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BARBARICUM, vol. 8, Warszawa 2009
Tomasz BOCHNAK Institut für Archäologie, Universität Rzeszów
Die Militaria der vorrömischen Eisenzeit aus dem Archiv von
Józef Kostrzewski
Einer der Meilensteine in der über hundertjährigen Geschichte
der gegenseitigen Zusammenbeziehungen, mal Arbeit, aber auch mal
heftige Streit, dem nicht immer archäologische Fragen zugrunde
lagen, zwischen den deutschen und polnischen Archäologen, ist das
von Gustaf Kossinna geleitete Dissertationsseminar an der Berliner
Universität. An dem Seminar hatte in den Jahren 1911–1914 Józef
Kostrzewski teilgenommen. Neben den deutschen Studenten hatten
damals unter der Leitung von Kossinna auch Pedro Bosch-Gimpera aus
Spanien und Joan Andriesescu aus Rumänien gearbeitet. Im Rahmen des
erwähnten Seminars hatte auch Józef Kostrzewski an seiner
Dissertation gearbeitet, die am 20. Juli 1914, kurz vor dem
Ausbruch des I. Weltkrieges, mit der Note ausgezeichnet („eximia“)
bewertet wurde. Eine der vielen Bedingungen für die
Abschlussprüfung war die Veröffentlichung von mindestens 80
gedruckten Seiten einer wissenschaftlichen Abhandlung und der
Grundteil seiner Arbeit wurde noch in demselben Jahr herausgegeben.
Erst 1919 nach dem Kriegsende wurde im Verlag Kurt Kabitsch eine
vollständigere Fassung der Dissertationsarbeit von Józef
Kostrzewski (KOSTRZEWSKI 1919A) veröffentlicht. Sie wurde als
achtzehnter Band der von Gustaf Kossinna redigierten Serie
Mannus-Bibliothek gedruckt. Die Arbeit von Kostrzewski ist in der
Tat die erste Monographie zu den in den letzten Jahrhunderten vor
Christus im Zuflussgebiet der Weichsel entstandenen
Kultureinheiten. Sie enthielt vor allem quellenmäßige Studien, die
Trachtelemente, Schmuck, Bewaffnung und Keramik umfassten. Die
Feststellungen von Kostrzewski zeichneten gewisse typologische
Kanons, und wie es Z. Woźniak vermerkte, gehört diese Abhandlung zu
den wenigen, obwohl vor dem ersten Weltkrieg verfassten, doch oft
zitierten Arbeiten (WOŹNIAK 2000, 266, 267). Die meisten
Feststellungen von Kostrzewski wurden heute natürlich ergänzt oder
korrigiert. Manche seiner Vorschläge, wie z.B. die typologische
Einteilung von Schildbuckeln, wurden gar nicht breit eingeführt und
in den nächsten Jahren sogar von dem Autor selbst verworfen. Man
muss aber die Forschungsintuition des Wissenschaftlers richtig
einschätzen, dem es gelungen war, trotzt einer knappen
Quellenbasis, wesentliche typologische Merkmale zu erfassen und
dessen Klassifikationsvorschläge, z.B. der Fibel, sogar nach der
Erweiterung der Quellenbasis positiv verifiziert wurden,
können.
In den nachfolgenden Jahren setzte Kostrzewski die vertieften
Studien über die Problematik der jüngeren vorrömischen Eisenzeit
(oder wie man damals zu nennen pflegte „Spätlatènezeit“) nicht mehr
fort. Er widmete diesem Thema nur kleine Beiträge und kurze
Zusammenfassungen von synthetischem Charakter (KOSTRZEWSKI 1920A;
1923, 148–167; 1936; 1955; 1966; 1970, 138–152; CHMIELEWSKI,
JAŻDŻEWSKI, KOSTRZEWSKI 1965, 242–254). Einen eigenartigen Anhang
zur zweibändigen Ausgabe des Buches „Die ostgermanische Kultur der
Spätlatènezeit“ bilden Artikel über die Funde aus der Latènezeit
auf dem Gebiet des ehemaligen Königsreiches Polen, die als
Nachwirkung einer im Sommer 1919 vom Kostrzewski unternommenen
Reise entstanden sind. Während dieser Reise hat er die Museen in
Włocławek, Płock, Łowicz, Piotrków Trybunalski, Radom, Kielce,
Sandomierz und Tarnów besucht (KOSTRZEWSKI 1919B; 1920B).
In seiner Forschung stütze sich Kostrzewski weitgehend auf die
damals nicht veröffentlichten Materialien und erwähnte was
offensichtlich ist in seinen Arbeiten nur
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T. BOCHNAK
ausgewählte Funde, wobei nur ein Teil mit einem Kommentar und
mit Abbildungen versehen wurde. In der Zwischenkriegszeit erschien
keine ausführlichere Veröffentlichung über die in die jüngere
vorrömische Eisenzeit datierten und auf den damaligen polnischen
Gebieten freigelegten Materialien, obwohl man unter anderem in
Wilanów auf einer großen Nekropole der Przeworsk-Kultur
Untersuchungen durchgeführt hat. Dieter Bohnsack veröffentlichte
1938 einen wesentlichen Teil der mit der Oksywie-Kultur, die man
damals mit den Burgundern zu verbinden pflegte, zusammenhängenden
Funde (BOHNSACK 1938). Während des II. Weltkrieges wurden die
meisten Museumssammlungen verstreut oder sie verschollen sind. Es
gelang, einen Teil der Funde zu retten, doch viele existieren nur
noch in den alten Publikationen, schriftlichen Erwähnungen und
manchmal nur als Katalogkarteien, oder sie sind nur noch dank der
Verbreitungslisten der einzelnen Fundkategorien bekannt. Entstanden
sind auch private Kartotheken z.B. die von Martin Jahn, Marta
Schmiedehelm, Carl-Axel Moberg (ANDRZEJOWSKI, MARTENS 1995; 1996;
NOWAKOWSKI, LEMKE 2003; JUGA-SZYMAŃSKA, SZYMAŃSKI 2004), oder die
von Józef Kostrzewski, die in der Öffentlichen Stadt- und
Woiwodschaft- Bibliothek in Zielona Góra aufbewahrt wird. Dieses
Archiv, das aus ein paar Dutzend dicker Aktenmappen besteht,
enthält Karteikarten und methodische Notizen, die Józef Kostrzewski
seit der Studienzeit bis zu seinem Lebensabend gesammelt hatte. Was
aber interessant ist, die Bibliothek in Zielona Góra besitzt auch
einen Teil der Büchersammlung dieses Forschers. Viele der dort
beherbergten Bücher sind mit seinen Kommentaren und Anmerkungen am
Buchrand oder auf extra angeklebten Papierstreifen versehen. Diese
wertvolle Büchersammlung enthält auch Notizen und Skizzen, die sich
Kostrzewski bei der Vorbereitung seiner Veröffentlichungen über die
jüngere vorrömische Eisenzeit zunutze machte. Ihr Wert ist nicht zu
überschätzen, denn sie dokumentieren oft Funde, die im II.
Weltkrieg verschollen blieben. Unter diesen Materialien findet man
auch, meistens auf Deutsch verfasste Notizen, die der Forscher
während der Arbeit an seiner Dissertation vorbereitet hat. Es gibt
auch polnischsprachige Anmerkungen, die Ergebnis seiner Rundreise
durch Museen des ehemaligen Königsreiches Polen und Galiziens1
sind. Darunter gibt es besonders seltene spätere Materialien, deren
spärliche Zahl, wie es anmutet, eine Verlagerung seines
grundlegenden wissenschaftlichen Interessengebietes widerspiegelt.
Diese Informationen sind meistens nichts sagend, doch in der Regel
wurden dabei auch Grundausmaße der Objekte und ihre
charakteristischen Merkmale angegeben, was meistens mit einer
Skizze veranschaulicht wurde. In manchen Fällen sind die
Zeichnungen genauer, sogar schattiert, man findet auch wenige
Fotos. Neben den Anmerkungen und Skizzen sind in der Kartothek auch
Zeitungsausschnitte, jedoch auch nicht viele, gesammelt worden, wie
z.B. eine Notiz aus der Zeitschrift „Kurier Polski“ vom 8. Mai 1938
(Nr 208), die von der Entdeckung des Grabes in Łagów berichtet.
In den Nachkriegsjahren bereicherte Kostrzewski seine Notizen
nur gering um Informationen über die jüngere vorrömische Eisenzeit,
er stellte sie aber seinen jüngeren Kollegen, die sich mit
demselben chronologischen Abschnitt beschäftigten, zur Verfügung.
