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ie kanonische Zahl der muhammedanischen
Secten und die Symbolik der Zahl 70 73,
aus judischen und muhammedanisch-arabischen Quellen nachgewiesen
von
M. Steinseliuelder.
Vorbemerkung.
Die nachfolgende umfangskleine Abhandlung ist ein an sich
unbedeutender Ertrag mehrjhrigen Sammeins aus den verschieden
artigsten Schriften, zu dessen Wrdigung und Beurtheilung ich
mir jedoch einige einleitende Worte in Bezug auf Stoff und
Quellen erlaube.
Es giebt ein Element der jdischen und muhammedanischen
wie christlichen Urliteratur, fr welches unsere iu classischen For
men entwickelten Gedanken und Sprachen keinen deckenden Be
griff uud Ausdruck haben, und woran jede Beurtheilung des Un
eingeweihten scheitert. Es ist diess ein neben dem Gesetz (Halaeha)
in freierer Weise sich entwickelnder, wenn nuch durch die Aus
legung (Midrasch) ebenfalls mit der b. Schrift verknpfter Stoff,
welcher im Judenthum Haggada (Mittbeilung) beisst, Sage, Glau
bens- und Sittenlehre, Menschen- und Weltkunde in balbwissen-
scbuftlicher Form einscbliesst und erst in den Perioden der Er
starrung zur obligaten Legende und Dogmatik, ja zum
Gesetz selbst sich verkrpert; whrend ein Tbeil des wissen
scbaftliehen Stoffes in Berhrung mit classischer Literatur (8, Jahrb.)
auch die wissenschaftliche Form sicb aneignet und als profane
Weisheit der Theologie gegenbertritt, um den Kampf des Wis
sens mit dem Gluuben zu beginnen *). In der Mythenzeit der
Haggada (300 v. Chr. 500 n. Chr.) erhlt sicb dieselbe fast nur
durcb mndliche Mittheilung, bis sie zur Collectiv - Literatur des
Talmud und Midrasch beranscbwillt, deren Wesen und Eigenthmliehkeit zuerst in den eben so tiefen als grndlichen Forscbon-
*) V gl. meine Abhandlung ber Sage und L egende in Frankels Zeitschr fr die relig. Interessen des Judenthums 1845. S. 380 f. 1846. S. 287 IT.
IV. Bd. 10
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1 4(j Steinschneider , die kanon. Zahl der muhammed. Seelen
gen Zunz's *) gescliildcrt, so wie Alter und Vaterland der einzel
nen Schriften gen.-iu oder annherungsweise ermittelt worden ist.
Dieser kritischen Seite drfte die nachfolgende Abhandlung einige
ntzliche Ergnzungen und Materialien fr weitere Forschungen
darbieten , andererseits uuch das Wesen jener Schriftdeutung (des
Midrasch) in charakteristischen Beispielen vorfhren **). Aber
auch die behandelten Stoffe, namentlich aus dem Gebiete der
Legende und Dogmatik, verdienen eine selbststndige, geschichtlich entwickelnde Behandlung; und wenn es hier freilich
nur nach einer Seite bin geschehen konnte und musste, so ge-
whrt nns doch aucb diese Seite der Zahlsymboiik einen tiefen
Blick in die Ausbildung von Legenden und religisen Anschauun
gen. Hauptschlich in Namen und Zahlen verkrpert und ver
fleischt sich der Mythus und die mythcnbufte Seite der .Sage ;
so wie sie im Schriftwort ihren Anknpfungspunkt sucht oder
von ihm ausgeht ***).
Icb habe nur noch ein kurzes Wort ber nieine Quellen als
solcbe hinzuzufgen. Das Gebiet des Talmud und der Midrascbim
ist ein so berschwenglich grosses, dnss eine vollstndige
Kenntniss des durin enthaltenen Materials fr irgend einen .Stoflf
kuum mglich und auch in keinem Hlfsmittel dargeboten ist. Jedoch
stand mir ein ziemlich bedeutendes zu Gebote. Mein Oheim, Hr.
G. Brecher in Prossnitz, als hebr. Scliriftsteller bekannt, besitzt
eine handscbriftlicbe talmudische Realconcordanz von R. Elles er,
Rabb. zu Kunitz in Mhren (nach 1770), verfasst, betitelt: n''U5
m3N inasf), in deren 3. Theil (einer Z a h I concordunz ) die
Mehrzahl der von mir angefhrten Stellen aus Talmud und Mi
drasch, in welcher die Zahl 70 vorkommt, wenn auch oft mit unzu
reichender Nachweisung, angegeben ist. Seit 3 Jahren, wo ich,
unabhngig von der spter zufllig gefundenen Bemerkung Gei
gers (s. unten .6) die nachfolgenden Forschungen begann, be
mhte ich mich , alles hierher Gehrende zu sammeln und zu sich
ten , und so entstand diese Abhandlung, welche icb der Beachtung
der Orientalisten und Theologen hiermit empfehlen mchte.
*) Znnz, die gottesd. Vortr. der Juden. Berlin 1832.
**) Ich habe jedoch im Ganzen nach dieser Seite hin den Inhalt weitlufiger Auseinandersetzungen kurz wiedergegeben oder dnrch Nachweisungen ersetzt.
***) S. meine angefiihrte Abhandl. 1846. S. 287.
f) Nach dem Midrasch zu 1 M. 24, 25. Hiernach isl mein* Beschrei
bung im Serapeum 1845. S. 298. Anm. 20. zu berichtigen.
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und die Symbolik der Zahl 70 73. 147
I. Der Rath der Alten und das Synhedrion.
. 1. Die 70 Aeltcsten (D'lpt) , welche Moses auf Got
tes Befehl (4 Mos. II, 16) zu einem grossen Rath aus dem Volkeerwhlte, wurden, nach der ltesten Haggada (Jeruschalmi Synh.
Cap. 1) auf folgende Weise ernannt. Moses bestimmte, um kei
nen Stamm zu verkrzen, fr einen jeden 6 Loos-Zettel , so dass
in Summa 72 waren. Durunter befanden sich aber 2 Nieten.
Ueber Etdad und Medad giebt es zweierlei Ansichten ( Babli
Synh. 17). Nacb der einen hatten sie nicht gezogen (""obpa
m'^TilS), und zwar, nach Raschi, aus Furcht, die Nieten zu
ziehen ' ) R- Simeon hingegen sugt: Als Gott dem Moses be
fhl, die Aeltesten zu versammeln, da sprachen Eldad und Medad :
Wir sind dieser Grsse nicht wrdig! Zum Lohn fr diese Bescheidenheit wrdigte sie Gott einer unaufhrlichen Pro-
phetie, whrend die 70 .4lten nicht wieder prophezeibten (das.
V. 25: "iDD^ ab^). Eine nocb jngere Quelle -) lsst die Be-
scbeidenbeit Eldad's und Medad's durcb 5 Dinge belohnt werden,
worunter die Erwhnung ihres Namens in der Scbrift. Zur
Begrndung der Zabl 70 findet sich in einer lteren Quelle
(Berescb. Rabba Cap. 49) Folgendes: Gott verhiess dem Abrahamals Lohn fr die Beschneidung, welche ein Geheimniss Gottes"
'n 11D (Ps. 25, 14) heisst, dass 70 seiner Nachkommen nach
Aegypten ziehen, 70 Aelteste ausgewhlt werden sollten, und er demMoses die Thora in 70 Sprachen vortragen werde ^). Hiermit ist
der .Ausspruch des R. Cb.Tjja in Verbindung zu setzen : Wer beim
Wein besonnen bleibt, bat die Einsicht der 70 Weisen; Wein
( ji^) zhlt 70 '), und Geheimniss (llD) zhlt 70; geht der Wein
ein, geht das Geheimniss hinaus ')." Ferner: Salomo sprach
(Spr. 23, 20): Sei nicbt unter den Zechern des Weines ," Iass
dich nicht verleiten, 70 zu trinken, dass du nicht sehest die 70
(Mnner des Gerichtes) und zum Tode verurtbeilt werdest (Tan-
1) Am einfachsten wre die Annahme, dass sie eben die Nieten zogen.
2) Tanchuma-Jelamdenu, welcher fast wrtlich und sogar mitden Schlnssformeln : So erluterte R. Tanchuma Bar Abba" in Bammidb.
Rabba Cap. 15. aufgenommen ist. Vgl. Zunz, die gottesd. Vortr. u. s. w.
S. 259. Die Bescheidenheit jener Beiden erscbeint daber sprchwrtlich im
jer. Talm. Synh. I, 5 (Jefe March).
,3) Ich bergebe bier grsstentheils die weitlufige Ausfhrung der A n
knpfungen an B ibelstellen , wovon noeb spter.
4) m^niN 'ya 'jr^S, scheint die ltere Formel fr Angabe des Zahl-
werthes der Buchstaben; andere sind: pb nbi, 13ia\n (vgl. NitsaU
y^afifiarcia).
5) Erub. 65. Der letzte Spruch allein Synh. 38. Im Namen des R.Elieser Hakkapar, Tanchuma Schemini 140, b. (der Octav-Ausg.), vgl. Bammidb.
Rabb. Cap. 10. 11. (180, a. 182, a.). Dukes, Blumenl. Nr. 526. giebt
diesen Spruch nhne Erluterung und mit falschen Citaten , wie leider nochsonst hufig.
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148 Steinschneider, die kanon. Zahl der muhammed. Seelen
cliuma a. n. O. ). Da aber in der Erzhlung- der Bibel schon
frber die Aeltesten in Aegypten (2 Mos. 4; 29) und die 70 Aelte
sten beim Sinai ( 2 Mos. 14, 1. 14) vorkommen so dass ein
spterer Midrasch ( .Schemotb Rabb. Cup. 27) aucb dem .letbro70 Aelteste entgegenzieben lsst: so haben wir ber das Ver
hltniss dieser und jener verschiedene Ansichten, die im Midrasch
(Tanchuma, Bamm. Rabb. 15) nebeneinander gestellt werden:
1) Aus den Worten: Versammle mir 70 Alte, die du kennst;
denn (dass?) sie sind die Aeltesten des Volkes und seine Auf
seher" wird gedeutet, dass es israelitische F'rohnvogte Aegy
ptens waren, welclie durch ihre .Selbstaufopferung zum allgemeinen
Besten (2 Mos. 5, IH) diese Bevorzugung verdienten; 2) die
70 Aeltesten am Berge Sinai wurden mit Chur von dem unge
duldigen Volke ermordet ) ; 3) dieselben hatten ebenfallsTodesstrafe verdient, aber erst spter, zugleich mit Nadah und
Abiliu, erhalten. Hieran schliesst sicb die Angabe des Koran
(VII, 15.')), dass die 70 Aeltesten von einem Erdbeben vertilgt
wurden (wie Korali's Rotte) ^ ). Warum sind aber die Namen
der 70 Alten nicbt angegeben? Damit Niemand (von den Aelte
sten seiner Zeit) sagen knne: Ist er denn wie Mose und
Ahron , wie Nadah und Abiliu , wie Eldad und Medad ( dass ich
ihm gehorchen soll)?" (Tosifta, Rosch Husch. 25) oder (nacb
Gemara das.), um dadurch zu lehren, dass jeder Gerichtshof von
Dreien (Richtern) in Israel dem des Moses gleich sei. In be
deutendem Widerspruch hiermit steht der babylonische ,,Mi-
drascb Esfa" "*), aus der Schule des (wahrscheinlich ermordeten
ti) Die muh aram. Legende IUs.st die I.sraelilen 70 Propheten ermorden,
worber mehr in Krankel's Zeitschr. II. S. 277 (wozu vgl. Apostelgescb. 7, 52und die Parallelen).
