Eliteforschung
Eliteforschung
Assoziationspunkte Elite – elitäre Gruppierungen
Effektive und verantwortliche Minderheiten Symbolisierung der moralischen Einheit Privilegierte Gruppen Spitze der Großorganisationen Großbesitzer …
Masse Triebhaft Barbarisch Führungsbedürftig Unentschlossen Unvernünftig …
Elitensoziologie Rückblick
Elite und Masse als Symbiose Dichotomes Schema Elite markierte den positiven, Masse den negativ besetzten Begriff
18. Jhdt.: Elite als demokratischer Kampfbegriff gegen Adel und Klerus entwickelt (Französische Revolution) Individuelle Leistung statt Geburtsrecht
19./20 Jhdt.: Bürgertum als Bedrohung angesehen, Masse als Schreckensbild
Späte 60er/70er Jahre: kaum wissenschaftliche Auseinandersetzung – Klassenmodelle favorisiert
80er Jahre: Klassen- und Schichtmodelle verlieren an Bedeutung 90er Jahre: Entwicklung zu einer unideologischen Betrachtung
von Eliten
Rückblick und Trend Trend:
Sukzessive Angleichung von Elite und Demokratie
Vielfalt von Elitegruppierungen betont Leistung als primäres Zugehörigkeitskriterium
Positional bestimmte Minderheit durch Ausleseprozesse
Positive Konnotation
Oberschicht und Elite Oberschicht:
Soziologischer Begriff (Schichtungstheorie) Oberschichten gelten als Oberkategorie zur
Elitebezeichnung Vertikale Stufung – Personenkreis mit den
meisten gesellschaftlich anerkannten Ressourcen Indikatoren: Macht, Wissen, Einfluss,
Einkommen, Status Identifikation bleibt unspezifisch
Oberschicht und Elite Elite:Elite:
Zusammenhang mit marxistischen Theorien Elite = ökonomisch fundierte Klasse
Üben hohe Macht bzw. starken Einfluss auf gesamtgesellschaftlich bedeutsame Entscheidungen aus Institutionalisierte und an Positionen oder Funktionen gebundene
Macht Zahlenmäßig kleine Gruppe („bewertete Minderheit“)
Netzwerkbildung (konstitutiver Moment) Zusammenspiel von Staat und Elite (notwendig für die
Legitimation)
Elitentypologie Geschlossene Eliten:
Hochgradige Verkörperung gesamtgesellschaftlicher Leitwerte
Hohe sittliche und moralische Qualität Repräsentation von Führungsqualitäten
Gerechtigkeitssinn und moralischer Autorität Offene Eliten:
Wenig Einfluss der aktuellen Elitemitglieder Zugehörigkeitsmechanismen gekennzeichnet durch
gesamtgesellschaftlichen Konsens Mitglieder jederzeit auswechsel- und abrufbar
Elitensoziologie Konfliktpotential
Elitebegriff als Personen- und Gruppenbezeichnung
häufig normative Verwendung nur die „Besten“ sollen herrschen nur Personen mit speziellen Fähigkeiten
Folge: Konflikt um Bewertung der Elitemitglieder ohne Berücksichtigung des
Eintrittsweges
Keine einheitliche Begriffsauslegung existent! Unklarheiten bezüglich: grundgelegter Implikationen und Gesellschaftsstruktur
Elite vs. Masse Einige Statements
Organisierte Minderheit zwingt unorganisierter Mehrheit ihren Willen auf
Führertum als notwendige Erscheinung jeder Form gesellschaftlichen Lebens
Herrschaft von Minderheit über Mehrheit Symbolische Herrschaft
Einflussfaktoren: Sozialer Raum, Habitus und Soziales Feld
Hauptfragen der Elitesoziologie Sozialer Hintergrund:
Woher kommen die Mitglieder der Elite? Karriereverlauf:
Institutionelle und persönliche Aspekte Elitenspezifische Denkmuster:
Ideologien Elitenzirkulation:
Wer bleibt wie lange in welcher Position? Stichwort: Politik Elitentypologie:
Gesellschaftsbezug
Kritik am Elitebegriff Determinierung der Individuen
Gruppe im Vordergrund
Latente Gefahr eines Machtmissbrauchs
Gesellschaft als sich verengende Leistungshierarchie Bestehende Ungleichheiten von Bildungs- und
Berufschancen als kaum überwindbare Barrieren
Hohe Selbstrekrutierungsrate Nicht alle Bevölkerungsgruppen gleichmäßig vertreten
Kritik am Elitebegriff Extrem verkürzte Vorstellung von Gesellschaft
Mehrheit der Bevölkerung gilt als „Rest“
Vorstellung von Klassengesellschaft, verstellt den Blick auf Beziehung der verschiedenen Klassen zueinander insbesondere auf die Komplementarität von herrschenden
und lohnabhängigen Klassen
Nicht nur Berücksichtigung der „Reichen und Schönen“, sondern aller sozialer Akteure einer Gesellschaft Gesellschaft der Individuen als konstitutiver Moment.
Soziologische Probleme mit Eliten Dilemma der Identifikation
Frage nach der Basis für Elitestatus bzw. Elitequalifikation häufig ungeklärt Erfolg, Leistung, Eigentum, Besitz, Macht,…?
