Universität Heidelberg Seminar für Übersetzen und Dolmetschen Französische Abteilung BA-Arbeit (SS 2012) Betreuer: Pr. Dr. Vahram Atayan Kandidat: Cyril Gulevsky-Obolonsky Die Postmodernität der gegenwärtigen politischen Metaphorik am Beispiel der Diskursanalyse der Verdolmetschung politischer Reden Juli 2012
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Die Postmodernität der gegenwärtigen politischen Metaphorik am Beispiel der Diskursanalyse der Verdolmetschung politischer Reden (Bachelor-Arbeit)
University of Heidelberg - Bachelor Thesis - Summer 2012 - German
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Universität Heidelberg
Seminar für Übersetzen und Dolmetschen
Französische Abteilung
BA-Arbeit (SS 2012)
Betreuer: Pr. Dr. Vahram Atayan
Kandidat: Cyril Gulevsky-Obolonsky
Die Postmodernität der gegenwärtigen politischen Metaphorik am Beispiel der
Diskursanalyse der Verdolmetschung politischer Reden
1.1.2 Abgrenzung der Begriffe Postmodernität und Postmoderne..................................... 10
1.1.3 Exkurs in die Genealogie der Postmoderne/der Postmodernität ............................... 11
1.1.4 Postmoderne und Translation .................................................................................... 15
1.1.5 Fazit: Die Analysierbarkeit der Postmoderne. Die Postmoderne als wissenschaftliche Herangehensweise ................................................................................. 19
1.2 Analyse des politischen Diskurses ................................................................................... 20
werden ebenfalls aus der Monografie „Unsere postmoderne Moderne“ von Wolfgang Welsch
übernommen. Die Werke von Michel Foucault und Siegfried Jäger werden als
Referenzmaterial für die in dieser Arbeit durchgeführte Analyse des politischen Diskurses
zitiert. Bei der Definition der sprachwissenschaftlichen Begriffe werden die Lexiken von
Bußmann, Dubois und Crystal benutzt. Die Informationen zum strategisch-pragmatischen
Handeln verschiedener Subjekte der Kommunikation werden aus unterschiedlichen
wissenschaftlichen Artikeln verwendet.
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1. Theoretischer Teil
1.1 Postmoderne
1.1.1 Definition „Die Postmoderne beginnt dort, wo das ganze aufhört.“
(Welsch 2002: 39)
Heute ist es ebenso schwierig, den Begriff „Postmoderne“ (PM) zu definieren, wie seine
Entstehung nachzuvollziehen. Es kann daran liegen, dass von Anfang an kein fest umrissener
und leicht definierbarer Begriff zur Verfügung steht und es mehrere Prozesse und Phänomene
gibt, die man der PM unterordnen kann. Deshalb tendiert man dazu, die PM ganz frei und
inkonsequent zu deuten und mit vielen anderen Begriffen zu assoziieren.
Als Beispiel herfür kann die relative Häufigkeit des Präfixes „post-“ dienen, das in Wörtern
wie z. B. Postindustrialismus, Postkolonialismus, Poststrukturalismus, Postgeschichte,
Postfeminismus, Postmaterialismus, Postdemokratie usw. zu finden ist. Diese Begriffe
bezeichnen Phänomene, die in der modernen Gesellschafts- und Wissenschaftstheorie
entstanden sind, aber ihre Form bis heute verändert haben und schon zu einer anderen Epoche
gehören, als die aus der dieses Präfix stammt und die sich von der „vorangegangenen“
Moderne grundsätzlich unterscheiden. Weil sich die Gesellschaft noch in dieser sich
entwickelnden Epoche befindet, ist es problematisch, sie und ihre Attribute neutral und
allumfassend zu analysieren. Folglich gibt es mehrere Deutungen und Schulen der PM, die in
ihrer Weltanschauung heterogen sind und manchmal einander widersprechen können.
Der amerikanische Wissenschaftler Gary Aylesworth beschreibt die PM folgendermaßen:
That postmodernism is indefinable is a truism [Hervorhebung von uns]. However, it can be described as a set of critical, strategic and rhetorical practices employing concepts such as difference, repetition, the trace, the simulacrum, and hyperreality to destabilize other concepts such as presence, identity, historical progress, epistemic certainty, and the univocity of meaning (Aylesworth 2005 : 1).
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Diese Beschreibung spricht bereits die grundlegenden Merkmale der PM an. Die Tatsache,
dass es heute noch unmöglich ist, die PM genau zu definieren, wird als Axiom (truism)
wahrgenommen. Man kann sie nur im Gegensatz zur Moderne beschreiben, indem man sie
den philosophischen und kulturellen Maximen der sogenannten Moderne (presence, identity,
historical progress, epistemic certainty, the univocity of meaning) die der PM (difference,
repetition, the trace, the simulacrum, hyperreality) gegenüberstellt (vgl. Aylesworth 2005: 1).
Eine solche Herangehensweise ist aber nicht in allen Fällen effektiv, weil die PM sehr oft von
der Moderne nicht zu trennen ist. Trotzdem hilft es, die wichtigsten Merkmale der PM, die im
Laufe dieses Kapitels als Teil der Genealogie der PM noch ausführlicher behandelt werden, zu
bestimmen.
1.1.2 Abgrenzung der Begriffe Postmodernität und Postmoderne
Es wäre für die vorliegende Arbeit wichtig, zwischen den zwei Begriffen zu unterscheiden, die
auf verschiedene Seiten desselben Phänomens hinweisen. Die Begriffe „Postmoderne“ und
„Postmodernität“ haben denselben Wortstamm, der aus dem Präfix „post-„ und der Wurzel
„-modern-„ besteht, deren Semantik oben erläutert wurde.
Die Postmodernität spiegelt den aktuellen Zustand der Kultur und stellt eine Epoche der
menschlichen Beziehungen dar: „The postmodernity is said to describe a pervaisve cultural
condition marking a new epoch in human affairs...[and] is an important phenomenon to be
investigated and understood“ (Doherty, Graham, Malek 1992: 11f.). Die PM ist des Öfteren
als Kunstströmung oder wissenschaftlicher Ansatz verstanden: „Postmodernism, on the other
hand, is often used to label an artistic style or movement ...“ (ebd.: 11).
In dieser Arbeit wird keine Unterscheidung zwischen den oben genannten Begriffen gemacht,
aber die Bezeichnung „Postmoderne“ wird bevorzugt.
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1.1.3 Exkurs in die Genealogie der Postmoderne/der Postmodernität
Der Begriff „Postmoderne“ entstand erst im 19. Jahrhundert und ist nach dem zweiten
Weltkrieg als kulturphilosophisches Phänomen aus unserem Sprachgebrauch nicht mehr
wegzudenken (vgl. Welsch 2002: 12-14). Wie schon erwähnt wurde, wird der Begriff ganz
unterschiedlich verwendet. Trotzdem ist es einen Versuch wert, das Konzept der PM zu
beschreiben, um ein Instrumentarium für die Analyse der dramatischen Übersetzungen
bereitzustellen. Prägend für die Theorie der PM waren die Werke von Wissenschaftlern wie
Lyotard, Derrida, Deleuze, Foucault und Barthes, die von verschiedenen Seiten zur
Vervollständigung des Begriffes beigetragen haben.
