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Seit Urzeiten ist es das Bestreben des Menschen,sich und seine Sippe gegen Kälte, Regen,Schnee,Sonne, gegen wilde Tiere und andere Feinde zuschützen. Er hat sich seit jeher Zufluchtsmöglichkei-ten gebaut, geschlossene Räume, die ihm zuerstSicherheit und Intimität und später auch Komfortgeboten haben.
Dieser geschlossene Raum ist das Ziel der Baumei-ster, der Sinn des Bauens. In diesem gebauten Raumorganisiert der Mensch sein Zuhause, sein sozialesLeben, hier ernährt er sich, erzieht seine Kinder,arbeitet, schläft, träumt ...
Technisch betrachtet, ist der Innenraum ein Leer-raum, begrenzt durch die Gebäudehülle, bestehendaus Boden, Wänden und Dach. Die Gebäudehüllehat vielfältigen Anforderungen und Funktionen zugenügen, wie zum Beispiel statischen, bauphysikali-schen, ästhetischen, usw. Die aktuellste davon istheute diejenige der Energieeffizienz. Nur bei konse-quenter Beachtung des energetischen Sparpotenzi-als besteht die Chance, den wachsenden Raumbe-darf der Menschheit umweltverträglich und ressour-censchonend zu befriedigen.
Ziel des Moduls ist es, die Lernenden für die Kon-struktion energieeffizienter Gebäudehüllen zu sensi-bilisieren. Einfache Skizzen erklären Wand-, Fassa-den- und Dachaufbau und betonen die Wichtigkeiteines wirkungsvollen Witterungsschutzes und einerhochwertigen Wärme- und Schalldämmung. Im ein-zelnen werden folgende Lernziele angestrebt:
Die Lernenden …– zeigen die energierelevanten Funktionen bei Fas-
saden und Bedachungen auf,– nennen neuartige Elemente von Gebäudehüllen,– erläutern die Bedeutung des sommerlichen Wär-
meschutzes,– nennen die bauphysikalischen Anforderungen an
die Gebäudehülle,– legen die von Wärmebrücken verursachten Pro-
Alle Vorlagen in Kapitel 8 sind zur Weiterverwen-dung im Unterricht bestimmt (Folien für Overhead-projektion, Fotokopien für Schüler). GrundlegendeUnterlagen bilden die SIA-Normen 180 «Wärme-und Feuchteschutz im Hochbau», Ausgabe 1999,181 «Schallschutz im Hochbau», Ausgabe 1988,380/1 «Thermische Energie im Hochbau», Ausga-be 2001, und die eidgenössischen und kantonalenEnergiegesetze.
Die Gebäudehülle muss vor äusseren Einwirkungenschützen. Dazu gehören:– Wind– Regen– Schnee und Kälte– Sonne und Hitze– Lärm etc.
Die Gebäudehülle muss vor Wärmeverlusten schützen. Sie treten auf: – durch die Fassaden– durch die Fenster– durch das Dach– durch den Boden– durch den Kamin– durch Lufterneuerung etc.
Die benötigte Heizenergie eines Gebäudes kompen-siert die Wärmeverluste durch die Gebäudehülle.Der Wärmefluss findet immer vom energiereichenZustand (Wärme) zum energiearmen Zustand (Käl-te) statt. Je dicker und besser ein Bauteil wärmege-dämmt ist, desto kleiner ist der Wärmefluss.
Abb. 2
Abb. 3
Jeder Baustoff eines Bauteils besitzt seine spezifi-sche Wärmeleitungseigenschaft, den Wärmeleitko-effizient «l». Der Wärmeleitkoeffizient entspricht der Wärme-menge, die durch einen Baustoff von 1 m2 Flächeund 1 m Dicke fliesst, wenn die Temperaturdifferenzder beiden angrenzenden Räume 1 Kelvin (ent-spricht 1 Grad Celcius) beträgt. Als Einheit giltW/mK.
Der Wärmeleitkoeffizient l steigt, wenn ein Baustofffeucht ist (Kondenswasser, eindringendes Wasser),weil die Wärmeleitfähigkeit des Wassers 15 malgrösser als die eines Dämmstoffes ist. FeuchteDämmstoffe dämmen wesentlich schlechter alstrockene.
Baustoffe mit einem l kleiner als 0,095 W/mK werden als Dämmstoffe bezeichnet.
