Einstellungen Einstellungen Vortrag im Seminar soziale Kognition Anett Kretschmer Sylva Schenk
EinstellungenEinstellungen
Vortrag im Seminar soziale Kognition
Anett Kretschmer
Sylva Schenk
GliederungGliederung
1 Definition 2 Struktur 2.1 Struktur innerhalb der Einstellung 2.2 Struktur zwischen Einstellungen - Hierarchiestruktur 3 Funktion 4 Einstellung und Verhalten 4.1 Einstellungs-Verhaltens-Verknüpfung 4.2 Theorien zur Einstellungs-Verhaltens-Verknüpfung 5 Einstellung und Soziale Identität 6 Einstellung und Soziale Repräsentation 7 Einstellung und Diskursive Psychologie
1. Definition
DefinitionDefinition
Definition von Petty und Cacioppo: „Eine Einstellung ist ein generelles und andauerndes
positives oder negatives Gefühl über eine Person, ein Objekt oder einen Gegenstand.“
alle Einstellungen beziehen sich auf etwas, einen Stimuli, Einstellungsgegenstand oder –objekt,
diese können sein: konkret, greifbar (Pizza mit Sardellen) abstrakt, ungreifbar (Umweltverschmutzung) Personen, Gruppen (Politiker) Unbelebte Gegenstände (Computer)
DefintionDefintion
ABC –Modell
Kritik: Verhalten kann nicht als Teil der Einstellung gesehen werden, da es eine Beziehung zwischen Verhalten und Einstellungen gibt
Kognitive Komponente
AffektiveKomponente
Verhaltens-komponente
Einstellung
2. Struktur
StrukturStruktur
Accessibility – ErreichbarkeitUnterscheidung zwischen: Verfügbarkeit (jemand hat die Einstellung, sie existiert innerhalb der
kognitiven Struktur) Erreichbarkeit (wie schnell und leicht kann die Einstellung aktiviert
werden? Wie fest ist die Einstellung? Inwiefern ist sie relevant im Kontext?)
Was ist eine starke oder feste Einstellung? Konsistente und gut abrufbare Verbindung zwischen
Einstellungsgegenstand und seiner Bewertung Kommt zu Stande durch häufiges Nachdenken und immer wieder
gleiches Bewerten eines Einstellungsgegenstandes Annahme, dass feste Einstellungen höherer Erreichbarkeit haben
(leichter aktivierbar sind) stärker das Verhalten beeinflussen als Einstellungen mit geringerer Erreichbarkeit
StrukturStruktur
Prozess der Aktivierung Einstellungsobjekt und Bewertung = Knotenpunkte im
Gedächtnis, in einem assoziativem Netzwerk miteinander verbunden
Aktivierung der Knotenpunkte, wenn eine Erfahrung kategorisiert werden muss
bei gleichzeitiger Aktivierung mehrerer Knotenpunkte entsteht eine Verbindung dieser
Einstellung ist die Assoziation zwischen Einstellungsobjekt und dessen subjektiver Bewertung
Wenn das Objekt in der Umwelt wahrgenommen und zu einem bestimmten Objekttyp (Knotenpunkt) kategorisiert wird, wird der dementsprechende Knotenpunkt aktiviert, der zu diesem Objekttyp gehört
StrukturStruktur
Einstellungs-objekt Bewertung
Verknüpfung
= Einstellung
StrukturStruktur
Automatische E bloßes denken an/sehen von Einstellungsobjekt aktiviert die
Bewertung, auch ohne, dass diese bewusst beabsichtigt wurde Studie von Fazio, 1986 ob nur bei festen Einstellungen automatisch aktivierbar ist,
darüber herrschen noch unterschiedliche Meinungen vor
Implizite E aus Erkenntnissen über automatische Aktivierung entstand die
Frage, ob wir unbewusste Einstellung haben, genannt implizite Einstellung, Einstellung außerhalb unseres Bewusstseins
Definition nach Greenwald und Banaji „Nicht identifizierte Teile vergangener Erfahrungen, die
angenehme/unangenehme Gefühle, Gedanken, Verhaltensweisen zu sozialen Objekten vermitteln.“
StrukturStruktur
Ambivalente Einstellungen Einstellungen haben verschiedene kognitive und affektive
Elemente, die nicht immer zur selben Bewertung führen, gegensätzlich sein können
Meist bei Objekten die komplex und differenziert sind, z.B. Gruppen von Menschen
