Aus DEM DEPARTMENT FüR PATHOBIOLOGIE DER VETERINäRMEDIZINISCHEN UNIVERSITäT WIEN DEPARTMENTSPRECHERIN: UNIV.PROF. DR.MED.VET. TZT. ANJA JOACHIM FACH: PARASITOLOGIE ENDOPARASITENBELASTUNG UND -MANAGEMENT BEI MILCHZIEGEN IN DER BIOLOGISCHEN LANDWIRTSCHAFT UNTER BERüCKSICHTIGUNG VON HALTUNG UND FüTTERUNG DIPLOMARBEIT DER VETERINäRMEDIZINISCHEN UNIVERSITäT WIEN VORGELEGT VON BARBARA PATTISS-KLINGEN WffiN, SEPTEMBER 2008
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DEPARTMENT FüR PATHOBIOLOGIE - vetmeduni.ac.at · schen - aufgrund der eskalierenden Anthelminthika-Resistenzen jedoch auch in kon- ventionellen - Tierhaltungssystemen immer mehr
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Aus DEM
DEPARTMENT FüR PATHOBIOLOGIE
DER
VETERINäRMEDIZINISCHEN UNIVERSITäT WIEN
DEPARTMENTSPRECHERIN: UNIV.PROF. DR.MED.VET. TZT. ANJA JOACHIM
FACH: PARASITOLOGIE
ENDOPARASITENBELASTUNG UND -MANAGEMENT BEI MILCHZIEGEN IN DER BIOLOGISCHEN LANDWIRTSCHAFT
UNTER BERüCKSICHTIGUNG VON HALTUNG UND FüTTERUNG
DIPLOMARBEIT
DER
VETERINäRMEDIZINISCHEN UNIVERSITäT WIEN
VORGELEGT VON
BARBARA PATTISS-KLINGEN
WffiN, SEPTEMBER 2008
ubmeisch
Dissertation
BETREUER UND ERSTBEGUTACHTER:
UNIV.PROF. DR.MED.VET. HEINRICH PROSL
ZWEITBEGUTACHTERIN:
UNIV.PROF. DR.MED.VET. TZT. ANJA JOACHIM
INHALTSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG UND FRAGESTELLUNG 1
2. LITERATüRüBERSICHT 2
2.1 Biologische Landwirtschaft und Ziegenhaltung als Wirtschaftsfaktor 2
2.2 Häufige Parasitosen bei Ziegen 4
2.2.1 Helminthosen , 4
2.2.2 Protozoonosen 16
2.3 Mögliche Folgen einer Endoparasitose 18
2.4 Gesetzliche Richtlinien der biologischen Viehwirtschaft bzgl. Haltung und Medikamenteneinsatz 19
2.4.1 Ausläufe und Haltungsgebäude 19
2.4.2 Krankheitsvorsorge und tierärztliche Behandlung 19
2.4.3 Erlaubter Einsatz synthetischer Anthelminthika in der biologischen Landwirtschaft 20
2.5 Anthelminthika-Einsatz und mögliche Komplikationen 22
2.5.1 Anthelminthika-Resistenzen 22
2.5.2 Selektiver Anthelminthika-Einsatz als möglicher Lösungsansatz... 28
4.4.1.1 Betriebliche Unterschiede 61 4.4.1.2 Einfluss des Alters auf die Ausscheidungsraten 64 4.4.1.3 Saisonale Variation der Eiausscheidung 67
4.4.2 Modifiziertes McMaster-Verfahren 70
4.4.2.1 Betriebsabhängige Unterschiede von epg bzw. opg 70 4.4.2.2 Einfluss des Alters auf die Ei- bzw. Oozystenausscheidung 72 4.4.2.3 Saisonale Variation des epg bzw. opg 74
4.4.3 Kotkultur (nach Roberts und O'Sullivan) und Auswander- verfahren (nach Baermann-Wetzel) 75
4.4.3.1 Betriebsabhängige Unterschiede der Larvenprävalenz 76 4.4.3.2 Einfluss des Alters auf die Larvenprävalenz 78 4.4.3.3 Saisonale Variation der Larvenprävalenz 79
5. DISKUSSION 82
5.1 Methodenkritik 83
5.2 Haltungs- und Fütterungspraxis der Betriebe 84
5.3 Betriebliche EndoparasitenkontroUe und mögliche Optimierung 86
5.4 BCS und dessen Korrelation mit der Endoparasitenbelastung 89
5.5 Einfluss des Haltungssystems 92
5.5.1 Endoparasitenspektrum 93
5.5.2 Befallsintensität 94
5.6 Einfluss des Alters 97
5.7 Einfluss von Jahreszeit und Klima 99
5.7.1 Allgemeine klimatische Faktoren 100
5.7.2 Niederschlagsmenge 100
5.7.3 Temperatur 101
5.8 Die Bedeutung immunologischer Faktoren 101
5.8.1 Aggregierte Parasitenverteilung 103
5.8.2 „Resilience" oder die immunologische Belastbarkeit 104
5.8.3 Immunität in Laktation und Trächtigkeit 104
5.8.4 Strategien der Ziege zum Schutz vor Endoparasiten 106
5.9 Frühdiagnostik 107
6. SCHLUSSFOLGERUNG = 109
7. ZUSAMMENFASSUNG 109
8. SUMMARY 110
9. LITERATURVERZEICHNIS 113
10. ANHANG 123
1. EINLEITUNG UND FRAGESTELLUNG
Der Sektor der biologischen Landwirtschaft und der damit verbundene Wirtschafts-
zweig konnten in den letzten Jahren starken Zuwachs verzeichnen. Der Begriff der
biologischen Landwirtschaft steht dabei für Bestrebungen nach dem Erhalt fruchtba-
rer Böden, Umweltschutz, Tiergesundheit sowie der Produktion qualitativ hochwer-
tiger (Tier-)Produkte ohne den prophylaktischen Einsatz von Chemotherapeutika zur
Krankheitsprävention.
Unabhängig von den Zuwächsen innerhalb des biologischen Produktionssektors ver-
doppelte sich in den letzten 30 Jahren auch der weltweite Ziegenbestand (RINALDI et
al., 2007) und damit die wirtschaftliche Bedeutung der Ziege. Infolgedessen gewin-
nen Faktoren, die die Gesundheit und Produktivität der Ziegen negativ beeinflussen
können, immer mehr an Bedeutung. Endoparasiten spielen dabei als schwerwiegen-
des Gesundheitsrisiko insbesondere beim kleinen Wiederkäuer eine bedeutende Rol-
le (PAPADOPOULOS et al., 2003; KNOX et al., 2006), können sie doch massive öko-
nomische (Produktions-)Verluste bis hin zu Todesfällen verursachen (WALLER,
1999; KooPMANN, 2005; PAPADOPOULOS et al., 2003; HOSTE et al., 2008).
Allerdings unterliegt die biologische Viehwirtschaft restriktiven Beschränkungen
hinsichtlich eines prophylaktischen Medikamenteneinsatzes, so dass medikamenteile
Behandlungen ausschließlich auf kurativer Ebene gestattet sind. Darin inkludiert ist
auch der Einsatz jeglicher Antiparasitika. Nicht zuletzt darauf sind höhere Parasi-
tenprävalenzen in biologisch wirtschaftenden Betrieben im Vergleich zu konventio-
neller Viehwirtschaft zurückzuführen, während sonstige Aspekte von Gesundheit
und Wohlbefinden der Tiere als gleichwertig oder sogar besser eingestuft werden
können (LuND u. ALGERS, 2003).
Dementsprechend gewinnt ein nachhaltiges Endoparasitenmanagement, das nicht nur
auf der Verabreichung chemisch-synthetischer Anthelminthika basiert, in biologi-
schen - aufgrund der eskalierenden Anthelminthika-Resistenzen jedoch auch in kon-
ventionellen - Tierhaltungssystemen immer mehr an Bedeutung, um die Verluste
weiterhin so gering wie möglich zu halten (WALLER, 1999). Der Begriff der Nach-
haltigkeit umfasst in diesem Zusammenhang eine Kombination aus biologischen,
biotechnologischen und chemischen Kontrollmechanismen in der Tierhaltung sowie
auch in der Tierzucht mit dem Ziel, die Verwendung chemischer Substanzen zur Pa-
rasitenkontrolle auf ein Minimum reduzieren zu können (THAMSBORG et al., 1999),
und impliziert zusätzlich die immense Bedeutung der Prophylaxe durch Optimierung
der Rahmenbedingungen (HOSTE et al., 2005).
Zahlreiche Forschungsprojekte der vergangenen Jahre widmeten sich bereits der Un-
tersuchung des Einflusses von Managementfaktoren wie Haltung und Fütterung der
Tiere auf die Endoparasitenbelastung, um daraus Methoden zur Prophylaxe ableiten
zu können, und beschäftigten sich mit der Suche nach alternativen Behandlungsmög-
lichkeiten klinisch manifester Parasitosen. Themen wie Herden- und Gesundheits-
management rücken im Zuge dessen immer mehr in den Mittelpunkt (KOOPMANN,
2005), wobei das Wissen um das bei Ziegen qualitativ und quantitativ vorkommende
Endoparasitenspektrum die Grundlage zur wirksamen Vorbeugung bzw. erfolgrei-
chen Therapie darstellen muss (REHBEIN et al., 1998).
Vor diesem Hintergrund war es das primäre Anliegen dieser Arbeit, das Ausmaß
einer Endoparasitosenproblematik anhand der Eiausscheidungsrate in drei biologisch
wirtschaftenden Milchziegenbetrieben mit unterschiedlichen Haltungsformen im
Sommer und Spätherbst zu ermitteln. Des Weiteren sollte das Parasitenausmaß zu
Body Condition Score (BCS), Haltungsform, Alter der Tiere und Jahreszeit in Bezie-
hung gesetzt werden, um etwaige vorhandene Korrelationen aufzuzeigen und aus
diesen Vorschläge zur Optimierung des Endoparasitenmanagements zu entwickeln.
Insbesondere wurde die Validität des BCS als Indikator für das Ausmaß vorliegender
Parasiteninfektionen geprüft, um daraus eine mögliche Hilfestellung für den Land-
wirt zur Erkennung erkrankter und behandlungswürdiger Tiere ableiten zu können.
2. LITERATURüBERSICHT
2.1 Biologische Landwirtschaft und Ziegenhaltung als Wirt- schaftsfaktor
Der prozentuale Anteil der biologisch bewirtschafteten Flächen innerhalb der EU
wuchs im Zeitraum von 1985 bis 1998 um mehr als das Doppelte an (von 1 % auf
2,1 %; LAMPKIN, 2000, zitiert in CABARET et al., 2002). Als Gründe für diesen An-
stieg können ein gesteigertes Emährungsbewusstsein (weniger Medikamenten- und
Pestizidrückstände in tierischen und pflanzlichen Produkten) und die damit einherge-
hende erhöhte Nachfrage nach „sauberen", ökologisch produzierten Lebensmitteln
vermutet werden (THAMSBORG et al., 1999; CABARET et al.; 2002; WALLER, 2006a).
Der Verdopplung des Ziegenbestandes liegt nicht zuletzt die Überlegenheit der Zie-
gen gegenüber anderen Nutztieren zu Grunde, die auf anspruchslosen Futterbedürf-
nisse und der Widerstandsfähigkeit gegenüber unwirtlichen Umweltbedingungen bei
einer gleichzeitig breit gefächerten Produktpalette von Milch über Fleisch, Leder
und, je nach Rasse, auch Wolle beruht (BALICKA-RAMISZ, 1999). In Industrieländern
steht vor allem die Milchproduktion im Vordergrund, die Fleischgewinnung stellt
einen Nebenzweig dar (REHBEIN et al., 1998; RINALDI et al., 2007). Allein Europa
produziert mit seiner nur 2,5 % des Weltziegenbestandes umfassenden Ziegenpopu-
lation 18 % der weltweit erwirtschafteten Ziegenmilch (BOYAZOGLU et al., 2005).
Die im Rahmen der biologischen Bewirtschaftung vollzogene extensive Viehwirt-
schaft mit Freiland- und Weidehaltung stellt einen der Hauptunterschiede zu intensi-
ven Haltungssystemen dar. Im Zuge dessen steigt mit längeren Weideperioden je-
doch gleichzeitig die Exposition gegenüber parasitären Weideinfektionen (WALLER,
2006a), und häufig können eine hohe Befallsintensität, ein starker Infektionsdruck
und ein breiteres Parasitenspektrum als in konventionellen Betrieben beobachtet
werden (CABARET et al., 2002). Gastrointestinale Nematoden, Leberegel und Band-
würmer (Moniezia) sind die von biologisch arbeitenden Landwirten am häufigsten
genannten parasitär-bedingten Probleme in der biologischen Wiederkäuerhaltung in
Großbritannien (RODERICK et al., 1999, zitiert in CABARET et al., 2002).
Die größten wirtschaftlichen Einbußen durch Parasiten stellen subklinische Produk-
tionsverluste dar (PERRY U. RANDOLPH, 1999, zitiert in WALLER, 2006a). Daraus er-
geben sich neben dem ökonomischen auch neue bedeutsame Aspekte des Tierschut-
zes, wonach unkontrollierte Parasiteninfektionen die Tiere massiv belasten können
(WALLER, 2006a). Die in biologischer Viehwirtschaft besondere Relevanz von Para-
sitosen ist nicht zuletzt Folge des bereits erwähnten, ausschließlich restriktiv und
kurativ erlaubten Medikamenteneinsatzes, dem prophylaktische Maßnahmen, geeig-
nete und Erfolg versprechende homöopathische und/oder phytotherapeutische Be-
handlungsformen in jedem Fall vorzuziehen sind, so dass auf chemisch-synthetische
Allopathika erst in zweiter Instanz oder bei ausbleibendem Behandlungserfolg und
generell so selten wie möglich zurückgegriffen werden soll (EU-Verordnung
2092/91,2007).
Im Folgenden soll nun auf bedeutsame Aspekte, Zusammenhänge, Probleme und
Möglichkeiten hinsichtlich der Endoparasitosenkontrolle bei Ziegen im Einzelnen
eingegangen werden.
2.2 Häufige Parasitosen bei Ziegen
Im Folgenden werden zunächst in Form eines kurzen Überblicks jene Endoparasiten
vorgestellt, die aufgrund ihres gehäuften Auftretens - allgemein und insbesondere in
den hier untersuchten Betrieben - von besonderer Relevanz sind (nach SMITH U.
SHERMAN, 1994; ECKERT et al., 2005a; SCHNIEDER, 2006).
2.2.1 Helminthosen (nach SCHNffiDER, 2006)
• Familie der Tnchostrongylidae und ihre Verwandten
Zu dieser weltweit verbreiteten Familie zählen Haemonchus, Teladorsagia fsyn.
Ostertagia; SCHNIEDER, 2006J, Trichostrongylus, Cooperia und - inzwischen der
eng verwandten Familie der Molineidae zugehörig - Nematodirus. Geringe Wurm-
bürden beeinträchtigen das Wirtstier für gewöhnlich kaum. Mit steigender Belastung
können subklinische Symptome wie reduzierte Gewichtszunahme und Appetitlosig-
keit auftreten. Klinische Symptome treten erst im Falle eines massiveren Befalls mit
Trichostrongylidae auf und äußern sich in Gewichtsabnahme, Diarrhö, Anämie und
Kehlgangsödemen. Alle genannten Arten zeigen einen direkten Entwicklungszyklus,
d.h. sie brauchen keinen Zwischenwirt. Adulte, im Gastro-Intestinaltrakt (GI) des
Wirtes lebende Würmer legen Eier, die vom Wirt mit dem Kot ausgeschieden wer-
den. Außerhalb des Tieres erfolgt die Embryonalentwicklung zu den ersten Larven in
den Eiern (L I), die sodann aus der Eihülle schlüpfen, sich häuten und so zu Zweit-
larven (L II) werden. Die L II leben weiterhin im Kot, nehmen bedeutend an Größe
zu und durchleben die Weiterentwicklung zur infektiösen Drittlarve (L III), wobei
jedoch die vollständige Häutung zur L III erst nach erfolgter Ingestion durch den
neuen Wirt erfolgt. Die Entwicklung zur infektiösen Drittlarve umfasst bei idealen
Umweltbedingungen (Temperatur um 20-25° C und ausreichend Feuchtigkeit) eine
Zeitspanne von sieben bis zehn Tagen. Nachdem diese optimalen Bedingungen je-
doch in Mitteleuropa nur für kurze Zeit und nur während des Hochsommers vorlie-
gen, kann die Entwicklung unter weniger günstigen Umständen bis zu Monate dau-
ern. Eine Ausnahme stellt hier Nematodirus spp. dar, dessen Entwicklung zur infek-
tiösen Drittlarve noch im Ei stattfindet. Bei Nematodirus battus erfolgt das Schlüpfen
der Larve erst nach längerer Kälteeinwirkung. Das Risiko der Infektion mit den be-
reits während der Weideperiode des Vorjahres ausgeschiedenen Eiern entsteht somit
verzögert in der Weidesaison des Folgejahres.
Eine Besonderheit der Trichostrongylidae ist die Fähigkeit, ihren Entwicklungszyk-
lus innerhalb des Wirtstieres unterbrechen zu können. Diese Phase der metabolischen
Inaktivität wird Hypobiose genannt und kann vom Immunstatus des Wirtes, jedoch
primär von Klima- und jahreszeitlichen Faktoren nachhaltig beeinflusst werden, so
dass die Einwirkung tiefer Temperaturen im Herbst vor der Ingestion der Parasiten-
stadien die Wahrscheinlichkeit der Hypobiose wesentlich erhöhen (EYSKER, 1997,
zitiert in ZAJAC, 2006). In Regionen, wo hypobiotische Larvenstadien auftreten, sind
in Spätwinter und Frühjahr erhöhte Eiausscheidungsraten durch die plötzliche Wie-
deraufnahme der Larvenentwicklung zu beobachten, wovon in erster Linie Tiere mit
vorübergehend herabgesetzter Immunreaktion, insbesondere Tiere vor und nach der
Geburt, betroffen sind (GroBS, 1986, zitiert in ZAJAC, 2006).
Bei Trichostrongylidosen handelt es sich primär um Weideinfektionen. Infektiöse
Stadien aller Spezies können auf der Weide überwintern und sterben erst mit zuneh-
menden Temperaturen und geringerer Feuchtigkeit im Lauf des Sommers ab. Die
Infektion erfolgt meist unmittelbar nach dem Austrieb durch Aufnahme kontaminier-
ten Futters oder Wassers durch den Wirt, was durch die Wanderung der aktiv beweg-
lichen Larven vor allem in den Morgen- und Abendstunden erleichtert wird. Die
Larven gelangen nach erfolgter Ingestion an den je nach Art unterschiedlichen Ziel-
ort des GI-Trakts des Wirtes, vollenden dort die Häutung zur parasitischen L III und
dringen sodann in die Krypten und Drüsen der Mucosa ein, wo sie sich innerhalb von
ein bis zwei Tagen zu L FV häuten. Die vierten Larven erlangen nun, nach erneuter
Häutung, auf der Mucosaoberfläche das Stadium des adulten, fortpflanzungsfähigen
Nematoden. Nach drei Wochen scheidet der neu infizierte Wirt bereits Eier aus, aus
denen wiederum - je nach Witterung - ab Mitte Juli bzw. August/September eine
erheblich Anzahl von infektiösen L III hervorgeht, die bei nicht immunogenen Tie-
ren zu klinischen Erscheinungen (Sommerteladorsagiose) führen können. Die durch-
schnittliche Präpatenzzeit beträgt je nach Spezies zwischen zwei und vier Wochen.
Viele der noch im Herbst aufgenommenen L III überwintern im Wirtstier, d.h. sie
verfallen vorübergehend bis Ende des Winters in ein Ruhestadium (Hypobiose) und
vollenden ihre Entwicklung erst vier bis sechs Monate nach der Aufnahme.
Haemonchus contortus, Teladorsagia circumcinta, Teladorsagia daytiani sowie Tri-
chostrongylus axei leben im Abomasum, wovon der blutsaugende H. contortus in-
folge des entstehenden, mitunter massiven Blutverlustes als pathogenster Nematode
der kleinen Wiederkäuer angesehen werden kann (K00PMA^fN et al., 2006). Übrige
Trichostrongylus spp. sind ebenso wie Cooperia curticei und Nematodirus spp. im
Dünndarm anzutreffen.
Haemonchose
Während der histotropen Phase der Entwicklung von H. contortus, dem gedrehten
Magenwurm, sind meist nur unspezifische Verdauungsstörungen zu verzeichnen.
Zehn Tage post infectionem, nach Abschluss der histotropen Phase, ist eine normo-
zytäre, hypochrome Anämie mit gesteigerter Erythropoese zu beobachten. Der durch
das Saugen der Würmer verursachte Blutverlust und die dadurch entstehenden Läsi-
onen an der Labmagenmucosa begründen die auftretende Leukopenie, wobei es sich
vorrangig um eine Lymphopenie handelt. Gleichzeitig tritt infolge des Blutverlustes
eine Hypoproteinämie, vor allem eine Hypalbuminämie, auf. Klinisch präsentiert
sich die Haemonchose vorrangig bei Kitzen bis zum 6. Lebensmonat. Mit fortschrei-
tendem Alter ist zwar eine rasseabhängige Immunitätsbildung zu beobachten, jedoch
kann es auch bei laktierenden Muttertieren zu chronischer Anämie, Inappetenz,
Kümmern und einer durch die Hypalbuminämie bedingte Ödembildung an Triel und
Unterbrust kommen. Durchfall tritt hingegen nur sehr selten auf. Bei ausbleibender
Behandlung endet der Krankheitsverlauf, der sich mitunter über Monate hinziehen
kann, tödlich.
Teladorsagiose
Bei Schaf und Ziege ist vor allem die Sommerteladorsagiose, hervorgerufen durch
die Infektion mit T. circumcinta, von Bedeutung. Die Parasitose tritt witterungsab-
hängig ab Mitte Juli, nach Aufnahme vieler Larven und sich daraus zur gleichen Zeit
und in großer Anzahl entwickelnden Würmem, auf. Auch hier können sich noch im
Spätherbst aufgenommene Larven in eine Hypobiose begeben, woraufhin diese ihre
Entwicklung erst im späten Winter oder Frühling vollziehen, was als Wintertelador-
sagiose in Erscheinung tritt. Diese Form der Teladorsagiose wird jedoch bei den
kleinen Wiederkäuern seltener beobachtet.
Die Pathogenese der Teladorsagiose kann in drei Phasen unterteilt werden: die
histotrope, die Luminal- und die Reparationsphase. In der histotropen Phase nisten
sich die parasitären L III im Lumen der Labmagendrüsen ein, was zur Abnahme der
Belegzellen führt, die für die HCl-Produktion zuständig sind. Stattdessen werden die
Belegzellen durch undifferenzierte, nicht funktionstüchtige Zellen ersetzt. Dies be-
dingt sowohl eine Aufweichung der Zellverbände und damit eine Vergrößerung des
Interzellularspalts als auch einen Anstieg des pH-Wertes auf bis zu 7 (physiologisch
ist ein pH-Wert von zwei). Das dadurch entstandene neutrale Milieu ist für das Über-
leben der Parasiten essentiell, fördert jedoch gleichzeitig die bakterielle Vermehrung
und beeinträchtigt infolge verringerter Umwandlung von Pepsinogen in Pepsin die
Proteinverdauung, wodurch es zu einer Hypalbuminämie kommt. Außerdem resul-
tiert die durchlässig gewordene Schleimhautbarriere in zusätzlichem Plasmaprotein-
verlust ins Darmlumen. Im Blut ist - aufgrund der bereits erwähnten verringerten
Umwandlung des Pepsinogens in Pepsin - ein erhöhter Pepsinogengehalt nachweis-
bar.
