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TOYTO APECH TH XWPA Festschrift für Wolfgang Hahn zum 70. Geburtstag Herausgegeben von Wolfgang Szaivert, Nikolaus Schindel, Michael Beckers und Klaus Vondrovec Veröffentlichungen des Instituts für Numismatik und Geldgeschichte Band 16 Wien 2015
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Ein unpublizierter Tremissis im Namen des Anastasius I. Probleme der Zuweisung

Apr 22, 2023

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Josh Lange
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Page 1: Ein unpublizierter Tremissis im Namen des Anastasius I. Probleme der Zuweisung

TOYTO APECH TH XWPA

Festschrift für Wolfgang Hahn zum 70. Geburtstag

Herausgegeben von

Wolfgang Szaivert, Nikolaus Schindel,

Michael Beckers und Klaus Vondrovec

Veröffentlichungen des

Instituts für

Numismatik und Geldgeschichte Band 16

Wien 2015

Page 2: Ein unpublizierter Tremissis im Namen des Anastasius I. Probleme der Zuweisung

Alle Rechte vorbehaltenCopyright 2015

VerlagÖsterreichische Forschungsgesellschaft für Numismatikc/o Institut für Numismatik und Geldgeschichte / Universität Wien

Layout und DruckvorbereitungW. Szaivert

DruckDGS GmbH Wien, www.BuchDrucker.at

ISBN: 978-3-9501987-5-1

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Wolfgango Hahn septuagenario

(verkleidet als äthiopischer Memher)

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Schriftenverzeichnis Wolfgang Hahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

M B und N HDer Münzhandel in Österreich nach 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

G B and N BA Hoard of Folles from Oboda and the Mint of Antioch/Theoupolis . . . . . . . . . . 57

A CEin unpublizierter Tremissis im Namen des Anastasius I. Probleme der Zuweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77

Gü DZu zwei „neuen“ Silbermedaillonen des Antoninus III. Caracalla . . . . . . . . . . . . 87

H E und J HEin kleiner Münzfundkomplex der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts aus Frauenhofen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

M H und N SEine osmanische Petitesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111

K J und R WEin Hort republikanischer und augusteischer Denare aus KeralaEin Zeugnis für den Beginn des römischen Indienhandels . . . . . . . . . . . . . . . . 119

S KNumismatik versus Epigraphik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141

B KDie Münzen Bayerns in der Ottonenzeit (919–1024)Fingerzeige zu Wolfgang Hahns Grundzügen der Altbaierischen Münz- und Geldgeschichte (GAM). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145

E PEin Einzelfundkomplex religiöser Medaillen vom Sonntagberg . . . . . . . . . . . . . 171

B PÖsterreichische Wallfahrts-Jubiläumsmedaillen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183

L RWann sind Abbildungen in numismatischen Publikationen zulässig? Eine Untersuchung der Grundlagen numismatischer wissenschaftlicher Arbeit nach österreichischem Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249

R RDer Tiroler Unzialis (Guldiner)Ein Beitrag zur Metrologie der Münzreform unter Erzherzog Sigmund . . . . . . . . . 257

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6 Inhaltsverzeichnis

M RMhnzschmuck aus 20-Pfennig-Mhnzen und verwandte Schmuckprägungen . . . . . . 267

S SDie Variantenvielfalt einer Gemeinschaftsprägung im 13. Jahrhundert.Der Brhckenpfennig – Graz, Pettau oder Rann? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281

N SSasanidische Bleimhnzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303

A S -TKhnstlerfeste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331

W S und U KEine Schilddornschnalle mit dem Monogramm des Ostgotenkcnigs Heldebad (540–541) aus Schwetzingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339

K SDie Stempelanalyse als DatierungsmethodeFallstudien aus der Medaillonprägung des Commodus. . . . . . . . . . . . . . . . . . 347

F SQualche nota di metodo sulla deinizione dei criteri tipologici nella numismatica partica. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363

E SFundmhnzen aus einem Klosterneuburger Garten Schcmergasse 34 - Leopoldstrasse 60 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377

W SNumismatisches aus dem Krcnungsjahr 1690Beobachtungen an einigen shddeutschen Barockmedaillen . . . . . . . . . . . . . . . 385

F ç TArchéologie et NumismatiqueLes cinq découvertes qui ont bouleversé l’histoire monétaire du Qin . . . . . . . . . . 433

K VJustierspuren auf spätrcmischen Buntmetallmhnzen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453

H WDie abschnittsweise Prägung bei byzantinischen Kupfermhnzen . . . . . . . . . . . . 461

M P WZwei unpublizierte postume Mhnzen Alexanders des Gropen im Institut fhr Numismatik und Geldgeschichte sowie weitere Ergänzungen zu Price, Alexander . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 469

