-
doc.be
Mitteilungen des Sekretärs 2
Häusliche Gewalt macht krank 3
Ein Romand in Bern... 5
Massnahmen zum Schutz vor gefährlichen Hunden 5
Huisartsenpost in Brabant (NL) 6
Nach der Wahl ist vor der Wahl 8
Mittelteil (zum Herausnehmen):Anschlussvertrag TARMED
Nr. 3 • Juli 2006
Ärztegesellschaft des Kantons BernSociété des médecins du canton
de Bernewww.berner-aerzte.ch
www.bekag.ch: Service für BEKAG-Mitglieder
Auf der Website der BEKAG finden Sie im Mitgliederbereich
täglich aktualisierteinen Pressespiegel zu gesundheitspolitischen
Themen.
Der zweite Vertrag BE TarMed KVGNeuer Kantonaler
Anschlussvertrag AV ab 1.7.2006
Während des 20. Jahrhunderts schloss dieBerner Ärztegesellschaft
mit den Kranken-kassen zwei umfassende Tarifverträge fürArztpraxen
ab. In den ersten 6 Jahren des21. Jahrhunderts haben wir dieses
Quorumbereits egalisiert … Unserer Verhandlungs-delegation gebührt
Anerkennung für dieseausserordentliche Leistung in bewegtenZeiten:•
Fürsprecher Urs Hofer, Delegationsleiter
und Verhandlungsexperte• Dr. med. Beat Gafner, FMH
Allgemeinme-
dizin und Bezirksvereinspräsident• Dr. med. Peter Luder, FMH
Chirurgie und
Präsident Belegärzte-Vereinigung• Ing. ETH Anton Prantl,
Tarifexperte und
Direktionspräsident Ärztekasse
Mit dem Anschlussvertrag KVG begann An-fang 2004 TarMed KVG in
unserm Kanton.Nach 18 Monaten – genau auf Ende der kos-tenneutralen
Tarif-Einführungsphase – kün-digte santésuisse die meisten
kantonalenAnschlussverträge in diesem Land. Heutesind im Bereich
Arztpraxen in 16 KantonenFestsetzungsverfahren im Gang oder
vollzo-gen. Verträge gibt es zur Zeit lediglich inzehn Kantonen,
darunter den soeben in Bernabgeschlossenen.
Diesem neuen Vertrag sind alle Mitgliederder Berner
Ärztegesellschaft automatisch an-geschlossen, sofern sie unserem
Sekretariatnicht bis Ende August 2006 schriftlich mit-teilen, dass
sie den Beitritt zum Vertrag mitseinen Anhängen ablehnen.
Inhaltlich unterscheidet sich dieser zweite,neue Vertrag wenig
vom vorherigen. Eine er-wähnenswerte Neuerung befindet sich
inAnhang B «Nationale Kontrolle und Steue-rung von Leistungen und
Kosten im BereichTarMed» (LeiKoV). Besonders hervorzuhebenist, dass
Art. 11, Abs. 1 unverändert bleibt:«Schuldner gegenüber dem
Leistungserbrin-ger im Rahmen des KVG ist der Patient(System des
Tiers garant). Der Arzt schicktdie Rechnung dem Patienten.»
Jürg Schlup, Präsident
Unsereneue Ad
resse
per 1. Juli 2006
lautet wie folgt:
Ärztegesellscha
ft des Kantons B
ern
Bolligenstrasse
52, 3006 Bern
Telefon031 330
90 00
Fax 031330 90
03
-
ÄRZTEGESELLSCHAFT DES KANTONS BERNSOCIÉTÉ DES MÉDECINS DU CANTON
DE BERNE 3/2006 – 2
Mitteilungen des Sekretärs
dafür einen jährlichen Beitrag zahlen. Der Kantonalvorstand
möchte Medphoneentsprechend Art. 4 Ziff. 4 der Statutenfinanziell
mit Mitgliedergeldern unterstüt-zen. Diese Unterstützung soll zur
Senkungder jährlichen Beiträge eingesetzt werden,mit dem Ziel und
der Folge, die Notfall-triage möglichst bald im ganzen Kantonüber
Medphone realisieren zu können. Nurso kann das vom Kanton
geforderte Krite-rium einer kantonal mehr oder weniger
flä-chendeckenden Organisation erreicht wer-den. Die
Beitragserhebung erfolgt überAHV-Lohnprozente der Angestellten
unse-rer Mitglieder. Die Erhebung von 0,2% derAHV-pflichtigen
Lohnsumme ist für die Mit-glieder kostenneutral, weil gleichzeitig
derBeitragssatz für die Ausbildung der Medizi-nischen
Praxisassistentin-nen von 0,5% auf0,3% gesenkt wird.
Antrag des Kantonalvorstandes, limitiertauf 3 Jahre bei den
Mitgliedern 0,2% derAHV-pflichtigen Lohnsumme der An-gestellten
zuhanden von Medphone zuerheben:Angenommen mit 35(Ja):11(Nein) bei
8Enthaltungen
3. Kantonaler Anschlussvertrag TarMedinkl. LeikoV
(Beilage)Begründung:Bekanntlich hat santésuisse den
erstenAnschlussvertrag zum TarMed per31.12.2005 gekündigt. Zuerst
hat sichunsere Verhandlungsdelegation mit santé-suisse über den bis
Ende 2006 geltendenTaxpunktwert von 86 Rappen geeinigt.Nun musste
auch noch ein neuer An-schlussvertrag abgeschlossen werden. Die-ser
tritt per 1. Juli 2006 in Kraft. Er beinhal-tet keine nennenswerten
Änderungen imVergleich zum ersten Anschlussvertrag.
