1 Eingewöhnungskonzept der DRK Kindertagesstätte Sonnenschein 1. Allgemeine Grundlagen 1.1. Bindungstheorie Das Eingewöhnungskonzept unserer Kindertageseinrichtung orientiert sich an der Bindungstheorie nach John Bowlby und am Berliner Infans - Modell. John Bowlby beschreibt, dass das Bindungsverhalten angeboren ist, da es für ein Kleinkind in gefährlichen Situationen Schutz durch vertraute Erwachsene bietet und damit grundlegend für sein überleben ist. Kinder brauchen von Geburt an beständige Beziehungen, um sich sicher zu fühlen und auf dieser Basis die Welt erkunden zu können. Zur Entwicklung dieses Urvertrauens ist eine feste Bezugsperson, die respektierend, liebevoll, verlässlich und fürsorglich mit dem Kind umgeht, unerlässlich. Fühlen sich die Kinder sicher und geborgen, so erkunden sie ihr Umfeld, die Welt. In diesem Explorationsverhalten ist Lernen und Entwicklung nach dem eigenen Antrieb des Kindes möglich. Gerade zu Beginn des Krippenbesuches ist der Ablöseprozess fachlich kompetent und fürsorglich zu begleiten, um Beziehung und Bindung zum Kind aufzubauen. Im ersten Lebensjahr entwickeln Säugling enge Bindungen an wenige Personen, die sie schützen und versorgen können. Im 7. Monat beginnt das Kind den Kontakt zu diesen Personen bevorzugt zu suchen, indem es durch angeborenes Bindungsverhalten versucht, Blick- oder Körperkontakt herzustellen. Besonders in einer fremden Umgebung und anderen verunsichernden Situationen brauchen Kinder die Nähe und Aufmerksamkeit der Bindungspersonen, um sich nicht zu ängstigen und wieder zu beruhigen. In dieser Zeit entwickelt das Kind ein spezifisches Bindungsmuster, das sich vor allem bei Trennungen von der Bezugsperson in seinem Verhalten zeigt. In den ersten Lebensjahren ist die Eltern-Kind-Bindung von entscheidender Bedeutung. Sie bildet auch die Basis für weitere enge Beziehungen zu anderen Erwachsenen und auch Gleichaltrigen. Die primäre Bindungsperson, meist die Mutter oder der Vater, ist und bleibt die wichtigste Bindungsperson jedes Kindes; dieses emotionale Band ist einzigartig und kann auch durch andere Bindungen nicht ausgetauscht werden. Auch in der Kindertageseinrichtung braucht das Kind eine verlässliche Bezugsperson, um verunsichernde oder emotional herausfordernde Situationen zu meistern. Die aktuelle Bindungsforschung geht davon aus, dass regelmäßig und zuverlässig betreuende und vertraute pädagogische Fachkräfte den Kindern, ähnlich wie Eltern, eine emotionale Basis in emotional schwierigen Situationen geben und damit eine weitere wichtige Bezugsperson werden können. 1.2. Das Berliner Eingewöhnungsmodell In den 1980er Jahren wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes zu frühen Bindungsbeziehungen das inzwischen vielfach bewährte INFANS- Eingewöhnungsmodell entwickelt. Ziel der elternbegleitenden, bezugspersonenorientierten und abschiedsbetonten Eingewöhnung ist es, dem Kind einfühlsam und nach seinen Bedürfnissen zu vermitteln, dass es die Kindertageseinrichtung als neuen Lebensraum und eine neue verlässliche Bezugsperson gewinnen kann, ohne dass ihm der Rückhalt in der Familie verloren geht. Vergleichende Studien konnten zeigen, dass Kinder deren Übergang in die Einrichtung wenig feinfühlig und eher abrupt gestaltet wurde, im Vergleich zu Kindern die allmählich und nach ihren individuellen Bindungsbedürfnissen eingewöhnt wurden, - Häufiger wegen Krankheit fehlten - Nach sieben Monaten Krippenbesuch Entwicklungsverzögerungen zeigten, - Nach sechs Monaten Unsicherheiten in der Mutter-Kind-Bindung aufwiesen,
16
Embed
Eingewöhnungskonzept der DRK Kindertagesstätte ... · 1 Eingewöhnungskonzept der DRK Kindertagesstätte Sonnenschein 1. Allgemeine Grundlagen 1.1. Bindungstheorie Das Eingewöhnungskonzept
This document is posted to help you gain knowledge. Please leave a comment to let me know what you think about it! Share it to your friends and learn new things together.
