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Eine prospektive nicht-kontrollierte Beobachtungsstudie über
Tuina-Behandlungen gegen persistierende Kopfschmerzen vom
Spannungstyp
Thesis
zur Erlangung des Grades
Master of Science (MSc)
am
Interuniversitären Kolleg für Gesundheit und Entwicklung Graz / Schloss Seggau ([email protected] , www.inter-uni.net)
vorgelegt von
Wolfgang Schabbauer
Graz, im Juni 2010
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Wolfgang Schabbauer, MSc Thesis 2010, Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau
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Wolfgang Schabbauer, Wien
[email protected]
Hiermit bestätige ich, die vorliegende Arbeit selbstständig unter Nutzung keiner anderen als der
angegebenen Hilfsmittel verfasst zu haben.
Wolfgang Schabbauer
Graz, im Juni 2010
Thesis angenommen
Im Sinne fachlich begleiteter Forschungsfreiheit müssen die in den Thesen des Interuniversitären
Kolleg vertretenen Meinungen und Schlussfolgerungen sich nicht mit jenen der Betreuer/innen und
Begutachter/innen decken, sondern liegen in der Verantwortung der Autorinnen und Autoren.
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INHALTSVERZEICHNIS
STRUKTURIERTE ZUSAMMENFASSUNG
1. EINLEITUNG
1.1. Erfahrung mit meinen KlientInnen
1.2. Häufigkeit persistierender Kopfschmerzen vom Spannungstyp
1.3. Symptome der Kopfschmerzen vom Spannungstyp
1.4. Pathogenese
1.5. Therapie des persistierenden Kopfschmerzes vom Spannungstyp
1.6. Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
1.7. Wissenschaftlichkeit und Studien zur TCM in der Schmerzbehandlung
1.8. Die traditionelle chinesische Massage: Tuina
1.8.1. Die Wirkungsweise der Tuina-Massage
1.8.2. Der Befund in der Tuina-Massage
1.8.3. Indikationen für die Tuina-Massage
1.8.4. Kontraindikationen für die Tuina-Massage
1.9. Die Behandlung von persistierenden Kopfschmerzen vom Spannungstyp
1.10. Forschungsfrage
2. METHODIK
2.1. Design
2.2. TeilnehmerInnen
2.3. Durchführung
2.3.1. Grifftechniken, die ich bei der Behandlung von persistierenden Kopfschmerzen vom
Spannungstyp angewendet habe
2.3.2. Akupunkturpunkte und Körperzonen, die bei der Therapie vom persisterenden
Kopfschmerz vom Spannungstyp behandelt werden
2.4. Hypothesen
2.5. Gegenhypothesen
2.6. Statistische Analyse
3. ERGEBNISSE
4. DISKUSSION
4.1. Interpretation des Ergebnisses
4.2. Folgerung auf die untersuchte Problematik und Stand des Wissens
4.3. Eigenkritisches
4.4. Anregung zu weiterführender Arbeit
5. QUELLENVERZEICHNIS
6. ANHANG
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STRUKTURIERTE ZUSAMMENFASSUNG
www.inter-uni.net > Forschung
Titel der Arbeit
Eine nicht-kontrollierte prospektive Beobachtungsstudie über Tuina-Massagen gegen persistierende
Kopfschmerzen vom Spannungstyp
Zusammenfassung der Arbeit
Autor:
Wolfgang Schabbauer
Betreuer:
Jens C. Türp
Einleitung
Hintergrund und Stand des Wissens
Im Laufe meiner praktischen Tätigkeit als medizinischer und gewerblicher Masseur lerne ich seit
vielen Jahren regelmäßig KlientInnen mit Kopfweh kennen. Daher bin ich oft damit konfrontiert, dass
diese Personen Hilfe gegen ihren Kopfschmerz suchen. Akute Kopfschmerzen werden von den
Betroffenen entweder gar nicht oder mittels Medikamenten selbst behandelt. Besonders auffällig sind
aber jene PatientInnen, die schon jahrelang an persistierenden Kopfschmerzen vom Spannungstyp
leiden. Nach Stellen einer Diagnose durch den Arzt oder durch die Ärztin kann ich die Klienten mit
unterschiedlichen Massagetechniken behandeln. Zu meiner Überraschung und Freude zeigten meine
ersten Tuina-Massagen (s. u.) 2006 gute Erfolge. Ich durfte beobachten, dass die Kopfschmerzen
schon nach der ersten Sitzung deutlich reduziert waren. Allerdings war die Nachhaltigkeit nicht
zufrieden stellend, die Schmerzen traten relativ bald wieder auf. Dies hatte negative Auswirkungen auf
die Bereitschaft der Klienten zur weiteren Zusammenarbeit. Ziel dieser Arbeit ist es nun zu
untersuchen, ob durch eine Behandlungsfolge von sechs Therapiesitzungen innerhalb eines Monates
eine durch Fragebogen und Schmerzskala belegbare Besserung der Schmerzen eintritt.
Kopfschmerzen vom Spannungstyp sind von allen Kopfweharten am weitesten verbreitet. Die
Lebenszeitprävalenz von Kopfschmerz vom Spannungstyp variiert laut Internationaler
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Kopfschmerzgesellschaft (IHS) zwischen 30 - 78 Prozent (Evers 2009). Je nach Studien werden bis zu
90 Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens von diesen Beschwerden heimgesucht (Schröter
2009). Bei 40 Prozent der Österreicher liegt die Häufigkeit von Kopfschmerzen vom Spannungstyp
bei einmal im Monat, davon sind drei bis fünf Prozent chronisch, das heißt an mehr als 14 Tagen im
Monat, betroffen (Wöber 2010).
Entsprechend der IHS-Kriterien kann von einem Kopfschmerz vom Spannungstyp gesprochen
werden, wenn es sich bei den Kopfschmerzen um Schmerzen im Bereich des gesamten Kopfes
(bilateral/ holocephal) handelt, die einen drückend-ziehenden, jedoch nicht pulsierenden Charakter
haben und eine leichte bis mittelschwere Intensität aufweisen. In einer Cochrane-Übersicht (Linde et
al. 2010) zur Akupunktur bei Kopfschmerzen vom Spannungstyp wurden Ergebnisse aus 11 Studien
mit 2317 Teilnehmern eingeschlossen. Die Autoren folgern, dass die Akupunktur bei Kopfschmerzen
vom Spannungstyp ein wertvolles nichtpharmakologisches Werkzeug bei Patienten mit häufigen
chronischen Spannungskopfschmerzen sein könnte.
Die Tuina-Massage als Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin gewährt einen hochinteressanten
Einblick in die älteste Therapieform der Welt: das Berühren eines Menschen. Dieses ist wohl der
menschlichste Akt in der Medizin, er bedarf keiner Hilfsmittel (Bischko & Meng 2006). Keine andere
Form des Einwirkens auf den Körper eines Gesunden oder Kranken wird so häufig verlangt oder
verordnet wie die Urform jeden Behandelns: die Massage. Das Behandlungsobjekt ist in der Mehrzahl
der Fälle der Bewegungsapparat, der sich auch beim Gesunden durch seinen statischen Missbrauch
bzw. auch durch seine dynamische Überbelastung häufig im Zustand einer latenten Erkrankung
befindet. Durch seine Behandlung, aber auch durch die Behandlung der Haut ist es möglich,
Befindensstörungen und auch Erkrankungen innerer Organe, zu beeinflussen (Meng & Tilscher 2006).
Der Kopfschmerz vom Spannungstyp ist eine von vielen Indikationen für eine Tuina-Behandlung.
Forschungsfrage
Ändert sich die Befindlichkeit von Patienten mit persistierenden Kopfschmerzen vom Spannungstyp
durch Tuina-Behandlungen mit genau definierter Abfolge von Griffen nachhaltig zum Besseren?
Methodik
Design
Eine prospektive Beobachtungsstudie ohne Kontrollarm.
TeilnehmerInnen
Neun Probanden, alle älter als 14 Jahre (eine Befragung durch den Fragebogen SF-36 darf erst ab dem
14. Lebensjahr erfolgen), wurden mir aus Ordinationen praktischer Ärzte sowie aus Praxen von
Fachärzten zur Behandlung empfohlen. Die Patienten oder die Patientinnen litten oft schon seit Jahren
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unter persistierenden Kopfschmerzen vom Spannungstyp. Ich behandelte vier Männer im Alter von 35
bis 68 Jahren und fünf Frauen im Alter von 23 bis 64 Jahren.
Durchführung
Neun Patienten wurden mit einem diagnostizierten persistierenden Kopfschmerz vom Spannungstyp
innerhalb eines Monates jeweils sechsmal mit einer speziellen Tuina-Massage behandelt. Der Abstand
zwischen den Therapiesitzungen betrug mindestens drei Tage. Jeder Patient und jede Patientin füllte
vor der ersten und nach der letzten Behandlung den Fragebogen SF-36 (Bullinger & Kirchberger
1998) aus und markierte auf einer visuellen Analogskala (VAS) vor und nach jeder Einzeltherapie die
aktuelle Schmerzintensität (Abb. 1). Die Studienteilnehmer wurden in der Ordination von Dr. med.
Christian Bauer (Allgemeinmediziner in Wien) behandelt. Einige Massagen wurden aufgrund von
Terminproblemen als Hausbesuche durchgeführt. Im Anamnesegespräch überprüfte ich die
Zuverlässigkeit der Patienten, d.h. ob sie voraussichtlich das notwendige Durchhaltevermögen für die
erforderlichen sechs Behandlungen haben würden. Alle Probanden erteilten das Einverständnis, an der
Studie teilzunehmen. Wir stellten gemeinsam einen genauen Terminplan zusammen, in dem wir den
zeitlichen Rhythmus für die 6 Behandlungen festhielten.
Vor der ersten Sitzung wurde der Fragbogen SF-36 in Ruhe ausgefüllt, was einen Zeitaufwand von 15
Minuten erforderte. Anschließend markierten die Patienten ihr aktuelles Schmerzempfinden auf der
VAS-Skala.
Die Patienten setzten sich sodann auf den Massagetisch. Eine sitzende Position war erforderlich, weil
ich Punkte am Gesicht, am Hinterkopf, am Nacken, am Rücken, am Fuß und der Hand zu behandeln
hatte, und weil die Aufmerksamkeit der Patienten im Sitzen besser und länger anhielt. Nach der
sechsten und letzten Behandlung füllten die Probanden den zweiten Fragebogen SF-36 aus, was
wiederum 15 Minuten in Anspruch nahm.
SF-36
VAS vorher VAS VAS VAS VAS VAS
0 1 2 3 4 5 6
VAS nachher VAS VAS VAS VAS VAS
SF-36
Abb. 1: Der Einsatz von SF-36 und VAS in den sechs Therapien
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Akupunkturpunkte und Körperzonen, die bei der Therapie vom persisterenden Kopfschmerz vom
Spannungstyp behandelt werden:
Für diese Studie bediente ich mich der Empfehlungen zur Kopfschmerzbehandlung, die ich bei der
Ausbildung der Tuina-Massage kennen lernte (Sutrich 2005). Diese Massage umfasste folgende
Akupunkturpunkte und Körperzonen und erforderte folgende Grifftechniken (Tab. 1):
Akupunkturpunkte
und
Behandlungszonen
Grifftechnik Lokalisation
1. intrang An Mitte zwischen den Augenbrauen
2. tianmen Tui auf der Medianlinie am Haaransatz frontal
3. kangong Tui Linie über den Augenbrauen bis zum Taiyang
4. Blase 2,
cuanzhu
Rou am Schnittpunkt des medialen Augenbrauenendes /
Lidwinkel- Foramen supraorbitale
5. taiyang Rou Schläfengrube, Schnittpunkt der Verlängerung des
Augenbrauenbogens mit der Waagrechten vom
äußeren Lidwinkel nach Lateral
6. ganzer Kopf Tui
7. ganzer Kopf Pai
8. ganzer Kopf Mo
9. Blase 11,
dazhu
Rou 1,5 Cun lateral der Dornfortsätze von Th 1
10. Ohrränder Na
11. Orbitalränder Rou
12. gesamte
Wirbelsäule bis
zum Kreuzbein
Tui
13. Gallenblase 20,
fengchi
Pai am lateralen Trapeziusrand,
am unteren Occipitalrand
14. Lenkergefäß 16 Pai 1 Cun über dem occipitalen Haaransatz, im Grübchen
unter der protuberantia occipitalis externa
15. Lenkergefäß
20, baihui
Pai auf der Verbindungslinie der beiden apices auriculi, 7
Cun über dem occipitalen Haaransatz
16. Blase 60,
kunlun
Na Calcaneus, Mitte zwischen Achillessehne und
höchster Erhebung des Außenknöchels
17. Dickdarm 4,
hegu
Na auf dem Handrücken, am höchsten Punkt des
Muskelwulstes zwischen os metacarpale I und II
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Mittelwerte
0
10
20
30
40
50
VA
S i
n m
m
t V orher 39,22 44,67 20,44 15,11 24,22 9,89
t Nachher 8,67 13,67 7,11 4,67 5,67 5,22
t1 t2 t3 t4 t5 t6
18. Gallenblase 21,
jianjing
Na am höchsten Rand der Schulter, Mitte zwischen
Acromion und Dornfortsatz von C7
19. Niere 1,
yongquan
Rou am Schnittpunkt beider Zehenballen mit der Fußsohle,
Grübchen bei Plantarflexion
Tab. 1: Akupunkturpunkte und Körperzonen und die jeweilige Grifftechnik
Statistische Analyse
Mit dem Statistikprogramm SPSS für Windows wurden t-Tests zum Vergleich der Werte am SF-36
sowie der VAS Messzeitpunkte sowie Korrelationsanalysen durchgeführt.