Das zunehmende Larvenwachstum beeinträchtigt in der Folge auch benachbarte Drü-
sen und resultiert dort ebenfalls in einer Reduktion der Belegzellen, wodurch es zu
einer Ausbreitung der Schädigung kommt. Bei der Sommerteladorsagiose, die bei
kleinen Wiederkäuern bevorzugt auftritt, beginnt die Luminalphase ca. zehn Tage
post infectionem infolge der Auswanderung der Würmer aus den Drüsen in das
Labmagenlumen (bei den überwinternden Stadien erfolgt dies erst nach Ende der
Hypobiose vier bis sechs Monate nach der Infektion). Die Luminalphase wird von
einer hyperplastischen Gastritis und pathologischen Labmagenveränderungen (Epi-
thelverlusten) begleitet, was sich klinisch in Durchfall äußern kann. Die Phase der
Reparation, die von der Rückbildung der pathologischen Veränderung an der Lab-
magenschleimhaut gekennzeichnet ist, beginnt nach der spontanen Beseitigung der
adulten Nematoden.
Die Sommerteladorsagiose ist vor allem bei Jungtieren zwischen Juli und September
zu beobachten und kann sich klinisch in intermittierender, wässriger Diarrhöe (kot-
verschmutzte Tiere), Mattigkeit, Inappetenz und Abmagerung zeigen. Häufig tritt
jedoch der subklinische Verlauf auf, der sich in verringerter Körperkondition zeigt.
Ebenso kann reduziertes Knochenwachstum und verminderte Mineralisierung der
Knochen beobachtet werden. Es erfolgt eine Immunitätsbildung, die jedoch erst mit
der zweiten Weidesaison voll ausgeprägt ist, so dass adulte Tiere selten erkranken.
Trichostrongylose
Bei der Ziege kommen vor allem T. colubriformis, T. capricola und T. vitrinus, die
den oralen Anteil des Dünndarms besiedeln, wie auch T. axei, der sowohl im Dünn-
darm wie auch im Labmagen gefunden werden kann, vor. Die Entwicklung der Lar-
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ven erfolgt in der Magenschleimhaut, womit nur geringe Schäden der Mucosa ein-
hergehen. Im Verlauf bilden sich daraus flache Ulzera. Die adulten Nematoden leben
mit ihrem vorderen Anteil intraepithelial, während sich deren Hinterteil frei im Kryp-
ten- oder Drüsenlumen befindet. Dies verursacht weit reichende Zellnekrosen und
führt damit zum Untergang von Haupt- und Belegzellen, die durch undifferenzierte
Vorläuferzellen ersetzt werden, was wiederum einen Anstieg des pH-Wertes im
Labmagen bewirkt. Infolge der Besiedelung ist die Mucosa verdickt, wobei jedoch
die Dünndarmzotten verkürzt bzw. atrophiert vorliegen. Die vermehrte Zellabschilfe-
rung an Zottenspitze bzw. an der Mucosaoberfläche begünstigt die Entstehung von
kleinen Erosionen.
Bereits bei subklinischem Befall ist die Darmmotilität verringert, die Passage somit
verlangsamt. Im Blut ist neben einer Hypalbuminämie auch ein steigender Pepsino-
gengehalt nachweisbar, bei durchfallbedingten Flüssigkeitsverlusten kann es zum
Anstieg des Hämatokrit kommen. Besonders der Stickstoffverlust in das Darmlumen
in Form von austretenden Plasmaproteinen, verstärkter Schleimbildung und vermehr-
ter Abschilferung ist Ursache für die pathophysiologischen Veränderungen, die sich
an verminderter Gewichtszunahme und schlechterem Fleischansatz zeigen. Das Vor-
liegen einer Hypophosphorämie kann auch ein verringertes Knochenwachstum bzw.
eine verminderte Mineralisation verursachen. Klinisch kann sich eine Infektion in
Inappetenz, Kümmern, starkem Durchfall zeigen und auch zum Tod führen (ZAJAC,
2006). Sehr häufig bleibt der Verlauf jedoch subklinisch. Eine Immunitätsbildung
erfolgt innerhalb der ersten sechs bis neun Monate, bei Frühjahrskitzen demnach im
Herbst. Da ist jedoch von vielen Faktoren abhängig ist, variiert sie von Tier zu Tier.
Cooperiose
Die Cooperiose ist meist mit einer Teladorsagiose assoziiert, was die Pathogenität
der jeweiligen Parasitose verstärkt. Vor allem C. curticei ist hier zu nennen, die v.a.
den oralen Dünndarm, insbesondere die Schleimhautkrypten besiedeln. Die Dünn-
darmzotten sind auch hier verkürzt und die Schleimbildung durch vermehrt vorlie-
gende Becherzellen erhöht. Durch Invasion von Leukozyten und Bildung von Öde-
men ist die Dünndarmmucosa verdickt und es kommt zur protein loosing entero-
pathy, d.h. einem Proteinverlust durch reduzierte Resorptionsfähigkeit, was wieder-
um zu verminderter Gewichtszunahme führt.
Klinisch kann außerdem weicherer Kot bis zu wässrigem Durchfall, begleitet von
Inappetenz, beobachtet werden. Eine außergewöhnlich massive Primärinfektion as-
soziiert mit hochgradigen Durchfällen kann schwerwiegende bis letale Folgen haben.
• Familie der Strongyloididae
Der Zwergfadenwurm Strongyloides papillosus ist der einzig bedeutsame Vertreter
dieser Familie und kommt weltweit vor. Sein Entwicklungszyklus zeichnet sich
durch einen Generationswechsel (Heterogonie) aus, wobei ausschließlich die Weib-
chen parasitieren. Sie leben in der Dünndarmmucosa, wo sie ihre Eier ablegen, die
bereits fortgeschritten embryoniert durch den Wirt ausgeschieden werden. Der Groß-
teil davon entwickelt sich bei > 10°C und genügend Feuchtigkeit innerhalb weniger
Tage zur L II, aus denen sich dann die infektiösen L III differenzieren. Aus dem Rest
der Eier entsteht bereits nach fünf Tagen eine frei lebende Population von Weibchen
und Männchen. Aus den von dieser Population produzierten Eiern schlüpfen wieder-
um L I, die sich zweimal häuten und sich so zu infektiösen L III weiterentwickeln,
die in feuchter Umgebung bis zu vier Monate lebensfähig sind.
Die Infektion kann perkutan oder galaktogen erfolgen und ist somit als eine Erkran-
kung der Neugeborenen und Jungtiere zu betrachten. Bei der perkutanen Infektion
dringen die infektiösen Larven an Stellen dünner Haut (Klauensaum, Bauch, Ingui-
nalgegend) ein und vollziehen eine Körperwanderung über Lymphe und Blut zu
Herz, Lunge, Trachea, Larynx und darüber in den Darm. Die Larven erreichen auf
diesem Weg bereits nach drei Tagen Duodenum und Jejunum und damit ihre Zielor-
te, in deren Schleimhaut sie sich bis zum fünften Stadium weiter differenzieren. Die
Präpatenz umfasst 9-14 Tage. Bei bereits immunen Tieren gelangen die Larven di-
rekt über den großen Körperkreislauf in verschiedene Organe, ohne sich in die Lunge
auszubohren, und besiedeln bevorzugt Muskulatur. Durch vor der Geburt ins Euter
gewanderte L III kann die Infektion somit auch galaktogen über Kolostrum bzw.
Milch erfolgen. Bei optimalen Umweltbedingungen können auf perkutanem Infekti-
onsweg schnell Superinfektionen entstehen, die einen dramatischen Verlauf nehmen
können.
Pathologische Veränderungen finden sich der Entwicklung des Parasiten entspre-
chend an Haut, Lunge und Dünndarm. An der Haut handelt es sich dabei um bei der
Invasion der Larven entstehende Erytheme. In der Lunge kommt es drei Tage post
infectionem durch Auswanderung der Larven aus dem Blut in die Lungenalveolen zu
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Blutungen, woraus eine interstitielle Pneumonic entstehen kann. Pathologische Ver-
änderungen am Dünndarm finden ihre Ursache in den im Epithel wandernden und
Eier ablegenden Weibchen und können sich als Epithelverluste, Petechien und Ek-
chymosen, ödemisierter Mucosa oder auch als katarrhalische Duodenitis und Jejuni-
tis 9-14 Tage post infectionem manifestieren, woraus Malabsorption resultiert.
Entsprechend der Pathogenese finden sich Symptome an der Haut in Form von Der-
matitiden, Quaddeln oder Erythemen an dünnhäutigen Stellen wie Bauch, Schenke-
linnenflächen oder am Klauensaum. Symptome der Atemwege sind trockener Husten
und/oder beschleunigte Atem- und Herzfrequenz. Intermittierende, wässrige Diar-
rhöe und damit assoziierte Hypalbuminämie, Inappetenz, rascher Gewichtsverlust
und Anämie gehen mit der Darmbesiedelung durch die adulten Weibchen einher.
Selten kann die Infektion auch letal enden. Jungtiere etablieren rasch eine Immunität,
sofern die Infektion nicht zu massiv ist und zum frühzeitigen Zusammenbruch der
Körperabwehr führt.
• Familie der Chabertiidae
Innerhalb dieser Familie ist bei der Ziege vor allem die Art Chabertia ovina von Be-
deutung, die weltweit verbreitet ist. In den meisten Fällen liegt eine Weideinfektion
vor, eine Infektion im Stall ist jedoch gelegentlich zu beobachten. Die Entwicklung
der L III umfasst im Freien bei 25°C eine Zeitspanne von 5-7 Tagen. Die Drittlarven
können im Sommer nur 6-8 Wochen überleben und nur in Einzelfällen überwintern,
weshalb für die Kontamination der Weiden im Frühjahr ältere Ausscheider von be-
sonderer Bedeutung sind, bei denen es zu peripartaler erhöhter Eiausscheidung
kommt.
In ihrem Entwicklungszyklus durchlaufen die L III eine einwöchige histotrope Phase
in der Mucosa bzw. Submucosa des Dünndarms, wo sie sich zur L IV häuten. Nur
bei starkem Befall kommt es während dieser Phase zu Epithelschäden der Dünn-
darmmucosa. Nach dieser dritten Häutung breiten sich die L IV nun auch auf den
caudalen Dünndarm und bevorzugt auf das Caecum aus. Ab dem 24. Tag post infec-
tionem erfolgt die Häutung zum fünften Stadium, das daraufhin die Schleimhaut des
proximalen, bei starkem Befall aber auch des distalen Colon bis zum Rektum besie-
delt. Die Präpatenz beträgt sechs bis sieben Wochen.
Schäden entstehen vor allem durch L V und Adulte im aufgerollten Teil des Colons,
wo die L V große Mucosapfröpfe einsaugen und enzymatisch verdauen, wodurch je
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nach Ausmaß lokale Läsionen bis zu großflächige Erosionen entstehen. Die Mucosa
ödemisiert, wird von Entzündungszellen infiltriert und produziert vermehrt Schleim.
Gleichzeitig bringt diese Phase massive Proteinverluste ins Darmlumen, insbesonde-
re von Albumin, mit sich. Mit dem Ortswechsel der fünften Stadien entstehen lokale
Blutungen. Zur Entwicklung Eier legender adulter Nematoden kommt es nur bei
Vorliegen einer schwacher Infektion (wenige hundert Larven), bei starken Infektio-
nen (mehrere tausend Larven) unterbleibt eine Eiausscheidung, nachdem die (Prä)-
Adulten im zweiten Monat nach erfolgter Infektion abgehen.
Sehr häufig liegen Mischinfektionen mit Trichostrongyliden vor. Reine Infektionen
mit Knötchenwürmem führen nur selten zur Erkrankung infizierter Tiere. Wenn es
jedoch zur Erkrankung kommt, so kann eine akute, durch histotrope Larven hervor-
gerufene, und eine chronische, durch lumenbewohnende Stadien verursachte Phase
unterschieden werden. Die akute Phase tritt im Herbst nach erfolgter Primärinfektion
auf und kann mit Fieber, Inappetenz und profusen, schleimigen bis wässrigen, später
blutigen Durchfällen vergesellschaftet sein. In der chronischen Phase kommt es zum
Absetzen schwarzen oder roten Kots und verminderte Darmperistaltik, Anämie, Hy-
palbuminämie, Hypoglucosämie, Hypocalc- und Hypophosphorämie sowie Leis-
tungseinbußen können beobachtet werden.
Ebenso können auch in Hypobiose eingetretene, inhibierte L FV, die sich bereits ab
Winter weiterentwickeln, zu profusen Durchfällen führen, in denen nicht selten
Würmer gefunden werden. Die Folgen sind Hypalbuminämie, Anämie, Inappetenz
und Gewichtsabnahme. Mit wiederholten, leichten Chabertia-Infekiionen nimmt die
Adultenbürde deutlich ab, was auf immunologische Auseinandersetzung des Wirtes
mit der Infektion schließen lässt.
• Familie der Trichuridae
Bei kleinen Wiederkäuern kommen vor allem die Peitschenwürmer Trichuris ovis, T.
capreoli und T. skrjabini vor, die alle einen direkten Entwicklungszyklus durchlau-
fen. Die Drittlarven von Trichuris spp. entwickeln sich im Ei und schlüpfen erst nach
erfolgter Ingestion des Eis durch den Wirt, wobei die Weiterentwicklung Temperatu-
ren > 14°C und genügend Feuchtigkeit voraussetzt. Das infektiöse Stadium auf der
Weide wird erst nach drei bis vier Monaten erreicht. Eine Überwinterung und sogar
jahrelanges Überleben sind bei guten Bedingungen möglich. Nach Ingestion infekti-
öser Eier schlüpfen die Larven im aboralen Teil des Dünndarms und penetrieren die
12
Schleimhaut des Caecums und proximalen Colons, wo sich nach zwei Wochen zur L
in, nach einem Monat zu L IV und nach sieben Wochen zu Präadulten häuten. Die
Präpatenz umfasst sechs bis acht Wochen. Infolge eines Befalls kann es zu entzünd-
lichen Erscheinungen in Caecum und Colon und damit verbunden zu Störungen des
Flüssigkeitshaushaltes kommen, wobei jedoch die meisten Infektionen subklinisch
und harmlos verlaufen oder nur von unspezifischen Symptomen wie Inappetenz,
verminderte Darmmotorik, struppiges Haarkleid und Minderzunahme begleitet wer-
den. Spezifischere Symptome können wässrige bis zu blutige Durchfälle mit Hy-
poproteinämie, Anämie infolge des Blutsaugens des Parasiten und Ödeme am Hals
sein. Der Verlauf kann v.a. bei Jungtieren aber auch schwerwiegend vorliegen und
von Festliegen bis zu letalem Ausgang führen.
• Familie der Oxyuridae
Aus der Familie der Pfriemenschwänze kommt bei Ziegen die Art Skrjabinema ovis
vor, die im Dickdarm leben. Die Eiablage erfolgt im Bereich des Perineums. Dort
können die eine Larve enthaltenden Eier mit einem Klebestreifen nachgewiesen wer-
den. Nach der oralen Aufnahme der Eier schlüpfen die Larven bereits im Dünndarm,
die zwei Häutungen erfolgen jedoch im Dickdarm. Die Präpatenz beträgt 25-48 Ta-
ge. Eine Infektion bleibt normalerweise symptomlos und ist in den meisten Fällen ein
Zufallsbefund.
• Familie der Protostrongylidae
Protostrongyliden sind unter den kleinen Wiederkäuern zwar weltweit verbreitet,
jedoch nur begrenzt pathogen und deshalb von geringerer wirtschaftlicher Relevanz.
In Mitteleuropa sind fünf Arten der kleinen Lungenwürmer bei Schaf und Ziege an-
zutreffen, die häufig als Mischinfektionen vorliegen. Dazu gehören Protostrongylus
rufescens, P. brevispiculum (nur beim Schaf), Muellerius capillaris, Cystocaulus
ocreatus und Neostrongylus linearis.
Die Entwicklung erfolgt über Zwischenwirte (heteroxen). Als solche fungieren am
Land lebende Nackt- oder Gehäuseschnecken. Die Weibchen leben in Brutknoten in
der Lunge und legen hier ihre Eier ab, in denen die Erstlarven heranwachsen. Diese
bohren sich in die Alveolen aus und erreichen über das Flimmerepithel die Trachea
und den Pharynx, wo sie abgeschluckt und via naturalis mit dem Kot ausgeschieden
werden. Die Erstlarven der Kleinen Lungenwürmer sind allgemein außerordentlich
13
widerstandsfähig und überleben daher bei feuchten Bedingungen monatelang. Auch
Kälte und Frost überstehen sie unbeschadet. Längere Trockenheit, wechselnde Witte-
rungsverhältnisse sowie lange, trockene Kälteperioden reduzieren jedoch Lebens-
dauer und Anzahl der Larven. Sobald Erstlarven mit geeigneten Zwischenwirten
konfrontiert sind, dringen sie innerhalb weniger Minuten in den Schneckenfuß ein,
wo sie sich zweimal häuten und zu bescheideten Drittlarven heranwachsen. Die Ent-
wicklung zur L III dauert im Hochsommer zwei Wochen, kann bei ungünstigen Be-
dingungen jedoch einige Monate betragen. Im Schneckenfuß können die Larven je-
doch auch wochenlangen Frost unbeschadet überstehen und lange überleben. Das
Risiko der Infektion ist im Frühjahr und Herbst besonders groß, wobei je nach Jah-
reszeit unterschiedliche Schneckenarten als Zwischenwirte fungieren.
Der Endwirt infiziert sich über die orale Aufnahme von Drittlarven entweder samt
Schnecke oder durch das Freiwerden der Larven nach dem Tod des Zwischenwirtes.
Die aufgenommenen L III invadieren im Bereich des Dickdarms die Darmwand und
wandern zu den Mesenteriallymphknoten, in denen sie sich zur L IV häuten. Über
Ductus thoracicus, Herz und Pulmonalarterie erreichen sie sodann die Lunge. Dort
angekommen, bohren sie sich in ventilierte Anteile der Lunge aus und erreichen nach
der letzten Häutung in Brutknoten lebend, je nach Art innerhalb vier bis neun Wo-
chen, das Stadium der Geschlechtsreife. Die Patenz kann mehrere Jahre umfassen,
wobei Unterbrechungen in der Larvenausscheidung zu beobachten sind. Die Exkreti-
on der Larven scheint peripartal und in jedem Fall mit Verlauf der Weidesaison an-
zusteigen, wobei Jährlinge und Muttertiere bzw. alte Ziegen häufig stärker befallen
sind als Jungtiere. Das Ausmaß der Infektion ist jedoch nicht nur alters- sondern
auch witterungsabhängig und sinkt mit steigenden Temperaturen.
Schäden verursachen die Brutherde und Wurmknoten in der Lunge. Brutherde sind
entweder lobulär-emphysematöse (Protostrongylus-Arten) oder inflammatorische
und zum Teil auch atelektatische Bereiche, die - je nach Lungenwurmspezies - ein
beträchtliches Ausmaß annehmen können. In den Brutknoten sind zumeist mehrere
fortpflanzungsfähige Weibchen, vereinzelte Männchen, jedoch unzählige Eier und
Erstlarven anzutreffen. Wurmknoten hingegen stellen sich als kleine, kugelförmige,
infertile Protostrongyliden enthaltende Veränderungen dar und sind je nach Art un-
terschiedlich lokalisiert. Erst nach der Begattung beginnt die Eiausscheidung und es
entstehen aus Wurmknoten Brutknoten.
14
M. capillaris ruft mit seinen wandernden L III punktförmige, hämorrhagische Ver-
änderungen in der Lunge hervor. Seine Brutknoten sind klein, rundlich, liegen an
oder zumindest dicht unter der Oberfläche und erscheinen bei Palpation schrotkugel-
ähnlich. In ihnen sind die Larven und Adulten enthalten. Der klinische Verlauf einer
Infektion verläuft zumeist symptomlos, es kann jedoch zu vereinzeltem trockenem
Husten kommen, der Anzeichen für eine chronisch vorliegende Bronchopneumonie
ist. Bei starkem Befall wird der Sauerstoffaustausch behindert, was sich klinisch in
reduziertem Sauers toffpartialdruck (pOa) äußert, sich aber nach erfolgter Behandlung
rasch wieder auf Normalwerte regeneriert.
Ziegen scheinen im Allgemeinen empfänglicher für die Pathogenität von Protostron-
gyliden zu sein als Schafe, wobei die Befallsraten bei Ziegen jedoch rasseabhängig
variieren können (SCHNIEDER, 2006). Die Tatsache, dass infizierte Tiere jahrelang
Ausscheider von Erstlarven sein können, deutet darauf hin, dass die Immunitätsbil-
dung gegen adulte Würmer nicht ausreichend ausgeprägt zu sein scheint.
• Familie der Anoplocephalidae
Monieziose
Bei kleinen Wiederkäuern wird häufiger die weltweit verbreitete, im Dünndarm le-
bende Art Moniezia expansa, seltener M. benedeni nachgewiesen. Die Artenbestim-
mung erfolgt anhand der adulten Würmer und deren Bandwurmglieder (Proglotti-
den). Als Zwischenwirte fungieren Moosmilben, die in humusreichen Böden leben
und dort über die Ingestion der vom Wirtstier mit dem Kot ausgeschiedenen Proglot-
tiden die darin enthaltenen Bandwurmeier aufnehmen. Bei optimalen Temperaturen
(28 °C) bilden sich im Zwischenwirt nach ca. vier Wochen infektiöse Cysticercoide
(Finnen). Nimmt der Endwirt - bevorzugt Jungtiere - nun über die Nahrung (vor
allem während des Weidegangs) die mit Bandwurmfinnen infizierten Moosmilben
auf, werden die Finnen im Duodenum des Wirtstieres freigesetzt und entwickeln sich
dort im Zeitraum von 30-52 Tagen zu geschlechtsreifen Adulten. Die Patenz beträgt
bei Schafen häufig nur drei Monate, kann jedoch bis zu acht Monate umfassen. Die
Bandwurmeier können selbst tiefe Temperaturen unbeschadet überstehen und somit
monatelang überleben.
Die Monieziose verläuft häufig subklinisch. Bei der chronischen Form können als
Folge einer Dysbakterie abwechselnd Durchfall und Verstopfung beobachtet werden,
die zu verminderter Gewichtszunahme führen können. Pathologisch kann infolge
15
einer Infektion eine exsudative, selten hämorrhagische Enteritis beobachtet werden.
Die Diagnose erfolgt über im Kot makroskopisch nachweisbare Proglottiden bzw.
mikroskopisch identifizierbare Eier.
• Familie der Fasciolidae
Fasciolose
Die Fasciolose ist eine weltweit verbreitete Erkrankung der Wiederkäuer mit meist
chronischem Verlauf. In gemäßigtem Klima ist vor allem der Große Leberegel, Fas-
ciola hepatica, weit verbreitet, während Fasciola gigantica hauptsächlich in subtro-
pischen und tropischen Klimazonen beheimatet ist.
Der Große Leberegel durchläuft eine heteroxene Entwicklung, wobei die Zwerg-
schlammschnecke, Lymnaea truncatula, in Mitteleuropa als Zwischenwirt fungiert.
Die Infektion des Endwirts erfolgt oral mit der Nahrung, woraufhin die jungen Egel
innerhalb weniger Tage die Dünndarmwand des Wirtstieres penetrieren und somit in
die Bauchhöhle gelangen. Im Zeitraum von ca. 90 Stunden invadieren sie die Leber,
wo sie für einige Wochen das Leberparenchym durchwandern, um schlussendlich als
fortpflanzungsfähige Egel die Gallengänge zu erreichen. Dort legen sie Eier, die mit
der Gallenflüssigkeit in den Darm abgegeben und innerhalb weniger Tage ausge-
schieden werden. Die Eier können im feuchten Kot einige Monate überleben, sind
jedoch gegenüber Austrocknung empfindlich. In den Eiern entwickeln sich bei opti-
malen Temperaturen (16-20°C) innerhalb von 10-20 Tagen Miracidien, die nur unter
idealen Bedingungen schlüpfen und innerhalb eines Tages einen Zwischenwirt errei-
chen müssen, da sie andernfalls absterben. In den Schnecken vollzieht sich sodann
die weitere Entwicklung zur Sporocyste, weiters zur Redie, Tochterredie bis zur Cer-
carie, die letztlich die Zwischenwirte aktiv verlassen, zu Metacercarien werden und
als solche die infektiösen Stadien in der Umwelt darstellen, die vom Wirt mit dem
Futter aufgenommen werden. Demzufolge ist die Fasciolose als typische Weidein-
fektion anzusehen.
