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Natur – Kult – Raum Akten des internationalen Kolloquiums Paris-Lodron-Universität Salzburg, 20.–22. Jänner 2012
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Die neu entdeckten Felsheiligtümer am Osthang von Pergamon – ein innerstädtisches Kultzentrum für Meter-Kybele?

Mar 31, 2023

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Page 1: Die neu entdeckten Felsheiligtümer am Osthang von Pergamon – ein innerstädtisches Kultzentrum für Meter-Kybele?

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Natur – Kult – Raum

Akten des internationalen Kolloquiums Paris-Lodron-Universität Salzburg, 20.–22. Jänner 2012

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K a t j a S p o r n – S a b i n e L a d S t ä t t e r – M i c h a e L K e r S c h n e r ( h r S g . )

NATUR – KULT – RAUM

Akten des internationalen Kolloquiums Paris-Lodron-Universität Salzburg, 20.–22. Jänner 2012

Österreichisches Archäologisches InstitutSonderschriften Band 51

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Das Österreichische Archäologische Institut ist eine Forschungseinrichtung des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft

Umschlagbild: Blick vom Gipfel des Lykaion Richtung MegalopolisFoto © Katja Sporn, Aufnahme 2009

Bibliografische Information der Deutschen BibliothekDie Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliogra-fische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.

Bibliographic information published by Die Deutsche BibliothekDie Deutsche Bibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data is available in the Internet at <http://dnb.ddb.de>

Alle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-900305-72-7ISSN 1998-8931Copyright © 2015 by Österreichisches Archäologisches Institut WienRedaktion: Barbara Beck-Brandt, Florian JakscheUmschlaggestaltung: Büro PaniSatz und Layout: Wolfgang Maier PlanungsGesmbHGesamtherstellung: Holzhausen Druck GmbH

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INHALT

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Petra Amann

Natur und Kult im vorrömischen Umbrien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Susanne Berndt-Ersöz

Noise-Making Rituals in Iron Age Phrygia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

Helga Bumke

Griechische Gärten im sakralen Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

Salvatore De Vincenzo

Etruskische Kultstätten in Berglandschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

Axel Filges

Ein Felsheiligtum im Stadtgebiet von Priene. Privater Kult im öffentlichen Raum? . . . . . . 81

Michelle-Carina Forrest – Salvatore Ortisi

Die Matronentempel in der Nordeifel. Naturheiligtümer einer autochthonen Bevölkerung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111

Paul Gleirscher

Vorrömerzeitliche Naturheiligtümer und die Frage ihres Fortwirkens in die Römerzeit. Fallbeispiele aus dem Ostalpenraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

Andreas Hofeneder

Heilige Haine der Kelten in der antiken Literatur: Kultrealität versus literarische Barbarentopik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153

Marietta Horster

Natural Order and Order(liness) in Nature . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169

Michael Kerschner mit einem Beitrag von Friederike Stock und Helmut Brückner

Der Ursprung des Artemisions von Ephesos als Naturheiligtum. Naturmale als kultische Bezugspunkte in den großen Heiligtümern Ioniens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187

Sabine Neumann

Inspiration aus der Tiefe – zur sakralen Bedeutung von Höhlen in griechischen Orakelheiligtümern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245

Massimo Osanna

Zwischen Quellen und Gebirgsbächen: Wasser in lukanischen Heiligtümern . . . . . . . . . . . 267

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6 Inhalt

Felix Pirson – Güler Ateş – Benjamin Engels

Die neu entdeckten Felsheiligtümer am Osthang von Pergamon – ein innerstädtisches Kultzentrum für Meter-Kybele? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281

John Scheid

Natur und Religion. Zu einigen Missverständnissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303

Helga Sedlmayer

Römische Kultplätze in Flusslandschaften – die südnorischen Heiligtümer von Teurnia/ St. Peter in Holz, Burgstall/St. Margarethen im Lavanttal und Podkraj bei Hrastnik . . . 313

Patrizia de Bernardo Stempel

Sprachwissenschaftlicher Kommentar zu den Götternamen Savus und Adsalluta . . . . . . . . 334

Katja Sporn

Natur – Kult – Raum. Eine Einführung in Methode und Inhalt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339

Lutgarde Vandeput

Nature and Cult in Pisidia with a Focus on Pednelissos and Its Territory . . . . . . . . . . . . . . . 357

Anschriften der Autorinnen und Autoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379

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VORWORT

Von 20. bis 22. Jänner 2012 fand an der Paris-Lodron-Universität Salzburg die internationale Tagung »Natur – Kult – Raum« statt, veranstaltet vom Fachbereich Altertumswissenschaften – Klassische Archäologie der Universität Salzburg und dem Österreichischen Archäologischen In-stitut. Ausgehend von den Forschungen zu griechischen Grottenheiligtümern durch Katja Sporn lag die Zielsetzung der wissenschaftlichen Veranstaltung einerseits darin, Kultstätten in der Natur zu verorten, andererseits Heiligtümer räumlich zu definieren, die durch die Natur und nicht durch monumentale Architektur geprägt wurden. Bei der Auswahl der Themen wurde besonderes Au-genmerk auf Interdisziplinarität sowie eine möglichst breite chronologische und kulturräumliche Streuung gelegt. Zahlreiche Neufunde, vor allem aus Kleinasien, boten zudem die Gelegenheit, das Phänomen ›Naturheiligtum‹ in unterschiedlichen Facetten zu diskutieren und den durch die archäologische Feldforschung sukzessive anwachsenden Denkmalbestand in einen kulturhistori-schen und religionsgeschichtlichen Kontext zu stellen. Verfeinerte Methoden und die Einbindung naturwissenschaftlicher Disziplinen sind weitere Multiplikatoren für die Erweiterung des Kennt-nisstands, erzwingen aber geradezu einen Perspektivenwandel und damit einhergehend neue Fra-gestellungen. Um dem hier in aller Kürze umrissenen hochkomplexen Themenkreis auch nur in Ansätzen gerecht zu werden und um den Diskurs anzuregen, wurden bewusst unterschiedliche Denkmalgattungen, Regionen, Zeitstellungen sowie methodische Vorgehensweisen kombiniert und mitunter einander gegenübergestellt. Der starke Besucherzuspruch der Tagung, aber auch die regen und teilweise kontrovers geführten Diskussionen bestätigten das gewählte Konzept eindrucksvoll.

Unser Dank gilt einer Reihe von Institutionen und Personen: So wäre die Tagung ohne eine maßgebliche finanzielle Unterstützung durch die Gerda Henkel Stiftung nicht möglich gewesen. Dem Rektor der Paris-Lodron-Universität Salzburg, Heinrich Schmidinger, sowie der damaligen Vizerektorin für Internationale Beziehungen, Sonja Puntscher-Riekmann, sei nicht nur für weitere finanzielle Unterstützung, sondern auch für die großzügige Bereitstellung der Tagungsräume in der Edmundsburg gedankt. Die einführenden Worte von Frau Dekanin Ingrid Paus-Hasebrink brachten die Unterstützung der Universität Salzburg nicht nur für das Tagungsthema, sondern vor allem auch für das Fach Klassische Archäologie im Allgemeinen deutlich zum Ausdruck. Dafür sei ihr explizit gedankt. Das Land Salzburg ermöglichte einen stimmungsvollen Abendempfang in den Räumlichkeiten der Abgusssammlung des Fachbereichs Altertumswissenschaften in der Alten Residenz in Salzburg.

Der Erfolg von Tagungen hängt allerdings unmittelbar mit jenen Personen zusammen, die – meist im Hintergrund – organisatorische Arbeiten leisten. Es ist dem intensiven Einsatz von Anna Schmidbauer, Magdalena Stütz, Petra Eitzinger, Andrea Kurz und Michaela Leibetseder zu ver-danken, dass die Veranstaltung reibungslos und zur Zufriedenheit von Organisatoren und Gästen ablief. Die ansprechende Gestaltung von Plakat und Programmflyern übernahm Martin Del-Negro. Das Österreichische Archäologische Institut sorgte dankenswerterweise für die Druckle-gung der Kongressakten. Barbara Beck-Brandt und Angela Schwab sei für ihren Einsatz unser herzlicher Dank ausgesprochen.

