veröffentlichung einer Dissertation: www.doktorarbeit-veroeffentlichen.de (Abgerufen: 17.11.2017); Maria Männig (2016), Vorsicht: Publikationsfalle! Gastartikel auf: www.schreibwerkstatt.co.at (Abgerufen: 17.11.2017)
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Unseriöse (Dissertations-)Verlage : Beispiele
OmniScriptum Publishing Group (www.omniscriptum.com):
Internationale Verlagsgruppe mit verschiedenen Verlagen und Gesellschaften
Publiziert laut eigenen Angaben über 25.000 Titel im Jahr
Z.B.: AV Akademikerverlag, Südwestdeutscher Verlag für Hochschulschriften
und Saarbrücker Verlag für Rechtswissenschaften
Akquise im Internet und an Universitäten -> Publikationsangebot per Mail
Buchcover, Klappentext etc. muss AutorIn selbst gestalten und hochladen
Kein Korrektorat oder Lektorat
Rezensionsexemplare werden als PDF versandtQuelle: Seite „OmniScriptum Publishing Group“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 31. 08. 2017, 13:49 UTC. (Abgerufen: 17. 11. 2017)