Davon zeugen Nachzeichnungen eines Teils seiner Skizzen, die man im
Archiv von Józef Marciniak, dem Autor einer nicht publizierten
Dissertation über die Przeworsk-Kultur in der Latènezeit in
Mittelpolen, wieder findet. Manche der aus der Kartothek von
Kostrzewski stammenden Informationen wurden schon nach seinem Tod
genutzt, wie z.B. die über das Schwert aus der heute nicht
existierenden Ortschaft Praszczyce (NIEWĘGŁOWSKI 1972, 262, und
nach ihm BALKE, 1991, 83, Tafel III:3; ŁUCZKIEWICZ 1997A, 203;
2006, 68). Diese Karteikarte wurde aber nicht vom Kostrzewski
verfasst (BOCHNAK 2005, 240, 241). Dazu gehören auch kürzlich
veröffentlichte Materialien über eine Schwertscheide, die im Fluss
Netze (Noteć) in Weissenhöhe (Białośliwie, Kr. Piła) entdeckt wurde
(BOCHNAK 2006A; DULĘBA 2006, 178,179; Taf. 2:A, B) und über ein
Schwert, das in Montwy (Inowrocław-Mątwy, Kr. Inowrocław) auch in
diesem Fluss aufgefunden wurde (BOCHNAK 2005; DULĘBA 2006, 180,
Taf. 3: A–C).
Wie ich schon erwähnt habe, gibt es im Archiv von Kostrzewski
Beschreibungen und Skizzen der Funde oder manchmal der
Fundkomplexe, die nur aus kurzen Notizen in Publikationen aus der
Zeit vor dem II. und sogar noch vor dem I. Weltkrieg bekannt sind
und
1 Zusätzliche Hilfe bei der zeitlichen Festlegung der Notizen
leistet die Tatsache, dass manche von ihnen auf der
Rückseite seiner Einberufungsbefehle zum Polnischen Wehrdienst
gezeichnet wurden.
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Archiv von Józef Kostrzewski
die bis in unsere Zeit nicht erhalten geblieben sind. In manchen
Fällen unterscheiden sich diese Angaben ein wenig von den in
Publikationen enthaltenen Informationen, darunter auch in von
Kostrzewski selbst verfassten Texten. Man kann hier ein Beispiel
anführen und zwar ist es die Schlagmarke eines in der Netze
(Inowrocław-Mątwy) entdeckten Schwertes, die in verschiedenen
Publikationen etwas unterschiedlich dargestellt wurde, und im
besprochenen Archiv ist noch eine andere Abbildung erhalten
geblieben (BOCHNAK 2005, 34, 35, Abb. 11:2A–C). Eine ähnliche
Bemerkung gilt auch für zwei Schwerter, die in der Netze bei
Białośliwie gefunden wurden und an die P. DULĘBA (2006) kürzlich
erinnert hat. Die Art und Weise ihrer Präsentation auf separaten
Seiten lässt vermuten, dass die Klinge mit der Schlagmarke samt der
mit quadratischen und sternförmigen Punzabdrücken verzierten
Scheide mit einer kurzen Schwertschlaufe gefunden wurde. Das
Schwert ohne Schlagmarke mit einer breiteren Klinge sollte man mit
der Scheide verbinden, die mit Chagrinage bezogen und mit einer
langen asymmetrischen Schwertschlaufe versehen war. Damit wird die
von P. Dulęba vorgeschlagene Datierung des Schwertes mit Stempel in
die Phase LT C2 wahrscheinlicher. Das zweite Exemplar sollte
dagegen eher in die Phase LT D1 datiert werden. Man soll jedoch
verzeichnen, dass eine solche Zuordnung der Schwerter und Scheiden
in gewissem Widerspruch mit der Publikation von J. Kostrzewski
selbst steht, der das Schwert mit der Schlagmarke der Scheide mit
langer Schwertschlaufe zugeordnet hat (obwohl er an keiner Stelle
explizit feststellt, dass die beiden Exemplare einen Satz
darstellen). Die Art und Weise, wie Kostrzewski diese Funde
präsentierte (KOSTRZEWSKI 1916, Abb. 372,), liegt den
unterschiedlichen Meinungen über ihre Chronologie, die von P.
Łuczkiewicz und T. Bochnak (ŁUCZKIEWICZ 1997A; 1997B; BOCHNAK 2005)
vertreten werden, zugrunde.
In der Kartothek gibt es Informationen über ein zweischneidiges
Schwert der Przeworsk-Kultur aus Piotrowo, Kr. Kościan (Abb.
2:1a–d). Dieses rituell verbogene Exemplar mit abgebrochenem
Spitzenteil der Klinge (erhaltene Länge 64,5 cm) besaß einen Griff
von 16,3 cm Länge, der mit einer Kugel abgeschlossen war. Die
Klinge war 4,6 cm breit. Ein anderes Schwert, das nur aus einer
schriftlichen Erwähnung bekannt ist, ist das Exemplar aus Wyskoć,
Kr. Kościan, das samt einer Spitze und einem Messer mit Ring am
Griff als „Zapewne zawartość grobu“ („Vermutliches Grabinventar“)
beschrieben wurde. Die Funde aus Wyskoć wurden auch von Kostrzewski
erwähnt (KOSTRZEWSKI 1916, 31; 1919A, 280, 283, 287, 346; 1923,
165). Auf der Skizze sind das Spitzenend des Schwertes in der
Scheide, Klingenquerschnitt, Gesamtansicht des Fundes und ein
Schema, auf dem das rituelle Verbiegen der Waffe veranschaulicht
wurde, zu sehen (Abb. 2:2–4). Kostrzewski notierte die Gesamtlänge
von fünf erhaltenen Schwertfragmenten (86,1 cm), die maximale
Schwertbreite (5,1 cm) und die Breite der erhaltenen
Scheidenfragmente (5,6 cm). Die Breite und das Profil der Klinge
der besprochenen Waffe weisen darauf hin, dass man sie vermutlich
in die Phase A2 der jüngeren vorrömischen Eisenzeit datieren soll.
Einer solchen Datierung widerspricht auch nicht der Ortbandtyp. Die
Lanzenspitze aus Wyskoć war 18 cm lang, bei seiner Tüllenlänge von
8 cm und seiner Tüllendurchmesser von 2,3 cm. Die erhaltene Breite
des Blattes betrug 4,3 cm, und seiner Querschnitt bezeichnete
Kostrzewski als „prawie daszkowaty” („fast dachförmig“).
Der nächsten Fund, der nur aus einzelnen Erwähnungen in der
älteren Fachliteratur bekannt ist und dessen Skizzen wir auch im
Archiv von Kostrzewski begegnen, ist das Grabinventar der
Przeworsk-Kultur aus Sulau (Sułów, Kr. Milicz), das vor dem II.
Weltkrieg im Museum in Dresden (KOSTRZEWSKI 1919A, 279, 290, 310,
350; PESCHECK 1939, 52, 195) aufbewahrt wurde. Kostrzewski
zeichnete ein Schwertklingenfragment (Abb. 3:1), zwei Lanzenspitzen
(Abb. 3:2, 3) und ein Messer (Abb. 3:4) sowie das Randprofil eines
Gefäßes (Abb. 3:5). Der flüchtiger Charakter der Zeichnung lässt
eine genauere Analyse nicht zu. Man kann aber deutlich erkennen,
dass der zentrale Klingenteil mit irgendeinem Bandmuster bedeckt
war. Wir haben es hier vermutlich entweder mit Freilegung der
komplizierten Metallstruktur infolge der Korrosion zu tun oder, was
angesichts der Tatsache, dass eine solche Struktur an den Rändern
nicht vorkommt, wahrscheinlicher ist, dieses Motiv wurde
absichtlich gemacht. Kostrzewski gab bezüglich der skizzierten
Funde keine metrischen Informationen an. (An der Zeichnung eines
der Gegenstände wurde die Maßstab 2/3 markiert). Diese finden wir
dagegen in dem Beitrag von Ch. Pescheck. Es ist bekannt, dass das
erhaltene Schwertfragment 56 cm lang war und die maximale Breite
seiner Klinge 4,5 cm betrug. Die Lanzenspitzen waren nur
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T. BOCHNAK
fragmentarisch erhalten, die eine war 20,1 cm lang, wovon die
Tülle 12,8 cm lang war, und die maximale Breite betrug 2,2 cm.
(PESCHECK 1939, 52, 195).
Kostrzewski hatte in seinem Archiv auch die Abbildung und
Beschreibungen eines langen zweischneidigen mit Tupfenornament
verzierten („mit ziemlich großen Tupfen verziert“) Schwertes, das
mit seinem Ausmaß und der Form an das Exemplar aus Nowa Wieś Ujska
erinnert (Abb. 3:6a, b). Die Waffe hat einer Länge von 107,7 cm,
wovon auf der der Griff 16,3 cm entfallen. Die Klingenbreite betrug
4,4 cm. Kostrzewski betont das Vorhandensein eines glockenförmig
verbreiteten Unterteils der Griffangel, vermerkt auch, dass die
Waffe ursprünglich verbogen war. Als den Aufbewahrungsort gab das
Polnische Museum in Posen („Samlg Jażdżewski“) an. Vermutlich wurde
dasselbe Exemplar von Kostrzewski in seinem Katalogteil “Die
ostgermanische Kultur….“ berücksichtigt (KOSTRZEWSKI 1919A, 346).