StrukturStruktur
Struktur zwischen Einstellungen - Hierarchiestruktur von Einstellungen
jede Einstellung besteht als gesonderter Knoten in einem assoziativen Netzwerk
horizontale Assoziationen entstehen durch Wiederholung und gleichzeitige Aktivierung
zusätzlich zu assoziativen Verbindungen haben Einstellung hierarchische (vertikale) Verbindungen: einige spezielle Einstellung sind abhängig von anderen
generellen Einstellungen
StrukturStruktur
Objekt Bewertung=Einstellung
Objekt Bewertung=Einstellung
Objekt Bewertung=Einstellung
Feminismus
Arbeitende Mütter
Bezahlter Mutter-Schafts-urlaub
allgemein
speziell
3. Funktionen
FunktionenFunktionen
nach Katz (1960) vier Funktionen: Wissensfunktion: Einstellungen helfen uns, die Welt zu erklären und zu
verstehen Utilitaristische Funktion: helfen uns Anerkennung zu gewinnen und
Bestrafung zu vermeiden Funktion des Ausdrucks von Werten: öffentliche Aussage darüber, was
man glaubt oder womit man sich identifiziert Selbstverteidigungsfunktion: Schutz vor Gefahren aus der Umwelt Einstellungen können gleichzeitig mehrer Funktionen erfüllen, können
aus verschiedenen Gründen vorhanden sein und und zu verschiedenen Zeiten ausgedrückt werden
4. Einstellung und Verhalten
Einstellung und VerhaltenEinstellung und Verhalten
verbreitete und allgemeine Annahme: Einstellungen beeinflussen direkt das Verhalten
aber: oft haben Einstellungen nichts mit Verhalten zu tun Verhalten kann ebenso Einstellungen beeinflussen
Versuch von 1930 von LaPiere zeigt deutlich Diskrepanz zwischen Einstellungen und
tatsächlichem Verhalten →Unter welchen Bedingungen beeinflussen Einstellungen das
Verhalten? →Durch welchen Prozess kann das Verhalten Einstellungen
beeinflussen?
Einstellung und VerhaltenEinstellung und Verhalten
Einstellungs -Verhaltens- Verknüpfung
Variablen, die die Stärke der Einstellungs -Verhaltens- Verknüpfung beeinflussen direkte Erfahrung mit Einstellungsobjekt Stabilität Zeitfaktor Bewusstmachung seiner selbst Regulation des Verhaltens durch Reaktionen anderer
Personen Befragung nach Gründen für die Einstellung
Einstellung und VerhaltenEinstellung und Verhalten
Theorien zur Einstellungs-Entwicklung Festingers Theorie der kognitiven Dissonanz, 1957 erklärt, wie das Verhalten Einstellungen beeinflusst
geht davon aus: Unbeständigkeit ist unangenehm → Menschen wollen Ausgeglichenheit erreichen
zwei Erfahrungs- oder Einstellungselemente, die sich gegenseitig widersprechen → unangenehmer Widerspruch→ Bestreben, den Widerspruch zu reduzieren
→ Änderung einer der beiden Einstellungselemente, oder beider, oder Einführung eines 3. Einstellungselementes
→Menschen ändern also ihre Einstellungen, damit diese dem vorher gezeigtem Verhalten entsprechen
Einstellung und VerhaltenEinstellung und Verhalten
Bems Selbst-Wahrnehmungs-Theorie, 1967, 1972 Erklärt ebenfalls die Beziehung zw. Einstellungsänderung und
Verhalten: Prozess der Attribution: Beobachter ordnen einer handelnden
Person Einstellung zu, die mit dem Verhalten der handelnden Person übereinstimmt
„Bei der Identifizierung des eigenen inneren Zustandes verlässt sich ein Individuum teilweise auf die selben externen Schlüsse, die andere benutzen, um auf seinen inneren Zustand zu schließen
Einstellung und VerhaltenEinstellung und Verhalten
Zusammenfassung der Untersuchungen zu Einstellungsänderung durch Fazio, Zanna und Cooper, 1977:
Selbstwahrnehmungsprozesse wirken, wenn das Verhalten den E entspricht, die zum Bereich akzeptierter E gehören
Dissonanztheorie gilt, wenn das Verhalten Einstellungen entspricht, die zum Bereich nicht akzeptierter Einstellungen gehören