Pathologische Veränderungen variieren einhergehend mit den Entwicklungsstadien
des Leberegels und reichen von meist kleinen Läsionen der Dünndarmwände durch
die penetrierenden Jungegel, Verletzungen der Leber beim Eindringen in das Leber-
parenchym, erheblichen Schäden des Leberparenchyms in Form von Bohrgängen,
die vernarben und so zu einer fortschreitenden Fibrosierung des Lebergewebes füh-
16
ren bis zu erheblichen Schleimhautverdickungen in den Gallengängen durch die a-
dulten Stadien.
Klinisch kann entweder die akute, die subakute oder auch die chronische Verlaufs-
form beobachtet werden. Die akute Erkrankung wird dabei von einer großen Anzahl
von durch das Leberparenchym wandernden Jungegeln ausgelöst, ist aber eher selte-
ner anzutreffen. Eier sind in diesem Stadium nicht im Kot nachweisbar. An der we-
sentlich häufiger auftretenden subakut verlaufenden Fasciolose sind sowohl Wander-
stadien als auch bereits adulte Egel beteiligt, weswegen auch Eier im Kot gefunden
werden können. Die ebenso häufige chronische Form wird fast ausschließlich durch
die in den Gallengängen lebenden adulten Egel verursacht, deren Eier im Kot nach-
gewiesen werden können. Die akute bzw. die häufiger auftretende subakute Fascio-
lose äußert sich in Symptomen wie raschem Verfall der Tiere, Inappetenz, Apathie,
Anämie und Ödembildung - mitunter auch Ikterus, Aszites und fibrinöser Peritonitis
- und führen zum Tod der Tiere. Beim chronischen Verlauf stehen Leistungsminde-
rungen aller Art im Vordergrund und werden häufig von Anämie und Hypalbuminä-
mie begleitet.
Die Anamnese und die im Herbst bzw. Winter auftretende Erkrankung geben Hin-
weis auf eine eventuell vorliegende Fasciolose. Die Verifizierung der Verdachtsdi-
agnose erfolgt über den Einachweis im Kot, welcher jedoch bei der akuten Form
negative Ergebnisse liefert. Zur Absicherung der Diagnose können deshalb zusätz-
lich labordiagnostische Verfahren zum Nachweis einer Anämie, einer Hypalbumi-
nämie und dem Vorliegen von erhöhten Leberenzymwerten hinzugezogen werden.
Immunologische Nachweisverfahren wie z.B. der ELISA gewinnen zunehmend an
Bedeutung. Die im Zuge der Infektion ablaufenden und mittels ELISA nachweisba-
ren Immunreaktionen führen jedoch nicht zum Aufbau einer ausreichend protektiven
Immunität, weswegen befallene Tiere ohne Behandlung bis zum natürlichen Abster-
ben der Egel infiziert bleiben.
2.2.2 Protozoonosen (nach TENTER, 2006)
Eimeriose (Kokzidiose)
Eimerien sind weltweit verbreitet. Jungtiere im Alter von vier bis zehn Wochen
durchleben unabhängig von ihrer Haltung eine Infektion. Ab dem sechsten Lebens-
monat nimmt die Befallsstärke jedoch stark ab. In Mitteleuropa kommen bei der Zie-
ge am häufigsten die Arten Eimeria arloingi, E. hirci, E. ninakohlyakimovae, E.
17
christenseni, E. caprina und E. alijevi vor. Bei Untersuchungen in Polen wurden am
häufigsten E. jolchijevi, E. ninakohlyakimovae und E. arloingi (BALICKA-RAMISZ,
1999) gefunden, während bei einer Studie in Dänemark E. ninakohlyakimovae, E.
arloingi und E. aspheronica am häufigsten vorzufinden war (BORGSTEEDE U.
DERCKSEN, 1996). In Tschechien konnte wiederum vor allem E. arloingi, gefolgt von
E. hirci und E. ninakohlyakimovae nachgewiesen werden (KOUDELA U. BOKOVä,
1998).
Haltungsunabhängig scheiden Jungtiere bedeutend höhere Mengen an Oozysten aus
als Jährlinge oder Muttertiere (siehe auch BoRGSTEEDE u. DERCKSEN, 1996; KOUDE-
LA u. BOKOVä, 1998), Neugeborene und sehr junge Kitze sind hingegen zumeist als
resistent zu betrachten. Klinisch äußert sich die Eimeriose im Alter von vier bis sie-
ben Wochen bzw. zwei bis vier Wochen nach Trennung von den Muttertieren (Kou-
DELA u. BOKOVä, 1998) wobei bei Weidetieren vor allem die Monate Mai und Juni
ein erhöhtes Risiko an Jungtierverlusten mit vermehrter Oozystenausscheidung mit
sich bringen. Bei Masttieren ist in den ersten sechs Wochen nach Aufstauung zur
Mast mit gefährlichen Coccidien-Infektionen zu rechnen, wohingegen bei der mut-
terlosen Aufzucht bereits am 13. Lebenstag bei Warm tränke- und am 20. Tag bei
Kalttränkeverfahren Eimerien-Oozysten im Kot nachgewiesen werden können. Die
Oozysten sind sehr unempfindlich gegenüber Umwelteinflüssen und können im spo-
rulierten Stadium - vermutlich auch im Freien - überwintern.
Die Arten unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Pathogenität, wobei bei der Ziege E.
ninakohlyakimovae, E. arloingi, E. caprina (KoUDELA u. BOKOVÄ, 1998) aber auch
E. alijevi und E. christenseni als die pathogensten einzustufen sind. Das Ausmaß der
Symptomatik steht in direktem Zusammenhang mit der Anzahl der aufgenommenen
Oozysten. Faktoren wie Futterumstellung und Mangelernährung können prädisponie-
rend für klinisch apparente Eimeriosen sein.
Etwa zehn Tage nach oraler Infektion mit Eimerien-Oozysten bilden sich im Dünn-
darm Makromeronten, die die Infiltration des Darmabschnitts mit Leukozyten und
Makrophagen, eine Hyperplasie der Krypten und Epithelverlust verursachen. Klini-
sche Symptome sind in diesem Stadium jedoch noch nicht auffällig. Zu klinischen
Auffälligkeiten kommt es vor allem erst durch die Progamonten und Gamonten ins-
besondere im Caecum, seltener aber auch in Deum und Colon. Die Wand des Cae-
cums präsentiert sich entzündet, hyperämisch, ödemisiert und verdickt, während die
Mucosa hämorrhagisch sein und Epithelverlust auftreten kann. Bei der Infektion mit
18
weniger pathogenen Arten können katarrhalische Entzündungen des Dünn- und
Dickdarms beobachtet werden. Die sich entwickelnden Meronten zeigen sich als
über die Dünndarmmucosa verstreute, punktförmige Blutungen.
Klinisch zeigt sich ab dem 13.-15. Tag post infectionem für sieben bis zehn Tage
grünlicher bis dunkelbrauner, übelriechender, blutiger, auch schleimiger Durchfall,
Inappetenz bzw. Anorexic, Abmagerung und Exsikkose. Bei der Eimeriose mit we-
niger virulenten Arten wird zumindest eine reduzierte Gewichtszunahme verzeichnet.
Beim Auftreten klinisch apparenter Tiere muss sofort die gesamte Gruppe in die Be-
handlung miteinbezogen werden. Nachdem eine natürliche Infektion jedoch mit einer
guten Immunitätsbildung und damit dauerhaftem Schutz einhergeht, sollte der Ein-
satz von Antiparasitika überdacht werden und ist nur im dem Falle angebracht, so-
bald eine Infektion klinisch apparent verläuft und zu Produktionsverlusten führt
(BORGSTEEDE U. DERCKSEN, 1996).
2.3 Mögliche Folgen einer Endoparasitose (nach KNOX et al., 2006)
Endoparasitosen gehen sehr oft mit Produktionsverlusten einher und sind aus diesem
Grund von größter wirtschaftlicher Bedeutung. Diese Verluste resultieren zum einen
aus bis zu 50 % verringerter Futteraufnahme, die insbesondere den Proteinhaushalt
negativ beeinflusst, womit anabole Prozesse nur reduziert ablaufen können (SYKES U.
GREER, 2003). Das Ausmaß der Anorexic ist von Faktoren wie der Parasitenspezics,
Ort der Besiedelung und von Rasse, Alter und Immunstatus des Wirtstieres abhängig
(SYKES U. GREER, 2003). Zum anderen können endogene Proteinverluste in Form
von Blut, Plasma, geschädigten Epithelzellen und vermehrter Schleimbildung durch
deren ausbleibende Resorption und Ausscheidung über Faeces die Folge einer Infek-
tion sein. Des Weiteren kommt es zur verminderten Retention und Resorption essen-
tieller Mineralstoffe für Wachstum und Entwicklung und somit zur Beeinträchtigung
des Phosphor-, Calcium-, Magnesium- und Kupferhaushalts, was besonders bei
Jungtieren von großer Bedeutung sein kann (SvKES u. GREER, 2003). Lokale Gewe-
beschäden und Entzündungen können zwar die Resorption von Nährstoffen allge-
mein reduzieren, diese Verluste können jedoch im Allgemeinen durch vermehrte
Resorption distal der geschädigten Region kompensiert werden und sind demnach zu
vernachlässigen (HOSTE, 2001b).
Des Weiteren können sich Nematoden des Atmungs- oder Verdauungstraktes durch
Umverteilung der Nährstoffe von Produktion auf Reparation der durch Parasiten ent-
19
standenen Schäden negativ auf die Milchproduktion und Fruchtbarkeit auswirken,
was in der Milchproduktion verheerende Folgen haben kann (HOSTE et al. 2005).
2.4 Gesetzliche Richtlinien der biologischen Viehwirtschaft bzgl. Haltung und Medikamenteneinsatz
Die EU-Verordnung 2092/91 in der 61. ergänzten Auflage vom 15. Januar 2007 bil-
det die folgenden gesetzlichen Grundlagen.
2.4.1 Ausläufe und Haltungsgebäude
Die „(...) biologischen und ethologischen Bedürfnisse (...)" müssen in der Haltung
berücksichtigt werden, so dass eine „(...) artgerechte Unterbringung der Tiere ge-
währleistet ist (...)". Alle Säugetiere müssen „Weide- oder Freigeländezugang oder
Auslauf' zur Verfügung haben. Eine teilweise Überdachung der betreffenden Berei-
che ist erlaubt. Bei Pflanzenfressern soll die Nutzung der Weideflächen erfolgen,
sobald die Umstände dies zulassen. Im Winter kann von der Verpflichtung, Weide-
gang oder Auslauf zu gewähren, abgesehen werden, sofern den Tieren während der
Weidezeit Weidegang geboten wird und die Aufstauung während der Wintermonate
Bewegungsfreiheit gewährleistet. An Fläche müssen der adulten Ziege bis zum Jahr
2010 mindestens 1,5 m^/Tier Stall- und 2,5 m^/Tier Außenfläche zur Verfügung ste-
hen. Für Kitze sieht die Verordnung 0,35 m^/Tier Stall- und 0,5 m^/Tier Außenfläche
vor. Die Reinigung, Desinfektion und Schädlingsbekämpfung (Insekten und andere
Parasiten) in den Stallungen darf nur mit den in Anhang II der Verordnung genann-
ten Mitteln erfolgen.
2.4.2 Krankheitsvorsorge und tierärztliche Behandlung
Der Krankheitsvorsorge kommt innerhalb der biologischen Landwirtschaft eine vor-
rangige Bedeutung zu. Durch die Wahl geeigneter Rassen soll das Erkrankungsrisiko
so gering wie möglich gehalten werden. Die Haltung der Tiere muss tiergerecht und
an die Tierart angepasst erfolgen. Durch Förderung einer hohen Widerstandsfähig-
keit gegen Krankheiten soll Infektionen vorgebeugt werden. Eine hochwertige Fütte-
rung, regelmäßiger Auslauf und Weidezugang unterstützen die natürliche Immunität
der Tiere. Des Weiteren ist auf eine angemessene Besatzdichte zu achten, um so et-
waigen, mit Überbelegung assoziierten Gesundheitsrisiken entgegenzuwirken.
20
Im Krankheitsfall müssen erkrankte oder verletzte Tiere sofort und nach folgenden
Grundsätzen, wenn nötig in separaten, zweckdienlichen Räumlichkeiten, behandelt
werden. Die Behandlung sollte primär mittels Phythotherapeutika, Homöopathika
oder in Anhang II genau definierten Spurenelementen erfolgen. Diese Behandlungs-
formen sind chemisch-synthetischen allopathischen Tierarzneimitteln generell vor-
zuziehen, sofern ein Behandlungserfolg zu erwarten ist. Falls eine derartige Therapie
jedoch als nicht zielführend erscheint bzw. tatsächlich nicht zu gewünschtem Thera-
pieerfolg führt, so darf auf chemisch-synthetische allopathische Tierarzneimittel oder
Antibiotika zurückgegriffen werden. Eine prophylaktische Gabe von chemisch-
synthetischen allopathischen Tierarzneimitteln oder Antibiotika ist jedoch untersagt.
Des Weiteren muss über Art des Präparats, exakte Diagnose, Dosierung, Art der
Verabreichung, Behandlungsdauer und gesetzliche Wartezeit Auskunft erteilt und die
Daten der zuständigen Kontrollbehörde oder -stelle mitgeteilt werden, bevor das Tier
oder dessen Erzeugnisse verwertet werden dürfen. Behandelte Tiere müssen außer-
dem eindeutig gekennzeichnet werden.
Die Wartezeit nach dem Einsatz allopathischer Tierarzneimittel muss bei Tieren bio-
logischer Produktionsform die doppelte der gesetzlich vorgeschriebenen Dauer
betragen und in jedem Fall 48 Stunden umfassen, sofern keine Wartezeit angegeben
ist. Ist innerhalb eines Jahres eine mehrmalige, höchstens dreimalige Therapie mit
chemisch-synthetischen allopathischen Tierarzneimitteln oder Antibiotika erforder-
lich, so dürfen betroffene Tiere oder Tiergruppen bzw. daraus hervorgehende Pro-
dukte nicht mehr als „aus biologischer Landwirtschaft stammend" vermarktet werden
bzw. müssen die dafür vorgesehenen Umstellungszeiträume unter Zustimmung der
Kontrollbehörde oder -stelle berücksichtigt werden. Dies gilt jedoch nicht für Imp-
fungen und Parasiten-Behandlungen.
2.4.3 Erlaubter Einsatz synthetischer Anthelminthika in der biologischen Landwirtschaft (nach CABARET et al., 2002)
Der Einsatz synthetischer Anthelminthika wird für EU-Staaten übergeordnet durch
die EU-VERORDNUNG 2092/91 und zusätzlich auf nationaler Ebene geregelt. Sehr
häufig geben die nationalen Richtlinien einen rigideren Rahmen vor, als es die Ver-
ordnung der EU verlangt.
Derzeit dürfen laut EU-VO adulte Ziegen zweimal pro Jahr antiparasitär behandelt
werden. Im Falle von Ektoparasitosen darf eine zusätzliche Ektoparasitenbehandlung
21
erfolgen. Bei Kitzen ist eine dreimalige Behandlung erlaubt. Diese Reglementierung
erschwert das auf den Einsatz synthetischer Antiparasitika basierende Management
im Falle einer gleichzeitig vorliegenden Helminthose und Kokzidiose, da diese mit
jeweils unterschiedlichen Wirkstoffen therapiert werden müssen.
Zur Zeit sind drei Wirkstoffgruppen von Anthelminthika zugelassen: 1. die Gruppe
der Benzimidazole (Albendazol, Fenbendazol und Flubendazol) und Probenzimida-
zole (Febantel und Netobimin), deren Wirkprinzip in der verhinderten Ausbildung
des Zytoskeletts der Parasiten liegt; 2. die Imidazothiazole mit dem Vertreter Leva-
misol, die eine Lähmung der Nematoden verursachen; und 3. die makrozyklischen
Laktone mit ihrem Hauptvertreter Ivemnectin, die auf die durch Chlorid-Kanäle ver-
mittelte Neurotransmission der Parasiten wirken (BOWMAN, 1999, zitiert in ZAJAC,
2006).
Die Auswahl des geeigneten Anthelminthikums muss individuell an Art und Ausmaß
der Endoparasitose angepasst werden, nachdem jeder Wirkstoff sein spezifisches
Wirkspektrum aufweist und nicht für jede Helminthose gleich gut geeignet ist. Rich-
tiger Behandlungszeitpunkt und Auswahl des passenden Anthelminthikums sind ei-
nerseits für die Effizienz der Parasitenbekämpfung ausschlaggebend, andererseits
bringt der Einsatz ungeeigneter Anthelminthika zum falschen Zeitpunkt aufgrund der
Ineffizienz erheblich höhere Behandlungskosten und auch die Gefahr der Selektion
resistenter Parasiten mit sich (MICHEL et al., 1981, zitiert in MAINGI et al., 1996a).
Erschwert wird die Wahl des passenden Mittels dann, wenn bereits Resistenzen ge-
gen die Gruppe der Benzimidazole vorliegen, was gerade bei kleinen Wiederkäuern
zunehmend auftritt, nachdem dies die einzig gleichzeitig wirksame Stoffgruppe ge-
gen Nematoden, Moniezia und Leberegel ist. Im Falle vorliegender Benzimidazol-
Resistenz muss demnach auf eine Kombination mehrerer Präparate zurückgegriffen
werden, d.h. im Falle einer Infektion mit Nematoden, Moniezia und Leberegeln wä-
ren drei verschiedene Behandlungen nötig. Das bedeutet, dass ein ausschließlich auf
synthetischen Antiparasitika basierendes Endoparasitenmanagement in der biologi-
schen Viehwirtschaft nicht möglich ist, weshalb alternative Kontrollmechanismen
zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Anthelminthisches Potential wurde außerdem den Zystein-Proteinasen zugesprochen,
die in Pflanzen wie Papaya, Ananas und Feige enthalten sind. Angriffsort scheint die
Cuticula (= Schutzhülle) der Nematoden zu sein, die durch diese Enzyme geschädigt
wird (STEPEK et al., 2004, zitiert in WALLER U. THAMSBORG, 2004). Nachdem der
22
Wirkmechanismus jedoch eher unspezifisch und das therapeutische Fenster (maxi-
mal tolerierbare Dosis/empfohlene therapeutische Dosis) sehr eng zu sein scheint,
bleibt noch offen, ob diese Enzyme in Zukunft tatsächlich als eine weitere Anthel-
minthika-Klasse zum Einsatz kommen können (WALLER U. THAMSBORG, 2004). Hier
bedarf es noch etlicher Forschungsarbeit. In jüngsten Studien von KAMINSKY et al.
(2008) konnte die Wirksamkeit von „amino-acetonitrile derivatives (AADs)" an Ace-
tylcholin-Rezeptor-Untereinheiten von verschiedensten - bereits gegen andere Wirk-
stoffe resistenten - Nematoden nachgewiesen werden.
Neben der Auswahl des geeigneten Anthelminthikums ist vor allem der Zeitpunkt
der Durchführung für den Erfolg von Anthelminthika-Behandlungen ausschlagge-
bend (MAINGI et al., 1996a; PAPADOPOULOS et al., 2006). PAPADOPOULOS et al.
(2006) empfehlen hierfür z.B. die prophylaktische Behandlung gegen Ende der Win-
terperiode bzw. zu Frühlingsbeginn, d.h. vor dem ersten Höhepunkt der
Eiausscheidung. Nachdem jedoch in der biologischen Landwirtschaft präventive
Therapien mit chemisch-synthetischen Allopathika nicht zulässig sind, ist jegliche
systematisch-prophylaktische Vorgangsweise nicht umsetzbar, weshalb Methoden
der selektiven Behandlung bzw. Managementverbesserung (siehe Kapitel 2.5.2 sowie
2.7) zur Infektionsprävention größere Bedeutung zukommt.
2.5 Anthelminthika-Einsatz und mögliche Komplikationen
2.5.1 Anthelminthika-Resistenzen
Das seit rund fünf Jahrzehnten (HERTZBERG U. BAUER, 2000) auf den Einsatz synthe-
tischer Antiparasitika basierende Parasitenmanagement und deren großzügiger - zum
Teil auch unsachgemäßer - Einsatz führte in den vergangenen Jahren zu eskalieren-
dem Anstieg und schneller Verbreitung von Anthelminthika-Resistenzen gegen ein-
zelne oder auch mehrere Wirkstoffgruppen und stellt eine wachsende Bedrohung für
die Viehwirtschaft, insbesondere bei kleinen Wiederkäuern, dar (HERTZBERG u.
BAUER, 2000; SILVESTRE et al., 2000; KAPLAN, 2004). Die ausschließlich auf medi-
kamenteller Ebene vollzogene EndoparasitenkontroUe verliert infolgedessen an
Wirksamkeit, so dass es trotz des Anthelminthika-Einsatzes immer häufiger zu Leis-
tungseinbußen und/oder klinischen Endoparasitosen kommt. Alle Regionen der Welt,
in denen kleine Wiederkäuer gehalten werden, sind inzwischen von Anthelminthika-
Resistenzen betroffen, die eines der größten Probleme für die Betriebe darstellen
23
(KAPLAN, 2004). In Gebieten wie Australien und Südafrika ist die Situation derma-
ßen dramatisch, dass dazu übergegangen werden muss, mit hohen Wurmbürden zu
leben, um die Situation nicht noch mehr zu verschlechtem (WALLER, 2006).
Die Prävalenz von Anthelminthika-Resistenzen ist bei Ziegen, insbesondere bei
Milchziegen, im Vergleich zu Schafen deutlich höher (CABARET, 2000, zitiert in
HOSTE et al., 2002a, 2002c). Dies ist auf die bei Milchziegen aufgrund ihrer unzurei-
chenden Immunantwort deutlich häufiger nötigen Anthelminthika-Behandlungen
(HOSTE U. CHARTIER, 1998a) sowie auf die begrenzte Wirkstoffauswahl während der
Laktation angesichts der Gefahr von Lebensmittelrückständen und zusätzlich auf die
häufige Unterdosierung bei Ziegen aufgrund ihrer metabolischen Eigenheiten zu-
rückzuführen (CHARTffiR u. HOSTE, 1997, zitiert in HOSTE et al., 2002a).
Diese Tatsache macht die Suche nach alternativen bzw. komplementären Lösungen
bei Ziegen umso dringender und mündet in verschieden gearteten Versuchen, die
Immunantwort des Wirtstieres zu verbessern bzw. eine Kontamination der Umge-
bung zu vermeiden. Die Basis für die Immunmodulation bilden züchterische Bemü-
hungen hinsichtlich der Selektion resistenter Tiere sowie die Optimierung der Prote-
inzufuhr wie auch die Entwicklung von Vakzinen, während das Weidemanagement
und der Einsatz von nematophagen Pilzen Aspekte der Kontaminationsvermeidung
darstellen (WALLER, 1999, zitiert in HOSTE et al., 2002a).
In den untersuchten Betrieben ist derzeit zwar keine Resistenz-Problematik bekannt,
sie kann jedoch langfristig auch hier trotz des seltenen Einsatzes nicht ausgeschlos-
sen werden.
