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DKWE InfoDiözesankommission für Weltkirche und
Entwicklungszusammenarbeit2019/2
AMAZONIEN-SYNODE
Kirche nimmt Anlauf für eine dreifache Umkehr
Das bedrohte Amazonien: Indios und ihre Mitwelt
Vorbereitung einer Ortskirche auf die Synode
Die Amazonien-Synode und ihre Bedeutung für uns
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Liebe Leserinnen und Leser!
Im Herbst findet das Bischofstreffen
zu Amazonien statt. Auch Bischof
R. Flock aus der Partnerdiözese San
Ignacio wird an dem Treffen teilneh-
men. Deshalb sind wir an dieser Ver-
sammlung interessiert. Und natürlich
hängt alles mit allem zusammen, im
Bereich der Ökologie, der Landwirt-
schaft, des Klimas und einfach des-
halb, weil wir diesen Planeten ge-
meinsam bewohnen. Auf die Frage
nach der Bedeutung der Amazonien-
Synode bringt es der philippinische
Kardinal Luis A. Tagle bei seinem
Österreichbesuch im März 2019 auf
den Punkt: „Amazonien ist überall!“
Bei der Amazonien-Synode wird am
Beispiel des Amazonasgebietes dis-
kutiert werden, wie die Kirche sich
für Indigene, für Menschenrechte und
die Bewahrung unserer Mitwelt ein-
setzen kann und welche Wege der
Evangelisierung und des Kirche-
Seins in Zukunft möglich sein wer-
den. Und diese Diskussionen werden
dann in einen weltkirchlichen Zusam-
menhang gestellt. Kardinal Cláudio
Hummes aus Brasilien hat vor kur-
zem deutlich gemacht: „Wir werden
nicht zur Synode gehen, um bereits
Gesagtes zu wiederholen, so wichtig,
schön und theologisch bedeutsam es
auch sein mag.“ Hummes ist davon
überzeugt, dass sich die Seelsorge
und die katholische Soziallehre durch
die Amazonien-Synode weiterentwi-
ckeln wird. (Interview mit „La Civil-
ta Cattolica; 13.5.2019)
M. Büker schreibt in seinem Grund-
satzartikel, um was es bei der Ama-
zonien-Synode im Oktober gehen
wird (S. 2/3). W. Heindl schildert die
Situation von indigenen Völkern in
Brasilien (S. 4). A. Silva dos Santos
berichtet wie sich unsere Partnerdiö-
zese San Ignacio de Velasco auf die
Amazonien-Synode vorbereitet (S.
5). Und A. Appel stellt uns die Frage,
was Amazonien mit uns zu tun hat
(S. 6).
Ich wünsche Ihnen / Euch eine inte-
ressante Lektüre über die Zusammen-
hänge von Amazonien und uns, von
Ökologie und Evangelisierung.
Markus Roßkopf
Geschäftsführer der DKWE
Seite 2 Amazonien-Synode
Kirche nimmt Anlauf für eine dreifache Umkehr
Bei der bevorstehenden Amazonien-Synode hängt alles mit allem
zusammen
Bei der vom 6. bis 27. Oktober 2019 in Rom stattfindenden
„Sonder-
versammlung der Bischofssynode für das Amazonas-Gebiet“ werden
drei
Fragen zur Zukunft der katholischen Kirche im Zentrum stehen:
Wie
setzt sich die Kirche für die Bewahrung des Ökosystems in
Amazonien
ein? Wie trägt sie dazu bei, die Rechte aller dort lebenden
Menschen zu
verteidigen? Wie schreitet sie bei der Anerkennung indigener
Völker und
deren Weisheit voran? Was in Amazonien vor Ort geschieht, ist
für Kir-
che und Politik weltweit relevant.
1. Entwicklungsmodell
Die Regierungen Lateinamerikas setzen für die wirtschaftliche
Ent-
wicklung auf Export von Bodenschätzen und
landwirtschaftlichen
Produkten. Dazu geben sie geschützte Gebiete frei für Bergbau,
Öl-
und Gasförderung, Staudämme, Forst- und Weidewirtschaft und
den
Anbau von Soja, Mais und Baumwolle in riesigen Monokulturen.
Die Erschließung funktioniert nur mit der entsprechenden
Infrastruk-
tur, weswegen neue Straßen und Wohngebiete gebaut und somit
be-
stehende Naturräume zerstört werden. Über Jahrtausende
eingespiel-
te sensible Wechselwirkungen zwischen Mensch, Natur und
Klima
stehen auf dem Spiel.
