Einführung in die Volkswirtschaftslehre und Mikroökonomik Prof. Dr. Philipp Weinschenk
Einführung in die Volkswirtschaftslehreund Mikroökonomik
Prof. Dr. Philipp Weinschenk
Organisatorisches• Kurz zu mir:
– ich habe in Konstanz VWL studiert– in Bonn promoviert– danach war ich am Max Planck Institut für
Gemeinschaftsgüter tätig– Gastwissenschaftler in Harvard– Vertretungsprofessor in Mannheim
• E-Mailadresse: [email protected]
2
Bei Fragen• Sprechstunde: Montags von 11.00-12.00,
Raum 42-428• Grundsätzlich bitte ich Sie, mich für inhaltliche
Fragen persönlich anzusprechen (dies ist geht einfacher und schneller als per E-Mail)
• Sie können mich vor und nach jeder Vorlesung gerne ansprechen
• Bei vielen oder umfangreichen Fragen bietet sich die Sprechstunde an
3
Gliederung der Vorlesung
• Einführung in die VWL: etwa erste zwei Wochen
• Mikroökonomik: restliches Semester
4
Themenübersicht Einführung in die VWL
• Abschnitt 1: Nachfrage, Angebot und Gleichgewicht
• Abschnitt 2: Modelle, Annahmen und Realität• Abschnitt 3: Handel• Abschnitt 4: Arbeitslosigkeit• Abschnitt 5: BIP und Wirtschaftswachstum
• Literatur: Mankiw, Taylor, „Grundzüge der VWL“
5
Abschnitt 1:Nachfrage, Angebot und
Gleichgewicht
6
Wasser und Diamanten• Wasser ist viel wichtiger als Diamanten• Warum sind trotzdem Diamanten teurer als Wasser?• Um diese Frage beantworten zu können ist es nützlich
die Konzepte „Nachfrage“ und „Angebot“ zu verstehen• Die Nachfrage gibt an, wieviel Konsumenten von einem
Gut kaufen wollen, zu gegebenen Preisen• Das Angebot gibt an, wieviel Produzenten von einem
Gut anbieten wollen, zu gegebenen Preisen• Da Wasser viel wichtiger ist als Diamanten ist die
Nachfrage nach Wasser höher als die Nachfrage nach Diamanten
• Aber: Auch das Angebot an Wasser ist viel höher als das Angebot von Diamanten
7
Erläuterungen• 𝑆𝑆𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤: Angebot Wasser (engl. Angebot=
supply)• 𝐷𝐷𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤: Nachfrage Wasser (engl. Nachfrage=
demand)• 𝑝𝑝𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤: Preis des Gutes Wasser• 𝑄𝑄𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤: Menge des Gutes Wasser (engl.
Menge=quantity)• Die Gleichgewichtspreise/-mengen sind mit
Sternen gekennzeichnet8
Wasser
9
𝑄𝑄𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤
𝑝𝑝𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤
𝑆𝑆𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤
𝐷𝐷𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑝𝑝𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤∗
𝑄𝑄𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤∗
Diamanten
10
𝑄𝑄𝑑𝑑𝑑𝑑𝑤𝑤𝑑𝑑.
𝑝𝑝𝑑𝑑𝑑𝑑𝑤𝑤𝑑𝑑.𝑆𝑆𝑑𝑑𝑑𝑑𝑤𝑤𝑑𝑑.
𝐷𝐷𝑑𝑑𝑑𝑑𝑤𝑤𝑑𝑑.
𝑝𝑝𝑑𝑑𝑑𝑑𝑤𝑤𝑑𝑑.∗
𝑄𝑄𝑑𝑑𝑑𝑑𝑤𝑤𝑑𝑑.∗
Steigung der Nachfragekurve• Bei einem höheren Preis ist es in der Regel
optimal für Konsumenten weniger von dem Gut nachzufragen
• Beispiel: Ich biete Ihnen Schokolade an zum Preis je Tafel von 10 Cent (die Nachfrage dürfte sehr hoch sein) oder zum Preis von 1 Euro (die Nachfrage dürfte moderat sein) oder zum Preis von 10 Euro (die Nachfrage dürfte Null sein)
• Daher haben Nachfragekurven (in der Regel) eine negative Steigung
11
Steigung Angebotskurve• Bei einem höheren Preis ist es optimal für die
Produzenten ihre Produktion auszuweiten• Daher haben Angebotskurven eine positive
Steigung
12
Elastizität Nachfrage• Wenn die Nachfrage sehr stark auf Preisänderungen
reagiert spricht man von einer sehr elastischen Nachfrage
• Grafisch: die Nachfragekurve ist relativ flach
13Q
𝑝𝑝
𝐷𝐷
• Wenn die Nachfrage nur wenig auf Preisänderungen reagiert spricht man von einer eher unelastischen Nachfrage
• Grafisch: die Nachfragekurve ist relativ steil
14Q
𝑝𝑝
𝐷𝐷
Elastizitäten verschiedener Güter• Frage: Für welche Güter ist die Nachfragekurve
sehr elastisch bzw. eher unelastisch?• Antwort: Wenn Konsumenten ein Gut leicht
[schwer] durch ein anderes Gut ersetzen können bzw. wollen, dann ist die Elastizität der Nachfrage sehr elastisch [eher unelastisch]
• Beispiele:– Die Nachfrage nach Toilettenpapier von Marke XY
sollte sehr elastisch sein (wenn die Marke XY den Preis anhebt, dann wechseln viele Konsumenten zu einer anderen Marke)
– Die Nachfrage nach Insulin ist eher unelastisch (Diabeteskranke sind auf Insulin angewiesen)
15
Elastizität Angebot• Wenn das Angebot sehr stark auf Preisänderungen
reagiert spricht man von einem sehr elastischen Angebot
• Grafisch: die Angebotskurve ist relativ flach
16Q
𝑝𝑝
𝑆𝑆
• Wenn das Angebot nur wenig auf Preisänderungen reagiert spricht man von einem eher unelastischen Angebot
• Grafisch: die Angebotskurve ist relativ steil
17Q
𝑝𝑝 𝑆𝑆
Wer bietet auf einem Markt an, wer fragt nach?
