DEMOGRAFIEBERICHT FÜR DEN KREIS RECKLINGHAUSEN 2000 – 2010 – 2020 – 2030 VON DER HERAUSFORDERUNG ZUR CHANCE
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DEMOGRAFIEBERICHT FÜR DEN KREIS RECKLINGHAUSEN2000 – 2010 – 2020 – 2030
VON DER HERAUSFORDERUNG ZUR CHANCE
IMPRESSUM
Herausgeber:Kreis RecklinghausenDer Landrat
Datenrecherche und Aufbereitung: Annette Arndt
Redaktion: Wolfgang Gottschalk
Layout, Grafik und Diagramme: Jutta Ules (JUpunktdesign/Büro für Gestaltung)
Druckerei: dieduckerei.de/Onlineprinters GmbH
Auflage: 1. Auflage 2014, 1.500 Exemplare
Titelbilder: 123RF Stockfoto
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VORWORT
Sinkende Geburtenzahlen, steigende Lebenserwartung, eine veränderte Strukturierung der Gesellschaft – der demografische Wandel ist eine der größten Herausforderungen für den Kreis Recklinghausen. Der Wandel der Bevölkerungsstruktur ist nicht neu, ist er doch ein Trend, den wir seit Jahren beobachten. Nicht nur im Kreis Recklinghausen, sondern in ganz Deutschland. Doch in der letzten Zeit hat seine Dynamik zugenommen. Und so wird er unsere Region zukünftig immer stärker prägen.
Mit rund 630.000 Einwohnerinnen und Einwohnern im Jahr 2012 war und ist der Kreis Recklinghausen trotz sinkender Einwohnerzahlen der bevölkerungsreichste Kreis Deutschlands. Früher als andere Kommunen in Nordrhein-Westfalen erreichte ihn der demografische Wandel. Gleichzeitig ist der Kreis Recklinghausen in besonderem Maße vom Strukturwandel des Großraumes Ruhrgebiet betroffen, denn der Bergbau ge-hörte zu den prägenden Einflüssen unserer Region. So stellt der demografische Wandel gerade für unse-ren Kreis eine besondere Herausforderung dar.
Jede Herausforderung bedeutet aber auch neue Chancen. Nämlich die Möglichkeit, ihr durch positive Maßnahmen zu begegnen. Insoweit ist eine kreisweite Strategie zum Umgang mit dem demografischen Wandel wünschenswert.
Dabei muss aber klar sein, dass ein solcher Bericht nur den Überbau liefern kann, einen Orientierungsrah-men, den die einzelnen Städte mit Leben füllen müssen, denn der demografische Wandel mit all seinen Auswirkungen lässt sich nicht leugnen.
Die Menschen des Ruhrgebiets zeichnen sich schon immer durch einen besonderen Blick für Realitäten aus – und durch eine Kultur des Anpackens. Wenn wir genau diese Eigenschaften leben, bedeutet der demografische Wandel für den Kreis Recklinghausen und seine zehn kreisangehörigen Städte zwar noch immer eine Herausforderung – aber eine, an der er auch wachsen kann.
Cay SüberkrübLandrat des Kreises Recklinghausen
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INHALT
1. EINLEITUNG .......................................................................................................6
2. ZUSAMMENFASSUNG .......................................................................................7
3. WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN ..........................................................................9
3.1 Demografie-Monitoring als Grundlage des Demografieberichts ............................. 9
3.2 Bevölkerungsentwicklung im Kreis Recklinghausen ..............................................113.2.1 Geburten und Sterbefälle ............................................................................................................133.2.2 Zu- und Fortzüge .........................................................................................................................153.2.3 Gesamtsaldo ...............................................................................................................................153.2.4 Prognose: Rückgang der Bevölkerung im Kreis Recklinghausen ...............................................163.2.5 Einwohnerveränderungen im Kreis Recklinghausen 2000-2010-2030 .......................................18
3.3 Veränderungen in der Altersstruktur ........................................................................ 203.3.1 Rückgang der jungen Bevölkerung .............................................................................................203.3.2 Rückgang der arbeitenden Bevölkerung .....................................................................................233.3.3 Zunahme der älteren Bevölkerung ..............................................................................................253.3.4 Gesamtbetrachtung der Altersgruppen ......................................................................................26
3.4 Veränderungen in der ethnischen Struktur .............................................................. 283.4.1 Ausländer und Migranten – Begriffe und Definitionen .................................................................283.4.2 Deutsche, Ausländer und Migranten – Zahlen und Fakten .........................................................293.4.3 Ausländer – Die häufigsten Staatsangehörigkeiten ....................................................................31
4. AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDEL ................................34
4.1 Bereich Bildung .......................................................................................................... 344.1.1 Kindertageseinrichtungen und U-3 Betreuung ............................................................................354.1.2 Schülerzahlen ..............................................................................................................................364.1.3 Rückgang der Schulen ................................................................................................................394.1.4 Schulabschlüsse .........................................................................................................................40
4.2 Bereich Wirtschaft und Arbeit ................................................................................... 424.2.1 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ...................................................................................434.2.2 Beschäftigungsquote ...................................................................................................................444.2.3 Ausbildungssituation ...................................................................................................................45
4.3 Bereich Soziales ......................................................................................................... 474.3.1 Arbeitslosenzahlen und Arbeitslosenquote .................................................................................474.3.2 ALG II-Empfänger/SGB II-Quote ................................................................................................484.3.3 Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung ..................................................................50
4.4 Bereich Wohnen ......................................................................................................... 514.4.1 Veränderung der Haushaltsstruktur .............................................................................................514.4.1.1 Zahl der Privathaushalte .............................................................................................................514.4.1.2 Haushaltsgröße ...........................................................................................................................53
5
4.4.2 Veränderung der Wohnungssituation ..........................................................................................544.4.2.1 Neue Zielgruppen des Wohnungsmarktes/neue Wohnformen ....................................................544.4.2.2 Problematik der Wohnungsleerstände ........................................................................................554.4.2.3 Veränderung der Wohnfläche ......................................................................................................56
4.5 Gesundheit und Pflege ............................................................................................... 574.5.1 Beeinträchtigung der Gesundheitssysteme .................................................................................574.5.2 Bewältigung der Pflege ...............................................................................................................574.5.2.1 Entwicklung der Empfänger häuslicher Pflege (ambulante Pflege/Pflegegeld) ..........................584.5.2.2 Entwicklung stationärer Pflegeeinrichtungen/stationärer Pflegeplätze ........................................604.5.2.3 Alternative Formen des Wohnens im Alter ..................................................................................61
4.6 Weitere Bereiche des demografischen Einflusses .................................................. 634.6.1 Auswirkungen des demografischen Wandels auf die kommunale Finanzsituation .....................63
5. VOM DEMOGRAFIE-MONITORING ZU EINER KOMMUNALEN DEMOGRAFIE-STRATEGIE..................................................665.1 Vorhandene Ansätze zur Entwicklung einer Demografie-Strategie ....................... 665.1.1 Demografie-Strategie der Bundesregierung ................................................................................665.1.2 Ziele und Handlungsstrategien im Kreis Recklinghausen ...........................................................675.1.3 Interne Handlungsansätze der Kreisverwaltung ..........................................................................685.1.4 Themenbearbeitung in kreisweiten Arbeitskreisen ......................................................................685.1.5 Arbeitskreis der Demografie-Beauftragten im Kreis Recklinghausen .........................................685.1.6 Demografie-Berichte kreisangehöriger Städte ............................................................................695.1.6.1 Demografie-Bericht Castrop-Rauxel 2009 ..................................................................................695.1.6.2 Demografie-Bericht Herten 2008 .................................................................................................695.1.6.3 Demografie-Bericht Marl 2008 ....................................................................................................70
5.2 Entwicklung einer kommunalen Demografie-Strategie: Der Ansatz der „Integrierten Stadtentwicklungsplanung“ ..................................... 71
6. FAZIT: DEMOGRAFISCHE VERÄNDERUNGEN ALS CHANCE ...................74
7. LITERATUR/QUELLENANGABEN ..................................................................75
8. TABELLEN .......................................................................................................79 Einwohner-Entwicklung ..............................................................................................................80 Altersstruktur ...............................................................................................................................92 Ethnische Struktur ....................................................................................................................120 Bildung ......................................................................................................................................127 Wirtschaft und Arbeit .................................................................................................................148 Soziale Struktur .........................................................................................................................152 Wohnungssituation und Haushalte ............................................................................................155 Pflege ........................................................................................................................................158
INHALT
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Der demografischen Wandel betrifft den Kreis Recklinghausen mit seinen zehn kreisangehörigen Städten. Dennoch sind die Auswirkungen differenziert zu betrachten. Aufgrund der jeweils spezifischen Gegebenhei-ten ergeben sich unterschiedliche Ausgangslagen und daraus folgend auch unterschiedliche Herausforde-rungen und Handlungsansätze für den Kreis und seine Städte. So zeigen sich etwa die vier Komponenten bei der Analyse der Bevölkerungsentwicklung – die Geburten- und Sterbefälle sowie die Wanderungsbe-wegungen mit den Zu- und Fortzügen – in den Städten in ungleicher Ausprägung.
Der vorliegende Demografiebericht ist in erster Linie der Versuch, eine kreisweite Darstellung der demo-grafischen Entwicklung in den kreisangehörigen Städten vorzulegen. Das ihm zugrunde liegende Demo-grafie-Monitoring liefert Daten und Fakten, die im Hinblick auf den demografischen Wandel von Bedeutung sind. Damit bietet sich den Städten die Möglichkeit, auf Basis dieses Zahlenwerkes die demografischen Veränderungen untereinander zu vergleichen. Dieser Vergleich kann Ansatzpunkte für eine tiefergehende Analyse der Gründe unterschiedlicher Entwicklungen liefern.
Das Demografie-Monitoring 2000-2010 bildete den Auftakt für eine jährlich fortzuschreibende kontinuierli-che Erfassung der relevanten Daten. Diese werden seit Ende 2013 und zukünftig über die Internet-Präsenz der Kreisverwaltung veröffentlicht. Inzwischen wurde das Datenmaterial weitestgehend auf die Jahre 2011 und 2012 erweitert. Der hier vorgelegte Demografie-Bericht präsentiert diese Daten erstmals in übersicht-licher, geordneter und kommentierter Form. Damit soll sowohl ein Verständnis für die Qualität und Aussa-gekraft der Daten selbst erleichtert werden, als auch deutlich gemacht werden, wie vorsichtig man bei ihrer Interpretation sein muss, um nicht zu voreiligen bzw. falschen Schlussfolgerungen zu gelangen. Im Interes-se einer verständlichen Darstellung wurde für diesen Demografie-Bericht darauf verzichtet, die durch den Mikrozensus 2011 ermittelten Einwohnerzahlen zu berücksichtigen. Diese liegen tendenziell etwas unter den durch Fortschreibung der Volkszählung 1987 ermittelten Zahlen und sind teilweise umstritten.
Die besondere Herausarbeitung bestimmter Bereiche ist zugleich der Versuch, zukünftige Handlungsfelder einer Demografie-Strategie zu umreißen. Auch hier gilt wieder: Die Besonderheiten der Städte machen es notwendig, dass sich jede Stadt selbst mit ihren Daten befasst und die notwendigen Schlüsse daraus zieht.
Deshalb wird in diesem ersten Demografie-Bericht für den Kreis Recklinghausen der Versuch unternom-men, einige Aspekte aufzugreifen, die für die Entwicklung lokal-kommunaler Demografie-Strategien von Bedeutung sein könnten. Diese sind daher auch nur als Anregungen zu verstehen.
Wolfgang GottschalkDemografie-Beauftragter
1 EINLEITUNG
1. EINLEITUNG
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Demografischer Wandel ist der Oberbegriff für alle Veränderungen, die sich über Jahrzehnte erstrecken und die Struktur der Bevölkerung in den Städten verändern: Die Einwohnerzahl sinkt, der Altersdurch-schnitt steigt und es gibt immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund. Neben diesen drei wesentli-chen Veränderungen gibt es weitere Aspekte, die für die Entwicklung einer Stadt von Bedeutung sind, wie etwa Bildung, Wirtschaft und Arbeit, Soziales und andere. Diese Aspekte werden in Zahlen gefasst und in den einzelnen Kapiteln dieses Demografieberichtes erläutert. In dieser Zusammenfassung sollen wesent-liche Entwicklungen für den Kreis insgesamt kurz skizziert werden.
Bevölkerungsentwicklung
Die Einwohnerzahl des Kreises sinkt von 657.592 (2000) auf 567.284 im Jahr 2030 (Prognose). Die Ge-burtenzahl ging in den Jahren von 2000 bis 2012 um rund 24 % zurück, die Sterbefälle stiegen im selben Zeitraum um knapp 4 %. Zwischen 2000 und 2010 lag die Zahl der Fortzüge beständig über der Zahl der Zuzüge, hier zeigte sich 2011/2012 eine leichte Veränderung, ohne dass von einer Stabilisierung der Ein-wohnerzahl auszugehen ist.
Altersstruktur
Der Altersmedian stieg in den Jahren 2000 bis 2012 von 41,4 auf 46,4. Das heißt, im Jahr 2012 waren jeweils 50 % der Bevölkerung jünger bzw. älter als 46,4 Jahre. Die Bevölkerung wurde also in nur 12 Jahren insgesamt deutlich „älter“. In der Prognose geht der Anteil der Unter-3- Jährigen etwa von gut 3 % im Jahr 2000 auf knapp 2,3 % im Jahr 2030 zurück. Parallel nimmt der Anteil der Über-80- Jährigen von 3,4 % auf 8,4 % zu.
Ethnische Struktur
Die Unterscheidung zwischen Deutschen und Ausländern, orientiert an der Staatsbürgerschaft, reicht nicht aus, die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung zu erklären. Neben Ausländern gibt es in zuneh-mendem Maße Menschen in unserem Land, die zwar in Deutschland geboren werden, aber einen fami-liären Migrationshintergrund haben. 2012 betrug der Anteil von Ausländern und Migranten insgesamt gut 21 % an der Bevölkerung des Kreises, davon waren etwa die Hälfte Ausländer. Derzeit stellen türkische Staatsbürger etwa 48 % der im Kreis lebenden Ausländer, gefolgt von Polen mit rund 7 % und Griechen mit 4 %. In den Städten sind die entsprechenden Zahlen sehr unterschiedlich.
Bildungsbereich
Zwischen den Schuljahren 2000/01 und 2011/2012 sank die Zahl der Schülerinnen und Schüler an allge-meinbildenden Schulen um rund 12.333 oder etwa 14 %. Die Prognose geht bis 2019 von einem Gesamt-rückgang um mehr als 35 % aus. Zugleich erhöht sich allerdings das Abschlussniveau. Im Vergleich der Schuljahre 2005/06 und 2011/2012 sank der Anteil der Schülerinnen und Schüler ohne Abschluss von 7 % auf 5,4 %, der Anteil der AbiturientInnen stieg von 24,9 % auf 33,2 %. Gestiegen ist auch der Anteil der ausländischen AbiturientInnen von 7,3 % auf 12,9 %. Damit liegt der Anteil ausländischer AbiturientInnen jedoch immer noch deutlich unter dem Anteil deutscher AbiturientInnen eines Jahrgangs.
ZUSAMMENFASSUNG2
2. ZUSAMMENFASSUNG
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2 ZUSAMMENFASSUNG
Wirtschaft und Arbeit
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ging im Kreis von 158.827 in 2000 auf 149.042 in 2012 um etwa 6,2 % zurück. Die Beschäftigungsquote war 2010 mit 36,9 % deutlich niedriger als in NRW (52,1 %). Die Zahl der Ausbildungsstellen entsprach mit 3.158 in 2011 nicht der Zahl der Bewerber (5.557).
Soziales
Die Arbeitslosenquote lag 2012 mit 10,7 % höher als in NRW (8,1 %). Der Anteil der Empfänger von Leis-tungen der Grundsicherung im Alter lag 2003 bei 0,5 % der Gesamtbevölkerung, 2012 bei 1,1 %.
Wohnen
Der Anteil der 1-Personen-Haushalte im Kreis lag 2005 bei 32 %, 2010 bei 36,5 % und wird bis 2030 vor-aussichtlich auf etwa 37,8 % steigen. Der Anteil der Mehrpersonen-Haushalte wird voraussichtlich parallel von 15,4 % auf 10,6 % sinken. Bei schrumpfender Durchschnittsgröße der Haushalte wird deren absolute Zahl jedoch voraussichtlich bis 2025/2030 noch steigen und damit die Nachfrage am Wohnungsmarkt nach kleineren Wohnungen bestimmen.
Gesundheit und Pflege
Die Inanspruchnahme von Pflegeleistungen liegt im Kreis Recklinghausen aufgrund seines höheren Al-tersmedians in den letzten Jahren um jeweils 0,6-0,8 Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt. 2011 gab es 23.902 Pflegebedürftige im Kreis. Die Quote der vollstationären Dauerpflege ist hingegen rückläufig (2007: 26,2 %, 2011: 24,6 %). Dennoch stieg die Zahl der stationären Pflegeplätze von 5.291 in 2001 auf 6.713 in 2012.
Kommunale Finanzen
Auswirkungen des demografischen Wandels werden sich bei den kommunalen Finanzen sowohl auf der Einnahme- wie der Ausgabeseite zeigen. Rückläufige Einwohnerzahlen bedeuten geringere Steuereinnah-men und Zuschüsse, die Aufrechterhaltung der Infrastruktur bei sinkender Zahl der Nutzer und Gebühren-zahler bedeutet einen Kostenaufwand, der zu einem höheren Anteil nicht refinanziert werden kann.
Demografie-Strategie
Die Auswirkungen des demografischen Wandels ähneln sich in den zehn kreisangehörigen Städten in vie-lerlei Hinsicht, es gibt aber auch teils gravierende Unterschiede. Eine einheitliche Strategie, auf den demo-grafischen Wandel im Sinne einer Nutzung der sich daraus bietenden Chancen (wie etwa Rückgewinnung von Freiflächen oder Mehrfach-Nutzung öffentlicher Gebäude) zu reagieren, kann daher nicht konzipiert werden. Eine Analyse der vergangenen und zukünftigen Trends muss jede Stadt für sich selbst erarbeiten, ebenso eine darauf fußende Strategie als Antwort auf den demografischen Wandel. Gleichwohl kann der interkommunale Austausch über Analysen und Strategie-Ansätze allen Städten Nutzen bringen.
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WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN3
„Weniger, älter, bunter“ so lautet auf einen Nenner gebracht die griffige Formel des demografischen Wan-dels. Auch den Kreis Recklinghausen zeichnen diese drei charakteristischen Komponenten in der Zusam-mensetzung und Entwicklung der Bevölkerung in besonderer Weise aus. Statt zu wachsen wie bis in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, schrumpft im Kreis Recklinghausen die Bevölkerung spürbar. Zudem werden die Menschen aufgrund des medizinischen Fortschritts und der damit verbunde-nen steigenden Lebenserwartung immer älter, und schließlich wird die Bevölkerung aufgrund langjähriger Zuwanderung von Außen immer internationaler, lässt sie bunter werden.
Der Kreis Recklinghausen steht angesichts der demografischen Veränderungen vor vielfältigen Herausfor-derungen. Allein im Zeitraum von 2000 bis 2012 haben nahezu alle kreisangehörigen Städte unterschied-lich starke Bevölkerungsrückgänge zu verzeichnen. Der demografische Wandel ist bereits eingetreten und lässt sich mittelfristig auch nicht aufhalten. Im Gegenteil, bis zum Jahr 2030 werden sich die Veränderun-gen in der Bevölkerungsstruktur noch deutlicher zeigen. Der demografische Wandel wird sich in nahezu allen Bereichen der kommunalen Handlungsfelder niederschlagen und das Gesamtgefüge in den Kommu-nen verändern.
Wie können die Akteure aus Politik und Verwaltung nun den Herausforderungen begegnen, wie erkennen, wo die Entwicklung hinsteuert, was die drängendsten Probleme sind und wie die passenden Lösungen aussehen? Hierzu bedarf es zunächst einer Sammlung und Ordnung der entsprechenden Zahlen – ge-nannt „Demografie-Monitoring“.
3.1 Demografie-Monitoring als Grundlage des Demografieberichts
Zur Erfassung der demografischen Trends sowie der gestalterischen Möglichkeiten – explizit auf den Kreis Recklinghausen bezogen –haben Bürgermeister und Landrat einen Arbeitskreis der Demografie-Beauf-tragten ins Leben gerufen. Eine Zielvorgabe war die Erstellung eines Demografie-Monitorings zur kreisweit vergleichbaren Darstellung der Bevölkerungsentwicklung in den einzelnen kreisangehörigen Städten.
Der Arbeitskreis einigte sich auf folgende Inhalte einer kreisweiten demografischen Berichterstattung:
● Einwohnerentwicklung● Altersstruktur● Ethnische Struktur● Soziale Struktur● Bildung● Wirtschaft und Arbeit● Infrastruktur und Verkehr● Haushalte und Wohnungssituation● Pflege● Kommunalfinanzen
Darüber hinaus stand und steht es jeder einzelnen Kommune frei, weitere individuelle, für sie wichtige As-pekte des demografischen Wandels in ihre Berichterstattung vor Ort einfließen zu lassen.
3. WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
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3 WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
Ermittelt wurden die oben genannten Parameter zunächst für den Zeitraum 2000 bis 2010 und aktuell im Sommer 2014 erweitert um die verfügbaren Zahlen der Jahre 2011 und 2012. Wo prognostizierte Daten vorlagen, wurden diese bis zum Jahr 2030 angegeben. Um eine interkommunale Vergleichbarkeit zu er-möglichen, war eine einheitliche Daten-Basis erforderlich. Deshalb basiert das Demografie-Monitoring auf den vom Landesamt für Statistik (IT.NRW) per Internet zur Verfügung gestellten Zahlen. Über IT.NRW nicht verfügbare Daten wurden von den Fachdiensten 18, 41, 53, 57 und 83 der Kreisverwaltung Recklinghau-sen ermittelt.
Grundsätzlich werden diese Daten jährlich aktualisiert. Dabei sind über IT.NRW im Allgemeinen nur Daten des abgeschlossenen Vorvorjahres abrufbar; in 2014 konnten also Daten bis 2012 aufbereitet werden. Die jeweils aktuellen Daten stehen auf der Homepage der Kreisverwaltung zum Download als pdf-Dokumente zur Verfügung (www.vestischer-kreis.de). Dieses Datenmaterial bildet die Grundlage des hier vorliegenden Demografieberichtes.
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3 WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
3.2 Bevölkerungsentwicklung im Kreis Recklinghausen
Betrachtungsweise unter Zugrundelegung absoluter Zahlen:
Entsprechend den Angaben des Landesamtes für Statistik (IT.NRW) stellt sich die Entwicklung der Ge-samtbevölkerung für den Kreis Recklinghausen wie folgt dar:
Bevölkerungsentwicklung im Kreis Recklinghausen 2000–2012 (absolut)
610.000
620.000
630.000
640.000
650.000
660.000
2012201120102009200820072006200520042003200220012000
657.592 656.053 654.276651.397
649.310646.558
643.411639.811
636.180632.535
628.817625.523
623.409
Quelle: IT.NRW auf Basis der Volkszählung von 1987, eigene Darstellung
Allein in dem betrachteten Zeitfenster 2000 bis 2012 ist die Bevölkerungszahl absolut gesehen von 657.592 im Jahr 2000 auf 623.409 im Jahr 2012 um 34.000 (rund 5 %) zurückgegangen. Somit schrumpfte die Gesamt-Bevölkerung im Kreisgebiet wie auch in den meisten anderen Teilen des Ruhrgebietes bzw. des Emscher-Lippe-Raumes, sie wird „weniger“.
Die Gesamtentwicklung im Kreis Recklinghausen ergibt sich aus den jeweiligen Bevölkerungsveränderun-gen der kreisangehörigen Städte. In nahezu allen Städten des Kreises ist allein in den vergangenen zwölf Jahren die Gesamtbevölkerung gesunken. Die einzige Ausnahme stellte in diesem Zeitraum die Stadt Haltern am See dar, die im Vergleich 2000 zu 2012 ein leichtes Bevölkerungswachstum aufweisen konnte.