B WIO IO TRIVMP und A.P.P.F.Zu zwei Typen rcmischer Buntmetall-Tesserae. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 479

M ZEin republikanischer Denarhort von Pantelleria/Italien . . . . . . . . . . . . . . . . . 499

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Vorwort

TOYTO APECH TH XWPA, „dieses mcge dem Lande gefallen“, ist eine häuige Rückseitenlegende in der axumitischen Münzprägung. Wir haben diesen Spruch als Motto der Festschrift für Wolfgang Hahn anlässlich seines 70. Geburtstages aus mehr-eren Gründen ausgewählt. Einerseits wird damit einer der Arbeitsschwerpunkte des Jubilars genannt; andererseits hoffen wir natürlich, dass Wolfgang Hahn an diesem Band Gefallen inden wird. Darhber hinaus ist die XWPA nathrlich auch die wis-senschaftliche Community weltweit, die wir mit dieser numismatischen Festschrift ansprechen, und auch deren Gefallen wir zu erreichen streben. Da Wolfgang Hahn bekanntermaßen einer ausführlichen Würdigung seiner Per-son abhold ist, möge dieser Band und der Umstand, dass so viele Freunde, Kolle-gen und Schüler einen Beitrag dazu geleistet haben, für sich sprechen. Ausführlich zu seinem wissenschaftlichen Lebensweg liest man im Sonderheft der Mitteilungen

des Instituts für Numsimatik und Geldgeschichte Nr. 41a: Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hahn 20 Jahre am Institut für Numismatik und Geldgeschichte, Wien 2010. Entspre-chend den vielfältigen numismatischen Interessen des Jubilars inden sich Beiträge zu nahezu allen Teilbereichen der Numismatik, zu griechischen, römischen, byzantini-schen, orientalischen, mittelalterlichen, neuzeitlichen und modernen Münzen sowie zu Medaillen; auch der Mhnzhandel indet Erwähnung. Wie jeder, der jemals einen Sam-melband herausgegeben hat, weiß, stimmt die Anzahl der endgültigen Beiträge selten mit der der ursprünglichen Zusagen überein; dennoch sind wir zuversichtlich, dass der vorliegende Band sowohl hinsichtlich seiner Qualität als auch hinsichtlich der the-matischen Bandbreite des Jubilars würdig ist. Über das gewaltige wissenschaftliche Œuvre Wolfgang Hahn bietet das vorangestellte Schriftenverzeichnis einen Überblick, fhr dessen Zusammenstellung wir Hubert Emmerig zu Dank verplichtet sind. Die Herausgeber haben die angenehme Verplichtung, einer Reihe von beteilig-ten Personen ihren Dank dafür abzustatten, dass das Projekt einer Festschrift für Wolf-gang Hahn zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden konnte. Zunächst ein-mal seien alle Autorinnen und Autoren bedankt, deren wissenschaftliche Leistungen das Zustandekommen dieses Bandes erst ermöglicht haben. Weiters haben wir dem nationalen und internationalen Münzhandel zu danken, durch dessen Unterstützung das Projekt der Festschrift überhaupt realisiert werden konnte: Rauch (Wien), Künker (Osnabrück), Dorotheum, Sauer, Schöller Münzhandel (alle Wien) sowie Emporium (Hamburg), NGSA (Genf), Lanz (München), Hirsch Nachfolger (München), Meister (Ludwigsburg) und Alain Baron. Für die Beabrbeitung der Bilder dürfen wir Frau Andrea Sulzgruber herzlich danken, wie auch Herrn Marc Philipp Wahl für das Mitlesen der Korrekturen.

Die Herausgeber

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A C

ein unpublizierter tremissis im Namen des Anastasius I. Probleme der Zuweisung*

Im Mitteilungsblatt Nr. 38 des Instituts für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien (2009) erschien der Beitrag von Michael A. Metlich „Schenkung Wolak im Juni 2008 für die Sammlung“ (S. 13 f.). Der Artikel veröffentlichte einen ostgotischen Solidus, der von Herrn Wolak der Institutssammlung übergeben worden war. Metlich schloss seinen Text mit folgenden lobenden Worte ab: „Dieses großzügige Geschenk bereichert unsere Institutssammlung in höchst erfreulicher Weise; bisher waren nur ostgotische Prägungen in Kupfer vorhanden. Was nun noch fehlt, ist ein völker wanderungszeitlicher Tremissis; dann würden die beiden wichtigen Nominale der imitati-ven völker wanderungszeitlichen Goldprägung hier für die Lehre zur Verfügung stehen“1. Dank der bewundernswerten Freigiebigkeit von Herrn Wolak, dem wir hier ganz herzlich danken, ging nun auch der Wunsch nach einem Tremissis in Erfüllung (Abb. 1 und 2)! Allerdings erweist sich die Zuweisung dieses kleinen, für die Komplettierung der Lehrsammlung so wertvollen Goldstücks als nicht so einfach wie zunächst erwartet.