• Vielen Güter (z.B.. Wasser, Diamanten, Schokolade etc.) werden durch Firmen angeboten und von Konsumenten nachgefragt
• Es gibt aber auch Güter, nämlich Inputfaktoren wie Arbeit und Kapital, welche von Firmen nachgefragt werden und von Konsumenten angeboten werden
18
Geld- und Güterströme
19
Firmen Konsumenten
Gütermärkte
Faktormärkte
Gleichgewicht• Ein Markt ist im Gleichgewicht wenn sich ein Preis bildet, zu
welchem das Angebot der Nachfrage entspricht• Grafisch: Schnittpunkt der Angebotskurve und der
Nachfragekurve
• Der Gleichgewichtspreis ist 𝑝𝑝∗, die Gleichgewichtsmenge 𝑄𝑄∗20
Q
𝑝𝑝𝑆𝑆
𝐷𝐷
𝑝𝑝∗
𝑄𝑄∗
Warum sollten Märkte im Gleichgewicht sein?
• Bei Preisen unterhalb des Gleichgewichtspreises übersteigt die Nachfrage das Angebot, weshalb die Produzenten höhere Preise durchsetzen können
21Q
𝑝𝑝𝑆𝑆
𝐷𝐷Überschussnachfrage
• Bei Preisen oberhalb des Gleichgewichtspreises übersteigt das Angebot die Nachfrage, weshalb die Konsumenten die Preise drücken können
22Q
𝑝𝑝𝑆𝑆
𝐷𝐷
Überschussangebot
Änderung der Angebotskurve• Die Sanktionen gegen ein ölproduzierendes
Land im Nahen Osten werden aufgehoben• Was passiert mit dem Angebot und der
Nachfrage nach Öl in der EU?• Die Nachfragekurve ändert sich nicht• Aber die Angebotskurve verschiebt sich nach
rechts (zu jedem Preis 𝑝𝑝 sind die Produzenten jetzt bereit mehr zu produzieren)
23
24
Q
𝑝𝑝𝑆𝑆𝑤𝑤𝑎𝑎𝑎𝑎
𝐷𝐷
𝑝𝑝𝑤𝑤𝑎𝑎𝑎𝑎∗
𝑄𝑄𝑤𝑤𝑎𝑎𝑎𝑎∗
𝑆𝑆𝑛𝑛𝑤𝑤𝑛𝑛
𝑄𝑄𝑛𝑛𝑤𝑤𝑛𝑛∗
𝑝𝑝𝑛𝑛𝑤𝑤𝑛𝑛∗
Auswirkungen• Der Gleichgewichtspreis sinkt, die
Gleichgewichtsmenge steigt• Die Effekte sind umgekehrt wenn sich die
Angebotskurve nach links verschiebt
25
Änderung der Nachfragekurve• Eine wissenschaftliche Studie ergibt, dass
Zucker sehr gesund ist• Was passiert mit dem Angebot und der
Nachfrage nach Zucker?• Die Angebotskurve ändert sich nicht• Aber die Nachfragekurve verschiebt sich nach
rechts (zu jedem Preis 𝑝𝑝 sind die Konsumenten jetzt bereit mehr zu konsumieren)
26
27
Q
𝑝𝑝𝑆𝑆
𝐷𝐷𝑤𝑤𝑎𝑎𝑎𝑎
𝑝𝑝𝑤𝑤𝑎𝑎𝑎𝑎∗
𝑄𝑄𝑤𝑤𝑎𝑎𝑎𝑎∗ 𝑄𝑄𝑛𝑛𝑤𝑤𝑛𝑛∗
𝑝𝑝𝑛𝑛𝑤𝑤𝑛𝑛∗
𝐷𝐷𝑛𝑛𝑤𝑤𝑛𝑛
Auswirkungen• Der Gleichgewichtspreis steigt, die
Gleichgewichtsmenge steigt• Die Effekte sind umgekehrt wenn sich die
Nachfragekurve nach links verschiebt
28
Änderungen und Elastizitäten• Wie stark Änderungen der Angebots- oder
Nachfragekurve den Gleichgewichtspreis die Gleichgewichtsmenge ändern hängt von den Elastizitäten der Kurven ab
29
Woher wissen wir wie elastisch die Angebotskurve und die Nachfragekurve sind?
• Dies ist eine empirische Frage• Problem: Viele Angebots- und Nachfragekurven sind
kompatibel mit einem bestimmten Gleichgewicht
30
Q
𝑝𝑝𝑆𝑆3
𝐷𝐷1
𝑝𝑝∗
𝑄𝑄∗
𝐷𝐷3
𝐷𝐷2
𝑆𝑆2𝑆𝑆1
Lösung• Um die Form der Nachfragekurve zu bestimmen
betrachten wir das Gleichgewicht in verschiedenen Situationen, bei welchen die Angebotskurven unterschiedlich waren
• Um die Form der Angebotskurve zu bestimmen ... die Nachfragekurven unterschiedlich waren
31
Q
𝑝𝑝 𝑆𝑆1
𝐷𝐷
𝑆𝑆2𝑆𝑆3
Wie beeinflussen sich Märkte gegenseitig?