Im Archiv von Kostrzewski gibt es auch eine Karteikarte mit der
Beschreibung: „Arkuszewo pow. Włocławek“ (mit schwarzer Tinte
geschrieben), „rzekomo pow. Włocławek“ („angeblich Kreis
Włocławek“) (und mit dem Bleistift geschrieben, mit dem auch die
Beschreibung und die Skizze des Schwertes gemacht wurden). Auf der
Skizze sehen wir die Waffe mit demselben Maß und mit markiertem
Ornament, das mit einem Kommentar versehen wurde „cały ornament z
wyj.[ątkiem] b.[ardzo] wąsk[ich] pasów po bokach i w środku“ („das
ganze Ornament mit der Ausnahme schmaler Streifen an den Rändern
und in der Mitte“). Als den Aufbewahrungsort des Fundes wurde
„Tow[arzystwo] Kraj[owe] Włocławek„ (Landesverein in Włocławek)
angegeben, womit vermutlich eine museale Sammlung des erwähnten
Vereins gemeint war. Diese Karteikarte wurde 1919 wahrscheinlich
während der Rundreise durch das ehemalige Polnische Königreich
verfasst, also schon nachdem sein Manuskript „Die Germanen...“ dem
Verlag eingereicht worden war. Die Maße des beschriebenen Schwertes
widersprechen den Maßen des Schwertes aus Arkuszewo, die M.
Rawicz-Witanowski veröffentlicht hat (RAWICZ-WITANOWSKI 1904). Ich
bin leider nicht imstande, diese Widersprüche zu erklären. Ich
vermute aber, dass J. Kostrzewski mit diesen Widersprüchen fertig
wurde, indem er das hier beschriebene Schwert in seinem Artikel
über die Sammlungen des Museums des Landesvereins in Włocławek
nicht erwähnt (KOSTRZEWSKI 1919B). Die Information über das sich
auf dem Schwert aus Arkuszewo befindende Ornament ist auf ein paar
Karteikarten im Archiv von Kostrzewski zu sehen. Sie wird auch von
J. Marciniak in seinen Notizen (vielleicht nach Kostrzewski)
wiederholt. Ich habe sie aber in keiner Publikation der oben
genannten Forscher wieder gefunden.
Im Archiv befinden sich auch Notizen über Funde aus
Wyśmierzyce-Kożuchów, Kr. Białobrzegi, die als „rzym i lat“.
(„römisch und latènezeitlich) beschrieben wurden. Kostrzewski
zeichnete unter anderem einen Stangenschildbuckel (Abb. 4:1a) und
machte eine Skizze (mit Korrekturen) eines der Niete (Abb. 4:1b).
Es fehlen leider jegliche Angaben über die Maße dieses Fundes.
Direkt unter der Zeichnung des Buckels befindet sich eine
Bildunterschrift „6 nitów“ („6 Niete“) (die Ziffer wurde mit einer
doppelten Linie hervorgehoben). Es ist unbekannt, ob sich diese
Bemerkung auf die Zahl der Niete bezieht, oder eher auf die Zahl
der Öffnungen am Rand zurückzuführen ist (auf der Abbildung wurden
nur ein Niet am Rande und eine leere Öffnung markiert). Es ist aber
zu anzumerken, dass die Stangenschildbuckel meistens mit 8 Nieten
versehen waren, und die Tatsache, dass es am Buckelrand weniger
Öffnungen gab, bewog Kostrzewski vielleicht dazu, die Ziffer 6
besonders deutlich hervorheben zu wollen. Die gegenseitige
Anordnung 2 sichtbarer Nietöffnungen lässt dieses Problem nicht
eindeutig lösen, es scheint aber, dass ihre Lage eher einer
symmetrischen Anordnung von 8 Nieten entspricht. Andererseits
verfügen wir über eine freihändige Skizze des Buckels aus Mölno
(Mielno, Kr. Inowrocław), von dem wir wissen, dass er 12 Niete
besaß (Abb. 4:4a). Gemäß der Zeichnung kann man jedoch ihre Zahl
auf ca. 10 schätzen. Diese Bemerkung weist hin darauf, dass es im
Falle der von Kostrzewski skizzierten Buckel unmöglich ist, die
Gesamtzahl der Niete nur anhand der gegenseitigen Anordnung von nur
ein paar Nieten fehlerfrei zu schätzen. Das Exemplar aus
Wyśmierzyce-Kożuchów konnte also dementsprechend ursprünglich
sowohl 8 als auch 6 Niete besitzen. Man soll auch erwähnen, dass
die uns interessierende Bemerkung („6 Niete“) sich direkt unter der
Buckelabbildung befindet, in gewisser Entfernung aber von der
Skizze des Nietes selbst. Auf demselben Blatt finden wir auch
Zeichnungen von zwei Lanzenspitzen (Abb. 4:2, 3) und eine Anmerkung
„3 oszcz[epy] żel[azne] 1 zup[ełnie]
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Archiv von Józef Kostrzewski
zniszcz[ony] (tylko tulejka i jej przedłużenie)” („3 eiserne
Speere völlig zerstört (nur die Tülle und ihre Verlängerung)]“ Es
fehlen hier leider, genau wie im Falle des Buckels, Informationen
über die Maße der Funde. Den Stangenschildbuckel soll man in die
Endphase der jüngeren vorrömischen Eisenzeit datieren, die
Chronologie der Lanzenspitzen ist dagegen noch nicht festgelegt.
Sie können sowohl aus derselben Zeit als auch aus der Kaiserzeit
stammen.
Im Archiv von Kostrzewski finden wir auch Notizen über die Funde
aus Księże Młyny, Kr. Poddębice. Obwohl die Fundstelle in der
Fachliteratur bekannt ist und ihre Funde veröffentlicht wurden
(DĄBROWSKA 1976), finden wir bei Kostrzewski die Skizze eines
Scheidenortbandes von einem zweischneidigen Schwert, das auch von
T. Dąbrowska erwähnt wird. Die genannte Skizze stellt ein halbrund
abgeschlossenes hohes Ortband mit einem festigenden Quersteg dar
(Abb. 4:7). Die Skizze ist freihändig und wurde mit keinen
metrischen Angaben versehen. Es ist aber zu erwähnen, dass er hier
zweifellos ein Exemplar dargestellt hat, dass sowohl keine
paarigen, dreieckigen an die Scheidenwände übergehenden Vorsprünge
oder Verdickungen als auch keinen sporenförmigen Fortsatz besitzt.
Hohe halbrund abgeschlossene Ortbänder gelten als Elemente der in
die Phase A2 der jüngeren vorrömischen Eisenzeit datierten
Scheiden. Eine nahe Analogie bilden hier die in die Phase A2
datierten Exemplare aus Kotowice, Grab 15, und Kamieńczyk, Grab 115
(PESCHECK 1939, 123, 192; Abb. 109:2, 2a; DĄBROWSKA 1997, 32; Taf.
LX.115:1a). Ähnlich gebildete Ortbänder sind typisch für die
Scheiden von des so genannten östlichen Typs Ludwigshafen, die für
die Phase A3 kennzeichnend sind (ŁUCZKIEWICZ 2006, 187). Die
Ortbänder der Scheiden vom Typ Ludwigshafen sind jedoch im
Unterteil massiver und besitzen eine größere Zahl von
Querstegen.
An manchen Notizen erkennt man Spuren mehrmaliger Ergänzungen.
Diese Bemerkung betrifft z.B. die Karteikarte mit dem Schildbuckel
aus Mölno (Mielno, Kr. Inowrocław). Die Abbildung dieses
Schildbeschlags wurde ein paar Mal von Kostrzewski veröffentlicht,
doch auf der Karteikarte befindet sich auch eine andere Zeichnung
dieses Fundes (vermutlich von der Unterseite, worauf die
abgebildeten Niete mit Unterlegscheiben hinweisen) (Abb. 4:4a, 4b)
und eine Skizze der Schaftwaffe, die J. Kostrzewski im Katalogteil
„Die ostgermanische Kultur…“ berücksichtigt (KOSTRZEWSKI 1919A,
432) (Abb. 4:5, 6). Die Lanzenspitze zeichnet sich durch ein Blatt
mit hervorstehenden Rippen von der Breite 4,8 cm aus. Die erhaltene
Länge betrug 18,5 cm, wovon die Tülle 8,3 cm lang war. Auf
demselben Zettel gibt es noch Anmerkungen über z.B. eine frühe
Ösenkopfnadel, eine bandförmige Schildfessel, einen Wetzstein und
ein Messer. Es ist leider unbekannt, ob die erwähnten Gegenstände
einem oder mehreren Graben angehörten, oder ob sie nur zufällig
zusammengestellt wurden.
