UNIVERSITÄT RIJEKA PHILOSOPHISCHE FAKULTÄT ABTEILUNG FÜR GERMANISTIK Expressive Textsorten Seminararbeit Verfasst von: Betreut von: Marin Juričević dr. sc. Suzana Jurin
UNIVERSITÄT RIJEKA
PHILOSOPHISCHE FAKULTÄT
ABTEILUNG FÜR GERMANISTIK
Expressive Textsorten
Seminararbeit
Verfasst von: Betreut von:
Marin Juričević dr. sc. Suzana Jurin
Rijeka, September 2014
Inhalt
Einführung..............................................................................................................................................1
1 Texsortenklassifikation........................................................................................................................2
2 Rolf-Brinker Debatte............................................................................................................................3
3 Kvantitative Distribution der Texsorten...............................................................................................4
4 Begriffsbestimmung............................................................................................................................5
5 Klassifikation der Expressiva nach Rolf................................................................................................6
5.1 Stabilisierende Texsorten.............................................................................................................7
5.1.1 Kontaktbezogene Texsorten..................................................................................................7
5.1.2 Verhältnisveränderungsbezogene Texsorten........................................................................8
5.1.3 Austauschbezogene Textsorten.............................................................................................9
5.1.4 Verdienstbezogene Texsorten.............................................................................................10
5.2 Destabilisierende Texsorten.......................................................................................................11
5.2.1 Verhaltensbezogene Texsorten...........................................................................................11
5.2.2 Schlagbezogene Texsorten..................................................................................................12
6 Stil......................................................................................................................................................14
7 Sonderfall: Pressehoroskop...............................................................................................................15
Schlußfolgerung...................................................................................................................................17
Literatur................................................................................................................................................18
Internet................................................................................................................................................18
Einführung
In dieser Seminararbeit wird die Problematik der zeitgenößischen Untesuchungen zum Tehma
expressive Texsorten dargestellt. Die folgengen Fragen werden angesprochen: Was sind
expressive Texsorten? Wie werden sie klassifiziert? Was ist umstritten im diesen Thema?
Was sind die Hauptunterschiede zwischen den stabilisierenden und destabilisierenden
Textsorten?
Die Klassifikation der expressiven Textsorten die in dieser Seminararbeit vorhanden ist,
beruht auf der Texsortenklassifikation von Eckard Rolf. Außer der detallierten Kalssifikation,
die im fünften Teil der Arbeit bearbeitet ist, wird im ersten Teil der Abreit die allgemeine
Klassifikation der Gerbauchtexsorten kurz angesprochen. Im zweiten Teil der Arbeit wird die
Rolf-Brinker Debatte über die expressive Textsorten dargestellt, im dritten Teil wird die
kvantitative Distribution der expressiven Texsorten beschrieben und im vierten Teil der
Arbeit folgt die Begriffsbestimmung. Am Ende werden noch der Stil und der Pressehoroskop
als expressive Texsorte problematisiert.
1
1 Texsortenklassifikation
Textsorten sind Teilmengen von Texten, die sich durch bestimmte relevante gemeinsame
Merkmale beschreiben und von anderen Teilmengen abgrenzen lassen. In der Klassifikation
von Texten unterscheidet man Textklassen, Textsorten und Texttypen. Um die Textsorten
bestimmen zu können muss man also die gemeinsame relevante Merkmale bestätigen. Diese
Merkmale werden nicht gleich bewertet. Die Bedeutung bestimmter Mekmale hängt von der
Entwicklungsphase der Textlinguistik ab. Manchmal werden die Textsorten als grammatisch
geformte Einheiten versteht, in änderen Fällen jedoch als semantisch-inchaltlich geprägte
Phänomene oder als situativ bestimmte Einheiten und als kommunikative Einheiten
beschrieben. (vgl. Gansel 2007: 77) Im Weiteren werden Gebrauchstextsorten analog zur
Searlschen Klassifikation der Sprechakttypen in assertive, direktive, kommissive, expressive
und deklarative Textsorten gegliedert. (vgl. Rolf 1993: 132, 172)
Das Ziel der Textklassifikation ist im weiteren Sinne die Schaffung einer Platform die
ermöglichen würde verschiedene Texte je präzieser zu analysieren:
"Das allgemeinste Ziel von Textklassifikation besteht daher nicht in der
Aufstellung eines stringenden und abgeschlossenen Systems, sondern darin, eine
bestimmte Teilmenge von Textexemplaren - immer mit dem Blick auf bestimmte
Zwecke und die Bezogenheit auf andere Textmengen - überschaubarer zu
machen." (Brinker 2000: 539)
Deshalb entstehen zwischen den Sprachwissenschaftle immer wieder neue Disskusionen über
die Textsortenklassifikation. Das führt zu einer Uneinigkeit im Umgang mit der Klassifikation
von Textsorten. Der fehlende Konsens resultiert mit einer umstrittenen Debatte über die
Terminologie und Funktion bestimmter Textsorten.