Die Amazonien-Synode reflektiert die Rolle der Kirche in
diesem
Prozess und verschränkt die soziale und ökologische
Problematik.
Insofern wird Amazonien zum Ernstfall nicht nur für die
Glaubwür-
digkeit der Kirche, sondern der Weltgemeinschaft. Angesichts
der
permanenten Verletzung der Menschenrechte in Amazonien ist
fest-
zuhalten: Menschenrechte gelten selbstredend auch für die dort
le-
bende Bevölkerung. Was trägt Kirche in Amazonien und weltweit
da-
zu bei, damit hinreichende Maßnahmen ergriffen werden, um hier
die
Agenda 2030 und das Pariser Klimaabkommen umzusetzen?
2. Anerkennung der Weisheit der Ursprungsvölker
Ein Grundanliegen der Synode ist es, die Ursprungsvölker selber
zu
Wort kommen zu lassen und sichtbar zu machen. Es war und ist
dem-
nach Sache der Indigenen, Nähe und Distanz, Akzeptanz und
Wider-
stand gegen christlichen Glauben und ihre Sozialgestalt, die
Kirche, zu
definieren. Amazonien wird zum Ernstfall für den Umgang
westlichen
Denkens mit kultureller Alterität. Es geht nicht nur darum, die
Grenzen
der eigenen Lebens- und Wirtschaftsformen zu verstehen, sondern
auch
ihre zweifelhafte Universalisierung durch Regenwaldbewohner in
Frage
stellen zu lassen. Wird es der katholischen Kirche, nicht nur in
der Kritik
des Entwicklungsmodells, sondern auch in ihrer Theologie
gelingen, ihre
Form des westlichen Universalismus zu überwinden? Die
Amazonien-
Synode wird zum Testfall der heilsamen Dezentralisierung des
Glaubens,
von der Franziskus in Evangelii Gaudium 16 spricht.
3. Neue Modelle von Kirche
Wer die Kommodifizierung allen Lebens und der Natur in der
kapi-
talistischen Wirtschaft kritisiert, der muss nach Strategien
suchen,
mit dieser zu brechen und ihr wirkungsvolle Alternativen
entgegen
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Amazonien-Synode Seite 3
Foto: Kopp / Misereor
zu setzen. Die Synode wird Konsequenzen aus der
Anerkennung der indigenen Kulturen, ihrer Le-
bensweisen und Theologien ziehen müssen. Eine
neue Beziehungsgestaltung zwischen Kirche und
indigenen Völkern muss die historische Verantwor-
tung klar benennen. Bei der Amazonien-Synode
geht es also auch um Machtfragen; ein Thema, das
die Kirche zurzeit an verschiedensten Stellen trifft,
doch eine gemeinsame Basis hat: Wie lebt sie das
Evangelium? Geht sie neu an die Ränder der Ge-
sellschaft und solidarisiert sich mit den Armge-
machten, hier: mit den Ursprungsvölkern und den
anderen Bewohnern des Regenwalds?
Bei der Amazonien-Synode wird das Programm von
Evangelii Gaudium (2013), Laudato si' (2015) und
Episcopalis Communio (2018) durchgespielt: eine Kir-
che zu werden, die sich von Rändern her versteht, die
zuhört und die Synodalität ernster zu nehmen versucht.
Auf der Synode wird auch der Umgang der Kirche mit
dem Zölibat diskutiert werden. Dabei geht es um die
Funktion, die die verheirateten Männer und die Ge-
meinden in einer „Kirche mit amazonischem Gesicht"
auszufüllen haben. Franziskus macht damit den Um-
gang mit dem Zölibat zu einer pastoralen, nicht zu ei-
ner dogmatischen Frage. Über die Gleichberechtigung
von Frauen in einer amazonischen Kirche ist damit
aber noch gar nicht diskutiert.
Der Vorbereitungsprozess
Angekündigt hatte Papst Franziskus die Synode am
15.10.2017. Zwei Hauptziele formulierte er: neue We-
ge der Evangelisierung besonders für die indigenen
Völker zu finden und der ökologischen Krise des
Amazonas-Regenwaldes zu begegnen.
Vorbereitet wurde die Synode mit einer Umfrage, in de-
ren Verlauf bis Ende Februar 2019 in 45 regionalen Ver-
sammlungen und thematischen Foren die Erfahrungen
zusammengetragen wurden und an der 85.000 Menschen
teilnahmen. (Dt. Fassung des Dokuments auf
www.misereor.de).
