Ewiges Leben oder Wiedergeburt? Sterben, Tod und Jenseitshoffnungen in europäischen und asiatischen Kulturen Michael von Brück vorgestellt von Diana Lindenblatt
Ewiges Leben oder Wiedergeburt?Sterben, Tod und Jenseitshoffnungen in europäischen und asiatischen Kulturen
Michael von Brück
vorgestellt von Diana Lindenblatt
Gliederung Sterbe- und Totenrituale; 8 Ritualkomplexe - Bestattungsriten: Übergangs- und Krisenriten - Ausnahmen vom Schema Älteste vedische Texte Vorstellung von Seele und Tod in China Alte schriftliche Zeugnisse indischer Kultur Unsterblichkeit Seele o. Reinkarnation o. Auferstehung Jenseitsschicksal Wiedergeburt Vorstellungen aus vor- upanishadischer Zeit Jenseitserwartungen in Indien, Vorstellungen Hinduismus: Verhältnis zum Tod
Sterbe- und Totenrituale; 8 Ritualkomplexe
1.Verwandte versammeln sich um Sterbenden: beten, singen+ vollziehen Rituale z.B. Sterbende, Blatt des Tulasi-Baumes in Mund, zuvor mit Wasser besprenkelt+ am Kopf Öllampe entzündet
2.nach Tod: Rite im Haus vollzogen (Reinigung + Kontaktaufnahme m. Ahnenwelt); Tote m. Kopf nach Süden aufgebahrt (Sonne entgegen), gewaschen + gesalbt+ in Tuch gewickelt
Alte vedische Ritual: Opferklöße (pinda) gebracht, dienen der Wegzehrung o. Ahnen Aufmerksam machen
3.Leiche von männlichen Verwandten zum Verbrennungsplatz (Frauen bleiben zurück + Klagegesänge), älteste Sohn führt Trauerzug (in Schale Herdfeuer aus Haus)
Leichnam durch eintauchen in Fluss gereinigt (nur Füße)
4. Verbrennungsplatz rituell reinigen, Scheiterhaufen schichten (Status Verstorbener Art des Holzes, Feuer entfachen (älteste Sohn umkreist Leichnam, bei Umrundung Wasser aus eingeschlagenem Tongefäß kultisch gereinigter,, Kreisring“ um Verbrennungsstätte
Feuer bei verstorbenen Männern: am Kopf Frauen: Füße warten bis Schädel v. Hitze platzt zuvor auch
eingeschlagen (Seele aus Körper)= ritueller Todeszeitpunkt
5. Haupttrauernde nimmt Bad, bekommt Opferklöße ;Menschen zurück zum Haus ohne sich zum Verbrennungsplatz umzudrehen
( Tote muss zurückgelassen werden, jede Verbindung abbrechen); Türschwellenritus reinigt Hinterbliebene+ verweigert Totem Rückkehr: Kauen auf Holz des Nim- Baumes
6.nächster Tag: einsammeln v. Knochen+ Ascheresten, in Fluss gestreut o. in Tontopf an Baum gehängt
Zwischen 1.+13. Tag an ungeraden Tagen: Verehrung Graspuppe (symbolisiert Zwischenzustand d. Toten+ bedarf Fürsorge)
7. Am 10.o.11. Tag: weitere Klöße geopfert (insg.16 geopfert); Teile Haus des Toten + Getreide: Gabe an Priester, leiteten Totenritual; Haupttrauernde: reinigendes Bad+ vollständige Rasur
Zwischen 11.+13. Tag: Speisung v. Brahmanen; Haupttrauernde: neue Kleider, ein Essen mit Verwandten+ Nachbarn
Weitere Zeremonie: Herstellung und Darbringung v. Opferklößen Verbindung Geist des Toten m. Ahnen
8. 1 Jahr: Hinterbliebene begehen Periode der Unreinheit (je nach Nähe zum Toten abgestuft) durch Verehrung Ahnen, Askesepraktiken (Fasten), Rezitationen, Gaben an Brahmanen
Es gibt keine Totenmahle nach Bestattung, keine Gräber, keine Grabsteine, kein regelmäßiges Totengedenken
Bestattungsriten: Übergangs. und Krisenriten
Erleichtert Toten Übergang in ,,andere Welt“, dienen Lebenden als Schutz, um Tote aus Lebensbereich fernzuhalten; Instrumente individueller Trauer+ sozialer Trauer
Ausnahmen vom Schema Menschen, in diesem Leben bereits als
befreit gelten ,,Heilige“ (bedürfen keiner Rituellen Reinigung) nicht verbrannt, in Erdgrube in Lotossitz m. verschränkten Beinen hockend, beigesetzt
kostbare Grabbeigaben, um Grabstätte Tempelanlage (große Pilgerströme, göttliche Präsenz gegenwärtig)
Älteste vedische Texte keine Vorstellung v. Totengericht Rigveda: Yama (erste Sterbliche), Gott
des Todes, setzt sich für Wohl des Toten ein
Yama im Rigveda: Sohn Amrita (Nektar der Unsterblichkeit) gewährt Toten Unterkunft+ Nahrung; Ende d. vedischen Zeit: Herr eines schrecklichen Totenreichs, richtet die Toten