2
2 Rolf-Brinker Debatte
Im Bereich der Expressiva haben Rolf und Brinker mit der Debatte begonnen. In dieser
Debatte ist die Rolle der Kontaktfunktion im Bereich der Expressiva Quelle der Problemfrage.
Brinker ist geneigt die Expressiva als eine Texsorte die allgemein eine Kontaktfuntion hat zu
beschreiben, wobei Rolf behauptet, dass nur ein kleinerer Teil der Expressiva die Funktion
der Regelung des Kontakts zwischen Personen habe. Rolf will außerdem die Gruppe von
Textsorten mit dominanter Kontaktfunktion der übergeordneten expressiven Gruppe
zugeordnet wissen, weil expressiv nicht nur meint, Gefühle auszudrücken, sondern auch
Gefühlshaushalt des Rezipienten regulierend zu beeinflussen. (vgl. Furthmann 2006: 167)
Brinker, obwohl er mit einer solchen von Rolf erstellten Klassifizierung nicht einverstanden
ist, gibt zu dass die Texte, die er als Kontakttexte versteht, den Ausdruck der psychischen
Einstelllung des Emittenten verlangen, wobei die Gefühlsäußerung als solche nach seiner
Behauptung nicht wichtig ist. Viel wichtiger sieht er den Aspekt der Kontakttexte eine
sozialen Erwartung in form einer Konvention zu erfüllen. (vgl. Brinker 2000: 111).
3
3 Kvantitative Distribution der Texsorten
Die statistichen Informationen über die kvantitaive Distribution der Texsorten ist Wegweiser
zu bewertung der Rolle der expressiven Textsorten innerhalb des ganzen Korpus der
Gebrauchtextsorten. Die kvantitative Analyse der kroatischen Sprache zeigt, dass fast eine
Hälfte (49 %) der Texsorten auf assertive Texsorten entfällt. Die direktive Texsorten sind mit
17,5 % vertrete. Die selbe Prozentzahl gilt auch für die deklarative Texsorten. Die
expressiven Texsorten sind mit 10 % auf viereten Platz der Rang-Liste, und die kommisiven
Texsorten auf letzten Platz mit nur 5 %. Wenn man diese Analyse der kroatischen Sprache
mit einer entsprechenden analyse der deutschen Sprache vergleicht, erkennt man nur kleine
Unterschiede. Wichtig ist dabei zu erwähnen, dass in der deutschen Sprache die expressiven
Texsorten den gerringsten Anteil von nur 6 % prozent haben. Doppelt so viel (12 %) haben
die komissiven Texsorten auf Platz 4. Eines der möglichen Gründe für diesen Unterschied
könnte die nicht glecihe Menge der untersuchten Korpuse sein, aber potentielle Ursache sind
auch wahrscheinlich kulturelle Unterschiede. (vgl. Stolac 2003: 102)
expressive Textsorten (15%)stabilisierende (12%)kontaktbezogene bei Pflege von
KontaktenEX 3 5,5%
verhältnisänderungsbezogene bei beklagenswerter Veränderung
EX 5 1%
austauschbezogene bei Entlastung des Textproduzenten
EX 7 2%
verdienstbezogene bei erbrachten Leistungen
EX 8 3,5%
destabilisierende (3%)verhaltensbezogen bei als niedrig
eingeschätzter Aktivität
EX 10 3%
Tabelle 1: Klassifikation der monologischen Texte nach Rolf 1993 (Quelle: Rebanus)
4
4 Begriffsbestimmung
Der Lateinische Begriff "expressio" bedeutet Ausdruck. Deshalb wird dieser Begriff offt
verwendet um menschliche Aktivität in der Gefühle oder Gedanken ausgedrückt werden zu
beschreiben. Beispielsweise Expressionismus ist eine Stilrichtung in der Kunst in 20. Jh. Für
diese Stilrichtung ist es kennzeichnend dass die Realität verschoben oder symbolich
dargestellt wird sodass der innere Zustand des Künstlers zum Ausdruck kommt. Bei den
expressiven Textsorten ist es umgekehrt. Der Schöpfer des Textes hat die Intention nicht
seinen eigenen inneren Zustand darzustellen, sondern den inneren Zustand des Rezipienten
des Textes zu bewirken. In diesem Kontext ist es wichtig zu erwähnen dass Rolf die
expressiven Texsorten als eine Reaktion auf eingetretene Umstände bzw. Veränderungen im
personalen oder sozialen Bereich definiert hat, aber dabei hat er nicht explizit erwähnt dass
diese Reaktion nicht unbedingt den inneren Zustand des Senders reflektieren muss. Nach Rolf
stellen die expressiven Textsorten also einen Reflex auf die Existenz emotionaler Zustände
dar. (vgl. Rolf 1993: 277)
Im den Sinne lassen sich die Expressiven Textsorten in zwei größere Gruppen unterteilen.