Ergebnisse
Von den anfänglich zehn Studienteilnehmern brach eine Klientin nach der ersten Behandlung die
Weiterarbeit an der Studie ab. Die neun verbliebenen Teilnehmer beendeten die Behandlungsserie von
sechs Tuina-Massagen innerhalb von vier Wochen. Die persistierenden Kopfschmerzen vom
Spannungstyp meiner Klienten besserten sich nach jeder Massage. Auch im Hinblick auf die
Nachhaltigkeit gab es deutliche Hinweise auf eine Besserung des Kopfwehzustandes. Vor dem fünften
Behandlungstag vermerkten meine neun Klienten im Durchschnitt einen erhöhten Schmerzpegel, der
nach der Massage wieder auf niedrigem Niveau zu finden war. Nach der sechsten und letzten
Behandlung im Rahmen dieser Studie war das Kopfschmerzpotential insgesamt am geringsten.
Die Klienten reagierten während jeder Therapiesitzung mit einer Erleichterung ihrer Kopfschmerzen:
Die Ergebnisse der t-Tests zum Vergleich der beiden Werte zu allen sechs VAS-Zeitpunkten zeigten
signifikante Unterschiede zwischen Vorher- und Nachher-Wert, das heißt es kam zu allen sechs
Zeitpunkten zu einer signifikanten Abnahme des VAS-Wertes. In der Statistik ergab sich bei gepaarten
Stichproben eine anhaltende Verbesserung der Kopfwehsituation (Abb. 1).
Abb. 1: Vergleich Vorher- versus Nachher-Werte für alle sechs VAS-Zeitpunkte
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S tatis tik zu 2 Mes s zeitpunkten
0
20
40
60
80
100
Mit
telw
ert
e
t1 Mw 50,7778 63,8889 39,8148 3,1111 42,4664
t6 Mw 64,7778 77,7778 55 2,2222 47,3028
allgem.
G es undh.
s oz iale
F unktions f.V italität
G es undheits v
eränd.
s tand. körp.
S ummens k.
In der Abbildung 2 sieht man die signifikanten Ergebnisse der statistischen Auswertung im Vergleich
des VAS-Differenzwertes und gleicher Dimension oder Subskala des Fragebogens SF-36 von der
ersten (t1) und der letzten (t6) Behandlung: Die Probanden fühlten sich in den vergangenen vier
Therapiewochen besser und waren zuversichtlich, zukünftig widerstandsfähiger gegenüber
Krankheiten zu sein: Dieses Resultat konnte man in der Veränderung der Dimension „allgemeine
Gesundheitswahrnehmung“ und dem VAS-Differenzwert zwischen den beiden Zeitpunkten
entnehmen. Die körperliche Gesundheit oder emotionale Probleme der Studienteilnehmer
beeinträchtigte ihre normale soziale Aktivität weniger: Diese Signifikanz bestand bei der Dimension
„soziale Funktionsfähigkeit“ und dem VAS-Differenzwert zwischen den beiden Zeitpunkten. Meine
Klienten fühlten sich in den vier Behandlungswochen energiegeladener und weniger müde und
erschöpft: Dieses Ergebnis sah man im Vergleich der Dimension „Vitalität“ und dem VAS-
Differenzwert zwischen den Zeitpunkten t1 und t6. Die Auswertung zeigte, dass sich die körperliche
Gesundheit der Probanden − im Vergleich zum vergangenen Jahr − gebessert hat: Diese Signifikanz
erkennt man im Vergleich des Zusatzitems „Gesundheitsveränderung“ (SF-36) und dem VAS-
Differenzwert zwischen den beiden Zeitpunkten. Letztendlich fühlten sich meine Studienteilnehmer in
den vergangenen vier Therapiewochen insgesamt besser: In der Subskala „standardisierte körperliche
Summenskala“ und dem VAS-Differenzwert zwischen den beiden Zeitpunkten ergab sich eine
positive Veränderung.
Abb. 2: Signifikante Veränderungen im SF-36 und VAS-Differenzwert zwischen den beiden
Zeitpunkten t1 und t6
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Diskussion
Interpretation des Ergebnisses
Die Ergebnisse dieser nicht-kontrollierten Studie legen nahe, dass Patienten mit persistierenden
Kopfschmerzen vom Spannungstyp von dieser Tuina-Behandlung profitieren könnten.
Die statistische Auswertung lässt sich so interpretieren, dass die Studienteilnehmer nach jeder
Therapiesitzung mit einer Erleichterung ihrer Kopfschmerzen reagierten. Manch einer der Klienten
verspürte in den vergangenen vier Therapiewochen zwischen den Behandlungsintervallen aufgrund
verschiedener Ursachen, wie Stress, seelischer Probleme und wetterbedingter Anpassungsstörungen
stärkere Kopfschmerzen. Eine Studienteilnehmerin war relativ therapieresistent. Die Kopfschmerzen
dieser Klientin waren zwar nach jeder Sitzung besser, doch war keine nachhaltige Verbesserung nach
sechs Behandlungen feststellbar. Nachhaltige Ergebnisse erzielte ich in der Studie mit den anderen
acht Kopfwehpatienten. Nach der sechsten und letzten Behandlung waren die Kopfschmerzen weg
oder bis auf ein Minimum reduziert.
Folgerung auf die untersuchte Problematik und Stand des Wissens
Die in der Literatur beschriebenen Symptome der persistierenden Kopfschmerzen vom Spannungstyp
habe ich im Beschwerdebild der Studienteilnehmer vorgefunden. In der Anamnese gab es bei einigen
davon Anzeichen von Bruxismus. Ich bemerkte, dass die Bereitschaft der Patienten über den
„Tellerrand“ der Schulmedizin zu blicken, gestiegen ist. Die Akzeptanz der TCM hat sich dadurch
merklich verbessert. Das Ergebnis bestätigte nach neun mal sechs Behandlungen die Hypothese, dass
die Probanden nach jeder Behandlung mit einer Besserung der Kopfschmerzen reagierten. Auch die
Hypothese einer nachhaltigen Verbesserung der Kopfschmerzen bestätigte sich. Aufgrund der
weiteren Ergebnisse darf ich hoffen, dass die Tuina-Massage auch nachhaltig bei persistierenden
Kopfschmerzen vom Spannungstyp eine wirkungsvolle Therapieform darstellt. Folglich dürfte man
annehmen, dass die Tuina-Massage auch ein wertvolles nichtpharmakologisches Werkzeug sein
könnte.
Eigenkritisches
Die Ausbeute meiner Suche nach Studienteilnehmern war denkbar gering, ich musste mir den Vorwurf
machen, zu spät mit der Ausschau nach Probanden begonnen zu haben.
Da die Kopfschmerzbehandlung dieser Tuina-Massage hauptsächlich am Kopf stattfand, und die
Menschen es nicht gewöhnt waren, am Kopf berührt und behandelt zu werden, empfanden sie zu
Beginn der Therapie die Griffe als zu intensiv.
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Anregung zu weiterführender Arbeit
Von Vorteil wäre es, die Studie vom persistierenden Kopfschmerz vom Spannungstyp mit mehr
Teilnehmern zu wiederholen, um meine Ergebnisse zu bestätigen oder zu widerlegen. Zum Thema
„Tuina-Massage“ gibt es noch viele weitere Behandlungsmöglichkeiten, die man mit Studien
wissenschaftlich untermauern könnte.
Literatur
Bullinger M, Kirchberger I: SF-36. Fragebogen zum Gesundheitszustand. Handanweisung. AKA
Verlag, Göttingen 1998
Bischko J: Aus dem Vorwort. In: Meng A: Lehrbuch der Tuina-Therapie. Haug, Stuttgart 2006, S. 13
Evers S: Klassifikation der Kopfschmerzerkrankungen, IHS Klassifikation ICHD-II.
Bearbeitungsstand: 2003. URL: http://ihs-
classification.org/de/01_einleitung/01_vorwort_auflage2/00.00.00_vorweinleitung.html (Abgerufen:
10. März 2010)
Linde K, Allais G, Brinkhaus B, Manheimer E, Vickers A, White AR: Akupunktur bei
Kopfschmerzen vom Spannungstyp, Bearbeitungsstand: 2009. URL:
http://www.cochrane.org/reviews/es/ab007587.html (Abgerufen: 10. März. 2010)
Meng A: Lehrbuch der Tuina-Therapie, Die traditionelle chinesische Massage. 5. Aufl. Haug,
Stuttgart 2006
Schröter C: Chronische Kopfschmerzen, Ursachen und Therapie. Bearbeitungsstand: 2009. URL:
http://www.reha-klinik.de/informationsforum/chronische-kopfschmerzen.html (Abgerufen: 10. März
2010)
Tilscher H: Aus dem Vorwort. In: Meng A: Lehrbuch der Tuina-Therapie. Haug, Stuttgart 2006, S. 13
Sutrich A: Theorie und Praxis der Traditionellen Chinesischen Massage in Verbindung mit westlichen
Wissenschaften, Parndorf 2005
Wöber C: Volkskrankheit Kopfschmerz. Medizin populär 2010;37 (2):18
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1. EINLEITUNG
1.1. Erfahrungen mit meinen KlientInnen
Im Laufe meiner praktischen Tätigkeit als medizinischer und gewerblicher Masseur lerne ich seit
vielen Jahren regelmäßig Personen mit Kopfschmerzen kennen. Akute Kopfschmerzen werden von
den Betroffenen entweder nicht oder mittels Medikamenten selbst behandelt. Ich bin oft damit
konfrontiert, dass Klienten Hilfe gegen ihr Kopfweh suchen. Ich empfehle, dass sie aufgrund der
mannigfaltigen Ursachen von Kopfschmerzen den Arzt aufsuchen sollten. Nach Stellen einer
Diagnose kann ich meine Klienten mit unterschiedlichen Massagetechniken behandeln. Besonders
auffällig sind jene Patienten geworden, die schon jahrelange an persistierenden Kopfschmerzen vom
Spannungstyp leiden und viele Arztbesuche, Medikamente und sonstige Therapien hinter sich haben,
wobei das Kopfweh schwer zu therapieren war. Seit dem ich im Jahre 2006 die manuelle Technik der
chinesischen Medizin, die Tuina-Massage, kennen gelernt habe, hat sich für mich ein neuer
Behandlungshorizont ergeben, obwohl sich durch die von mir zuvor bereits praktizierte Akupunkt-
Meridian-Massage der Zugang zum kranken Menschen bereits als ein anderer erwies, als mir von
westlichen Methoden bekannt war. In der Tuina-Massage lernte ich neue Grifftechniken und einen
neuen Zugang zu Problemen, wie z. B. Kopfschmerzen. Zu meiner Überraschung und Freude zeigten
meine ersten Tuina-Behandlungen 2006 gute Erfolge, das heißt, die Schmerzen waren schon nach der
ersten Sitzung deutlich reduziert. Allerdings war die Nachhaltigkeit nicht zufrieden stellend, das heißt,
die Schmerzen kamen bald wieder. Dies hatte negative Auswirkungen auf die Bereitschaft der
Klienten zur weiteren Zusammenarbeit.
Ziel dieser Arbeit ist es nachzuweisen, ob eine Behandlungsfolge von sechs Therapiesitzungen
innerhalb eines Monates eine durch Fragebogen und Schmerzskala belegbare Besserung der
Schmerzen bewirkt.
1.2. Häufigkeit persistierender Kopfschmerzen vom Spannungstyp
Der Kopfschmerz ist beinahe so individuell wie der Mensch, den er quält. Kopfschmerzen haben
verschiedene Gesichter, können wenige Sekunden bis mehrere Tage lang andauern. Sie sind die
häufigste Schmerzerkrankung. Rund einer Million Menschen in Österreich macht dieses Leiden das
Leben regelmäßig zur Qual. Die mehr als 200 verschiedenen Kopfschmerzformen machen selbst
erfahrenen Ärztinnen und Ärzten die Diagnose schwer. Mit Abstand am häufigsten werden
Kopfschmerzen vom Spannungstyp und Migräne diagnostiziert, wobei die beiden auch als Mischform
auftreten können. An dritter und vierter Stelle folgen der von übermäßigem Schmerzmittelkonsum
ausgelöste medikamenteninduzierte Kopfschmerz und der Clusterkopfschmerz (Wimmer & Stehrer
2010). Kopfschmerzen vom Spannungstyp sind von allen Kopfweharten am weitesten verbreitet. Die
Lebenszeitprävalenz vom Kopfschmerz vom Spannungstyp variiert laut Internationaler
Kopfschmerzgesellschaft (IHS) zwischen 30 und 78 Prozent (Evers 2009). Je nach Studien werden bis
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zu 90 Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens von diesen Beschwerden heimgesucht (Schröter
2009). Die Häufigkeit von Kopfschmerzen vom Spannungstyp liegt bei 40 Prozent der Österreicher
bei einmal im Monat, davon sind drei bis fünf Prozent chronisch, das heißt an mehr als 14 Tagen im
Monat, betroffen (Wöber 2010).
