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Wild-Seminar zeigt Innovationen und Trends auf Weiteres Thema: Der Mineralwasserversand in Steinzeugflaschen S.418 J 50 uunJ JS n 3 allS ZuU08 5L L E5· 50 LO 9l 4 P.jI 8 ;) u;l 8 J;J4 l ;lQ lje 4JSUd>5 _0_lQ _O __-===-___ ••••••
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Der Mineralwasserversand in Steinzeugflaschen, XV. Der Mineralwasserversand der \"Badhausbesitzer\" in Wiesbaden, in: Der Mineralbrunnen, Heft 11/2002, Bonn 2002

May 16, 2023

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Page 1: Der Mineralwasserversand in Steinzeugflaschen, XV. Der Mineralwasserversand der \"Badhausbesitzer\" in Wiesbaden, in: Der Mineralbrunnen, Heft 11/2002, Bonn 2002

Wild-Seminar zeigt Innovationen und Trends auf

Weiteres Thema

bull Der Mineralwasserversand in Steinzeugflaschen S418

J 50 uunJ JS n3 allS ZuU0 8 5L LE5middot 50 LO 9l 4 PjI dmiddot 8 ) ul 8 JJ4 l lQ lje4JSUdgt5_ 0_lQ_O__-===-___~bullbullbullbullbullbull

Der Mineralwasserversand in Steinzeugflaschen Bernd Brinkmann

xv Der Mineralwasserversand der Badhausbesitzer in Wiesbaden

Als in den 20er Jahren des 19 Jahrhunderts der noch in den Anfaumlngen steshyhende und kaum organisierte Mineralwasserversand des Kochbrunnens in staatliche Regie uumlberfuumlhrt werden sollte kam es sogleich zu Streitigkeiten zwischen den Eigentuumlmern der Badehaumluser und der Herzoglich Nassauischen Landesregierung Die Badhausbesitzer stellten sich auf den Standpunkt dass sie die Nutzungsrechte am Kochbrunnen besitzen und somit auch das Vershysandgeschaumlft durch sie zu betreiben sei und ihnen die Ertraumlge daraus zusteshyhen

Anders sah das di e Landesregierung Sie erkl~irte die zu Ilc rschiedenen Zeishyten erhobenen Eigenthumsanspruumlche der umliegenden Badhausbesitzer sind niemals anerkannt denselben vielmchr nur das Recht zugestanden worden das zum Fuumlllen ihrer Baumlder erforderliche Wass er aus dem Kochbrunnen abzuleishyten Der Erloumls des Versandgeschaumlftes sollte nach Vorstellung der Regierung zur Erhaltung und Verschoumlnerung der Kochbntnnenanlagen verwendet wershyden l

Die acht Badehaumluser die uumlber das Wasshyser des Kochbrunnens ve rfuumlgen konnshyten waren

- Zum schwarzen Bock - Zum englischen Hof - Zur Rose - Zur Blume - Zum Roumlmerbad - Zum weiszligen Roszlig - Zum weiszligen Schwan - Zum Engel

Daruumlber hinaus hatte nur noch das Hosshypil al das Recht Wasser des Kochbrunshynens zu entnehmen Diese neun Brunshynennutzer beschlossen am 15 August 1824 das Versandgeschaumlft wie folgt zu organisieren

I Dem Hospital-Verwalter Deimling wird unter der Aufsicht der Herzogl Hosp ital Commission und der CO1shytroll des Herrn Bau er Bes itzer des

Badhauses zum schwarzen Bock die aleillige Fuumllhillg und Verselldung von gut verpichtel1 Kruumlgen aus dem Koch- und Trinkbrunnen uumlbcrlassen

2 Der Hospital- Verwalter Dcimling fuumlhrt eine besondere Rech11ung uumlber Einnahmen und Ausgaben welch e am Schlusse jeden Jahres saumlmtshylichen [neun] In teressenten zur Einshysicht und Prit(1Il1g vorgelegt und abgeschlossen wird

3 So wie die Kosten dieser Mineralshywasserversendung als Vorlagen ([U s der Hospitalkasse brslritlen geshymeinschajtlich sind ebel1so wird der jaumlhrlich resultirende reine Gewinn in neun gleiche Theile unter die Interessenten vertheilt

4 Jeder der Interessenten dieser Uebershyeinkunjt macht sich verbindl ich von dem Tage an wo diese UebereinshykunJi die houmlhere Genehmigung erhaumllt auf die Versendung von Mineralwasser aus dem Koellhrunshynen oder aus seinem Badhause zu verzichten und fuumlr jeden Uebertreshy11IIIgsfall eine Convel1tiolUlslrale von zwanzig Gulden zu bezahlen welche ([I die acht lindern Interes shysenten gleiehhellie7 verteilt wird

5 Zugleich ist die herzogliche Disshytrictshospital COl11mission mit den

uumlbrigen Interessenten hinsichtlich der Versendung dieses Mineralwasshysers in Faumlsser zum Baden lIszligerhalb der Stadt welches an der PUll1pe vor dem Reservoir des Hospitals gefuumlllt wird dahin iibereingekoml11cI daszlig saumlmtliche Koste dieser Pumpr dem Hospitaljold baar ersetzt aucll di e Unterhaltungskosten von den acht unterzeichneten Badwirthe allein getragen werden sollen wugefJf1I die Eilllahmen welche durch diese Wasserversendung sich ergibt gleich dem uumlbrigen Gewinn in ncull gleiche Theie verl eilt werden soll

6 Die Herzogliche Landes Regierung soll gebeten werden diese Uebercinshykunft zu sanctionieren und zu erlaushyben zu 111 Fuumlllen des Mineralwlssers besondere l11it einer Inschrift I)erscshyhene Kruumlge licht nur fertigen zu lassen sondern auch ein Brul1lH llshy

wappen mit der Inschrift Wiesbashyder Wasser aus dem Koch= und Trinkbrunnen dazu verleihen

bull Im Jahre 1991 befass te sich H Nienilaus

~n dieser Stelt e mit dem Mineralwilssershy

ve rsand des Kochbrunnens in Wiesbaden

(lktl491)

Nicht eingega ngen ist er auf die VersCnshy

dung ries Korhbrunnenwasscrs durch dic

pri vilegiet1tn Badehaumluser Dies so ll hier

nlchgeholt WtrdCIl wobei jedoch im

uumlhrigen auf die geschichtliChen Ausiuuml hshy

rungen zum Wieshadener Mineralwasstrshy

versand von Nienhaus verw iesen wird

Mit ditsem Bericht wird die Se rie uumlber

den Mil1(ralw3sserversand in Slcinzcugshy

fla schen HtS DER MINERALBRUNNEN

JO 1996 fort gesetzt

1 Hessisehes Hauplstnuuml tsarchiv Wiesuadcll AbI 211 Nr 14119

DER MINERALBRUNNEN 112002

7 Diese Uebereillkun[t wurde hei eill er heute statt gehahtel1 ZL ~all1l11enshy

kunft sauml mllicher IlIluesSel1lell f es shygeselll und IInterzeiclll1et

Wiesbadel d 15 August 1824 2

Alle neun llllerCSSelttI1 also auch die herzogliche Hospitalkommission Welren sich einig das Versandgesch i-i ft au f eigene Rechnung zu b Lreih n Die HosshypiLalkommission reichte di ese Uumlbereinshykunft C1m 18 8 1824 mit der BitLe um Gen hmigu ng an die Regilrung wei ter nicht ohne auf die Voneile die hinshysichtlich d Fa versancles fuumlr das Hosshypi fil lbad erziel I wurden zu verweisen In dem Schreiben wurde ausdruumlcklich bestaumltigt dass den Badhausbesitzern vor der Neufassung des Koch- und Trinkshybrunnens im Jahre 182J3 als Entschaumldishygung fuumlr die von ihnen getragcllen Kosten der Reinigung lind Unterhaltung d 5 Brunnens di e Ert raumlge aus der Wasshyserversr nd ung in E isse rn und Kruuml gen zusLand Dass der Versel nd in Kruumlgen 4

auch bisher schon praktiziert wurde auch wenn Cl nicht immer opLimal gehandhabt wurde geht aus fol gender Situa tionsbeseh reibung hervor So wie es jetzt iSI klllll es uI1moumlglich bleiben Dit eilzeine Bodllirthe nehmen fuumlr eigele Recllllullg BestellulIqell auf vershypicll(e Kruumlge all wrlell e theils aus dem Kochhru1l1en theils aus de1 ZulaujkashyIIdlcll der Baumlder gcJlill1 lt(den

Der Direktor der Hospitalkommission Geh Regierungs rat Emmcrmann ging am Schluss seines Berichtes an die Lanshyde regierung auf die unterschiedlichen Rech tsltl uffassungen bezuumlglich der Nutshyzungsrecht e ltl1l1 Ko chlJrunnenwltl scr ein indem er betonte dofJ hier licht von Verleihung einn neueIl Konz ess ion SO lidem lIur VO ll der Erhaltung der bereits lorz(lIldel1e ll und dem bessern undJiir das Wohl des qal1zell zweck l11aumlshyszligigem Gebrauch ders elb ell di e Rede ist Er spracll die Hoffn ung aus da szlig dies er Vertrag eille ullhtdillgte ulld baldige Gencl1ln iglll1g jilldell wn(h

Die Sanktion dieser UumlbereinkunfL durch di e Landesregierung blieb jedoch aus Di ese ha ttr die Ab ich das Versandgeshyschi-ift luf eigene Rechnung zu betreishyben und wollte ebenfa lls die Hospital shyverwaltung mit der DurChfuumlhrung dieshyses Geschaumlftes beauft ragen

Sie wurde in di ese r Ahsicht bestaumlrkt durch die Stellungnahme vo n Medizishynalrat Dr PE~tZ der berichtete dass er bereits slit 1818 den innerli chen Gebrauch des KOlhbrunnens praktiziert Er sLell te fest auch in Li( Vers endung des Wassers hai sich schon bedeutende Taumltigkeit entwickelt und es laumlszligt sich nicht berechl1en wie weit dieser Absatz nach der Ferne noc7 ges teiyert werden ka1l Gleichz -itig wies er darauf hin dass der Postverwalter Schlichter in den ersten neun Monaten des Jahres 1824

bereits uumlber 4000 Kruumlge versendet hatr G org Christian Schlichter war Win des Adler und betrieb gleichzeitig die in seinem Ilause befindliche Postve rwalshytUllsstdle der Stadt Wiesbaden Die Adlerquelle gehoumlrte nach dem Koehshybmnnen zusa rnm n mit der Quelle im Schuumltzenhof zu den Hauptquell en Wiesbadensr Angesichts dieser Vershysandzahlen hiel t es Dr Peez fuumlr drinshygend erforderlich dass die Mineralwasshyserversenclung von seiten der StltJatsbeshyhoumlrde geordnet und nicht der Wilshykuumlhr der Pri IJa tcn uumlberlassen bleibt

So verwundert es nicht dass beim zweiten Gesuch das im Ap ri l 1825 an di e Landesregierung gerichtet wurde nur noch die achl Baclhilusbesitzer ohne die Hospitalkommission auftreten Sie heltLen ua beschlossen einen Brunnenshymeister aus ihrer Mitte zu bestellen de r auch die Kasse zu fuumlhren hatte Auszligershydem beschlossen sie zum Versa nd des Wassers aus der Hauptquelle beso ndere Kruumlg e mil der Vignette Wicsbader Haup tqu dlc fertigen zu lassel1 Der Preis fuumlr hundert neue Kruumlge sollte [2 Gulden der Preis fuumlr hundert gebrauchshyte Kruumlge 7 Gulden berragen

Bereits wenige Tage spaumlter wurde von der Landesregierung Cl11Schieden dass den Bildhausbesilztrn nur das fuumlr ihre Baumlder benoumltigte Wassrr zustand und ihnen das ausschlieszligliche Vers enden des Mi11eralwassers ach elf( deshalb lInter sich uumlbereingckommeilen Uumlb ereinshykunft ni cht bew illigt werden kann

Gleichzeitig war eine Ankuumlndigung forshymulicrt worden die sich an eli e ausw~irshytige Aumlrztesehaft wandte und di hesagte dass der Debil dieses Minemlwassers dem hiesige11 Hospilai lle lvalter lJeimshyIillg iibertrage ll wordeil ist und bei demshyselben jederzeit mit frischem tVlineralshy

wasser gtfuumlllie Kriige das Hundert zu f zu habtll silld Der Preis blieb noch of[cn aber zur Kennze ichnung der Kruumlshyge wurden bereits erste Vorstell ungen zu Papier gebracht [ s heiszligt hier dass das hit ige aus der Hauptqu elle gtschoumlpfte Mineralwasser Ulter genauer Aufsicht in gut gebackenen genau uerpichlt1I mit dem Krugzeich en Wi esbadrr Korhbrull shyfl t1 und mit dem hierunter abgedruumlckten Siegel versehenen Kruumlgen auf das sorgshyfaumlltigste gefuumlllt stets frisch zu haben seyn und versendet werde7 Das Siegel das nach einem ersten Entwurf di e Initishyalen HN fuumlr Herzogtum Nassau enthielt wurde konigiert in Stadt Wi fs bader Min eralwasser und am Schluss des Dokumentes ski7Ziert (s Abb 1) 8

Abb 1 Der Elltwur fuumlr eill Brullnellshysiegel von April 1825

2 Hrssislbcs liauplstd atsarchiv WilslJ aden Abt 2 11 Nr 14 119

J Bei der Neu lassung des Brunnens waren am 7 Mai 18 D in Gegenwart der Badew irk neun Roumlhren von j e 2 12 Zoll in gkirher Tidl angebr~lcbt worden wodurch j edem szligadbaus die gkiche M(ngc Wasser zuge luumlbn we rden konnte Wrgl tnlC k Wolf-Hpino Wiesbaden im Biedermeier Wiesbaden 1981 S 91

4 Zur wechsl lweisen Verwendung der Begriffe K rug und Flasche ist zu bemerken Typoshylogisch rich tig ist die Bezeichnung Flasche da jedoch insbesondere in eier ~I(ercn Litera shytu r h ~ uli g von Mineralwasserkruumlgen und Krugbaumlckern clk Rede iSI werden beide Bezeichnun gen verwendet Vergl hierzu Brinkmil nn Bernd Zur Datierung von Min cshyralwilsserfl aschen aus Sreinzlllg in Kerashymos Hcrt 98 Duumlsse lcl orf 198 2 S 7 I sowie IngoJI Bauer Wlrner Endres Baumlrbcl Kerkshyhoff-Hade r Robert Koch und Hans-Georg Stc]lhan Leitfa den zur Kcr3mikbcschreibung (Miltd a l tl~ - euzeitl Terminologie - Typoshylogie - Technologie Kataloge der Praumlhi sro rishysehen Staatssammlung Muumlnchen 1987