Die nun vorliegende Publikation ist letztlich auch das Produkt einer seit vielen Jahren erfolg-reichen Kooperation von Universität Salzburg und Österreichischem Archäologischen Institut, die hoffentlich auch in Zukunft ihre Fortsetzung finden wird.

Katja Sporn – Sabine Ladstätter – Michael Kerschner

Athen und Wien, Jänner 2015

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8 Vorwort

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F e l i x P i r s o n – G ü l e r At e ş – B e n j a m i n E n g e l s

Die neu entDeckten Felsheiligtümer am Osthang vOn PergamOn – ein innerstäDtisches

kultzentrum Für meter-kybele?

Der Stadtberg von Pergamon weist mit zahlreichen erhaltenen Kultplätzen seit spätklassischer Zeit eine facettenreiche Sakraltopografie auf, die Gottheiten des griechisch-römischen Olymps ebenso umfasste wie solche mit lokalen anatolischen Wurzeln oder den Kult der hellenistischen und römischen Herrscher1. Erweitert man den Blick in die Ebene vor dem Stadtberg, kommen das Asklepieion als internationales Pilgerheiligtum und die Rote Halle, ein kaiserzeitlicher Bezirk, in dem u. a. ägyptische Gottheiten neben Meter Kybele verehrt wurden, hinzu2. Das Erscheinungs-bild aller bislang bekannten Kultplätze in Pergamon ist durch deren architektonische Gestalt be-stimmt, die vom grandiosen Großen Altar über das Terrassenheiligtum des Trajaneums bis hin zu einfachen Lokalen von Kultgemeinschaften reicht. Die Wirkmacht der Architektur lässt leicht vergessen, dass mehrere der bekannten Tempel und Heiligtümer auf Naturmale zurückgingen oder Naturphänomene bewusst in den Kult einbezogen. So entwickelte sich das Asklepieion um eine Quelle3, an der Stelle des Großen Altars wird ein älteres Felsmal vermutet4 und im Heiligtum der Roten Halle könnte der in Tunneln kanalisierte Lauf des Selinus in das kultische Geschehen integriert gewesen sein5. Dennoch würde man keine dieser Anlagen als ›Naturheiligtum‹ bezeich-nen, da die Natur hier längst von der Architektur überformt worden ist.

Die in der Forschung als ›Naturheiligtümer‹ bezeichneten Anlagen weisen einen exponierten Stellenwert des Natürlichen im Vergleich zum Anthropogenen auf. Trotz einer evidenten termino-logischen Schwäche des Begriffes macht er doch deutlich, dass die Wahrnehmung des Göttlichen in den sog. Naturheiligtümern einen anderen Charakter besessen haben muss als in architekto-nisch aufwendig gestalteten Anlagen. Dies mag das Heiligtum der Meter von Kapıkaya im Berg-land nordwestlich von Pergamon verdeutlichen6:

In einer – jedenfalls für den modernen Betrachter – wildromantisch anmutenden Landschaft war es die Kombination einer Quelle mit einem spektakulär positionierten Felsblock, die die Auf-merksamkeit der Alten auf sich zog und an dieser Stelle in hellenistischer Zeit ein extraurbanes Heiligtum für Meter hat entstehen lassen. Neben Felsabarbeitungen in Form von Nischen, Bän-ken und Kanälen gibt es auch Hinweise auf eine einfache architektonische Fassung des Platzes, deren Gestalt und Datierung aber weitgehend ungeklärt sind7. Im Mittelpunkt der Wahrnehmung stand das ungewöhnliche Naturmal, das für die Beziehung des Ortes zum Göttlichen wesentlich ist. Die umgebende Natur und der Kultplatz gehen in Kapıkaya eine Einheit ein, ebenso wie im urbanen Kontext Tempel und Heiligtümer Teile des architektonisch geformten Stadtbildes sind.

1 Vgl. grundlegend zu den Kulten und Heiligtümern in Pergamon: Ohlemutz 1940; Radt 2011, 159–244.2 Radt 2011, 200–209 (Rote Halle). 220–242 (Asklepieion); zur Roten Halle zuletzt Mania 2011.3 So schon Deubner 1938, 12; zur architektonischen Gestaltung verschiedener Wasserstellen im Bereich des Heilig-

tums: Deubner 1938, 34; Ziegenaus – de Luca 1968, 22–24. 34. 61–62; Ziegenaus – de Luca 1975, 16–17; Radt 2011, 220.

4 Bruns 1960, 101–103.5 Hoffmann 2005, 14. 6 Nohlen – Radt 1978; Radt 2011, 243–244.7 Nohlen – Radt 1978, 8–10.

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Abb. 1 Pergamon, Osthang. Baubefunde und vorläufige Rekonstruktion des Straßensystems der hellenistischen Stadt-erweiterung (rot) (M. 1 : 3 000) (V. Stappmanns. Bearbeitung A. Wirsching; Archiv der Pergamongrabung des DAI)

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Eine schematische Verortung der Naturheiligtümer in die Natur und der architektonisch ge-stalteten Kultplätze in die Stadt würde freilich fehlgehen, wie z. B. das mit Tempel und Hallen ausgestattete Heiligtum der Meter im einsamen Mamurt Kale südöstlich von Pergamon zeigt8. Für Pergamon ist spätestens seit der Entdeckung mehrerer mutmaßlicher Kultplätze am nördlichen Osthang des Stadtberges, die an auffälligen Felsen und Grotten entstanden sind und offenbar ein Ensemble bildeten (Abb. 1. 2), gesichert, dass die Integration von Naturheiligtümern auch in den urbanen Kontext möglich war. Hier hatte man ein steiles, stark zerklüftetes und von Felsen durch-setztes Areal in das Gebiet der hellenistischen Stadterweiterung der ersten Hälfte des 2. Jahrhun-derts v. Chr. einbezogen und phasenweise relativ intensiv genutzt.

Die Entdeckung der Heiligtümer erfolgte 2008 im Rahmen eines Surveys an den bislang un-erforschten Ost-, West- und Nordhängen des Stadtberges9. In den Kampagnen 2009 und 2010 wurden mit Unterstützung der Fritz-Thyssen-Stiftung Ausgrabungen an mehreren potenziellen

8 Die vorhellenistische Phase des Heiligtums in Mamurt Kale war vermutlich ähnlich bescheiden wie die Kulthöhle bei Kapıkaya. Der naturräumliche Bezug scheint auch im Namen der hier verehrten Göttin Meter Aspordenon auf, der auf den Höhenzug Aspordenon Bezug nimmt, in dem sie hauste (Strab. 13, 2, 6; vgl. Helck 1971, 50); die frü-hesten Terrakotten aus Mamurt Kale weisen vielleicht noch in das 5. Jh. v. Chr. (vgl. Töpperwein-Hoffmann 1978, 86).

9 Pirson 2009, 152–155.

Abb. 2 Pergamon, Osthang. Ansicht des nördlichen Osthanges mit den Grabungsflächen 2010 und den wichtigsten Gebäuderesten von Osten (Terrassenanlage = Banketthaus) (F. Pirson. Bearbeitung A. Wirsching; Archiv der Perga-

mongrabung des DAI)

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Kultplätzen durchgeführt10. Die natürlichen Voraussetzungen am nördlichen Osthang, die neben einer schwierigen Topografie durch heftige Winde charakterisiert sind, haben dazu geführt, dass das Gebiet trotz seiner Nähe zum alten Stadtzentrum und einer guten verkehrstechnischen An-bindung an die Hauptstraße und an zwei Ausfallstraßen als Bauplatz weniger attraktiv war. Auf Basis der Ergebnisse des Stadtsurveys gehen wir von einer lockeren, wohl auch gewerblichen Bebauung aus11 (Abb. 3). Sie war nicht mehr in das durchgängige Straßensystem des Osthanges eingebunden, das in dessen nördlichem Abschnitt nicht nachgewiesen werden konnte12 (Abb. 1). Allein entlang von Straße 23, die unweit des Festtors des Gymnasions in die Hauptstraße mün-dete, wurden beachtliche Reste großer hellenistischer Quaderarchitekturen (Bau V und Bau U) beobachtet, die durchaus zu öffentlichen Anlagen gehören könnten13. Ob sie in einem Zusammen-hang mit den mutmaßlichen Naturheiligtümern stehen, konnte bislang noch nicht geklärt werden.