Vedische Texte: Vorstellung finsteres Totenreich (nicht- gereinigte Tote)
Wiedertod im jenseits v. Lebenden verhindert
Tiere + Pflanzen: Fortdauer ü. Tod hinaus (Rache der Tiere im Totenreich, wenn nicht rituell geschlachtet)
frühe indische Texte (vedischen Samhitas): kennen in ältesten Teilen weder Karma- Lehre noch Wiedergeburtsgedanken
Schicksal des Toten in Verbindung mit rituellem Opfer an Götter (durch Feuer in übermenschliche Sphären gelangt; dient Ausgleich der Kräfte in Welt; Feuer verzehrt (Vergehen)+ gestaltet um (Neuwerden); erwärmt + belebt (Tote im Feuer gereinigt, transformiert: neue Existenz
Vorstellung von Seele und Tod in China
Tod fortleben in einer anderen Form: Herren= Herren, Sklaven= Sklaven
Hochgestellter Mensch starb, seine Sklaven mitgetötet (+Grabbeigaben)
Alte schriftliche Zeugnisse indischer Kultur Tod = Durchgangsstadium zur nächsten
Existenz, nicht Ende (Pforte: weitere Existenz); nicht ,,Sünde Sold“ noch totaler Bruch
Natur durch Tod, neu erblüht Götter bzw. höhere Realitätsebenen
dem Werden+ Vergehen unterworfen Möglichkeit: Kreislauf Leben + Tod
(samsara) überwinden, Befreiung erlangen (moksha) in zeitlose Fülle eingehen (keine Wiedergeburt)
Unsterblichkeit Seele o. Reinkarnation o. Auferstehung Übergang durch Reinigungs- und
Sühnerituale Waschung des Leichnams m. Wasser Verbrennung m. Feuer Reinigungsriten mit kosmischem Bezug
(Abwaschen räumlicher + zeitlicher Begrenzungen, Reinigung von Leib+ Seele andere Existenzebene (Feuer, Wasser)
Jenseitsschicksal Wiedergeburt ,,Wie einer handelt, wie er wandelt,
das wird er“ Schicksal d. Toten von Qualität
seines Lebens beeinflusst Um 1000 v. Chr.: Mensch
Mensch, Tier Tier (kein aufsteigen o. absinken in andere Gattung); Kraft d. Rituals o. Zufall, nicht Verhalten (Karma)
Vorstellungen aus vor- upanishadischer Zeit
Tote aufgrund rituellen Verdienst: zeitlich befristet in besseres Jenseits; Verdienst aufgebraucht (zurückkehren/wiedergeboren in eigene Familie
Andere Vorstellungen: Verbindung Weg d. Seele nach Tod mit Kreislauf d. Wassers: Durch Opferfeuer+ Sonnenstrahlung, Seelenenergie dampfartig, Erde Himmel (Regen Erde von Pflanzen aufgenommen über Nahrungskette, Samen des Mannes, Zeugung neues Leben
Jenseitserwartungen in Indien, Vorstellungen: zeitweilige Existenz in höherer
Himmelswelt, gutes Leben auf Erde, Verbrauch positive Kräfte erneuter Tod
karmisch bedingte Wiedergeburt in einer irdischen Existenz (Mensch, Tier, höheres o. niedriges Geisteswesen, Pflanze)
Qualität des Bewusstseins zur Todesstunde: prägt weiteres Schicksal (Erwartung: Wandern im Kreislauf der Wiedergeburt; Hoffnung auf endgültige Befreiung, Mensch von jedem Verlangen frei)
Infolgedessen: Tod mit rituellen Vorkehrungen verbunden, beim Sterbenden Ruhe, Ausgeglichenheit (brahmanische Ritualvorstellungen); untere Kasten o. außerhalb der Kasten stehende können nicht am bramanischen Ritual teilnehmen
nicht rituell rein kein günstiges Schicksal nach Tod
mit Spiritualisierung der Karman- Idee Exklusivität aufgehoben
Hinduismus: Verhältnis zum Tod 2 Vorstellungen:- Tote in Welt der Ahnen (Schattenexistenz)
eingreifen in Leben der Menschen, helfend o. Krankheiten schicken (menschliche Gemeinschaft dazu); Riten= befriedigen (kein Unheil)
- Angst: Tote wiederkommen (unerlöste Seelen; Tote sterben in Unfrieden( Schuld begleichen, Situation geklärt)
- Vorkehrungen: Rituale im Umkreis der Bestattung z. B. Tür aus der Tote heraus getragen vermauert bzw. verschließt Rücklauf in menschliche Zeit verhindert (findet Rückweg nicht) Tote können keinen anderen Weg nehmen als den sie gegangen sind
Einerseits lehrt die Gita Wiedergeburt, andererseits ist Präsenz Gottes im Tode so stark und unangefochten, dass derjenige, der dies erkennt, sofort befreit ist
Wer immer heilvoll handelt, wer Gott, in welcher seiner vielen Gestalten auch immer, in der Todesstunde erinnert, der geht zu Gott ein
Bhagavad Gita 8,5 und 18,65