Die Verhandlungsdelegation empfiehlt derBEKAG weiter, dem
Vertrag über die Kon-trolle und Steuerung von Leistungen undKosten
im Bereich TarMed (nationaler Lei-koV) beizutreten. Damit wird die
Kosten-steuerung weitergeführt. Eine Anpassungdes Taxpunktwertes
kann indessen höch-stens nur noch 6-monatlich stattfinden.Zudem
wurde vereinbart, dass inskünftigKorrekturfaktoren zu
berücksichtigen sind(neue Pflichtleistungen, medizinischer
Fort-schritt, demographische Entwicklung, etc.).Zustimmung zum
Abschluss des Anschluss-vertrages und zum Beitritt zum LeikoV
aufAntrag des Kantonalvorstandes: Einstimmig
1. Beitritt zur Konferenz der
KantonalenÄrztegesellschaftenBegründung:Die Konferenz der
Kantonalen Ärztegesell-schaften (KKA) ist eine einfache
Gesell-schaft, bestehend aus den dem Konsortial-vertrag
beitretenden Kantonalen Gesell-schaften. Sie nimmt auf die
politischen undrechtlichen Rahmenbedingungen in denKantonen
Einfluss. Es geht hauptsächlichum Koordinationsaufgaben im
Rahmendes Tarifwesens (kantonale Taxpunktwerteund Kontrolle der
Kostenentwicklung) undbei der Beschaffung von Daten (PonteNo-va auf
kantonaler und New Index auf eid-genössischer Ebene). Die bereits
bisherunter G7 budgetierten jährlich wiederkeh-renden Kosten sind
neu als Beiträge derBEKAG zuhanden der KKA zu budgetieren.
Zustimmung zum Beitritt der BEKAG zurKKA auf Antrag des
Kantonalvorstandes: Einstimmig
2. Teilfinanzierung MedphoneBegründung:Die Gesundheits- und
Fürsorgedirektionmacht die finanzielle Unterstützung desambulanten
ärztlichen Notfalldienstes da-von abhängig, dass eine kantonale
Organi-sation im ganzen Kanton einen Leistungs-standard anbietet,
der europäischen Quali-tätsanforderungen genügt. Die
Aktienge-sellschaft Medphone, deren Aktionariatsich zu 100% aus der
BEKAG und den Be-zirksvereinen zusammensetzt, dürfte
dieseVoraussetzungen in Kürze erfüllen. DamitMedphone als
professionelle Triagestelleder kantonalen Organisation des
ambulan-ten Notfalldienstes fungieren und beimKanton ein Gesuch um
wiederkehrendeBeiträge der öffentlichen Hand stellenkann, braucht
es eine befristete Vorfinan-zierung durch die BEKAG. Diejenigen
Mit-glieder, welche die Dienstleistungen derMedphone in Anspruch
nehmen, müssen
Dr. iur. ThomasEichenberger,
Sekretär BEKAG
Neuorganisation der Rechtsauskunftsstelle
Herr Dr. iur. Philipp Straub beendet seine Tätigkeit im Rahmen
der juristischen Mitglie-derberatung auf eigenen Wunsch per 31.
Juli 2006. Wir danken ihm schon jetzt fürseinen Einsatz für die
BEKAG und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.Ab 22. August
2006 wird Herr lic. iur. Reinhard, Fürsprecher, die neu
geschaffeneRechtsauskunftsstelle der BEKAG betreuen. Die
Rechtsauskunftsstelle steht Ihnen am
Dienstag morgen von 08.00 bis 12.00 Uhr, und am Donnerstag
ganztags von 08.00 bis 12.00 und von 13.15 bis 17.15 Uhr
für die Erteilung von Rechtsauskünften zur Verfügung. Wir
erhoffen uns davon eine Ver-besserung der Dienstleistungen durch
bessere Erreichbarkeit des Juristen. Nutzen Siedie damit verbunden
Vorteile!
Professionelles Verhalten bei Haftpflicht- und
Strafverfahren
1. ZivilverfahrenFalls Sie mit Forderungen von Patientinnen oder
Patienten oder deren Anwälten kon-frontiert sind empfehlen wir, die
Haftpflichtversicherung umgehend darüber zu infor-mieren.
Unternehmen Sie nichts, also keine Unterlagen schicken und keine
münd-lichen oder schriftlichen Auskünfte erteilen, ohne dies
vorgängig mit Ihrem Haft-pflichtversicherer und/oder mit dem
Rechtsdienst der BEKAG abzusprechen.
2. StrafverfahrenFalls gegen Sie ein gerichtspolizeiliches
Ermittlungsverfahren oder eine Vorunter-suchung eröffnet wird,
empfehlen wir, gemäss Ziff. 1 zu verfahren. Meistens erstrecktsich
der Rechtsschutz der Haftpflichtversicherung auf den juristischen
Beistand ineinem Strafverfahren. Unternehmen Sie nichts ohne Ihren
Anwalt. Der Rechtsdienstder BEKAG kann Ihnen bei der Vermittlung
von Anwälten behilflich sein, und unter-stützt Sie auch bei der
Abwicklung mit der Haftpflichtversicherung.
-
ÄRZTEGESELLSCHAFT DES KANTONS BERNSOCIÉTÉ DES MÉDECINS DU CANTON
DE BERNE 3/2006 – 3
Als MitarbeiterInnen in der Gesundheits-versorgung sind Sie,
geschätzte Leserin,geschätzter Leser, in einer
wichtigenSchnittstelle tätig, um Opfern den Zugangzum weiteren
Hilfesystem zu ermöglichen.Von Ihrer Haltung gegenüber Gewalt
undIhrer Offenheit gegenüber der Gewaltthe-matik können wichtige
Impulse für Opferausgehen, die in einer gewalttätigen Be-ziehung
leben. Sie müssen und könnendie Probleme der Betroffenen nicht
lösen,Sie können aber helfen, das Schweigen zubrechen, «Wege zu
bahnen» und Opfernden Zugang zu weiterer Hilfe erleichtern.