Im Kostrzewski Archiv finden wir auch die Skizze eines
Schwertes, dessen Fundort unbekannt bleibt und das im Museum des
Priesterseminars in Włocławek (KOSTRZEWSKI 1920B, 116) aufbewahrt
wurde. Dieses Schwert, ursprünglich rituell verbogen, war im Jahre
1921 infolge der Einwirkung von Amateurkonservatoren schon
geradegebogen. Vielleicht infolge des misslungenen Versuchs, das
Schwert geradezubiegen, wurde auch die Spitze abgebrochen. Der
erhaltene Rest war 70,5 cm lang und die Klingebreite betrug 4,5 cm.
Die Skizze stellt ein Schwert mit ovalen Tupfen dar, und im
Kommentar können wir lesen, dass es „zap[ewne] zdobiony”
(„vermutlich verziert war“) (Abb. 4:8b). Auf derselben Karteikarte
wurde auch eine 26 cm lange Lanzenspitze skizziert. Kostrzewski
hatte selbst Zweifel, wenn es um ihre Datierung geht, (neben der
Abbildung gibt es eine Bemerkung Zeit?) und in der Publikation über
die Latènefunde aus dem Museum in Włocławek hat er den Fund nicht
erwähnt. Auf einer anderen Karte skizzierte Kostrzewski neben dem
schon erwähnten Schwert aus dem Museum des Priesterseminars in
Włocławek auch ein verziertes Schwert samt Scheidenfragment mit der
Anmerkung, dass es aus dem Museum der Landeskundlichen Gesellschaft
in Włocławek stammt (Abb. 4:8a, 9) (KOSTRZEWSKI 1920B, 116). In
demselben Museum sollte auch eine ringförmige Gürtelschließe
aufbewahrt worden sein.
Unter den auf Deutsch verfassten Materialien finden wir Skizzen
der Funde aus Kulm (Chełmno, Kr. loco), Grab 102 (KOSTRZEWSKI
1919A, 285, 290, 298, 302). Das Grabinventar
2 In den nachfolgenden Veröffentlichungen hat dieses Grab die
Nummer 56 (ŁĘGA 1938, 19, 20; HACHMANN
1951, 87; ŁUCZKIEWICZ 2006, 333).
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T. BOCHNAK
umfasste Lanzenspitze, Lanzenschuh, Schildbuckel und
Schildfessel. Die Zeichnung und die Maße der Lanzenspitze wurden
veröffentlicht (KOSTRZEWSKI 1919A, Abb. 56). Der üllenförmige
Lanzenschuh war 4,5 cm lang und sein Durchmesser betrug 1 cm (Abb.
5:2). In der Publikation gibt es eine Information, dass der
Schildbuckel eine Stange besaß (KOSTRZEWSKI 1919A, 298), aber dank
der Skizze von Kostrzewski können wir feststellen, dass der
Schildbuckel eine sehr charakteristische Form mit einer kurzen
Stange und 12 Nieten hatte (Abb. 5:1a, 1b). Die von Kostrzewski
notierten Maße des besprochenen Schildbuckels stimmen grundsätzlich
mit den Angaben in späteren Publikationen über das Gräberfeld
überein. Die nur bruchstückhaft erhaltene Schildfessel vom Typ I
(nach Jahn) war aus einem 1 cm breiten Stäbchen erzeugt und mit
einem Niet, dessen Durchmesser 3 cm betrug, befestigt (Abb.
5:3).
Unter den Notizen über die Militaria der Oksywie-Kultur ist
unter anderem die Karteikarte beachtenswert, auf der er den Fund
aus Bolschau (Bolszewo, Kr. Wejherowo) dokumentiert hat. In der
Fachliteratur sind auch Abbildungen eines zu diesem Grab gehörenden
Kessels (Abb. 5:4a, 4b) mit dem eisernem Rand vom Typ Eggers 4
(1951) sowie auch einer Schwertschlaufe bekannt (UNDSET 1882, 138,
513, Taf. XV:1; KOSTRZEWSKI 1919A, 94, 212, 332; Abb. 94:f). Bei
Kostrzewski finden wir dagegen neben Skizzen der erwähnten Funde
auch Abbildungen anderer Ausstattungselemente. Dort wurde ein
Schildbuckel dargestellt, der im Kommentar als halbkugelig
bezeichnet wird, Durchmesser von 20 cm, wobei der Rand 4,5 cm breit
war. Der Buckel war vermutlich mit 8 Nieten befestigt (Abb. 5:8).
Im Falle eines zweiten Schildbuckels war es nur möglich, einen Teil
seines Profils mit dem Rand von 1,5 cm und sichtbarem zylindrischen
Kragen zu rekonstruieren (Abb. 5:7). Zum Grabinventar gehörten auch
zwei Schwerter, wovon eine in einer ornamentierten Scheide steckte.
Der Skizze und der Beschreibung ist zu entnehmen, dass die
Vorderseite der Scheide mit einem netzartigen Ornament verziert war
(„diese mit netzartigem Ornament verziert/Jahn“), das P.
Łuczkiewicz als so genanntes Chagrinage interpretiert (Łuczkiewicz
2006, 24) (Abb. 5:6a). Auf der Rückseite der Scheide erkennt man
„flache Mulden“ (Abb. 5:6b). Die längliche Schwertschlaufe ging im
oberen Teil in einen Quersteg über, welcher den Scheidenmund,
dessen Breite 5 cm betrug, zusammenhielt. Wie schon erwähnt wurde,
befand sich in der fragmentarisch erhaltenen Scheide ein
bruchstückhaft erhaltenes Schwert, das als mutmaßlich verziert
beschrieben wurde („Schwert wohl auch verziert“). Das Schwert besaß
einen 14 cm langen Griff, der mit einem kleinen Knopf Höhe von 1 cm
abgeschlossen war. Die im Querschnitt dachförmige (?) Klinge war
4,5 cm breit. Das zweite im Querschnitt dachförmige Schwert mit
hervorgehobenen Rippen besaß einen 17,5 cm langen Griff (Abb.
5:5a). Es scheint, dass dieses Schwert mit einer Länge 61 cm
abgebrochen war, und Kostrzewski verband mit ihm ein im Grab
erhaltenes Spitzenteil eines Schwertes, dessen Spitze als
spitzbogenförmig bezeichnet wurde (Abb. 5:5b). Kostrzewski setzte
leider keine Skizzen der Schaftwaffenspitzen ein. Es ist nur
bekannt, dass eine der Lanzenspitzen stark verrostet war und seine
Länge 50 cm betrug. Die zweite der erhaltenen Spitzen mit einer
Länge von 29,5 cm besaß ein 3,8 cm breites Blatt. Eine enigmatische
Bemerkung „Tülle zieml[ich] 4Kant[ig]“ könnte darauf hindeuten,
dass die Tülle, anscheinend eher im oberen Teil, einen vierkantigen
Querschnitt aufwies.
Man sollte auch einen etwas spärlicheren Fund, vielleicht ein
Doppelgrab, aus Dreilinden (Gdańsk Nowolipki) erwähnen. Seine
Materialien sind nur aus den schriftlichen Erwähnungen in den
Arbeiten von Lissauer, Blume und Kostrzewski (LISSAUER 1887, 127;
BLUME 1915, 127; KOSTRZEWSKI 1919A, 332) bekannt. Vor dem II.
Weltkrieg waren sie im Westpreußischen Provinzialmuseum in Danzig
aufbewahrt. Sie sind verschollen und die hier präsentierten Skizzen
sind vermutlich ihre einzige erhaltene Bilddokumentation. Zum
Grabinventar gehörten zwei Schwerter, wahrscheinlich zwei
Lanzenspitzen, ein Schildbuckel, das Fragment einer nicht
identifizierten Fibel sowie auch „Bruchstücke von anderen Geräten
aus Eisen“ und eine keramische Urne (Abb. 6:7). Eins von den
Schwertern war 85 cm lang und die zweischneidige Klinge war ca.