Neben den auffallenden Felsformationen und der ambivalenten Position des nördlichen Osthan-ges im Stadtgebiet, die durch die gute Anbindung an die Hauptverkehrswege einerseits, die Rand-lage nahe der Stadtgrenze andererseits gekennzeichnet ist, sind es vor allem zwei weitere natürliche Voraussetzungen, die das Gebiet für die Entstehung von Naturheiligtümern prädestinierten.

Bereits im 19. Jahrhundert hatte man festgestellt, dass im unteren Abschnitt des Osthanges Quellen existieren, die z. T. das ganze Jahr über schütten14. Solche Karstquellen können in vul-kanischen Formationen wie dem Stadtberg von Pergamon auch in oberen Hanglagen existieren,

10 Pirson 2010, 143–156; Pirson 2011, 110–120; weitere Bearbeitung und Publikation liegen in den Händen von Felix Pirson und Güler Ateş, die die Befunde auch im Rahmen ihrer Habilitationsschrift zur anatolischen Meter-Kybele in hellenistischer und römischer Zeit auswerten wird. Die besonders umfangreichen Funde und Befunde aus dem sog. Grottenheiligtum werden von Benjamin Engels als Dissertationsvorhaben bearbeitet.

11 Pirson 2009, 150–161; Pirson 2010, 156–161; schon A. Conze bezeichnet den Osthang als »klimatisch am we-nigsten bevorzugte Stadtgegend«, geht aber angesichts oberirdisch sichtbarer Hinweise auf Gassen dennoch davon aus, dass er »dicht bewohnt war« (Conze 1913, 222–223).

12 Pirson 2009, 134–139 mit Abb. 7.13 Pirson 2009, 147–150; Pirson 2011, 121.14 Vgl. Conze 1913, 189 und zusammenfassend Garbrecht 2001, 11–12.

Abb. 3 Pergamon, Osthang. Hypothetische 3-D-Rekonstruktion des mutmaßlichen Banketthauses (rechts unten) und Umgebung (DAI, Abt. Istanbul und Pergamongrabung – Brandenburgische Technische Universität Cottbus, Lehrstuhl

Darstellungslehre; Archiv der Pergamongrabung des DAI)

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d. h. im Bereich der mutmaßlichen Naturheiligtümer. Im August 2011 haben wir wenige Meter unterhalb des südlichsten Platzes eine Quelle ausgemacht, die von Hirten zu einer Tränke ausge-baut worden war. Da alle Kultplätze am Osthang Installationen aufweisen, die auf den Umgang mit fließendem Wasser schließen lassen, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Präsenz zumindest temporär schüttender Quellen eine weitere Motivation für die Anlage der Naturheiligtümer dar-stellte. Ihr späteres Versiegen lässt sich u. a. mit seismischen Aktivitäten erklären, die die Karst-systeme verändern können15.

Als Gunstlage für den Kult der anatolischen Meter-Kybele erweist sich der nördliche Ost-hang auch durch seine Orientierung nach Südosten, d. h. in Richtung des oben bereits erwähnten Heiligtums der Meter von Mamurt Kale. Diese unter Philetairos im frühen 3. Jahrhundert v. Chr. mit viel Aufwand ausgebaute Anlage war für die symbolische Besetzung des Kerngebietes der jungen hellenistischen Herrschaft der Attaliden von großer Bedeutung16. Aufgrund ihrer Größe und Ausstattung muss sie aber auch unter den verschiedenen Kultplätzen der Meter im Umland Pergamons eine herausgehobene Rolle gespielt haben. Die Orientierung auf das Heiligtum von Mamurt Kale war aber nicht bloß durch das Gelände vorgegeben. So legt vor allem die Ausrich-tung eines Statuenpostaments im Großen Felsheiligtum, auf das weiter unten eingegangen wird, nahe, dass der Bezug nach Mamurt Kale bewusst gesucht wurde. Schließlich war vom nördlichen Osthang aus ein weiteres mutmaßliches Heiligtum der Meter-Kybele sichtbar, das bereits im frü-hen 20. Jahrhundert von Mitarbeitern der Pergamongrabung entdeckt wurde: Es liegt unweit des Gipfels des İlyastepe, eines Hügels unmittelbar östlich des Stadtberges, auf dem sich auch ein prominenter hellenistischer Tumulus befindet17. 2010 konnte nahe der Fundstelle des Heiligtums ein Felsthron nachgewiesen werden, der seinerseits nach Südosten weist18.

Im Folgenden sollen nun kurz die einzelnen mutmaßlichen Felsheiligtümer und weitere zuge-hörigen Anlagen vorgestellt werden. Dabei steht der Stellenwert der Naturmale für die Identifika-tion und die Funktion der Kultplätze im Vordergrund. Wir beginnen mit einer als ›Heiligtum (?)‹ bezeichneten Anlage im Südwesten (Abb. 4). Es folgen das sog. Große Felsheiligtum (Abb. 5. 6) und auf einer weiteren Geländestufe das ›Grottenheiligtum‹ (Abb. 8–14). Die Nähe der Plätze zu-einander legt die Rekonstruktion eines Ensembles nahe, zu dem auch Infrastrukturbauten wie die sog. Werkstatt (Abb. 15) und das sog. Banketthaus (Abb. 3. 16) gehört haben könnten. Es stellt sich also die Frage, ob am nördlichen Osthang des Stadtberges von Pergamon eine relativ naturbelassene Zone existierte, die zur Integration naturaffiner Kulte in die urbane Sakraltopografie genutzt wurde.

Die als ›Heiligtum (?)‹ bezeichnete Anlage nimmt das östliche Ende einer in nordwest-süd-östlicher Richtung verlaufenden Felsbarre ein, die zugleich die Nordseite einer Schlucht bildet19 (Abb. 1. 4). Aufgrund seiner prominenten, von Südosten her weithin sichtbaren Lage und wegen zweier nischenartiger Öffnungen in der steil aufragenden Westwand (Abb. 4 a) wurde das in den Fels eingetiefte Gebäude unter Vorbehalten zu der Gruppe potenzieller Felsheiligtümer gezählt. Zwei Räume sind auch im heutigen, stark erodierten Zustand des Felsens noch zu erkennen20. Hin-weise auf die ursprüngliche Nutzung der Anlage könnten zwei ovale Einarbeitungen geben, die am Fuß der Westwand aus dem Fels geschlagen wurden (Abb. 4 c). Sie sind miteinander durch eine schmale Rinne verbunden, die zum Auffangen von Wasser diente, das in geringen Mengen an der Felswand herunterlief. Bei den bereits erwähnten Aussparungen in der Westwand könnte es sich um Nischen oder um Balkenlöcher gehandelt haben; eine Funktion im Rahmen einer Dachkonst-ruktion ist nicht evident.

15 Mündlicher Hinweis von H. Fahlbusch und K. Wellbrock (Lübeck). 16 Schalles 1985, 26–31; Pirson 2008a, 36–37 Abb. 1; Pirson 2012, 224–225; Pirson – Zimmermann 2011, 59–60.17 Dörpfeld 1910, 400; Schalles 1940 mit Anm. 42.18 Pirson 2011, 141–143.19 Pirson 2009, 154; Pirson 2010, 143–145.20 Pirson 2010, 144 Abb. 4–5.

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Abb. 4 Pergamon, Osthang. Heiligtum (?) (PE09 Sy 01 Nr.1). Westlicher Abschnitt, Ansicht von Südosten (A. Weiser; Archiv der Pergamongrabung des DAI)

Abb. 5 Pergamon, Osthang. ›Großes Felsheiligtum‹. Ansicht von Südwesten (A. Weiser; Archiv der Pergamongrabung des DAI)

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Aufgrund der rezenten Störung der Deckschichten bis auf die Felsoberfläche sind vom Fundmaterial kaum belastbare Informationen in Hinblick auf die antike Nutzung der Anlage zu erwarten; allein am Fuße der Anlage konnten ungestörte antike Versturzschichten freigelegt wer-den. Auffallend ist die starke Präsenz von Bleifragmenten, Nägeln aus Blei sowie Bleigewichten. Da ausgesprochene Halb-fertigprodukte fehlen, können die Bleifun-de kaum als Hinweis auf eine entsprechen-de Produktion gewertet werden. Daneben sind auch einige Fragmente von Terrakot-ten sowie tönerne Webgewichte vertreten. Stärkstes Indiz für eine kultische Nutzung des Felsbaus ist eine tönerne Öllampe mit neun Brennlöchern, die die Aufschrift ΘΕΩ (»der Gottheit«) trägt und insofern als Votiv diente21. Trotz dieses bemerkens-werten Fundes muss offenbleiben, ob die Anlage für kultische Zwecke oder doch für ein Gewerbe verwendet worden war, das sich bislang nicht identifizieren ließ. Sollte Ersteres zutreffen, wären es die prominente Gestalt des Felsens und die Präsenz von Wasser ge-wesen, die ein religiös motiviertes Interesse geweckt hätten.