• Märkte können sich auch gegenseitig beeinflussen
• Betrachten Sie den Markt für Rindfleisch und den für Schweinefleisch
• Durch eine Seuche geht das Angebot an Rindfleisch zurück, d.h. die Angebotskurve für Rindfleisch verschiebt sich nach links
• Dadurch steigt der Gleichgewichtspreis 𝑝𝑝𝑅𝑅∗ und die Gleichgewichtsmenge 𝑄𝑄𝑅𝑅∗ sinkt
32
33
𝑄𝑄𝑅𝑅
𝑝𝑝𝑅𝑅𝑆𝑆𝑅𝑅,𝑤𝑤𝑎𝑎𝑎𝑎
𝐷𝐷
𝑝𝑝𝑅𝑅,𝑤𝑤𝑎𝑎𝑎𝑎∗
𝑄𝑄𝑅𝑅,𝑤𝑤𝑎𝑎𝑎𝑎∗
𝑝𝑝𝑅𝑅,𝑛𝑛𝑤𝑤𝑛𝑛∗
𝑄𝑄𝑅𝑅,𝑛𝑛𝑤𝑤𝑛𝑛∗
𝑆𝑆𝑅𝑅,𝑛𝑛𝑤𝑤𝑛𝑛
Was passiert auf dem Markt für Schweinefleisch?
• Das Angebot an Schweinefleisch bleibt gleich, gegeben das Produzenten von Schweinefleisch nicht leicht auf die Produktion von Rindfleisch umsteigen können
• Da Konsumenten leicht von Rindfleisch auf Schweinefleisch umsteigen können steigt die Nachfrage nach Schweinefleisch aufgrund des höheren Rindfleischpreises an
• Die Nachfragekurve für Schweinefleisch verschiebt sich also nach rechts
• Der Gleichgewichtspreis 𝑝𝑝𝑆𝑆∗ und die Gleichgewichtsmenge 𝑄𝑄𝑆𝑆∗ steigen
34
35
𝑄𝑄𝑆𝑆
𝑝𝑝𝑆𝑆𝑆𝑆𝑆𝑆
𝐷𝐷𝑆𝑆,𝑤𝑤𝑎𝑎𝑎𝑎
𝑝𝑝𝑆𝑆,𝑤𝑤𝑎𝑎𝑎𝑎∗
𝑄𝑄𝑆𝑆,𝑤𝑤𝑎𝑎𝑎𝑎∗ 𝑄𝑄𝑆𝑆,𝑛𝑛𝑤𝑤𝑛𝑛
∗
𝑝𝑝𝑆𝑆,𝑛𝑛𝑤𝑤𝑛𝑛∗
𝐷𝐷𝑆𝑆,𝑛𝑛𝑤𝑤𝑛𝑛
Autos und Benzin• Wegen Sanktionen geht das Angebot an
Benzin zurück, d.h. die Angebotskurve verschiebt sich nach links
• Der Gleichgewichtspreis 𝑝𝑝𝐵𝐵∗ steigt und die Gleichgewichtsmenge 𝑄𝑄𝐵𝐵∗ sinkt dadurch
36
37
𝑄𝑄𝐵𝐵
𝑝𝑝𝐵𝐵𝑆𝑆𝐵𝐵,𝑤𝑤𝑎𝑎𝑎𝑎
𝐷𝐷
𝑝𝑝𝐵𝐵,𝑤𝑤𝑎𝑎𝑎𝑎∗
𝑄𝑄𝐵𝐵,𝑤𝑤𝑎𝑎𝑎𝑎∗
𝑝𝑝𝐵𝐵,𝑛𝑛𝑤𝑤𝑛𝑛∗
𝑄𝑄𝐵𝐵,𝑛𝑛𝑤𝑤𝑛𝑛∗
𝑆𝑆𝐵𝐵,𝑛𝑛𝑤𝑤𝑛𝑛
Was passiert auf dem Markt für Autos?• Da Autofahren jetzt teurer wird steigen viele
Konsumenten auf andere Verkehrsmittel um• Die Nachfragekurve für Autos verschiebt sich
daher nach links• Der Gleichgewichtspreis 𝑝𝑝𝐴𝐴∗ und die
Gleichgewichtsmenge 𝑄𝑄𝐴𝐴∗ sinken
38
39
𝑄𝑄𝐴𝐴
𝑝𝑝𝐴𝐴𝑆𝑆𝐴𝐴
𝐷𝐷𝐴𝐴,𝑤𝑤𝑎𝑎𝑎𝑎
𝑝𝑝𝐴𝐴,𝑤𝑤𝑎𝑎𝑎𝑎∗
𝑄𝑄𝐴𝐴,𝑤𝑤𝑎𝑎𝑎𝑎∗𝑄𝑄𝐴𝐴,𝑛𝑛𝑤𝑤𝑛𝑛
∗
𝑝𝑝𝐴𝐴,𝑛𝑛𝑤𝑤𝑛𝑛∗
𝐷𝐷𝐴𝐴,𝑛𝑛𝑤𝑤𝑛𝑛
Substitute und Komplemente• Wenn ein höherer Preis von Gut 1 die Nachfrage
nach Gut 2 erhöht spricht man von Substitutionsgütern (siehe Rindfleisch und Schweinefleisch)
• Substitutionsgüter stillen ähnliche Bedürfnisse• Wenn ein höherer Preis von Gut 1 die Nachfrage
nach Gut 2 senkt spricht man von Komplementärgütern (siehe Benzin und Autos)
• Komplementärgüter ergänzen sich bei der Benutzung
40
Abschnitt 2:Modelle, Annahmen und Realität
41
Modelle• In der Volkswirtschaftslehre arbeiten wir mit
Modellen• Modelle sollen ökonomische relevante
Zusammenhänge darstellen und aufzeigen• D.h. uns helfen, ökonomische relevante
Zusammenhänge zu verstehen• Wir haben aber nicht den Anspruch, dass
Modelle die Welt vollständig abbilden
42
Annahmen• Damit die Modelle handhabbar bleiben werden stets
Annahmen getroffen• Je nach Modellzweck trifft man unterschiedliche
Annahmen• Annahmen werden häufig mit Hilfe empirischer Daten
validiert• Aus den Annahmen eines Modells lassen sich mit Hilfe
mathematischer Beweise Implikationen herleiten• Ein großer Vorteil von ökonomischen Modellen ist es,
dass der Zusammenhang zwischen Annahmen und Implikationen mit mathematischer Genauigkeit objektiv nachprüfbar ist
43
Ziele der Akteure• Modelle nehmen meist an, dass die Akteure
bestimmte Ziele maximieren und bestimmte Nebenbedingungen einhalten müssen
• Beispiel: Ein Konsument maximiert seinen Nutzen, muss allerdings eine Budgetbedingung einhalten
• Die Ziele werden meist Mithilfe von Zielfunktionen formalisiert
• Beispiel: Die Nutzenfunktion eines Konsumenten ist 𝑢𝑢 𝑥𝑥𝐸𝐸𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑛𝑛, 𝑥𝑥𝑇𝑇𝑤𝑤𝑑𝑑𝑛𝑛𝑇𝑇𝑤𝑤𝑛𝑛 = 𝛼𝛼𝑥𝑥𝐸𝐸𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑛𝑛 + 𝛽𝛽𝑥𝑥𝑇𝑇𝑤𝑤𝑑𝑑𝑛𝑛𝑇𝑇𝑤𝑤𝑛𝑛
44
Realität• In der Realität kennt wahrscheinlich niemand exakt
seine Zielfunktion• Es geht beispielsweise niemand in einen Laden, mit
der Absicht seine Zielfunktion über die Wahl der Einkäufe zu maximieren
• Unter Umständen handeln Akteure jedoch so als hätten sie eine Zielfunktion, welche sie maximieren
• Modelle sind daher abstrakte, häufig mathematische und vereinfachte Abbildungen der Realität, welche im Idealfall trotzdem realistische Voraussagen liefern
45
Beispiel Modell für Steuerwettbewerb• Es gibt zwei Länder mit unterschiedlicher Größe aber