7) Vgl. Herbe lot, Moussa III, 592 (deutsch. Ausg.). Weder Geiger,noch L'II mann (S. hat dieses hearhtet. Gewlilinlich werden aller
dings jene Koranworte : ,,L'nd als das Beben sie erfasste" nur von einer durchGewitter oiler lirdbeben oder Furcht vor dem gegenwrtigen Golt verursach
ten Betubung erklrl, von welcher sie wieder zu sich gekommen seien; s.Beidbawi z. d. St., I, S . 34(3. Z. 13 ff.
8) So genannt vom Anfang des T extes: tIDDM. Er befindet sich handschr.im Vatican No. 103; wir kennen ihn nur aus Fragmenten im Jalkul, deren
Anfang jedoch noch einemZweifel unterliegt. Z u n z (a.a. 0. S. 281, vgl. das Citat
aus Aruch S. 230, b. c.) betrachtet das Stck, wo von der Schule ( '5'lDOtt)
die'Hede ist, als F ragment des Jelamdenu. Dasselbe gehrt aber zu dem
in unserem Text gegebenen Anfang, welchen auch Rapoport (Kerem Cheined VI.S. 241) als solchen betrachtet, indem er hierbei bemerkt, dass die im Anhang zu
nbnj msbn (den sonderbarer Weise auch Zunz als Reminiscenz anfhrt !jvorkommende Ansicht sich weiter in keinem Midrasch finde, Letzteres ist
jeilocli bloss auf ltere Miilruschim zu restringiren ; denn wir finden diese An
sicht In Bammidbar Rabba, der hufig (und vielleicht auch hier) den .(el.iindenu
benutzt. Dass aber Esfa hier anfange, gebt aueh ans den grssern Initialen
des Jalkut hervor; auch findet sich ein hnliches Gleiehniss ans E sfa Jalkut
. 262. eachtenswerth sind die vnn Zunz aus Jalkut angegebenen Fragmente
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und die Symbolik der Zahl 7073. 14
uder liingericliteten) Gaon R. C ban inai oder AcLunui ) (800
830). Doselbst beisst es: 70 Alte entsprecben den 70 Festtagen
der Israeliten u. s. w. ( s. unten . 16 Ende). Moses wblte aus
jedem Stumme 6, nur aus Levi 4, in der Ueberzeugung, dassdieser bescheidene Stumm es ihm verzeihen werde '"). Hierauf
werden die 70 Aeltesten nach ihren Stmmen namentlich auf
gezhlt mit den Schlussworten : das sind 71 .Weiteste," weil
nmlicb Muses beim Stamm Amram" '') angefgt ist. Unter
diesen Namen belindet sich, wie Zunz hervorhebt, uucb Sym-
machus ( Oisaio )!
. 2. Ob der grosse Rath oder das Synhedrion ('nnDO
nbna) aus 70 oder 71 Personen bestehe, darber wird schon in
der Mischna (Synh. Anf.) gestritten, je nachdem nmlich Moses
mit zu den 70 Alten gezhlt wird oder uicht. Im Tempel zu
Alexandrien sollen 70 Katheder fr den grossen Ruth gestanden
baben (Jerusch. Sukka V.). Hingegen erscheinen in der Sage von
der griechischen Uibelbersetzung der sog. Siebenzig (Seplua-
ginla) eigentlich 72 Alte (Megiila 9) ''). Zu einer spteren Zeit
stund dem Ruth der 70 ein Gcluiirtcn p a a r vor, es waren also
in Allem 72; zu Tiberius waren 3 \'orsteber, also 73. Von den
72 Alten" ist auch in der Mischna die Rede ( Sebacli. 12. Jada-
jim IV, 2). Wenn aber Hr. Rabb. Sachs Nint in letzterem offenbar aus bNIDJ corrumpirt isl.
12) Die Namen bei Arisleas, s. Frankel, Vorstudien zur Septuag.S. 125. Auch 72 Tage sollen sie gearbeitet haben,
13) Frankel's Zeitschr. II, S. 308; vgl. Apostelgescb. 1 . 15.
14) S, a uch unten Anm. 30.
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150 Steinschneider . die kanon. Zahl der muhammed. Seelen
zu sich entbieten liess, so erschienen einmal als die Vornehmsten
derselben die Brder Sabur und Gadur ' * ). Nach einigen
Legendisten war die Zahl der Zauberer 70,000, und die Lehrer
hiessen Dsch a a Ih nnd Mo s f a , welche Herbelot (III, 589: Moussa)mit den bekannten Jannes und Jambres des Apostels Paulus ver
gleicht, die ein ebenso zahlreiches Gefolge haben sollten. Auch
ein Oberpriester Simeon (!) derselben wird genannt, so dass au
3 H.upter zu denken wre; so wie in der rabbin. Legende Bil earn,
Job und Jetiiro als Ruthgeber Pharao's bezeicbnet werden '6).
Endlich gehren wobl hierher die 70 Obersten des Iba Tumart '')
und die 70 Frsten jdischer Abkunft, welche nacb alten Chro
nisten in Oesterreich bis zum Jahre 201 v. Cbr, regiert baben
sollen, und deren Namen (bei Lucius): Mamun, Ruran , Esras,
Cbaptan, Haptan, Suptan , wenig hebrisch klingen (s. L, A.
Frankel, der alte Judenfreithof , Wien 1847., Litbl. d. Orients
IX, 815.). Die jngere kabbalistische Askese verlangt am Wei
denfeste 71 .Stngelcben nacb der Zahl des Synbedrions (Jakob
Levi bei Brck, Pbaris. Volkssitten, S, 150),
II, Die Nationen, Sprachen und Engel,
, 3, Der Erzhlung vom babylonischen Thurm und der
Sprachenverwirrung gebt in der Bibel (1 Mos, 10.) ein genealo
gisches Verzeichniss der Abkmmlinge Noah's voran, von welcben die Vlker der Erde nach der Sndfluth sich vereinzelten"
(das. V, 32), Die Anzahl dieser Noacbiden und daher der Haupt
vlker der Welt ist nach alten Quellen (Jerusch, Megilia Cap, I)
70, nmlich 14 Abkmmlinge von Jafeth, 30 von Cham, 26 von
Sem. Die Aufzhlung im Einzelnen, die wir in sptem, nacb-
talmud. Quellen linden (Zunz, gottesd. Vortr. S. 196), schliesst
Aschur und die Pelischtim aus , und zwar nach der richtigen Be
merkung des jdischen Kritikers R. Asaria de' Rossi (Meor Ena
jim, Cap. 57), weil diese beiden als untergeordnete, abgeleitete
Stmme bezeicbnet sind ^^a). Die griechische Bibelbersetzung
15) Riham u Rijam bei Weil, bibl. Leg. S. 161. Die muhamin.Legende liebt solehe assunirende Namen, s, Frankel's Zeitsehr. II. S. 273:
Habil u Kabil u. s. w. ( Herbclot , Cabii : II, S. 12 erklrt b3Np zugleich
als t'eberselzung von ^''p j Tl^Sp-)
16) S. Geiger: Was bat IVIuh. u. s. w. S. 156. V II mann, Koran
S. 327. In dem , bedeutend aus muh. Legenden schpfenden "HTt TDO
finden wir Bileam und seine 2 Shne D'3"'bN und D1"1t3D1 (lies DnSa^).
Den arab. Artikel hat auch daselbst ffaSlD b N die Knigin, eigentlich die
Pharaonin".17) Litbl. d. Or. 1846. No. 22.
17a) In dem alten Midrasch der 49 Middoth des R. Nathan (Jalkut zu
Genes. 9, 18. bei Geiger, Zeitschr. VL S. .30) werden 7 4 aufgezhlt,nmlicb die 3 Shne selbst und 1 Hamite mehr, also von Jafeth 15, Ham 32, Sem
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und die Symbolik der Zahl 70 73. 151
hat aber einen zweiten Elisa und einen Knan; daher sprechen
schon alte christliche Schriftsteller von 72 Nationen ' Wenn
Slrabo (S. 498) erzhlt, dass in ioskurias 70 Vlker zusaiu-
inenkommen , alle von verschiedenen Sprachen , so ist diess
wahrscheinlich aus jdischer Uuelle geflossen und bedeutet so viel
uls alle Welt" kommt dort zusammen.
Hingegen scheint die muhammedanische Legende bier,
wie sonst noch, sich an die hellenisch - christliche Ansicht anzu
schliessen, oder mindestens zwischen dieser und der palstinisch-
jdischen zu schwanken. Nach der muhammedanischen Legende
umlich '") gab es zur Zeit Noah's nur 80 (wenigstens 80 got-
tesfrchtige) Menschen, welche mit ibm in die Arche kamen,
also ausser den 8 in der .Schrift erwiinten noch 72. Offenbar
sind bier die 72 Noacbiden gemeint, durcb welche 8 in 80 (iyjLji
in ^.j^jUi) verwandelt wird. Beachtet man ferner die von Geiger
(S. 113118) begrndete Ansicht, duss die Sage von den Aditen
und Hud (Eber) aus der muhammed. Legende von Noah und den
Noacbiden sich entwickelt habe: so wrden die oben ( S. 149)
erwhnten Zahlen 70,000 und 2 ebenfalls hieraus zu erklren
sein, um so mehr, als dieselbe Legende 73 .Sprachen (s. unten
.4) entsteben lsst. Als einen Synkretismus mubammedani-
scher und altparsischer Sage betrachte ich die 72 Soli-
mane oder grossen Knige der Vorzeit, unter welche aucb fared
gezhlt wird, und deren 72 Statuen in den Gebirgen von Kaf
zur Zeit Tahmurat's sicb befanden ''). Vielleicht sehliessen sich
hieran auch die 80 alten Stmme der Aruber und orientalischen
Trken (Herbelot, Cabilah: II, 15). Wir finden auch die beiden
27. Wenn aber (naeh einer alten Deutung von Deut. 32, 8) die Grnzen von
70 N ationen naeh Anzahl der Kinder Israel (70 die nach Aegypten zogen) fest
gestellt wurden , so rhrt diess daher , dass Sem, Arpaehschad, Sehelach undKber, als Fromme , nicht unter die andern Nationen gestellt w urden.
18) S. Ii o chart Thaleg p. 53, wo auf die gyptische Analogieund d en Cynorephalus hingewiesen wird. Kanne (Erste Urkunde S. 361)
vergleicht auch die 72 Ahnen bis Seth bei Luk. 3, 23. Allein Lukas gebt bis
auf Adam zurck, also wren 7 3. Nacb Zips er (Litbl. d. Gr. 1847. S. 813)
wren 3Xl*> w>f"r 15 im Midrasch. Vgl. auch 71 Getdtete mit Serajah
in Ribla, sowie 72 Apokryphen bei Delitzsch, zur Gescbichte der hebr.Poesie S. 24 und unten Anm. 21.