Mindestens eine von fünf Frauen erlebt inihrem Erwachsenenleben
physische und/oder sexuelle Gewalt durch ihren Partner2;40% sind
von physischer oder sexuellerGewalt betroffen3.
In den letzten Jahren konnte in der Öf-fentlichkeit ein Umdenken
bewirkt wer-den. Heute ist Gewalt in der Familie keinePrivatsache
mehr. Durch neue Gesetzewerden die Opfer besser geschützt undTäter
von Amtes wegen geahndet4. EineUnterstützung der Betroffenen ist
unab-dingbar, damit sie sich aus der mit derhäuslichen Gewalt
einhergehenden Ab-hängigkeitsstruktur lösen können.
NebenOpferberatungsstellen, Sozialdiensten,Vormundschaftsbehörden,
Polizei, Gerich-ten und RegierungsstatthalterInnen über-nimmt die
Medizinische Anlaufstelle fürhäusliche und andere Gewaltopfer
amCity Notfall in Bern dabei eine wichtigeRolle.Frauen, die
häusliche Gewalt erleben, ver-schweigen das Erlebte häufig und
sindaus zahlreichen Gründen selten bereit,Anzeige bei der Polizei
zu erstatten odersich an eine Beratungsstelle zu wenden.Hingegen
nehmen sie Notfallambulanzen,gynäkologische und
allgemeinmedizini-sche Arztpraxen in Anspruch, um ihre
Ver-letzungen versorgen zu lassen.
SchlüsselpositionBei der Prävention und Intervention ge-gen
Gewalt an Frauen nehmen Professio-nelle der Gesundheitsversorgung
eineSchüsselposition ein. Sie sind häufig dieersten und wegen der –
in der Regel mitder Misshandlung einhergehenden – so-zialen
Isolation nicht selten die einzigenaussenstehenden Personen, die
die kör-perlichen Folgen häuslicher Gewalttatenzu sehen bekommen.
Ihnen kommt alsodie zentrale Funktion bei der Erkennungvon
gewaltverursachten Verletzungen undBeschwerden, bei der frühen
Erkundungnach erlittenen Misshandlungen und beider Mitwirkung zum
Abbau von Gewalt-folgen. Neuste Studien1,5,6 haben ergeben,dass
sich PatientInnen eine stärkere Be-achtung der Gewaltthematik in
der Ge-sundheitsversorgung wünschen und dass
sie einer sensiblen Befragung nach Ge-walt im Rahmen der
Anamnese positivgegenüber stehen.
Folgende Interventionen der medizinischVersorgenden sind
hilfreich: • Routinemässige Befragung nach Ge-
walterfahrungen bei geringsten Indi-zien, beispielsweise:
«Symptome wieSie sie haben, stehen häufig im Zu-sammenhang mit
Gewalt. Kann es sein,dass Ihnen jemand Gewalt angetanhat?» Nehmen
Sie die Angaben ernst,Opfer schildern aus Scham eher nichtdas
gesamte Ausmass der Taten
• Erkennung von Gewalt als Ursache fürVerletzungen und
Krankheiten (keineMedikamentenverordnung ohne Be-rücksichtigung der
Beschwerdeursa-chen, ein einfühlsames Eingehen aufdie Problematik
bei nahe liegendenBeschwerden und psychosomatischenStörungen, kein
Ruhigstellen mit psy-chotropen Medikamenten, das kanngefährlich
sein.
• Erstellen einer gerichtsverwertbarenDokumentation von
Verletzungen undBeschwerden, Dokumentationsbogen,finden Sie unter
www.pom.be.ch/bip.
• Klärung von Sicherheits- und Schutzbe-dürfnissen der
PatientInnen und Ver-mittlung weitergehender psychosozia-ler
Unterstützungs- und Beratungsan-gebote. Broschüren und
Notfallkartenkönnen Sie unter [email protected].
1 Hellbernd Hildegard et al.: Häusliche Gewalt gegenFrauen:
gesundheitliche Versorgung. Das S.I.G.N.A.L.-Interventionsprogramm.
Bundesministerium für Fami-lie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin
20032 Gillioz Lucienne, De Puy Jacqueline, Ducret Véroni-que:
Domination et violence envers la femme dans lecouple. Editions
Payot. Lausanne. 1997. 3 M. Killias; M. Simonin; J. De Puy:
Violence experien-ced by women in Switzerland over their lifespan.
Bern:Stämpfli 20044 z.B. Wegweisungsmöglichkeit gemäss
BernischemPolizeigesetz; Änderung StGB vom 3.10.03 – in Kraftseit
1.4.04 (vgl. dazu www.against-violence.ch/d/Themen.htm)5 Daniela
Gloor und Hanna Meier zur Patientinnenbe-fragung «Frauen,
Gesundheit und Gewalt im sozialenNahraum» Edition Soziothek, Bern
20046 Daniela Gloor und Hanna Meier: Häusliche Gewaltbei
Patientinnen und Patienten, Basel 2005
Häusliche Gewalt macht krank
FürsprecherinClaudia Fopp,lic.iur. Leiterin
des Berner Inter-ventionsprojektsgegen häusliche
Gewalt
Häusliche Gewalt ist in ihrem Ausmass mit
Herz-Kreislauf-Erkrankungen vergleichbar und verkürzt die
Lebenserwartung von Frauen in den westlichen
Industrieländern durchschnittlich um 20%1
Weiterführende Informationen finden Sie
unter:http://www.big-interventionszentrale.de/veroeffentlichungen/infomaterial/pdfs/
patientinnen.pdfhttp://www.aekwl.de/public/service/doc14.htm
http://www.bmfsfj.de/Kategorien/Forschungsnetz/forschungsberichte,
did=18204.htmlhttp://cmsub3.unibe.ch/lenya/irm/live/index.htmlhttp://www.against-violence.ch/d/forschung.htmVerletzung
durch einen stumpfen
Gegenstand
-
ÄRZTEGESELLSCHAFT DES KANTONS BERNSOCIÉTÉ DES MÉDECINS DU CANTON
DE BERNE 3/2006 – 4
Die Ärztekasse versteht sich blendend mit Ihrer Software!