Als Haupttheoretiker der PM, der den Begriff in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts in die
wissenschaftliche Diskussion eingeführt hat, gilt heutzutage Jean-François Lyotard. Er hat die
PM auf folgende Weise definiert:
Das Postmoderne wäre dasjenige, das im Modernen in der Darstellung selbst auf ein Nicht-Darstellbares anspielt; das sich dem Trost der guten Formen verweigert, dem Konsensus eines Geschmacks, der ermöglicht, die Sehnsucht nach dem Unmöglichen gemeinsam zu empfinden und zu teilen; das sich auf die Suche nach neuen Darstellungen begibt, jedoch nicht, um sich an deren Genuss zu verzehren, sondern um das Gefühl dafür zu schärfen, daß es ein Undarstellbares gibt (Lyotard 1993: 47).
Hier deutet Lyotard darauf hin, dass die PM erstens ein Teil der Moderne ist und zweitens das
omnipräsente Unfassbare berührt. Ihr Zweck ist nämlich, durch die fehlende Form zu zeigen,
dass es Widersprüche gibt, die nicht dargestellt werden können:
Ein postmoderner Künstler oder Schriftsteller ist in derselben Situation wie ein Philosoph: Der Text, den er schreibt, das Werk, das er schafft, sind grundsätzlich nicht durch bereits feststehende Regeln geleitet und können nicht nach Maßgabe eines bestimmenden Urteils beurteilt werden, indem auf einen Text oder auf ein Werk nur bekannte Kategorien angewandt würden. Diese Regeln und Kategorien sind vielmehr das, was der Text oder das Werk suchten. Künstler und Schriftsteller arbeiten also ohne Regeln; sie arbeiten, um die Regel dessen zu erstellen, was gemacht worden sein wird (Hervorhebung vom Verfasser). Daher rührt, dass Werk und Text den Charakter eines Ereignisses haben. Daher rührt auch, daß sie für ihren Autor immer zu spät kommen, oder, was auf dasselbe führt, daß die Arbeit an ihnen immer zu früh beginnt. Postmodern (Hervorhebung vom Verfasser) wäre also als das Paradox der Vorzukunft (post-modo) (Hervorhebung vom Verfasser) zu denken (Lyotard 1993: 47 - 48).
Wenn das postmoderne Werk entsteht, richtet sich der Autor nicht nach den bis jetzt
existierenden Regeln, die ihrerseits dafür nicht benutzt werden können, um dieses Werk zu
beurteilen. Die Regeln und Kriterien werden vom Werk bedingt, dessen Zweck es ist, neue
Regeln und Kriterien zu schaffen. Das Werk gilt als „Event“, in dem jeweils neue Regeln und
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Bedingungen existieren, die den Autor dynamisch von seinem Werk entfernen. Damit möchte
Lyotard wahrscheinlich sagen, dass der postmoderne Pluralismus diese Rahmen eigentlich
abschafft und es unmöglich macht, die postmodernen Werke konventionell zu beurteilen.
Ein anderer Theoretiker der PM ist Michel Foucault. Obwohl er selbst sich nie als
Postmodernist betrachtete, trug er wesentlich zur Entwicklung der postmodernen Diskussion
bei, indem er die Geschichte der Menschheit kritisch analysierte und die herrschenden
Symbole und „Erzählungen“ bestimmt hat (vgl. Foucault 1983). Genauso wie Lyotard, der in
seiner Abhandlung „Ende der großen Erzählungen“ die vorherrschenden wissenschaftlichen
und gesellschaftlichen Dogmen als „Erzählungen“ bezeichnete (Lyotard 1999: 13, 74 - 75), ist
Michel Foucault auch der Meinung, dass die „Beziehung zur Aktualität“ vieler Menschen, die
durch das „Ethos“ der Epoche geprägt wird, das Paradigma der Moderne formt (vgl. Erdmann
1990: 42). Das bedeutet, dass die Moderne nicht nur eine historische Epoche ist. Als Ethos
enthält die Moderne solche philosophischen Komponenten wie individuelle Freiheit,
Solidarität, Rationalität und aktive Weltgestaltung, die von der Aufklärung geprägt wurden.
(vgl. ebd.: 35 - 54) Die PM wendet sich gegen die Eindeutigkeit dieser Prinzipien der
Welterklärung.
Der Literaturkritiker Roland Barthes analysiert diese „Erzählungen“ und bezeichnet sie als
„Mythos“. Laut Barthes stellen diese Mythen gleichzeitig eine Aussage - eine Botschaft dar, in
welche die Wirklichkeit durch die Sprache übertragen wird, - und ein sekundäres semiotisches
System, das aus dem Bedeutenden, dem Bedeuteten und dem Zeichen besteht. Das Letztere
gilt als ideale „Gesamtheit“ des Bedeutenden und des Bedeuteten und repräsentiert den Sinn
(vgl. Barthes 1964: 85 - 93). Der Mythos bezeichnet „die unbewusste, kollektive Bedeutung,
die eine Gesellschaft von einem semiotischen Prozess ableitet“ und ist daher im Verhältnis
zur Gesellschaft sehr inkohärent (vgl. ebd.).
Ein anderes Konzept von Barthes, das für die PM prägend ist, ist der so genannte „Tod des
Autors“. In seiner gleichnamigen Arbeit La mort de l’auteur (Der Tod des Autors) ist Barthes
der Meinung, dass der Autor und seine Absicht keine Bedeutung für die Interpretation des
Textes haben, der seinerseits durchaus neue Bedeutungen entwickeln kann (Barthes 2000: 185
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- 193). Der Forscher stärkt also die Rolle des Rezipienten, indem er sein Konzept auch die
“Geburt des Lesers” nennt1.
Indem Jacques Derrida den Begriff „Dekonstruktion“ mit einfließen lässt, hat er ebenfalls den
Begriff der PM erweitert. Dieser Ansatz wendet sich gegen das ganze dialektische System des
philosophischen Denkens. „Logozentrismus“ ist ein Begriff, unter dem Derrida die
hierarchischen Oppositionen und festen ideologischen Grundsteine versteht. Die
Dekonstruktion kann in fast allen Bereichen, die unter dem Begriff „Text“ gefasst werden
können, angewandt werden, weil dieser Ansatz jeden potenziellen Bedeutungsträger als Text
betrachtet. Die Dekonstruktion als Prinzip beruht auf der so genannten Doppelstrategie, die
darin besteht, dass die Hierarchie umgekehrt wird und das ganze System kritisch analysiert
wird, indem die logischen Beziehungen wie z.B. die der Kausalität anders verstanden werden
(vgl. Culler 1999: 8 - 10).
Deleuze und Derrida haben auch anstatt der vorherrschenden Bezeichnung „binäre
Opposition“, die die Dynamik und die inneren Widersprüche des Gegenstands nicht
widerspiegelte, das Konzept „différence/différance“ eingeführt. Damit bestätigt sich die
Doppelstrategie der Dekonstruktion u. a. in der Sprache. Deleuze lehnte die dialektische Logik
ab und meinte, dass bei der Analyse nicht die Opposition, sondern eine „différence“ gesucht
werden muss, die nicht negativ, sondern positiv betrachtet wird: « Deleuze avait pensé une
‘différence irréductible à l'opposition dialectique‘ » (Sergeant 2009: 194).
