Denken, Hellsehen und GeisteswissenschaftHervorhebungen und
Unterstreichungen sind grtenteilsvom Verfasser der vorliegenden
Zusammenstellung gesetzt.1. EinfhrungDer Begriff der auersinnlichen
Wahrnehmung
Denken und Wissenschaft dass diese beiden etwas miteinander zu
tun haben, ist ohne weiteres einsichtig. Ist es doch die Aufgabe
der Wissenschaft, die Phnomene (Erscheinungen) in der Welt mit
Erkenntnis zu durchdringen: sie verstndlich und, in gewissem Mae,
auch vorhersagbar zu machen. Die Vorhersage beispielsweise, dass
sich im luftleeren Raum eine Feder und ein Stck Blei mit der
gleichen Geschwindigkeit in Richtung Erdmittelpunkt bewegen wrden,
wurde getroffen, lange Zeit bevor sie experimentell berprfbar
gewesen ist.Wie ist es aber um das sogenannte Hellsehen bestellt?
Fr dieses Wort existiert nicht einmal eine irgendwie verbindliche
Definition. Gewhnlich sind die bergnge des Begriffs Hellsehen zu
anderen Begriffen wie Mystik, Mythologie, Esoterik, Metaphysik,
Mediumismus, Traum, Nahtoderlebnis, out-of-body-Erfahrung, luzides
Trumen, Vision, Halluzination Phantasie, Illusion und Betrug
flieend und unscharf. Die alles umspannende offizielle Bezeichnung
ist auersinnliche Wahrnehmung; in deren Definition ist lediglich zu
finden, dass so etwas nicht erklrbar ist:Auersinnliche
Wahrnehmungen (Abk. ASW; englisch extrasensory perception, Abk.
ESP) ist ein Sammelbegriff fr eine hypothetische Art von
Wahrnehmungen, fr die es bislang keine wissenschaftlich besttigten
Nachweise gibt und die per Definition nicht durch bekannte
sinnliche Erfahrungen, Wahrnehmungen oder Wissensquellen erklrbar
sind.
Die Wissenschaftsgemeinde lehnt ASW berwiegend ab. Grnde hierfr
sind der Mangel einer evidenzbasierenden Faktenbasis und der Mangel
einer Theorie, die ASW erklren knnte. [Wikipedia: Auersinnliche
Wahrnehmung]Theorien, die ASW erklren knnten, gibt es genug. Als
Beispiel werde ich im Folgenden immer wieder aus Bchern und
Vortrgen Dr.Rudolf Steiners (1861-1925) zitieren. Die vorliegende
Schrift soll zwar in sich schlssig sein und keiner unabhngigen
Erklrungen bedrfen; sie kann dies aber nur nach Magabe der
Erfahrungen ihres Verfassers; dasjenige, wovon dieser nichts wei,
kann er nur bei anderen Autoren suchenJe weniger es einen
allgemeinen ASW-Begriff gibt, desto mehr sollte einem sich
aufgeklrt nennenden Zeitalter daran gelegen sein, die einzelnen
Unterbegriffe sauber zu ordnen, ohne dabei nur eine Auswahl
gewisser Autoritten zu Wort kommen zu lassen. Wissenschaft eben
diesmal in Bezug auf das Hellsehen. Man begibt sich hierbei
zwangslufig auf ein Gebiet, das den physischen Sinnen des Forschers
unzugnglich ist: Schlielich kann einen Traum, eine Halluzination
oder eine mglicherweise reale Vision nur eine einzige Person
wahrnehmen, whrend der Untersuchende auf deren Schilderung oder
indirekte Messungen (wie EEG und MRT) angewiesen ist, die aber
nicht direkt an das innere Erlebnis des Probanden
herankommen.Natrlich kann ein Forscher seinen eigenen Traum
untersuchen; aber ohne Vergleiche der eigenen Trume mit den Trumen
anderer Personen wrde seinen Ergebnissen stets etwas Subjektives
anhaften. Und wenn es gar um Untersuchungen in Bezug auf
Ausnahmeerscheinungen wie ASW ginge, htte ein Forscher nicht einmal
eine genaue Vorstellung von dem, was er bei Anderen untersuchen
mchte, insofern er es nicht aus eigener Erfahrung selbst kennte.Was
soll in dieser Schrift unter auersinnlicher Wahrnehmung verstanden
werden? Einen abschlieenden Begriff wird man nicht finden. Fragt
man etwa einen Menschen im Laufe seines Lebens immer wieder nach
seiner Definition fr ein bestimmtes Wort wie beispielsweise Chemie,
so wird man bei ihm als Vorschulkind, Erstklssler, Siebtklssler,
Abiturient, Chemiestudent, Doktor der Chemie, Nobelpreistrger,
Pensionr, kurz vor seinem Tode wahrscheinlich jedes Mal eine andere
Definition bekommen. Die ersten Antworten werden kaum befriedigend
sein. Zur Lebensmitte hin werden sie vielleicht immer
komplizierter, und gegen Ende des Lebens prgnanter und von grerer
berschau geprgt. Genauso bestimmt immer der geistige Horizont des
Autors, welche Definition er fr ein Wort whlt; und auf Grundlage
seiner Definition nur wird er Aussagen ber ein Thema anstellen.Um
einen anfnglich hinreichenden Begriff zu definieren, soll es sichum
Wahrnehmungen handeln, die nicht mit den physischen Sinnen des
Menschen gemacht wurden. Wahrnehmungen, zu denen es keiner Augen,
Ohren, Nasen, Zungen, Ohrknchelchen (Gleichgewicht) und Nerven
(Tasten, Wrme, Krperempfinden) bedarf. Unter Wahrnehmung verstehe
ich mit Bewusstsein registrierte Vorgnge in der Auenwelt. Zum
Beispiel fliegt ein Stein durch eine Scheibe, der Vorgang wird von
mir beobachtet, er kommt mir zu Bewusstsein. Unter dem Wort
Eindruck hingegen verstehe ich jegliche Art von
Bewusstseinsinhalten. Eindrcke sind Wahrnehmungen, Trume,
Phantasien, Vorstellungen, Erinnerungen usw. Wahrnehmungen gehren
der sogenannten Auenwelt an, alles brige meiner Innenwelt. Die
Auenwelt kann auch von anderen Menschen beobachtet werden, meine
Innenwelt ist nur mir zugnglich. Habe ich einen Vorgang durch
Wahrnehmen beobachtet, wird er hinterher zu einer Vorstellung, wenn
ich mich an ihn erinnere; Auenwelt wird so zur Innenwelt. Die
Ursache einer Wahrnehmung liegt in der Auenwelt: der Stein, die
Scheibe, die Schwerkraft usw. Die Ursache meiner Innenwelt liegt im
Bereich meines Wesens: in meinen Organen, Nerven und was man sonst
alles als zu mir gehrig betrachten mchte.Eindrcke ohne Augen,
Ohren, Nase, Zunge und Ohrknchelchen sind nichts Ungewhnliches sie
werden bei jedem Schlaf im Traum erlebt. Auch beim tiefen
Nachdenken, beim Aufgehen in Erinnerungen, beim lebhaften Ausmalen
von Vorstellungen und Phantasien und in der Kontemplation oder
Meditation verschwinden die Eindrcke der Sinne aus dem Bewusstsein.
Das alles ist Innenwelt. Wrde jetzt noch jegliche Beteiligung
irgendwelcher Nerven insbesondere die Ttigkeit des Gehirns und
damit die Voraussetzungen fr das Erleben einer Innenwelt wegfallen,
wrde der Mensch gewhnlicherweise in ein Nichts fallen: Er wrde in
Bewusstlosigkeit versinken, wie es in der Trance der Fall ist.
Verfgte ein Mensch jedoch ber andere Mglichkeiten des Wahrnehmens,
knnte ihm dann nicht eine den meisten seiner Mitmenschen verborgene
Welt aufgehen?Der Mensch hat verschiedene Sinne zur Verfgung, und
er kann seine Aufmerksamkeit auf bestimmte Sinne richten. Beim
selbstvergessenen Betrachten eines Bildes etwa ist man ganz Auge;
andere Sinneseindrcke werden herausgefiltert. Ein andermal knnte
man etwa ein Konzert anhren und gleichzeitig den Musikern
zuschauen. Ebenso msste, logisch geschlussfolgert, ein Mensch mit
bersinnlichen Organen in der Lage sein, sowohl nur entweder die
physische oder eine andere Welt wahrzunehmen, als auch beide
gleichzeitig im Bewusstsein zu haben. Da jedoch die auersinnlichen
Wahrnehmungen von Personen, die solche zu haben angeben, als viel
feiner oder flchtiger beschrieben werden, verschlieen diese
Personen gewhnlich ihre physischen Sinne, whrend sie Auersinnliches
schauen.Auersinnliches oder sinnenfreies Wahrnehmen ist, wie
ausgefhrt, ein Oberbegriff fr Hellsehen und andere Phnomene; der
Begriff des Hellsehens ist an spterer Stelle noch eingehender zu
beleuchten. Es sei nur schon einmal darauf hingewiesen, dass auch
Hellsehen von Personen, die sich entsprechende Fhigkeiten
zuschreiben, wiederum nur ein Oberbegriff fr eine ganze Palette
auersinnlicher Wahrnehmungen ist. So wrden sie von Hellsehen,
Hellhren, Hellfhlen usw. sprechen. Da der Sehsinn aber einerseits
fr die meisten Menschen derjenige Sinn ist, dem am meisten
Aufmerksamkeit geschenkt wird, und andererseits von Hellsehern in
ihren Schilderungen am ehesten dem Sehen vergleichbare Eindrcke
genannt werden, steht Hellsehen stellvertretend fr alle
sinnenfreien Wahrnehmungen. Personen, die ber solche Fhigkeiten
verfgen wollen, und die auerdem vorgeben, sich ber ihre Eindrcke in
wissenschaftlicher Form uern zu knnen, sollen im Folgenden
Geistforscher genannt werden.Nach Aussage von Geistforschern
handelt es sich bei ihren Eindrcken um tatschliche Wahrnehmungen
einer Auenwelt, nicht blo um innere Bilder, die aus ihrem
Innenleben entspringen. Es handelt sich bei ihnen um eine besondere
Ebene oder Dimension des Weltganzen. Wie es eine physische Welt
gibt, die durch die physischen Sinne wahrgenommen wird, so gebe es
auch eine seelische und eine geistige Welt, die physisch nicht
erlebbar seien, sondern sich in letzterer nur in ihren Wirkungen
offenbarten. Die wirkliche (d.h. wirksame) Ursache bzw.
Verantwortung fr die Krfte und Vorgnge in der physischen Welt knnen
fr die rein physische Wissenschaft immer nur weitergeschoben
werden: Von einer ominsen Kraft zu ominsen Teilchen zu ominsen
Geflechten usw. Endgltige Erklrungen darber, warum ein bestimmtes
Teilchen das tut, was es angelich tun soll, kann kein
Naturwissenschaftler liefern; auerdem muss er immer zwischen einer
bunten, tnenden, von Gedanken und Vorstellungen erfllten Innenwelt
und einer gestaltlosen, wabernden Quanten-Auenwelt sprechen, die
sich einander so fremd wie nur mglich sind; wie das Licht einer
bestimmten Frequenz in mir den Eindruck einer roten Farbe
hervorruft, knnen sie auch nicht erklren, da eben zwischen einem
Energie-Teilchen und einem Bewusstseinsinhalt gar keine hnlichkeit
besteht. Eine wirkliche Erklrung ist in diesen Welten nicht zu
finden. Wre es darum nicht zu begren, wenn es wirkliche
Geistforscher gbe?Nhme man aber vorbergehend an, es gbe eine in
wissenschaftlichem Denken geschulte Persnlichkeit, die selber in
der Lage wre, auf solche sinnenfreie Art Eindrcke aus einer
seelischen oder geistigen Welt zu empfangen einen Geistforscher
also , dann htte diese Person unzweifelhaft die Mglichkeit, die
Welt auf tiefgrndigere Weise zu erforschen, als es nach Magabe der
physischen Sinne mglich wre. Wrde diese Person dann mglicherweise
auf all dasjenige treffen, was man in frheren Zeiten Lebenskraft,
Seele, Geist, Dmonen, Gtter usw. genannt hat? Knnte sie es
wahrnehmen, verstehen lernen und ihre Erkenntnis anderen Menschen
mitteilen?Dieses Mitteilen wre zunchst einmal nicht
unwissenschaftlich: Schlielich sind ja auch 99% der Menschheit auf
die Mitteilungen der Ergebnisse angewiesen, die ein paar wenige
Forscher in ihren Laboratorien gemacht haben; wer verfgte schon ber
seinen privaten Teilchenbeschleuniger, um die vom CERN
herausgegebenen Ergebnisse zu berprfen? Das verstehende
Durchdringen dieser Mitteilungen muss den meisten Menschen gengen.