Dämmstoffe sind Materialien mit eingeschlossener,unbewegter Luft. Beispiele dafür sind Mineralwolle
und Zellulosefasern mit Millionen von sehr kleinengekreuzten Fasern oder Kunstoffschäume mit mikro-skopisch kleinen eingeschlossenen Luftbläschen.Kunststoffe können auch mit CO2 oder Spezialga-sen geschäumt werden und erreichen damit nochtiefere Wärmeleitfähigkeiten.
Der Quotient aus der Materialdicke «d» und derWärmeleitfähigkeit «l» wird als thermischer Wider-stand «R» bezeichnet.
R = dλ
[m2K/W]
R = [m2K/W]Σ+d1
λ1+
d2
λ2+
d3
λ3=
dn
λn
dλ
Abb 5
Bei mehrschichtigen Bauteilen werden die einzelnenQuotienten aus Materialstärken und Wärmeleitkoef-fizienten addiert.
Um den gesamten thermischen Widerstand durchdie Gebäudehülle zu erhalten, müssen noch die ent-sprechenden Wärmeübergangskoeffizienten (innenund aussen) in W/m2K berücksichtigt werden. JederBauteil grenzt an seinen beiden Seiten entweder anLuft (Innenraumluft, Aussenraumluft) oder an festeMaterie (Erdreich). Beim Übergang des Wärmeflus-ses vom Bauteil zur beipielsweise angrenzendenAussenluft wird ein kleiner thermischer Widerstanderzeugt, der als Wärmeübergangskoeffizientbezeichnet wird.
Abb. 6
R = +1hi
1he
1hi
[m2K/W]+d1
λ1+ +
d2
λ2+ …
d3
λ3
Der gesamte thermische Widerstand eines m2 Wand ist:
= innerer Wärmeübergangskoeffizient
1he
= äusserer Wärmeübergangskoeffizient
Der Wärmedurchgangskoeffizient U ist der rezipro-ke Wert des gesamten thermischen Widerstandes Rund bezeichnet die Wärmemenge, die durch einenm2 Bauteil fliesst, wenn der Unterschied der Lufttem-peraturen der beiden angrenzenden Räume 1 Kel-vin beträgt.
Die Einheit des Wärmedurchgangskoeffizienten ist:W/m2K.
BemerkungenBei hinterlüfteten Fassaden und Dächern entsprichtder Widerstandskoeffizient d/l der Hinterlüftungs-schicht einer bewegten Luftschicht mit dem konstan-tem Wert 0,08 m2K/W. Der Widerstandskoeffizient der Aussenverkleidungd/l ist gleich Null.
Dampfbremsen und Dampfsperren, Flachdachab-dichtungen etc. werden bei der U-Wert Berechnungnicht berücksichtigt. Inhomogene Bauteile, z.B.Dächer, unterliegen einer «eigenen» Berechnungs-grundlage.
Eine weitere wichtige Aufgabe der Gebäudehülle istes, im Innenraum eine angenehme Luftfeuchtigkeitzu erhalten und einen genügende Lufterneuerung zugewährleisten.
4.3 Luftfeuchtigkeit Die Luft, die wir atmen, ist ein Gemisch mehrererGase (Stickstoff, Sauerstoff etc.) mit Wasserdampf inunterschiedlicher Menge ( Luftfeuchtigkeit ). ImHausinnnern wird diese Luftfeuchtigkeit von denBewohnern durch Atmen und Schwitzen erzeugt(jede Person produziert ungefähr 50 Gramm Was-serdampf pro Stunde) sowie durch die verschiede-nen Haushaltsaktivitäten (Kochen, Baden etc.) unddie Zimmerpflanzen.
OberflächenkondensationEs ist ein Naturgesetz, dass Gasgemische wie unse-re Luft nur eine beschränkte Menge Wasserdampfaufnehmen können. Der Wasserdampfgehalt hängtstark von der Temperatur ab. Je kälter die Luft ist,desto weniger Wasserdampf kann sie aufnehmen. Wenn Luft mit einem durchschnittlichen Feuchtig-keitsgehalt auf einen kälteren Gegenstand, z.B. eineschlecht gedämmte Aussenwand oder ein unge-dämmtes Fensterglas trifft, wird ein Teil des in Luftenthaltenen Wassers kondensieren. Schäden wieSchimmelpilzbildung und ein Ablösen der Innen-wandverkleidung können die Folge sein.