5 Hess isches Ilauptsta 31sarchiv Wiesbaden Abt 2 11 Nr 14119

6 Vergl Srruck Wolf-Hei no Wiesbaden im Bied ermcie r Wiesbaden 1981 S 89 u 114

7 Ilcss isches Hauptslaatsarehiv Wiesbaden Ahl 2 11 Nr 14119

8 Bei der Ihbildung hantlei S sich um den Entshywurf eines Siegels un rl nicht wi e bei Nie nh aus darges tdl t Ulll dltl s Krugzeichell Vergl Nitnshyhaus I leinz Auch Wiesbadens bedeutendste Therme reiste im vorigen Iahrhllntkn in To nshykruumlgCJ1 Der Kochhrllnnen - iVlilldpunkl der Entwicklung zur Badc- und Kurs ladl in Der lllineralbrunnen lie ft 49 1 S 167 Bonn 1991

DER MINERAUlRtJNNEN tl 2002

Anschi ieszligend li eszlig die Landes regierung viel Zeit verstreichen ehe sie ihre Vorshyschl aumlge im Januar 1826 dem Herzoglich Nassauischln Sta ats-Ministerium unshyterbreilete Man sah die Chance dass der Kochbrunnen durch den Vertrieb seines Mineralwassers in Kruumlgen sich selbst eine Eil1l1alllne verschaffen klln und wollte d n Gewinn vor allem zu dessen Erhaltung und Vershyschoumlnerung verwenden Jeder andershyweilige Anspruch auf di esen Gewinn insbesondere die Anspruumlche des BdshyilausJesitzers zum schwarzen Bock und Consorle1 wurden nochmals als gegensta ndslos dargestell t

Die Kruumlge sollten jetzt mit dem WiesshyJad er Stadtwappell und der Umschrift Kochb rul1J1 en zu Wiesbden versehen und die Besorgullg dieser Anstalt und der Vertrieb des Wa ssers dem Hosp italshyverwalter Dehnling offiziell uumlbertragen werden Sofern die hohe GenehmishyYLIIg lrLl ilt wird wolle man alles ErforderliLhe veranlassen so daszlig im kUumlIIJtiyell friiillillg schon diese Vershytri ebsnstal t bfgiI1l1(11 koumlnne

Die Genehmipung des Herzogl ic h Nasshysau ischen Staats-Ministeriums erfo lgte am 19 Mai 1826 Hospi ta lverwalter Dei mlin g reiste nach Selters um sich uumlbe r die dort pra ktizielien Fuumll - und Versandmlthoden die verwendeten Materialien di e LicCcrkontrakte usw zu in fo rmieren Er beSlelite ein Siegel fuumlr die Verpichung der Kruumlge beim Muumlnzshygraveur Philipp Zollmann das im Juni 18 26 geliefe rt wurde (s Abb 2) Es fehlte jedoch noch das Siege l fuumlr den Brunnenstempel der vo n den Krugbaumlshyckern den Kruumlge n bei der Hers tellung aufzudruumlcken ist Er bat dallJ m auch dieses in Auftrag geben zu duumlrfen

Das staatlich betriebene Versandgeshyschaumlft kam also im Sommer J 826 so langsa m in Gang Es fehlte an Kruumlgen weshalb Uumlberlegungen angestellt wurshyd(Il solche aus Niederscllcrs Schlanshygenbad oder Weilbach beizusteen9

Selbst der Postverwalter Schlichter wurdc gefragl o b er geneigt sey einige hundert Kruumlge nach der Form und den Zeichen des lI1itgetheiltllI Musterkrugs gegen Bezahlung abzugeben welches ab er derselbe mit del1 Bemfrk f J ablehnte daszlig er von snlchcn sclbq keishynen Varrath mehr besit zc in diesem

Abb 2 Der Miin zgra)fur Philipp 2011shymalln druumlckte das IJOl1 ihm alJgefertigte Siegel auf seill t Rcchnullg uumlber 4 Gulshyden

Jahr wurden 154J Kruumlge gefuumlllt und die Versa ndzahl sollte sich in den folshygenden Jahren ni cht wesentlich erhoumlshyhen Sie lag in der Regel zwischen 2000 und 3000 Kruuml gen und ging in den 40er Jahren soga r auf unter 1000 zuruumlck 10

Der Stempel gemaumlszlig Abb 3 ko mmt auf groszligen handgedrehten Flaschen (Typ Er)11 sowohl auf der Schulter als auch auf der Ruumlckseite der Flaschen unter dem Henkel vor Die Hers tellung der Flaschen ist aufgmnd von Scherbenshyfunden auch fuumlr den Toumlpferoli Zorn im Taunus nac hzu weisen 12 Auch im Westshyerwaumllder Toumlpferort Mogendorf sind Fehlbraumlnde mit diesem Zeichen unter dem Henkel gefunden worden 11

Abb ] Der uns auf dfn Steinzeugj7ashysch ell des Kachbrunnen s uumlberlieferte Brullncnstempel

Auch kleine vorgepresste Flaschen (Typ Fl deren Herslellung also nach 1879 dem Jahr der Einfuumlhmng der Krugpresshyse erfolgt sein muss kommen mil dieshysem Stempel unterhalb des Henkels vor

Am J2 April 1828 berichtet der Direkshytor der Hos pitalkommission Emmershymann der Landesregierung dass die Versendung des Mineralwassers aus dem Kochbrunnen se it Beginn dieses Geschaumlftes kaum zugenommen hat Der Hauptgrund hiervon liegt unbeshyzweifelt darin daszlig mehrere hiesige Badewirthe namentlich Herr Posthalter Schlicher und Christion BOller uiel Mineralwasser uersenden welche hauptsaumlchlich durch ihre au sgebreiteten Bekanntsch aften bedeutenden Absatz finden Emmermann empfahl als Gegenmaszlignahme Anzeigen mit der Ankuumlndigung des Mineralwasservershykaufs in verschiedenen Zeitungen L1a in Frankfurt und Mainz zu schalten

Die Badewirte und hier ist insbeso ndeshyre der Wirt des Schwarzen Bocks Chrisshytian Bauer zu nenn en der offensichtshylich auch hei den ve rschi edenen Einoashyben fede rfuumlhrend war hatmiddotten also nicht aufgegeben Wenn ihnen gemeinschaFtshylich dils Versandgeschaumlft schon nicht zuerkannt wurde so nutzten sie doch ihre Bezi ehun gen zu dE11 Kurg~i s t e n um jeder fuumlr sich den Minrralwasse rvErshysa nd zu betreiben

Welche Kruuml ge di e einzelnen Badhausbeshysitzer fuumlr den Mineralwasse rversa nd benulzten laumlsst sich nicht mit Sichershyheit sagen Moumlglicherweise wurden die Kruumlge mit dem Slem pel WI ESBADER MINWSSER (A bb 4) hierzu benutzt

9 Vergl Nienhaus Hein z aaO S 168 FF

10 Vergl Nienhaus Heinz 3a0 S 170

11 Zur Typologie der Flaschenfuumlrrnen vergl Brinkm ann Hemd Zur Daticrung von Mineralwasserflaschen aus Stei nzeug in Keramos Helt 98 Oktober 1982 und in dieshyser Reihe Kap itel 1 Typologie ein Min era lshywasserfl asche n in Der MincrlIiJrul1nen Heft 31984

12 Beim Abriss der Toumlp ferIc rks tatt der Gebr Goumlrtz in Zorn im Jahre 1983 konnt e der Verfasser in einer NO lbergung enlsprechenshyck Fragm ente sicherstellen

13 Schneider Ko nrad Der Mineralwasscrversa nd und spine Gcfjszligproduktion im rhcin isch-hesshysischcn Raum vom 17 bis zum Ende des 19 Jahrhunclens Koblenz 2000 S 119

DER MIN ERALBRU E 112002

Abb 4 Diellten Flaschen mil diesem Stempe[i j dem Versandgeschaumlft der Badhausbesifzer oder dem der Hospita lshyverwaltung

Das Stadtwappen von Wiesbaden laumlsst jedoch eher vermuten daszlig hier die offishyzielle von der Hospitalkommissi on betriebene Versandanstalt eine andere als die KoChbrunnenquell e versandt hilt

Auch die Herstellung vo n Flaschen mit diesem Brunnenzeichen ist fuumlr den Toumlpshyferort Zorn im Taunus nachgewiese n Es handelt sich um groszlige handgedrehte Flaschen

Der Stempel in Abb 5 entspricht weitshygehend den Vorsleilungen die die

Abb 5 Flaschen mit diesem BrunneJshystempel15 tragen die Initialen von Cilristian Bauer G

DER MINERAIBRUN NEN 11 2002

Badewirte beim zweilen Gesuch an die Landesregierung im April 1825 bezuumlgshyli ch der Kenn ze ichnung ihrer Mineralshywasserflaschen hallen Der dort bereits vorgesehene Begriff WI ESBA DER HAUPTQUELLE wurde um das Wort MI N WASSER erg~i nzt

Die Werkstattbruchhalde in Zorn Iiefershyte noch weitere Nachweise fuumlr den Wiesbadener Min era lwasse rversand Bei einer im Jahre 1988 erfolgten Notbershygung im Zuge vo n Ausschachlungsarshybeiten im Bereich der ehemaligen Toumlpshyferwerksta tt Pitz konnten Flaschenfragshymente mit den Brunnen- bzw Haumlndlershyzeichen gemaumlszlig Abb 5 und 6 sichergeshystellt werden

Abb 6 Aueh das Zeichen auf dieseIl Fragmenten aus der Werkstattbruchhalshyde des Toumlpfers Pitz in Zorn duumlrfte auf Christion Bauer verweisen

Sowohl der Stempel in Abb 5 als auch die Fragmente in Abb 6 weisen die Initialen CB auf Bei Abb 6 handelt es sich um eine Ritzung di e koballbl au a usgemal t wu rde Es Iiegt nahe di e Initialen einem Badhausbesitzer zuzushyordnen der geduldet vor der Entscheishydung der Landesregienmg oder ill egal nach der Entscheidung am Versa ndge shyschaumlft leilnahm

Hi er kommt nur Christian Bauer in Frashyge de nn di e Initi ale n treflen aul keinen andenn BoumlclhausbesitzEr zu Aufgrund sein es auszligergewoumlhnlichen Engoumlo-eshyl11en ts beim Bemuumlhen deniVI i neral wasshyserversand im In teresse der Bad hausbeshysitzer zu regeln und seiner herausgehoshybenen Stellung unter den Wiesbadener Bad hausbesitzern (ullfer CO ll frolle des Herrn Bauer Clzristilll Baller und Consorlen) ist anzunehmen dass er trotz des ablehnenden Bescheids der Landesregierung allcs unternommen hat um elen Handel mit dem Brunnenshywasser zu betrei ben Es erscheint daher durchaus zulaumlssig di e Initia len eB dem Badhausbesitzer Christian Bauer zuzushyordnen

ChrisLian Bauer von Beruf Postsekretaumlr hatte 182 2 das Badhaus Zum Schwarshyzen Bock von seiner Schw iegermutter der Witwe Charlotlc Margaretc Bergshymann uumlbernommen Er fuumlhrte den Betrieb zwoumllf Jahre und errichtete in dieser Zeit ein neues Badhaus - Zum alten und Zum neuen Bock - un d ein Pferdebad 1834 verkauft-e er se in en Betrieb fuumlr 42000 Gulden an August Rudolf um in Ha u -rsheim ein Posetashyblissement zu uumlb ern ehmen 1

Wie berei l gesagt I ieszlig die Entwickl un g des riskalischen Versand geschaumlft es sehr zu wuumlnschen uumlbrig so dass das Angeshybot ri es Kaufmanns C L AMahr aus Biebrich den alltinigen Absatz des Mineralw assers des Kochbrunnens fuumlr di e Zeit vom l Januar 1842 bis zum 3l

Dezember 1847 zu uumlbernehmen eine Wende zum Besse ren versprach Mahr ve rpflichtele sich jaumlhrlich mindeslens 3000 Kruumlge bei einem Einkaufspreis vo n 12 Gulden 30 Kreuzer fuumlr hundert ga nze und 6 Gulden 30 Kreuzer luumlr hundert halbe Kruuml ge abzusetzen Eine Bonus- und Malusregelung war luumlr den

14 Sa mmlun g R_ Doegen

t 5 Samm lung J Holthues

16 Die Iierkunft einer SkiZZe mit der Stcmpcshyva riante WIESBADER MIN WA SSER HA UPTQUELlE (ohne CB) ko n ne nich t geklaumlrt werden Redwrchen [uumlh rten c hlidlshylich 211 dem in Abh w ieccrgei-cbcnen Stellipel so dass davon auszugelwll ist dass diese Va ri anie nicht eX istiert

17 Schuumller Th Zur Gcsl hilhtt der i ltcren szligadhaumluser Wi esbad ens Dcr schwarze Bock in Wiesbadener Tagebl l IL vom 15 J 22 J unrl 29 3 19 14

421

Fall der Uumlber- oder Untererfuumlllung vorshygesehen

Der Vertrag mit Mahr wurde am 12

Janu8r 1842 geschlossen Es wurde cillun bcdcutcllden Absatz entgegen yeehen so dass die Hospitalkommisshysion insbesondere im Hinblick auf die beabsichtigte Anluumlge von Mltlgazinen fuumlr das Kochbrunnenwasser nach einem Bedarfsuumlberschlog die Anfertishygung von 7000 ganzen und 2000 halshyben Kruumlgen beim Krugbaumlcker Pitz in Zorn in Auftrog gegeben hatte Im Sepshytember 1846 drang Pitz auf Abnahme dieser Kruumlge die seit Mitte Mai fertigshygestellt waren 18

Aber auch Mohr war nicht in eier Lage die erhofTll Wende im Absatz des Kochbrunnenwassers herbeizufuumlhren denn bereits vor Ablauf der Veliragsshyzeit im Maumlrz 1846 bat Mahr um den Erlass von 90 Gulden 44 Kreuzer die er der Brunnenkasse schuldete sowie um die Aufloumlsung des Vertrages Er hatte seit Uumlbernahme des Geschaumlftes nur Vershyluste gemacht

Die Herzogliche Hospitalkommission schlug vor nachdem man uumlber die Vershymoumlgensverhaumlltnisse des Mahr Erkundishygungen eingezogen hatte der Bitte um Schuldenerlass nicht zu entsprechen der vorzeItigen VerLragsaufl1Cbung sowohl im Intcrsessc des Publikums als alcl im Intcressf der Htilqu f lIe resli d( f 1I RuIfS zum 1 Januar 1847

aber zuzustimm en 19

Da man keinen geeigneten Nachfolger fuumlr die Obernahmt~ des Versandgeschaumlfshytes fand war ah Januar 1847 die Hospishyta lverwaltung wieder fuumlr die Versenshydun g des Kochhrunnenwassers zustaumlnshydig

Zum Schluss sei noch angemerkt dass sich der fiskalische szligrunnenversand nicht nur in der ersten Haumllfle des 19 Jahrhunderts gegen den illegalen Wasshyservnsand durch di e Badewirte wehren musste Auch in preuszligischer Zeit 1878

wurde ein solcher Fall bekannt und aktenkundig Die Koumlnigliche Hospitalshykommission berichtet der Regierung dass am 10 August 1878 in der in Ber-

Abb 7 Das Badhaus Zum Schwarzen Bock zur Ze it des Christial1 Bauer

[in erscheinenden Deutschen Medicinishysehen Woehenschrift eli e Colgende Anzeige veroumlflentlicht wurde