Derrida hat im Französischen den Neologismus „différance“ geprägt, der bereits durch seine
Form die Symbolik des Begriffes veranschaulicht. Das französische Verb „différer“ hat zwei
Bedeutungen: ‘aufschieben’ und ‘verschieden, unterschiedlich sein’. Das Substantiv zu
„différer“ lautet „différence“ (Unterscheidung, Aufschiebung), das Partizip Präsens ist
„différant“ (Unterscheidendes, Aufschiebendes). Die Verwendung der Endung „-ance“ in
Derridas Wortschöpfung anstatt des „-ence“ ist eine Mischung der beiden Formen. Phonetisch
ist der Unterschied nicht hörbar, aber lexikalisch spielt das Kunstwort eine sehr wichtige
Rolle, indem es erstens die Unmöglichkeit einer eindeutigen Differenzierung von
1 siehe den Begriff der Tod des Autors im elektronischen Fachlexikon Literaturwissenschaft-online.
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Bedeutungen zeigt und zweitens auf die Interdependenz zwischen verschieden Bedeutungen
hinweist (vgl. Wenk 1995: 21 - 26).
Eine wichtige Rolle spielt für die postmoderne Theorie der Begriff „Spur“, der sich aus dem
Begriff „Signifikant“ entwickelt hat und den Faktor Zeit berücksichtigt. Die zeitliche und auch
räumliche Differenzierung kennzeichnen die Spur: „Da die Spur kein Anwesen ist, sondern
das Simulacrum eines Anwesens, das sich auflöst, verschiebt, verweist, eigentlich nicht
stattfindet, gehört das Erlöschen zu ihrer Struktur“ (Derrida 1990: 107). Die Spur dient dazu,
verschiedene Schriften miteinander zu verbinden und damit ihre Existenz zu gewährleisten,
wobei Intertextualität entsteht:
Das, was ich Text nenne, ist alles, ist praktisch alles. Es ist alles, das heißt, es gibt einen Text,
sobald es eine Spur gibt, eine differentielle Verweisung von einer Spur auf die andere. Und
diese Verweise bleiben nie stehen. Es gibt keine Grenzen der differentiellen Verweisung einer
Spur auf die andere. Eine Spur ist weder eine Anwesenheit noch eine Abwesenheit (ebd., 20).
Ein anderes wichtiges Merkmal der postmodernen Weltanschauung ist Simulation, deren
Theoretiker Jean Baudrillard war. Der Forscher schlägt in seinen Werken vor, die
logozentristisch agierenden Oppositionen aufzuheben und die Welt als „eine gigantische
Implosion allen Sinns, einen Übergang in universelle Differenz“ (Baudrillard nach Welsch
1987: 149.) zu betrachten. Baudrillard ist der Meinung, dass das Reale nicht mehr existiert und
durch „Beschreibung, Deutung, Abbildung“ (Welsch 1987: 149) ersetzt wurde. Diese
Simulation oder dieses Simulakrum („simulacre“) stellt also eine Welt dar, die der objektiven
Wirklichkeit zwar nur teilweise ähnlich ist, weist aber auf ihre Existenz hin. Ein Beispiel der
Simulation ist die rekonstruierte Struktur eines Objektes, die nur ein Simulakrum eines
Objektes ist, das für uns „unsichtbar oder, wenn man lieber will, unverständlich“ bleibt
(Barthes 1966: 190-196).
Derrida betrachtet das Simulakrum als Merkmal der Spur: „Da die Spur kein Anwesen ist,
sondern das Simulacrum eines Anwesens, das sich auflöst, verschiebt, verweist, eigentlich
nicht stattfindet, gehört das Erlöschen zu ihrer Struktur.“ (Derrida 1990: 107)
15
1.1.4 Postmoderne und Translation
Die PM beeinflusst alle Bereiche des heutigen Lebens. Darunter auch den Bereich
Kommunikation, insbesondere die Translation, die Übermittlung des Inhalts von einer
Sprache, sowohl mündlich (Dolmetschen) als auch Schriftlich (Übersetzen) behandelt.
Wie schon erwähnt wurde, ist die philosophische Basis der PM nicht komplett ausgearbeitet,
folglich umfasst die postmoderne Übersetzungstheorie auch nur die Beschreibung einzelner
übersetzerischer Probleme (vgl. Bolaños Cuellar 2008: 327). Die herrschende These in der
postmodernen Übersetzungstheorie ist die der Unübersetzbarkeit (vgl. Stolze: 32-35). Laut den
Postmodernisten ist die traditionelle Herangehensweise ans Übersetzen am meisten vom
„Logos“ inspiriert, d.h. von der Logik und Erfahrung beeinflusst (vgl. ebd.).
Die Vertreter der PM führen aber das von Derrida geprägte Konzept der Dekonstruktion ein,
die die logozentrische Vorstellung negiert. Bereits vor Derrida hat Nietzsche darauf
hingewiesen, dass die im Text stehenden einzelnen Wörter im Hinblick auf Bedeutung
„ambivalent“ sind, indem er das Geschriebene (l‘écriture, le texte), das von Anfang an nicht
eindeutig ist, mit der Rede (la parole) vergleicht, wo der Sinn gleich präsent ist. Der Text
kann also laut Nietzsche nach jedem Lesen neu verstanden und verschiedenartig interpretiert
werden, was durch das Existieren der Zeichensysteme bedingt ist (vgl. ebd.). Im Gegensatz zu
Saussure, der ein Zeichen als eine lineare Beziehung zwischen dem Bezeichneten (Signifikat)
und dem Bezeichnenden (Signifikant) sah, schlägt Derrida in seinem Werk De la
grammatologie (1967: 11 - 41) vor, der Schrift Aufmerksamkeit zu schenken und die relative
Selbständigkeit des Schriftzeichens anzuerkennen, das später immer neu verstanden werden
und somit selbst die Bedeutung des Textes bereichern kann. Laut Derrida existieren keine
reinen Signifikate und Signifikanten, deren Beziehungen absolut und eindimensional ist, was
noch viel Platz für die Erweiterung der Bedeutung und eine Kluft zwischen dem
Produktionsmoment und dem Verstehen entstehen lässt. Das letztere Phänomen, das die
Dekonstruktion ermöglicht, erklärt Derrida durch das Phänomen der „différance“, das die
Bedeutung zum dynamischen Begriff macht (vgl. Pym 1998: 39).
16
Der Begriff „Dekonstruktion“ kann aber nicht als eine kritische Methode eingesetzt werden.
Im Gegenteil wird sie von Derrida selbst eher als eine analytische Einstellung gesehen.