Getragen werden die Umfragen von REPAM (Red
Eclesial Panamazónica), dem kirchlichen Netzwerk für
Gesamtamazonien. An seiner Spitze stehen die Kardi-
näle Pedro Barreto SJ (Peru) und Claudio Hummes
OFM (Brasilien). Das Generalsekretariat in Quito
(Ecuador) führt Mauricio López. Die Lineamenta, das
Arbeitsdokument der Bischöfe während der Synode
wird im Juni veröffentlicht. Zur Synode eingeladen
werden rund 250 Personen, allen voran die Bischöfe
aus den 107 Jurisdiktionsbezirken der Region und wei-
tere Vertreter aus Lateinamerika, ebenso Leiter rele-
vanter Dikasterien im Vatikan und Vertreter der konti-
nentalen Bischofskonferenzen. Nur die Bischöfe haben
Stimmrecht. Hinzu kommen Experten und weitere Ein-
geladene. Bewohnerinnen und Bewohner Amazoniens
sollen ausdrücklich angehört werden, auch wenn sie
nur wenige sind. Der Anteil von Frauen wird gering
sein.
Fazit
Wird es eine kirchenreformerische, eine missionari-
sche oder eine entwicklungspolitisch bedeutsame Sy-
node? Damit die Kirche Menschen und Natur wir-
kungsvoller verteidigen kann, muss sie sich inhaltlich,
organisatorisch und institutionell weiterentwickeln.
Wird sie damit sogar zum Testlauf für ähnlich gelager-
te Synoden zu Asien und Ozeanien, zu Afrika, zum
Mittleren und Nahen Osten und auch zu Nordamerika
und Europa?
Dr. Markus Büker
MISEREOR, Theologische Grundfragen
http://vvww.misereor.de
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Seite 4 Amazonien-Synode
Ende April haben mehr als 4.000 Indios aus allen Tei-
len des Landes im Regierungsviertel von Brasilia drei
Tage lang demonstriert. Für ihre Rechte und für ihr
Land. Sie sind aus den entlegensten Teilen Amazoniens
in die Hauptstadt gekommen, weil ihre Schutzgebiete
und sie selbst in Gefahr sind. Präsident Bolsonaro will
die Verfassung ändern und sämtliche Schutzgebiete ab-
schaffen.
„Wir sind sehr besorgt wegen der neuen Regierung. Sie
bedroht uns. Wir haben Angst,“ erklärt der fast 90 jäh-
rige Raoni Metuktire vom Volk der Kayapo. Gemein-
sam mit Bischof Erwin Kräutler, der oft die Dörfer der
Kayapo besucht hat und auch ihre Sprache spricht, setzt
er sich seit Jahren am Xingu für die Indios und den Er-
halt des Regenwaldes ein.
In Brasilien leben heute 305 bekannte indigene Völker,
die 274 verschiedene Sprachen sprechen. Von den rund
200 Millionen Einwohner/innen Brasiliens sind nicht
einmal eine Million Indios. Es sind dies die wenigen
Überlebenden einer über 500 Jahre andauernden Unter-
drückungsgeschichte.
Die Verfassung schützt die Indios …
Brasilien ist flächenmäßig das fünftgrößte Land der Er-
de und hat gerade mal 1299 indigene Territorien er-
fasst. Davon haben nur 402 eine rechtliche Absiche-
rung. Dies obwohl die Verfassung von 1988, die nach
der Militärdiktatur verabschiedet wurde, im Artikel 231
klarstellt:
„§ 2. Das im traditionellen Besitz der Indios befindli-
che Land ist zu ihrem dauernden Besitz bestimmt, ihnen ist die
ausschließliche Nutznießung der vorhandenen
Ressourcen des Bodens, der Flüsse und Seen vorbehal-ten.[…] § 4.
Das Land im Sinne dieses Artikels ist un-
veräußerlich und unverfügbar, und die Rechte an ihm
sind unabdingbar.“
30 Jahre sind seither vergangen. Die bescheidene Zahl
indigener Gebiete mit rechtlicher Absicherung zeigt,
dass in all den Jahren die indigene Frage den meisten
Regierungen kein Anliegen war. Zu groß sind die Ver-
flechtungen mit Bergbaukonzernen, Energiewirtschaft
und dem Agrobusiness, das den Regenwald für die Rin-
derzucht und den genmanipulierten Sojaanbau abholzt.