Das sind die stabilisierenden und destabilisiereden Textsorten. Beide dieser Texsorten sind
Reaktionen auf bestimmte Gegebenheiten im sozialen oder persönlichen Bereich. Bei den
stabilisierenden Texsorten handelt es sich um die Reaktion auf die Wahrnemung bestimmter
Veränderungen im persönlichen und sozialen Bereich und bei den destabilisierenden
Texsorten auf die Wahrnemung neuer oder bestehender Zustände für die, im Augen des
Textproduzenten, jemand vernatwortlich ist. Die expressiven Texsorten sind also generell
eine Reflexion auf die Präsenz emotionaler Zustände die mit dem Zweck, das "seelische
Gleigewicht" der Adressaten zu bewirken, produziert werden. Falls das sogenannte "selische
Gleigewicht" wegen negativer Veränderungen oder Zustände gefährdet ist, versucht der
Textproduzent auf das "seelische Gleichgewicht" staiblisierend zu wirken. Die
destabilisierenden Texsorten sind ein Gegenteil. Sie dienen zu Beunruhigung des "seelischen
Gleichgewichtes". (vgl. ebd.)
5
5 Klassifikation der Expressiva nach Rolf
Durch die "Reaktion auf eingetretene Umstände" kommen in den expressiven Textsorten zwei
allgemeine Prinzipien der Gebrauchstextsorten zum Ausdruck. Erstens, die Verfolgung eines
praktischen Zweckes durch einen Illokutionären Akt und zweitens die Orientierung auf die
Problemlösung. (vgl. ebd.: 126, 128). Anhand dieser Prinzipien werden die
Gebrauchstextsorten von den literarischen Texten getrennt.
Tabelle 2: Einteilung der expressive Texsorten nach Rolf
6
Expressive Textsorten
Stabilisierende Texsorten
verhaltnisveränderungs -bezogene
kontektbezogene
versienstbezogene
austauschbezogene
Destabilisierende Texsorten
verhaltensbezogene
schlagbezogene
5.1 Stabilisierende Texsorten
Die Aufgabe der stabilisierenden Texsorten ist es die potentielle emotionale Irritationen zu
entfernen. Die Absicht der Rekation in der stabilisierende Texsorten verwendet werden ist
eine reduzierende, sedative oder prophylaktische Wirkung auf den emotionalen Zustand des
Adressaten zu schaffen. Rolf behauptet, dass die Ursache der emotionalen Irritationen
Veränderungen in Personalen Gegebenheiten und sozialen Beziehungen seien und eine
bestimmte stabilisierende Textsorte soll dann eingesetzt werden, wenn sich jemand infolge
einer solcher Veränderung beunruhigt fühlt. Die stabilisierenden Texsorten werden in vier
Untergruppen geteilt: kontaktbezogene, verhältnisverenderungsbezogene, austauschbezogene,
verdienstbezogene. (vgl. ebd.: 278)
5.1.1 Kontaktbezogene Texsorten
Die Kontaktbezogenen Textsorten regeln den Kontakt zwischen zwei oder mehr Personen.