19) S. Bertheaxt , zwei Ahbandll. zur jd. Gesch. S. 123. Der Mk-kt
von 70" (]''53 T'l'') in Akko (Aboda Sara 11, b.) ist nacb S. Cassel
(Art. Juden in Ersch u. (iruber's Encykl. S. 27) das Grabmal des Memnon
(Josephus, de bell. jud. II, 9).
20) llerbelot (Eslam: 11, 343, Jared: II, 809, Moussa: Ul, 586, Nuh:III, 66(3) weiss dieses nichl zu erklren,
21) Herbelot (Soliin.in: IV, 284) bal 72 oder 40. Bei Ilamza Isfa-
Ikuni p.42 (vgl. meine L'ebersetzung in Frankel's Zeilschr. 11, 326) erscbeinen70 Knige und 70 heilige Schriften (vgl. oben Anni. 18). Der Synkretismus
islamiliscber uud parsiseher Sage isl fr Sagcngesebichtc sehr inlercssant.
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152 Steinschneider, die kanon. Zahl der muhammed. Seelen
Gegenstze in einem und demselben Bucbe, in der von Kalony-
mos aus dem Arabiscben bersetzten Abhandlung der Brder der
Reinheit" ") betitelt D"n '3T , wie s onst diese Quelle (Zunz, S. 253),hebrisch ist. Dem R. Josua. welcher ,, Scholasticus " hiess, wird auch die
sopische Fabel vom Lwen und Kranich zugeschrieben (Berescb. Rabba 64 Ende).Der ,, Kaiser", mit welchem er sonst polemische Unterredungen hatte (Chulin59),ist demnach ebenfalls Hadrian.
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und die Symbolik der Zahl 70 73.
Einl. in d. Koran S. 11), nur dass Letzterer die Zabl 73 in den
Text aufnimmt, und die Varianten 70, 71 oder 72 in die Note
verweist, leb seiie in dieser AnzabI nicbts , als eine Vertretung-
der ganzen Welt, so wie Mubammed bei derselben Gelegenbeit12 Jnger oder Apostel ernannt baben soll, wobei ich nocb an
die 72 P r e d i g er g e b I f e n im tbiopiscben Uaimanola Abau"
erinnere, welche Ewald (Zeitschr. d. D.M.G. I, 15) als eine Ver
mischung" (i) mit den 72 Dolmetschern betrachtet. Es linden
sicb die Zahlen 7073 zu oft in den arabiscben Geschichten, als
dass man sie nicbt fr runde Zahlen ansehen, wenigstens noch
Zweifel ber den historischen Werth derselben hegen sollte ^^).
. 4. Die Erzhlung vom babylonischen Tburmbau (Gen. 11, 1)
beginnt mit den Worten: Und es war die ganze Erde eineLippe und einige Worte" (D'TfiN D'^ian). Ueber die Bedeu
tung dieser Tautologie sind R. Elasar und R. Joebunan ver
schiedener Ansicht. Der Eine versteht es so, dass Jeder alle 70
(den 70 Nutionen entsprechende) Sprachen verstund, der undere
meint: Man sprach die Sprache des Einzigen" in der Welt,
d. h. hebrisch (Jerusch. Meg. Cup. 1). Wenn aber nacb einer
anderen Ansicht Adam aramisch sprach (As. de' Rossi Cap. 57),
so gebt die muhammedanische Legende in der Ausstattung
Adams so weit, dass sie ihm die Kenntniss aller 70 Sprachen
beilegt "), whrend nach einigen Koranauslegern (bei GeigerS. 118) 73 Spruchen entsteben. Macht es nun einige Schwierig
keit, dass spter entstandene Nutionen, wie z. B. die Abkmm
linge Ismaels und der Ketura, d. h. die Araber des Nordens,
die Abrabamiden , im Gegensatz zu den Joktaniden oder Kahtani-
dcn , keine verscliiedenen Sprachen haben sollten, so hilft die
Legende (Ber. Rabba 38) dadurcb aus, dass 30 Geschlechter der
70 Nationen durch eine Ueberschwemmung zu Grunde gingen und
durcb die 12 Ismaeliden, 16 Keturiden und Jakob und Esau (oder
wenn Esau = Rom, keine eigene Sprache haben soll, durch Am
mon und Moab) ersetzt wurden -"). Da nun von Ismael und
26) So 2. Ii. in der Gesch. Muhiimmed's und der Kalifen: 72 Kameel-reiler (Hammer, Gemldes. S. 94), 70 nnd 700 Kameele (S. 114), 700
Hlfsgenossen (S. 125), 2mal 70 Perser und J uden (S. 130), 62 und 8 Perser
(S. 169), 80 Beni Kende (S. 205) =72+8 (vgl. S. 151), 70,000 oder 72,000 (S. ,306), 70 Brder und 2 Shne Kaab's (S. 330), 70,000 Streiter
(S. .3.38); vgl. auch Weil, Muh. S. 131. 1.33. 217. Dass in Alexandrienzur Zeit Omars 40,000 oder 70,000 Juden gewesen, erklrt Weil (Chalifen,
I. S. 116) fr bertrieben, ohne den Charakter dieser Zahlen zu erkennen.
Endlich mchten auch die angeblichen 70 Reiche Europa's auf der chinesi
schen Karte des Riecius (Ztschr. d. D. M. G. I, 119) hierher gehren.27) Weil, Bibl. Leg. S. 16.
28) Tosnfoth, Aboda sara 10, a. ^''NIB, hat bersehen, dass im Ber.
Rabba Esau mitgezhlt ist. Ismael selbst wird mitgezhlt Bammidb. Rabbu
Cap. 14, fol. 195, a. Zugleich findet man hier eine Nachricht von dem alt-
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154 Steinschneider, die kanon. Zahl der muhammed. Seelen
Ketura Araber und Trken abgeleitet werden so knnte man
bei den 80 Stmmen (72 + 8) der Letzteren an eine Erweiterung
der erwhnten Legende denken ^''). Unter den Erzengeln ('S^Vy
nian) , welche nur hebrisch verstehen , ist Gabriel der einzige,
der alle 70 Sprachen versteht, daher lehrte er sie den Josef,
uls die Aegypter gegen die Erhhung desselben Einwendungen
machten (Sota 33, 36, vgl. unten . 16, 7) "). Huben wir oben
gesehen, dass Israel Gott lieber sei, als alle andern (69) Natio
nen, so ist diess aucb dadurcb gerechtfertigt, duss keine von
letztern das gttliche Gesetz annehmen wollte, obwohl es ibnen
angetragen und auch verstndlich gemacht wurde. Das Guttes-
wort auf dem Sinai tbeilte (vervielfachte) sich in 70 Sprachen
(Sabb. 88. Midrasch Dekalog bei Zunz S. 143) oder in 70 Stim
men und 70 Sprachen (Schem. Rabba Cap. 5). Die Thora wurde
in 70 Sprachen auf die Altarsteine eingegraben (Targ. Jon. zu
5 Mos. 27, 8., Mischna Sota Cap. 7 und die beiden Gemara's, vgl.
zu Micha 5, 14). Dasselbe besagt eigentlich die alte Deutung
von 5 Mos. 33, 2 und Habakuk 3, 2 (im .Sifri), dass Gott sich in
4 Sprachen offenbarte, nmlicb hebrisch, lateinisch, arabisch und
aramisch ^^). Die muhammedanische Theologie bat
aber die Sache umgekehrt, und aus jenen Stellen beweisen wol
len, dass die muhammedanische Religion, welche unter Pharan"
als die letzte Offenbarung genannt sei, auch die vollkommenste
sein msse ^'), oder betrachtet diese Stellen als solcbe, welche
arabischen Dammbrnch |.j JI (j .** ) , so w ie auch 110 n als u ntergegangen imTalmud erwhnt wird.
29) S. meine Abhandlung: Die B escbneidung der A raber und Muhammedaner S. 6.
,30) Tr* (Herbelot IV, 561) soll auch einer von 8 oder 11 ShnenJaleth's sein ; offenbar nach den Septuag. je nachdem Tiras oder Togamia fr
Trk genommen und das Verhltniss der Unterordnung ausser Acht gelassen
wird; so wie umgekehrt aueh DTTI als Vater von erscbeint (Frankel's
Zeitschr. II, S. 328). Schon im jer. Talmud und Ber. Kabba wird OTT) fr
Trk genommen (s. Dukes, Miltheilungen u. s. w. S. 51). Die von
llerbelot benutzten (Quellen sind vielleicbt arabisch-c hri s tli c h e wie Abul-faradsch n. dgl.
31) Jalkut Rt-ubeni (Mikkez, fol. 71, b.) will gefunden haben ( 'IDOa
lies D^'nDOa?), dass die Erzengel bei dieser pltzlichen Belehrung die bekannte Gebetsformel ausriefen: Gelobt seist du Ewiger, der mit E rkenntniss
begnadigt. Hingegen geschieht diess, naeh Pirke derabbi Elieser C. 40, beider Offenbarung des Gottesnamens an Moses.
32) Ich verweise hier der Krze halber auf die im Jalkut zu 5 M. 33-
Habakuk 3, 6 gesammelten Stellen. Aboda Sara 2, b. w ird ,,Seir und Pharau"
auf a lle Nationen angewendet, natrlich ohne Beziehung auf Christenlhumund den noch nichl existirenden Islam.
33) Dieses Argument rhrt noch vor kurzer Zeil ein Muhammedaner zu
Tunis gegen den Missionr Ewald A 1 e .\ i s an , in der arab. Schrift des
Letzteren (>lMi\f*\ p. 3.
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und die Symbolik der Zahl 70- -73. 155
von den Juden verflscht wurden , weil sie Muhammed's Prophetie
bekrftigten ' ^ ). Hiergegen erbeben sicb aber die jdischen
Theologen und Exegeten, wie schon Sa a dia, Maimonides,
Albo, Farissol und auch manche religise Dichter
Wir erwbnen endlich noch aus der Legende, dass die Mit
glieder des Synbedriums alle 70 Sprachen verstehen mssen
(Synh. 17) und daber Mordechai , als ehemaliges Mitglied, die
Unterredung der Verschwrer verstehen konnte (Megilia 13).
. 5. Die Nationen oder Sprachen haben fast in jeder My
thologie auch ihre Schutzengel oder Gottheiten im Himmel
reiche. Der jdische strenge Monotheismus bat sicb mit dieser
Anschauung zunchst in Persien auf eine eigenthmlicbe Weise
verknpft. Die Stelle (Deut. 32, 8): Als der Hchste die Natio
nen erben liess, als er trennte die Menseben, da stellte er fest
die Grnzen der Vlker nacb Anzahl der Kinder Israel ^^);
denn ein Antheil Gottes ist sein Volk, Jakob der .Strich seines
Erbtbeils" bersetzen die Septuag. : iaxrjaiv opta iS-vwv xar dpt-
&/x6v yY^Xiov 9^tov; also nach der AnzabI der Engel Got
tes. Dr. Frankel ^ ") hat sicb bemht, diese Uebersetzung aus
der Abbreviatur Y12N HA abzuleiten. Mit Recht entscheidet
sich Jell in ek ^^) fr die Erklrung Franck's, dass hier die
70 Schutzengel der Nationen gemeint seien, und icb fge zunchst
nur eine alte Quelle hinzu, die sicb an jene Bibelstelle selbstanlehnt. In den sog. Perakim des R. Elieser *") wird Deut. 32, 9
dabin gedeutet, dass im Himmel das Loos geworfen wurde, durch
34) Schehrcstani Kitnb el-milcl I, p. 163. vgl. Litbl. des Gr. 1845.S. 568. G crock, Chrislologie des Koran S. 102. Ueber diesen Vorwurr
der Bibclverrlschung s. meine Zusammenstellung im Magazin f. d. Lit. des
Auslandes 1845. S. 286; vgl. Strauss, Christi. Glaubenslehre, I, S. 214.