An der persistierenden Verlaufsform leiden 2 bis 3 Prozent der Bevölkerung (Wikipedia 2010). Sie
tritt bei Frauen rund dreimal so oft auf wie bei Männern (Bach 2010). Die individuellen und
wirtschaftlichen Folgen sind von großer sozioökonomischer Bedeutung. Durch wissenschaftliche
Studien wurde belegt, dass Kopfschmerzerkrankungen neben dem individuellen Leid extreme Kosten
für das Gesundheitswesen und die Gesellschaft verursachen. Diese Kosten kommen insbesondere
durch die direkten Kosten der medizinischen Versorgung und durch die indirekten Kosten aufgrund
des Arbeitsausfalles und der frühzeitigen Pensionierung zustande (Göbel 2004). Die Deutsche
Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) errechnete, dass die Fehltage in Deutschland durch
Kopfschmerzen pro Jahr einer Arbeitszeit von ca. 185 000 Vollerwerbstätigen entsprechen (Evers, et
al. 2006).
1.3. Symptome des Kopfschmerzes vom Spannungstyp
Vom persistierenden Kopfschmerz vom Spannungstyp spricht man, sobald die Schmerzen an
mindestens 15 Tagen im Monat in mehr als 6 aufeinander folgenden Monaten auftreten (Schröter
2004). Spannungskopfschmerzpatienten berichten von einem oft tagelang anhaltenden beidseitigen
dumpfen, ziehenden Schmerz und einem Gefühl, als ob sich ein Reifen um ihren Kopf spannen würde
oder, als ob ihr Kopf in einem Schraubstock eingespannt wäre. In seiner extremsten Form kann der
Schmerz Wochen andauern (Bach 2010). Entsprechend der IHS-Kriterien kann dann von einem
Kopfschmerz vom Spannungstyp gesprochen werden, wenn es sich bei den Kopfschmerzen um
Schmerzen im Bereich des gesamten Kopfes (bilateral/ holocephal) handelt, die einen drückend-
ziehenden, jedoch nicht-pulsierenden Charakter haben und eine leichte bis mittelschwere Intensität
aufweisen. Die Schmerzen verstärken sich kaum bei körperlicher Aktivität. Eine einzelne
Kopfschmerzattacke hat eine Dauer zwischen 30 Minuten und 7 Tagen. Vegetative Begleitsymptome,
wie Lichtscheue, übermäßige Lärmempfindlichkeit, Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit, treten
in der Regel nicht oder nur sehr selten auf. Fast alle Patienten weisen einen erhöhten Tonus der
Nackenmuskulatur auf (Schröter 2004).
1.4. Pathogenese
Die genaue Pathophysiologie ist bis dato nicht geklärt. Es wird ein multifaktorielles Geschehen
vermutet. Der Spannungskopfschmerz kommt nicht aus „heiterem Himmel“, sondern oft in Folge
eines chronischen Anspannungszustandes (Bach 2010). Um die Entstehung von chronischem Schmerz
zu erklären, zieht man das sogenannte biopsychosoziale Krankheitsmodell heran. Der Kopfschmerz ist
demnach die Folge eines vielschichtigen Geschehens, bei dem biologische, psychische und soziale
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Aspekte eine Rolle spielen (Bach 2010). Die Mischung der verschiedenen Faktoren macht den
Kopfschmerz zu einem individuellen Leiden. Auch die Auslöser sind individuell; die Hauptursachen
hingegen sind gleich: psychische Faktoren spielen eine große Rolle. Man vermutet, dass der
Kopfschmerz durch innere Anspannung entsteht, die sich auf die Nackenmuskeln oder die Muskeln
am Kopf überträgt und den Schmerz erzeugt. Chronischer Stress kann dazu führen, dass man den Kopf
einzieht oder die Schultern hochzieht. Es entstehen Fehlhaltungen, die letztendlich
Muskelverspannungen auslösen. Der Schmerz kann jedoch auch durch eine bloße Fehlhaltung
verursacht werden (Bach 2010).
Als Hintergrund für den Kopfschmerz nimmt man an, dass im Gehirn die Neurotransmitter
Noradrenalin und Serotonin, die die Stimmung und das Schmerzempfinden regulieren, nicht in
ausreichenden Mengen vorhanden sind, was zur Schmerzentstehung und -unterhaltung beiträgt
(Wöber 2010).
Auf der einen Seite kommt es durch eine unphysiologische Verkrampfung der Nackenmuskulatur zu
einer Aktivierung von Schmerzrezeptoren, auf der anderen Seite werden fieberhafte Infekte sowie
psychischer und körperlicher Disstress als Auslöser bzw. verstärkende Faktoren betrachtet. Eine
weitere Ursache kann Bruxismus (Kieferpressen; Zähneknirschen) sein, welches in den meisten Fällen
psychologische Ursachen, nämlich den Disstress, hat (Kuliš & Türp 2007). Die entsprechende
Diagnose in der Zahnmedizin lautet „myofaszialer Schmerz der Temporalismuskeln“. In
epidemiologischen Studien wurde ein signifikanter und klinisch relevanter Zusammenhang zwischen
häufigem Auftreten von Kopfschmerzen und myogener kraniomandibulärer Dysfunktion festgestellt.
Man kann davon ausgehen, dass es sich bei den Kopfschmerzen in häufigen Fällen um chronische
Kopfschmerzen vom Spannungstyp handelt (Türp & Schindler 2006).
Neben Östrogenen sollen auch soziale Faktoren wie Rollenerwartung sowie die unterschiedliche
Stressverarbeitung der Geschlechter eine Rolle spielen. Männer neigen eher dazu, Stress nach außen
zu tragen, indem sie zum Beispiel aggressiv oder gereizt werden. Frauen tendieren eher dazu, sich bei
Stress mit anderen auszutauschen. Wenn das soziale Netzwerk fehlt, kann es sein, dass der Stress über
den Körper ausgetragen wird. Man weiß heute, dass Frauen den Schmerz im Gehirn anders verarbeiten
als Männer (Bach 2010).
1.5. Therapie des persistierenden Kopfschmerzes vom Spannungstyp
Patienten mit Kopfschmerzen vom Spannungstyp müssen lernen loszulassen und aufhören sich ständig
den Kopf zu zerbrechen, dauernd zu grübeln und Sorgen zu wälzen, weil dies zu
Muskelverspannungen führt. Viele Betroffene sehen ihre Situation nicht als Krankheit, daher bleibt die
Hälfte der Kopfschmerzpatienten ohne ärztliche Behandlung. Als Folge gesellen sich zu den
Schmerzen häufig psychische Probleme. Beinahe jeder zweite Patient mit chronischen Kopfschmerzen
entwickelt eine psychische Erkrankung, sei es eine Depression oder Angststörungen (Bach 2010). Um
Folgeproblemen vorzubeugen, sollte man sich daher bei wiederkehrenden Kopfschmerzen an einen
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Allgemeinmediziner, einen Neurologen oder an eine Kopfschmerzambulanz wenden (Schweiger
2010).
In der medikamentösen Therapie des persistierenden Kopfschmerzes werden Antidepressiva, die eine
Schmerz beeinflussende Wirkung haben, verabreicht. Zählen Ärger oder Stress zu den Auslösern des
Spannungskopfschmerzes, werden Entspannungsübungen wie Yoga oder die progressive
Muskelentspannung nach Jakobson empfohlen, ebenso Ausdauersportarten wie Nordic Walking,
Laufen oder Radfahren. Wenn psychische Belastung die Spannungskopfschmerzen verursachen, wird
zu einer Psychotherapie geraten. Stecken Verspannungen der Muskulatur hinter dem Leiden, zum
Beispiel infolge von Fehlhaltungen beim Sitzen vor dem Computer, kann eine Physiotherapie helfen,
bei der mit Vorteil muskelentspannende Übungen gelernt werden (Wöber 2010).
Weit verbreitet sind darüber hinaus Methoden abseits der Schulmedizin wie Akupunktur, Hypnose
oder Musiktherapie (Bernatzky 2010). Studien zur Wirksamkeit der Akupunktur zur Behandlung von
chronischen Kopfschmerzen zeigen, dass diese Therapie eine wertvolle Therapiemöglichkeit darstellt
(Böwing 2007). Auch die Tuina-Massage ist eine Therapiemöglichkeit des Kopfschmerzes vom
Spannungstyp (Sutrich 2006).
1.6. Traditionelle chinesische Medizin (TCM)
Im Westen existiert nur eine, in China hingegen existieren zwei offizielle Richtungen der
Schulmedizin: die TCM und die moderne westliche Medizin.
Die Begriffe der TCM müssen aus ihrer Zeit heraus verstanden werden. Sie entstammen der
Naturbeobachtung und stützen sich nicht auf wissenschaftliche Erkenntnisse in unserem heutigen
Sinn. Das Besondere an der TCM ist, dass sie von Anfang an den Menschen als Teil eines
allumfassenden Systems betrachtet, eine Erkenntnis, die heute unter dem Begriff „Ganzheitsmedizin“
aktuell geworden ist. Die TCM bedient sich dabei verschiedener Arbeitshypothesen, welche materielle
und immaterielle Aspekte des Menschen berücksichtigen: die Yin-Yang-Philosophie, die fünf
Substanzen und die 5-Elemente-Lehre, die 8 Leitkriterien oder Prinzipien, die Dreier-Regel der
Wiener Schule zur Differenzialdiagnose, die Puls- und Zungendiagnose und die
Untersuchungsmethoden Hören, Fragen, Sehen, Riechen, Schmecken und Tasten (Kubiena 1997,
Meng 2006).
In der Behandlung persistierender Schmerzen hat die TCM in den letzten Jahren immer mehr an
Bedeutung gewonnen (Ochsenbein 2009). Jede gesundheitliche Störung kann demnach als
funktionelle Dysharmonie beschrieben werden, zum Beispiel als gestörtes Gleichgewicht zwischen
den grundsätzlichen Polaritäten Yin und Yang oder als gestörter Fluss der sogenannten
Grundsubstanzen (z.B. Qi, Blut).
Qi ist ein fundamentaler Begriff in der chinesischen Philosophie, wobei kein deutsches oder englisches
Wort seine Bedeutung auf angemessene Weise ausdrücken kann. Man darf sagen, dass alles im
Universum − sei es organisch oder anorganisch − aus Qi zusammengesetzt und durch Qi definiert ist.
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Qi ist weder ein unveränderlicher Urstoff noch einfach die Lebensenergie, obwohl das Wort meistens
so übersetzt wird. Das chinesische Denken unterscheidet nicht zwischen Materie und Energie;
vielleicht können wir uns Qi als Materie an der Grenzlinie zur Energie oder als Energie am Punkt der
Materialisierung vorstellen. Eine solche Diskussion über die Bedeutung eines Konzeptes an sich − die
im Westen in jeder systematischen Abhandlung erwartet wird − ist den Chinesen jedoch absolut
fremd. Weder klassische noch moderne chinesische Texte spekulieren über die Natur von Qi, noch
versuchen sie, diese begreiflich zu machen. Qi wird vielmehr funktional, das heißt, durch sein Wirken
verstanden.
Die Chinesen wissen um drei Hauptquellen des Qi. Die erste ist das „Ursprungs-Qi“, auch
„vorgeburtliches Qi“ genannt, das bei der Empfängnis von den Eltern auf das Kind übertragen wird.
Dieses Qi ist zum Teil für die ererbte Konstitution eines Individuums verantwortlich. Es wird in den
Nieren gespeichert. Die zweite Quelle ist das „Nahrungs-Qi“, das der verdauten Nahrung entzogen
wird. Die dritte Quelle ist das „natürliche Luft-Qi“, das die Lunge aus der eingeatmeten Luft gewinnt.