Wiesbadel1fr iIill eralwassfr = Versendung Wi esbadencr Mineralwasser aus der Hauptlrinkquele dem Koclbrunn clI wird ill Siels Irisch en Fuumlllungen in Kislell zu 2 FlascheN auml Mk 6-

25 Flaschen Mk 1190 und 50 Flaschen Mk 2350 liersendet

W Neuendorff Wiesbaden Kochbrunshy11en=P[atz Ndeg J

Das Haus Kochbrunnen-Platz 1 war das Badhaus Zum Schwan Die Kommisshysion bat zu entscheiden welcher Recht weg hier zu beschreiten sei ob der Fiskus aufgrund des ihm zustehenshyden Mineralwasserregals oder ob die Stadt aufgrund ihres Eigentumsrechtes am Kochbrunnen gegen Neuendorff vorgehen solle

Das Innenministerium leitete die Anzltishyge an die Abteilung fuumlr Direkte Steuern Domaumlnen und Forsten mit dem Bemershyken weiter dass nach den dermaligen faktischen Verhaumlltnissen fuumlr den Fiskus kein Interesse zur Erhebung einer Klagc vorliegt deren Erfolg ohnehin ein sehr zweifelhafter sein duumlrfte Da ohnehin di e UumlbertrzlgLlng der Hospitalverwalshytung auf die Stadt bevorstand solltlt der Vorgang an den Genwi nderat zur etwaiqcll weitercJl Verall[assLlny uumlbergeben wcrclcn Die Abteilun g fuumlr Direkte Steunn Domiinell und Forsten kam auch zu dem Schluss doJ dem Fiskus kein Klagerecht ill dieser Allqelcshyqenheit zusteht und stimmte dn vorshygeschlagenen Vorgehensweise zu20 bull

de

18 Illssisch es Ilaup tstltlltll sa rchiv Wicsbackn Abt 212 NI 13778

19 Hcssi schcs Hauptslilatsarchiv Wiesbade n Abt211Nr 14119

20 HtSs isches Hilupt5tilatsarchiv Wiesbilden Abt 211 Nr 14119

DER ivIlNERiLBR UN NEN 112002

Page 2: Der Mineralwasserversand in Steinzeugflaschen, XV. Der Mineralwasserversand der \"Badhausbesitzer\" in Wiesbaden, in: Der Mineralbrunnen, Heft 11/2002, Bonn 2002

Der Mineralwasserversand in Steinzeugflaschen Bernd Brinkmann

xv Der Mineralwasserversand der Badhausbesitzer in Wiesbaden

Als in den 20er Jahren des 19 Jahrhunderts der noch in den Anfaumlngen steshyhende und kaum organisierte Mineralwasserversand des Kochbrunnens in staatliche Regie uumlberfuumlhrt werden sollte kam es sogleich zu Streitigkeiten zwischen den Eigentuumlmern der Badehaumluser und der Herzoglich Nassauischen Landesregierung Die Badhausbesitzer stellten sich auf den Standpunkt dass sie die Nutzungsrechte am Kochbrunnen besitzen und somit auch das Vershysandgeschaumlft durch sie zu betreiben sei und ihnen die Ertraumlge daraus zusteshyhen

Anders sah das di e Landesregierung Sie erkl~irte die zu Ilc rschiedenen Zeishyten erhobenen Eigenthumsanspruumlche der umliegenden Badhausbesitzer sind niemals anerkannt denselben vielmchr nur das Recht zugestanden worden das zum Fuumlllen ihrer Baumlder erforderliche Wass er aus dem Kochbrunnen abzuleishyten Der Erloumls des Versandgeschaumlftes sollte nach Vorstellung der Regierung zur Erhaltung und Verschoumlnerung der Kochbntnnenanlagen verwendet wershyden l

Die acht Badehaumluser die uumlber das Wasshyser des Kochbrunnens ve rfuumlgen konnshyten waren

- Zum schwarzen Bock - Zum englischen Hof - Zur Rose - Zur Blume - Zum Roumlmerbad - Zum weiszligen Roszlig - Zum weiszligen Schwan - Zum Engel

Daruumlber hinaus hatte nur noch das Hosshypil al das Recht Wasser des Kochbrunshynens zu entnehmen Diese neun Brunshynennutzer beschlossen am 15 August 1824 das Versandgeschaumlft wie folgt zu organisieren

I Dem Hospital-Verwalter Deimling wird unter der Aufsicht der Herzogl Hosp ital Commission und der CO1shytroll des Herrn Bau er Bes itzer des

Badhauses zum schwarzen Bock die aleillige Fuumllhillg und Verselldung von gut verpichtel1 Kruumlgen aus dem Koch- und Trinkbrunnen uumlbcrlassen

2 Der Hospital- Verwalter Dcimling fuumlhrt eine besondere Rech11ung uumlber Einnahmen und Ausgaben welch e am Schlusse jeden Jahres saumlmtshylichen [neun] In teressenten zur Einshysicht und Prit(1Il1g vorgelegt und abgeschlossen wird

3 So wie die Kosten dieser Mineralshywasserversendung als Vorlagen ([U s der Hospitalkasse brslritlen geshymeinschajtlich sind ebel1so wird der jaumlhrlich resultirende reine Gewinn in neun gleiche Theile unter die Interessenten vertheilt

4 Jeder der Interessenten dieser Uebershyeinkunjt macht sich verbindl ich von dem Tage an wo diese UebereinshykunJi die houmlhere Genehmigung erhaumllt auf die Versendung von Mineralwasser aus dem Koellhrunshynen oder aus seinem Badhause zu verzichten und fuumlr jeden Uebertreshy11IIIgsfall eine Convel1tiolUlslrale von zwanzig Gulden zu bezahlen welche ([I die acht lindern Interes shysenten gleiehhellie7 verteilt wird

5 Zugleich ist die herzogliche Disshytrictshospital COl11mission mit den

uumlbrigen Interessenten hinsichtlich der Versendung dieses Mineralwasshysers in Faumlsser zum Baden lIszligerhalb der Stadt welches an der PUll1pe vor dem Reservoir des Hospitals gefuumlllt wird dahin iibereingekoml11cI daszlig saumlmtliche Koste dieser Pumpr dem Hospitaljold baar ersetzt aucll di e Unterhaltungskosten von den acht unterzeichneten Badwirthe allein getragen werden sollen wugefJf1I die Eilllahmen welche durch diese Wasserversendung sich ergibt gleich dem uumlbrigen Gewinn in ncull gleiche Theie verl eilt werden soll

6 Die Herzogliche Landes Regierung soll gebeten werden diese Uebercinshykunft zu sanctionieren und zu erlaushyben zu 111 Fuumlllen des Mineralwlssers besondere l11it einer Inschrift I)erscshyhene Kruumlge licht nur fertigen zu lassen sondern auch ein Brul1lH llshy

wappen mit der Inschrift Wiesbashyder Wasser aus dem Koch= und Trinkbrunnen dazu verleihen

bull Im Jahre 1991 befass te sich H Nienilaus

~n dieser Stelt e mit dem Mineralwilssershy

ve rsand des Kochbrunnens in Wiesbaden

(lktl491)

Nicht eingega ngen ist er auf die VersCnshy

dung ries Korhbrunnenwasscrs durch dic

pri vilegiet1tn Badehaumluser Dies so ll hier

nlchgeholt WtrdCIl wobei jedoch im

uumlhrigen auf die geschichtliChen Ausiuuml hshy

rungen zum Wieshadener Mineralwasstrshy

versand von Nienhaus verw iesen wird

Mit ditsem Bericht wird die Se rie uumlber

den Mil1(ralw3sserversand in Slcinzcugshy

fla schen HtS DER MINERALBRUNNEN

JO 1996 fort gesetzt

1 Hessisehes Hauplstnuuml tsarchiv Wiesuadcll AbI 211 Nr 14119

DER MINERALBRUNNEN 112002

7 Diese Uebereillkun[t wurde hei eill er heute statt gehahtel1 ZL ~all1l11enshy

kunft sauml mllicher IlIluesSel1lell f es shygeselll und IInterzeiclll1et

Wiesbadel d 15 August 1824 2

Alle neun llllerCSSelttI1 also auch die herzogliche Hospitalkommission Welren sich einig das Versandgesch i-i ft au f eigene Rechnung zu b Lreih n Die HosshypiLalkommission reichte di ese Uumlbereinshykunft C1m 18 8 1824 mit der BitLe um Gen hmigu ng an die Regilrung wei ter nicht ohne auf die Voneile die hinshysichtlich d Fa versancles fuumlr das Hosshypi fil lbad erziel I wurden zu verweisen In dem Schreiben wurde ausdruumlcklich bestaumltigt dass den Badhausbesitzern vor der Neufassung des Koch- und Trinkshybrunnens im Jahre 182J3 als Entschaumldishygung fuumlr die von ihnen getragcllen Kosten der Reinigung lind Unterhaltung d 5 Brunnens di e Ert raumlge aus der Wasshyserversr nd ung in E isse rn und Kruuml gen zusLand Dass der Versel nd in Kruumlgen 4

auch bisher schon praktiziert wurde auch wenn Cl nicht immer opLimal gehandhabt wurde geht aus fol gender Situa tionsbeseh reibung hervor So wie es jetzt iSI klllll es uI1moumlglich bleiben Dit eilzeine Bodllirthe nehmen fuumlr eigele Recllllullg BestellulIqell auf vershypicll(e Kruumlge all wrlell e theils aus dem Kochhru1l1en theils aus de1 ZulaujkashyIIdlcll der Baumlder gcJlill1 lt(den

Der Direktor der Hospitalkommission Geh Regierungs rat Emmcrmann ging am Schluss seines Berichtes an die Lanshyde regierung auf die unterschiedlichen Rech tsltl uffassungen bezuumlglich der Nutshyzungsrecht e ltl1l1 Ko chlJrunnenwltl scr ein indem er betonte dofJ hier licht von Verleihung einn neueIl Konz ess ion SO lidem lIur VO ll der Erhaltung der bereits lorz(lIldel1e ll und dem bessern undJiir das Wohl des qal1zell zweck l11aumlshyszligigem Gebrauch ders elb ell di e Rede ist Er spracll die Hoffn ung aus da szlig dies er Vertrag eille ullhtdillgte ulld baldige Gencl1ln iglll1g jilldell wn(h

Die Sanktion dieser UumlbereinkunfL durch di e Landesregierung blieb jedoch aus Di ese ha ttr die Ab ich das Versandgeshyschi-ift luf eigene Rechnung zu betreishyben und wollte ebenfa lls die Hospital shyverwaltung mit der DurChfuumlhrung dieshyses Geschaumlftes beauft ragen

Sie wurde in di ese r Ahsicht bestaumlrkt durch die Stellungnahme vo n Medizishynalrat Dr PE~tZ der berichtete dass er bereits slit 1818 den innerli chen Gebrauch des KOlhbrunnens praktiziert Er sLell te fest auch in Li( Vers endung des Wassers hai sich schon bedeutende Taumltigkeit entwickelt und es laumlszligt sich nicht berechl1en wie weit dieser Absatz nach der Ferne noc7 ges teiyert werden ka1l Gleichz -itig wies er darauf hin dass der Postverwalter Schlichter in den ersten neun Monaten des Jahres 1824

bereits uumlber 4000 Kruumlge versendet hatr G org Christian Schlichter war Win des Adler und betrieb gleichzeitig die in seinem Ilause befindliche Postve rwalshytUllsstdle der Stadt Wiesbaden Die Adlerquelle gehoumlrte nach dem Koehshybmnnen zusa rnm n mit der Quelle im Schuumltzenhof zu den Hauptquell en Wiesbadensr Angesichts dieser Vershysandzahlen hiel t es Dr Peez fuumlr drinshygend erforderlich dass die Mineralwasshyserversenclung von seiten der StltJatsbeshyhoumlrde geordnet und nicht der Wilshykuumlhr der Pri IJa tcn uumlberlassen bleibt

So verwundert es nicht dass beim zweiten Gesuch das im Ap ri l 1825 an di e Landesregierung gerichtet wurde nur noch die achl Baclhilusbesitzer ohne die Hospitalkommission auftreten Sie heltLen ua beschlossen einen Brunnenshymeister aus ihrer Mitte zu bestellen de r auch die Kasse zu fuumlhren hatte Auszligershydem beschlossen sie zum Versa nd des Wassers aus der Hauptquelle beso ndere Kruumlg e mil der Vignette Wicsbader Haup tqu dlc fertigen zu lassel1 Der Preis fuumlr hundert neue Kruumlge sollte [2 Gulden der Preis fuumlr hundert gebrauchshyte Kruumlge 7 Gulden berragen

Bereits wenige Tage spaumlter wurde von der Landesregierung Cl11Schieden dass den Bildhausbesilztrn nur das fuumlr ihre Baumlder benoumltigte Wassrr zustand und ihnen das ausschlieszligliche Vers enden des Mi11eralwassers ach elf( deshalb lInter sich uumlbereingckommeilen Uumlb ereinshykunft ni cht bew illigt werden kann

Gleichzeitig war eine Ankuumlndigung forshymulicrt worden die sich an eli e ausw~irshytige Aumlrztesehaft wandte und di hesagte dass der Debil dieses Minemlwassers dem hiesige11 Hospilai lle lvalter lJeimshyIillg iibertrage ll wordeil ist und bei demshyselben jederzeit mit frischem tVlineralshy

wasser gtfuumlllie Kriige das Hundert zu f zu habtll silld Der Preis blieb noch of[cn aber zur Kennze ichnung der Kruumlshyge wurden bereits erste Vorstell ungen zu Papier gebracht [ s heiszligt hier dass das hit ige aus der Hauptqu elle gtschoumlpfte Mineralwasser Ulter genauer Aufsicht in gut gebackenen genau uerpichlt1I mit dem Krugzeich en Wi esbadrr Korhbrull shyfl t1 und mit dem hierunter abgedruumlckten Siegel versehenen Kruumlgen auf das sorgshyfaumlltigste gefuumlllt stets frisch zu haben seyn und versendet werde7 Das Siegel das nach einem ersten Entwurf di e Initishyalen HN fuumlr Herzogtum Nassau enthielt wurde konigiert in Stadt Wi fs bader Min eralwasser und am Schluss des Dokumentes ski7Ziert (s Abb 1) 8

Abb 1 Der Elltwur fuumlr eill Brullnellshysiegel von April 1825

2 Hrssislbcs liauplstd atsarchiv WilslJ aden Abt 2 11 Nr 14 119

J Bei der Neu lassung des Brunnens waren am 7 Mai 18 D in Gegenwart der Badew irk neun Roumlhren von j e 2 12 Zoll in gkirher Tidl angebr~lcbt worden wodurch j edem szligadbaus die gkiche M(ngc Wasser zuge luumlbn we rden konnte Wrgl tnlC k Wolf-Hpino Wiesbaden im Biedermeier Wiesbaden 1981 S 91