Transcript
1
Eingewöhnungskonzept der DRK Kindertagesstätte Sonnenschein
1. Allgemeine Grundlagen
1.1. Bindungstheorie
Das Eingewöhnungskonzept unserer Kindertageseinrichtung orientiert sich an der Bindungstheorie nach John Bowlby und am Berliner Infans - Modell. John Bowlby beschreibt, dass das Bindungsverhalten angeboren ist, da es für ein Kleinkind in gefährlichen Situationen Schutz durch vertraute Erwachsene bietet und damit grundlegend für sein überleben ist. Kinder brauchen von Geburt an beständige Beziehungen, um sich sicher zu fühlen und auf dieser Basis die Welt erkunden zu können. Zur Entwicklung dieses Urvertrauens ist eine feste Bezugsperson, die respektierend, liebevoll, verlässlich und fürsorglich mit dem Kind umgeht, unerlässlich. Fühlen sich die Kinder sicher und geborgen, so erkunden sie ihr Umfeld, die Welt. In diesem Explorationsverhalten ist Lernen und Entwicklung nach dem eigenen Antrieb des Kindes möglich. Gerade zu Beginn des Krippenbesuches ist der Ablöseprozess fachlich kompetent und fürsorglich zu begleiten, um Beziehung und Bindung zum Kind aufzubauen. Im ersten Lebensjahr entwickeln Säugling enge Bindungen an wenige Personen, die sie schützen und versorgen können. Im 7. Monat beginnt das Kind den Kontakt zu diesen Personen bevorzugt zu suchen, indem es durch angeborenes Bindungsverhalten versucht, Blick- oder Körperkontakt herzustellen. Besonders in einer fremden Umgebung und anderen verunsichernden Situationen brauchen Kinder die Nähe und Aufmerksamkeit der Bindungspersonen, um sich nicht zu ängstigen und wieder zu beruhigen. In dieser Zeit entwickelt das Kind ein spezifisches Bindungsmuster, das sich vor allem bei Trennungen von der Bezugsperson in seinem Verhalten zeigt. In den ersten Lebensjahren ist die Eltern-Kind-Bindung von entscheidender Bedeutung. Sie bildet auch die Basis für weitere enge Beziehungen zu anderen Erwachsenen und auch Gleichaltrigen. Die primäre Bindungsperson, meist die Mutter oder der Vater, ist und bleibt die wichtigste Bindungsperson jedes Kindes; dieses emotionale Band ist einzigartig und kann auch durch andere Bindungen nicht ausgetauscht werden. Auch in der Kindertageseinrichtung braucht das Kind eine verlässliche Bezugsperson, um verunsichernde oder emotional herausfordernde Situationen zu meistern. Die aktuelle Bindungsforschung geht davon aus, dass regelmäßig und zuverlässig betreuende und vertraute pädagogische Fachkräfte den Kindern, ähnlich wie Eltern, eine emotionale Basis in emotional schwierigen Situationen geben und damit eine weitere wichtige Bezugsperson werden können.
1.2. Das Berliner Eingewöhnungsmodell
In den 1980er Jahren wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes zu frühen Bindungsbeziehungen das inzwischen vielfach bewährte INFANS- Eingewöhnungsmodell entwickelt. Ziel der elternbegleitenden, bezugspersonenorientierten und abschiedsbetonten Eingewöhnung ist es, dem Kind einfühlsam und nach seinen Bedürfnissen zu vermitteln, dass es die Kindertageseinrichtung als neuen Lebensraum und eine neue verlässliche Bezugsperson gewinnen kann, ohne dass ihm der Rückhalt in der Familie verloren geht. Vergleichende Studien konnten zeigen, dass Kinder deren Übergang in die Einrichtung wenig feinfühlig und eher abrupt gestaltet wurde, im Vergleich zu Kindern die allmählich und nach ihren individuellen Bindungsbedürfnissen eingewöhnt wurden,
- Häufiger wegen Krankheit fehlten - Nach sieben Monaten Krippenbesuch Entwicklungsverzögerungen zeigten, - Nach sechs Monaten Unsicherheiten in der Mutter-Kind-Bindung aufwiesen,
2
- In der Anfangszeit weniger aktives Coping (Art des Umgangs mit einem als bedeutsam und schwierig empfundenen Lebensereignis oder einer Lebensphase) sowie mehr ängstliches Verhalten und Stress äußerten.