21 Pirson 2010, 145 mit Anm. 7 und Abb. 6.

Abb. 6 Pergamon, Osthang. ›Großes Felsheiligtum‹, Postament. Ansicht von Nordwesten (F. Pirson; Archiv der Pergamongrabung des DAI)

Abb. 7 Pergamon, Osthang. ›Großes Felsheiligtum‹ (PE10 So 2). Terrakotta. Kopf einer Kybelestatuette mit hohem Po-

los (A. Weiser; Archiv der Pergamongrabung des DAI)

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Ausgangspunkt der Forschungen zu den Naturheiligtümern am Ostabhang war die Entde-ckung des bereits erwähnten, in den Fels eingearbeiteten Postaments für eine unterlebensgroße Statue, die den Mittelpunkt der als ›Großes Felsheiligtum‹ bezeichneten Anlage bildet22 (Abb. 1. 5. 6). Die Beschaffenheit des Postaments lässt an eine thronende Figur mit flankierenden At-tributen denken, am ehesten an einen in Pergamon durch zahlreiche Terrakotten überlieferten Darstellungstypus der Meter-Kybele23. Die zugehörige Anlage erstreckt sich über mehrere Ter-rassen einer Felsbarre, die die Begrenzung einer weiteren Schlucht bildet. Der Zugang in die Hauptterrasse (Abb. 5 d) unterhalb des Postaments erfolgte von Südwesten. Nach Nordwesten wird das mutmaßliche Heiligtum von einer Terrassenmauer oberhalb der zentralen Felsforma-tion abgeschlossen (Abb. 5 j).

Auf der Hauptterrasse verläuft unterhalb des Felsens mit dem Statuenpostament eine niedri-ge Bank, die zum Abstellen von Votiven genutzt worden sein könnte. Südöstlich der Bank sind in den Felsboden zwei Kuhlen eingearbeitet; eine der Kuhlen war noch mit einem passgenau zugerichteten Stein abgedeckt. Sie könnten als ephemere Vorrichtungen für das Niederlegen von Trank- oder Speiseopfern gedient haben24. Auf einer tiefer gelegenen Terrasse schließt nach Südwesten ein in den Fels eingetieftes Becken an (Abb. 5 f). Unklar ist der Zufluss des Beckens; der Fund einzelner Tonrohre legt nahe, dass es über eine Leitung künstlich gespeist wurde. Als Abfluss oder Überlauf diente offenbar eine spaltartige Öffnung in der Ostwand, die sich auf der nächsten nach unten folgenden Terrasse (Abb. 5 h) als Erosionsrinne im Felsboden fortsetzt. Die Leitung des Wassers über den rohen Fels auf eine zerklüftete Gesteinsoberfläche macht die Nutzung von Becken und tiefer gelegenem Wasseraustritt als profane Brunnenanlage eher unwahrscheinlich. Für eine kultische Zweckbestimmung sprechen auch zahlreiche trep-penförmige und runde Abarbeitungen auf der untersten Terrasse, die am ehesten zum Aufstellen von Altären, Basen und anderen Votivgaben dienten und Parallelen im Heiligtum von Kapıkaya finden25.

Insgesamt konnten im Bereich des großen Felsheiligtums fünf Fragmente tönerner Bildnisse der Kybele geborgen werden, von denen zwei in einer am Rand der Hauptterrasse erhaltenen Versturzschicht gefunden wurden und insofern für die Identifizierung der Anlage als Heilig-tum besonders aussagekräftig sind (Abb. 7). Neben Kybele umfasst das Spektrum der mehr als 160 Terrakottafragmente an identifizierbaren Bildthemen noch drei Exemplare sitzender weib-licher Figuren und mehrere Flügelfragmente von Eroten. Die übrigen Gewandfragmente, Füße, Beine und Arme haben sich noch nicht überzeugend zuordnen lassen. Das bislang ausgewertete Fundmaterial aus dem ›Großen Felsheiligtum‹ gehört in hellenistische Zeit mit einem deutlichen Schwerpunkt im 2.–1. Jahrhundert v. Chr. Einzelne Formen haben zwar Laufzeiten bis in das 1. Jahrhundert n. Chr., charakteristisch römische Formen fehlen jedoch, sodass wir von einer rein hellenistischen Anlage ausgehen können.

Auch im Fall des sog. Großen Felsheiligtums dürfte es zunächst die auffallend geformte und prominent platzierte Felsformation gewesen sein, die zur Einrichtung eines Kultes – am ehesten für Meter-Kybele – geführt hat. Für die Existenz natürlicher Wasseraustritte im Bereich der An-

22 Pirson 2009, 152–155; Pirson 2010, 145–150; vergleichbare Anlagen mit Postamenten sind vor allem im phry-gischen Raum zu finden: vgl. Gabriel 1965, 45–46 Abb. 26 Taf. 20; Berndt-Ersöz 2006, 290–316 Abb. 112–120; Berndt-Ersöz 2009, 12–13.

23 Vgl. zum Typus Töpferwein-Hoffmann 1976, 50–52. 213–214 Kat. 188–191; Kielau 2009, 37–38 Kat. 1–5; dieser für Darstellungen der Göttin im Hellenismus und der römischen Kaiserzeit vorherrschende statuarische Typus ent-stand in spätklassischer Zeit (vgl. Naumann 1983, 180–187); die Terrakottenfunde aus dem Heiligtum von Mamurt Kale belegen, dass die Göttin im pergamenischen Raum spätestens seit dem 5.–4. Jh. v. Chr. thronend dargestellt wurde (Töpperwein-Hoffmann 1978, 80).

24 Bei den vergleichbaren Anlagen im phrygischen Raum befinden sich Felsthrone in der Regel in der Mitte auf einem Gipfel eines Hügels oder einem Felsvorsprung gelegen. Libationen oder andere Opferhandlungen wurden vor dem Kultbild der Meter durchgeführt, s. o. Anm. 22.

25 Nohlen – Radt 1978, 8–9.

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lage gibt es zwar Indizien, nachweisen lassen sie sich bislang aber nicht. Sicher ist hingegen die Existenz von Wasser in einem großen Becken, dessen Ablauf man als naturnahe Inszenierung deuten kann.

Die bislang eindeutigsten Belege für das Vorhandensein von Kultplätzen im felsigen Nordteil des Osthanges hat das sog. Grottenheiligtum erbracht (Abb. 1. 8. 9). Schon der älteren Forschung galt der Platz auf einem Felsplateau in unmittelbarer Nähe des Eintritts zweier hellenistischer Wasserleitungen ins Stadtgebiet zunächst als mögliche ›Pansgrotte‹26. Als Anfang des 20. Jahr-hunderts die sog. Werkstatt, auf die weiter unten noch eingegangen wird, fälschlicherweise als profaner Bau gedeutet wurde, nahm man wieder Abstand von einer kultischen Deutung der Grot-tenanlage27.

Die Anlage setzt sich aus zwei vorgelagerten Räumen, einem nach Westen anschließenden Korridor und zwei Grotten zusammen (Abb. 8. 9). Letztere sind in ihrem Inneren an mehreren Stellen durch den Menschen verändert worden, weswegen die Bezeichnung »Grotten« gegenüber »Höhlen« vorzuziehen ist. Der für die gesamte Anlage gewählte Begriff ›Grottenheiligtum‹ soll die künstliche Gestaltung einer außergewöhnlichen Landschaftssituation zum Ausdruck bringen.