Nur weil Sie in Ihrer Praxis nicht mit der Software der
Ärztekasse arbeiten, müssen Sie nicht auf deren Faktu-
rierungs- und Finanzdienstleistungen verzichten. Die
meisten Computerprogramme produzieren ihre Daten im
XML-Format, so dass sie von der Ärztekasse problemlos
übernommen und weiterverarbeitet werden können.
Die Ärztekasse ist Partner des MEDISERVICE VSAO-ASMAC
Steinackerstrasse 35 . 8902 UrdorfTelefon 044 436 17 74 . Fax
044 436 17 [email protected]
Praxismanagement und Outsourcing
ÄRZTEKASSE
CAISSE DES MÉDECINS
CASSA DEI MEDICI
pu
blix
.ch
Kragenweite!Kragenweite! Genau unsere Genau unsere
Adrian macht das schon.
Laborwerte, aber zack, zack? Für «Roche Modular»alias Adrian,
unser vollautomatisches Analyse-gerät: tägliche Routine. Und was
Maschinen nicht im Gefühl haben, das haben wir im Griff. Mit
technischen und medizinischen Kontrollen sowie dem sorgfältigen
Validieren und Interpretieren der Analyse-Ergebnisse durch
ausgewiesene Laborspezialisten. Standardmässig nach Norm ISO
17025/15189 – und unseren eigenen.
Medics Labor AG professionell und persönlichChutzenstrasse
243001 [email protected] T 031 372 20 02www.medics-labor.ch
F 031 371 40 44
Impressum
doc.be, Organ der Ärztegesellschaft des KantonsBern Herausgeber:
Ärztegesellschaft des Kantons Bern,Bolligenstrasse 52, 3006 Bern /
erscheint 6 x jährlich. Verantwortlich für den Inhalt:
Vorstandsausschuss derÄrztegesellschaft des Kantons BernRedaktor:
Marco Tackenberg, Presse- und Informa-tionsdienst, Postgasse 19,
3000 Bern 8. Tel. 031 310 20 99; Fax 031 310 20 82; E-Mail:
[email protected]: P. Wolf, Bolligenstrasse 52, 3006
Bern. Tel. 031 330 90 00; Fax 031 330 90 03; E-Mail:
[email protected]: Forum der Wirtschaft, Postgasse 19,3011
BernDruck: Druckerei Hofer Bümpliz AG, 3018 Bern.Ausgabe Juli
2006
TARMED-Schulung für Neumitglieder
Datum: 30. August 2006
Ort: Bären OstermundigenBernstrasse 25, Postfach 1044, 3072
Ostermundigen 1
Zeit: 13.00 Uhr – 18.00 Uhr
Teilnahmegebühr: CHF 40.—
Anmeldungen per E-Mail [email protected] Telefon: 031 330 90
03
in Zusammenarbeit mit PonteNova, Ärztekasse,
Krankenversicherern
Terminplan 2006
14. September erw. Präsidentenkonferenz, nachmittags26. Oktober
Delegiertenversammlung, nachmittags23. November
Bezirksvereinsversammlungen, kantonsweit
-
ÄRZTEGESELLSCHAFT DES KANTONS BERNSOCIÉTÉ DES MÉDECINS DU CANTON
DE BERNE 3/2006 – 5
Die Berner Wählerinnen und Wähler habenPhilippe Perrenoud in den
Regierungsratgewählt. Der Arzt und Psychiater löstSamuel Bhend in
der Gesundheits- undFürsorgedirektion ab.
Als Direktor der Psychiatrischen DiensteBerner Jura-Biel-Seeland
hat Perrenoudsich eine ganze Reihe von Kompetenzenangeeignet: Er
ist Manager und zugleichein guter Kenner der Abläufe in der
Kan-tonsverwaltung. Perrenoud will in seinerTätigkeit stets die
menschlichen Werte vordie ökonomischen Sachzwänge setzen.
AlsDirektor der Psychiatrischen Dienste Ber-ner Jura-Biel-Seeland
hat sich der SP-Mannein Netzwerk aufgebaut – in der Verwal-tung und
mit zahlreichen Fachstellen. Er istin engem Kontakt mit
Gerichtsbehörden,Regierungsstatthaltern, der Polizei, wei-teren
kantonalen oder kommunalen Be-hörden.
Wir gratulieren unserem Mitglied, PhilippePerrenoud, zur Wahl in
den Regierungsratund wünschen ihm viel Erfolg in diesemwichtigen
Amt!
Ein Romand inBern...