Auch der Wechsel von der Krippe in den Kindergarten sollte behutsam und durch die Begleitung einer vertrauten Erzieherin erfolgen. Forschungsergebnisse liefern Belege dafür, dass sich unbegleitete Kinder in einer Krisensituation befinden und einen erheblichen Anstieg der Erkrankungsraten ausweisen. Damit wird deutlich, dass auch ältere Kinder im Kindergartenalter, die bis zur Aufnahme ausschließlich familiär betreut wurden, unbedingt die begleitende Eingewöhnung durch eine primäre Bezugsperson benötigen.
Der Ablauf der Eingewöhnung nach dem Berliner Infansmodell wird an späterer Stelle verdeutlicht.
2. Gestaltung der Eingewöhnungszeit
Die sogenannte “Eingewöhnung“ ist die Schlüsselsituation für den Aufbau einer sicheren Beziehung zwischen Erzieherin und Kind. Die Basis für eine vertrauensvolle Erziehungspartnerschaft zwischen pädagogischer Fachkraft und Eltern wird ebenfalls während dieser Zeit gelegt. Entscheidend für einen erfolgreichen Übergang von der Familie in eine Kindertageseinrichtung ist die feinfühlige Gestaltung der Eingewöhnungsphase.
2.1. Herausforderung für alle Beteiligten
Die Eingewöhnung von Kindern in eine Kindereinrichtung stellt für alle Beteiligten eine Herausforderung dar. Die Kinder müssen aktiv die vielfältigen Anforderungen bewältigen, die mit dem Übergang von Familie in die Kita verbunden sind. Um diese Entwicklungsaufgabe erfolgreich zu bewältigen, brauchen Eltern und Kinder in den ersten Wochen eine intensive und einfühlsame Begleitung durch eine kompetente und verlässliche Bezugsperson. Der Verlauf der Eingewöhnung entscheidet darüber, ob sich das Kind in unserer Einrichtung wohlfühlt und positiv weiterentwickeln kann und die Erziehungspartnerschaft mit den Eltern einen guten Anfang nimmt. Das Kind hat während der Eingewöhnung komplexe Aufgaben zu meistern:
- Es muss seine Verlustängste bewältigen, die mit der Trennung von der primären Bezugsperson verbunden sind.
- Es muss eine neue Form der Sicherheit finden, da mit dem Übergang in eine Kindertageseinrichtung alle bisherigen Elemente, die Sicherheit erzeugt haben, nicht mehr zugänglich sind.
- Es muss lernen, sich in Stresssituationen bei einer neuen Bezugsperson emotionalen Rückhalt zu suchen.
- Es muss Beziehungen zu anderen Kindern und Erwachsenen knüpfen und einen Platz in der Gruppe finden. Dabei muss es mit der neuen sozialen Situation umgehen; auch wenn die Konfrontation mit vielen Kindern vielleicht im ersten Moment als beängstigend empfunden wird, kann der Kontakt zu den anderen Kindern den Übergang erleichtern.
- Es muss sich eine neue, unbekannte Umgebung erschließen, die völlig anders und vielfältiger gestaltet ist als die familiäre Umgebung und damit mit einer Vielzahl neuer Reize umzugehen lernen.
- Es muss sich durch den Wechsel während des Tages zweimal an seine beiden unterschiedlichen Entwicklungsumgebungen mit jeweils anderen Bezugspersonen anpassen.
