Die Gesellschaft im Würgegriff von Wachstumsdruck und Energieverknappung Datensammlung zum Workshop Referent Dipl.Ing. Adolf Staufer Austrian Socail Forum 2008 Workshop des Energiearbeitskreises Molln, O.Ö.
Die Gesellschaft im Würgegriff von Wachstumsdruck und Energieverknappung
Datensammlung zum WorkshopReferent Dipl.Ing. Adolf Staufer
Austrian Socail Forum 2008Workshop des Energiearbeitskreises Molln, O.Ö.
Schlagworte einer nachhaltigen Energiewirtschaft:Konsistenz
Erneuerbare statt fossiler EnergieträgerEffizienz
Möglichst rationeller EnergieeinsatzSuffizienz
Genügsamkeit – Sparen, Verändern des Lebensstils
Nachhaltigkeit – Sustainibility Menschliches Handeln soll wirken:
ökologisch verträglichsozial gerechtzeitlich dauerhaft
Genügsamkeit – eine ungeliebte, meist totgeschwiegene Tugend!
Der Mensch als EnergiesystemMetabolismus (Stoffwechsel):
Die Nahrungsaufnahme steht im Gleichgewicht mit Eigenverbrauch, körperlicher Arbeit, Körperfett-Auf-/Abbau und Ausscheidungen.
Nahrungsaufnahme/Tag (Durchschnitt): 2700 Kal = 3,13 kWh
- Grundumsatz/Tag (Körpergewicht 78 kg): 1800 Kal = 2,1 kWhKörperliches Arbeitsvermögen/Tag ca.: 900 Kal = 1 kWh
Grundumsatz BMR in Kal (näherungsweise):
Frauen: BMR = Gx20Männer: BMR = Gx23G: Körpergewicht/kg
Jahrtausendelang die Hauptsorge der Menschheit:„Unser tägliches Brot gib uns heute!“
(heute „nur“ mehr für 70%)
Leistungsbedarf körperlicher Arbeit in Watt (70 kg Gewicht):
Autofahren 121Bügeln 162Kochen 186Putzen 316Gartenarbeit 400Sensenmähen 431Heimwerken 247Holzhacken 758Tragen (mittl. Last) 498Treppensteigen 563
Liegen 61Sitzen 102Fernsehen 98Klavierspielen 195Stehen 121Spazierengehen 293Sex aktiv 391Sex passiv 177
Schwerarbeitsgrenze bei Ganzkörpertätigkeit: ca. 460 W(1 Pferdestärke = 736 W)
Metabolische (Kreislauf-) Leistung je kg Körpergewicht:Frauen: 0,97 Watt Männer: 1,11 Watt
Lebenszeit und Erwerbsarbeitszeit
heute: Abhängigkeit von fossiler EnergieTrennung von Erwerbsarbeit und FreizeitDurchschnittliche Lebenszeit: 680 000 Stundendavon Erwerbsarbeitszeit 40 000 Stunden das entspricht 6% der Lebenszeit, bzw. 9% der Wachzeit
Nur jeweils 40% der Bevölkerung leistet Erwerbsarbeit! Kindheit – Ausbildung – Arbeitslosigkeit – Rente
einst: Solare KreislaufwirtschaftArbeit in das Leben integriert
(von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang) Arbeitskraft und Fähigkeiten des Menschen reichen für das Überleben der GemeinschaftNot und exzessiver Reichtum sind das Ergebnis von Unterdrückung und Ausbeutung
Das globale Energieproblem
Die Bevölkerungslawine
Verteilungsgerechtigkeit – Schlagwort utopischer Träumer?
A 1973: 42,9 kWh/Tag.PersonA 2005: 133,5 kWh/Tag.Person
Historische Entwicklung des Primärenergieverbrauchs
(IEA)
Erneuerbare inklusive Strom aus Wasserkraft!
Österreich 1978: Nein zu Atomkraftwerken!
Erneuerbare inklusive Strom aus Wasserkraft!
Globaler Energiebedarf bis 2040
Erdölverbrauch 2006: 4 Mrd to
Versorgungslücke trotz Effizienz und Alternativenergien!
Der Trend: Mehrverbrauch trotz Effizienzsteigerung
„Efficiency is the straightest path to hell“ (Howard Kunstler)
Nicht-OPEC-Erdölförderung
Förderung der Großölfelder (60-65% der Weltförderung)
Studie Fredrik Sibelius, Universität Upsala
Wo liegen die „Schurkenstaaten“?
Die Speisekammer wird leer!
Die Ölscheichs – unser wahrer Nährstand?