Einstellung und VerhaltenEinstellung und Verhalten
Fishbeins und Ajzens Theorie der durchdachten Handlung, 1980 Direkte Ursache für Verhalten ist die Absicht, nicht die
Einstellung, d.h. bewusste Entscheidung, ein bestimmtes Verhalten auszuführen
EinstellungGegenüber dem Verhalten
Subjektive Norm
Absicht Verhalten
Einstellung und VerhaltenEinstellung und Verhalten
Einstellung gegenüber dem Verhalten = Erwartung einer bestimmten Konsequenz des Verhaltens mal Bewertung der Konsequenz, die der Handlung beigemessen wird
Subjektive Norm = subjektiv wahrgenommenen sozialen Konsequenzen
Einstellung und VerhaltenEinstellung und Verhalten
Änderung der Theorie durch Ajzen zur Theorie des geplanten Verhaltens, 1988,1989, 1991 Modell wurde erweitert um die subjektiv wahrgenommene
Verhaltenskontrolle,
Subjektive Norm Absicht Verhalten
EinstellungGegenüber dem
Verhalten
Subjektiv wahrge-nommene Ver-haltenskontrolle
5. Einstellungen und Soziale Identitäten
Einstellungen und Soziale Einstellungen und Soziale IdentitätenIdentitäten
Einschätzungen erforderlich für sozialen Zusammenhalt Wenn Gruppenmitglied Haltung nicht preisgeben will →
Gruppe damit nicht zufrieden → Wird Stellungnahme einfordern
Balancetheorie Heiders (1958): Menschen streben Konsistenz zwischen ihren Kognitionen an Speziell: Menschen neigen dazu E, die mit deren von
Menschen, die sie mögen, übereinstimmen und E, die sich von derer von Menschen, die sie nicht mögen, unterscheiden beizubehalten
Fortführung des Gedanken durch SIT und SCT → gemeinsame Haltung Grundlage für Gruppenformation
Einstellungen und Soziale Einstellungen und Soziale IdentitätenIdentitäten
Gruppe kann Kontext zum Vergleich eigener Einstellungen mit derer anderer bilden
Ausdruck bestimmter Einstellungen macht Gruppennorm aus Wenn sich gemeinsame Einstellungen zu Extremen
entwickeln:
GruppenpolarisationGruppenpolarisation
= Phänomen, bei dem Einstellungen von Personen aufgrund des Kontakts zu anderen , deren Einstellungen gleiche Tendenzen aufweisen, extremer werden
Gruppendiskussion entweder informationellen oder normativen Einfluss
Menschen selbst Gruppenmitglieder → Übertragung prototypischer Charakteristiken auf sich selbst
Anpassung eigener Einstellungen und zwar so, dass extremere Auffassung als bei anderen Gruppenmitgliedern entsteht
Einstellungs- Verhaltensbeziehungen und Soziale Einstellungs- Verhaltensbeziehungen und Soziale IdentitätenIdentitäten
Problematische Beziehung, da unterschiedliche soziale Identitäten mit verschiedenen Einstellungs- und Verhaltensnormen assoziiert werden
Terry u.a.: Normen an bestimmte Bezugsgruppen gebunden → Beeinflussung des Verhaltens durch soziale Normen, wenn soziale Identitäten unter bestimmten Umständen salient
Überprüfung der Rolle der Gruppennormen durch Terry u.a. → Studie über Karrierewahl von Studenten Übertragung von Normen auf das eigene Verhalten hängt
davon ab, wie stark Identifikation mit Bezugsgruppe und deren Normen ist
6. Einstellungen und Soziale Repräsentationen
Einstellungen und Soziale Einstellungen und Soziale RepräsentationenRepräsentationen
Nach Individualisierung der Einstellungskonstrukte jetzt wieder mehr Theoretiker, die Ursprung der Einstellungen im Sozialleben sehen → Theorien der Sozialen Repräsentation setzen kollektive und soziale Natur kognitiver Werte wieder in Kraft
Einstellung dazu da, um sich in sozialen Welt orientieren zu können
Soziale Repräsentationen nicht einfach Einstellungen gegenüber sozialen Objekten → Verstehenssysteme, die zu spezifischer bewertenden Urteilen führen
trotzdem zweifellos bewertender Charakter bei Sozialen Repräsentationen