gleicher Bevölkerungsdichte• Das größere von beiden erstreckt sich im Intervall
[−1,𝛽𝛽], das kleinere im Intervall [𝛽𝛽, 1] (wobei 0 < 𝛽𝛽 <1 ist)
• Jeder Konsument kauft eine Einheit des Gutes• Beide Länder erheben eine Steuer auf den Verkauf des
Gutes• Der Preis ohne Steuern ist in beiden Ländern gleich
46
0 𝛽𝛽−1 1
Großes Land KleinesLand
• Die Einwohner beider Länder haben die Möglichkeit auch im jeweils anderen Land einzukaufen
• Dabei entstehen ihnen entfernungsabhängige Reisekosten, weshalb sie an der Grenze und nicht im Hinterland einkaufen werden
• Für ein Individuum welches 𝑆𝑆 Entfernungseinheiten weit von der Grenze weg wohnt, entstehen Reisekosten 𝛼𝛼𝑆𝑆
• Hinreichend grenznahe Konsumenten des Hochsteuerlandes werden daher im Niedrigsteuerland einkaufen
• Die Regierungen beider Länder haben das Ziel ihre Steuereinnahmen zu maximieren
47
Steuern im Gleichgewicht• Man kann zeigen (siehe Nielsen, S.B. (2001): A simple
model of commodity taxation and cross-border shopping.
Scandinavian Journal of Economics 103, 599-623), dass die Steuersätze im Gleichgewicht wie folgt sind:
𝑡𝑡𝑔𝑔𝑤𝑤𝑔𝑔𝑔𝑤𝑤𝑤𝑤 𝐿𝐿𝑤𝑤𝑛𝑛𝑑𝑑 = 𝛼𝛼 1 + 𝛽𝛽3
,
𝑡𝑡𝑇𝑇𝑎𝑎𝑤𝑤𝑑𝑑𝑛𝑛𝑤𝑤𝑤𝑤 𝐿𝐿𝑤𝑤𝑛𝑛𝑑𝑑 = 𝛼𝛼 1 −𝛽𝛽3
• Das kleinere Land erhebt also den niedrigeren Steuersatz
48
Intuition• Intuition:
– Durch eine niedrigere Steuer kann ein Land seine Steuerbasis vergrößern, da dann mehr Konsumenten in diesem einkaufen
– Aber durch eine niedrigere Steuer sinken die Steuereinnahmen bei jedem Käufer
– Das kleinere Land hat bei gleichen Steuern weniger Käufer und verliert dadurch weniger Steuereinnahmen wenn es seine Steuer senkt
– Das kleinere Land hat daher einen höheren Anreiz eine niedrigere Steuer zu setzen als das große Land
• Des Weiteren kann man zeigen, dass (i) das kleinere Land höhere pro-Kopf Steuereinnahmen erzielt und (ii) beide Länder höhere Steuereinnahmen erzielen können wenn sie ihre Steuerpolitik koordinieren
49
Mögliche Kritik am Modell• Man kann dieses Modell als unrealistisch kritisieren (in der
Realität sind Länder nicht rechteckig, die Bevölkerungs-dichte ist nicht überall gleich, Konsumenten sind unterschiedlich …)
• Wenn man dies alles berücksichtigt wird das Modell sehr kompliziert (und wahrscheinlich nicht mehr handhabbar)
• Aber auch dann hat das kleinere Land einen höheren Anreiz eine niedrigere Steuer zu setzen als das große Land
• Wenn wir also versuchen das Modell realistischer zu machen wird es komplizierter, ohne das sich etwas an den grundlegenden Ergebnissen ändert
• Die „unrealistischen“ Annahmen sind daher für diesen Modellzweck gerechtfertigt
50
Abschnitt 3:Handel
51
Modell• Es gibt zwei Güter: Kartoffeln und Fleisch• In der Ökonomie leben zwei Personen: ein
Bauer und ein Jäger• Um ein kg Fleisch zu produzieren benötigt der
Bauer 10 Stunden, der Jäger nur 2 Stunden• Um ein kg Kartoffeln zu produzieren benötigt
der Bauer 5 Stunden, der Jäger 4 Stunden• Jede Person wählt wieviel sie innerhalb einer
Woche (40 Arbeitsstunden) herstellen will52
Produktionsmöglichkeiten Bauer
53
4
0 8 Kartoffelnin kg
Fleischin kg
Produktionsmöglichkeiten Jäger
54
20
0 10 Kartoffelnin kg
Fleischin kg
Ohne Handel• Der Bauer entscheidet sich 1 kg Fleisch und 6 kg
Kartoffeln herzustellen und zu konsumieren• Für die Fleischherstellung benötigt er 10 Stunden, für
die Kartoffelherstellung 30 Stunden• Der Jäger entscheidet sich 10 kg Fleisch und 5 kg
Kartoffeln herzustellen und zu konsumieren• Für die Fleischherstellung benötigt er 20 Stunden, für
die Kartoffelherstellung 20 Stunden
55
Bauer Jäger GesamtFleisch 1 10 11
Kartoffeln 6 5 11
Mit Handel• Sollte der Bauer und der Jäger miteinander handeln?• Ja!• Wenn der Bauer nur Kartoffeln herstellt und der
Jäger 24 Stunden Fleisch und 16 Stunden Kartoffeln herstellt erzielen sie zusammen 12 kg Fleisch und 12 kg Kartoffeln
56
Bauer Jäger GesamtFleisch 0 12 12
Kartoffeln 8 4 12
Konsum mit Handel• Die beiden könnten nun beispielsweise 2 kg