Die beiden Räume bildeten vermutlich eine Gruppe aus nördlicher Vorhalle und südlichem Hauptraum. Von der Vorhalle aus war auch der Korridor zugänglich, der die Verbindung zu den Grotten herstellte. Der verschließbare Haupteingang der Anlage liegt am Südende des Korridors. Hinweise auf eine Nutzung der Räume zu kultischen Zwecken liefert das Fundmaterial. Im Süd-raum konnten zwei ca. 10–11,5 cm hohe Steinobjekte in situ geborgen werden (Abb. 10); auf eine quadratische Basisplatte folgt ein konisch-zylinderförmiger und profilierter Aufsatz mit schalen-

26 Conze 1913, 186. 222.27 Conze 1913, 222. 225.

Abb. 9 Pergamon, Osthang. ›Grottenheiligtum‹ (PE10 Ar 5). Ansicht von Nordosten (A. Weiser; Archiv der Pergamongrabung des DAI)

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artiger Vertiefung in der Oberseite, was am ehesten an einfache Miniatur-Altäre denken lässt (Abb. 11)28.

Entlang der Südwand der südlichen Grot-te ist in den Boden ein langrechteckiges Be-cken eingearbeitet, das in einen im Korridor verlaufenden Kanal übergeht. In das Becken mündet von Nordosten eine Rinne, die ih-rerseits mit einem Kanal im nördlichen Ab-schnitt des Korridors fluchtet (Abb. 8). Ober-halb des Beckens wird die Felswand von einer ca. 1,70 × 1,10 m messenden Abarbeitung eingenommen (Abb. 12). Eine vergleichba-re rechteckige Abarbeitung, ebenfalls mit konkavem oberem Abschluss, findet sich in einem mutmaßlichen Felsheiligtum am West-hang des Stadtberges29. Dort sind noch zwei rechteckige Dübellöcher erkennbar, weswegen es sich in diesem Fall sicher um eine Vorrichtung zur Aufnahme eines Reliefs handelt. Das Fehlen der Dübellöcher im Grottenheiligtum könnte

28 Pirson 2011, 112 Abb. 40; vgl. etwa Herrmann – Günther – Erhardt 2006, 163 Kat. 1262.29 Conze 1913, 225; Pirson 2011, 115 Abb. 43.

Abb. 10 Pergamon, Osthang. › Grottenheiligtum‹ (PE10 Ar 5), Raum 1 mit Miniatur-Altären (?) in situ. Ansicht von Nordosten (E. Buchholz; Archiv der Pergamongrabung des DAI)

Abb. 11 Pergamon, Osthang. ›Grottenheiligtum‹ (PE10 Ar 5), Miniatur-Altar (?) aus Raum 1 (A. Weiser;

Archiv der Pergamongrabung des DAI)

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Abb. 12 Pergamon, Osthang. ›Grottenheiligtum‹ (PE10 Ar 5), Grotte 1. Südwand mit Aussparung für Relief (?), am unteren Bildrand das Wasserbecken. Ansicht von Norden (B. Engels; Archiv der Pergamongrabung des DAI)

mit der Verwitterung der Felswand zusammenhängen, weswegen wir auch hier von einer Bet-tung für ein Relief ausgehen dürfen, das in räumlicher Beziehung zu dem Becken im Boden der Grotte stand. Demgegenüber weist die zweite Grotte kaum gestalterische Eingriffe auf und war mit einer Sohle 4 m unterhalb des Korridors auch nicht begehbar. Es gibt zumindest Hin-weise auf eine Balkenkonstruktion, die zum Schöpfen von Wasser aus der Grotte gedient haben könnte. Eine Deutung der nördlichen Grotte als Wassersammler legt auch das Kanalsystem der Anlage nahe, das hier seinen Ausgang nimmt. Die Gefälle von Kanälen und Becken sind so an-gelegt, dass das Wasser in die Grotte hineingeleitet, vor dem angenommenen Relief gesammelt und dann nach Süden abgeführt wurde. Zwar könnten zwei Felsspalten in der südlichen Grotte als potenzielle Ausflüsse von Sickerquellen selbst temporär Wasser geführt haben. Dem Gefälle nach zu urteilen, wurde das Kanalsystem jedoch vorrangig von Nordosten, d. h. vermutlich aus der nördlichen Grotte, gespeist.

Die Verfüllung dieser nördlichen Grotte ist von zentraler Bedeutung für die Interpretation des Grottenheiligtums. Stratigrafie und Fundmaterial haben ergeben, dass es sich nicht um einen kontinuierlichen Verfüllungsprozess, sondern um einen einmaligen Vorgang handelte. Dabei ging man systematisch vor und brachte abschließend eine Steinlage ein. Das Fundmaterial lässt sich überzeugend als Inventar eines kleinen Heiligtums interpretieren. Besonders signifikant ist ein außergewöhnlich gut erhaltener Komplex von mehreren Tausend Keramik- und ca. 450 Terrakot-tafragmenten. Daneben fallen zahlreiche tönerne Webgewichte, Tonlampen und eine signifikante Auswahl von Tierknochen ins Auge, die sich durch den überproportional hohen Anteil von Jung-tieren von normalem Hausabfall unterscheidet und eine Parallele im Inventar des Lokals eines pergamenischen Kultvereins für Dionysos hat30. Der geschlossene Befund aus der Grotte kann in

30 Vgl. M. MacKinnon in: Pirson 2011, 193–198.

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das 1. Jahrhundert v. Chr. bis spätestens in augusteische Zeit datiert werden.

Das Formenspektrum der Keramik unterscheidet sich maßgeblich von Sied-lungsbefunden aus Pergamon. Der An-teil sog. Feinkeramik, d. h. vor allem Trink- und Speisegeschirr, ist exzeptio-nell hoch, der Anteil der Küchen-, Vor-rats- und Transportkeramik vergleichs-weise gering. Überdurchschnittlich stark vertreten ist die Gattung der weißgrun-digen Keramik, wobei besonders die große Zahl hellenistischer Thymiaterien bemerkenswert ist. Eine Pyxis der perga-menischen Applikenware ist mit 21 cm Höhe und einer einzigartigen Kombi-nation aus Appliken und äußerst quali-tätvollem figürlichen Ritzdekor diony-sischer Thematik ein Unikat (Abb. 13). Sie dürfte im Rahmen des Kultes im Grottenheiligtum eine besondere Rolle gespielt haben.

Unter den Terrakottastatuetten lassen sich einige besonders häufig vertretene Typen beobachten: An erster Stelle sind nackte weibliche Sitzfiguren zu nennen (Abb. 14). Dieser Typus, der uns bereits im ›Großen Felsheiligtum‹ begegnet ist, ist im gesamten Mittelmeerraum verbreitet und lässt sich chronologisch bis in archaische Zeit zurückverfolgen. Entsprechend komplex ist die Dis-kussion um seine Deutung, weitgehend unumstritten ist aber, dass hier auf einer symbolischen Ebene ein Bezug zum Aspekt der weiblichen Sexualität und Fruchtbarkeit hergestellt wird31. Daneben sind Eroten und weibliche Gewandstatuetten (Abb. 15) zahlreich vertreten. Besonders hervorzuheben sind auch qualitätvolle Reliefplaketten; als Beispiele seien die Darstellung einer gelagerten Mänade (Abb. 16) sowie einer Göttin mit Szepter und Mauerkrone genannt. Darüber hinaus wurden fünf Statuetten der Kybele nachgewiesen, darunter mindestens eine im thronen-den Typus. Als weitere Darstellungen von Göttern sind das Torsofragment einer Aphrodite, das Fragment der Statuette eines gelagerten Herakles mit Weinlaub sowie Köpfe der Artemis und des Serapis zu nennen.

Damit sind die Terrakotten aus der nördlichen Grotte einem aphrodisisch-dionysischen Milieu zuzurechnen, in dem das Thema Fruchtbarkeit auf vielfältige Weise angesprochen wird. Ähnliche Typenspektren sind aus hellenistischen Heiligtümern von Fruchtbarkeits- oder Muttergottheiten vielfach belegt, wie z. B. im Demeterheiligtum von Pergamon, im Kybeleheiligtum von Kapıkaya oder im Nymphenheiligtum von Lokroi Epizephyrioi32. Das Heiligtum lässt sich über sein Ter-rakottainventar diesem Kreis zuordnen, auch wenn die spezifische Identität der Kultempfängerin unbekannt bleibt.