Energieaufwand in der industrialisierten LandwirtschaftMaschinen, Anlagen VerpackungPflanzenschutz SubventionenBewässerung, Düngung Transport
Hybride schaffen Abhängigkeit von Großkonzernen!
Energieaufwand in Kal.für 1 Kal. Nahrung: Getreide (USA->USA) 16Rindfleisch (USA->USA) 70Karotten (RSA->GB !!) 66Kopfsalat (USA->GB !!) 127Spargel (Chile->GB !!) 97Durchschnitt: 10
Biologisch – artgerecht - saisongerecht – vielfältig - regional
Klimawandel und Erdölknappheit erzwingen einen Wandel!
US-Düngerproduktion braucht 100 Mio Barrel/Jahr Erdöl!
Wird Nahrungsversorgung die größte Herausforderung aller Zeiten?
Ursachen des Energiehungers
Der Tanz um das goldene Kalb
Was davon brauchen wir wirklich?
Was davon ist reine Verschwendung?
Wo sparen wir am falschen Platz?
In der Natur wachsen Bäume nicht in den Himmel!
Wachstum durch VerzinsungBäume, die in den Himmel wachsen!
Endkapital in Euro bei Veranlagung von 1 Euro
nach Verdopplungszeit % 20 J 50 J 100 J Jahre 1 1,22 1,65 2,7 69,66 3 1,80 4,38 19,2 23,55 4 2,19 7,11 50,5 17,67 6 3,2 18,4 339 11,9 8 4,7 46,9 2200 9• 6,73 117,4 13781 7,319 32,4 5 989 35 867 090 4
EU-Geldmengenwachstum 2006: 9,7% Wirtschaftswachstum: 2,7%Inflation: 1,9%Nicht durch EU-Wertschöpfung gedeckt: 5,1%
Traumrenditen bis zu 30%Wieviel Energieverbrauch sichert den Gegenwert?
1% Zinsertrag frisst 3% Wirtschaftswachstum!
Globale Trends:Auslastungsgrad der Produktionsanlagen: 65%
->Realinvestitionen sinken->Finanzinvestitionen steigen
Welthandel:1971: 90% realer Warenhandel1995: 95% Finanzhandel ohne jeden Warenfluss2005: 97% Finanzhandel ohne jeden Warenfluss
Produktivitätsveränderung 1960-1995 in D (West)Energie: + 31%Wasser: + 36%Rohstoffe: + 49%Arbeit: + 207%Kapital: - 44%
Quelle: Statist. Bundesamt
Wirtschaftspolitik dominiert die individuellen Ursachen!
Die Folgen unseres Energiehungers
CO2-Ausstoß und Klima
Globale CO2-Bilanz in Gigatonnen C pro Jahr
+ -Fossile Verbrennung 7 Bodennutzung 2
Fotosynthese, Festlandabsorption 2,5Maritime Absorption 2,5
Belastungssaldo der Atmosphäre 4-------------------------------------------------------------------------------------------------------------
9 91 Gto C entspricht 3,67 Gto CO2
Gesamt CO2 in der Atmosphäre: 800 Gto
Die Biomassenutzung (Nahrung, Verbrennung, Verrottung) ist mit 2,5 Gto/Jahr C begrenzt und erlaubt keine Energieverschwendung!
CO2-Emissionen 2002/2003 in Mio Tonnen(energieverbrauchsbedingt)
Schwellenländer – Umweltbelastung im Dienste der Reichen
CO2-Ausstoßto/Kopf (2002)
Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s den Menschen gut! ??Stimmt das auch beim Blick über den Gartenzaun?
Von 6 Mrd Menschen leben heute 2,8 Mrd von 2$/Tag und 1,2 Mrd von 1$/Tag
Das Durchschnittseinkommen der 20 reichsten Länder ist 37 mal höher als das der 20 ärmsten. Der Abstand hat sich in 40
Jahren verdoppelt. Unter den 100 größten Wirtschaftseinheiten gibt es nur mehr 48 Staaten, aber 52 Konzerne Ein Drittel der Weltbevölkerung leidet unter ernstem Wassermangel 25% des Bodens auf der Erde ist degradiert Seit 1960 sind 20% der Regenwälder verschwunden
Quelle: Wuppertal Institut 2003
Wofür wir unsere Zukunft aufs Spiel setzen
Rüstung 2007: 1 340 Mrd. Dollar !!!