Letztes Jahr sind in Brasilien 13.500 km2 Tropenwald
verloren gegangen. Das entspricht der Fläche der Bun-
desländer Salzburg, Vorarlberg und
Burgenland zusammen - oder 10 Fuß-
ballfeldern pro Minute.
… und soll deshalb verändert werden
Seit dem Wahlkampf letztes Jahr und
dem Machtantritt Bolsonaros wird zum
Generalangriff auf die Indios getrom-
melt: Die staatliche Indiobehörde
FUNAI wurde entmachtet, für indigene
Gebiete ist das Landwirtschaftsministe-
rium zuständig und das indigene Ge-
sundheitssystem soll abgeschafft wer-
den. Konzerne und Großgrundbesitzer
fühlen sich ermutigt und besetzten ein-
fach indigenes Land. Wer sich wehrt,
wird getötet. Die von evangelikalen
Fundamentalist/innen und Militärdikta-
tur-Bewunderern geprägte Regierung
bedroht jene, die sich für indigene
Rechte einsetzen und hat sogar den Ge-
heimdienst auf die Amazonien-Synode angesetzt.
Weltkirche hilft
Die wichtigste Einrichtung zum Schutz der brasiliani-
schen Indios ist Cimi, der Rat der brasilianischen Bi-
schofskonferenz für die indigenen Völker. Bischof
Kräutler und sein Nachfolger als Cimi-Präsident Erzbi-
schof Paloschi kämpfen unbeirrt weiter. Durch die
weltkirchliche Unterstützung, vor allem aus Deutsch-
land (Misereor, Adveniat) und Österreich (Drei-
königsaktion, Sei So Frei) hat Cimi die Möglichkeit,
unabhängig von staatlichen Geldern und Regierungs-
einfluss, die Rechte der Indios zu schützen.
Wolfgang K. Heindl
Sei So Frei
Das bedrohte Amazonien:
Indios und ihre Mitwelt
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Weltweit größte indigene Demonstration für das Recht auf ihr
(angestammtes) Land
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Amazonien-Synode Seite 5
In Bolivien gibt es neun Diözesen/Prälaturen, die zum
bolivianischen Amazonasgebiet gehören, jede hat einen
Delegierten, es gibt ein Sekretariat des REPAM
(kirchliches Netzwerk Pan-Amazonien), das mit der
Caritas von Trinidad-Beni verbunden ist. Präsident von
REPAM-BOLIVIA ist Bischof Eugenio Coter; mit
diesem Team treffen wir uns zweimal im Jahr für drei
Tage in der Stadt Cochabamba, um die Aktionen in den
einzelnen Diözesen zu planen. Im Jahr 2017 arbeiteten
wir an der Verbreitung der Enzyklika “Laudato Sí”. In
der Diözese fanden Workshops statt mit Leitern in den
Dörfern und Katechisten in den entferntesten
Gemeinden. In San Ignacio haben wir mit der Umwelt-
abteilung der Stadt einen Tag der Weiterbildung
veranstaltet und dann eine konkrete
Aktion durch-geführt. An einem
Morgen haben wir zusammen mit
Jugendlichen aus einigen Schulen eine
Reinigung in einem Teil der Stadt
durchgeführt und Bäume in der Stadt
gepflanzt. In diesem Verbreitungs-
prozess bot REPAM eine Schulung für
Medienschaffende aus den Diözesen
an, so nutzen wir die Medien, Radio
und Fernsehen, um mehr Menschen
mit dem Thema Umweltschutz zu
erreichen.
Im Jahr 2018 vertieften wir das Thema
der ganzheitlichen Ökologie und es
begann die Vorbereitung des Syno-
denprozesses in den Diözesen. Von
Juni bis November erfolgte die
Beantwortung des Synodenfrage-
bogens mit 30 Fragen, um die Kirche
von San Ignacio de Velasco zu den
neuen Wegen und einer ganzheitlichen
Ökologie anzuhören, ihre Herausforderungen,
Hoffnungen und Vorschläge kennenzulernen. Die
Diözese hat 25 Pfarren, einige mit großen
Entfernungen, Erdstraßen, auf denen man bei Regen
nirgends hinkommt. Um dort die Menschen mit der
synodalen Umfrage zu erreichen, setzen wir die
Konsultation bei den Hauptgruppen an: Priester,
Ordensleute, Religionslehrer. Wir führten thematische
Foren mit Pfarrgruppen durch, und diese Gruppen
wiederholten die Konsultation mit ihren verbundenen
Gruppen. Die Ergebnisse der Konsultation wurden in
der Diözese systematisiert, an REPAM in Bolivien und
dann an das internationale Sekretariat von REPAM
geschickt, das die Ergebnisse an den Vatikan
weitergeleitet hat. Im Juli 2019 werden wir das
Ergebnis dieser Konsultation in Form eines Dokuments
von Rom zurückbekommen, um die Arbeit in unserer
Diözese weiterzumachen.