Im Grottenheiligtum ist durch die Integration zweier Grotten eine bewusste Verbindung zwi-schen Naturraum und Architektur geschaffen worden. Die Präsenz von Wasser spielte eine we-

31 Vgl. die Zusammenfassung der jüngeren Forschungsdiskussion bei Rumscheid 2006, 224 Anm. 1379.32 Töpperwein – Hoffmann 1976, 157–163; Rumscheid 2004, 132–134 (Demeterterrasse in Pergamon); Nohlen –

Radt 1978, 63–66 (Kapıkaya); Costabile 1991, 95–194 (Lokroi Epizephyrioi).

Abb. 13 Pergamon, Osthang. ›Grottenheiligtum‹ (PE10 Ar 5). Pyxis. Pergamenische Applikenware (B. Engels; Archiv der

Pergamongrabung des DAI)

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Abb. 14 Pergamon, Osthang. ›Grottenheiligtum‹ (PE10 Ar 5). Terrakotta. Weibliche Gewandstatue (B. Engels; Archiv der Pergamongrabung des DAI)

Abb. 15 Pergamon, Osthang. ›Grottenheiligtum‹ (PE10 Ar 5). Terrakotta. Sitzpuppe (B. Engels; Ar-

chiv der Pergamongrabung des DAI)

Abb. 16 Pergamon, Osthang. ›Grottenheiligtum‹ (PE10 Ar 5). Terrakotta. Reliefplakette (B. Engels; Archiv der Pergamongrabung des DAI)

sentliche Rolle, ohne dass Hinweise auf praktische Funktionen wie Wasserver-sorgung in größerem Stil, handwerkliche Produktion oder Körperpflege vorliegen würden. Ähnlich wie im ›Großen Fels-heiligtum‹ können wir also von einer re-ligiös motivierten Inszenierung von Na-turphänomenen ausgehen.

Im Folgenden sollen noch zwei An-lagen vorgestellt werden, die selbst offenbar keine Heiligtümer waren, in-nerhalb des am nördlichen Osthang re-konstruierten Ensembles aber Aufgaben der sakralen Infrastruktur übernommen haben könnten. Es handelt sich um die sog. Werkstatt (Abb. 1. 2. 17), die ihren

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Namen von den Ausgräbern des frühen 19. Jahrhunderts erhielt, und das mutmaßliche Bankettge-bäude (Abb. 1. 2. 3. 18)33.

Auch die in den Fels eingetiefte ›Werkstatt‹ zeichnet sich durch verschiedene Wasserinstalla-tionen aus (Abb. 17). So dürfte aus einer Felsspalte in der Hauptnische Wasser auf ein einfaches weißes Mosaik gelaufen und dann über Rinnen im Boden abgeleitet worden sein34. Die Speisung dieser Installation könnte durch einen mutmaßlichen Wasserspeicher im Fels verstärkt worden sein, den wir oberhalb der Anlage freigelegt haben35. Eine große Zisterne im westlichen Raum, aus der zahlreiche hellenistische Wasserkrüge geborgen wurden, diente zur Befüllung von bis zu sechs großen Vorratsgefäßen, die in Wandnischen untergebracht waren – dieser Installation ver-dankt die Anlage ihre Bezeichnung als Werkstatt36. In den östlichen Raum ist eine tiefe Felsspalte integriert, deren Öffnung künstlich erweitert und mit Einstiegshilfen ausgestattet worden war. Vielleicht diente auch sie zum Schöpfen von Sickerwasser37.

Gegen eine rein profane Deutung der sog. Werkstatt sprechen neben einer relativ aufwendigen Ausstattung und dem Fund von mindestens zwei kleinen rechteckigen Basen vor allem mehrere Nischen in den Felswänden, wie sie zur Aufstellung kleiner Götterfiguren geeignet sind. Sie be-finden sich im Westraum oberhalb der Vorratsgefäße, im zentralen Korridor in der Hauptnische und im Ostraum oberhalb der Felsspalte. Wir nehmen daher an, dass es sich bei der ›Werkstatt‹ um eine Anlage zur Versorgung der Besucher des Heiligtumsensembles mit Wasser oder Ge-tränken handelte, die vermutlich eine rituelle Bedeutung hatten. Ob der Fund zweier einzelner menschlicher Kalotten in der Verfüllung der Zisterne mit der ursprünglichen Nutzung der Anlage

33 Zur ›Werkstatt‹: Conze 1913, 223; Pirson 2009, 152; Pirson 2010, 150–156. – Zum Banketthaus: Pirson 2011, 99–110.

34 Pirson 2010, 154 Abb. 25.35 Pirson 2011, 92–95.36 Pirson 2010, 154 Abb. 24.37 Pirson 2010, 155 Abb. 26–27.

Abb. 17 Pergamon, Osthang. Sog. Werkstatt (PE08 Sy 01 Nr. 4). Ansicht von Nordwesten (A. Weiser; Archiv der Pergamongrabung des DAI)

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in Zusammenhang steht, muss offenbleiben38. Sie sind jedenfalls erst dorthin gelangt, nachdem die Nutzung der Zisterne in späthellenistischer Zeit ein Ende gefunden hatte.

Verließ man die mutmaßliche ›sakrale Trinkhalle‹ nach Nordosten, gelangte man über eine schmale Treppe auf eine weitere Terrasse. Dort konnten wir in Ausschnitten eine Anlage freile-gen, deren Grundrissdisposition stark an Banketthäuser erinnert, die im Kontext von Heiligtümern zur Abhaltung von religiös motivierten Gelagen genutzt wurden (Abb. 18). Auf die etwa gleich großen Räume 1 und 2 folgte eine Dreiraumgruppe. Erschlossen wurden die Räume über einen vorgelagerten Korridor, der hoch aufragende Substruktionen erforderlich machte, von denen sich noch Reste erhalten haben. Die beiden nordöstlichen Räume 5 und 8 waren nahezu vollständig in den anstehenden Fels eingetieft. Sie liegen auf einem tieferen Niveau und waren an ihren Fronten in ganzer Breite geöffnet. Von hier aus führte eine weitere Treppe auf die Straße 23 (Abb. 1). Von der herausgehobenen Bedeutung der Anlage zeugt nicht nur der bautechnische Aufwand, sondern auch die Ausstattung von Raum 4 im Zentrum der Dreiraumgruppe. Hier haben sich Reste einer farbigen Stuckdekoration im Ersten Pompejanischen Stil erhalten, die in Pergamon und Kleinasi-en insgesamt immer noch selten ist und als Ausdruck eines gehobenen Standards gelten kann39.

Die zahlreichen Terrakottafragmente und der hohe Anteil von Feinkeramik im Umfeld des mutmaßlichen Banketthauses passen gut zu seiner angenommenen Nutzung als Teil eines sak-

ralen Ensembles. Rechnet man noch das Fund-material aus dem benachbarten Wasserspeicher oberhalb der ›Werkstatt‹ hinzu, der in ähnlicher Weise intentionell verfüllt worden war wie die nördliche Grotte des ›Grottenheiligtums‹, dann kommen wir auf knapp 700 Fragmente von Ter-rakotten in der Umgebung des Banketthauses. Neben Sitzpuppen, Kybeledarstellungen, Eroten und Fragmenten von Gewandstatuetten fallen auch andere Typen ins Auge, wie z. B. weibliche Figuren mit Diademen oder Haarknoten, Schau-spieler mit Theatermasken, weibliche Gewandfi-guren capite velato, Tänzerinnen, bärtige Män-ner, Athena oder Fragmente weiblicher Figuren mit Säuglingen (Abb. 19), die den Aspekt der Kourotrophoi vertreten40. Tönerne Miniaturaltä-re weisen wiederum in die sakrale Sphäre.

Die bislang noch vorläufige Datierung des Fundmaterials aus dem mutmaßlichen Bankett-haus und seiner Umgebung weist in hellenis-tische Zeit mit einem Enddatum spätestens im frühen 1. Jahrhundert n. Chr. Das offenbar mehr oder weniger gleichzeitige Ende aller hier be-sprochenen Anlagen im späten 1. Jahrhundert v. Chr. bis frühen 1. Jahrhundert n. Chr. legt zu-sammen mit der intentionellen Verfüllung des teilweise verbrannten Inventars des ›Grottenhei-ligtums‹ die Vermutung nahe, dass ein plötzli-

38 W.-R. Teegen in: Pirson 2011, 187–188.39 Pirson 2011, 104–107.40 Von der Statuette einer sitzenden Frau, die auf ihrem Schoss einen Säugling hält, ist so wenig erhalten, dass die

Identität der mutmaßlichen Göttin nicht zu bestimmen ist. Sowohl Muttergottheiten, die selbst Kinder gebären, als auch jungfräuliche Göttinnen, die Geburtshilfe leisten, werden mit dem Beinamen Kourotrophos als Hüterinnen und Nährerinnen von Kindern bezeichnet (vgl. Simon 1987, 157).