Genauso verhielte es sich zunchst auch mit den durch Hellsicht
erlangten Ergebnissen. Nicht statthaft ist der Einwand, den
Mitteilungen von vornherein keinen Glauben zu schenken, weil man
selber die auersinnlichen Eindrcke die Rohdaten nicht zu empfangen
in der Lage ist. Denn wie in jeder Wissenschaft sind nicht die
Rohdaten von wirklicher Bedeutung, sondern die Erkenntnisse und
praktischen Anwendungen, die man aus ihnen gewinnt. Nur das stndige
Sich-Bewhren der ausgewerteten Eindrcke und mein eigenes Gespr
werden den Grad ihres Zutreffens zu bewerten haben: Eine
mathematische Formel ist fr mich erst dann wahr (d.h. glaubhaft),
wenn ich sie einsehen kann; ohne meine Einsicht kann sie objektiv
noch so lange wahr sein, ich werde immer an ihr zweifeln. Genauso
muss auch fr auersinnliche Schilderungen ein gewisses Ma an Glauben
aufgebracht werden; vielen Menschen fllt dies heute so schwer, dass
selbst logische Beweisfhrungen oder nicht von der Hand zu weisende
Schilderungen von Geistforschern unbeachtet bleiben.Ein
Geistforscher wrde behaupten, dass er Seelenwissenschaft,
Geisteswissenschaft usw. betreibe. Wollte man einen allgemeinen
berbegriff fr alle durch wissenschaftlich errungene Forschung
zustande gekommen Ergebnisse bilden, wrde sich am ehesten das Wort
Geisteswissenschaft anbieten. Denn es ist ja der sogenannte Geist,
der Verstndnis ermglicht und die Phnomene systematisch gliedert;
ferner wrden Geistforscher den Geist als die Grundlage der ganzen
Welt hinstellen sei es in ihren geistigen, seelischen oder
physischen Anteilen. Und ferner wrden sie sagen, dass die seelische
und physische Welt nur ganz verstndlich werden, wenn man mit dem
Verstndnis im Geistigen anfngt und von dieser ihnen sicher
erscheinenden Ausgangsbasis alles vom Geistigen Abgeleitete
durchdringt; der Geist steht fr den Geistforscher als hchstes
Prinzip da. Dieser Begriff vom Geist hat natrlich fast nichts mit
dem Wort Geist zu tun, das in der Alltagssprache gebraucht wird.
Aber um nicht stndig neue Worte zu erfinden, und vor allem, um an
alles Wahre anzuknpfen, das ja doch auch in der gewhnlichen Sprache
existiert, werden die Begriffe vieler existenter Wrter von
Geistforschern erweitert.Ein Geisteswissenschaftler msste nicht
notwendigerweise Persnlichkeit sein, die selbst in der Lage ist,
auf hellsichtigem Wege Forschungen zu betreiben. Sie knnte auch blo
die Ergebnisse des Hellsehers verwenden, sie ordnen, logische
Fehler korrigieren, sie im Bereich der physischen Welt berprfen und
schlielich praktische Anwendungen fr sie ausdenken. Ein einziger
Geistforscher (also wissenschaftlich arbeitende Hellseher) knnte im
Prinzip genug Daten bereitstellen, um Dutzende
Geisteswissenschaftler damit zu versorgen. Es ist dabei natrlich
notwendig, dass der Geistforscher selber wissenschaftlich arbeitet,
da eine nicht gewissen Regeln, Erfahrungen und Einsichten
unterworfene Mitteilung wissenschaftlich unbrauchbar ist.Man knnte
einwenden: Der Geistforscher sitzt nur in seinem Kmmerchen und
kommt mit der Welt gar nicht in Berhrung; ein Naturwissenschaftler
sollte ja auch nicht nur an seinem Schreibtisch forschen, sondern
diejenige Teile der Natur selbst erlebt haben, ber die er Bescheid
wissen mchte. Ich erwidere: In der physischen Welt ist es so, dass
man sich etwa krperlich zum Standort eines Eichbaums bewegen muss,
um einer Eiche wirklich nahe gekommen zu sein. Ein Botaniker, der
nie in Berhrung mit irgendeiner Flora gekommen ist, drfte wohl zu
Recht mit Skepsis betrachtet werden. Diese Skepsis wre auch fr die
Geisteswissenschaft angebracht. Nur handelt es sich hier nicht um
physische Bume, die an einem bestimmten Ort verwurzelt sind.
Vielmehr ist das Denken selbst ja berhaupt nicht zeit- oder
ortsgebunden: In meinen Vorstellungen kann ich im Bruchteil einer
Sekunde vom Ausmalen meines nchsten Urlaubs zu Erinnerungen aus
meiner Kindheit springen; und gerade die Mathematik zeigt diese
Ungebundenheit: Nirgendwo im Raum existiert eine Zahl; den Begriff
der Zwei knnen beliebig viele Menschen an jedem Ort der Welt
gleichzeitig denken. Genauso ist es mit allen anderen
Untersuchungsgegenstnden der Geisteswissenschaft: Durch das immer
weiter vertiefte Sich-in-sie-hinein-Denken verbinde ich mich mit
diesem Gegenstand. Kant hat seine Heimatstadt auch nicht verlassen,
und hat trotzdem ber alles Mgliche im Diesseits und Jenseits
nachgedacht.Der Geistesforscher verhlt sich nicht zu dem anderen
Menschen, der ... nur dasjenige aufnimmt, was die Ergebnisse der
Geistesforschung sind, wie der Naturforscher zu demjenigen der sich
ber die Ergebnisse der Naturforschung unterrichtet. Das Verhltnis
ist ein anderes; und dies soll hier im Bilde besprochen werden.Der
Geistesforscher selbst bereitet gewissermaen nur das Instrument zu,
das die Erkenntnis der geistigen Welt vermittelt. Dadurch, da er
sich gewisse Fhigkeiten aneignet, ist der Geistesforscher
gewissermaen in der Lage, solche Werkzeuge zu formen, durch die
jeder Mensch in die geistige Welt eindringen kann, der nur
unbefangen genug ist, um die Werkzeuge richtig zu
gebrauchen...Whrend derjenige, welcher die Werkzeuge fr ein ueres
chemisches oder klinisches Experiment vorbereitet, uere Dinge
zusammenstellt, durch welche dann ein Naturgeheimnis anschaulich
werden kann, bereitet der Geistesforscher ein rein
seelisch-geistiges Werkzeug zu. Dieses Werkzeug sind gewisse
Vorstellungen und Vorstellungszusammenhnge, die, richtig gebraucht,
den Eingang in die geistige Welt erschlieen. Daher ist auch die
geisteswissenschaftliche Literatur anders aufzufassen als die
andere Literatur. [DmL, Seite239f.]Die geistige Welt ist nicht hier
oder dort, sondern von jedem Ort aus greifbar. Darum darf der
Geisteswissenschaftler logischerweise in der Tat behaupten, mit den
Dingen, ber die er spricht, in Berhrung gekommen zu sein, auch wenn
er sein Zimmer fr seine Forschungen nie verliee.
Es ist nun mglich, dass ein Mensch zwar eine sinnenfreie
Wahrnehmung hat, aber in seinem Denken keinen Bezug zu ihr
herstellen kann; jemandem kann etwa vor den inneren Sinn das Bild
eines Wesens treten, das er Engel nennen mchte. Oder einem anderen
Menschen knnen Wrter wie Seele, Geist, Engel, Himmel usw. zwar
schon des fteren in seinem Leben begegnet sein, aber er kann
eigentlich gar nicht sagen, was das eigentlich sein knnte. Beide
Menschen knnen nicht behaupten, wirklichen bewussten Kontakt mit
einem Engel gehabt zu haben.
Ersterer Mensch hat insofern es sich nicht um Einbildung oder
Halluzinationen handelt den Engel ja gar nicht in seiner
Wirklichkeit erlebt, sondern nur ein Bild von ihm: Mein ueres steht
zwar mit meinem Innenleben in einem gewissen Zusammenhang, aber
trotzdem kann jemand, der ein Photo von mir gesehen oder eine
Tonaufnahme von mir gesehen hat, noch nicht behaupten, mich
getroffen zu haben oder gar, mich zu kennen. Ebenso ist die bloe
visuelle Erscheinung eines Engels noch keine Begegnung: Denn mein
eigentliches Wesen und das eigentliche Wesen eines Engels gehren
laut Geisteswissenschaft der geistigen Welt an; nur dort kann eine
Begegnung stattfinden. Dieser Mensch hat, um auf das Beispiel mit
dem Eichbaum zu verweisen, die Eiche durch eine Glaswand erlebt,
oder gar nur eine Eiche in einem Bilderbuch gesehen er war aber
nicht wirklich bei der Eiche anwesend.
Letzterer Mensch hat zwar ein Wort in seinem Wortschatz, aber ja
er wsste gar nicht, in welche Richtung er fortdenken knnte, um ber
diese Begriffe grere Klarheit zu bekommen; darum wre es fr ihn das
einfachste zu sagen, dass es das alles berhaupt nicht gebe. Auch
dieser Mensch ist mit Bewusstsein keinem Engel begegnet.Ein
gesunder Mensch kann, nach dem Aufwachen, ohne Weiteres beurteilen,
welche inneren Vorstellungen er eben getrumt hat, welche aus seiner
Erinnerung aufsteigen, und welche er gegenwrtig wirklich erlebt. Er
kann die verschiedenen Dimensionen (Traum, Erinnerung, Phantasie,
Wahrnehmung...) auseinander halten und sich ber sie Gedanken
machen; er hat ferner Erfahrung in der Dimensionen der tatschlichen
sinnlichen Wahrnehmungen gemacht und kennt sich in dieser Welt aus
er wei, dass der Krper stets nach unten fllt, er hat gelernt, wie
man seine Glieder bewegt, sodass man ihne umzufallen gehen kann
usw.Ein ebenso gesundes d.h. mit denkerischer Klarheit verbundenes
und mit den Gesetzen anderer Welten vertrautes Eintauchen in den
physischen Sinnen verborgene Welten soll hier unter denkerisch
durchdrungenem Hellsehen verstanden werden. Dieses soll damit
ausdrcklich von subjektiver Phantasie und Trumerei, von durch
Krankheiten hervorgerufenen Halluzinationen, von Psychosen und
Visionen sowie von Schamanismus und Mediumismus abgegrenzt werden.
Sonstige Arten metaphysischer Wahrnehmungen sollen im Folgenden als
nicht-denkerisch durchdrungenes Hellsehen (oder mit hnlichen
Ausdrcken) bezeichnet werden.
Es kann vorkommen, dass ein Mensch auersinnliche Wahrnehmungen
haben kann, aber an ihrer Echtheit zweifelt bzw. nicht wei, was er
mit ihnen anfangen soll am Ende sich gar vor ihnen frchtet und sie
loswerden mchte. Oder er hat sich an auersinnliche Wahrnehmungen
gewhnt und mag auch wissen, dass es sich nicht um Einbildungen
handelt, kann aber eigentlich nicht beurteilen, ob die Eindrcke
tatschlich Wahrnehmungen oder nur seine Innenwelt darstellen, und
er kann auch nicht in allen Einzelheiten durchschauen, was sich ihm
darbietet. Dies soll im Folgenden noch vertiefend dargestellt
werden.Den Geistforscher zeichnet die Fhigkeit aus, die
verschiedenen Ebenen des Daseins wohl unterscheiden zu knnen. Man
mag sich solange das Vorhandensein einer Tasse einbilden, bis man
versucht, sie mit Flssigkeit zu fllen; die Pftze auf dem Tisch wird
ihr Nichtvorhandensein ergeben. Ebenso gibt fr es auch in anderen
Welten Mittel, die Art eines Eindrucks zu berprfen; sie sind aber
ganz anders gestaltet als in der Sinnenwelt. Das Vermischen der
Sinnenwelt mit auersinnlichen, visionren oder der Phantasie
entsprungenen Eindrcken ist nicht das Kennzeichen eines gesunden
Seelenlebens. Beharrliches Vertrautwerden mit echter
Geisteswissenschaft wird solche Zustnde verhindern oder kann sie
bei Personen in gewissem Grade heilen, bei denen sie im Verlaufe
ihres Lebens durch bestimmte Ursachen aufgetreten sind.Alle Arten
auersinnlicher Wahrnehmung mit Ausnahme des denkerischen Hellsehens
eignen sich nicht zum geistigen Forschen, da das bloe Wahrnehmen
den Betreffenden eben noch lange nicht zum Verstndnis befhigt:
Jeder kann die physische Welt wahrnehmen; um sich aber
Wissenschaftler nennen zu drfen, ist eine grndliche Ausbildung
notwendig.Wer nun nicht wenigstens vorbergehend die Annahme gelten
lassen kann, es gbe echte, d.h. objektiv auf auersinnlichem Weise
empfangene Eindrcke, wird alle folgenden uerungen nur mit Kritik
bedenken knnen. Etwas als Mglichkeit hinzustellen, bedeutet aber
noch nicht, einfach daran zu glauben.Wissenschaftlichkeit
bedeutet:
1. Nur Erfahrung und Logik haben Gltigkeit; das Ansehen, die
Autoritt, die Verdienste einer bestimmten Person spielen keine
Rolle. 2. Meine eigene Meinung ist unerheblich. Zum Wohle der
Wahrheitsfindung (oder gltiger Gesetze) muss mir jedes legale
Mittel recht sein, meine Erfahrungen zu erweitern.3. Die
berlieferung ist beiseite zu lassen. Nur was ich selbst verstanden
und eingesehen habe, spielt fr meine Forschung eine Rolle. Ich baue
nicht auf den Irrtmern meiner wissenschaftlichen Kollegen oder
Vorgnger auf.Wrde in unserer Zeit wirkliche Wissenschaftlichkeit
getrieben werden, dann mssten sozusagen smtliche Physiker
ausschwrmen, um Personen ausfindig zu machen, von denen es heit,
sie beherrschten Fhigkeiten wie Telekinese oder Levitation: Denn
ginge es den Wissenschaftlern um die Wahrheit und nicht nur um ihre
sorgfltig gehegte Meinung oder das Aufrechterhalten der
berlieferung, drften sie so etwas nicht ignorieren, bis sich ggf.
alles dies als falsch herausgestellt htte. Oder die Mediziner
mssten sich brennend fr Nahtodeserlebnisse und Wunderheilungen
interessieren. Da all dies aber weitlufig ignoriert wird, ist das
nur ein Zeichen dafr, dass die Wahrheit beschwerlich ist und kein
Geld einbringt.