35) S. Geigers Zeitschr. V, 280. I, 120. LitbL des Gr. 1845. Nr. 5.16. Schlesinger zu Albo S. 6.32, wo bemerkt wird, dass die Karher
aus Deut. 33, 2 die Verpflichtung aller Vlker auf das Gesetz herleilen.
Aueh sind die 70 Vlker und 60,(X)0 Physiognomien (das.) zu beachten.
Ueber Pharan vgl. auch Kusari IV. . 3. S. 14, b. (Brecher) und DelitzsehComment, zu Habak. 3, 2.
.36) So heisst es z . B. in einem mU)^ von Joab (Ms. bei Hrn.Dr. Sachs):Es weigerte sich Esau und Ismael, es wollten nichl das Joch"" diejenigen,
die mich hassen" (vgl. Raschi zu Deut. a. a. 0.). Das Joch" ist hier viel
leicht mit Beziehung auf diese im N. T. und im Koran vorkommende Bezeich
nung des Geselzes gewhlt, die freilich in alten jdischen Phrasen von Ge
boten, vom Himmelreich (D^a\ naV i>is) d. b. dem Dogma von Gottu. dgl. vorkommt.
37) S. oben Anm. 17 a.
38) Vorstud. S. 66 67.
39) Die Kabbala v. A. Franck, deutsch von Jellinek S. 244.
40) Cap. 24. Ueber die a r ab is ch - mub a ra m e d a n i s ch e Frhunndieses eigenthmlichen Werkes s. meine Abhandlung in der seit Febr. 1848
theilweise gedruckten Schrift MJVfl v. S. Sachs S. 24.
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156 Steinschneider, die kanon. Zahl der muhammed. Seelen
welches die 70 Nationen ihren einzelnen Schutzengeln, aber Israel
Gott selbst zugewiesen wurde *'). Es kann hier nicbt nieine Ab
siebt sein, die Ausbildung dieser Dmonologie berhaupt zu verfol
gen, sondern icb werde mich auf die unserem Gegenstande frderli
chen Nachweise beschrnken. Von einem Genius oder.Himinelsfrsten
(^C) der Perser und Michael, als einem der ersten" (Erzengel)
zugleicb dem Frsten Israels *''), ist schon im Daniel (10, 13.
20. vgl. 8, 25) die Rede *^). Allein schon im Jesus Sirach
(17, 17) wird die Leitung Israels Gott allein vindicirt: 'Exdaitj
i'dvn xaT^arrjatv fiyovfitvov , xui ixiQi? xvqIov 'Ioqu^X iaztv ").
Die Ucbergabe an einen Engel oder Frsten wird auch als Strafe
aufgcfasst. So spricht im Midrasch des R, Tanchuma **) (zu
Exod. 23, 23, mit Beziehung auf Jos. 5, 14. 15) Gott zu Moses:
Die Vlker der Welt fielen von mir ab und ich gab ibnen Schutz
engel (D^^b), dass sie ihnen dienen, so gebe ich euch jetzt
einen Engel, der euch behte, nachdem ich selbst euch das
Gesetz gegeben ""). Daher werden aucb diese Schutzengel der
Heiden im Himmel gebunden, als Abraham den Isaak bindet (Ber.
Rbba Cap. 56). Hiernach ist es ganz natrlich, dass Gott,
wie bekanntlich bei Schpfung des Menseben , so auch beim
babyl. Tburmbau mit seinem himmlischen Hofe Rath hlt, und
da au den 70 Erzengeln, die vor ihm stehen" spricht: wir
wollen hinabgehen , und sie begleiteten ihn u. s. w. *^). Nach|der
cbristianisirenden Allegorie des Buches Sohar (verf. um 1290)
siiid diese den 70 Nationen vorstehendeu Dmonen sogar schon
41) S. darber Abravanel, Rosch Amana Cap, 12, vgl. For ms tech er, die Religion des Geistes S. 329.
42) Vgl. Geiger: Was hat Muhamm. u. s. w. S. 14.
43) Form stech er a. a. 0. S. 140 (vgl. S. 322) betrachtet ersteren zu
gleich als Slern (bt) , mit Hinweisung auf Sabb. 156, a, wo der Einiluss
der Gestirne auf I srael gelugnel wird. Wir schneiden dieses berschwengliche Thema der Astrologie , obwohl es nicht ohne Zusammenhang mit dem
unsern ist (s. unten . 10 A.), hier gnzlich ab.
44) Franck a. a. 0. ia 't^ pbn Deut. 32, 9. Vgl. auch Hirsch,
System d. jd. Religionsphil. S. 520.
45) Jalkut . 359, vgl. Sebemoth Rabba Cap. 32.
46) Die specielle Providenz wird auch in Bezug auf Strafen Gottes ber
haupt hervorgehoben Weish. 10, 10. 2 Makk. 6, 13. 14 nach Amos 3, 2
(Kassel zn Kusari II, . 44. S. 149), Aboda Sara 4, a, Ahron b.
Elia, Ez C hajjim S. 209, Z. 7. Im Allgem. s. namentlich Kusari 1, . 109.
II, . 32 ff, IV, . 3.
47) Targ. Jonathan Gen. 11, 7. 8. In den Perakim des R. Elieser
Cap. 24 beisst es: die den Thron der Herrlichkeil (^yJ!) umgeben", im
Buche Hajjaschar (bei Zunz , goltesd. Vortr. S. 155, e.) , die vor ihm stehen
voran" (WlUJSn) ; vgl. aucb die Geschichte Abraham's" (Constant. 1519),
ber welche s. meinen Art. jdische Literatur " in der Encykl. v. Ersch
f. V. Anm. 86.
48) Bei Franck a'. a. 0. S. 244.
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und die Symbolik drr Zahl 70 73. !57
die grossen Schlangen" der .Schpfungsgeschichte (Gen. 1, 21), Hiernach erklren sich wieder nus der muhammedani
schen Legende die 70,000 Engel und Schleier *^), welche
Muhammed auf seiner Nachtreise antrifft (Hammer, Gemldes.S. 8-1- 8,1), die 72 Gtzen, welche Abraham zerschlgt (Weil,
Itibi. Legenden S. 70), wofr der jdische Midrasch nur 12 bat,
endlich die 72 Dmonen, welche Salomo abruft {Assemani, Bibl.
Naniana I. p. 149).
III. Die muhammedanischen Secten, d i e Au s I e g un g 8-
I e sru n gs ar te n und Gottesnamen.
. 6. Es lindet sicb eine sehr eigenthmlicbe, aber fabelhafte Ansiebt unter den Muhammedanern, dass die Vorlreffliehkeit
einer Religion sicii nach der Menge ibrer Secten bemessen lasse ;
sie legen duber dem Judentbum 70, dem Cbristentbum 71 und
dem Islam 72 Secten bei, ohne aber je den Versuch zu machen (.'),dieselben aucb einzeln aufzuzhlen. Vielleicht stammt diese An
sicht aus der Angabe der Rabbinen , dass 70 Vlkerschaften exi-
stirten was bei ibnen zugleicb so viel heissen mochte als
Glaubensgemeindeu , und der Erfahrung, dass der Islam scbon
in der ersten Zeit sich in viele Parteien zersplitterte" ' ). Diese
in der Hauptsache richtige Vermuthung enthlt aber aucb manchesSchiefe, wie sicb durcb eine kurze Auseinandersetzung ergebenwird.
Schon das erste Auftreten Mubammeds begnstigte eine reli
gise Polemik, und obwohl er diese unter seinen Anhngern selbst
zu entfernen trachtete, indem er sie von religisen Streitigkeiten
abmahnte *'), so ist doch schon im Koran (VI, 160) *2) von
solcben die Rede, die ihre Religion in Spaltungen bringen und
sectirerisch ( S c b i'i ) sind." Nacb der Tradition soll Muhammed,
als man seiner Religion die vielen Secten zum Vorwurfe machte,
sich auf einen gttlichen Ausspruch berufen baben : der Islamwerde 72 heterodoxe und verdammte Secten und eine recbtglu-
49) Vgl. meine Anm. zu Maimonides, Abhandl. ber d. Einheit (Berlin
1847) S. 21, u. vgl. die 70,000 Jahre, welche die Lichtessenz Muhammeds
am Baume der Erlienntniss haftet (Zeitschr. d. D. M. G. II, 119).
50) Geiger, Zeitsehr. II, 9.3.
51) ,, Streitet nicht ber die Religion", heisst es oft. ,, Enre Nation
^iCicl^ ist e ine einige, sie (Juden und Christen) sind gespalten". (Sure 21.
v. 9 6. S. 23. V. 54). Sectenspaltungen , wohl namentlich unter den Christen,werden hutig tadelnd erwhnt, s. Wahl's deutsche L'ebers. S. 168. 181.352. 521 und namentlich S. 23. 284. .303. 487.
52) VgL el Alhisari's Comm. zu el T hawawi's Akaid , bei Delitzschzu Ez Chajjim des Abron b. E lia. Leipzig 1841. S. 292
1 1
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158 Steinschneider, die kanon. Zahl der muhammed. Secten
bigc oder entrinnende (Nadscbijet) zhlen Nacb der gewbn
iicben, von Geiger angenommenen Ansiebt wollte er umgekehrt
dadurcb seiner Religion den Vorzug vieler Secten, die er im
Cbristentbum und andern Religionen vorfand , beilegen. Allein
jene Tradition ist wabrscbeinlicb zu einer Zeit erdichtet, wo die
Sectircrei bereits Uberband genommen. Die mubammed. Theolo
gen bemUhen sich jedoch , alle Secten und ihre Unterabtbeilungenunter die kanonische Zahl von 73 unterzuordnen, und es ist
kaum begreiflich, dass Geiger keine dieser Aufzhlungen kannte!
. 7. Offenbar hngen nun mit der kanonischen Sectenzahl
auch die 72 Auslegungsarten des Koran (Ausland 1844.
.S. 820) zusammen, welche aucb in das Judentbum gedrungen
sind. Aeltere Quellen kennen nur 49 Arten (qi3D , s) und der
Midrasch Rabba (zu HL. 2, 4) knpft dieselben an den Zahlwerth
des Wortes ibani. Meines Wissens ist erst in dem jngern Bam
midbar Rabba (Cap. 13. fol. 190) von 70 Arten die Rede, obwohl
schon Ibn Esra (um 1150) =*), Samuel Ibn Tibbon (oi^an -npi
S. 174) und Parchon (Ende der Gramm. Bl. 11, d.) darauf wie
auf etwas Allbekanntes hinweisen ^' ). In der unter dem Namen
Kabbala" ausgebildeten Mystik des Mittelalters verwandeln sicb
endlich die 70 Auslegungsarten in 72 73. In der Oppenheim'-
scbeu Bibliothek befindet sicb eine kabbalistische Schrift (Nr. 1017.