Diese drei Qi-Formen vermischen sich und produzieren das Qi, das den ganzen Körper erfüllt. Es gibt
„keinen Ort, an dem es nicht existiert, und keinen Ort, zu dem es nicht vordringt“ (Kaptchuk 2008). Qi
ist die Quelle aller Bewegungen im Körper und begleitet jede Bewegung. Diese Funktion beinhaltet
Bewegung im weitesten Sinn: physische Aktivitäten (Gehen, Tanzen), automatische Bewegungen
(Atmen, Herzschlag), willentliche Aktionen (Essen, Sprechen), geistige Tätigkeiten (Denken,
Motivation, Sich-Freuen, Träumen), sowie Entwicklung, Wachstum und Lebensprozesse im
allgemeinen Sinn (Geburt, Reife, Altern); es sind allesamt Bewegungen, die vom Qi abhängen. Das Qi
schützt den Körper, indem es pathologischen Umwelteinflüssen den Zutritt in den Körper verwehrt
und sie bekämpft, falls sie einzudringen vermögen. Ferner ist Qi die Quelle harmonischer
Transformation im Körper. Aufgenommene Nahrung wird in andere Substanzen umgewandelt, zum
Beispiel in Blut, Qi, Tränen, Schweiß und Urin. Qi regelt die Bewahrung von Körpersubstanzen und
Organen. Es hält die Organe auf ihrem rechten Platz, das Blut in der Blutbahn; es verhindert
übermäßigen Verlust der verschiedenen Körperflüssigkeiten (Schweiß, Speichel usw.). Die Erhaltung
der normalen Temperatur im gesamten Körper hängt von der wärmenden Funktion des Qi ab.
Der chinesische Terminus „Blut“ entspricht nicht genau dem westlichen. Obwohl er manchmal die
rote Flüssigkeit meint, die wir als Blut bezeichnen, sind die Merkmale und Funktionen nicht genauso
definiert wie in der westlichen Medizin. Die Hauptaufgabe des „Blutes“ besteht in der fortwährenden
Zirkulation im Körper, der Erhaltung und auch der Benetzung seiner verschiedenen Teile. Das „Blut“
bewegt sich vornehmlich in den Blutgefäßen, aber auch in den Leitbahnen. In der chinesischen
Medizin wird keine strenge Unterscheidung zwischen Blutgefäßen und Leitbahnen getroffen, und man
hält sich selten mit detaillierten physischen Lokalisierungen auf. Man meint zum Beispiel: das
„Magen-Qi“ fließt aufwärts, “das Blut zirkuliert“, aber meist ist nicht genau klar, wohin oder auf
welchen inneren Bahnen sich die Substanzen eigentlich bewegen. Die Funktion ist wichtiger als die
physische Lokalisierung (Kaptchuk 2008).
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Ziel der TCM ist es, die diagnostizierten Dysharmonien zu regulieren, das heißt, das Gleichgewicht
zwischen Yin und Yang wieder herzustellen oder den Fluss von Qi und Blut zu normalisieren.
Die wichtigsten Methoden der Schmerzbehandlung in der TCM sind in erster Linie die Akupunktur
und die Tuina-Massage, der vielgestaltigen manuellen Therapie mit verschiedenen Massagetechniken
und auch manipulativen Griffen, gegebenenfalls ergänzt durch Kräutertherapie und/oder
Wärmebehandlungen. Ich konnte bei meinen Recherchen keine Studie zur Tuina-Massage finden,
wohl aber existierende Artikel über Studien zur Behandlung von Schmerzen mit Akupunktur.
1.7. Wissenschaftlichkeit und Studien zur TCM in der Schmerzbehandlung
Die Heilverfahren, Heiltheorien und Heiltechniken der TCM müssen in die westliche Medizin
integriert werden. Dies bedeutet, dass diese neuen Erkenntnisse dieselben strengen wissenschaftlichen
Prüfungen wie die der modernen Medizin bestehen müssen. Die neue Medizin muss unabhängig von
der Person lern-, lehr- und reproduzierbar sein (Meng 2006).
In der naturwissenschaftlich geprägten, evidenzbasierten Medizin ist die Wirksamkeit vieler
Behandlungsmethoden der TCM umstritten. In einigen Fällen werden empirisch belegte Wirkungen
auf Placeboeffekte und psychologische Wirkmechanismen (Zuwendung des Arztes oder des
Pflegepersonales) zurückgeführt (Wikipedia 2010).
Die Kritik an der TCM betrifft verschiedene Teilgebiete derselben. Eines davon ist die Lehre von den
Meridianen, der einer Vielzahl von Verfahren, wie Akupunktur, Tuina, Qi Gong usw. zu Grunde liegt
(siehe Lernfeld Verfahren). Die Existenz der Meridiane lässt sich nicht auf naturwissenschaftlich
gesichertes Wissen zurückführen. Für die Behauptung, dass man über spezifische Punkte an der
Körperoberfläche auf innere Zustände und Organe Einfluss nehmen kann, gibt es keinen
wissenschaftlich stichhaltigen Beleg oder Wirkungsmechanismus.
Die klassische TCM-Therapie ist die Akupunktur. In China wurde in vielen Studienartikeln mit großen
Patientenzahlen von hohen Erfolgsraten berichtet. Trotzdem gab es aufgrund fehlender
Kontrollgruppen und unzureichender Dokumentation bisweilen Zweifel an der Glaubwürdigkeit der
Untersuchungen. In dieser Situation kommt methodisch gut erstellten, systematischen
Übersichtsarbeiten eine Schlüsselrolle für die Abschätzung der therapeutischen Wirksamkeit der
Akupunktur zu (Ernst 2006). In einer Cochrane-Übersicht (Linde et al. 2010) zur Akupunktur bei
Kopfschmerzen vom Spannungstyp wurden Ergebnisse aus 11 Studien mit 2317 Teilnehmern
eingeschlossen. Die Autoren folgern, dass die Akupunktur bei Kopfschmerzen vom Spannungstyp ein
wertvolles nichtpharmakologisches Werkzeug mit Patienten mit häufigen chronischen
Spannungskopfschmerzen werden könnte.
Eine viel diskutierte wissenschaftlich durchgeführte Untersuchung der Akupunktur sind die „Gerac-
Studien“ (German Acupuncture Trials), deren letzte im Jänner 2007 publiziert wurden (Endres et al.
2007). Es handelt sich dabei um die weltweit aufwändigsten und teuersten Akupunkturstudien; sie
wurden von den bundesdeutschen Krankenkassen finanziert. Drei Behandlungsarten wurden
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miteinander verglichen: Akupunktur, Scheinakupunktur und konventionelle Standardtherapie. Es
ergab sich, dass die Scheinakupunktur nicht signifikant schlechter war als die lege artis durchgeführte
Nadelung. Beide jedoch waren deutlich wirksamer als die konventionelle Therapie.
1.8. Die traditionelle chinesische Massage: Tuina
Die Tuina-Massage gewährt einen hochinteressanten Einblick in die älteste Therapieform der Welt:
das Berühren eines Menschen. Dieses ist wohl der menschlichste Akt in der Medizin, er bedarf keiner
Hilfsmittel (Bischko & Meng 2006).
Keine andere Form des Einwirkens auf den Körper eines Gesunden oder Kranken wird so häufig
verlangt oder verordnet wie die Urform jeden Behandelns: die Massage. Das Behandlungsobjekt ist in
der Mehrzahl der Fälle der Bewegungsapparat, der sich auch beim Gesunden durch seinen statischen
Missbrauch bzw. auch durch seine dynamische Überbelastung häufig im Zustand einer latenten
Erkrankung befindet. Durch seine Behandlung, aber auch durch die Behandlung der Haut ist es
möglich, Befindensstörungen und auch Erkrankungen innerer Organe zu beeinflussen (Meng &
Tilscher 2006).
Nichtmedikamentöse und nichtinvasive Therapien der TCM (Tuina-Massage, Schröpfbehandlung,
Moxibustion) sind Behandlungstechniken, welche die Intaktheit der Haut nicht verletzen. Die Tuina-
Massage ist wie die Akupunktur eine Ordnungstherapie (Meng 2006). Tuina, die chinesische Form der
Heilmassage, ist eine sanfte ganzheitliche Methode. Die Hydrotherapie, Bewegungstherapie,
Ernährungstherapie, Phytotherapie und die Ordnungstherapie werden als die fünf Säulen der
Naturheilkunde postuliert. Die Wirkungsweise der Meridianpunkte wurde bisher neurophysiologisch
über die segmentale Organisation des Rückenmarks (Headsche Zonen), biochemisch-physikalisch
(Neurotransmitter sowie die vermehrte Ausschüttung von Endorphin und Enkephalin), biophysikalisch
(Photoemission), ganzheitlich (Grundsystem nach Pischinger), morphologisch-histologisch
(spezifische Bindegewebsstruktur nach Pischinger, Kellner und Heine 2003), erklärt (MENG 2006).
Ihre Wirkung erzielt sie durch Massage von Akupunkturpunkten oder entlang von Meridianen. Die
Tuina-Behandlung bewirkt den freien Fluss von Qi (Lebensenergie) und Blut und wirkt dadurch
gesundheitsfördernd und gesundheitserhaltend.
Für das Funktionieren von Tuina-Behandlungen bedarf es eines intakten Nervensystems. Nur dann
kann die „Gate-control-Theorie“, die deszendierende Hemmung über Neurotransmitter
beziehungsweise Leitungsbahnen funktionieren. Die chinesische Massage, nach zwei Grundgriffen
(Tui = Schieben, Na = Greifen) als „Tuina“ bezeichnet, ist eine der ältesten Behandlungsformen von
Krankheiten. Tuina ist ein Bestandteil der TCM. Somit ist die Tuina-Massage eine chinesische Form
der Heilmassage, welche man durch manuelle oder apparative Anwendung an bestimmten
Körperstellen (Akupunkturpunkte, Meridianverläufe) einsetzt. Damit erzeugt man den therapeutischen
Effekt (Meng 2006). Die Maßeinheit für die Entfernung der Akupunkturpunkte voneinander oder von
anatomisch gegebenen Anhaltspunkten ist Cun. In der TCM wird das „persönliche“ Cun verwendet.
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Man muss seine Länge im Einzelfall ermitteln. Dies geschieht, indem man den Patienten ersucht,
seinen Daumen und die Mittelfingerspitze derselben Hand zusammenzulegen (es entsteht dadurch eine
Art Kreis). Der Abstand der oberen Enden, der sich nun am Mittelglied des Mittelfingers bildenden
Falte, ergibt das persönliche Cun des Patienten. Auch die Breite des Patientendaumens, gemessen an
der Nagelbetthöhe, entspricht dem persönlichen Cun.
Die Tuina-Massage ist für Ärzte und Therapeuten als eine komplementäre Therapie konzipiert. Sie
basiert wie die Akupunktur auf der Meridian- und Fünf-Elemente-Lehre. Diese Therapieform wird
auch bei all jenen Fällen, die für Akupunktur und Moxibustion geeignet sind, mit Erfolg eingesetzt.
Ihre Anwendung empfiehlt sich im besonderen Maße bei sensiblen und für Nadelung empfindlichen
Patienten sowie bei Kindern. Die Theorie, Indikation und Arbeitshypothese der Tuina und der
Akupunktur sind in der TCM identisch. Alle funktionellen und reversiblen Erkrankungen und
Störungen können wir mit Tuina oder Akupunktur behandeln (Meng 2006). Meng spricht in
Zusammenhang mit der Differenzialdiagnose auch von der Dreier-Regel der Wiener Schule, nämlich
der des Meridians, des Organs und der Modalität (Begleitumstände); sie ist eine der relevanten
Grundtheorien der TCM.
Ich habe die Tuina-Massage als wichtiges und effektives Werkzeug zur Linderung von
Schmerzzuständen kennen gelernt.
1.8.1. Die Wirkungsweise der Tuina-Massage (Meng 2006)
Abhängig von der östlichen (TCM) oder westlichen Sichtweise, werden verschiedene Wirkungen
der Tuina-Therapie angeführt.
In der TCM kann die Wirkung einer Tuina-Massage folgendes bewirken:
1. Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen Yin und Yang, das heißt zwischen Beuger
und Strecker, Sympathikus und Parasympathikus, Ruhe und Aktivität etc.
2. Normalisierung der Zirkulation im Meridiansystem: Schmerzen, Durchblutungsstörungen,
Bewegungseinschränkungen etc. können als Folgezustand einer Meridianzirkulationsstörung
aufgefasst werden.
3. Normalisierung der Eingeweidefunktion: Eine Störung der Eingeweide, z.B. ein nervöser
Magen, kann auf dem Reflexweg eine Verspannung der im selben Segment liegenden
Muskulatur auslösen. Die Massage dieser Reflexzone (Headsche Zone, segmentale
Reflexzone) kann in vielen Fällen die Eingeweidefunktion positiv verbessern.
4. Beseitigung von Verklebungen, Verspannungen und Verengungen der Weichteile, Muskeln
und Sehnenscheiden.
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In der westlichen Medizin kann die Wirkung einer Tuina-Massage folgendes bewirken:
1. Förderung der Durchblutung: Diese lokale und allgemeine Wirkung wird meist rasch von
Therapeuten und Patienten bemerkt.
2. Wirkung auf das vegetative Nervensystem: Herz-Kreislauf-, Magen-Darm- und
Ausscheidungsfunktionen werden immer positiv beeinflusst. Der Schlaf wird besser, die Psyche
stabiler, ausgeglichener und ruhiger, oft verbessern sich die Stimmungslage und die
Leistungsfähigkeit.
3. Normalisierung des Muskeltonus.
4. Linderung des Schmerzes.
5. Stärkung der Körperabwehr: Der Patient wird während und nach einer Tuina-Massage gegenüber
Infekten und saisonalen Erkrankungen gestärkt.