Und msste nicht jeder Mensch lebhaft daran interessiert sein,
etwas zu erfahren ber seine wahre Natur und das, was die Welt im
Innersten zusammenhlt? Nur wer dieses Interesse nicht verloren hat,
wird die ntige Unvoreingenommenheit aufbringen, die Mitteilungen
der Geistforscher wenigstens anzuhren und zu prfen.Kann man
Sicherheit ber die Tatschlichkeit hellsichtiger Wahrnehmung
erlangen, wie etwa durch Experimente?Die Arbeit des
Geistesforschers an der eigenen Seele, die ihm die Fhigkeit des
geistigen Schauens gibt, geht dahin, eben diese Fhigkeit zu
erwerben. Ob er dann in einem einzelnen Falle etwas in der
geistigen Welt wahrnimmt und was er wahrnimmt, das hngt nicht von
ihm ab. Das fliet ihm zu als eine Gabe aus der geistigen Welt. Er
kann sie nicht erzwingen, er mu warten, bis sie ihm [zuteil]wird.
Seine Absicht, die Wahrnehmung herbeizufhren, kann nie zu den
Ursachen des Eintreffens dieser Wahrnehmung gehren. Gerade diese
Absicht aber fordert die naturwissenschaftliche Vorstellungsart fr
das Experiment. Die geistige Welt aber lt sich nicht befehlen.
Sollte [ein] Versuch zustande kommen, so mte er von der geistigen
Welt aus angestellt werden. In dieser [geistigen Welt] mte ein
Wesen die Absicht haben, einer Reihe von Hellsehern fr ein
Experiment bestimmte Eindrcke zu offenbaren.[Th,Anmerkung zu Seite
158ff.]Es liegt also nicht im Wnschen eines Menschen, ein
geisteswissenschaftliches Experiment zu veranstalten. Was bleibt
sonst noch an Gewissheit bringenden Faktoren?Zum einen die
berprfung der geisteswissenschaftlichen Ergebnisse in der
physischen Welt. Diese muss logisch einwandfrei erklrt werden
knnen, ohne irgendein Phnomen aus ihr beiseite schieben zu mssen.
Auch mein eigenes Innenleben muss sie mir bis in alle Einzelheiten
erklren knnen, sodass ich nicht gezwungen bin, Teile meines Wesens
unbercksichtigt zu lassen oder fr nichtig zu erklren. Wer etwa die
Frage nach der Natur des Bewusstseins fr nebenschlich erachtet,
zeigt damit nur, dass er ber sie nicht nachdenken mchte denn wrde
man wirklich weitlufig darber nachdenken, knnten gewisse
Weltanschauungen nicht aufrecht erhalten werden, welche auch immer
das sein mgen. Durch Geisteswissenschaft gefundene Antworten auf
die tiefsten Daseinsfragen mssen sich als tiefgrndiger erweisen als
alle durch Spekulation, Trumerei oder bloen Rationalismus
kombinierten Antworten ansonsten wre es keine echte Wissenschaft,
und Geisteswissenschaft wre ja nutzlos, wenn sie nichts Neues zu
Tage frderte.Das soll nicht heien, dass sie abschlieende Antworten
liefern knnte. Das Universum wre kaum bewundernswert, wenn sich
eine Antwort in ein paar Stzen abhandeln liee. Vielmehr muss der
Fragende selbst mit seinem Innenleben in die Antwort hineinwachsen,
um sie immer mehr und mehr begreifen zu knnen. Die innere
geistig-denkerische Entwicklung ist notwendig, um wirkliche
Antworten zu erhalten und diese Antworten als Wirklichkeit, als
Wahrheit empfinden zu knnen.Dieses Wahrheits-Empfinden ist Teil
jeder Wissenschaft. Ein mathematischer Beweis ist auch nur wahr,
wenn ich seine Schlssigkeit einsehe. Kein anderer Mensch, der sich
nicht ebenso intensiv mit dem Beweis befasst hat, kann etwas mit
meiner Gewissheit anfangen. Eine ebensolche persnliche Einsicht
wird man auch fr die Geisteswissenschaft brauchen. Alle Belege der
Forschungsergebnisse an ueren Tatsachen bleiben doch nur
anzweifelbare Indizien, solange sie nicht in mir zu
unerschtterlichen Beweisen werden. Darberhinaus verbindet
Geisteswissenschaft denjenigen, der sie in sich aufnimmt, aber auch
mit den Objekten der Forschung: Mein Geist verbindet sich mit dem,
in das ich mich in rechter Weise hineindenke. Diese Begegnung auf
Geistebene ergibt ein viel tieferes Wahrheitsgefhl, als jeglicher
bloer Glaube darstellen knnte.Whrend des Hineinwachsens in die
Wissenschaft des Geistigen und damit auch in die geistige Welt
selbst, da ich sie ja mittels gedanklichen Durchdringens schon
betrete und mit ihr in Verbindung komme wird als unumgngliche
Begleiterscheinung auftreten, dass alles dasjenige, was man bisher
nur geglaubt hat, abgetan werden muss. Das meiste, was man zu
wissen glaubt, ist eben nur auf Autoritt hin unhinterfragt
aufgenommen worden man selber knnte es ja gar nicht in
befriedigendem Mae berprfen! Statt es aber als Hypothese stehen zu
lassen, hat man sich Vieles so zu Herzen genommen, dass man es als
seine Wahrheit ansieht. Wissenschaftlichkeit verlangt aber, dass
Glaubensstze abgelegt werden mssen. Falsche Vorstellungen
verhindern des Weiteren das wirkliche Sich-Verbinden mit den
objekten der Geistesforschung und die Ausbildung des unbefangenen
und nach allen Seiten freien Denkens. Das Gefhl, das Sokrates in
den Worten ausgedrckt haben soll: Ich wei, dass ich nichts wei,
wird sich des geistig Strebenden nach einiger Zeit immer mehr
bemchtigen. Seine Begriffe werden sich auflsen, und er wird immer
wieder an den Punkt kommen, wo er gar nicht mehr wei, was er nun
glauben oder worauf er bauen soll. Diese Unsicherheit, dieses
In-der-Luft-Hngen wird normalerweise vermieden und durch das
Annehmen von geglaubten Wahrheiten umgangen. Aber die geistige Welt
kann nur betreten werden, wenn man sich dem schonungslos aussetzt.
Die Angst vor dem Nichts, vor dem Haltlosen ist selbst die Schwelle
zur geistigen Welt. Hinter dieser Schwelle erst kann man zu
Einsichten gelangen, die man wirklich durchschauen kann und deren
Wahrheit man im tiefsten Innern begrndet findet und bejahen kann.
Das bedeutet nicht, dass der Geistesforscher nur noch schwammige
Gedanken zustande brchte. Vielmehr wird er sich erst bewusst, wie
unzureichend die Begriffe waren, die er sich bisher gebildet hat.
Wenn jemand nur hier und da einen wirklich handfesten Begriff
zustande bringt, ist das mehr als ein ganzes Gebude
undurchleuchteter Vorstellungen; ein solches Gebude wird heute zu
Unrecht Weltanschauung genannt. Wirkliche Weltanschauung ist aber
etwas sehr hart Erarbeitetes. Nur wer die durch Geisteswissenschaft
erworbene Art von wirklicher Unerschtterlichkeit kennt, hat eine
Vorstellung davon, was Geisteswissenschaft und was wahres Denken
ist. Sie ist fr jeden selbst ebenso durchschaubar und unzweifelhaft
wie ein mathematischer Beweis, aber sie umfasst viel grere
Dimensionen als nur ein leeres Zahlengebude, indem sie zu dem
eigentlichen Wesen und Sein der Welt vordringen kann. Diese
Einsichten und diese Sicherheit knnen auch gewonnen werden, ohne
selbst hellsichtig zu sein. Sie entstehen durch die unbefangene
Hingabe an Mitteilungen von Menschen, die selber die geistige Welt
denkerisch durchdrungen und erfasst haben. Mein eigener Geist
dringt durch die Beschftigung mit geistigen Inhalten in die
geistige Welt ein und kann mit allem mitleben, was ich in ihr
wirklich erkenntnismig erfasst habe. Dieses Mitleben kann das ganze
Leben lang groenteils unbewusst bleiben, weil ein Mensch nicht fhig
ist, die auf ihn einstrmenden Daten der physischen Sinne
auszuschalten. Aber dennoch verluft sein Leben nach dem Einlass in
die geistige Welt anders als zuvor; er entwickelt wirkliches
Wahrheitsgefhl und lernt, seine eigenen Begriffe zu durchschauen
und richtigzustellen; und er findet befriedigende Antworten auf
alle Daseinsfragen, und kann sich ein Weltbild aufbauen, das nichts
in der Auen- und Innenwelt unbercksichtigt lassen muss.In dieser
Schrift geht es zunchst einmal um das Denken. Man mag nun
einwenden: Kann nicht auch das Fhlen in die geistige Welt
eindringen?
Hierauf wrde ich erwidern: Gedanken sind in aller Regel fr den
heutigen Menschen der letzte Rest dessen, was ein jeder in sich als
Verbindung mit der geistigen Welt trgt. Deshalb ist es nur durch
das Denken mglich, die geistige Welt zu betreten.Wege des Fhlens
gab es im Mittelalter, zu einer Zeit, als auch noch das Fhlen eine
solche Verbindung hatte. In der heutigen Zeit ist jedoch die
fhlende Verbindung zur geistigen Welt beim erwachsenen Menschen in
der Regel bereits abgerissen. Dies tut sich durch verschiedene
Phnomene kund. Darunter zhlen etwa die Empfindungen von
Entwurzeltsein, Haltlosigkeit, Schuldigsein, Isoliertheit,
Einsamkeit, Sinnlosigkeitusw. Gibt es eine geistige Welt, in der
mein eigentliches Wesen beheimatet ist, und dem ich nicht durch
Raum oder Zeit von anderen geistigen Wesen getrennt bin, drften
diese Empfindungen nicht auftreten: Denn man wre ja jederzeit mit
allem verbunden. Das Gefhl der Einsamkeit kann nur auftreten, weil
nur mich selber fhle. Ferne lese man etwa in der Bibel nach, wie
dort bei Begegnungen mit Engeln hufig beschrieben steht, dass der
Betroffene erschrickt oder frchtet. Dies steht eindeutig im
Gegensatz zu vielen modernen angeblichen Begegnungen mit Engeln:
Entweder hat der Betroffene keine gefhlsmige Verbindung zu der
Begegnungs-Situation; oder es handelt sich um irgendeine Art von
Trug.Denken, Fhlen und Wollen werden in der Geisteswissenschaft als
Seelenkrfte bezeichnet. Steht man denkend einem Wesen gegenber,
kann man sich ihm auch mit den brigen Seelenkrften nahen. Vor dem
Eindringen in die geistige Welt ist das Fhlen eines Menschen
zumeist nur ein Sich-Selbst-Fhlen: Meine Reaktion, meine seelische
Stellungnahme zu einem ueren Eindruck. Dies ist notwendigerweise
so, weil ein Wesen in der geistigen Welt beheimatet ist; wenn nun
meine fhlensmige Verbindung zur geistigen Auenwelt abgerissen ist,
dann dreht sich mein Fhlen nur noch um mich selbst. Wer kann schon
wirklich das fhlen, was ein anderer Mensch fhlt? Nur, insofern ich
in meinem Bewusstsein erleben haben knnte, was der Andere gerade
fhlend erlebt, wre mein Fhlen ber mich hinaus gekommen.Auch in
Gedanken kreise ich zunchst vor allem um mich. Meistens bin ich
damit beschftigt, Eindrcke aus der Sinneswelt aufzunehmen und
darber nachzudenken. Auch Erinnerungs- oder Vorstellungsbilder
beziehen sich meistens nur auf die Auenwelt und sind daher nichts
Besonderes. Es gibt aber Ausnahmemomente; diese nennt man z.B.
wirkliche Selbstbesinnung, Gedankenblitze, visionre Einflle usw.
Die Erstarkung des Innenlebens kann soweit gehen, dass man,
bildlich gesprochen, jeden Augenblick seines Lebens in einem
Gedankenblitz darinnen lebt.Mein Wollen ist dann in die geistige
Welt eingedrungen, wenn ich nicht nur Ziele habe, die letzten Endes
nur mich selbst betreffen auch das Wollen kann nur um mich kreisen.