WasserdampfdiffusionIm Winter sind in der Regel die Innenraumtempera-turen höher als die Aussenraumtemperaturen. Damitist auch die Wasserdampfmenge in der Innenraum-luft wesentlich grösser als in der Aussenraumluft. Eingrosser Wasserdampfgehalt in der Luft erzeugt aucheinen grossen Wasserdampfdruck. Es entsteht einWasserdampfdruckgefälle von innen nach aussen.Die einzelnen Wasserdampfmoleküle wandern in
der Folge durch die verschiedenen Schichten desBauteils. Treffen sie auf eine kalte Oberfläche, bei-spielsweise eine Sichtbetonaussenwand, kann eineKondensation innerhalb des Wandquerschnittesstattfinden. Um massive Bauschäden zu vermeiden,muss eine richtig konstruierte Gebäudehülle diesephysikalischen Tatsachen berücksichtigen.
Grundsätzlich sind heute zwei Konstruktionsprinzipi-en möglich:1. Ein dampfdiffusionsdichter Querschnitt, mit einer
auf der Warmseite der Wärmedämmung platzier-ten Folie mit einem hohen Wasserdampfdruckwi-derstand (man spricht hier von Dampfbremseresp. Dampfsperre).
2. Ein dampfdiffusionsoffener Querschnitt, miteinem auf der Warmseite der Wärmedämmungplatzierten Kraftpapier mit einem niedrigen Was-serdampfdruckwiderstand (man spricht hier vonLuftdichtigkeitsschicht). Bei dieser Konstruktion istes unabdingbar, dass der Wasserdampfdruckwi-derstand der einzelnen Schichten von innen nachaussen abnimmt.
Wichtig bei beiden Konstruktionsmöglichkeiten isteine absolut luftdichte Ausführung der Folie oderdes Kraftpapiers.
Eine genaue bauphysikalische Berechnung mitBestimmung des sogenannten Taupunktes ermitteltden nötigen Wasserdampfdruckwiderstand dieserLuftdichtigkeits- oder Dampfbremsschicht und gibtAuskunft über die anfallende Tauwassermenge imWinter und die mögliche Austrocknungskapazitätder Konstruktion im Sommer.
Um den Wohnkomfort der Bewohner zu gewährenund Bauschäden zu vermeiden, ist eine allseitigdichte Gebäudehülle Voraussetzung. Neben einerdurchgehenden Luftdichtigkeitsebene auf der Warm-seite der Konstruktion ist eine lückenlose Winddich-tigkeitsschicht auf der Kaltseite der Gebäudehüllenötig. Eine Winddichtung kann aus verschiedenenMaterialien bestehen (Folien, bitumierte Weichfaser-platten etc.). Winddichtungen sind im Gegensatz zuLuftdichtungen wasserdampfdurchlässig und sollenein Eindringen von Kaltluft und damit eine Konden-sationsgefahr im Konstruktionsquerschnitt vermei-den.
Die aus bauphysikalischer Sicht unbedingt nötigenLuftdichtigkeits- und Winddichtigkeitsebenen führenzu Gebäudehüllen ohne natürlichen Luftaustausch(Ritzenlüftung). Die daraus resultierende schlechteund mit Schadstoffen angereicherte Innenraumluftmuss daher mit anderen Mitteln ersetzt werden(Stosslüftung, kontrollierte Belüftung), um den nöti-gen Frischluftbedarf des Menschen (ungefähr 12 bis15 m3 Frischluft pro Stunde und pro nichtrauchendePerson) zu gewährleisten. Aus heutiger Sicht ermög-licht die kontrollierte Belüftung mit Wärmerückge-winnung (Komfortlüftung) eine optimale Frischluftzu-fuhr bei gleichzeitiger Reduktion von Heizenergiepro m2 Wohnfläche.
4.5 Lärmschutz Die Gebäudehülle muss gegen Lärm von aussen(Strassenverkehr, Schienenverkehr, Flugverkehr,Industrie, Schiessstand etc.) gut schallgedämmt wer-den. Das Mass der menschlichen Schallempfindungbezeichnet man den Schalldruckpegel, gemessen inDezibel (dB). Die Dezibel-Skala klassiert die ver-schiedenen Lärmarten und reicht von 0 dB (Hör-schwelle) bis 120 dB (Schmerzschwelle).
0 dB Hörschwelle20 dB Gemurmel20 – 50 dB schwacher Lärm50 – 70 dB Gespräche70 – 90 dB Verkehr, Industrie90 – 110 dB Flugverkehr120 dB Schmerzschwelle
–25 dB Wenig lärmempfindliche Nutzungen(Gewerbe, Verkaufsläden, Restaurants etc.)