Aber auch für die Eltern ist der Prozess der Eingewöhnung eine Herausforderung: - Sie müssen sich erstmals für eine längere Zeit in einer außerfamiliären Umgebung
von ihrem Kind trennen. - Sie sind emotional sehr angespannt.
3
- Sie kommen selbst mit bestimmten Vorstellungen, Wünschen, Befürchtungen und Vorerfahrungen.
- Die ersten Eindrücke in der neuen Umgebung entscheiden, ob Zweifel und Ängste zu nehmen oder die Freude und Neugier über die neuen Möglichkeiten, die ihr Kind hat, überwiegen.
- Sie müssen bereit sein, die Ablösung ihres Kindes zu zulassen und zu unterstützen. - Sie müssen bereit sein den Eingewöhnungsprozess über die notwendige Zeit hinweg
zu begleiten. Damit die pädagogische Fachkraft den Eingewöhnungsprozess erfolgreich meistern kann muss sie:
- Einen partnerschaftlichen Kontakt zu den Eltern aufbauen. - Einfühlsame Gespräche im Vorfeld, während und zum Abschluss der
Eingewöhnungsphase führen, die die gedanklichen und emotionalen Prozesse von Eltern, Kind und pädagogischer Fachkraft zum Inhalt haben.
- Die bisherigen Bindungsbeziehungen und Bindungsverhaltensweisen des Kindes erkennen und einbeziehen.
- Sie muss die Signale des Kindes wahrnehmen und auf diese Signale angemessen reagieren.
- Dem Kind ermöglichen langsam eine stabile Beziehung zur pädagogischen Fachkraft aufzubauen und die Gewöhnung an die neue Umgebung begleiten.
- Sie muss dem Kind 5 beziehungsrelevante Aspekte vermitteln umso eine sichere Erzieherinnen- Kind- Bindung entstehen zu lassen. 1. Die Zuwendung ist eine der Basiskomponenten einer Bindungsbeziehung. Sie
bestimmt den emotional positiven Gehalt des miteinander Umgehens zwischen der Erzieherin und dem Kind und zeigt sich in der gemeinsamen Interaktion und deren Feinfühligkeit. Kleinkinder möchten zudem noch die volle Aufmerksamkeit der Erzieherin, zumindest in der Eingewöhnungsphase.
2. Die Sicherheitskomponente in der Bindungsbeziehung sagt etwas über das Ausmaß aus, mit dem ein Kind in irritierenden und bedrohlichen Situation bei der Erzieherin Schutz sucht und sich sicher bei ihr fühlt.
3. Die Komponente der Stressreduktion wird dann erfüllt, wenn das Kind Anzeichen von Stress zeigt, weint oder schreit. Die Erzieherin muss darauf reagieren und das Kind muss sich trösten lassen, muss gegebenenfalls Körperkontakt suchen und ihn auch zulassen.
4. Assistenz erfährt ein Kind, das eine Sache nicht allein schafft, Hilfe bei der Betreuungsperson sucht und sich gern von ihr helfen lässt.
5. Schließlich wird die Explorationsunterstützung dann besonders gut realisiert, wenn die Erzieherin eine sichere Basis ist. So ist zu beobachten, dass das Kind während eigenständigen Erkundens von Zeit zu Zeit die Erzieherin aufsucht und auch sonst darauf achtet, wo sie sich befindet, falls Unterstützung notwendig wäre
2.2. Die Vorbereitung
Nach dem die Eltern eine verbindliche Zusage eines Kita-Platzes bekommen haben, wird ca. ¼ Jahr vor Beginn der Eingewöhnung der Betreuungsvertrag mit der Leitung geschlossen. Bereits zu diesem Termin erhalten die Eltern detaillierte Informationen zu konzeptionellen und finanziellen Eckpunkten der Betreuung ihres Kindes. Es besteht die Möglichkeit, das Haus und eventuell die zukünftige Gruppe des Kindes zu besichtigen. Sollte die Gruppe noch nicht konkret feststehen, werden die Eltern gebeten, sich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal telefonisch zu melden. Kurz vor der Eingewöhnung treffen sich die Eltern mit einer pädagogischen Fachkraft der jeweiligen Gruppe zu einem verbindlichen Termin, um alle wichtigen Daten des Kindes und
4
deren familiären Umfeld zu erfassen. Es existiert ein Leitfaden für das Erstgespräch der pädagogischen Fachkräfte mit den Eltern. In einem Kennenlerngespräch erfahren die Erzieherinnen schon im Vorfeld wichtige Anhaltspunkte zum Kind, so dass sich Eltern und pädagogische Fachkräfte auf die Eingewöhnung des Kindes konzentrieren können. Wenn die Möglichkeit besteht, werden die zukünftigen Familien zu bevorstehenden Festen eingeladen oder können schon an Elternabenden in den Gruppen teilnehmen. Für uns ist es wichtig, dass Krippenkinder bereits schon vor der Eingewöhnung die Einrichtung kennenlernen und erste Kontakte zu den Erzieherinnen knüpfen können. Die Kinder können mit ihren Eltern die Spiel-und-Kontakt Gruppe der Einrichtung besuchen. Diese findet 1x wöchentlich für eine Stunde statt und wird von Jana Weikert, Erzieherin der Einrichtung, geleitet. Durch den frühzeitigen Kontakt lernen die Kinder das soziale Miteinander kennen.