Qu.), welclie dem bekannten El^asar aus Worms (Bl. 1240) bei
gelegt wird '6). Sie fhrt den Titel: Dnrt (die Weisheit) und
handelt von dem 72-bucbst. Namen Gottes (s. unten . 8). Dabei,
oder darin, befindet sich eine Abhandlung die Pforten" oder
53) S. Hammer, Wien. Jahrb. Bd. CI, S. 17, nach Schehrcstani, Kilabel-milel bei Cure ton I, S. 3, woselbst S. 2 ausdrcklich vorkommt, dass die
Magier (= Heiden) 70, Juden 71 (vgl. S. 171 ; Jellinek, Litbl. d. Cr. VI,
S. 5t)8 nimmt diess wrtlich!), die Christen 72 Secten zhlen. Hingegen
spricht Schehrcstani I, S. 167 (wie Ghazli bei Scbmlders, Essai p. 17)
nur von einigen (Lfi*j) und 70. Bei Simon Duran, Kescheth u-Magen
fol. 18, a lautet die S nna nacb Ibn Roshd d. Aeltern (Grossvater des Aver-
rhoes) : Meine Nation wird sich in 72 Secten theilen, die alle ins Feuer kommen, mit Ausnahme einer einzigen." Schon zur Zeit Ali's sollen die
Juden die Sectircrei im Islam als Argument gegen denselben angewendet ha
ben, s. Herbelot, Jahud: II, 801. Merkwrdiger Weise soll es aber aucb
ein Jude sein, der die Gottheit Ali's prociamirte und die Sectircrei beHirderte ;
s. meine Bemerkung in Frankel's Zeitschr. 1845. S. 447. vgl. Rapoportin der Zeitschr. Herein Cheined V. S . 204.
54) Comm. z. Pent. Einl. , Ziichoth Ende , Sefnth Jether . 3 1. Vgl. auch
meinen Art. Jdische Literatur (in Ersch Encykl.) . XVIII. Anm. 7.
55) l'nter d. Titel Mlina -^Db's giebt es eine Scbrift von AbrahamKoben aus Lask. Warschau 1797. 4.
56) Seine liabbnia ist die jngere, s. L uz z atto, Litbl. d. Or. 1847.S. .343.
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und die Symbolik der Zahl 70 73. 159
73 Pforten der Elnsicbt" ( oder Auslegung) "), welchen der
Zalilenwerth von 'i^J^^js- entspricht; und es sollte mich wun
dern , wenn das Zahlverhltniss dieses bedeutsamen Wortes in der
arabischen Mystik vernachlssigt wre. Kine anonyme Einleitung
(MTSlpm) in die Kabbala derselben Bibliothek (nach dem handscbr.
Katal.) ist nach 72 myT" geordnet. Ich mchte daher auch
die Anzahl 73 der Capitel aus dem Buch der Metempsychose von
Isaak Loria (Ms. Oppenheim. 934. Qu. nach Kat. Ms.) und die 72
Capp. der Kranken- und Leichen - Agende des Simon Frankfurt
(Oppenheim 388. Qu), die 71 Capp. der kabbalistischen Ursachen
der Gebote hinter Mose de Leon's nasn ITDDn IDO bierberzieben,
so wie im Escurial (Casiri no. 353) eine Anthologie von 72 Dichtern
sicb findet, die Perser 70 Wissenschaften zhlen (Ausland 1844.
S. 829). Im Zusammenhange damit stehen vielleicht die 72 Verse
von Alfons X (De Castro, bibl. espanola II, p. 629), die 72 Verse
des Gebetes Maamadotb (Wolf IV. S. 94. Opp. 1523. Qu.), deren
Zusammenstellung dem Nachmanides zugeschrieben wird (Zunz, zur
Gesch. S. 289, Nr. 230) '), die 72 Strophen des Purimgedichtes
von .lebuda Levi (Wolf, Bibl. bebr. III, .S. 741), die 72 Capp.
der Legende des heil. Saba (Zeitschr. d. D, M, G, I, 150), die 70
angeblich aus Aegypten nach Florenz gebrachten Schriften , wor
unter 2 von Knig David (Wolf iU, S. 198), das j^you-^JI sjLT
des Oribasius '"), und ein handschr, arab, Gedicht !i^3'S3DbMin 70 Tetrastieben in Oxford (Uri 418, 4) von Abu Amran
Musa ^), leb lugne hierbei das Walten des Zufalls nicht, den
ich selbst seit dem Entwerfen dieser Abhandlung zu beobachten
Gelegenheit hatte; glaube aber doch an eine Einwirkung solcher
kanonischen Zahlen, wie z. B. in Lippmannssohn's Lebensregeln"
(Essen 1841) gerade 71 entbalten sind ^'), bei Fernbach in Berlin
im Jabre 1846 das Buch der entschleierten Geheimnisse, oder
Sammlung 72 ntzlicher Mittel u, s, w," erschien.
. 8. Minderem Zweifel ist der bereits berhrte Zusammen-sammenbang mit den angeblichen Namen Gottes aus 72 Buch
staben unterworfen. Der Talmud kennt nur einen von 42 (7X^)>
aber der von 72 erscbeint nicbt zuerst im sog. Buche Rasiel ,
57) rt3''a ^1J>ttJ nach dem handschr. Katal. bei Znnz u. Michael,
u. Wolf, Bibl. hebr. II, S. 440. no. 726 (wornach rtlSa III, S. 121 zu be
richtigen). Der gedruckte Katalog bat flUJII d. h. Auslegung.
58) Vgl. Sernpeum 1849. S. 378. Nr. 155.
59) Bei Wenrich, de auctor. graecor. etc. S. 259.
(lO) Wenn anstatt aiC3 p Alhortubi emendirt werden drfte, so wreMaimonides gemeint.
61) Litbl. d. Gr. 1843. S. 536.
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160 Steinschneider , die kanon. Zahl der muhamme. Seelen
wie Geiger glaubt; denn offenbar ist dieser gemeint, wenn
es im Midrasch
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und die Symbolik der Zahl 7073. IGI
Ohne inneren Zusammenhang' mit dem "Vorangegangenen , aher
doch als Jteleg fr die symbolische Bedeutung der Zahl 7073
dient noch Vieles aus dem Kreise der jdischen und arabischen
Literatur, was sich nicbt leicbt unter allgemeine Gesichtspunkte
bringen lsst. Mge daber eine lose Aneinanderreihung mit An
fhrung der Quellen hier gengen.
IV. Sage und Legende.
.9. A. Adam erhielt von Gott einen Gottestag (1000 J.),
davon lebte er 930 Jabre und 70 blieben als Lebensalter (Ps.
90, 10) (Ber. Rabba Cap. 19) s. . 10, B. und 16.
B, 70 Tage nach dem Tode Mose's assen die Israeliten noch
das Manna, nmlich vom 8. Adar bis 6. Nisan eines Schalt
jahres (nacb R. Elasar dem Medier), oder vom 8. Scbebat bis
6. Nisan eines gewhnlichen Jahres (nach R. Elieser), (Hin
gegen nur 40 Tage nacb R, Josua; und 14 Jabre unter Josua
nach R, Jose,) (Mechilta im Jalkut zu Jos, 5, 12,)
C, Unter den Bewohnern von Betb Schemesch fielen
70 Mann .50,000 Mann" (1 Sam. 6, 19). Diese seltsame Aus
drucksweise wird von verschiedenen Lehrern in verschiedenen
Quellen abweicbend ausgelegt: I. die 70 des Synbedrium und 50,
welche 50,000 aufwiegen , oder 50,000 aus dem Volke (Chanina
und Maua im Jerusch. Synh. II, b). II. Jeder der 70 wog 50,000 auf,
oder jeder der 50,000 wog die 70 Mitglieder des Synbedriums
auf ( R. Abbabu und R. Elasar, Babli .Sota 35. vgl. Bammidb.
Rabba Ende Cap. 5. Zunz, gottesd. Vortr. 261 e. f.)
D, 70 Tage verflossen zwischen den beiden Briefen, oder
Dccreten , des Abasverus, entsprechend den 70 Tagen, welche
die Aegypter um Jakob trauerten (Jerusch, Sota I, 17, Wajecbi
Rabba 100) ^^).
E, Ham an batte 70 Shne (1 Sam, 2, , wo der Midrasch
fr d"'5aiO, d'sa liest Esth, Rabba 119, a.),
F, In dem aram. Schriftchen: Buch des Antiochus"
wird die Zabl der erschlagenen Feinde einmal auf 7 7 2 Tausend
Mann angegeben^"). Solcher Zabl - C o m p o s iti o d en giebt es
nocb viele,
G, Als R, Isaak beii Eljascbib starb, strzten 70 Haus-
thore (oder Diebsspelunken) in Galila ein (Jerusch. Ab. Sara
III, I. Babli Moed Katon 25, b.)
H, Choni Hamma'agel schlief 70 Jahre in einer Hhle,
wbrend der 2. Tempel zerstrt und wieder aufgebaut wurde. Als
er erwachte, bezog er auf sicb den Vers (Ps. 126, 1): Wenn
69) Die Commentare rhren allerlei Kabbalistisehes an. Der Verf. von
Mattnoth Kehunna schliesst ironisch mit der bekannten Redensart : Wenn esTradition ist, so wollen wir's annehmen!"
70) Zunz, gottesd. Vortr. 134. b.
IV. Bd. II
11*
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1G2 Steinschneider , die kannn. Zahl der muhammed. Seelen
Gott die Gefangenscliaft Zions zurckfhrt , wir gleichen den
Trnmenden, u. s. w. ", der nuch der verbreiteten rabbiniscl^en
Deutung von dem 70jbrigen Exil spricht. In solcher Einfachheit
findet sicii die bekannte .Sage im palst. Talmud (Taan. Cap, 3),
Im babylonischen Talmud (Taan. 23) ist sie weiter ausgeschmckt,
indem Cboni einen Mann findet, der einen Juliannisbrodbauin pflanzt
und beim Erwachen die Frucht abpflcken sieht u. s. w. (vgl.
. 10. C). Auf dus Historische dieser Sage , so wie auf die Zahl 70
des Exils worber eine ganze Literatur vorbanden ist liier
nicht der Ort einzugehen. Letleris (s. Busch's Jahrb. f Israeliten
IV. .S. l.'S, abgedr. in seinen oriental. Sagen" Karlsruhe 1847;
dann prosaisch v. Rosenauer in Sippurini" (.Sagen) herausg. v.
Wiener, I'rag 1848. S. 145) hat das unjiidisclie .Mrchen von el-
Kifti und Josef Ii. Aknin (Frankels Zeitschr. II. S. III) damit
verknpft. Elemente dieser Sage sind whl auch in verscbiedene
muhammed. Sagen eingedrungen, nmlich: 1) der .Mann (un
geblich Esra), der nacb lOjlirigem Todesschlaf vor der zerstrten
Stadt erwacht und nur einen Tag geschlafen zu haben glaubt
(Koran II, 261. Geiger: Was bat Mubammed u. s. w. S. 195), zugleich
aus Nebemia 2, 12 ft', genommen. 2) Die Siebenschlfer (Sure 18.
Ulimann S. 241. Anm. ,5). 3) Salih's 20jhrigcr Schlaf in
einer Hhle (Weil , Bibl. Legenden der Muhammedaner .S. 54.