4 Zur wechsl lweisen Verwendung der Begriffe K rug und Flasche ist zu bemerken Typoshylogisch rich tig ist die Bezeichnung Flasche da jedoch insbesondere in eier ~I(ercn Litera shytu r h ~ uli g von Mineralwasserkruumlgen und Krugbaumlckern clk Rede iSI werden beide Bezeichnun gen verwendet Vergl hierzu Brinkmil nn Bernd Zur Datierung von Min cshyralwilsserfl aschen aus Sreinzlllg in Kerashymos Hcrt 98 Duumlsse lcl orf 198 2 S 7 I sowie IngoJI Bauer Wlrner Endres Baumlrbcl Kerkshyhoff-Hade r Robert Koch und Hans-Georg Stc]lhan Leitfa den zur Kcr3mikbcschreibung (Miltd a l tl~ - euzeitl Terminologie - Typoshylogie - Technologie Kataloge der Praumlhi sro rishysehen Staatssammlung Muumlnchen 1987

5 Hess isches Ilauptsta 31sarchiv Wiesbaden Abt 2 11 Nr 14119

6 Vergl Srruck Wolf-Hei no Wiesbaden im Bied ermcie r Wiesbaden 1981 S 89 u 114

7 Ilcss isches Hauptslaatsarehiv Wiesbaden Ahl 2 11 Nr 14119

8 Bei der Ihbildung hantlei S sich um den Entshywurf eines Siegels un rl nicht wi e bei Nie nh aus darges tdl t Ulll dltl s Krugzeichell Vergl Nitnshyhaus I leinz Auch Wiesbadens bedeutendste Therme reiste im vorigen Iahrhllntkn in To nshykruumlgCJ1 Der Kochhrllnnen - iVlilldpunkl der Entwicklung zur Badc- und Kurs ladl in Der lllineralbrunnen lie ft 49 1 S 167 Bonn 1991

DER MINERAUlRtJNNEN tl 2002

Anschi ieszligend li eszlig die Landes regierung viel Zeit verstreichen ehe sie ihre Vorshyschl aumlge im Januar 1826 dem Herzoglich Nassauischln Sta ats-Ministerium unshyterbreilete Man sah die Chance dass der Kochbrunnen durch den Vertrieb seines Mineralwassers in Kruumlgen sich selbst eine Eil1l1alllne verschaffen klln und wollte d n Gewinn vor allem zu dessen Erhaltung und Vershyschoumlnerung verwenden Jeder andershyweilige Anspruch auf di esen Gewinn insbesondere die Anspruumlche des BdshyilausJesitzers zum schwarzen Bock und Consorle1 wurden nochmals als gegensta ndslos dargestell t

Die Kruumlge sollten jetzt mit dem WiesshyJad er Stadtwappell und der Umschrift Kochb rul1J1 en zu Wiesbden versehen und die Besorgullg dieser Anstalt und der Vertrieb des Wa ssers dem Hosp italshyverwalter Dehnling offiziell uumlbertragen werden Sofern die hohe GenehmishyYLIIg lrLl ilt wird wolle man alles ErforderliLhe veranlassen so daszlig im kUumlIIJtiyell friiillillg schon diese Vershytri ebsnstal t bfgiI1l1(11 koumlnne

Die Genehmipung des Herzogl ic h Nasshysau ischen Staats-Ministeriums erfo lgte am 19 Mai 1826 Hospi ta lverwalter Dei mlin g reiste nach Selters um sich uumlbe r die dort pra ktizielien Fuumll - und Versandmlthoden die verwendeten Materialien di e LicCcrkontrakte usw zu in fo rmieren Er beSlelite ein Siegel fuumlr die Verpichung der Kruumlge beim Muumlnzshygraveur Philipp Zollmann das im Juni 18 26 geliefe rt wurde (s Abb 2) Es fehlte jedoch noch das Siege l fuumlr den Brunnenstempel der vo n den Krugbaumlshyckern den Kruumlge n bei der Hers tellung aufzudruumlcken ist Er bat dallJ m auch dieses in Auftrag geben zu duumlrfen

Das staatlich betriebene Versandgeshyschaumlft kam also im Sommer J 826 so langsa m in Gang Es fehlte an Kruumlgen weshalb Uumlberlegungen angestellt wurshyd(Il solche aus Niederscllcrs Schlanshygenbad oder Weilbach beizusteen9

Selbst der Postverwalter Schlichter wurdc gefragl o b er geneigt sey einige hundert Kruumlge nach der Form und den Zeichen des lI1itgetheiltllI Musterkrugs gegen Bezahlung abzugeben welches ab er derselbe mit del1 Bemfrk f J ablehnte daszlig er von snlchcn sclbq keishynen Varrath mehr besit zc in diesem

Abb 2 Der Miin zgra)fur Philipp 2011shymalln druumlckte das IJOl1 ihm alJgefertigte Siegel auf seill t Rcchnullg uumlber 4 Gulshyden

Jahr wurden 154J Kruumlge gefuumlllt und die Versa ndzahl sollte sich in den folshygenden Jahren ni cht wesentlich erhoumlshyhen Sie lag in der Regel zwischen 2000 und 3000 Kruuml gen und ging in den 40er Jahren soga r auf unter 1000 zuruumlck 10

Der Stempel gemaumlszlig Abb 3 ko mmt auf groszligen handgedrehten Flaschen (Typ Er)11 sowohl auf der Schulter als auch auf der Ruumlckseite der Flaschen unter dem Henkel vor Die Hers tellung der Flaschen ist aufgmnd von Scherbenshyfunden auch fuumlr den Toumlpferoli Zorn im Taunus nac hzu weisen 12 Auch im Westshyerwaumllder Toumlpferort Mogendorf sind Fehlbraumlnde mit diesem Zeichen unter dem Henkel gefunden worden 11

Abb ] Der uns auf dfn Steinzeugj7ashysch ell des Kachbrunnen s uumlberlieferte Brullncnstempel

Auch kleine vorgepresste Flaschen (Typ Fl deren Herslellung also nach 1879 dem Jahr der Einfuumlhmng der Krugpresshyse erfolgt sein muss kommen mil dieshysem Stempel unterhalb des Henkels vor

Am J2 April 1828 berichtet der Direkshytor der Hos pitalkommission Emmershymann der Landesregierung dass die Versendung des Mineralwassers aus dem Kochbrunnen se it Beginn dieses Geschaumlftes kaum zugenommen hat Der Hauptgrund hiervon liegt unbeshyzweifelt darin daszlig mehrere hiesige Badewirthe namentlich Herr Posthalter Schlicher und Christion BOller uiel Mineralwasser uersenden welche hauptsaumlchlich durch ihre au sgebreiteten Bekanntsch aften bedeutenden Absatz finden Emmermann empfahl als Gegenmaszlignahme Anzeigen mit der Ankuumlndigung des Mineralwasservershykaufs in verschiedenen Zeitungen L1a in Frankfurt und Mainz zu schalten

Die Badewirte und hier ist insbeso ndeshyre der Wirt des Schwarzen Bocks Chrisshytian Bauer zu nenn en der offensichtshylich auch hei den ve rschi edenen Einoashyben fede rfuumlhrend war hatmiddotten also nicht aufgegeben Wenn ihnen gemeinschaFtshylich dils Versandgeschaumlft schon nicht zuerkannt wurde so nutzten sie doch ihre Bezi ehun gen zu dE11 Kurg~i s t e n um jeder fuumlr sich den Minrralwasse rvErshysa nd zu betreiben

Welche Kruuml ge di e einzelnen Badhausbeshysitzer fuumlr den Mineralwasse rversa nd benulzten laumlsst sich nicht mit Sichershyheit sagen Moumlglicherweise wurden die Kruumlge mit dem Slem pel WI ESBADER MINWSSER (A bb 4) hierzu benutzt

9 Vergl Nienhaus Hein z aaO S 168 FF

10 Vergl Nienhaus Heinz 3a0 S 170

11 Zur Typologie der Flaschenfuumlrrnen vergl Brinkm ann Hemd Zur Daticrung von Mineralwasserflaschen aus Stei nzeug in Keramos Helt 98 Oktober 1982 und in dieshyser Reihe Kap itel 1 Typologie ein Min era lshywasserfl asche n in Der MincrlIiJrul1nen Heft 31984

12 Beim Abriss der Toumlp ferIc rks tatt der Gebr Goumlrtz in Zorn im Jahre 1983 konnt e der Verfasser in einer NO lbergung enlsprechenshyck Fragm ente sicherstellen

13 Schneider Ko nrad Der Mineralwasscrversa nd und spine Gcfjszligproduktion im rhcin isch-hesshysischcn Raum vom 17 bis zum Ende des 19 Jahrhunclens Koblenz 2000 S 119

DER MIN ERALBRU E 112002

Abb 4 Diellten Flaschen mil diesem Stempe[i j dem Versandgeschaumlft der Badhausbesifzer oder dem der Hospita lshyverwaltung

Das Stadtwappen von Wiesbaden laumlsst jedoch eher vermuten daszlig hier die offishyzielle von der Hospitalkommissi on betriebene Versandanstalt eine andere als die KoChbrunnenquell e versandt hilt

Auch die Herstellung vo n Flaschen mit diesem Brunnenzeichen ist fuumlr den Toumlpshyferort Zorn im Taunus nachgewiese n Es handelt sich um groszlige handgedrehte Flaschen

Der Stempel in Abb 5 entspricht weitshygehend den Vorsleilungen die die

Abb 5 Flaschen mit diesem BrunneJshystempel15 tragen die Initialen von Cilristian Bauer G

DER MINERAIBRUN NEN 11 2002

Badewirte beim zweilen Gesuch an die Landesregierung im April 1825 bezuumlgshyli ch der Kenn ze ichnung ihrer Mineralshywasserflaschen hallen Der dort bereits vorgesehene Begriff WI ESBA DER HAUPTQUELLE wurde um das Wort MI N WASSER erg~i nzt

Die Werkstattbruchhalde in Zorn Iiefershyte noch weitere Nachweise fuumlr den Wiesbadener Min era lwasse rversand Bei einer im Jahre 1988 erfolgten Notbershygung im Zuge vo n Ausschachlungsarshybeiten im Bereich der ehemaligen Toumlpshyferwerksta tt Pitz konnten Flaschenfragshymente mit den Brunnen- bzw Haumlndlershyzeichen gemaumlszlig Abb 5 und 6 sichergeshystellt werden

Abb 6 Aueh das Zeichen auf dieseIl Fragmenten aus der Werkstattbruchhalshyde des Toumlpfers Pitz in Zorn duumlrfte auf Christion Bauer verweisen

Sowohl der Stempel in Abb 5 als auch die Fragmente in Abb 6 weisen die Initialen CB auf Bei Abb 6 handelt es sich um eine Ritzung di e koballbl au a usgemal t wu rde Es Iiegt nahe di e Initialen einem Badhausbesitzer zuzushyordnen der geduldet vor der Entscheishydung der Landesregienmg oder ill egal nach der Entscheidung am Versa ndge shyschaumlft leilnahm

Hi er kommt nur Christian Bauer in Frashyge de nn di e Initi ale n treflen aul keinen andenn BoumlclhausbesitzEr zu Aufgrund sein es auszligergewoumlhnlichen Engoumlo-eshyl11en ts beim Bemuumlhen deniVI i neral wasshyserversand im In teresse der Bad hausbeshysitzer zu regeln und seiner herausgehoshybenen Stellung unter den Wiesbadener Bad hausbesitzern (ullfer CO ll frolle des Herrn Bauer Clzristilll Baller und Consorlen) ist anzunehmen dass er trotz des ablehnenden Bescheids der Landesregierung allcs unternommen hat um elen Handel mit dem Brunnenshywasser zu betrei ben Es erscheint daher durchaus zulaumlssig di e Initia len eB dem Badhausbesitzer Christian Bauer zuzushyordnen

ChrisLian Bauer von Beruf Postsekretaumlr hatte 182 2 das Badhaus Zum Schwarshyzen Bock von seiner Schw iegermutter der Witwe Charlotlc Margaretc Bergshymann uumlbernommen Er fuumlhrte den Betrieb zwoumllf Jahre und errichtete in dieser Zeit ein neues Badhaus - Zum alten und Zum neuen Bock - un d ein Pferdebad 1834 verkauft-e er se in en Betrieb fuumlr 42000 Gulden an August Rudolf um in Ha u -rsheim ein Posetashyblissement zu uumlb ern ehmen 1

Wie berei l gesagt I ieszlig die Entwickl un g des riskalischen Versand geschaumlft es sehr zu wuumlnschen uumlbrig so dass das Angeshybot ri es Kaufmanns C L AMahr aus Biebrich den alltinigen Absatz des Mineralw assers des Kochbrunnens fuumlr di e Zeit vom l Januar 1842 bis zum 3l

Dezember 1847 zu uumlbernehmen eine Wende zum Besse ren versprach Mahr ve rpflichtele sich jaumlhrlich mindeslens 3000 Kruumlge bei einem Einkaufspreis vo n 12 Gulden 30 Kreuzer fuumlr hundert ga nze und 6 Gulden 30 Kreuzer luumlr hundert halbe Kruuml ge abzusetzen Eine Bonus- und Malusregelung war luumlr den

14 Sa mmlun g R_ Doegen

t 5 Samm lung J Holthues

16 Die Iierkunft einer SkiZZe mit der Stcmpcshyva riante WIESBADER MIN WA SSER HA UPTQUELlE (ohne CB) ko n ne nich t geklaumlrt werden Redwrchen [uumlh rten c hlidlshylich 211 dem in Abh w ieccrgei-cbcnen Stellipel so dass davon auszugelwll ist dass diese Va ri anie nicht eX istiert

17 Schuumller Th Zur Gcsl hilhtt der i ltcren szligadhaumluser Wi esbad ens Dcr schwarze Bock in Wiesbadener Tagebl l IL vom 15 J 22 J unrl 29 3 19 14

421

Fall der Uumlber- oder Untererfuumlllung vorshygesehen

Der Vertrag mit Mahr wurde am 12

Janu8r 1842 geschlossen Es wurde cillun bcdcutcllden Absatz entgegen yeehen so dass die Hospitalkommisshysion insbesondere im Hinblick auf die beabsichtigte Anluumlge von Mltlgazinen fuumlr das Kochbrunnenwasser nach einem Bedarfsuumlberschlog die Anfertishygung von 7000 ganzen und 2000 halshyben Kruumlgen beim Krugbaumlcker Pitz in Zorn in Auftrog gegeben hatte Im Sepshytember 1846 drang Pitz auf Abnahme dieser Kruumlge die seit Mitte Mai fertigshygestellt waren 18

Aber auch Mohr war nicht in eier Lage die erhofTll Wende im Absatz des Kochbrunnenwassers herbeizufuumlhren denn bereits vor Ablauf der Veliragsshyzeit im Maumlrz 1846 bat Mahr um den Erlass von 90 Gulden 44 Kreuzer die er der Brunnenkasse schuldete sowie um die Aufloumlsung des Vertrages Er hatte seit Uumlbernahme des Geschaumlftes nur Vershyluste gemacht

Die Herzogliche Hospitalkommission schlug vor nachdem man uumlber die Vershymoumlgensverhaumlltnisse des Mahr Erkundishygungen eingezogen hatte der Bitte um Schuldenerlass nicht zu entsprechen der vorzeItigen VerLragsaufl1Cbung sowohl im Intcrsessc des Publikums als alcl im Intcressf der Htilqu f lIe resli d( f 1I RuIfS zum 1 Januar 1847

aber zuzustimm en 19

Da man keinen geeigneten Nachfolger fuumlr die Obernahmt~ des Versandgeschaumlfshytes fand war ah Januar 1847 die Hospishyta lverwaltung wieder fuumlr die Versenshydun g des Kochhrunnenwassers zustaumlnshydig