5,8–6 cm breit (Abb. 6:2, 3). Das zweite Schwert war schlechter
erhalten; Kostrzewski notierte nur, dass es wahrsch[einlich] auch
zweisch[neidig] war. Das besser erhaltene Schwert bildete mit der
6,6 cm breiten Scheide einen Satz. Die erhaltenen Skizzen stellen
die Vorder- und Rückseite des oberen Abschnitts der Scheide samt
Ortbandfragment dar (Abb. 6:5a–c). Ähnlich wie bei den meisten in
die Latènezeit datierten Scheiden war die Rückseite etwas breiter,
und ihre umgebogenen Ränder überlappten die
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Archiv von Józef Kostrzewski
Vorderwand. Der obere Scheidenteil verfügt über einen Quersteg,
der mit verdreifachtem liegendem S-Motiv verziert war. Die
Schwertschlaufe war kurz, fast symmetrisch und ist das einzige
Scheidenelement, das von Kostrzewski veröffentlicht wurde
(KOSTRZEWSKI 1919A, 94; Abb. 94:d). Das nächste von Kostrzewski auf
der Karteikarte beschriebene Bewaffnungselement ist eine
Lanzenspitze (Abb. 6:1). Neben einer freihändigen Skizze wurde
vermerkt, dass ihre Länge ca. 12 cm betrug, wobei die Tülle 6 cm
lang war. Die maximale Breite des Blattes beträgt 4 cm. Kostrzewski
erwähnt nicht, ob die Spitze ein gezacktes Blatt besaß. Unter den
Funden aus Gdańsk Nowolipki dokumentierte Kostrzewski auch einen
Schildbuckel (Abb. 6:6a) mit 5 oder 5,2 cm breitem Rand (die
Ausmaße neben der Zeichnung und in der Buckelbeschreibung stimmen
nicht überein). Der obere Teil der Kalotte ist nicht erhalten
geblieben, und die auf der Skizze sichtbare Form ist nur ein
Rekonstruktionsvorschlag von Kostrzewski, der das hier besprochene
Exemplar in seinem eigenem Typ IV (Buckel mit kurzer Stange)
eingeordnet hat (KOSTRZEWSKI 1919A, 298). Der besprochene Buckel
war ursprünglich vermutlich mit 6 Nieten befestigt (wohl 6 Nieten).
Der Durchmesser der Nietenköpfe betrug 4,3–4,5 cm (Abb. 6:6b).
Unter der an dieser Stelle erwähnten Funden aus Gdańsk Nowolipki
scheint die mit verdreifachtem liegendem S–Motiv verzierte Scheide
am interessantesten zu sein.
Ein ähnliches Exemplar wurde in Münsterwalde (Opalenie, Kr.
Tczew) gefunden (UNDSET 1882, 138, 513; Taf. XV:2a, 2b), und seine
Skizzen blieben auch in dem reichlichen Erbe des Archäologen aus
Posen erhalten. Kostrzewski dokumentierte den unteren Teil dieses
Exemplars, mit einem festigenden und mit doppeltem liegendem
S-Motiv verzierten Quersteg sowie sporenförmigem Ortband, wobei er
die Zeichnung mit folgender Notiz versehen hat (Abb. 7:1a, 1b3,
1e–g). „Ebenso wie auf Rückseite“ und einer Bemerkung, dass „Die
Scheide aus 2 Teilen gebildet, daran eine über d[en] and[eren]
gebog[en] ist“. Die Zeichnung des Ortbandes wurde in „Die
Ostgermanische Kultur…“ (KOSTRZEWSKI 1919A, 95, Abb. 85:g)
veröffentlicht. Die Scheide hatte eine kurze fast symmetrische 7,5
cm lange Schwertschlaufe (Abb. 7:1d). Der verzierte Scheidenmund
(Abb. 7:1c) war gerade abgeschnitten, was vermuten lässt, dass das
in ihr steckende Schwert ursprünglich eine gleichartig geformte,
stabförmige Parierstange hatte. Wir verfügen leider über keine
Zeichnung des ganzen Schwerts, sondern nur über eine Skizze der
halbrunden Spitze mit selektiv geätztem Streifen, der fast die
ganze Klinge entlang verlief (Abb. 7:2a–c). Kostrzewski
veröffentlichte den charakteristischen Querschnitt (KOSTRZEWSKI
1919A, 90; Abb. 74). Im Archiv von Kostrzewski finden wir
verschiedene Skizzen der Lanzenspitze aus Opalenie. Nach einer
Notiz war diese Lanzenspitze 35,2 cm lang, bei eine Tüllenlänge von
9 cm und ein Tüllendurchmesser von 2,4 cm. Die erhaltene Breite des
Blattes betrug 7,7 cm (Abb. 8:1a–e). Zu der Abwehrbewaffnung des
Kriegers aus Opalenie gehörte der noch fragmentarisch erhaltene
Schildbuckel mit 7 cm breitem Rand4 und dem 1, 2 cm hohen Kragen
(Abb. 8:2) und ein Randbeschlagstück (Abb. 8:4). Der Buckel war
ursprünglich mit 6 Nieten versehen, deren Durchmesser bis 2,1 cm
betrug (Abb. 8:3). Ein anderes Bewaffnungselement war der
Kettenpanzer, der bis heute ein einzigartiger Fund aus der jüngeren
vorrömischen Eisenzeit auf dem polnischen Gebiet ist. Solche
Kettenpanzer werden meistens in Form von einem zusammengeballten
Klumpen verrosteten Eisens, bei dem man nur manchmal einzelne Ringe
unterscheiden kann, gefunden. Im Kostrzewski-Archiv befindet sich
die Zeichnung eines Geflechts, aus der resultiert, dass der
einzelne Ring mit 4 benachbarten Ringen verbunden war (Abb. 8:5).
Kostrzewski setzte hier keine Information über die Größe der
einzelnen Ringe ein. Nach L. Hansen betrug der Durchmesser dieser
Ringe 7 mm, und dieser Wert entspricht der Größe der skizzierten
Ringe (HANSEN 2003, 163). Auf der Zeichnung fehlt die Markierung
der die einzelnen Ringe verbindenden Niete, was annehmen lässt,
dass sie nur geklemmt waren. Ein solches Schema der Verbindung
(geklemmte Ringe in der Anordnung 1/4) ist im keltischen Milieu
ziemlich populär. Wir treffen es sowohl im Falle früher Exemplare
aus Ciumeşti (Rumänien) (RUSU 1970, 276–278; Abb. 5) und Kirkburn
(Großbritannien) aus LT B (STEAD 1991, 54–56, Fig. 45) sowie bei
den in LT C datierten Fundstellen in Aubagmnan d aus
Ribemont-sur-Ancre (Frankreich) (ROUX, COFFYN 1987, 37; LEJARS
1998, Fig. 3) auch bei den 3 Abb. 6:1a, 1b wie bei UNDSET 1882. 4
Wie Kostrzewski bemerkt: Rand s.[ehr?] breit (7cm).
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T. BOCHNAK
jüngern Funden aus Stanwick (Großbritannien) (MAC GREGOR
1962,53; Fig. 14), Chasenard und Vernon (Frankreich)
(DECHEZLEPRÊTRE et al. 1998, 24, Fig. 27; VIAND 2008). In manchen
Fällen, wie z.B. in Baldock (BURLEIGH 1982; 1983) oder Lexden
(Großbritannien) (FOSTER 1986, 82–85, Fig. 30), waren die Ringe
(mindestens manche) vernietet. Die Ringpanzerfunde aus dem Gebiet
des Barbaricums sind sehr selten. Ausgenommen je Ringpanzerserie
aus Hjortspring aus der ersten Hälfte des IV. Jhs. v. Ch.
(ROSENBERG 1937; KAUL 1988; RANDSBORG 1995; 1999) kann man neben
dem hier besprochenen Fund aus Opalenie nur die Exemplare aus
Putensen, Kr. Harburg (Deutschland) (WEGEWITZ 1972, 48, 252; Taf.
70; ADLER 1993, 105, 123) und Hedegård, Amt Randers (Dänemark)
(HANSEN 2004, 63, 175) in die Endphase der keltischen Dominanz und
den Anfang der Kaiserzeit datieren. Neben der Bewaffnung und der
Situla gehörte zum Fund aus Opalenie auch eine Fibel vom Typ E,
nach Kostrzewski „mit Fußende durch einen verzierten Knopf am Bügel
befestigt“ (KOSTRZEWSKI 1919A, 19, 258) (Abb. 7:4).
Abb. 1. Die Scheiden mit drei liegenden S-Motiven aus den
Gebieten Polens. 1. Ciepłe (Oksywie-Kultur); 2. Gdańsk-Nowolipki
(Oksywie-Kultur); 3. Lachmirowice
(Przeworsk-Kultur); 4. Opalenie (Oksywie-Kultur); 5. Pruszcz
Gdański (Oksywie-Kultur); 6. Żukczyn (Oksywie-Kultur)
Die nächste Schwertscheide mit drei liegenden S-Motiven kommt
aus Suckschin (Żukczyn, Kr. Gdańsk). Auf der Skizze sehen wir das
Oberteil der Scheide mit zu Opalenie analoger Verzierung des gerade
abgeschnittenen Scheidenmundes und eine stabförmige Parierstange
des in ihr steckenden Schwertes (Abb. 9:1). Kostrzewski
dokumentierte auch einzige unbeschädigte liegende S-Motiv und ein
Fragment des zweiten. Das Schwert aus Żukczyn besaß einen
dachförmigen Querschnitt und eine halbrunde Spitze (Abb. 9:2a, 2b,
2d). Die daneben notierten Zahlenwerte (L=76 gr Br 5,5) beziehen
sich vermutlich auf die Länge des Schwertes, weil es unmöglich
erscheint, dass Kostrzewski hier die erhaltene Länge der nicht
vollständigen Scheide notierte, und die Maße des Schwertes
ausgelassen hatte. Das Schema, auf dem die Art geschildert war, wie
das Schwert verbogen wurde, weist eindeutig darauf hin, dass es
zerbrochen wurde, vermutlich beim Versuch, es geradezubiegen (Abb.