Kartoffeln gegen 2 kg Fleisch tauschen• Dann konsumieren sie folgende Mengen
• Beide Parteien stellen sich durch Handel besser!
• Grund: Spezialisierung (siehe nachfolgende Erläuterungen)
57
Bauer Jäger InsgesamtFleisch 2 10 12
Kartoffeln 6 6 12
Absoluter Vorteil• Der Jäger benötigt weniger Zeit zur
Herstellung von Fleisch (2 vs. 10 Stunden) und Kartoffeln als der Bauer (4 vs. 5 Stunden)
• Er hat daher einen absoluten Vorteil bei der Herstellung beider Güter
• Wie kann Handel trotzdem für beide Parteien vorteilhaft sein?
58
Opportunitätskosten• Opportunitätskosten sind entgangene Erlöse
die dadurch entstehen, dass vorhandene Möglichkeiten (Opportunitäten) nicht wahrgenommen werden
• Beispiele:– Wenn der Bauer eine Stunde zur Herstellung von
Kartoffeln verwendet kann er in dieser Stunde kein Fleisch herstellen
– Wenn ich schlafe kann ich nicht gleichzeitig arbeiten
59
Opportunitätskosten• Die Opportunitätskosten des Bauern zur
Herstellung von 1 kg Fleisch sind 2 kg Kartoffeln• Die Opportunitätskosten des Jägers zur
Herstellung von 1 kg Fleisch sind 0,5 kg Kartoffeln• Die Opportunitätskosten des Bauern zur
Herstellung von 1 kg Kartoffeln sind 0,5 kg Fleisch• Die Opportunitätskosten des Jägers zur
Herstellung von 1 kg Kartoffeln sind 2 kg Fleisch
60
Komparativer Vorteil• Da der Jäger bei der Herstellung von Fleisch
die niedrigeren Opportunitätskosten hat, besitzt er den komparativen Vorteil bei der Fleischherstellung
• Da der Bauer bei der Herstellung von Kartoffeln die niedrigeren Opportunitäts-kosten hat, besitzt er den komparativen Vorteil bei der Kartoffelherstellung
61
Komparative Vorteile und Handelsgewinne• Wenn die Parteien unterschiedliche Opportunitäts-
kosten haben, dann hat eine Partei jeweils den komparativen Vorteil bei der Herstellung eines Gutes
• Dann lassen sich durch Spezialisierung Handelsgewinne erzielen
• Beide Parteien profitieren dann von Handel• Es ist dann niemals optimal, dass beide Parteien beide
Güter produzieren• Im vorangegangenen Beispiel spezialisiert sich der
Bauer auf die Herstellung von Kartoffeln, wodurch Handelsgewinne entstehen und beide Parteien besser gestellt werden
62
Wie wahrscheinlich sind komparative Vorteile?• Der Bauer benötigt 𝛼𝛼 Stunden um ein kg Fleisch zu
produzieren, der Jäger 𝛽𝛽 Stunden• Der Bauer benötigt 𝛾𝛾 Stunden um ein kg Kartoffeln zu
produzieren, der Jäger 𝛿𝛿 Stunden• Es gibt keine komparativen Vorteile dann und nur dann
wenn 𝛼𝛼𝛾𝛾
= 𝛽𝛽𝛿𝛿
ist
• Wenn wir 𝛼𝛼,𝛽𝛽, 𝛾𝛾 aus einer Verteilungsfunktion ziehen, dann muss 𝛾𝛾 einen ganz bestimmten Wert annehmen damit diese Gleichung gilt
• Da 𝛼𝛼,𝛽𝛽, 𝛾𝛾, 𝛿𝛿 reelle Zahlen sind ist dies extrem unwahrscheinlich (Wahrscheinlichkeit geht gegen 0)
• In aller Regel lassen sich also durch Spezialisierung und Handel Gewinne erzielen, wodurch alle Parteien besser gestellt werden
63
Internationaler Handel• Die gleichen Prinzipien können auf den internationalen
Handel angewandt werden• Wenn Länder unterschiedliche Opportunitätskosten haben
lassen sich durch Handel und Spezialisierung Gewinne erzielen, wodurch alle Länder besser gestellt werden
• Beispiel: Costa Rica hat bei Produktion von Bananen einen komparativen Vorteil gegenüber Deutschland; Deutschland hat bei der Produktion von Autos einen komparativen Vorteil gegenüber Costa Rica
• Anmerkung: Innerhalb eines Landes kann internationaler Handel einzelne Parteien schlechter stellen (Beispiel: Bananenproduzenten in Deutschland); dies kann aber (zumindest theoretisch) durch Umverteilung der Handelsgewinne ausgeglichen werden
64
Handelsgewinne imAngebot-Nachfrage-Diagramm
• An der Nachfragekurve kann man ablesen wie viel Konsumenten maximal bereit sind für eine bestimmte Einheit des Gutes zu bezahlen
• An der Angebotskurve kann man ablesen wie viel Firmen mindestens für eine bestimmte Einheit des Gutes verlangen
• Die Differenz zwischen diesen beiden Werten ist der Handelsgewinn, der bei der Realisierung des Handels dieser Einheit entsteht
65
Beispiel
66
Q
𝑝𝑝𝑆𝑆
𝐷𝐷
3
1
7• Durch den Handel der 7. Einheit des Gutes