Denken kann ich zwar ber einen inneren Antrieb so, als ob er
selbstlos und edel sei; er mag sich auch gut anfhlen. Aber bei
unbefangener Betrachtung mag er sich als Geltungssucht, Arroganz
und dergleichen entpuppen. Das in die geistige Welt eingedrungene
Wollen wird seine Ziele auf diese Welt abzustimmen suchen; ohne
diese Abstimmung wre es dort wie ein Fremdkrper. Dazu muss ein
Mensch diese Welt aber zuerst einmal kennen lernen; und
unterscheiden lernen, ob ein Impuls aus der geistigen Welt sich
aufbauend oder zerstrerisch ausleben wird.Erkennen ist also die
Grundlage des Lebens mit der geistigen Welt. Und Erkennen wird
durch Denken erworben. Um diese beiden wird es sich in dieser
Schrift handeln. Die regelrechte Ausbildung des wirklichen Denkens,
worauf im nchsten Abschnitt nher eingegangen werden wird, fhrt von
selbst dazu, dass die Fhigkeiten des Fhlens und Handelns mit ihm
mitwachsen.Ein solches Buch darf nicht gelesen werden wie ein
anderes Buch..., sondern es soll so gelesen werden, da die Begriffe
und Ideen, die darin enthalten sind, Gefhle auslsen, da man
wirklich in der vollen Strke das in der Seele empfindet, was da in
Begriffen und Ideen gegeben ist.[MM,Seite102]Schlielich mag man
fragen: Warum ist die Wahrnehmung der geistigen Welt nicht einfach
so vorhanden, sondern muss erworben werden? Eine erste Antwort auf
die Frage nach dem Verlust der auersinnlichen Wahrnehmungsfhigkeit
wrde ich in Krze folgendermaen geben sie kann keinesfalls als
abgeschlossen und befriedigend betrachtet werden: In der geistigen
Welt ist keine solche Trennung zwischen Gegenstnden und Individuen
mglich, wie wir es aus der physischen Welt her kennen. Durch die
Grenze meiner Haut ist eindeutig festzustellen, was zu mir gehrt,
und was nicht. Durch Betasten und Hochheben kann ich die genauen
Umrisse eines Stuhles feststellen. In der geistigen Welt ist das
anders. Hier umfasst der Stuhl die Idee des Stuhls selber, dann die
besondere Idee dieses Modells; er ist verbunden mit allen Menschen,
die je mit ihm in Berhrung gekommen sind; ferner mit allen
Situationen, in denen er beschdigt, neu bemalt oder repariert wurde
usw. Und jeder dieser Verbindungs-Endpunkte ist wiederum
tausendfltig weiter verbunden. Um hier alles aufzufinden, was zu
dem bloen physischen Stuhl gehrt, wre viel Aufwand erforderlich.Ich
selbst bin in der geistigen Welt mit allem verbunden, was ich
gelernt, erlebt, gedacht, gefhlt und gewollt habe. Htte mein
geistiges Wesen nie das Erlebnis der abschnrenden Haut, einer
eindeutigen Auen- und Innenwelt gehabt, wre in mir nicht die
Empfindung eines unabhngigen Selbst entstanden. Ferner ist die
geistige Welt durch ihre eigene Natur eben durchschaubar es gbe
dort nicht die Mglichkeit des Irrtums, und auch nicht des von der
geistigen Welt isolierten Willens; vielmehr ist das Universum aus
geistiger Sicht wie ein Organismus. Ein freier Wille kann einem
Wesen nur dadurch mglich sein, dass es sich zu einem gewissen Grade
von dem Rest des Organismus isoliert.Indem ich Anteil an der
physischen Welt erlangt habe, bin ich zu unabhngigem Wollen (zum
Bsen), zum unabhngigen Fhlen (Selbstbezogenheit) und zum
unabhngigen Denken (Irrtum) fhig. Somit bin ich nicht der Sklave
der geistigen Weltordnung noch ein Sklave der Wahrheit. Ich kann
nach Belieben falsch handeln und tricht denken. Dies ist insofern
eine Errungenschaft, als das Selbstbewusstsein und die Freiheit
laut der Geistesforschung nicht mehr verloren gehen. Es ist kein
beklagenswerter Schaden, aus der geistigen Welt vorbergehend
ausgeschlossen zu sein, da ein Wiedereintritt ja mglich ist und
evolutiv von selbst erfolgen wird.Des Weiteren ist das Innenleben
des auf Erden lebenden Menschen so abgedmpft, dass er ohne
vorherige Erstarkung nicht die Eindrcke der geistigen Welt
ungefiltert auszuhalten in der Lage wre seien sie begrifflicher,
gefhls- oder willensmiger Natur. Ohne eine innere
Unerschtterlichkeit und ein Vertrautsein mit den Gegebenheiten
anderer Welten knnte beispielsweise eine Person, bei der ein
unvorbereitetes und unverhlltes Wahrnehmen aller sich mit ihr
zusammen in demselben Zimmer aufhaltenden Wesenheiten eintrte,
innerhalb kurzer Zeit den Verstand verlieren. Es sei an die Furcht
bei Engelbegegnungen erinnert, wobei die betreffenden Engel dort
noch als gute Wesen bezeichnet werden. Krankhafte Zustnde wie
gewisse Psychosen erlauben ein teilweises Wahrnehmen auersinnlicher
Geschpfe. Ein vollstndiges Wahrnehmen wrde alle
Selbsterhaltungskrfte bersteigen. Der Geistforscher hat also durch
seine Ausbildung eine vollstndige Unerschrockenheit und Sicherheit
gegenber allem, was das Leben bringen mag, erlangt, wie sie auf
andere Weise nicht zu erreichen wre. Auch das bloe Vertrautwerden
mit geistiger Forschung kann einen zumindest nher an diesen Zustand
heranfhren, da viele Schrecknisse mit der Zeit nicht mehr als
bedrohlich empfunden werden.Die Erlangung auersinnlicher
Wahrnehmung, das bloe Vertrautwerden mit der geistigen Welt, die
Veredelung des Seelenlebens und die Strkung der eigenen Krfte
geschehen auf gleiche Art und mssen miteinander einhergehen. Wer
einer solchen Methode folgt, wird selbst abwarten mssen, ob ihm nur
Gewissheit und Erstarkung des Denkens zuteil werden, oder ob er
auerdem zu eigenem Schauen der geistigen Welt kommt.
"... es gibt auch ber hhere Wahrheiten in Wirklichkeit nur eine
Meinung. Man kann zu dieser einen Meinung kommen, wenn man sich
durch Arbeit und Andacht dazu erhoben hat, die Wahrheit wirklich zu
schauen. Nur derjenige kann zu einer Ansicht kommen, die von der
einen wahren abweicht, der, nicht gengend vorbereitet, nach seinen
Lieblingsvorstellungen, seinen gewohnten Gedanken und so weiter
urteilt. Wie es nur eine Ansicht ber einen mathematischen Lehrsatz
gibt, so auch ber die Dinge der hheren Welten. Aber man mu sich
erst vorbereiten, um zu einer solchen Ansicht kommen zu knnen. Wenn
man das bedenken wollte, so wrden fr niemand die Bedingungen der
Geheimlehrer etwas berraschendes haben. Es ist durchaus richtig, da
die Wahrheit und das hhere Leben in jeder Menschenseele wohnen und
da sie ein jeder selbst finden kann und mu. Aber sie liegen tief
und knnen nur nach Hinwegrumung von Hindernissen aus ihren tiefen
Schchten heraufgeholt werden." [We, Seite 113 f.]
2.Das wahre DenkenDie Ausbildung des wahren Denkens erfordert
regelmige Anstrengung in einer bestimmten Richtung ber lange Zeiten
hinweg. Das Denken wchst durch seine eigene Bettigung. Es geschieht
dadurch eine Umkrempelung des eigenen Wesens. Ohne diese Arbeit ist
die geistige Welt nicht zu begreifen. Denn das verstandesmige
Denken, dessen Aufgabe darin besteht, die von den physischen Sinnen
stammenden Eindrcke mit Begriffen zu belegen und so der Erkenntnis
zuzufhren, muss vor der geistigen Welt mit ihren ganz anderen
Beschaffenheiten stehenbleiben. Fr dieses Denken sind tatschlich
die von der Philosophie seit Kant aufgestellten Erkenntnisgrenzen
gegeben. Die eigene Verstehens-Fhigkeit muss ber das gewhnliche
Denken hinausgehoben werden, damit der Mensch sich in die geistige
Welt einleben und sie begreifen kann. Das Neue ist nicht nach
Magabe des Alten zu erhalten. Das Hinausheben des Denkens und der
Gesamtmenge der Begriffe ber den Verstandeshorizont geschieht in
erster Linie durch die Vertiefung in die von Geistesforschern
gemachten Mitteilungen.In einer gewissen Beziehung wird von dem
Leser jede Seite, ja mancher Satz erarbeitet werden mssen. Das ist
mit Bewutsein angestrebt worden. Denn nur so kann das Buch dem
Leser werden, was es ihm werden soll. Wer es blo durchliest, der
wird es gar nicht gelesen haben. [Th, Vorrede zur 3.Auflage]Wer ein
geisteswissenschaftliches Buch durchliest, der merkt, wenn er es
recht durchliest, da dasjenige, was in dem Buche lebt, in seinem
Seelenleben zum Mittel werden kann, dieses Seelenleben selber in
eine Art Mitschwingung mit dem geistigen Dasein zu bringen; und er
fat dasjenige, was er sonst nur mit den Sinnen und dem an die Sinne
gebundenen Verstand auffat, nunmehr geistig auf.[DmL, S. 240]
Das wahre Denken ist mit dem gewhnlichen kaum zu vergleichen.
Die als Genies in die Geschichte eingegangenen Persnlichkeiten
zeichnen sich dadurch aus, dass ihnen Momente gegeben sind, in
denen sie aus der Welt der hheren (d.h. nicht durch das Gehirn
vermittelten) Gedanken Eindrcke empfangen, sich an diese in allen
Einzelheiten erinnern und sie schlielich niederschreiben knnen.
Hier seien drei Beispiele genannt:Goethe ber eine Art des Dichtens:
Ich hatte davon vorher durchaus keine Eindrcke und keine Ahnung,
sondern sie kamen pltzlich ber mich und wollten augenblicklich
gemacht sein, so da ich sie auf der Stelle instinktmig und
traumartig niederzuschreiben mich getrieben fhlte. In solchem
nachtwandlerischen Zustande geschah es oft, da ich einen ganz
schief liegenden Papierbogen vor mir hatte und da ich dieses erst
bemerkte, wenn alles geschrieben war, oder wenn ich zum
Weiterschreiben keinen Platz fand. Ich habe mehrere solcher in der
Diagonale geschriebene Bltter besessen; sie sind mir jedoch nach
und nach abhanden gekommen, so da es mir leid tut, keine Proben
solcher poetischen Vertiefung mehr vorzeigen zu knnen. [An
Eckermann, 14.Mrz1830)Mozart: Wenn ich recht fr mich bin und guter
Dinge, etwa auf Reisen oder beim Spazieren oder in der Nacht, wenn
ich nicht schlafen kann, kommen mir die Gedanken stromweise und am
besten. Woher und wie, das wei ich nicht; kann auch nichts dazu.