Auswahl beschränkt sich auf Personen, die als Herausgehobene Individuen gelten und die sich im Vorfeld profiliert und auf sich
aufmerksam gemacht haben. Brennpunkt: Ohne Leistung keine Anerkennung bzw.
keine Anerkennung ohne Reputation für die Gruppe
Rekrutierungsmechanismen Geburt
Besitz
Gesellschaftsklasse
Meritokratische Kriterien Orientierung am jeweilig autonom bestimmten
Organisationsziel
Hohe Selbstrekrutierung innerhalb der Eliten
Rekrutierungsmechanismen Personen, die sich im Vorfeld profiliert und auf sich
aufmerksam gemacht haben
Herausragende Talente
Leistung
Dilemma zwischen der Kooperationsfähigkeit der Eliten und den „Nicht-Eliten“
Zugangsoptionen im Schulbereich Selektionsmodule:
Schulische Bewertung, Test, Interview/Aufnahmegespräch, Assessment Center-Verfahren, Praktikum, Präsentation.
Zugangsoptionen an Universitäten Deidesheimer Kreis: 1. Modell
Selektion erfolgt im Rahmen von an der Hochschule durchgeführten Prüfungen
endgültige Auswahl innerhalb der Hochschulen Deidesheimer Kreis: 2. Modell
Zufallsprinzip durch Losungsentscheid
Deidesheimer Kreis: 3. Modell Überprüfung von individualbezogenen Eignungs- und
Leistungskriterien Anforderungsprofil erstellt durch Hochschule bzw. von dieser
akzentuiert
4 Modelle des Hochschulzugangs
1. Undramatischer Übergang
2. Zugespitzter Höhepunkt der Ausbildungs-entscheidung
3. Knotenpunkt eines durchlässigen Systems
4. Strukturelle Diffusion (Teichler)
Undramatischer Übergang (1.) Europäische Elitesysteme vor der Bildungs-
expansion nahtlose Fortsetzung der Bildungslaufbahn auf höherem
Niveau Vorselektion im Gymnasium Intellektuelle Vorbereitung und Sozialisation im
Gymnasium Ab einem bestimmten Niveau der Bildungs-
expansion: Widerstand
Zugesp. Höhepunktdimension (2.) In der Sekundarstufe werden
Studienambitionen bei hohem Anteil der Altersgruppe geweckt
Steile Hierarchie, undurchlässiges Hochschul-system (Monopol des Elitesegments)
Extremer Stress: an einem Punkt entscheidet sich die weitere Zukunft
Z.B.: Japan
Durchlässiges Systems (3.) Relativ selektionsfreie Sekundarstufe: weckt
Studienambitionen bei hohem Anteil der Altersgruppe
Steile Hierarchie, aber durchlässiges Hochschulsystem – Entscheidung folgenschwer, aber reversibel
Enttäuschungen werden durch das Versprechen erneuter Chancen gedämpft
Z.B.: USA
Offener Hochschulzugang (4.) Elitesystem: kleine, homogene Gruppe;
Studienberechtigung inhaltlich definiert (Maturität), im Bildungskanon des Gymnasiums verankert
Dieses Konzept wird auf eine wachsende Gruppe ausgedehnt
BeispieleBildungssysteme u. Elitenrekrutierung
Bildungssysteme u. Elitenrekrutierung Frankreich:
etablierte Elitesegmente (vor allem im Hochschulbereich [hohe staatliche Subvention])
Auslese: ökonomische und kulturelle Voraussetzungen (Habitus und soziale Herkunft)
Netzwerkbildung Großbritannien:
Kooperation zwischen Schulen und Universitäten (z.B.: Oxford und Cambridge)
Auslese: Gute finanzielle Familiensituation Enorme Schulkosten: ~19.000 Pfund (90% der Schüler stammen
aus der Oberschicht)
Bildungssysteme u. Elitenrekrutierung USA:
Ähnliche Strukturmerkmale wie in GB Starke soziale Selektion Auslese: besuchte (Privat-) Schule nimmt für Uni nur eine
untergeordnete Rolle ein z.B.: Harvard, Yale, Princeton (Eliteunis hauptsächlich in privater Trägerschaft)
Begünstigende Faktoren: gute finanzielle Grundlagen (Spenden)
Netzwerkbildung: enge Kontakte zwischen renommierten Privatschulen und bekannten Privatuniversitäten
Zusammenhang zwischen Eliteuni und Politik
Bildungssysteme u. Elitenrekrutierung Japan:
Staatliche Kaiserliche Universität von Tokio (15.000 Studierende)
Schnittstelle um in Elitepositionen zu kommen Auslese: Ranking + Intellektuelle Eignung Vorauslese: Zulassung an den besten Oberschulen
(private Trägerschaft) Nachhilfeschulen: Intensivvorbereitung auf
Aufnahmeverfahren
Diskussion „Eliten spalten die Gesellschaft!“
Ja, Nein, Anders? Elite und Bildung?
Allgemeines und selektives Bildungsrecht? Karriere auch ohne Netzwerk? Selektion im Schulalltag?
Wo sehen Sie Brennpunkte? Wie kann man diesen entgegenwirken? Wo sehen Sie Vorteile?