entsteht ein Handelsgewinn von 2• Wie der Handelsgewinn zwischen Käufer und
Verkäufer aufgeteilt wird hängt vom Preis ab
Abschnitt 4:Arbeitslosigkeit
67
Fragestellung• Warum gibt es Arbeitslosigkeit?• Betrachten wir den Arbeitsmarkt, wobei 𝑤𝑤 der
Lohn ist (engl. Lohn=wage) und 𝐿𝐿 die Arbeitsmenge ist (engl. Arbeit=labour)
68L
𝑤𝑤𝑆𝑆
𝐷𝐷
𝑤𝑤∗
𝐿𝐿∗
Gleichgewicht• Im Gleichgewicht stimmt das Arbeitsangebot der
Konsumenten mit der Arbeitsnachfrage der Firmen überein
• Es gibt keine Arbeitslosigkeit• Dies wiederspricht der Realität
69
Arbeitslosenquote• 𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝑡𝑡𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝑢𝑢𝐴𝐴𝑡𝑡𝐴𝐴 =
𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴 𝑑𝑑𝐴𝐴𝐴𝐴 𝐴𝐴𝐴𝐴𝑟𝑟𝐴𝐴𝐴𝐴𝑡𝑡𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝑡𝑡𝐴𝐴𝐴𝐴 𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝑡𝑡𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴 𝑑𝑑𝐴𝐴𝐴𝐴 𝐴𝐴𝐴𝐴𝑧𝑧𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴 𝐸𝐸𝐴𝐴𝑤𝑤𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝑡𝑡𝐸𝑡𝑡𝐴𝐴𝑟𝑟𝐴𝐴𝐴𝐴 + 𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴 𝑑𝑑𝐴𝐴𝐴𝐴 𝐴𝐴𝐴𝐴𝑟𝑟𝐴𝐴𝐴𝐴𝑡𝑡𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝑡𝑡𝐴𝐴𝐴𝐴 𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝑡𝑡𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴𝐴
• Wer zählt als registrierter Arbeitsloser?– Arbeitslos ist, wer weniger als 15 Stunden in der Woche
arbeitet, aber mehr als 15 Stunden arbeiten will und jünger als das jeweilige Rentenalter ist
– Darüber hinaus: Person muss dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und bereit sein, jede zumutbare Arbeit anzunehmen
• Definition der Arbeitslosigkeit der Bundesagentur für Arbeit weicht erheblich von der Eurostat-Definition (ILO-Arbeitsmarktstatistik) ab
• Auch über die Zeit hinweg hat sich die Zählweise geändert 70
Natürliche Arbeitslosigkeit• Unter natürlicher Arbeitslosigkeit versteht
man das normale, langfristige Niveau an Arbeitslosigkeit
• Die folgenden Theorien liefern Erklärungen für die natürlich Arbeitslosigkeit
• Davon abzugrenzen ist die zyklische Arbeitslosigkeit, welche insbesondere an den Konjunkturverlauf geknüpft ist– Bei schlechter Konjunktur bauen Firmen
Arbeitsplätze ab71
Theorie #1: Mindestlohn• Durch einen Mindestlohn 𝑤𝑤min > 𝑤𝑤∗ gibt es ein
Überschussangebot, d.h. Arbeitslosigkeit• Wegen des Mindestlohns ist der Markt nicht im
Gleichgewicht
72L
𝑤𝑤𝑆𝑆
𝐷𝐷
Überschussangebot𝑤𝑤min
Impliziter Mindestlohn• Neben dem gesetzlichen Mindestlohn gibt es
auch einen impliziten Mindestlohn• Dieser ist durch Lohnersatzleistungen des
Sozialstaates begründet• Beispiel:
– Eine Familie bekommt pro Monat 1500 Euro Sozialhilfe
– Es gibt eine Person, welche arbeiten kann– Die maximale Arbeitszeit beträgt 150 Stunden pro
Monat– Der implizite Mindestlohn ist dann 10 Euro/Stunde
73
Theorie #2: Sucharbeitslosigkeit– Der Arbeitsmarkt ist dynamisch, ständig gibt es
neue Stellen und alte werden abgebaut; ebenso gibt es ständig neue Arbeitskräfte und andere hören auf
– Die richtige Arbeitsstelle zu finden ist für Arbeitskräfte nicht einfach und benötigt Zeit
– Ebenso benötigen Firmen Zeit passende Arbeitskräfte zu finden
– Dadurch entsteht Arbeitslosigkeit
74
Theorie #3: Gewerkschaften• Gewerkschaften können, wenn sie
entsprechende Verhandlungsmacht haben, Löhne über dem Gleichgewichtslohn durchsetzen
• Dadurch kommt der Markt nicht ins Gleichgewicht und es gibt Arbeitslosigkeit
• Insider versus Outsider: Beschäftigte Personen (Insiders) profitieren vom hohen Lohn, während arbeitslose Personen darunter leiden
75
Positive Aspekte von Gewerkschaftsmacht
• Gewerkschaften bilden ein Gegengewicht gegenüber der Verhandlungsmacht der Firmen– Ohne Gewerkschaften haben Arbeitskräfte oft
deutlich weniger Verhandlungsmacht als Firmen– Dies gilt insbesondere für schlecht qualifizierte
Arbeitskräfte
• Gewerkschaften sorgen dafür, dass sich Firmen stärker um die Bedürfnisse ihrer Arbeitskräfte kümmern