Zukunftsszenarien der Energieverschwendung
EnergieversorgungFossile und nukleare Energieträger erschöpfen sich (Jahrzehnte)Alternative können fossile Energieträger quantitativ nicht ersetzenVersorgungslücke nicht mehr schließbar
KlimafolgenDürregebiete nehmen zuAgrarflächen nehmen abKatastrophale Wetterextreme werden häufigerBewohnbare Gebiete verringern sich
GesellschaftNiedergang industrieller Wirtschaftsformen incl. LandwirtschaftLebensstil der Industriegesellschaft wird unhaltbarMassenfluchtbewegungen behindern Re-RegionalisierungVerteilungskämpfe („letzter“ Weltkrieg??)
Die „unbequemere“ Wahrheit:Nicht nur Umweltschäden und Klimawandel, auch die zu erwartende Energieverknappung bedroht unseren
weitestgehend von fossilen Energieträgern abhängigen Lebensstil!
Globale Gefährdungspotentiale:Nahrungsversorgung (Solare Tragekapazität)GesundheitIndustrielle Produktion und ErwerbsarbeitInfrastruktur (Ballungszentren!!!)Soziale Stabilität
Potentiale einer nachhaltigen Energiepolitik
Vermeidung - Anpassung
Nachhaltigkeit – Sustainibility Menschliches Handeln soll wirken:
A) ökologisch verträglichB) sozial gerechtC) zeitlich dauerhaft (langzeitstabil)
Bewertung möglicher Maßnahmen A B C__________________________________________________________________________________________________________________________________________
Erneuerbare Energien ja nein nein Effizienzsteigerung ?Ziel nein ?Ziel Energiesparen ?Ziel nein ?Ziel Wachstumsstop ja nein ja Soziale Umverteilung ?Ziel ja ?Ziel
Sonnenenergie = erneuerbare Energie
Fossile Energie = Sonnenenergieüber Hunderte von Jahrmillionen gespeichert
Tages-Einstrahlung im Jahresmittel: 115 W/m2
Das sind: 3 kWh/m2.Tag oder 1100 kWh/m2.JahrInsgesamt: 15 000 facher Primärenergieverbrauch!
Zurückbleiben darf davon nur, was nicht zur Aufheizung führt!
Einziger Speichermechanismus ohne Erwärmung:Photosynthese der grünen Pflanze
Speichert weniger als 1% der eingestrahlten Energie!
Abstrahlung auf der Nachtseite -> StrahlungsgleichgewichtOberflächentemperatur - Treibhauseffekt
Energiekreisläufe steuern Weltklima Verdunstung-Kondensation, Gefrieren-Schmelzen, ...
Energieumwandlung (Stürme, ...)
Warum wachsen trotz dieser Überfülle an Sonnenenergie die Bäume nicht in den Himmel?
Warum bleibt ein Gänseblümchen ein Gänseblümchen?
P. Breughel - Der Turmbau zu Babel
Die Babylonische Sprachverwirrung als Gleichnis
Haben wir das Verständnis füreinander verloren,
weil wir meinen, einen Turm in den Himmel bauen zu
können?
Privathaushalte und andere Verbraucher
Indirekt muss jeder Energieverbrauch mit Ausnahme des Exports den Endverbrauchern zugerechnet werden.
Was bewirkenRekordgewinne von Banken in weniger entwickelten LändernAuslagerung von umwelt- und gesundheitsgefährdenden ProduktionenAbwerbung hochqualifizierter Arbeitskräfte aus ärmeren Ländern
???
Wirtschaft und Verteilungsgerechtigkeit
„Geht‘s der Wirtschaft gut, geht‘s den Menschen gut!“ oder:„Geht‘s den Menschen gut, geht‘s der Wirtschaft gut!“ ???
Was sollen wir voran stellen?
Wieviel ist ökologisch vertretbar?
1500 Watt-Mensch - 36 kWh/Tag (bei 6 Mrd Menschen?)
Umweltbewusstes Denken kann umweltbewusstes Handeln nicht ersetzen!
Beseitigung des WachstumsdrucksNeuordnung des Finanzsystems unabdingbar
Re-Regionalisierung zumindest Grundversorgung
(Nahrung, Arbeit, Güter des tägl. Bedarfs)
Nachhaltiger LebensstilVerbrauchssenkung statt Umverteilung
Globale Erfordernisse:
Umfassende VerteilungsgerechtigkeitFörderung der Schwachen, nicht der Starken!
Stolpersteine einer nachhaltigen Energiepolitik:
Globale WachstumsideologieEinseitige GlobalisierungDominanz der Finanzmärkte (über 98% des Welthandels!)Konsumgewohnheiten des (Wähler)VolkesLobbyismus wirtschaftlicher MachtblöckeFloriani-PrinzipUtopische TechnologiegläubigkeitWechselwirkung mit dem Klimawandel
Nicht die Natur hat uns die Energieprobleme beschert, sie haben ihre Ursache in unseren anerkannten Wertvorstellungen!