Ueber die Sage von den Thaiiiudern im Talmud an einemandern Orte.) .Spter dichteten die Muhammedaner hnliche
Sagen als Belege fr die berhmte Nachtreisc Muhammed's uuf
dem Alborak (Np"l3 N'DlO, Synh. 98); eine solcbe ist aucb die
vom Zauberer im Mescbal Hakadinoni" von Ibn .Suliula, worber
s. mein Manna" S. 96. So verschlingen sicb die Sagen
elemente in einander! Dass uuch der Westen und insbesondere
unser deutsches Vaterland diesem Sugeneleinent nicbt unzugng
lich geblieben, bezeugen selbst Grimm's Kindermrchen, wie
z. B. die Wicbtelmnner" (Nr. 39. II, S. 240 der V. Aufl. Gt
tingen 1843), bei denen der Aufenthalt von 7 Jubren als einer von 3 Tagen erscheint, eben so der hundertjhrige Schlaf des
Dornrschens" (Nr. 50. S. 293). Gelegentlich mache ich darauf
aufmerksam, dass in der bekannten Fabel von dem Wettlauf des
Igels (Schnecke) mit dem Hasen (daselbst Bd. II, Nr. 187) der
Hase 7 3 mal laufen inuss, also auch hier 73 als runde Zahl.
I. Eine christliche Sage lsst bei Auffindung der Leiche
des getauften Gamaliel 73 Kranke gesunden (Schudt, jd.
Denkwrdigk. S. 112. bei Biesenthal , histor. tbeol. .Studien
S. 101).
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und die Symbolik der Zahl 70-73. 163
V. Naturkunde.
. 10. A. Alle 70 Jahre geht ein Stern auf, welcher die
Seefahrer beirrt ( R. Josua, Horajoth 10) ''). Nach der Aus
legung Abraham Zakut's (Juchasin 26, a. Ausg. Amsterd.) ist hier
die Prcession der Fixsterne (Tag- und Nacbtgleicben) um 1 in
70 Jabren gemeint, welches die astronomische Erfahrung durch
die 1379 Jahre seit Ptolemus (der 100 J. annahm wie Salomo
B. Gabirol in seinem Gedichte Knigskrone" '-)) besttige;
70 Jahre rechne auch Ibn Esra. Merkwrdiger AVeise hren wir
von Augustin Ricius, dem .Schler Zakut's, dass Letzterer, wie
eigentlicb aucb Alfons X. (alfons. Tafeln), nacb Albatani , nur 66
Jabre annehme ' ^ ). Nach einer sinnreichen, wenn aucb gewag
ten Erklrung Rapoport's ") wre jener die Schiffer beirrende
Stern der Halley'scbe, den grossen Bren anstreifende Comet;
hingegen sei die 70jbrige Prcession , die aucb Maimonides an
nimmt, schon in den Worten des Josephus Flavius (Ant. III, 8)
angedeutet: Der Leuchter, der aus 70 Theilen zusammengesetzt,
deutet auf die 12 Sternbilder, an welchen die Lichter (Sterne)
im Kreise vorberziehn." Wenn aber jener Comet eigentlicb alle
7d^ Jahre erscbeint, so babe R. Josua entweder nur die runde
Zahl gekannt oder nacb gewhnlicher Redeweise angefhrt, wie
auch in der Bibel von 70 Personen die Rede sei, die nach
Aegypten zogen, whrend es doch nur 69 waren '*).
B. Nacb 60 Jabren kehrt der Tehom (difin) in seinen
vorigen Zustand zurck, nachdem der Leviathan ihn ausge-
71) Rapoport (s. Amn. 74) crw'ahnt als richtigere Lesart (aus Jalkut,
Prophet. . 197),: Einen Stern giebt's, der alle 70 Jahre aufgeht" u. s. w.
72) Vers 289 werden 36,000 Jahre fiir den ganzen Umlauf (360) an
gegeben , was Sachs (Rel. Poesie) nicht erklart.
73) Die berhaupt verdchtigen Angaben nach Ricius bei Delambre, Hist,
de l 'astron. III, p. 377, aus welchen manche unbegrndete Hypothese ber diealfonsiniscben Tafeln und ihren Verfasser gellosseu , habe ich be
leuchtet in einer unvollendeten Abhandlung ber die alfons. Tafeln im Magazinf. d. Lit. des Auslandes 1848. S. 226. 230, und benutze diese Gelegenheit,
um diejenigen, welchen etwa das interessante Werk: Demotu octavo Spherae des Aug. Ricius, Paris 1521, zuganglich
ist, aufzufordern, mir durch diese Blatter gefiiUi'g davon
Kunde geben zu wollen, um die weiteren Schritte zur Vollendung wichtiger Untersuchungen einleiten zu knnen.
74) Sendschreiben an Slonimski, S. 12. (deutsch im Litbl. des Orients
1840.)
75) Vgl. Asaria de'Rossi Cap. 40. S. 205. Wien. Ausg. , Creizenachin Geiger's Zeitschr. II , 28. Als blosse Phrase ist auch die Auswanderung
der 70 Personen mit Isaak de P omis aus Rom zu b etrachten (gegen Cnrmoly,
hist, des medecins S. 150, vgL Israel. Annalen v. Jost 1840. S. 221, und
s. unten Anm. 97. und den Nachtrag. Die Entfernung des Himmels von
der Erde betrgt nach Maimonide. 7000 Meilen.
11 *
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20/27
164 Steinschneider, die kanon. Zahl der muhammed. Secten
schlrft '6), denn es heisst (Hiob 41, 24): n^'^lb dWn Susn^
er macht den Tehom graualt" und das Graualter (na-lB) ist 70
Jahre (Bab. Bathra 75, vgl. Abotb V, 21) ") Hierher gebort die
vielbesprochene Ausdrucksweise des R. Elieser B. Asarja: Ich
bin heute wie 70 Jabr alt u. s. w." (Beracb. 12.)
C. Die Otter (nStt) gebiert nach 70 Jahren der Empfng-
niss, ihr entspricht unter den Pflanzen der J o h a n n i s b r o d-
baum (ann). (Bechor. 8.) Die Verbindung des letzteren mit
der Sage von Choni Hammaagel haben wir sclion oben (. 9. H.)
angefhrt. Der Marder ((, n-TJn) gebiert nacb70Tagen. (Berescb.
Rabba Cap. 20.) Chalason (]itbn, nacb Landau: Buccinum,
eine Art Purpursebnecke) kommt einmal iu 70 Jabren zum Vor
schein u. s. w. (Menach. 44).
D. Der .4 uss atz kann in 72 Gestalten erscbeinen. ( Aka-
bia, Sebachim 88. Negaim . 1).
E. R. Meir bezeugte, dass im Tbale Betb Schean eine
Seab (HNO) Aussaut 70 Kor (ilD) Frucht brachte. Hieraus
wird auf die Ergiebigkeit von Tanis ( Zoan , dem fruchtbarsten
District Aegyptens) geschlossen (Ketub. 112).
F. Einmal in 60 oder 70 Jabren betrugen die Reste des
Rauch Opfers (map) die Hlfte des (vorgeschriebenen) Ge
wichtes (Kerith. 6).
G. Einmal in 70 Jabren gingen die jungen Priester (in die
Vertiefung zwiscben dem Altare und dessen Schwelle) hinab, und
lsten daselbst den festgewordenen Wein (zu Weinstein gewor
denen Wein der Trankopfer) ab (Sukka Jerusch. Cap. 4; Babl. 49) ' ).
H. Simeon B. Gamaliel berichtet im Namen des Simeon: Die
Dicke des T e m p e 1 v orh a n ges war eine Faust, er war aus
7 2 Faden gewebt, jeder 24drtbig u. s. w. (Mischna Scbekalini
76) Die Nestorianer glauben noch heute, dass der Leviathan das
W.isser vor Fulniss schtze u. s. w. , s. meine Analekten ( im Litbl. desOrients 184.'?. S. 298) aus der Schrift des Dr. Grant, welcher die Nestorianer
fr Abkmmlinge der 10 Stmme hlt.
77) Auch beim Tode des 70jhrigen David beisst es (1 Chron. 29, 28):
iiaiD na ''113 a ra'^l, daher soU es auch in manchen Lndern Sitte sein, dass
der Sicbenzigjhrige (wie ein Kind) zu einem Kechtsactc (Kauf u. dgl.) un
fhig sei. So heisst es i n einem Gedichte Ibn Esra's:
Qiyato "bN iwa iTiaus dn
D-'saiz32i diN-i2 vnai
Wenn seine Juhre an Siebzig reichen ,
Werden seine Worte nicht gesehn und gehrt (d. Ii. geachtet)
(Sam. Arehevolti, Arug. llabbosem Bl. 27); vgl. unten . 16.
78) Wir htten also hier Beispiele aus fast allen Gebieten der Natur
kunde, nmlicb: Astronomie, Geologie, Anthropologie, Zoologie, Botanik undMineralogie. Vielleicht gehrt hierher als Parallele die Nachricht, dass
der Arzt Thalins in Noidhausen (um 1570) 72 Arten von Grsern bei Ilfeld
aufgefunden und getrocknet habe (Haumer, Gesch. d. Pdag. I, S, 228).
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und die Symbolik der Zahl 70 73. 165
Vlll, 5). Diese Angabe erklrten aber scbon .Samuel u. A, fr
Uebertreibung (^M3n, s. Gemara daselbst und die Parallelen).
VI. Vermischtes.
. 11. R. Elasar sagte im Namen des R. Jose B. Simra:
Wer am Sabbat fastet, dessen (bses) Verbngniss fr 70
Jabre wird dadurcb aufgehoben, dennoch muss er die Hintan
setzung der Sabbatfreude abbssen ; was aber, nacb R. Nachman
B. Isaak , durch einen fernem Fasttag geshnt werden kann.
Es heisst in der Scbrift (Jes. 9, 16) - - - jeder Mund spricht
Schndliches (nbaa); dennoch wendet sicb sein Zorn nicht ab,
und nocb ist seine Hand ausgestreckt." Den letzten Satz
erklrt R. Chanan B. Raba folgendermassen : Jedermann weiss,
warum die Braut in's Brautgemacb gebt, aber wer seinen Mund
(damit) befleckt (VD nN bajan), dessen Verbngniss, und wre
es auch auf 70 Jahre hinaus zum Guten bestimmt, verwandelt
sich in ein bses (Beracb. 31. .Sabb. 33).
. 12. Rah Jeliuda berichtet im Namen Samuels: In Rom
giebt es ein Fest alle 70 Jahre: Ein gesunder Mensch reitet auf
einem Hinkenden [Jakob vorstellend]. Er trgt die Kleider
Adam's ^^), ber seinem Kopfe die Kopfhaut des R. Ismael
[dessen Schnheit die rmische Kaiserstochter veranlasst haben
soll, die Gesichtsbaut dieses Mrtyrers einbulsamirt zu bewahren],
um den Hals einen Edelstein, im Gewicht von einem .Sus ).
Die Strassen werden mit Onyx vollgestreut, und man ruft vor
ihm her: Die Berechnung des Herrn [ber die Erlsung Israel's
aus der Hand Esau's , d. b. Roms] ist falsch ! Der Bruder unseres
Ahnen ist ein Betrger! Wer [das Fest] siebt, der sieht es, wer
nicht sieht, siebt [es] nicht [wieder, weil erst nach 70 Jahren].