Abb. 1 im Maßstab 1:1 Abb. 2 im Maßstab 3:1

* Für Anregungen, Korrekturen und überhaupt den fruchtbaren Austausch möchte ich Reinhard Wolters, Martin Baer, Elmar Fröschl, Mareike Tonisch, Marc Philipp Wahl, Martin Ziegert und für das Aufnehmen dieses Textes in der vorliegenden Festschrift den Herausgebern Michael Beckers, Nikolaus Schindel, Wolfgang Szaivert und Klaus Vondrovec danken. Besonderer Dank gilt Hubert Emmerig und Michael Beckers für die wiederholten, besonders langen und konstruktiven Gespräche. Claudia Gamma möchte ich schliesslich für das geduldige Gegenlesen des Manuskriptes ganz herzlich danken. Sie alle tragen natürlich keine Verantwortung für Fehler oder Ungenauigkeiten in diesem Beitrag, die alleine meiner Unerfahrenheit mit byzantinischen und völkerwanderungszeitlichen Münzen zuzuschreiben sind.

1 M 2009, S.14.

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78 Andrea Casoli

Beschreibung und technische Daten

Tremissis, Theoderich (?), Münzstätte Mailand (?), ca. 491–493 (?)Av.: DN ANASTA-SIVS PP AVT (sic); gepanzerte und drapierte Büste des Kaisers mit Perlen-diadem nach rechtsRv.: VICTORIA AVCVSTORAM (sic), im Abschnitt CONOB(/R?); Victoria frontal (auf Glo-bus?) stehend in langem, engem Gewand mit Kopf nach links aber Unterkörper leicht nach rechts, Kranz in der Rechten und kleiner Kreuzglobus in der Linken, im Feld rechts Punkt über sechsstrahligem Stern

UnpubliziertAV (23,95 Karat2), 1,45 g, 13,9–15,3 mm, Stempelstellung 210°, Abnutzung 2/2, Korrosion 1/23, ex Dorotheum 516, 2012, Lot 292; ex Künker 38, 1997, Lot 541.Bemerkungen: Schrötling leicht gewellt, am Rand teilweise stark bestossen; kleinere korrodierte Flächen auf dem Revers bei den Fhssen der Victoria; auf lachen Oberlächen – insbesondere der Rückseite – auffällige, feine Streifen; kleinere erhabene runde Punkte gestreut auf beiden Seiten (Korrosion des Stempels?); auf dem Revers eine ɛ-förmige Erhebung des Schrötlings ohne scharfe Umrisse (8h)4 – an der korrespondierenden Stelle der Vorderseite ist eine erhabene Delle (10h); ober-halb des ersten A der Rückseitenlegende C-förmiges Zeichen (Stempelfehler?).

Ostgotisch oder byzantinisch?Der Goldtremissis wirft zunächst eine grundlegende Frage auf: handelt es sich um ein „genuin“ byzantinisches oder aber um ein ostgotisches Gepräge byzantinischen Typs, das in Italien entstand? Da die ostgotischen Prägungen im Namen des Anastasius I. typologisch oft den byzantinischen gleichen, ist es generell nicht leicht, ostgotische von byzantinischen Tremisses zu unterscheiden5. Diese Herausforderung steigt, wenn ein Stück den Eindruck erweckt, scheinbar typisch byzanti-nische Elemente – auch stilistischer Natur – mit scheinbar typisch ostgotischen zu kombinieren, wie es bei diesem Tremissis der Fall ist.

Auf den ersten Blick suggerieren die fehlerhaften Legenden, dass es sich um eine ostgotische Prägung handeln könnte. Auf der Vorderseite liest man sehr deutlich AVT anstatt des korrekten AVC für augustus. Es ist bemerkenswert, dass diese AVT-Abart bei keiner weiteren ostgotischen Münze im einschlägigen Werk von Metlich, The Coinage of Ostrogothic Italy bekannt oder in der Numismatischen Zentralkartei des Instituts für Numismatik und Geldgeschichte (NZK) angetroffen wurde6. Auch auf der Rückseite schlich sich mindestens ein Fehler in die Legende ein: Anstelle des korrekten Genitivs plural AVCVSTORVM kann man ganz klar AVCVSTORAM lesen, wobei der Buchstabe M eine eigentümliche Form aufweist und eher wie ein breites „h“ aussieht7.

2 Zusammensetzung: 998.1 AV – 0.19 CU. Rcntgenluoreszenzanalyse freundlicherweise in der Mhnzhand-lung H. D. Rauch am 23.05.2014 durchgeführt. Für die Vermittlung sei an dieser Stelle Michael Beckers gedankt.