Der Kontakt als soziale Kategorie die auf der sprachlicher Interaktion beruht, hat drei positive
Phasen. Er muss erstens aufgenommen werden, dann wird er gepflegt und nach gewisser Zeit,
wahrscheinlich aufgehoben. Deswegen unterscheidet man innerhalb der Kontaktbezogenen
Texsorten drei Untergruppen die den Zweck der bestimmten Kontaktsphase entsprechen.
Diese drei Gruppen nennt Rolf einfach EX 1, EX 2 und EX 3. (vgl. ebd.: 279)
Die Textsortengruppe EX 1 gilt für die Kontaktaufhebung. Dieser Texsortengruppe gehören:
Abschiedsbrief, Leichenrede, Grabrede und Trauerrede. Obwohl es hier in der ersten Linie um
die Klarstellung der Kontaktpositionen geht, ist der tiefere Grund für die Einsetzung solcher
Texte die Seelenruhe wiederzuerlangen, da der Phase der Kontakaufhebung meistens eine
Situation, die eine emotionale Irritation verursacht, im Voraus steht. Deshalb dienen diese
Texte zu Beruhigung des Emittenten. (vgl. ebd.: 280)
Die zweite expressive Textsortengruppe ist EX 2 und sie, als Gegenteil zu EX1, dient bei der
Aufnahme von Kontakt. Dieser Gruppe gehören verschieden Begrüßungsformen wie
Begrüßungssprache, Begrüßungsrede und Begrüßungsformel. Rolf erklärt nicht den
expressiven Aspekt dieser Texsortengruppe. Nimmt man aber in Betracht die Natur dieser
Kontaktsituation, kann man davon ausgehen, dass auch hier eine emotionale Irritation,
unbekannter Personen und Zustände entsteht, entfernt werden soll. (vgl. ebd.)
7
Der Kontakt wird gepflegt durch die Einsetzung der Texsorten der Gruppe EX 3:
Grußadresse
Grußansprache
Grußbotschaft
Grußschreiben
Grußworte
Kartengruß
Neujahransprache
Neujahrsglückwunsch
Neujahrsgruß
Neujahrswunsch
Mit diesen Texstorten werden Ereignisse in der sozialen Wirklichkeit von den Representanten
offiziel gewürdigt. Rolf hat sie hat die Gruppe EX 3 als expressive Texsorten anerkannt weil
sie eine Reaktion auf schon bestehende soziale Wirklichkeit sind und nicht die Absicht haben
eine neue Wirklichkeit zu erstellen. EX 3 ist die größte Gruppe der stabilisierenden
Textsorten. Die Texte deren Funktion die `Würdigung einer bereits bestehenden sozialen
Wirklichkeit ist, sind monologische Textsorten vor die `Pflege von Kontakten' intendieren.
Man kann annehmen, daß sich die Kontaktpersonen kennen, wenn nicht aus wirklichen
Begegnungen, dann mindestens über Beiträge in den Diskussionsforen. (vgl. Rebanus)
5.1.2 Verhältnisveränderungsbezogene Texsorten
Die verhältnisveränderungsbezogene Textsorten besteht aus zwei Texsortengruppen. Die
Gruppe EX 4 ist der von der Illokution her eine Reaktion auf eine begrüßenswerte
Veränderung wie z.B. eine diplomieren, heiraten, einen Preiß gewinnen usw. (vgl. Rolf 1993:
281)
EX 4:
Beglückwunschung
Glückwunschadresse
Glückwunschbrief
Glückwunschkarte
Glückwunschschreiben
Glückwunschtelegramm
Gratulationsbrief
Gratulationsschreiben
Die Gruppe EX 5 bezieht sich auf beklagenswerte Veränderungen. Die Anerkennung und das
Mitgefühl die mit Einsetzung der Texsorten dieser Gruppe zum Ausdruck kommen, sind eine
Form Unterstüzung die stabilisierend auf den Rezipienten wirkt. (vgl. ebd.)
EX 5:
8
Beileidsbrief
Beileidskarte
Beileidsschreiben
Beileidstelegramm
Kondolenzbrief
Kondolenzkarte
Ebenfalls stabilisierend ist der Ausdruck von Mitgefühl in EX 5 -
`verhältnisänderungsbezogene bei beklagenswerter Veränderung' (a173) - und die
Zustimmung (Lobrede) in EX 8 - `verdienstbezogene bei erbrachten Leistungen' -, z.B.