Bevölkerungsentwicklung in den Städten 2000 zu 2012 (absolut)
0
20.000
40.000
60.000
80.000
100.000
120.000
140.000
WAREOEMAHEHAGLADODACR
2000 2012
86.5
56
74.7
25
75.7
34
75.1
97
37.6
13
61.4
60
29.4
77
29.7
93
117.
384
35.4
70
Quelle: IT.NRW, eigene Darstellung
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3 WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
Die Betrachtungsweise unter Zugrundelegung relativer Zahlen:
Noch deutlicher als mit absoluten Zahlen lässt sich die Vergleichbarkeit der Bevölkerungsentwicklung zwi-schen dem Kreis Recklinghausen und den angehörigen Städten mit Hilfe prozentualer Daten erfassen und darstellen. Bei prozentualer Betrachtungsweise bezogen auf den Jahresvergleich 2000 zu 2012 stellt sich der Bevölkerungsrückgang wie folgt dar:
Bevölkerungsentwicklung in den Städten, im Kreis Recklinghausen und NRW 2000 zu 2012 in %
-3,26
-10 %
-8 %
-6 %
-4 %
-2 %
0 %
2 %
4 %
NRWKreis RE
WAREOEMAHEHA
GLADODACR
-4,94% -4,89%
-6,57%
-3,33%
2,28%
-8,17%-7,18%
-0,90%
-2,91%
-5,20%-5,93%
-3,06%
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
Der Kreis Recklinghausen nimmt als Teilbereich des Ruhrgebietes bzw. des Emscher-Lippe-Raumes in Bezug auf den demografischen Wandel eine nicht angestrebte Spitzenposition ein. Der Bevölkerungs-rückgang fiel im Kreis mit 5 % im Vergleich zur Entwicklung in Gesamt Nordrhein-Westfalen (0,9 %) über-durchschnittlich stark aus; diese Tendenz wird sich in den nächsten Jahren aller Voraussicht nach noch verstärken.
Bei prozentualer kontinuierlicher Betrachtungsweise für den Zeitraum 2000 bis 2012 ist aus folgender Statistik ersichtlich, dass sowohl im Kreisgebiet als auch in fast allen kreisangehörigen Städten die Ein-wohnerzahl sinkt. Auffällig ist, dass in einigen Städten seit 2009 und in weiteren Städten seit 2011 sich das „Tempo“ des Einwohnerverlustes reduziert hat. Ob diese Entwicklung, die – siehe Grafik – auf einer im Vorjahresvergleich niedrigeren Zahl an Fortzügen beruht, eine Momentaufnahme darstellt oder vielleicht sogar einen positiven Trend einleitet, wird sich erst in den Folgejahren zeigen.
Bevölkerungsentwicklung im Kreis Recklinghausen und NRW in Prozent (2000=100%)
90%
92%
94%
96%
98%
100%
102%
104%
2012201120102009200820072006200520042003200220012000
NRWKreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
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3 WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
3.2.1 Geburten und Sterbefälle
Genauere Betrachtungsweise des Bevölkerungsrückganges:
Wie lässt sich der Bevölkerungsrückgang nun differenzierter beschreiben? Entsprechend der Komponen-tenmethode spielen bei der Analyse der Bevölkerungsentwicklung vier Parameter eine Rolle, aus denen Rückschlüsse auf den Grund der Gesamtentwicklung gezogen werden können:
1. Zahl der Geburten, 2. Zahl der Sterbefälle,3. Zahl der Zuzüge und4. Zahl der Fortzüge
Bei genauer Betrachtungsweise der Geburtenentwicklung im Kreis Recklinghausen ist festzustellen, dass allein vom Jahr 2000 zum Jahr 2012 ein Rückgang der Geburtenzahlen von bis zu 24 % zu verzeichnen war.
Entwicklung der Geburtenzahlen im Kreis Recklinghausen 2000–2012 in % (2000=100%)
-30 %
-25 %
-20 %
-15 %
-10 %
-5 %
0 % 201220112010200920082007200620052004200320022001
-5,20 %
-10,68 % -12,27 % -12,77 %
-17,88 %
-21,92 %-19,18 %
-21,00 %
-23,88 % -23,60 % -24,92 % -24,15 %
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
Demzufolge schlug sich die Entwicklung der Geburtenzahlen auch in den kreisangehörigen Städten ne-gativ nieder. Bei dem Vergleich der Jahre 2000 (Basisjahr) zu 2012 war der zu beobachtende Geburten-rückgang in den Städten Gladbeck und Waltrop mit -16 % bzw. -17,7 % noch am geringsten, während Oer-Erkenschwick und Marl mit -44 % und -32 % die stärksten Rückgänge zu verzeichnen hatten. Insgesamt lag der Kreis Recklinghausen mit -24 % weit über dem allgemeinen Landesdurchschnitt mit -16,7 %.
Entwicklung der Geburtenzahlen in den Städten, im Kreis Recklinghausen und NRW 2000 zu 2012 in %
-50 %
-40 %
-30 %
-20 %
-10 %
0 % NRWKreisRE
WAREOEMAHEHAGLADODACR
-22,36 % -22,45 % -22,47 %
-16,12 %
-25,89 %-27,88 %
-32,27 %
-44,24 %
-18,63 % -17,72 %-24,15 %
-16,78 %
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
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3 WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
Entwicklung der Sterbefälle
Das Heranwachsen geburtenstarker Jahrgänge führt zu einer langsam fortschreitenden Erhöhung der Zahl der Sterbefälle im Kreis Recklinghausen, hier prozentual dargestellt für die Jahre 2001 bis 2012 mit dem Jahr 2000 als Basisjahr. Während im Jahr 2001 im Vergleich zu 2000 die Sterbefälle noch um -3,7 % rück-läufig waren, war im Jahr 2012 im Vergleich zu 2000 ein Anstieg um fast 4 % zu verzeichnen.
Da im Erfassungszeitraum 2000 bis 2012 im Kreis Recklinghausen die Zahl der Sterbefälle tendenziell kontinuierlich anstieg, resultierte bei gleichzeitig sinkender Geburtenrate eine deutliche Abnahme der na-türlichen Bevölkerungsentwicklung.
Entwicklung der Sterbefälle im Kreis Recklinghausen 2000–2012 in % (2000=100%)
-5 %-4 %-3 %-2 %-1 %0 %1 %2 %3 %4 %
201220112010200920082007200620052004200320022001
-3,76 %
0,41 % 0,41 %
-2,56%-1,74 %
-0,65 %
0,29 %
1,87 %
3,33 %2,93 % 2,97 %
3,97 %
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich auch bei den kreisangehörigen Städten, wie aus der summarischen Analyse des Jahresvergleichs 2000 zu 2012 ersichtlich wird: In diesem Zeitraum stieg in sieben Kreisstäd-ten die Zahl der Sterbefälle an, allerdings in unterschiedlicher Ausprägung. In den drei Städten Castrop-Rauxel, Herten und Oer-Erkenschwick fiel dagegen ein Rückgang der Sterbefälle von über 6 % auf.
Bei den Vergleichszahlen 2000–2012 handelt es sich jedoch nicht in allen Fällen um eine stetige Entwick-lung – teilweise finden sich positive/negative „Ausreißer“ ohne größere statistische Relevanz.
Entwicklung der Sterbefälle in den Städten, im Kreis Recklinghausen und NRW 2000 zu 2012 in %
-10 %
0 %
10 %
20 %
30 %
NRWKreisREWAREOEMAHEHAGLADODACR
-3,12 %
8,82 % 8,28 %5,10 %
11,40 %
3,18 %
-1,89 %
3,97 %1,18 %
8,96 %
-6,52 %
27,42 %
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
3
15
WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
3.2.2 Zu- und Fortzüge
Zwei weitere Komponenten, die eine grundsätzliche Einflussnahme auf die Bevölkerungsentwicklung ha-ben, sind die Wanderungsbewegungen, die Zu- und Fortzüge im Kreis Recklinghausen. Für den Betrach-tungszeitraum 2000 bis 2010 ist ersichtlich, dass die Zahl der Fortzüge mit Ausnahme des Jahres 2002 kontinuierlich über der Zahl der Zuzüge lag, so dass für diesen Betrachtungszeitraum der Wanderungs-saldo jeweils negativ ausfiel. Allerdings liegt die seit 2010 steigende Zahl der Zuzüge ab dem Jahr 2012 über der – seit 2011 zurückgegangenen – Zahl der Fortzüge, was zu einer gewissen Verlangsamung des Rückgangs der Gesamtbevölkerung beitrug.
Wanderungen im Kreis Recklinghausen 2000–2012
22.000
23.000
24.000
25.000
26.000
27.000Fortgezogene Zugezogene
2012201120102009200820072006200520042003200220012000
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
3.2.3 Gesamtsaldo
Berücksichtigt man einerseits die natürliche Bevölkerungsbilanz (Geburten/Sterbefälle) und andererseits das Wanderungssaldo (Zu-/Fortzüge), lässt sich erkennen, dass die Gesamtsumme aller vier Einzelzahlen im Betrachtungsraum 2000 bis 2010 für den Kreis Recklinghausen durchgehend ein Negativsaldo darstellt, wobei sich ab 2011 eine Verbesserung der Situation abzuzeichnen scheint, so dass sich der Gesamtsaldo der Bevölkerungsveränderung in Richtung Null bewegt. Während sich die natürliche Bevölkerungsbilanz aufgrund der individuellen Familienplanung weiterhin negativ zeigt, ist die Zahl der Zu- und Fortzüge grund-sätzlich durch entsprechende Handlungsansätze vor allem zur Schaffung von Arbeits- und Ausbildungs-plätzen in Ansätzen zu beeinflussen.
Gesamtsaldo im Kreis Recklinghausen 2000–2012
-4.0000
4.0008.000
12.00016.00020.00024.00028.000
GesamtsaldoGestorbeneGeboreneFortgezogeneZugezogene
2012201120102009200820072006200520042003200220012000
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
16
3 WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
3.2.4 Prognose: Rückgang der Bevölkerung im Kreis Recklinghausen
Hinsichtlich der prognostizierten Bevölkerungszahlen für den Kreis Recklinghausen – ermittelt vom Lan-desamt für Statistik (IT.NRW) – wird sich allerdings sowohl in naher Zukunft als auch mittelfristig der Be-völkerungsrückgang weiter fortsetzen. Für das Jahr 2025 wird erstmalig im Kreis Recklinghausen eine Bevölkerungszahl von unter 600.000 Einwohnern vorausberechnet, was einem Rückgang im Vergleich zum Jahr 2000 von gut 11 % entsprechen würde.
Bevölkerungsentwicklung im Kreis Recklinghausen 2000–2030 (absolut), Ist/Prognose
520.000
538.750
557.500
576.250
595.000
613.750
632.500
651.250
670.000
2030202520202015201020052000
657.592646.558
628.817
615.983
600.608
585.194
568.687
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch bei den kreisangehörigen Städten ab. Entsprechend den statistischen Hochrechnungen von IT.NRW werden im Betrachtungszeitraum 2000 bis 2030 vor allem in den Städten Castrop-Rauxel, Datteln, Dorsten, Gladbeck, Herten, Marl, Recklinghausen und auch Waltrop die jahrzehn-telang als Mindestgrößen angesehenen Bevölkerungszahlen unterschritten werden, am ausgeprägtesten im Fall der Stadt Herten mit einem Rückgang von 66.930 auf 53.690 Einwohner (-19 %).
Bevölkerungsentwicklung in den Städten 2000–2030 (absolut), Ist/Prognose
0
20.000
40.000
60.000
80.000
100.000
120.000
140.000
2030202020102000
WAREOEMAHEHAGLADODACR
68.3
10
32.0
60
68.1
30
69.2
10
36.0
30 53.6
90
78.1
00
29.1
50
107.
280
27.7
00
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
3
17
WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
Die prozentuale Betrachtungsweise macht den Bevölkerungsverlust im Kreis Recklinghausen besonders deutlich: Der Verringerung der Einwohnerzahl im gesamten Kreis Recklinghausen von über 13 % steht ein NRW-landesweiter Rückgang von knapp 4 % gegenüber (prognostizierte Hochrechnung von IT.NRW für den Beobachtungszeitraum 2000–2030).
Prognose Bevölkerungsentwicklung im Kreis Recklinghausen und NRW 2000–2030 in % (2000=100%)
80 %
85 %
90 %
95 %
100 %
105 %
2030202520202015201020052000
NRWKreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
Die rückläufige Entwicklung der Bevölkerung im Kreis Recklinghausen ist in den kreisangehörigen Städten grundsätzlich gleichermaßen zu beobachten. Ausnahmslos in allen Städten, auch in der Stadt Haltern am See mit dem noch am geringsten ausgeprägten Trend, wird die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 2030 sinken.
Von Bedeutung ist dabei die vergleichende Analyse der zehn Kreisstädte. Hier zeichnen sich unterschied-liche Tendenzen ab: Während sich z. B. die Stadt Herten mit dem höchsten Bevölkerungsrückgang von fast 20 % konfrontiert sieht, steht bei der Stadt Haltern am See ein moderater Bevölkerungsrückgang von lediglich gut 2 % zu Buche. Diese doch stark differierenden Entwicklungen müssen auf kommunaler Ebene bei der Konzipierung von Analyseansätzen und Handlungsprogrammen entsprechende Berücksichtigung finden. Dabei ist außerdem zu bedenken, dass in jeder Stadt die Bevölkerungswicklungen in den einzelnen Stadtteilen bereits unterschiedlich verlaufen.
Selbst unter kritischer Wertung der von IT.NRW prognostizierten Bevölkerungszahlen bleibt jedoch die un-bestreitbare Tatsache, dass die Tendenz des Bevölkerungsrückgangs im Kreis Recklinghausen wohl un-umkehrbar bleibt. Die sich hieraus ergebenden gravierenden gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Veränderungen müssen entsprechend ihres jeweils städtespezifisch unterschiedlichen Ausprägungsgrades bei einer differenzierten Analyse beachtet werden.
18
3.2.5 Einwohnerveränderungen im Kreis Recklinghausen 2000-2010-2030
2000 2010 2030
DORSTEN
MARL
GLADBECK
81.063
76.775
68.130
75.253
69.210
3 WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
77.789
19
HALTERN
DATTELN
WALTROP
CASTROP-RAUXEL
OER-ERKEN-SCHWICK
HERTEN
36.776
37.763
36.030
37.293
35.513
32.060
30.40629.636
27.700
78.608
75.408
68.310
124.785
118.365
107.280
93.256
87.557
78.100
36.776OER-
37.763
ERKEN-SCHWICK
36.030
66.93062.235
53.690
RECKLINGHAUSENRECKLINGHAUSEN
20
3 WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
3.3 Veränderungen in der Altersstruktur
Unter Zugrundelegung der amtlichen Statistiken von IT.NRW werden bei Betrachtung der Gesamtbevölke-rung die Menschen im Kreis Recklinghausen nicht nur weniger, sondern infolge des medizinischen Fort-schritts und der besseren Lebensbedingungen auch älter – die Lebenserwartung der Kreisbevölkerung steigt. Bei sinkender Einwohnerzahl steigt daher das Durchschnittsalter der Bevölkerung.
Die zunehmende Alterung der Bevölkerung im Kreis Recklinghausen wird vor allem anhand der Ermittlung des sogenannten Altersmedians deutlich. Dieser ist ein statistischer Mittelwert, der das Alter angibt, das 50 % der Menschen noch nicht und 50 % bereits erreicht bzw. überschritten haben. Damit ist der Median-wert genauer als das arithmetische Mittel, das von Extremwerten verzerrt werden kann.
Altersmedian Kreis Recklinghausen und NRW 2000 zu 2012
20
25
30
35
40
45
50
NRWKreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR
2012
2000
46,6 46,3 46,5 46,7 46,7 47,1 46,945,1 45,9
47,5 46,4 45,0
Berechnungen des Kreises Recklinghausen, FD 53 auf Grundlage der Daten von IT.NRW
Unter Zugrundelegung der Werte für den Betrachtungszeitraum 2000 bis 2012 hat sich der Altersmedian im Kreis Recklinghausen von 41,4 auf 46,4 Jahre erhöht. Dabei liegt der Altersmedian im Kreis Reckling-hausen deutlich über demjenigen von NRW (45,0 Jahre). Damit schneidet der Kreis Recklinghausen auch in Bezug auf diesen statistischen Bevölkerungsparameter im Landesvergleich ebenfalls eher ungünstig ab.
3.3.1 Rückgang der jungen Bevölkerung
Bei der Betrachtung der gesamtgesellschaftlichen Veränderungen sind neben der Entwicklung der Ge-samtbevölkerungszahl auch die Verschiebungen innerhalb der Altersstruktur von großem Interesse. Die demografische Entwicklung zeigt sich insbesondere in der Verteilung der einzelnen Altersgruppen inner-halb der Bevölkerung. Dabei ist ebenfalls eine differenzierte Betrachtungsweise der kreis- und städtespe-zifischen Entwicklungen notwendig.
3
21
WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
Die nachfolgenden Grafiken zeigen, dass sich im Kreis Recklinghausen der Rückgang der Geburtenzah-len im Betrachtungszeitraum 2000 bis 2010 und prognostiziert bis 2030 für alle Altersbereiche der jungen Bevölkerung bedeutsam auswirkt.
Es beginnt mit dem Rückgang der 0- bis < 3- Jährigen, deren Anteil in der Zeit von 2000 bis 2010 bereits deutlich gesunken ist (von 2,82 % der Gesamtbevölkerung im Jahr 2000 auf 2,24 % in 2010) und sich bei etwas gebremstem Abwärtstrend 2030 auf einem noch niedrigeren Niveau stabilisiert (2,08%).
0- bis < 3-Jährige zur Gesamtbevölkerung in %
0 %
1 %
2 %
3 %
4 %
5 %
6 %
2030202020102000NRWKreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
In ähnlichem Maße verhält es sich bei den 3- bis < 6- Jährigen, den Vorschulkindern, deren Anteil an der Gesamtbevölkerung von 2000 bis 2030 ebenfalls kontinuierlich sinkt. Für den gesamten Kreis verringert er sich von gut 3 % im Jahr 2000 auf knapp 2,3% im Jahr 2030. Der rückläufige Trend fällt also im Vergleich zu den 0- bis < 3- Jährigen geringfügig stärker aus.
3- bis < 6-Jährige zur Gesamtbevölkerung in %
0 %
1 %
2 %
3 %
4 %
5 %
6 %
2030202020102000
NRWKreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
22
3 WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
Bei der Altersgruppe der 6- bis < 10- Jährigen, den Grundschulkindern, sinkt der Prozentsatz von deutlich über 4 % an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2000 auf gut 3 % im Jahr 2030. Das bedeutete bereits einen merklichen Rückgang der Schülerzahlen in den Grundschulen. Weitere Auswirkungen auf die schulische Infrastruktur sind zu erwarten.
6- bis < 10-Jährige zur Gesamtbevölkerung in %
0 %
1 %
2 %
3 %
4 %
5 %
6 %
2030202020102000NRWKreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
Nur bei den 10- bis < 18- Jährigen, den Jugendlichen, ist in den ersten Jahren der Erhebung (2001 bis 2004) im Betrachtungszeitraum der Anteil an der Gesamtbevölkerung im Kreis leicht gestiegen, um in den folgenden Jahren bis 2030 dann kontinuierlich abzufallen.
Der höchste Anteil der Jugendlichen lag bei über 9 % im Jahr 2003, wird aber bis zum Jahr 2030 um etwa ein Drittel auf gut 6 % zurückgehen. Diese Entwicklung wird u.a. mit beeinflusst von den letzten Jahrgängen der Kinder aus der sogenannten Babyboomer-Generation (geburtenstarke Jahrgänge zwischen 1955 und 1965).
10- bis < 18-Jährige zur Gesamtbevölkerung in %
0 %1 %2 %3 %4 %5 %6 %7 %8 %9 %
10 %
2030202020102000NRWKreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
3
23
WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
3.3.2 Rückgang der arbeitenden Bevölkerung
Die nächst höheren Altersgruppen, die der Erwerbstätigen, werden zum einen entscheidend geprägt durch die sogenannten „Babyboomer“. Sie sind ein zahlenmäßig bedeutsamer demografischer Faktor, wobei ihre Epoche 1965 abrupt mit dem sogenannten „Pillenknick“ endete.
Die Gruppe der Erwerbstätigen wird weiterhin durch die Kinder der „Babyboomer“, die Jahrgänge der um 1990 Geborenen, im Sinne des sogenannten „demografischen Echoeffektes“ mit beeinflusst; zahlenmäßig wirkt sich dieser Effekt jedoch nicht ganz so stark aus wie bei der Elterngeneration selbst.
Die Altersgruppe der 18- bis < 25- Jährigen ist zugleich die Gruppe der Einsteiger in das Erwerbsleben. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sowie in den nächsten Jahren strömen noch verstärkt die Kinder der „Baby-boomer“ auf den Arbeitsmarkt.
Im Jahr 2010 lag im Kreis Recklinghausen in dieser Altersgruppe der höchste Anteil bei 8 % der Gesamtbe-völkerung. Für die jungen Erwachsenen bedeutet ihre zahlenmäßige Stärke zum gegenwärtigen Zeitpunkt zunächst einen erschwerten Zugang zu den – zahlenmäßig geringeren – Ausbildungs- und Studienplätzen (Azubi- und Studentenflut). Ähnlich verhält es sich in den unmittelbar folgenden Jahren bis etwa 2014.
18- bis < 25-Jährige zur Gesamtbevölkerung in %
0 %1 %2 %3 %4 %5 %6 %7 %8 %9 %
10 %
2030202020102000NRWKreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
Ab dem Jahr 2015 dürfte sich allmählich der Einfluss der zurückgehenden Geburtenzahlen bemerkbar ma-chen mit der Folge, dass sich die derzeit noch erhebliche Konkurrenzsituation beim Einstieg in das Erwerbs-leben dann entspannen könnte. Denn ab 2015 schrumpft die Altersgruppe der 18- bis < 25- Jährigen bis zum Jahr 2030 kontinuierlich auf etwa 6 % der Gesamtbevölkerung. Andererseits bedeutet diese demografische Entwicklung langfristig ein sinkendes Potenzial an hier geborenen Erwerbstätigen insgesamt, vor dem Ar-beitsmarktfachleute bereits heute warnen.
Weitaus gravierender macht sich der Rückgang der Erwerbstätigen in der Altersgruppe der 25- bis < 45- Jährigen bemerkbar, der Generation zwischen den Babyboomern und ihren Kindern.
24
3 WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
Lag im Jahr 2000 im Kreis Recklinghausen der prozentuale Anteil dieser Altersgruppe noch bei etwa 30 % der Gesamtbevölkerung, so betrug er im Jahre 2010 nur noch gut 24 % und sinkt laut Prognose bis zum Jahr 2030 bis auf knapp 23 %.
25- bis < 45-Jährige zur Gesamtbevölkerung in %
0 %
5 %
10 %
15 %
20 %
25 %
30 %
35 %
2030202020102000NRWKreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
Die zahlenmäßig stärkste Altersgruppe im Kreis Recklinghausen ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt die der 45- bis < 65- Jährigen, die „Babyboomer“-Generation selbst. Sie stellt auch bundesweit den größten Anteil an der Gesamtbevölkerung und an den Erwerbstätigen dar. Im Betrachtungszeitraum 2000 bis 2030 lag zu Beginn der prozentuale Anteil bei knapp 26 % der Gesamtbevölkerung, im Jahr 2010 bei fast 30 %; er wird bis zum Jahr 2020 entsprechend den prognostizierten Zahlen noch über 31 % steigen, schließlich aber bis zum Jahr 2030 auf gut 27 % absinken.
45- bis < 65-Jährige zur Gesamtbevölkerung in %
0 %
5 %
10 %
15 %
20 %
25 %
30 %
35 %
2030202020102000NRWKreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
Diese Altersgruppe wird in spätestens 15-20 Jahren weitestgehend in das Rentenalter eingetreten sein und damit eine große Lücke auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen – ein (Fach-) Arbeitskräftemangel dürfte in der Folge spürbar werden. Gleichzeitig verschieben sich bis 2030 die geburtenstarken Jahrgänge um 1960 in die höheren (älteren) Gruppen der Alterspyramide. Sie werden im Jahr 2030 die stärkste Altersgruppe stellen – eine Herausforderung für die sozialen Versorgungsstrukturen.
