-1- TU Dresden DREWAG-Stiftungslehrstuhl EnErgiewirtschaft / EnergyEconomics PD Dr. Christian von Hirschhausen VL Energiewirtschaft Modul „Regulierungsmanagement“ EE Technische Universität Dresden DREWAG-Stiftungslehrstuhl EnErgiewirtschaft / EnergyEconomics EE PD Dr. Christian von Hirschhausen (Lehrstuhlvertretung) [email protected]Regulierungsmanagement Energiewirtschaft I Vorlesung 2.2 Regulierungsmanagement
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ew1 vl 2-2 regulierungsmgmt v01 cs 2004-02-10 - tu-dresden.de · -1-TU Dresden DREWAG-Stiftungslehrstuhl EnErgiewirtschaft / EnergyEconomics PD Dr. Christian von Hirschhausen VL Energiewirtschaft
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PD Dr. Christian von HirschhausenVL Energiewirtschaft „Regulierungsmanagement“EE
Wirtschaftspolitische Ziele: Aus Wohlfahrtsökonomik abgeleitetes Ziel: Steigerung des SÜ
Ziel: Erhöhung bzw. Maximierung des sozialen Überschusses
Producer Surplus
Consumer Surplus
xE
pE
Quantity
Price
Supply
Demand
A
B
E
Sozialer Überschuss- Basiert auf dem Grundgedanken des Kaldor-Hicks-Kriteriums- Wir werden die Erhöhung des sozialen Überschusses – auch wenn aus Sicht der ordinalen
Nutzentheorie nicht unumstritten und eigentlich nicht ganz korrekt ist –als Wohlfahrtssteigerung bezeichnen
- Problem: Steigerung des SÜ kann mit unerwünschten Verteilungswirkungen einhergehen
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Um die zu betrachtenden Problembereiche bei (relevantem) Marktversagen und bei wirtschaftspolitischen Maßnahmen zu diskutieren, wird der Soziale Überschuss (SÜ) in Subkriterien aufgespalten, die sich an den einzelnen Entscheidungsparametern des Unternehmens orientieren.
Ziele der Wirtschaftspolitik (1): Aufspaltung des SÜ in Subkriterien
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Ziele der Wirtschaftspolitik (2): Erläuterungen zu den Subkriterien zum SÜ
1. Die allokative Effizienz (im engen Sinne) beschreibt die Effizienz der Preissetzung. Allokative Effizienz ist gegeben, wenn der soziale Überschuss bei gegebenen Kosten, gegebener Nachfrage und Qualität usw. (unter Vernachlässigung von Erweiterungsinvestitionen) maximal ist.
2. Die Investitions-Effizienz dient der Beurteilung der Entscheidungen über Erweiterungsinvestitionen. Als Regel für effiziente Entscheidungen über Erweiterungsinvestitionen lässt sich etwa formulieren: Führe die (Erweiterungs-Investition) durch, wenn der Barwert der zusätzlichen Zahlungsbereitschaften den Barwert der Kosten übersteigt.
3. Die qualitative Effizienz beschreibt die Wahl der Produktqualität durch das Unternehmen. Wie man sich einfach klar machen kann, ist die Produktqualität effizient, wenn die marginalen Kosten einer weiteren Qualitätssteigerung genau der zusätzlichen aggregierten Zahlungsbereitschaft für die Qualitätsverbesserung entsprechen.
4. Die interne oder auch produktive Effizienz beschreibt die Kostenseite des Unternehmens. Produktive Effizienz ist gegeben, wenn die Produktionskosten für eine gegebene Outputmenge minimal sind.
5. Die Kosten-Effizienz berücksichtigt, ob zur Erzielung einer gegebenen Outputmenge die Produktionskosten und Transaktionskosten durch eine Regulierung minimal sind.
6. Die Innovations-Effizienz dient der Beurteilung der Innovationsentscheidungen von Unternehmen. Als Regel für eine effiziente Innovationsstrategie im Bereich der Produktionsverfahren lässt sich etwa formulieren: Investiere in Forschung und Entwicklung, bis die Investitionssumme den durch die Innovation entstehenden erwarteten (abdiskontierten) Kostenersparnissen entspricht.