Abb. 19 Pergamon, Osthang. Mutmaßliches Bankett-haus (PE10 So 5). Terrakotta. Fragment einer sitzen- den weiblichen Figur (Kourotrophos) mit einem Säug-ling (A. Weiser; Archiv der Pergamongrabung des

DAI)

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cher äußerer Anlass zum Ende der kultischen Aktivitäten am nördlichen Osthang geführt hat. Hier würde sich das Erdbeben von 17 n. Chr. als Erklärung anbieten, das offenbar auch in Pergamon schwerwiegende Schäden verursachte41. An den steilen Hängen des nördlichen Osthanges könnte es nicht nur zum Einsturz von Terrassen und Gebäuden geführt, sondern auch den Austritt von Wasser aus Karstquellen unterbrochen haben, was zumindest das Kultgeschehen stark beeinträch-tigt hätte.

Dieser Vorschlag ist freilich noch ebenso hypothetisch wie andere im Vorhergehenden ange-stellte Überlegungen zur Deutung einzelner Befunde und Funde. So gilt es nach anderen Grün-den, z. B. langfristigen kulturhistorischen Entwicklungen, zu fragen, die für das Ende der Natur-heiligtümer verantwortlich gewesen sein könnten. Dennoch zeichnet sich schon jetzt ein erstes Bild des neuentdeckten Ensembles aus Kultplätzen und sakraler Infrastruktur am Osthang des Stadtberges von Pergamon ab, das die Sakraltopografie der hellenistischen Metropole um ein wesentliches Element erweitert.

Zunächst fällt der ambivalente Charakter des Ensembles ins Auge, das einerseits an bestimmte Naturmale gebunden ist und Bezüge zur umgebenden Landschaft aufweist, andererseits in das urbanistische Gefüge inkorporiert und architektonisch gestaltet ist. Die charakteristische Modi-fikation und architektonische Inszenierung von Naturmalen lässt sich auch an anderen Naturhei-ligtümern hellenistischer Zeit beobachten, die allerdings außerhalb der Städte liegen. Die meisten Parallelen bietet das bereits eingangs erwähnte Meter-Heiligtum von Kapıkaya42. Unmittelbar an einer steil abfallenden Felskante liegt hier eine Grotte mit einer vorgelagerten Felsterrasse. Diese Grotte ähnelt der südlichen Grotte aus dem ›Grottenheiligtum‹ am Osthang in vielerlei Hinsicht. Besonders evident sind die funktionalen Gemeinsamkeiten: Wie in Pergamon spielt auch in der Grotte von Kapıkaya Wasser eine wichtige Rolle. Aus einer Sickerquelle in der Rückwand tritt insbesondere nach Regenfällen Wasser aus, das über eine parallel zur Wand geführten Rinne u. a. in ein großes rechteckiges Wasserbecken vor der nordöstlichen Wand geleitet wurde43. In der süd-westlichen Wand befinden sich zahlreiche Nischen und Reliefbettungen, die eine Entsprechung in der großen Reliefbettung im ›Grottenheiligtum‹ haben44.

Die Felsterrasse des Heiligtums von Kapıkaya ist nur im südwestlichen Teil erhalten, die Aus-gräber gehen aber davon aus, dass sie sich in der Antike bis in einen heute stark von Erosion zerstörten Bereich vor der Grotte fortsetzte. Auch hier gibt es Indizien für eine architektonische Fassung der Terrasse und des Höhleneingangs. In einer ersten Phase dürfte es sich um eine ein- oder zweischiffige hölzerne Konstruktion gehandelt haben, die in einer zweiten Phase möglicher-weise von einem kleinen Steinbau abgelöst wurde45. Die Datierung dieser Baumaßnahmen ist schwierig; die frühesten Funde sprechen für einen Beginn der Kultaktivität im späten 3./frühen 2. Jahrhundert v. Chr.46.

Die gestalterische Modifikation und architektonische Fassung natürlicher Kultplätze ist in Per-gamon sowohl innerhalb als auch außerhalb der Stadt belegt. Insgesamt bleibt sie jedoch auch im Hellenismus eine Ausnahmeerscheinung. Ein besonders prägnantes Beispiel für einen solchen Sonderfall liefert die sog. Grotta Caruso in der Chora von Lokroi Epizephyrioi47. Hier wurde –

41 Dieses sog. 12-Städte-Beben ist beispielsweise bei Tacitus überliefert: Tac. ann. 2, 47; wenngleich der römische Historiograf Pergamon in seiner Aufzählung der zerstörten Städte nicht nennt, ist aufgrund der geografischen Nähe zum angenommenen Epizentrum des Bebens in Sardis anzunehmen, dass es ebenfalls betroffen war. Das Datum taucht in der pergamenischen Forschungsliteratur daher immer wieder als Fixpunkt zur Datierung von Bau- oder Zerstörungsphasen auf (vgl. Pinkwart – Stammnitz 1984, 53; Filgis – Radt 1986, 57. 105–107; Wulf 1999, 205; Radt 1999, 45. 205; Schwarzer 2008, 54; kritisch: Meyer-Schlichtmann 1988, 58).

42 s. Anm. 7.43 Nohlen – Radt 1978, 7.44 Nohlen – Radt 1978, 8.45 Nohlen – Radt 1978, 8–10.46 Nohlen – Radt 1978, 32–33.47 Grundlegend: Arias 1946; Arias 1947; Costabile 1991, 7–21.

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wohl schon im 4. Jahrhundert v. Chr. – eine ursprünglich natürliche Grotte zu einem halbrunden Raum mit mehreren Nischen in der Rückseite erweitert und mit einem großen Becken ausge-stattet, das von einer Tonleitung gespeist wurde. Funde tönerner Löwenkopfwasserspeier lassen zudem auf eine als Wasserspiel gestaltete Fassadenarchitektur schließen48.

Die architektonische Fassung natürlicher Kultplätze und vor allem die regelrechte Inszenie-rung von Wasser können als wesentliche Strukturmerkmale einer Gruppe ambivalenter, ›pseudo-natürlicher‹ Heiligtümer gelten, für die jetzt auch der Osthang von Pergamon Beispiele bietet. Der Präsenz von Wasser – natürlich vorhanden oder künstlich herbeigeführt – kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Dass mit natürlichen Trinkwasserquellen lebenserhaltende und fruchtbarkeits-spendende Qualitäten assoziiert wurden, ist insbesondere in der bukolischen Dichtung des Hel-lenismus vielfach belegt und äußert sich dort etwa in dem wiederkehrenden Motiv der spontanen Opfergabe nach dem Genuss von Quellwasser49. Damit besteht ein direkter Bezug zu der anhand der Terrakotten nachgewiesenen Verehrung von Muttergöttinnen oder anderen mit Fruchtbarkeit assoziierten Gottheiten an den natürlichen oder naturnah inszenierten Quellen.

Ebenso wichtig wie der Bezug zum Wasser ist die Inkorporation exponierter Felsformationen in die Heiligtümer. In diesem Punkt scheint die besonders in Phrygien praktizierte Verehrung der Meter-Kybele an Felsthronen, die in der Regel auf dem Gipfel eines Hügels oder an einem Fels-vorsprung gelegen sind, eine wichtige Rolle gespielt zu haben50. Neben Phrygien und Pergamon sind solche Felsheiligtümer der Meter-Kybele z. B. auch in Herakleia am Latmos belegt51. Aber auch Höhlen oder Grotten wurden mit Meter assoziiert, wie das bekannte Höhlenheiligtum der Meter Steunene im phrygischen Azianoi zeigt, das vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis in das 2. Jahr-hundert n. Chr. frequentiert wurde52.