9:2c). Auf der Skizze gibt es einen Pfeil, der auf die
rippenförmige Leiste am Scheidenmund gerichtet ist. Der Pfeil ist
mit einer Anmerkung versehen „Verzierung ähnlich Abb[au] Warmhof“
(Ciepłe, Kr. Tczew). Man sollte in Erinnerung behalten, das
Kostrzewski selbst das Schwert aus Ciepłe dem Typ IV, samt den
Funden aus Żukczyn, Opalenie und Lachmirowice, und die Scheide aus
demselben Grab dem Typ IV (Scheiden mit geradem Mund) zugeordnet
hat, wo wir auch die Funde aus Lachmirowice und Żukczyn5 finden.
Wenn wir diese Anmerkungen mit den Angaben aus dem Archiv
vergleichen, erweist sich, dass das Grabinventar in Ciepłe folgende
Elemente aufwies: ein Schwert mit gerader Parierstange, eine mit
rippenförmiger Leiste verzierte Scheide, Lanzenspitze,
Schutzbewaffnung (hier in Form von 6 Schildbuckelnieten) und einen
bronzenen
5 Zu demselben Typ rechnete Kostrzewski auch (mit einem
Fragezeichen) das Exemplar aus Koppenow
(Kopaniewo, Kr. Lębork) und etwas inkonsequent die Parierstange
aus Krockow (Krokowa, Kr. Puck) (KOSTRZEWSKI 1919, 282).
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Archiv von Józef Kostrzewski
Kessel mit eisernem Rand. Kostrzewski gibt auch Informationen
über das Ortband und den C-förmigen Scheidenbeschlag eines
einschneidigen Schwertes, das aus demselben Grab stammen soll
(KOSTRZEWSKI 1919A, 104, 336, 337; Abb. 98) ein6.
Form des Scheidenmundes Ortband mit
Fortsatz
3 liegende S-Motive
im Oberteil
2 liegende S-Motive im Unterteil
Symmetrische Schwertschlaufe
Ciepłe gerade + profilierte Leiste ? ? ? ?
Gdańsk Nowolipki glockenförmig ? ?
Lachmirowice gerade + profilierte Leiste
Opalenie gerade + profilierte Leiste
Pruszcz Gd. Gr.137 glockenförmig ?
Żukczyn gerade + profilierte Leiste ? ? ?
Tabelle 1. Merkmalkombinationen an Scheiden mit drei liegende
S-Motive im Oberteil aus Polen
Wir beobachten also eine Menge sehr ähnlicher Schwerter,
manchmal samt importierten Metallgefäßen, in Opalenie, Żukczyn,
Gdańsk-Nowolipki, vielleicht auch in Ciepłe, und von den neueren
Funden sollte man dieser Gruppe auch ein Exemplar aus Pruszcz
Gdański, Fst. 10, Grab 137 (PIETRZAK 1997, 27, 28; Taf. XLIX:7)
zuordnen (Abb. 1). Es ist nicht auszuschließen, dass eine ähnliche
Scheide ins Grab 403 in Pruszcz Gdański gelegt wurde. In diesem
Fall sind aber der obere und vordere Teil des Fundes nicht erhalten
geblieben. Von der eventuellen Ähnlichkeit der Scheiden können
analoge Konstruktionsmerkmale des Ortbandes und das Aussehen der
Schwertschlaufe zeugen. Der einzige sichere der Scheidenfund mit 3
liegenden S-Motiven auf dem Gebiet der Przeworsk-Kultur ist aus der
Ortschaft Lachmirowice, Kr. Inowrocław, Grab 1 (KOSTRZEWSKI 1919A,
92; Abb. 80) bekannt (Tabelle 1). Die nächste Analogie zu diesen
Scheiden bildet der Fund aus Hoppstädten-Weiersbach, Grab 23
(GLESER 2005, 118–124, 697; Taf. 8:1; 9) im Gebiet der Trewerer.
Dort wurde ein Schwert in einer den Exemplaren aus Opalenie und
Lachmirowice ähnlichen Scheide gefunden. Sie besaß eine profilierte
Leiste am Scheidenmund und das verdreifachte liegende S-Motiv sowie
ein sporenförmiges Ortband. Das erwähnte Exemplar ist die genaueste
mir bekannte Analogie zu den besprochenen Scheiden aus Polen. Im
Falle anderer aus dem westlichen Keltentum stammenden Scheiden
beobachten wir manchmal ähnliche Konstruktionselemente, doch man
registrierte noch nie das gleichzeitige Vorhandensein eines
verdreifachten liegenden S-Motivs, einer profilierten Leiste am
Scheidenmund und eines sporenförmigen Ortbandes. Den oben
beschriebenen Funden aus Polen ähnelnde Exemplare sind aus Mörigen7
(Schweiz) (DE NAVARRO 1972, 10, 16, 146, 156, 290, 340; Pl. XCIV:8)
sowie auch aus dem keltischen Oppidum Bibracte bekannt, wo in einer
Bronzewerkstatt das Fragment eines bronzenen dreifachen liegenden
S-Motivs gefunden wurde. Aus Bibracte stammen auch andere Fragmente
der liegenden S-Motive (wobei mindestens eins ein Halbfabrikat
darstellt) (HAMM 1999, 44,45; Fig. 91:1–4). Das Fragment einer
gezielt beschädigten Eisenscheide mit Überresten eines liegenden
S-Motivs (vielleicht auch dreifachen) stammt aus dem Oppidium in
Vernon (Frankreich) (DECHEZELEPRÊTRE et al. 1998, 25; Fig. 30;
VIAND 2008, 34, 37; Fig. 4:6). Die Scheide mit dem Ornament eines
dreifachen liegenden S-Motivs, doch mit dem Ortband ohne einen
sporenförmigen Fortsatz stammt aus der Ortschaft Loèche (Leuk) in
der Schweiz8. Aus
6 Die Frage der Grabe mit doppeltem Bewaffnungsset (wie
Bolszewo, Ciepłe, Gdańsk Nowolipki u.a.) erforscht
K. Czarnecka (CZARNECKA 2007A). 7 In der Arbeit von J. L.
Brunaux wurde dieser Fund irrig als aus der Ortschaft Möringen in
Deutschland
(BRUNAUX 1990, 173) stammender Fund beschrieben, und der Fehler
wurde zunächst wiederholt (BOCHNAK 2005, 48). Vermutlich wurde
dasselbe Scheidenfragment samt dem Schwert, zuerst von E. Vouga
(VOUGA 1885, Pl. II:6) veröffentlicht.
8 Für diese Information möchte ich mich bei Herrn Lionel Pernet
(UMR 8546 CNRS-ENS) bedanken.
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T. BOCHNAK
dem Saône-Flussbett stammen Scheiden mit einer rippenförmigen
Leiste am Mund, die manchmal auch mit einem aus mehreren (maximal
4) liegenden S-Motiven bestehenden Quersteg versehen waren. Im
Unterschied zu den Funden aus Polen besitzen die Scheiden aus der
Saône u-förmig gerundete Ortbandabschlüsse (GUILLAUMET, SZABÓ 2002,
219–221, 223, 225; Fig. 17–19). Kannelierte Leisten und u-förmige
Ortbandabschlüsse trifft man allgemein an den Scheiden vom sog. Typ
Ludwigshafen (SCHAAF 1984; SCHÖNFELDER 2003, 71–73). Aus Pîtres in
der Normandie ist eine Schwertscheide mit kannelierter Leiste und
massivem schmalen Ortband bekannt (CERDAN, CERDAN 1993, 150–152;
Fig. 4:7,8). Aus dem in die Phase LT D2a datierten Grab 3 von
Lamadeleine im Trewerer-Gebiet stammt eine Scheide mit einer
Applikation in opus interrasile-technik, die in der Tat ein
vervielfältigtes Motiv eines verdreifachten liegenden S-Motivs
darstellt (METZLER et al. 1999, 29, 31, 34, 35, 300–303; Fig.