3 Die Zahlen beziehen sich jeweils auf Avers bzw. Revers, wobei 1 nicht bis kaum abgenutzt bzw. korrodiert und 5 sehr stark bis ganz abgenutzt bzw. korrodiert meint. Dazu F -K /D /B 1995; vgl. auch folgendes Link: http://www.fundmuenzen.ch/dienstleistungen/supplement/einleitung.html (Stand August 2014).

4 Möglicherweise ein technischer Fehler oder Defekt des Schrötlings? Diese Erklärung hält auch Michael Metlich nicht für unmöglich, wie er freundlicherweise in einer E-Mail mitteilte.

5 MEC I, S. 36; A 1993, generell S. 517 (und S. 518 mit Anm. 4 speziell für die Münzstätte Mailand). 6 M 2004, passim. Es muss jedoch gesagt werden, dass die Qualität der Abbildungen im Werk von

Metlich oder in der NZK es oft nicht ermöglicht, die Legende deutlich genug zu lesen. Diese Legenden-abart konnte auch bei ganz gewöhnlichen byzantinischen Tremisses nicht beobachtet werden.

7 Für diese Buchstabenform gibt es sowohl bei byzantinischen als auch bei ostgotischen Stücken vergleich-bare Parallelen.

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79Ein unpublizierter Tremissis im Namen des Anastasius I.

Dieselbe Legende mit AM wurde auch auf einem anderen, dem Ostgoten zugewiesenen Exemplar beobachtet8 – sie ist also nicht singulär. Einen weiteren potentiellen Schreibfehler indet man im Abschnitt. Hier könnte man die Sigle CONOB auch als CONOR interpretieren. Aufgrund der schlechten Erhaltung an dieser Stelle kann diese Lesung aber nicht zweifelsfrei bestätigt werden.

Spätestens auf den zweiten Blick jedoch kommen Zweifel an der Bestimmung als ost-goti-scher Tremissis auf. Denn andere Legenden-Elemente scheinen dieser anfänglich genannten Zuwei-sung zu widersprechen. Auf der Vorderseite trägt die Legende die Buchstaben PP AV[T]{C} für perpetuus (augustus), die zur imperialen byzantinischen Goldprägung gehören9. In der ost gotischen Goldprägung überwiegen Legenden, welche P F für perpetuus felix tragen10. Die Tendenz, P F zu gebrauchen, wurde von Metlich jedoch vor allem für die Münzstätte Rom beobachtet. Viele der übrigen ostgotischen Tremisses, wie beispielsweise diejenigen aus der Münzstätte Mailand11, tragen wie die byzantinischen Prägungen die Buchstaben PP12. Das Auftreten des PP auf unserem Stück, muss also nicht zwingend auf eine byzantinische Herkunft hinweisen.

Ähnlich verhält es sich mit der Münzstättensigle CONOB. Im Prinzip steht dieses Kürzel mit Hahns Worten für „Gold nach der Qualität von Con(stantinopolis)“13. Demnach handelt es sich um die Zeichen der Münzstätte von Konstantinopel, welche diese Tremisses aus gutem Gold ausgab. Doch wurde auch dieser Teil der Legende von den Ostgoten manchmal übernommen. Nach Hahn und Metlich wurde in der Münzstätte Rom unter Theoderich die Sigle CONOB in COMOB abge-wandelt14. Die Münzstätten Mailand und Ravenna jedoch übernahmen CONOB ohne Veränderun-gen15. Die byzantinischen Elemente der Münzlegende liessen sich also auch als ostgotisch erklären.

Auch das Münzbild könnte weitere Hinweise auf eine ostgotische Abstammung des Stückes liefern. Die Victoria auf der Rückseite hält in der Linken ein Kreuz, das auf einen eher kleinen Globus montiert ist. Bei ostgotischen Stücken beobachtet Metlich ein „dwaring of the glob cruci-ger“, das aus einem kleinen, allmählich schrumpfenden (und auf manchen Stücken gar fehlenden) Kreuzglobus resultiert16. Diese Besonderheit ist nicht bei allen Stücken gleich stark ausgeprägt.17 Ausserdem zeigt der Stempelschneider bei den Mhnzbildern grosses Feingefhhl fhr die Oberlächen und erreicht, trotz einer gewissen Vereinfachung und Abstraktion – bedingt durch die teilweise

8 W 1911, S. 85, Nr. 12, Taf. XI, 1. Ein weiteres Exemplar mit derselben Verschreibung auf der Rück-seite wird im Museo Bottacin in Padua aufbewahrt (C 2000, Taf. 1. Nr. 2).