Zum Schluss sei noch angemerkt dass sich der fiskalische szligrunnenversand nicht nur in der ersten Haumllfle des 19 Jahrhunderts gegen den illegalen Wasshyservnsand durch di e Badewirte wehren musste Auch in preuszligischer Zeit 1878

wurde ein solcher Fall bekannt und aktenkundig Die Koumlnigliche Hospitalshykommission berichtet der Regierung dass am 10 August 1878 in der in Ber-

Abb 7 Das Badhaus Zum Schwarzen Bock zur Ze it des Christial1 Bauer

[in erscheinenden Deutschen Medicinishysehen Woehenschrift eli e Colgende Anzeige veroumlflentlicht wurde

Wiesbadel1fr iIill eralwassfr = Versendung Wi esbadencr Mineralwasser aus der Hauptlrinkquele dem Koclbrunn clI wird ill Siels Irisch en Fuumlllungen in Kislell zu 2 FlascheN auml Mk 6-

25 Flaschen Mk 1190 und 50 Flaschen Mk 2350 liersendet

W Neuendorff Wiesbaden Kochbrunshy11en=P[atz Ndeg J

Das Haus Kochbrunnen-Platz 1 war das Badhaus Zum Schwan Die Kommisshysion bat zu entscheiden welcher Recht weg hier zu beschreiten sei ob der Fiskus aufgrund des ihm zustehenshyden Mineralwasserregals oder ob die Stadt aufgrund ihres Eigentumsrechtes am Kochbrunnen gegen Neuendorff vorgehen solle

Das Innenministerium leitete die Anzltishyge an die Abteilung fuumlr Direkte Steuern Domaumlnen und Forsten mit dem Bemershyken weiter dass nach den dermaligen faktischen Verhaumlltnissen fuumlr den Fiskus kein Interesse zur Erhebung einer Klagc vorliegt deren Erfolg ohnehin ein sehr zweifelhafter sein duumlrfte Da ohnehin di e UumlbertrzlgLlng der Hospitalverwalshytung auf die Stadt bevorstand solltlt der Vorgang an den Genwi nderat zur etwaiqcll weitercJl Verall[assLlny uumlbergeben wcrclcn Die Abteilun g fuumlr Direkte Steunn Domiinell und Forsten kam auch zu dem Schluss doJ dem Fiskus kein Klagerecht ill dieser Allqelcshyqenheit zusteht und stimmte dn vorshygeschlagenen Vorgehensweise zu20 bull

de

18 Illssisch es Ilaup tstltlltll sa rchiv Wicsbackn Abt 212 NI 13778

19 Hcssi schcs Hauptslilatsarchiv Wiesbade n Abt211Nr 14119

20 HtSs isches Hilupt5tilatsarchiv Wiesbilden Abt 211 Nr 14119

DER ivIlNERiLBR UN NEN 112002

Page 3: Der Mineralwasserversand in Steinzeugflaschen, XV. Der Mineralwasserversand der \"Badhausbesitzer\" in Wiesbaden, in: Der Mineralbrunnen, Heft 11/2002, Bonn 2002

7 Diese Uebereillkun[t wurde hei eill er heute statt gehahtel1 ZL ~all1l11enshy

kunft sauml mllicher IlIluesSel1lell f es shygeselll und IInterzeiclll1et

Wiesbadel d 15 August 1824 2

Alle neun llllerCSSelttI1 also auch die herzogliche Hospitalkommission Welren sich einig das Versandgesch i-i ft au f eigene Rechnung zu b Lreih n Die HosshypiLalkommission reichte di ese Uumlbereinshykunft C1m 18 8 1824 mit der BitLe um Gen hmigu ng an die Regilrung wei ter nicht ohne auf die Voneile die hinshysichtlich d Fa versancles fuumlr das Hosshypi fil lbad erziel I wurden zu verweisen In dem Schreiben wurde ausdruumlcklich bestaumltigt dass den Badhausbesitzern vor der Neufassung des Koch- und Trinkshybrunnens im Jahre 182J3 als Entschaumldishygung fuumlr die von ihnen getragcllen Kosten der Reinigung lind Unterhaltung d 5 Brunnens di e Ert raumlge aus der Wasshyserversr nd ung in E isse rn und Kruuml gen zusLand Dass der Versel nd in Kruumlgen 4

auch bisher schon praktiziert wurde auch wenn Cl nicht immer opLimal gehandhabt wurde geht aus fol gender Situa tionsbeseh reibung hervor So wie es jetzt iSI klllll es uI1moumlglich bleiben Dit eilzeine Bodllirthe nehmen fuumlr eigele Recllllullg BestellulIqell auf vershypicll(e Kruumlge all wrlell e theils aus dem Kochhru1l1en theils aus de1 ZulaujkashyIIdlcll der Baumlder gcJlill1 lt(den

Der Direktor der Hospitalkommission Geh Regierungs rat Emmcrmann ging am Schluss seines Berichtes an die Lanshyde regierung auf die unterschiedlichen Rech tsltl uffassungen bezuumlglich der Nutshyzungsrecht e ltl1l1 Ko chlJrunnenwltl scr ein indem er betonte dofJ hier licht von Verleihung einn neueIl Konz ess ion SO lidem lIur VO ll der Erhaltung der bereits lorz(lIldel1e ll und dem bessern undJiir das Wohl des qal1zell zweck l11aumlshyszligigem Gebrauch ders elb ell di e Rede ist Er spracll die Hoffn ung aus da szlig dies er Vertrag eille ullhtdillgte ulld baldige Gencl1ln iglll1g jilldell wn(h

Die Sanktion dieser UumlbereinkunfL durch di e Landesregierung blieb jedoch aus Di ese ha ttr die Ab ich das Versandgeshyschi-ift luf eigene Rechnung zu betreishyben und wollte ebenfa lls die Hospital shyverwaltung mit der DurChfuumlhrung dieshyses Geschaumlftes beauft ragen

Sie wurde in di ese r Ahsicht bestaumlrkt durch die Stellungnahme vo n Medizishynalrat Dr PE~tZ der berichtete dass er bereits slit 1818 den innerli chen Gebrauch des KOlhbrunnens praktiziert Er sLell te fest auch in Li( Vers endung des Wassers hai sich schon bedeutende Taumltigkeit entwickelt und es laumlszligt sich nicht berechl1en wie weit dieser Absatz nach der Ferne noc7 ges teiyert werden ka1l Gleichz -itig wies er darauf hin dass der Postverwalter Schlichter in den ersten neun Monaten des Jahres 1824

bereits uumlber 4000 Kruumlge versendet hatr G org Christian Schlichter war Win des Adler und betrieb gleichzeitig die in seinem Ilause befindliche Postve rwalshytUllsstdle der Stadt Wiesbaden Die Adlerquelle gehoumlrte nach dem Koehshybmnnen zusa rnm n mit der Quelle im Schuumltzenhof zu den Hauptquell en Wiesbadensr Angesichts dieser Vershysandzahlen hiel t es Dr Peez fuumlr drinshygend erforderlich dass die Mineralwasshyserversenclung von seiten der StltJatsbeshyhoumlrde geordnet und nicht der Wilshykuumlhr der Pri IJa tcn uumlberlassen bleibt

So verwundert es nicht dass beim zweiten Gesuch das im Ap ri l 1825 an di e Landesregierung gerichtet wurde nur noch die achl Baclhilusbesitzer ohne die Hospitalkommission auftreten Sie heltLen ua beschlossen einen Brunnenshymeister aus ihrer Mitte zu bestellen de r auch die Kasse zu fuumlhren hatte Auszligershydem beschlossen sie zum Versa nd des Wassers aus der Hauptquelle beso ndere Kruumlg e mil der Vignette Wicsbader Haup tqu dlc fertigen zu lassel1 Der Preis fuumlr hundert neue Kruumlge sollte [2 Gulden der Preis fuumlr hundert gebrauchshyte Kruumlge 7 Gulden berragen

Bereits wenige Tage spaumlter wurde von der Landesregierung Cl11Schieden dass den Bildhausbesilztrn nur das fuumlr ihre Baumlder benoumltigte Wassrr zustand und ihnen das ausschlieszligliche Vers enden des Mi11eralwassers ach elf( deshalb lInter sich uumlbereingckommeilen Uumlb ereinshykunft ni cht bew illigt werden kann

Gleichzeitig war eine Ankuumlndigung forshymulicrt worden die sich an eli e ausw~irshytige Aumlrztesehaft wandte und di hesagte dass der Debil dieses Minemlwassers dem hiesige11 Hospilai lle lvalter lJeimshyIillg iibertrage ll wordeil ist und bei demshyselben jederzeit mit frischem tVlineralshy

wasser gtfuumlllie Kriige das Hundert zu f zu habtll silld Der Preis blieb noch of[cn aber zur Kennze ichnung der Kruumlshyge wurden bereits erste Vorstell ungen zu Papier gebracht [ s heiszligt hier dass das hit ige aus der Hauptqu elle gtschoumlpfte Mineralwasser Ulter genauer Aufsicht in gut gebackenen genau uerpichlt1I mit dem Krugzeich en Wi esbadrr Korhbrull shyfl t1 und mit dem hierunter abgedruumlckten Siegel versehenen Kruumlgen auf das sorgshyfaumlltigste gefuumlllt stets frisch zu haben seyn und versendet werde7 Das Siegel das nach einem ersten Entwurf di e Initishyalen HN fuumlr Herzogtum Nassau enthielt wurde konigiert in Stadt Wi fs bader Min eralwasser und am Schluss des Dokumentes ski7Ziert (s Abb 1) 8

Abb 1 Der Elltwur fuumlr eill Brullnellshysiegel von April 1825

2 Hrssislbcs liauplstd atsarchiv WilslJ aden Abt 2 11 Nr 14 119

J Bei der Neu lassung des Brunnens waren am 7 Mai 18 D in Gegenwart der Badew irk neun Roumlhren von j e 2 12 Zoll in gkirher Tidl angebr~lcbt worden wodurch j edem szligadbaus die gkiche M(ngc Wasser zuge luumlbn we rden konnte Wrgl tnlC k Wolf-Hpino Wiesbaden im Biedermeier Wiesbaden 1981 S 91

4 Zur wechsl lweisen Verwendung der Begriffe K rug und Flasche ist zu bemerken Typoshylogisch rich tig ist die Bezeichnung Flasche da jedoch insbesondere in eier ~I(ercn Litera shytu r h ~ uli g von Mineralwasserkruumlgen und Krugbaumlckern clk Rede iSI werden beide Bezeichnun gen verwendet Vergl hierzu Brinkmil nn Bernd Zur Datierung von Min cshyralwilsserfl aschen aus Sreinzlllg in Kerashymos Hcrt 98 Duumlsse lcl orf 198 2 S 7 I sowie IngoJI Bauer Wlrner Endres Baumlrbcl Kerkshyhoff-Hade r Robert Koch und Hans-Georg Stc]lhan Leitfa den zur Kcr3mikbcschreibung (Miltd a l tl~ - euzeitl Terminologie - Typoshylogie - Technologie Kataloge der Praumlhi sro rishysehen Staatssammlung Muumlnchen 1987

5 Hess isches Ilauptsta 31sarchiv Wiesbaden Abt 2 11 Nr 14119

6 Vergl Srruck Wolf-Hei no Wiesbaden im Bied ermcie r Wiesbaden 1981 S 89 u 114

7 Ilcss isches Hauptslaatsarehiv Wiesbaden Ahl 2 11 Nr 14119

8 Bei der Ihbildung hantlei S sich um den Entshywurf eines Siegels un rl nicht wi e bei Nie nh aus darges tdl t Ulll dltl s Krugzeichell Vergl Nitnshyhaus I leinz Auch Wiesbadens bedeutendste Therme reiste im vorigen Iahrhllntkn in To nshykruumlgCJ1 Der Kochhrllnnen - iVlilldpunkl der Entwicklung zur Badc- und Kurs ladl in Der lllineralbrunnen lie ft 49 1 S 167 Bonn 1991

DER MINERAUlRtJNNEN tl 2002

Anschi ieszligend li eszlig die Landes regierung viel Zeit verstreichen ehe sie ihre Vorshyschl aumlge im Januar 1826 dem Herzoglich Nassauischln Sta ats-Ministerium unshyterbreilete Man sah die Chance dass der Kochbrunnen durch den Vertrieb seines Mineralwassers in Kruumlgen sich selbst eine Eil1l1alllne verschaffen klln und wollte d n Gewinn vor allem zu dessen Erhaltung und Vershyschoumlnerung verwenden Jeder andershyweilige Anspruch auf di esen Gewinn insbesondere die Anspruumlche des BdshyilausJesitzers zum schwarzen Bock und Consorle1 wurden nochmals als gegensta ndslos dargestell t

Die Kruumlge sollten jetzt mit dem WiesshyJad er Stadtwappell und der Umschrift Kochb rul1J1 en zu Wiesbden versehen und die Besorgullg dieser Anstalt und der Vertrieb des Wa ssers dem Hosp italshyverwalter Dehnling offiziell uumlbertragen werden Sofern die hohe GenehmishyYLIIg lrLl ilt wird wolle man alles ErforderliLhe veranlassen so daszlig im kUumlIIJtiyell friiillillg schon diese Vershytri ebsnstal t bfgiI1l1(11 koumlnne

Die Genehmipung des Herzogl ic h Nasshysau ischen Staats-Ministeriums erfo lgte am 19 Mai 1826 Hospi ta lverwalter Dei mlin g reiste nach Selters um sich uumlbe r die dort pra ktizielien Fuumll - und Versandmlthoden die verwendeten Materialien di e LicCcrkontrakte usw zu in fo rmieren Er beSlelite ein Siegel fuumlr die Verpichung der Kruumlge beim Muumlnzshygraveur Philipp Zollmann das im Juni 18 26 geliefe rt wurde (s Abb 2) Es fehlte jedoch noch das Siege l fuumlr den Brunnenstempel der vo n den Krugbaumlshyckern den Kruumlge n bei der Hers tellung aufzudruumlcken ist Er bat dallJ m auch dieses in Auftrag geben zu duumlrfen

Das staatlich betriebene Versandgeshyschaumlft kam also im Sommer J 826 so langsa m in Gang Es fehlte an Kruumlgen weshalb Uumlberlegungen angestellt wurshyd(Il solche aus Niederscllcrs Schlanshygenbad oder Weilbach beizusteen9

Selbst der Postverwalter Schlichter wurdc gefragl o b er geneigt sey einige hundert Kruumlge nach der Form und den Zeichen des lI1itgetheiltllI Musterkrugs gegen Bezahlung abzugeben welches ab er derselbe mit del1 Bemfrk f J ablehnte daszlig er von snlchcn sclbq keishynen Varrath mehr besit zc in diesem

Abb 2 Der Miin zgra)fur Philipp 2011shymalln druumlckte das IJOl1 ihm alJgefertigte Siegel auf seill t Rcchnullg uumlber 4 Gulshyden