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen
Ich möchte Sie hiermit auf die folgendeamtliche Publikation des
Kantonstierarztesaufmerksam machen:
Massnahmen zum Schutz vor gefährlichen Hunden
Prof. Hans Gerber,
Kantonsarzt
Der Bundesrat hat am 12. April 2006 mit einer Änderung der
TierschutzverordnungMassnahmen zum Schutz vor gefährlichen Hunden
erlassen; sie treten am 2. Mai 2006in Kraft.Das Ziel dieser
Massnahmen sind verantwortungsvolle Halter und gut
sozialisierteHunde.Die Verordnung hält dazu im Wesentlichen die
folgenden Bestimmungen fest:1. Anforderungen an Zucht,
Sozialisierung und Haltung2. Verantwortung des Halters, dass der
Hund nicht Menschen und Tiere gefährdet3. Meldepflicht für
Tierärzte, Ärzte, Zollorgane und Hundeausbildende bei erheb-
lichen Bissverletzungen oder bei übermässigem
Aggressionsverhalten4. Anordnung von Kursen über den Umgang mit
Hunden für die Halter bei Problem-
fällenDer vollständige Verordnungstext ist auf der Homepage des
kantonalen Veterinär-dienstes Bern einsehbar:
www.vol.be.ch/lanat/ved Zuständige kantonale Stelle für die
Entgegennahme von Meldungen gemäss Ziffer 3ist der kantonale
Veterinärdienst ([email protected], Tel. 031 633 47 08,
Fax031 633 52 65).
Bern, 24. April 2006 Der Kantonstierarzt
Inhalte der MeldungDer Inhalt einer Meldung gemäss Ziffer 3wird
durch die Tierschutzverordnung nichtfestgelegt. Der
Kantonstierarzt, KollegeChristian Huggler, empfiehlt, dem
kantona-len Veterinärdienst die folgenden Angabenzukommen zu
lassen:
• Name und Adresse der Patientin / desPatienten
• Ort und Datum des Vorfalls / derBehandlung
• Art und Lokalisation der Verletzung• Wenn möglich: Name und
Adresse des
Hundehalters / der Hundehalterin
Achtung: Korrektes Vorgehen bezüglich SchweigepflichtEs besteht
keine gesetzliche Grundlage,welche es ermöglichen würde, den
Namenund die Adresse des gebissenen Patien-
ten/der gebissenen Patientin ohne Befrei-ung von der
Schweigepflicht zu melden!
Diese Ausgangslage dürfte jedoch insofernnicht besonders
problematisch sein, alsdass die meldende Ärztin/der meldendeArzt
den Patienten/die Patientin um Befrei-ung ersuchen kann. Stimmt der
Patient/diePatientin einer Meldung zu (Eintrag in KG),kann gemeldet
werden.
Willigt ein Patient/eine Patientin nicht ein,bleibt der Weg
offen, beim Kantonsarztamtein Gesuch um Befreiung von der
Schwei-gepflicht einzureichen. Es müsste dannallerdings – wie in
anderen Fällen auch – imEinzelfall geklärt werden, ob eine
Befreiungdurch das Kantonsarztamt vorgenommenwerden könnte
(übliches Prozedere mitGewähren des rechtlichen Gehörs und
Vor-nahme einer Interessensabwägung).
-
ÄRZTEGESELLSCHAFT DES KANTONS BERNSOCIÉTÉ DES MÉDECINS DU CANTON
DE BERNE 3/2006 – 6
Nachdem wir Hausärzte unsere Probleme– Schikanen der
Krankenkassen, Ausnüt-zung durch die Pharmabranche,
fehlendeUnterstützung durch die Politik – am 1. April zur Genüge
kundgetan hatten,versuchte ich mich in konstruktiver Art
zuengagieren. Ich besuchte die Notfallorga-nisationen der Hausärzte
in Holland. Dauns die Erfüllung der Notfalldienstpflichtbei
abnehmender Hausärztedichte immermehr belastet und unseren
Berufsstandnoch unattraktiver macht, interessiertemich die seit
fünf Jahren bestehendeLösung der Holländer.
«Ich wohne in Amsterdam. Erstmals seit15 Jahren bin ich wieder
in meiner Hei-matstadt Eindhoven.» Dies sagte einerund 50-jährige
Holländerin im Hotelein-gang. «Ja, den Dr. van Rooij kenne ich.
Erhielt uns in Amsterdam Vorträge über dieHuisartsenpost (deutsch:
Hausarztposten,Anm. d. Red.). Seit es diese Notfallorgani-sation
gibt, fand ich immer einen Arzt beiProblemen am Wochenende. Früher
wares schlimm, man wurde abgewimmelt.»Dr. Harrie van Rooij ist der
Initiant einergewaltigen Umorganisation des
ärztlichenNotfalldienstes in ganz Holland. FünfJahre brauchte er,
seit fünf Jahren funktio-niert es und kein Arzt möchte zurück.
DasZauberwort heisst «Huisartsenpost».Diese funktionieren nachts,
am Wochen-ende und zur Ferienzeit.
SHOKO40x40 km, 177'000 Einwohner, 80 Ärzte
Südlich von Eindhoven ist Shoko-Land. AnWochenenden und über die
Ferienzeitversorgen ein Telefonzentrum und fünfPosten, verteilt
über das eher dünn besie-delte Gebiet, 177'000 Einwohner. In
denPosten arbeiten die dort niedergelasse-
nen 80 Ärzte nach Einsatzplan. Am PostenVeldhofen läuft am
Karfreitagabend nichtviel. Der Arzt ist auf Hausbesuch und
dieAssistentin leitet die Neuanmeldungenauf andere Posten um.
Fahrzeit für Patien-ten maximal 30 Minuten. Dr. Carla vanVelden und
Dr. Harrie van Rooij erklärenuns die Organisation. Die Patienten
sindzufrieden. Zwar müssen sie oft weiter fah-ren, finden aber
immer eine kompetenteAnsprechstelle. Die Ärzte sind auch
zufrie-dener. Sie machen weniger Bereitschafts-dienst, sind dann
aber ausgelastet. Keinermöchte zurück, sagt Harrie noch einmal –er
hat eine riesige Überzeugungsarbeithinter sich. Um 21 Uhr wird die
Organisation umge-baut. Die Assistentinnen gehen nachHause, die
Telefone werden durch eineZentrale mit zwei Assistentinnen in
Eind-hoven bedient, nur die Ärzte bleiben aufden fünf Posten.