2.3. Aufgaben der pädagogischen Fachkräfte
Für das Fachpersonal lohnt es sich, viel Zeit und Energie im Eingewöhnungsprozess auf den Beziehungsaufbau zu investieren. Somit können die Fachkräfte langfristig mit emotionalen ausgeglichenen Kindern und zufriedenen Eltern zusammenarbeiten. Die Eingewöhnungsphase erfordert eine feinfühlige Gestaltung mit einer Atmosphäre von Vertrauen, Sicherheit und Akzeptanz. Eine konstante Bezugsperson lässt das Vertrauen von Eltern und Kindern wachsen. Zu Beginn der Eingewöhnung nimmt die Bezugserzieherin behutsam Kontakt zum Kind auf. Konkrete Beobachtungen und Einschätzungen sowie der Austausch mit den Eltern beeinflussen die Gestaltung der kommenden Tage. Dies ist abhängig von den Bindungserfahrungen des Kindes, persönlichen Dispositionen und dem Alter des Kindes. Auch die Erfahrungen der Eltern spielen hier eine Rolle. In der ersten Trennungsphase des Kindes von den Eltern fungiert die pädagogische Fachkraft als neue Bezugsperson. Sie ist präsent für das Kind, wirkt unterstützend und begleitend und kann gegebenenfalls Trost spenden. Sie übernimmt feinfühlig und sensibel die Wickel- und Pflegemaßnahmen und unterstützt das Kind bei den Mahlzeiten (füttern). Die tägliche Dokumentation ist die Voraussetzung für die weitere Gestaltung der Eingewöhnungszeit. Für die optimale Dauer ist die professionelle Beobachtung und ein fundiertes theoretisches Wissen die Grundlage. Auch der Austausch mit den Eltern ist wichtig, um die individuellen Besonderheiten des Kindes und deren Familie zu berücksichtigen.
2.4. Dauer und Ablauf Das nachfolgende Schaubild verdeutlicht die einzelnen Phasen der Eingewöhnung und findet Anwendung bei Krippenkindern und Kindergartenkinder. In leicht abgeschwächter Form wird es bei Kindern angewendet die von einer anderen Kindertageseinrichtung in unsere Kindertageseinrichtung wechseln.
5
Grundphase (Tag 1–3)
Mutter/ Vater kommt mit dem Kind zusammen in die Einrichtung, beide bleiben ca. eine
Stunde im Gruppenraum.
In den ersten drei Tagen erfolgt kein Trennungsversuch.
Erster Trennungsversuch (ab 4. Tag)
Einige Minuten nach der Ankunft im Gruppenraum verabschiedet sich die Mutter/der
Vater vom Kind, verlässt den Raum und bleibt in der Nähe.
Maximale Trennungszeit 30 Minuten.