Bei dieser Vorbereitung auf die Synode haben wir
einen langen Weg in unserer Diözese vor uns. Erstens
arbeiten wir daran, die Menschen zu sensibilisieren,
dass sie sich als integraler Bestandteil dieser
Schöpfung wahrnehmen, ihre Probleme erkennen und
sie verwandeln können. Die Bräuche und Traditionen
der Menschen zu fördern, ohne dabei die Weisheit der
Vorfahren zu vergessen. Wir wollen ein Bewusstsein
für die Sorge um das gemeinsame Haus bei allen
Bewohnern des Ortes schaffen. Alles, was uns umgibt,
ist heilig. Es ist Gottes Schöpfung und derzeit
respektieren wir nichts, was uns anvertraut wurde. Wir
kümmern uns nicht um die Erde und alles, was in ihr
ist. Es mangelt an Respekt vor dem Leben. Es fehlt das
Bewusstsein, dass wir, wenn wir uns nicht um all das
kümmern, in der Zukunft große Probleme haben
werden. Es ist notwendig, den Wert und die Würde der
menschlichen Person anzuerkennen, als Zentrum der
Schöpfung und als Sohn/Tochter Gottes. Wir müssen
den Zusammen-hang (integrale Ökologie) aller
Dimensionen des Lebens sehen. Auf diese Weise
bereiten wir uns auf die Amazonien-Synode vor.
Sr. Aline Silva dos Santos
REPAM-Verantwortliche in San Ignacio de Velasco
Übersetzung aus dem Spanischen: Roßkopf / Holl
Sr. Aline Silva dos Santos bei einem Besuch
Vorbereitung einer Ortskirche auf die Synode
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Seite 6 Amazonien-Synode
In einem weit verbreiteten Reflex tun viele die kom-
mende Synode als Regionalsynode ab. Es ist korrekt,
dass sie eine konkrete Region in den Blick nimmt, dies
aber als Beispiel, um die päpstlichen Dokumente Evan-
gelii Gaudium und Laudato Si im konkreten Kontext
zu verstehen. Amazonien ist hier paradigmatisch als
Region benannt für die vielen anderen auf der Welt, die
in einer ähnlichen Situation sind, d.h. in einer Situati-
on, die geprägt ist von ökonomischer Ausbeutung bis
hin zu Raubbau, Umweltzerstörung, starke soziale
Spannungen zwischen Bevölkerungsgruppen, Diskri-
minierung und Bedrohung von Minderheiten. Deren
Situation ist ein Spiegel für die Dringlichkeit des Wan-
dels, spirituell, sozial, ökologisch und ökonomisch, den
Papst Franziskus in Laudato Si einmahnt.
Gefragt sind dabei vor allem wir, die BewohnerInnen
der reichen und mächtigen Staaten, die mit ihrem Le-
bensstil und ihrer Wirtschaftsform, den ökonomischen
„Hunger“ nach Ressourcen und Finanzerträgen anfa-
chen. Die Synode ist als synodaler Prozess bereits ein
Weg der Auseinandersetzung und möchte im Oktober
ein Ort konkreter Begegnung sein: die Synodenteilneh-
mer und die Weltkirche sollen sich berühren lassen,
von dem und der Anderen und den jeweiligen Lebens-
und Glaubensrealitäten, ihren Zugängen zu Gott und
zur Schöpfung.
Amazonien bringt Bewegung
Aus dieser Begegnung heraus soll Bewegung entste-
hen, Bewegung hin zu einer ökologischen und transfor-
mierenden Spiritualität, in der die Schöpfung den ihr
würdigen Platz als göttliches Werk einnimmt und uns
Menschen hin zu einem Leben ohne Habgier führt; ei-
ne Bewegung verstanden als Mobilisierung für ein an-
deres miteinander Leben und Wirtschaften; eine Bewe-
gung hin zur Realisierung der gemeinsamen Vision von
einem guten Leben für alle; eine Bewegung hin zur
Schaffung nötiger Strukturen bzw. struktureller Mög-
lichkeiten, um den christlichen Auftrag mit seinen
Grundvollzügen erfüllen zu können. Und eine Bewe-
gung hin zu tiefer Ehrlichkeit uns selbst und der und
dem Anderen gegenüber, der Ignoranz gewahr wer-
dend, die wir in der christlichen Familie vor dem
Schicksal der und des Anderen in anderen Regionen
haben, sobald unsere eigene „Komfortzone“ infrage
gestellt wird.