1.8.2. Der Befund in der Tuina-Massage
Die chinesische Medizin beschreibt Gesundheit indirekt. Je weniger auffällige Symptome in der
umfassenden Anamnese sind, desto gesünder ist ein Mensch. Gesucht werden Funktionsstörungen, das
heißt es werden keine Erkrankungen befundet (dies ist die Aufgabe der Ärzte). Unklarheiten und
mögliche Kontraindikationen müssen ärztlich abgeklärt werden. Die Fähigkeit, den klinischen Status
eines Patienten mit Hilfe von einfachen, nicht invasiven Methoden zu bewerten, nennt man
Semeiologie: Beobachtung des Patienten, Beobachtung der Zunge, Palpation etc. (Modul Vorstellung
von Verfahren [email protected] 2005).
Ich befunde hauptsächlich nach den 8 Leitkriterien (in Tabelle 1 erläutere ich diese Befundungs- und
Behandlungsstrategie):
Außen/Innen: Man stellt sich vor, dass pathogene Faktoren von außen nach innen dringen, die
Meridiane und damit den Qi-Fluss (außen) blockieren und die inneren Organe (innen) befallen. In der
therapeutischen Konsequenz bezieht sich außen auf die Körperoberfläche und innen auf die
betroffenen Organe.
Hitze/Kälte: Man meint damit einen Mangel bzw. Überschuss im Wärmehaushalt und die Beziehung
zwischen Funktion des Nervensystems mit dem endokrinen System. Die Fragen an den Patienten
betreffen das subjektive Temperaturempfinden (Frösteln/Hitzegefühl, Durst auf kaltes oder warmes
Getränk).
Fülle/Schwäche: Die Anwesenheit eines pathogenen Faktors bei guter Abwehr bewirkt eine kräftige
Reaktion des Abwehr-Qi führt zu Füllezeichen; reduzierte Abwehrkraft, z.B. durch länger dauernde
Erkrankung, zu Schwächezeichen. In der Beobachtung des Patienten erkennt man den
Allgemeinzustand (kräftig oder schwach), den Puls, die Stimme, die Atmung, eine Schwellung oder
eine Atrophie.
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Yin-/Yang-Mangel: die Lokalisation des Yin-Mangels betrifft die Yin-Organe, das Körperinnere und
das Abdomen. Die Lokalisation des Yang-Mangels sind die Yang-Organe und die äußere
Körperschicht (Meng 2006).
Außen Innen
Grifftechnik: Pai Ca
Guasha Schröpfen, Guasha, Wasser
Hitze Kälte
Grifftechnik: Tui Na
Kryo, Schröpfen, Puder Moxibustion
Fülle Schwäche
Grifftechnik: An Sanfte Gun, Mo
Ultraschall Low-Level-Laser
Yin-Mangel Yang-Mangel
Grifftechnik: Yao, Yizhi Chan Rhythmische Rou
Tab. 2: Die 8 Leitkriterien mit Grifftechniken und weiteren Behandlungsmöglichkeiten (Meng 2006,
Sutrich 2005)
1.8.3. Indikationen für die Tuina-Massage
Die Tuina-Massage ist wie die Akupunktur nur bei funktionellen reversiblen Störungen indiziert, das
heißt wenn etwas gestört, aber nicht zerstört ist. Der Therapeut muss bei der Anwendung der Tuina-
Massage immer im gesetzlichen Rahmen seines Berufsbildes sein und darf die Tuina-Massage erst
nach erfolgter ärztlicher Untersuchung und Diagnosestellung anwenden.
Besonders wirksam ist die Behandlung von Störungen des Bewegungsapparates mit folgenden
Symptomen: Schmerzen, erhöhter oder verminderter Muskeltonus, verminderte Durchblutung und
Bewegungseinschränkung. Ein weiteres Betätigungsfeld sind Krankheitsbilder bei Arthrosen,
Rehabilitation nach einer Operation, nach einer Verletzung, nach einem Schlaganfall und nach
Nervenverletzung mit dem Krankheitsbild einer Nervenlähmung. Die Anwendung der Tuina-Massage
bei Störungen des Bewegungsapparates ist sehr ähnlich der uns vertrauten klassischen Massage.
Vegetative Störungen sind ebenfalls gute Indikationen. Folgende Indikationen finden wir in der
Praxis: Kopfschmerz vom Spannungstyp, Verspannungen der Nacken- bis Lendenmuskulatur,
psychosomatische Störungen, vegetative Dystonie, Schlafstörungen, Burnout-Syndrom, nervöser
Magen und vieles mehr.
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1.8.4. Kontraindikationen für die Tuina-Massage
Wie bei der klassischen Massage gibt es eine Kontraindikation bei unklarer Diagnose. Die Behandlung
ist untersagt bei Fieber, Entzündungen, bösartigen Tumoren, Blutgerinnungsstörungen und bei
fehlender Festigkeit der Haut, der Gefäße und der Knochen.
Bei Schwangerschaft und während der Menses ist eine besonders starke Massage des Abdomens, der
Lendenregion und der Beine zu vermeiden.
1.9. Die Behandlung von persistierenden Kopfschmerzen vom Spannungstyp
Nach der Fünf-Element-Theorie der TCM gehört die Kopfschmerzbehandlung zum Element Feuer.
Dieses Element besteht aus dem Paar Herz - Dünndarm. Es wird geschwächt durch übermäßige
Freude (soziale Überaktivität, permanente Begeisterung), durch permanentes Lachen und Hitze und
öffnet sich in der Zunge, vor allem in der Zungenspitze. Feuer regiert das Blut und alle Organe,
kontrolliert die Blutgefäße, das Schwitzen und die Sprache. Dieses Element manifestiert sich im
Gesicht. Bei ausreichendem Blut und kräftigem Herzen ist das Gesicht rosa, bei Blutmangel wird es
blass und bei Blutstagnation wird es bläulichviolett. Der Zustand des Herzens und des Blutes
beeinflusst die mentalen und emotionalen Aktivitäten (Meng 2006, Sutrich 2005).
1.10. Forschungsfrage
Ändert sich die Befindlichkeit von Patienten mit persistierenden Kopfschmerzen vom Spannungstyp
durch Tuina-Massagen mit genau definierter Abfolge von Griffen nachhaltig zum Besseren?
2. METHODIK
2.1. Design
Eine prospektive Beobachtungsstudie ohne Kontrollarm.
2.2. TeilnehmerInnen
Neun Probanden, alle älter als 14 Jahre (eine Befragung durch den Fragebogen SF-36 darf erst ab dem
14. Lebensjahr erfolgen), wurden mir aus Ordinationen praktischer Ärzte sowie aus Praxen von
Fachärzten zur Behandlung empfohlen. Die Patienten oder die Patientinnen litten oft schon seit Jahren
unter persistierenden Kopfschmerzen vom Spannungstyp. Ich behandelte vier Männer im Alter von 35
bis 68 Jahren und fünf Frauen im Alter von 23 bis 64 Jahren.
2.3. Durchführung
Ich ersuchte einige Ärzte aus meiner Umgebung im 22. Bezirk Wiens um Unterstützung und
Zuweisung von Patienten, die der Diagnose „persistierender Kopfschmerz vom Spannungstyp“
entsprachen. „Persistierend“ bedeutete hier, dass der Schmerz mit dauerhafter Beschaffenheit oder
Beharrlichkeit „verharrte“. Im ersten Augenblick erschien es einfach, die angepeilten 20 Probanden zu
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erreichen, doch nach kurzer Zeit musste ich feststellen, dass es nicht so leicht sein wird. Mit dieser
Diagnose gibt es laut der mir bekannten Ärzte doch nicht viele Patienten. Wenn ich Aussicht auf
Probanden gehabt hatte, nahm ich Verbindung mit ihnen auf. Ich fragte, ob sie Interesse hätten, sich
bei einer Studie zu beteiligen, bei der sie die Chance hätten, sich von der Last der Kopfschmerzen zu
befreien. Die Patienten oder die Patientinnen litten oft seit Jahren unter persistierenden
Kopfschmerzen. Die Kopfschmerzen vom Spannungstyp meiner Probanden waren lehrbuchhaft, das
heißt die Lokalisation war bicephal bis holocephal. Die Ursachen der Kopfschmerzen reichten laut
ärztlicher Diagnose von Verspannungen im Nackenbereich durch Fehlhaltung, Disstress, Überlastung
am Arbeitsplatz und in der Familie, Wetterfühligkeit, Angstzuständen, bis hin zum „Burnout-
Syndrom“. Ziel dieser Untersuchung war die Überprüfung der medizinischen Wirksamkeit meiner
Behandlungsmethode. Die Frage war, was veränderte sich, wenn der Patient oder die Patientin die
Behandlung erfuhr.
Neun Patienten wurden mit einem diagnostizierten persistierenden Kopfschmerz vom Spannungstyp
innerhalb eines Monates jeweils sechsmal mit Tuina-Massage behandelt. Der Abstand zwischen den
Therapiesitzungen betrug mindestens drei Tage. Jeder Patient füllte vor der ersten und nach der letzten
Behandlung den Fragebogen SF-36 (Bullinger & Kirchberger 1998) aus und markierte vor und nach
jeder Einzeltherapie auf einer visuellen Analogskala (VAS) die aktuelle Schmerzintensität (Abb. 4).
SF-36
Vorher VAS: VAS VAS VAS VAS VAS
0 1 2 3 4 5 6
Nachher VAS: VAS VAS VAS VAS VAS
SF-36
Abb. 4: Der Einsatz von SF-36 und VAS in den sechs Therapien
Fragebogen SF-36
Der SF-36 (Bullinger & Kirchberger 1998) ist ein krankheitsübergreifendes Messinstrument zur
Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Er wird im klinischen Bereich und in der
epidemiologischen Forschung eingesetzt. Der SF-36 erfasst acht Dimensionen, die sich konzeptuell in
die vier Bereiche „körperliche Gesundheit“:
• „körperliche Funktionsfähigkeit“
• „körperliche Rollenfunktion“
• „körperliche Schmerzen“
• „allgemeine Gesundheitswahrnehmung“
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und die vier Bereiche „psychische Gesundheit“:
• „Vitalität“
• „soziale Funktionsfähigkeit“
• „emotionale Rollenfunktion“
• „psychisches Wohlbefinden“
einordnen lassen. Die Bearbeitungsdauer dieses Fragebogens beträgt fünfzehn Minuten. Der Einsatz
erfolgt ab dem 14. Lebensjahr.
„Körperliche Funktionsfähigkeit“: Diese Dimension erfasst das Ausmaß der Beeinträchtigung
körperlicher Aktivitäten wie Selbstversorgung, Gehen, Treppen steigen, Bücken, Heben und
mittelschwere oder anstrengende Tätigkeiten verrichten
Mit der Dimension der „körperlichen Rollenfunktion“ wird das Ausmaß erfasst, in dem der
körperliche Gesundheitszustand die Arbeit oder andere tägliche Aktivitäten beeinträchtigt.
Das Ausmaß an Schmerzen und der Einfluss der Schmerzen auf die normale Arbeit, sowohl im Haus
als auch außerhalb des Hauses, kann in der Dimension „körperliche Schmerzen“ erfasst werden.
Unter „allgemeine Gesundheitswahrnehmung“ wird die persönliche Beurteilung der Gesundheit
einschließlich des aktuellen Gesundheitszustandes, der zukünftigen Erwartungen und der
Widerstandsfähigkeit gegenüber Erkrankungen verstanden.
Mit der Dimension „Vitalität“ wird erfasst, ob sich die Person energiegeladen und voller Schwung
fühlt, oder ob sie eher müde und erschöpft ist.
Die Dimension “soziale Funktionsfähigkeit“ beschreibt das Ausmaß, in dem die körperliche
Gesundheit oder emotionale Probleme die normalen sozialen Aktivitäten beeinträchtigen.
Die Dimension „emotionale Rollenfunktion“ erfasst das Ausmaß, in dem emotionale Probleme die
Arbeit oder andere tägliche Aktivitäten beeinträchtigen.
Mit der Dimension „psychisches Wohlbefinden“ wird die allgemeine psychische Gesundheit erfasst,
einschließlich Depression, Angst, emotionale und verhaltensbezogene Kontrolle und allgemeine
positive Gestimmtheit.
Mit dem Zusatzitem „Veränderung der Gesundheit“ kann die Beurteilung des aktuellen
Gesundheitszustandes im Vergleich zum vergangenen Jahr erfolgen (Bullinger & Kirchberger 2002).
Visuelle Analogskala
Die VAS ist eine Skala, die in der Schmerzforschung häufig eingesetzt wird. Es handelt sich meist um
eine exakt 100 mm lange, meist horizontale Linie, deren Endpunkte Extrempositionen darstellen: kein
„Kopfschmerz“ bzw. „stärkster vorstellbarer Kopfschmerz“. Die subjektive Empfindung wird vom
Patienten/Klienten/Probanden durch einen vertikalen Strich durch die Linie markiert. Der angegebene
Wert wird als Millimeterwert ausgemessen.