9 MEC I, S. 35; MIBE2, S. 24 f.10 M 2004, S. 21 (für die Münzstätte Rom unter der Herrschaft von Theoderich). Generell für die

Solidi von Theoderich vgl. MEC I, S. 35.11 Es handelt sich um ostgotische Tremissis, die von Metlich der Münzstätte Mailand zugeschrieben wurden,

M 2004, S. 31–34 und 90 f.12 MIB I, S. 80. Vgl. auch bei M 2004, z. B. S. 90 f., Nr. 22 und 23 (Solidi) und Nr. 24.3, 24.5, 26.6,

26–29 (Tremisses).13 MIB I, S. 15. Vgl. auch MIBE2, S. 7 (OB wird mit obryzon aufgelöst). Zu einer leicht anderen Deutung

vgl. G /M 1992, S. 50, wo OB mit obryziacus aufgelöst wird, also „pures, lauteres Gold“.14 MIB I, S. 83: „Die ostgotischen Tremisses unterschieden sich von den byzantinischen bei gleichem Typ

[…] durch die (nicht immer klare) Sigle COMOB […]“; M 2004, S. 21. Zu COMOB auf spätrömi-scher Goldmünzen vgl. G /M 1992, S. 146 f. und M 2004, S. 21.

15 S. die Abbildungen bei M 2004, S. 88, Nr. 97 (=Ravenna, Sigle jedoch unsicher) und S. 90 f., Nr. 24–29 (= Mailand). Im Text wird die Sigle CONOB weder bei der Abhandlung über die Münzstätte Mailand, noch bei der über die Münzstätte Ravenna thematisiert.

16 M 2004, S. 21. Diesbezüglich vgl. auch MIB I, S. 83. Die Besonderheit des kleinen Kreuzglobus gilt übrigens nicht nur für Rom, sondern auch für die anderen Münzstätten unter Theoderich, vgl. M 2004, etwa S. 88, Nr. 17 oder S. 90, Nr. 24.

17 Z. B. MIB I, Taf. 37, Nr. 22.

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extrem dünne und exakte Linienführung (es sei hier nochmals an den Durchmesser des Tremissis erinnert, nämlich rund 15 mm) –, eine höchst übersichtliche und ausgesprochen saubere Prägung. Grierson und Blackburn behaupteten, dass „The coinage of Ostrogothic Italy is for the most part

markedly superior artistically and technically to that of Constantinople, the coins being carefully designed and struck in higher relief“18. Diese Annahme gilt sicher bis zu einem gewissen Grade auch für unser Stück. Doch ein solcher Ansatz ist etwas vage und kann in diesem konkreten Fall nicht überzeugend eingesetzt werden. Zum Beispiel die Gestaltung der Büste und insbesondere die Ausführung der Gewandfalten kommen nicht etwa ostgotischen, sondern eher byzantinischen Münzen am Nächsten19. Im Gegensatz zum sorgfältig geschnittenen und ansatzweise plastischen Mhnzbild wirkt die Legende etwas unbeholfen, charakterisiert durch lhchtiges Ausfhhren und die oben genannten „Fehler“. Eine Unterscheidung zwischen Osten oder Westen allein anhand des Stils zu treffen, ist also äusserst problematisch20.

Hilfreicher erscheint aber eine nähere technische Betrachtung der Legende. Die Machart der Legendenbuchstaben zeigt eine gewisse Ungenauigkeit insbesondere an der Buchstabenabgren-zung: An dieser Stelle erkennt man von manchen Buchstaben ganz deutlich Meisselspuren, die über die Buchstabenränder hinaus verlaufen und spitzförmig enden. Dieser Befund erinnert sehr stark an die Ausführung der Legendenbuchstaben einiger ¼-Siliqua-Stücke von Theoderich im Namen des Anastasius I. (auch wenn der Bilderstil dieser Silbermünzen in den meisten Fällen dezidiert barbarischer ist)21.

Die bisherigen Ausführungen suggerieren zwar eher eine Zuschreibung des Tremissis an die Ostgoten, doch lässt sich dies weder befriedigend noch mit letzter Sicherheit nachweisen. Wenn wir dennoch diese These annehmen und von einem ostgotischen Tremissis ausgehen, verbleibt noch, die Zuweisung an einen ostgotischen König und an eine entsprechende Münzstätte zu eruieren.

Münzherr und Prägestätte

Drei ostgotische Könige prägten Tremisses im Namen von Anastasius I.: Odoaker (476–493 n. Chr.), Theoderich (493–526 n. Chr.) und Totila-Baduila (541–552 n. Chr.). Letzterer produzierte dieses Goldnominale nur in der Münzstätte Ticinum. Die Besonderheit dieser Münzstätte besteht in der immer geänderten Form von CONOB: nämlich COMOB oder aber CONOT/COMOT und CONIT, wobei nach Metlich der Buchstabe T auf die Münzstätte Ticinum hinweist22. Demnach können wir also sowohl Totila-Baduila als auch die Münzstätte Ticinum ausschliessen. Von Odoaker, der hauptsächlich im Namen von Kaiser Zeno prägte, nennt Metlich nur ein einziges Anastasius-Stück, das vielleicht diesem König zuzuschreiben ist23. Allerdings kommt auch jene Prägung nicht weiter in Frage, da der Reverstyp ein anderer ist (Kreuz im Kranz).