Jahr wurden 154J Kruumlge gefuumlllt und die Versa ndzahl sollte sich in den folshygenden Jahren ni cht wesentlich erhoumlshyhen Sie lag in der Regel zwischen 2000 und 3000 Kruuml gen und ging in den 40er Jahren soga r auf unter 1000 zuruumlck 10

Der Stempel gemaumlszlig Abb 3 ko mmt auf groszligen handgedrehten Flaschen (Typ Er)11 sowohl auf der Schulter als auch auf der Ruumlckseite der Flaschen unter dem Henkel vor Die Hers tellung der Flaschen ist aufgmnd von Scherbenshyfunden auch fuumlr den Toumlpferoli Zorn im Taunus nac hzu weisen 12 Auch im Westshyerwaumllder Toumlpferort Mogendorf sind Fehlbraumlnde mit diesem Zeichen unter dem Henkel gefunden worden 11

Abb ] Der uns auf dfn Steinzeugj7ashysch ell des Kachbrunnen s uumlberlieferte Brullncnstempel

Auch kleine vorgepresste Flaschen (Typ Fl deren Herslellung also nach 1879 dem Jahr der Einfuumlhmng der Krugpresshyse erfolgt sein muss kommen mil dieshysem Stempel unterhalb des Henkels vor

Am J2 April 1828 berichtet der Direkshytor der Hos pitalkommission Emmershymann der Landesregierung dass die Versendung des Mineralwassers aus dem Kochbrunnen se it Beginn dieses Geschaumlftes kaum zugenommen hat Der Hauptgrund hiervon liegt unbeshyzweifelt darin daszlig mehrere hiesige Badewirthe namentlich Herr Posthalter Schlicher und Christion BOller uiel Mineralwasser uersenden welche hauptsaumlchlich durch ihre au sgebreiteten Bekanntsch aften bedeutenden Absatz finden Emmermann empfahl als Gegenmaszlignahme Anzeigen mit der Ankuumlndigung des Mineralwasservershykaufs in verschiedenen Zeitungen L1a in Frankfurt und Mainz zu schalten

Die Badewirte und hier ist insbeso ndeshyre der Wirt des Schwarzen Bocks Chrisshytian Bauer zu nenn en der offensichtshylich auch hei den ve rschi edenen Einoashyben fede rfuumlhrend war hatmiddotten also nicht aufgegeben Wenn ihnen gemeinschaFtshylich dils Versandgeschaumlft schon nicht zuerkannt wurde so nutzten sie doch ihre Bezi ehun gen zu dE11 Kurg~i s t e n um jeder fuumlr sich den Minrralwasse rvErshysa nd zu betreiben

Welche Kruuml ge di e einzelnen Badhausbeshysitzer fuumlr den Mineralwasse rversa nd benulzten laumlsst sich nicht mit Sichershyheit sagen Moumlglicherweise wurden die Kruumlge mit dem Slem pel WI ESBADER MINWSSER (A bb 4) hierzu benutzt

9 Vergl Nienhaus Hein z aaO S 168 FF

10 Vergl Nienhaus Heinz 3a0 S 170

11 Zur Typologie der Flaschenfuumlrrnen vergl Brinkm ann Hemd Zur Daticrung von Mineralwasserflaschen aus Stei nzeug in Keramos Helt 98 Oktober 1982 und in dieshyser Reihe Kap itel 1 Typologie ein Min era lshywasserfl asche n in Der MincrlIiJrul1nen Heft 31984

12 Beim Abriss der Toumlp ferIc rks tatt der Gebr Goumlrtz in Zorn im Jahre 1983 konnt e der Verfasser in einer NO lbergung enlsprechenshyck Fragm ente sicherstellen

13 Schneider Ko nrad Der Mineralwasscrversa nd und spine Gcfjszligproduktion im rhcin isch-hesshysischcn Raum vom 17 bis zum Ende des 19 Jahrhunclens Koblenz 2000 S 119

DER MIN ERALBRU E 112002

Abb 4 Diellten Flaschen mil diesem Stempe[i j dem Versandgeschaumlft der Badhausbesifzer oder dem der Hospita lshyverwaltung

Das Stadtwappen von Wiesbaden laumlsst jedoch eher vermuten daszlig hier die offishyzielle von der Hospitalkommissi on betriebene Versandanstalt eine andere als die KoChbrunnenquell e versandt hilt

Auch die Herstellung vo n Flaschen mit diesem Brunnenzeichen ist fuumlr den Toumlpshyferort Zorn im Taunus nachgewiese n Es handelt sich um groszlige handgedrehte Flaschen

Der Stempel in Abb 5 entspricht weitshygehend den Vorsleilungen die die

Abb 5 Flaschen mit diesem BrunneJshystempel15 tragen die Initialen von Cilristian Bauer G

DER MINERAIBRUN NEN 11 2002

Badewirte beim zweilen Gesuch an die Landesregierung im April 1825 bezuumlgshyli ch der Kenn ze ichnung ihrer Mineralshywasserflaschen hallen Der dort bereits vorgesehene Begriff WI ESBA DER HAUPTQUELLE wurde um das Wort MI N WASSER erg~i nzt

Die Werkstattbruchhalde in Zorn Iiefershyte noch weitere Nachweise fuumlr den Wiesbadener Min era lwasse rversand Bei einer im Jahre 1988 erfolgten Notbershygung im Zuge vo n Ausschachlungsarshybeiten im Bereich der ehemaligen Toumlpshyferwerksta tt Pitz konnten Flaschenfragshymente mit den Brunnen- bzw Haumlndlershyzeichen gemaumlszlig Abb 5 und 6 sichergeshystellt werden

Abb 6 Aueh das Zeichen auf dieseIl Fragmenten aus der Werkstattbruchhalshyde des Toumlpfers Pitz in Zorn duumlrfte auf Christion Bauer verweisen

Sowohl der Stempel in Abb 5 als auch die Fragmente in Abb 6 weisen die Initialen CB auf Bei Abb 6 handelt es sich um eine Ritzung di e koballbl au a usgemal t wu rde Es Iiegt nahe di e Initialen einem Badhausbesitzer zuzushyordnen der geduldet vor der Entscheishydung der Landesregienmg oder ill egal nach der Entscheidung am Versa ndge shyschaumlft leilnahm

Hi er kommt nur Christian Bauer in Frashyge de nn di e Initi ale n treflen aul keinen andenn BoumlclhausbesitzEr zu Aufgrund sein es auszligergewoumlhnlichen Engoumlo-eshyl11en ts beim Bemuumlhen deniVI i neral wasshyserversand im In teresse der Bad hausbeshysitzer zu regeln und seiner herausgehoshybenen Stellung unter den Wiesbadener Bad hausbesitzern (ullfer CO ll frolle des Herrn Bauer Clzristilll Baller und Consorlen) ist anzunehmen dass er trotz des ablehnenden Bescheids der Landesregierung allcs unternommen hat um elen Handel mit dem Brunnenshywasser zu betrei ben Es erscheint daher durchaus zulaumlssig di e Initia len eB dem Badhausbesitzer Christian Bauer zuzushyordnen

ChrisLian Bauer von Beruf Postsekretaumlr hatte 182 2 das Badhaus Zum Schwarshyzen Bock von seiner Schw iegermutter der Witwe Charlotlc Margaretc Bergshymann uumlbernommen Er fuumlhrte den Betrieb zwoumllf Jahre und errichtete in dieser Zeit ein neues Badhaus - Zum alten und Zum neuen Bock - un d ein Pferdebad 1834 verkauft-e er se in en Betrieb fuumlr 42000 Gulden an August Rudolf um in Ha u -rsheim ein Posetashyblissement zu uumlb ern ehmen 1

Wie berei l gesagt I ieszlig die Entwickl un g des riskalischen Versand geschaumlft es sehr zu wuumlnschen uumlbrig so dass das Angeshybot ri es Kaufmanns C L AMahr aus Biebrich den alltinigen Absatz des Mineralw assers des Kochbrunnens fuumlr di e Zeit vom l Januar 1842 bis zum 3l

Dezember 1847 zu uumlbernehmen eine Wende zum Besse ren versprach Mahr ve rpflichtele sich jaumlhrlich mindeslens 3000 Kruumlge bei einem Einkaufspreis vo n 12 Gulden 30 Kreuzer fuumlr hundert ga nze und 6 Gulden 30 Kreuzer luumlr hundert halbe Kruuml ge abzusetzen Eine Bonus- und Malusregelung war luumlr den

14 Sa mmlun g R_ Doegen

t 5 Samm lung J Holthues

16 Die Iierkunft einer SkiZZe mit der Stcmpcshyva riante WIESBADER MIN WA SSER HA UPTQUELlE (ohne CB) ko n ne nich t geklaumlrt werden Redwrchen [uumlh rten c hlidlshylich 211 dem in Abh w ieccrgei-cbcnen Stellipel so dass davon auszugelwll ist dass diese Va ri anie nicht eX istiert

17 Schuumller Th Zur Gcsl hilhtt der i ltcren szligadhaumluser Wi esbad ens Dcr schwarze Bock in Wiesbadener Tagebl l IL vom 15 J 22 J unrl 29 3 19 14

421

Fall der Uumlber- oder Untererfuumlllung vorshygesehen

Der Vertrag mit Mahr wurde am 12

Janu8r 1842 geschlossen Es wurde cillun bcdcutcllden Absatz entgegen yeehen so dass die Hospitalkommisshysion insbesondere im Hinblick auf die beabsichtigte Anluumlge von Mltlgazinen fuumlr das Kochbrunnenwasser nach einem Bedarfsuumlberschlog die Anfertishygung von 7000 ganzen und 2000 halshyben Kruumlgen beim Krugbaumlcker Pitz in Zorn in Auftrog gegeben hatte Im Sepshytember 1846 drang Pitz auf Abnahme dieser Kruumlge die seit Mitte Mai fertigshygestellt waren 18

Aber auch Mohr war nicht in eier Lage die erhofTll Wende im Absatz des Kochbrunnenwassers herbeizufuumlhren denn bereits vor Ablauf der Veliragsshyzeit im Maumlrz 1846 bat Mahr um den Erlass von 90 Gulden 44 Kreuzer die er der Brunnenkasse schuldete sowie um die Aufloumlsung des Vertrages Er hatte seit Uumlbernahme des Geschaumlftes nur Vershyluste gemacht

Die Herzogliche Hospitalkommission schlug vor nachdem man uumlber die Vershymoumlgensverhaumlltnisse des Mahr Erkundishygungen eingezogen hatte der Bitte um Schuldenerlass nicht zu entsprechen der vorzeItigen VerLragsaufl1Cbung sowohl im Intcrsessc des Publikums als alcl im Intcressf der Htilqu f lIe resli d( f 1I RuIfS zum 1 Januar 1847

aber zuzustimm en 19

Da man keinen geeigneten Nachfolger fuumlr die Obernahmt~ des Versandgeschaumlfshytes fand war ah Januar 1847 die Hospishyta lverwaltung wieder fuumlr die Versenshydun g des Kochhrunnenwassers zustaumlnshydig

Zum Schluss sei noch angemerkt dass sich der fiskalische szligrunnenversand nicht nur in der ersten Haumllfle des 19 Jahrhunderts gegen den illegalen Wasshyservnsand durch di e Badewirte wehren musste Auch in preuszligischer Zeit 1878

wurde ein solcher Fall bekannt und aktenkundig Die Koumlnigliche Hospitalshykommission berichtet der Regierung dass am 10 August 1878 in der in Ber-

Abb 7 Das Badhaus Zum Schwarzen Bock zur Ze it des Christial1 Bauer

[in erscheinenden Deutschen Medicinishysehen Woehenschrift eli e Colgende Anzeige veroumlflentlicht wurde

Wiesbadel1fr iIill eralwassfr = Versendung Wi esbadencr Mineralwasser aus der Hauptlrinkquele dem Koclbrunn clI wird ill Siels Irisch en Fuumlllungen in Kislell zu 2 FlascheN auml Mk 6-

25 Flaschen Mk 1190 und 50 Flaschen Mk 2350 liersendet

W Neuendorff Wiesbaden Kochbrunshy11en=P[atz Ndeg J

Das Haus Kochbrunnen-Platz 1 war das Badhaus Zum Schwan Die Kommisshysion bat zu entscheiden welcher Recht weg hier zu beschreiten sei ob der Fiskus aufgrund des ihm zustehenshyden Mineralwasserregals oder ob die Stadt aufgrund ihres Eigentumsrechtes am Kochbrunnen gegen Neuendorff vorgehen solle

Das Innenministerium leitete die Anzltishyge an die Abteilung fuumlr Direkte Steuern Domaumlnen und Forsten mit dem Bemershyken weiter dass nach den dermaligen faktischen Verhaumlltnissen fuumlr den Fiskus kein Interesse zur Erhebung einer Klagc vorliegt deren Erfolg ohnehin ein sehr zweifelhafter sein duumlrfte Da ohnehin di e UumlbertrzlgLlng der Hospitalverwalshytung auf die Stadt bevorstand solltlt der Vorgang an den Genwi nderat zur etwaiqcll weitercJl Verall[assLlny uumlbergeben wcrclcn Die Abteilun g fuumlr Direkte Steunn Domiinell und Forsten kam auch zu dem Schluss doJ dem Fiskus kein Klagerecht ill dieser Allqelcshyqenheit zusteht und stimmte dn vorshygeschlagenen Vorgehensweise zu20 bull

de

18 Illssisch es Ilaup tstltlltll sa rchiv Wicsbackn Abt 212 NI 13778

19 Hcssi schcs Hauptslilatsarchiv Wiesbade n Abt211Nr 14119

20 HtSs isches Hilupt5tilatsarchiv Wiesbilden Abt 211 Nr 14119

DER ivIlNERiLBR UN NEN 112002

Page 4: Der Mineralwasserversand in Steinzeugflaschen, XV. Der Mineralwasserversand der \"Badhausbesitzer\" in Wiesbaden, in: Der Mineralbrunnen, Heft 11/2002, Bonn 2002

Anschi ieszligend li eszlig die Landes regierung viel Zeit verstreichen ehe sie ihre Vorshyschl aumlge im Januar 1826 dem Herzoglich Nassauischln Sta ats-Ministerium unshyterbreilete Man sah die Chance dass der Kochbrunnen durch den Vertrieb seines Mineralwassers in Kruumlgen sich selbst eine Eil1l1alllne verschaffen klln und wollte d n Gewinn vor allem zu dessen Erhaltung und Vershyschoumlnerung verwenden Jeder andershyweilige Anspruch auf di esen Gewinn insbesondere die Anspruumlche des BdshyilausJesitzers zum schwarzen Bock und Consorle1 wurden nochmals als gegensta ndslos dargestell t

Die Kruumlge sollten jetzt mit dem WiesshyJad er Stadtwappell und der Umschrift Kochb rul1J1 en zu Wiesbden versehen und die Besorgullg dieser Anstalt und der Vertrieb des Wa ssers dem Hosp italshyverwalter Dehnling offiziell uumlbertragen werden Sofern die hohe GenehmishyYLIIg lrLl ilt wird wolle man alles ErforderliLhe veranlassen so daszlig im kUumlIIJtiyell friiillillg schon diese Vershytri ebsnstal t bfgiI1l1(11 koumlnne

