Drogen und Drogennachweisverfahren in der forensischen Toxikologie Schematische Darstellungen u.a. mit freundlicher Genehmigung des Rechteinhabers Mahsan Diagnostika Vertriebsgesellschaft mbH Dr. rer. hum. Ricarda Kegler Chemikerin Leiterin Arbeitsbereich Forensische Toxikologie / Blutalkoholuntersuchungsstelle Institut für Rechtsmedizin der Universitätsmedizin Rostock Rostock, 11.12.2015
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Drogen und Drogennachweisverfahren in der forensischen Toxikologie
Schematische Darstellungen u.a. mit freundlicher Genehmigung des Rechteinhabers Mahsan Diagnostika Vertriebsgesellschaft mbH
Dr. rer. hum. Ricarda KeglerChemikerinLeiterin Arbeitsbereich Forensische Toxikologie / BlutalkoholuntersuchungsstelleInstitut für Rechtsmedizin der Universitätsmedizin Rostock
Rostock, 11.12.2015
Universitätsmedizin RostockRostock, 11.12.2015
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Agenda
Einführung
Rechtliche Grundlage
Drogenmarkt
Drogen
Differentialdiagnostik
Nachweismöglichkeiten
Fallbeispiele
Universitätsmedizin Rostock
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Einführung
Institut für Rechtsmedizin:
q Gerichtsärztlicher Dienst
q Forensische Genetik
q Forensische Toxikologie
q Blutalkoholuntersuchungsstelle
q …
Rostock, 11.12.2015
Forensische Toxikologie:q Untersuchungen von Blut-, Urin- und Haarproben hinsichtlich einer möglichen
Aufnahme von Alkohol, BtM, Medikamenten und Giften im Rahmen von
polizeilichen Kontrollen
q Untersuchungen von humanem Sektionsmaterial hinsichtlich der Klärung von
Todesursachen (Leichentoxikologie)
q Untersuchung von Stoffproben zur Identifizierung von anhaftenden Substanzen
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Rechtliche Grundlage
Rostock, 11.12.2015
Gesellschaftlicher Auftrag der Forensischen Toxikologie ergibt sich aus:
q §§315c, 316 StGB (Rauschmittel im Straßenverkehr)
q §24a StVG (Drogenverbot im Straßenverkehr)
q §46 in Verbindung mit §14 FeV (Klärung von Eignungszweifeln bei BtM-
Konsum; Fahrerlaubnisverordnung)
q Rechtsvorschriften zur Geschäftsfähigkeit und Verhandlungsfähigkeit vor Gericht
und zur Schuldfähigkeit (§§20, 21 StGB), insofern sie in Zusammenhang mit
Wirkstoffeinflüssen stehen (§330a StGB)
q § 91 Strafprozessordnung (Leichentoxikologie bei Vergiftungsverdacht)
Definition Gift:Jeder chemische Stoff, der durch seine toxische Wirkung vorübergehende oder bleibende Gesundheitsschäden bis hin zum Tode verursachen kann. (Beachte: Paracelsus)
à Fahrtauglichkeit kann nicht mehr gegeben sein à Verstoß gegen §315,316 StGB und §24 StVG
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Fallbeispiel 2
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GHB-Fall:
Ø 40 jähriger Mann (Busfahrer)Ø gibt an seit 3 Jahren regelmäßig abends ca. 4 mL
Gammabutyrolacton eingenommen zu haben (teilweise sogar alle vier Stunden)
Ø hat sich freiwillig zum Entzug in die Psychiatrie begebenØ Blut- und Urin-GHB-Konzentrationen nur schwach über den
GrenzwertØ 17 cm langes Haar, das segmentiell (2 cm Abschnitte) analysiert
wurdeØ Haarlänge entspricht einer Wachstumsphase von 14 MonatenØ Nachweis von sehr hohen Konzentrationen an GHB
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Fallbeispiel 2
Rostock, 11.12.2015
9,06
7,54
9,38
10,90 10,98
12,8314,00
17,89
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
1 2 3 4 5 6 7 8
Segment
ng/m
g H
aar
schwarze Haarfarbe, ca. 17 cm, ca. 14 Monate Wachstumsphase
