Mar 23, 2016
DieReformatoren
Eine Mauer - zehn Porträts
René Neuenschwander
Zusammen mit BIBEL
Inhaltsverzeichnis
Einleitung ............................................................... 7
1. Waldes aus Lyon ................................................ 9
2. John Wycliff ...................................................... 15
3. Jan Hus ............................................................ 21
4. Martin Luther ..................................................... 27
5. Ulrich Zwingli ...................................................... 33
6. Guillaume Farel .................................................. 39
7. Johannes Calvin ................................................ 45
8. Pierre Viret ........................................................ 51
9. John Knox ......................................................... 57
10. Théodore de Bèze .............................................. 65
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Einleitung
Seit längerer Zeit wurden wir gebeten diese Porträts als Buch herauszugeben. Endlich ist es soweit: Dank der heu-
tigen Technologien ist es nun möglich, kleine Aufl agen zu ver-nünftigen Preisen zu drucken.
Diese zehn Kurzporträts, die wir zwischen 2004 und 2007 in der Zeitschrift Bibel-Info veröffentlicht haben, führen uns in die Reformationszeit zurück. Gewählt wurden die Haupt-fi guren dieser bewegten Zeit, die auch auf der bekannten Reformationsmauer in Genf abgebildet sind.
Eine Reise durch die Zeit für diejenigen, die gerade vorha-ben, die Stadt Calvins zu besichtigen, oder für die, die ganz einfach mehr über diese Glaubensmänner wissen möchten, die uns vorangegangen sind.
Viel Freude beim Lesen!Der Verlag
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1.
Waldes aus Lyon (1140-1217)
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Der erste Vorläuferder Reformation
D ie Reformationsmauer, die am Anfang des 20. Jahr-hunderts in Genf errichtet wurde, ehrt rund zwanzig
wichtige Persönlichkeiten, die die Bewegung der Reforma-
tion prägten. Als erster wollen wir den ältesten Vorläufer der
Reformatoren kennen lernen: Petrus Waldes aus Lyon.
Petrus Waldes oder Waldo war ein reicher Lyoner Kauf-
mann. Damals, zu Beginn des 12. Jahrhunderts, war das Volk
ungebildet; sogar die Adligen und Ritter konnten weder
schreiben noch lesen. Die einzigen Ausnahmen waren Kir-
chenleute und Händler, die letzteren, weil das Handelsge-
schäft gewisse Kenntnisse erforderte.
So war auch Waldes des Lesens und Schreibens kundig.
Als gescheiter, frommer, gesitteter Mann, der Gutes tat,
wurde er von allen geachtet. Er hatte die Schriften der Kir-
chenväter gelesen und festgestellt, wie sehr die römische Kir-
che sich vom Christentum entfernt hatte, namentlich durch
das Dogma der Transsubstantiation (Wandlung im sog. Mess-
opfer) und die Anbetung der Hostie. Von da an hatte er das
Verlangen, die Heilige Schrift zu lesen. Gründlich aufgeweckt
wurde sein Gewissen, als er eines Abends mit einigen Freun-
den zu Tisch saß und einer von ihnen unerwartet tot umfi el.
Da stellte sich ihm die Frage, ob er selber bereit wäre, Gott
zu begegnen, wenn er jetzt sterben würde! Er vertraute diese
Not seinem Beichtvater an, der ihm antwortete, das beste
Mittel, sein Heil sicherzustellen, sei zu handeln, wie Jesus es
dem reichen Jüngling vorgeschlagen hatte: „Verkaufe all
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deinen Besitz und gib den Erlös den Armen.“ Das tat Waldes:
Er gab seiner Frau und seiner Tochter, was sie zum Leben be-
nötigten, bezahlte alles, was er schuldig war, und verteilte
den Rest.