Moliner und Tafani über Beziehung zwischen Einstellungen und Sozialer Repräsentation: bewertende Komponente einer Repräsentation sind Informationen, auf die Individuen vertrauen, wenn sie Einstellungen offenbaren; bewertende Komponenten bilden grundlegende Struktur der Einstellung
Einstellungen und Soziale Einstellungen und Soziale RepräsentationenRepräsentationen
Wichtige Funktion von Repräsentationen und Einstellungen: Übermittlung von Meinungen und Erkenntnissen und Kommunikation darüber
Ausdruck einer Einstellung durch Individuum in Öffentlichkeit ruft bestimmte Reaktion anderer hervor
Debatte über Meinungen, Widersprüche,… Bringt Menschen dazu, kritisch über eigene Einstellungen
und Ansichten nachzudenken Einstellungen nicht nur Orientierungsfunktion, sondern auch
dazu da, soziale Objekte in sozialen Raum einzuordnen
7. Diskursive Psychologie und Einstellungen
Diskursive Psychologie und Diskursive Psychologie und EinstellungenEinstellungen
Argument der Diskursiven Sozialpsychologie: auf natürliche Gespräche und Diskurse achten, um erkennen zu können, wie Bewertungen im täglichen Leben zusammengesetzt werden
Potter und Wetherell – antikognitive Erkenntnistheorie
Die kontextabhängigeDie kontextabhängige Variabilität des Diskurses: Variabilität des Diskurses:
Einstellungen als situationsbedingte, bewertende HandlungenEinstellungen als situationsbedingte, bewertende Handlungen
Ansichten in täglichen Gesprächen oft bruchstückhaft und widersprüchlich, da Gespräche ungeordnet
Diskursive Sozialpsychologie will verstehen, wie tägliche Bewertungen mit all ihren Gegensätzen verwendet werden
Menschen leben mit Ambivalenz ihrer Einstellungen und Ansichten
Ansichten abhängig von bestimmten Kontext Im Diskurs Hilfsmittel → enthalten wiederkehrende
Gesprächsmuster oder rhetorische Gewohnheiten, die Teilnehmer in ihren Gesprächen aktivieren
viele diskursive Forschungen, die diese Hilfsmittel mit vielen anderen Themen, wie Rasse, Vorurteil, Geschlechter und Ungleichheit, Männlichkeit und Nationalismus assoziieren
ZusammenfassungZusammenfassung
Traditionelle Herangehensweisen an Thema „Einstellungen“ besagen, dass Einstellungen beständige, stabile, kognitive Strukturen sind, die spezifische Objekte, Personen, Themen bewerten
Einige Einstellungen besser erreichbar, somit leichter aktivierbar Studien haben gezeigt, dass einige Einstellungen intuitiv aktiviert
werden können (außerhalb der bewussten Wahrnehmung) Traditionelle Herangehensweisen haben sich Rätsel bezüglich
der problematischen Beziehung zwischen Einstellung und Verhalten zugewandt → verschieden theoretische Modelle, die diese komplexe Beziehung besser vorhersagen können („Theorie des überlegten Handelns“ „Theorie des geplanten Verhaltens“)
Frühere funktionelle Herangehensweisen betonen, dass Einstellungen wichtiges Kennzeichen der Sozialen Identität
SIT und SCT meinen, dass gemeinsame Einstellungen Basis für psychologische Gruppenbildung ist
ZusammenfassungZusammenfassung
Theorie der Sozialen Repräsentation betont gruppendefinierte und gemeinsame Natur der Einstellungen → Theoretiker der Sozialen Repräsentation standen zunehmender Individualisierung des Einstellungskonstrukts innerhalb Sozialer Kognition kritisch gegenüber und stellte interaktive Aspekte der Einstellungen in Mittelpunkt
Diskursive Sozialpsychologie: Einstellungen keine beständigen kognitiven Strukturen,
die Sichten und Gefühle gegenüber bestimmten Themen organisieren → vielmehr bewertende Methoden, deren praktische Konsequenz in der täglichen sozialen Interaktion liegt
Ausgedrückte Bewertungen sind variabel, inkonstant, widersprüchlich (abhängig von der Richtung, in die Gespräch geht)