–50 dB Lärmempfindliche Nutzungen(Wohnräume, Schlafräume, Schulräume, Hotelzimmer etc.)
–67 dB Sehr lärmempfindliche Nutzungen(Ruheräume, Spitäler, Musikräume, Lesesäle etc.)
Die Lärmempfindung des menschlichen Ohres hängtnicht nur von der Schallenergie der Schallquelle undder Distanz der Schallquelle zum Hörer ab, sondernzusätzlich auch von der Frequenz, resp. Tonhöhe.
Um die Luftschalldämmung einer Gebäudehülle zuverbessern, ist es im allgemeinen am wirkungsvoll-sten, die Masse der Bauelemente zu erhöhen (Mas-sivbau anstelle Leichtbau, dickeres Fensterglas etc.).In der nebenstehenden Tabelle werden die nutzungs-abhängigen Schalldruckpegel-Reduktionswerteangeführt.
Unter Wärmebrücken verstehen wir Schwachstellenin der Wärmedämmung, welche zu erhöhter Wär-metransmission durch die Gebäudehülle führen, mitdem Risiko der Oberflächenkondensation undSchimmelpilzbildung.
Die Gebäudehülle muss so konstruiert sein, dassder thermische Widerstand von Innen nach Aussenzunimmt und gleichzeitig der Dampfdiffusionswider-stand von innen nach aussen abnimmt. Die Wärme-dämmung sollte sich wenn immer möglich auf derKaltseite der Tragstruktur befinden.
Aussenwände
Tragwand innen mit Kerndämmung
Tragwand innen mit Aussendämmung
Tragwand innen mit Aussendämmung (hinterlüftet)
Gute WärmespeicherungPunktuelle Wärmebrücken bei den VerankerungenSpätere Erhöhung der Wärmedämmung problema-tischGute SchalldämmungTeuer und daher immer weniger ausgeführt
Problematische spätere Erhöhung der Wärme-dämmungGute WärmespeicherungKeine Wärmebrücken Mittlere bis gute SchalldämmungVorteilhaft bei SanierungenAnfällig für äussere Beschädigungen
Problemlose Erhöhung der Wärmedämmung möglichVerschiedene Befestigungsarten möglichPunktuelle Wärmebrücken bei den VerankerungenGute WärmespeicherungVerschiedene Aussenverkleidungen möglichGute Schalldämmung
EinsteinmauerwerkStark gelochte Backsteine Dicke: 36,5 cm + VerputzeU-Wert = 0,30–0,35 W/m2KBeispiele: – ThermoCellit– Optitherm– Poroton– Ytong– etc.
Reduzierte WärmespeicherungSchnelles Aufheizen und Auskühlen der WohnräumeWärmebrücken auf der DeckenebeneGute SchalldämmungKeine Verbesserung durch Erhöhung der Wärme-dämmungKondensationsgefahr im DeckenbereichLösung für denkmalpflegerisch geschützte Fassaden
Ausführung des Mauerwerks in einer EtappeKeine DampfdiffusionsproblemeBeschränkte Tragfähigkeit des MauerwerksEmpfindliche VerarbeitungVerhältnismässig grosse WärmebrückenGesamtstärke über 45 cm bei U= 0,3 W/m2K
Maximale Ausnützung der Sonnenenergie bei nicht-transparenten Fassadenteilen. Der vor der Fassadeplatzierte Absorber wandelt die Sonneneinstrahlungin Wärmeenergie um.Innere TragwandGute WärmespeicherungSommerlicher (mobiler) Wärmeschutz nötig
Baustoffe für transparente Wärmedämmungen kenn-zeichnen sich durch eine möglichst hohe Sonnen-energiedurchlässigkeit (g-Wert) und einen möglichstniedrigen Wärmetransmissionswert (U-Wert ) aus.