18 MEC I, S. 34. 19 Beispielsweise kann neben einem Tremissis des Anastasius I. aus Konstantinopel (MIB I, Taf. 1, Nr. 11),

auch eine Siliqua desselben Kaisers und derselben Münzstätte (MIBE2, Taf. 2, Nr. 16) erwähnt werden; siehe ferner MIBE2, Taf. 1, Nr. 1b und 132. Hauptunterschied bei den Genwandfalten, wenn die Kaiser-büste nicht frontal abgebildet ist: kontinuierliche, ununterbrochene und gewellten Linien bei den Ost-goten; ineinander gehende, meist voneinander getrennte Liniensegmente bei den Byzantiner. Es gibt natürlich auch Ausnahmen, vgl. z. B. MIB I, Taf. 37, Nr. 21 oder D 2014, S. 232, L – 305.

20 S. auch A 1989 für die Tremisses der Münzstätte Roms, wo eine stilistische Unterscheidung zwischen Osten und Westen „non risulta sempre sicura“ (S. 29).

21 Vgl. z. B. B /H 2007, S. 18 (S1413) oder Numismatik Lanz München, Auktion 155, 2012, Lot 767.22 M 2004, S. 34. Ebenda auch die Gründe, welche Baduila vielleicht dazu bewogen haben, Ana-

stasius I. und nicht Justinian I. auf die Münzen zu setzen.23 M 2004, S. 11; dort S. 26 zum vermeintlichen Tremissis von Odoaker im Namen von Anastasius I.

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81Ein unpublizierter Tremissis im Namen des Anastasius I.

Somit muss der vorliegende Tremissis mit der Münzprägung von Theoderich zusammen-hängen. Theoderich hat Goldmünzen in den Münzstätten Rom, Ravenna und Mailand ausgegeben. Die Goldtremisses der Münzstätte Rom weisen besondere Charakteristika auf, wie den Titel per-

petuus felix (PF) auf der Vorder- oder COMOB (statt CONOB) auf der Rückseite. Dies, neben der von Metlich aufgestellten Büstenentwicklung24, lässt eine Zuschreibung unseres Tremissis an die Münzstätte Rom nicht zu. In der Münzstätte Ravenna produzierte Theoderich nach Metlich nur kurze Zeit (497–ca. 498 n. Chr.) Anastasius-Tremisses, und dies in nur einer Emission. Jene Stücke tragen auf der Vorderseite die Buchstaben P F25, unterscheiden sich damit also von unserem Exem-plar. Die Münzstätte in Mailand, bekannt für ihre grosse Tremisses-Produktion26, trägt auf der Vor-derseite die Buchstaben PP und auf der Rückseite die Sigle CONOB. Formal (nicht aber stilistisch) lassen diese Münzen einen Vergleich mit dem vorliegenden Tremissis durchaus zu. Ausserdem zeigt diese Münzstätte überhaupt die dichteste Fehlerquote in der Beschriftung ihrer Tremisses; kein einziges Stück gibt die „korrekte“ Legende …AVCVSTORVM wieder27: es inden sich hier Stücke mit …AVCVSTORVN, …AVCVSTORON und …AVC(V)S(T)ORO(/V)N(/M)28. Auch die Legende der Vorderseite wurde nicht von Fehlern verschont: oft wurde ein Buchstabe weggelas-sen29. Mailand stellt somit den wahrscheinlichsten Kandidaten dar, obgleich sich unser Stück sti-listisch – wie schon erwähnt – doch markant von den Exemplaren dieser Münzstätte unterscheidet.

Nun muss der genaue Typ unseres Tremissis, den wir bis jetzt mehr oder weniger ausklam-mern konnten, in das von Metlich aufgestellte Prägesystem der Mailänder Münzstätte eingefügt werden. Generell gehört dieser Tremissis zu den Typen mit der frontal dargestellten und manchmal auf einem Globus schwebenden Victoria mit Kranz und kleinem Kreuzglobus, die in allen ostgoti-schen Münzstätten produziert werden. Die Münzstätten jedoch ändern jeweils diesen Typ und spal-ten ihn durch Beizeichen in verschiedene Gruppen auf. Diese Untergruppen lassen sich für Mailand wie folgt benennen (siehe die Übersicht zu Mailand auf der nächsten Seite):30

– Stern im Feld rechts (Nr. 24)– ohne Sterne (Nr. 26; oder mit Jahreszahl Nr. 25)– mit einem Stern im Feld links (Nr. 27)– Stern im Feld links und Monogramm im Feld rechts (Nr. 28)– Stern im Feld links und rechts (Nr. 29).