je 2 cm
distalproximal
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Fallbeispiel 3
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Fluni-Fall:Ø junge Frau (1980), 166 cm, 66 kg
Ø 1. Vorfall:
Ø Vorfallszeit: 20:35 Uhr
Ø Entnahmezeit: 23:24 Uhr
Ø auffällige Fahrweise
Ø 7. Woche schwanger
Ø Einnahme von Flupirtin (Schmerz-
mittel), Ibuprofen, Melperon (Neuro-
leptikum) und Flunitrazepam (Benzo-
diazepin, Schlafmittel)
Ø Arzt: enge Pupillen, unsicheres
Auftreten, gleichgültige Stimmung,
eingeschränkt fahrtauglich
Ø Auftrag BtM + Medikamente
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Fallbeispiel 3
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Immunchemische Vortests:
GC/MS (SIM):
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Fallbeispiel 3
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HPLC:
7-Aminoflunitrazepam(27 ng/mL)
Norflunitrazepam(25 ng/mL)
Flunitrazepam(36 ng/mL)
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Fallbeispiel 3
Rostock, 11.12.2015
InterpretationØ 1. Vorfall:
Ø Flunitrazepam-Konzentration deutlich übertherapeutisch
Ø Metabolitenkonstellation spricht für regelmäßige Einnahme
Ø aktuelle, missbräuchliche Einnahme von Flunitrazepam
Ø aktuelle Heroinaufnahme (3 Stunden zwischen Vorfall und
Blutentnahme)
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Fallbeispiel 3
Rostock, 11.12.2015
14 Tage später:Ø 2. Vorfall:
Ø Vorfallszeit: 09:08 Uhr
Ø Entnahmezeit: 11:45 Uhr
Ø auffällige Fahrweise
Ø 9. Woche schwanger
1. Vorfall 2. Vorfall
Flunitrazepam 36 ng/mL 73 ng/mL toxisch!
Norflunitrazepam 25 ng/mL 69 ng/mL
7-Aminoflunitrazepam 27 ng/mL 80 ng/mL
Morphin 5,0 ng/mL ca. 1,2 ng/mL
Codein ca. 1,1 ng/mL -
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Fallbeispiel 4
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Benzodiazepin-Fall:Ø junger Mann, geb. 1985Ø zufällige Kontrolle (telefonieren, leichte Schlangenlinie)Ø in den letzten 24 Stunden keine Einnahme BtM/MedikamenteØ letztmalige Einnahme ca. 48 h vor Vorfallszeit: NitrazepamØ sonst ab und zu Diazepam zur BeruhigungØ Vorfallszeit: 16:50 UhrØ Entnahmezeit: 17:35 Uhr
Diazepam 486 ng/mL missbräuchliche Einnahme
Nordazepam 504 ng/mL
Temazepam 21 ng/mL
Oxazepam 25 ng/mL
Amphetamin 433 ng/mL
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Fallbeispiel 5
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Todesfall:Ø 21jähriger Mann, tot aufgefunden, starker Verwesungszustand
0,5490,332
0,17
0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
3,5
Morphin Codein 6-MAM
µg/m
l (µg
/g) Herzblut
Leber
Gehirn
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Fallbeispiel 5
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Fazit:Ø verstarb an einer Mischintoxikation von Methadon-Heroin-Cocain
in Kombination mit etwas Alkohol
2,19 2,45 2,76
0
1
2
3
4
5
6
7
8
Cocain Ecgoninmethylester Benzoylecgonin
µg/m
l (µg
/g)
HerzblutLeberGehirn
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Fallbeispiel 6
Rostock, 11.12.2015
Todesfall:Ø 22jähriger Mann, tot in Wohnung aufgefundenØ bekannt: gelegentlicher Heroin- und CanabiskonsumØ Dreadlock: 88 cm lang (3 verknotete Stränge)
Ø Heroin-Alkohol-Intoxikation
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Fallbeispiel 6
Rostock, 11.12.2015
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Fallbeispiel 6
Rostock, 11.12.2015
gute Korrelation von Heroin- und Metabolitenkonzentrationenin den 12 kopfnahesten Segmenten