Rettung aus GnadeDoch dies verschaffte Waldes keinen Frieden im Herzen. Die
Lehre von der Rettung durch gute Werke stellte ihn nicht zu-
frieden. Er dürstete danach, die Bibel kennen zu lernen, die
es damals nur auf Latein gab. Mit Hilfe von zwei Priestern un-
ternahm er es, sie in die französische Alltagssprache seiner
Zeit zu übersetzen. Dabei ging ihm auf, worin das Heil zu fi n-
den war: im Glauben an den Herrn Jesus, gestorben für un-
sere Sünden, aus seiner Gnade allein. Nun drängte es ihn, die
Gute Nachricht zu verkünden. Sein Haus wurde zu einer fl o-
rierenden Schule und zu einer Herberge, wo die Armen, die
Unterweisung suchten, Unterkunft und Verpfl egung fanden.
Schrittweise schulte er Jünger, die dann zu zweit hinaus auf
die Straßen und Plätze gingen und das Evangelium predig-
ten. Sie wurden angehört und gewannen Seelen.
Da Waldes und die Seinen die Irrtümer Roms verurteilten
– u. a. lehnten sie das Fegefeuer, den Ablasshandel, den Hei-
ligenkult und die Praktiken der katholischen Priester –, befahl
ihnen der Klerus unter Androhung der Exkommunikation so-
wie der Verurteilung und Verbrennung als Ketzer, ihr Lehren
einzustellen. Der Lyoner Erzbischof wollte sogar Waldes ver-
haften lassen, doch hatte dieser so zahlreiche Freunde in der
Stadt, dass er drei Jahre lang im Geheimen weiter die Gläu-
bigen lehren und ermutigen konnte.
Die Armen aus LyonPapst Alexander III. exkommunizierte Waldes und gebot dem
Erzbischof, mit äußerster Härte gegen ihn und seine Jünger
vorzugehen. So sah sich Waldes gezwungen, mit einer Anzahl
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von Gleichgesinnten zu fl iehen. Sie fanden Zufl ucht in kleinen christlichen Gemeinschaften, die mit Rom nicht einverstan-den waren; diese waren zahlreich, vom Süden Italiens bis nach Norddeutschland, und hatten Verbindung untereinan-der. In Gottes Hand waren die Flüchtlinge, die man „die Ar-men aus Lyon“ nannte, ein Mittel, um das Evangelium in den Gegenden, durch die sie zogen, zu verbreiten. Im Piemont schlossen sie sich anderen Verbannten an, die nach demLyoner Prediger „Waldenser“ genannt wurden, und sie brach-ten ihnen die Bibel, die sie mit Sorgfalt wieder und wieder ko-piert hatten.
Die Inquisition setzte die Verfolgung mit Hartnäckigkeit und Grausamkeit fort und überwältigte schließlich diese Grüppchen zerstreuter Christen, die sich Rom nicht unterord-nen wollten. Sie wünschten ja, in der katholischen Kirche zu bleiben, während sie ihren neu entdeckten Glauben wei-tersagten, was Rom freilich nicht dulden konnte. Nur in den Tälern des Piemonts überlebten sie, obschon es auch dort schlimme Verfolgung durch ihre Feinde gab.
Petrus Waldes selbst begab sich zunächst mit einigen sei-ner Jünger nach Südfrankreich, dann musste er erneut fl üch-ten und zog in die Picardie, nach Deutschland und schließ-lich nach Böhmen, wobei er stetig für den Herrn wirkte. Hier beendete er in Frieden seine Tage.
Über 300 Jahre vor der Proklamation von Luthers 95 The-sen keimten dank Petrus Waldes die ersten Früchte der spä-teren Reformation.
15
2.
John Wycliff(ca. 1330-1384)
21
3.
Jan Hus(1371-1415)
27
4.
Martin Luther (1483-1546)
33
5.
Ulrich Zwingli(1484-1531)
39
6.
Guillaume Farel (1489-1565)
45
7.
Johannes Calvin (1509-1564)
51
8.
Pierre Viret (1511-1571)
57
9.
John Knox(1514-1572)
65
10.
Théodore de Bèze (1519-1605)