• Betroffene Wirkstoffgruppen
In Europa überwiegen zum jetzigen Zeitpunkt Resistenzen gegen Benzimidazole,
wobei diese vor allem innerhalb der letzten zehn Jahre deutlich gestiegen sind. Dies
ergibt sich aus dem weit verbreiteten Einsatz dieser Wirkstoffgruppe. Umfragen in
französischen Milchziegenbetrieben zufolge setzen 97 % der Betriebe, die syntheti-
sche Anthelminthika anwenden, Benzimidazole und Probenzimidazole ein (HOSTE et
al., 2000). Dem zufolge wurde in Frankreich von Resistenzprävalenzen gegen Ben-
zimidazole von nahezu 80 % berichtet (CHARTIER et al. 2001, zitiert in HOSTE et al.,
2002c), Resistenzen gegen eine oder mehrere Anthelminthika-Klassen von ebenfalls
80 % bei dänischen Ziegenbetrieben nachgewiesen werden konnte (MAINGI et al.,
1996). Vereinzelt können jedoch auch bereits levamisol-, und ivermectinresistente
24
Stämme nachgewiesen werden und auch hier ist in Folge des gehäuften Einsatzes
dieser Wirkstoffgruppen eine weitere Zunahme zu erwarten (HERTZBERG u. BAUER,
2000). Gehäuft können resistente Stämme bei H. contortus, T. circumcinta und T.
colubriformis gefunden werden (HERTZBERG U. BAUER, 2000).
• Resistenzmanifestation
Die Manifestation von Resistenzen bleibt oft lange unbemerkt und wird oft erst im
Zusammenhang mit erheblichen wirtschaftlichen Verlusten und/oder klinischer Er-
krankung evident, also zu einem Zeitpunkt, zu dem sie bereits ein erhebliches Aus-
maß erreicht haben (VAN WYK, 2001, zitiert in VAN WYK et al., 2006). Zusätzlich
kann ein Wirkstoffwechsel bzw. die Kombination mehrerer Anthelminthika-Familien
das Vorhandensein von Resistenzen maskieren, so dass sie lange unerkannt bleiben
(VAN WYK, 2001, zitiert in VAN WYK et al., 2006). Sind Resistenzen jedoch in einer
Wurmpopulation vertreten, so sind diese irreversibel und fortwährend verankert, so
dass die resistenten Würmer einen starken selektiven Vorteil gegenüber empfängli-
chen Parasiten haben, sobald es zu einer weiteren Konfrontation mit der entspre-
chenden Wirkstoffgruppe kommt (KAPLAN, 2004).
• Detektion von Anthelminthika-Resistenzen
Gemessen werden können Resistenzen anhand des Faecal egg count reduction test
(FECRT), bei dem zuerst die ursprüngliche Eiausscheidungsrate vor einer Anthel-
minthika-Behandlung ermittelt, daraufhin mit einer Anthelminthika-Klasse entwurmt
und letztendlich die Eiausscheidungsrate nach erfolgter Behandlung bestimmt wird.
Die Reduktion der Eiausscheidung sollte dabei zwischen 95-100% liegen, bei einer
Reduktion von nur 90-95% kann eine Resistenz vermutet werden. Liegt der Wert
jedoch unter 90%, so muss von vorhandenen Resistenzen gegen die jeweilig verwen-
dete Wirkstoff gruppe ausgegangen werden (MCKENNA, 1990, zitiert in MAINGI et
al., 1996; REQUEJO-FERNANDEZ et al., 1997).
• Die Resistenzentwicklung begünstigende Faktoren
Viele Faktoren begünstigen die Ausbreitung von Resistenzen. Die Grundlage dafür
stellt die Biologie und Epidemiologie des jeweiligen Parasiten und die Wirt-
Parasiten-Beziehung dar (KAPLAN, 2004).
25
Entwurmungspraxis
Die Entwurmungspraxis hat einen äußerst maßgeblichen Einfluss auf das Ausmaß
und das Fortschreiten der Resistenzbildung. Einerseits besteht ein unmittelbarer Zu-
sammenhang zwischen der Anzahl durchgeführter Anthelminthika-Behandlungen
und auftretenden Resistenzen, d.h. je häufiger Tiere bereits anthelminthisch behan-
delt wurden, desto häufiger kann das Auftreten resistenter Strongyliden-Stämme be-
obachtet werden (PRICHARD et al., 1980, zitiert in MAINGI et al.; 1996; BARGER,
1999). Um die Anzahl der nötigen Behandlungen reduzieren zu können, ist es unter
anderem nötig, die maximale Wirksamkeit der Anthelminthika zu erzielen. Dafür ist
der Futterentzug vor und nach der geplanten Behandlung (zwölf Stunden vor bis ei-
nige Stunden danach) ratsam, der eine verlangsamte Passage der oral verabreichten
Anthelminthika und damit eine Effizienzsteigerung mit sich bringen soll (HERTZ-
BERG u. BAUER, 2000). Der Umkehrschluss, wonach selten behandelte Tiere auch
geringere Resistenzbildung aufweisen, ist hingegen nicht zulässig - entscheidend ist
hier die Art der Anwendung (Dosis, Zeitpunkt der Applikation etc.).
Wie bereits erwähnt, ist der Entwurmungszeitpunkt entscheidend. So wären Ent-
wurmungen zum Zeitpunkt eines geringen Ausmaßes an auf der Weide frei lebenden
Parasitenstadien (z.B.: im Spätwinter vor dem Austrieb auf „saubere" Weiden) im
Hinblick auf eine erfolgreiche Parasitenbekämpfung zwar sehr effizient, seitens der
Resistenzentwicklung jedoch unterliegen die Parasiten hierbei einem starken Selekti-
onsdruck hinsichtlich ihrer Anthelminthika-Unempfindlichkeit. Es überleben nur
resistente Parasiten, die sich nun fortpflanzen und ihr genetisches Material an ihre
Nachkommen weitergeben, so dass diese Maßnahme stark zur Beschleunigung einer
Resistenzausbreitung beiträgt (BARGER, 1999). JACKSON u. COOP (2000) raten dazu,
Behandlungen im gleichen Intervall wie die Präpatenzzeiten der Parasiten zu ver-
meiden, um die Verstreuung anthelminthika-sensibler Wurmeier zu gewährleisten
und empfehlen außerdem die Behandlungen dann durchzuführen, wenn die Parasi-
tenbelastung der Weide höher ist, als die der Wirtstiere (HOSTE et al., 2002a). Je
kleiner das Refugium an unbehandelten Tieren bzw. an unselektierten freilebenden
Parasitenstadien, desto wahrscheinlicher ist eine Resistenzentwicklung. Sehr klein ist
das Refugium beim „dose and move"-System, bei dem alle Tiere anthelminthisch
behandelt und erst nach erfolgter Therapie auf saubere Weiden ausgetrieben werden.
Somit wird das neue Weideland ausschließlich mit Parasiten und deren Entwick-
lungsstadien besiedelt, die dem Anthelminthika-Selektionsdruck bereits ausgesetzt
26
waren, was die Resistenzentwicklung äußerst begünstigt (PRICHARD et al., 1980, zi-
tiert in MAINGI et al. 1996; HERTZBERG U. BAUER, 2000).
Nachdem also, wie bereits erwähnt, die Resistenzentwicklung nachweislich um so
schneller und massiver erfolgt, je mehr Tiere innerhalb einer Population anthel-
minthisch behandelt werden, d.h. je kleiner die Nischen (Refugien) sind, in denen
Nematoden keiner Anthelminthika-Selektion ausgesetzt sind (HERTZBERG U. BAUER,
2000), empfiehlt es sich, einen Teil der Herde unbehandelt zu lassen und nur beson-
ders empfängliche oder bereits erkrankte Tiere zu behandeln. Dieses Vorgehen for-
dert zwar eine besonders intensive Überwachung der Herdengesundheit, kann aber
die Resistenzentwicklung nachhaltig verzögern (HERTZBERG U. BAUER, 2000).
Weidemanagement
Die bereits erwähnten Refugien werden jedoch nicht nur durch das Behandlungsre-
gime sondern auch durch das Weidemanagement maßgeblich beeinflusst (HERTZ-
BERG u. BAUER, 2002). Neuere Studien zeigen, dass die bisher empfohlene Strategie
des „dose-and-move"-Systems (z.B.: die penpartale Anthelminthika-Behandlung der
Muttertiere während des Winters mit anschließendem Austrieb auf „saubere" Wei-
den) mit der bereits erwähnten resultierenden Verkleinerung der verbleibenden Re-
fugien für Anthelminthika-sensible Nematoden erheblich zur Resistenzentwicklung
beiträgt. Ursache dafür ist, dass die „sauberen" Weiden ausschließlich mit Strongyli-
den besiedelt werden, die bereits eine Anthelminthika-Behandlung überlebt haben.
Wirkstoffwechsel
Des Weiteren tragen Faktoren wie der nicht vollzogene jährliche bzw. mehrmals
jährliche Wirkstoffwechsel der eingesetzten Antiparasitika bedeutsam zur Resistenz-
ausbreitung bei. Bei einer Umfrage in Milchziegenbetrieben in Frankreich wechselte
keiner der befragten Landwirte den eingesetzten Wirkstoff innerhalb oder zumindest
zwischen den Behandlungsjahren (HOSTE et al., 2000). Abgesehen vom jährlichen
Wechsel der Anthelminthika-Gruppe wird auch die Kombination von Anthelminthi-
ka-Wirkstoffgruppen empfohlen (MCKENNA et al., 1996, zitiert in HERTZBERG u.
BAUER, 2000).
27
Unterdosierung
Unterdosierung stellt einen weiteren Risikofaktor in der Anthelminthika-Behandlung
dar. Dieser Gefahr liegt die im Vergleich zu Schafen bei Ziegen deutlich schneller
ablaufende Anthelminthika-Clearance zugrunde, weshalb unbedingt die doppelte für
Schafe empfohlene Dosis verabreicht werden muss (GILLHAM U. OBENDORF, 1985,
zitiert in MAINGI et al., 1996). Dies ist unter den Landwirten jedoch häufig nicht be-
kannt, so dass z.B. nur 55 % der Landwirte in Frankreich die empfohlene doppelte
Schafdosis von Benzimidazolen und Probenzimidazolen verabreichen und bei Leva-
misol, Pyrantel und Avermectin sogar generell nur die einfache Schafdosierung an-
gewandt wird (HOSTE et al., 2000). Unterdosierungen entstehen zusätzlich durch
häufig zu gering geschätzte Körpermasse der Tiere. Ratsam ist daher, nach dem
schwersten Tier in der Herde zu dosieren (WALLER et al., 1995, zitiert in HOSTE et
al., 2002).
Einsatz von Breitbandanthelminthika
Der vermehrte Einsatz von Breitbandantiparasitika beschleunigt nachhaltig die Re-
sistenzentwicklung, so dass dem Einsatz von Präparaten mit engem Wirkspektrum in
jedem Fall der Vorzug gegeben werden sollte (WALLER et al., 1995, zitiert in HOSTE
et al., 2002a).
Tierverkehr
Nicht vergessen werden darf der Faktor Tierverkehr, der gleichermaßen zur Ausbrei-
tung von Resistenzen beitragen kann (HERTZBERG U. BAUER, 2000), indem die neu in
den Betrieb eingebrachten Tiere resistente Wurmpopulationen aus dem Herkunftsbe-
trieb in der neuen Herde verbreiten können. Nach der Studie von CABARET U. GAS-
NIER (1994) könnte die Herdenbildung mit Tieren vieler verschiedener Herkunftsbe-
trieben die Wahrscheinlichkeit auftretender Resistenzen erhöhen, ein negativer Zu-
sammenhang konnte hingegen bezüglich des Herdenalters nachgewiesen werden
(SiLVESTRE et al., 2000). Insbesondere der Zukauf von Zuchtböcken, wie er auch in
den im Rahmen dieser Arbeit untersuchten Betrieben praktiziert wird, muss berück-
sichtigt werden. Vor der Integration eines zugekauften Tieres in die bestehende Her-
de wird deshalb die Quarantäne unter begleitender Durchführung von Kotuntersu-
chungen empfohlen. Wenn nötig, sollen Avermectin-Behandlungen vorgenommen
werden, bis negative Kotbefunde erreicht sind (HERTZBERG U. BAUER, 2000).
28
Intensive Haltungssysteme
Wie bereits erwähnt, ist ein gehäuftes Resistenzaufkommen in intensiveren Hal-
tungsformen zu beobachten (HERTZBERG U. BAUER, 2000). Ursache dafür könnte die
in intensiven Haltungsformen durch höhere Besatzdichte entstandene, höhere Parasi-
tenprävalenz (WALLER, 2006a) und daraus resultierende häufigere Anthelminthika-
Behandlungen sein (siehe auch im Kapitel 2.5.1).
In Anbetracht der in manchen Regionen bereits zum jetzigen Zeitpunkt prekären Re-
sistenzsituation muss es oberstes Ziel sein, die derzeitige Anthelminthika-
Abhängigkeit durch ein nachhaltigeres und umfassenderes Parasitenmanagement zu
ersetzen, d.h. unter Berücksichtigung der Parasitenepidemiologie durch biologische
Kontrollmechanismen, Entwicklung von Vakzinen und züchterische Maßnahmen
hinsichtlich resistenter Wirtstiere zu ergänzen (BARGER, 1999), um die Anzahl an
nötigen Behandlungen mit synthetischen Antiparasitika auf ein Minimum reduzieren
und die Resistenzentwicklung so verzögern zu können.
2.5.2 Selektiver Anthelminthika-Einsatz als möglicher Lösungsansatz
Dieses selektive Behandlungsmodell könnte vor allem in Zukunft eine viel verspre-
chende, kurzfristige Lösung des Endoparasitenproblems bei kleinen Wiederkäuern
durch die Kombination von Nematodenkontrolle mit Managementstrategien bzgl.
Anthelminthika-Resistenzen unter Aufrechterhaltung der Milchproduktion darstellen
(HOSTE et al., 2002c).
Die Basis für die Entwicklung der selektiven Anthelmintika-Behandlung, d.h. der
Behandlung ausschließlich besonders gefährdeter, stark verwurmter und/oder kli-
nisch durch schlechtere Körperkondition auffälliger Tiere, also den primären Risiko-
gruppen, bilden die bereits im Zusammenhang mit der Bedeutung des Alters und der
Milchleistung erwähnten Erkenntnisse, wonach die Empfänglichkeit gegenüber Ne-
matodeninfektionen bei Jungtieren, Erstlaktierenden und Hochleistungstieren als
besonders hoch einzuschätzen ist (HOSTE U. CHARTER, 1993, zitiert in HOSTE et al.,
2002a, 2002d). Ein Teil der Herde (ein Drittel bis die Hälfte) bleibt im Zuge dieses
gezielten Behandlungsregimes unbehandelt mit der Intention, die Sensibilität der
Endoparasiten auf genetischer Ebene zu erhalten und eventuell bereits vorhandene
Resistenzgene zu „verdünnen" (LEATHWICK et al., 1995, zitiert in HOSTE et al.,
2002a) bzw. deren Ausbreitung zu verzögern (VAN WYK et al., 2006). Wie groß der
Anteil unbehandelter Tiere sein muss, um das angestrebte Ziel des Gleichgewichts
29
aus wirksamer Parasitenkontrolle und gleichzeitiger Verzögerung der Resistenzent-
wicklung zu erhalten, kann nach derzeitigem Wissensstand noch nicht exakt angege-
ben werden, so dass es zusätzlicher Studien bezüglich idealer Proportionen innerhalb
einer Herde bedarf (HOSTE et al., 2002c). Die unbehandelten Tiere stellen ein „Refu-
gium für anthelminthika-sensible Nematodenstämme" (LEATHWICK et al., 1995; VAN
WYK, 2001, zitiert in KOOPMANN et al., 2006) dar, nachdem ein Teil der Endoparasi-
ten nicht dem Selektionsdruck einer Antiparasitika-Behandlung unterliegt. Diese
Maßnahme ist hinsichtlich einer angestrebten Verzögerung bzw. Vermeidung der
Weiterentwicklung von Anthelminthika-Resistenzen von größter Bedeutung, die
besonders bei kleinen Wiederkäuern in den letzten Jahren bereits bedrohliche Aus-
maße angenommen haben. Oberstes Ziel sollte deshalb sein, möglichst wenige Tiere
möglichst selten und mit maximaler Effizienz zu behandeln (HOSTE et al., 2002a).
Wie bereits im Punkt Befallsintensität erörtert, kann davon ausgegangen werden,
dass die Verteilung der Wurmbürden innerhalb eines Bestandes ungleich ist und es
einige Tiere gibt, die höhere Eiausscheidungsraten aufweisen als andere (HOSTE et
al., 2001a, 2002d). HOSTE et al. (2001a) wiesen nach, dass hier eine starke Wieder-
holbarkeit vorliegt bzw. innerhalb einer Herde immer dieselben Tiere sehr hohe
Wurmbürden tragen. So sind 10 % der Ziegen für 25 % der ausgeschiedenen Eier
verantwortlich (HOSTE et al., 2002a). Diese Erkenntnis ist sowohl aus genetischer
Sicht im Sinne der züchterischen Selektion resistenter Tiere als auch im Hinblick auf
die Auswahl der Tiere für selektive Anthelminthika-Behandlungen bedeutsam (BAR-
GER u. DASH, 1987, zitiert in HOSTE et al., 2001a). Als ökonomischer Nebeneffekt
kann die dadurch erzielte Reduktion der eingesetzten Medikamente zu nicht unerheb-
lichen Einsparungen beitragen und entspricht noch dazu den Grundsätzen des Öko-
landbaus, wonach Medikamente generell nur restriktiv einzusetzen sind.
Die Methodik der selektiven Behandlung wirkt sich laut HOSTE et al. (2002, 2002c,
2002d) in keiner Weise nachteilig auf die Milchleistung oder auf die Eiausschei-
dungsrate aus. In vorangegangenen Studien lieferte das selektive Behandlungsregime
sogar gleich effiziente Ergebnisse wie das systematische (HOSTE et al., 2002, 2002c)
und resultierte in deutlich reduziertem Selektionsdruck hinsichtlich der Entwicklung
von Anthelminthika-Resistenzen (HOSTE et al., 2002d). Allerdings muss es umso
intensiver von gutem Management und sorgfältiger Herdengesundheitsüberwachung
begleitet werden, um krankheitsbedingten Verlusten vorzubeugen (KAHN U. WAT-
SON, 2003).
30
• Identifikation der behandlungswürdigen Tiere
Voraussetzung für die selektive Behandlung ist die Identifikation behandlungswürdi-
ger Einzeltiere oder auch Tiergruppen - ein Voraussetzung, die zugleich ein Problem
darstellt, gibt es doch bis zum heutigen Zeitpunkt noch keine praxisrelevante Mög-
lichkeit zur verlässlichen Detektion besonders infektionsgefährdeter bzw. erkrankter
Tiere, die gleichzeitig effizient, ohne größeren Zeitaufwand und vor allem kosten-
günstig durchführbar ist. Die Koproskopie (= Kotuntersuchung) ist bei kleinen Wie-
derkäuern aufgrund der großen Anzahl an zu untersuchenden Proben und damit ver-
bundenen Kosten nicht praxistauglich. Die FAMACHA®-Methode (d.h. die Detekti-
on behandlungswürdiger Tiere durch Beurteilung der Schleimhautfarbe bezüglich
einer klinisch apparenten Anämie; siehe Kapitel 5.9) ist zwar kostengünstig und des-
halb auch in größeren Herden durchführbar, jedoch nur zur Detektion blutsaugender
und in der Folge Anämie verursachender Parasiten wie H. contortus, weniger jedoch
zur Identifikation von Infektionen mit T. circumcinta und T. colubriformis geeignet,
die ihrerseits in Studien die am häufigsten gefundenen Parasiten in französischen
Milchziegenbetrieben darstellen (CABARET U. GASNffiR, 1994, zitiert in HOSTE et al.,
2002a).
Die Faktoren Alter und Laktationsstadium sind jedoch mögliche Parameter zur Ein-
grenzung von Risikogruppen, da - wie bereits erwähnt - vor allem Jungtiere,
Erstlaktierende und Hochleistungstiere als besonders empfänglich und gefährdet ein-
gestuft werden müssen. Eine gezielte Behandlung dieser Tiergruppen könnte die Ef-
fizienz eines Parasitenmanagements demnach deutlich erhöhen und ist hinsichtlich
ökonomischer Aspekte (geringere Einbußen in der Milchleistung) ebenso empfeh-
lenswert (HOSTE et al., 2002a, 2002b). Besonders zu beachten ist hierbei allerdings,
dass die Klassifizierung der Tiere nach ihrer Laktationsleistung zu einem Zeitpunkt
erfolgen muss, in dem die Befallsintensität möglichst niedrig ist, nachdem die Milch-
leistung der Hochleistungstiere besonders stark von Endoparasitosen beeinträchtigt
und reduziert wird und die Milchmenge somit leicht falsch interpretiert werden könn-
te (HOSTE et al., 2002a).
Wie im Kapitel 5.4 eingehend erörtert, können plötzlicher Gewichtsverluste und Va-
riationen bezüglich des BCS zusätzlich hilfreiche Indizien für einen vorliegenden
Parasitenbefall sein (VAN WYK et al., 2006), es muss jedoch berücksichtigt werden,
dass diese Parameter durch viele Faktoren beeinflusst werden können und deshalb im
Gesamtzusammenhang gesehen werden müssen bzw. isoliert betrachtet, wie auch in
31
den hier untersuchten Betrieben, keine verlässliche Aussage hinsichtlich eines Para-
sitenbefalls erlauben.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das selektive Behandlungsmanagement
eine viel versprechende Option zur Parasitenkontrolle unter gleichzeitigem Resis-
tenzmanagement darstellt. Es muss allerdings mit anderen alternativen oder kom-
plementären Methoden wie Futterergänzung und Weidemanagement oder auch sys-
tematischer Parasitenbehandlung im Winter zum Zeitpunkt der Aufstauung kombi-
niert werden, um optimale Resultate zu erreichen (BARGER, 1999; HOSTE et al.,
2002c). Weitere diesbezügliche Forschungen sind in Anbetracht der bedrohlichen
Resistenzentwicklung, speziell bei den kleinen Wiederkäuern, dringend nötig.
2.6 Alternative Behandlungsmethoden
Der ökologisch sensibilisierte Konsument, Tierschutzaspekte, die Angst vor Medi-
kamentenrückständen in Lebensmitteln, die aus intensiven Haltungsformen resultie-
rende Mistentsorgungsproblematik, Treibhausgas-Emissionen, durch Bevölkerungs-
zunahme bedingter Platzmangel und die Bestrebungen zur Renaturierung ehemaliger
Weideflächen - all diese Aspekte bedingen ein - zum Teil bereits erfolgtes oder zu-
mindest in nächster Zukunft unumgängliches - Umdenken in der Tierproduktion.
Dieser Prozess beeinflusst nicht zuletzt auch die Vorgehensweise in Bezug auf die
Endoparasitenkontrolle, die in der Vergangenheit stark vom Einsatz chemischer An-
tiparasitika geprägt war (WALLER, 1999).
Die bereits im Kapitel 2.5.1 erörterte, weltweit zunehmende Bedrohung der Tierpro-
duktion, insbesondere der kleinen Wiederkäuer, durch Zunahme an Resistenzen ge-
gen die handelsüblichen Anthelminthika-Wirkstoffgruppen unterstreicht zusätzlich
die Notwendigkeit, alternative Methoden zur Endoparasitenkontrolle bzw. ein integ-
riertes Parasitenmanagement zu entwickeln (WALLER, 1999).