[AMZ, Seite565]Von Mozart wird die Fhigkeit berichtet, sich eine
Komposition vor dem Niederschreiben als Ganzes vorstellen zu
knnen:Auch scheint Mozart einen ganzheitlichen Arbeitsstil bei
seinen Kompositionen anzuwenden, da er sich die Kompositionen als
Ganzes vorher ausdachte und ausmalte, aushrte, ehe er sie
aufzeichnete. ber die Arbeit am Idomeneo berichtet er dem Vater:
komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht... Dass
ihm das Niederschreiben seiner Kompositionen schon zu langweilig
war, wird mehrfach berichtet, da er sich nebenbei gerne etwas
erzhlen lie, Billard spielte oder dass er sogar eine Fuge
geschrieben hatte, whrend er sich das Prludium ausdachte. [AP,
Seite66]Das erhitzt mir nun die Seele, wenn ich nmlich nicht gestrt
werde; da wird es immer grer; und ich breite es immer weiter und
heller aus; und das Ding wird im Kopfe wahrlich fast fertig, wenn
es auch lang ist, sodass ichs hernach mit einem Blick, gleichsam
wie ein schnes Bild oder einen hbschen Menschen, im Geiste besehe,
und es auch gar nicht nacheinander, wie es hernach kommen muss, in
der Einbildung hre, sondern wie gleich alles zusammen. Das ist nun
ein Schmaus. Aller das Finden und Machen geht in mir nur, wie in
einem schnen starken Traume vor: aber das berhren, so alles
zusammen, ist doch das Beste. Was nun so geworden ist, das vergesse
ich nicht leicht wieder; und das ist vielleicht die beste Gabe, die
mir unser Herrgott geschenkt hat. Wenn ich nun hernach einmal zum
Schreiben komme, so nehme ich aus dem Sack meines Gehirns, was
vorher, wie gesagt, hineingesammelt ist. Darum kommt es hernach
auch ziemlich schnell aufs Papier; denn es ist, wie gesagt,
eigentlich schon efrtig, und wird auch selten viel anders, als es
vorher im Kopfe gewesen ist. Darum kann ich mich auch beim
Schreiben stren lassen...[AMZ, Seite565] Etwas hnliches berichtet
der Neurologe Dr.Eben Alexander in einem Buch, worin er sein
Nahtodeserlebnis beschreibt. (Er verfgte allerdings whrend seines
Erlebnisses nicht ber adquate Begriffe, darum mag das Buch auf
viele Leser verworren oder kitschig wirken.)Wahres Denken ist
vorkrperlich. Es ist das Denken hinter dem Denken, und es ist
verantwortlich fr alle wirklich folgenschweren Entscheidungen, die
wir in der Welt treffen. Ein Denken, das nicht von linearen
Schlussfolgerungen abhngig ist, sondern sich schnell wie der Blitz
bewegt, wobei es auf verschiedenen Ebenen Verbindungen herstellt
und sie miteinander vernetzt. Im Gegensatz zu dieser freien inneren
Intelligenz ist unser gewhnliches Denken hoffnungslos langsam und
linkisch. Es ist diese andere Denkweise, mit der wir den Football
in der Endzone erwischen und die uns geniale wissenschaftliche
Einsichten beschert oder mit der wir einen inspirierten Song
schreiben. Diese unterschwellige Denkweise steht uns immer dann zur
Verfgung, wenn wir sie wirklich brauchen. Allzu oft sind wir jedoch
weder in der Lage, Zugang zu ihr zu finden, noch [dazu], an sie zu
glauben....Das Denken zu erleben, das sich auerhalb des Gehirns
abspielt, bedeutet, in eine Welt der unmittelbaren Verbindung
einzutreten, die das gewhnliche Denken (die Aspekte, die durch das
physische Gehirn und die Geschwindigkeit des Lichts eingeschrnkt
werden) wie einen hoffnungslos schlfrigen und schleppenden Vorgang
aussehen [lsst].[BidE, Seite122f.]Die Gedanken [- Antworten auf
meine Fragen -] drangen direkt in mich ein. Sie waren nicht vage,
immateriell oder abstrakt. Diese Gedanken waren massiv und
unmittelbar heier als Feuer und nasser als Wasser , und whrend ich
sie empfing, war ich auf der Stelle und ohne jede Anstrengung in
der Lage, Konzepte zu begreifen, fr deren Verstndnis ich in meinem
irdischen Leben Jahre gebraucht htte.[BidE, Seite71]
Ist die Fhigkeit zur Aufnahme solcher Gedanken nicht durch
angeborene Genialitt bereits (auf einem bestimmten Gebiet)
vorhanden, kann sie durch beharrliches Studium
geisteswissenschaftlicher Mitteilungen erworben werden. Dafr kommen
allerdings nur solche Mitteilungen in Frage, die von ihrem
Verfasser speziell zu diesem Zweck angefertigt wurden.3.Blo
visionres und denkerisches Hellsehen
Das Gehirn des Denkers
Beteiligung des Ich
Das Herabholen auf den physischen Plan
Dieser Abschnitt befasst sich eingehend mit dem Unterschied
zwischen denkerisch-durchdrungenem Hellsehen und allen anderen
Formen, Eindrcke aus auersinnlichen Welten zu empfangen; diese
Arten werden hier visionres Hellsehen genannt.Ich kenne einen sehr
gelehrten Theosophen, der seine innbrnstige Sehnsucht, auch einmal
hinauszukommen ber die bloe Gelehrsamkeit zum Sehen, damit
ausgesprochen hat, da er sagte: Wenn ich auch nur einmal in der
Lage wre, das Ende des Schwnzchens eines Elementarwesens zu sehen!
Gewi, es ist das begreiflich. Man kann es durchaus verstehen, da
jemand so sagt. Dieser Theosoph wrde ja niemals sagen, da er die
Erkenntnisse der spirituellen Wahrheiten dafr hingeben wrde. Aber
auch das kann vorkommen, da einer sie hingeben wrde, wenn er dafr
auch nur ein wenig Hellsehen eintauschen knnte.
Wir mssen uns einmal den folgenden Unterschied klarmachen: Bei
einem blo visionren Hellsehen braucht jemand kein besonderer Denker
zu sein. Sein Denken kann sehr primitiv sein und er kann doch
verhltnismig weit sein in Bezug auf das Sehen auf dem astralischen
und, bis zu einem gewissen Grade sogar devachanischen Plane. Er
kann also da ziemlich weit sein, er kann vieles sehen. Der andere
mgliche Fall ist, da jemand sehr, sehr viel wei von spirituellen
Wahrheiten und noch gar nichts sieht, berhaupt nicht in der Lage
ist, irgend etwas wie gesagt auch nur das Ende des Schwnzchens
eines Elementarwesens zu sehen. ...Gewi ist es interessant und
schn, hineinzusehen in die geistigen Welten; aber es ist trotzdem
ein Unterschied, diese geistigen Welten blo visionr zu sehen,
abgesehen davon, da man, ohne diese Dinge denkerisch zu
durchschauen, niemals vor Tuschungen bewahrt bleibt. Es gibt kein
anderes Mittel gegen Tuschungen, als das Geschaute erst klar zu
denken. ...Gewi, wie die Dinge zusammengesetzt sind, von denen der
visionre Hellseher erzhlt, das ist nicht auf dem physischen Plan
vorhanden; aber die Elemente dazu sind auf dem physischen Plan
vorhanden. Die Bilder sind durchaus aus Elementen des physischen
Planes zusammengesetzt. Das ist nicht unberechtigt. Aber Sie knnen
daraus doch entnehmen, da ein solches Bild einen Erdenrest hat. Was
Sie da in Formen, in Bildern, die dem physischen Plan entnommen
sind, an Ihren Schauungen haben, das gehrt nicht der geistigen Welt
an, das ist nur Versinnbildlichung der geistigen Welt mit Mitteln
der physischen Welt: Oder hat Ihnen irgendeiner einen Engel
beschrieben, der nicht durchdrungen gewesen wre von Elementen des
physischen Planes? Er hat Flgel gehabt, Flgel haben aber die Vgel
auch. Er hat einen menschlichen Oberleib gehabt, einen menschlichen
Oberleib hat aber auch jeder Mensch auf dem physischen Plan.Ich
habe das klar auseinandergesetzt in der Geheimwissenschaft im Umri.
Ich habe da auseinandergesetzt, da das wirklich fr das heutige
Hellsehen bis zu dem Punkte gehen mu, da es zwar zuerst zu seiner
Vorentwickelung seine Bildhaftigkeit hat, da es aber nicht
stehenbleiben darf dabei, sondern vorrcken mu bis zu dem Punkte, wo
auch der letzte Erdenrest von dem, was geschaut wird, abgeworfen
wird. Dann ist allerdings eine gewisse Gefahr vorhanden fr den
Hellseher, wenn er alle Erdenreste abstreift. Wenn er da zum
Beispiel den Engel sieht und alles Irdische abstreift, so ist die
Gefahr vorhanden, da er dann nichts mehr sieht. Wenn er das weglt,
was hinaufgetragen worden ist an Sinnbildlichkeit, dann besteht die
Gefahr, da er nichts mehr sieht. Was einen dann bewahrt, die Sache
ganz zu verlieren, wenn man wirklich in die geistige Welt kommt,
das ist der Same, der aus dem Denken aufgehen kann.
Die Gedanken geben dann die Substanz her, das, was da ist in der
geistigen Welt, zu ergreifen. Dadurch erhalten wir die Fhigkeit,
wirklich in der geistigen Welt zu leben, da wir das ergreifen in
unserer sinnlichen Welt, was nicht mehr von Elementen der
Sinnlichkeit durchsetzt ist und doch hier auf dem physischen Plane
ist. Das sind einzig und allein die Gedanken. ...Nehmen wir noch
einmal den Fall an, da irgend etwas, sagen wir meinetwillen eine
Monstranz, gesehen wird in dem geistigen Felde. Nun will ich die
beiden Hellseher, den blo visionren und den denkerischen, so
charakterisieren, da ich annehme, der eine sieht es hier, a, der
andere, der denkerische Hellseher, erst hier, b:
a b
Von jetzt ab ist es ihm erst bewut. Er bekommt es aber dadurch
zugleich mit den Gedanken und kann es mit Gedanken durchdringen. In
dem Moment allerdings, wo der denkerische Hellseher das Gebilde
durchsetzt mit Gedanken, da wird es undeutlich fr den visionren
Hellseher, da wird es ihm schwarz und undeutlich - hier, b, an
dieser Stelle. Es tritt erst nach einiger Zeit wieder auf. Gerade
wo der Gedanke sich mit dem Gebilde verbinden kann, da wird es
undeutlich fr den visionren Hellseher. Er ist eigentlich niemals
imstande, den Gedanken damit zu verbinden. Deshalb hat er niemals
das Erlebnis: Du bist mit deinem Ich dabeigewesen. - Dieses
Erlebnis ist etwas, was dem blo visionren Hellseher fehlt. ...Es
ist tausendmal besser, die spirituellen Vorstellungen erst
denkerisch erfat zu haben und dann, je nach seinem Karma spter oder
frher, selber hinaufsteigen zu knnen in die geistigen Welten ...
Tausendmal besser ist es, Geisteswissenschaft zu kennen und noch
nichts zu sehen, als etwas zu sehen und nicht die Mglichkeit zu
haben, die Dinge auch denkerisch zu durchdringen, weil dadurch
Unsicherheit in die Sache hineinkommt. ...
Es gibt in der Gegenwart scharfe Denker, die knnen
vernnftigerweise die geisteswissenschaftliche Weltanschauung
einsehen. Warum kommen manchmal gerade diese so schwer zum
Hellsehen? - Verhltnismig leicht wird es gerade denen, die nicht
scharfe Denker sind, zum visionren Hellsehen zu kommen, und sie
werden dann leicht hochmtig gegenber dem Denken, whrend es
schwierig ist fr die scharfen Denker, zur Hellsichtigkeit zu
kommen. Da ist haarscharf die Klippe vorhanden, wo ein gewisser
maskierter Hochmut sich geltend macht. Es gibt ja kaum etwas, was
den Hochmut so sehr zchtet, wie ein nicht von Gedanken erhelltes
Hellsehen, und es ist deshalb so besonders gefhrlich, weil der
Betreffende in der Regel gar nicht wei, da er hochmtig ist, sondern
sich sogar fr demtig hlt. Er wei gar nicht zu beurteilen, was fr
ein ungeheurer Hochmut dazugehrt, die denkerische Arbeit der
Menschen gering zu achten und auf gewisse Eingebungen den Hauptwert
zu legen. Es steckt darin ein maskierter Hochmut, der ungeheuerlich
ist.
Die Frage ist nun diese: Warum ist es - was ja die Erfahrung
lehrt - gerade manchem Denker so ungeheuer schwierig, es dahin zu
bringen, nun auch hellsichtig zu werden? - Das hngt zusammen mit
einer wichtigen Tatsache. Was man menschliche Unterscheidungskraft,
Urteilskraft nennt, was der Denker gerade ausbildet, das logische
Denken, das bewirkt nmlich eine ganz bestimmte nderung des ganzen
Gehirnbaues. Das physische Instrument wird umgendert durch scharfes
Denken. ... Da einer hellseherisch ist, ndert es nicht viel. Bei
einem, der nicht denkt, finden Sie das Gehirn in sehr komplizierten
Windungen, beim scharfen Denker dagegen verhltnismig einfach, ohne
besondere Komplikationen. Gerade in der Vereinfachung der
Gehirnwindungen drckt sich das Denken aus. ... Scharfes Denken ist
das, was berschauen kann, nicht, was sich im Analysieren bettigt.
Daher die grere Einfachheit der Gehirnwindungen beim scharfen
Denker. ... Die Sache ist nun diese, da unser therleib, den wir fr
das hellseherische Bewutsein loskriegen mssen von unserem
physischen Gehirn, durch diese denkerische Bettigung gekettet wird
an das physische Gehirn. Diese Arbeit des Denkens kettet, verbindet
den therleib stark mit dem Gehirn. Hat einer durch sein Karma noch
nicht die Krfte, ihn wieder loszukriegen zur rechten Zeit, dann
kann es sein, da er in dieser Inkarnation nichts Besonderes auf
hellseherischem Gebiete erreichen kann. ...
Wenn der therleib aber sich so verfangen hat im physischen
Gehirn beim Hineinziselieren der denkerischen Ttigkeit, da er
erschpft ist, dann kann ihn sein Karma vielleicht lange warten
lassen, bis er ihn wieder loskriegt. Wenn er aber dann aufsteigt,
dann ist er durchgeschritten durch den Punkt des logischen Denkens.
