Die Rolle von Hochschulen in regionalen Innovationssystemen Innovationssystemen Michael Fritsch Michael Fritsch Friedrich-Schiller-Universität Jena, DIW-Berlin und Max-Planck-Institut für Ökonomik, Jena 1 Fritsch: Hochschulen in regionalen Innovationssystemen Dornburg 090604
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Die Rolle von Hochschulen in regionalen InnovationssystemenInnovationssystemen
Michael FritschMichael Fritsch
Friedrich-Schiller-Universität Jena, DIW-Berlin und Max-Planck-Institut für Ökonomik, Jena
1Fritsch: Hochschulen in regionalen Innovationssystemen Dornburg 090604
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Fragestellungen
1. Hochschulen und Region: Wieso ist ein regionaler Bezug wichtig ?
2. Welche Effekte können Hochschulen für eine Region haben ?
3 W b ti t di i l Wi k H h h l ?3. Was bestimmt die regionalen Wirkungen von Hochschulen ?
4 Was kann und sollte wer tun ?4. Was kann und sollte wer tun ?
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Hochschulen und RegionHochschulen und Region
Viele Wirkungen von Hochschulen sind regional beschränktViele Wirkungen von Hochschulen sind regional beschränkt.
Innovationsprozesse sind in das regionale Umfeld eingebettet. Regionales InnovationssystemRegionales Innovationssystem.
Hochschulen können für regionale Innovationsprozesse und für die Regionalentwicklung eine wichtige Rolle spielenRegionalentwicklung eine wichtige Rolle spielen.
Entwicklung der Hochschulen wird von der Politik häufig als Mittel häufig der regionalen Entwicklungspolitik genutzt.häufig der regionalen Entwicklungspolitik genutzt.
Inwieweit stellen Hochschulen einen geeigneten Ansatzpunkt für die regionale Entwicklungspolitik dar ?
Wie kann die Wirksamkeit von Hochschulen für die (regionale) Entwicklung gestärkt werden ?
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Welche Effekte können Hochschulen für eine RegionWelche Effekte können Hochschulen für eine Region haben ?
Di kt Ei k d M lti lik t ff ktDirekte Einkommens- und Multiplikatoreffekte.
Lenkung von Humankapital in die Region.
Bereitstellung von (innovationsrelevanten) Inputs, z.B.qualifizierte Arbeitskräfte (Absolventen),LaboreinrichtungenLaboreinrichtungen,Dienstleistungen,Wissen.
E d t bil Z h i h i lEnger und stabiler Zusammenhang zwischen regionalem Innovationsinput und Innovationsoutput der Unternehmen.
Wissens Spillover aus anderen Unternehmen sind räumlich aufWissens-Spillover aus anderen Unternehmen sind räumlich auf einen Radius von ca. 70 km beschränkt.
Indikatoren für die Größe von Hochschulen haben keinen Einfluss!Indikatoren für die Größe von Hochschulen haben keinen Einfluss!
Indikatoren für die Qualität der Hochschulforschung (Drittmittel pro Professor) haben einen positiven Effekt auf die FuE-TätigkeitProfessor) haben einen positiven Effekt auf die FuE Tätigkeit privater Unternehmen in der Region und in angrenzenden Regionen.
Nicht die Masse, sondern die Qualität der Hochschulforschung zählt !
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Di E t i kl d td t h H h h l iDie Entwicklung der ostdeutschen Hochschulen im Vergleich zu Westdeutschland
Ausstattung mit Sachmitteln und Personal seit geraumer Zeit vergleichbar In Ostdeutschland z T sogar besservergleichbar. In Ostdeutschland z.T. sogar besser.
Ausgeprägte Defizite bei allen Arten von Drittmitteln. Führende ostdeutsche Universitäten reichen nicht an die führenden westdeutschen Universitäten heran.
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Drittmittel pro Professor nach Bundesländern 2006
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DFG-Drittmittel pro Professor Private Drittmittel pro Professor Summe Drittmittel pro Professor
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Quelle: Fritsch, Erbe, Noseleit, Schröter (2009).