327:1, 328, 329). Am Unterteil des beschriebenen Exemplars befindet
sich ein doppeltes liegendes S-Motiv (ähnlich wie in Lachmirowice
und Opalenie). Der gerade Scheidenmund und die stilistisch
entsprechende Schwertparierstange sind mit einer kannelierten
Leiste verziert, was auch eine Analogie zu den aus polnischen
Gebieten stammenden Scheiden bildet. Im Unterschied zu den
dokumentierten Exemplaren aus den Gebieten der Oksywie- und
Przeworsk-Kultur, die ein sporenförmiges Ortband besaßen, weist die
Scheide aus Lamadeleine einen U-förmigen Ortbandabschluss auf.
Heute ist es schwer festzustellen, warum es zu dieser Anhäufung
der aus dem westeuropäischen Raum stammenden Funde in den an der
Weichselmündung lokalisierten und in die Phase A2 datierten Gräbern
gekommen ist. Es scheint wenig wahrscheinlich zu sein, dass sie
entlang der alten vom Caput Adriae an die Ostseeküste führenden
Bernsteinstrasse eingeflossen sind. Diese Bemerkung betrifft auch
die Kessel mit eisernem Rand (z.B. aus Bolszewo und Ciepłe), die
man früher für Importe aus den rätischen und norischen Werkstätten
hielt und die man heute mit der westkeltischen Oppidum-Zone zu
verbinden pflegt (PESCHEL 1995). Die Funde keltischer Ringpanzer
aus dem Gebiet des Barbaricums sind sehr spärlich, aber auch sie
sind an der nördlichen Küste Europas lokalisiert. Ich glaube, dass
auch sie zu den westkeltischen Importen zu rechnen sind, die aus
Nordgallien und aus den Gebieten an der Rheinmündung, vielleicht
teilweise auf dem Seewege an der Meeresküste entlang in den nord-
und mitteleuropäischen Gebieten eintrafen.
Auf der Karteikarte mit den Funden aus den zerstörten Gräbern
aus Żukczyn skizzierte Kostrzewski neben dem oben besprochenen
zweischneidigen Schwert in der Scheide mit drei liegenden S-Motiven
auch einen Griff, eine Spitze und ein Querschnitt einer Klinge
sowie Art und Weise, wie das einschneidige Schwert verbogen wurde
(Abb. 9:3a–c). Aus der kurzen Notiz resultiert, dass die Waffe 75
cm lang war, wovon der metallene Griff 11 cm hatte. Die maximale
Breite der Klinge betrug 5,3 cm. Neben der Skizze der Klinge, auf
der der Forscher winzige bogenförmige Kerben auf der Innenseite des
Griffs markierte, befindet sich eine Bemerkung „etw[as] zu kurz
gesch[nitten]. Es ist vermutlich derselbe Fund, der in „Die
ostgermanische Kultur…“ (KOSTRZEWSKI 1919A, 100, 101, Abb. 91)
veröffentlicht wurde, doch ohne Zahlenwerte und Details der
Griffangel.
Bei der Arbeit an seiner Disertation erforschte Kostrzewski auch
die Materialien, die aus dem in den 80er Jahren des XIX. Jhs.
untersuchten Gräberfeld in Rondsen (Rządz, heute Grudziądz-Rządz,
Kr. Grudziądz) stammten. In seinem Archiv sind auch Skizzen und
Notizen erhalten, die die von S. Anger veröffentlichten Funde oft
im neuen Licht betrachten lassen. Es geht hier um einen Katalog der
Grabinventare mit Fotos und wenigen Abbildungen ausgewählter Funde
(ANGER 1890). Kostrzewski dokumentierte unter anderem das Aussehen
der Funde aus dem am 3. Oktober 1887 freigelegten Grab. Auf seinen
Skizzen sind u.a. zwei Lanzenspitzen zu sehen. Die erste von ihnen
von 50 cm Länge besaß eine 11 cm lange Tülle und ein schlankes 3,5
cm breites Blatt (Abb. 9:6), die zweite dagegen hatte Widerhaken
und war 16 cm lang, wovon die Tülle 14 cm umfasst (Abb. 9:7). Die
Breite der Widerhaken betrug 5 cm. Dies Spitzentyp ist relativ
homogen und taucht in der Phase A3 der jüngeren vorrömischen
Eisenzeit in der Przeworsk-Kultur (Typ A nach Bochnak) und der
Oksywie-Kultur (Typ Z nach Łuczkiewicz) auf und wird auch am Anfang
der römischen Kaiserzeit in der Przeworsk-Kultur (Variante F/1 nach
Kaczanowski) benutzt (KACZANOWSKI 1995; BOCHNAK 2005, ŁUCZKIEWICZ
2006, 139, 140). In dem besprochenen Grab gab es auch einen
Schildbuckel mit
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Archiv von Józef Kostrzewski
kurzer Stange und 12 Nieten (Abb. 9:4). Sein Durchmesser betrug
14 cm, und der Rand war 2 cm breit. Der zylindrische Kragen war 3
cm hoch und die Stange hatte ein Länge von 3,5 cm. Die Niete waren
ca. 1,5 cm hoch und ihre Köpfe hatten einen Durchmesser von 2 cm.
Die Buckel mit kurzer Stange und 12 Nieten sind eine typische Form
für die Przeworsk-Kultur (BOCHNAK 2005). In der Oksywie-Kultur hat
man ähnliche Exemplare in dem erwähnten Grab 10 (56) aus Chełmno
und in Rosnowo (WOŁĄGIEWICZOWIE 1963, 56, 106; Taf. XVIII:8)
entdeckt. Eine Ergänzung zu dem Schildbeschlag aus dem besprochenen
Grabinventar bildet ein Querbeschlag, d.h. in der Art eines 13 cm
langen Nagels, der zweimal rechtwinklig gebogen wurde (Abb. 9:5).
Solche Nägel gelten als Klammern, die die Verbindungen der
einzelnen Schildbretter festigten.
Im Kostrzewski Archiv finden wir auch Skizzen zum Grab in Rządz,
das am 17. Mai 1888 freigelegt wurde. Neben den Zeichnungen, die
zwei Sporen darstellen (Abb. 10:2, 3), die auf den Fotos in der
Arbeit von Anger zu sehen sind, zeichnete Kostrzewski auch eine
Lanzenspitze (Abb. 10:1) und eine Fibel vom Typ K, wobei er das
Vorhandensein einer Verdickung am Fibelkopf betont (Abb. 10:4).
Dieses Merkmal samt der charakteristischen Form des Bügelknicks und
der Rahmenkonstruktion des Nadelhalters lassen die erwähnte Fibel
in den Subtyp K3 nach Kokowski (KOKOWSKI 1991, 49, 50)
einordnen.
Im Kostrzewski Archiv befindet sich auch die Skizze eines
Spätlatènesporns aus der Ortschaft Słup, Kr. Grudziądz (Abb. 10:8).
Dieser Fund wurde mit der Notiz versehen: „Dort von mir nicht
gefunden“ (KOSTRZEWSKI 1919A, 303).
Im Archiv finden wir auch eine Karteikarte mit folgender
Bemerkung „Babbin (Kr. Pyritz) [heute Babin, Kr. Pyrzyce] (Sieh
Dobberspuhl) [heute Dobropole, Kr. Gryfin]“. Kostrzewski notierte
„Das Spiralröllchen stammt wahrsch[einlich] von hier aus e[inem]
Steinkistengrab“ und unten an dem Satz “Von hier auch
(wahrsch[einlich]!)“ befinden sich Skizzen und Beschreibungen von
zwei Lanzenspitzen. Die eine von ihnen, die Kostrzewski mit
folgender Bemerkung versehen hat „ob Babbin ob Dobbersphul“, war 31
cm lang, wovon die Tülle 8 cm hatte. Die maximale Blattbreite
betrug 3 cm (Abb. 10:5). Die zweite Spitze, mit einem Zickzack-
Ornament verziert (wenn wir andere derartige Funde berücksichtigen,
können wir annehmen, dass das Ornament geätzt wurde), war in der
vollständigen Länge von 40 cm erhalten, wovon die Tülle 8 cm lang
war. Die maximale Breite des Blattes betrug 3 cm (Abb. 10:6).
Darunter gibt es Skizzen von zwei Gürtelhaken samt einer Anmerkung,
dass sie dem Museum in Stettin gehören. Im Katalogteil „Die
ostgermanische Kultur…“ erwähnt Kostrzewski auch einteilige
Klammern aus Babin, aber sowohl auf der Fundliste zu Babin als auch
zu Dobropole gibt es keine Informationen über diese Spitzen
(KOSTRZEWSKI 1919A, 328, 329). Das ornamentierte Exemplar wird auch
nicht auf der Liste der verzierten Spitzen erwähnt. Die einzigen
Funde aus der Stettin-Sammlung, die auf dieser Liste enthalten
sind, sind die Exemplare aus Brzeźniak, Kr. Stargard (3 Exemplare)
und Buczek, Kr. Białogard (KOSTRZEWSKI 1919A, 292, 293).