25
3 WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
3.3.3 Zunahme der älteren Bevölkerung
Während der prozentuale Anteil der jüngeren Bevölkerungsgruppen in den nächsten Jahren in bedeutsa-mem Maße zurückgeht und der Anteil der Erwerbstätigen in ihrer Gesamtheit kontinuierlich sinkt, steigt gleichzeitig absolut und prozentual der Anteil der höheren Altersgruppen.
Die Grafiken machen deutlich, dass im Kreis Recklinghausen der Anteil der Altersklasse der 65- bis < 80- Jäh-rigen mäßig von rund 14 % im Jahr 2000 auf gut 21 % der Gesamtbevölkerung im Jahr 2030 steigen wird.
65- bis < 80-Jährige zur Gesamtbevölkerung in %
0 %
5 %
10 %
15 %
20 %
25 %
2030202020102000NRWKreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
Besonders eindrucksvoll stellt sich die Situation in der Altersgruppe jenseits der 80- Jährigen und Älteren dar, also der hochbetagten Menschen. Im Betrachtungszeitraum 2000 zu 2030 nimmt im Kreis Reckling-hausen der Anteil dieser Altersgruppe prozentual von gut 3 % auf über 8 % zu, somit kommt es zu mehr als einer Verdoppelung ihres Anteils im Vergleich zum Jahr 2000.
80 Jahre und älter zur Gesamtbevölkerung in %
0 %
2 %
4 %
6 %
8 %
10 %
12 %
2030202020102000NRWKreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
Der Anteil der über 65- Jährigen zuzüglich der über 80- Jährigen im Kreis Recklinghausen wird sich dem-nach insgesamt bis zum Jahr 2030 auf nahezu 30 % an der Gesamtbevölkerung erhöhen. Im Jahr 2030 wird somit fast jeder dritte Bürger im Kreis Recklinghausen älter als 65 Jahre sein.
26
3 WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
3.3.4 Gesamtbetrachtung der Altersgruppen
Die Alterszusammensetzung der Einwohner im Kreis Recklinghausen hat sich in den letzten Jahren (2000 – 2010) bereits deutlich verschoben. Sie wird sich mit wachsender Dynamik in den kommenden Jahr-zehnten (2020 / 2030 / 2050) noch gravierender verändern und sich grafisch gesehen von einer „Fass-“ zu einer „Pilzform“ entwickeln.
Berechnungen des FD 53 – Gesundheitsberichterstattung auf Grundlage der Daten von IT.NRW
Die bevölkerungsstärksten Anteile im Kreis Recklinghausen verlagern sich entsprechend der zunehmen-den Alterung der Bevölkerung in der grafischen Darstellung signifikant „nach oben“.
Im Betrachtungszeitraum 2000 bis 2030 wird die Zahl der Kinder und Jugendlichen von über 19 % auf nur noch gut 14 % beträchtlich zurückgehen; ein schmerzlicher Nachwuchsmangel im Ausbildungssektor und ein daraus resultierender Arbeitskräftemangel, insbesondere in Bezug auf Facharbeiter, wird auf dem Arbeitsmarkt spürbar werden. Die Zahl der Erwerbstätigen erlebt ausgehend von fast 63 % im Jahr 2000 eine Talfahrt auf schließlich 56 % in 2030. Gleichzeitig wechseln in diesem Zeitraum die geburtenstarken Jahrgänge in die höheren Altersgruppen, die Zahl der über 65- Jährigen wird von knapp 18 % auf über 29 % steigen.
Altersstruktur im Kreis Recklinghausen in %
0 20 40 60 80 100
über 65 Jahre18 bis > 65 Jahre6 bis > 18 Jahre0 bis < 6 Jahre
2000
2010
2030
5,87 % 13,55 % 62,86 % 17,72 %
4,58 % 11,93 % 62,33 % 21,16 %
4,33 % 9,80 % 56,27 % 29,60 %
Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW
27
3 WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
Die Zunahme der älteren Bevölkerungsanteile wird entscheidenden Einfluss und erhebliche Folgen auf die Sozialsysteme und den Pflegesektor haben; erste Auswirkungen sind bereits jetzt spürbar: Die Diskussion um Altersarmut, Rentenpolitik und Pflegekräftemangel sind dafür nur wenige Beispiele.
Die demografische Entwicklung hat ebenfalls zur Konsequenz, dass sich die (altersbedingten) Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger in Bezug auf kommunale Leistungen grundlegend verschieben werden und sich infolgedessen auch das kommunale Angebot verändern muss.
28
3 WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
3.4 Veränderungen in der ethnischen Struktur
Neben den oben beschriebenen beiden demografischen Faktoren Bevölkerungsrückgang und Altersgrup-penverschiebung gibt es einen dritten Faktor, der bereits in den letzten Jahren nachhaltig für eine Verände-rung der Bevölkerungsstruktur nicht nur im Kreis Recklinghausen gesorgt hat: der Familienhintergrund, vor allem als Folge von Migration. Die zunehmende ethnische Heterogenität ist in unserem alltäglichen Umfeld nicht zu übersehen. In diesem Zusammenhang spielen unterschiedliche Bildung und Erziehung, soziale und religiöse Bedürfnisse sowie Wertevorstellungen eine große Rolle. Unsere Gesellschaftsstruktur wird durch diese Entwicklung augenfällig „bunter“.
3.4.1 Ausländer und Migranten – Begriffe und Definitionen
Der Personenkreis der Menschen mit Migrationshintergrund war lange Zeit nicht eindeutig definiert. Da auch die Statistiken zur Migration oft von ganz unterschiedlichen Ausgangsdaten ausgingen, war eine Ver-gleichbarkeit der Daten oftmals nicht gegeben. Auf der Basis des Ausländerzentralregisters und der Einbür-gerungsstatistiken wurde zumeist nur zwischen Deutschen und Ausländern unterschieden. Die Anzahl der Ausländer/innen allein wird der vielschichtigen Zuwanderungsrealität jedoch nicht gerecht, da Ausländer nur ein Teilbereich des Personenkreises mit Migrationshintergrund sind.
Nach Status und Generationszugehörigkeit setzt sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund aus folgenden Personenkreisen zusammen:
● Zugewanderte Ausländer (1. Generation) ● In Deutschland geborene Ausländer (2. und 3. Generation)● Spätaussiedler● Eingebürgerte zugewanderte Ausländer● Personen mit mindestens einem zugewanderten Elternteil oder
Elternteil mit ausländischer Staatsangehörigkeit
2005 wurden die Erfassungsvorgaben des Mikrozensus um die Feststellung des Migrationshintergrundes in der Bevölkerung erweitert. „Mikrozensus“ ist eine Form der statistischen Erhebung, bei der im Gegensatz zur Volkszählung nur Haushalte erfasst werden, die nach bestimmten Zufallskriterien ausgewählt wurden. Insofern ist zwar eine Repräsentativität der Erhebung sichergestellt, gleichwohl handelt es sich um errech-nete, nicht um tatsächliche Daten. Im Zusammenhang mit der Erweiterung der Fragestellungen des Mik-rozensus entwickelte das Statistische Bundesamt in Zusammenarbeit mit den Statistischen Landesämtern erstmalig eine Definition zum Aspekt „Migrationshintergrund“:
Personen mit Migrationshintergrund sind demnach „alle nach 1949 auf das heutige Gebiet der BRD Zugewanderten, sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deut-sche Geborenen mit zumindest einem nach 1949 zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil (somit auch Spätaussiedler und deren Kinder)“.
Auch diese Definition ist entsprechend neuer gesetzlicher Bestimmungen im Fluss und somit Änderungen unterworfen. Kern der Definition ist jedoch zu Recht, dass die Betrachtung des Aspektes „Migrationshinter-grund“ nicht nur allein auf die Zuwanderer beschränkt ist, sondern ihre in Deutschland geborenen Kinder mit einschließt.
29
3 WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
3.4.2 Deutsche, Ausländer und Migranten – Zahlen und Fakten
Aus den statistischen Erhebungen des Mikrozensus wird deutlich, dass der Anteil der Migranten erheblich höher ist als der Anteil der ausländischen Bevölkerung.
Relation Deutsche – Ausländer – Mirgranten im Kreis Recklinghausen in 2012 (Mikrozensus)
Bevölkerung mit Migrationshintergrund
Bevölkerung ohne Migrationshintergrund
Ausländerländeranteil der Bevölkerung mit Mirgarnionshintergrund
Bevölkerung ohne
Migrationshintergrund
= 500.000
Gesamtbevölkerung Kreis RE in 2012 = 636.000
Bevölkerung mit Migrationshintergrund
= 136.000
Ausländerländeranteil der Bevölkerung mit Mirgarnionshintergrund
= 64.000
Quelle: IT.NRW, Mikrozensus, eigene Darstellung
2012 lebten im Kreis Recklinghausen 136.000 Migranten, das entspricht einem Prozentsatz von gut 21 %, also etwa einem Fünftel der Gesamtbevölkerung. Der darin enthaltene Anteil der Ausländer bemisst sich hingegen mit 64.000 und liegt bei einem Prozentsatz von 10 %. Das heißt, dass weniger als die Hälfte unter den Zugewanderten und ihren Nachkommen definitiv Ausländer sind. Insofern ist es sinnvoll, bei der Be-fassung mit der Thematik Migration den Blick nicht nur auf Ausländer zu richten, weil damit die Problematik nicht in ihrer Gesamtheit erfasst würde.
Mit der Erweiterung des Mikrozensus seit 2005 werden von IT.NRW zwar die Personengruppen mit Mig-rationshintergrund erfasst, jedoch besteht die Problematik darin, dass der Mikrozensus hierzu nur größere Gebietseinheiten erfassen kann. Als Stichprobenerhebung erfordert der Mikrozensus eine Mindestzahl von zumindest 500.000 Stichproben. Erst dann kann von repräsentativem und aussagekräftigem Zahlenmate-rial ausgegangen werden.
Für den Kreis insgesamt sind so erfasste Daten noch auszuweisen, nicht jedoch für die einzelnen Kreis-städte. Um für diese entsprechendes Zahlenmaterial bereitstellen zu können, ist die Gemeinsame Kommu-nale Datenzentrale (GKD) als Dienstleister für die (mit Ausnahme der Stadt Herten) zugehörigen Kreisstäd-te bemüht, realistische Bevölkerungszahlen für Menschen mit Migrationshintergrund zu erheben.
30
3 WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
Die folgende Grafik zeigt, dass im Kreis Recklinghausen im Betrachtungszeitraum 2005 bis 2012 die Zahl der Ausländer lediglich knapp die Hälfte aller Personen mit Migrationshintergrund ausmachte.
Entwicklung der Migranten-/Ausländerzahlen im Kreis Recklinghausen absolut (2005–2012)
020.00040.00060.00080.000
100.000120.000140.000160.000 AusländerMirganten
20122011201020092008200720062005
Quelle: IT.NRW, Mikrozensus, eigene Darstellung
Außerdem wird deutlich, dass tendenziell die Zahl der Personen mit Migrationshintergrund zwischen 2005 und 2012 gestiegen ist, während die Zahl der Ausländer aufgrund geänderter gesetzlicher Rahmenbedin-gungen statistisch gesehen leicht rückläufig war. Dieser Rückgang der Ausländerzahlen ist insbesondere auf die Reform des Staatsangehörigkeitsrechts vom Juli 1999 zurückzuführen, da ab dem Jahr 2000 die in Deutschland geborenen Kinder ausländischer Eltern obligatorisch die doppelte Staatsangehörigkeit er-halten, sofern mindestens ein Elternteil die deutsche Staatsbürgerschaft aufweist oder sich seit mehr als 8 Jahren rechtmäßig in Deutschland unbefristet aufhält. Diese Kinder werden statistisch als deutsche Staats-bürger erfasst, sind aber gleichzeitig als Migranten zu betrachten. Auch daher verlieren statistische Erhe-bungen – allein auf die Ausländerquote bezogen – in ihrer Aussagekraft an Bedeutung.
Der 2012 erfasste Anteil der Personen mit Migrationshintergrund im Kreis Recklinghausen von gut 21 % wird sich in Zukunft wohl noch erhöhen, da eine weitere Zuwanderung für die nächsten Jahre absehbar ist. Da für viele verschiedene Kulturen eine kinderreiche Familie noch selbstverständlich ist, liegt die Geburtenrate bei Frauen mit Migrationshintergrund im Allgemeinen bislang noch höher als bei Frauen ohne Migrationshinter-grund. Diese Gegebenheiten stützen die Prognose eines in den nächsten Jahren steigenden Bevölkerungs-anteils mit Migrationshintergrund.
Die Veränderungen in der ethnischen Struktur der kommunalen Bevölkerung, hier im Besonderen die zu-nehmende Heterogenität, unterstreichen die große Bedeutung des Integrationsthemas. (Kommunale) Inte-grationspolitik wird zu einem Schlüsselfaktor nicht nur eines zukunftsorientierten friedlichen Zusammenle-bens der Kulturen, sondern auch mit Blick auf das Arbeitsmarktpotenzial. Auch der Kreis Recklinghausen hat die Bedeutung dieses Faktors erkannt und mit seinem 1. Integrationsbericht vom August 2012 eine erste Analyse der gegenwärtigen Situation vorgelegt.
31
3 WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
3.4.3 Ausländer – Die häufigsten Staatsangehörigkeiten
Neben der bisher vorgenommenen Unterscheidung seitens des Statistischen Bundesamtes nach Status und Generationszugehörigkeit – zugewanderte Ausländer (1. Generation), in Deutschland geborene Aus-länder (2. und 3. Generation), Spätaussiedler, Eingebürgerte sowie Personen mit mindestens einem zuge-wanderten Elternteil oder Elternteil mit ausländischer Staatsangehörigkeit – wird darüber hinaus auch eine Differenzierung nach Ethnien (staatliche Herkunft) der Zugewanderten vorgenommen.
Differenziert nach Ethnien stellte im Kreis Recklinghausen im Jahr 2012 die Nationalität der Personen mit türkischer Staatsbürgerschaft mit 48,1 % die größte Gruppe der Ausländer dar, gefolgt von Polen mit 7,1 %, Griechen mit 4,1 %, Bosnien-Herzegowina mit 2,8 % sowie Italienern mit 2,7 %. Es beweist die Vielfalt der in den Kreis Recklinghausen ziehenden Menschen, dass sich der Gesamtanteil vieler sonstiger Nationa-litäten auf insgesamt 30,1 % addierte. Zu diesen sonstigen Herkunftsstaaten zählen u.a. der Libanon, die Niederlande, Nachfolgestaaten Jugoslawiens (z.B. Serbien und Montenegro), Russland, Kasachstan, Ru-mänien, Ukraine oder auch China und Spanien.
Ethnien im Kreis Recklinghausen in 2012
sonstigeLibanonNiederlandeBosnien HerzegowinaItalienJugoslawienSerbien u. MontenegroPolenGriechenlandTürkei
26.771
14.333
2.072 2.867 431970
1.4261.512
819805
Quelle: Kreis Recklinghausen, Statistikstelle, eigene Darstellung
Insgesamt handelt es sich um eine unter sozialen, kulturellen und rechtlichen Gesichtspunkten sehr hete-rogene Bevölkerungsgruppe, die aufgrund ihrer Vielfalt nur schwer überschaubar ist. Diese Entwicklung führt zu einer großen Vielfalt von Lebenslagen und -stilen, die in Zukunft noch stärker zu analysieren und zu berücksichtigen sein werden.
32
3 WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
So wie im Kreis Recklinghausen finden sich die unterschiedlichen Ethnien auch in den kreisangehörigen Städten wieder. Hier zeigen sich je nach Stadt teilweise erstaunliche Unterschiede in der prozentualen Zusammensetzung. So ist z. B. in den Städten Dorsten, Haltern am See und auch Castrop-Rauxel, wie die nachfolgenden Grafiken zeigen, der türkische Anteil deutlich geringer als in den übrigen Städten des Kreises und somit die ethnische Zusammensetzung weitaus differenzierter.
DattelnCastrop-Rauxel
sonstige
Libanon
Niederlande
Bosnien Herzegowina
Italien
Jugoslawien
Serbien u. Montenegro
Polen
Griechenland
Türkei
2.014
1.462
664
3898
194
336
4221
73 1.817
542
213
50
6052
5416
19
132
(Quelle: Kreis Recklinghausen, Statistikstelle, eigene Darstellung, Stand 2012, in Prozent zur ausländischen Gesamtbevölkerung)
GladbeckDorsten
sonstige
Libanon
Niederlande
Bosnien Herzegowina
Italien
Jugoslawien
Serbien u. Montenegro
Polen
Griechenland
Türkei
1.612
1.082
346 2 88 6415059
034
2.013
5.218
288 18359
12792263
067
(Quelle: Kreis Recklinghausen, Statistikstelle, eigene Darstellung, Stand 2012, in Prozent zur ausländischen Gesamtbevölkerung)
33
3 WENIGER, ÄLTER, BUNTER – DIE DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG IM KREIS RECKLINGHAUSEN
HertenHaltern
sonstige
Libanon
Niederlande
Bosnien Herzegowina
Italien
Jugoslawien
Serbien u. Montenegro
Polen
Griechenland
Türkei
83
513
66
93 9011
8113
38
14
1.817
4.142
2046 102
15945
130
0
701
(Quelle: Kreis Recklinghausen, Statistikstelle, eigene Darstellung, Stand 2012, in Prozent zur ausländischen Gesamtbevölkerung)
Oer-ErkenschwickMarl
sonstige
Libanon
Niederlande
Bosnien Herzegowina
Italien
Jugoslawien
Serbien u. Montenegro
Polen
Griechenland
Türkei
1.032
1.797
239 54 5456 32
3
1044
2.040
3.947
368 65
150141127177
34365
(Quelle: Kreis Recklinghausen, Statistikstelle, eigene Darstellung, Stand 2012, in Prozent zur ausländischen Gesamtbevölkerung)
WaltropRecklinghausen
sonstige
Libanon
Niederlande
Bosnien Herzegowina
Italien
Jugoslawien
Serbien u. Montenegro
Polen
Griechenland
Türkei
6.018
3.139
647 68259
536139121
487288
653
404
10767
70304316
0
63
(Quelle: Kreis Recklinghausen, Statistikstelle, eigene Darstellung, Stand 2012, in Prozent zur ausländischen Gesamtbevölkerung)
34
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
Die geschilderten Fakten und Trends zur demografischen Entwicklung vollziehen sich im gesamten Kreis Recklinghausen und seinen zehn angehörigen Städten, sie erfordern jedoch eine jeweils spezifische, stadt-bezogene Analyse. Grundsätzlich ist die Gesamtentwicklung des demografischen Wandels unumkehrbar, sie hat Auswirkungen auf nahezu alle Lebensbereiche der Gesellschaft. In den Kommunen sind sämtliche Bereiche der kommunalen Daseinsvorsorge davon betroffen, so z.B. Finanzen, Ver- und Entsorgung, Kin-dergärten, Pflege, Schulen, Wohnen. Die Auswirkungen betreffen sowohl das sich ändernde Nachfragever-halten der Bürgerinnen und Bürger als auch das entsprechend anzupassende Angebot der Kommunen als Dienstleister.
4.1 Bereich Bildung
Das Bildungswesen als außerordentlich wichtiger Dienstleistungsbereich im Kreis Recklinghausen wird nachhaltig durch den demografischen Wandel beeinflusst. Aufgrund des Rückgangs wie auch der Ver-schiebung des Altersaufbaus der Bevölkerung wird sich künftig die Gesamtzahl der Teilnehmer am schu-lischen und beruflichen Bildungsangebot weiter verringern. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Zahl der Kindertageseinrichtungen, der Schulen, der berufsbildenden Einrichtungen und der Hochschule(n).
In den einzelnen Bildungseinrichtungen zeichnen sich derzeit unterschiedliche Entwicklungen ab: in der frühkindlichen Erziehung wird die Nachfrage an Plätzen für unter 3-Jährige für die nächsten Jahre zunächst weiter steigen, so dass ein Ausbau des Angebotes trotz sinkender Geburtenzahlen geboten erscheint. Im schulischen Bereich hingegen wird der demografische Trend wohl zu weiter sinkenden Schülerzahlen führen.
Angesichts der Veränderungen, die sich in der Gesellschaft insgesamt vollziehen, ist der Bereich Bildung für die heranwachsende Generation, aber auch im Hinblick einer immer älter werdenden Generation von grundlegender Bedeutung. Das Prinzip des „lebenslangen Lernens“ rückt in den Fokus. Bildung wird zu einem generationsübergreifenden Thema.
Aufgrund des enormen Rückgangs der jungen Bevölkerung, der eigentlichen Hoffnungsträger für die Zu-kunft, ist es von Bedeutung, gerade diese Altersgruppe bildungsmäßig in besonderer Weise zu fördern, und zwar gemäß des Leitsatzes des vom Kreis Recklinghausen 2011 erstmals erstellten Bildungsberich-tes: „Kein Kind geht verloren – beste Bildung für alle!“ Künftig wird jedes Kind ein Potenzial darstellen, das gebraucht wird – dabei genießt die Förderung der erzieherischen und schulischen Ausbildung aller Kinder absoluten Vorrang.
4. AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDEL
35
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
4.1.1 Kindertageseinrichtungen und U-3 Betreuung
Durch die Veränderungen der Altersstruktur bei stetigem Rückgang der Geburtenzahlen setzen die Auswir-kungen des demografischen Wandels in spürbarem Maße bereits in der Altersgruppe der unter 3- Jährigen ein. Umso wichtiger ist es, den Kindern als potentiellen Trägern der zukünftigen Gesellschaft von Beginn an eine fundierte kindgerechte Bildungserziehung zukommen zu lassen.
Vor diesem Hintergrund gehört der Ausbau der Betreuungsplätze für unter 3-Jährige zu den bildungspoli-tischen Zielen auch im Kreis Recklinghausen. Seit August 2013 besteht bundesweit ein Rechtsanspruch auf die Betreuung von Kindern unter 3 Jahren, unabhängig von der Finanzsituation der Kommunen. Dabei wurde bislang zur Deckung der absehbaren Bedarfsanforderung von einer Versorgungsquote von 32 % ausgegangen.
Aus der vorliegenden Statistik geht hervor, dass die kreisangehörigen Städte sehr intensiv bemüht sind, diese Zielvorgabe einzuhalten. Innerhalb des Betrachtungszeitraumes von 2008 bis 2012 hat sich die Quo-te im gesamten Kreisgebiet von 9 % auf über 27 % erhöht. Mittlerweile muss allerdings davon ausgegan-gen werden, dass die von Experten im Vorfeld berechnete Versorgungsquote nicht ausreichen wird, um dem Nachfrageverhalten des betroffenen Personenkreises gerecht zu werden.
U3 Betreuungsquoten in %
0 %
5 %
10 %
15 %
20 %
25 %
30 %
35 %
201220102008
NRWKreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR
27,4 %25,6 % 26,2 % 27,1 %
24,3 %
29,0 %27,4 %
29,2 %27,9 % 26,8 %
23,2 %
33,3 %
Quelle: Kreis Recklinghausen, FD41, unter Zugrundlegung der Daten von IT.NRW und dem Ministerium BMGFFI, eigene Darstellung
Der Ausbau der Kindertagesbetreuung spielt nicht nur bildungsbezogen eine bedeutende Rolle. So gilt der Ausbau der Betreuungsplätze für unter 3-Jährige als eine wichtige Voraussetzung zur Unterstützung bei der Realisierung bestehender Kinderwünsche mit dem damit verbundenen Ziel, die Geburtenrate wieder zu erhöhen.
Schließlich hat der Ausbau der Kindertagesstätten einen familien- und wirtschaftsbezogen förderlichen Charakter, da vor allem Frauen unter der Ausweitung dieses Betreuungsangebotes die Chance erhalten, Familie und Beruf besser miteinander zu vereinbaren.
36
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
4.1.2 Schülerzahlen
Die Auswirkung des Demografischen Wandels, insbesondere bezogen auf den Rückgang der jungen Be-völkerung in den vergangenen 10 Jahren, zeigte sich im Kreis Recklinghausen bereits in Form geminderter Schülerzahlen. Dieser Trend dürfte sich in den nächsten Jahren in abgeschwächter Weise fortsetzen.