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Die Probanden wurden in der Ordination von Dr. med. Christian Bauer (Allgemeinmediziner in Wien)
behandelt. Einige Massagen wurden aufgrund von Terminproblemen als Hausbesuche durchgeführt.
Im Anamnesegespräch überprüfte ich die Zuverlässigkeit der Patienten, d.h. ob sie voraussichtlich das
notwendige Durchhaltevermögen für die erforderlichen sechs Behandlungen haben würden. Alle
Probanden gaben mir das Einverständnis, bei der Studie mitzumachen. Wir stellten gemeinsam einen
genauen Terminplan zusammen, in dem wir den zeitlichen Rhythmus für die 6 Behandlungen
festhielten. Die Compliance dieser Klienten war sehr gut, was eine ausgezeichnete Zusammenarbeit
ermöglichte, indem sie bezüglich der Termingestaltung flexibel und bei der Therapie aufmerksam und
konzentriert gewesen sind.
Vor der ersten Sitzung wurde der Fragbogen SF-36 in Ruhe ausgefüllt, was einen Zeitaufwand von 15
Minuten erforderte. Anschließend markierten die Patienten ihr aktuelles Schmerzempfinden auf der
VAS-Skala.
Die Patienten setzten sich sodann auf den Massagetisch. Eine sitzende Position war erforderlich, weil
ich Punkte am Gesicht, am Hinterkopf, am Nacken, am Rücken, am Fuß und der Hand zu behandeln
hatte, und weil die Aufmerksamkeit der Patienten im Sitzen besser und länger anhielt.
Nach der sechsten und letzten Behandlung füllten die Probanden den zweiten Fragebogen SF-36 aus,
was wiederum 15 Minuten in Anspruch nahm.
2.3.1. Grifftechniken, die ich bei der Behandlung von persistierenden Kopfschmerzen vom
Spannungstyp angewendet habe
Tui − die Technik des Schiebens (Abb. 5)
Die Anwendung erfolgt entweder mit dem Daumen, der Handwurzel, einer Handfläche, dem Unterarm
oder dem Ellbogen. Die Richtung erfolgt geradlinig entlang des Meridianverlaufes oder des
Muskelverlaufes. Man beginnt langsam und behutsam und steigert leicht den Anpressdruck und die
Frequenz (zwischen 50 und 200 Mal pro Minute).
Die Wirkung der Tui soll belebend und abkühlend sein; unterstützt die Verteilerfunktion der Lunge
(Meng 2006, Sutrich 2005).
Abb. 5: Tui, die Technik des Schiebens (Meng 2006, Sutrich 2005)
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An − die Technik des Drückens (Abb. 6)
Mit dem Daumen oder den Fingerbeeren des Zeige- oder Mittelfingers drückt man senkrecht auf
Akupunktur- oder Schmerzpunkte. Man drückt mit stetig wandelndem Druck, anfangs leicht,
allmählich stärker, damit auch tiefe Schichten der Muskulatur erreicht werden. Den Punkt hält man bis
zu einer Minute fest.
Angenommene Wirkung von An: steigert die Durchblutung des tiefliegenden Gewebes, löst lokalen
Temperaturanstieg aus und löst Blockaden auf (Meng 2006, Sutrich 2005).
Abb. 6: An, die Technik des Drückens (Meng 2006, Sutrich 2005)
Rou − die Technik des Zirkelns (Abb. 7)
Die Anwendung erfolgt mittels Fingerbeeren eines oder mehrerer Finger, mit dem Daumen, der
Handfläche, dem Unterarm oder dem Ellbogen. Die zirkelnd-kreisende Bewegung soll aus dem
Grundgelenk des jeweiligen Fingers oder dem Handgelenk mit einer Frequenz von 50 bis 160 pro
Minute erfolgen, langsam steigernd, gleichmäßig auf Akupunkturpunkte oder großflächig verteilt.
Rou ist eine milde Reizmethode, die oft im Anschluss an eine kräftige Technik ausgeführt wird. Sie
wirkt neutralisierend und dämpfend. Diese Technik löst Verklebungen und baut Schwellungen ab
(Meng 2006, Sutrich 2005).
Abb. 7: Rou, die Technik des Zirkelns (Meng 2006, Sutrich 2005)
Pai − die Technik des Klopfens (Abb. 8)
Man klopft entweder mit den Fingerspitzen, der hohlen Hand, der Handkante oder dem Handrücken
auf Kopf und Körperoberfläche. Bei Muskulatur mit herabgesetztem Tonus wirkt dieser Griff
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tonuserhöhend. Durch das Einwirken von rhythmischer Kraft kommt es neben dem Druck zu einer
Anregung und Aktivierung der freien Nervenendigungen (Meng 2006, Sutrich 2005).
Abb. 8: Pai, die Technik des Klopfens (Meng 2006, Sutrich 2005)
Mo − die Technik des Streichens (Abb. 9)
Mit der Eigenschwere der Hand streicht man in stehenden Kreisen und entlang von Meridianen. Die
nicht zu schnell ausgeführten Bewegungen wendet man entweder mit den Fingern, den Daumenballen,
den Handballen oder dem Unterarm an.
Dieser Griff wirkt beruhigend und schmerzstillend. Die Erwärmung ist das Ziel, die Technik wird oft
am Beginn oder am Ende einer Massage und zur Beruhigung des Nervensystems verwendet (Meng
2006, Sutrich 2005).
Abb. 9: Mo, die Technik des Streichens (Meng 2006, Sutrich 2005)
Na − die Technik des Zwickens, Greifens oder Knetens (Abb. 10)
Zwischen dem Daumen und den vier Fingern wird eine Muskelpartie gezielt zusammengedrückt,
angehoben und weggezogen. Den Druck steigert man langsam bis zum De-Qui-Gefühl und hält ihn
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dann 10 Sekunden bis eine Minute aufrecht; kräftige, aber schmerzfreie Durchführung ausüben, das
Handgelenk bleibt locker. Die Bewegungen sind rhythmisch ohne Unterbrechung durchzuführen.
Dieser Griff wirkt anregend, er setzt starke Reize und verbessert den Abtransport von
Stoffwechselprodukten (Meng 2006, Sutrich 2005).
Abb. 10: Na, die Technik des Zwickens, Greifens oder Knetens (Meng 2006, Sutrich 2005)
2.3.2. Akupunkturpunkte und Körperzonen, die bei der Therapie vom persisterenden Kopfschmerz
vom Spannungstyp behandelt werden
Für diese Studie bediente ich mich der Empfehlungen zur Kopfschmerzbehandlung, die ich aus dem
Arbeitsskriptum von Sutrich (2005) entnommen habe.
Akupunktur-
punkte
Übersetzung aus
dem Chinesischen
Lokalisation Mögliche Indikationen
intrang Siegelhalle Mitte zwischen den Augenbrauen
(siehe Abb. 11)
Kopfschmerzen, Schwindel,
Rhinitis, Sinusitis, Erbrechen
und Schlafstörungen
tianmen auf der Medianlinie am
Haaransatz frontal (siehe Abb. 12)
hat beruhigende Wirkung auf
Geist und Herz, gegen Müdigkeit
und Schwitzen
kangong Palast des
Abgründigen
Linie über den Augenbrauen bis
zum taiyang (siehe Abb. 13)
Kälte, Feuchtigkeit, innere
Verletzungen, Übelkeit
Blase 2,
cuanzhu
Wurzel des Bambus am Schnittpunkt des medialen
Augenbrauenendes / Lidwinkel-
Foramen supraorbitale (Abb. 14)
Augenerkrankungen, Schwindel,
Rhinitis, Sinusitis,
Stirnkopfschmerzen
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taiyang Sonne Schläfengrube, Schnittpunkt der
Verlängerung des
Augenbrauenbogens mit der
Waagrechten vom äußeren
Lidwinkel nach lateral (Abb. 15)
allgemeine Schmerzen, exogene
Faktoren wie Wind, Feuchtigkeit
und Klima
Blase 11,
dazhu
großes
Weberschiffchen
1,5 Cun lateral der Dornfortsätze
von Th 1 (Abb. 19)
Schmerzen in der Schulter,
Erkältung
Gallenblase
20, fengchi
Teich des Windes am lateralen Trapeziusrand
des unteren Occipitalrandes
(Abb. 23)
allgemeiner Kopfschmerzpunkt
Lenkergefäß
16
Ort des Windes 1 Cun über dem occipitalen
Haaransatz, im Grübchen unter der
protuberantia occipitalis externa
(Abb.24)
Lenkergefäß
20, baihui
hundertfacher
Sammler
auf der Verbindungslinie der
beiden apices auriculi, 7 Cun über
dem occipitalen Haaransatz
(Abb. 25)
Kopfschmerzen, Angst,
Bettnässen
Blase 60,
kunlun
Name eines Berges
in Tibet
Calcaneus, Mitte zwischen
Achillessehne und höchster
Erhebung des Außenknöchels
(Abb. 26)
Angstsymptome, psychische
Beschwerden
Dickdarm 4,
hegu
Talsohle auf dem Handrücken, am höchsten
Punkt des Muskelwulstes
zwischen os metacarpale I und II
(Abb. 27)
Universalpunkt bei
Kopfschmerzen,
Verdauungsbeschwerden, regt
das Verdauungssystem an
Gallenblase
21, jianjing
Brunnen der Schulter am höchsten Rand der Schulter,
Mitte zwischen Acromion und
Dornfortsatz von C7 (Abb. 28)
Wind und Kälte
Niere 1,
yongquan
sprudelnde Quelle am Schnittpunkt beider
Zehenballen mit der Fußsohle,
Grübchen bei Plantarflexion
(Abb. 29)
Kopfschmerzen, beruhigt den
Geist gegen Schlaflosigkeit,
Fieber, Übelkeit und Durchfall
Tab. 3: Behandlungspunkte und -zonen (Chaling 2005, Sutrich 2006)
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Die Kopfschmerzbehandlung umfasste folgende Griffe an folgenden Akupunkturpunkten und
Körperzonen, die ich in den folgenden Abbildungen als Punkte oder Striche gekennzeichnet habe:
1. An am intrang
Abb. 11: Mit dem Daumen den Punkt intrang drücken
2. Tui vom intrang zum tianmen
Abb. 12: Mit dem Daumen die Linie vom intrang bis zum tianmen schieben
3. Tui am kangong
Abb. 13: Mit beiden Daumen die kangong-Zone von medial nach lateral schieben
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4. Rou auf Bl 2
Abb. 14: Mit dem Daumen oder dem Zeigefinger eine Rou auf Bl 2
5. Rou auf taiyang
Abb. 15: Mit dem Zeigefinger oder dem Mittelfinger eine Rou auf taiyang
6. Tui mit allen Fingern am Kopf
Abb. 16: Mit allen Fingern eine Tui auf ganzem Haupt
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7. Pai am Kopf
Abb. 17: Mit allen Fingern eine Pai auf ganzem Haupt
8. Mo am Kopf
Abb. 18: Mit flacher Hand kreisende Mo auf ganzem Haupt
9. Rou auf Bl 11
Abb. 19: Mit dem Zeigefinger eine Rou auf Bl 11
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10. Na an den Ohren bis Wärme entsteht
Abb. 20: Zwischen Daumen und Zeigefinger eine Na auf dem Ohrrand
11. Rou an Augen und an Orbitalrändern
Abb. 21: Mit der flachen Hand eine sanfte Rou an Augen und Orbitalrändern
12. Tui entlang der Wirbelsäule bis zum Kreuzbein
Abb. 22: Mit dem Daumen eine Tui von HWS bis zum Kreuzbein
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13. Pai auf Gb 20
Abb. 23: Mit dem Zeigefinger eine Pai auf Gb 20
14. Pai auf Lg 16
Abb. 24: Mit dem Zeigefinger eine Pai auf Lg 16
15. Pai auf Lg 20
Abb. 25: Mit dem Zeigefinger eine Pai auf Lg 20
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16. Na auf Bl 60 (am rechten und linken Fuß), Di 4 (auf rechter und linker Hand), Gb 21 (auf linker
und rechter Schulter)
Abb. 26: Na auf Bl 60 Abb. 27: Na auf Di 4 Abb. 28: Na auf Gb 21
Die Punkte werden zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger genommen und gezwickt
17. Rou auf Ni 1 (auf rechter und linker Fußsohle)
Abb. 29: Mit dem Daumen oder dem Zeigefinger eine Rou auf Ni 1
Die Durchführung dieses Programms dauerte 15 Minuten; es wurde pro Sitzung dreimal wiederholt
(Gesamtbehandlungsdauer pro Sitzung: 45 Minuten). Nach Abschluss jeder Sitzung und einer kurzen
Erholung füllten die Patienten die VAS-Skala nochmals aus. Am Ende der sechsten und letzten
Therapie wurde ein weiteres Mal der Fragebogen SF-36 ausgefüllt.
2.4. Hypothesen
1. Die Patienten fühlen nach einer Behandlungsfolge von 6 Sitzungen sowie eines Monats nach
Therapiebeginn weniger bis keinen Kopfschmerz, erkennbar anhand der Angaben im SF-36 und auf
der VAS-Skala.