Dünnes, nichtragendes Fassadenelement mit vorfa-brizierter, tafelförmiger Verkleidung (aus Metall,Leichtbetonelementen, Glas etc.). Die Wärmedäm-mung kann in das Fassadenelement integriert wer-den oder davon unabhängig sein.Keine WärmebrückenKeine WärmespeichermasseAlle Dämmstärken möglichVerschiedene Aussenverkleidungen möglichSchwache bis mittlere Schalldämmung
Die Paneele sind auf einen massiven Sockel gestellt,der die Holzkonstruktion vor aufsteigender Feuchtig-keit schützt. Verstrebungen, zur Aufnahme derWindkräfte sind nötig.AussendämmungKeine WärmebrückenGeringe WärmespeichermasseAlle Dämmstärken möglichVerschiedene Aussenverkleidungen möglichGute Schalldämmung
Holzsystem im Stockwerkaufbau (Fachwerkbau)oder mit durchlaufenden Stützen (Ständerbau). Stützen und Balkenlage im Raster. Diagonalstrebenals Windversteifung.Wärmedämmung zwischen Tragstruktur Zusätzliche Wärmedämmung innenGeringe WärmespeichermasseAlle Dämmstärken möglichVerschiedene Aussenverkleidungen möglichMittlere Schalldämmung
Holzsystem im Stockwerkaufbau mit hohem Vorferti-gungsgrad. Stützen und Balkenlage im Raster. KeineDiagonalstreben nötig, Holzwerkstoffplatten alsWindversteifung.Wärmedämmung zwischen Tragstruktur Weichfaserplatte als zusätzliche Dämmung aussen Wärmespeichermasse durch ZellulosedämmungAlle Dämmstärken möglichVerschiedene Aussenverkleidungen möglichMittlere Schalldämmung
Das Fenster ist ein wichtiges architektonischesGestaltungselement und unentberliches Bindegliedzwischen innen und aussen. Zusätzlich muss dasFenster folgende Funktionen erfüllen:– Lichteinlass– Lüftung der Innenräume– Passive Sonnenenergienutzung (im Winter)– Lärmschutz
Das Fenster bleibt thermisch der schwächste Teil derFassade, obwohl die aktuellen Fenster U-Werteerreichen, die vor ein paar Jahren noch für Wand-querschnitte galten. Die besten durchschnittlichen U-Werte (Gesamtwert von Fenster und Rahmen)erreichen heute Fenster mit möglichst kleinem Rahmenanteil.
Die Sonneneinstrahlung im Sommer bewirkt einAnsteigen der Raumtemperatur. Bei Häusern mitpassiver Sonnenenergienutzung und hohem Fenster-anteil im Süden akzentuiert sich dieses Phänomenproportional zur Fensterfläche. Bei Schrägverglasun-gen (Wintergarten etc.) können an sonnigen Tagenbis zu 500 W/m2 Wärmeenergie einfallen.Während der Wärmebedarf eines Gebäudes 30 W/m2 nicht übersteigen sollte, können durch dieSonneneinstrahlung bis zu 100 W/m2 erreicht wer-den. Neue IV-Gläser mit selektiver Beschichtung undmit U-Werten um 1,0 W/m2K reduzieren die ein-strahlende Energie wesentlich (g-Wert).
Vordach, Markise, Brise-soleilAls integraler Bestandteildes Gebäudes sind dieseMassnahmen effizientgegen Direktbestrahlungim Sommer, aber wenigergegen die diffuse Ein-strahlung. BeweglicheLamellen erlauben eineRegulierung bei direkterEinstrahlung.
Storen aus Gewebe, Lamellenstoren (aussen)Ausgezeichnete Lösung durch die Beschattung desFensters im Sommer sowie eine präzise Lichtregulie-rungsmöglichkeit.Die Lüftung des Wohnraumes ist auch bei geschlos-senen Storen möglich.
Schutz vor ÜberhitzungUm Wohn- und Arbeitsräume im Sommer vor Über-hitzung zu schützen, sind verschiedene Sonnen-schutzmassnahmen in Erwägung zu ziehen.
Storen aus Gewebe, Lamellenstoren (innen)Kein Schutz vor Ueberhitzung, da die Sonnenein-strahlung bereits das Fensterglas durchquert hat undsich durch Konvektion im Raum verteilt. Die Lüftungdes Wohnraumes ist bei geschlossenen Storen redu-ziert. Bei einem nachträglichem Einbau könneninnere Rollos mit reflektierender Oberfläche zweck-mässig sein.
Reflektierende GläserBei schönem Wetter halten reflektierende Gläserden Grossteil der einstrahlenden Wärmeenergie ab,reduzieren aber gleichzeitig die einfallende Licht-menge massiv. Das Anbringen eines Sonnen-schutzes erübrigt sich. Generell wird die Wahl derverschiedenen Gläser durch die Architekturbestimmt.
SteildachSteildächer werden bei uns traditionnell in Holzbau-weise ausgeführt. Analog dem Wandaufbau bestehtder Steildachaufbau aus mehreren Schichten. Voninnen nach aussen sind das: 1. die innere Verkleidung (Täfer, Gipsplatten etc.)2. die Luftdichtigkeitsschicht (Dampfbremse resp.