5.1.3 Austauschbezogene Textsorten
Die austauschbezogenen Textsorten funktionieren nach dem Prinzip der Restitution als
Korrektiv des Benehmens einer Person. In der Texsortengruppe EX 6 geht es um die
Entlastung des Textrezipienten, und in der Texsortengruppe EX 7 um die Entlastung des
Textproduzenten. Wie immer bei expressiven Texsorten, auch die Einsetzung einer Texsorte
aus dieser Gruppe stellt wieder eine Rekation dar. Die Textsorten der Gruppe EX 6 werden
eingesetzt wenn der Textproduzent etwas getan hat, was den Texrezipienten belastet und dient
zur seiner Entlastung. (vgl. ebd.: 282)
EX 6:
Entschuldigung
Entschuldigungsberief
Entschuldigungsschreiben
Entschuldigungszettel
Selbstanklage
Selbstentschuldigung
Selbstbezichtigung
Selbstkritik
Die Gruppe EX 7 ist ein Ausnahmefall da die Texsorten dieser Gruppe nicht infolge einer
emotionalen Irritation eingesetzt werden sondern bevor es zu möglicher Irritation überhaupt
kommt. Die anerkennende Äußerung dieser Texsorten entschädigen den Textrezipienten
infolge einer Belastung, in Form einer Unterstüzung die er den Textproduzenten versicherte,
der er ausgesetzt war. (vgl. ebd.)
EX 7:
Dankadresse
Dankbrief
Dankgebet
Danklied
Danksagung
Dankschreiben
9
Dankesformel
Dankesworte
Dedikation
Widmung
Insofern überrascht es nicht, daß das Korpus keine expressive Textsorten im monologischen
Bereich ausweist. Manche dieser Textsorten setzen schließlich per definitionem einen
initiierenden Gesprächsschritt voraus: ``Entschuldigungen, Rechtfertigungen, Danksagungen
usw. sind... immer reaktiv; sie dienen dazu, eine Sequenz abzuschließengif.''
Entschuldigungen und Danksagungen sind stabilisierende Textsorten und gehören zu den
`austauschbezogenen bei Entlastung des Textproduzenten'. EX 7 umfaßt die Dankesformeln.
Dazu gehört die dreischrittige Sequenz a192gif. Auf eine Problembeschreibung (direktiv)
folgt ein Tip (assertiv), der mit einer Dankesformel (expressiv) durch den Produzenten der
Problembeschreibung honoriert wird.
5.1.4 Verdienstbezogene TexsortenÄnlich wie bei den Texsorten aus der kontakbezogenen Gruppe EX 3, steht hier die
Würdigung auch als Motiv der Reaktion. Im Gegensatz zu EX 3, geht es hier nicht um die
Würdigung der sozialen Wirklichkeit, sondern um die Würdigung einer bestimmten
lengfristigen Leistung oder um die Würdigung der Qualitäten und Vorzüge einer Person. Der
ersten Gruppe EX 8 gehören:
Belobigungsschreiben
Belobigungsurkunde
Enkomion
Hommage
Laudatio
Lob
Loberhebung
Lobeshymne
Lobesworte
Lobgebet
Lobrede
Lobspruch
Nachruf
Nekrolog
Partegyrikus
Selbstlo
Anlaß für die Einsetzung der Texsorten aus der Gruppe EX 9 sind einzelne Qualitäten des
Textrezipienten die mit Hilfe der folgenden Texsorten anerkannt werden:
Kompliment Schmeichelrede Sympathiebedenkung
Die stabilisierende Wirkung dieser Textsorten spiegelt sich in der Beseitigung von
Selbstzweifel. (vgl. ebd.: 284)
10
5.2 Destabilisierende Texsorten
Die destabilisierenden Texsorten sind das Gegenteil von den stabilisierenden Texsorten. Die
destabilisierenden Texsorten haben also zum Ziel die emotionale Iritationen bei den
Adressaten zu verursachen oder zu verstärkern und nicht zu reduzieren, wie es bei den
stabilisierenden Textsorten der Fall ist. Der Zweck dieser Texsorten ist eine Änderungen des
Verhaltens bei den Rezipienten zu fordern. Rolf meint, dass die destabilisiernden Texsorten
viel erfoglreicher in der Veränderung des Verhaltens des Rezipienten sind als die direktiven
Texsorten, weil zum Unterschid von den direktiven Textsorten die destabilisierenden
Texsorten nicht direkt eine Verhaltensveränderung verlangen, sondern agieren indirekt über