Ihre Bewältigung braucht einen grundlegenden Bewusstseinswandel im Kleinen wie im Großen!
Die Gretchenfrage:Ermöglichen die derzeitigen Spielregeln der globalen Finanzmärkte überhaupt ein globales Energiesparen?
Gedanken zur Nachhaltigkeit
Blinde und weiße Fleckenin unserem Bewusstsein?
Wir bemühen uns um die nachhaltige Nutzung erneuerbarer Energiequellen.
Denken wir genug über eine nachhaltige Nutzung der menschlichen Arbeitskraft nach?
Millionen von Arbeitslosen1 Mittelklasseauto = 100 Pferde1 Rasenmäher = 4 Pferde ? =
?
Was tun am Ende des Erdölzeitalters?
Wir erforschen intensiv, wie viele Ressourcen technisch noch verfügbar sind .
Denken wir auch daran, wieviel davon wir aus moralischer Verantwortung verbrauchen dürfen?
Wir räumen eine Speisekammer aus, die wir aus eigener Kraft nie mehr nachfüllen können!
Ethisches Verhalten beginnt erst dort, wo wir freiwillig auf etwas verzichten !
Wir inszenieren große Spendenaktionen und sind Jahr für Jahr stolz auf neue Rekordergebnisse.
Bemühen wir uns auch genug um eine gerechte Verteilung des Vorhandenen im Kleinen wie im Großen?
Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!Ist das Geben von Almosen die wahre Nächstenliebe?
Oder dient es mehr der Beruhigung des eigenen Gewissens als der echten Lösung der Probleme?
Wir betreiben einen ungeheuren Aufwand zur Befriedigung materieller Ansprüche, die wir ständig steigern (müssen?).
Wie viel Lebensqualität gewinnen wir noch aus der Befriedigung immaterieller Bedürfnisse?
Weniger als 1/5 unserer Einkommen dient der Deckung notwendiger Bedürfnisse.
Unsere Kulturen bieten einen unerschöpflichen Schatz immaterieller Werte, die uns selbst bei materiellem Mangel Zufriedenheit schenken könnten.
Wir investieren viel in unser Bildungssystem, insbesondere in die Bildungseinrichtungen.
Sind die darin vermittelten Bildungsinhalte geeignet, das Problembewusstsein für ein nachhaltiges Leben zu fördern?
Bildungseinrichtungen, die ungeeignete Inhalte vermitteln, sind kontraproduktiv.
Das Verstehen komplexer Probleme in einer dynamischen Welt verlangt eher lebenslanges Lernen als eine noch weitergehende Verschulung des Lebens!
Wir leben in einem überaus komplexen System der Binnen- und Weltwirtschaft.
Wie sind die erforderlichen Änderungen ohne Zusammenbruch dieser Systeme möglich?
Utopische Ziele sind zwar nicht erreichbar, aber zur Orientierung unverzichtbar!
Energiekrise und Klimawandel zeigen:Es bringt nichts, beim Marsch in die falsche Richtung möglichst weit vorne zu sein!
Was kann ICH tun?
Problembewusstsein ausbilden und verbreitenMitverantwortung erkennenUm einen nachhaltigen Lebensstil bemühen
Der Mensch besitzt alle Fähigkeiten, die er zum (Über)Leben braucht:
Individuelle Fähigkeiten Soziale Fähigkeiten
Was ICH nicht schaffe, können WIR zustande bringen!
Was können WIR tun?
Ich danke für Eure Geduld!
Datenbasis-Download: www.molln.at >> Presseinfos„Energieverbrauch – Rückkehr zum menschlichen Maß?“
(*.ppt)Kontakt:
Literatur:
Matthew R. Simmons Twilight in the Desert ISBN 0-471-79018-4
Richard Heinberg The Party is Over ISBN 0-86571-529-7
Richard Heinberg Power Down ISBN 0-86571-510-6
Richard Heinberg Peak EverythingISBN 978-0-86571-598-1
James H. Kunstler The Long Emergency ISBN 0-8021-4249-4
James H. Kunstler World Made by HandISBN 0-87113-978-
2 Kenneth S. Deffeyes Beyond Oil
ISBN 978-0-8090-2957-0 Colin J. Campbell et al. Ölwechsel!
ISBN 3-423-3489-3 Dale A. Pfeiffer Eating Fossil Fuels
ISBN 10: 0-86571-565-3