Dampfsperre)3. die Tragschicht (Sparren, Balken)4. die Wärmedämmschicht5. das Unterdach (geschuppt oder fugenlos als
Winddichtigkeitsschicht mit bitumierten Weichfa-serplatten o.ä.)
6. die Hinterlüftung (Lattungen) 7. die Wetterhaut (Ziegel, Faserzement etc.)
Man unterscheidet Warmdachkonstruktionen (miteiner Hinterlüftungsebene) von Kaltdachkonstruktio-nen (mit zwei Hinterlüftungsebenen). Die bauphysi-kalischen Anforderungen in Bezug auf Wärme (U-Wert = 0,30 W/m2K), Dampfdiffusion und Schallwerden in den SIA- Normen geregelt.
FlachdachMan unterscheidet Flachdachkonstruktionen in Mas-sivbauweise (vor allem Stahlbeton) und Leichtbau-weise (Holz und Stahl). Der Aufbau eines Flachda-ches mit einer Holzkonstruktion erfolgt wie beimSteildach. Flachdächer in Holzbauweise sind miteinem Gefälle auszuführen (2 – 5 %) und die Hinter-lüftung ist massiv zu erhöhen (abhängig von derGrösse des Daches, jedoch min. 10 cm). Der Ein-bau einer Dampfbremse oder Dampfsperre ist uner-lässlich.
Flachdächer mit Stahlbetondecken werden in ver-schiedenen Systemen ausgeführt. Konstruktiv wer-den diese Flachdächer in Warmdächer, Umkehr-dächer und Plusdächer unterteilt. Von der Nutzungher unterscheidet man: nicht begehbare, begehba-re, befahrbare und begrünte Flachdächer.Die bauphysikalischen Anforderungen in Bezug aufWärme (U-Wert = 0,30 W/m2K), Dampfdiffusionund Schall werden in den SIA-Normen geregelt.
Beispiele:
Flachdach massiv in Stahlbetonkonstruktion (Warmdach)
BodenAls einziges Element der Gebäudehülle ist derBoden immer in Berührung mit dem Menschen, undmuss daher erhöhten thermischen Anforderungengenügen. Wie auch immer die Wärmeabgabeerfolgt (Bodenheizung, Radiatoren, Heizwändeetc.), Ziel ist es, eine Bodenoberflächentemperaturzu erreichen, die sich möglichst nahe der Raumtem-peratur befindet.Einen erheblichen Einfluss spieltdabei dabei die Wärmeleitung des Bodenmaterials.
Anforderungen:1. Boden gegen Aussenklima U ≤ 0,3 W/m2K
(Auskragung, Erker etc.)2. Boden gegen unbeheizten Raum U ≤ 0,4 W/m2K
(Keller, Garage etc.)3. Boden gegen Erdreich U ≤ 0,4 W/m2K
Beispiele:Bei einer Ausführung mit Bodenheizung muss dieWärmedämmung (Pos. 4) entsprechend erhöht wer-den, um die Wärmeverluste zu reduzieren.
Boden gegen Aussenklima oder unbeheizten Raum Boden gegen Erdreich
Lernauftrag 1Bestimmen Sie den U-Wert dieser Wand.
Lernauftrag 3Für eine denkmal-geschützte Fassadeaus Bruchstein-mauerwerk (d = 70 cm) werden Lösungenzur Verbesserungder Wärmedäm-mung gesucht.Skizzieren Sieeinen oder mehrereVorschläge.
Abb. 43
Lernauftrag 4Machen Sie einen Vorschlag, um den Dachrand die-ses Flachdaches aus den 60-er Jahren thermisch zuverbessern.
Lernauftrag 2Eine bestehende hinterlüftete Fassade soll saniertwerden. Dabei soll die bestehende Blechverklei-dung durch eine Lärchenholzschalung ersetzt wer-den und die Wärmedämmung (Mineralwolle) sollauf einen U-Wert von 0,25 W/m2K verbessert wer-den. Welche Dämmstärke wird dazu benötigt ?
Bestehender Wandaufbau:– 2 cm Innenverputz– 15 cm Backstein– 6 cm Mineralwolle– 4 cm Hinterlüftung– Blechverkleidung
Sämtliche Zeichnungen ausser den Abb. 27, 38und 45 stammen vom Autor, Joseph Simon. Die Abb. 27, 38 und 45 steuerte Markus Rebmannbei, der auch bei der Textentwicklung mitwirkte.