Dann ist das unverloren, dann kann ihm niemand wegnehmen, was er
sich errungen hat, und das ist ungeheuer wichtig, weil die
Hellsichtigkeit sonst immer wieder verloren gehen kann. Ich mache
... darauf aufmerksam, da Sie alle hellsichtig waren in frheren
Zeiten. Warum besitzen Sie die Fhigkeit des Hellsehens jetzt nicht
mehr? Weil Sie dazumal nicht mit dem Erdendasein verknpft und
verbunden waren, weil Sie entrckt waren in die geistige Welt, weil
Sie diese nicht heruntergeholt haben bis zu Ihren Fhigkeiten, weil
das visionre Hellsehen auf einer Entrcktheit beruhte. ...Man mu
sich klar sein darber, da eine wirkliche Geheimwissenschaft heute
die Aufgabe hat, diejenigen Ergebnisse der geistigen Forschung
mitzuteilen, die mit dem denkerischen Gehalt durchdrungen sind, so
da man immer die Ergebnisse der hellseherischen Forschung so
einkleidet, da der nicht hellseherische Mensch sie durch sein
Denken begreifen kann. Dazu mssen sie aber erst mit dem Gedanken
verbunden sein. Daher die Schwierigkeit alten Bchern gegenber, in
denen von Erscheinungen der hheren Welten die Rede ist. Wenn Sie
solche alte Bcher hernehmen, so werden Sie berall wenn Sie mit der
Gepflogenheit der heutigen Geisteswissenschaft herantreten einen
Mangel empfinden. Es sind vielleicht groartige Mitteilungen, die
Sie in diesen alten Bchern finden, aber es kann der heutige Mensch
mit ihnen, wenn er nicht selber Hellseher ist und die Sache richtig
stellen kann, nicht viel anfangen, whrend mit dem, was heute
Geisteswissenschaft darbietet, jeder, der sich bemht, etwas
anfangen kann, weil er es durchdringen kann mit dem, was er auf dem
physischen Plan an Gedankenelementen gewinnen kann. Denn mit
denselben Begriffen wird das erfat, was in der geistigen Welt ist
und was in der physischen Welt ist. Die heutige Naturwissenschaft
redet von Entwickelung und die Geisteswissenschaft redet von
Entwickelung. Haben Sie den Begriff der Entwickelung erfat, so
knnen Sie verstehen, was in der Geisteswissenschaft mitgeteilt
wird.[VzA]4.Das Sich-Einleben in die Dinge der geistigen Welt
Denken und FreiheitEs handelt sich bei der [Geisteswissenschaft]
darum, nicht nur in vieler Beziehung anderes zu denken als sonst
gedacht wird, sondern vor allen Dingen dieses andere auf eine
andere Art zu denken, in einer anderen Seelenverfassung zu
empfinden. Umdenken und um-empfinden, das ist dasjenige, was zur
Anthroposophie notwendig ist, nicht blo anderes denken und anderes
empfinden. ...Wir leben im Zeitalter der Entwickelung der
Bewutseinsseele, das heit derjenigen inneren Seelenverfassung, in
der vor allen Dingen alles darauf ankommt, da die Menschen als
Individuen sich aus den Impulsen ihrer Seelen heraus selber ihr
Urteil bilden, da die Menschen lernen, die Tatsachen in
unbefangener Weise auf sich wirken zu lassen, um aus dem vollen
Bewutsein heraus ihr Urteil zu bilden. ... Bei der Bildung eines
eigenen Urteils kommt es ja nicht blo darauf an, da man sicher ist,
man habe dieses Urteil selbst gebildet, sondern ebenso sehr, da man
sicher ist, wenn man dieses Urteil ausspricht, man habe alles
dasjenige bercksichtigt, was zur Bildung eines solche Urteils fhren
kann. ...
Fr das Aussprechen irgendeines Urteils innerhalb der alltglichen
Welt, die man durch seine Sinne beobachtet, da gilt es, dieses
Urteil durch Beobachtung oder Logik in einem bestimmten Zeitpunkte
seines Lebens zu gewinnen. Und es ist voll berechtigt, wenn man
durch Beobachtung und Logik ein solches Urteil ber Dinge der
sinnlichen oder der geschichtlichen Auenwelt gewonnen hat.
Beim Geisteswissenschaftlichen kann es eigentlich so nicht sein.
Da gengt es nicht, einmal sich der Bildung eines Urteils unterzogen
zu haben, sondern da ist wesentlich ein anderes notwendig. Da ist
notwendig dasjenige, was ich die zweimalige Umschmelzung des
Urteils nennen mchte. Und diese Umschmelzung geschieht in der Regel
nicht nach kurzen Zeitrumen, sondern meistens nach langen
Zeitrumen. Man fat irgendein Urteil nach den gewhnlichen Methoden,
die Sie ja kennen aus meiner Darstellung in Wie erlangt man
Erkenntnisse der hheren Welten? oder aus dem zweiten Teil meiner
Geheimwissenschaft; man gelangt, sage ich, durch solche Methoden zu
irgendeinem Urteil ber geistige Vorgnge oder geistige Wesenheiten.
Man hat jetzt eigentlich die Verpflichtung, dieses Urteil zunchst
bei sich selbst zu behalten, es nicht auszusprechen. Ja man hat
sogar die innere Verpflichtung, dieses Urteil vor sich selbst so zu
behandeln, da man es zunchst als eine bloe Tatsache hinnimmt und
ihm weder mit Zustimmung noch mit Ablehnung entgegenkommt. Dann
wird man nach einiger Zeit, vielleicht nach Jahren erst, dazu
kommen, in dem eigenen Seelenleben die erste Umschmelzung dieses
Urteils vorzunehmen, es zu vertiefen, ja es in vieler Beziehung zu
verwandeln.Es wird dieses Urteil, selbst wenn es inhaltlich
dasselbe bleibt nach dieser Umschmelzung, eine andere Nuance von
innerem Anteil, von innerer ihm zuerteilter Wrme zum Beispiel,
annehmen. Es wird unter allen Umstnden nach dieser ersten
Umschmelzung sich in anderer Weise als beim ersten Fassen in das
Seelenleben einverleiben, und man wird nach dieser ersten
Umschmelzung das Gefhl haben: Du hast dich selber in einer gewissen
Weise von dem Urteil getrennt. Wenn es zu der ersten Umschmelzung
Jahre dauert, so kann man ja auch nicht immerfort dieses Urteil in
seiner Seele weiterwlzen. Dieses Urteil geht natrlich ins Unbewute
hinunter. Dieses Urteil fhrt unabhngig von dem Ich ein eigenes
Leben. Das ist notwendig. Solch ein Urteil mu unabhngig von dem
eigenen Ich ein selbstndiges Leben fhren. Man mu gewissermaen ein
solches Urteil leben lassen, ohne da man dabei ist. Dadurch
schmilzt man aus dem Urteil die Egoitt heraus. Man bergibt es
demjenigen, was in einem selber objektiv ist, whrend beim ersten
Beobachten und bei dem ersten logischen Zusammenstellen des Urteils
eben die Egoitt, das eigene Ich, immer mitwirkt und mitspielt.
Und dann, wenn das Urteil zum ersten Male wie gesagt, vielleicht
nach Jahren umgeschmolzen ist, dann wird man merken: Dieses Urteil
kommt wieder, kommt einem aus den Seelentiefen so zu, wie
irgendeine Tatsache der Auenwelt. Man hat es in der Zwischenzeit
verloren gehabt, man findet es wieder. Man findet es wieder so, da
es einem jetzt sagt: Du hast mich unvollkommen, du hast mich
vorerst vielleicht irrtmlich gefllt; ich habe mich selber richtig
gestellt. Dieses Urteil wird der wahre Geisteswissenschafter
suchen, dieses Urteil, das sein eigenes Leben in der menschlichen
Seele entfaltet. Geduld, viel Geduld gehrt zu einem solchen
Umschmelzen des Urteils, denn, wie gesagt, es ist oftmals erst nach
Jahren mglich, diese Umschmelzung herbeizufhren, und die
Gewissenhaftigkeit, die bei der Geisteswissenschaft entfaltet
werden mu, die verlangt eben durchaus, da man nicht sich sprechen
lt, sondern da man die Dinge sprechen lt.Aber nun, meine lieben
Freunde, wenn man ein Urteil also umgeschmolzen hat, dann erlangt
man gerade diesem umgeschmolzenen, ich mchte sagen, aus der
Objektivitt wieder an einen herantretenden Urteile gegenber das
starke Gefhl: Man ist mit diesem Urteil, trotzdem man es sich
objektiv hat wiedergeben lassen, dennoch in sich. Und noch immer
kann es durchaus so sein, da man sich durchaus auerstande fhlt, ein
solches Urteil ber eine geisteswissenschaftliche Angelegenheit
schon abzugeben. Denn man hat eben die Aufgabe, die Dinge sprechen
zu lassen, und nicht sich sprechen zu lassen.Daher wartet man auf
die zweite Umschmelzung des Urteils, bis zu der es unter Umstnden
wiederum Jahre dauern kann. So da man also nach der zweiten
Umschmelzung des Urteils eine dritte Gestalt des Urteils hat. Da
wird man einen bedeutsamen Unterschied merken zwischen dem, was
vorgeht in dem Zeitraum zwischen der ersten Fassung des Urteils und
der ersten Umschmelzung, und zwischen der ersten Umschmelzung und
der zweiten Umschmelzung. Man wird nmlich merken, da man in einer
verhltnismig leichten Weise zwischen dem ersten Fassen und der
ersten Umschmelzung das Urteil wiederum in das Gedchtnis
heraufbringen konnte. Zwischen der ersten Umschmelzung und der
zweiten Umschmelzung hat man die grte Mhe, das Urteil wieder in
Erinnerung zu bringen. Denn es geht in tiefe, tiefe
Seelenuntergrnde hinunter, in Seelenuntergrnde, in die ein zunchst
an der Auenwelt leicht geschrztes Urteil gar nicht hinuntergeht.
Ein so umgeschmolzenes Urteil geht in tiefe Seelenuntergrnde
hinunter, und da lernt man erst kennen, wenn man dann ein solches
Urteil zwischen der ersten Umschmelzung heraufbringen will in die
Seele, wie es oft eines Ringens bedarf, um ein solches Urteil ins
Gedchtnis zu rufen. Unter dem Urteile meine ich jetzt die
Anschauung der ganzen Tatsache, wenn es sich auf eine
geisteswissenschaftliche Tatsache bezieht. Und dann, wenn man das
Urteil in der dritten Gestalt bekommt, dann wei man, dieses Urteil
ist bei der Sache oder bei dem Vorgang gewesen, auf den es sich
bezieht, oder auf die es sich bezieht.Das Urteil zwischen dem
ersten Fassen und der ersten Umschmelzung ist noch bei einem selbst
geblieben, aber zwischen dem ersten und zweiten Umschmelzen ist das
Urteil untergetaucht in die objektiv geistige Tatsache oder die
objektiv geistige Wesenheit, und man merkt: die Sache selber gibt
einem mit dieser dritten Gestalt das Urteil, das eben eine
Anschauung ist, zurck. Und jetzt erst fhlt man sich eigentlich
gegenber den geisteswissenschaftlichen Tatsachen berufen,
Mitteilung von der Anschauung beziehungsweise dem Urteile zu
machen. Mitteilung macht man erst dann, wenn man diese zweifache
Umschmelzung vollzogen hat und dadurch die Gewiheit erhalten hat,
da dasjenige, was man erst angeschaut hat in der ersten Fassung,
durch die Seele selber den Weg genommen hat zu den Tatsachen, zu
den Dingen hin und von diesen wiederum zurckgekommen ist. Ja, ein
Urteil, das abgegeben wird in gltiger Weise auf
geisteswissenschaftlichem Gebiete, ein solches Urteil hat man erst
geschickt zu den Tatsachen oder Wesenheiten, ber die es sprechen
will.
Sehen Sie, dem, was ich jetzt gesagt habe, wird man nicht
fernestehen, wenn man ber wesentliche und bedeutungsvolle
geisteswissenschaftliche Tatsachen die Darstellungen richtig
auffat. Wenn man freilich Zyklen so liest, wie man moderne Romane
liest, dann wird man nicht aus der Fassung selber erkennen, da das
Wesentliche, der eigentliche Beweis in dieser zweimaligen
Umschmelzung des Urteils liegt. Und man wird dann sagen, das sei
eine Behauptung, das sei kein Beweis. Ja, ein anderer Beweis als
das Erleben, aber das gewissenhafte Erleben nach zweimaliger
Umschmelzung des Urteils, ein anderer Beweis kann fr Geistiges
nicht aufgezeigt werden. Denn das Beweisen des Geistigen besteht in
einem Erleben. Das Begreifen nicht. Das Begreifen ist dem gesunden
Menschenverstande nach einer hinlnglichen Darstellung berall
zugnglich. Aber diese hinlngliche Darstellung mu die Mglichkeit
geben, aus der Fassung der Sache eben dem gesunden
Menschenverstande alle Anhaltspunkte zu liefern, damit er aus
dieser Art der Darstellung sich berzeugen kann, da durch das Wie
des gegebenen Urteils seine Wahrheit verbrgt ist. ...Von einer
mathematischen Wahrheit kann man im Augenblick berzeugt sein, aber
sie hat deshalb auch kein Leben. Das Anthroposophische ist Leben,
daher ist auch die berzeugung nicht in einem Augenblick
abgeschlossen, das heit, sie lebt, sie vergrert sich fortwhrend.
Ich mchte sagen, die anthroposophische berzeugung ist zunchst ein
Baby, wo man noch ganz unsicher ist, wo man fast nur einen Glauben
hat, oder nur einen Glauben hat; dann wchst sich diese berzeugung,
indem man immer mehr und mehr kennenlernt, allmhlich auch immer
sicherer und sicherer aus. Dieses Auswachsen der anthroposophischen
berzeugung ist eben ein Zeuge von ihrer inneren Lebendigkeit.
...Das werden vor allen Dingen diejenigen zu bercksichtigen haben,
die sich zum Beispiel als Wissenschafter in die anthroposophische
Bewegung hineinbegeben haben. Als solche Wissenschafter sollten sie
nicht nur anstreben, ein anderes Weltenbild zu entwerfen, als
dasjenige ist, welches die sogenannte uere Wissenschaft anstrebt,
sondern sie sollten sich klar sein, da sie vor allen Dingen das
anthroposophische Gestimmtsein und innerlich Lebendigsein in die
verschiedensten Wissenschaften hineinzutragen haben. Dann wrden sie
viel weniger in Polemik gegen die andern Wissenschaften geraten als
vielmehr in ein Ausgestalten desjenigen an den andern
Wissenschaften, was eben ohne Anthroposophie nicht ausgestaltet
werden kann. ...Als die Menschen noch nicht in Abstraktionen denken
konnten, waren sie mit ihrer ganzen Seelenverfassung determiniert,
abhngig. Frei knnen sich erst die Menschen entwickeln, nachdem sie
innerlich durch nichts bestimmt sind, nachdem die moralischen
Impulse Sie knnen das nachlesen in meiner Philosophie der Freiheit
im reinen Denken erfat werden knnen. Reine Gedanken sind aber keine
Realitt, sondern sie sind Bilder. Bilder knnen uns nicht zwingen,
wir selber mssen unser Handeln bestimmen; Bilder haben nichts
Zwingendes. Die Menschheit hat sich auf der einen Seite zum
abstrakten Gedanken, auf der andern Seite zur Freiheit entwickelt.