Allein im Betrachtungszeitraum der Schuljahre 2000/01 bis 2011/12 ging bei den allgemeinbildenden Schu-len im Kreis Recklinghausen die Schülerzahl von 84.548 auf 72.215 Schüler/innen zurück. Dieser Rück-gang um 12.333 entspricht einem Prozentsatz von über -14 %.
Schülerzahlen insgesamt (allgemeinbildende Schulen) (absolut) im Kreis Recklinghausen 2000/1–2011/12
50.000
55.000
60.000
65.000
70.000
75.000
80.000
85.000
90.000
2011/122010/112009/102008/092007/082006/072005/062000/01
84.54882.053 80.630 79.090
76.98575.313
73.50972.215
Quelle: IT.NRW, Kreis Recklinghausen, Statistikstelle, eigene Darstellung
Bezogen auf die kreisangehörigen Städte standen dem Statistischen Landesamt (IT.NRW) Schülerzahlen erst ab dem Schuljahr 2006/07 zur Verfügung, so dass erst ab diesem Zeitpunkt eine Vergleichbarkeit der Städte gegeben ist.
Hier ist auch ersichtlich, dass in allen kreisangehörigen Städten die Schülerzahlen in den allgemeinbil-denden Schulen rückläufig waren, dies allerdings in unterschiedlichen Ausprägungsgraden. Während in Datteln der Schülerrückgang mit 17 % am deutlichsten war, lag er bei der Stadt Haltern am See lediglich bei 3 %.
Entwicklung der Schülerzahlen (allgemeinbildende Schulen) insgesamt in % (2006/7 zu 2011/12)
-20 -15 -10 -5 0NRWKreis REWaltropRecklinghausenOer-ErkenschwickMarlHertenHaltenGladbeckDorstenDattelnCastrop-Rauxel-7,80%
-17,26%-15,03%
-6,56%-3,19%
-12,76%-14,23%
-14,23%-6,65%
-12,00%-10,44%
-7,33%
Quelle: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Daten von IT.NRW, eigene Darstellung
37
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
Schülerprognose: Weiterer Rückgang der Schülerzahlen
Der rückläufige Trend der Schülerzahlen wird sich in naher und weiter Zukunft weiter fortsetzen. Gemäß der Hochrechnungen von IT.NRW wird bezogen auf die allgemeinbildenden Schulen im Zeitraum 2000/01 bis 2019 die Schülerzahl von 84.548 (Ist) auf 54.788 (Prognose) absinken. Das entspricht einem Rückgang von insgesamt über 35 %. Schülerprognosen der kreisangehörigen Städte liegen dem statistischen Landesamt nicht vor.
Schülerprognosen im Kreis Recklinghausen (allgemeinbildende Schulen) (absolut) 2000/01–2019
10.000
20.000
30.000
40.000
50.000
60.000
70.000
80.000
90.000
Okt 2019Okt 20152009/102004/052000/01Prognose
Ist
84.548 83.16275.313
60.19754.788
Quelle: IT.NRW, Kreis Recklinghausen, Statistikstelle, eigene Darstellung
Entwicklung der Schülerzahlen bezogen auf die Schulformen
Die sinkende Schülerzahl wirkt sich gegenwärtig bezogen auf die jeweiligen Schulformen unterschiedlich aus.
Der demografische Wandel ist im Kreis Recklinghausen bereits real mit einer rückläufigen Quote an Grund-schülern von -15 % im Zeitraum 2006/07 zu 2011/12. Die Zahl der Hauptschüler ging noch drastischer um fast -33 % zurück. Dieser extreme Einbruch ist einerseits Folge der Demografie, gleichzeitig resultiert er jedoch auch aus einem Wandel der Einstellung der Eltern gegenüber den unterschiedlichen Schulformen, wobei sie Schulen bevorzugen, die einen höheren Bildungsabschluss (Abitur) ermöglichen. Diese Entwick-lung wurde bereits im Bildungsbericht des Kreises Recklinghausen von 2011 genauer erläutert.
Schülerzahlen im Kreis Recklinghausen bezogen auf Schulformen in % – 2006/07 zu 2011/12
-40 %-35 %-30 %-25 %-20 %-15 %-10 %-5 %0 %5 %
10 %
-15,43 %-8,30 %
-32,97 %
-9,21 %
1,45%
-0,57 %
-4,70 %
4,48 %
Ber
ufsk
olle
gs
Frei
e W
aldo
rfsc
hule
n
Inte
gr. G
esam
tsch
ulen
Gym
nasi
um
Rea
lsch
ulen
Förd
ersc
h. (G
rund
/Hau
pt)
Hau
ptsc
hule
n
Gru
ndsc
hule
n
Quelle: IT.NRW, Kreis Recklinghausen, Statistikstelle, eigene Berechnungen
38
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
Die Zahl der Gymnasiasten ist im Vergleich 2006/07 zum Jahr 2010/11 noch leicht gestiegen. Neben dem Aspekt des elterlichen Wunschgedankens, für die Kinder eine Schulform mit repräsentativem Abschluss anzustreben, ist dieser Schülerzuwachs auch darauf zurückzuführen, dass gegenwärtig die Kinder der geburtenstarken Jahrgänge die ältere Schülerschaft repräsentieren. Aufgrund des sich weiter verstärken-den Schülerrückgangs bis in die höheren Klassen hinein ist jedoch ab 2011/12 erstmalig auch die Zahl der Gymnasiasten mit einem Minus von 0,6 % geringfügig zurückgegangen.
Lediglich bei den Berufskollegs bestand im Vergleich 2006/07 zum Jahr 2011/12 bislang noch ein Plus von über 1 %. Aber auch hier wird sich entsprechend den Prognosen des Schulministeriums NRW in naher Zukunft, wie in allen anderen Schulformen auch, ein spürbarer Rückgang an Schülern bemerkbar machen.
Bezogen auf die Städte ist im Betrachtungszeitraum 2006/7 zu 2011/12 folgende Entwicklung festzustellen: In allen Kommunen des Kreises Recklinghausen fielen die Schülerzahlen an den Grundschulen bereits deutlich ab, allerdings in unterschiedlich starker Ausprägung – in Gladbeck um -10 %, in Waltrop sogar um -24 %. Die Gründe hierfür wären in den jeweiligen Städten näher zu analysieren.
Entwicklung der Schülerzahlen an Grundschulen in % (2006/7 zu 2011/12)
-30% -25% -20% -15% -10% -5% 0%
-12,21%-18,63%
-19,45%-10,41%
-15,08%-17,07%
-16,27%-15,97%
-13,05%-24,27%
-15,43%-12,11% NRW
Kreis REWaltropRecklinghausenOer-ErkenschwickMarlHertenHalternGladbeckDorstenDattelnCastrop-Rauxel
Gru
ndsc
hule
n
Quelle: IT.NRW, Kreis Recklinghausen, Statistikstelle, eigene Berechnungen
Bei den Hauptschülern fiel der Rückgang noch gravierender aus: in Herten stand er mit -13 % zu Buche, in Datteln mit fast -50 %. Dieser beeindruckende Schwund an Schülerzahlen ist – wie oben erläutert – vorran-gig dem gewandelten Wahlverhalten geschuldet und nicht allein demografischen Ursachen.
Entwicklung der Schülerzahlen an Hauptschulen in % (2006/7 zu 2011/12)
-60% -50% -40% -30% -20% -10% 0%
-30,82%-49,09%
-37,08%-41,30%
-23,03%-12,98%
-33,72%-29,51%
-28,65%keine Daten vorhanden
-32,97%-29,90% NRW
Kreis REWaltropRecklinghausenOer-ErkenschwickMarlHertenHaltenGladbeckDorstenDattelnCastrop-Rauxel
Hau
ptsc
hule
n
Quelle: IT.NRW, Kreis Recklinghausen, Statistikstelle, eigene Berechnungen
39
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
Sehr unterschiedlich entwickelten sich die Schülerzahlen der Gymnasien: Während z.B. die Stadt Haltern am See einen Zuwachs von 18,5 % zu verzeichnen hatte, mussten sich die Städte Waltrop und Herten mit einem Rückgang von -17 % bzw. -12 % auseinander setzen. In spätestens fünf bis zehn Jahren werden allerdings in allen kreisangehörigen Städten die Schülerzahlen an den Gymnasien sinken.
Entwicklung der Schülerzahlen an Gymnasien in % (2006/7 zu 2011/12)
-22-20%-18-16%-14-12%-10 -8% -6 -4% -2 0% 2 4% 6 8% 10 12% 14 16% 18 20% 22
4,86%4,26%
-6,87%4,90%
18,52%-12,04%
-3,08%-7,40%
1,56%
-17,74% -0,57%3,31% NRW
Kreis REWaltropRecklinghausenOer-ErkenschwickMarlHertenHaltenGladbeckDorstenDattelnCastrop-Rauxel
Gym
nasi
en
Quelle: IT.NRW, Kreis Recklinghausen, Statistikstelle, eigene Berechnungen
4.1.3 Rückgang der Schulen
Der Rückgang der Schülerzahlen hatte bereits Auswirkungen auf die gesamte Schulstruktur des Kreises Recklinghausen. Erste Standortschließungen von Grund- und Hauptschulen waren die Folge.
Allein im Betrachtungszeitraum 2006/07 bis 2011/12 ist die Zahl der Grundschulen von 120 auf 100 und damit um über 16 % gesunken, die Zahl der Hauptschulen von 24 auf 16 mit einem Rückgang von -33 %.
Entwicklung der Schulen (absolut) im Kreis Recklinghausen 2006/07 zu 2011/12
0
20
40
60
80
100
120
140
GymnasienRealschulenFörderschulenHauptschulenGrundschulen
120
100
2416
28 26 21 22 20 19
Quelle: IT.NRW, Kreis Recklinghausen, Statistikstelle, eigene Darstellung
Noch ist die Anzahl der Realschulen, Gymnasien und der Berufskollegs nahezu konstant geblieben, aber auch hier sind aufgrund der demografischen Entwicklung in den nächsten Jahren rückläufige Bedarfe an Räumlichkeiten wohl zu erwarten. Standortschließungen auch höherer Schulen könnten dann die Konse-quenz sein. So wird landesweit bereits über alternative Modelle wie Schulkooperationen, Zusammenlegun-gen von Schulen – auch städteübergreifender Art – oder Sekundarschulen nachgedacht.
40
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
4.1.4 Schulabschlüsse
Anhand der nachfolgenden Grafiken wird ersichtlich, dass sich im Kreis Recklinghausen im Betrachtungs-zeitraum 2005/06 bis 2011/12 die Zahl der Abiturienten von knapp 25 % auf 33 % erhöht und die Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss von 7 % auf gut 5 % reduziert hat. Das bedeutet, immer noch erreichen nicht alle Kinder/Jugendlichen im Kreis Recklinghausen einen Schulabschluss. Es zeigt sich, dass die Quote der Schulabgänger ohne Abschluss bei der ausländischen Bevölkerung (Durchschnittswert etwa 11 %) erheblich höher ist als bei der deutsch/ausländischen Bevölkerung insgesamt (Durchschnitts-wert gut 5 %). Dabei stellte sich die Entwicklung der Abbrecherquote der ausländischen Bevölkerung im ge-nannten Zeitraum in den einzelnen Städten durchaus unterschiedlich dar: so ist deren Zahl in den Städten Castrop-Rauxel, Oer-Erkenschwick und Waltrop gestiegen, in den übrigen Kommunen jedoch gesunken. Im gesamten Kreisgebiet Recklinghausen ist der Anteil ausländischer Schulabgänger ohne Abschluss von etwas über 14 % im Schuljahr 2005/06 auf knapp 11 % im Schuljahr 2011/12 gesunken.
Aufgrund der künftig weiter sinkenden Schülerzahlen konzentriert sich das allgemeine Interesse stärker auf jedes einzelne Kind. Da die Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss bei der ausländischen Bevölkerung erheblich höher ist als bei der deutschen, besteht gerade für diese Bevölkerungsgruppe ein erhöhter Förderungsbedarf.
Schulabschlüsse Deutsche und Ausländer – ohne Hauptschulabschluss in %
0%5%
10%15%20%25%30%35%40%
2011/122009/102007/082005/06
NRWKreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR
5,15 6,55 6,354,60
2,49
9,95
5,637,42
3,84 4,47 5,40 5,06
Quelle: IT.NRW, eigene Berechnungen
Schulabschlüsse Ausländer – ohne Hauptschulabschluss in %
0%5%
10%15%20%25%30%35%40%
NRWKreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR2011/122009/102007/082005/06
16,90 15,22
19,23
6,63
15,38 16,38
7,69 9,09 8,7011,11 10,95 11,01
Quelle: IT.NRW, eigene Berechnungen
41
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
Die nachfolgenden Grafiken zeigen, dass im Kreis Recklinghausen die Zahl der Schulabschlüsse deut-scher und ausländischer Schüler insgesamt mit allgemeiner Hochschulreife allein im Betrachtungszeitraum 2005/06 und 2011/12 von knapp 25 % auf über 33 % um 8 Prozentpunkte gestiegen ist.
Es wird aber auch ersichtlich, dass der Anteil der deutsch/ausländischen Abiturienten insgesamt mit 33 % im Schuljahr 2011/12 signifikant höher war als der Anteil der ausländischen Abiturienten mit lediglich knapp 13 %. Im Vergleich der Schuljahre 2005/06 zu 2011/12 ist der Anteil sowohl der deutschen wie auch der ausländischen Abiturienten insgesamt gestiegen. Die Einzelbetrachtung der ausländischen Schüler zeigt ebenfalls eine Erhöhung von gut 7 % auf fast 13 %.
Schulabschlüsse Deutsche und Ausländer – mit Hochschulreife in %
0%5%
10%15%20%25%30%35%40%
NRWKreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR
35,8033,10
35,62
29,7727,93
18,84
36,94
25,76
39,70
31,2833,19
36,74
2011/122009/102007/082005/06
Quelle: IT.NRW, eigene Berechnungen
Der deutlich niedrigere Anteil von ausländischen Abiturienten ist unter dem Aspekt künftiger sozialer und wirtschaftlicher Folgen als Anlass für einen gesteigerten Handlungsbedarf zu sehen. Bei sich abzeich-nendem Mangel auch an hoch qualifizierten Arbeitskräften sollte alles unternommen werden, den Anteil ausländischer Abiturienten ihrem Bevölkerungsanteil entsprechend zu erhöhen.
Schulabschlüsse Ausländer – mit Hochschulreife in %
0%5%
10%15%20%25%30%35%40%
NRWKreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR
22,54
2,173,85
14,92
0,00
11,21 11,19
0,00
17,3920,00
12,9616,35
2011/122009/102007/082005/06
Quelle: IT.NRW, eigene Berechnungen
42
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
4.2 Bereich Wirtschaft und Arbeit
Der demografische Wandel wirkt sich im Kreis Recklinghausen bereits gegenwärtig und in den nächsten Jahren noch verstärkt nachteilig auf die Bereiche Wirtschaft und Arbeit aus. Aufgrund der Überalterung sowie des starken Rückgangs des Bevölkerungsanteils der Erwerbsfähigen ist dies umso gravierender, da die Wirtschafts- und Arbeitsentwicklung maßgebende Faktoren im Hinblick auf Wachstum und Wohl-stand unserer Gesellschaft darstellen. Zwei demografisch begründete Phänomene werden den Arbeits-markt und somit auch die Wirtschaft bereits zeitnah und zunehmend in den nächsten 10 bis 20 Jahren beeinflussen:
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt befinden sich die geburtenstarken Jahrgänge in der Altersklasse der 45- bis unter 65- Jährigen. Damit stellen sie gleichzeitig den zurzeit jeweils größten Anteil an der Gesamt-bevölkerung und an der Gruppe der Erwerbstätigen. Damit verbunden ist jedoch auch eine drohende Überalterung der Belegschaft in den Unternehmen. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Tatsache, dass gerade diese Altersgruppe derzeit viele Führungspositionen innehat. Spätestens bis 2030 werden die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand getreten sein und aufgrund des rückläufigen Bevölkerungs-anteils der Erwerbsfähigen eine große personelle Lücke auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen, verbunden mit der Problematik des fehlenden Know-how-Transfers zwischen den Generationen. Gleichzeitig kann das Ausscheiden der älteren Generationen aus dem Erwerbsleben infolge des Rückgangs der jüngeren Generationen nicht in entsprechendem Maße kompensiert werden.
Das rückläufige Arbeitskräfte-Angebot – die sinkende Zahl der Ausbildungssuchenden, die rückläufige Zahl der Fachkräfte sowie der potentiellen Unternehmensgründer/-übernahmewilligen – hat erheblichen Einfluss auf das Wachstumspotenzial und die Wachstumsdynamik in unserer Region. Ein deutlicher Rückgang der Arbeitskräfte bedeutet schlimmstenfalls auch weniger Produktivität, dies wiederum weniger Wachstum (angebotsseitige Auswirkungen des demografischen Wandels).
Zum anderen haben der zahlenmäßige Rückgang der jungen und der Anstieg der älteren Jahrgänge Aus-wirkungen auf das Niveau und die Struktur des gesamtwirtschaftlichen Nachfrageverhaltens: Es werden mehr konsumierende ältere Menschen andere kommunale Dienstleistungen in Anspruch nehmen wollen als die weniger werdende jüngere arbeitende Bevölkerung, die Auswirkungen des demografischen Wan-dels auf Verschiebungen der Konsumstruktur finden ihren Niederschlag außerdem in entsprechenden Entwicklungen der Unternehmens- und Beschäftigungsstrukturen. Es droht ein Kaufkraftverlust, d.h. eine sinkende Kaufkraft bei abfallender Bevölkerungszahl mit zudem noch geringerem (Renten-) Einkommen (nachfrageseitige Auswirkungen des demografischen Wandels).
Die abzusehenden vielfältigen Auswirkungen des demografischen Wandels auf Wirtschaft und Arbeit las-sen sich mit folgenden prägnanten Stichworten umschreiben: Nachwuchsproblematik, Fachkräftemangel, Frage der Unternehmensnachfolge, Überalterung sowie Diversität der Belegschaften einerseits, Nachfra-ge- und Einkommensveränderungen andererseits.
43
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
4.2.1 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
Insbesondere bedingt durch den Strukturwandel im Emscher-Lippe-Raum ist auch im Kreis Recklinghau-sen die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Sinken begriffen. Allein im Betrachtungszeit-raum 2000 bis 2012 war im Kreis insgesamt ein Verlust an Arbeitsplätzen von über 6 % zu verzeichnen, mit einem zwischenzeitlichen Niedrigststand in 2004. Durch Maßnahmen zur Bewältigung des Strukturwan-dels scheint dieser Negativtrend zunächst abgeschwächt, der leichte Wiederanstieg der Zahlen bis 2012 gibt eine gewisse Hoffnung auf eine Trendwende.
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort Kreis Recklinghausen 2000–2012 (absolut)
125.000
130.000
135.000
140.000
145.000
150.000
155.000
160.000
2012201120102009200820072006200520042003200220012000
158.827
149.979148.295
140.387137.228
138.429137.685
139.296141.340 142.765
144.555147.793
149.042
Quelle: IT.NRW/Statistikstelle Kreis RE
Diese für den gesamten Kreis zu erwartende Arbeitsplatzentwicklung schlägt sich auch in den kreisange-hörigen Städten nieder: Wie die vorhergehende Grafik zeigt, ist in nahezu jeder Stadt die Zahl der sozial-versicherungspflichtig Beschäftigten in den letzten zehn Jahren in mehr oder weniger großem Umfang zu-rückgegangen. Diese Entwicklung wird sich aller Voraussicht nach künftig aufgrund der in den Ruhestand tretenden geburtenstarken Jahrgänge weiter fortsetzen.
Im Kreis Recklinghausen muss aufgrund der eher negativen Bevölkerungsprognose deshalb davon ausge-gangen werden, dass das Arbeitskräfteangebot in den kommenden 15 Jahren zurückgehen wird.
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort in den Städten – 2000 zu 2012 (absolut)
05.000
10.00015.00020.00025.00030.00035.00040.000
WAREOEMAHEHAGLADODACR
2010 2000
13.6
84
8.52
3 15.5
30
15.1
79
6.58
7
16.4
77
5.24
1
29.2
45
4.09
0
34.4
86
2000 2012
Quelle: IT.NRW, eigene Berechnungen
44
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
4.2.2 Beschäftigungsquote
Die Beschäftigungsquote ist ein Index, der sich auf den Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung be-zieht. Aus statistischen Gründen wurde hier das Verhältnis der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von 18 - 65 Jahren zugrunde gelegt. Die Beschäftigungsquote des Kreises Recklinghausen, eingebunden in der Emscher-Lippe-Region, ist im Vergleich zu anderen hoch verdichteten Räumen Deutschlands am niedrigsten und auch niedriger als in Gesamt-NRW. Allein im Be-trachtungszeitraum 2000 bis 2010 ist sie von über 38 % auf knapp 37 % zurückgegangen.
Dieser Trend muss sich in den nächsten Jahren nicht unbedingt fortsetzen, wenn bei etwa gleich bleiben-dem Arbeitsplatzangebot die Zahl der Arbeitsplatzsuchenden struktur- und demografiebedingt sinkt.
Beschäftigungsquote in den Städten, im Kreis Recklinghausen und NRW 2000 zu 2010 (18–< 65Jährige) in %
0 %
10 %
20 %
30 %
40 %
50 %
60 %
NRWKreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR
2000
2010
Quelle: IT.NRW, eigene Berechnungen
Ob also Rückgang und Überalterung des Arbeitskräftepotenzials zu einer Wachstumsbremse werden könn-ten, ist derzeit nicht eindeutig zu sagen. Zur Vermeidung eines unter Umständen entstehenden (Fach-) Arbeitskräftemangels wäre es allerdings erforderlich, bisher ungenutztes Arbeitskräftepotenzial in das zen-trale Blickfeld zu rücken, dieses zu akquirieren und demnach „stille Reserven“ zu reaktivieren. Gleichzeitig gilt es, das vorhandene Erwerbspersonen-/Arbeitskräfte-Potenzial zu optimieren und alters- und alternsge-rechte Arbeitsplatz-Bedingungen zu fördern. Nicht zuletzt ist der betrieblichen Rationalisierung durch einen innovativen Technologie-Ausbau Rechnung zu tragen.
45
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
4.2.3 Ausbildungssituation
Der demografische Wandel impliziert zwangsläufig einen Rückgang der Zahl der Ausbildungssuchenden, also der Jugendlichen, die dem Ausbildungsmarkt potentiell zur Verfügung stehen. Noch vor wenigen Jah-ren war der Ausbildungsmarkt durch einen starken Nachfrageüberhang gekennzeichnet. Die vorhandenen Ausbildungsangebote reichten nicht aus, allen Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zur Verfügung zu stel-len. Jugendarbeitslosigkeit war die Folge.
Ausbildungsstellen zu Bewerbungen im Kreis Recklinghausen (2000–2011) (absolut)
01.0002.0003.0004.0005.0006.0007.0008.000 Bewerber
gemeldete Ausbildungsstellen
201120102009200820072006200520042003200220012000
4.87
1
6.69
6
5.12
0
6.65
3
4.43
7
6.10
1
4.17
0
5.86
3
3.72
6
6.18
5
3.35
0
6.50
4
2.82
7
6.91
1
2.91
1
7.24
9
2.85
0
6.07
4
3.03
5
5.84
4
2.90
6
5.57
1
5.55
7
3.15
8
Quelle: Kreis Recklinghausen, Statistikstelle – unter Zugrundelegung der Daten der Agentur für Arbeit/eigene Darstellung
Ergänzend zum Nachfrageüberhang der Bewerber wirkte sich im Kreis Recklinghausen bedingt durch den Strukturwandel im Emscher-Lippe-Raum potenzierend noch die stark rückläufige Zahl der Ausbildungsstel-len von 4.871 auf 3.158 aus. Allein im Betrachtungszeitraum 2000 bis 2011 war somit ein Rückgang von über 35 % festzustellen.