Die Herausforderung annehmen
In Laudato Si, in jedem Weltklimabericht und auch im
bisherigen synodalen Prozess bis hin zur Zusammen-
kunft der Bischöfe im Oktober werden die Folgen be-
nannt, die unser Leben bisher hatte.
Fernab jeder Theatralik sollte jeder Christin / jedem
Christen klar sein, dass die Menschheit als Teil der
Schöpfung nur als Familie wird überleben können. Die
„Sorge um das gemeinsame Haus“ kann nur miteinan-
der fruchtbar sein. Daher braucht es ein Verständnis
nicht nur als religiöse, spirituelle Akteurin, sondern
auch als politische. Wir kommen nicht weiter ohne ma-
ximale Kooperation und ohne ernsten politischen Streit
um die Verteilung von Ressourcen, seien es ökonomi-
sche oder Machtressourcen: Diese Herausforderung,
um die es auf der Amazonien-Synode geht, müssen wir
ernst- und annehmen, weil wir sonst keine Zukunft ha-
ben, nicht als Kirche, nicht als Menschen.
Gefragt sind von uns also eine radikale innere Umkehr,
ein bedingungsloser Einsatz für die Menschen und die
Schöpfung, eine globale Glaubens-, Solidar-, Lern- und
Weggemeinschaft.
Dr. Anja Appel
KOO-Geschäftsführerin
Die Amazonien-Synode und ihre Bedeutung für uns
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AKTUELLES Seite 7
VORGESTELLT:
Dr. Cornelius Inama
Ich bin seit 22 Jahren verheiratet,
Vater von 5 Kindern zwischen 21
und 8 Jahren. Seit 2014 als Sek-
retär und Büroleiter des Erzbi-
schofs im kirchlichen Dienst. 3
Jahre bei einem Steuerberater,
Jusstudium, 16 Jahre in der Bau-
wirtschaft. Beruflich sehe ich
mich als sehr breiten Generalisten
in den Bereichen Wirtschaft,
Recht und Bau. Kirchlich enga-
giere ich mich seit meinem Studi-
um im ehrenamtlichen Bereich.
Persönlich war es mir immer ein
Anliegen, meinen Glauben und
meinen Beruf miteinander zu ver-
binden. Direkt im Herzen der
Kirche macht mir das besondere
Freude, hier kann und will ich
Verantwortung übernehmen.
Finanzen und Weltkirche. Wie
passt das zusammen? Unsere
Herausforderung formuliert Papst Franziskus: Geht hinaus an
die Ränder, nicht nur zu den Ar-men, sondern vor allem zu
den
Personen – weg vom eigenen ich,
hin zum Du neben mir. Weiß ich eigentlich, wie es meinem
Nach-
barn geht, was er vielleicht gera-de an Zuspruch braucht?
Erken-
nen wir die Einsamkeit der Men-
schen? Hier müssen wir mit ver-
einten Kräften ansetzen, das ist
unsere Mission und unser Auftrag.
Wir sind Teil der Katholischen
Kirche – einer Weltkirche. So ist
es auch selbstverständlich, unsere
Hilfe dort bereit zu stellen, wo sie
benötigt wird.
Dr. Cornelius Inama
Foto
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Zillertaler Hilfe für die Massei
Es war im Spätsommer 2006. Die beiden Brüder Michael und Peter
Knauer
wollten die Ärztin Maria Schiestl beim Aufbau ihrer
Krankenstation in Kenia
unterstützen. Sie krempelten die Ärmel hoch und gründeten die
Aktion
„Sterntaler“. Die Idee war bestechend klar: Zillertaler und
Zillertalerinnen
helfen einer Zillertaler Ärztin in Afrika. Jeder Euro ist ein
Sterntaler, und
kommt den Maasai in den Loita Hills zu Gute. Maria Schiestl, die
ein Jahr
zuvor als Entwicklungshelferin die ärztliche Leitung der
Krankenstation in
Entasekera angetreten hatte, nahm die Unterstützung dankbar an.
Sie konnte
damit – wenn es mal knapp herging, was in Afrika immer wieder
der Fall ist –
Personalkosten oder der Einkauf von Medikamenten finanzieren.