Quelle: Punkt 1,3,4 und 6 in Anlehnung an BRENCK (2001) S. 2
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Ausmaß des Wohlfahrtsverlustes durch DK-Preis
(-) Welfare losses (too low quantities)
Average Cost Pricing
AllocativeEfficiency
The welfare loss of average cost pricing depends upon the elasticity of demand- High demand elasticity: high welfare loss- Low demand elasticity: low welfare loss
Don’t forget: Average cost pricing is always second best !
The welfare loss of average cost pricing depends upon the elasticity of demand- High demand elasticity: high welfare loss- Low demand elasticity: low welfare loss
Don’t forget: Average cost pricing is always second best !
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Wann hat ein Unternehmen Marktmacht („Cournot-Preis-Gefahr“) ?
Kostenstrukturen: Vor Konkurrenz geschütztes natürliches Monopol (Subadditivität + sunk costs)
Keine Substitutionskonkurrenz
Subadditivität: - Definition: Die nachfragerelevante
Menge kann am kostengünstigsten durch ein einzelnes Unternehmen hergestellt werden. Jede Aufteilung der Produktionsmenge auf zwei oder mehr Unternehmen erhöht also die Produktionskosten.
- Bedeutung:• Vermutung, daß sich ein Monopol
herausbildet (positive Betrachtung).• Aus gesellschaftlicher Sicht sollte nur ein
Unternehmen produzieren, um Kostenduplizierung zu vermeiden (normative Betrachtung).
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Fallunterscheidung bei “Marktenge”
Subadditivität: Fallunterscheidung
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
200
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
LDK
LGK
N-I N-IIN-III
p,LDK, LGK
Haushalte
N 1 N 2N 3
100010030010
738822269
544681648
406581147
31252766
25050505
20852364
17458343
13668442
8282661
01001000
LKLDKLGKHaus-halte
Fallunterscheidung: Subadditivität im Ein-Produkt-Fall:1. Sinkende langfristige Grenzkosten oder sinkende langfristige Durchschnittskosten im nachfragerelevanten Bereich (hinreichende, aber nicht notwendige Bedingungen).2. „Marktenge“, d.h. geringe Nachfragemenge (bei Nullgewinn) im Vergleich zur mindestoptimalen Betriebsgröße.
Lösung:• Fall 1 (N1): Subadditivität
(sinkende DK!)• Fall 2 (N2): Subadditivität• Fall 3 (N1): Keine Subadditivität
(LK 1 Unternehmen = 544;LK 2 Unternehmen = 2*208 = 416
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Tariffierung beim natürlichen Monopol
Ziele einer „optimalen“ Tariffierung im natürlichen Monopol- Allokative Effizienz- Kostendeckung ( fiskalische Äquivalenz)- ... und evtl. auch noch (obwohl für Menge des SÜ irrelevant) keine Überrenditen
Lösungsmöglichkeiten: Preisdifferenzieung- 1. Grades: Jeder Nachfrager zahlt für jede Mengeneinheit, die er nachfragt, seine
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„Aufgaben“ der Regulierung ( Bereitstellungsfunktionen Effizienzkriterien)
Wesentliche „Aufgaben“ der Regulierung (im wesentlichen im Bezug auf Externe Regulierung) (Interdependenzen: Bereitstellungsfunktionen Effizienzkriterien)
- Preisstruktur -höhe (allokative Effizienz)- Preisniveau (Distributionsaspekt „keine Überrenditen“)- Risikoallokation / Variabilität der Preise (Anreize zu produktiver Effizienz vs. Kosten der
Risikoübernahme / Kapitalkosten)
Probleme, die aus einer Regulierung erwachsen (und somit auch Bestandteil der Regulierung sind bzw. zu beachten sind)
- Qualität- Investitionsanreize
Zielkonflikt- Anreize zu produktiver Effizienz vs. Kosten der Risikoübernahme / Kapitalkosten
Problem bei der Gestaltung einer „optimalen“ Regulierung:- Informationsasymetrien zwischen regulierten Unternehmen und Regulierer
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Rentabilitäts-Regulierung (rate of return)