Derrida schlägt also vor, die Gegenstände und Tatsachen von ihrem historischen Hintergrund
und im Zusammenhang mit anderen Gegenständen und Tatsachen zu betrachten (vgl. Bolaños
Cuellar 2008: 327):
Cela dit, et malgré la nécessité de la critique, la déconstruction n’est pas une critique. Elle n’est ni jugement évaluatif ni procès de disqualification. Pas plus d’ailleurs qu’elle n’est, pour reprendre votre mot, une méthode. L’idée de méthode suppose un ensemble de procédures réglées, préalables à l’expérience de lecture, d’interprétation ou d’enseignement, ainsi qu’une certaine maîtrise. […] la déconstruction n’est pas une méthode. […] la déconstruction fait droit à des interprétations de lecture, d’écriture, de transformation du texte général, qui sont autant d’événements. […] La déconstruction n’est pas un système […]. C’est une aventure singulière dont le geste dépend à chaque fois de la situation, du contexte, politique notamment, du sujet, de son enracinement dans un lieu et une histoire, et qui lui permettent, en quelque sorte, de signer le geste déconstructif (Derrida, 2004).
Um diesen Zusammenhang zu bezeichnen, führt Derrida den erweiterten Begriff des Textes
ein und kommt zur Schlussfolgerung, dass dieser „Zusammenhang“ absolut ist und nichts
außer dem Text existiert, wobei er den Text mit dem oben genannten Zusammenhang, dem
„Netzwerk der Spuren“, gleichsetzt:
Pour répondre, j’ai dû élargir le concept de texte et essayer de justifier cette extension. "Il n’y a pas de hors texte" ne veut pas dire que tout est papier, saturé d’écriture, mais que toute expérience est structurée comme un réseau de traces renvoyant à autre chose qu’elles-mêmes (Derrida, 2004).
Laut Holmes repräsentiert Dekonstruktion ein ganz anderes Paradigma des Textverstehens als
in der traditionellen Auffassung, die danach strebt, tief im Inhalt die grundlegende Einheit zu
finden (vgl. Holmes 1988: 106). Arrojo stimmt zu, indem sie dem traditionellen
Verständnisschema “the constant questioning of the myth that meaning is intrinsically stable
and fully present in texts, and that it can be recoverable and can thus be transported intact
across linguistic and cultural boundaries“ (Arrojo, zit. nach Bolaños Cuellar 2008: 332)
nachgibt. Tatsächlich wird allmählich klar, dass der Text nicht auf Harmonie beruht, sondern
aus einer Menge von Widersprüchen und Paradoxen besteht.
Beim Übersetzen gehen die Postmodernisten davon aus, dass der Text nur in dem Falle
übersetzt werden kann, wenn er „übersetzbar“ ist. Im Vorwort zu seinen Übersetzungen von
Baudelaire hat Benjamin die Übersetzbarkeit als eines der wichtigsten Merkmale jedes
Werkes charakterisiert. Laut Benjamin muss ein Text über eine spezifische Bedeutung
verfügen, um übersetzt zu werden. Nachdem eine Übersetzung entstanden ist, gilt sie als ein
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„Überleben“ (Benjamin 1977: 1-6) des Textes, das noch ihr Potenzial vom „ewigen Leben“ in
anderen Generationen einsetzen muss: Die Übersetzung wird als eine Art von „Fortleben“
(ebd.) des Originals betrachtet. Hiermit möchte Benjamin wahrscheinlich die Unabhängigkeit
der Übersetzung vom Original begründen. Eine gute, i.e. verständliche und adäquate,
Übersetzung ist auch für Venuti nicht unbedingt eine kohärente Übertragung der Ideen des
Autors, sondern eher eine Übertragung des bedingt übersetzbaren und wertvollen Textes (vgl.
Bolaños Cuellar 2008: 333-335).
Die wörtliche und entfremdende Übersetzung wird also befürwortet, weil laut Benjamin die
Aufgabe des Übersetzers darin besteht, den Eindruck, den das Original auf den Leser macht,
in die Übersetzung zu übertragen:
Die wahre Übersetzung ist durchscheinend, sie verdeckt nicht das Original, steht ihm nicht im Licht, sondern läßt die reine Sprache, wie verstärkt durch ihr eigenes Medium, nur umso voller aufs Original fallen. Das vermag vor allem Wörtlichkeit in der Übertragung der Syntax und gerade sie erweist das Wort, nicht den Satz als das Urelement des Übersetzers. Denn der Satz ist die Mauer vor der Sprache des Originals, Wörtlichkeit die Arkade (Benjamin 1977: 1-6).
Sowohl Benjamin als auch Derrida sind der Meinung, dass Sprachen grundsätzlich
„inadäquat“ sind: „for Derrida, tells‚ ‘of the inadequation of one tongue to another’ and ‘of the
need for figuration, for myth, for tropes, for twists and turns, for translation inadequate to
compensate for that which multiplicity denies us’” (Niranjana 1992: 143). Obwohl diese
grundsätzliche Inadäquatheit es uns nicht ermöglicht, auf den Grund der Sache zu gehen, ist
die Übersetzung laut Benjamin schon ein Schritt dazu. Derrida führt aber die für jede Sprache
spezifische idiomatische und grammatische Vielfalt an, wodurch die absolut sinngetreue
Transformation unmöglich ist (vgl. Bolaños Cuellar 2008: 329).
Das Übersetzen von Texten ist schon lange her eine gebräuchliche Praktik, trotzdem ist die
Rolle des Übersetzers nicht ganz klar, obwohl sie im Prinzip geschätzt wird. Laut Venuti und
Berman hat die Übersetzung eine unklare („occultée, refoulée, réprouvée et ancillaire“)
Bedingung (Berman 1984: 14) und kann deshalb nicht als eine autonome Tätigkeit betrachtet
werden. Venuti spricht von dem Fluss, der die Arbeit des Übersetzers unauffällig macht und
deshalb als Erfolgskriterium betrachtet wird. Um diesen Fluss zu erreichen, muss die
Übersetzung weder marginalisiert noch ethnozentrisch sein (vgl. Venuti 1995: 20).
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Als Ausgangspunkt für die Definition der Aufgaben, die der Übersetzer laut der postmodernen
Tradition hat, sollte die Rolle des Letzteren im Übersetzungsprozess definiert werden. Der
Übersetzer ist ein Medium, d.h. er greift in die gewöhnliche Kette „Autor-Text, Text-Leser,
Autor-Leser“ ein und wirkt als unabhängiger Teilnehmer. Er schafft im Interesse des Lesers
ausgehend von seinem Wissen vom Autor und von der Textvorlage die Übersetzung, die aus
einem signifiant („Signifikant“) und einem signifié („Signifikat“) besteht. Da die PM und die
Moderne die literarische Tradition in ebenso charakteristischer Weise wie die beiden Parteien
der „Querelle des Anciens et des Modernes“ im 17. Jahrhundert rezipieren, muss der
Übersetzer zuallererst die in einem Text gleichzeitig auftretenden Diskurse und Sprachen, die
für die PM charakteristisch sind, verfolgen (vgl. Strosetzki: 151-170).