Die Genehmipung des Herzogl ic h Nasshysau ischen Staats-Ministeriums erfo lgte am 19 Mai 1826 Hospi ta lverwalter Dei mlin g reiste nach Selters um sich uumlbe r die dort pra ktizielien Fuumll - und Versandmlthoden die verwendeten Materialien di e LicCcrkontrakte usw zu in fo rmieren Er beSlelite ein Siegel fuumlr die Verpichung der Kruumlge beim Muumlnzshygraveur Philipp Zollmann das im Juni 18 26 geliefe rt wurde (s Abb 2) Es fehlte jedoch noch das Siege l fuumlr den Brunnenstempel der vo n den Krugbaumlshyckern den Kruumlge n bei der Hers tellung aufzudruumlcken ist Er bat dallJ m auch dieses in Auftrag geben zu duumlrfen

Das staatlich betriebene Versandgeshyschaumlft kam also im Sommer J 826 so langsa m in Gang Es fehlte an Kruumlgen weshalb Uumlberlegungen angestellt wurshyd(Il solche aus Niederscllcrs Schlanshygenbad oder Weilbach beizusteen9

Selbst der Postverwalter Schlichter wurdc gefragl o b er geneigt sey einige hundert Kruumlge nach der Form und den Zeichen des lI1itgetheiltllI Musterkrugs gegen Bezahlung abzugeben welches ab er derselbe mit del1 Bemfrk f J ablehnte daszlig er von snlchcn sclbq keishynen Varrath mehr besit zc in diesem

Abb 2 Der Miin zgra)fur Philipp 2011shymalln druumlckte das IJOl1 ihm alJgefertigte Siegel auf seill t Rcchnullg uumlber 4 Gulshyden

Jahr wurden 154J Kruumlge gefuumlllt und die Versa ndzahl sollte sich in den folshygenden Jahren ni cht wesentlich erhoumlshyhen Sie lag in der Regel zwischen 2000 und 3000 Kruuml gen und ging in den 40er Jahren soga r auf unter 1000 zuruumlck 10

Der Stempel gemaumlszlig Abb 3 ko mmt auf groszligen handgedrehten Flaschen (Typ Er)11 sowohl auf der Schulter als auch auf der Ruumlckseite der Flaschen unter dem Henkel vor Die Hers tellung der Flaschen ist aufgmnd von Scherbenshyfunden auch fuumlr den Toumlpferoli Zorn im Taunus nac hzu weisen 12 Auch im Westshyerwaumllder Toumlpferort Mogendorf sind Fehlbraumlnde mit diesem Zeichen unter dem Henkel gefunden worden 11

Abb ] Der uns auf dfn Steinzeugj7ashysch ell des Kachbrunnen s uumlberlieferte Brullncnstempel

Auch kleine vorgepresste Flaschen (Typ Fl deren Herslellung also nach 1879 dem Jahr der Einfuumlhmng der Krugpresshyse erfolgt sein muss kommen mil dieshysem Stempel unterhalb des Henkels vor

Am J2 April 1828 berichtet der Direkshytor der Hos pitalkommission Emmershymann der Landesregierung dass die Versendung des Mineralwassers aus dem Kochbrunnen se it Beginn dieses Geschaumlftes kaum zugenommen hat Der Hauptgrund hiervon liegt unbeshyzweifelt darin daszlig mehrere hiesige Badewirthe namentlich Herr Posthalter Schlicher und Christion BOller uiel Mineralwasser uersenden welche hauptsaumlchlich durch ihre au sgebreiteten Bekanntsch aften bedeutenden Absatz finden Emmermann empfahl als Gegenmaszlignahme Anzeigen mit der Ankuumlndigung des Mineralwasservershykaufs in verschiedenen Zeitungen L1a in Frankfurt und Mainz zu schalten

Die Badewirte und hier ist insbeso ndeshyre der Wirt des Schwarzen Bocks Chrisshytian Bauer zu nenn en der offensichtshylich auch hei den ve rschi edenen Einoashyben fede rfuumlhrend war hatmiddotten also nicht aufgegeben Wenn ihnen gemeinschaFtshylich dils Versandgeschaumlft schon nicht zuerkannt wurde so nutzten sie doch ihre Bezi ehun gen zu dE11 Kurg~i s t e n um jeder fuumlr sich den Minrralwasse rvErshysa nd zu betreiben

Welche Kruuml ge di e einzelnen Badhausbeshysitzer fuumlr den Mineralwasse rversa nd benulzten laumlsst sich nicht mit Sichershyheit sagen Moumlglicherweise wurden die Kruumlge mit dem Slem pel WI ESBADER MINWSSER (A bb 4) hierzu benutzt

9 Vergl Nienhaus Hein z aaO S 168 FF

10 Vergl Nienhaus Heinz 3a0 S 170

11 Zur Typologie der Flaschenfuumlrrnen vergl Brinkm ann Hemd Zur Daticrung von Mineralwasserflaschen aus Stei nzeug in Keramos Helt 98 Oktober 1982 und in dieshyser Reihe Kap itel 1 Typologie ein Min era lshywasserfl asche n in Der MincrlIiJrul1nen Heft 31984

12 Beim Abriss der Toumlp ferIc rks tatt der Gebr Goumlrtz in Zorn im Jahre 1983 konnt e der Verfasser in einer NO lbergung enlsprechenshyck Fragm ente sicherstellen

13 Schneider Ko nrad Der Mineralwasscrversa nd und spine Gcfjszligproduktion im rhcin isch-hesshysischcn Raum vom 17 bis zum Ende des 19 Jahrhunclens Koblenz 2000 S 119

DER MIN ERALBRU E 112002

Abb 4 Diellten Flaschen mil diesem Stempe[i j dem Versandgeschaumlft der Badhausbesifzer oder dem der Hospita lshyverwaltung

Das Stadtwappen von Wiesbaden laumlsst jedoch eher vermuten daszlig hier die offishyzielle von der Hospitalkommissi on betriebene Versandanstalt eine andere als die KoChbrunnenquell e versandt hilt

Auch die Herstellung vo n Flaschen mit diesem Brunnenzeichen ist fuumlr den Toumlpshyferort Zorn im Taunus nachgewiese n Es handelt sich um groszlige handgedrehte Flaschen

Der Stempel in Abb 5 entspricht weitshygehend den Vorsleilungen die die

Abb 5 Flaschen mit diesem BrunneJshystempel15 tragen die Initialen von Cilristian Bauer G

DER MINERAIBRUN NEN 11 2002

Badewirte beim zweilen Gesuch an die Landesregierung im April 1825 bezuumlgshyli ch der Kenn ze ichnung ihrer Mineralshywasserflaschen hallen Der dort bereits vorgesehene Begriff WI ESBA DER HAUPTQUELLE wurde um das Wort MI N WASSER erg~i nzt

Die Werkstattbruchhalde in Zorn Iiefershyte noch weitere Nachweise fuumlr den Wiesbadener Min era lwasse rversand Bei einer im Jahre 1988 erfolgten Notbershygung im Zuge vo n Ausschachlungsarshybeiten im Bereich der ehemaligen Toumlpshyferwerksta tt Pitz konnten Flaschenfragshymente mit den Brunnen- bzw Haumlndlershyzeichen gemaumlszlig Abb 5 und 6 sichergeshystellt werden

Abb 6 Aueh das Zeichen auf dieseIl Fragmenten aus der Werkstattbruchhalshyde des Toumlpfers Pitz in Zorn duumlrfte auf Christion Bauer verweisen

Sowohl der Stempel in Abb 5 als auch die Fragmente in Abb 6 weisen die Initialen CB auf Bei Abb 6 handelt es sich um eine Ritzung di e koballbl au a usgemal t wu rde Es Iiegt nahe di e Initialen einem Badhausbesitzer zuzushyordnen der geduldet vor der Entscheishydung der Landesregienmg oder ill egal nach der Entscheidung am Versa ndge shyschaumlft leilnahm

Hi er kommt nur Christian Bauer in Frashyge de nn di e Initi ale n treflen aul keinen andenn BoumlclhausbesitzEr zu Aufgrund sein es auszligergewoumlhnlichen Engoumlo-eshyl11en ts beim Bemuumlhen deniVI i neral wasshyserversand im In teresse der Bad hausbeshysitzer zu regeln und seiner herausgehoshybenen Stellung unter den Wiesbadener Bad hausbesitzern (ullfer CO ll frolle des Herrn Bauer Clzristilll Baller und Consorlen) ist anzunehmen dass er trotz des ablehnenden Bescheids der Landesregierung allcs unternommen hat um elen Handel mit dem Brunnenshywasser zu betrei ben Es erscheint daher durchaus zulaumlssig di e Initia len eB dem Badhausbesitzer Christian Bauer zuzushyordnen

ChrisLian Bauer von Beruf Postsekretaumlr hatte 182 2 das Badhaus Zum Schwarshyzen Bock von seiner Schw iegermutter der Witwe Charlotlc Margaretc Bergshymann uumlbernommen Er fuumlhrte den Betrieb zwoumllf Jahre und errichtete in dieser Zeit ein neues Badhaus - Zum alten und Zum neuen Bock - un d ein Pferdebad 1834 verkauft-e er se in en Betrieb fuumlr 42000 Gulden an August Rudolf um in Ha u -rsheim ein Posetashyblissement zu uumlb ern ehmen 1

Wie berei l gesagt I ieszlig die Entwickl un g des riskalischen Versand geschaumlft es sehr zu wuumlnschen uumlbrig so dass das Angeshybot ri es Kaufmanns C L AMahr aus Biebrich den alltinigen Absatz des Mineralw assers des Kochbrunnens fuumlr di e Zeit vom l Januar 1842 bis zum 3l

Dezember 1847 zu uumlbernehmen eine Wende zum Besse ren versprach Mahr ve rpflichtele sich jaumlhrlich mindeslens 3000 Kruumlge bei einem Einkaufspreis vo n 12 Gulden 30 Kreuzer fuumlr hundert ga nze und 6 Gulden 30 Kreuzer luumlr hundert halbe Kruuml ge abzusetzen Eine Bonus- und Malusregelung war luumlr den

14 Sa mmlun g R_ Doegen

t 5 Samm lung J Holthues

16 Die Iierkunft einer SkiZZe mit der Stcmpcshyva riante WIESBADER MIN WA SSER HA UPTQUELlE (ohne CB) ko n ne nich t geklaumlrt werden Redwrchen [uumlh rten c hlidlshylich 211 dem in Abh w ieccrgei-cbcnen Stellipel so dass davon auszugelwll ist dass diese Va ri anie nicht eX istiert

17 Schuumller Th Zur Gcsl hilhtt der i ltcren szligadhaumluser Wi esbad ens Dcr schwarze Bock in Wiesbadener Tagebl l IL vom 15 J 22 J unrl 29 3 19 14

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Fall der Uumlber- oder Untererfuumlllung vorshygesehen

Der Vertrag mit Mahr wurde am 12

Janu8r 1842 geschlossen Es wurde cillun bcdcutcllden Absatz entgegen yeehen so dass die Hospitalkommisshysion insbesondere im Hinblick auf die beabsichtigte Anluumlge von Mltlgazinen fuumlr das Kochbrunnenwasser nach einem Bedarfsuumlberschlog die Anfertishygung von 7000 ganzen und 2000 halshyben Kruumlgen beim Krugbaumlcker Pitz in Zorn in Auftrog gegeben hatte Im Sepshytember 1846 drang Pitz auf Abnahme dieser Kruumlge die seit Mitte Mai fertigshygestellt waren 18

Aber auch Mohr war nicht in eier Lage die erhofTll Wende im Absatz des Kochbrunnenwassers herbeizufuumlhren denn bereits vor Ablauf der Veliragsshyzeit im Maumlrz 1846 bat Mahr um den Erlass von 90 Gulden 44 Kreuzer die er der Brunnenkasse schuldete sowie um die Aufloumlsung des Vertrages Er hatte seit Uumlbernahme des Geschaumlftes nur Vershyluste gemacht

Die Herzogliche Hospitalkommission schlug vor nachdem man uumlber die Vershymoumlgensverhaumlltnisse des Mahr Erkundishygungen eingezogen hatte der Bitte um Schuldenerlass nicht zu entsprechen der vorzeItigen VerLragsaufl1Cbung sowohl im Intcrsessc des Publikums als alcl im Intcressf der Htilqu f lIe resli d( f 1I RuIfS zum 1 Januar 1847

aber zuzustimm en 19

Da man keinen geeigneten Nachfolger fuumlr die Obernahmt~ des Versandgeschaumlfshytes fand war ah Januar 1847 die Hospishyta lverwaltung wieder fuumlr die Versenshydun g des Kochhrunnenwassers zustaumlnshydig

Zum Schluss sei noch angemerkt dass sich der fiskalische szligrunnenversand nicht nur in der ersten Haumllfle des 19 Jahrhunderts gegen den illegalen Wasshyservnsand durch di e Badewirte wehren musste Auch in preuszligischer Zeit 1878

wurde ein solcher Fall bekannt und aktenkundig Die Koumlnigliche Hospitalshykommission berichtet der Regierung dass am 10 August 1878 in der in Ber-

Abb 7 Das Badhaus Zum Schwarzen Bock zur Ze it des Christial1 Bauer

[in erscheinenden Deutschen Medicinishysehen Woehenschrift eli e Colgende Anzeige veroumlflentlicht wurde

Wiesbadel1fr iIill eralwassfr = Versendung Wi esbadencr Mineralwasser aus der Hauptlrinkquele dem Koclbrunn clI wird ill Siels Irisch en Fuumlllungen in Kislell zu 2 FlascheN auml Mk 6-

25 Flaschen Mk 1190 und 50 Flaschen Mk 2350 liersendet

W Neuendorff Wiesbaden Kochbrunshy11en=P[atz Ndeg J

Das Haus Kochbrunnen-Platz 1 war das Badhaus Zum Schwan Die Kommisshysion bat zu entscheiden welcher Recht weg hier zu beschreiten sei ob der Fiskus aufgrund des ihm zustehenshyden Mineralwasserregals oder ob die Stadt aufgrund ihres Eigentumsrechtes am Kochbrunnen gegen Neuendorff vorgehen solle

Das Innenministerium leitete die Anzltishyge an die Abteilung fuumlr Direkte Steuern Domaumlnen und Forsten mit dem Bemershyken weiter dass nach den dermaligen faktischen Verhaumlltnissen fuumlr den Fiskus kein Interesse zur Erhebung einer Klagc vorliegt deren Erfolg ohnehin ein sehr zweifelhafter sein duumlrfte Da ohnehin di e UumlbertrzlgLlng der Hospitalverwalshytung auf die Stadt bevorstand solltlt der Vorgang an den Genwi nderat zur etwaiqcll weitercJl Verall[assLlny uumlbergeben wcrclcn Die Abteilun g fuumlr Direkte Steunn Domiinell und Forsten kam auch zu dem Schluss doJ dem Fiskus kein Klagerecht ill dieser Allqelcshyqenheit zusteht und stimmte dn vorshygeschlagenen Vorgehensweise zu20 bull

de

18 Illssisch es Ilaup tstltlltll sa rchiv Wicsbackn Abt 212 NI 13778

19 Hcssi schcs Hauptslilatsarchiv Wiesbade n Abt211Nr 14119

20 HtSs isches Hilupt5tilatsarchiv Wiesbilden Abt 211 Nr 14119

DER ivIlNERiLBR UN NEN 112002

Page 5: Der Mineralwasserversand in Steinzeugflaschen, XV. Der Mineralwasserversand der \"Badhausbesitzer\" in Wiesbaden, in: Der Mineralbrunnen, Heft 11/2002, Bonn 2002