D itt itt l P f i ähltDrittmittel pro Professor in ausgewählten Hochschulen 2006
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DFG-Drittmittel pro Professor Private Drittmittel pro Professor Summe Drittmittel pro Professor
TU B
DFG-Drittmittel pro Professor Private Drittmittel pro Professor Summe Drittmittel pro Professor
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Quelle: Fritsch, Erbe, Noseleit, Schröter (2009).
Untersuchung zur Bedeutung der Hochschulen in vierUntersuchung zur Bedeutung der Hochschulen in vier (ost-) deutschen Regionen
Analyse der Entwicklung der Hochschulen.
Befragung von regionalen Experten.
Postalische Befrag ng onPostalische Befragung von Hochschullehrern zu ihrem Kooperationsverhalten.
Vertiefende Interviews mit intensiv kooperierenden HochschullehrernHochschullehrern.
Gespräche mit HochschulleitungenHochschulleitungen.
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A l t Wi h ft i i ht iAnalyseansatz: Wissenschaftseinrichtungen in Innovations-Netzwerken
Die Gatekeeper- bzw. Antennen-Funktion: Einbindung in globale Wissensströme. Erkennen und Absorption von
l t Wi d W it b di Wi l k lrelevantem Wissen und Weitergabe dieses Wissens an lokale Akteure.
Die Broker-Funktion: Indirekte Verbindung von Akteuren dieVerbindung von Akteuren, die keine direkte Beziehung zueinander haben.
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Empirischer Vergleich: RIS in Dresden Halle JenaEmpirischer Vergleich: RIS in Dresden, Halle, Jena und Rostock
Dresden Jena Halle Rostock StuttgartAnteil der FuE-Beschäftigten an allen 4,5 3,1 3,2 3,1 5,3gBeschäftigten (%)Anteil der FuE-intensiven Gründungen an allen 1 34 1 80 1 09 0 98 1 83Gründungen an allen Gründungen (%)
1,34 1,80 1,09 0,98 1,83
Anteil der wissensintensivenwissensintensiven Gründungen an allen Gründungen (%)
31,4 26,1 24,7 27,4 36,6
Patente aus der Wirtschaft je 1.000 FuE-Beschäftigten (1998-2000)
20,1 21,6 13,9 6,0 70,3
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Zentrale AkteureZentrale Akteure
Patentnetzwerk Region Dresden168IFW Dresden1278Fraunhofer1231TU Dresden
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Empirische Ergebnisse zum KooperationsverhaltenEmpirische Ergebnisse zum Kooperationsverhalten von Hochschullehrern mit Unternehmen
Es bestehen keine wesentlichen regionalen UnterschiedeEs bestehen keine wesentlichen regionalen Unterschiede hinsichtlich der Einstellung der Hochschullehrer zur Kooperation sowie hinsichtlich ihres grundsätzlichen Kooperationsverhaltens.
Unterschiede im beobachtbaren Kooperationsverhalten sind wesentlich durch das räumliche Umfeld bedingt.
Allgemein wird ein Kooperationspartner in räumlicher Nähe bevorzugt. Ist ein solcher Kooperationspartner nicht vorhanden, dann wird überregional zusammengearbeitet. Das Wissen wird anderswo kommerzialisiert.
Die absorptive Kapazität der Region ist entscheidend für die Vernetzung von Wissenschaftseinrichtungen und lokaler Wirtschaft!
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Engpässe der Kooperationstätigkeit vonEngpässe der Kooperationstätigkeit von Hochschullehrern
Fehlende Personalkapazität zur Vor und Nachbereitung vonFehlende Personalkapazität zur Vor- und Nachbereitung von Drittmittelprojekten
B f i t d B häfti hö h td fü i h ftli hBefristung der Beschäftigungshöchstdauer für wissenschaftliche Angestellte an Hochschulen.
Hohe Lehrbelastung für forschungsintensive Hochschullehrer.
Wenig leistungsorientierte Mittelvergabe innerhalb der Hochschulen.
Hochschulverwaltung.Hochschulverwaltung.
Unzureichende Möglichkeiten zur Erzielung von persönlichem EinkommenEinkommen.