Auch die
Infrastruktur der Krankenstation oder die Gesundheitsbildung in
den abgele-
genen Dörfern konnte ausbebaut werden. Noch vor ihrem
überraschenden und
viel zu frühen Tod im Mai 2017 hatte Maria Schiestl die
ärztliche Leitung
Isaiah Mootian übertragen. Er ist selbst Maasai und konnte mit
Unterstützung
der Sterntaler das Medizinstudium in Nairobi absolvieren. In
ihrem Osterbrief
von 2017 schrieb sie: „Dieses Vertrauen beflügelt ihn. Mit ihm
habe ich einen
guten Mitstreiter an meiner Seite, der die Visionen für
Entasekera weitertra-
gen und umsetzen wird.“
Gemeinsam mit Sei So Frei, dem Land Tirol, Bruder und Schwester
in Not,
sowie dem Krankenhausteam vor Ort haben die Sterntaler einen
Plan für die
nächsten fünf Jahre ausgearbeitet und begleiten die
Krankenstation in eine
selbständige Zukunft.
Weitere Infos: www.sterntaler.cc bzw. www.seisofrei.at/schiestl
(mit zahlrei-
chen Video, Radio- & Zeitungsberichten über Maria
Schiestl)
-
Impressum: DKWE-Info Informationsunterlage für die
Bildungsarbeit im Bereich Welt-kirche und
Entwicklungszusammenarbeit der ED Salzburg. Spendenkonto:
Salzburger Sparkasse IBAN: AT39 2040 4000 0000 0810, BIC:
SBGSAT2SXXX Redaktionsteam: L. Erler, E. Feldbacher, G. Hechl, W.
Heindl, O. Keglevic, M. Roßkopf Layout: P. Gasser; Cover-Design:
selah design Medieninhaber: Diözesankommission für Weltkirche und
Entwicklungszusammenarbeit, Kapitelplatz 6, 5020 Salzburg Tel.:
0662/8047-7610; E-Mail: [email protected] Internet:
http://www.kirchen.net/weltkirche/home/ Druck: Druckerei der ED
Salzburg Titelbild: Kopp/Misereor
Termine/Aktuelles
19. Juli 2019, ab 9:00 bis 20. Juli 2019, 15:00 Uhr Amazonien.
spirituell Wandel gestalten weltkirche.tagung Ort: Schloss Puchberg
bei Wels, OÖ Kosten: 95,- € Tagungsbeitrag, 40,- € Nächtigung
Anmeldung und Infos: Birgit Gruber: [email protected]; 07245
28945-44 22. Juli 2019, 19:30 Uhr Die Zukunft der Kirche in
Amazonien Wie bereitet sich eine Ortskirche auf die
Amazonien-Synode vor? Vortrag Referentin: Sr. Aline Silva dos
Santos, Bolivien Ort: Bildungszentrum St. Virgil
Veranstaltungsnummer: 19-1664 Mi, 30.10.2019, 16:00 – 20:00 Uhr
Nachsynodale Tagung zur Amazonien-Synode als Impuls für unsere
Mission Synodenteilnehmer erzählen: Dom Roque Paloschi, Erzbischof
von Porto Velho (Brasilien) und Prof. Dr. Dr.hc Paulo Suess
(Brasilien)
Do, 31.10.2019 Missionswissenschaftliche Reflexion: Die
Amazoniensynode und unser Missionsverständnis Übersetzung in die
(Arbeits)Praxis: Die Amazonien-Synode in unserer (welt)kirchlichen
Arbeit Referent/innen: Dr. Judith Gruber, Leuven (B), Dr. Sebastian
Pittl, Tübingen (D) Ort: St. Virgil, Salzburg Mehr Infos und
Anmeldung: www.koo.at Neuer Bischof von Bokungu-Ikela P. Toussaint
Iluku Bolumbo wird neuer Bischof von unserer kongolesischen
Partnerdiözese Bokungu-Ikela. Papst Franziskus hat den 54jährigen
Herz-Jesu-Missionar am 13. Mai 2019 zum Bischof ernannt. P.
Toussaint Iluku Bolumbo war zuletzt Regionalsuperior der
französischsprachigen afrikanischen Union (Rep. Kongo, Dem. Rep.