24 M 2004, S. 20.25 M 2004, S. 88, Nr. 17 kennt lediglich einen Typ.26 M 2004, S. 31.27 Zum Vergleich wurden alle Tremisses im Werk von M 2004 herangezogen.28 M 2004, S. 90 f., Nr. 24–29; vgl. auch D 1994, S. 132. 29 M 2004, S. 90 f., Nr. 24, 26–27.30 Vgl. dazu die Prägetabelle bei M 2004 (Falttafel am Ende des Buchs).

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82 Andrea Casoli

Übersicht zu Mailand nach M 2004 (Neu eingefügt: v24)

Diese Sterne, allesamt mit acht Strahlen, kann man wohl als Kontrollmarken verstehen, die den Verantwortlichen ermöglicht hat, die verschiedenen Emissionen voneinander zu unterscheiden. Die Besonderheit, die unseren Tremissis kennzeichnet, ist der Punkt über dem sechs-strahligen Stern im Feld rechts. Diese Variante blieb bisher unbemerkt, obwohl – zusammen mit unserem Stück – zwei Exemplare davon bekannt sind, deren Rückseiten aus demselben Reversstempel geschlagen wurden. Die beiden Vorderseiten unterscheiden sich insofern, als das zweite Stück keine fehlerhafte Averslegende trägt.31

Die von Metlich zusammengestellte Reihe der Mailänder Tremisses zeichnet sich wie bereits gesagt durch verschiedene Beizeichen aus, anhand derer die Münzen in Gruppen unterteilt werden können.32 Die früheste Gruppe nach Metlich trägt einen Stern im Feld rechts, wie auch unser Stück. Daher wird hier die These aufgestellt, dass vorliegender Tremissis als Vertreter einer sehr frühen und seltenen Gruppe anzusehen ist (Übersicht zu Mailand Nr. v24 [=vor Nr. 24]). Der Punkt über dem Stern bildete eine zusätzliche Kontrollmarke, die aber in der Folge bald wieder aufgegeben und durch den einfachen Stern ersetzt wurde. Das Stück würde demnach gewissermassen einen Vor läufer der Mailänder Tremisses darstellen und dürfte in die ersten Jahre der Münzprägung Theo-derichs im Namen von Anastasius in der Münzstätte Mailand datieren, also zwischen 491 und 49333. Die Vorzüge dieser These bestehen darin, dass so die geringe Anzahl der Stempel und die zahlrei-chen stilistischen Brüche mit den späteren Tremisses erklärt werden könnten.

31 Gorny & Mosch, Giessener Münzhandlung GmbH, Auktion 160, 2007, Lot 2624: DN ANASTA–SIVS PP AVC. Die Legende trägt zwar keine Fehler, Anastasius wurde aber auf diesem Stück mit einem unpropor-tioniert langen Hals dargestellt.

32 M 2004, S. 32 spricht von Emissionen (emissions).33 Vgl. M 2004 Falttafel (Prägetabelle) für die Goldprägungen und hier die Übersicht.

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83Ein unpublizierter Tremissis im Namen des Anastasius I.

Die auffälligsten Brüche neben dem sechsstrahligen Stern34, welcher ansonsten offenbar nur in einem weiteren Exemplar aus der Münzstätte Mailand belegt ist (vgl. Anhang), sind die abweichenden Gewandfalten der Büste und die Form des langen Gewandes der Victoria auf der Rhckseite, das stets eng an ihrem Kcrper bleibt und nicht so weit lattert, wie bei den meisten ostgotischen (oder bei vielen byzantinischen) Tremisses. Auch beim Perlendiadem des Kaisers könnte man einen Einwand erheben, denn dieses ist bei den Mailänderstücken „either unadorned

or carries a cross or star“35. Unser Exemplar trägt weder Stern noch Kreuz, welche zweifelsfrei auf diese Münzstätte verweisen würden. Bei der Stirn des Kaisers scheint das Diadem ganz leicht halbmondförmig nach oben zu verlaufen: Zählt dieser Fortsatz als Verzierung? Ansonsten erkennt man kein weiteres Zierelement. Immerhin passt die restliche Struktur des Perlendiadems zur Prägestätte Mailand. Denn bei unserem Tremissis fallen die kurzen Bänder nicht schlaff auf den Hinterkopf nach unten, sondern verlaufen gerade und steif von der Stirn nach hinten: In der Münzstätte Mailand „there is the diadem that is always drawn as a straight line from the forehead

to the tips of the bands, i. e. the diadem bands do not hang down the back of the head as in the other mints, but are ‚rigid‘”36. Dieser Satz beschreibt exakt den Diademverlauf unseres Tremissis.

schlussWie aus den obigen Ausführungen deutlich geworden sein dürfte, gestaltet sich eine einigermassen sichere Zuweisung des Stücks zu einem byzantinischen Kaiser – Anastasius I. – oder einem ost-gotischen König – Theoderich dem Grossen – als äusserst schwer. Daher fügt sich das Stück auch schwer in ein Prägesystem ein. Der hier vorgebrachte Vorschlag eines ostgotischen Theoderich-Tremissis im Namen des Anastasius I. mit Prägeort Mailand befriedigt nur bis zu einem gewissen Grade: Er erfüllt zwar gewisse formale Kriterien (wie die Legendeninhalte und -form oder der Diademverlauf), lässt sich stilistisch jedoch nicht oder nur ansatzweise mit den anderen, ihm theo-retisch verwandten Stücke vergleichen (siehe jedoch den Anhang).