TILBURG40x40 km, 360'000 Einwohner, 160 Ärzte
Im Heimland von Dr. Harrie van Rooijbestehen die
Huisartsenposten seit 2001.Es sind deren drei: Einer in Tilburg und
jeeiner nördlich und südlich in Spitälern derAgglomeration. Der
Posten Tilburg liegtgut erreichbar an einer Einfallstrasse.
Imgleichen Gebäude sind Spitex und eineDienstapotheke
untergebracht. Die Tele-fonzentrale für das ganze Gebiet wird
vonsechs Assistentinnen und zwei Ärzten be-dient. Am Ostersamstag
um 11 Uhr laufendie Telefone heiss. An der Wand siehtman in grossen
Lettern die aktuelle Situa-tion: Heute sind bereits 260 Telefone
ein-gegangen. Harrie erwartet 600 für denganzen Tag. Daneben sieht
man die Aus-lastung der Assistentinnen und die Dauerihres aktuellen
Telefongesprächs. Auchdie noch nicht abgenommenen Anrufesind mit
bisheriger Anrufdauer sichtbar.Länger als 15 Sekunden darf ein
Anrufernicht warten. Ich sah keine längere Warte-zeit als 12
Sekunden. Harrie zeigt uns die Sprechzimmer:Schreibtisch,
Untersuchungsliege, Blut-druckmessung, weitere
Untersuchungs-utensilien. Kein Labor, kein EKG. Ich er-innere mich
an meine Assistentenzeit inder Baracke der medizinischen
Poliklinikam Inselspital. Die Kojen damals warenaber viel, viel
kleiner. In den Spitälern hates Diagnostik-Zentren, wo eine
eingehen-dere Diagnostik betrieben werden kann.
Die Assistentinnen am Telefon arbeitennach Check-Vorgaben. Sie
fragen «einLoch in den Bauch». Dafür sind die Ärztedann bereits
vororientiert. TelefonischeBeratungen kosten 25 Euro. Von den
rund100'000 Anrufen pro Jahr in Tilburg sind70'000 kostenpflichtig.
Auch ein Rezeptkostet 25 Euro. Der Dienstarzt am Officehat einen
dicken Rezeptblock auf demSchreibtisch. Im Wartezimmer warten
rund30 Personen, es ist ziemlich muffig undeng. Harrie meint – die
Hälfte wartet fürdie Dienstapotheke.
WAALWIJK– erste hulp und Huisartsenpost in einem Spital –
In rasanter Fahrt lotste uns Harrie zueinem seiner Aussenposten.
Dieser ist imSpital Waalwijk untergebracht. Gleichdaneben die
«erste hulp» des Spitals(deutsch: Erste Hilfe, Anm. d. Red.).
Auchdort werden Patienten direkt angenom-men. Die Spitäler kriegen
pro Aufnahme,sei es ein Schwerverletzter oder habeeiner bloss eine
kalte Nase, einen festenBetrag. Die Spitäler können sich dadurchmit
den leichten Fällen sanieren und sindnicht an einer Änderung der
Situationinteressiert. Ein Patient mit dem gleichenLeiden kostet im
Falle «erste hulp» rundfünfmal mehr als im Falle «Huisartsen-post».
Dies ist den Patienten egal. Nichtegal ist ihnen, dass sie im
Spitalnotfall oftstundenlang warten müssen. In Maastrichtsei der
Huisartsenpost einige Jahre dieEintrittstriage gewesen. Diese
eigentlichsinnvollste Lösung wurde auf Wunsch des
Dr. med. Andreas Bieri
AllgemeineMedizin FMH,
Langenthal,Mitglied
des VorstandesBEKAG
Huisartsenpost in Brabant (NL)
-
ÄRZTEGESELLSCHAFT DES KANTONS BERNSOCIÉTÉ DES MÉDECINS DU CANTON
DE BERNE 3/2006 – 7
Spitals im Hinblick auf die Finanzen wie-der aufgegeben. Wenn
man im SpitalWaalwijk unangemeldet eintritt, mussman sich
entscheiden. Links vom Korridor«Spital, erste hulp», rechts
«Huisartsen-post». Links liegen einige Patienten aufLiegen –
alleingelassen – und warten.Rechts sitzen drei Patienten im
Warte-raum. Der Vierte kommt gleich hinein undmeldet sich –
rechts.
Auf Hausbesuchen im Tale der Maas
Ostermontag, wir fahren durch die maleri-sche südholländische
Landschaft. Dr. Pie-ter van de Ven besucht Frau van derKwast. Diese
hat auf den Huisartsenposttelefoniert, weil sie vermehrt Atemnot
undFieber hat. Sie fühlt sich schlecht. DemArzt zeigt sie
Inhalationsutensilien gegenAsthma, schliesslich holt sie noch
eineganze Kartonschachtel mit vielen an-gefangenen Medikamenten
hervor. – Wiees mir doch «heimelet»! Da die Unter-suchung den
Verdacht auf beginnendeLungenentzündung bestätigt, braucht sieein
Antibiotikum. Ich hätte jetzt in dieArzttasche gegriffen und das
Medikamenthervorgeholt. Dr. van de Ven musste aberin die Rocktasche
greifen und sein Mobil-telefon hervorholen. «Hallo Dienstapothe-ke.