die Bewirkung des kognitiv-emotionalen Zustandes. (vgl. ebd.: 285)
5.2.1 Verhaltensbezogene Texsorten
Die verhaltensbezogenen Texsorten sind eine Reaktion auf das gezeigte Verhalten des
Adressaten. Für die Realisierung einer verhaltensbezogener Texsorte muss das gezeigte
Verhalten von den Textproduzenten negativ bewertet werden. Der Anlaß für die Einsetzung
der Texsorten der Gruppe EX 10 ist eine, in den Augen des Textproduzenten, unwürdige oder
niedrige Aktivität die der Adressat ausgeübt hat. (vgl. ebd.: 287)
EX 10:
Schmäbrief
Schmärede
Schmäschrift
Spottlied
Spottrede
Spottschrift
Spöttelei
Spötterei
Streitschrift
Destabilisierende expressive Texte sind selten. Die hier vertretenen Spötteleien der Gruppe
EX 10 haben eher einen freundschaftlich-neckenden als einen wirklich destabilisierenden
Charakter. Das ergibt sich daraus, daß es in der Netzwerkkommunikation anders als im
wirklichen Leben kaum Gründe gibt, sich mit Menschen zu beschäftigen, denen man nicht
positiv oder irgendwie interessiert gegenübersteht. Wirkliche Destabilisierung geschieht
höchstens im Flamen (das Korpus enthält jedoch kein Beispiel für einen richtigen Flame). Die
11
oben genannten Texte werden dennoch als destabilisierend behandelt, weil sie Rolfs
Bedingung des ``Aus-der-Ruhe-Bringen[s]gif'' erfüllen. (Rebanus)
Die EX 11 Gruppe besteht aus Texsorten die realisiert werden wenn der Adressat ein
Verhalten zeigt das gegen eine bestimmte Norm verstoßt.
EX 11:
Gardinenpredigt
Kapuzinerpredigt
Krakeel
Moralpredigt
Philippika
Rüge
Schelte
Scheltrede
Schimpfkanonade
Schimpfrede
Sermon
Standpauke
Standrede
Strafrede
Strafpredigt
Tadel
Verweis
Vorhaltung
Zurechtweisung
5.2.2 Schlagbezogene Texsorten
Die Realisierung der Schalgbezogenen Texsorten ist die Reaktion des Texproduzenten auf
bestimmte, von ihn als negativ bewertete, Zustände für die er als verantwortlich den
Adressaten haltet. Bei der Gruppe EX 12 wird die Verhaltungsorgabe kritisiert.
EX 12:
Protestbrief
Protestnote
Protesterklärung
Protestschreiben
Die Gruppe EX 13 wird realisiert als die Reaktion auf ein, von dem Textproduzenten, negativ
bewertetes Ereigniss.
EX 13:
Jeremiade Klage Klagegeschrei
12
Lamento
Der Hauptzweck der Realisierung dieser Texsorten ist, änlich wie bei den
austauschbezogenen Textsorten, die Entlastung des Betroffenen. (vgl. Rolf 1993: 288)
13
6 Stil
Dass die Erfüllung der Konventionen bei den expressiven Texten in Vordergung steht, und
dass die Kontaktfunktion nicht das wichtigste ist, haben schon Rolf und Brinker bestähtigt.
Das ist deswegen weil Kontakttexte meist in direktem Zusammenhang mit bestimmten
gesellschaftlichen Ereignissen stehen und weil in solchen Situationen von den Autor verlangt
wird seine Einstellung zum Ausdruck zu bringen. Dabei steht allerdings nicht der expressive
Apsekt im Vordergrund, sondern die Erfüllung der Konvention. Das ist besonders gut zu
bemerken in den Texten, in denen der Autor sein Mitfühlen (Mitenttäuschung, Mitwut,
Mitfreude, Mittrauer u.a.) vermittelt. Kontakttexte sind auch stark ritualisiert. Typische
Textsorten sind zum Beispiel: Danksagung, Gratulation, Kondolenzbrief, Ansichtskarte
(meist), Liebesbrief (wenn nicht explizit expressiv), Einladung u.a. (vgl Mackowiak 2011: 32)
"Als stark ritualisierte Texte bedürfen Kontakttexte im Grunde kaum
ausgesuchter Stilmittel. Allerdings kann es wohl als Zeichen des Zeitstils
angesehen werden, dass bei bestimmten Textsorten (Kondolenzschreiben,
Antwort auf Geburtsanzeige u.Ä.) zugunsten einer persönlichen Ansprache die
Ritualisierungen mehr und mehr aufgebrochen werden. Dan sind diese Texte
freilich eher den expressiven zuzurechnen." (ebd.)
