Topographie der MachtWas Politische Geographie zu leisten
imstande ist.Von Martin Heintel
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Tchtig und schtigWie aus Arbeitseifer leicht Arbeitssucht werden
kann.Von Monika Spiegel
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Christine OstermayerDie Schauspielerin in einem ihrer seltenen
Interviews.Von Christine Dobretsberger
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Im Bann des dunklen HausesAmos Oz relativiert im Roman Judas das
Thema Verrat.Von David Axmann
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Ozeanische ErzhlprosaDie kongeniale bersetzung des Epos Horcynus
Orca.Von Lennart Laberenz
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Gefhle in Zeiten der KriseDoris Knecht und ihr neuer Roman
Wald.Von Irene Prugger
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Mehr als nur witzige EpisodenIrma, ein autobiographischer Text
von Tex Rubinowitz.Von Andreas Wirthensohn
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Wegweisende WurzelforschungUnser sterreich von Ernst Molden und
Nino aus Wien.Von Bruno Jaschke
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Samstag, 14. Mrz 2015
Als die konomendes Internationalen Whrungs-fonds im Oktober 2014
die neuenDaten des World Economic Out-look prsentierten, steckte
darineine Sensation: China hat die USA2014 als grte
Wirtschaftsmachtabgelst. Das Bruttoinlandspro-dukt Chinas betrug im
Jahr 201417,6 Billionen Dollar verglichenmit 17,4 Billionen Dollar
fr dieUSA. Und China zieht auch 2015und in den darauf folgenden
Jah-ren weiter davon es handeltsich um die grte
Verschiebungglobaler Macht seit dem ErstenWeltkrieg.
1815, nach den NapoleonischenKriegen und dem Ende des Wie-ner
Kongresses am 9. Juni, warGrobritannien zur Fhrungs-macht der Welt
aufgestiegen, dasbritische Imperium reichte vonAustralien ber Teile
des heuti-gen Malaysia, Indien, dem Kapder Guten Hoffnung und
SierraLeone an der Westkste Afrikasbis nach Kanada. Das
britischePfund war die globale Leitwh-rung, London der wichtigste
Fi-nanzplatz der Welt. In den 1870erJahren berholten die
VereinigtenStaaten Grobritannien wirt-schaftlich, aber erst nach
demErsten Weltkrieg bernahmen dieUSA die Fhrungsrolle in
derwestlichen Welt. Nachdem derZweite Weltkrieg den europi-schen
Kontinent, Japan und weite
Teile von China und Asien ver-wstet hatte, war Japan
geschla-gen, Deutschland am Boden,Frankreich und
Grobritannienerschpft, und Osteuropa in denOrbit der Sowjetunion
geraten.
Die USA waren der Haupt-Ar-chitekt der neuen Weltordnung.In
Bretton Woods wurde die Welt-wirtschaft neu geordnet, die
Ver-einten Nationen sollten das zen-trale Forum der Weltpolitik
wer-den. Der britische konom JohnMaynard Keynes hatte damals
dieVision einer Weltwhrung Ban-
cor, doch die USA setzten sichdurch, und der Dollar
wurdeWelt-Reservewhrung, der Sturzdes britischen Pfunds vom
Thronder Weltwhrung hatte schon zu-vor begonnen. Nach BrettonWoods
war er irreversibel. Derfranzsische Prsident Charles deGaulle
machte die Dollar-Domi-nanz in den Sechzigern in Presse-konferenzen
zu seiner cause cl-bre, die USA wrden ein exorbi-tantes Privileg
genieen, meintesein Finanzminister Valry Gis-card dEstaing.
Denn wenn alle Welt Dollarshalten muss, dann ist das wie
einzinsenfreier Kredit fr die USA.Die USA konnten stets Geld zu
ei-nem niedrigeren Zinssatz borgenals der Rest der Welt. Der
Finanz-minister John Connally meinteAnfang der siebziger Jahre auf
dieFrage eines auslndischen Jour-nalisten zum Dollar: Er ist
unse-re Whrung, aber euer Problem.