2.6.1 Homöopathie und Phytotherapie (nach CABARET et al., 2002)
Die Effizienz homöopathischer bzw. phytotherapeutischer Behandlungsansätze bei
Endoparasitosen konnte bisher noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt wer-
den. Nichtsdestotrotz wird vielen natürlichen Substanzen eine entweder direkte oder
- im Fall der später eingehender behandelten Homöopathika - indirekte anthel-
minthische Wirkung zugesprochen. ^
32
Nach heutigem Wissensstand können jedoch weder Phytotherapeutika noch Homöo-
pathika den Einsatz anderer Kontrollmechanismen ersetzen und sollten deshalb vor
allem unterstützend bzw. ergänzend eingesetzt werden. Erstaunlich ist, dass der Ein-
satz von Pflanzenextrakten bisher nicht den Regelungen bezüglich Medikamenten-
rückstände unterworfen ist, obwohl weithin bekannt ist, dass der Anteil des Wirkstof-
fes von Pflanze zu Pflanze variieren kann. So könnten etwa manche Wirkstoffe so-
wohl für das Tier als auch für den Menschen in Form von Lebensmittelrückständen
toxisch sein und die Qualität tierischer Produkte sogar verändern (z.B.: Trigonella
foenum-graecum in Milch und Fleisch) (CABARET, 1986). Weitere dahingehende
Untersuchungen sind auch hier geboten.
2.6.1.1 Phytotherapie
Phytotherapeutische Ansätze in Mexiko mit monatlicher Verabreichung von Cheno-
podium ambrosoides gegen Endoparasiten in Kombination mit einer Optimierung
des allgemeinen Managements bei Schafen (weniger Tiere nach Selektion der pro-
duktionsstärksten Tiere, verbesserte Fütterung mit lokal verfügbaren Futtermitteln,
bessere Überwachung zum Zeitpunkt des Ablammens) reduzierten die Sterblichkeit
insgesamt von 15 % auf 2 %, innerhalb der Muttertiere, von 18 % auf 8 % innerhalb
der Lämmer. Allerdings können die verbesserten Resultate durch die Kombination
verschiedener Maßnahmen nicht eindeutig auf den Einsatz eines Phytotherapeuti-
kums zurückgeführt werden.
Nach CABARET (1986) wird ebenso Nicotiana tabacum bei Schafen sowie Allium
sativum, dies jedoch nur eingeschränkt, eine anthelminthische Wirkung zugespro-
chen. In Wales und Irland wurde Dryopteris filix-mas gegen F. hepatica bei Wieder-
käuern eingesetzt. Bei Rindern wird des Weiteren noch Asarum europaeum gegen
Würmer allgemein und Pinus maritima gegen F. hepatica und Rundwürmer als
wirksam angegeben. Ein breit gefächertes antiparasitäres Wirkspektrum (gegen Ek-
toparasiten, Coccidien und gastrointestinale Strongyliden) zeigt auch Azadirachta
indica, der Neem-Baum (PIETROSEMOLI et al., 1999, zitiert in CABARET et al., 2002).
Problematisch ist häufig jedoch die potentielle Toxizität der erwähnten Pflanzen, so
dass weitere Untersuchungen bezüglich Wirksamkeit, Toxizität und Umweltverträg-
lichkeit unumgänglich sind (CABARET, 1986).
33
2.6.1.2 Homöopathische Therapieformen
Verschiedenste Homöopathika wurden bereits auf ihre direkte anthelminthische
Wirksamkeit untersucht, darunter Arremw/a cina, Filix mas, Allium sativum, Kamala,
Areca catechu und Solidago, eine nachweisliche Reduktion der Eiausscheidungsrate
konnte jedoch bei keiner der Substanzen verzeichnet werden (SCHüTTE, 1994).
Vielmehr scheint sich deren Wirksamkeit auf eine indirekte Komponente zu be-
schränken, wonach sie die „Resilience" des Wirtstieres, d.h. die Fähigkeit, die Infek-
tion zu kontrollieren, negative Auswirkungen zu minimieren bzw. die Produktions-
leistung aufrecht zu erhalten, steigern.
2.6.2 Kupfer
Die anthelminthischen Eigenschaften von Kupfer, insbesondere gegen im Aboma-
sum parasitierende Nematoden und hier besonders gegen H. contortus, sind bereits
seit der Antike bekannt und wurden bis zur Entwicklung erster modemer Anthel-
minthika um 1930 genützt (WALLER, 1999). Danach geriet Kupfer in Anbetracht der
wachsenden Vielfalt von Anthelminthika in Vergessenheit.
Mit zunehmender Resistenzproblematik erlebt der Einsatz von Kupfer in Form von
Kupferoxyd-Draht-Partikeln (copper-oxide wire particles) nun eine Renaissance.
Nach BANG et al. (1990) erfolgt die Verabreichung in Kapseln, die sich im Pansen
auflösen, woraufhin die Kupferpartikel weiter in das Abomasum transportiert wer-
den, sich dort in Schleimhautfalten anlagern und über bis zu drei Monate Kupfer-
Ionen freisetzen. Ergebnisse von Studien ergaben eine Reduktion der Infektionsrate
von 96 % bei H. contortus und 56 % bei T. circumcinta, zeigte jedoch keinerlei Ef-
fekt auf intestinale Parasitenformen. Aufgrund seiner offensichtlichen Effizienz, der
langen Wirkdauer, den geringen Kosten und der sicheren Anwendung scheint Kupfer
eine viel versprechende Alternative zu synthetischen Anthelminthika zu sein, die
jedoch noch weiterer Feldstudien bedarf (aus WALLER, 1999).
2.6.3 Biologische Kontrollverfahren
Ziel der biologischen Parasitenkontrolle ist es, die Menge frei lebender Parasitensta-
dien soweit zu reduzieren, dass sie einerseits keine gesundheitliche und/oder ökono-
mische Gefahr darstellen, andererseits ist es das Ziel, die Etablierung einer adäquaten
Immunität zu ermöglichen (THAMSBORG et al., 1999).
34
Zur biologischen Bekämpfung der frei lebenden Stadien auf den Weideflächen liefer-
te der Einsatz nematophager Pilze, besonders von Duddingtonia ßagrans, viel ver-
sprechende Ergebnisse. Drei besondere Eigenschaften zeichnen diesen Pilz aus: so
übersteht er zum einen die Darmpassage unbeschadet, zum zweiten weist er in fri-
schem Kot ein rasches Wachstum auf zum dritten zeichnet ihn ein breites Wirkspekt-
rum gegen verschiedenste Nematodenlarven aus (LARSEN, 1999, zitiert in WALLER U.
THAMSBORG, 2004). Nachteilige Wirkungen auf die Umwelt sind nach Langzeitstu-
dien außerdem keine bekannt (WALLER U. THAMSBORG, 2004). Der Einsatz nema-
tophager Pilze dient primär der Verhinderung von Reinfektionen im Verlauf der
Weidesaison, nicht jedoch der Unterbindung von Frühjahrsinfektionen durch über-
winterte Larven (HERTZBERG U. BAUER, 2000). Außerdem richtet sich der derzeit
untersuchte Einsatz nematophager Pilze ausschließlich gegen Larvenstadien im Kot,
hingegen nicht gegen infektiöse Eier (THAMSBORG et al., 1999).
Die zwei bis drei Wochen nach dem Weideaustrieb über einen Zeitraum von zwei bis
drei Monaten (also über den zu erwartenden Hochsommer-Peak hinaus) mit dem
Kraftfutter verfütterten Pilzsporen bilden unmittelbar nach dem Kotabsatz engma-
schige Netze im frischen Kot, in denen sich die Larven der Strongyliden und Lun-
genwürmer verfangen und daraufhin absterben (GR0NVOLD et al., 1993). Dies hat zur
Folge, dass die Wahrscheinlichkeit des Netzkontaktes bei mobileren Larven höher
ist. Weiters wird auch angenommen, dass die Netzbildung durch den Larvenkontakt
stimuliert wird, so dass das Ausmaß der Netzbildung maßgeblich von der Motilität
der Larven bestimmt wird und demnach je nach Larvenspezies differieren kann
(GR0NVOLD et al., 1996, zitiert in WAGHORN et al., 2003). Bereits 24 Stunden nach
Ausbringen der Sporen konnte eine signifikante Reduktion der sich entwickelnden
Larven im Kot nachgewiesen werden (WAGHORN et al., 2003). Dosisabhängig zeigte
sich dieser Effekt nur bei T. circumcinta, während H. contortus und T. colubriformis
nur gering von der Sporenmenge beeinflusst zu werden schienen (WAGHORN et al.,
2003).
Nematophage Pilze sind für die Zukunft als „Breitband-Anthelminthikum" sehr viel-
versprechend, da sie ubiquitär vorkommen (WALLER, 2003, zitiert in WALLER U.
THAMSBORG, 2004), effizient und gegen viele Spezies in gleichem Ausmaß wirksam
(WAGHORN et al., 2003) und gleichzeitig einfach kultivierbar und prinzipiell leicht
auszubringen sind, wobei die Applikationsart hinsichtlich ihrer Praxistauglichkeit
und ökonomischer Belange noch optimiert werden muss (THAMSBORG et al., 1999;
35
WAGHORN et al., 2003). Diesbezüglich bietet sich die Verabreichung als Futterergän-
zung an, wobei diese täglich erfolgen muss, um eine gleichmäßige Versorgung mit
Pilzsporen zu gewährleisten. Von praktischer Relevanz wäre deshalb die Entwick-
lung von effizienten Boluspräparaten, die eine kontinuierliche Sporenfreigabe über
mindestens zwei Monate aufrechterhalten (WALLER U. THAMSBORG, 2004). Derzeit
stehen jedoch noch keine derartigen Produkte zur Verfügung.
Beim Einsatz nematophager Pilze muss unbedingt von einer Kombination mit kon-
ventionellen Anthelminthika abgesehen werden, da das Verhältnis der anthelminthi-
ka-exponierten Parasitenstadien zu Ungunsten der frei in der Umwelt vorkommenden
Stadien erheblich ansteigt und damit auch der Selektionsdruck für resistente Parasi-
ten wächst. Dies könnte entscheidend zu einer beschleunigten Resistenzausbreitung
Bei allen Betrieben war ein - jedoch unterschiedlich starker - Befall mit Eimerien,
MDS, Strongyhides, Trichuris und Skrjabinema, jedoch mit unterschiedlicher Präva-
lenz ausscheidender Tiere, nachweisbar (siehe Tab. 4). Eier von Moniezia konnten
jeweils, allerdings nur sehr vereinzelt, in Betrieb 1 im Sommer und Herbst, in Be-
trieb 3 im Herbst gefunden werden. Eier von Nematodirus wurden ausschließlich im
Betrieb 3 und auch hier nur im Sommer nachgewiesen.
4.4.1.1 Betriebliche Unterschiede
• Befallsraten im Betriebsvergleich
In Betrieb 2 und 3 waren alle untersuchten Tiere Eimerien-positiv, in Betrieb 1 ge-
ring weniger. Die Ausscheider-Prävalenz für MDS-Eier hingegen variierte stark im
Betriebsvergleich: Betrieb 1 zeigte deutlich weniger positive Proben als Betrieb 2
und 3. Deutliche Unterschiede waren auch für Skrjabinema zu verzeichnen, dessen
Eier in Betrieb 3 deutlich seltener zu finden waren bzw. auch für Trichuris, dessen
Eier wiederum in Betrieb 3 wesentlich häufiger beobachtet werden konnten. Für die
Prävalenz von Strongyloides-^oüiiven Proben lagen in allen Betrieben annähernd
ähnliche Ergebnisse vor, wobei in Betrieb 2 am meisten positive Proben und in Be-
62
trieb 1 am wenigsten positive Proben nachgewiesen werden konnten. Moniezia konn-
te in geringem Maße nur in Betrieb 1 und 3, Nematodirus ausschließlich in Betrieb 3
gefunden werden (siehe Tab. 4).
Tabelle 4: Prävalenz ausscheidender Tiere pro Betrieb (Angabe in %; n=Anzahl der untersuchten Tiere; E.=Eimerien; St.-Strongyloides; Sk.=Skrjabinema; T.-Trichuris; M.=Moniezia; N.=Nematodints)
Betrieb E. MDS St. Sk. T. M. N.
1(n=75) 92,0 64,0 64,0 58,7 9,3 2,7 0,0
2(n=51) 100,0 100,0 80,4 60,8 15,7 0,0 0,0
3(n=48) 100,0 95,8 75,0 20,8 50,0 4,2 8,3
• Befallsintensitäten im betrieblichen Vergleich
Der Median der Ausscheidungsrate für Eimerien-Oozysten war für Betrieb 1 und 2
gleich hoch, für Betrieb 3 deutlich höher. Gleiche Verhältnisse lagen für die Aus-
scheidung von MDS-Eiem vor, wovon in Betrieb 3 am meisten Eier zu finden waren.
Auch bezüglich Trichuris lag Betrieb 3 über Betrieb 1 und 2, allerdings war die
durchschnittliche Ausscheidungsrate generell niedrig. Bezüglich der Strongyloides-
Eier lieferten Betrieb 2 und 3 ähnliche Werte, während in Betrieb 1 weniger Eier
gefunden werden konnten. Skrjabinema-Eier waren hingegen mit einem Median von
0,0 deutlich weniger in Betrieb 3 zu verzeichnen, während Betrieb 2 den höchsten
Median aufwies. Moniezia konnte jeweils nur vereinzelt in Betrieb 1 und 3, Nemato-
dirus nur in Betrieb 3 nachgewiesen werden, weswegen der Median für diese Parasi-
ten in allen Betrieben 0,0 betrug (siehe Tab. 5).
Tabelle 5: Median der Ausscheidungsraten für die Einzelkotproben im Betriebsvergleich (n=Anzahl der untersuchten Tiere; 0=negativ, l=vereinzelt, 2=geringgradig, 3=gering- bis mittelgra- dig, 4=mittelgradig, 5=mittel- bis hochgradig, 6=hochgradig; E.=:Eimerien; St.-Strongyloides; Sk.-Skrjabinema; T.-Trichuris; M.=Moniezia; N.=Nematodirus)
Betrieb E. MDS St. Sk. T. M. N.
1(n=75) 2,0 2,0 1,0 1,0 0,0 0,0 0,0
2(n=51) 2,0 2,0 2,0 2,0 0,0 0,0 0,0
3(n=48) 4,0 4,0 2,0 0,0 0,5 0,0 0,0
63
• Statistische Auswertung
Betriebsübergreifend ließ sich für fast alle nachgewiesenen Parasiten, ausgenommen
Moniezia, eine signifikante positive Korrelation zwischen der Höhe der Ausschei-
dungsrate und der Haltungsform nachweisen, wobei die Ausscheidungsraten in Be-
trieb 1 tendenziell am niedrigsten und in Betrieb 3 am höchsten waren. Eine gegen-
sätzliche Tendenz in Form einer negativen Korrelation konnte einzig für Skrjabine-
ma verzeichnet werden (siehe Tab. 6).
Tabelle 6: Korrelation zwischen Ausscheidungsmenge und Haltung (Angabe als Korrelationskoeffizienten r; *=p<0,05; **=p<0,01; St.=Strongyloides\ Sk.-Skrjabinema; T.-Trichuris; N. -Nematodirus)
Im Vergleich der durchschnittlichen Ausscheidungsraten unterschieden sich die Be-
triebe im Kruskal-Wallis-Test bezüglich der nachgewiesenen Eier bzw. Oozysten
signifikant in allen differenzierten Parasiten (ausgenommen Moniezia und Nematodi-
rus, durch deren vereinzeltes Auftreten keine repräsentativen statistischen Ergebnisse
gewonnen werden konnten und die demnach hier nicht berücksichtigt werden). Bei
der durchschnittlichen Häufigkeit des Auftretens von Eimerien-Oozysten lag der
Betrieb 3 deutlich über Betrieb 1 und 2 (p=0,000). Der Unterschied zwischen diesen
war jedoch wiederum nicht signifikant. Bezüglich der durchschnittlichen Ausschei-
dung von MDS-Eiem unterschieden sich die einzelnen Betriebe signifikant
(p=0,000), wobei Betrieb 1 die geringste und Betrieb 3 die höchste Ausscheidungsra-
te zu verzeichnen hatte. Auch im Hinblick auf Strongyloides zeigte Betrieb 3 die
höchsten durchschnittlichen Ausscheidungsmengen, während Betrieb 1 die signifi-
kant geringsten aufwies (p=0,001). Betrieb 3 lieferte hingegen signifikant geringere
Werte bei der Ausscheidung von Skrjabinema-E'iem als Betrieb 1 und 2 (p=0,000).
Die durchschnittliche Ausscheidungsmenge für Trichuris-Eier lag im Betrieb 3 signi-
fikant höher (p=0,000), während sich Betrieb 1 und 2 nicht signifikant unterschieden.
In der Zusammenschau der betrieblichen Untersuchungsergebnisse konnten außer-
dem Zusammenhänge hinsichtlich des parallelen Auftretens mancher Parasiten-Eier
bzw. -oozysten beobachtet werden. So zeigten sich betriebsübergreifend signifikante
Korrelationen betreffend des gemeinsamen Auftretens von Magen-Darm-
Strongyliden (MDS) mit Eimerien, Strongyloides und Trichuris sowie von Eimerien
64
mit Skrjabinema und Trichuris, als auch von Nematodirus mit Trichuris und MDS
(siehe Tab. 7).
Tabelle 7: Korrelation zwischen der Ei- bzw. Oozystenausscheidung betriebsübergreifend (Angabe als Korrelationskoeffizient r; *=p<0,05; **=p<0,01; E.=Eimerien; St.=Strongyloides; Sk.-Skrjabinema; T.=Tricfiuris; N.=Nematodirus)
MDS E. St. Sk. T. N.
MDS 0,293** 0,347** 0,340** 0,224**
E. 0,293** -0,161* 0,231**
St. 0,347**
Sk. -0,161*
T. 0,340** 0,231** 0,237**
N. 0,224** 0,237**
4.4.1.2 Einßuss des Alters auf die Ausscheidungsraten
Hierfür wurden die Tiere in drei Altersgruppen (Gruppe 1= bis incl. ein Jahr; Gruppe
2= ein bis incl. fünf Jahre; Gruppe 3= älter als fünf Jahre) eingeteilt.
• Befallsrate in den Altersgruppen
In Betrieb 1 nahm die Prävalenz an Eimerien-positiven Proben mit dem Alter ab, bei
MDS und Moniezia hingegen mit dem Alter zu. Eier von Strongyloides und Skrjabi-
nema konnten in deutlich weniger Jungtieren gefunden werden. Skrjabinema-Eier
wurden dabei am häufigsten von Gruppe 2 ausgeschieden, was ebenso auf die Auss-
cheider-Prävalenz von Trichuris zutrifft, wovon bei den Alttieren keine Eier mehr
gefunden wurden.
In Betrieb 2 war die Ausscheider-Prävalenz für Eimerien und MDS für alle Alters-
gruppen gleich hoch mit jeweils 100 %. Für Strongyloides zeigte sich ein größerer
Ausscheider-Anteil in Gruppe 2, während die beiden anderen Gruppen ähnliche Prä-
valenzen zeigten. Für Skrjabinema war ein ähnliches Prävalenz-Verhältnis wie in
Betrieb 1 zu beobachten, während Trichuris Eier vor allem in Jungtier-Proben auffäl-
lig waren.
In Betrieb 3 waren kaum deutliche altersbedingte Unterschiede zu verzeichnen. Die
Prävalenz von Eimerien und MDS war in allen Altersgruppen annähernd gleich
hoch, einzig in der Gruppe der Jungtiere betrug der Anteil an MDS-positiven Proben
65
lediglich 86,7 %. Die Prävalenz von Skrjabinema war in Gruppe 3 etwas geringer,
während Trichuris-Eitx bei Jungtieren gering häufiger zu beobachten waren. Monie-
zia konnte einzig in Gruppe 3, Nematodirus in jeweils vergleichbaren Anteilen nach-
gewiesen werden (siehe Tab. 8).
Tabelle 8: Prävalenz der Ausscheider in den Altersgruppen (Angabe in %; n=Anzahi der untersuchten Tiere; E.=Eimerien; St.=Strongyloides; Sk.=Skrjabinema\ T.=Tnchuris\ M.=Moniezia\ N.-Nematodirus)
Betrieb Alter E. MDS St. Sk. T. M. N.
1
1 (n=16) 100,0 0,0 6,2 18,7 6,2 0,0 0,0
2(n=47) 91,5 78,7 80,9 74,5 12,8 2,1 0,0
3(n=I2) 83,3 91,7 75,0 50,0 0,0 8.3 0,0
2
1(n=16) 100,0 100,0 68,7 31,2 43,7 0,0 0,0
2(n-20) 100,0 100,0 95,0 80,0 5,0 0,0 0,0
3(n=13) 100,0 100,0 69,2 69,2 0,0 0,0 0,0
3
1(n-15) 100,0 86,7 80,0 20,0 60,0 0,0 6,7
2(n=17) 100,0 100,0 70,6 29,4 47,1 0,0 11,8
3(n=15) 100,0 100,0 73,3 13,3 40,0 13,3 6,7
• Befallsintensität in den Altersgruppen
In Betrieb 1 waren vor allem Unterschiede zwischen Jungtieren und Adulten evident.
So war die Ausscheidungsrate von Eimerien-Oozysten in der Gruppe der Jungtiere
wesentlich höher, während alle anderen Parasiteneier deutlich seltener beobachtet
werden konnten (Median 0,0). Der Median für MDS- und Strongyloides-Eier war bei
den adulten Tieren demnach deutlich höher. Die Altersgruppen 2 und 3 unterschie-
den sich hingegen kaum: einzig bezüglich Skrjabinema konnte eine höhere Aus-
scheidungsrate in Altersgruppe 2 beobachtet werden. Die Ausscheidungsrate für die
übrigen Parasiten war in allen Altersgruppen sehr niedrig.
In Betrieb 2 zeichnete sich indes der Unterschied zwischen den Altergruppen weni-
ger deutlich ab. Die Ausscheidungsrate für Eimerien, MDS und Strongyloides zeigte
demnach ähnliche Werte. Unterschiede konnten bei Skrjabinema beobachtet werden,
wo die Ausscheidungsrate in Altersgruppe 2 am höchsten und bei den Jungtieren am
niedrigsten lag. Die Ausscheidungsrate für die übrigen Parasiten war generell sehr
niedrig.
66
In Betrieb 3 war die Ausscheidungsrate für Eimerien in Altersgruppe 2 am niedrigs-
ten. MDS-Eier konnten in hohem Ausmaß in der Gruppe der Alttiere gefunden wer-
den, während der Median in Altersgruppe 1 den kleinsten Wert erreichte. Auch bei
Strongyloides zeigten sich starke Unterschiede, wobei hier die Ausscheidungsrate der
Jungtiere deutlich vor der der Alttiere lag. Skrjabinema konnte generell nur selten
nachgewiesen werden, Trichuris-Eier hingegen in höherer Anzahl bei den Jungtieren.
Für die Eiausscheidung von Moniezia und Nematodirus lagen keine altersbedingten
Unterschiede vor (Tab. 9).
Tabelle 9: Median der Ausscheidungsraten in den Altersgruppen im betrieblichen Vergleich (n=Anzahl der untersuchten Tiere; 0=negativ, l=vereinzelt, 2=geringgradig, 3=gering- bis mittelgra- dig, 4=mittelgradig, 5=mittel- bis hochgradig, 6=hochgradig; E.=Eimerien; St.-Strongyloides; Sk.=Skrjabinema; T=Trichuris; M.=Moniezia; N.=Nematodirus)
Betrieb Alter E. MDS St. Sk. T. M. A^.
1
1 (n=16) 4,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0
2(n=47) 2,0 2,0 2,0 2,0 0,0 0,0 0,0
3(n=12) 2,0 2,5 2,0 0,5 0,0 0,0 0,0
2
1 (n=i6) 2,5 2,5 2,0 0,0 0,0 0,0 0,0
2(n=20) 2,0 2,0 2,0 3,0 0,0 0,0 0,0
3(n=i3) 2,0 2,0 2,0 1,0 0,0 0,0 0,0
3
1(n=15) 4,0 3,0 4,0 0,0 1,0 0,0 0,0
2(n=17) 3,0 4,0 2,0 0,0 0,0 0,0 0,0
3(n=15) 4,0 5,0 2,0 0,0 0,0 0,0 0,0
• Statistische Auswertung
Ein signifikanter, betriebsübergreifender Zusammenhang zwischen dem Alter der
Tiere und der Eiausscheidungsmenge konnte in Form einer höheren Ausscheidungs-
rate bei den Jungtieren für Trichuris (r=-0,156 mit p<0,05), für Moniezia hingegen
mit einer höheren Ausscheidungsrate der adulten Ziegen (r=0,179 mit p<0,05) beo-
bachtet werden.