Stabilisierungsphase
kürzere Eingewöhnungszeit
ca. 1 Woche
Die Zeiträume ohne Mutter/Vater in
der Gruppe werden vergrößert.
längere Eingewöhnungszeit
ca. 2-4 Wochen
Erst ab dem 7. Tag findet ein neuer
Trennungsversuch statt. Erst wenn sich das
Kind nach der Trennung von der Erzieherin
trösten lässt, werden die Zeiträume ohne
Mutter/Vater in den nachfolgenden Tagen
Schlussphase (ca. 2 Wochen)
Mutter/ Vater hält sich nicht mehr in der Einrichtung auf, ist jedoch jederzeit
telefonisch erreichbar, falls die Tragfähigkeit der neuen Beziehung zur Erzieherin
noch nicht ausreicht, um dem Kind in herausfordernden Situationen emotionalen
Rückhalt zu geben.
6
Beschreibung des Verlaufs bei Krippenkindern In der Regel sollte die Eingewöhnung im Zeitrahmen von 2-3 Wochen abgeschlossen sein. Dies ist nur eine Empfehlung, da sich die pädagogische Fachkraft an den individuellen Bedürfnissen des einzelnen Kindes orientiert. Die Eingewöhnung ist erst komplett abgeschlossen, wenn sich das Kind von der neuen Bezugsperson trösten, füttern, wickeln lässt, es sich bereits eine weitere Bezugsperson in den Prozess mit eingegliedert hat und das Kind auf Entdeckungstour geht, spielt und soziale Kontakt knüpft. Eine solche Bindung braucht Zeit, Geduld und Verständnis. In den ersten drei Tage der Eingewöhnung wird ein Elternteil gemeinsam mit dem Kind für ca. 1h die neue Gruppe besuchen. Im Gruppenraum erwartet die Bezugserzieherin, die über den nächsten Zeitraum konstant für das Kind da ist, das neue Kind. Von der Gesamtgruppe befinden sich maximal 6 weitere Kinder im Gruppenraum. Die Eltern sollten zum festgelegten Zeitpunkt kommen, um den Kindern einen geregelten Ablauf zu ermöglichen. Die Eltern fungieren als „sicherer Hafen“ für das Kind und bieten somit die Gelegenheit zum Bindungsaufbau zur pädagogischen Fachkraft. Das Kind kann das Zimmer erkunden oder die neue Situation aus der schützenden Perspektive beobachten. Ein vertrauter Gegenstand wie ein Schmusetuch, eine Flasche oder der Schnuller bieten dem Kind Sicherheit. Die pädagogische Fachkraft nimmt über kleine Spielangebote behutsam Kontakt zum Kind auf und beobachtet dessen Reaktion. Das Kind nimmt wahr, mit welchem Umgangston sich Eltern und pädagogische Fachkraft begegnen und verhält sich demensprechend zugewandt. An diesen Tagen sollte kein Trennungsversuch unternommen werden. Auch das kurzzeitige Verlassen des Zimmers sollte nur mit dem Kind erfolgen. Am 4. Tag kann der 1. Trennungsversuch für max. 30 min unternommen werden. Die Eltern verabschieden sich von ihrem Kind und teilen ihm mit, wohin sie gehen. Die Reaktion des Kindes gibt der pädagogischen Fachkraft Aufschluss über die weitere Gestaltung der Eingewöhnungszeit. Auch wenn das Kind weint, sollte der Elternteil den Raum verlassen. Nur wenn es sich gar nicht von der neuen Bezugsperson beruhigen lässt, dann werden die Eltern wieder in das Zimmer geholt. Der nächste Trennungsversuch sollt dann erst am 7. Tag stattfinden. Dass Kinder beim Verabschieden weinen, ist völlig normal und sollte Eltern nicht allzu sehr verunsichern. Nach dem Wochenende ist es nicht sinnvoll, einen neuen Trennungsversuch zu starten. Der Montag sollte zeitlich so gestaltet sein wie der Freitag, weil das Kind sich nach dem Wochenende erst wieder eingewöhnen muss. Die Anwesenheitszeit des Kindes wird in den kommenden Tagen schrittweise ausgedehnt, so dass die Kinder auch an den Mahlzeiten und am Mittagsschlaf teilnehmen können. In den kommenden Tagen - der Stabilisierungsphase - sollten die Eltern immer telefonisch erreichbar bleiben, falls das Kind sich in besonderen Situationen doch noch nicht von der Bezugsperson trösten lässt.