Was half dem Betrger [Jakob] sein Betrug und dem Tusclicr
seine Tuschung! Aber wehe dem [Esau], wenn der [Jakob]
sich aufrichtet. (Ab. Sar. 11. Die eingeklammerten Worte ge
hren dem Comment, an.)
. 13. R. Chanina sagte : Alle 60 oder 70 Jahre einmal lsst
Gott eine grosse Pest entsteben, welche die Bastarde ausrottet
und einige Vollbrtige mitnimmt. Hierauf bezieht sich Jes. 31,2:
Er ist auch weise, weun er Uebel bringt. (Jerusch, Jeb. VIII, 3.
79) N.ich der Legende bildeten sie spter das Praehtgewand Esau's.
80) Charakterisliseh ist die naive Errterung der Tosafoth, dass naeli (Jilliii58 n ur 2 Stater schwer berhaupt exislire , worauf der Verf. seine \'crmu-
thung ussert, d.iss dieses nichl wrllich, sondern als relative Bestimmung
zu nehmen sei , wie der bekannte Aussprnch von den 10 M .i.issen verschie
dener Dinge , welche in der Welt vcrlhcill worden u, s. w.
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106 Steinschneider, die kanon. Zahl der muhammed. Seelen
Kidd, iV, 1, Rabba Wajjikrn Cap, 8 Ende [^tnzin 'l], Bammidb,
Cap, 9. fol. 172, a,) i j.
. 14. Der G erecbte (Fromme) ist eine Sttze, Grund
sule (niD>) der Welt" (Spr. 10, 25). Insbesondere wird diess
auf Noah bezogen, um dessenwillen die Erde nach der Sndutii
weiter bestand. (Ber. Rabba Cap. 30, aufgenommen v. Abron B. Elia
dem Karer, Ez Chajjim S. 157. Z. 9; vgl. S. 123. Z. 7 v. unt).
Allein das folgende Geschlecht bedurfte scbon mehrerer Frommen
zum Weltbestande. So waren die 12 Stmme Israel's die Sulen
der Welt (Chagiga 12 mit Beziehung auf Deut. 32, 8). R. Jocha
nan erluterte im Namen des R. Simeon B. Jebozadak: leb kaufte
mir fr 15 Silberlinge ein Chomer und ein Lethech Gerste" (Hos.
3, 2), d. Ii. ich kaufte mir am 15. (Nisan, beim .4uszug aus
Aegypten) Silberlinge" d. b. Fromme "''), und zwar Chomer
und Lethech (30 und 15 Seab) d. h. 45 Fromme, um deren-
willen die Welt besteht. (Also Gott erlste Israel um der 45
Frommen willen.) Ich wsste aber nicht, ob 30 bier (in Babylon)
und 15 in Palstina oder umgekehrt; wenn es nun beisst (Sach.
11, 13): Ich nahm 30 Silberlinge und warf sie in's Gottesbaus
in den Schatz", so entnehme ich daraus, dass 30 in Palstina
und 15 hier sind. Abbaje fgte hinzu: Die Mehrzahl derselben
lindet sich im Versaminlungsbause unter dem Schwibbogen (NriDN,
im Tempel). Daber spricht der Propbet (das. V. 12): Und icb
sprach zu ihnen : Wenn es gut ist in euren Augen u. s. w. R. Je-
huda bezog diess auf die 30 Frommen unter den Weltnatio
nen, welebe durch dieselben fortbestehen. Mar R. Nacbman
sagte im Namen des R. Maua: die Welt (hier soviel als Israel)
kann nicht bestehen bei weniger als 30 Frommen wie Abraham,
denn es heisst (1 Mos. 18, 18): Abraham wird sein rr'rT' M":! ''^),
und nin'< zhlt 30. Manchmal ist die Mehrzahl in Babylon, die
Minderzahl in Palstina, manchmal umgekehrt. Letzteres ist
vorzglicher. (Cbullin 92. Jeruscb. Abod. Sara]Cap. 2; Ber. Rabba
Cap, 49 als Verbeissung aufgcfasst, ) R, Simon B, Jochairhmte sich von den Wenigen zu sein, welche einen hohen Rang
im Himmel einnehmen , und daher fr Andere im Gericht ein
steben knnen. Gbe es deren in Allem 1000, so sei er und
sein Sobn darunter u, s. w. Hierauf wird der Ausspruch Abbaje's
angefhrt, dass es in der Welt nie weniger als 36 Fromme gebe,
welche das Angesicht Gottes schauen; denn es beisst (Jes, 30, 18):
81) Jalkut zu Maleachi 3, 3 macht R. Elieser, der sich im Jerusch. auf
jenen Spruch beruft, zum Autor seihst!
82) Die Beziehung zwischen Silbcrlingen und Frommen ist a n e iner andern Stelle (Synh. 9ti) gegeben, wo Ammon und Moab durch Spr. 7, 20
andeuten, dass Golt die Frommen zu sich genommen.
83) Zu bemerken isl, dass hier nieht, wie gewhnlieh, der emphatische
Infinitiv rfH (15) gedeutet wird!
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und die Symbolik der Zahl 7073. 167
Heil Allen, die i Ii in (ib) Imrren" und ib zhlt 36. (Sukka 4.5,
.Synh. 97). In einer abgeleiteten Quelle (Iter. Rabba Cap. 35)
wird daher dem R. Simon li. Jochai in den IVIund gelegt: Die
Welt kann nicht besteben bei weniger als 30 Frommen wie Abra
ham. Sind es 30, so bin icb Kincr davon u. s. w. ! ^ '') Nacb
einer Schriftdeutung beisst es: Der Fromme blht wie die Palme"
(Ps. 92, 13); so wie diese nicht weniger als 3 Knospen !]''3ia:N)
so hat auch Israel nie weniger als 3 Fromme wie Abraham, Isaak
und Jakob, oder Chananja, Mischael und Asarja u. s. w. (Tan
chuma bei Jalkut zu Ps. 92, 13. Bammidb. Rabba Cap. 3. Anf.)
Hiermit hngt nun der, an Koh. 1, 5 angeknpfte Spruch zu
sammen, dass die Sonne des einen Frommen nicht untergebe, ebe
die des andern aufgegangen sei , was durch Belege au9 biblischer
und nacbbiblischer Zeit erhrtet wird. (Kidd. 72. Ber. Rabba
Cap. 58, Koh. Rabba zu I, 5) "'). Bei den Mubammeda-
nern baben diese jdischen Elemente fulgende Gestaltung er
balten: Ghazli bemerkt: Ks giebt in jedem Zeitalter eine An-
zabl gttlicher Mnner (^j-^JU.*), von denen Gott nie die Welt
leer sein lsst; sie sind die Pfeiler der Erde ((jijj^l l>Lj}I)j
durch ihren Segen kommt die Barmherzigkeit (Gottes) ber die
Bewohner der Erde herab, wie es beisst: durch sie erhaltet ihr
Regen und durcb sie werdet ihr verpflegt" ; dahin gehrten auch
die .Siebenschlfer u. s. w. Endlich heissen Ab dal (^Jlj^jl)
,,die 70 Gerechten, um derenwillen die Welt erbalten wird, deren
es 40 in Syrien (wohl s. v. a. Palstina), 30 in der brigen
Welt giebt "). Bei den Juden ist aucb von den 70 frommen
Frauen" sprcliwrtlich die Rede, whrend Mubammed den Para-
diesbewolinern 72 schwarzugige Huri's verspricht.
. 15. Das Erdenfeuer ist ein 70. Theil vom Hllenfeuer.
So lautet angeblich ein Ausspruch Muhammed's (Snna, bei Ham
mer, Fundgr. d. Orient's Nr. 372). Im Talmud (Beracb. 57) heisst
84) Der Verf. des Comment. Jede Mosche" versteht es so: giebt es
zu m e i n e r Z e i t 30 u. s. w. , w.is nach Vermischung der beiden ursprng
lich verschiedenen Aussprche gemeint sein muss.
85) Den historischen Werlh dieser gelegentlich aufgezhlten Todes-
uiid Geburtstage berhmter Lehrer hat Rapoport in ein glnzendes Licht
gesetzt, indem er die Riehler'schc Vermuthung ber die Regierungszeit V lo-
geses' III. zur Gewissheit erhob; s. Herein Cheined VII. S. 148 If. 197.
86) Sc hm 0 eld ers, Kssai etc. p. 2 2 des arab. Textes. Vgl. "':n''N
^Ift ''IDia .Micha 6,2 nach dem Midrasch, den i ch im Augenblick nichl nach
weisen kann. Abraham heissl bei Arabern und bei .Maimonides : DblS btt) mS
(Sc bey er zu .Moreh III, S. 194. Anin. 5). Solche Epitheta bilden einbesonderes Capitel der Legendenkritik.
87) Krejtag, Lex. arab. rad. JlXj. Also ,,die einander Ablsenden",
, .Aufeinanderfolgenden'' ; so heissen auch mcdicamcnta succcdanca . s. Herbe
tut: Abdal (1, S. 14. deutsche I'ebers.).
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16S Steinschneider, die kanon. Zahl der muhammed. Seelen
es: 5 Dinge sind'SeclizigUieile, nmlich Feuer, Honig, Sahbat,
Schlaf und Traum. Feuer ist der Hlle u. s. w. Wie
das aufzufassen sei, kann keinem Zweifel unterliegen, doch hal
ten wir es nicht fr berflssig, hier eine Stelle aus der heraus
zugebenden Polemik des R. Simon B. Zemach Duran gegen
den Muhammedanismus ( ]mi n\Op, verf. A. 1423, Bl. 16, b. ) zu
bersetzen: Muhammed sagte ihnen, der Traum sei -j'^ (1) der
Prophetic ^^). Diess scheint aber genau genommene Zahlbestini-
mung ^). Wenn unsere Weisen dagegen sagen: der Traum ist
.gijr der Prophetic" (Beracb. 57), so ist das eine runde Zahl , ver
gleichsweise angenommen ^'), so wie sie sagen (das.): Honig
ist vom Manna u. dgl. Um auszudrcken : sie gehren zu
einer Gattung und unterscheiden sich nur nach mehr oder minder,
whlten sie eine runde Zahl ohne Genauigkeit" ^ ). - Solche
genaue Zahlbestimmungen cbarakterisiren berhaupt das allmlige
Erstarren eines flssigen Stoffes, machen Dogmatik" aus Hag
gada. Ein hnliches Beispiel aus der Snna ist Folgendes: Das
Gebet in der Gemeinde ist (nach Nr. 86) 17mal, oder (nacb Nr.
87 89) 25mal oder (nach Nr. 241) 20mal besser als das des
Einzelnen ^^). Bei Gelegenheit des Ausspruches Muhammed's,
dass zur Grabesfolter ("laptl taiatl) 99 Drachen kommen , bemerkt
Ghazli (bei Pococke, Not. ad calc. Portae Mosis p. 244), dass
eine solche spezielle Zahlbestimmung zu den Privilegien des
prophetischen Lichtes" (d. h. der Prophetic) gehre! "*).
88) Geiger a. a. 0. S. 68 ist hiernach zu ergnzen. Derselbe Thrt
S. 67 den Ausspruch an : Die Welt ist des Gartens , der Garten ^ des
Eden, Eden ^'.^j der Hlle (Taan. 10. Pes. 94). Nach Snna 387 war
Adain 60 Ellen lang; nach der rabb. S.ige (nOTp nyiD ) reichte seine
Lnge von einem Wellende bis zum andern. Vgl. auch Frankel, Vorstu
dien, S. 1 85, Iggerelb Baale Chajjim aus d. Arab. (Gabe der Brder der Rein
heit) V. Kalonymos, II, 2. Hl, 4., Asarja de' Rossi, Cap. II.