Zuletzt argumentierten kono-men, dass der Dollar zu einer
ex-orbitanten Brde fr die USA ge-worden sei, weil Lnder wie
Chi-
na und die meisten anderenberschusslnder, also auchDeutschland
massiv in Dollar-Anleihen investiert sind und da-durch den
Dollar-Kurs hochdr-cken, womit das Leistungsbilanz-defizit,
Arbeitslosigkeit undSchulden in die Hhe schnellen.
Die Jahre von 1945 bis 1989waren dominiert vom Block-Kon-flikt
zwischen den USA und derUdSSR. In den westlichen Natio-nen gab es
einen unausgespro-chenen Gesellschaftsvertrag, nachdem die
Arbeitnehmer entspre-chend den Profiten der Unterneh-men
Lohnsteigerungen erhalten.Grozgige Sozialstaaten warenSymbole der
berlegenheit deswestlichen Systems.
Das Weltfinanzsystem warfragmentiert, Lnder wie Indienund China,
aber auch die StaatenSdostasiens, Lateinamerikas undAfrikas waren
nicht voll in dasglobale Finanzsystem integriert.Es war eine ruhige
Zeit an denWeltmrkten.
1979 kam das Jahr der libera-len Wende: Nach dem Tod vonMao
Zedong in China wurde derWirtschaftsreformer Deng Xiao-ping neuer
Machthaber, er been-dete 1979 die selbst gewhlte Iso-lation des
Landes und legte denGrundstein fr die heutige wirt-schaftliche
Macht Chinas. Mit
Von Thomas Seifert
China hat im Jahr 2014 die USA als grte
Wirtschaftsmacht abgelst. Auf dem Globus findet
die grte Verschiebung der geopolitischen
Plattentektonik seit dem Ersten Weltkrieg statt.
Illustrationen: Peter M. Hoffmann
Fortsetzung auf Seite 34
analyse Samstag, 14. Mrz 201534
dem neuen Machthaber und derkonservativen Wende von Marga-ret
Thatcher (sie wurde 1979 Pre-mierministerin Grobritanniens)und
Ronald Reagan (er wurde1980 zum US-Prsidenten ge-whlt) dmmerte das
Zeitalter desIch herauf. Darauf folgte 1989ein Jahr der
Revolutionen undUmbrche, in Berlin fiel die Mau-er, die Zune
zwischen Ost undWest wurden durchtrennt, der Os-ten konnte sich aus
dem Orbit derSowjetunion lsen. Es war dieZeit der Freiheit. Die USA
hattennach dem siegreich geschlagenenZweiten Weltkrieg den
nchstenErfolg errungen, die Unterstt-zung der
Solidarnosc-Bewegungin Polen und der gegen die Sow-jets kmpfenden
Mudschaheddindurch die USA trug genauso zumUntergang der
Sowjetunion beiwie eine konzertierte Aktion derUSA und
Saudi-Arabiens, die denlpreis 1986 von 26,8 auf unterzehn Dollar
drckte. Letzeres einePolitik, die auch heute wieder mitgroem Erfolg
gegen den Nachfol-gestaat der Sowjetunion, Russ-land, eingesetzt
wird.
Auch in China gingen die Men-schen auf die Strae, ein Besuchdes
sowjetischen Perestroika- undGlasnost-Prsidenten Michail
Gor-batschow motivierte die Studen-tenbewegung, am Tiananmen-Platz
fr Freiheitsrechte zu de-monstrieren. Der liberale Ex-Pre-mier und
Generalsekretr derKommunistischen Partei ChinasZhao Ziyang hatte
Verstndnis frdie Forderungen der Studenten,doch Chinas starker Mann
DengXiaoping lie die Proteste nieder-walzen.
Nach dem Mauerfall 1989 odersptestens mit dem Ende des ers-ten
Irakkrieges begann das unbe-schwerte Zeitalter des Optimis-mus und
fr die USA die Jahreder unumschrnkten Hyper-macht. Die Sowjetunion
der Erz-feind des Westens war 1991 kol-labiert, im selben Jahr
gliedertesich Indien in den globalen Marktein. Das Zauberwort jener
Jahrelautete Globalisierung. Und selbstdas Schlachten am Balkan
konnteden europischen Integrations-prozess, der in diesen Jahren
mitVolldampf lief, nicht bremsen.