Beschreibung des Verlaufs bei Kindergartenkindern Kindergartenkinder haben in der Regel bereits Erfahrungen mit gleichaltrigen Kindern gesammelt. Der Kreis der Bezugspersonen hat sich ebenfalls erweitert. Trotzdem ist es notwendig, den Kindern eine Eingewöhnung zu ermöglichen. Die anderen Kinder der Gruppe sind bereits informiert, dass ein neues Kind in die Gruppe kommt. Die Erzieherin nutzt den ersten Kontakt zum Kind, indem es mit ihm seine persönlichen Dinge kennzeichnet oder ihm ein Bild zuordnet. Somit wird für das Kind die Zugehörigkeit zur Gruppe signalisiert. Die ersten 2 - 3 Tage werden gemeinsam mit einem Elternteil in der neuen Gruppe verbracht. Die Aufenthaltsdauer sollte 1,5 h nicht überschreiten. Das Kind kann einem vertrauten Gegenstand von zu Hause mitbringen wie ein Kuscheltier, Spielzeug oder ein Buch. Individuell wird mit der pädagogischen Fachkraft vereinbart, wie die kommenden Tage gestaltet werden. Je nach Reaktionen des Kindes ist eine kürzere Eingewöhnungszeit von 6 Tagen möglich. Auch bei Kindergartenkindern müssen die Eltern damit rechnen, dass
7
es beim Abschied Tränen gibt. Grundsätzlich verläuft die Eingewöhnung wie in der Krippe und die Anwesenheitszeiten werden allmählich verlängert. Übergang von der Krippe zum Kindergarten
Ca. ½ Jahr vor dem Wechsel in eine Kindergartengruppe können die Eltern ihrem Gruppenwunsch äußern. Dieser dient nur zur Orientierung für die Leitung und ist nicht bindend. Die pädagogische Fachkraft der Krippe besucht bereits 2 - 4 Wochen vor dem Wechsel die neue Gruppe, begleitet wenn möglich das Kind und unterstützt es bei der Neuorientierung. Das Kind nutzt die Spielzeit und kann auch gegebenenfalls an den Mahlzeiten in der neuen Gruppe teilnehmen. So lernt es bereits im Vorfeld die Räumlichkeiten, die neuen Kinder und Fachkräfte und eventuell andere Abläufe kennen. Auch hier ist es notwendig, dem Kind genügend Zeit zum Eingewöhnen zu lassen. Es muss das Vertrauensverhältnis zur neuen pädagogischen Fachkraft erst aufgebaut werden, was ein sensibles Annähern erfordert. Bestehende Ängste und Unsicherheiten der Kinder sollten ernst genommen werden, da ein Wechsel auch immer eine Veränderung darstellt.
3. Reflexion der Eingewöhnungszeit
Während der Eingewöhnungszeit beobachtet die Erzieherin das Kind und dokumentiert den Verlauf in Wort und Bild. Daraus entsteht eine Eingewöhnungsgeschichte die ihren Platz im Portfolio des Kindes erhält. Diese Geschichte ist Ausgangspunkt für ein Gespräch mit den Eltern um den bisherigen Entwicklungsverlauf zu verdeutlichen. Dieses Gespräch findet spätestens ein halbes Jahr nach Aufnahme statt.
Um die Zufriedenheit der Eltern festzustellen, erhalten sie einen Fragebogen. Die Auswertung dazu, gibt uns wertvolle Hinweise für die Verbesserung der Qualität.
4. Formulare , Dokumente und Checklisten
Um sicherzustellen dass alle Punkte die für die Eingewöhnung von Bedeutung sind, berücksichtigt werden, stehen einige Formulare, Dokumente und Checklisten zur Verfügung:
- Checkliste für die Leitung - Checkliste für die pädagogischen Fachkräfte - Informationsbrief für Eltern - Kennenlerngespräch - Formular zur Dokumentation - Brief an die Eltern aus Sicht des Kindes - Flyer Spiko - Formular Angaben/ Informationen
8
Kennenlerngespräch
Name des Kindes: _____________________________________