2. Die Patienten reagieren nach jeder Sitzung mit einer Erleichterung ihrer Kopfschmerzen, erkennbar
anhand der Angaben auf der VAS-Skala.
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Mittelwerte
0
10
20
30
40
50
VA
S i
n m
m
t V orher 39,22 44,67 20,44 15,11 24,22 9,89
t Nachher 8,67 13,67 7,11 4,67 5,67 5,22
t1 t2 t3 t4 t5 t6
2.5. Gegenhypothesen
1. Die Patienten fühlen nach jeder Sitzung weiterhin ihren Kopfschmerz.
2. Die Patienten fühlen nach einer Behandlungsfolge von 6 Sitzungen weiterhin ihren seit Monaten
bekannten Kopfschmerz.
2.6. Statistische Analyse
Mit dem Statistikprogramm SPSS für Windows wurden t-Tests zum Vergleich der Werte am SF-36
sowie der VAS-Messzeitpunkte sowie Korrelationsanalysen durchgeführt. Ausführender Statistiker
war Harald Lothaller, Mitglied vom Staff des Interuniversitären Lehrganges Graz / Schloss Seggau.
3. ERGEBNISSE
Von den anfänglich zehn Studienteilnehmern brach eine Klientin nach der ersten Behandlung die
Weiterarbeit an der Studie ab. Die neun verbliebenen Teilnehmer beendeten die Behandlungsserie von
sechs Tuina-Massagen innerhalb von vier Wochen. Die persistierenden Kopfschmerzen vom
Spannungstyp meiner Klienten besserten sich nach jeder Massage. Auch im Hinblick auf die
Nachhaltigkeit gab es deutliche Hinweise auf eine Besserung des Kopfwehzustandes. Vor dem fünften
Behandlungstag vermerkten meine neun Klienten im Durchschnitt einen erhöhten Schmerzpegel, der
nach der Massage wieder auf niedrigem Niveau zu finden war. Nach der sechsten und letzten
Behandlung im Rahmen dieser Studie war das Kopfschmerzpotential insgesamt am geringsten.
Meinen Klienten reagierten während jeder Therapiesitzung mit einer Erleichterung ihrer
Kopfschmerzen: Die Ergebnisse der t-Tests zeigten zum Vergleich der beiden Werte zu allen sechs
VAS-Zeitpunkten signifikante Unterschiede zwischen Vorher- und Nachher-Wert, d.h. es kam zu allen
sechs Zeitpunkten zu einer signifikanten Abnahme des VAS-Wertes (Abb. 1).
Abb. 1: Vergleich Vorher- versus Nachher-Werte für alle sechs VAS-Zeitpunkte
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T es t bei g epaarten S tic hproben
0
10
20
30
40
50
60
Mit
telw
ert
&
Sta
nd
ard
ab
we
ich
un
g
Mittelwert 30,556 31 13,333 10,444 18,556 4,667
t1 t2 t3 t4 t5 t6
Im Test bei gepaarten Stichproben ergaben sich zu allen sechs Behandlungszeitpunkten signifikante
Unterschiede zwischen Vorher- und Nachher-Wert; es kam zu allen sechs Zeitpunkten zu einer
signifikanten Abnahme beim VAS-Wert (Abb. 2).
Abb. 2: Zu allen sechs Zeitpunkten gibt es signifikante Unterschiede zwischen
Vorher- und Nachher-Wert
Bei der statistischen Auswertung des durch die Studienteilnehmer beantworteten Fragebogens SF-36
und des VAS-Differenzwertes zwischen den beiden Zeitpunkten, das heißt zwischen der ersten
Behandlung t1 und der letzten Behandlung t6, zeigten drei von den 8 Dimensionen signifikante
Unterschiede. Genauso verhielt es sich mit der körperlichen Summenskala und dem Zusatzitem
Gesundheitsveränderung (siehe Abb. 3).
Die Probanden fühlten sich in den vergangenen vier Therapiewochen besser und waren zuversichtlich,
zukünftig widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten zu sein: Dieses Resultat konnte man in der
Veränderung der Dimension „allgemeine Gesundheitswahrnehmung“ und dem VAS-Differenzwert
zwischen den beiden Zeitpunkten entnehmen [die Komponente t1_SF-36 Allgemeine
Gesundheitswahrnehmung unterscheidet sich signifikant von der Komponente t6_SF-36 Allgemeine
Gesundheitswahrnehmung (t8= -4.373; p=.002)]. Die körperliche Gesundheit oder die emotionalen
Probleme der Studienteilnehmer beeinträchtigten ihre normale soziale Aktivität weniger: Diese
Signifikanz bestand bei der Dimension „soziale Funktionsfähigkeit“ und dem VAS-Differenzwert
zwischen den beiden Zeitpunkten [Signifikanz besteht bei t1_SF-36 Soziale Funktionsfähigkeit minus
t6_SF-36 Soziale Funktionsfähigkeit (t8= -3.592; p=.007)]. Meine Klienten fühlten sich in den vier
Behandlungswochen energiegeladener und weniger müde und erschöpft: Dieses Ergebnis sah man im
Vergleich der Dimension „Vitalität“ und dem VAS-Differenzwert zwischen den Zeitpunkten t1 und
t6 [einen signifikanten Unterschied und eine Zunahme des Wertes findet man auch bei t1_SF-36
Vitalität minus t6_SF-36 Vitalität (t8= -3.123; p=.014)]. Die Auswertung zeigte, dass sich die
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S tatis tik zu 2 Mes s zeitpunkten
0
20
40
60
80
100
Mit
telw
ert
e
t1 Mw 50,7778 63,8889 39,8148 3,1111 42,4664
t6 Mw 64,7778 77,7778 55 2,2222 47,3028
allgem.
G es undh.
s oz iale
F unktions f.V italität
G es undheits v
eränd.
s tand. körp.
S ummens k.
körperliche Gesundheit der Probanden − im Vergleich zum vergangenen Jahr − gebessert hat: Diese
Signifikanz erkennt man im Vergleich des Zusatzitems „Gesundheitsveränderung“ (SF-36) und dem
VAS-Differenzwert zwischen den beiden Zeitpunkten [signifikante Unterschiede und eine Abnahme
des Wertes ergeben sich bei t1_ROH SF-36 Gesundheitsveränderung minus t6_ROH SF-36
Gesundheitsveränderung (t8= 3.411; p=.009)]. Letztendlich fühlten sich meine Studienteilnehmer in
den vergangenen vier Therapiewochen besser: In der Subskala „standardisierte körperliche
Summenskala“ und dem VAS-Differenzwert zwischen den beiden Zeitpunkten ergab sich eine
positive Veränderung, nämlich ein signifikanter Unterschied, und man sieht die Zunahme des Wertes
bei t1_SF-36 Standardisierte Körperliche Summenskala minus t6_SF-36 Standardisierte Körperliche
Summenskala (t7= -2.571; p=.037).
Abb. 3: Signifikante Veränderungen im SF-36 und VAS-Differenzwert zwischen den beiden
Zeitpunkten t1 und t6
Die Korrelationsanalyse zwischen den gleichen SF-36-Werten und den VAS-Differenzwerten zu den
Zeitpunkten t1 und t6 ergaben bei der Allgemeinen Gesundheitswahrnehmung und der Sozialen
Funktionsfähigkeit hohe signifikante Zusammenhänge (t1_SF-36 Allgemeine
Gesundheitswahrnehmung & t6_SF-36 Allgemeine Gesundheitswahrnehmung: r=.777, p=.014, t1_SF-
36 Soziale Funktionsfähigkeit & t6_SF-36 Soziale Funktionsfähigkeit: r=.840, p=.005), d.h. je höher
der Wert zu t1 ist, desto höher ist der Wert zu t6. Die Werte hatten also eine hohe zeitliche Stabilität.
Beim Vergleich der Vorher- mit den Nachher-Werten für alle sechs VAS-Zeitpunkte zeigte der t-Test
signifikante Zusammenhänge zu t2 (t2_VAS_v & t2_VAS_n: r=.810, p=.008), t3 (t3_VAS_v &
t3_VAS_n: r=.878, p=.002), t4 (t4_VAS_v & t4_VAS_n: r=.784, p=.012) und t6 (t6_VAS_v &
t6_VAS_n: r=.988, p<.001). Mit anderen Worten: Je stärker jeweils der Kopfschmerz vor der Massage
war, desto stärker war auch der Kopfschmerz nach der Behandlung bei derselben Person.
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4. DISKUSSION
4.1. Interpretation des Ergebnisses
In der Krankheitsbewältigung meiner Studienteilnehmer war die Einwilligung zur Teilnahme an der
Studie ein weiterer Schritt. Diese Klienten erlebten die Kopfschmerzen schon als Destruktion ihrer
Lebensqualität. Das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit, die Arbeitsfähigkeit und die
Möglichkeit das Leben zu genießen, waren stark beeinträchtigt. Nach oftmals vielen Jahren der
Schmerzerfahrung und der daraufhin erfolgten Inanspruchnahme des professionellen
Gesundheitssystems erfüllte sich die Hoffnung auf dauerhafte Gesundung leider nicht. Nachdem ich
diese leidgeprüften Menschen kennengelernt habe, durfte ich die Tuina-Massage bei ihnen ausführen.
Die Compliance der Klienten war sehr gut. Im ersten Gespräch habe ich mir Zeit genommen, um
Vertrauen aufzubauen und eine gute Beziehung zu entwickeln. Ich versuchte zu erkennen, inwieweit
das Gleichgewicht zwischen psychischen, sozialen und ökologischen Anforderungen und Ressourcen
gegeben war. Meinen Beobachtungen nach befanden sich meine Klienten in einer Dysbalance
zwischen Spannung und Entspannung und körperökonomischen Bewegungsabläufen. Manchmal
erkannte ich bei den Studienteilnehmer zu wenig Ressourcen bezüglich einer ausreichenden Zahl an
sozialen Beziehungen von entsprechender Qualität und Intensität bzw. zu wenig soziale
Unterstützung. Wir diskutierten das Gesundheitshandeln zur Förderung ihrer Gesundheit und zur
Linderung ihres persistierenden Spannungskopfschmerzes. Wir erörterten Fragen über
Disstressvermeidung, körpergerechtes Sitzen am Arbeitsplatz, Dehnungen und Kräftigungen der
Rücken-, Schulter- und Nackenmuskulatur, bis hin zum Thema der Ernährung und des
Wassertrinkens. In vielen Gesprächen während der folgenden Behandlungen spürte ich bei den
Klienten die Suche nach „Empowerment“ zur Stärkung ihrer Ressourcen besonders in der Phase des
Kopfschmerzes. Auch beim Kopfschmerz sollte der kinästhetische Sinn, also der Bewegungssinn,
gestärkt werden, egal ob es sich wie in meiner Studie bei den Klienten um Pensionisten, Elektriker,
Installateur, Raumpflegerin, Studentin, Gärtnerin oder einem Beamten handelte.
Im Ergebnisteil dieser Studie habe ich schon erwähnt, dass eine Probandin schon nach der ersten
Behandlung aufgegeben hat und daher nicht in der Statistik berücksichtigt wurde. Das Problem bei ihr
bestand in einer vor Jahren erfolgten Gesichtsoperation, die als Folge keine Manipulationen am Kopf
und Gesicht zuließ, weil Schwellungen im Gesichtsbereich aufgetreten waren. Ihre Kopfschmerzen
waren trotzdem nach der sehr vorsichtigen Massage leichter.
Manch einer der Klienten verspürte in den vergangenen vier Therapiewochen zwischen den
Behandlungsintervallen aufgrund verschiedener Ursachen wie Stress, seelischer Probleme und
wetterbedingter Anpassungsstörungen stärkere Kopfschmerzen. Der Elektriker bekam jedes Mal dann
verstärkte Kopfschmerzen, wenn er trotz widrigster Wetterbedingungen Außenarbeiten an einer
Hausfassade ungesichert durchzuführen hatte. Die Angst vor der momentanen Situation und vor einer
möglichen Kündigung war bei ihm groß. Eine Studienteilnehmerin war therapieresistent. Die
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40
Kopfschmerzen dieser Klientin waren zwar nach jeder Sitzung leichter, doch es gab bei ihr keine
nachhaltige Verbesserung nach sechs Behandlungen. Nachhaltige Ergebnisse erzielte ich in der Studie
mit den anderen acht Kopfwehpatienten. Nach der sechsten und letzten Behandlung waren die
Kopfschmerzen weg oder bis auf ein Minimum reduziert.
Die Ergebnisse dieser nicht-kontrollierten Studie legen nahe, dass Patienten mit persistierenden
Kopfschmerzen vom Spannungstyp von diesen Tuina-Massagen profitieren könnten. Die statistische
Auswertung lässt sich so interpretieren, dass die Studienteilnehmer nach jeder Therapiesitzung mit
einer Erleichterung ihrer Kopfschmerzen reagierten. Die Klienten stellten bei sich einen mentalen
Auftrieb hinsichtlich ihrer Krankheitsbewältigung fest. Der Befund aller war positiv gegenüber der
Anamnese vor der ersten Behandlung. Sie fühlten sich körperlich als auch psychisch den weitern
Anforderungen gewachsen.