Zweitens vereinigen der Synkretismus des Durcheinanders und die Gleichzeitigkeit den
Erfahrungshorizont mit dem gegenwärtigen Zustand, um diese des Weiteren adaptieren und
später übermitteln zu können. Der Übersetzer muss sich auch zwischen freier und wörtlicher
Übersetzung entscheiden. Die Tradition ist täglich präsent. Die „Anciens“ betrachteten ihren
Erfahrungshorizont als positiv. Die „Modernes“ trennten ihren Erfahrungshorizont von der
Gegenwart. Die Postmodernen gehen von der Tradition in der Gegenwart aus. Die PM ist
gleichzeitig die Prämisse und das „Vorurteil“. (vgl. Strosetzki: 151-170).
Und wie wird schließlich die Übersetzung von den Vertretern der PM im Rahmen dieser
Strömung betrachtet? Arrojo deutet die Übersetzung als eine erweiterte Transformation des
Textes, seine Evaluation: „... translation is seen as a constant transformation of one language
through another one, of one text through another one“(Arrojo 1999: 101). Venuti entwickelt
diese Idee, indem er hinzufügt, dass die Übersetzung und das Original voneinander abhängig
und jeweils uneinheitlich sind (vgl. Venuti 1992: 7).
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1.1.5 Fazit: Die Analysierbarkeit der Postmoderne. Die Postmoderne als wissenschaftliche Herangehensweise
Die exponierten Erscheinungsformen, Methoden und Herangehensweisen der PM sollen
deutlich machen, dass diese Strömung keinesfalls als strukturiert und elaboriert gesehen
werden kann. Die Unmöglichkeit, eine genaue Definition zu geben, die breite
Einsatzmöglichkeit des Begriffes und die Abwesenheit einer präzis formulierten
Bezeichnungs- und Begriffsstruktur sind entscheidende Merkmale der PM, genauso wie die
Unübersichtlichkeit der Benennungen und der gleichzeitig existierenden inhaltsänlichen
Theorien („Poststrukturalismus“, „Nouvelle Philosophie“, „Neue Moderne“ usw.) Das
Abweichen von den Regeln, alten Idealen und der Logik; die deutlich sichtbare
Zeichenhaftigkeit, die sich durch die Thematisierung der so genannten „Erzählungen“ in Form
des Mythos zeigt; die Dekonstruktion von Codes markieren den besonderen, schwer fassbaren
Charakter der PM.
Trotzdem muss diese wissenschaftliche Strömung, die heute einen starken Einfluss
insbesondere auf Geisteswissenschaften ausübt, in dieser Arbeit berücksichtigt werden, die die
Analyse politischer Diskurse behandelt. Dafür muss eine Arbeitsdefinition der PM gegeben
werden. Auf der Basis der oben genannten Differenzmerkmale wird das Phänomen als eine
breit angelegte und zeitdiagnostische Denkströmung definiert, die allgemein anerkannte
theoretische Modelle anficht und in dessen Rahmen „ein grundsätzlicher Pluralismus von
Sprachen, Modellen, Verfahrensweisen“ sowie die Dekonstruktion von Codes praktiziert
werden (vgl. Welsch 2002: 7, 15f.). Die von der PM geprägten Begriffe „Mythos“, „Tod des
Autors“, „Dekonstruktion“, „Différance“, „Intertextualität“, „Spur“, „Simulation“ und
„Simulakrum“ weisen auf die Pluralität der in der Arbeit akzeptierten Pluralität, aber werden
nicht wegen des Mangels an objektiven Unterscheidungskriterien als Hauptarbeitsmethoden
verstanden. Die Rolle der postmodernen Konzeption und der oben genannten Begriffe ist in
dieser Arbeit des Rahmens der Analyse.
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1.2 Analyse des politischen Diskurses
1.2.1 Definition
Der Begriff „Diskursanalyse“, der sich im Rahmen der (post-)strukturalistischen Theorien
entwickelt hat, besteht seit den 60er Jahren: Nach der Erarbeitung der der pragmatischen
Sprachwissenschaft zugeordneten Sprechakttheorie von John. L. Austin und John R. Searle
wurde der Diskursbegriff in den Kultur-, Geistes- und Sozialwissenschaften zum Schlagwort.
Austin und Searle haben 3 bzw. 4 Teilakte unterschieden, die sprachliche Handlungen einer
Person beschreiben. Der Äußerungs-, propositionale, illokutionäre und perlokutionäre Akte
sind Bestandteile einer Kommunikationssituation, die nicht nur einen bestimmten Teil der
Realität darstellt, sondern auch durch bestimmte sprachliche Handlungen geändert wird (vgl.
Kerchner 2006: 36).
Diskursanalyse untersucht den Text. Hier muss es aber deutlich gemacht werden, dass der
Begriff „Text“ bei der DA nicht philologisch, sondern hermeneutisch verstanden wird und
einen Zusammenhang der Informationsquellen (schriftliche Texte unterschiedlicher Art und
mündliche Mitteilungen) bedeutet. Benutzt man den strukturalistischen Ansatz Saussures, lässt
sich feststellen, dass ein Text aus diskursanalytischer Sicht als die Kombination von langage
und parole gesehen wird.
DA ist keine Textanalyse, in der es um die philologische Untersuchung der
Wortverwendungen geht. Diskursanalyse befasst sich mit der praxisbezogenen Analyse der
Semantik des Textes (vgl. Kerchner 2006: 76-77). Dabei werden unterschiedliche
extrasprachliche (politische, wirtschaftliche, psychologische, soziale u. a.) Aspekte der
behandelnden kommunikativen Situation, die sich nicht auf einen Text begrenzt, sondern auch
andere Texte beinhalten können, die zu dem gleichen Diskurs gehören, untersucht. Dieses
Phänomen wird durch das oben genannte postmoderne Konzept „Intertextualität“ erklärt.
Es gibt verschiedene Schulen, die unterschiedliche Aspekte und Methoden diskursiver
Produktion von Wirklichkeit behandeln: kritische Diskursanalysen, Argumentationsanalysen,
Inhalts- und Rahmenanalysen politischer Diskurse usw. Natürlich besteht eine Disparität der
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Ansätze und Methoden, die bei den Definitionen benutzt werden. Eines ist jedoch klar: Die
klassischen strukturalistischen Modelle sind bei DA nicht effizient. Um eine tiefe DA
durchzuführen, muss der Sprachwissenschaftler poststrukturalistisch handeln. Das bedeutet,
dass die Analyse eines Diskurses so viele Aspekte der untersuchten Situation wie möglich in
Betracht ziehen muss. Als Beispiel herfür gilt die Kombinierung synchroner und diachroner
Perspektiven des Diskurses (vgl. Kerchner 2006: 51-57)
Der poststrukturalistische diskursanalytische Ansatz wurde von Michel Foucault
ausgearbeitet, der die aus 12 Komponenten bestehende Definition des Diskurses eingeführt
hat. Laut Foucault ist ein Diskurs „allgemeines Gebiet bzw. generelle Domäne aller
Aussagen“ und gleichzeitig „eine individualisierbare Gruppe von Aussagen“, was zwei
Etappen der Generalisierung darstellt. Ein Diskurs, der „eine begrenzte Menge sprachlicher
Sequenzen ist, die formuliert worden sind, “ muss „als Komplex rhetorischer Verfahren der
Persuasion“ analysiert werden. „Ein Diskurs wird als Menge sprachlicher Performanzen, als
produzierte Zeichenmengen bzw. alle produzierten Zeichenmengen, als Menge von
Formulierungsakten, als Folge von Sätzen, als Folge von Propositionen und als Menge von
Zeichenfolgen, die aus Aussagen bestehen und bestimmte Existenzmodalitäten aufweisen“
verstanden. Im Folgenden wird auch darauf hingewiesen, dass ein Diskurs „eine regulierte
Praxis ist, die über eine bestimmte Anzahl von Aussagen berichtet bzw. Rechenschaft
ableget,“ und als „zweidimensionales, sprachlich-strategisches Spiel, als interaktionales und
agonistisches Wechselspiel “ verstanden werden muss (Kerchner 2006: 86-102).