Wegen dieser Ritualisierungen, fordern die normativen klassischen Stillehren konkreten und
anschaulichen Schreibstil. Nach Mackowiak hat konkret und anschaulich Geschriebenes hat
auch den unbestreibaren Vorteil, dass es versändlicher ist als Abstraktes, Unanschauliches.
Und er meint, dass für bestimmte Texttypen und Textsorten das konkrete, anschauliche Wort
sicher meist auch das attraktiver ist. Dabaei denkt er vor allem auf narative und expressive
Texte. So erscheint ein schlichtes: Liebe Trudi, ich mag dich echt gern doch durchaus
eindringlicher als ein abstraktes: Geschätzte Trudi. ich bin dir gegenüber emotional überaus
positiv eingestellt. (vgl. ebd.: 76)
Textsorten die für expressive Texte typisch sind, wie Liebesbrief, expressives Gedicht,
Äußerungen in der Psychotherapie, Wutausbruch u.a., haben stilistische Mittel, die
Betroffenheit vermitteln, Aufrichtigkeit signalisieren, Abstraktes veranschaulichen usw. (vgl.
ebd.: 31)
14
7 Sonderfall: Pressehoroskop
Kontaktbezogene Textsorten sind eine der Klassen innerhalb der Expressiven Texttypen. Den
kontaktbezogenen Texsorten kann auch das Pressehoroskop zugeordnet werden. Ein
Argument dafür ist die Tatsache, dass das Pressehoroskop ein Bestandteil der schriftlichen
Massenmedien ist und damit eine gewisse Beziehung zwischen der
Kommunkiarionsteilnehmenr auf die eine oder die andere Weise ausprägt. In diesem Fall ist
der persönliche Kontakt durch das Prinzip der Pseudoindividualisierung inszentiert. Dieser
Faktor stellt eine legitime Rechtfertigung für die Anerkennung des Pressehoroskops als einen
Bestandteil der kontaktbezogenen Textsorten. Der Grund dafür liegt in der Erscheinung, dass
sich der Rezipient angesprochen fühlt obwohl der Text für ein grosses und anonymes
Publikum geschrieben ist. Diese Erscheinung ist durch die Durchführung der wichtigsten
Funktion der kontaktbezogenen Texsorte möglich, und diese ist eine bestimmte, intentionell
gerichtete, Auswirkung auf den Adressaten zu schaffen. (vgl. Furthmann 2006: 167)
Inwieweit sind Pressehoroskopen expressive Texte? Diese Fragestellung ist relevant wegen
des Prinzips der Pseudoindivualisierung die in den Pressehoroskopen vorkommt und die
dieser Textsorte bestimmte Unterschiedsmerkmale im Vergleich mit den restlichen
kontaktbezogenen Textsorten versichert. Rolf setzt sich mit funktionalen Aspekten beim
Horoskop etwas differenzierter auseinander. In seiner an der Sprechakttheorie orientierten
Klassifikation in assertive, direktive, kommissive, expressive und deklarative Textsorten
ordnet er Horoskope den assertiven Textsorten zu. Damit meint er, ähnlich wie Brinker und
Sandig, dass die Informationsvermittlung im Vordergrund steht. Nach dem Prinzip der
Pseudoindividualisierung ist jeder Rezipient des Pressehoroskops auch sein potenzieller
Adressat und dadurch das Referenzobjekt des Textes. Dieser Effekt wird mit Hilfe der
direkten oder indirekten Rede mittels der 2. Person Singular, Infinitivgruppen usw. erreicht.
(vgl. ebd.: 168)
Wie Sandig feststellt, finden sich in Horoskopen zahlreiche expressive Sprechhandlungen
Bedauern, Vorwerfen, Loben, Warnen, Wünschen die zum Teil mit Repräsentativa oder
Direktiva vermischt sind und erneut als Mittel des Voraussagens fungieren. (vgl. Sandig
2006: 162)
Aus den bisherigen Überlegungen wird deutlich, dass Texte mit voraussagendem Charakter,
den unter anderem Horoskope aufweisen, sowohl als Informationstext und Apelltext wie auch
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als Kontakttext gelesen werden können. Durch die in solchen Texten auftretenden illokutiven
Handlungen und lexikalischen Indizien kann eine Einordnung jeweils in die Gruppe der
informierenden, appellativen und kontaktiven Textsorten belegt werden. Die Besonderheit
besteht darin, dass die Art der Illokution oftmals nicht eindeutig identifiziert werden kann.