89) Die Quelle dieser Tradition ist mir unbekannt. Weil (Mubammed,S. 44) fhrt einen Ausspruch Muhammed's an: ,,der Traum der Propheten ist
Offenbarung." Sollte Duran seine Quelle niissverstanden haben ? Die sptere jdische Ansicht vom prophetischen Traum verdiente mit der muhamme
danischen verglichen zu werden.
90) ipnpna ^n: paien [^"'s] ]it5 nn.
91) ^T'Snib bl IDOa : so die corrumpirte Ausg., richtiger ^l^lb
in der Handschrift des Mngen hrnhnm v. Farissol (Litbl. 1845. Nr. 16) wie
ich Tins Marginalnoten von Kirchheim und .Michael zu ihren Druckexemplarenund einer Copie bei Hrn. Dr. Geiger entnehme.
92) Fast wrtlich so Maimonides, Morch, II, 36, vgl. Albo, IkkarimIII, 9, Ende, Tanchuin Jeruschalmi zu Riebt. 13, 3; wo II aarb r c k e r's
richtige Uebersetzung mit Unrecht von Kosegarten (A. L. Z. 1843. S. 538)
corrigirt wird.93) Vgl. Geiger S. 89. Hingegen ist nach Snna 107 das beste Gebetdas husliche !
94) Ich vermuthe aber, dass bier die 999 anklagenden Engel in der
rabb. Auslegung von Hiob 33, 23 (Jerusch. Kidd. Cap. 1) zu Grunde liegen,
Aucb sonst ist eine runde Zahl weniger eins nicbt ohne Analogie.
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und die Symbolik der Zahl 70 73. 169
. 16. Wir sehliessen mit einer kurzen Zusammenstellung
uus der interessanten Zah I en sym b o I i k des Midrasch einer
spteren Periode, wie sie uns in einer weitlufigen Errterungdes Opfercultus der 12 Stammfrsten (D'"N"U33) in doppelter Weise
vorliegt (Bammidb. Rabba Cap. 13). Zuerst werden die einzelnen
Zahlbcstimmungen des Gesetzes (4 Mos. 7, 13) bei jedem .Stnmm-
frsten insbesondere auf einen entsprechenden Gegenstand be
zogen. Das Gewicht der Opferscbale 70 Scbekel ^^) entspricht
also je bei den 12 Stammfrsten: 1) den 70 Nationen, 2) dem
Wein (]' '), dessen Buchstabenzablwerth 70, oder den 70 .Aus
legungsarten des Gesetzes (oben .7); 3) zusammen mit
130 Schekeln des Silberbeckens entsprechend den 2 00 Synhedrial-
liuptern (]"nn30 ''laiJI ) des mit Sebulon verbundenen Issacbar (1 Chron. 12, 32); 4) der geheimen Absicht (niD), dessen Bucb-
stabenzahlwerth 70; 5) verschiedenen Maassbestimmungen von 70
im Stiftszelte (worunter eine durch geometrische Construction
Jierausgebracbt ^**); 6) den 70 Aeltesten des Moses; 7) den 70
Sprachen, welche Gabriel den Josef lehrte (oben . 4); 8) den
70 Personen, die nach Aegypten zogen ^'); 9) dem Wein
becher Josefs (vgl. 2); 10) dem Wein, oder dem Gesetz ber
den Nasirer (4 Mos, 6, 812), welches 70 Worte enthlt; oder
dem Segen Jakob's (1 Mos, 49, 16. 17) ber den Stamm Dan,
worin 70 Buchstaben vorkommen; 11) den 70 Nationen, welchedas Gesetz nicht annehmen wollten (oben .3); oder
den 70 Personen, die nacb Aegypten zogen; 12) dem Alter
(70 Jahre) Abraham's bei dem Bunde mit Gott ^*). Hierauf wird
eine gemeinschaftliche Beziehung auf Geschichte und Gesetz im
Namen verschiedener Lehrer angefhrt. Hier erscbeinen die 70
Nationen , 70 Verse vom Anfang der Schpfungsgeschichte bis
zur Verfluchung der Schlange (1 Mos. 1, 1 3, 14), 70 Verse im
Buche Esther (Cap. 37) von der Erhbung Haman's bis zu seiner
Erhhung auf den Galgen ), 70 heilige Gottesnamen von
Anfang der .Schpfungsgeschichte bis zur Verfluchung der Schlange(mit Ausschluss vun 1 Mos. 3, 5), 70 Lebensjahre Terah's , bei
95) \'gl. auch Archevolli, Arugath Habbosem, fol. 27.
96) Der Hof hatte 100 Ellen Lnge und 50 Breite. Mache aus dem
l'cberschuss der Lnge (50 E.) Kiemen und lege sie herum im Geviert, s ist 70 und ein BruchLheil die Lnge und Breite des Quadrats. Der Bruch
lheil wird nicht in Anschlag gebracht.
97) Vgl. oben Anm. 75. Die 60 Kniginnen und 80 Kebsw eiber (H. L.
6, 8) werden ebenfalls als Doppelzahl der Ausziehenden aufgcfasst (Jalkut zu
Deut. 32, 8).98) Vgl. Creizenach in Geiger's Zeitsehr. II, 29.
99) Die hier vorkommende Reminiscenz aus Elasar Kali r's Piut (s.Mattnulh Kehunna , u. Zunz, goltesd. Vortr. S. 261) halte ich fiir e ine in de
Te\t gekommene .Marginalnote (wozu viele Analogien bei Zunz) ; weil sienicht recht verknpft ist.
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170 Steinschneider, die kanon. Zahl der muhammed. Seelen
der Geburt Abrabam's, und Kenan's bei der Geburt Mabalalel's,
70 Trauertage um Jakob, 70 Feiertage, nmlicb 52 Sabbate
des Jabres, 1 Neujabr, 1 Ver s o b n u n gs tag, 1 Wochen
fest, SSukkotb, 7Pes8cb (s. oben .1), 70 Namen,
welche Gott, Israel, die Tbora und Jerusalem baben '""), 70
Jabre, die Adam dem David schenkte!
Schluss.
Es hat sich bei unserer Zusammenstellung zunchst darum
gehandelt, die Anwendung der Zahl 70 73 als runde oder hei
lige Zahl historisch zu verfolgen. Die Ableitung ihres Ursprunges
aus der Astronomie halte ich fr gewiss, ohne deswegen die
zu weit gebenden Hypothesen der astronomischen Symbolik vonDupuis und dem scharfsinnigen Kanne bis auf den Compilator
N o r k hiermit zu unterschreiben. Ich werde mich auch hier mit
einer kurzen Andeutung begngen. 70 Tage sind der 5. Theil
des alten Mondjahres, 72 Tage der des Sonnenjahres '^); so
erzhlt aucb Aristoteles (bist. anim. VI, 20) ""), einige Hunde
wrfen nach Verlauf eines Fnfteljahres (72 Tagen). Bekannt
ist die indische Periode von 432,000 = 72 X 6000 oder 600 X 60
X120 Jahren ), mit welcher die 720,000 Jahre der Beob
achtung der Babylonier ">*) zusammenhngen. Schliesslich noch
die Vermuthung, dass die 28 vormuhammedanischeu Pro
pheten ebenfalls als kanonische Zabl (4X7) aufzufassen sind.
100) Zunz, gottesd. Vortr. S. 262 bezeichnet diess als Ideen, die an
sptere Kabbala grnzen," und weist die Parallelstellen nach; s. oben . 8.
101) Oben . 1 waren es d ie Menschen berhaupt, welche diese 70 Jahre
erhielten, hier ist es David, naeh Pirke derabbi Elieser Cap, 19; angeknpft an Ps. 61, 7.
102) Ideler, Handb. d. Chronol, I, S. 190,
103) Das. I, S. 250,
104) Das. I, S. 215.
105) Bailly bei Ideler a. a. 0. I, 217.
Nach trag.
Whrend der vorstehende Aufsatz gedruekt wird , finde ich noch zurlligfolgende Stelle am Schluss des ums J. 1.330 verfassten Comment, zu Echa
vou Josef Ihn Caspe (in Reggio's Briefen II, S. 61): ,,Es giebt Stellen der
Bibel, die einen 4 5fachcn Sinn haben; von solchen sagen unsre heiligen
Lehrer, es gebe 70 (Auslegungs-) Arten ( -aS Q"'y3123), was eine runde
Zahl ist (bin paion ^0), wie z. B. mit 70 Seelen" (zog Jakob), 70uud 7" (in dem Spruche Laniech's).
7/23/2019 Die Kanonische Zahl Der Muhammedanischen Secten Und Die Symbolik Der Zahl 70-73
27/27
Leber die Aussprache der arabischen Vocale uud
die Betonunnji^ der arabischen Wrter.
Von
E. W. liane.
Oie Vermiscbung der arabisclien Stmme untereinander, eine
Folge ihrer Ausbreitung ber fremde Lnder, war, indem sie dem
classischen Zeitalter ihrer Sprache ein Ende setzte, eine der
Hauptursacben des Sinkens derselben, zugleich aber brachte sie
in ihrer Aussprache eine wenigstens annhernde Gleichfrmigkeit
hervor; dennoch finden sicb selbst nocb in unserer Zeit bei den
Arabern der verschiedenen Gegenden bedeutende Abweichungen in
der Art und Weise wie sie die Consonanten und Vocale ihrer
Sprache aussprechen, und fr den Fremden, der sich mit dem
Arabischen beschftigt, ist die Entscheidung, welche von diesen
Arten er zu der seinigen machen soll, eben so schwierig als
wichtig, denn obwohl die am sichersten verbrgte Aussprache der
Consonanten fast allgemein bekannt ist, so herrschen doch Uber
die Aussprache der Vocale, und namentlich ber die des fet-h ),
sehr verschiedene Ansichten. Hinsichtlich des letztern jedoch
glaube icb, dass gerade die Aussprache der gebildeten Classen
Aegyptens und der anderen im Centrum der arabischsprechenden
Welt gelegenen Lnder nicht nur der Hauptsache nacb mit der
bei den Arabern der classischen Zeit vorherrschenden Aussprache
bereinstimmt, sondern derselben sogar, wenn nicbt vollkommen
gleich ist, doch sebr nahe kommt; denn nicbt allein ist sie die
natrlichste und wohlklingendste und stimmt am meisten mit den
Grundstzen Uberein die den Regeln ber die Imleb, welche von
alten und bewhrten Schriftstellern gegeben werden, zum Grunde
liegen, sondern sie hlt zugleicb die Mitte zwischen den beiden
Extremen, welche von der einen Seite in Indien und den au-
1) In Uebereinstimmung mit dem gewhnlichen Sprachgebrauch der arabischen Grammaliker gebrauche ich das Wort fet-h als Galtungswort ; fel-l.iali
ist das davon gebildete Einheilswort (nomen unitatis) und zugleich der IVamedes Z eichens durch welches das fel-h dargestellt wird. Auf gleiche Weise
sollte man zwischen damin und dammeb, kesr und kesreh. bcinz und hemzeb,leshdeed und sheddeh u. s . w. unterscheiden.