Entwicklung der Ausbildungsstellen im Kreis Recklinghausen in % (2000 = 100%)
-50 %
-40 %
-30 %
-20 %
-10 %
0 %
10 %
201120102009200820072006200520042003200220015,11 %
-8,91 %-14,39 %
-23,51 %
-31,23 %
-41,96 % -40,24 % -41,49 %-37,69 % -40,34 %
-35,17 %
Quelle: Kreis Recklinghausen, Statistikstelle – unter Zugrundelegung der Daten der Agentur für Arbeit/eigene Berechnungen
Während bei den aktuellen Abiturienten der Andrang auf die Hochschulen noch unvermindert hoch ist, schwächt sich im betrieblichen Ausbildungsbereich die Zahl der Ausbildungssuchenden allmählich ab. So ging die Zahl der Bewerber im Zeitraum 2000 bis 2011 bereits von 6.696 auf 5.557 zurück, das entspricht einem Rückgang von 17 %.
46
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
Für die unmittelbar folgenden Jahre mag sich die Verringerung des Potenzials an jungen Menschen zu-nächst eher als positive Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt darstellen, da sich die Zahl der Bewerber und der Stellenangebote annähern werden. Aber in den Folgejahren wird sich der demografisch bedingte Abwärtstrend an jungen Bewerbern in bedeutsamer Weise fortsetzen, so dass nachteilige Auswirkungen zu erwarten sind, insoweit die Unternehmen/Betriebe ihre Ausbildungsplätze nicht mehr wunschgemäß besetzen können. Ein zunehmender Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte und Auszubildende wird die Folge sein.
Derzeit wird zudem die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe hinterfragt: so wird darauf verwiesen, dass viele Auszubildende aktuell keinen Ausbildungsplatz finden, weil zu wenige Ausbildungsplätze angeboten werden. Der Überschuss an Fortzügen in der Altersgruppe der 18-25- Jährigen entspricht dabei offensicht-lich einer Abwanderungstendenz von Studienanfängern und potentiellen Auszubildenden zu Hochschulen und Ausbildungsbetrieben außerhalb des Kreises, die den lokalen Arbeitsmarkt zusätzlich schwächen und den ohnehin nachteiligen demografischen Effekt nochmals potenzieren könnte.
Aufgrund des anzunehmenden Fachkräfte-/Auszubildenden-Mangels wird demzufolge in Zukunft die Nach-wuchsförderung für die Betriebe selbst von entscheidender Bedeutung sein. Insbesondere hinsichtlich der Problemgruppen wie z.B. der Schulabbrecher besteht nicht nur die Notwendigkeit verstärkter Bemühun-gen im Bildungsbereich, um die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss zu verringern. Zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses wird es zukünftig in viel stärkerem Maße darauf ankommen, bisher wenig erschlossene Ausbildungspotenziale zu nutzen. Es gilt, z.B. Jugendliche mit Behinderungen bzw. Jugend-liche mit unzureichenden Schrift-/Sprachkenntnissen verstärkt einzubeziehen.
Die folgende Grafik macht in eindrucksvoller Weise die oben beschriebenen Tendenzen deutlich. Die Zahl nicht vermittelter Bewerber von 5 % im Jahr 2000 ist zwar auf gut 1 % im Jahr 2011 gesunken. Diese nied-rige Quote darf jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass ein Großteil der Ausbildungsplatzbewerber – wie oben beschrieben – weiterhin nur außerhalb des Kreises einen Ausbildungsplatz findet oder eine andere Alternative suchen muss.
Anteil nicht vermittelter Bewerber im Kreis Recklinghausen (2000–2011) in %
0 %
2 %
4 %
6 %
8 %
10 %
12 %
201120102009200820072006200520042003200220012000
5,1 %4,3 % 4,0 %
5,6 %
8,6 %8,0 %
10,7 %
5,3 %
1,8 %1,4 % 1,7 % 1,4 %
Quelle: Kreis Recklinghausen, Statistikstelle - unter Zugrundelegung der Daten der Agentur für Arbeit/eigene Darstellung
47
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
4.3 Bereich Soziales
Ähnlich wie das gesamte Ruhrgebiet hat sich der Kreis Recklinghausen mit dem tiefgreifenden Struk-turwandel in den letzten Jahrzehnten auseinander setzen müssen. Aufgrund des Rückgangs des Stein-kohlebergbaus verlief auch die Arbeitsmarktentwicklung äußerst ungünstig. Während mit Schließung der Bergwerke im sekundären Beschäftigungs-Sektor (Industrie) im Kreis massenhaft Arbeitsplätze verloren gingen, entwickelte sich zwar andererseits die Hinwendung zum tertiären Sektor (Dienstleistungen) und selbst bis in den Quartär-Sektor (Informationsverarbeitung). Die Zahl der neugeschaffenen Arbeitsplätze lag jedoch unter der Zahl der verlorengegangenen Arbeitsplätze. Damit bleibt eine hohe strukturelle Ar-beitslosigkeit, die auch heute noch das Kernproblem des Strukturwandels im Kreis darstellt.
Die unsere Region belastende Arbeitslosigkeit hat erhebliche Auswirkungen auf die Soziallasten der Kom-munen und des Kreises. Sie finden ihren Niederschlag in der Gewährung des Arbeitslosengeldes II (der Grundsicherung für Arbeitsuchende) sowie – perspektivisch – in der Grundsicherung im Alter.
Neben den Problemstellungen, die der Strukturwandel in unserer Region aktuell und auch weiterhin noch mit sich bringt, wird auch die demografische Entwicklung Einfluss auf die zukünftige Arbeitsplatz-Dynamik nehmen. Für den Kreis spezifisch waren bislang der starke Verlust an Arbeitsplätzen in den letzten Jahr-zehnten sowie der damit einhergehende Wegzug von Arbeitskräften samt ihrer Familien.
4.3.1 Arbeitslosenzahlen und Arbeitslosenquote
Die Grafik macht deutlich, dass für den Kreis Recklinghausen in den letzten Jahren eine tendenziell sinken-de Arbeitslosigkeit bezogen auf den Jahresdurchschnitt festzustellen ist. Allein im Betrachtungszeitraum 2007 bis 2012 liegt ein erfreulicher Rückgang der Arbeitslosenquote von 12 % auf fast 11 % vor, die aller-dings im Vergleich zu 8 % für Gesamt-NRW immer noch mit knapp 3 Prozentpunkten deutlich höher liegt. Diese Entwicklung mag jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass aufgrund konjunktureller oder weiterer struktureller Veränderungen im Kreisgebiet durch das Wegbrechen von Arbeitsplätzen (z.B. Schließung der letzten Zeche in Marl mit rund 3.400 Arbeitsplätzen) die Arbeitslosenquote in den kommenden Jahren durchaus wieder ansteigen kann.
Arbeitslosenquote in % (Jahresdurchschnitt)
0 %2 %4 %6 %8 %
10 %12 %14 %16 %
NRWKreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR201220112010200920082007
10,0 %
12,0 %
8,1 %
12,8 %
5,2 %
11,3 % 11,6 %
10,1 %
13,0 %
10,0 %10,7 %
8,1 %
Quelle: Kreis Recklinghausen Statistikstelle unter Zugrundelegung der Daten der Agentur für Arbeit/eigene Darstellung
48
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
Es besteht die Möglichkeit, dass der demografische Wandel in den nächsten 15 bis 20 Jahren aufgrund des Ausscheidens der älteren Erwerbstätigen zunächst positiven Einfluss auf die Arbeitslosenentwicklung nehmen wird. Die Nachfrage der Arbeitssuchenden wird sich dem Angebot an Stellen annähern. Danach allerdings, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in ihrer Gesamtheit in den Ruhestand getreten sind und parallel der rückläufige Trend an jungen Erwerbstätigen zu Buche schlägt, wird bei sinkendem Bevölke-rungsanteil der Erwerbsfähigen eher ein Arbeitskräftemangel zu befürchten sein.
4.3.2 ALG II-Empfänger/SGB II-Quote
Die lokal relevante Arbeitslosenquote prägt in erheblichem Maße die Aufwendungen für das Arbeitslosen-geld II, das die Grundsicherungsleistung für erwerbsfähige Hilfebedürftige nach dem Zweiten Sozialgesetz-buch (SGB II) darstellt; es wurde durch das sogenannte Hartz IV-Gesetz Anfang des Jahres 2005 mit der Zusammenlegung der ehemaligen Arbeitslosenhilfe und der Sozialhilfe neu begründet.
Das ALG II können alle erwerbsfähigen, leistungsberechtigten Personen im Alter von 15 Jahren bis zur gesetzlich festgelegten Altersgrenze zwischen 65 und 67 Jahren erhalten. Die SGB II-Quote bezieht außer-dem die mit den ALG II-Empfängern in Haushaltsgemeinschaft lebenden Personen mit ein und bezeichnet daher den Gesamtumfang der von diesen Transferleistungen abhängigen Personen.
So wie im Betrachtungszeitraum 2007 bis 2012 die Zahl der Arbeitslosen und somit auch die Arbeitslosen-quote zurückgegangen sind, so spiegelt sich diese Entwicklung tendenziell auch in der Zahl der Empfänger des ALG II wider.
ALG II-Empfänger (SGB II ) im Kreis Recklinghausen (2006–2012) (absolut)
50.000
54.000
58.000
62.000
66.000
70.000
74.000
2012201120102009200820072006
Quelle: Kreis Recklinghausen, FD 83/eigene Darstellung
Bezogen auf den Kreis Recklinghausen insgesamt zeichnete sich im Betrachtungszeitraum 2006 bis 2012 (Bestandszahlen Ende Dezember) tendenziell ein leichter Rückgang der ALG II-Empfänger ab.
Auch in den kreisangehörigen Städten zeichnete sich diese Entwicklung bei den ALG II-Empfängern ab, wobei es sich hier um absolute Zahlen handelt, die noch keinen Bezug zur erwerbsfähigen Bevölkerung darstellen. Erst über die SGB II-Quote lassen sich die Zahlen der kreisangehörigen Städte konkret mitein-ander vergleichen.
49
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
ALG II-Empfänger (SGB II) in den Städten (2006–2012) (absolut)
02.0004.0006.0008.000
10.00012.00014.00016.000
WAREOEMAHEHAGLADODACR2012201120102009200820072006
Quelle: Kreis Recklinghausen, FD 83/eigene Darstellung
Die vorliegenden Grafiken verdeutlichen, dass sich sowohl die Arbeitslosenquoten und auch die SGB II-Quoten innerhalb der kreisangehörigen Städte sehr unterschiedlich gestalten. Relativ günstig stellt sich die Situation der Stadt Haltern am See dar, in der die Arbeitslosenquote im Jahr 2011 bei knapp 5 % und die SGB II-Quote 2010 bei knapp 6 % lag. Eher ungünstig gestalten sich die Arbeitslosen- und die SGB II-Quoten in den Städten Gladbeck, Herten, Marl, Oer-Erkenschwick und Recklinghausen.
SGB II-Quote in den Städten und dem Kreis Recklinghausen 2006 zu 2010 in %
0 %2 %4 %6 %8 %
10 %12 %14 %16 %18 %20 %
Kreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR
20102006
14,19 % 13,61 %
11,55 %
5,94 %
13,73 %
16,59 %
9,75 %
14,12 %15,34 %14,99 %
17,00 %
Quelle: Kreis Recklinghausen, FD 83/eigene Berechnungen/eigene Darstellung
Die Ursache dieser unterschiedlichen Bewegungen ist darin zu sehen, dass der Kreis Recklinghausen sich aus sehr unterschiedlich strukturierten Städten zusammensetzt. Perspektivisch ist für den Kreis anzuneh-men, dass der allgemein anzunehmende positive demografische Einfluss – Annäherung der Zahl der Ar-beitssuchenden an die Zahl der Arbeitsplätze – durch eher negative konjunkturelle und strukturelle Effekte überlagert wird und die SGB II-Quote daher nicht – wie zu hoffen wäre – deutlich sinken würde.
50
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
4.3.3 Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung
Anders gestaltete sich im Kreis Recklinghausen die Entwicklung der Grundsicherung im Alter und bei Er-werbsminderung, eine seit Anfang des Jahres 2003 bestehende Sozialleistung zur Sicherstellung des Le-bensunterhaltes für die Personen, die die Altersgrenze erreicht haben oder wegen Erwerbsminderung auf Dauer aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind.
Die Grafik zeigt, dass im Kreis Recklinghausen allein im Betrachtungszeitraum 2003 bis 2012 die Zahl der Grundsicherungsleistungs-Empfänger bezogen auf die Gesamtbevölkerung sprunghaft angestiegen ist. Lag die Zahl der Empfänger im Jahr 2003 noch bei etwa 3.400 (0,5 % der Gesamtbevölkerung), so betrug sie im Jahr 2012 bereits knapp 6.800 (1,1 %), dies stellt eine Verdoppelung dar.
Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung prozentual zur Gesamtbevölkerung im Kreis RE
0,0 %
0,2 %
0,4 %
0,6 %
0,8 %
1,0 %
1,2 %
1,4 %
2012201120102009200820072006200520042003
0,5 %0,6 %
0,7 %0,8 %
0,9 %
1,1 %1,0 % 1,0 %
1,1 % 1,1 %
Quelle: Kreis Recklinghausen, Statistikstelle/eigene Darstellung
Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Negativtrend in Zukunft demografisch bedingt weiter verstär-ken wird. Der steigende Anteil der älteren Bevölkerung dürfte in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu einem zunehmenden Bedarf an Grundsicherungsleistungen im Alter führen. Hintergrund sind die Langfrist-folgen von Arbeits- bzw. Dauerarbeitslosigkeit und die damit verbundenen Unterbrechungen der Erwerbs-biografien; hinzu kommt die Zunahme atypischer Beschäftigungsformen, wie zum Beispiel der Minijobs, der Teilzeitarbeit sowie geringfügiger Beschäftigung. Aufgrund der damit verbundenen geringeren Renten-ansprüche leiten Sozialexperten ab, dass in den kommenden Jahren eine steigende Zahl älterer Menschen auf ergänzende Grundsicherungsleistungen angewiesen sein wird.
Schließlich nimmt auch das Rentensystem an sich entscheidenden Einfluss auf die Sicherung des Lebens-standards der älteren Bevölkerung. Neben der bereits gesetzlich vorgesehenen Absenkung des Rentenni-veaus sowie der Verlängerung der Lebensarbeitszeit ist zu bedenken, dass im Rahmen des Generationen-vertrages die Erwerbstätigen durch ihre Einzahlungen in die Rentenkasse maßgeblich zur Alterssicherung beitragen. Aufgrund der rückläufigen Zahl der jüngeren Bevölkerung wird sich auch die Zahl der Arbeitneh-mer verringern, somit auch die Einzahlungen in die Rentenkasse.
Dieser Doppeleffekt lässt die Gefahr des steigenden Risikos von Altersarmut besonders gewichtig erschei-nen; sie wird in der Grundsicherung im Alter ihren Niederschlag finden.
51
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
4.4 Bereich Wohnen
Der demografisch bedingte Bevölkerungsrückgang mit der gleichzeitig einhergehenden starken Verände-rung der Altersstruktur in Richtung der älteren Jahrgänge wird in nächster Zukunft den Wohnungsmarkt nachhaltig beeinflussen. Der Wohnungsmarkt wird sich künftig sowohl qualitativen wie auch quantitativen Veränderungen hinsichtlich der Wohnungsnachfrage gegenüber sehen.
Auf den ersten Blick scheint die Schlussfolgerung zwingend, dass aufgrund des demografischen Wandels unweigerlich eine geringere Wohnraumnachfrage die Folge sei. Der Bevölkerungsrückgang geht jedoch nicht automatisch mit einer entsprechenden Verringerung der Anzahl der Privathaushalte einher. Denn die Wohnungsnachfrage wird nicht ausschlaggebend von der Zahl der Einwohner bestimmt, sondern die wichtigen Determinanten für die zukünftige Wohnraumnachfrage sind vielmehr die Anzahl und Struktur der Haushalte. In den nächsten Jahren wird sich jedoch aufgrund der sich demografisch verändernden Gegebenheiten auch die Haushaltsstruktur nachhaltig verändern und daraus folgernd auch die Wohnungs-nachfrage.
4.4.1 Veränderung der Haushaltsstruktur
4.4.1.1 Zahl der Privathaushalte
Entsprechend den von IT.NRW erstellten Vorausberechnungen im Rahmen der „Trendvariante der Haus-haltsvorausberechnung 2010“ wird sich die Gesamtzahl der Privathaushalte bis zum Jahr 2025/2030 nicht verringern, sondern sogar noch etwas steigern. Die quantitativen Folgen des langfristig einsetzenden Be-völkerungsrückgangs werden aufgrund altersstruktureller Effekte und Veränderungen der Wohnansprüche erst langfristig in etwa ab 2025/2030 zum Tragen kommen.
Während einerseits bis zum Jahr 2030 die Bevölkerung insgesamt schrumpfen wird, ist andererseits bis zu diesem Zeitpunkt eine zunehmende Zahl der Privathaushalte anzunehmen. Die Ursache dafür ist die rela-tive Zunahme der Ein- und Zweipersonenhaushalte in allen Altersgruppen infolge veränderter Lebensfor-men. Die Haushaltsstruktur setzt sich statistisch aus Ein-/Zwei-/Drei-/Vier- und Mehr-Personenhaushalten zusammen, wobei die Besonderheit in der Entwicklung darin besteht, dass die Ein- und Zwei-Personen-haushalte seit mehr als drei Jahrzehnten die zahlenmäßig größte Gruppe stellen und ihr Anteil ständig zunimmt. Es leben in allen Altersgruppen immer mehr Menschen allein oder zu zweit, wobei demografisch bedingt insbesondere die Zahl der älteren Menschen über 65 Jahre kontinuierlich ansteigen wird und die Zahl der Single- und Zweipersonen-Haushalte zunächst absolut und relativ noch weiter ansteigen lässt.
Ein weiterer Grund ist unter anderem auch darin zu sehen, dass derzeit die Babyboomer-Jahrgänge als Haushaltsvorstand den größten Anteil der Haushalte stellen und dass sich aufgrund der Selbständigkeit bzw. des Auszugs ihrer Kinder die Zahl der Haushalte zusätzlich erhöhen wird.
52
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
Die vorliegende Grafik zeigt, dass dieser Trend auch im Kreis Recklinghausen keine Abweichung zeigt. Allein im Darstellungszeitraum 2005 bis 2010 hat sich der Anteil der Einpersonen-Haushalte von 32 % auf über 36 % erhöht. Ihr Anteil wird weiter zunehmen und entsprechend den Hochrechnungen von IT.NRW bis zum Jahr 2030 auf fast 38 % steigen. Insofern ist auch im Kreis Recklinghausen eine damit verbunde-ne, wohnungsbezogen fortschreitende Vereinzelung zu beobachten. Auch der Anteil der Zweipersonen-Haushalte weist prozentuale Zuwächse auf: Lag im Kreis Recklinghausen ihr Anteil im Jahre 2005 noch bei 36,8 %, so wird er Hochrechnungen zufolge im Jahre 2030 bei 38,5 % liegen.
Haushalte im Kreis Recklinghausen (prozentual)
0 %5 %10 %15 %20 %25 %30 %35 %40 %
4 und mehr Personen3 Personen2 Personen1 Person
203020102005
32,08 %
37,80 % 36,86 % 38,47 %
15,70 % 13,18 % 15,36%10,56 %
Quelle: IT.NRW/Mikrozensus und Statistische Analysen und Studien, Band 64 (Trendvariante) Eigene Berechnungen und Darstellung
Anders verhält es sich bei der absoluten Zahl und dem prozentualen Anteil der Drei- und Mehrpersonen-Haushalte – also mehrheitlich solcher mit Kindern –, die im Kreis Recklinghausen kontinuierlich in Rück-bildung begriffen sind. Betrug der Anteil der Drei-Personen-Haushalte im Jahr 2005 noch 16 %, so lag er im Jahr 2010 bei 14 %; Hochrechnungen von IT.NRW zufolge wird er bis zum Jahr 2030 bis auf 13 % zurückgehen. Noch extremer verhält es sich bei den Mehrpersonen-Haushalten, deren Anteil von 15% im Jahr 2005 auf prognostiziert knapp 11 % im Jahr 2030 sinken wird.
Summarisch bedeutet dies, dass sich die Zahl der Personenhaushalte bis etwa zum Jahr 2030 gegenläu-fig zur Bevölkerungszahl entwickelt: Während diese abnimmt, nimmt die Zahl der Haushalte insgesamt gesehen zu, wobei sich die Zahl der kleineren Haushalte erhöhen und die Zahl der größeren Haushalte reduzieren wird. Erst längerfristig, also ab etwa 2025/2030, wird die Zahl der Privathaushalte insgesamt demografiebedingt absinken.
Schließlich bleibt zu bemerken, dass sich die Haushaltsstruktur infolge weiterer veränderter gesellschaft-licher Lebensformen verschieben wird. Neben dem Phänomen „von kinderreichen Eltern zu elternreichen Kindern“ finden sich neben dem klassischen Familienbegriff neue Formen des Zusammenlebens, neue Lebensstilgruppierungen wie z.B. die Patchwork-Familien und Peer Groups bestehend aus Singles; Le-bensformen, denen bei der Planung und Neuerschließung von Wohnräumen Rechnung zu tragen ist.
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4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
4.4.1.2 Haushaltsgröße
Die oben geschilderten Veränderungen der Haushaltsstruktur schlagen sich auch in der durchschnittlichen Größe der Haushalte nieder. Entsprechend den von IT.NRW erstellten Prognosen für die Haushalte 2010 werden diese tendenziell immer kleiner. Dieser Trend lässt sich bereits seit Beginn der statistischen Erfas-sung Ende der 1950er Jahre beobachten.
Die bisherige Entwicklung zeigt, dass diese Tendenz auch im Kreis Recklinghausen festzustellen ist. Allein im Erhebungszeitraum 2005 bis 2010 ist die Haushaltsgröße von 2,2 Personen im Jahr 2005 auf 2,1 Per-sonen im Jahr 2010 zurückgegangen.
Haushaltsgrößen im Kreis Recklinghausen als Durchschnitt
1,9
2,0
2,1
2,2
2030201020092008200720062005
2,2 2,19
2,152,13
2,11 2,12
2,0
Quelle: IT.NRW/Mikrozensus und Statistische Analysen und Studien, Band 64 (Trendvariante). Eigene Berechnungen und Darstellung
Die Ursachen dieser Entwicklung sind vielfältig. Zum einen wird die Haushaltsgröße durch demografische Faktoren beeinflusst, wie dem Rückgang der Geburten und der Zunahme der Lebenserwartung insbeson-dere im hohen Alter. Diese beiden Faktoren tragen zur Verkleinerung der durchschnittlichen Haushaltsgrö-ße bei: die erste durch eine durchschnittlich geringere Kinderzahl je Haushalt (immer mehr Frauen bleiben sogar kinderlos), die zweite durch die zahlenmäßige Zunahme der älteren Menschen, die hauptsächlich in Ein- oder Zweipersonen-Haushalten leben.
Gemäß der Vorausberechnungen von IT.NRW wird für die künftige Entwicklung eine Fortsetzung des Trends zu kleineren Haushaltsgrößen erwartet. Im Kreis Recklinghausen wird für das Jahr 2030 eine durch-schnittliche Personenzahl von 2,0 pro Haushalt prognostiziert. Dafür sprechen auch folgende Indizien: die zunehmende Lebenserwartung führt künftig zu mehr Ein- und Zweipersonen-Haushalten im Seniorenalter, ebenso die niedrigere Geburtenhäufigkeit, die Zunahme der Partnerschaften mit separater Haushaltsfüh-rung sowie die hohe berufliche Mobilität, welche den Trend zu kleineren Haushalten bei der Bevölkerung im jüngeren und mittleren Alter plausibel machen.
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4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
4.4.2 Veränderung der Wohnungssituation
Die von IT.NRW prognostizierte Entwicklung der Anzahl von Privathaushalten – d.h. deren Zunahme in den nächsten Jahren unter Berücksichtigung des Trends zu mehr Single-Haushalten – wird die Wohnraum-nachfrage im Kreis Recklinghausen hinsichtlich Anzahl und Größe der benötigten Wohnungen unmittelbar beeinflussen. Eine steigende Zahl an Haushalten bedeutet gleichzeitig auch die Nachfrage nach nutzbarem Wohnraum. Es ist daher bis etwa 2025/2030 noch von einem ansteigenden Wohnraumbedarf auszugehen.