Das habe ich von andern Gesichtspunkten aus fter dargestellt.
Aber nun, bevor die Menschheit fortgeschritten war dazu, im
Erdenleben den abstrakten Gedanken zu fassen, im Erdenleben durch
dieselbe Fhigkeit, die den abstrakten Gedanken fassen kann, zur
Freiheit zu kommen, wie war es denn damals mit ihr? Da hat die
Menschheit im Leben auf der Erde zwischen der Geburt und dem Tode
nicht abstrakte Gedanken gefat; selbst im alten Griechenland war
das noch nicht mglich, geschweige denn in frheren Zeiten. Da hat
die Menschheit durchaus in Bildern gedacht und war demgem auch
nicht mit dem innerlichen Freiheitsbewutsein ausgestattet, das eben
heraufgezogen ist mit dem reinen, das ist abstrakten Gedanken. Der
abstrakte Gedanke lt uns kalt. Dasjenige, was uns der abstrakte
Gedanke an moralischer Fhigkeit gibt, das macht uns im intensivsten
Sinne warm, denn das stellt im hchsten Sinne unsere Menschenwrde
dar. [UavT]5.Der sinnliche Gehalt auersinnlicher EindrckeDieser
Abschnitt soll die in 3 gemachten uerungen ber die Auskleidung
eines auf auersinnliche Art empfangenen Eindrucks mit Reminiszenzen
an Sinneseindrcke weiter vertiefen.Man wird nun finden, da
diejenigen Menschen, welche auersinnliche Beobachtungen machen
knnen, dasjenige, was sie schauen, so beschreiben, da sie sich der
Ausdrcke bedienen, welche den sinnlichen Empfindungen entlehnt
sind. So kann man den elementarischen Leib eines Wesens der
Sinnenwelt, oder ein rein elementarisches Wesen so beschrieben
finden, da gesagt wird, es offenbare sich als in sich
geschlossener, mannigfaltig gefrbter Lichtleib. Es blitze in Farben
auf, glimmere oder leuchte und lasse bemerken, da diese Farben-
oder Lichterscheinung seine Lebensuerung sei. Wovon der Beobachter
da eigentlich spricht, ist durchaus unsichtbar, und er ist sich
dessen bewut, da mit dem, was er wahrnimmt, das Licht- oder
Farbenbild nichts anderes zu tun hat, als etwa die Schrift, in
welcher eine Tatsache mitgeteilt wird, mit dieser Tatsache selbst.
Dennoch hat man nicht etwa blo ein bersinnliches in willkrlicher
Art durch sinnliche Empfindungsvorstellungen ausgedrckt; sondern
man hat whrend der Beobachtung das Erlebnis wirklich gemacht, das
einem Sinneseindruck hnlich ist. Es kommt dies davon her, da im
bersinnlichen Erleben die Befreiung von dem sinnlichen Leibe keine
vollkommene ist. Dieser lebt mit dem elementarischen Leibe doch
noch mit und bringt das bersinnliche Erlebnis in eine sinnliche
Form. Die Beschreibung, die man so gibt von einer elementarischen
Wesenheit, ist dann tatschlich so gehalten, da sie sich wie eine
visionre, oder phantastische Zusammenstellung von Sinneseindrcken
zeigt. Wenn die Beschreibung so gegeben wird, dann ist sie trotzdem
die wahre Wiedergabe des Erlebten. Denn man hat geschaut, was man
schildert. Der Fehler, der gemacht werden kann, liegt nicht darin,
da man das Bild als solches schildert. Es liegt ein Fehler erst
dann vor, wenn man das Bild fr die Wirklichkeit hlt, und nicht
dasjenige, auf was das Bild, als auf die ihm entsprechende
Wirklichkeit, hindeutet.
Ein Mensch, welcher niemals Farben wahrgenommen hat - ein
Blindgeborener - wird, wenn er sich die entsprechende Fhigkeit
erwirbt, elementarische Wesenheiten nicht so beschreiben, da er
sagt, sie blitzen als Farbenerscheinungen auf. Er wird sich
derjenigen Empfindungs-vorstellungen zum Ausdrucke bedienen, welche
ihm gewohnt sind. Fr die Menschen aber, welche sinnlich sehen
knnen, ist eine Schilderung durchaus geeignet, welche sich etwa des
Ausdruckes bedient, es blitzte eine Farbengestalt auf. Sie knnen
dadurch sich die Empfindung von dem bilden, was der Beobachter der
elementarischen Welt geschaut hat. Und das gilt nicht etwa nur fr
Mitteilungen, welche ein Hellsichtiger es sei ein Mensch so
genannt, der durch seinen elementarischen Leib beobachten kann
einem Nicht-Hellsichtigen macht, sondern auch fr die Verstndigung
der Hellsichtigen untereinander. In der Sinnenwelt lebt der Mensch
eben in seinem sinnlichen Leib, und dieser kleidet ihm die
bersinnlichen Beobachtungen in Sinnesformen ein; daher ist
innerhalb des menschlichen Erdenlebens der Ausdruck der
bersinnlichen Beobachtungen durch die von ihnen erzeugten
Sinnesbilder denn doch zunchst eine brauchbare Art der
Mitteilung.6. Die Geheimwissenschaft Denkerisches Hellsehen und das
Bilden von BegriffenEs ist vorgekommen, da man den Ausdruck
Geheimwissenschaft ... gerade aus dem Grunde abgelehnt hat, weil
eine Wissenschaft doch fr niemand etwas Geheimes sein knne. Man
htte Recht, wenn die Sache so gemeint wre. Allein das ist nicht der
Fall. So wenig Naturwissenschaft eine natrliche Wissenschaft in dem
Sinne genannt werden kann, da sie jedem von Natur eigen ist, so
wenig denkt sich der Verfasser unter Geheimwissenschaft eine
geheime Wissenschaft, sondern eine solche, welche sich auf das in
den Welterscheinungen fr die gewhnliche Erkenntnisart Unoffenbare,
Geheime bezieht, eine Wissenschaft von dem Geheimen, von dem
offenbaren Geheimnis. Geheimnis aber soll diese Wissenschaft fr
niemand sein, der ihre Erkenntnisse auf den ihr entsprechenden
Wegen sucht.
... Von einem Wissen, das in irgendeiner Beziehung als ein
geheimes, nur durch besondere Schicksalsgunst fr manchen
zugngliches, gelten soll, wird hier nicht die Rede sein. Man wird
dem hier gemeinten Wortgebrauche gerecht werden, wenn man an
dasjenige denkt, was Goethe im Sinne hat, wenn er von den
offenbaren Geheimnissen in den Welterscheinungen spricht. Was in
diesen Erscheinungen geheim, unoffenbar bleibt, wenn man sie nur
durch die Sinne und den an die Sinne sich bindenden Verstand erfat,
das wird als der Inhalt einer bersinnlichen Erkenntnisart
angesehen. ...
[D]ie sichtbaren Tatsachen weisen deutlich durch ihre eigene
innere Wesenheit auf eine verborgene Welt hin. Wer solches nicht
einsieht, der verschliet sich den Rtseln, die berall deutlich aus
den Tatsachen der Sinneswelt hervorspringen. Er will gewisse Fragen
und Rtsel gar nicht sehen; deshalb glaubt er, da alle Fragen durch
die [sinnlich wahrnehmbaren] Tatsachen beantwortet werden knnen.
Diejenigen Fragen, welche er stellen will, sind wirklich auch alle
durch die [sinnlich wahrnehmbaren] Tatsachen zu beantworten, von
denen er sich verspricht, da man sie im Laufe der Zukunft entdecken
werde. Das kann man ohne weiteres zugeben. Aber warum sollte der
auch auf Antworten in gewissen Dingen warten, der gar keine Fragen
stellt? Wer nach Geheimwissenschaft strebt, sagt nichts anderes,
als da fr ihn solche Fragen selbstverstndlich seien und da man sie
als einen vollberechtigten Ausdruck der menschlichen Seele
anerkennen msse. Die Wissenschaft kann doch nicht dadurch in
Grenzen eingezwngt werden, da man dem Menschen das unbefangene
Fragen verbietet. ...Wer sich in eine geheimwissenschaftliche
Darstellung einlt, der wird bald einsehen, da durch sie
Vorstellungen und Ideen erworben werden, die man vorher nicht
gehabt hat. So kommt man zu neuen Gedanken auch ber das, was man
vorher ber das Wesen des Beweisens gemeint hat. Man lernt erkennen,
da fr die naturwissenschaftliche Darstellung das Beweisen etwas
ist, was an diese gewissermaen von auen herangebracht wird. Im
geisteswissen-schaftlichen Denken liegt aber die Bettigung, welche
die Seele beim naturwissenschaftlichen Denken auf den Beweis
wendet, schon in dem Suchen nach den Tatsachen. Man kann diese
nicht finden, wenn nicht der Weg zu ihnen schon ein beweisender
ist. Wer diesen Weg wirklich durchschreitet, hat auch schon das
Beweisende erlebt; es kann nichts durch einen von auen hinzugefgten
Beweis geleistet werden. Da man dieses im Charakter der
Geheimwissenschaft verkennt, ruft viele Miverstndnisse hervor. [GW,
Kapitel Charakter der Geheimwissenschaft]Meine Erkenntnisse des
Geistigen, dessen bin ich mir voll bewut, sind Ergebnisse eigenen
Schauens. Ich hatte jederzeit bei allen Einzelheiten und bei den
groen bersichten mich streng geprft, ob ich jeden Schritt im
schauenden Weiterschreiten so mache, da voll besonnenes Bewutsein
diese Schritte begleite. Wie der Mathematiker von Gedanke zu
Gedanke schreitet, ohne da Unbewutes, Autosuggestion und so weiter
eine Rolle spielen, so sagte ich mir mu geistiges Schauen von
objektiver Imagination zu objektiver Imagination schreiten, ohne da
etwas anderes in der Seele lebt als der geistige Inhalt klar
besonnenen Bewutseins.
Da man von einer Imagination wei, sie ist nicht blo subjektives
Bild, sondern Bild-Wiedergabe objektiven Geist-Inhaltes, dazu
bringt man es durch gesundes inneres Erleben. Man gelangt dazu auf
geistig-seelische Art, wie man im Bereich der Sinnesanschauung bei
gesunder Organisation Einbildungen von objektiven Wahrnehmungen
richtig unterscheidet.
So hatte ich die Ergebnisse meines Schauens vor mir. Sie waren
zunchst Anschauungen, die ohne Namen lebten.
Sollte ich sie mitteilen, so bedurfte es der Wortbezeichnungen.
Ich suchte dann spter nach solchen in lteren Darstellungen des
Geistigen, um das noch Wortlose in Worten ausdrucken zu knnen. Ich
gebrauchte diese Wortbezeichnungen frei, so da wohl kaum eine
derselben in meinem Gebrauche zusammenfllt mit dem, was sie dort
war, wo ich sie fand.Ich suchte aber nach solcher Mglichkeit, mich
auszudrcken, stets erst, nachdem mir der Inhalt im eigenen Schauen
aufgegangen war.
Vorher Gelesenes wute ich beim eigenen forschenden Schauen durch
die Bewutseinsverfassung, die ich eben geschildert habe,
auszuschalten.
Nun fand man in meinen Ausdrcken Anklnge an ltere Vorstellungen.
Ohne auf den Inhalt einzugehen, hielt man sich an solche Ausdrcke.
Sprach ich von Lotosblumen in dem Astralleib des Menschen, so war
das ein Beweis, da ich indische Lehren, in denen man den Ausdruck
findet, wiedergbe. ja, sprach ich von Astralleib selbst, so war
dies das Ergebnis des Lesens mittelalterlicher Schriften.
Gebrauchte ich die Ausdrcke: Angeloi, Archangeloi und so weiter, so
erneuerte ich einfach die Vorstellungen christlicher Gnosis.