Erste Risse im Wirtschaftssys-tem waren aber schon sprbar:Der
Brsencrash vom 19. Oktober1987 Black Monday war dererste Brsenkrach
nach demZweiten Weltkrieg, der Dow Jonesfiel um 22,6 Prozent.
Finanzkri-sen kamen mit immer raschererRegelmigkeit: Zuerst
platzte1992 die japanische Immobilien-blase, dann schlitterte 1994
Mexi-ko in eine schwere Wirtschafts-
krise, dann Asien 1997/98, undschlielich erklrte Russland1998
den Staatsbankrott. Der Kol-laps des Hedgefonds Long-TermCapital
Management (LTCM) 1998htte beinahe die Weltwirtschaftmit in den
Abgrund gerissen. Imselben Jahr dann die groe De-pression in
Argentinien. 2001platzte die Internetblase, und am15. September
2008 kollabiertemit der Investment-Bank LehmanBrothers beinahe das
Weltfinanz-system. Das Zeitalter des Optimis-mus war definitiv
ebenso vorbeiwie der unipolare Moment fr dieUSA oder die EU-Phorie
fr dieEuropische Union.
Was die Welt seither erlebt, isteine Welle der
Deglobalisierung,der Rckkehr des Nationalismusund der egoistischen
Kleinstaate-rei in Europa samt von Grobri-tannien angefachter
Zerfallser-scheinungen der EU. Vllig para-lysierte und polarisierte
Vereinig-te Staaten. Eine vom Irak-Debakelund den Misserfolgen in
Afgha-nistan demoralisierte US-Militr-streitmacht. Auf den
ArabischenFrhling folgten die Reaktion undRestauration des
Militrregimesin gypten, Libyen versinkt imChaos, und der Brgerkrieg
imIrak und Syrien metastasierte zueinem schrecklichen
regionalenKrieg im Nahen Osten, der ir-gendwann zu einem
katastropha-len direkten Konflikt zwischenIran und Saudi-Arabien
ausartenknnte.
Rckkehr der FhrerDie Rckkehr mchtiger Fh-rungsfiguren mit
autokratischenZgen auf die Weltbhne wieWladimir Putin, Recep Tayyip
Er-dogan oder Xi Jinping ist ein wei-teres beunruhigendes
Signal.Ebenso wie die Erfolge rechtspo-pulistischer Parteien in
ster-reich, Ungarn, in einigen skandi-navischen Lndern,
Frankreichund nun auch in Deutschland.Der dahinkchelnde
Brgerkriegin der Ukraine und die schlei-chende Auferstehung des
KaltenKrieges zwischen Russland unddem Westen. All das sind
beunru-higende Alarmsignale fr diesera der neuen Weltunordnung.
Der Westen steckt in einerDreifach-Krise: einer Krise
deswestlichen Finanzkapitalismus,der Krise der westlichen
Parteien-demokratie und der Krise des glo-balen
Steuerungssystems.
Finanzkapitalismus, Parteien-demokratie und das globale
Steu-erungssystem mit den Bretton-Woods-Institutionen IWF,
Welt-bank und WTO sowie den Verein-ten Nationen sind ebenfalls
vomWesten ersonnen worden. Ist esZufall, dass sich die
Triple-Krisegerade jetzt entfaltet? Oder hatsich der bergang von
der atlanti-schen zur pazifischen Epochenicht schon lnger
abgezeichnet?Diese Transitionsphase von deratlantischen zur
pazifischen Epo-che ist die groe Story unsererZeit.
Whrend der Groen Depres-sion ab dem Jahr 1929 haben dieMenschen
das Vertrauen in dieMrkte verloren und begonnen,den Staat nach
Empfehlungen vonJohn Maynard Keynes als Retter
in der hchsten Not zu sehen. Alsdann die Kombination aus
Stag-nation und Inflation in den siebzi-ger Jahren die Wirtschaft
lhmte,schwand das Vertrauen in denStaat, die Regierungen setzten
inden achtziger und neunziger Jah-ren auf ungezgelte Mrkte.