Manche Karteikarten betreffen Funde, die vor 1914 veröffentlicht
wurden; sie enthalten aber zusätzliche Informationen oder Skizzen,
die keine Abzeichnung der früher veröffentlichten Abbildungen sind.
Die Abbildung eines einschneidigen Schwertes aus Sinzlow
(Żelisławiec, Kr. Gryfin) unterscheidet sich z. B. etwas von der
Skizze, die M. D und R. Wołągiewiczowie veröffentlicht haben (Abb.
10:7) (nach der Publikation von H. Schumann) (WOŁĄGIEWICZOWIE 1963,
142; Taf. VI:1). Abgesehen davon, dass sie wie ein Spiegelbild der
früher publizierten Abbildung wirkt, bemerken wir bei Kostrzewski,
dass das Schwert am Griff einen Niet mehr hatte und man kann auch
genau sehen, wie der Endteil eines C-förmigen Scheidenbeschlags
geformt ist. Kostrzewski vermerkte auch den Querschnitt des
Spitzenteils der beschriebenen Waffe, wobei er das Vorhandensein
eines geschmiedeten Rückens betonte.
Unter den im Archiv von Kostrzewski spärlichen Materialien, die
nach 1923 verfasst wurden und die sich auf die jüngere vorrömische
Eisenzeit beziehen, ist die Karteikarte mit dem Fund aus Wygoda
Kościelna (heute wahrscheinlich Wygoda, Kr. Kartuzy) beachtenswert.
Auf der Karte wurden zwei Stangenschildbuckel und eine verzierte
Lanzenspitze mit gezacktem Blatt dokumentiert (Abb. 11:1–3). Die
erwähnte Skizze wurde kürzlich veröffentlicht (BOCHNAK 2006B, 56,
57, Fig. 10). Neben der Zeichnung wurde vermerkt, dass die Funde
1929 dem Państwowe Muzeum Archeologiczne in Warschau geschenkt
wurden. Diese Funde (außer
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T. BOCHNAK
einem Niet) sind heute in den Sammlungen des Państwowe Muzeum
Archeologiczne nicht vorhanden. Im Museumsarchiv befindet sich
dagegen eine Kopie eines Briefes vom 9.10.1929, den R. Jakimowicz,
der damalige Museumsleiter, an den Pfarrer Sadowski aus Wygoda
Kościelna gerichtet hat, in dem er sich für die geschenkten Funde
bedankt: „3 duże naczynia, 2 małe naczynie, 1 pokrywka do urny, 2
groty żelazne, 2 umba żelazne, 1 stop bronzowy” („3 große Gefäße, 2
kleine Gefäße, 1 Urnendeckel, 2 eiserne Lanzenspitzen, 1
Bronzelegierung“)9. Die hier besprochene Notiz von Kostrzewski ist
heute vermutlich die einzige Wissensquelle über diese Funde aus
Wygoda Kościelna und lässt ihr Aussehen teilweise rekonstruieren.
Die Schildbuckelzeichnungen wurden leider mit keinen Angaben über
ihre Maße versehen. Nur an einer Nietabbildung sehen wir die
Information „8 nitów” („8 Niete“). Das wellenförmig gezackte
Lanzenspitzenblatt, dessen erhaltene Länge 40 cm betrug, besaß ein
geätztes erhabenes Dreiwirbel- oder Hakenkreuzornament. Ein
ähnliches Sternornament ist auf der Spitze aus Kopaniewo, Grab 8,
zu sehen doch in diesem Fall haben die Sterne nicht vier sondern
drei Arme (KOSTRZEWSKI 1919A, 115, 294; Abb. 111). Neben dem
erwähnten Exemplar aus Kopaniewo bezeichnet Kostrzewski als
„Lanzenspitzen mit erhabenem Dreiwirbel – oder Hakenkreuzornament“
noch Exemplare aus Neuguth (Nowe Dobra, Kr. Chełmno), Grab 1, und
Rondsen (Grudziądz-Rządz), Einzelfund (KOSTRZEWSKI 1919A, 294).
Vierarmigen Sterne, aber mit geraden Armen, treten auch auf den
Lanzenspitzen aus den Gräbern der Przeworsk-Kultur in Zadowice,
Grab 627 und Oblin, Grab 26a auf (KASZEWSKA 1978, 180, 185; Taf.
I:28; CZARNECKA 2007B, 16; Taf. XXII:4).
Nicht alle Notizen, die es in den sich auf die jüngere
vorrömische Eisenzeit beziehenden Akten gibt, stellen Funde aus
dieser Zeit dar. Es ist auch nicht offensichtlich, ob man die
Lanzenspitze aus der Ortschaft Strzępiń, Kr. Grodzisk, in diese
Zeit eben datieren soll. Der freihändige Charakter der Zeichnung
lässt nämlich ihre Chronologie nicht bestimmen. Man hat zwar auf
einer Karte die eiserne Spitze („mit sehr schwerem Grat”) und eine
Fibel vom Typ B dargestellt, es fehlt aber die Information über den
Kontext dieses Fundes (Abb. 11:4, 5). Die Lanzenspitze war 21,5 cm
lang und maximale Breite des Blattes betrug 3,5 cm. Kostrzewski
hatte selbst Zweifel an ihrer Datierung (KOSTRZEWSKI 1919A, 344).
Die Lanzenspitze aus Strzępiń war in den Sammlungen des Kaiser
Friedrich Museums in Posen, die Fibel dagegen gehörte dem dortigen
Muzeum Towarzystwa Przyjaciół Nauk. Die Karte mit den Informationen
über den Fund aus Kruchowo (MACHAJEWSKI 1980, 53, Abb. 6:5, 9, 10),
wo neben der verzierten, geätzten Lanzenspitze aus der jüngeren
vorrömischen Eisenzeit auch zwei römische Schildbuckel zu sehen
sind (vom Typ F1 und P nach ZIELING 1989, 85–87, 137, 769), weist
deutlich auf, dass die Notizen von Kostrzewski hinsichtlich der
Chronologie unterschiedliche Funde umfassen können. Die Anmerkung
neben den Abbildungen lautet: „zus[ammen] m[it] 2 spätrömischen
Schildbuck[eln] u[nd] anderen unbekannt[en], ab[er] z[u] einem
Funde gehörig.
Der vorliegende Text zeigt nur eine restriktive Auswahl der
Materialien aus dem reichen Erbe von J. Kostrzewski. Ich möchte Sie
darauf hinweisen, dass ich nur diese Notizen über ausgewählte
Kategorien der Bewaffnung angeführt habe, die sich grundsätzlich
auf die früheste Etappe der wissenschaftlichen Tätigkeit dieses
Archäologen beziehen. Diese Erwähnungen liefern aber viele vorher
unbekannte Informationen, oder ergänzen die bereits bekannten
Tatsachen und sind noch heute, nach vielen Jahrzehnten, eine
ernsthafte Informationsquelle über die Materialien, die die
Grundlage für die heute geltenden typologischen und chronologischen
Systeme bilden.
Übersetzt von Barbara Jachym
Literatur:
ADLER, W. 1993 Studien zur germanischen Bewaffnung.
Waffenmitgabe und Kampfweise im Niederelbegebiet
und im übrigen Freien Germanien um Christi Geburt, Bonn. 9 Für
diese Information ich möchte mich bei Frau Dr. Katarzyna Czarnecka
(Państwowe Muzeum Archeologiczne)
höflich bedanken.
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Abb. 2. Die Skizzen aus dem Archiv Józef Kostrzewski
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T. BOCHNAK
Abb. 3. Die Skizzen aus dem Archiv Józef Kostrzewski
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Archiv von Józef Kostrzewski
Abb. 4. Die Skizzen aus dem Archiv Józef Kostrzewski
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T. BOCHNAK
Abb. 5. Die Skizzen aus dem Archiv Józef Kostrzewski
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Archiv von Józef Kostrzewski
Abb. 6. Die Skizzen aus dem Archiv Józef Kostrzewski
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T. BOCHNAK
Abb. 7. Die Skizzen aus dem Archiv Józef Kostrzewski
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Archiv von Józef Kostrzewski
Abb. 8. Die Skizzen aus dem Archiv Józef Kostrzewski
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T. BOCHNAK
Abb. 9. Die Skizzen aus dem Archiv Józef Kostrzewski
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Archiv von Józef Kostrzewski
Abb. 10. Die Skizzen aus dem Archiv Józef Kostrzewski
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T. BOCHNAK
Abb. 11. Die Skizzen aus dem Archiv Józef Kostrzewski
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Barbaricum, vol. 8, Warszawa 2009