Rückblickend erwies sich die Auseinandersetzung mit dem Tremissis als enorm lehrreich und bereichernd auf persönlicher Ebene. Sie bot aber auch Anlass für zahlreiche Diskussionen mit institutsinternen und -externen Kolleginnen und Kollegen. Unabhängig davon, ob nun die hier vorgeschlagene Zuschreibung Zustimmung inden wird oder nicht: Das grosszhgige Geschenk von Herrn Wolak hat die Institutssammlung um einen Goldtremissis aus dem 5. Jahrhundert bereichert, und diese Schenkung hat bereits für viele Diskussionen gesorgt – ganz im Sinne eines Lehrstücks. Die Institutssammlung besitzt bereits ostgotische Gold- und Kupfermünzen; es fehlen ihr nur noch völkerwanderungszeitliche Silbermünzen – dann wären nämlich alle drei Metalle aus dieser Zeit für die Lehre am Institut verfügbar. Ausserdem freue ich mich bereits jetzt auf eine Diskussion über diesen Stück mit Ihnen, Herr Professor Hahn!37

34 Sechsstrahlige Sterne treten bei den Ostgoten sonst erst später auf Tremisses des Athalarich im Namen des Justin I. und Justinian I. auf (518–ca. 530 n. Chr.), vgl. etwa M 2004, Taf. IV, Nr. 30a und 30b.

35 M 2004, S. 32; Vgl. auch MIB I, S. 84.36 M 2004, S. 14.37 Besonders deshalb, da wir zunächst auch nicht weiter wussten, als wir das Stück zum ersten Mal

betrachteten.

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84 Andrea Casoli

Anhang: Ein ostgotischer Tremissis aus der Münzstätte Mailand mit einem sechsstrahligen

stern aus dem Nachlass stefan

Abb. 3 im Maßstab 3:1

Aus dem Nachlass Friedrich Stefan38 hat sich ein Gipsabguss erhalten, der – zusammen mit anderen Gipsen und Dokumenten unterschiedlicher Art – am Institut für Numismatik und Geldgeschichte aufbewahrt wird (Abb. 3). Das Stück, ein Tremissis des Theoderich im Namen des Anastasius I., kann mit einer gewissen Sicherheit der Münzstätte Mailand zugeschrieben werden, da über der Büste des Avers ein Stern steht39. Der übliche Typ Victoria mit Kreuzglobus (in diesem Fall Kreuz ohne Globus) und Stern im Feld bildet die Rückseite. Dieser Stern ist jedoch nicht acht-40, sondern sechsstrahlig. Dieses Exemplar stellt (wiederum nur formal, aber nicht stilistisch) also einen guten Vergleich zum Tremisis der Schenkung Wolak dar.

Freilich weist auch dieser Tremissis einige Eigentümlichkeiten auf, die so nicht für die Münzstätte Mailand bekannt sind. So steht der Abschluss des Perldiadems nicht auf, sondern endet in einer eleganten Schleife41. Als Sigle im Abschnitt der Rückseite scheint ausserdem CONOD zu stehen anstelle des für Mailand doch üblicheren CONOB. Aus Platzgründen wird hier auf eine weiter gehende Diskussion und Einordnung dieses Stücks jedoch verzichtet.

Abkürzungsverzeichnis

MEC I G /B 1986MIB I H 1973MIBE2 H 2013MING Institut für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien, MitteilungsblattNZK Numismatische Zentralkartei, Institut für Numismatik und Geldgeschichte der Uni-

versität Wien

38 http://numismatik.univie.ac.at/einrichtungen/archiv/friedrich-stefan/ (Stand September 2014) ohne weitere Angaben.

39 S. oben Anm. 35.40 Wie sonst alle in M 2004 aufgelisteten und abgebildeten Stücke.41 Dass es sich dennoch ziemlich sicher um einen ostgotischen Tremissis handelt, zeugt das Stück aus der

ehemaligen Sammlung von Philip Grierson, das ein vergleichbares Perlendiademabschluss zeigt (MEC I, Taf. 7, Nr. 115).

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85Ein unpublizierter Tremissis im Namen des Anastasius I.

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