Aus den vorgelegten Informationen folgt, dass ein Diskurs eine Menge der Aussagen darstellt,
die zu einem bestimmten Themenbereich gehören, dessen Struktur das in seinem Rahmen
Sagbare bestimmt.
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1.2.2 Kriterien und Strategien eines Diskurses
Es wurde bereits erwähnt, dass bei der Untersuchung der Diskurse eine Disparität der Begriffe
besteht, die es schwierig macht, die Komponente des zu untersuchenden Diskurses zu
formulieren. Deswegen werden in dieser Arbeit bestimmte Termini eingeführt, um den
Prozess der Analyse leichter und deutlicher zu gestalten.
Die Themenwahl spielt bei DA eine wichtige Rolle, da das Thema auch zwei weitere
Bestandteile enthält: den Diskursstrang und das Diskursfragment. Unter dem Diskursstrang
versteht man „einen thematisch einheitlichen Diskursverlauf“ (Jäger 2006). Diskursfragmente
stellen unterschiedliche thematische Aussagen dar (vgl. ebd.). Bei der Themawahl ist es
unerlässlich, die Diskursebene direkt und eindeutig zu definieren, um den Sektor der
Kommunikation abzugrenzen.
Des Weiteren werden auch das zu analysierende Subjekt und Referential (Objekt) bestimmt.
Die Struktur und Form des Diskurses, der Zeitpunkt oder der Zeitraum der Handlung und
schließlich die Diskursposition sind ebenso wichtige Faktoren, die dazu beitragen, dass der
Diskursablauf abgegrenzt wird.
Es gibt keine Selbstverständlichkeiten bei DA (vgl. Kerchner 2006: 216). Die analysierende
Person muss die Äußerungen nach ihren Inhalt untersuchen, was durch das Sortieren nach
Themengruppen und den Vergleich mit anderen Diskursfragmenten erfolgt.
Als wichtiger Bestandteil der DA wird auch die Suche nach den „Bruchpunkten“ betrachtet.
Der Begriff „Bruchpunkt“, der von Michel Foucault geprägt wurde, bezeichnet Paradoxe von
gleicher Natur, die im untersuchten Diskursstrang zu finden sind (vgl. ebd.: 184).
Ein anderes Phänomen, das beachtet werden muss, ist die Benennung unterschiedlicher
Begriffe. Diese „Taufe von Problemen“ (ebd.: 182) ermöglicht es, die Strategien (Str.) und
den inneren Zustand der Subjekte der Aussagen zur Oberfläche zu bringen.
Was die Vorgehensweise der DA betrifft, sollten zuallererst alle Informationen untersucht
werden, die den Kontext des Diskurses herstellen. Im Folgenden werden der Inhalt, die
Struktur und die sprachlich-rhetorischen Mittel der Diskursstränge analysiert. Darauffolgend
23
werden die Fragestellung und die Diskursebene definiert. Die Materialien für die
Untersuchung werden dementsprechend ausgewählt. Erst nach diesen Vorbereitungen kann
die Feinanalyse begonnen werden, welcher die Gesamtanalyse folgt.
1.2.3 Fazit: Analyse eines Diskurses
Aus den gegebenen Informationen lässt sich schlussfolgern, dass bei DA eine Menge
sprachlicher bzw. extrasprachlicher Faktoren berücksichtigt werden muss. Diese Analyse
beruht auf postulierten pragmatischen u.a. Faktoren des Textes im weiteren Sinne, des so
genannten Intertextes. Von den existierenden Schulen der DA wird in der vorliegenden Arbeit
der Ansatz von Michel Foucault bevorzugt, der im Vergleich zu den anderen Ansätzen am
meisten den postmodernen Anforderungen an Pluralität genügt.
Die in dieser Arbeit durchzuführende Analyse soll zuerst „die generelle Domäne“ der als
Diskursstrang betrachteten Aussagen und die Gruppe der genauer zu untersuchenden
Aussagen abgrenzen, die unterschiedliche Diskursfragmente bilden. Nachdem die restlichen
Bestandteile (Subjekte, Obkekte, Ort, Zeit usw.) bestimmt worden sind, werden zu
analysierende Diskurseinheiten formuliert, die die pragmatische Wirkung der Ereignisse des
Redens (Performanzen) ermöglichen. Es werden die wichtigsten Diskursprobleme und -
paradoxe genannt.
Der Diskurs wird während seiner Analyse als die einzige Realität verstanden und gleichzeitig
wird deutlich gemacht, dass jede seiner Komponenten auf eine unbegrenzte Menge von
Texten hinweist und auch selbst als Text verstanden werden kann. Trotzdem wird die in dem
Diskurs widergespiegelte Realität als Simulation betrachtet, die durch die zu analysierenden
Diskurseinheiten rekonstruiert wird.
In der vorliegenden Arbeit werden die Begriffe „Hierarchie“, „binäre Oppositionen“ u. a., die
auf Logozentrismus hinweisen, abgelehnt. Sattdessen wird jede Diskurseinheit als
24
Bedeutungsträger der im Diskurs bestehenden Simulation (Simulakrum) nach ihrem Inhalt
näher betrachtet, der zum im Diskurs entstehenden Wirklichkeitsbild beiträgt.
25
1.3 Die gegenwärtige politische Metaphorik
1.3.1 Definition
Metaphorik (Met.) spielt eine wichtige Rolle im politischen Diskurs, seit die Kommunikation
als Phänomen entstand. Es bestand immer der Bedarf, einen bestimmten Sachverhalt, der
keine direkte sprachliche Bezeichnung hatte, zu beschreiben. Dazu dient die Metapher, die es
ermöglicht, einen Gegenstand bzw. ein abstraktes Phänomen mit Hilfe eines Vergleichs zu
beschreiben.
Im Lexikon der Sprachwissenschaft werden Metaphern folgendermaßen definiert: „Metaphern
sind sprachliche Bilder, die auf einer Ähnlichkeitsbeziehung zwischen zwei Gegenständen
bzw. Begriffen beruhen...“ (Bussman 1983: 322). Daraus lässt sich schließen, dass, wenn
zwei Sachen über ähnliche Bedeutungsmerkmale verfügen, die Bedeutung von einem Wort
auf das andrere übertragen werden kann. Auf solche Weise entsteht eine
Beziehungsübertragung, die häufig in Form eines versteckten Vergleichs auftritt.