Hier ist Dr. …, für Patientin …, Kran-kenkasse, normale Apotheke,
ich verord-ne Augmentin etc. Nein, sie kann es nichtholen, schicken
sie es mit einem Taxi. Ja,ja, Frau van der Kwast weiss, dass sie
dasTaxi selber bezahlen muss.» Ein Stich inmein Herz. Haben es die
Apotheker inHolland tatsächlich zustande gebracht,
sich gegen ihre Nutzlosigkeit bei ärzt-lichen Verordnungen noch
besser gesetz-lich abzusichern als in der Schweiz! – Werverordnet,
verkauft nicht, wer verkauft,verordnet nicht – eine blödsinnige
Wort-hülse, die auch einige Gesundheitspoli-tiker nachplappern und
damit Millionen-kosten verursachen. Die Ärzte in Hollanddürfen seit
einigen Jahren überhauptkeine Medikamente abgeben. Die
Taxi-unternehmer freuts.
ROERMOND/WEERT40x30 km, 250'000 Einwohner, 55 Ärzte
Dr. Pieter van de Ven ist ein erfahrenerLandarzt. Er führt ein
Bijoux einer Praxisim kleinen Dörfchen Horn nahe Roer-mond. Er geht
auf die Leute ein, hat denfeinen ärztlichen Spürsinn für die
Dia-gnose und eine klare Entscheidungskom-petenz. Über das
Wochenende warten diePatienten auf ihn. Ich habe das sofort
ver-standen. Er war Mitinitiator der Huis-artsenpost-Organisation.
Für diese Orga-nisation braucht es mindestens 50 Ärzte.Darunter
sollte man es nicht machen,meint Dr. van de Ven. Erst als wir noch
diezehn Ärzte von Echt überzeugten, konn-ten wir beginnen. Das
Gebiet ist aufgeteiltin zwei Posten, die sich gegenseitig
aus-helfen. Die beiden Posten liegen 20 kmauseinander. Der Posten
Roermond liegtvis-à-vis vom Regionalspital. Er ist in
freundlichen, hellen Räumen unterge-bracht: Wartezimmer mit
Office, fünfSprechzimmer – landesüblich ausgestattet– und die
Telefonzentrale. Am Ostermon-tag arbeiten drei Assistentinnen,
welcheauch noch das Office bedienen. Sie sindim Stress, voll
ausgelastet. Ein Arzt über-wacht die Telefone. Zum Teil wird er
vonden Assistentinnen direkt gerufen, dane-ben muss er sämtliche
Telefonprotokolledurchsehen. Erst dann dürfen sie abge-schlossen
werden. Er kann zum Beispielauch Rückfragen anordnen. Ein Arzt
hatBesuchsdienst. Das gelb-blau gestreifteFahrzeug ist mit
Navigationssystem undFahrer ausgerüstet. Im Kofferraum sindder
Besuchskoffer, Reanimationsuten-silien, diverse Katheter und ein
Defibril-lator. Die Besuchsaufträge mit vielenanamnestischen
Angaben gibt die As-sistentin schriftlich ab. Von 8–12 Uhrmachte
Pieter van de Ven sechs Besuche.Es reichte ihm auch noch, diese ins
EDV-System einzugeben. Für ihn waren sie damit abgeschlossen.
Orientierung desHausarztes und Rechnungsstellung er-ledigt die
Organisation des Postens. DieÄrzte kriegen für ihren Einsatz im
Huis-artsenpost 50 Euro pro Stunde. Dies ist inganz Holland so und
ist das, was nachallen Unkosten noch übrig bleibt.
Den holländischen Ärzten geht esschlechter als uns. Sie haben
seit jeher dasRevierprinzip wie bei uns die Kaminfeger.
Die Telefonzentrale in der Huisartsenpost Tilburg
-
ÄRZTEGESELLSCHAFT DES KANTONS BERNSOCIÉTÉ DES MÉDECINS DU CANTON
DE BERNE 3/2006 – 8
Pro Revier gibt es einen Allgemeinprak-tiker, zu dem die Leute
gehen müssen. Dadie Verdienstmöglichkeiten miserabelwaren, konnten
die Reviere gar nicht mehrbesetzt werden. Für die verbliebenenÄrzte
wurde die Notfalldienstpflicht nochdrückender. Vermehrt waren die
Ehepart-ner berufstätig und halfen nicht mehr mitund der Anteil der
ausgebildeten – Teilzeitarbeitenden – Ärztinnen stieg. Die Ant-wort
auf diese Probleme waren die «Huis-artsenposten». Den Ärzten bringt
esErleichterung und vermehrte Freiheit, denPatienten eine valable
Versorgung beiNotfällen und Notfällchen ausserhalb derüblichen
«Bürozeiten». 30 Minuten Auto-fahrt wird zugemutet. Die
Rettungsdien-ste – die dafür verantwortlichen Gemein-den haben sich
zu zentralen Organisatio-nen zusammengeschlossen – sind eheretwas
«dünner» als bei uns. Die Spitäler,Typ Regionalspital, in Eindhoven
grossesZentrumsspital, sind im Verhältnis zurBevölkerung auch
dünner als bei uns. DieAllgemeinpraktiker erhalten ab Staats-examen
eine zielgerichtete 3-jährigeAusbildung mit viel Praxisassistenz
beietablierten Allgemeinpratikern.
Wie bei uns wird aber auch in Hollandvieles durch das grösste
Krebsgeschwürim Gesundheitswesen zerstört: Die Kom-merzialisierung
der Krankenkassen. Früherhaben verantwortungsvolle Ärzte den
Rei-chen mehr, den Armen weniger verlangt.Die Gesunden halfen bei
der Pflege. Dannwurde dieser Solidaritätsgedanke zur In-stitution.