So ist auch im Kreis Recklinghausen im Erhebungszeitraum 2000 bis 2010 die Zahl der Wohnungen in allen Bereichen, d.h. sowohl bei den Ein- und Zweifamilienhäusern als auch bei den Mehrfamilienhäu-sern kontinuierlich gestiegen. Es ist davon auszugehen, dass bis 2025/2030 aufgrund der voraussicht-lich steigenden Zahl der Haushalte noch zunehmend Wohnungen nachgefragt werden. Jedoch dürfte ab 2025/2030 demografiebedingt mit einem Rückgang des Wohnraumbedarfs zu rechnen sein.
Zahl der Wohnungen im Kreis Recklinghausen 2000 zu 2010 (absolut)
0
50.000
100.000
150.000
200.000
250.000
300.000
350.000
insgesamtim Mehrfamilienhausim 2 Familienhausim 1 Familinehaus
66.812 53.916
179.380
300.10820102000
Quelle: IT NRW/Mikrozensus und Statistische Analysen und Studien, Band 64 (Trendvariante). Eigene Berechnungen und Darstellung
4.4.2.1 Neue Zielgruppen des Wohnungsmarktes/neue Wohnformen
Die Die Zielgruppen des Wohnungsmarktes werden sich in absehbarer Zeit wie auch mittelfristig nachhaltig verändern und infolgedessen werden sich auch neue Wohnformen entwickeln.
Aufgrund der Vereinzelung der Gesellschaft, sowohl für Jung als auch für Alt, wird der Bedarf an Wohnun-gen mit bis zu 3 Zimmern steigen und andererseits der an Wohnungen mit mehr als 3 Zimmern zurückge-hen.
Nicht zuletzt die alternde Bevölkerung wird als größer werdende Zielgruppe die Wohnungsnachfrage prä-gen. Es gibt zunehmend Wohngebiete, in den 60er und 70er Jahren gebaut, mit einem hohen Anteil älterer Menschen, die auch nach dem Auszug der Kinder in der Familienwohnung verbleiben. Daher leben immer mehr ältere Menschen in relativ zu großen Wohnungen. Um den älteren Bewohnern die Möglichkeit zu geben, sich möglichst lange selbständig in ihren Wohnungen versorgen zu können, wird sich der Bedarf an altengerechten bzw. barrierefreien Wohnungen und den damit verbundenen baulichen Besonderheiten erheblich erhöhen; das bleibt bei der Konzeption von Neubauten ebenso wie beim Um- oder Rückbau von Altwohnungen zu berücksichtigen. Auch alternative Wohnformen – wie etwa Wohngemeinschaften oder Demenzwohngruppen für ältere Menschen – treten in den Fokus.
55
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
Insbesondere die jungen Familien nehmen für die Sicherung der Zukunftsperspektiven einer Region als der für eine solide Bevölkerungsbasis entscheidenden Zielgruppe eine Schlüsselrolle ein; deren Bedürfnissen ist Rechnung zu tragen. Um den generellen Trend des demografischen Wandels durch gesteigerten Zuzug oder auch Vermeidung des Wegzugs von Familien abzumildern, sind attraktive Rahmenbedingungen für junge Wohngemeinschaften zu schaffen. Diese haben sich insbesondere auf die Alltagstauglichkeit der Lebensbedingungen in Bezug auf eine familiengerechte Wohnsituation bzw. die Attraktivität des Wohnum-feldes auszurichten.
Schließlich kommt der Heterogenität der privaten Haushalte in Verbindung mit der Wohnraumnachfrage eine immer größere Bedeutung zu. Migranten leben tendenziell in personell größeren Haushalten als die deutsche Bevölkerung und sind im Durchschnitt jünger, d.h. weniger ältere Menschen. Sie schwächen in-sofern die Folgen des demografischen Wandels (Alterung, Haushaltsverkleinerung) in gewissem Maße ab. Diese Haushalte sind meist durch eine höhere Kinderzahl gekennzeichnet, wobei es mittlerweile deutliche Hinweise auf eine allmähliche, langfristige Angleichung der Kinderzahl bei zugewanderter und einheimi-scher Bevölkerung gibt. Migranten leben zwar in größeren Haushaltsstrukturen, jedoch sind für sie seitens der Wohnbedingungen deutlich kleinere Wohnflächen pro Person typisch.
4.4.2.2 Problematik der Wohnungsleerstände
Der Leerstand von Wohnraum gilt als wichtiger Indikator bei der Einschätzung des Wohnungsmarktes. Er zeigt sich in beträchtlicher Ausprägung, wenn die Bevölkerung stark rückläufig ist, so dass die Zahl der Haushalte die Zahl der Wohnungen deutlich unterschreitet und somit Wohnungen ungenutzt bleiben.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist die Bevölkerung im Kreis Recklinghausen in bestimmten Stadtteilen be-reits aufgrund struktureller Gegebenheiten so stark geschrumpft, dass partiell mehrfach Wohnungsleer-stände anzutreffen sind. Deren zahlenmäßige Erfassung ist jedoch schwierig, eine verlässliche realitäts-bezogene Leerstandsquote kaum exakt zu ermitteln. Eine flächendeckend und methodisch vergleichbare Leerstands-Statistik für den Wohnungsmarkt Ruhr und somit für den Kreis Recklinghausen ist derzeit nicht vorhanden. Aber gemäß des Zweiten Regionalen Wohnungsmarktberichts liegen nach lokalen Erhebun-gen die Leerstandsquoten der Städte des Wohnungsmarktes Ruhr zwischen 3 und 10 %. Allerdings diffe-rieren sie zwischen den kreisangehörigen Städten zum Teil erheblich, auch innerhalb der Städte selbst in Bezug auf die jeweiligen Stadtteile.
Die im Kreis Recklinghausen bereits aufgrund struktureller Gegebenheiten vorliegende Leerstandsquote dürfte sich demografiebedingt in den nächsten 10 bis 15 Jahren noch weiter verschärfen. Wie von IT.NRW prognostiziert, wird im Kreis Recklinghausen die Zahl der Privathaushalte und daraus resultierend auch die Wohnraumnachfrage langfristig gesehen etwa ab 2025/2030 zurückgehen. Dadurch droht die Gefahr zunehmender Wohnungsleerstände.
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4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
4.4.2.3 Veränderung der Wohnfläche
Für die derzeitige und künftige Wohnflächennachfrage sind neben veränderten Wohnansprüchen auch unterschiedliche demografisch bedingte Einflussgrößen verantwortlich. Neben anderen Parametern wie verfügbares Haushaltseinkommen, Wohlstandsentwicklung, Bauland- und Immobilienpreise etc. trägt zur Wohnflächenentwicklung auch die Zahl der Haushalte bei, denn eine – derzeit noch – steigende Zahl an Haushalten bedeutet gleichzeitig ein „Mehr“ an genutzter Wohnfläche.
Bezüglich des Einflusses der Haushaltsgröße auf die Wohnflächenentwicklung gilt: Je kleiner der Haus-halt, desto größer die Wohnfläche pro Kopf bzw. pro Wohnung. Allgemein ist im Kreis Recklinghausen im Zeitraum 2000 bis 2010 die durchschnittliche Wohnfläche pro Wohnung von 80,7 m² auf 82,0 m² ge-stiegen. Es ist davon auszugehen, dass die Wohnflächennachfrage im Kreis aufgrund der geschilderten Gegebenheiten zumindest noch bis ca.2025/2030 anhalten wird. Entsprechendes gilt im Einzelnen für die kreisangehörigen Städte.
Wohnfläche je Wohnung in m² im Kreis Recklinghausen (2000 zu 2010)
50556065707580859095
100
NRWKreis REWAREOEMAHEHAGLADODACR
76,5
83,8
92,4
76,8
97,1
78,480,8 81,5 79,5
87,482,0
85,2
20102000
Quelle: Kreis Recklinghausen, FD 18 (NRW Bank)
Verstärkt wird diese Wohnflächenentwicklung durch den Remanenz Effekt (Beharrungstendenz): Die Al-terung der Gesellschaft führt in den nächsten Jahrzehnten voraussichtlich zu einer deutlichen Zunahme der durchschnittlichen Wohnfläche pro Person. Die Haushalte älterer Menschen fallen am Wohnungsmarkt besonders ins Gewicht, da sie, nach dem Auszug ihrer Kinder, zum größten Teil allein in den großen (Fami-lien-) Wohnungen verbleiben. Sie nutzen insofern relativ mehr Wohnfläche als jüngere Haushalte, da sich der alternative Umzug oft ökonomisch nicht lohnt und die Bewohner das ihr vertraute Wohnumfeld nicht verlassen wollen oder können.
Der beschriebene Effekt führt auch dazu, dass ältere Haushalte große Wohnungen für die nächsten 10-15 Jahre „blockieren“ Diese stehen somit jüngeren Haushalten (in der Familiengründungsphase) mit höheren Wohnflächenbedürfnissen nicht zur Verfügung, sie greifen daher meist auf Wohnflächen außerhalb des Bestandes im Neubaubereich zurück.
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4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
4.5 Gesundheit und Pflege
Zwei weitere Bereiche, in denen die demografischen Veränderungen in naher und ferner Zukunft ihren Niederschlag finden werden, sind Gesundheit und Pflege. Die demografisch bedingt älter werdende Be-völkerung trägt dazu bei, dass sich die Gesundheits- und nicht minder die Pflegebranche in den nächsten Jahren auf einen steigenden Bedarf an Leistungen einstellen müssen.
4.5.1 Beeinträchtigung der Gesundheitssysteme
Zur steigenden Lebenserwartung haben maßgeblich sowohl gestiegener Wohlstand, verbesserte Arbeits-bedingungen, sicher aber auch der medizinische Fortschritt beigetragen. Jedoch sind ältere Menschen im tatsächlichen Erkrankungsfall – je nach Erkrankung – oftmals schwerwiegender und längerfristig betroffen als jüngere. Auch im Kreis Recklinghausen steigt der Anteil älterer Menschen als Bevölkerungsgruppe mit langwierigen Gesundheitsproblemen. In der Folge wird auch im Kreis Recklinghausen künftig mit einem steigenden Bedarf an Gesundheitsleistungen zu rechnen sein.
Die Verschiebung der Altersstruktur hat nicht nur Auswirkungen auf Seiten älterer Patienten, sondern be-trifft ebenso die Menschen, die in Gesundheitsberufen tätig sind und damit die Gesundheitsversorgung tragen. Der wachsenden Nachfrage nach Gesundheitsleistungen steht in Zukunft ein schrumpfendes Ar-beitskräftepotenzial gegenüber. So werden mittel- bis langfristig Personalengpässe zu erwarten sein, wenn keine spezifischen Maßnahmen zur Förderung der Gesundheitsberufe ergriffen werden. Der zu erwartende Personalmangel wird sich in den ärztlichen und pflegerischen Berufen und anderen gesundheits-assoziier-ten Berufsgruppen zeigen.
Im Kreis Recklinghausen als einer von industriellen und wirtschaftlichen Änderungsprozessen gepräg-ten Region kommt gerade dem Gesundheitswesen aufgrund seiner Bedeutsamkeit für Jung und Alt eine herausragende Stellung zu. Angesichts der stetig älter werdenden Bevölkerung stellt die facettenreiche Gesundheitsbranche eine große Chance für Beschäftigung dar. Die Möglichkeiten dieses zentralen und zukunftsorientierten Ausbildungs- und Beschäftigungssektors sind in unserer Region noch gar nicht voll-ständig ausgeschöpft – den wachsenden Gesundheitsmarkt gilt es beschäftigungspolitisch zu nutzen.
4.5.2 Bewältigung der Pflege
Die Ausgangslage im Bereich der Pflege gestaltet sich ähnlich wie im Gesundheitsbereich: mit zuneh-mendem Anteil höherer Altersgruppen steigt die Zahl der Pflegebedürftigen. Lag trotz medizinischem Fort-schritt der Anteil Pflegebedürftiger an der Gesamtbevölkerung im Kreis Recklinghausen entsprechend den Pflegestatistiken der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, IT.NRW, im Jahr 2007 bei 3,3 %, so lag sie im Jahr 2011 schon bei 3,8 %. Dabei gehen die Prognosen von einer weiteren Steigerung des Anteils der Pflegebedürftigen aus, insbesondere in der Gruppe der über 80- Jährigen. Schon jetzt gehört der Kreis Recklinghausen bedingt durch die Altersstruktur der Bevölkerung zu einer der Regionen mit der höchsten Inanspruchnahme von Pflegeleistungen, die jeweils um 0,6-0,8 Prozentpunkte über den Lan-deszahlen lagen (NRW 2007: 2,7 %, 2009: 2,8 % und 2011: 3,1 %). Daher wird im Kreis künftig mit einem stetig steigenden Bedarf an Leistungen durch Pflegedienste zu rechnen sein. Insbesondere der Anteil der Demenzerkrankten wird zunehmen; wie dem finanziell und personell in entsprechendem Maße Rechnung getragen werden kann, bleibt abzuwarten.
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4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
Der steigenden Zahl der Pflegebedürftigen und der damit verbundenen wachsenden Nachfrage an Pfle-geleistungen steht ähnlich wie im Gesundheitswesen – im Pflegebereich allerdings in verschärftem Maße – ein sinkendes Arbeitskräftepotenzial gegenüber. Nach den Daten der Bundesagentur für Arbeit fehlt be-reits zum gegenwärtigen Zeitpunkt für die schon heute Pflegebedürftigen eine ausreichende Anzahl an Fachkräften.
Mehrere Gründe werden in den nächsten Jahren diese Entwicklung noch verschärfen: Zum einen sind es die sich wandelnden gesellschaftlichen Strukturen: so wird in einer Gesellschaft, in der die familiären Strukturen immer schwächer werden und die individuelle Mobilität ganz im Vordergrund steht, der Anteil der pflegenden Angehörigen zurückgehen; zum anderen wird demografiebedingt der Anteil der arbeitenden Bevölkerung aufgrund des Rückgangs jüngerer Jahrgänge signifikant sinken und einen absehbaren Fach-kräftemangel hervorrufen; und schließlich ist es die geringe Attraktivität der Pflegeberufe, mit der sich die Pflegebranche auseinanderzusetzen hat. Letztere Problematik besteht darin, dass im Gegensatz zu den Be-rufen der Gesundheitsbranche die Suche nach Fachkräften im Bereich Altenpflege aufgrund der körperlich hohen Belastung und der aufgrund vieler Teilzeitstellen entsprechend niedriger Einkommen schwieriger ist.
Andererseits fällt dem Sektor Pflege im Kreis Recklinghausen neben der Gesundheitsbranche insofern auch eine sehr bedeutungsvolle Rolle zu, da sich hier ebenfalls die Chance bietet, viele Menschen in Aus-bildungs- bzw. Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln.
4.5.2.1 Entwicklung der Empfänger häuslicher Pflege (ambulante Pflege/Pflegegeld)
Der Großteil der Betreuung Pflegebedürftiger findet in der häuslichen Umgebung statt; sie wird entweder von pflegenden Angehörigen allein unter Bezug von Pflegegeld geleistet oder sie erfolgt in Zusammen-arbeit mit professionellen Pflegekräften bei teilweiser Auszahlung des Pflegegeldes bzw. ausschließlich durch professionelle Pflegekräfte als Pflegesachleistung.
Pflegerische Versorgung insgesamt im Kreis Recklinghausen 2011 (absolut)
Pflegegeldempfänger
vollstationäre Pflege
ambulante Pflege (Sachleistungen)
12.077
5.621
6.204
Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Pflegestatistik-Kreisvergleich
Auch im Kreis Recklinghausen fand im Jahr 2011 bei 23.902 Pflegebedürftigen laut Statistischem Amt des Bundes und der Länder der Hauptteil der Pflege/Betreuung in der häuslichen Umgebung statt: die häuslich erbrachte Pflege (Pflegegeld sowie Pflegesachleistungen) entsprach einem Prozentsatz von 74 %, wäh-rend der Anteil der vollstationären Dauerpflege fast 26 % betrug. Die häusliche Pflege im familiären Umfeld kommt also ca. Dreiviertel der pflegebedürftigen Personen zugute, während die stationäre Pflege nur von gut einem Viertel in Anspruch genommen werden muss.
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4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
Derzeit wird dem im SGB XI verankerten Grundsatz „ambulant vor stationär“ in der Pflege auch im Kreis Recklinghausen Rechnung getragen; dahinter steht der Grundgedanke, zuerst alle Möglichkeiten der am-bulanten Versorgung auszuschöpfen, bevor ein Pflegebedürftiger (voll)stationär in eine Pflegeeinrichtung überwiesen wird. Damit soll dem Leistungsempfänger ermöglicht werden, in seinem familiären Umfeld wohnen zu bleiben, zum anderen wird eine Kostenreduktion angestrebt, da die ambulante Versorgung für den Kostenträger in der Regel kostengünstiger ist als die stationäre.
Die demografisch bedingte Anstieg der über 80- Jährigen als „pflegeintensive“ Jahrgänge, beeinflusst die Zahl der zukünftigen Pflegefälle allerdings in bedeutsamer Weise.
Entsprechend den Daten von IT.NRW ist im Kreis Recklinghausen die Zahl der Empfänger häuslicher Pfle-geleistungen von insgesamt 15.227 Personen im Jahr 2001 um über 16 % auf 17.698 Personen im Jahr 2011 gestiegen. Es ist davon auszugehen, dass sich diese Entwicklung sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entsprechend den zahlenmäßigen Zunahmen älterer Jahrgänge noch weiter steigern wird.
Empfänger häuslicher Pflege im Kreis Recklinghausen – Sachleistungen und Pflegegeld (absolut)
02.5005.0007.500
10.00012.50015.00017.50020.000
201120092007200520032001insgesamtPflegegeld Sachleistungen
Quelle: IT.NRW - Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Pflegestatistik-Kreisvergleich
Damit einhergehend ist auch die Häufigkeit der Inanspruchnahme von Sachleistungen und Pflegegeldern gestiegen. Insbesondere ist die Anforderungsquote im Bereich der ambulanten Pflege, den Empfängern von Sachleistungen, gestiegen. Entsprechend den Daten von IT.NRW stieg die Zahl von 3.976 im Jahr 2001 auf 5.621 im Jahr 2011, das entspricht einer Steigerung von 41 %. Die Zahl der Pflegegeldempfänger bei Pflege durch Familienangehörige ist zwar hingegen „nur“ um 7 % gestiegen, stellt aufgrund ihrer zah-lenmäßigen Größe aber immer noch die führende Form der ambulanten Pflege dar (11.251 im Jahr 2001 zu 12.077 im Jahr 2011).
An diesen Zahlen wird erkennbar, dass zum einen versucht wird, dem Wunsch der Pflegebedürftigen nach einem heimischen Umfeld so gut wie möglich zu entsprechen. Zum anderen deuten sie jedoch bereits auf die einschleichenden Effekte des demografischen Wandels hin. In Zukunft wird die Pflege wahrscheinlich mehr und mehr von ambulanten Pflegediensten und anderen professionellen Dienstleistern erbracht wer-den müssen, vor allem aufgrund der Verschiebungen innerhalb der Familienstrukturen: der rückläufigen Zahl der Familien, der Rückgang der Kinderzahlen, der Zunahme der Single-Haushalte. Durch diese Ent-wicklungen wird die Situation im Pflegebereich zunehmend erschwert, insbesondere im Bereich der ambu-lanten Pflege. Es droht die Gefahr, dass keine ausreichende Versorgung mehr durch Familienangehörigen gewährleistet werden kann.
60
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
4.5.2.2 Entwicklung stationärer Pflegeeinrichtungen/stationärer Pflegeplätze
Während der Anteil der Pflegebedürftigen an der Gesamtbevölkerung im Kreis Recklinghausen insgesamt gestiegen ist und auch der Teilbereich der häuslichen Pflege (zusammengesetzt aus privater und professi-oneller Pflegeleistung) sich vergrößert hat, ist der Anteil der Pflegebedürftigen in vollstationärer Dauerpfle-ge nach Angaben der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder zurückgegangen: Lag die Quote der vollstationären Dauerpflege im Jahr 2007 noch bei über 26 % der Pflegebedürftigen insgesamt, so lag sie im Jahr 2009 nur noch bei gut 25 % und im Jahr 2011 sogar nur noch bei rund 24 %.
Stationäre Einrichtungen im Kreis Recklinghausen (absolut zum Jahresende)
01020304050607080
20122011201020092008200720032001
54 5564 67 68 69 70 72
Quelle: Kreis Recklinghausen, FD 57, eigene Darstellung
Gleichzeitig ist im Kreis jedoch die Zahl der stationären Pflegeeinrichtungen in der Zeit von 2001 bis 2012 von 54 auf 72 gestiegen. Damit einhergehend ist auch die Zahl der stationären Pflegeplätze in den Pfleg-einrichtungen gestiegen und zwar von 5.291 Plätzen im Jahr 2001 auf 6.713 in 2012.
Stationäre Pflegeplätze im Kreis Recklinghausen (absolut zum Jahresende )
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
7.000
20122011201020092008200720032001
5.2915.549
6.155 6.368 6.434 6.452 6.590 6.713
Quelle: Kreis Recklinghausen, FD 57, eigene Darstellung
Diese Entwicklung der Zunahme von stationären Pflegeeinrichtungen sowie der damit verbundenen Pfle-geplätze ist mit Ausnahme der Stadt Waltrop auch in den kreisangehörigen Städten zu beobachten.
Derzeit ist eine Überkapazität an Pflegeplätzen die Folge, sie ist allerdings noch relativ gering ausgeprägt. Das Überangebot hat bereits zu gewissen Leerständen in den Pflegeheimen geführt. Entsprechend den Zahlen von IT.NRW lag im Kreis Recklinghausen die Auslastungsquote in der vollstationären Dauerpflege
61
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
im Jahr 2007 bei 90 % und im Jahr 2011 bei 91 %, wobei Leerstände durch die Einrichtung von Kurzzeitpfle-geplätzen oftmals aufgefangen werden. Die Wirtschaftlichkeit eines Betriebes ist bei einer ca. 80 %-igen Belegung gegeben.
Stationäre Pflegeplätze in den Städten (absolut zum Jahresende)
0200400600800
1.0001.2001.4001.600
WAREOEMAHEHAGLADODACR201220102008200720032001
Quelle: Kreis Recklinghausen, FD 57, eigene Darstellung
Ein Grund für die derzeitigen Überkapazitäten an Pflegeplätzen war der Wegfall der staatlichen Steuerung des Pflegeplatzangebotes. Seit dem Inkrafttreten des Landespflegegesetzes im Jahre 2003 gab es keine Pflegebedarfsplanung mehr und somit auch keine Fortschreibung des indikatorengestützten Planungs-modells der Forschungsgesellschaft für Gerontologie im Auftrag des Landes NRW (siehe hierzu die vom Kreis Recklinghausen, Fachdienst 57, erstellten Pflegepläne aus den Jahren 2008 und 2012), wobei die Forschungsgesellschaft bislang hauptsächlich vom aktuellen Nachfrageverhalten der älteren Bevölkerung ausging.
Es ist durchaus möglich, dass die demografische Entwicklung mit der Zahl der rasant steigenden älteren Bevölkerung und der steigenden Zahl der Pflegebedürftigen die Leerstände in den Pflegeheimen durch die Notwendigkeit von Pflegeplätzen künftig wieder sinken lässt. Daher ist bei der Pflegeplanung stets zu berücksichtigen, dass ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der demografisch bedingt real steigenden Zahl an Pflegebedürftigen und dem tatsächlichen Nachfrageverhalten der älteren Bevölkerung besteht.
4.5.2.3 Alternative Formen des Wohnens im Alter
Die sich verändernde Altersstruktur der Gesellschaft hat zum einen Auswirkungen auf das Wohnen im Alter: so wird der Bedarf an altengerechten/barrierefreien Wohnungen und den damit zum Teil verbunde-nen Umbauten bzw. Rückbauten der Wohnungsbestände relevant zunehmen. Zum anderen zeigen sich Auswirkungen auf die pflegerische Versorgungsstruktur. Es wird inzwischen deutlich, dass sich die Le-bensentwürfe der älteren pflegebedürftigen Menschen mit ihren Vorstellungen und Bedürfnissen in Bezug auf individuelle Wohnformen verändert haben und sich diese Tendenz in den nächsten Jahren noch weiter verstärken wird. Wie beschrieben besteht im Kreis Recklinghausen zum gegenwärtigen Zeitpunkt eher die Tendenz einer gewissen Abwendung gegenüber stationären Pflegeeinrichtungen hin zur ambulanten Ver-sorgung beziehungsweise zu anderen Wohnformen im Alter.