Auffallend war auch, dass sich bei der Auswertung der Dimension „Körperliche Schmerzen“ des
Fragebogens SF-36 keine signifikante Änderung ergeben hatte. Das könnte daher kommen, dass sich
die Klienten mit persistierendem Kopfschmerz vom Spannungstyp an diese
„Gesundheitsveränderung“ gewissermaßen gewöhnt hatten. Während der Bearbeitung des
Fragebogens SF-36, Punkte 7 und 8 (s. u.), wurde manchmal von den Probanden die Erkundigung
eingeholt, welche Schmerzen auf die entsprechende Frage denn gemeint seien: Kopfschmerzen oder
andere akute oder chronische Schmerzen? Ich gab ihnen die entsprechende Erklärung, dass bei dieser
Frage der Kopfschmerz zu berücksichtigen ist. Im Unterschied dazu gab es mit der Visuellen
Analogskala keine Missverständnisse. Die Studienteilnehmer markierten diese aufgrund ihrer
aktuellen Kopfschmerzstärke.
Seitens der Methodik darf ich erklären, dass ich für diese Studie nur die Basisbehandlung für die
Kopfschmerzmassage der Tuina-Massage verwendet habe. Dies habe ich getan zwecks besserer
Vergleichbarkeit unter den Studienteilnehmern, denn für eine individuelle Kopfschmerzbehandlung
gibt es befundorientiert noch weitere zusätzliche Punkte. Außerdem wollte ich darstellen, dass man
mit der Basisbehandlung schon gute Erfolge erzielen kann.
Ein Nachteil der Tuina-Massage für die Klienten ist, dass sie die Behandlung selbst zahlen müssen.
Darum kommen die Menschen oft spät, erst wenn das Krankenkassensystem nicht den gewünschten
Erfolg bringt, zu einem Therapeuten, der ihnen komplementäre Behandlungen anbieten kann.
4.2. Folgerung auf die untersuchte Problematik und Stand des Wissens
Die in der Literatur beschriebenen Symptome der persistierenden Kopfschmerzen vom Spannungstyp
habe ich im Beschwerdebild der Studienteilnehmer vorgefunden. Die Klienten befanden sich in einem
chronischen Anspannungszustand, wo man den Kopf ein- und die Schulter hochzieht. In der
Anamnese gab es bei einigen davon Anzeichen von Bruxismus. Ich bemerkte, dass die Bereitschaft
der Patienten über den „Tellerrand“ der Schulmedizin zu blicken, gestiegen ist. Die Akzeptanz der
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TCM wurde dadurch merklich verbessert. Mein Ziel war bei den Klienten das Gleichgewicht zwischen
Yin und Yang wieder herzustellen.
Das Ergebnis bestätigte nach neun mal sechs Behandlungen die Hypothese, dass die
Studienteilnehmer nach jeder Behandlung mit einer Besserung der Kopfschmerzen reagierten. Vor den
Therapiesitzungen hatten die Probanden meist Kopfschmerzen vom Spannungstyp, die nach jeder
Sitzung besser bis gar nicht mehr da waren (siehe Abb. 1). Die Hypothese einer nachhaltigen
Verbesserung der Kopfschmerzen bestätigte sich auch (siehe Abb. 2). Folglich dürfte man annehmen,
dass die Tuina-Massage auch ein wertvolles nichtpharmakologisches Werkzeug sein könnte.
Die Frage stellte sich mir, inwieweit meine Probanden von meinen Erwartungen beeinflusst wurden.
So bat ich die Klienten um Ehrlichkeit und Offenheit bei der Beantwortung des Fragebogens und der
VAS-Skala und meinte, dass ich selbst unvoreingenommen an die Studie herangehen und jedes
erdenkliche Ergebnis neugierig annehmen werde.
Ich darf davon ausgehen, dass die Tuina-Massage bei persistierenden Kopfschmerzen vom
Spannungstyp eine wirkungsvolle Therapieform darstellt, doch welcher Teil des Erfolges ist einer
Placebowirkung zuzuschreiben? Wenn wir uns eine Therapiesitzung vor Augen führen, darf man nicht
übersehen, dass das Gespräch vor und während der Sitzung einen enormen Stellenwert haben kann.
Die Interaktion zwischen Probanden und Therapeuten kann sehr intensiv sein. Durch die Erzählung
und Darstellung psychischer Probleme seitens des Klienten ist der Therapeut angehalten, zur
manuellen Therapie zumindest auch die Therapie durch Zuhören zu ermöglichen. Der Klient fühlt sich
erleichtert durch die Aussprache mit dem Therapeuten, was auch zu einer momentanen Verbesserung
des Kopfwehs führen kann. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass eine psychotherapeutische
Grundausbildung für manuelle Therapeuten sinnvoll sein könnte.
Manche Klienten bevorzugten es, während der Behandlung zu schweigen und jeden therapeutischen
Griff bewusst zu erfahren. Ob der Erfolg der Kopfschmerzbehandlung durch eine Tuina-Massage
größer ist, wenn man während der Behandlung schweigt oder das Gespräch sucht, wäre noch
herauszufinden. Ich habe den Probanden die Freiheit gelassen, es sich auszusuchen.
4.3. Eigenkritisches
In meinen ersten Umfragen über Anzahl an Kopfschmerzpatienten war ich der Überzeugung, dass ich
etwa zwanzig Probanden für eine Studie über chronische Kopfschmerzen rekrutieren könnte. Nach der
Formulierung meines Titels für die Thesis und der Forschungsfrage habe ich mich mit großer
Zuversicht auf die Suche nach Menschen mit der Diagnose „persistierender Kopfschmerz vom
Spannungstyp“ gemacht, habe bei Ärzten und im Bekanntenkreis nachgefragt. Die Ausbeute meiner
Suche war denkbar gering, und ich musste mir den Vorwurf machen, zu spät mit Ausschau nach
Probanden begonnen zu haben.
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Bei der Einteilung der vielen Behandlungszeiten für die Studie kamen die Studienteilnehmer und ich
oft in zeitliche Bedrängnis um den Behandlungsrhythmus aufrechtzuerhalten; natürlich hatte die
Studie Vorrang in meinem alltäglichen Arbeitsleben; der Disstress hat mich etwas belastet.
Da die Kopfschmerzbehandlung dieser Tuina-Massage hauptsächlich am Kopf stattfand, und die
Menschen es nicht gewöhnt waren, am Kopf berührt und behandelt zu werden, empfanden sie zu
Beginn der Therapie die Griffe als zu intensiv. Folglich musste ich speziell zu Beginn der Therapie
besonders behutsam am Kopf und im Gesicht vorgehen. Schlussendlich waren die Klienten sehr
zufrieden.
In der Auseinandersetzung mit der statistischen Auswertung habe ich längere Zeit gebraucht, um ein
für mich schlüssiges Resultat zu erkennen.
4.4. Anregung zu weiterführender Arbeit
Von Vorteil wäre es die Studie vom persistierenden Kopfschmerz vom Spannungstyp mit mehr
Teilnehmern zu wiederholen, um meine Ergebnisse zu bestätigen oder zu widerlegen. Zum Thema
„Tuina-Massage“ gibt es noch viele weitere Behandlungsmöglichkeiten, die man mit Studien
wissenschaftlich untermauern könnte.
5. QUELLENVERZEICHNIS
Bach M: Volkskrankheit Kopfschmerz. Medizin populär 2010;(2):12-17
Bernatzky G: Schmerzartikel. Profil 2010;41(4):90
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Göbel H: Die Kopfschmerzen. 2. Aufl. Springer, Berlin 2004
Kaptchuk T J: Das große Buch der chinesischen Medizin. 3. Aufl. Fischer, Frankfurt am Main 2008
Kratky Karl W: Komplementäre Medizinsysteme, Vergleich und Integration. Ibera, Wien 2003
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Kuliš A, Türp JC: Bruxismus − gesicherte und potentielle Risikofaktoren. Eine systematische
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Türp JC, Schindler HJ: Gibt es eine Beziehung zwischen kraniomandibulären Dysfunktionen und
Kopfschmerzen? Dtsche Zahnärztl Z 2006;61(3):1-7
Wimmer A, Stehrer S: Volkskrankheit Kopfschmerz. Medizin populär 2010;37(2):12-18
Seite „Spannungskopfschmerz“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 15. April
2010, 07:20 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Spannungskopfschmerz (Abgerufen: 22. Mai
2010)
Seite „Traditionelle chinesische Medizin“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand:
18. Mai 2010, 06:16 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Traditionelle_chinesische_Medizin
(Abgerufen: 22. Mai 2010)
Wöber C: Volkskrankheit Kopfschmerz. Medizin populär 2010;37 (2):18
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Wolfgang Schabbauer, MSc Thesis 2010, Interuniversitäres Kolleg Graz/Seggau
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6. ANHANG
ANHANG: Fragebogen SF-36
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Visuelle Analogskala
Test bei gepaarten Stichproben:
T df sig. (2-seitig)
Paar 1 t1_VAS_v – t1_VAS_n 4,539 8 0,002
Paar 2 t2_VAS_v – t2_VAS_n 4,638 8 0,002
Paar 3 t3_VAS_v – t3_VAS_n 2,722 8 0,026
Paar 4 t4_VAS_v – t4_VAS_n 4,441 8 0,002
Paar 5 t5_VAS_v – t5_VAS_n 2,718 8 0,026
Paar 6 t6_VAS_v – t6_VAS_n 2,589 8 0,032
Tab.: Test bei gepaarten Stichproben (Lothaller 2010)
T-Test: Vergleich Vorher- vs. Nachher-Werte für alle 6 VAS-Zeitpunkte
Zu allen sechs Zeitpunkten gab es signifikante Unterschiede zwischen Vorher- und Nachher-Wert.
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T-Test: Vergleich im SF-36 und VAS-Differenzwert zwischen den beiden Zeitpunkten
Tabelle zeigt für jedes der beiden Paare (gleicher SF-36-Wert zu beiden Zeitpunkten) Mittelwert,
Anzahl (N) usw.
Außerdem für den VAS-Differenzwert (d.h. Vorher minus Nachher) für Zeitpunkt 1 bzw. Zeitpunkt 6.
Mittelwert N Standardabweichung
Standardfehler des
Mittelwertes
Paaren 1 t1_SF-36 Körperl. Funktionsf. (0-
100)
77,9630 9 19,57496 6,52499
t6_SF-36 Körperl. Funktionsf. (0-
100)
87,7778 9 12,01850 4,00617
Paaren 2 t1_SF-36 Körperl. Rollenfunktion
(0-100)
44,4444 9 30,04626 10,01542
t6_SF-36 Körperl. Rollenfunktion
(0-100)
55,5556 9 41,03691 13,67897
Paaren 3 t1_SF-36 Körperliche Schmerzen
(0-100)
45,8889 9 11,45038 3,81679
t6_SF-36 Körperliche Schmerzen
(0-100)
53,1111 9 19,41291 6,47097
Paaren 4 t1_SF-36 Allg.
Gesundheitswahrnehmung (0-100)
50,7778 9 14,84737 4,94912
t6_SF-36 Allg.
Gesundheitswahrnehmung (0-100)
64,7778 9 13,71840 4,57280
Paaren 5 t1_SF-36 Vitalität (0-100) 39,8148 9 15,28535 5,09512
t6_SF-36 Vitalität (0-100) 55,0000 9 13,69306 4,56435
Paaren 6 t1_SF-36 Soziale Funktionsf. (0-
100)
63,8889 9 9,77170 3,25723
t6_SF-36 Soziale Funktionsf. (0-
100)
77,7778 9 18,51707 6,17236
Paaren 7 t1_SF-36 Emotionale Rollenfunkt.
(0-100)
41,6667 8 38,83216 13,72924
t6_SF-36 Emotionale Rollenfunkt.
(0-100)
58,3333 8 46,29100 16,36634
Paaren 8 t1_SF-36 Psychisches
Wohlbefinden(0-100)
57,3333 9 13,26650 4,42217
t6_SF-36 Psychisches
Wohlbefinden(0-100)
63,5556 9 15,28979 5,09660
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Paaren 9 t1_ROH SF-36
Gesundheitsveränderung
3,1111 9 ,78174 ,26058
t6_ROH SF-36
Gesundheitsveränderung
2,2222 9 ,83333 ,27778
Paaren 10 t1_STANDARD. KÖRPERLICHE
SUMMENSKALA
42,4664 8 5,94254 2,10101
t6_STANDARD. KÖRPERLICHE
SUMMENSKALA
47,3028 8 5,85287 2,06930
Paaren 11 t1_STANDARD. PSYCHISCHE
SUMMENSKALA
39,1901 8 5,23140 1,84958
t6_STANDARD. PSYCHISCHE
SUMMENSKALA
44,7616 8 9,83166 3,47602
Paaren 12 VAS_t1 Vorher minus Nachher 30,5556 9 20,19351 6,73117
VAS_t6 Vorher minus Nachher 4,6667 9 5,40833 1,80278