Bei der betriebsspezifischen Betrachtung gab es in Betrieb 1 hinsichtlich der Aus-
scheidungsintensität, mit Ausnahme von Trichuris, zwischen den Altersgruppen bei
allen differenzierten Parasiten signifikante Unterschiede. Bei den Eimerien konnte
eine signifikant höhere Oozystenausscheidungsrate (p=0,000) bei den Jungtieren
67
gegenüber den Adulten verzeichnet werden, wobei sich Gruppe 2 und 3 nicht signifi-
kant voneinander unterschieden, jedoch insgesamt ein fallende Tendenz der Befalls-
intensität auffällig war. Im Gegensatz zu den Eimerien lag die Eiausscheidungsrate
der MDS bei den Jungtieren signifikant unter der der adulten Tiere (p=0,000), die
Unterschiede zwischen Gruppe 2 und 3 waren jedoch auch hier nicht signifikant.
Ebenso wie bei den MDS war die Ausscheidungsrate von Strongyloides-Eiem in der
Gruppe 1 signifikant niedriger (p=0,000) als bei den adulten Tieren, zwischen denen
wiederum keine Unterschiede vorlagen. Bei Skrjabinema ergab sich nur zwischen
Gruppe l und Gruppe 2 ein signifikanter Unterschied (p=0,001), wobei die Aus-
scheidungsrate der Gruppe 2 deutlich höher war. Hier lag also in Gruppe 2 die höchs-
te Ausscheidungsrate vor, jedoch unterschieden sich Gruppe 1 und 3, aber auch 2
und 3 nicht signifikant voneinander.
In Betrieb 2 konnten altersabhängige Unterschiede bei Skrjabinema und Trichuris
nachgewiesen werden, wobei die Unterschiede ausschließlich zwischen Jungtieren
und Adulten, jedoch nicht innerhalb der Adulten vorlagen. Die Jungtiere wiesen eine
signifikant niedrigere Eiausscheidung von Skrjabinema gegenüber der Gruppe 2
(p=0,001) auf, unterschieden sich hinsichtlich der Gruppe 3 jedoch nicht signifikant.
Der Infektionsverlauf ist also vergleichbar mit Betrieb 1. Die Befallsintensität der
Jungtiere mit Trichuris lag hier signifikant über der der adulten Tiere (p=0,001).
In Betrieb 3 zeigte sich eine signifikante Altersabhängigkeit in der Befallsintensität
bei MDS, wobei sich die Unterschiede wiederum nur auf den Vergleich zwischen
Jungtieren und Adulten beschränkten und zwischen den adulten Gruppen keine signi-
fikanten Abweichungen zu verzeichnen waren. Die MDS-Ausscheidungsrate der
Jungtiere lag deutlich unter der beider adulter Gruppen (p=0,005), was sich mit den
Beobachtungen in Betrieb 1 deckt. Die Jungtiere schieden außerdem deutlich mehr
(p=0,051) Strongyloides-Eier aus als die Gruppe 2, das Ergebnis war jedoch knapp
außerhalb der statistischen Signifikanz. Dies steht in Kontrast zu Beobachtungen im
ersten Betrieb, wo die Ausscheidungsrate der Jungtiere signifikant unter der der adul-
ten Tiere lag. Die Unterschiede zu höheren Ausscheidungsraten in Gruppe 3 waren
deutlich, jedoch ebenfalls nicht signifikant.
4.4.1.3 Saisonale Variation der Eiausscheidung
Innerhalb der Betriebe konnten jahreszeitliche Variationen in der Ei- bzw. Oo-
zystenausscheidungsrate beobachtet werden.
68
• Befallsrate im jahreszeitlichen Vergleich
Im Herbst war die Prävalenz der Eimerien-Ausscheider für Betrieb 1 niedriger als im
Sommer, während in Betrieb 2 und 3 weiterhin alle getesteten Tiere positiv waren.
Bezüglich der MDS-Eier zeigte sich in Betrieb 1 ebenfalls ein gegenüber Sommer
sinkender Anteil an Ausscheidern, während in Betrieb 2 und 3 annähernd alle Kot-
proben positiv waren. Das Auftreten von Strongyloides-Exem war in Betrieb 1 und 3
im Herbst seltener als im Sommer, während der Anteil an Ausscheidern in Betrieb 2
auf annähernd 100 % anstieg. Der Anteil an SA:r/a£'mema-Ausscheidern in Betrieb 1
und 2 war zwar geringer als im Sommer, jedoch immer noch doppelt so hoch wie in
Betrieb 3, wo der Anteil allerdings leicht angestiegen war. Die Prävalenz an Trichu-
m-Eiem erreichte in Betrieb 3 im Sommer wie auch im Herbst ähnliche Werte und
lag jeweils um ein Vielfaches höher als in Betrieb 1 und 2. Moniezia-E'ier konnten
vereinzelt in Betrieb 1 und 3 nachgewiesen werden, während Nematodir us-Eier nur
im Sommer in Betrieb 3 beobachtet werden konnten (siehe Tab. 10).
Tabelle 10: Prävalenz ausscheidender Tiere im jahreszeitlichen Vergleich (Angabe in %;n=Anzahl der untersuchten Tiere; Monat 0=Sommer, Monat l=Herbst; E.^Eimerien; St.=Strongyloides\ Sk.=Skrjabinema; T.=Trichuris; M.-Moniezia; N.-Nematodirus)
Betrieb Monat E. MDS St. Sk. T. M. N.
1 0 (n=43) 100,0 79,1 76,7 62,8 7,0 2,3 0,0
1(n-32) 81,2 43,7 46,9 53,1 12,5 3,1 0,0
2 0(n=27) 100,0 100,0 66,7 70,4 14,8 0,0 0,0
1 (n=22) 100,0 100,0 95,5 50,0 18,2 0,0 0,0
3
0(n=24) 100,0 91,7 79,2 16,7 45,8 0,0 16,7
1 (n=24) 100,0 100,0 70,8 25,0 54,2 8,3 0,0
• Befallsintensität im jahreszeitlichen Vergleich
Der Median der Ausscheidungsrate für Eimerien-Oozysten zeigte in Betrieb 1 und 3
im Sommer geringere Werte als im Herbst, während in Betrieb 2 das Gegenteil zu
beobachten war. Eine ähnliche Tendenz konnte ebenso bezüglich den MDS-Eier ver-
zeichnet werden. Strongyloides-Eier wurden in Betrieb 1 vermehrt im Sommer aus-
geschieden, während der Medianwert in Betrieb 2 und 3 keine jahreszeitlichen Un-
terschiede zeigte. Hinsichtlich SA:r/a^mema-Ausscheidungsraten zeigten sich wieder-
um in Betrieb 1 und 3 keine Unterschiede im Medianwert, während in Betrieb 2 die
69
Werte im Sommer deutlich höher lagen. Der Median für nachweisbare Trichuris-Eier
lag in Betrieb 1 und 2 immer, in Betrieb 3 im Sommer bei 0,0 und stieg nur im
Herbst auf 1,0 an. Für Moniezia- und Nematodirus-E\er lag der Median in allen Be-
trieben sowohl im Sommer wie auch im Herbst bei 0,0 (siehe Tab. 11).
Tabelle 11: Median der Ausscheidungsraten im jahreszeitlichen Vergleich (n=Anzahl der untersuchten Tiere; Monat O^Sommer, Monat l=Herbst; 0=negativ, l=vereinzelt, 2=geringgradig, 3=gering- bis mittelgradig, 4=niittelgradig, 5=mittel- bis hochgradig, 6=hochgradig; E.=Eimerien; St.=Strongyloides; Sk.=Skrjabinema\ T.=Trichuris; M.-Moniezia; N.=Nematodirus)
Betrieb Monat E. MDS St. Sk. T. M. N.
1 0 (n=43) 2,0 2,0 2,0 1,0 0,0 0,0 0,0
1 (n=32) 2,5 0,0 0,0 1,0 0,0 0,0 0,0
2 0(n=27) 3,0 2,0 2,0 2,0 0,0 0,0 0,0
1 (n=22) 2,0 2,5 2,0 0,5 0,0 0,0 0,0
3 0(n=24) 3,0 5,0 2,0 0,0 0,0 0,0 0,0
1 (n=24) 4,0 4,0 2,0 0,0 1,0 0,0 0,0
• Statistische Auswertung
Eine betriebsübergreifende Korrelation der Ausscheidungsmenge mit der Jahreszeit
konnte nicht festgestellt werden. Bei der betriebsspezifischen Betrachtung konnten
jedoch sehr wohl Unterschiede festgestellt werden. Demnach war in Betrieb 1 ein
statistisch signifikanter jahreszeitlicher Unterschied in der durchschnittlichen Eiaus-
scheidung von MDS (p=0,002) und Strongyloides (p=0,011) zu verzeichnen, wobei
diese sich in beiden Fällen im Sommer massiver darstellte als im Herbst. Auch bei
den übrigen Parasiten lag die durchschnittliche Ausscheidungsrate im Sommer hö-
her, lieferte jedoch keine signifikant unterschiedlichen Ergebnisse. Als einzige Aus-
nahme präsentierte sich hier die Eiausscheidung von Trichuris, die im Herbst gering-
fügig höher lag.
In Betrieb 2 zeigte sich ein signifikanter jahreszeitlicher Unterschied bei Eimerien
(p=0,046), Strongyloides (p=0,017) und Skrjabinema (p=0,048), wobei die durch-
schnittliche Ausscheidungsrate von Eimerien und Skrjabinema im Sommer, bei
Strongyloides hingegen im Herbst höher war. Dieses Phänomen zeigte sich ebenfalls
für die Ausscheidungsrate von MDS, wobei es sich hier um keinen signifikanten Un-
terschied handelt.
70
In Betrieb 3 lag eine im Sommer signifikant höhere Eiausscheidung bei MDS
(p=0,000) vor. Bei allen anderen vorkommenden Parasiten konnte kein signifikanter
jahreszeitlich bedingter Unterschied nachgewiesen werden. Auffallend war jedoch
eine, statistisch allerdings nicht relevante, jeweils im Herbst höhere Ausscheidungs-
rate bei Skrjabinema und Trichuris.
iXA.l Modiflziertes McMaster-Verfahren
In der Eizählung konnten Oozysten von Eimerien und Eier von MDS, Strongyloides
und Skrjabinema nachgewiesen werden.
4.4.2.1 Betriebsabhängige Unterschiede von epg bzw. opg
• Befallsrate im betrieblichen Vergleich
Alle untersuchten Proben aller Betriebe waren Eimerien-positiv. Der Anteil an MDS-
Ausscheidem war in Betrieb 1 mit 60 % am kleinsten und in Betrieb 2 mit 100 % am
größten. Strongyloides-Extx konnten am häufigsten in Betrieb 3 gefunden werden,
während in Betrieb 2 ein Drittel und in Betrieb 1 ein Fünftel der Tiere Ausscheider
waren. Skrjabinema-A.us%ch&\d&v konnten ausschließlich in Betrieb 2 nachgewiesen
werden (siehe Tab. 12).
Tabelle 12: Prävalenz der Ausscheider insgesamt im betrieblichen Vergleich (Angabe in %; n=Anzahl der untersuchten Proben)
Betrieb Eimerien MDS Strongyloides Skrjabinema
l(n=10) 100,0 60,0 20,0 0,0
2 (n=9) 100,0 100,0 33,3 11,1
3 (n=7) 100,0 85,7 57,1 0,0
Beim Vergleich der Parasiten-Prävalenzen der Eizählungen (Tab. 12) mit den Ergeb-
nissen der Flotationsmethode (siehe Tab. 4) können durchaus ähnliche Resultate für
Eimerien und MDS gefunden werden. Für Strongyloides hingegen stellt sich die Prä-
valenz-Verteilung insofern unterschiedlich dar, als dass in der Flotation Betrieb 2 die
höchste und Betrieb 1 die niedrigste Prävalenzrate aufwies, während bei der Eizäh-
lung in Betrieb 3 am meisten positive Proben nachweisbar waren. Unterschiede sind
auch für Skrjabinema zu verzeichnen, die in der Eizählung nur in Betrieb 2 beobach-
71
tet werden konnte, während in der Flotation Betrieb 1 und 2 zu annähernd gleichen
Teilen positive Proben lieferte und Betrieb 3 deutlich geringere Prävalenzen aufwies.
• Befallsintensität im betrieblichen Vergleich
Eklatante Unterschiede zeigten sich in Bezug auf die Anzahl an MDS-Eiem, aber
auch hinsichtlich der Eimerien, bei denen Betrieb 3 deutlich höhere Medianwerte der
Oozysten-Anzahl aufwies. Die Resultate für Strongyloides waren für Betrieb 2 und 3
ähnlich, während Betrieb 1 geringere Werte lieferte. Eier von Skrjabinema waren nur
in Betrieb 2 nachweisbar (siehe Tab. 13).
Tabelle 13: Median der Eizählungsergebnisse im Betriebsvergleich (n=Anzahl der untersuchten Proben; Angabe des epg/opg-Median mit Minimum- (=Min) und Maxi- mumwert (=Max))
Betrieb Wert Eimerien MDS Strongyloides Skrjabinema
l(n=IO) Median
Min
Max
500,0
350,0
6400,0
50,0
0,0
250,0
0,0
0,0
100,0
0,0
0,0
0,0
2 (n=9)
Median
Min
Max
650,0
100,0
3650,0
450,0
100,0
1650,0
0,0
0,0
350,0
0,0
0,0
50,0
3 (n=7) Median
Min
Max
1000,0
450,0
9850,0
850,0
0,0
3150,0
50,0
0,0
300,0
0,0
0,0
0,0
Der Vergleich der Befallsintensitäten der Eizählung (siehe Tab. 13) mit der Flotation
(siehe Tab. 5) erbrachte eine tendenziell gute Übereinstimmung der Untersuchungs-
ergebnisse, d.h. Betrieb 3 zeigte sowohl in der Flotation wie auch in der Eizählung
deutlich höhere Ergebnisse bei MDS und Eimerien als die diesbezüglich ähnliche
Werte liefernden Betriebe 1 und 2. Strongyloides-Eier wurden in beiden Untersu-
chungsmethoden in Betrieb 1 in geringstem Ausmaß gefunden, während Betrieb 2
und 3 ähnliche Resultate zeigten. Skrjabinema-Eitr konnten in der Eizählung nur in
Betrieb 2, in der Flotation in geringerem Maße auch in Betrieb 1 nachgewiesen wer-
den.
• Statistische Auswertung
Eine statistisch signifikante Korrelation zwischen Eiausscheidung und Haltung konn-
te für die Eier von MDS ermittelt werden (r=0,661 mit p<0,01). Dieser Unterschied
zwischen den Betrieben zeigte sich in signifikant niedrigeren (p=0,002) epg-Werten
72
in Betriebt gegenüber Betrieb 2 und 3, während Betrieb 2 im Mittelfeld lag, sich
wiederum nicht signifikant von Betrieb 3 unterschied. Des Weiteren konnte ein Zu-
sammenhang bezüglich des korrelierenden Auftretens von Eimerien-Oozysten und
MDS-Eiem nachgewiesen werden (r=0,775 bei p<0,05).
4.4.2.2 Einfluss des Alters auf die Ei- bzw. Oozystenausscheidung
Hierfür wurden die Proben in jüngere (bis incl. t Jahr) und ältere Tiere (älter als 1
Jahr) eingeteilt.
• Befallsrate in den Altersgruppen
In allen Altersgruppen aller Betriebe konnten Eimerien-Oozysten nachgewiesen
werden. Für MDS-Eier war die Ausscheider-Prävalenz in Betrieb 1 und 3 bei den
Jungtieren etwas geringer als bei den Adulten, in Betrieb 2 jedoch gleich hoch. Der
Anteil an Ausscheidern von Strongyloides-Eiem war in Betrieb 1 bei den adulten
Tieren um 25 % höher gegenüber den Jungtieren mit 0 %, in Betrieb 2 war der Anteil
hingegen für beide Gruppen gleich hoch, während in Betrieb 3 die Prävalenz bei den
Jungtieren höher war als bei den Adulten. Skrjabinema-Eier konnten nur in Betrieb 2
in Gr. 2 nachgewiesen werden (siehe Tab. 14).
Tabelle 14: Prävalenz der Ausscheider innerhalb der Altersgruppen im betrieblichen Vergleich (Angabe in %; n=Anzahl der untersuchten Proben; jung: bis zu einem Jahr, adult: älter als ein Jahr)
Betrieb Alter Eimerien MDS Strongyloides Skrjabinema
1 jung (n=2) 100,0 50,0 0,0 0,0
adult (n=8) 100,0 62,5 25,0 0,0
2 jung (n==3) 100,0 100,0 33,3 0,0
adult (n=6) 100,0 100,0 33,3 16,7
3 Jung (n=5) 100,0 80,0 60,0 0,0
adult (n=2) 100,0 100,0 50,0 0,0
• Befallsintensität in den Altersgruppen
Die durchschnittliche Ausscheidungsrate für Eimerien war in allen Betrieben bei den
Jungtieren bedeutend höher. Für MDS war in allen Betrieben zu verzeichnen, dass
die Ausscheidungsrate mit dem Alter anstieg. Bezüglich der Ei-Anzahl für Strongy-
loides lag der Median in Betrieb 1 und 2 für beide Altersgruppen bei 0,0, in Betrieb 3
73
für beide Gruppen bei 50,0. Skrjabinema konnte nur in Betrieb 2 nachgewiesen wer-
den (siehe Tab. 15 auf nächster Seite).
Tabelle 15: Median der Ausscheidungsrate pro Altersgruppe im Betriebsvergleich (n=Anzahl der untersuchten Proben; Angabe des epg/opg-Median mit Minimum- (=Min) und Maxi- mumwert (=Max); jung: bis zu einem Jahr, adult: älter als ein Jahr; E.=Eimerien; St.=Strongyloides; Sk.=Skrjabinemä)
Betrieb Alter Wert E, MDS St. Sk.
1
jung (n=2) Median
Min
Max
3700,0
1000,0
6400,0
25,0
0,0
50,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
adult (n=8) Median
Min
Max
475,0
350,0
1400,0
50,0
0,0
250,0
0,0
0,0
100,0
0,0
0,0
0,0
2
jung (n=3) Median
Min
Max
2400,0
1650,0
3650,0
400,0
200,0
1100,0
0,0
0,0
350,0
0,0
0,0
0,0
adult (n=6) Median
Min
Max
275,0
100,0
700,0
700,0
100,0
1650,0
0,0
0,0
300,0
0,0
0,0
50,0
3
jung (n=5) Median
Min
Max
1000,0
550,0
9850,0
850,0
0,0
3150,0
50,0
0,0
300,0
0,0
0,0
0,0
adult (n=2) Median
Min
Max
800,0
450,0
1150,0
1625,0
750,0
2500,0
50,0
0,0
100,0
0,0
0,0
0,0
• Statistische Auswertung
Betriebsübergreifend konnte eine signifikante Korrelation der Befallsintensität von
Eimerien-Oozysten mit dem Alter der Tiere nachgewiesen werden (r=0,000 mit
p<0,05). Dieser signifikante Altersunterschied in der Ausscheidung von Eimerien-
Oozysten (p=0,000) wirkte sich in deutlich höheren Oozystenausscheidungsraten der
Jungtiere aus. In der betriebsspezifischen Betrachtung konnte innerhalb der einzelnen
Betriebe nur in Betrieb 2 ein signifikant höheres opg von Eimerien bei den Jungtie-
ren (p=0,024) nachgewiesen werden.
74
4.4.2.3 Saisonale Variation der Ausscheidungsraten (epg und opg)
• Befallsrate im jahreszeitlichen Vergleich
In beiden Jahreszeiten konnten in allen Kotproben aller Betriebe Eimerien-Oozysten
nachgewiesen werden. Die Prävalenz der MDS-Ausscheider war in Betrieb 1 im
Sommer höher, in Betrieb 2 jeweils 100 % und in Betrieb 3 im Herbst höher. Beim
Anteil der Strongyloides-Ausschsider war in allen Betrieben eine steigende Tendenz
von Sommer auf Herbst zu verzeichnen. Skrjabinema war nur in Betrieb 2 und hier
nur im Herbst nachweisbar (siehe Tab. 16).
Tabelle 16: Prävalenz der Ausscheider im jahreszeitlichen Vergleich (Angabe in %; n=Anzahl der untersuchten Proben)
Betrieb Monat Eimerien MDS Strongyloides Skrjabinema
1 Sommer (n=6) 100,0 83,3 16,7 0,0
Herbst (n=4) 100,0 25,0 25,0 0,0
2 Sommer(n=5) 100,0 100,0 0,0 0,0
Herbst (n=4) 100,0 100,0 75,0 25,0
3 Sommer (n=4) 100,0 75,0 25,0 0,0
Herbs t(n=3) 100,0 100,0 100,0 0,0
• Befallsintensität im jahreszeitlichen Vergleich
In allen Betrieben konnte eine deutliche Reduktion der Eiausscheidung hinsichtlich
MDS mit fortschreitendem Jahresverlauf beobachtet werden. Ebenso verhielt es sich
für die Eimerien-Oozystenausscheidung in Betrieb 1 und 2, während in Betrieb 3 im
Herbst gering höhere Oozystenausscheidungsraten nachweisbar waren. Bezüglich
der S^rongy/o/i/e^-Ausscheidungsrate war in den Betrieben 2 und 3 eine Zunahme im
Herbst gegenüber Sommer zu verzeichnen, während der Medianwert in Betrieb 1 für
beide Jahreszeiten bei 0,0 lag. Skrjabinema konnte einzig in Betrieb 2 und auch hier
nur im Herbst nachgewiesen werden (siehe Tab. 17).
75
Tabelle 17: Median der Eizählungsergebnisse im jahreszeitlichen Vergleich (Angabe des epg/opg-Median mit Minimum- (=Min) und Maximumwert (=Max); n=Anzahl der un- tersuchten Proben; Monat 0=Sommer; Monat l=Herbst; E.=Eimerien; St.=Strongyloides\ Sk. -Skrjabinemä)
Betrieb Monat Wert E. MDS St. Sk.
1
Sommer
(n=6)
Median
Min
Max
525,0
350,0
6400,0
125,0
0,0
250,0
0,0
0,0
100,0
0,0
0,0
0,0
Herbst
(n=4)
Median
Min
Max
500,0
400,0
1400,0
0,0
0,0
50,0
0,0
0,0
100,0
0,0
0,0
0,0
2
Sommer
(n=5)
Median
Min
Max
700,0
250,0
2400,0
1100,0
400,0
1650,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
Herbst
(n-4)
Median
Min
Max
400,0
100,0
3650,0
300,0
100,0
400,0
250,0
0,0
350,0
0,0
0,0
50,0
3
Sommer
(n=4)
Median
Min
Max
925,0
450,0
9850,0
1675,0
0,0
3150,0
0,0
0,0
50,0
0,0
0,0
0,0
Herbst
(n=3)
Median
Min
Max
1000,0
1000,0
1150,0
750,0 300,0
1550,0
100,0
100,0
300,0
0,0
0,0
0,0
• Statistische Auswertung
Betriebsübergreifend konnte eine signifikante Korrelation zwischen der Anzahl an
Strongyloides-Eiem und der Jahreszeit nachgewiesen werden. Dieser statistisch rele-
vante, jahreszeitlich bedingte Unterschied zeigte ein im Sommer signifikant niedrige-
res epg von Strongyloides (p=0,013), wobei das epg insgesamt Werte von 350 in
Betrieb 2 nie überstieg.