Man gründete Krankenkassen.Der Krankenkassengedanke liegt
absolutquer zu den Prinzipien einer freien Markt-wirtschaft.
Irgendeinmal kam dann je-mand dazu, den Krankenkassen
CEOsvorzusetzen. Ein kompletter Stilbruch,eine Faust aufs Auge.
Manfred Manserund Marc-André Giger sind sehr guteLeute. Sie haben
einfach noch nicht be-merkt, dass sie auf dem völlig falschenSessel
sitzen. Man kann nur hoffen, dasssie baldmöglichst sämtliche
Reha-Patien-ten nach Süddeutschland auslagern, dieAlters- und
Pflegeheime in Billiglohn-länder verlegen, die Apotheken nach
Portugal verbannen und ihren Versicher-ten empfehlen, einen
Medizinmann inMadras aufzusuchen. Dann endlich hätteunser
Gesundheitswesen wieder eineChance.
In der Schweiz sagt man den Ärzten:Gründet Netzwerke, dann könnt
Ihr ver-handeln. In Holland existieren diese Netz-werke in Form der
Huisartsenpost. Nunwerden sie von den Kassen gegeneinan-der
ausgespielt. Jedes Jahr müssen dieeinzelnen
Huisartsenpost-Organisationenihre Tarife neu aushandeln. Da können
wirgerade so gut bei unseren Indexzahlenund unseren
Leistungskostenvereinbarun-gen bleiben – oder nach Madras
ziehen.Frau van der Kwast musste schliesslich dasTaxi auch selber
bezahlen.
Huisartsenpost bei uns?
Wenn man unser Mittelland anschaut,staunt man.
Bevölkerungsdichte und Ärz-tedichte sind etwa gleich wie in
denbetrachteten Gebieten in Südholland.Anstelle Tilburg könnte man
Bern sagen,anstelle Roermond/ Weert Münsingen/Thun oder Lyss/Biel
oder Grenchen/Solo-thurn oder Burgdorf/Langenthal
oderZofingen/Olten. Aber eben, SchweizerKöpfe sind noch nicht ganz
HolländerKöpfe.
Nachruf oder: Nach der Wahl ist vor der Wahl
Dr. med.Th. Heuberger,
Grossrat
Die Kantonswahlen sind vorüber, wir ken-nen die Resultate. Die
eine oder anderePartei konnte Erfolge verbuchen, anderewiederum
mussten Rückschläge einstek-ken. Die Wahlen haben Genugtuung
ver-schafft oder herbe Enttäuschungen berei-tet.Und wie steht es
mit den Ärztinnen undÄrzten im Parlament? Die geneigte Leserschaft
erinnere sich,dass vor ca. 2 Jahren an dieser Stelle derFreude über
die stark angestiegene Vertre-tung unseres Berufsstandes und die
breiteAbstützung in fast allen Fraktionen im Ber-ner Parlament
Ausdruck verliehen wurde.
Ich äusserte damals auch die Hoffnung,dass unsere Kolleginnen
und Kollegennoch stärker im Grossen Rat vertreten seinwürden und
dass das Bild mit noch einerVertreterin in der SP abgerundet
würde.Man darf ruhig davon ausgehen, dass dasResultat der neuen
Wahlen uns grosseBefriedigung verschafft: Im verkleinertenGrossen
Rat sind wieder fünf Personenunserer Berufsgruppe vertreten, was
einerSteigerung von 20% entspricht. In der SP-Fraktion können wir
zudem eine junge Kol-legin begrüssen, genau wie gewünscht.Dass wir
nun sogar noch einen Arzt alsRegierungsrat dazu gewonnen haben,
run-det das Bild vollständig ab. Die Wahlenbescheren uns einen
Gesundheitsdirektor,der unsere Sprache spricht und über eige-nes
Fachwissen verfügt, das er sich nichtzuerst aneignen oder von
seinen Chef-beamten vermitteln lassen muss.Dass leider Peter
Eichenberger aus Zolli-kofen nach zu kurzer Zugehörigkeit
zumGrossen Rat nun mit dem ersten Ersatz-platz vorlieb nehmen muss,
ist schade undsehr bedauerlich. Peter Eichenberger hatsich mit
seinem Wissen, seiner Erfahrungund seinem Engagement für unsere
Anlie-gen eingesetzt und mitgeholfen, unsereErfolge zu erreichen.
Andererseits haben
auch weitere Kolleginnen und Kollegengute Ersatzplätze erringen
können und dieRechnung könnte in absehbarer Zukunftnoch schöner
ausfallen.Gestatten Sie dem Schreibenden nun nochdiese kleine
Rechenaufgabe: Unser Berufs-stand verkörpert statistisch gesehen
unge-fähr 0,2 % der Bevölkerung, stellt aber imnun 160-köpfigen
Parlament mit 5 Perso-nen 3.13% aller Parlamentarier und ist inder
Regierung mit 14,4% vertreten.Ich wage gar nicht daran zu denken,
wasdas zu Zeiten geheissen hätte, als uns derWind noch stärker ins
Gesicht blies alsheute….Aber eben: Nach der Wahl ist vor derWahl:
Wir wollen weiter daran arbeiten,dass fähige Personen aus unseren
Reihensich noch mehr um die Belange desöffentlichen Lebens kümmern,
politischaktiv werden, sich äussern und sich auchfür Wahlen zur
Verfügung stellen. Gestat-ten Sie mir ein Zitat aus einem
früheren«Nachruf»: Mit unserem Beruf und unse-ren
Publikumskontakten hätten Mitgliederunseres Berufsstandes viel mehr
zu sagenund den Politikern mitzuteilen, was in dieTagespolitik
einfliessen könnte und sollte.Man soll mit seinen Pfunden wuchern
–also lasst es uns tun!