Illokutionen sind häufig mehrdeutig, so dass ihnen mehrere Handlungszwecke zugeschrieben
werden können. Es hängt offensichtlich von der Interpretation des Empfängers ab, wie er
bestimmte Sprachhandlungen deutet. Dank so einer Gestaltung der Texte schützt sich zu
einem der Vefasser vor eindeutigen Obligationen, zum anderen werden dem Massenpublikum
die Möglichkeiten eröffnet, die Sprachhandlungen für sich sinvoll zu interpretieren. Damit
dehnen sich die Anwendungsmöglichkeiten und die Wahrscheinlichkeit des Zutreffens des
Horoskops aus. (vgl. Furthmann 2006: 177)
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Schlußfolgerung
Die Debatte über die Einordnung der expressiven Texsorten hat noch keine Lösung gefunden.
Das Problem liegt darin, dass die Hauptfunktion der expressiven Texsorten, wie sie Rolf
versteht, die Regelung zwischenmenschlicher und gesellschaftlicher Beziehungen ist. Das
impliziert im voraus einen Kontakt, der das einzige mögliche Mittel in Regelung solcher
Beziehungen ist. Der Kontakt ist aber nicht die Hauptfunktion dieser Texsorten, sondern nur
ein Mittel zur Erreichung der Illokutionen. Trotzdem meinen noch immer manche Autoren
dass die Kontaktfunktion bei solchen Texsorten im Vordergrund steht.
Die stabilisierenden Textsorten sind hauptsächlich eine soziale Konvention. Texsorten wie
Danksagung, Kondolenzschreiben, Gratulation usw. sind keine Expression der Gefühle des
Textproduzenten, sondern seine ritualisierte Performanz die von der Gesellschaft in
bestimmten Situationen erwartet wird. Eine Auslassung einer bestimmten stabilisierneden
Texsorte im Moment wenn sie vom Textrezipienten erwartet wird kann auf ihn die gleiche
Wirkung wie eine destablisierende Texsorte haben. Ausslasung einer erwarter stabiliserender
Texsorte führt zur emotionaller Irritation des potentiellen Textrezipienten.
Die stabilisierenden Texsorten in der detuschen Sprache machen 12 % der allen Textsorten
und die destabilisierenden nur 3 %. Darauß kann man behaupten, dass die stabilisierenden
Texsorten auch mehr verwndet werden. Das hängt sicherlich auch von der Tatsache ab, dass
die stabilisierenden Texsorten stark konventionalisiert sind, und dass man deshalb genau weiß
wann man sie und wie einsetzen soll, wobei die destabilisierenden Texsorten vom Charakter
des Textproduzenten abhängig sind.
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Literatur
Brinker, Klaus, Gerd Antos, Wolfgang Heinemann und Sven F. Sager (2001): Text- und
Gesprächlinguistik: ein internationales Hnadbuch zeitgenößischer Forschung. Berlin, New
York: De Gruyter.
Furthmann, Katja (2006): Die Sterne lügen nicht: Eine linguistische Analyse der Textsorte
Pressehoroskop. Göttingen: Vanderhoeck & Ruprecht.
Gansel, Christina, Frank Jürgens (2007): Texlinguistik und Textgrammatik: eine Einführung.
Göttingen: Vanderhoeck & Ruprecht.
Stolac, Diana (2003): Nada Ivanetić: Uporabni tekstovi. In: Vranić, Silvana (Hrsg.):
Fluminensia: časopis za filološka istraživanja. Rijeka: Filozofski fakultet Sveučilišta u Rijeci.
Seite 101-106
Mackowiak, Klaus (2011): Die häufigsten Stilfehler: und wie man sie vermeidet. München: C.
H. Beck.
Sandig, Barbara (2006): Texstilistik des Deutschen. Berlin: de Gruyter.
Internet
Rebanus, Stefan: Elektronische Diskussionen als Gesprächsform.
http://www.stefan.rabanus.com/forschung/internet/node37.html (8.9.2014)
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