Eine neue alternative Wohnform, die in unserem Kreisgebiet bei der älteren Generation eine immer grö-ßere Nachfrage findet, ist das „Betreute Wohnen“, eine Wohneinrichtung in Kombination mit ambulan-ter Pflege. Dahinter verbirgt sich eine vielfältige Angebotspalette wohnungsbezogener Betreuungs- und
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4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
Servicekonzepte, die jedoch alle den Grundgedanken verfolgen, dass jeder in den „eigenen vier Wänden“ einer barrierefreien Einrichtung lebt und je nach Pflegebedarf spezielle Grund- und Wahlleistungen hin-sichtlich Betreuung und Service in Anspruch nehmen kann. Die Nachfrage nach dieser Form des Wohnens steigt, wie die Zahlen der vom Kreis Recklinghausen, Fachdienst 57, erstellten Berichte belegen. Lag die Zahl der Wohnanlagen mit Betreutem Wohnen im Jahr 2004 noch bei 23 Einheiten, so waren im Jahr 2012 kreisweit bereits 43 Einheiten vorhanden, dies entspricht einer Steigerung von etwa 87 %. Es ist davon auszugehen, dass der Bedarf aufgrund der demografischen Entwicklung weiter steigen wird.
Die sich verändernden Lebensvorstellungen und Lebensstile der älteren Menschen haben generell Aus-wirkungen auf die pflegerische Versorgungsstruktur. Die bislang klassischen Senioreneinrichtungen verlie-ren zunehmend an Akzeptanz und stehen zumindest in einem Wettstreit mit weiteren neuen alternativen Wohnformen wie dem schon erwähnten Betreuten Wohnen, aber auch weiteren ambulant betreuten Wohn-gemeinschaften oder auch den sogenannten Mehrgenerationenhäusern etc.
Schließlich sind es auch finanzielle Aspekte und der Mangel an Fachkräften, die dafür sprechen, den wei-teren Ausbau an Pflegeheimen/Pflegeplätzen einzudämmen. Bis zum Jahre 2050 wird aufgrund der gebur-tenstarken Jahrgänge der heute 40- bis 60- Jährigen fast eine Verdoppelung der Zahl an Pflegebedürftigen erwartet. Wollte man die Zahl der Heimplätze um die entsprechende Zahl an Heimpflegeplätzen erhöhen, würde dies zu einer nicht aufzufangenden Kostenexplosion führen, so dass die Hinwendung zu anderen, kostengünstigeren Wohnformen unausweichlich ist.
63
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
4.6 Weitere Bereiche des demografischen Einflusses
Die oben spezifizierten Auswirkungen des demografischen Wandels sind nur die markantesten und tief-greifendsten; weitere Auswirkungen werden in nahezu allen Bereichen ihren Niederschlag finden. Es wird wohl keinen Bereich des öffentlichen und privaten Lebens geben, der vom demografischen Wandel aus-geklammert sein wird. Im Rahmen des hier vorliegenden Demografie-Berichtes kann jedoch aufgrund der Komplexität des Themas nicht auf alle Bereiche detailliert eingegangen werden, denen aber in anderem Zusammenhang gebührende Berücksichtigung zuzuschreiben ist, z.B. der Infrastruktur und dem Verkehr.
4.6.1 Auswirkungen des demografischen Wandels auf die kommunale Finanzsituation
Die beschriebene Demografie-Entwicklung wird sich sowohl auf die beschriebenen Bereiche als auch auf die kommunale Finanzsituation auswirken. Ihr Einfluss auf die öffentlichen Haushalte des Kreises und der kreisangehörigen Städte ist jedoch von derart komplexer Natur, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Konsequenzen und Auswirkungen auf die Finanzen schwer abzuschätzen sind und hier demzufolge nur angerissen werden. Die konkreten finanziellen Veränderungen sind im Einzelnen für die nahe Zukunft noch spezifizierter zu analysieren und zu konkretisieren. Als zentrale Voraussetzung ist es erforderlich, im Vorfeld die sich vor Ort abzeichnenden demografischen Veränderungen zu erfassen und zu erkennen, um daraus die einnahmen- und ausgabenseitigen Effekte demografischer Einflussfaktoren zu identifizieren und möglichst präzise zu quantifizieren.
Der Einfluss des demografischen Wandels auf die Kommunalfinanzen ist allerdings insofern von gravieren-der Bedeutung, da aufgrund der bereits gegenwärtigen finanziellen Engpässe des Kreises und der Städte die haushaltsrechtliche Situation durch demografische Aspekte noch verschärft werden könnte. Finanzielle Konsequenzen durch den demografischen Wandel ergeben sich in nahezu allen Bereichen der kommuna-len Daseinsvorsorge, die sowohl von negativer als auch von positiver Beeinflussung sein können. Entspre-chend dem Informationspapier des Wegweisers-Kommune.de der Bertelsmann Stiftung werden beispiel-haft einige grundlegende einnahme- und ausgabenseitige Effekte des Demografie-Wandels aufgeführt, die auch Anwendung auf den Kreis Recklinghausen finden dürften:
Einnahmeseitige Effekte des demografischen Wandels:
Die absolute Summe der Einnahmen der kreisangehörigen Städte wird weitgehend bestimmt durch die Höhe des örtlichen Steueraufkommens sowie die Zuweisungen aus den Finanzausgleichssystemen von Bund und Land.
So führt z.B. die allgemein sinkende Zahl von Einwohnern im Kreisgebiet zu geringeren Gesamteinnahmen aufgrund eines rückläufigen absoluten Aufkommens aus Steuereinnahmen sowie zu sinkenden Finanzaus-gleichsleistungen.
Auch von der Veränderung der Altersstruktur gehen einnahmeseitige Effekte aus: So sind die durchschnitt-lichen Pro-Kopf-Steuerzahlungen der Einwohner im Alter von über 60 Jahren deutlich geringerer als die der Einwohner in den Altersgruppen der 30- bis 50- Jährigen, so dass in der Tendenz die Alterung der Be-völkerung ebenfalls einen Rückgang des Steueraufkommens bewirkt, und zwar sowohl absolut wie auch pro Einwohner betrachtet.
64
4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
Ausgabenseitige Effekte des demografischen Wandels:
In dem Bereich „Soziale Struktur“ ist zum einen mit steigenden Aufgaben- und Ausgabenlasten insbeson-dere im Bereich der Sozialhilfe („Hilfe in besonderen Lebenslagen“ – wie Krankenhilfe, Hilfe zur Pflege etc.) infolge einer steigenden Zahl älterer und insbesondere auch pflegebedürftiger Personen zu rechnen. Auch werden aufgrund einer steigenden Lebenserwartung trotz der damit verbundenen längeren Lebensgesund-heit in der Zukunft weitere Ausgabensteigerungen erwartet.
Außerdem dürften die Langfristfolgen der Teil- bzw. Dauerarbeitslosigkeit und der damit verbundenen Unterbrechungen der Erwerbsbiografien sowie auch die geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse dazu führen, dass in Zukunft eine steigende Zahl älterer Menschen auf ergänzende Sozialhilfeleistungen an-gewiesen sein wird, da die Ansprüche dieser Personengruppen im Rentenalter an die Sozialversicherung zur Bestreitung des Lebensunterhalts nicht ausreichen werden. Damit verbunden wäre eine Erhöhung der Kosten für die Grundsicherung im Alter zur Vermeidung drohender Altersarmut.
Andererseits scheint sich im Bereich „Wirtschaft und Arbeit“ die Lage auf dem Arbeitsmarkt zu entzerren: die tendenziell rückläufigen Arbeitslosenquoten deuten darauf hin. Da in den nächsten Jahren und Jahr-zehnten sogar von einem Arbeitskräftemangel ausgegangen werden kann, erscheint ein Rückgang des Aufwandes für das Arbeitslosengeld II durchaus realistisch, sofern nicht andere Komponenten (Abbau von weiteren Arbeitsplätzen in dieser Region) die Situation erneut verschärfen. Dies hätte zur Konsequenz, dass sich der demografische Wandel bezogen auf eine niedrigere Anzahl von Leistungen des Arbeitslosen-geldes durchaus positiv auswirken könnte.
Im Bereich „Wohnen“ führt die Alterung der Gesellschaft durch die Veränderung der Lebensformen zu ei-nem Anstieg der Einpersonenhaushalte. Das zieht z.B. Implikationen für die Wohnungsnachfrage und die Versorgungsstrukturen bei den „kommunalen Gemeinschaftsdiensten“ (Abfallentsorgung, Wasserver- und Entsorgung etc.) nach sich.
Im Bereich „Bildung“ lässt der demografische Wandel aufgrund relativ niedriger Geburtenraten den Ka-pazitätsbedarf an Schulräumen langfristig – je nach Schulform – sinken. Andererseits könnten sich die Ausgaben in Bezug auf (schulische und berufsqualifizierende) Ausbildung sowie Betreuung von Kindern im vorschulischen Alter (Ausbau der U 3-Betreuung) kostensteigernd auswirken.
In nahezu allen Bereichen spielt das Problem der Ausgabenremanenz (Beharrungstendenz) eine außer-ordentliche Rolle: Kommunale Einrichtungen, angefangen von Schulgebäuden über Kultureinrichtungen, auch die Kommunalverwaltungen selbst, bis hin zur Infrastruktur und Abfallentsorgung, Wasserver- und-Entsorgung etc., sie alle sind bislang für eine bestimmte Bevölkerungszahl ausgelegt. Ein Rückgang der Einwohnerzahl führt nun dazu, dass die Pro-Kopf-Aufwendungen für das Aufrechterhalten der Infrastruktu-ren und die Betriebs- bzw. Folgekosten ansteigen, da ein Rückbau der Einrichtungen in der Regel nicht im Gleichschritt mit dem Bevölkerungsrückgang erfolgen kann.
Ist z.B. ein Schulgebäude für die Unterbringung von 500 Schülern ausgelegt und sinkt die Zahl der Schüler mit der Einwohnerzahl, so wie es im Kreis Recklinghausen der Fall ist, so führt dies zu steigenden Kosten der Schulversorgung, und zwar auf jeden Schüler wie auch auf den einzelnen Einwohner gerechnet. Der-artige Ausgabenremanenzen lassen sich in nahezu allen Infrastrukturbereichen finden.
Im Bereich „Pflege“ führt die Veränderung der Altersstrukturen verstärkt zu einer Verschiebung der Nach-frage nach öffentlichen Gütern mit Blickrichtung auf altersrelevante Leistungen (steigende Nachfrage nach Plätzen in Pflegeheimen bzw. der Nachfrage nach anderen Wohnformen im Alter sowie anderweitiger
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4 AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS
Unterstützungsangebote), die durch geringer werdende finanzielle Möglichkeiten der Betroffenen beim Er-werb von Pflegeleistungen verschärft wird.
Schließlich gehen alle Bevölkerungsprognosen, nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund des Erhalts der Wirtschaftskraft und der sozialen Sicherungssysteme, von signifikanten (gesteuerten) „Zuwanderungen“ aus, die zu steigenden Integrations-Aufwendungen und -Herausforderungen führen werden. Diese Aufga-ben sind insbesondere vor Ort, also in den kreisangehörigen Städten, zu bewältigen (steigende soziale und monetäre Kosten der Integration, Vermeidung von sozialräumlicher Segregation/Ghetto-Bildung).
Diese im Skript Wegweiser-Kommune-de der Bertelsmann-Stiftung vorgestellten Auswirkungen des demo-grafischen Wandels auf die kommunale Finanzsituation sind im allgemeinen auch auf den Kreis Reckling-hausen übertragbar, nichtsdestoweniger sind sie kreisbezogen genauer zu spezifizieren und zu konkreti-sieren und gegeneinander abzuwägen.
Summarisch lässt sich feststellen, dass der demografische Wandel die Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben der öffentlichen Haushalte erheblich beeinflussen wird – zu dieser Erkenntnis kommt auch der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in seiner Expertise zu den „Herausforderungen des demografischen Wandels“. Insbesondere in den demografie-sensitiven Bereichen der staatlichen Alterssicherung (u.a. auch Grundsicherung im Alter, Pflege) und der Gesundheit ist mit einem deutlichen Ausgabenanstieg zu rechnen. Aber es gibt auch andere Bereiche, bei denen sich der demografische Wandel finanziell positiv auswirken könnte, die im Einzelnen noch näher zu analysieren sein werden.
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5 VOM DEMOGRAFIE-MONITORING ZU EINER KOMMUNALEN DEMOGRAFIE-STRATEGIE
Wie in der Einleitung bereits ausgeführt, soll der hier vorgelegte Demografie-Bericht durch die Herausar-beitung bestimmter Bereiche Ansatzpunkte liefern, um Handlungsfelder einer Demografie-Strategie benen-nen zu können. Aufgrund der inneren Struktur des Kreises, die durch zehn sehr eigenständig agierende und strukturell teilweise sehr unterschiedliche Städte geprägt ist, kann es für den Kreis Recklinghausen deshalb nicht „die eine“ Demografie-Strategie geben. Es obliegt allein den kreisangehörigen Städten, im Rahmen des gesetzlichen Auftrags zur Daseinsvorsorge (abgeleitet aus § 28 Grundgesetz zur kommuna-len Selbstverwaltung) über die Entwicklung und die Bestandteile einer kommunalen Demografie-Strategie zu entscheiden.
Allerdings könnte es für die Entwicklung und den Vergleich von Demografie-Strategien der kreisangehöri-gen Städte hilfreich sein, wenn sich diese auf gemeinsame grundlegende Sichtweisen und Leitziele einigen würden. Die in diesem ersten Demografie-Bericht aufgegriffenen Aspekte sind daher auch als Anregungen zu verstehen, welche Aspekte bei der Entwicklung einer kommunalen, auf die eigene Stadt bezogenen Demografie-Strategie von Bedeutung sein könnten.
Im Folgenden werden deshalb überörtliche, aber auch kreisbezogene Aktivitäten skizziert, die sich mit dem Thema „Demografie-Strategie“ befassen.
Darüber sollte nicht vergessen werden, dass die Städte und die dort Verantwortung Tragenden in vielen Teilbereichen – Jugendhilfeplanung, Schulentwicklungsplanung, Sozialplanung, Stadtentwicklungsplanung – bereits seit Jahrzehnten auf Teilaspekte des demografischen Wandels reagieren. Dabei bedeutet „reagie-ren“ keinesfalls ein nachträgliches Anpassen von Maßnahmen an stattfindende Entwicklungen, sondern durchaus auch ein konzeptionelles Vorgehen auf Grundlage prognostizierter Veränderungen. In vielen Pa-pieren ist daher auch nicht von einem „Erkenntnisdefizit“, sondern von „Umsetzungsproblemen“ die Rede, wobei letztere eindeutig den oftmals mangelhaften finanziellen Rahmenbedingungen geschuldet sind.
5.1 Vorhandene Ansätze zur Entwicklung einer Demografie-Strategie
5.1.1 Demografie-Strategie der Bundesregierung
2011 legte die Bundesregierung ihren ersten Demografiebericht vor, 2012 eine „Demografie-Strategie“. Der Deutsche Landkreistag hat hierzu in seinem Rundschreiben 278/12 vom 08.05.2012 treffend festgestellt:
„Das Bundeskabinett hat am heutigen Vormittag seine lange angekündigte Demografie-Strategie verab-schiedet. Diese enthält Ziele, strategische Handlungsfelder und Maßnahmen aus Sicht des Bundes zur Anpassung an die demografischen Veränderungen. Die meisten der darin enthaltenen Maßnahmen aus unterschiedlichen Politikbereichen sind bereits bekannt, sodass der eigentliche – und zu begrüßende – Mehrwert der Strategie darin besteht, dass der Bund seine diesbezüglichen Aktivitäten bündelt und zudem einen Dialogprozess ins Leben rufen will, der das Thema des demografischen Wandels ebenenübergrei-fend koordinieren und bündeln soll.“
Inzwischen hat dieser Dialogprozess unter Einbeziehung von Verbänden und Institutionen begonnen. Am 04.10.2012 und am 14.05.2013 wurden auf zwei „Demografie-Gipfeln“ bisher die (Zwischen-) Ergeb-nisse dieses Dialogprozesses vorgestellt. Im Bericht über den 2. Gipfel trägt Kapitel V. die Überschrift
5. VOM DEMOGRAFIE-MONITORING ZU EINER KOMMUNALEN DEMOGRAFIE-STRATEGIE
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5 VOM DEMOGRAFIE-MONITORING ZU EINER KOMMUNALEN DEMOGRAFIE-STRATEGIE
„Entwicklung eines nationalen Koordinierungsrahmens zur Sicherung der Daseinsvorsorge und Stärkung der regionalen Wirtschaftskraft“. Auf die Kommunen bezogen heißt es in diesem Kapitel:
„Den Kommunen mehr Gestaltungsspielräume eröffnen. Der Umgang mit dem demografischen Wandel ist eine querschnittsorientierte Aufgabe, die langfristig angelegt sein muss. Sie kann nur gemeinsam mit Akteuren aus der Wirtschaft und Zivilgesellschaft erfolgreich gelingen. Kommunen und regionale Akteure brauchen Gestaltungsspielräume, um fachübergreifende und räumlich vernetzte Lösungen umsetzen zu können. Standards und Normen müssen regelmäßig überprüft werden und offen für innovative Lösungen sein.“
Und weiter unten etwas konkreter: „Länder und Kommunen unterstützen darüber hinaus mit zahlreichen weiteren eigenen Aktivitäten die Umsetzung von konkreten Strategien und Projekten vor Ort. Schwerpunk-te sind unter anderem die Förderung interkommunaler Kooperationen, die Erarbeitung integrierter – oft-mals überörtlicher – Entwicklungskonzepte, die Gewährleistung der ärztlichen Versorgung, die Sicherung der Schulversorgung, die Verbesserung der Mobilität, die Förderung bürgerschaftlichen Engagements, die Verbesserung der Breitbandversorgung, die Fachkräftesicherung, die Integration, die Revitalisierung von Brachen, der Stadt- und Dorfumbau sowie regenerative Energien.“
Als „nächste Schritte“ werden u.a. genannt: „Betrachtung von ressort-, ebenen- und raumübergreifenden Aspekten zentraler Programme und Vorgaben (Wirksamkeit von Gesetzen, Normen, Standards) als Unter-stützungsrahmen bei der Gestaltung des demografischen Wandels sowie Prüfung von Bedarf, Inhalten und möglichen Organisationsformen für ein verstetigtes ressort- und ebenenübergreifendes Koordinierungsver-fahren von Bund, Ländern und Kommunen.“
5.1.2 Ziele und Handlungsstrategien im Kreis Recklinghausen
Auf Initiative des Landrats hat der Kreistag Recklinghausen auf seiner Sitzung am 05.07.2010 „Ziele und Handlungsstrategien im Kreis Recklinghausen“ beraten und beschlossen.
Im Vordergrund standen dabei 6 Handlungsfelder:
1. Beste Bildung für alle2. Wirtschaft fördern, um Arbeitsplätze zu schaffen3. Soziale Gerechtigkeit/Reduzierung des Sozialtransferbedarfs4. Gemeinschaft der Generationen/Demografischer Wandel5. Finanzielle Handlungsfähigkeit wiederherstellen und sichern6. Zukunftsfähigkeit der Verwaltung strukturell, personell, infrastrukturell und kulturell entwickeln
Zu den einzelnen Handlungsfeldern gehörten sehr konkret formulierte Ziele. Im Textteil der Vorlage wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese Ziele überwiegend nur durch aufeinander abgestimmtes Han-deln erreicht werden können: „Allen Beteiligten muss klar sein: Die konkreten, darauf bezogenen Ziele erreicht keiner allein. Nur gemeinsam können Schulen, Unternehmen, Städte, Bürgermeisterin und Bür-germeister, Verwaltungen, der Kreis, der Kreistag oder der Landrat – kurz alle Beteiligten aus Politik, Ver-waltung und Gesellschaft daran mitarbeiten, gemeinsam Handlungsschritte und Programme zu entwickeln und umzusetzen.“
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5 VOM DEMOGRAFIE-MONITORING ZU EINER KOMMUNALEN DEMOGRAFIE-STRATEGIE
5.1.3 Interne Handlungsansätze der Kreisverwaltung
In der Kreisverwaltung selbst wurden 2011 folgende demografierelevante Themenbereiche identifiziert, in denen der Kreis aufgrund der gesetzlichen Vorgaben interkommunale Fach- und Handlungskompetenz besitzt:
● Kreisentwicklung/Planung● Bildung● Gesundheit/Soziales● Umwelt
Hierzu sollten laufende Projekte und Maßnahmen einerseits und für notwendig erachtete mögliche zukünf-tige Projekte und Maßnahmen andererseits erfasst werden. Nach Veröffentlichung der Demografie-Strate-gie der Bundesregierung erfolgte stattdessen jedoch eine breiter angelegte hausinterne Gesamt-Abfrage. In Tabellenform wurde dabei festgehalten, zu welchen Handlungsfeldern, Zielsetzungen und Maßnahmen-bereichen innerhalb der Kreisverwaltung bereits entsprechende eigene Maßnahmen und Projekte gestartet wurden oder in Vorbereitung waren. Zu den 56 Maßnahmenbereichen aus der Demografie-Strategie der Bundesregierung hat die Kreisverwaltung überwiegend bereits eigene Projekte gestartet. Teilweise ist eine Umsetzung auf kommunaler Ebene allerdings gar nicht möglich, weil die entsprechende Zuständigkeit beim Bund bzw. den Ländern liegt.
5.1.4 Themenbearbeitung in kreisweiten Arbeitskreisen
Wie in der Einleitung zu diesem Kapitel bereits ausgeführt, sind Diskussionen über Teilaspekte des demo-grafischen Wandels und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für das kommunale Handeln schon seit Jahrzehnten Bestandteil des fachlichen Verwaltungshandelns.
Ebenso lange bestehen auf Kreisebene Arbeitskreise u.a. zu den Themenbereichen Planung, Soziales und Wirtschafsförderung. Hinzugekommen ist der Bildungsbereich. In diesen Arbeitskreisen treffen sich die Beigeordneten bzw. verantwortlichen Verwaltungskräfte zum regelmäßigen fachlichen Austausch. Dabei standen und stehen sicherlich aktuelle Themen und Probleme im Vordergrund der Diskussion, aber eben auch immer wieder Fragen nach dem „Was passiert in Zukunft?“ und „Wie geht es weiter?“.
5.1.5 Arbeitskreis der Demografie-Beauftragten im Kreis Recklinghausen
Der Ende 2008 auf Initiative des Demografie-Beauftragten der Stadt Castrop-Rauxel angeregte und im März 2010 von der HVB-Konferenz formell begründete Arbeitskreis der Demografie-Beauftragten bzw. Kontaktpersonen tagt etwa 4-6 mal pro Jahr und pflegt einen regen Austausch über alle Aspekte des Demografischen Wandels. Im Auftrag der HVB-Konferenz legte der Arbeitskreis die Grundlage für das Demografie-Monitoring.
Anfang 2012 lud der Arbeitskreis zu einer „Fachveranstaltung Wohnen“ ein, an der über 100 Personen teilnahmen. In 2013 standen die Themen „Generationenprojekte“, „Leerstände“ und „Demografie und Wirt-schaft“ auf der Tagesordnung des Arbeitskreises. Für 2014 hat sich der Arbeitskreis das Thema „Quartiers-management“ vorgenommen.
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5 VOM DEMOGRAFIE-MONITORING ZU EINER KOMMUNALEN DEMOGRAFIE-STRATEGIE
5.1.6 Demografie-Berichte kreisangehöriger Städte
Bislang haben im Kreis Recklinghausen die Städte Castrop-Rauxel („Demografiebericht der Stadt Castrop-Rauxel“, 2009/2010), Herten („Herten 2020 – Strategisches Konzept Demografischer Wandel“, 2008) und Marl („Demografiebericht für die Stadt Marl“, 2008) eigene Demografie-Berichte vorgelegt.