Anhand der Vergesellschaftung von zwei bis drei Kultplätzen, einem mutmaßlichen Bankett-haus und einer benachbarten Versorgungseinrichtung können wir zeigen, dass in hellenistischer Zeit eine Randzone des Stadtgebietes von Pergamon offenbar als sakrale Landschaft gestaltet wurde, in der man Meter-Kybele und andere Fruchtbarkeitsgottheiten verehrte. Ausschlaggebend für die Wahl des Geländes war die Existenz prominenter Felsformationen, zweier Grotten sowie vermutlich auch von Quellen in einer ebenso unwirtlichen wie bizarren Landschaft. Gegenüber den angrenzenden Stadtgebieten sowie dem außerstädtischen Bereich erscheint die felsige Zone des nördlichen Osthanges als natürliches Ensemble, innerhalb dessen die einzelnen Kultplätze aber als individuelle Anlagen wahrnehmbar blieben.

Der Befund aus Pergamon zeigt, dass sog. Naturheiligtümer nicht auf den Kontext außerstädti-scher Landschaft angewiesen waren, sondern auch innerhalb eines ummauerten Stadtraums exis-tieren konnten. Es war also nicht ihr primäres Anliegen, den Gegensatz zwischen ›Zivilisation‹ und ›Wildnis‹ auf einer religiösen Ebene zu thematisierten. Vielmehr stand das einzelne Naturmal selbst – d. h. Fels, Grotte oder Quelle – im Mittelpunkt des Interesses. Dies wird umso deutlicher, berücksichtigt man, dass die Kultplätze am Osthang offenbar erst nach dessen Inklusion in das Stadtgebiet eingerichtet wurden. Auch waren sie von einer – wenn auch locker verteilten – städ-tischen Bebauung umgeben.

Wir haben es also mit einer Konstruktion zu tun, die bewusste Bezüge zur Natur und auch zur umgebenden Landschaft herstellte und damit offenbar einem virulenten religiösen Bedürfnis der Stadtbevölkerung entsprach. Für die Verbreitung dieses Bedürfnisses spricht, dass auch am Westhang des Stadtberges zwei vergleichbare Anlagen existierten, die Blickbeziehungen zum

48 Costabile 1991, 15–17 mit Abb. 19.49 Vgl. etwa Anth. Gr. 9, 326; 16, 291.50 Gabriel 1965, 45–46 Abb. 26 Taf. 20; Berndt-Ersöz 2006, 290–316 Abb. 112–120; Berndt-Ersöz 2009, 12–13.51 Für den Bezirk der Kybele in Latmos vgl. Peschlow-Bindokat 2005, 28–29 Taf. 63–65; zuletzt wurde von Ayşe Gül

Akalın-Orbay (Ankara) auf der Kazı Sonuçları Toplantası 2012 in Çorum über ein neuentdecktes Felsheiligtum der Meter-Kybele in Eryhtrai berichtet.

52 Naumann1967, 218–247; Ateş 2010, 48–55.

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Heiligtum von Kapikaya aufweisen53. Damit entsteht der Eindruck, als handele es sich bei den in-nerstädtischen Naturheiligtümern um Einrichtungen lokaler Reichweite, die von den Bewohnern der umgebenden Stadtquartiere frequentiert wurden, denen zugleich der Blick in die angrenzende Landschaft mit den jeweiligen extraurbanen Heiligtümern dauerhaft präsent war. Wir können also davon ausgehen, dass Naturmale im Stadtraum und der Bezug zu außerstädtischen Kultplätzen nicht nur wichtige Elemente der pergamenischen Sakraltopografie waren, sondern auch bei der Ausprägung lokaler innerstädtischer Identitäten eine Rolle spielten.

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53 Pirson 2011, 131–132

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Pirson 2010 F. Pirson, Pergamon – Bericht über die Arbeiten in der Kampagne 2009. Mit Beiträgen von M. Bachmann – W. Bebermeier – H. Brückner – E. Erkul – S. Feuser – B. Horejs – C. Klein – M. Knipping – A. Sarıoğlu – S. Schneider – B. Schütt – M. Seeliger – H. Stümpel – M. Zimmermann, AA 2010, 2, 139–236.

Pirson 2011 F. Pirson, Pergamon – Bericht über die Arbeiten in der Kampagne 2010. Mit Beiträgen von M. Bachmann – M. Bartz – H. Brückner – B. Horejs – D. Knitter – J. Lorentzen – M. MacKinnon – W. Rabbel – S. Schneider – B. Schütt – M. Seeliger – W.-R. Teegen – M. Zimmermann, AA 2011, 2, 139–236.

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ANSCHRIFTEN DER AUTORINNEN UND AUTOREN

Univ. Prof. Mag. Dr. Petra AmannInstitut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und EpigraphikUniversität WienUniversitätsring 1A-1010 [email protected]

Dr. Güler AteşAbteilung IstanbulDeutsches Archäologisches Institutİnönü Caddesi 10TR-34437 [email protected]

Patrizia de Bernardo StempelDepartamento de Estudios ClásicosUniversidad del País Vasco / Euskal Herriko UnibertsitateaAvda. Tolosa, 70E- 01059 Vitoria / [email protected]

Dr. Susanne Berndt-ErsözInstitutionen för arkeologi och antikens kulturStockholms universitetS-106 91 [email protected]

Prof. Dr. Helmut BrücknerGeographisches InstitutUniversität zu KölnAlbertus-Magnus-PlatzD-50923 Kö[email protected]

Prof. Dr. Helga BumkeSeminar für Klassische ArchäologieInstitut für Kunstgeschichte und Archäologien EuropasMartin-Luther-Universität Halle-WittenbergUniversitätsplatz 12D-06099 [email protected]

Dr. Salvatore De VincenzoUniversità degli studi della TusciaDipartimento di Scienze dei Boni CulturaliLargo dellʼ Università s.n.c.I-01100 [email protected]

Benjamin Engels, M.A.Institut für Klassische ArchäologieFreie Universität BerlinOtto-von-Simson-Straße 11D-14195 [email protected]

Dr. Axel FilgesInstitut für Archäologische Wissenschaften der Goethe-Universität Abt. I: Vorderasiatische und Klassische Archäologie – Fach Klassische ArchäologieGoethe-Universität Frankfurt am MainGrüneburgplatz 1 – Hausfach 146D-60629 Frankfurt am [email protected]

Michelle-Carina Forrest℅ Archäologisches InstitutUniversität zu KölnKerpenerstraße 30D-50923 Kö[email protected]

Univ.-Doz. Dr. Paul GleirscherAbteilung für Ur- und Frühgeschichte Landesmuseum Kärnten,Museumgasse 2A-9021 Klagenfurt am Wö[email protected]

Mag. Dr. Andreas HofenederInstitut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und EpigraphikUniversität WienUniversitätsring 1A-1010 [email protected]

Univ.-Prof. Dr. Marietta Horster Historisches Seminar - Alte GeschichteJohannes-Gutenberg-Universität MainzJakob-Welder-Weg 18D-55099 [email protected]

Univ.-Doz. Mag. Dr. Michael KerschnerÖsterreichisches Archäologisches InstitutFranz Klein-Gasse 1A-1190 [email protected]

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Anschriften der Autoren und Autorinnen380

Dr. Sabine NeumannPhilipps-Universität MarburgArchäologisches SeminarBiegenstraße 11D-35032 [email protected]

Priv. Doz. Dr. Salvatore Ortisi M. A.Archäologisches InstitutUniversität zu KölnKerpenerstraße 30D-50923 Kö[email protected]

Univ. Prof. Dr. Massimo OsannaScuola di Specializzazione in Beni ArcheologiciUniversità degli Studi della Basilicata Via S. Rocco 1I-75100 [email protected]

Prof. Dr. Felix PirsonAbteilung IstanbulDeutsches Archäologisches Institutİnönü Caddesi 10TR-34437 [email protected]

Univ. Prof. Dr. John ScheidEnseignement Religion, Institutions et Société de la Rome antiqueCollège de France11, place Marcelin BerthelotF-75231 Paris Cedex [email protected]

Mag. Dr. Helga SedlmayerÖsterreichisches Archäologisches InstitutFranz Klein-Gasse 1A-1190 [email protected]

Dir. Prof. Dr. Katja SpornDeutsches Archäologisches InstitutAbteilung AthenFidiou 1GR-10678 [email protected]

Dipl.Geografin Friederike StockGeografisches InstitutUniversität zu KölnAlbertus-Magnus-PlatzD-50923 Kö[email protected]

Dr. Lutgarde VandeputBritish Institute at AnkaraTahran Caddesi 24TR-06700 Ankara [email protected]

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