4.4.3 Kotkultur (nach Roberts und O'SuIlivan) und Auswanderverfahren (nach Baermann-Wetzel)
In den Kotkulturen konnten folgende Larven gefunden werden (in Klammer wird der
%), Strongyloides (3,3 %) und - jedoch ausschließlich in Betrieb 3 bei den Jährlin-
gen im Herbst - kleine Lungenwurmlarven, M. capillaris, gefunden werden.
76
4.4.3.1 Betriebsabhängige Unterschiede der Larvenprävalenz
• Befallsrate im Betriebsvergleich
Der Anteil von Teladorsagia-positiven Kotproben war in Betrieb 1 geringer als in
den beiden anderen Betrieben. Haemonchus-Larven konnten hingegen häufiger in
Betrieb 2 gefunden werden. Betrieb 3 zeigte im Hinblick auf Larven von Cooperia
und Strongyloides eine deutlich geringere Prävalenz als die beiden anderen Betriebe,
während Trichostrongylus-Larvcn hier häufiger als in Betrieb 1 und 2 nachgewiesen
werden konnten. Chabertia-Larvcn waren mit 100 % an positiven Proben am häu-
figsten in Betrieb 2, mit 40 % an positiven Proben in Betrieb 1 am seltensten nach-
weisbar (Tab. 18).
Tabelle 18: Anteil positiver Proben im Betriebsvergleich (Angabe in %; n=Anzahl der untersuchten Proben; Tela.—Teladorsagia; Haemo.—Haemonchus; Coop.=Coopena; Chab.-Chabertia; Tricho.=Trichostrongylus; Strongy.-Strongyloides)
Betrieb Tela. Haemo. Coop. Chab. Tricho. Strongy.
l(n=10) 60,0 40,0 40,0 40,0 50,0 50,0
2 (n=9) 88,9 77,8 44,4 100,0 55,6 55,6
3 (n=7) 85,7 42,9 14,3 85,7 71,4 28,6
• Befallsintensität im betrieblichen Vergleich
Die prozentuale Häufigkeit der Larven zeigte zum Teil große betriebliche Unter-
schiede. So erreichte der Anteil an Teladorsagia-Larven in Betrieb 1 einen deutlich
geringeren Maximalwert, während der Maximalwert in Betrieb 2 und 3 ähnlich hoch
war. Für Haemonchus lagen die Maximalwerte aller Betriebe in einem ähnlich hohen
Bereich. Cooperia-Larven erreichten in Betrieb 1 Anteile von bis zu 95 %, während
die Maximalwerte in Betrieb 2 und 3 deutlich geringer waren. Chabertia-Larven
konnten in besonders hohen Anteilen in Betrieb 2 beobachtet werden, während der
Maximalwert in Betrieb 3 im Mittelfeld lag und in Betrieb 1 die geringsten Anteile
zu finden waren. Die Larven von Trichostrongylus erreichten die höchsten Anteile in
Betrieb 3, die geringsten in Betrieb 1. Die Anteile für Strongyloides verhielten sich
für alle Betriebe niedrig. M. capillaris konnten ausschließlich in Betrieb 3 in der
Gruppe der Jährlinge im Herbst, hier jedoch in immenser Anzahl, nachgewiesen
werden (siehe Tab. 19).
77
Tabelle 19: Mittelwert der Larvenanteile mit Minimal- und Maximalwert im Betriebsvergleich (Angabe des Mittelwerts (=Mittel) Minimal- (=Min) und Maximalwerts (=Max) in %; n=Anzahl der untersuchten Proben; Tela.=Teladorsagia; Haemo.- Haemonchus; Coop.-Cooperia; Chab.=Chabertia; Tricho.-Trichostrongylus; Strongy. -Strongy-loides)
Betrieb Wert Tela. Haemo. Coop. Chat. Tricho. Strongy.
4.4.3.2 Einfluss des Alters auf die Larvenprävalenz
Hierfür wurden die Tiere pro Betrieb in Jungtiere (bis einschl. 1 Jahr) und Adulte
(älter als 1 Jahr) eingeteilt.
• Befallsrate innerhalb der Altersgruppen
Larven von Teladorsagia, Haemonchus und Trichostrongylus waren in allen Betrie-
ben innerhalb der adulten Tiere häufiger anzutreffen als bei den Jungtieren. Ebenso
verhielt es sich für Cooperia in Betrieb 1 und 2, während in Betrieb 3 die Prävalenz
bei den Jungtieren höher lag. Das Auftreten von Chabertia-har\en war bei den adul-
ten Tieren in Betrieb l und 3 häufiger, in Betrieb 2 gleichermaßen in allen Proben
nachweisbar. Strongyloides konnten in Betrieb 1 und 3 bei den adulten Tieren häufi-
ger, in Betrieb 2 geringgradig seltener beobachtet werden (siehe Tab. 21).
Tabelle 21: Prävalenz positiver Proben in den Altersgruppen (Angabe in %; n=Anzahl der untersuchten Proben; jung: bis zu einem Jahr, adult: älter als ein Jahr; Tela.—Teladorsagia; Haemo.= Haemonchus; Coop.=Coopena; Chab.=Chabertia; Tri- cho.-Trichostrongylus; Strongy. =Strongyloides)
Betrieb Alter Tela. Haemo. Coop. Chab. Tricho. Strongy.
1 jung (n=2) 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0
adult (n=8) 75,0 50,0 50,0 50,0 62,5 62,5
2 jung (n=3) 66,7 66,7 33,3 100,0 0,0 66,7
adult (n=6) 100,0 83,3 50,0 100,0 83,3 50,0
3 jung (n=5) 80,0 40,0 20,0 80,0 60,0 20,0
adult (n=2) 100,0 50,0 0,0 100,0 100,0 50,0
• Befallsintensität innerhalb der Altersgruppen
Bei der betriebsspezifischen Betrachtung waren in Betrieb 1 die Kotkulturen der
Jungtiere negativ. Der Altersunterschied im Median der Larvenprävalenz war somit
bei Haemonchus und Cooperia besonders ausgeprägt, bei denen die Larvenprävalenz
der adulten Tieren deutlich höher lag (zu beachten ist hierbei die im Kapitel 4.4.3.3
besprochene saisonale Variation der Larvenprävalenz bei Haemonchus und Coope-
ria). Bei den übrigen Larven lagen keine großen altersbedingten Unterschiede vor. In
Betrieb 2 war der Larven-Anteil der Jungtiere an Haemonchus höher als der der A-
dulten. Der Median für Larven von Trichostrongylus, Cooperia, Chabertia und Tela-
79
dorsagia erreichte bei den adulten Tieren höhere Werte. Der Anteil an Strongyloides-
Larven war für beide Altersgruppen ähnlich gering. In Betrieb 3 lag der Median der
Larvenanteile für Teladorsagia, Haemonchus, Chabertia und Trichostrongylus bei
den Adulten gegenüber den Jungtieren höher, während der Median für Cooperia-
Larven für beide Altersgruppen 0,0, bezüglich Strongyloides-LdxwQn bei den Jungtie-
ren 0,0 und bei den Adulten 0,5 betrug (siehe Tab. 22).
Tabelle 22: Median der Larvenanteile in den Altersgruppen im betrieblichen Vergleich (Angabe in %; n=Anzahl der untersuchten Proben; jung: bis zu einem Jahr, adult: älter als ein Jahr; Tela.=Teladorsagia; Haemo.=Haemonchus; Coop.=Cooperia; Chab.=Chabertia\ Tricho.=Triclio- strongylus; Strongy. =Strongyloides)
Betrieb Alter Tela. Haemo. Coop. Chab. Tricho. Strongy.
1 jung(n=2) 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0
adult(n=8) 1,0 32,0 40,0 0,5 2,5 1,8
2 jung(n=3) 1,0 95,0 0,0 3,0 0,0 1,0
adult(n=6) 9,4 33,0 4,4 12,2 3,0 0,5
3 jung(n=5) 10,0 0,0 0,0 2,0 11,0 0,0
adult(n=2) 21,0 16,0 0,0 24,5 38,0 0,5
• Statistische Auswertung
Allgemeine, betriebsübergreifende Korrelationen zwischen Alter und Larvenpräva-
lenz waren nicht feststellbar. Ausschließlich bei der betriebsspezifischen Betrachtung
war ein altersbedingter statistisch signifikanter Unterschied (p=0,048) innerhalb Be-
trieb 2 bei der Anzahl von Trichostrongylus-havven nachweisbar, der bei adulten
Tieren deutlich höher lag.
4.4.3.3 Saisonale Variation der Larvenprävalenz
• Befallsrate im jahreszeitlichen Vergleich
Für die Larven von Haemonchus und Strongyloides war in allen Betrieben eine deut-
liche Reduktion des prozentualen Anteils mit fortschreitendem Jahresverlauf zu be-
merken. Cooperia-harven waren hingegen im Sommer in keinem der Betriebe prä-
sent, im Herbst dafür in Betrieb 1 und 2 in 100 %, in Betrieb 3 in einem Drittel der
Proben. Hinsichtlich Teladorsagia-Larwen kam es in Betrieb 2 und 3 zu einem An-
stieg des Anteils im Herbst gegenüber Sommer, während in Betrieb 1 eine leichte
80
Reduktion der Prävalenz zu beobachten war. Der Anteil an Chabertia-Larwtn verrin-
gerte sich von Sommer auf Herbst in Betrieb 1, blieb in Betrieb 2 gleich und stieg in
Betrieb 3 an. Trichostrongylus-Larven waren in Betrieb 2 zu jeweils annähernd glei-
chen, in Betrieb 1 zu gleichen Teilen nachweisbar, während in Betrieb 3 eine Ver-
dopplung der Prävalenz von Sommer auf Herbst zu verzeichnen war (Tab. 23).
Tabelle 23: Larven-Prävalenzen im jahreszeitlichen Vergleich (Angabe in %; n=Anzahrder untersuchten Proben; Tela.-Tela-dorsagia; Haemo.-Haemonchus; Coop.=Cooperia\ Chab.=Chabertia\ Tricho.-Trichostrongylus; Strongy.=Strongyloides)
Betrieb Monat Tela. Haemo. Coop. Chat. Tricho. Strongy.
1 Sommer (n=6) 66,7 66,7 0,0 50,0 50,0 66,7
Herbst (n=4) 50,0 0,0 100,0 25,0 50,0 25,0
2 Sommer (n=5) 80,0 100,0 0,0 100,0 60,0 100,0
Herbst (n=4) 100,0 50,0 100,0 100,0 50,0 0,0
3 Sommer (n=4) 75,0 75,0 0,0 75,0 50,0 50,0
Herbst (n=3) 100,0 0,0 33,3 100,0 100,0 0,0
• Befallsintensität im jahreszeitlichen Vergleich
Der Median-Wert von Teladorsagia-Larven stieg in allen Betrieben von Sommer auf
Herbst an. Ähnlich verhielten sich die Anteile für Cooperia-Larven in Betrieb 1 und
2, während der Median in Betrieb 3 jeweils 0,0 betrug. Bei Haemonchus-Larven war
hingegen in allen Betrieben eine mehr oder weniger deutliche Reduktion des Anteils
im Herbst gegenüber Sommer bemerkbar. In Betrieb 2 und 3 war ein Zuwachs des
Anteils an Chabertia-Larvcn zu beobachten, während in Betrieb 1 ein leichtes Ab-
sinken nachweisbar war. Die Medianwerte für Trichostrongylus waren allgemein
sehr gering und erreichten nur in Betrieb 3 im Herbst höhere Anteile. Ähnlich nied-
rig, zum Großteil mit einem Medianwert von 0,0, stellten sich auch die Werte für
Strongyloides-harven dar (siehe Tab. 24).
81
Tabelle 24: Median der Larvenanteile im jahreszeitlichen Vergleich (Angabe des Median mit Minimal- (=Min) und Maximalwert (=Max); n=Anzahl der untersuchten Proben; Tela.=Teladorsagia; Haemo.-Haemonchus; Coop.=Cooperia; Chab. = Chabertia; Tri- cho.-Trichostrongylus; Strongy.-Strongyloides)
Betrieb Monat Wert Tela. Haento. Coop. Chab. Tricho. Strongy.
Sommer Median 1,0 70,0 0,0 0,5 1,0 4,0
(n=6) Min 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0
1 Max 7,0 97,0 0,0 2,0 8,0 23,0
Herbst Median 2,3 0,0 90,0 0,0 1,5 0,0
(n=4) Min 0,0 0,0 80,0 0,0 0,0 0,0
Max 11,0 0,0 95,0 20,0 5,0 1,5
Sommer Median 3,0 85,0 0,0 7,0 2,0 1,0
(n=5) Min 0,0 63,0 0,0 3,0 0,0 1,0
2 Max 4,0 96,0 0,0 16,0 7,0 24,0
Herbst Median 38,2 1,2 13,9 41,6 1,5 0,0
(n=4) Min 14,7 0,0 8,8 8,3 . 0,0 0,0
Max 50,0 3,0 27,3 70,5 25,0 0,0
Sommer Median 8,0 1,0 0,0 2,0 0,0 0,0
(n-4) Min 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0
3 Max 27,0 90,0 0,0 40,0 25,0 7,0
Herbst Median 30,0 0,0 0,0 13,0 57,0 0,0
(n=3) Min 10,0 0,0 0,0 1,0 11,0 0,0
Max 41,0 0,0 15,0 48,0 74,0 0,0
• Statistische Auswertung
Für einige der nachgewiesenen Parasitenlarven war eine signifikante Korrelation
zwischen ihrem Auftreten und der Jahreszeit zu verzeichnen. So waren signifikante
jahreszeitliche Unterschiede für Teladorsagia (p=0,013), Haemonchus (p=0,001),
Cooperia (p=0,000) und Strongyloides (p=0,004) zu beobachten. Teladorsagia und
Cooperia - zweitere mit dem Maximum von 95 % Larvenanteil - waren dabei ver-
mehrt im Herbst zu beobachten, während Haemonchus - mit 97 % maximalem Lar-
venanteil - und Strongyloides während der Sommermonate stärker vertreten waren.
Bei Trichostrongylus und Chabertia waren keine signifikanten jahreszeitlichen Un-
terschiede nachweisbar.
82
5. DISKUSSION
Ziel dieser Arbeit war es, das Ausmaß der Endoparasitenbelastung anhand der Ei-
bzw. Oozystenausscheidungsrate in drei biologisch bewirtschafteten Milchziegenbe-
trieben mit jeweils unterschiedlicher Haltungsform im Sommer sowie im Spätherbst
zu erheben. Die jeweiligen Ergebnisse wurden zu Haltungssystem, BCS, Tieralter
und Jahreszeit in Beziehung gesetzt, um etwaig vorhandene Korrelationen aufzuzei-
gen und anhand dieser Resultate Erkenntnisse zur möglichen Optimierung des be-
triebsüblichen Parasitenmanagements zu gewinnen.
Bei der klinischen Untersuchung waren in allen Betrieben in gleichem Maße verein-
zelt Tiere mit pathologischem Kotbefund und/oder respiratorischen Symptomen auf-
fällig. Die parasitologischen Untersuchungen zeigten überwiegend ein ähnliches Pa-
rasitenspektrum für alle drei Betriebe, einzig Eier von Moniezia und Nematodirus
konnten nicht überall nachgewiesen werden. Große Unterschiede lagen jedoch hin-
sichtlich der Befallsintensität vor. Hier zeigte Betrieb 3 (ganzjährige Weidehaltung)
bezüglich weideassoziierten bzw. haltungsunabhängigen Parasiten deutlich höhere
Ausscheidungsraten als Betriebe 1 (Auslauf und Heufütterung) und 2 Auslauf und
Grünfütterung), die sich weniger deutlich voneinander unterschieden, wobei jedoch
tendenziell Betrieb 1 geringere Befallsintensitäten aufwies. Es lag demnach eine sta-
tistisch signifikante Korrelation der Befallsintensität aller Parasiten - mit Ausnahme
von Moniezia - mit der Haltungsform vor. Auffallend war jedoch, dass sich eine
deutlich höhere Befallsintensität, wie sie generell in Betrieb 3 und bei Einzeltieren in
Betrieb 1 und 2 vorzufinden war, nicht in eindeutig geringerem BCS widerspiegelte.
So war der Anteil der Tiere mit BCS im Idealbereich in Betrieb 3 sogar höher als in
Betrieb 1 und 2. Demzufolge konnte keine signifikante Korrelation zwischen BCS
und der Ausscheidungsrate nachgewiesen werden. Signifikante Zusammenhänge
zeigten sich hingegen zwischen dem Tieralter und der Ausscheidungsrate einiger
Parasiten. Dies traf besonders auf die Ausscheidungsraten von Eimerien zu, die bei
Jungtieren maßgeblich höher waren. Saisonale Variationen der Ausscheidungsraten
konnten innerhalb der einzelnen Betriebe durchaus beobachtet werden, wobei die
weideassoziierten Parasiten im Herbst tendenziell seltener nachweisbar waren, wäh-
rend die stallassoziierten Parasiten zum Teil höhere Ausscheidungsraten zeigten. Bei
der betriebsübergreifenden Betrachtung konnte allerdings kein allgemeingültiger
Zusammenhang zwischen Ausscheidungsraten und Jahreszeit gefunden werden.
83
5.1 Methodenkritik
Um die Ergebnisse dieser Arbeit objektivieren zu können, wäre es notwendig, die
empirische Basis zu verbreitem, d.h. noch mehr Betriebe in die Untersuchungen auf-
zunehmen, da sich betriebsabhängige und individuelle tierbedingte Unterschiede bei
geringer Betriebsanzahl stark auf die Befunde auswirken. Außerdem birgt die zum
Teil kleine Stichprobenanzahl die Gefahr, verzerrte Ergebnisse zu liefern, was insbe-
sondere bei der statistischen Auswertung zu berücksichtigen ist. Die hier gewonne-
nen Ergebnisse erheben demzufolge keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
Der Vergleich der Untersuchungsergebnisse aus Flotation und Eizählung hinsichtlich
der Parasiten-Prävalenz und Befallsintensität zeigte durchaus vergleichbare Resulta-
te, insbesondere für MDS und Eimerien. Allfällige Unterschiede können nicht zuletzt
auf eine sehr kleine und dementsprechend nicht repräsentative Stichprobenanzahl bei
den Einzahlungen zurückgeführt werden.
Eizählungen jeden Einzeltieres wären sehr aufschlussreich, insbesondere bei starker
Befallsintensität wie z.B. in Betrieb 3, um die Ergebnisse differenzierter wiedergeben
zu können, da die hier erfolgte Graduierung in ggr. bis hgr. Unterschiede nur be-
grenzt wiedergeben kann. Dies könnte auch die Ursache für zum Teil statistisch nicht
nachweisbare Korrelationen und signifikante Unterschiede sein. In den meisten Fäl-
len war es nicht möglich, ausreichend Kotmaterial von den Einzeltieren zu gewinnen,
um zusätzlich zum Anreicherungsverfahren für jedes Tier Eizählungen durchführen
zu können, so dass die Eizählungen an Sammelkotproben aus den Haltungsgruppen
unternommen wurden.
Zusätzlich wäre die Durchführung von Sektionen aufschlussreich, um einen umfas-
senden Einblick in das Ausmaß der Parasitenbürde und das vorhandene Endoparasi-
tenspektrum der Tiere und dessen exaktes Ausmaß gewinnen zu können. Außerdem
erlauben Sektionen die weitere Differenzierung der Parasiten anhand ihrer adulten
Stadien und ermöglichen zusätzlich die Besichtigung aller Organe, was etwa im Hin-
blick auf einen Leberegel- oder Lungenwurmbefall in den hier untersuchten Betrie-
ben von großem Interesse wäre. So konnten nur diejenigen Parasiten nachgewiesen
werden, für deren Detektion die Methodik der Koproskopie geeignet ist, wodurch ein
Befall mit Parasiten, die nicht über ihre Ei- bzw. Oozystenausscheidung diagnosti-
zierbar sind, nicht ausgeschlossen werden kann. Das könnte eine mögliche Ursache
dafür sein, dass bei keinem der Betriebe Trematoden, nur vereinzelt Cestoden und als
Parasiten der Atemwege ausschließlich M. capillaris (und auch diese nur in Betrieb
84
3) nachgewiesen werden konnten. Interessant bezüglich des Parasitenspektrums wäre
zusätzlich die genaue Differenzierung der vorliegenden Eimerien-Oozysten anhand
sporulierter Stadien .
In weiterer Folge wäre die Untersuchung der Milchleistungsdaten der Einzeltiere im
Hinblick auf etwaige Korrelationen zu Endoparasitosen äußerst aufschlussreich, da
das Laktationsstadium nachweislich einen bedeutsamen Faktor hinsichtlich der Emp-
fänglichkeit gegenüber Parasiteninfektionen und der Eiausscheidungsrate darstellt
(siehe Kapitel 5.6). Sehr interessant wäre zudem der Vergleich von biologischen mit
konventionellen Betrieben mit unterschiedlichen Haltungsformen.
5.2 Haltungs- und Fütterungspraxis der Betriebe
• Betrieb 1
In Betrieb 1 beruht das Endoparasitenmanagement in erster Linie auf der Haltungs-
form, d.h. dem - nach wiederholter Endoparasitenproblematik - bewussten Umstieg
von Weide- auf Auslaufhaltung. Die ganzjährige Heufütterung stellt eine zusätzliche
Reduktion des Infektionsrisikos mit Parasiten dar. Aus rein parasitologischer Sicht ist
diese Haltungsform demnach als effiziente Methode zur Parasitenkontrolle zu sehen,
zeigte doch der Großteil der Ziegen geringe Eiausscheidungsraten. Sie muss jedoch
mit den im Jahr 2010 in Kraft tretenden Bestimmungen zur Regelung des Auslaufs
bzw. Weidegangs in biologischer Viehwirtschaft in Einklang gebracht werden und
im Hinblick darauf kritisch hinterfragt werden.
Die leistungsorientierte Fütterung und die Anpassung der Ration an die Körperkondi-
tion sind im Hinblick auf die Parasitenprophylaxe als durchaus förderlich zu beurtei-
len. Von großer Bedeutung sind dabei die exakten Futtermittelanalysen des Nähr-
stoffgehaltes, die der Diplomarbeit von Robert Wolf (in Veröffentlichung) entnom-
men werden können. Interessant wäre weiters die Fragestellung, ob die angewandte
Technik der Mistaufbereitung ausreichend ist, um den Großteil der im Stallmist ent-
haltenen infektiöse Parasitenstadien unschädlich zu machen und um somit eine Kon-
tamination der Futterwiesen zu vermeiden. Zusätzlich stellt die Heuaufbereitung in
Form der Trocknung in jedem Fall eine potentielle Reduktion der Infektionsgefahr
über das Futter dar.
85
• Betrieb 2
Auch hier basiert ein Teil des Parasitenmanagements auf der Auslaufhaltung, wobei
die Ausläufe hier zum Teil bewachsen sind. Im Sommer wird Grünfutter zugefüttert,
was ein höheres Risiko für eine mögliche Parasiteninfektion mit sich bringt. Die im
Vergleich zu Betrieb 1 höhere Parasitenbelastung könnte nicht zuletzt Folge dieses
Umstands sein.
Die erfolgte Umgruppierung der Tiere nach Laktationsstadium ist hinsichtlich einer
somit eher gewährleisteten Deckung des Nährstoffbedarfs durch leistungsorientierte
Fütterung als positiv zu bewerten. Durchaus aufschlussreich wäre die Untersuchung
auf sich daraus langfristig ergebende Veränderungen hinsichtlich der Eiausschei-
dungsraten. Erfolg versprechend zur Coccidien-KontroUe ist außerdem die Umstal-
lung der Kitze in eine neue Halle, die jedoch erst vor kurzer Zeit erfolgte, weshalb
noch keine Erfahrungsberichte des Landwirtes im Hinblick auf eine etwaige Verbes-
serung der Situation vorliegen. Gleichzeitig sollte versucht werden, die Oozyste-
nausscheidungsrate der Muttertiere und damit den Infektionsdruck für die Kitze zu
senken, um damit die Kontamination der neuen Stallungen durch die umgestallten
Kitze so gering wie möglich zu halten. Begleitende regelmäßige Reinigungsmaß-
nahmen wären zusätzlich vorteilhaft.