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Mö li hk it V b d b tiMöglichkeiten zur Verbesserung der absorptiven Kapazität einer Region
Stärkere fachliche Ausrichtung der Hochschulforschung auf dieStärkere fachliche Ausrichtung der Hochschulforschung auf die regionale Wirtschaft.
Ansiedlung komplementärer Unternehmen in der Region mit Mitteln der Wirtschaftsförderung.
Spin-off-Gründungen aus den Hochschulen.
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Spin-off-Gründungen
Finden fast immer in räumlicher Nähe zum Wohnort des Gründers statt.
Wichtiger Transfer-Kanal für die Kommerzialisierung von Wissen aus Forschungseinrichtungen.
Wichtiger Mechanismus bei der Entwicklung von regionalen Innovationssystemen (Cluster).
Innovative Spin-offs aus Forschungseinrichtungen in Deutschland ein seltenes Ereignis.
Wie stimulieren?
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Wi h ft i i ht l I t tWissenschaftseinrichtungen als Instrument regionaler Entwicklung ?
Wissenschaftseinrichtungen können ein sinnvolles Instrument der regionalen Entwicklungspolitik in de-industrialisierten Regionen und Post-Transformations-Ökonomien seinPost Transformations Ökonomien sein.
Wesentliche Wirksamkeitsbedingungen:Qualität der Forschung!Qualität der Forschung!Einbindung in regionale (local buzz) und interregionale (global pipelines) Netzwerke.p p )Absorptive Kapazität der Region!Institutionelle Rahmenbedingungen!
Die Errichtung einer Wissenschaftseinrichtung an sich ist nicht hinreichend für ihre (regionale) Wirksamkeit!
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Was kann und sollte wer tun ?Handlungsebene Politik
Die Forschungsleistung von Hochschulen, insbesondere die Qualität der Forschungsleistung von Hochschulen adäquat berücksichtigen !Forschungsmöglichkeiten und Forschungsanreize fürForschungsmöglichkeiten und Forschungsanreize für Hochschullehrer stärken !
Beschränkung der Beschäftigungshöchstdauer für wissenschaftliches Personal aufheben !Einheitlichkeit der Lehrdeputate abschaffen !Möglichkeiten zur Erzielung persönlichen Einkommens fürMöglichkeiten zur Erzielung persönlichen Einkommens für Hochschullehrer zulassen !Das Dienstrecht flexibilisieren !
Die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und privater Wirtschaft stimulieren ! (Z.B. BioRegio, InnoRegio)Den Hochschulen mehr Autonomie geben !
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Was kann und sollte wer tun ?Handlungsebene Hochschulen
Angemessene Gewichtung der Forschungsqualität !Angemessene Gewichtung der Forschungsqualität !
Ausschöpfung der im gegenwärtigen System vorhandenen Handlungsspielräume (z B leistungs-orientierte Mittelverteilung anHandlungsspielräume (z.B. leistungs-orientierte Mittelverteilung an die Fakultäten und innerhalb der Fakultäten, Leistungszulagen an Professoren im Rahmen der W-Besoldung) !
Unterstützung von Forschungskooperation und zweckmäßige Ausgestaltung des Innovationstransfers !
Das regionale Umfeld als Chance und auch als Aufgabe begreifen !
Spin-off-Gründungen stimulieren, um auf diese Weise die absorptiveSpin off Gründungen stimulieren, um auf diese Weise die absorptive Kapazität der Region zu stärken !
Keine aufwändige eigene Patentverwertung!g g g
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !
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Spezielle Probleme ostdeutscher Regionen
Großunternehmen fehlen !
G i L i t fähi k it d Wi t h ft !Geringe Leistungsfähigkeit der Wirtschaft !
Absorptive Kapazität des regionalen Arbeitsmarktes relativ gering !p p g g g
Überregionale Einbindung der privaten Wirtschaft steigerungsfähig !
Qualität der Wissenschaftseinrichtungen relativ gering.
Netzwerkorganisationen überwiegend noch im Aufbau !
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Patentnetzwerk Region Aachen
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Patentnetzwerk Region Karlsruhe
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Di Effi i RIS i D t hl d 1995 2000Die Effizienz von RIS in Deutschland 1995-2000 (deterministischer Ansatz)