Abb 4 Diellten Flaschen mil diesem Stempe[i j dem Versandgeschaumlft der Badhausbesifzer oder dem der Hospita lshyverwaltung

Das Stadtwappen von Wiesbaden laumlsst jedoch eher vermuten daszlig hier die offishyzielle von der Hospitalkommissi on betriebene Versandanstalt eine andere als die KoChbrunnenquell e versandt hilt

Auch die Herstellung vo n Flaschen mit diesem Brunnenzeichen ist fuumlr den Toumlpshyferort Zorn im Taunus nachgewiese n Es handelt sich um groszlige handgedrehte Flaschen

Der Stempel in Abb 5 entspricht weitshygehend den Vorsleilungen die die

Abb 5 Flaschen mit diesem BrunneJshystempel15 tragen die Initialen von Cilristian Bauer G

DER MINERAIBRUN NEN 11 2002

Badewirte beim zweilen Gesuch an die Landesregierung im April 1825 bezuumlgshyli ch der Kenn ze ichnung ihrer Mineralshywasserflaschen hallen Der dort bereits vorgesehene Begriff WI ESBA DER HAUPTQUELLE wurde um das Wort MI N WASSER erg~i nzt

Die Werkstattbruchhalde in Zorn Iiefershyte noch weitere Nachweise fuumlr den Wiesbadener Min era lwasse rversand Bei einer im Jahre 1988 erfolgten Notbershygung im Zuge vo n Ausschachlungsarshybeiten im Bereich der ehemaligen Toumlpshyferwerksta tt Pitz konnten Flaschenfragshymente mit den Brunnen- bzw Haumlndlershyzeichen gemaumlszlig Abb 5 und 6 sichergeshystellt werden

Abb 6 Aueh das Zeichen auf dieseIl Fragmenten aus der Werkstattbruchhalshyde des Toumlpfers Pitz in Zorn duumlrfte auf Christion Bauer verweisen

Sowohl der Stempel in Abb 5 als auch die Fragmente in Abb 6 weisen die Initialen CB auf Bei Abb 6 handelt es sich um eine Ritzung di e koballbl au a usgemal t wu rde Es Iiegt nahe di e Initialen einem Badhausbesitzer zuzushyordnen der geduldet vor der Entscheishydung der Landesregienmg oder ill egal nach der Entscheidung am Versa ndge shyschaumlft leilnahm

Hi er kommt nur Christian Bauer in Frashyge de nn di e Initi ale n treflen aul keinen andenn BoumlclhausbesitzEr zu Aufgrund sein es auszligergewoumlhnlichen Engoumlo-eshyl11en ts beim Bemuumlhen deniVI i neral wasshyserversand im In teresse der Bad hausbeshysitzer zu regeln und seiner herausgehoshybenen Stellung unter den Wiesbadener Bad hausbesitzern (ullfer CO ll frolle des Herrn Bauer Clzristilll Baller und Consorlen) ist anzunehmen dass er trotz des ablehnenden Bescheids der Landesregierung allcs unternommen hat um elen Handel mit dem Brunnenshywasser zu betrei ben Es erscheint daher durchaus zulaumlssig di e Initia len eB dem Badhausbesitzer Christian Bauer zuzushyordnen

ChrisLian Bauer von Beruf Postsekretaumlr hatte 182 2 das Badhaus Zum Schwarshyzen Bock von seiner Schw iegermutter der Witwe Charlotlc Margaretc Bergshymann uumlbernommen Er fuumlhrte den Betrieb zwoumllf Jahre und errichtete in dieser Zeit ein neues Badhaus - Zum alten und Zum neuen Bock - un d ein Pferdebad 1834 verkauft-e er se in en Betrieb fuumlr 42000 Gulden an August Rudolf um in Ha u -rsheim ein Posetashyblissement zu uumlb ern ehmen 1

Wie berei l gesagt I ieszlig die Entwickl un g des riskalischen Versand geschaumlft es sehr zu wuumlnschen uumlbrig so dass das Angeshybot ri es Kaufmanns C L AMahr aus Biebrich den alltinigen Absatz des Mineralw assers des Kochbrunnens fuumlr di e Zeit vom l Januar 1842 bis zum 3l

Dezember 1847 zu uumlbernehmen eine Wende zum Besse ren versprach Mahr ve rpflichtele sich jaumlhrlich mindeslens 3000 Kruumlge bei einem Einkaufspreis vo n 12 Gulden 30 Kreuzer fuumlr hundert ga nze und 6 Gulden 30 Kreuzer luumlr hundert halbe Kruuml ge abzusetzen Eine Bonus- und Malusregelung war luumlr den

14 Sa mmlun g R_ Doegen

t 5 Samm lung J Holthues

16 Die Iierkunft einer SkiZZe mit der Stcmpcshyva riante WIESBADER MIN WA SSER HA UPTQUELlE (ohne CB) ko n ne nich t geklaumlrt werden Redwrchen [uumlh rten c hlidlshylich 211 dem in Abh w ieccrgei-cbcnen Stellipel so dass davon auszugelwll ist dass diese Va ri anie nicht eX istiert

17 Schuumller Th Zur Gcsl hilhtt der i ltcren szligadhaumluser Wi esbad ens Dcr schwarze Bock in Wiesbadener Tagebl l IL vom 15 J 22 J unrl 29 3 19 14

421

Fall der Uumlber- oder Untererfuumlllung vorshygesehen

Der Vertrag mit Mahr wurde am 12

Janu8r 1842 geschlossen Es wurde cillun bcdcutcllden Absatz entgegen yeehen so dass die Hospitalkommisshysion insbesondere im Hinblick auf die beabsichtigte Anluumlge von Mltlgazinen fuumlr das Kochbrunnenwasser nach einem Bedarfsuumlberschlog die Anfertishygung von 7000 ganzen und 2000 halshyben Kruumlgen beim Krugbaumlcker Pitz in Zorn in Auftrog gegeben hatte Im Sepshytember 1846 drang Pitz auf Abnahme dieser Kruumlge die seit Mitte Mai fertigshygestellt waren 18

Aber auch Mohr war nicht in eier Lage die erhofTll Wende im Absatz des Kochbrunnenwassers herbeizufuumlhren denn bereits vor Ablauf der Veliragsshyzeit im Maumlrz 1846 bat Mahr um den Erlass von 90 Gulden 44 Kreuzer die er der Brunnenkasse schuldete sowie um die Aufloumlsung des Vertrages Er hatte seit Uumlbernahme des Geschaumlftes nur Vershyluste gemacht

Die Herzogliche Hospitalkommission schlug vor nachdem man uumlber die Vershymoumlgensverhaumlltnisse des Mahr Erkundishygungen eingezogen hatte der Bitte um Schuldenerlass nicht zu entsprechen der vorzeItigen VerLragsaufl1Cbung sowohl im Intcrsessc des Publikums als alcl im Intcressf der Htilqu f lIe resli d( f 1I RuIfS zum 1 Januar 1847

aber zuzustimm en 19

Da man keinen geeigneten Nachfolger fuumlr die Obernahmt~ des Versandgeschaumlfshytes fand war ah Januar 1847 die Hospishyta lverwaltung wieder fuumlr die Versenshydun g des Kochhrunnenwassers zustaumlnshydig

Zum Schluss sei noch angemerkt dass sich der fiskalische szligrunnenversand nicht nur in der ersten Haumllfle des 19 Jahrhunderts gegen den illegalen Wasshyservnsand durch di e Badewirte wehren musste Auch in preuszligischer Zeit 1878

wurde ein solcher Fall bekannt und aktenkundig Die Koumlnigliche Hospitalshykommission berichtet der Regierung dass am 10 August 1878 in der in Ber-

Abb 7 Das Badhaus Zum Schwarzen Bock zur Ze it des Christial1 Bauer

[in erscheinenden Deutschen Medicinishysehen Woehenschrift eli e Colgende Anzeige veroumlflentlicht wurde

Wiesbadel1fr iIill eralwassfr = Versendung Wi esbadencr Mineralwasser aus der Hauptlrinkquele dem Koclbrunn clI wird ill Siels Irisch en Fuumlllungen in Kislell zu 2 FlascheN auml Mk 6-

25 Flaschen Mk 1190 und 50 Flaschen Mk 2350 liersendet

W Neuendorff Wiesbaden Kochbrunshy11en=P[atz Ndeg J

Das Haus Kochbrunnen-Platz 1 war das Badhaus Zum Schwan Die Kommisshysion bat zu entscheiden welcher Recht weg hier zu beschreiten sei ob der Fiskus aufgrund des ihm zustehenshyden Mineralwasserregals oder ob die Stadt aufgrund ihres Eigentumsrechtes am Kochbrunnen gegen Neuendorff vorgehen solle

Das Innenministerium leitete die Anzltishyge an die Abteilung fuumlr Direkte Steuern Domaumlnen und Forsten mit dem Bemershyken weiter dass nach den dermaligen faktischen Verhaumlltnissen fuumlr den Fiskus kein Interesse zur Erhebung einer Klagc vorliegt deren Erfolg ohnehin ein sehr zweifelhafter sein duumlrfte Da ohnehin di e UumlbertrzlgLlng der Hospitalverwalshytung auf die Stadt bevorstand solltlt der Vorgang an den Genwi nderat zur etwaiqcll weitercJl Verall[assLlny uumlbergeben wcrclcn Die Abteilun g fuumlr Direkte Steunn Domiinell und Forsten kam auch zu dem Schluss doJ dem Fiskus kein Klagerecht ill dieser Allqelcshyqenheit zusteht und stimmte dn vorshygeschlagenen Vorgehensweise zu20 bull

de

18 Illssisch es Ilaup tstltlltll sa rchiv Wicsbackn Abt 212 NI 13778

19 Hcssi schcs Hauptslilatsarchiv Wiesbade n Abt211Nr 14119

20 HtSs isches Hilupt5tilatsarchiv Wiesbilden Abt 211 Nr 14119

DER ivIlNERiLBR UN NEN 112002

Page 6: Der Mineralwasserversand in Steinzeugflaschen, XV. Der Mineralwasserversand der \"Badhausbesitzer\" in Wiesbaden, in: Der Mineralbrunnen, Heft 11/2002, Bonn 2002

Fall der Uumlber- oder Untererfuumlllung vorshygesehen

Der Vertrag mit Mahr wurde am 12

Janu8r 1842 geschlossen Es wurde cillun bcdcutcllden Absatz entgegen yeehen so dass die Hospitalkommisshysion insbesondere im Hinblick auf die beabsichtigte Anluumlge von Mltlgazinen fuumlr das Kochbrunnenwasser nach einem Bedarfsuumlberschlog die Anfertishygung von 7000 ganzen und 2000 halshyben Kruumlgen beim Krugbaumlcker Pitz in Zorn in Auftrog gegeben hatte Im Sepshytember 1846 drang Pitz auf Abnahme dieser Kruumlge die seit Mitte Mai fertigshygestellt waren 18

Aber auch Mohr war nicht in eier Lage die erhofTll Wende im Absatz des Kochbrunnenwassers herbeizufuumlhren denn bereits vor Ablauf der Veliragsshyzeit im Maumlrz 1846 bat Mahr um den Erlass von 90 Gulden 44 Kreuzer die er der Brunnenkasse schuldete sowie um die Aufloumlsung des Vertrages Er hatte seit Uumlbernahme des Geschaumlftes nur Vershyluste gemacht

Die Herzogliche Hospitalkommission schlug vor nachdem man uumlber die Vershymoumlgensverhaumlltnisse des Mahr Erkundishygungen eingezogen hatte der Bitte um Schuldenerlass nicht zu entsprechen der vorzeItigen VerLragsaufl1Cbung sowohl im Intcrsessc des Publikums als alcl im Intcressf der Htilqu f lIe resli d( f 1I RuIfS zum 1 Januar 1847

aber zuzustimm en 19

Da man keinen geeigneten Nachfolger fuumlr die Obernahmt~ des Versandgeschaumlfshytes fand war ah Januar 1847 die Hospishyta lverwaltung wieder fuumlr die Versenshydun g des Kochhrunnenwassers zustaumlnshydig

Zum Schluss sei noch angemerkt dass sich der fiskalische szligrunnenversand nicht nur in der ersten Haumllfle des 19 Jahrhunderts gegen den illegalen Wasshyservnsand durch di e Badewirte wehren musste Auch in preuszligischer Zeit 1878

wurde ein solcher Fall bekannt und aktenkundig Die Koumlnigliche Hospitalshykommission berichtet der Regierung dass am 10 August 1878 in der in Ber-

Abb 7 Das Badhaus Zum Schwarzen Bock zur Ze it des Christial1 Bauer

[in erscheinenden Deutschen Medicinishysehen Woehenschrift eli e Colgende Anzeige veroumlflentlicht wurde

Wiesbadel1fr iIill eralwassfr = Versendung Wi esbadencr Mineralwasser aus der Hauptlrinkquele dem Koclbrunn clI wird ill Siels Irisch en Fuumlllungen in Kislell zu 2 FlascheN auml Mk 6-

25 Flaschen Mk 1190 und 50 Flaschen Mk 2350 liersendet

W Neuendorff Wiesbaden Kochbrunshy11en=P[atz Ndeg J

Das Haus Kochbrunnen-Platz 1 war das Badhaus Zum Schwan Die Kommisshysion bat zu entscheiden welcher Recht weg hier zu beschreiten sei ob der Fiskus aufgrund des ihm zustehenshyden Mineralwasserregals oder ob die Stadt aufgrund ihres Eigentumsrechtes am Kochbrunnen gegen Neuendorff vorgehen solle

Das Innenministerium leitete die Anzltishyge an die Abteilung fuumlr Direkte Steuern Domaumlnen und Forsten mit dem Bemershyken weiter dass nach den dermaligen faktischen Verhaumlltnissen fuumlr den Fiskus kein Interesse zur Erhebung einer Klagc vorliegt deren Erfolg ohnehin ein sehr zweifelhafter sein duumlrfte Da ohnehin di e UumlbertrzlgLlng der Hospitalverwalshytung auf die Stadt bevorstand solltlt der Vorgang an den Genwi nderat zur etwaiqcll weitercJl Verall[assLlny uumlbergeben wcrclcn Die Abteilun g fuumlr Direkte Steunn Domiinell und Forsten kam auch zu dem Schluss doJ dem Fiskus kein Klagerecht ill dieser Allqelcshyqenheit zusteht und stimmte dn vorshygeschlagenen Vorgehensweise zu20 bull

de

18 Illssisch es Ilaup tstltlltll sa rchiv Wicsbackn Abt 212 NI 13778

19 Hcssi schcs Hauptslilatsarchiv Wiesbade n Abt211Nr 14119

20 HtSs isches Hilupt5tilatsarchiv Wiesbilden Abt 211 Nr 14119

DER ivIlNERiLBR UN NEN 112002