Regulierung der Kapitalverzinsung- Im Prinzip: Unternehmen in Preisgestaltung frei, solange insgesamt bestimmte Kapitalverzinsung nicht
überschritten- in Wirklichkeit: häufig direkte Preisfestsetzung (-genehmigung) von Behörde nach außerökonomischen
Zielen
2-3-stufige Entscheidungsfindung:i) Prüfung der Kostensituation des Unternehmens; Trennung produktionsnotwendige/nicht
produktionsnotwenidge Kosten; Trennung Kapital und andere Kosten (altes Problem: Bewertung des Kapitalstocks; geläufigste: Anschaffungskosten)
ii) Festlegung einer 'angemessenen' (fair) Kapitalverzinsung = Kapitalmarktzins + Risikoprämie[u.U.: iii) Festlegung von Preisen bzw. Bandbreiten]
s = zugestandene Rentabilität des Kapitals (r<s<kmon)E = Erlöseqi,ri = Mengen und Faktorpreise der n nicht-Kapital Inputsd,D = periodische, kumulierte AbschreibungenK = KapitalstockT = Steuern
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Bewertung
Nachteile:
- kein Anreiz zu Kmin (in Praxis verbessert durch verspätete Preisfestlegung)
- bei gleichzeitigem Engagement in Wettbewerbsmärkten können Gewinne dort hingeschoben werden (interne Subventionierung)
- enge Verbundenheit zwischen Regulierer und Reguliertem schafft Loyalitäten (regulatory capture)
- Averch-Johnson-Effekt (der Überkapitalisierung): Unterliegt ein gewinnmaximierender Monopolist der Rentabilitäts-Regulierung, so wählt das Unternehmen zur Produktion ein ineffizient hohes Kapital-Arbeits-Verhältnis (Überkapitalisierung)
- max Π = E - rK - wA [≤ (s-r) K ]- s.t. E - sK - wA ≤ 0- keine Beschränkung der Ausbringungsmenge- rEK = rFK < s w
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Preisgrenzen-Regulierung (price-cap)
Idee: Preise und Preisentwicklung werden festgelegt nach Annahmen über Entwicklung, Anpassung nur von Zeit zu Zeit, dies soll Anreiz zu Kminschaffen u. administrative K senken
- Einzelproduktionskosten können als Obergrenze festgelegt werden, um interne Subventionierung zu verhindern.
Pt+1 = Pt + RPI - X (+/- Y)- RPI = Preisindex (i)- X = Produktivitätsfaktor- Y = Störgrößen (z.B. Ölpreis)
Vorgehensweise:- Regulierungsinstanz legt Obergrenze für die Preise des regulierten Unternehmens fest (einzelne Preise
oder -üblicherweise - Index für Güterkörbe)- Unternehmen ist in konkreter Preissetzung frei, solange Gesamtindex eingehalten wird, keine
Gewinnbeschränkung- periodische Anpassung der Preisindizes X sowie, in längeren Intervallen, der Güterkörbe und
Gewichtungsschemata (hierfür werden Nachfrage-, Kosten und Gewinnbedingungen hinzugezogen)- Problem der Wahl des Zeitraums zwischen Preisanpassungen (potentielle Monopolrenten vs. Aufwand)
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Bewertung
Vorteile:- Anreize zu produktiver Effizienz (U behält Residual)- relativ geringe administrative Kosten (geringere Infos zu Kosten und Nachfrage notwendig)
Nachteile:- Kosten und Gewinne sind Anhaltspunkt für Ausgangsdaten und Anpassungen- Anreiz zur Qualitätssenkung, Qualitätskontrollen notwendig- Es werden keine Gewinne veröffentlicht. Das erleichtert Zusammenspiel von Regulierer u. Reguliertem- Werden unregulierte Komplementärprodukte angeboten, besteht Anreiz, hier niedrige Preise für
reguliertes Produkt zu verlangen (Wettbewerbsbehinderung)- Wenn Veränderung für alle Produkte gleich angenommen wird, dann kommt es bei unterschiedl.
Technischem Fortschritt zu Fehlallokation => gewinnorientierte Anpassung ist nötig- Gefahr der Überregulierung ("Verschlafen" technischen Fortschritts)
Fazit- in der Praxis verringert sich Unterschied PC und ROR erheblich: Beide lösen Principal-Agenten-
Problem nicht zufriedenstellend (Kontrolle des Monopolisten (Agent) ist immer unmöglich)- nur regulieren, wo dies absolut nötig, ansonsten Markt als Kontrollmechanismus nutzen.