2008schlug die groe Rezession zu.Nun war der Glaube an den
Markterneut schwer erschttert, dochdas Vertrauen, dass der Staat
dieProbleme lsen kann, war eben-falls dahin. Die Krise des
Kapita-lismus hat also direkt in die Kriseder Demokratie
gefhrt.
Das Wort von der Vetokratiemacht die Runde und beschreibteine
USA, deren politisches Sys-tem durch ein Gewaltenteilungs-gewirr
kaum mehr zu kollektivemHandeln fhig ist.
Die westlichen Demokratienverkommen zu Postdemokra-tien, wie der
britische Politikwis-senschaftler und Soziologe ColinCrouch das
nennt: In Postdemo-kratien werden zwar nach wie vorWahlen
abgehalten, die Wahl-kmpfe werden aber von den kon-kurrierenden
Teams der Spin-Doktoren so stark kontrolliert,dass sie zu einem
reinen Spekta-kel verkommen, bei dem nur berjene Themen diskutiert
wird, diedie PR-Profis in ihrem Agenda-Setting ausgewhlt haben.
Die Mehrheit der Brger spieltnur mehr eine passive
Zuschauer-rolle, die Whlerschaft reagiertnur mehr reflexartig auf
die hin-geworfenen Wort-Brocken. ImSchatten einer solchen
Wahl-kampf-Inszenierung wird dannPolitik hinter verschlossenen
T-ren gemacht.
Das globale Steuerungssystemist seit langer Zeit
dysfunktional:Wie kann etwa der UN-Sicher-heitsrat Legitimitt
genieen,wenn Indien oder Indonesien,Sdafrika oder Nigeria,
Brasilienund Argentinien keinen Sitz indiesem wichtigsten Gremium
derWelt haben? Wie kann China demInternationalen
Whrungsfondsvertrauen, wenn Europa den Pos-ten des IWF-Direktors
als europi-sche Erbpacht versteht und dieUSA ein faktisches
Vetorecht ge-nieen? Wie knnen andere Ent-wicklungslnder der
Weltbankvertrauen, wenn der Weltbank-Prsident vom jeweiligen
US-Pr-sidenten eingesetzt wird? Chinasetzt seit einiger Zeit auf
Parallel-strukturen zu Weltbank und IWF,und die G20 der
wichtigstenzwanzig Wirtschaftsmchte ber-nehmen immer mehr
Aufgaben.
Wie geht es also weiter? DieKonturen der pazifischen Epoche
lassen sich bereits erahnen, dasSchwergewicht der
Weltwirt-schaft wandert Richtung Osten.Das hat auch fr Europa und
dieUSA Auswirkungen: Denn dieVereinigten Staaten sind nichtnur eine
atlantische, sondernauch eine pazifische Macht. DieWestkste bereits
heute der Mo-tor wirtschaftlicher Dynamik undInnovation in den USA
wirdnoch weiter an Bedeutung gewin-nen. Ebenso knnten der Sdos-ten
und Osten Europas eines Ta-ges von einer Landverbindungnach China
profitieren, auch lo-gistische Knotenpunkte knntendort entstehen.
Diese Infrastruk-tur-Herausforderung muss Euro-pa annehmen.
Die EU muss eine eigenstndi-gere Auenpolitik (vor allem
auchAsien-Politik) betreiben, denn dieVereinigten Staaten und
Europahaben in dieser Region jeweils ih-re eigenen Interessen.
Deutsch-land, die Niederlande, Spanienund Italien knnen etwa
gegen-ber China eine positive Leis-tungsbilanz vorweisen, whrenddie
USA ein Leistungsbilanzdefi-zit von fast hundert MilliardenDollar
mit China aufweisen. DerBeginn der pazifischen Epocheheit fr den
Westen aber auch,den wild gewordenen Finanzkapi-talismus wieder zu
zhmen unddie Demokratie mit neuem Lebenzu erfllen.