76
Theorie #4: Effizienzlöhne• Nach dieser Theorie bezahlen Firmen freiwillig Löhne
über dem Gleichgewichtslohn (wodurch Arbeitslosigkeit entsteht)
• Und zwar um ihren Profit zu steigern• Das klingt paradox, aber Löhne über dem
Gleichgewichtslohn können dafür sorgen, dass– Mitarbeiter sich besser ernähren und versorgen können
(heutzutage nicht mehr relevant in Industrieländern)– Arbeitsplatzwechsel reduziert werden, da Mitarbeiter
gerne gut bezahlte Arbeitsplätze behalten– Mitarbeiter sich mehr anstrengen, da sie bei wenig
Anstrengung fürchten ihren Arbeitsplatz zu verlieren– sich auch gute Arbeitskräfte bei einer Firma bewerben
77
Henry Ford• Im Jahr 1914 führte Henry Ford den 5 Dollar
Tag ein• Das war damals etwa doppelt so viel wie
üblich• In der Tat reduzierten sich die Arbeitsplatz-
wechsel, die Krankheitstage gingen zurück und die Produktivität stieg
• Die Produktionskosten sanken dadurch
78
Abschnitt 5:BIP und Wirtschaftswachstum
79
Bruttoinlandsprodukt• Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gibt den
Gesamtwert aller Güter (d.h. Waren und Dienstleistungen) an, die innerhalb eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft hergestellt wurden
• Vorleistungen werden abgezogen• Bei der Berechnung werden Güter, die nicht
direkt weiterverwendet, sondern auf Lager gestellt werden, berücksichtigt
• Das BIP ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft
80
BIP Verwendung• Das BIP kann in seine vier Verwendungs-
möglichkeiten unterteilt werden• BIP = Konsum + Investitionen +
Staatsausgaben + Nettoexport
81
Beispiel Auto• Wie ändert der Kauf eines ausländischen
Autos für 20 000 Euro das BIP?• Der Konsum steigt um 20 000 Euro• Der Nettoexport sinkt um 20 000 Euro• Das BIP bleibt also unverändert
82
Nominales und reales BIP• Das nominale BIP gibt die Summe der
inländischen Wertschöpfung in aktuellen Marktpreisen an
• Das nominale BIP steigt bei Preissteigerungen• Um das BIP unabhängig von Preisänderungen
zu betrachten, verwendet man das reale BIP• Dieses misst die Wertschöpfung zu den
Preisen eines Basisjahres
• 𝐵𝐵𝐵𝐵𝑃𝑃𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑤𝑎𝑎 = 𝐵𝐵𝐵𝐵𝑃𝑃𝑛𝑛𝑛𝑛𝑛𝑛𝑛𝑛𝑛𝑛𝑛𝑛𝑛𝑛𝑃𝑃𝑤𝑤𝑤𝑤𝑑𝑑𝑤𝑤𝑑𝑑𝑛𝑛𝑑𝑑𝑤𝑤𝑃𝑃
83
BIP pro Kopf• Für den Wohlstand der Bevölkerung eines
Landes ist das BIP pro Kopf entscheidend
• 𝐵𝐵𝐵𝐵𝑃𝑃𝑝𝑝𝑤𝑤𝑔𝑔 𝐾𝐾𝑔𝑔𝑝𝑝𝐾𝐾 = 𝐵𝐵𝐵𝐵𝑃𝑃𝐴𝐴𝑛𝑛𝐴𝐴𝑤𝑤𝐴𝑎𝑎 𝑑𝑑𝑤𝑤𝑤𝑤 𝐸𝐸𝑑𝑑𝑛𝑛𝑤𝑤𝑔𝑔𝐴𝑛𝑛𝑤𝑤𝑤𝑤
84
BIP pro Kopf weltweit
85
LandBIP pro Kopf 2013
in Int.-$ (kaufkraftb.)
Rang
Katar 103401 1
Luxemburg 77935 2
Singapur 62428 3
USA 52839 6
Schweiz 45999 8
Österreich 42553 11
Deutschland 39468 18
Vereinigtes Königreich 37299 21
Japan 37135 22
Frankreich 35680 24
China 9828 92
Kongo 382 186
Robert Kennedys Kritik am BIP„[Gross domestic product] does not allow for the health of our children, the quality of their education, or the joy of their play. It does not include the beauty of our poetry or the strength of our marriages, the intelligence of our public debate or the integrity of our public officials. It measures neither our courage, nor our wisdom, nor our devotion to our country. It measures everything, in short, except that which makes life worthwhile, and it can tell us everything about America except why we are proud that we are Americans.”
86
Erwiderung• Mit einem hohen BIP kann man eine gute Gesundheits-
versorgung und ein gutes Bildungssystem finanzieren• Bei einem hohen BIP können sich viele Menschen der
Poesie widmen• Auch diverse Werte wie Courage und Weisheit lassen
sich besser fördern, wenn Menschen sich nicht um ihre materiellen Grundbedürfnisse sorgen müssen
• Das BIP misst daher in der Tat vieles nicht, was wichtig im Leben ist
• Aber es misst die Möglichkeiten eines Landes dafür zu sorgen, dass die Menschen sich um die wichtigen Dinge des Lebens kümmern können
87
Lebenserwartung und BIP
88
89
Wirtschaftswachstum• Die Veränderungsrate des realen BIP misst das
Wirtschaftswachstum einer Volkswirtschaft• Wodurch kommt es zu Wirtschaftswachstum?