Daneben gibt es in allen kreisangehörigen Städten Fachberichte – z.B. Schulentwicklungsplan, Flächen-nutzungsplan etc. –, die Aspekte des demografischen Wandels berücksichtigen und Handlungskonzepte für die Zukunft skizzieren.
5.1.6.1 Demografie-Bericht Castrop-Rauxel 2009
Der „1. Demografiebericht der Stadt Castrop-Rauxel“ wurde mit Datenstand Oktober 2009 im Oktober 2010 fertig gestellt und in seiner Endfassung am 08.12.2011 vom Rat der Stadt beschlossen und anschließend veröffentlicht.
In der Einleitung heißt es unter der Überschrift „Castrop-Rauxel: Der Zukunft eine Chance!“: „Der demo-grafische Wandel zählt zu den größten Herausforderungen, denen sich alle Kommunen stellen müssen. Als kontinuierlicher Veränderungsprozess stellt er die kommunale Planung beständig vor vielschichtige und immer neue Fragestellungen. Der Umgang mit den Bevölkerungsveränderungen und ihren Folgen ist deshalb eine grundlegende und langfristige Aufgabe der kommunalen Planung. Die Herausforderungen betreffen die Infrastrukturplanung, die Wohnraumversorgung, die Quartiers- und Zentrenentwicklung, so-ziale Leistungen und Unterstützungsangebote und nicht zuletzt den kommunalen Finanzhaushalt.“ Und weiter: „Es geht darum, die aktuellen Veränderungen zu analysieren, Handlungsoptionen zu identifizieren und verbindliche Ziele zu bestimmen. In allen kommunalen Handlungsbereichen müssen frühzeitig geeig-nete Strategien und Konzepte entwickelt und bestehende Planungen angepasst werden, um mit gezielten Maßnahmen den demografischen Wandel in Castrop-Rauxel gestalten zu können. Der Austausch und die Abstimmung zwischen den Verwaltungsbereichen sind dabei wichtiger denn je.“
Im Kapitel 5 – „Handlungsstrategien für Castrop-Rauxel“ – wird betont: Eine gesamtstädtische Strategie „Der Zukunft eine Chance!“ verlangt die Einbindung aller wichtigen Akteure, die Wahl geeigneter Diskussi-ons- und Beteiligungsformen sowie angemessene Entscheidungsstrukturen. Für die übergreifende Gestal-tung des demografischen Wandels in der Stadt Castrop-Rauxel gilt es deshalb zum einen, die bestehenden Prozessstrukturen weiter auszubauen und zum anderen, die inhaltliche Auseinandersetzung um die Ziele der Stadtentwicklung fortzuführen. Nicht zuletzt ist es Aufgabe der politischen Vertreter, Mut und Weitsicht für strategische Entscheidungen zu zeigen.“ Und zur Bürgerbeteiligung: „Die Bürger sind unverzichtbare Experten bei der Übertragung übergeordneter Ziele und Konzepte auf die Ebene der einzelnen Stadtteile. Ihre Kompetenzen und Potenziale können bei der Umsetzung von Maßnahmen u.a. über Multiplikatoren oder durch bürgerschaftliches Engagement eingebunden werden.“
5.1.6.2 Demografie-Bericht Herten 2008
Das „Strategische Konzept Demografischer Wandel“ der Stadt Herten entstand im Jahr 2008 und be-schrieb Situation und Handlungsbedarf auf 4 Feldern (Wohnen/Wohnumfeld, Wirtschaft/Arbeit, Bildung/Kultur, Gesundheit/Freizeit). In der Einleitung heißt es: „Das vorliegende Konzept versteht sich deshalb nicht als völlige Neuausrichtung. Es zieht Bilanz, indem es zunächst den aktuellen Stand der demografi-schen Entwicklung in Herten darstellt und Vergleiche zu Veränderungen im Land und in der Region zieht.
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5 VOM DEMOGRAFIE-MONITORING ZU EINER KOMMUNALEN DEMOGRAFIE-STRATEGIE
Es beschreibt und analysiert die aktuellen und noch zu erwartenden Entwicklungen und benennt Defizite bei Informationen, die für die weitere Planung erforderlich sind. Mit Blick auf die Zeitmarke 2020 werden die zukünftigen Handlungsbedarfe aufgezeigt.“
In der abschließenden Zusammenfassung wird die beabsichtige Vorgehensweise bei der Umsetzung so beschrieben: „Von den finanziellen Spielräumen abgesehen, bedarf es der Zusammenarbeit aller Kräfte in unserer Stadtgesellschaft (Bürgergruppen, Vereine, Kirchen, Betriebe, Sozialverbände, Gesundheitsein-richtungen usw.), um die anstehenden Aufgaben zu bewältigen. Die Kommune wird und kann nicht in allen Handlungsfeldern alleinige Akteurin sein. Sie wird aber initiierend, moderierend und beratend tätig sein und somit den demografischen Entwicklungsprozess kontinuierlich steuern und begleiten.“
5.1.6.3 Demografie-Bericht Marl 2008
Der „Demografiebericht für die Stadt Marl“ erschien 2008 in 2 Bänden. Zusammengestellt und bearbeitet wurde der Bericht vom Städtenetzwerk NRW. Band 1 befasste sich mit einem Zahlenvergleich Stadt Marl/Kreis/Land, einer entsprechenden Darstellung der Stadtteile sowie einer Auflistung „Themenspezifischer Handlungsfelder“ (Kinder/Jugendliche/Familie, Senioren, Migration/Integration, Politik/Verwaltung). Band 2 stellte „Porträts der Marler Stadtteile“ vor.
Gleich mit dem ersten Satz gab die Stadt ihr Ziel vor: „Die Stadt Marl will den demografischen Wandel aktiv mitgestalten.“ Und weiter: „Mit dem Demografiebericht sollen die Akteure in Stadtverwaltung und -politik für die absehbaren sozialen Veränderungen im Zuge des demographischen Wandels in Marl sensibilisiert wer-den. Der Demografiebericht soll eine wesentliche Basis für die künftigen Planungen in den Bereichen So-ziales, Bildung, Kultur und Infrastrukturentwicklung darstellen. So kann zum einen stadtintern das notwen-dige Verständnis für die Planung und Realisierung eventuell anstehender Einzelmaßnahmen (wie z. B. den Umbau von Infrastruktur) geschaffen werden. Zum anderen bietet der Demografiebericht eine Grundlage für einen gesamtgesellschaftlichen Dialog zwischen Politik, Verwaltung, Institutionen und Bürgerschaft.“
Diese Absicht setzte die Stadt schon bei der Arbeit am Demografiebericht in die Praxis um. Zu den ersten drei der vier zuvor genannten „themenspezifischen Handlungsfelder“ wurden in Workshops Analysen, Leit-sätze und Maßnahmevorschläge erarbeitet. In der Zusammenfassung heißt es dann zur Rolle der Stadt: „Abschließend lässt sich festhalten, dass die städtischen Organisationsstrukturen in Politik und Verwaltung entsprechend angepasst werden sollten, um der Querschnittsaufgabe „Den demografischen Wandel ge-stalten!“ wirkungsvoll gerecht zu werden. Durch ein verwaltungsinternes, ressortübergreifendes Kompe-tenzteam „Demografie“ und einen entsprechenden Ausschuss in der Politik können die notwendigen Schrit-te wie zum Beispiel die Erstellung von Stadtentwicklungs-, Integrations- und Bildungskonzepten erarbeitet und umgesetzt werden.“
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5 VOM DEMOGRAFIE-MONITORING ZU EINER KOMMUNALEN DEMOGRAFIE-STRATEGIE
5.2 Entwicklung einer kommunalen Demografie-Strategie: Der Ansatz der „Integrierten Stadtentwicklungsplanung“
Aus den drei kurz vorgestellten kommunalen Demografie-Berichten im Kreis Recklinghausen wird deutlich, dass die Bewältigung des demografischen Wandels eine gesamtstädtische Herausforderung und auch Aufgabe ist. Demzufolge sind den Berichten folgende Elemente auch konsequenter Weise gemeinsam:
● Es ist notwendig, die jeweils konkreten Auswirkungen des demografischen Wandels auf alle Bereiche der kommunalen Daseinsvorsorge zu analysieren
● Der Entwurf einer in sich widerspruchsfreien, fachlich breit aufgestellten Gesamtstrategie kann daher auch nur als Querschnittsaufgabe der Verwaltung verstanden werden
● Es bedarf realistischer Einschätzungen der Politik zu den Auswirkungen des demografischen Wandels und entsprechend realistischer Leitziele für die zukünftige Entwicklung der jeweiligen Stadt, die Grund-lage der Gesamtstrategie sein sollen
● Die Einbeziehung aller Akteure innerhalb der Kommune sowie der Bürgerschaft sind notwendiger Be-standteil des Prozesses zur Entwicklung einer tragfähigen Gesamtstrategie und deren erfolgreicher Umsetzung
Eine kommunale Demografie-Strategie ist folglich immer ausgehend von den strukturellen Gegebenheiten der Kommune eigenständig zu entwickeln. Es gibt (noch) keine Modell-Strategie, die für alle Kommunen gleich wäre. Es kommt daher darauf an, sich aus bestehenden Demografie-Strategien oder Handlungskon-zepten diejenigen Bestandteile anzusehen und aufzugreifen, die zu den eigenen strukturellen Gegebenhei-ten passen und ihm Rahmen der örtlichen Leitziele Grundlage entsprechender Projekte und Maßnahmen sein können.
Methodisch firmieren viele Ansätze zur Entwicklung einer Demografie-Strategie unter dem Begriff der „Inte-grierten Stadtentwicklungsplanung“. Die Fachkommission Stadtentwicklungsplanung des Deutschen Städ-tetages hatte erstmals 1991 eine Arbeitshilfe unter dem Titel „Steuerung der Stadtentwicklung“ vorgelegt, die 2003 überarbeitet und als Positionspapier „Zukunftssicherung durch integrierte Stadtentwicklungspla-nung und Stadtentwicklungsmanagement“ veröffentlicht wurde. Eine Aktualisierung dieses Papiers erfolgte im April 2013.
Einleitend wird in diesem Papier ausgeführt:
„Die Städte sind auch in Zukunft als Orte von Wissen und Kreativität die Treiber der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung. Für die Stadtentwicklungspolitik sind die kommenden Jahre eine besondere Bewährungsprobe: die trotz Wirtschaftswachstum zunehmende soziale und räumliche Ungleichheit, die in vielen Städten noch immer hohe Arbeitslosigkeit, der demografische und soziale Wandel der Stadtgesellschaft sowie der Klimawandel stellen hohe Anforderungen an die Gestal-tungs- und Steuerungsfähigkeit der Städte. Die strukturelle Krise der Kommunalfinanzen und die weiterhin stark schwankenden Gewerbesteuereinnahmen bergen große Risiken für die finanziellen Handlungsmöglichkeiten der Städte.
Die Bürgerinnen und Bürger erwarten indes eher mehr als weniger Leistungen. Gefordert wird Chan-cengleichheit für Stadtteile und unterschiedliche soziale Gruppen und Generationen, für Frauen und
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Männer. Widersprüchliche soziale, ökonomische und ökologische Ziele sind für eine nachhaltige Stadtentwicklung ins Gleichgewicht zu bringen. In dieser Situation müssen die Kräfte der Städte mo-bilisiert, kommunale Selbstverwaltung und Daseinsvorsorge gestärkt werden. Die lokale Ebene be-stimmt zwar nicht die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die gesellschaftliche Entwicklung, Städte können jedoch Kreativität und Innovationen vor Ort aktivieren und ihre Handlungsspielräume durch langfristige und integrierte Strategien klug nutzen.“
Inhaltlich erläutert die Arbeitsgruppe die Zielsetzung so:
„Eine zukunftsgerechte Stadtentwicklung nimmt in gleicher Weise ökonomische, ökologische, sozia-le und kulturelle Dimensionen der nachhaltigen Stadt in den Blick. Integrierte strategische Stadtent-wicklungsplanung bedeutet die Suche nach einem fachlich verantwortlichen und politisch tragfähi-gen Gleichgewicht zwischen diesen Dimensionen.“
Als „Aufgaben und Bausteine“ einer integrierten Stadtentwicklungsplanung werden aufgelistet:
● Steuerung und Netzwerkbildung● Förderung eines öffentlichen Dialogs zur Stadtentwicklung, neue Formen der Bürgerbeteiligung● Monitoring auf Stadtteil- und Quartiersebene● Planungsgrundlagen: Analysen, Szenarien und Prognosen● Langfristige Leitbilder, Leitlinien und Ziele als Orientierungsrahmen für private und öffentliche Akteure● Sektorale bzw. (teil-)integrierte, gesamtstädtische oder teilräumliche Handlungsprogramme● Evaluierung von Leitlinien, Prozessen und Ergebnissen
Hieraus ergibt sich folgende grafische Darstellung eines Steuerungsmodells:
AkteureKommunalpolitik,Stadtverwaltung,Bürger, VereineUnternehmen,
Kammern, Verbände,Regionalpartner
EvaluationAuswertung der Projekt-umsetzung, Prüfen des Ergänzungs- und Fortschreibungsbedarfs
MonitoringGesamtstädtisches, kleinräumiges und langfristi-ges Monitoring aller wichtigen Kenngrößen
LeitprojekteKonkrete Maßnahmen mit interdisziplinärer Ausrichtung und Einbeziehung aller Akteure
InformationsgrundlagenDaten und Prognosen zum demografischen Wandel:z.B. als Demografiebericht
Stadtprofil und LeitbildEindeutiges Stadtprofil, Leitbild Demografie als Handlungs- und Entschei-dungsrahmen
HandlungsprogrammKommunalspezifische Schwerpunktsetzung inden unterschiedlichen Handlungsfeldern
Nach einem Entwurf von Hans-Hermann Bode, Schwerin
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5 VOM DEMOGRAFIE-MONITORING ZU EINER KOMMUNALEN DEMOGRAFIE-STRATEGIE
Abschließend hat sich die Arbeitsgruppe auf 6 Qualitätskriterien für „Integrierte Stadtentwicklungskonzep-te“ verständigt:
1. Politische Legitimation, Verbindlichkeit, Wertorientierung
2. Kommunikation in offenen und strukturierten Planungsprozessen
3. Wissenschaftlich-analytische, empirische Grundlagen
4. Räumliche Orientierung, Visualisierung und Integration
5. Umsetzungs-, Zeit- und Finanzierungsbezug, Flexibilität
6. Evaluierung von Leitlinien, Leitprojekten und Planungsprozessen
Das Positionspapier des Deutschen Städtetages bietet – alles in allem betrachtet – mithin eine sehr fun-dierte Grundlage für weitere Überlegungen in den Kommunen des Kreises, die Entwicklung einer Demo-grafie-Strategie umsichtig anzugehen.
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6 FAZIT: DEMOGRAFISCHE VERÄNDERUNGEN ALS CHANCE
„Weniger, älter, bunter“ – von den drei wesentlichen Auswirkungen des demografischen Wandels klingen die Begriffe „weniger“ und „älter“ zunächst nicht unbedingt optimistisch.
Andererseits – und das haben die Ausführungen in diesem Demografiebericht auch belegen sollen – er-öffnen sich aus den anstehenden Veränderungen auch Chancen zur Gestaltung einer qualitätvollen städti-schen Zukunft, von der alle Bürgerinnen und Bürger profitieren können. Die Chance liegt darin, die Notwen-digkeit der Reaktion auf Veränderungen zu einer Neugestaltung bestehender Strukturen zu nutzen, die den heutigen und zukünftigen Anforderungen an eine „Stadtgesellschaft“ in technischer, sozialer und kultureller Hinsicht eher entsprechen als es heute teilweise der Fall ist.
Was den Kreis Recklinghausen betrifft, so wirkt sich infolge des anhaltenden Strukturwandels durch den Verlust überproportional vieler Arbeitsplätze im industriellen Bereich der Bevölkerungsrückgang stärker aus als im Landesdurchschnitt. Das somit vergleichsweise „größere Problem“ erzeugt mithin einen „größeren Lösungsdruck“.
In den kreisangehörigen Städten befassen sich Bürgerschaft, Politik und Verwaltung bereits seit vielen Jah-ren mit den unterschiedlichen Problemlagen. Angesichts knapper finanzieller Ressourcen sind die Spiel-räume für Veränderungen nicht groß. Umso wichtiger wird es sein, alle Vorhaben und Maßnahmen stadtin-tern aufeinander abzustimmen, eine Demografie-Strategie zu entwickeln und im Kontext einer integrierten Stadtentwicklungsplanung konzeptionell zu verfeinern und umzusetzen.
6. FAZIT: DEMOGRAFISCHE VERÄNDERUNGEN ALS CHANCE
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7 LITERATUR/QUELLENANGABEN
Allgemeines/Übergreifende Themen
● Zahlenangaben: Landesamt für Statistik NRW (IT.NRW), Bundesagentur für Arbeit, Kreis Recklinghau-sen: Statistikstelle (statistische Jahrbücher 2006, 2009, 2011), Fachdienste 18, 41, 53, 57 und 83
● Arbeitskreis der Demografie-Beauftragten: Diverse Arbeitspapiere, u.a. Abschlussbericht zu: Demogra-fie-Monitoring und demografische Berichterstattung im Kreis Recklinghausen
● Bertelsmann Stiftung: Wegweiser-Kommune.de: Diverse Publikationen, u.a. Einteilung in Demografie-Typen
● Bertelsmann Stiftung: Aktion Demografischer Wandel: Indikatoren- Erläuterung ● Bundesinstitut für Bau, Stadt, und Raumentwicklung (BBSR): Ausgewählte Strukturindikatoren aus der
laufenden Raumbeobachtung des BBSR● Bundesministerium des Innern: Demografiebericht – Bericht der Bundesregierung zur demografischen
Lage und künftigen Entwicklung des Landes● Bundesministerium des Innern: Jedes Alter zählt – Demografiestrategie der Bundesregierung● Bundesministerium des Innern: Jedes Alter zählt – Zweiter Demografiegipfel der Bundesregierung am
14. Mai 2013● Bundesverband der gemeinnützigen Landgesellschaften, Deutscher Landkreistag etc.: Chance! Demo-
grafischer Wandel vor Ort – Ideen – Konzepte - Beispiele ● Deutscher Landkreistag: Kreisentwicklungskonzepte als politisches Instrument zur Gestaltung des de-
mografischen Wandels● Deutscher Städtetag: Integrierte Stadtentwicklungsplanung und Stadtentwicklungsmanagement – Stra-
tegien und Instrumente (2013)● nachhaltiger Stadtentwicklung● Diverse Demografie-Berichte aus den kreisangehörigen Städten: Castrop-Rauxel, Herten und Marl● Kreis Recklinghausen: FD 53 Gesundheitsberichterstattung -Demografie und Gesundheit 2006, 2009,
2011● IT.NRW Landesdatenbank NRW: Diverse Publikationen● Kösters, Winfried: Weniger, bunter, älter – Den demografischen Wandel aktiv gestalten● Maretzke, Steffen, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) – Diverse Publikationen
Demografie-Berichte kreisangehöriger Städte
● Castrop-Rauxel● Herten● Marl
Bildung
● Kreis Recklinghausen, FD 41: Bildungsbericht Kreis Recklinghausen 2011 „Keiner geht verloren- Beste Bildung für alle“
7. LITERATUR/QUELLENANGABEN
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7 LITERATUR/QUELLENANGABEN
Ethnische Struktur
● Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Migrationsbericht (2011) im Auftrag der Bundesregierung● Kreis Recklinghausen, FD 13 im Rahmen des KOMM-IN-Projektes „Entwicklung eines Integrationsmo-
nitorings des Kreises Recklinghausen: 1. Integrationsbericht des Kreises Recklinghausen – Die Integration von Menschen mit Zuwanderungs-
geschichte im Kreis Recklinghausen, August 2012● Statistische Ämter des Bundes und der Länder: Bevölkerung nach Migrationsstatus regional, 2007 -
2011● Stadt Castrop-Rauxel: Integrationsmonitoring 2011, Bericht über den Stand der Integration von Men-
schen mit Zuwanderungsgeschichte in der Stadt CR● Stadt Dorsten: Integrationskonzept für Dorsten (2009) – Vom Spannungsabbau zur Förderung der Inte-
gration - Rahmenkonzeption für eine Fördernde Integrationspolitik● Stadt Herten: Integrationsmonitoring, Bericht 2007
Finanzen
● Bertelsmann Stiftung: Die Demographieabhängigkeit der Ausgaben und Einnahmen der öffentlichen Haushalte – Eine empirische Analyse unter Berücksichtigung der föderalen Verflechtungen
● Bertelsmann Stiftung: Wegweiser-Kommune.de: Nachhaltige kommunale Finanzpolitik vor dem Hinter-grund des demografischen Wandels
● Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung: Herausforderung des demografischen Wandels – Expertise im Auftrag der Bundesregierung, Mai 2011
Pflege
● Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes NRW: Wohnen im Alter Neue Wohnmodelle in NRW● Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes NRW - ZWAR – Zwischen Ar-
beit und Ruhestand – Leben im Quartier – Strategie für Kommunen mit Zukunft● IT. NRW Landesdatenbank NRW: Statistische Analysen und Studien, Band 76, Auswirkungen des de-
mografischen Wandels, Modellrechnungen zur Entwicklung der Pflegebedürftigkeit in NRW● Kreis Recklinghausen – FD 57 – Pflegepläne 2004 und 2008 – Broschüren Betreutes Wohnen im Alter 2004, 2007, 2009 und 2012 ● Sozialplanung für Senioren – Das Instrument – Das Handbuch● Statistische Ämter des Bundes und der Länder: Pflegestatistik 2007, Pflegestatistik 2009 – Pflege im
Rahmen der Pflegeversicherung/Kreisvergleich
Soziale Struktur
● Bundesagentur für Arbeit, Statistik, Statistik-Service West: Diverse statistische Erhebungen
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7 LITERATUR/QUELLENANGABEN
Wirtschaft und Arbeit, Ausbildung
● Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumordnung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) – BBSR-Online- Publikation: Fachkräftemangel. Ein neues, demografisch bedingtes Phänomen?
● Bundesministerium für Bildung und Forschung: Auswirkungen von demografischen Entwicklungen auf die berufliche Ausbildung
● Bundesregierung: Alterssicherungsbericht der Bundesregierung 2012 – Fortschrittsreport des Bundes-arbeitsministeriums „Altersgerechte Arbeitswelt“
● Deutscher Industrie- und Handelskammertag: Demografischer Wandel und Gesundheitswirtschaft - He-rausforderungen und Chancen
● Kreis Recklinghausen, Fachdienste 41 und 53: – Gesundheitsberichterstattung – Ausbildungsberufe – Gesundheit – Der Kreis Recklinghausen als Ausbildungsstandort für Berufe im Gesundheitswesen
Wohnen
● Bundesinstitut für Bau, Stadt, und Raumentwicklung (BBSR) – BBSR-Berichte KOMPAKT: Wohnungs-märkte im Wandel, zentrale Ergebnisse der Wohnungsmarktprognose 2025
● Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Familienatlas 2012 –Regiona-le Chancen im demografischen Wandel sichern
● Hochtief Construction AG Wohnquartier4 ● Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) – Working Paper – Der demografische Wan-
del und seine Konsequenzen für Wohnungsnachfrage, Städtebau und Flächennutzung● IT.NRW Landesdatenbank NRW: Statistische Analysen und Studien, Band 74, Auswirkungen des de-
mografischen Wandels, Modellrechnungen zur Entwicklung der Privathaushalte und Erwerbspersonen in NRW
● Kompetenznetzwerk Wohnen: Diverse Publikationen ● Kreis Recklinghausen, FD 18 in Zusammenarbeit mit der AG Wohnungsmarkt Ruhr: Wohnungsmarkt
Ruhr – Zweiter regionaler Wohnungsmarktbericht● Statistische Ämter des Bundes und der Länder: Demografischer Wandel in Deutschland – Heft 1 – Be-
völkerungs- und Haushaltsentwicklung im Bund und in den Ländern ● Stadt Marl: Handlungskonzept Wohnen
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