Andrew Goatly nimmt die folgende Begriffsdefinition der Metapher vor:
Unconventional act of reference or colligation is understood on the basis of some similarity, matching or analogy involving the conventional referent or colligates oft he unit and the actual unconventional referent or colliagates“ (vgl. Goatly 1997: 16).
Damit meint der Autor, dass Ähnlichkeit, Ausgleich und Analogie die Basis für metaphorische
Beziehungen sind, was aus Sicht der Semiotik die Metapher als ikonisches Symbol darstellt.
Genau dadurch unterscheidet sich die Metapher von der Metonymie, die auf dem
konventionellen Charakter der Kontiguität bzw. Kausalität beruht: Die Metapher basiert auf
paradigmatischen Beziehungen, d.h. denjenigen der Ähnlichkeit.
Nach Lakoff und Johnson sind die wichtigsten interdependenten Funktionen der Metapher,
bestimmte Eigenschaften durch ihre Ähnlichkeit mit anderen Gegenständen bzw. Tatsachen zu
verbergen oder hervorzuheben (vgl. Lakoff 2003:).
26
Die Bedeutung der Metaphern ebenso wie die Bedeutung anderer lexikalischer Einheiten
tendiert dazu, sich zu entwickeln. Im Diskurs kann die Bedeutung einer Metapher von ihrer
Lexikonbedeutung abweichen (vgl. Goatly 1997: 24). Außerdem stellt die Metapher eine
Quelle für neue Bezeichnungen dar, die sowohl komplett als auch teilweise die ursprüngliche
Bedeutung verdrängen und nicht mehr als Metaphern betrachtet werden: „... beaucoup de sens
figurés ne sont que des métaphores usées“ (Dubois 1999: 302). Solche Tendenz wird nicht nur
bei der synchronischen, sondern auch bei der diachronischen Analyse beobachtet (vgl. Goatly
1997: 26). Letzendlich kann dasselbe abstrakte Konzept in unterschiedlichen metaphorischen
Formen ausgedrückt werden:
We also saw that the same abstract concept can be metaphorically structured in different ways, as we explored in the diverse metaphors for language. This suggests that the choice of metaphorcan have far-reachingideological as well as cognitive consequences... (Goatly 1997: 79).
Die Definition und die genannten Besonderheiten der Metapher weisen darauf hin, dass die
Metapher als dynamisch entwickelndes lexikalisches Phänomen ein wichtiges
Kommunikationsmittel ist, das aufgrund der Ähnlichkeitsbeziehung zwischen
unterschiedlichen Gegenständen entsteht und deshalb unterschiedliche Gegenstände,
Tatsachen und Zusammenhänge beschreiben lässt, für die keine separaten sprachlichen
Begriffe vorhanden sind.
1.3.2 Klassifikation der Metaphern
Heutzutage gibt es keine universelle Unterscheidung zwischen den verschiedenen Arten der
Metapher. Verschiedene Sprachwissenschaftler und - philosophen bieten unterschiedliche
Klassifizierungen, die verschiedenen Zielen dienen.
In der vorliegenden Arbeit wird die Klassifizierung der Metaphern zitiert, die im Dictionary of
Language and Languages von David Crystal entwickelt wurde. Der Sprachwissenschaftler
unterscheidet zwischen 4 Metapherarten:
• a conventional metaphor
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• a poetic metaphor
• a conceptual metaphor
• a mixed metaphor (Crystal 1994: 249).
Die poetischen Metaphern sind in literarischen Texten zu finden, während die konventionalen
(„forms a part of our everyday understanding of experience“), konzeptuellen („implicitly
conditions speakers’s thought processes“) und gemischten (“used for a combination of
unrelated or incompatible metaphors”) Metaphern auch in allgemeinen und mündlichen
Texten vertreten sind (Crystal ebd.). Konventionale Metaphern stellen die Mehrheit der in der
mümdlichen Sprache benutzten Metaphern dar (vgl. Goatly 1997: 79).
1.3.3 Metaphern in der Kommunikationssituation. Kriterien der Metaphorik
Um die Rolle der Met. im politischen Diskurs zu erklären, muss die allgemeine Struktur der
Kommunikation analysiert werden. In seinem Buch The Language of Metaphors bietet
Andrew Goatly das folgende Schema der linguistischen Kommunikation: Zuerst wird eine
bestimmte reelle Situation in Form von Gedanken des Sprechers wahrgenommen und
analysiert (1). Im Folgenden werden die Gedanken in die Proposition verarbeitet, die nach
logischen Regeln den Sachverhalt in Form einer Aussage ausdrückt (2). Danach wird die
Proposition anhand der linguistischen Mittel in Form des Textes formuliert (3) und vom Hörer
als Proposition dekodiert (4) und schließlich in seinen Gedanken interpretiert (vgl. Goatly
1997: 14f.).
Je größer der Abstand zwischen der Proposition und der Bedeutung ist, desto metaphorischer
ist die Aussage (Transfer-Metaphern). Je kleiner der Abstand zwischen der Proposition und
der Bedeutung ist (approximative Metaphern), desto wörtlicher ist die Aussage (vgl. Abb. 1).
Substitution metaphorischer Konzepte und Verwendung entsprechender morphologischer
Formen, die eine bestimmte Reaktion hervorrufen.
Solche Begriffe und Vorstellungen wie Demokratie, Globalisierung, Kompromiss- bzw.
Konsenssuche können im politischen Diskurs als Metaphern benutzt werden und einem
Politiker helfen seine Ideen vor dem Publikum effektiv darzulegen (vgl. Knobloch 2009: 2-5).
30
1.3.5 Fazit: Metaphern als Diskurseinheiten
Im Buch De la Grammatologie bezeichnet Jacques Derrida die Metapher als Verhältnis
zwischen dem Siknifikant und dem Signifikat, das die pluralistische Rolle eines menschlichen
Gedankens gewährleistet. Diese Rolle ist die Beziehung zwischen einem Gedanken und einem
Objekt, das die Bedeutung dieses Gedankens widerspiegelt, indem dieser Gedanke gleichzeitig
das repräsentierte Objekt benennt, widerspiegelt und als ungleichwertig darstellt:
Avant de se laisser prendre dans des signes verbaux, la métaphore est le rapport de signifiant à signifié dans l'ordre des idées et des choses, selon ce qui relie l'idée à ce dont elle est l'idée, c'est-à-dire déjà le signe représentatif. Alors le sens propre sera le rapport de l'idée à l'affect qu'elle exprime. Et c'est l'inadéquation de la désignation (la métaphore) qui exprime proprement la passion. (Derrida 1967: 390).
Die metaphorischen Beziehungen der Ähnlichkeit, des Ausgleichs und der Analogie können
als Diskurseinheiten bezeichnet werden, da sie das Vorhandensein der unterschiedlichen
Diskursebenen verzeichnen. Als dynamisch entwickelnde lexikalische Mittel spielen sie eine
wichtige Rolle bei der Bedeutungsbildung.