Das Ende der HegemonieDas druende Ende der westlichenHegemonie
legt dem Westen zu-dem nahe, sich bereits heute aufdie Welt von
morgen einzustellenund die Reformen an einem multi-lateralen System
mit Hochdruckvoranzutreiben, solange Europaund die USA berhaupt
noch Ge-hr finden. Die Blockadehaltungder USA, dem aufsteigenden
Chinaseinen Platz in den Bretton-Woods-Organisationen zu
verwei-gern, ist ein Kardinalfehler. DasReich der Mitte und die
anderenaufstrebenden Lnder Asiens wer-den sich auf Dauer schlicht
nichtmit einer ihnen vom Westen zuge-dachten minderen Rolle in der
so-genannten internationalen Staa-tengemeinschaft
zufriedengeben.
Aber das pazifische Zeitalter(das gilt fr die Lnder des
be-nachbarten Indischen Ozeans ge-nauso) ist nicht nur eine ra
wirt-schaftlicher Vernderungen undgewaltiger Verschiebungen in
dergeopolitischen Plattentektonik: Ei-ne lebendige Jugendkultur ist
amEntstehen, und die Lnder Asiensgeben sich lngst nicht mehr
mit
der Rolle einer verlngertenWerkbank zufrieden. Einige
re-portagehafte Episoden aus demjungen, innovativen und kreati-ven
Asien mit allen Problemenund Herausforderungen, aberauch mit aller
Energie und allemElan, bilden schlielich den drit-ten Teil des
Buches.
Das Faktum, dass China nun dieNummer eins in puncto
Bruttoin-landsprodukt in Kaufkraftparit-ten ist, bedeutet nicht,
dass dieserErfolg Chinas zulasten Europasoder der USA gehen muss.
DieWeltwirtschaft ist kein Nullsum-menspiel, wie der
Nobelpreistr-ger Joseph Stiglitz gerne sagt. Eu-ropa hat bewiesen,
dass es Export-chancen nach Asien zu nutzenversteht. Europa hat den
LndernAsiens Lsungen fr die Umwelt-probleme, Verkehrsprobleme
unddie Schaffung sozialer Sicherungs-systeme anzubieten, die kein
ande-rer Wirtschaftspartner mit derAusnahme Japans anzubietenhat.
Der Westen muss die Weltwieder von der berlegenheit vonDemokratie
und Marktwirtschaftberzeugen. Das kann aber nurfunktionieren, wenn
die real imWesten gelebte Demokratie undMarktwirtschaft auch
glaubwrdigsind und nicht zu Postdemokratienverkommen und der Markt
nichtzu einer Arena der Gier perver-tiert. Es kommt nicht von
unge-fhr, dass Stiglitz daran erinnert,dass China 500 Millionen
Men-schen aus der Armut geholt hat,whrend die Mittelschicht
Ameri-kas stagniert oder von Abstiegs-ngsten geplagt ist. Es bedarf
einerwestlichen Renaissance. Die Krisevon 2008 htte dazu eine
Chancegeboten: Das chinesische Wort frKrise besteht schlielich aus
zweiSchriftzeichen: Wei steht fr Ge-fahr oder Risiko, Ji fr Chance
oderGelegenheit. Rahm Emanuel, da-mals Stabschef im Weien
Haus,hatte folgenden Ratschlag parat:Never let a serious crisis go
to
waste (Vergeude nie eine schwe-re Krise.) Leider wurde sie
vertan.
Der Westen steckt ineiner Dreifach-Krise
Thomas Seifert, Jahrgang1968, ist stellvertretenderChefredakteur
der WienerZeitung. Am 19. Mrz 2015um 19:00 Uhr wird sein BuchDie
Pazifische Epoche imRahmen einesAlpbach-Talkin der Haupt-bcherei
Wien(Urban Loritz-Platz 2a,1070 Wien)vorgestellt.
Die pazifische EpocheDie Geschichte Asiens imSchnelldurchlauf,
eine Analy-se des Aufstiegs Asiens inden vergange-nen Jahrzehn-ten
und Repor-tagen aus demjungen, quirli-gen Asien.Deuticke Ver-lag,
Wien2015, 304 S.,21,90 Euro.
Fortsetzung von Seite 33
Kapitalismuskritik und Politikverdrossenheit im Westen: Asien,
hast du es besser? Mitnichten. Aller-dings braucht Europa wieder
mehr Selbstbewusstsein und eine Renaissance der Demokratie.
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