Solches ganz an der Oberflche sich bewegende Denken fand ich
immer wieder mir entgegengehalten. [GW, Vorrede zur sechzehnten bis
zwanzigsten Auflage]7.SchlussbetrachtungenDas bloe Empfangen
auersinnlicher Eindrcke befhigt nicht, sie richtig zu verstehen
oder ein Urteil ber ihren Wahrheitsgehalt abzugeben. Ein Urteil in
der Sinneswelt wird auch nur demjenigen zugestanden, der sich ber
die Quelle seiner Eindrcke im Klaren ist und der eine Erscheinung
denkerisch durchdringen kann. Weiterhin ist es notwendig, ber die
Bedeutung eines Eindruckes nicht zu spekulieren. Nur wenn bei einem
auf auersinnlichem Wege empfangenem Eindruck zuerst dessen
Gedankengehalt empfangen wird, ist der Empfangende auf diesen
Eindruck in angemessener Weise vorbereitet und kann mit ihm
angemessen umgehen. Bei einer Erscheinung, die man nicht versteht,
ist es gleichgltig, ob sie einem Sinneseindruck oder einer
auersinnlichen Wahrnehmung entspringt.Ohne dieses Vorbereitet-Sein
hat man zwar etwas erlebt, aber dieses Erlebnis taugt zu nichts
anderem, als sich vor Anderen damit zu brsten, die solcherlei
Erlebnisse nicht gehabt haben; in spterer Zeit wird er alles auf
die Art Erlebte vergessen und keine bleibenden Fhigkeiten davon
zurckbehalten. Wer aber vorbereitet den gedanklichen Gehalt
empfngt, ist einerseits bei demjenigen Ding der geistigen Welt, das
die Empfindung verursacht hat, derart mit seinem eigentlichen
Selbst dabeigewesen, dass Fhigkeit zur Verbindung mit diesem Ding
nicht mehr verloren geht; andererseits ist er in der Lage, zu
Nicht-Hellsichtigen Menschen ber seinen Eindruck mit den Begriffen
der physischen Welt so zu sprechen, dass sie ihn verstehen
knnen.Ohne die vorausgehende Schulung des Denkens sind die eigene
Fhigkeit zur Aufnahme neuer Ideen unausgebildet und die
Seelenverfassung noch nicht aus Alltagsleben gengend
herausgerissen; ohne die vorausgehende Beschftigung mit der
Geisteswissenschaft werden sich einem weder bedeutende Fragen, die
sich nur durch Geisteswissenschaft lsen lassen, in den Sinn kommen,
noch ist man in der Lage, auf sie eine Antwort zu finden, die einem
sogleich auch die innerlich vllig durchschaubare Besttigung ihres
Wahr- oder Falschseins mitbringt. Der blo visionre Hellseher hat
auer Hochmut, mehr oder weniger uneingestandener Verwirrung und
einem immer noch schwankenden Beweis von der Existenz hherer Welten
nicht viel gewonnen; und selbst dies wird nicht von bleibender
Dauer sein.Auersinnliche Eindrcke sind zusammengesetzt aus
Eindrcken, die zu empfangen man aus der Sinneswelt gewohnt ist. Ein
bloes auersinnlich geschautes Bild hat keinen greren Wert als ein
Phantasiegebilde. Auch dessen Elemente sind zwar nicht vllig
willkrlich und zufllig schlielich unterscheiden sich die einzelnen
Menschen ja in den Hervorbringungen ihrer Phantasie , aber weil man
die Herkunft der Einzelheiten nicht versteht, kann man aus ihnen
nichts lernen. Ein Erkenntnisgewinn ist nur durch einen hinreichend
verstandenen Eindruck mglich.(Wie wenig trivial die Deutung
auersinnlicher Eindrcke ist, mgen drei Beispiele aus der Bibel
veranschaulichen. In zweien von ihnen handelt es sich sogar nur um
Trume. Das erste Beispiel findet sich in 1.Mose 41, Verse 1-8:
Und nach zwei Jahren hatte Pharao einen Traum... Und da es
Morgen ward, war sein Geist bekmmert; und er schickte aus und lie
rufen alle Wahrsager in gypten und alle Weisen und erzhlte ihnen
seine Trume. Aber da war keiner, der sie dem Pharao deuten konnte.
(Joseph wird den Traum schlielich deuten.)Das zweite findet sich in
Daniel2:
Im zweiten Jahr des Reiches Nebukadnezars hatte Nebukadnezar
einen Traum, wovon er erschrak, so da er aufwachte. Und er hie alle
Seher und Weisen und Zauberer und Chalder zusammenfordern, da sie
dem Knig seinen Traum sagen sollten. Und sie kamen und traten vor
den Knig. Und der Knig sprach zu ihnen: Ich habe einen Traum
gehabt, der hat mich erschreckt; und ich wollte gern wissen, was es
fr ein Traum gewesen sei. ... Er ist mir entfallen. ... werdet ihr
mir nicht den Traum sagen, so geht das Recht ber euch, als die ihr
Lgen und Gedichte vor mir zu reden euch vorgenommen habt, bis die
Zeit vorbergehe. Darum so sagt mir den Traum, so kann ich merken,
da ihr auch die Deutung trefft. Da antworteten die Chalder vor dem
Knig und sprachen zu ihm: Es ist kein Mensch auf Erden, der sagen
knne, was der Knig fordert. So ist auch kein Knig, wie gro oder
mchtig er sei, der solches von irgendeinem Sternseher, Weisen oder
Chalder fordere. (Daniel wird die Aufgabe vollbringen.)Als drittes
finden sich beim Propheten Sacharja mehrere Stellen, an denen er
nachfragen muss: Wer sind diese? (Kapitel 1,9; 2,2; 6,4), und
Kapitel 5,5:
Und der Engel, der mit mir redete, antwortete und sprach zu mir:
Weit du nicht, was das ist? Ich aber sprach: Nein, mein
Herr.hnliches auch in der Apokalypse (7,13-14; 17,6).
So konnten nicht einmal die weisesten Menschen gyptens bzw.
Babylons gewisse im Traum offenbarte Prophezeiungen deuten, und
Sacharja braucht in seiner Vision immer wieder Nachhilfe, um ganz
zu dem hindurchzudringen, was er schaut. Denn eine wirkliche das
heit denkerisch klar durchschaute Antwort auf die Frage: Was ist
das? bringt eine Begegnung mit diesem Wesen mit sich.)Es ist nicht
notwendig, um in der geistigen Welt zu leben, um sie zu verstehen
und um in Kontakt mit den wirklich dort vorhandenen Dingen zu
kommen und damit den Wahrheitsgehalt einer von einem Hellseher
gemachten Mitteilung zu haben , dass man hellseherische Fhigkeiten
entwickelt. Das Verstehen geeigneter Mitteilungen so anstrengend es
auch sein mag sowie das Zurckhalten des Urteils und sein
vorbergehendes Vergessen sind ausreichend.
Was an Denkfhigkeit erworben wird, geht nicht verloren. Das
Empfangen hellseherischer Eindrcke wird in einigen Jahrhunderten fr
jeden Menschen selbstverstndlich sein; wer diese Eindrcke aber bis
dahin nicht denkend durchdringen kann, wird vor ihnen angstvoll
zurckschrecken oder sie nicht anders handhaben, als ein Schwrmer
die Gebilde seiner blhenden Phantasie.8. Ergnzungen zu den
auersinnlichen WahrnehmungsorganenIn dem Zeitpunkte, in dem man die
eine oder die andere [Lotosblume] entwickelt hat, wei man auch, da
man sie hat. Man fhlt, da man sich ihrer bedienen kann und da man
durch ihren Gebrauch in eine hhere Welt wirklich eintritt. Die
Eindrcke, welche man von dieser Welt erhlt, gleichen in mancher
Beziehung noch denen der physisch-sinnlichen. Wer imaginativ
erkennt, wird von der neuen hheren Welt so sprechen knnen, da er
die Eindrcke als Wrme- oder Klteempfindungen, Ton- oder
Wortwahrnehmungen, Licht- oder Farbenwirkungen bezeichnet. Denn wie
solche erlebt er sie. Er ist sich aber bewut, da diese
Wahrnehmungen in der imaginativen Welt etwas anderes ausdrcken als
in der sinnlich-wirklichen. Er erkennt, da hinter ihnen nicht
physisch-stoffliche Ursachen, sondern seelisch-geistige stehen.
Wenn er etwas wie einen Wrmeeindruck hat, so schreibt er diesen
nicht zum Beispiel einem heien Stck Eisens zu, sondern er
betrachtet ihn als Ausflu eines seelischen Vorganges, wie er ihn
bisher nur in seinem seelischen Innenleben gekannt hat. Er wei, da
hinter den imaginativen Wahrnehmungen seelische und geistige Dinge
und Vorgnge stehen, wie hinter den physischen Wahrnehmungen
stofflich-physische Wesen und Tatsachen. Zu dieser hnlichkeit der
imaginativen mit der physischen Welt kommt aber ein bedeutsamer
Unterschied hinzu. Es ist etwas in der physischen Welt vorhanden,
was in der imaginativen ganz anders auftritt. In jener kann
beobachtet werden ein fortwhrendes Entstehen und Vergehen der
Dinge, ein Wechsel von Geburt und Tod. In der imaginativen Welt
[hingegen] tritt an Stelle dieser Erscheinung eine fortdauernde
Verwandlung des einen in das andere. Man sieht zum Beispiel in der
physischen Welt eine Pflanze vergehen. In der imaginativen zeigt
sich in demselben Mae, in dem [der physische Pflanzenleib]
dahinwelkt, das Entstehen eines andern Gebildes, das physisch nicht
wahrnehmbar ist und in welches sich die vergehende Pflanze
allmhlich verwandelt. Wenn nun die Pflanze dahingeschwunden ist, so
ist dieses Gebilde an ihrer Stelle voll entwickelt da. Geburt und
Tod sind Vorstellungen, welche in der imaginativen Welt ihre
Bedeutung verlieren. An ihre Stelle tritt der Begriff von
Verwandlung des einen in das andere. [GW,Seite258ff.][In lteren
Zeiten] waren die Lotosblumen noch beweglich, ... drehten sich
[damals] aber gegen den Uhrzeigersinn. Das ist auch bei heutigen
Medien ... der Fall. Das Hellsehen der Medien ist allerdings ein
unbewusstes, das keiner Gedankenkontrolle unterliegt.
[anthrowiki.at/Lotosblumen Heutzutage ruhen die Lotosblumen bei den
meisten gesunden Menschen wie ein Auge, das sein Trger noch nie in
seinem Leben geffnet hat.Welches sind nun die Krfte, welche die
Lotusblumen ausbilden? Woher kommen diese Krfte? ... [Die] Krfte
aber, welche zur berwindung der Ermdung [whrend des Schlafes]
verwendet werden, sind es, die die Lotusblumen ausbilden. Ein
Mensch, der seine okkulte Entwicklung anfngt, entzieht also dadurch
eigentlich seiner [Lebensorganisation] Krfte. Wrden diese Krfte
dauernd dem physischen Leibe entzogen werden, so mte der Mensch
erkranken, ja, es wrde sogar eine vllige Erschpfung eintreten. Will
er sich also physisch und moralisch nicht schdigen, so mu er diese
Krfte durch etwas anderes ersetzen. Man mu [deshalb] eingedenk sein
einer allgemeinen Weltregel: Rhythmus ersetzt Kraft! Das ist ein
wichtiger okkulter Grundsatz. Heute lebt der Mensch hchst
unregelmig, namentlich im Vorstellen und Handeln. Ein Mensch, der
blo die zerstreuende Auenwelt auf sich einwirken liee und mitmachen
wrde, knnte dieser Gefahr, in die sein physischer Leib durch die
okkulte Entwickelung wegen der Kraftentziehung gestrzt wird, nicht
entgehen.
Deshalb mu der Mensch daran arbeiten, da Rhythmus in sein Leben
hineinkommt. Natrlich kann er es nicht so einrichten, da ein Tag
wie der andere verluft. Aber eines kann er tun: gewisse Ttigkeiten
kann er ganz regelmig ausfhren, und das mu nun derjenige tun, der
eine okkulte Entwickelung durchmacht. So zum Beispiel sollte er
jeden Morgen Meditations- und Konzentrationsbungen zu einer von ihm
selbst festgesetzten Zeit verrichten. Rhythmus kommt auch durch
eine Abendrckschau ber den Tag in sein Leben hinein. Kann man dann
noch andere Regelmigkeiten einfhren, so ist dies um so besser, denn
so luft alles sozusagen im Sinne der Weltgesetze ab.
Das ganze Weltensystem verluft ja rhythmisch. Alles in der Natur
ist Rhythmus: der Gang der Sonne, der Verlauf der Jahreszeiten, von
Tag und Nacht und so weiter. Die Pflanzen wachsen rhythmisch.
Allerdings, je hher wir steigen, desto weniger prgt sich der
Rhythmus aus, aber selbst bei den Tieren kann man noch einen
gewissen Rhythmus wahrnehmen. Das Tier begattet sich zum Beispiel
noch zu regelmigen Zeiten. Nur der Mensch kommt in ein
unrhythmisches, chaotisches Leben hinein: die Natur hat ihn
entlassen.
Dieses chaotische Leben mu er nun ganz bewut wiederum rhythmisch
gestalten, und um das zu erreichen, werden ihm bestimmte Mittel an
die Hand gegeben, durch die er diese Harmonie, diesen Rhythmus in
[seine Lebensorganisation] hineinbringen kann. Nach und nach [wird
diese dann alsbald] in solche Schwingungen versetzt, da sie sich
[whrend des Schlafes] selbst korrigieren. Wenn sie bei Tage auch
aus dem Rhythmus herausgetrieben [wird], so [drngt] sie in der Ruhe
von selbst wieder in die richtige Bewegung.[TdT,Seite111ff.]Neben
der Meditation tragen vor allem auch die sechs Nebenbungen zur
richtigen Ausbildung der Lotosblumen, namentlich des Herzchakras,
bei. [anthrowiki.at/Lotosblumen]In Anbetracht des in 1-6 Gesagten
sollen die Chakren nicht gezielt entwickelt werden, wie dies in
gewissen Praktiken (z.B. einigen degenerierten in den Westen
gelangten Yoga-Abarten) der Fall ist. Denn erstens wrde ein bloes
Schauen-Knnen nur Einblicke erffnen, die man nicht versteht; des
Weiteren hat ein solcher Seher sein Leben nicht in eine rhythmische
Ordnung gebrac