• Betrieb 3
In der Weidehaltung ist das Risiko einer Konfrontation mit Endoparasiten naturge-
mäß gegeben. Auch die im Zuge dieser Arbeit untersuchten Tiere von Betrieb 3 zeig-
ten Endoparasiteninfektionen unterschiedlichen Ausmaßes. Umso bedeutsamer ist es,
in ein nachhaltiges Endoparasitenmanagement bei Weidehaltung den Aspekt Wei-
demanagement einzubinden. Demzufolge ist das im Betrieb 3 praktizierte Modell des
Weidewechsels als durchaus wichtig und positiv zu betrachten. Über die Effizienz
entscheidet jedoch das Beweidungsintervall der Portionsweiden, das in jedem Fall an
örtliche Gegebenheiten angepasst werden muss und vom Landwirt nicht exakt ange-
geben werden konnte. Zu bedenken ist hierbei die bereits erwähnte Problematik der
Wechselbeweidung in gemäßigtem Klima aufgrund der erforderlichen langen Ruhe-
pausen zwischen der Beweidung. Der Grad der Inaktivierung von Parasitenstadien
durch die Lagerung des Stallmistes müsste eingehend untersucht werden. In Anbet-
racht einer optimierten Deckung des Nährstoffbedarfes der Ziegen könnte die, wie in
Betrieb 1 und 2 praktizierte, Gruppierung nach Laktationsstadium in Betracht gezo-
86
gen werden, nachdem eine individuelle Anpassung der Ration an die Produktions-
leistung derzeit nur schwer, eventuell mit Transponderfütterung, durchführbar ist und
im Moment alle Ziegen die selbe Ration erhalten. Eine diesbezügliche Optimierung
könnte sich durchaus positiv auf die Widerstandsfähigkeit der Ziegen gegenüber En-
doparasitosen auswirken.
5.3 Betriebliche Endoparasitenkontrolle und mögliche Optimierung
• Betrieb 1
Bis auf einzelne Ausnahmen, vor allem bei Coccidien, ist der Endoparasitenbefall als
geringgradig einzustufen, wobei jedoch synthetische Anthelminthika eine Nebenrolle
spielen und nur restriktiv eingesetzt werden. Grundsätzlich entspricht die Minimie-
rung der Anthelminthika-Behandlungen den Rahmenbedingungen der biologischen
Viehwirtschaft und ist durchaus zu befürworten, solange keine massiven, aus Grün-
den des Tierschutzes bedenklichen Parasitosen vorliegen.
Der im Betrieb übliche Behandlungsmodus kann jedoch trotz der geringen Behand-
lungshäufigkeit mit Gefahren vor allem bezüglich einer Anthelminthika-
Resistenzbildung assoziiert sein. Im Hinblick auf eine potentielle Resistenzentwick-
lung sollte zum einen der eingesetzte Wirkstoff des Anthelminthikums regelmäßig
gewechselt werden, zum anderen erfolgt die Dosierung nach geschätztem Körperge-
wicht, wodurch das Risiko einer Unterdosierung besteht. Nachdem es sich um Ein-
zeltierentwurmungen handelt, wäre das genaue Abwiegen und Dosieren nach tat-
sächlichem Körpergewicht mit überschaubarem Aufwand verbunden und aus Grün-
den der Anwendungssicherheit zu empfehlen. Zusätzlich wird anstelle der - in der
Literatur empfohlenen - doppelten die 1,5-fache Dosis für Schafe angewandt, so dass
die Gefahr der Unterdosierung wächst. Außerdem erfolgt der Anthelminthika-Einsatz
bei Zuchtböcken ohne exakte Diagnostik des tatsächlichen Parasitenbefalls mittels
Breitspektrum-Anthelminthika, was ebenso zur Resistenzentwicklung beitragen
kann. Eine weitere Parasitengefahr birgt der Zukauf dieser Zuchtböcke, zumal die
Tiere nicht in Quarantäne gehalten werden und weder der Parasiten- noch der
Anthelminthika-Resistenzstatus der neuen Tiere bekannt sind. So kann es leicht zur
Einschleppung resistenter Parasitenstämme in die bereits bestehende Herde kommen.
Insofern wäre eine separate Haltung der neuen Tiere mit begleitender parasitologi-
87
scher Untersuchung und - wenn nötig - gezielter antiparasitärer Therapie mittels
Antiparasitika mit engem Wirkspektrum die optimale Lösung.
Der gänzliche Verzicht auf synthetische Antiparasitika in Bezug auf die Coccidien-
Bekämpfung schlägt sich insbesondere im Sommer in zum Teil erhöhten Oozyste-
nausscheidungsmengen (opg von 6400) bei den Kitzen nieder. Diesbezüglich sollten
eventuell zusätzliche unterstützende Maßnahmen wie z.B.: Desinfektion, häufigere
Entmistung oder auch der gezielte Einsatz synthetischer Kokzidiostatika bei klinisch
apparenten Infektionen in Betracht gezogen werden, da die Kokzidiose aufgrund
geringerer Gewichtszunahmen zu massiven Produktionsverlusten und auch zu To-
desfällen führen kann und abgesehen vom ökonomischen auch einen Tierschutzas-
pekt darstellt.
• Betrieb 2
Die Eiausscheidungsraten liegen - allgemein betrachtet - über denen von Betrieb 1,
sie sind jedoch - obwohl hier regelmäßig aufgrund der sonst anfallenden Wartezeiten
in der Trockenstehperiode entwurmt wird - als mittelgradig einzustufen. Als Alterna-
tive zur regelmäßigen prophylaktischen Entwurmung aller Tiere könnte als Optimie-
rungsmaßnahme über eine eventuelle Umstellung der - nicht ganz korrekt „biologi-
schen" - prophylaktischen Entwurmungspraxis auf das bereits eingehend behandelte
selektive Behandlungsregime nachgedacht werden, da innerhalb einer Herde nicht
alle Tiere im gleichen Ausmaß infiziert sind. Zusätzlich sind die Entwurmungen
nach derzeitigem Schema zeitlich über mehrere Monate gestreut, da sie immer nur in
der Trockenstehperiode erfolgen und könnten dadurch an Effizienz einbüßen. Der
ineffiziente Einsatz von Anthelminthika ist hingegen sehr teuer, da er meistens wie-
derholt werden muss oder erhoffte Erfolge ausbleiben und es trotzdem zu Produkti-
onsverlusten kommt. Eine selektive Behandlung auffälliger Tiere und das zusätzliche
Fasten vor der geplanten Durchführung könnten somit gleichzeitig die Effizienz der
Entwurmungsmaßnahmen erhöhen und Kosten sparen, obwohl bei Entwurmungen
während der Laktation Wartezeiten berücksichtigt werden müssen. Dabei wäre hier
die Behandlung von Einzeltieren eher geeignet als die Entwurmung ganzer Risiko-
gruppen, da die Tiere inzwischen nach Laktationsstadium (was sich mitunter mit den
Risikogruppen deckt) gruppiert werden. Die Entwurmung einer ganzen Haltungs-
gruppe könnte demnach die Resistenzentwicklung fördern, nachdem alle Parasiten
dieser Gruppe dem Selektionsdruck des Anthelminthikums ausgesetzt sind.
88
Positiv anzumerken ist hingegen der Wirkstoffwechsel (von Fenbendazol auf Moxi-
dectin), der weiterhin regelmäßig durchgeführt werden sollte. Der Einsatz von Breit-
bandanthelminthika ist allerdings auch hier kritisch zu hinterfragen und sollte im
Idealfall durch eine - an die diagnostizierte Parasitose angepasste - Therapie mit
spezifisch wirksamen Stoffgruppen ersetzt werden, zumal besonders die Gruppe der
Benzimidazole, wozu Fenbendazol (Panacur®) zählt, als höchst gefährdet bezüglich
Resistenzentwicklung gilt. Wie auch bereits für Betrieb 1 empfohlen, sollte die ein-
gesetzte Dosierung das 2-fache der empfohlenen Schafdosis betragen und außerdem
nach genauem Körpergewicht oder nach dem schwersten Tier der Herde erfolgen,
um eine Unterdosierung zu vermeiden. Nachdem in diesem Betrieb ebenfalls Zucht-
böcke zugekauft werden, wären auch hier die bereits für Betrieb 1 angeführten Qua-
rantänemaßnahmen vor Integration des zugekauften Tieres in die bestehende Herde
aus denselben Gründen ratsam.
Zu hoffen ist, dass mit Umstallung der Kitze in eine neu errichtete Halle die Not-
wendigkeit der prophylaktischen Kokzidiostatika-Behandlung abnimmt. Vorsorgli-
che Maßnahmen wie z.B. die häufige Entmistung mit regelmäßiger Desinfektion
bzw. die rechtzeitige Diagnostik und (homöopathische) Behandlung bei wechselhaf-
ter Kotkonsistenz könnten ein Wiederaufflammen der allgemeinen Problematik e-
ventuell verhindern.
• Betrieb 3
Erwartungsgemäß waren in Betrieb 3 die Eiausscheidungsraten der primär weideas-
soziierten Parasiten am höchsten und erreichten zum Teil massive Ausmaße, so dass
parasitär-bedingte Produktionsverluste nicht ausgeschlossen werden können, obwohl
die Tiere zum Großteil einen guten Allgemeinzustand zeigten. Die genaue Beobach-
tung der Milchleistung wäre angesichts des zum Teil hohen Befalls hier sehr auf-
schlussreich.
Bisher wird nur bei vorliegendem Parasitosenverdacht und jeweils nur das entspre-
chende Tier entwurmt. Die Effizienz der Entwurmungen könnte hier durch den
Wechsel zu einem strategischen, selektiven Behandlungsmodus erhöht werden. Al-
lerdings bietet sich in diesem Betrieb die Behandlung unter Berücksichtigung von
Risikogruppen z.B. der Hochlaktierenden an, da alle melkenden Tiere gemeinsam
gehalten werden und so trotz Behandlung einer gesamten Risikogruppe ein ausrei-
chend großes Refugium der unbehandelten Tiere zurückbleibt. Ein regelmäßiger
89
Wirkstoffwechsel ist auch hier äußerst ratsam. Positiv hervorzuheben ist die vom
Landwirt praktizierte Verabreichung von Anthelminthika in der doppelten empfohle-
nen Schafdosierung. Eine mögliche Effizienzsteigerung durch eine dem Körperge-
wicht angepasste Dosierung sowie durch Fasten der Tiere vor geplanter Behandlung
wurden bereits erwähnt und werden auch hier empfohlen. Zusätzlich bieten eventuell
einige der in Kapitel 2.6 besprochenen Behandlungsmöglichkeiten in naher Zukunft
eine Alternative bzw. Ergänzung zum Einsatz synthetischer Anthelminthika.
Dringender Handlungsbedarf besteht bezüglich der hohen Sterblichkeitsrate von 40
% der Kitze innerhalb der ersten Lebenstage, da damit nicht zuletzt hohe Produkti-
onsverluste verbunden sind. Eine umfassende Aufklärung der Ursache wäre unbe-
dingt notwendig. Nicht auszuschließen ist ein Zusammenhang mit Toxoplasmen, die
durch junge Katzen übertragen werden und durch Schädigung der Föten für lebens-
schwache Kitze verantwortlich sein können. Da am Hof einige Katzen zur Mausbe-
kämpfung gehalten werden, wäre eine Toxoplasmen-Prävalenz nicht überraschend.
Nachdem ausschließlich junge Katzen als Toxoplasmen-Ausscheider fungieren und
damit die Kontaminationsquelle darstellen, wäre ein denkbarer Lösungsansatz, die
vorhandenen Katzen kastrieren zu lassen, um die Anzahl der Jungtiere zu reduzieren.
Gegen Toxoplasmen als Ursache für die hohe Kitzsterblichkeit spricht jedoch die als
vereinzelt angegebene Abortrate, die vom Besitzer auf zum Teil beobachtete Stoßun-
fälle zurückgeführt wird. Die zum Teil massive Coccidien-Prävalenz ist als Ursache
für die hohe Sterberate der Kitze zwar nicht wahrscheinlich, da die Kitze vor allem
innerhalb der ersten vier Lebenstagen sterben und dies für Coccidien-bedingte Aus-
fälle zu früh erscheint. Trotzdem sollten Maßnahmen zur Eindämmung des Cocci-
dien-Befalls in Betracht gezogen werden, um damit einhergehende etwaige Produk-
tionsverluste zu minimieren.
5.4 BCS und dessen Korrelation mit der Endoparasitenbelastung
Die Erhebung des BCS dient zur Ermittlung der Körperkondition bzw. der Energie-
reserven eines Tieres. Diese Technik wurde zuerst für Schafe entwickelt und später
für die Anwendung bei Ziegen adaptiert (Lenden- und Brustbeinscore für Milchzie-
gen nach MORAND-FEHR et al., 1989), da die Ziege im Unterschied zum Schaf das
Körperfett in lokalen Fettdepots - dazu gehören die Brustbein- sowie die Lendenwir-
belregion - speichert. Berücksichtigt werden muss unbedingt, dass ein Teil des Kör-
90
perfetts bei der Ziege intraabdominal und somit nicht palpierbar liegt (VATTA et al.,
2002), so dass die Palpation das Tier eventuell magerer erscheinen lässt, als es tat-
sächlich ist.
In den im Zuge dieser Arbeit untersuchten Betrieben war zu bemerken, dass die Tie-
re von Betrieb 3, die eine statistisch signifikant höhere Befallsintensität an verschie-
denen Endoparasiten aufweisen, bezüglich ihres BCS im subjektiven Eindruck wie
auch in errechneten Anteilen - mit Ausnahme zweier Tiere beim ersten Betriebsbe-
such, die in sehr schlechtem Ernährungszustand waren - ein ausgesprochen homoge-
nes Bild darboten. Allerdings lag der Anteil der Tiere mit BCS<2,5 im Vergleich mit
den beiden anderen Betrieben höher, während Tiere mit BCS>3,5 nur vereinzelt und
bei Betrieb 2 und 3 häufiger anzutreffen waren. Hingegen wies Betrieb 1 mit der
weitgehend geringsten Parasitenbelastung den kleinsten Prozentsatz an Tieren mit
idealem BCS von 2,5 bis 3,5 auf.
Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen somit keine eindeutige Korrelation zwischen
BCS und Parasitenbelastung und decken sich insofern mit Ergebnissen vorangegan-
gener Untersuchungen (VATTA et al., 2002). Auch nach CABARET et al. (2002) hat
sich die Ermittlung des BCS am Einzeltier als nicht nützlich zur Parasitenkontrolle
im Rahmen eines Managementprogramms erwiesen. In Studien von KOOPMANN et
al. (2006) konnte zusätzlich keine maßgebliche Korrelation zwischen erhobenen
FAMACHA®-Werten (siehe Kapitel 5.9) und Entwicklung der Körperkondition ge-
funden werden (VAN WYK U. BATH, 2002; VAN WYK et al., 2006). Grund dafür, dass
der BCS nicht verlässlich mit der Endoparasitenbelastung korreliert, könnte die mul-
tiple Faktorenabhängigkeit des BCS sein, so dass er selten eindeutig auf einen allei-
nigen Aspekt wie z.B. Endoparasiten zurückgeführt werden kann. So kann der BCS
als Spiegel der Emährungssituation z.B. deutlich geringere Werte in Zeiten geringe-
rer Nährstoffversorgung bzw. reduzierter Nahrungsaufnahme und/oder im Zuge er-
höhten Nährstoffbedarfs wie z.B. während des Wachstums, in der Trächtigkeit, wäh-
rend der Laktation, aber auch bei Endoparasiteninfektionen zeigen (VATTA et al.,
2002). Dazu kommen jedoch noch weitere umweltbedingte Faktoren wie z.B. klima-
Das Hauptanliegen dieser Arbeit war, das Parasitenspektrum und die Befallsintensi-
tät in drei biologischen Milchziegen-Betrieben mit unterschiedlichen Haltungssyste-
men zu erheben. Zusätzlich wurde die Validität des Body Condition Score (BCS) als
Parasitosen-Indikator und seine Praxisrelevanz zur Früherkennung einer Endoparasi-
tose überprüft. Die Untersuchungsergebnisse wurden auf Abhängigkeiten von Hal-
tungssystem, Tieralter sowie auf saisonale Schwankungen untersucht.
Material und Methode
Pro Betrieb (Betrieb 1: Auslauf und Heufütterung, Betrieb 2: Auslauf und Grünfütte-
rung, Betrieb 3: ganzjährige Weidehaltung) wurden im Sommer und Herbst 2007 für
jede Haltungsgruppe fünf bzw. mindestens 20 Einzeltierkotproben rektal sowie
Sammelkotproben aus den Boxen entnommen und parasitologisch mittels Anreiche-
rungsverfahren, Eizählungen und Kotkulturen untersucht. Auffällige Befunde bei der
klinischen Untersuchung der Tiere wurden vermerkt und der Ernährungszustand mit-
tels Body Condition Score (BCS) erhoben. Die Daten wurden mittels SPSS auf signi-
fikante Korrelationen zu Haltungsform, BCS, Alter und Jahreszeit geprüft.
no
Ergebnisse
In allen Betrieben konnten Eimerien, Magen-Darm-Strongyliden (MDS; Haemon-
chus, Teladorsagia, Trichostrongylus, Cooperia, Chabertia), Strongyloides und
Skrjabinema nachgewiesen werden. Nematodirus wurde ausschließlich in Betrieb 3,
Moniezia in Betrieb 1 und 3 beobachtet. Tendenziell konnten typische Weideparasi-
ten wie MDS aber auch Eimerien vermehrt in Betrieb 3 gefunden werden, während
stallassoziierte Parasiten in Betrieb 1 und 2 überwogen. Eine statistisch signifikante
und praxisrelevante Korrelation zwischen BCS und der Befallsintensität konnte nicht
nachgewiesen werden. Altersbedingte Unterschiede zeigten sich in einer höheren
Eimerienoozysten-Ausscheidungsrate bei Jungtieren, sowie höheren Ausscheidungs-
raten von MDS-Eiem bei adulten Tieren. Saisonale Variationen zeigte die Prävalenz
für weidetypische Parasiten, die im Sommer wesentlich höher war, während stallty-
pische Parasiten vermehrt im Herbst zu finden waren. Auffällig war die variierende
Befallsintensität innerhalb einer Herde/Haltungsgruppe, die Hinweis auf die indivi-
duell differierende Immunantwort der Ziegen sein könnte.
8. SUMMARY
PATTISS-KLINGEN, Barbara: Endoparasite burden and management in dairy
goats from organic farms with special reference to farm type and feeding.
Introduction
The increasing number of goat-farms and organic livestock during the last years re-
flect growing economic importance of these production fields. Factors causing pro-
duction losses become even more relevant - gastrointestinal (GI) parasitism can be
seen as one of them. Endoparasites can be present in high numbers especially in or-
ganic livestock - last but not least because of the restricted possibilities to use con-
ventional medicine. The main objective of this study was to determine the endopara-
sitic spectrum and the intensity of infection on three organic dairy goat farms in simi-
lar climatic conditions. Each of them represents a special housing system. The valid-
ity of the body condition score (BCS) as an indicator of endoparasite infections for
early diagnosis was tested additionally. Possible correlations between dependent on
housing system, age and seasonal changes were evaluated.
Ill
Materials and Methods
Three organic milk-goat-farms of different housing systems (farm 1 with outdoor
access and hay-feeding, farm 2 with outdoor access and seasonal forage-feeding,
farm 3 with all-season pasture management) were included in this study and visited
in summer and autumn 2007. The farmers were interrogated previously according to
a questionnaire on general farm dates, livestock husbandry and their endoparasite-
management. Five samples per group of animals or at least 20 samples per farm were
gathered rectally from individuals and additionally pooled faecal samples from the
floor were collected. The samples were examined parasitologically by sedimenta-
tion/flotation, faecal egg counts and coprocultures. Clinical findings of interest were
noted and the BCS was determined assessing sternal- and lumbar region. The ob-
tained data were analysed for significant correlations and differences concerning the
parasite-prevalence considering the housing system, BCS, age and season using
SPSS.
Results
Significant differences between the farms were found for infection level and egg
excretion but not for the parasite-spectrum. Eimeria, strongylid nematodes (Haemon-
chus, Teladorsagia, Trichostrongylus, Cooperia and Chabertia), Strongyloides and
Skrjabinema of varying degrees could be found on all farms; however, Nematodirus
was detected exclusively on farm 3 and Moniezia only sporadically on farm 1 and 3.
Clear differences between farms could be registered concerning typical pasture-
parasites such as strongyles, but also for Eimeria. Farm 3 showed the highest, farm 1
usually the lowest rate of egg/oocyst-excretion, whereas the excretion rates of farm 2
ranged in between. A statistically significant correlation of practical relevance be-
tween BCS and intensity of infection was not evident; hence BCS must be seen as an
inappropriate tool for early diagnosis of endoparasitic infections. However, obvious
significant differences of infection-rate could be documented between adults and
kids (until one year of age), particularly concerning Eimeria - with higher prevalence
in kids and young goats - and strongyles with higher excretion-rates in adults. Fur-
thermore seasonal changes of the parasite-spectrum and intensity of affection could
be found with higher rates of pasture parasites in summer and higher rates of indoor
parasites in autumn. Larvae of Haemonchus and Strongyloides could be predomi-
nantly observed in summer but little in autumn whereas for Teladorsagia, Trichos-
112
trongylus, Chabertia and Cooperia the opposite was noted. Intensity of infection was
highly varying within flocks. This could be explained by different efficiency of indi-
vidual immune response.
113
9. LITERATURVERZEICHNIS
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123
10. ANHANG
Fragebogen Bio-Ziegen-Betriebe
Fragen zum Betrieb allgemein;
1. Wie viele Tiere sind zurzeit auf dem Betrieb? Anteilig wie viele pro Alters- gruppe (Adulte/Jährlinge/Kitze)?
2. Welches Produktionsziel (Fleisch, Milch) wird verfolgt?
3. Besteht Kontakt zu Tieren anderer Betriebe (Ausstellungen...)/ Zukaufe? Wenn ja, woher wird zugekauft? Kommen neue Tiere in „Quarantäne", wenn ja, wie lange und wie ist die Vorgehensweise bzgl. potentieller Parasitosen?
4. Fütterung?
5. Aufstauung: wie oft wird gemistet, neu eingestreut, desinfiziert, grundgerei- nigt...?
6. In welchem Alter werden die Kitze von ihren Müttern getrennt? Wie und wo erfolgt die Kitzaufzucht?
7. Haben die Tiere die Möglichkeit der Nutzung von Auslauf/Weide? Ab und bis wann im Jahr (Weide)? Wird ein Weidewechsel durchgeführt? Wenn ja, wie oft?
8. Werden Weide/ Futterwiesen mit Stallmist gedüngt? Wie erfolgt die Mistauf- bereitung?
Fragen zu Parasitosen:
1. Sind Parasitosen im Betrieb bekannt? Wenn ja, welche? Worauf wird im Zu- sammenhang mit der Erkennung von Parasiten besonders geachtet bzw. wel- che Anzeichen erwecken den Parasitenverdacht?
2. Zeigen einzelne Tiere Auffälligkeiten wie Gewichtsverlust, Durchfall, Hus- ten, Niesen...? Wenn ja, sind bestimmte Altersgruppen davon betroffen? Tre- ten diese Auffälligkeiten zu bestimmten Jahreszeiten auf? Wie hoch ist Ster- berate bei Kitzen?
3. Wie sieht das Parasitenmanagement des Betriebes aus: Prophylaxe, Behand- lungen (Präparate und Dosierung), Haltungsmanagement (häufigeres Ausmis- ten, Desinfizieren, Fütterung, Weide Wechsel...)? Konnte die Situation durch bereits bestehende Maßnahmen verbessert werden?