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Exkurs:Development of Sliding-Scale Regulation
- Sliding-scale is a regulatory mechanism by which the (regulated) output price is linked to profits or other variables (e.g. turnover, costs); the objective of sliding-scale regulation is a „fair“ sharing of additional profits and risks between the utility and the customer
- One-product case: pt = pt-1 (RPI-X) - µ (Πt-1 - Πa RPI)pt, pt-1 = price in period t, t-1 µ = sharing parameterRPI = retail price index Πt-1= profits of previous periodX = estimated productivity gains Πa = „appropriate“ profit (fixed by the regulator)
Advantages- Incentives for productivity and distributional issues
- Adaptability to exogenous shocks(e.g. oil price hike) or uncertaindemand expectations
- Menue of [X, µ] combinations to regulated company => informationrevelation
Disadvantages- Weakens incentives of utility to reduce prices
- More complex mecahism (µ-factor, Π, Πa), prone to political compromise
- Cumbersome to implement(monitoring of costs/profits required)
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Instruments: Benchmarking for Yardstick Competition
- Yardstick-competition: Allowed prices (costs) are based on the average costs of the entire industry; companies have incentives to reduce costs, which exerts a downward pressure on industry average costs (Jamasb/Pollitt, 2000, 5):
pit = α i Ci,t-1 + (1- α i) ∑ (fj Cj,t -1)pi = overall price cap for firm i fj = revenue or quantity weights for peer group firms jα i = share of firm‘s own cost information (n = number of firms in peer group)
(α i =0; pure yardstick)Ci = unit cost of firm
- Problem: utilities face different exogenous conditions (e.g. population density, climate, geography, etc.)
- Benchmarking analysis provides the quantitative basis for yardstick competition by relating the development of costs and productivity of individual utilities to an industry average
Costi = a + ∑ βj zji + uiβj = influence of exogenous variable (e.g. population density)zji = value taken by variable j for company iui = unobservable and excluded factors
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Current Applications
- British Water (1994 review of price controls: 50:50 mix: 50% of costdifferential to leading company is assumed to be exogenous, 50% is endogenous)
- Brazilian water
- Argentine gas
- Electricity: Norway, Netherlands, UK, Australia
- Germany: Riechmann (2000): DEA-analysis of regional electricitydistribution companies (ARE): average cost reduction potential of 15%, individual potential of up to 40%
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Literatur zu Regulierung (sowie auch Literatur zu Wettbewerb um den Markt)
BasiswissenFritsch, M. / Wein, T. / Ewers, H.-J. (2001): Marktversagen und Wirtschaftspolitik: Mikroökonomische Grundlagen staatlichen Handelns; 4., verbesserte Auflage; München: Vahlen, 1999
Für Interessierte• Diskussion der Nachteile eines Wettbewerbs um den Markt; „Kritik“ an DEMSETZ (1968)
Williamson, O. E. (1976): Franchise Bidding for Natural Monopolies – in General and with Respect to CATV; in: The Bell Journal of Economics, Vol. 7, No. 1 (Spring), S. 73-104.
Für Intressierte• Originalquelle zum Wettebwerb um den MArkt
Demsetz, H. (1968): Why Regulate Utilities; in: Journal of Law and Economics, Vol. 11, April, S. 55-66.
Vertiefungsliteratur• Privatisierungskriterien; Ziele von Privatisierung (S. 80-93, insbesondere S. 84-93)
Brenck, A. (1993): Privatisierungsmodelle für die Deutsche Bundesbahn; in: Allemeyer, W. / Brenck, A. / Wittenbrink, P. / Von Stackelberg, F.: Privatisierung des Schienenverkehrs, Beiträge aus dem Institut für Verkehrswissenschaft an der Universität Münster, Heft 130; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
Zitierte Literatur /Vertiefungsliteratur
• S. 2-9: Überblick über Regulierungsverfahren
Brenck, A (2001): Regulierungsverfahren, Skript zur Lehrveranstaltung „Staatliche Regulierung“ im Sommersemester 2001 an der TU Berlin
Basiswissen sowie Vertiefungsliteratur
• Buch über RegulierungBorrmann, J. / Finsinger, J. (1999): Markt und Regulierung; München: Vahlen.