Kongo, Senegal und Kamerun). Er wird am 21. Juli 2019 in Bokungu
die Bischofsweihe empfangen. Wir wünschen dem neuen Bischof alles
Gute und Gottes Segen für seine neue Aufgabe. 4,06 Millionen Euro
für die Weltkirche im Jahr 2018 Die weltkirchlichen Organisationen
in der Erzdiözese Salzburg konnten im ver-gangenen Jahr 2018 über
4,06 Millionen Euro Spenden für Projekte weltweit sammeln. Vielen
Dank an alle, die dazu beigetragen haben. (siehe Beilage)
Mitherausgeber:
Österreichische Post AG / SP 02Z030268 S Diözesankommission für
Weltkirche u. Entwicklungszusammenarb. Kapitelpl.6, 5020
Salzburg
Impressum: DKWE-Info Informationsunterlage für die
Bildungsarbeit im Bereich Welt-kirche und
Entwicklungszusammenarbeit der ED Salzburg. Spendenkonto:
Salzburger Sparkasse IBAN: AT39 2040 4000 0000 0810, BIC:
SBGSAT2SXXX Redaktionsteam: L. Erler, E. Feldbacher, G. Hechl, W.
Heindl, O. Keglevic, M. Roßkopf Layout: P. Gasser; Cover-Design:
selah design Medieninhaber: Diözesankommission für Weltkirche und
Entwicklungszusammenarbeit, Kapitelplatz 6, 5020 Salzburg Tel.:
0662/8047-7610; E-Mail: [email protected] Internet:
http://www.kirchen.net/weltkirche/home/ Druck: Druckerei der ED
Salzburg Titelbild: Kopp/Misereor
Termine/Aktuelles
19. Juli 2019, ab 9:00 bis 20. Juli 2019, 15:00 Uhr Amazonien.
spirituell Wandel gestalten weltkirche.tagung Ort: Schloss Puchberg
bei Wels, OÖ Kosten: 95,- € Tagungsbeitrag, 40,- € Nächtigung
Anmeldung und Infos: Birgit Gruber: [email protected]; 07245
28945-44 22. Juli 2019, 19:30 Uhr Die Zukunft der Kirche in
Amazonien Wie bereitet sich eine Ortskirche auf die
Amazonien-Synode vor? Vortrag Referentin: Sr. Aline Silva dos
Santos, Bolivien Ort: Bildungszentrum St. Virgil
Veranstaltungsnummer: 19-1664 Mi, 30.10.2019, 16:00 – 20:00 Uhr
Nachsynodale Tagung zur Amazonien-Synode als Impuls für unsere
Mission Synodenteilnehmer erzählen: Dom Roque Paloschi, Erzbischof
von Porto Velho (Brasilien) und Prof. Dr. Dr.hc Paulo Suess
(Brasilien)
Do, 31.10.2019 Missionswissenschaftliche Reflexion: Die
Amazoniensynode und unser Missionsverständnis Übersetzung in die
(Arbeits)Praxis: Die Amazonien-Synode in unserer (welt)kirchlichen
Arbeit Referent/innen: Dr. Judith Gruber, Leuven (B), Dr. Sebastian
Pittl, Tübingen (D) Ort: St. Virgil, Salzburg Mehr Infos und
Anmeldung: www.koo.at Neuer Bischof von Bokungu-Ikela P. Toussaint
Iluku Bolumbo wird neuer Bischof von unserer kongolesischen
Partnerdiözese Bokungu-Ikela. Papst Franziskus hat den 54jährigen
Herz-Jesu-Missionar am 13. Mai 2019 zum Bischof ernannt. P.
Toussaint Iluku Bolumbo war zuletzt Regionalsuperior der
französischsprachigen afrikanischen Union (Rep. Kongo, Dem. Rep.
Kongo, Senegal und Kamerun). Er wird am 21. Juli 2019 in Bokungu
die Bischofsweihe empfangen. Wir wünschen dem neuen Bischof alles
Gute und Gottes Segen für seine neue Aufgabe. 4,06 Millionen Euro
für die Weltkirche im Jahr 2018 Die weltkirchlichen Organisationen
in der Erzdiözese Salzburg konnten im ver-gangenen Jahr 2018 über
4,06 Millionen Euro Spenden für Projekte weltweit sammeln. Vielen
Dank an alle, die dazu beigetragen haben. (siehe Beilage)
Mitherausgeber:
Österreichische Post AG / SP 02Z030268 S Diözesankommission für
Weltkirche u. Entwicklungszusammenarb. Kapitelpl.6, 5020 Salzburg
Österreichische Post AG / SP 02Z030268 S
Diözesankommission für Weltkirche u. Entwicklungszusammenarb.
Kapitelpl.6, 5020 Salzburg
Mitherausgeber