– Bevölkerungswachstum: dadurch steigt die Zahl der Arbeitskräfte
– Wachstum des Kapitalstocks: Investitionen vergrößern den Kapitalstock (z.B. Anzahl Maschinen) einer Volkswirtschaft
– Technischer Fortschritt: es gibt neue Produkte und Produktionsverfahren
90
Malthusianische Katastrophe• Robert Malthus (1766-1834) sah folgende
Katastrophe voraus: Die Bevölkerung wird schneller wachsen als das Nahrungsangebot, weshalb es weltweit zu Hunger und Armut kommen wird
• Warum kam es nicht dazu?• Technischer Fortschritt!• Der Hektarertrag für Weizen in Deutschland lag
um das Jahr 1900 bei 18,5 Dezitonnen; heute ist der Ertrag in den meisten Jahren über 70 Dezitonnen
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Frage 1 (T)• Betrachten Sie die Nachfrage nach Bier während der
Sommermonate: 𝐷𝐷(𝑝𝑝) = 200 − 5𝑝𝑝• Die Angebotskurve wird durch 𝑆𝑆(𝑝𝑝) = −100 + 20𝑝𝑝
angegeben• Wie lauten der Gleichgewichtspreis und die
Gleichgewichtsmenge?
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Frage 2 (T)• Die Marktnachfrage nach Salat ist Q = D(p) =
180 − 𝑝𝑝 und das Marktangebot Q = S p = 2𝑝𝑝(wobei die Preise in Eurocent gemessen werden)
• Bestimmen Sie die Überschussnachfrage oder das Überschussangebot beim Preis 𝑝𝑝 = 20
• Bestimmen Sie den Gleichgewichtspreis 𝑝𝑝∗, die Gleichgewichtsmenge 𝑄𝑄∗ und die Erlöse der Anbieter im Gleichgewicht 𝑝𝑝∗ ⋅ 𝑄𝑄∗
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Frage 3 (T)• Schlechtes Wetter führt dazu, dass das
Marktangebot für Salat nun Q = S(p) = 𝑝𝑝 ist• Bestimmen Sie den Gleichgewichtspreis 𝑝𝑝∗, die
Gleichgewichtsmenge 𝑄𝑄∗ und die Erlöse der Anbieter im Gleichgewicht 𝑝𝑝∗ ⋅ 𝑄𝑄∗
• Interpretieren Sie die Ergebnisse
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Frage 4 (T)• Die Angebotskurve für Frisbees sei gegeben durch 𝑆𝑆(𝑝𝑝) = −10000 + 5000𝑝𝑝 und die Nachfragekurve ist 𝐷𝐷 𝑝𝑝 = 40000 − 2000p
• Welche Auswirkungen hat ein Höchstpreis von 5€?• Wie hoch sind Gleichgewichtspreis und
Gleichgewichtsmenge ohne Höchstpreis?
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Frage 5 (T)• Der Markt für Schokolade kann durch das Angebot 𝑆𝑆(𝑝𝑝) = 𝑝𝑝2 und die Nachfrage 𝐷𝐷(𝑃𝑃) = 1/𝑝𝑝beschrieben werden?
• Wie lautet das Marktgleichgewicht (Gleichgewichtspreis und Gleichgewichtsmenge)?
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Frage 6 (T)• Eine Umweltagentur enthüllt, dass Autos mit
Dieselmotor einer bestimmten Marke schlechtere Abgaswerte haben als vom Hersteller angegeben wurde
• Welche Auswirkungen erwarten Sie?• Hinweis: gehen Sie davon aus, dass Konsumenten
sich zumindest etwas für die Abgaswerte ihrer Autos interessieren und das Autos mit verschiedenen Motoren Substitute sind
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Frage 7 (T)• Sie möchten an einem Samstag zwei Karten für
ein Festival kaufen. Der Verkaufspreis liegt bei 20€ das Stück und Sie rechnen damit, zwei Stunden in der Schlange stehen zu müssen.
• Wenn der Stundenlohn Ihrer (zeitlich flexiblen) Nebentätigkeit 15€ pro Stunde beträgt, wie hoch sind Ihre Opportunitätskosten des Kartenkaufes?
• Wie hoch sind im Vergleich zu den Opportunitätskosten die gesamten ökonomischen Kosten des Kartenkaufes?
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Frage 8 (Ü)• Es gebe zwei Länder, Nordland und Südland, und zwei
Güter, Äpfel und Bananen.• Zur Herstellung einer Einheit Äpfel benötigt Nordland 2
Arbeitsstunden, Südland 3 Arbeitsstunden• Zur Herstellung einer Einheit Bananen benötigt
Nordland 3 Arbeitsstunden, Südland 2 Arbeitsstunden• Welches Land hat welchen komparativen Vorteil und
welchen absoluten Vorteil?• Ist es sinnvoll in beiden Ländern jeweils Äpfel und
Bananen herzustellen, wenn der Transport vernachlässigbare Kosten verursacht?
• Wie ändert sich Ihre Aussage wenn die Hälfte der Lebensmittel beim Transport zwischen den Ländern verdirbt?
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Frage 9 (T)• Die Regierung will eine Konjunkturkrise beenden
und erhöht die Staatsausgaben um 50 Milliarden Euro
• Da die Konsumenten Steuererhöhungen befürchten (die zusätzlichen Staatsausgaben müssen ja zumindest langfristig durch Steuern finanziert werden) kürzen sie ihren Konsum um 40 Milliarden Euro
• Wie ändert sich das deutsche Bruttoinlandsprodukt?
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