Die Klassifikation der Metaphern ist bei DA weniger wichtig als die Einteilung der
lexikalischen Mittel in Metaphern und Nicht-Metaphern. Das wichtigste Kriterium dafür ist,
inwieweit sich die Bedeutung und die Proposition voneinander entfernen. Nach der
Klassifikation der Metaphern, die in dieser Arbeit vorgenommen worden ist, wird zwischen
folgenden Klassen unterschieden: poetische, konventionale, konzeptuelle und gemischte
Metaphern.
Bei der in dieser Arbeit durchzuführenden Analyse eines Diskurses wird insbesondere die
pragmatische Rolle der Metaphern berücksichtigt, da die Wirkung der Sprechakte und ihre
Verbindung mit ausgewählten kommunikativen Str. im politökonomischen Kontext des
behandelten Diskurses für uns von besonderem Interesse sind.
31
1.4 Strategien der Kommunikation
1.4.1 Strategien politischer Kommunikation
Bei der Analyse politischer Diskurse müssen die kommunikativen Instrumente untersucht
werden, die dem Zweck dienen, politische Ziele und Ansichten durchzusetzen. Um sich vor
dem Publikum und vor den Medien bestimmte „Urteils- und Entscheidungskompitenzen“ zu
verschaffen, greift der Redner auf bestimmte implizite Str. zu, die ihm helfen, eine bestimmte
Reaktion seitens des Publikums hervorzurufen (Sarcinelli 1986: 103). Zu solchen Str. gehören
Emotionalisierung und politische Insenierung (vgl. Oberreuter 1996: 20).
Wie bewegt ein Politiker eine Masse und wie vermittelt er bestimmte Informationen, die diese
Masse zu bestimmten Gedanken oder Handlungen anregen? Politische Inszenierungen geben
viele Möglichkeiten, Menschen zu manipulieren (vgl. Balzer, Geilich, Shamim 2006: 19):
Politiker versuchen durch Auftrite in Talkrunden und Boulevardmagazinen ihre zunehmend
politikverdrossenen Bürger zu erreichen und politische Informationen vermischen sich mit
Unterhaltung. (vgl. Dörner 2001: 57ff.)
Der Begriff „Agenda Setting“ ist in die Kommunikationswissenschften und
Politikwissenschaften aus den Medienwissenschaften gekommen und bezeichnet die Setzung
neuer Themen auf der Tagesordnung. Mit Hilfe dieser Str. kann man die erwünschten
Themen verdrängen (ebd.).
Bei Personalisierung wird gemeint, dass der Kandidat in der medialen Berichterstattung eine
deutlich hervorgehobene Rolle spielt und die eigentlichen politischen Fragen hinten anstehen.
„Neben einer sinkenden Partei-Identifikation bedingt vor allem die Visualisierung von Politik
deren Personalisierung“. Denn für die visuelle Darstellung von Politik eignen sich
Persönlichkeiten weitaus besser als politisches Handeln und politische Ideologien. Der
Kandidat ist selbst mit politischen Botschaften untrennbar verbunden und somit zugleich die
32
Nachricht (vgl. Falter, Römmele 2002: 51). Die Aufgabe und die Funktion der
Personalisierung in der Wahlwerbung ist es, den Eindruck von Kompetenz, Glaubwürdigkeit
und Vertrauenswürdigkeit greifbar zu machen (vgl. Kießling, Zolleis 2005: 53).
Es existieren unterschiedliche Definitionen des Begriffs „Issue Management“. Am häufigsten
wird aber diese Str. als “eine Technik kommunikativer Vorsorge, mit der eine Organisation
versucht, politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Issues (Themen, Probleme oder
Ereignisse) und die dazu einsetzende Meinungsbildung in der Öffentlichkeit zu identifizieren
und auf ihre Relevanz zu bewerten” (Bentele, Piwinger, Schönborn 2006: 2001 ff.)
verstanden. Ziel dieses Vorgehens ist, darauf basierend Vorgehensweisen zu entwickeln, um
Nutzen für eine Organisation zu vermehren oder Schaden von ihr abzuwenden. Zum Issue
wird somit alles, was in seiner Entwicklung einen signifikanten Einfluss auf die Organisation
ausübt. Beiden Ansätzen gemein ist die Zielsetzung, organisationsrelevante Veränderungen so
früh als möglich zu registrieren. In den letzten Jahren wurde mehrfach versucht, beide
Varianten des Issue Management sinnvoll miteinander zu verknüpfen (ebd.).
Dass die Akteure der politischen Visualisierung überwiegend ausgespart bleiben, erstaunt
angesichts von Münklers Einleitung zur konzeptionellen Verortung von Visibilität und
Visualisierung als akteursbezogenem Arrangement von Macht (vgl. Münkler, Hacke 2009:
8f.):
„Macht hat, wer entscheidet, was bekannt werden darf und was geheim bleiben soll.“ Wer an diesen Entscheidungen beteiligt ist, wird jedoch nur im Rahmen der Bildanalyse erwähnt, nicht in ihren Entstehungsprozessen analysiert. ... Den begrifflichen und konzeptionellen Rahmen entfaltet Münkler in seinem Beitrag weiter. Visualisierung ziele auf die Stabilisierung und Steigerung von politischer Macht durch inszenierte und selektive Sichtbarmachung von bislang Unsichtbarem, was wiederum andere Machtbereiche verberge und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von anderen politischen Geheimnissen ablenke, ja diese erst schaffe (vgl. ebd.: 8, 28).
Eventisierung ist Inszenierung von großen Ereignissen oder „Events“. Diese Str. wird im
Sport, Wirtschaft und Wissenschaft beobachtet, wenn bestimmte Ereignisse zuerst mediatisiert
und dann vom Teilnahme großer Menge der Menschen charakterisiert werden, die den
Eindruck bekommen, dass sie an den Ereignissen teilnehmen bzw. etw. mitentscheiden
können (vgl. Oberreuter 1996: 20)
In der heutigen politischen Praxis wird die Str. der Emotionalisierung ebenfalls häufig
gebraucht. „Der inszenierte Appell ans Gefühl“ (Weber 2007: 7) ist das was man der in der
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Politik vorherrschenden Rationalität entgegensetzt. Die menschlichen Gefühle wie z. B.
Mitleid haben sich beispielsweise als ein sehr effektives Mittel der Manipulation bewiesen.
1.4.2 Strategien des Dolmetschens
Was die Dolmetscher betrifft, die politische Reden interpretieren müssen, verwenden sie ganz
andere Str. als politische Redner, was durch ihre spezifische Rolle bedingt ist, die darin
besteht, die politische Rede in einer anderen Sprache adäquat und äquivalent zu übertragen.
Um seine Aufgabe unter den extremen Bedingungen des Dolmetschens bewältigen zu können,
muss ein Dolmetscher unterschiedliche Str. situationsgemäß anwenden. Zu der ersten Gruppe
gehören „verstehensstzützende“ Str. wie Wissensaktivierung durch Vorbereitung,
Inferenzieren, Antizipieren, Segmentieren.
Zu der zweiten Gruppe gehören die Str. zur effizienten Zieltextproduktion. Zu solchen Str.
gehören z. B. verschiedene syntaktische Transformationen wie Paraphrase, Satzaufspaltung,
Zurückstellung eines problematischen Elements zwecks Zeitgewinnung,